Kampf der sprachlichen Mittel von w-shine ================================================================================ Kapitel 1: Kampf der sprachlichen Mittel ---------------------------------------- Es war an einem schönen Morgen in einem Deutschbuch, als die Ruhe im literarischen Reich vorbei war. Es war an diesem Morgen, als sich die Anapher auf- und ihre Sprache an die anderen sprachlichen Mittel richtete: „Wir leben hier zusammen in diesem Buch. Wir alle dienen Autoren dazu, ihre Geschichten zu verschönern. Wir sind alle sehr verschieden. Wir brauchen nun, die Königin oder den König von uns. Wir müssen sie oder ihn wählen!“ Die anderen wurden nicht sanft aus ihren Träumen geweckt und starrten das Stilmittel nicht wenig verwundert an. „Wozu wählen?“, wollte die Alliteration wirklich wissen und rieb sich den Schlaf aus den müden Äuglein. „Weil wir alle unterschiedlich sind. Weil wir alle verschieden eingesetzt werden. Weil wir von den Menschen nicht auf die gleiche Weise geschätzt werden. Weil wir es sollten“, führte die aufwieglerische Anapher aus. „Glaube nicht, dass es Sinn macht. Unterschiede sollten bestehen, wenn vorhanden“, meinte die Ellipse. „Ich denke anders. Ich denke, wir sollten uns in eine Reihenfolge bringen. Ich denke, dass ich die Beste, die Königin bin“, entgegnete die Anapher. „Eingebildete Echse! Keiner kann Königsposten kreieren“, schrie die Alliteration auf. „Deine Sprache, liebe Alliteration, wird für den höchsten Posten auch nicht reichen. Deine Sprache ist beschränkt!“ Tränen stiegen der armen Alliteration aufgrund der bösartigen Beleidigung der angeberischen Anapher in die Augen. „Und du? Wiederholst dich ständig! Schöne Sätze, immer gleich und langweilig“, schoss die Ellipse zurück. „Du wagst es mich zu beleidigen?! Du wagst es, dass Wort gegen mich zu richten?! Du wagst es?!“, fing die Anapher an zu schreien. „Scheint so. Jemand muss.“ Die Ellipse zuckte mit den Schultern. „Ellipse, es erklingt eine ehrliche Erwiderung. Du darfst das!“, schniefte die Alliteration. „Danke, tue, was ich kann…“ „Ach, ihr versteht einfach nicht. Ach, keiner weiß, was ich eigentlich sagen will. Ach, außer mir sieht niemand die Notwendigkeit!“ „Schrei nicht. Stört die Ruhe hier. Will wieder gehen“, sagte die Ellipse, drehte sich um und ging davon dannen. „Stopp, du darfst nicht gehen. Stopp, dieser Streit ist noch nicht zu Ende!“, schrie ihr die Anapher hinter her. „Stopp, du verdammte Ellipse!“ „Blubb! Krach! Bumm!“, mischte sich nun plötzlich auch noch die Onomatopöie ein. „Ruhe, Rüpel!“, fand die Alliteration, die sich wieder ein bisschen beruhigt hatte, die passende Erwiderung auf diesen unpassenden Einwurf. Auch der Euphemismus rümpfte die Nase und sah die Onomatopöie abschätzig an: „Diese Lautmalerei sollte jemand zur Entsorgungsdeponie geleiten.“ „Ach, redet nur. Die Schönste suchen wir alle. Die Schönste hier zeichnet sich durch eine Eleganz, die ihresgleichen sucht, aus. Die Schönste bin doch immer noch ich“, stellte sich die Anapher erneut in den Vordergrund. „Wirklich wahnwitzige Wortwiderholungen“, maulte die Alliteration. „Wisst ihr“, fiel nun die Metapher, die bis zu diesem Punkt geschwiegen hatte, den anderen ins Wort. „Ihr tragt doch alle eine rosarote Brille. Die Beste von uns zu suchen, ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Unsere literarischen Eltern waren keine Rabeneltern, sie lobten uns alle in den Himmel. Nur Dank uns, kann ihnen niemand das Wasser reichen. Lass uns wieder Frieden schließen.“ „Gut gesprochen“, rief die Alliteration und lief wieder hinüber zu ihrem Platz. „Das wahre Wort wird siegen, das wahre Wort wurde gesprochen“, stimmte nun plötzliche auch die Anapher zu. Sie wusste, dass sie gegen die Macht der Metapher keine Chance hatte und so legte sie sich wieder zu Ruhe. Alle, die aus ihrem seligen Schlaf gerissen wurden, gingen wieder zurück, an die Stellen im Buch, wo sie gebraucht wurden, nur die Onomtopöie musste noch etwas von sich geben, bevor auch sie ging: „Jubel! Kreisch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)