Ein Märchen von Sam_Linnifer (Eine Reise durch die Märchenwelt) ================================================================================ Kapitel 7: Windgesang --------------------- Als sie so lief, wer wusste schon wie lange Zeit, da wich der Winter und es wurde Frühling. Emily war dankbar, als die Sonne sie nun wärmte, als Vogelgesang und Blumenduft ihren Weg begleiteten. Kleine Wasser im Winter Tod gefroren begleiteten plätschernd ihren Weg, stillten ihren Durst, während die Erde sie mit Nahrung versorgte. Sie sprach nicht mehr zu ihr, wenn Emily sich bedankte, doch das Mädchen war ganz sicher, dass sie es vernommen hatte. Mit jedem Tag aber wurde das Herz ihr schwerer und schwerer denn nirgends war ein Rabe zu finden und es gab niemanden, den sie danach hätte Fragen können. Emily fühlte sich allein und verloren, der Wind war ihr einziger Gefährte und sie wusste nicht, wie sie der Sternenprinzessin helfen sollte. Auch das Medaillon konnte ihr keine Antwort geben, so angestrengt sie es auch betrachtete. „Wenn ich nur ein Schwefelhölzchen hätte“, so dachte es eines Abends, „so könnte ich das Feuer rufen. Gewiss würde es mir helfen. Es ist ja gar nicht böse, nur so furchtbar ungeduldig…“ Trostsuchend schmiegte sie sich an die Erde, fröstelte im kalten Hauch des Windes, als ihr etwas einfiel. Wenn das Feuer mit ihr sprach und auch die Erde, konnte der Wind es vielleicht auch? Emily hob den Kopf. „Lieber Wind“, sagte sie, „wenn du mich hören kannst, dann hilf mir doch. Die Sternenprinzessin liegt im Sterben und ich weiß nicht, wohin ich gehen soll!“ Dann lauschte sie ganz angestrengt, ob nicht eine Antwort zu vernehmen wäre, doch sie hörte nur das leise säuseln, wenn der Wind die Blätter streifte. Da begann Emily bitterlich zu weinen, weil das Feuer sie extra geholt hatte und sie nun doch niemandem helfen konnte. „Warum weinst du, mein Kind?“, hörte sie nun eine gütige Stimme, und öffnete die Augen. Von den Tränen war alles ganz verschwommen, sodass sie blinzeln musste ehe sie etwas sah. Vor ihr stand eine Frau, die war so wunderschön, dass Emily kaum glaubte, was sie sah, nur ganz durchsichtig war sie und ihre Gestakt schien ein wenig zu verschwimmen. „Wer bist du?“, fragte Emily leise. „Ich bin der Wind.“, sagte die Frau und ihre Stimme klang wie der schönste Gesang. „Du hast mich doch gerufen.“ „Du bist der Wind? Du bist wunderschön…“, fragte Emily erstaunt, ehe sie sich auf ihre Lage besann, „kannst du mir helfen?“ „Es wird alles gut Emily, du musst nur ein wenig warten“, gab der Wind lächelnd Antwort. „Solange will ich dir Gesellschaft leisten und die die Geschichte der Sternenprinzessin erzählen, das Feuer hat das sicher nicht getan, oder?“ „Nein, es sagte nur, dass sie sterben wird…“ „Dann hör mir jetzt zu Emily“, sagte der Wind sanft und begann zu erzählen. „Die Sternenprinzessin, ihr Name ist Elisa, lebte hoch oben über den Wolken in einem Schloss, so prachtvoll, dass Worte es gar nicht beschreiben können. Sie hatte auch Geschwister, elf ältere Brüder, die so klug und gut waren, wie es nur Sternenprinzen sein können. Diese Brüder liebten ihre kleine Schwester sehr, so wie es wohl jeder tat, der das Kind erblickte. So schön und gut war sie, wie man noch nie ein Kind gesehen hat. Auch die Tiere liebten sie und weilten friedlich und furchtlos an ihrer Seite. Elisa hatte ein Bilderbuch, das war ganz aus Gold und Diamanten gemacht und die Bilder darin waren lebendig. Die besten Schmiede der ganze Welt hatten es für sie erschaffen. Es hätte den Kindern besser nicht gehen können, doch das Glück währte nicht lang. Als Elisa etwas älter wurde, stellten Sonne und Mond eine Zofe für sie ein, die war aber in Wahrheit eine böse Hexe, die Elisa ihre Schönheit neidete und gern selbst Herrin über Tag und Nacht sein wollte. Unbemerkt von Sonne und Mond versuchte sie das Mädchen zu verzaubern, doch Elisa war so rein, dass der böse Zauber ihr nichts anhaben konnte. Als aber ihre Brüder dem bösen Weib auf die Schliche kamen verfluchte sie sie, dass sie fortan als wilde Schwäne über den Himmel ziehen mussten und das Wolkenschloss und ihre Schwester nimmermehr sehen konnten. Als Elisa das bemerkte, weinte sie bitterlich um ihre Brüder und auch Sonne und Mond waren zu Tode betrübt. Die Alte aber war über alle Berge verschwunden. Damit dem Mädchen nicht auch etwas geschehen konnte, schickten sie es fort, dorthin wo niemand es finden sollte, doch es war vergebens. Die Alte spürte sie auf und versuchte erneut, das Mädchen zu töten. Zweimal misslang es ihr noch, doch dann hatte sie Erfolg und ein vergifteter Apfel richtete Elisa zu Grunde. Nun liegt sie dort, hinter sieben Bergen, wo sie sich verbarg und alle Wesen dieser Erde bangen um das schöne Kind, das mit jedem Atemzug verwelken kann.“ Emily hörte aufmerksam zu, während der Wind die Geschichte erzählte und obgleich sie die Sternenprinzessin niemals gesehen hatte, gewann sie sie doch aus den Worten heraus lieb. Wer so gut und so rein war, dem durfte so etwas nicht wiederfahren. Sie verstand nur nicht, was die böse Hexe antrieb, aber Emily wusste zumindest, dass es Menschen gab, die böse Dinge taten auch wenn sie es nicht verstand. „Was hat die Hexe denn davon?“, fragte sie jedoch trotzdem. „Wenn Elisa stirbt, und Sonne, Mond und Sterne nicht mehr scheinen, liegt das Märchenland in Dunkelheit, dann will sie sich selbst zur Königin krönen und wer soll sie auch aufhalten? Sie ist mächtig und alle werden sie fürchten. „Dann darf sie nicht sterben“, sagte Emily entschieden, „aber was kann ich denn nur tun?“ „In wenigen Augenblicken wird ein Mädchen deinen Weg kreuzen, auch sie sucht die Raben, die ihre eigenen Brüder sind. Gemeinsam werdet ihr sie finden und sie werden euch weiterhelfen. Ich muss nun gehen Emily, aber rufe nur, wenn du in Not bist und wer immer von uns Elementen in der Nähe ist wird dir zu Hilfe eilen. Hab keine Angst.“ „Aber…“, begann das Mädchen, doch die schöne Gestalt wurde einfach verweht, verschwand in einer leichten Böe. Emily seufzte. Sie hatte noch so viele Fragen! Sie würden wohl warten müssen… „Hallo…?“, erklang es schüchtern hinter ihr und Emily wandte sich um, dort stand das Mädchen, das der Wind ihr prophezeit hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)