L wie Light von Blaetterklingen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kira! Mörder! Light! Schreie, Tausende Schreie. Sie schreien nach mir. In mir. Ich kann sie alle hören... Glasklare Wortscherben schneiden tief in meine Ohren. Mein Schädel platzt! „Ich...“ Zitternd fahre ich aus dem Schlaf und mir über die schweißnasse Stirn. Ich habe geträumt, nur ein Traum. Unwichtig. Wieso ist es hier so dunkel? Schnell fasse ich mich wieder und wende den Blick meinem ständigen Begleiter zu. Doch wo er am anderen Bett- und Kettenende liegen sollte, liegen mehrere, unterschiedlich stark verweste, nackte Leichen. Der Anblick lässt mich völlig kalt. Das ist grotesk. Wieso schockiert mich das nicht? „Du bist angekommen“, flüstert es hinter mir, ich drehe mich um, aber nichts... nichts außer noch sehr viel mehr Toten. Auch unter mir. Angewidert erhebe ich mich und sehe mich um. Der Himmel ist in ein makelloses Schwarz getaucht, doch die toten Leiber und mich selbst kann ich problemlos erkennen. Keine Beleuchtung, keine Schatten und nur mein ruhiger werdender Herzschlag stört die Stille dieses... Ist das ein Traum? Ich stehe auf der Spitze eines Berges aus leblosen Körpern, der in ein Tal von Leichen ausläuft. Ich sehe graue Verwesung und schwarzen Verfall und... etwas Weißes. Ist das...? Langsam und unnötig vorsichtig mache ich mich an den Abstieg. Die Leichen federn jeden meiner Schritte so stark, dass ich sie kaum berühre. Als ob sie den Kontakt zu mir scheuen... kommt mir der sonderbare Gedanke, als ich meinen Fuß vom Gesicht Lind L. Taylors erhebe. Das erste kaltblütige Opfer Ls im Kampf gegen Kira. Weit entfernt höre ich das eigentümliche Geräusch von reißendem Papier und ich bin mir sicher, es kommt von ihm. Etliche der ausdruckslosen Gesichter kommen mir merkwürdig vertraut vor, da liegt Naomi Misora, reflexartig schaue ich weg. Wieso? Weil auch sie mich für Kira hielt? Zu dem reißenden Geräusch ist nun ein kauendes und schwer schluckendes gekommen. Was tut er da? „L?“, frage ich die hockende Gestalt, obwohl ich die Antwort längst kenne. „Töten. Töten. Töten“, höre ich die bekannte Stimme leise vor sich hin flüstern. „Es ist so leicht und wer kann sagen, dass es falsch wäre? Es ändert die Welt. Und schuldig sind alle. Erst die Schwerverbrechen, dann die leichten Vergehen...“ „L... bist du...?“ „...dann die Arbeitslosen. Behinderten...“ „L!“ „...die Kranken, die Hässlichen...“ „L! Sei ruhig!“ „...die Schwachen, die Dummen, die Abnormen und letztlich alle, weil niemand perfekt ist...“ „L!“, schreie ich erneut und reiße ihn hart an der Schulter herum. „Aber...Ich?“, entfährt es mir. Nein, das ist L. Sah ich nicht im ersten Moment mir ins Gesicht? „Was ist los? Hast du nicht gesehen, was du erwartet hast?“, fragt er und durchsticht mich fast mit seinen kalten, schwarzen Puppenknöpfen, die fordernd die Antwort auf die Frage aus meinen Augen reißen wollen. „Was... was sollte ich denn erwartet haben?“, stolpern die Worte unsicher aus meinem Mund. „Dich. Kira“, sagt L und schiebt sich ein Stück Papier in den Mund, auf dem er angestrengt kaut und es dann herunterschluckt. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich... was isst du da?“ „Das Death Note“, sagt er trocken. „Was?“ „Schockiert dich das etwa?“ Er hebt den zerrissenen Umschlag des Notizbuches und zeigt auf eine der Regeln: Das Death Note ist gebündelte Energie. Energie kann nicht zerstört, sondern nur in andere Energie umgewandelt werden. „Das ist lächerlich, diesen Absatz gibt es nicht. Das würde direkt andere Regeln negieren. Was ist das für ein absurder...“ Bevor ich aussprechen kann, trifft mich sein Fuß so hart und unerwartet im Gesicht, dass meine Ohren pfeifen und ich schmerzlich nach hinten falle. Doch die Leichen wollen mich nicht und stoßen mich wieder nach oben. Den nächsten Tritt kann ich abblocken und schlage ihm mitten ins Gesicht. Ein höllisches Knacken übertönt das Rauschen in meinen Ohren. L weicht einen Schritt zurück und schüttelt sich. Seine Nase hätte gebrochen sein müssen, aber keine Spur meines Schlags blieb auf seinem Gesicht zurück. Er lächelt. Habe ich ihn jemals lächeln sehen? „Hätte ich das Buch zuerst gefunden, hätte ich genau wie du gehandelt. Sicherlich... überlegter“, spottet L und beißt sich abrupt die Hautschlagader seines rechten Armes auf. „Was tust du da?“, verlassen mich die ungläubigen Worte. „Hier gibt es nichts zum Schreiben“, sagt er eher zu sich und reißt sich sein weißes Hemd vom Körper. Bevor ich reagieren kann, steht schon Light Yag... in Blut geschrieben auf seinem Oberkörper. „Nein!“, schreie ich begreifend und werfe mich ihm entgegen, doch er weicht leichtfüßig aus und vollendet meinen Namen auf seinem Oberkörper. Light Yagami 40 Sekunden Erneut stürze ich auf ihn zu und treffe ihn schnell hintereinander an Bauch, Brustkorb, Kopf. Ohne jegliche Regung rast mir erneut sein Bein entgegen. Ich kann dem Tritt ausweichen, doch zieht er mir mit einem zweiten rasch die Beine weg und rammt mir seinen Ellbogen in meinen Solarplexus, dass mein Herz fast stehen bleibt. Alles verschwimmt. Er beugt sich über mich, ich versuche mich zu wehren, aber ich kann mich nicht bewegen. Eine hässliche, verzerrte Fratze grinst mich von dort an, wo eben noch Ls Gesicht war... Und nun mein Gesicht... Triumphierend blicken mich meine Augen voller Verachtung an. „Ich...“ „Nein...“, sagt das andere Ich, presst seine Lippen auf die meinen und legt sich fordernd auf meinen Körper, sodass ich ihn überall spüren muss, und höre in den letzten Sekunden meines Lebens nur ein laszives „Nein, nicht du... Ich!“ von ihm. „Du...“ Zitternd fahre ich aus dem Schlaf und mir über die schweißnasse Stirn. Ich habe geträumt, nur ein Traum. Lange atme ich einfach nur ein und aus, um mich zu beruhigen. Seitdem ich an L gekettet bin, kommen solche Träume immer häufiger vor. „Deine Hand ist nass“, verkündet mir Ls Stimme vom anderen Bettende und überrascht ziehe ich die Hand zurück, mit der ich seine fest umklammerte. „Ich...“ „Lass uns weiter arbeiten, wir müssen Kira finden, wenn wir ihn nicht schon längst haben“, sagt er und mustert dabei jede Regung meines Gesichtes. „Wie lang habe ich geschlafen?“ „Lange genug, um zweimal meine Hand zu greifen, und jetzt komm endlich.“ Hosted by Animexx e.V. 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