Verraten und verkauft von Hotepneith (Lord Sesshoumarus vierzehnter Fall) ================================================================================ Kapitel 7: Auflösung -------------------- Sesshoumaru betrachtete die knienden, sichtlich verwirrten Männer vor sich, die herbeigerufenen dämonischen Wachen an den Wänden, ehe er kühl zu Lord Yamagishi sagte: „Nun, ich hörte von Sakura, dass sich in diesem Schloss vor kurzem ein rätselhafter Todesfall ereignet hatte, der des Rafu Makamoto.“ „Was geht Euch…“ Lord Yamagishi brach lieber ab, als er erneut die aufwallende Energie spürte. Ihr Götter, war dieser Bengel stark. „Selbstmord war auszuschließen. Der junge Makamoto war das einzige männliche Familienmitglied der jüngeren Generation, das die Krankheit vor zwei Jahren überlebt hatte, und damit auch der einzige Erbe. Seine Verlobung mit Akina hatte ihm zugesagt, auch hier gab es keinen Grund.“ Der Hundeprinz musterte noch immer die Beamten, die mit geübt regungslosem Gesicht seine Rüstung betrachteten: „Also blieben ein Unfall und ein Mord. In beiden Fällen stellte sich jedoch die Frage, was er zu einem Zeitpunkt auf dem Balkon gesucht hatte, als er eigentlich mit Mondo Nishikawa bei der Arbeit hätte sitzen sollen. Aber da war auch noch die Bemerkung des Toten zu seiner Verlobten Akina, dass man niemandem mehr trauen könne. Dies legte natürlich nahe, dass er Machenschaften mitbekommen hatte, die zumindest nicht ehrenhaft waren. Rafu wollte gegenüber Akina nichts weiter dazu sagen. Folglich musste es sich um eine äußerst heikle Angelegenheit handeln, Verrat, zum Beispiel. Dies wäre natürlich ein Grund gewesen, den Mitwisser auszuschalten und umzubringen. Dass der Mörder einfach neben Rafu auf dem Balkon stand, um ihn hinunterzustürzen, schloss ich aus. Das Risiko, dass der Junge schreien und sich wehren würde, oder auch nur ein zufälliger Beobachter den Mord sah, war gewaltig. Immerhin führt der Balkon auf den Haupthof. Immer wieder gehen dort Dämonen und Menschen entlang. So blieben die Fragen: warum ging er auf den Balkon und warum stürzte er dort hinunter? Es gibt nur eine Person, die das wissen musste: Nishikawa. Dies lenkte mein Augenmerk auf eine andere Sache. Im Schloss gibt es nach Aussage des Heilers mit Tsuka jemanden, der sich hervorragend mit Kräutern auskennt. Und dieser ist mit Nishikawa befreundet.“ Alle sahen zu dem Finanzberater, der blass geworden war: „Ich...Lord Sesshoumaru…“ brachte er fast hilflos hervor, ehe er fahrig begann an einem Ärmel seines Kimono zu herumzukauen, als ob er sich zwingen wollte nicht mehr sagen. Der Hundeprinz fuhr ruhig fort: „Es gab genügend Indizien, die auf die Lösung hinwiesen: Rafus Bemerkung gegenüber Akina, die Tatsache, dass der Tote eigentlich weder auf dem Balkon noch allein hätte sein dürfen sondern bei Nishikawa, die Tatsache, dass Tsuka, der Kräuterexperte, dessen Freund war und durch Rafu ersetzt worden war, die Tatsache, dass Nishikawa offenbar Geld unterschlug und die Tatsache, dass er oder Tsuka in Geldschwierigkeiten steckte. Jemand, der in der Kanzlei arbeitete, der aber nicht Yuki Tashima unterstellt war. Dies erwähnte der Schneider aus dem Dorf gegenüber dem Leiter der Kanzlei, nicht wahr, Tashima?“ „Ja, woher auch immer Ihr dies wisst, Lord Sesshoumaru.“ Der Kanzleileiter klang fassungslos. Dieser ignorierte ihn und fuhr fort: „Ich nehme an, dass es sich um Nishikawa handelt, denn auch für einen Schneider müsste klar sein, dass ein Kanzleileiter keinen Grundherrn tadeln kann. Das führte zu etwas anderem. Seit der so genannten Pest vor zwei Jahren lebt Tsuka hier im Schloss. Ein sehr eigenartiges Verhalten für einen Grundherrn, sich nicht um seine Menschen und sein Land zu kümmern. Er nahm zwar gern Eure Hilfe an, Lord Yamagishi, und sandte die Menschen, die Ihr angeworben habt, in das Tal, aber er selbst blieb hier. Warum? Zum gleichen Zeitpunkt wurde Mondo Nishikawa Euer Finanzverwalter, ein alter Freund Tsukas, der ihn Euch empfohlen hat. Nishikawa hat, wie zuvor erwähnt, finanzielle Schwierigkeiten, so dass er zu Betrug griff, um auch nur seine Kleidung bezahlen zu können. Ein höchst risikoreiches Unterfangen für einen kleinen Nutzen – und, nennen wir es ungewöhnlich bei einem Mann, der sich angeblich mit finanziellen Dingen so gut auskennen sollte.“ „Ich sehe allerdings keinen Grund, warum Nishikawa den Jungen…“ Lord Yamagishi erstarrte: „Rafu hatte etwas herausgefunden?“ Nun lag Unruhe in seiner Stimme, trotz der gewöhnlichen Selbstbeherrschung. Immerhin ging es um seine Finanzen. „Ihr erwähntet etwas von Unterschlagung?“ „In der Tat“, bestätigte der Hundprinz: „Makamoto, der junge Mann, der sich Geld lieh für sein Transportunternehmen….wie viele Prozente zahlt er?“ „Fünf“, antwortete der Leiter der Steuer unverzüglich. Der Schlossherr wurde ebenso blass wie sein Finanzberater. Sesshoumaru betrachtete den schwer atmenden Nishikawa fast ein wenig nachdenklich: „Und Ihr, Lord Yamagishi, erwähntet, dass Ihr nicht mehr als drei Prozent erhalten könnt, weil Eure Leute nach der Pest so arm sind?“ „So sagte er mir. – Wie seid Ihr nur darauf gekommen?“ „Sakuras Berichte sind gewöhnlich sehr ausführlich.“ Sie wurde ein wenig rot über das unerwartete und öffentliche Lob, wagte aber nicht aufzusehen. Der Hundeprinz fuhr fort: „Ihr habt also einen Betrüger als Finanzverwalter. Wenn Rafu darauf kam, würde es seine Bemerkung gegenüber seiner Verlobten begreiflich machen. Übrigens auch Nishikawas Versuch erklären, ihn durch Lob von sich zu entfernen. Und an wen würde sich Euer Finanzverwalter Hilfe suchend wenden, falls Rafu ihn zur Rede stellte? Tsuka. Seinen alten Freund, der ihm auch den Posten hier verschafft hatte, ja, fast zwei Jahre als sein Schreiber gearbeitet hatte. Auch eine äußerst eigenwillige Position für einen Grundherrn. Nach Aussage des Heilers kennt sich Tsuka gut mit Kräutern aus und dieser achtet ihn. Auf diesem Weg mag Tsuka erfahren haben, dass Rafu an Asthma litt. Aber der Heiler und Makamoto sind befreundet, Makamoto arbeitet mit Nishikawa zusammen. Auch so kann Tsuka zu Ohren gekommen sein, dass der Junge im Frühling besonders krank war. Als Sakura in das Schloss kam, wusste er bereits nach wenigen Stunden, wer sie ist und bei wem sie zu Besuch weilt. Und Tsuka hatte einen vollkommen anderen, viel ertragreicheren, Plan, den er sicher nicht durch einen einfachen Schreiber gefährdet sehen wollte. Wie bereits erwähnt: seit der, hm, Pest, als angeblich auch das Tal der Tausend Kräuter verarmte, lebt er hier im Schloss, ja, arbeitete in rangniederer Position - bis Ihr Nishikawa einen anderen Schreiber zuwiest. Als er seinen eigentlichen Plan in Gefahr sah, zögerte er nicht und gab Nishikawa Kräuter, sei es, um sie als Tee zu kochen, sei es, um sie in eine Räucherpfanne zu legen. Rafu konnte keine Einwände dagegen erheben, mit seinem Vorgesetzten einen Tee zu trinken oder auch, dass dieser das Arbeitszimmer räucherte. Auf jeden Fall lösten die Kräuter, wie erwartet, einen Asthmaanfall aus. Der Junge ging auf den Balkon um besser Atem holen zu können. Hustend und nach Luft ringend beugte er sich über die brusthohe Brüstung. Zugleich schlich sich Nishikawa in deren Schutz gebückt an, von unten unsichtbar. Ein Griff nach den Füssen und Rafu stürzte kopfüber hinab. Selbst, wenn er nicht starb, so würde er doch verletzt werden – und einem zweiten Anschlag nicht entkommen. Denn Euer Heiler war erpressbar geworden. Vor zwei Jahren entdeckte Daigoku am Rande der Quelle, in der die Menschen baden, giftige Pflanzen mit fast drei Metern Höhe. Wie es seine Pflicht war, wollte er sie fällen. Da er wusste, wie giftig sie für Menschen schon bei bloßer Berührung waren, suchte er sich Hilfe bei Herrn Tsuka. Beide kamen überein, die Pflanzen in die Quelle fallen zu lassen, um möglichst wenig mit ihnen in Berührung zu kommen, wie der Heiler zuvor mir gegenüber aussagte. Ein fataler Fehler. Jeder der dort Badenden kam nun mit dem Gift in Kontakt und büsste durch Hautrötungen und Quaddeln. Heiler und Herr der Kräutertales einigten sich ihren Fehler zu verschweigen, zumal Tsuka das schlechte Gewissen Daigokus damit beruhigte, es werde keine Toten geben.“ Lord Yamagishi bewies seine Selbstbeherrschung, als er nur kühl meinte: „Und das sagte Euch mein Heiler.“ Allerdings verriet die zur Faust geballte Klaue, was er am liebsten tun würde. „Sakura fand noch immer Überreste von Jungpflanzen des Riesenbärenklaus, die nun allerdings sorgfältig entfernt werden, an der Stelle. Überdies wirkte dieses ganze Gerede von der Pest nach einer gesteuerten Krankheit. Nur die Menschen im Schloss waren betroffen – ob, wie Tsuka behauptete, auch im Tal Erkrankungen vorfielen, konnte kein Hundedämon überprüfen. Kein Dorf der weiteren Umgebung war befallen, obwohl zunächst noch Reisen vorkamen. Tatsächlich hörte die Krankheit schlagartig auf, als nach einigen Kindern und Alten gerade der anscheinend sowieso recht anfälligen Makamotos als Opfer ein hoher Beamter starb, Euer damaliger Finanzverwalter. Ich schließe Daigoku von der direkten Schuld an diesem Tod aus. Er hatte mit den Giftpflanzen in der Quelle einen schweren Fehler begangen, den er bis heute bereut. Und der ihn erpressbar machte.“ Er bemerkte, dass Sakura plötzlich den Kopf hob, aber sofort wieder senkte. „Herr Tsuka dagegen witterte in diesem Fehler eine große Chance, auch, wenn er dazu über weitere Leichen gehen musste. Sakura, welche andere Giftpflanze zeigt diese Hautfolgen, lässt aber auch einen Mann sterben?“ „Onga-Onga, Lord Sesshoumaru“, erwiderte sie unverzüglich, da es ihr eingefallen war, nur wenig überrascht, dass er es bemerkt hatte: „Sie wächst auf einer großen Insel sehr weit jenseits des südlichen Meeres. Bereits kürzeste Berührung zeigt diese Folgen wie bei Riesenbärenklau, längere Berührung führt zu Lähmungen und wohl auch dem Tod. Derartige Pflanzen sind hierzulande praktisch nicht zu bekommen.“ „Außer, man ist der Herr der Kräutertales, nicht wahr?“ Der eisige Blick des Dämonenprinzen galt Herrn Tsuka, dessen Augen starr zu Boden gerichtet waren. Im nächsten Moment blickte jeder allerdings zur Seite, da Mondo Nishikawa würgend zu Boden stürzte: „Sakura!“ Diese eilte sofort hin. Das fast gleichzeitig Aufspringen Daigoku-samas verhinderte der Burgvogt. Die Heilerschülerin musterte nur kurz das verzerrte Gesicht, die rot angelaufenen Mundschleimhäute, ehe sie die Hand an den Hals legte. „Er hat sich mit Zyankali vergiftet, Lord Sesshoumaru, und ist tot. Anscheinend hatte er Gift in seinem Ärmel verborgen.“ Denn die Kante des Kimonos war zerbissen. „Schade, das ging zu schnell“, erwiderte Lord Yamagishi kalt: „Sorgt dafür, dass Tsuka nicht das Gleiche tut.“ Seine Krieger gehorchten unverzüglich und fesselten den Herrn des Kräutertales ebenso wie den Heiler. Sesshoumaru nickte und sie zog sich eilig wieder auf ihren Platz zurück: „Tsuka hatte bei dieser allgemeinen Vergiftung die Chance erkannt einen Mord zu verbergen. Und an die Stelle Eures gewiss loyalen Finanzverwalters, Herrn Okabe, trat Mondo Nishikawa. Während er und Tsuka als sein Schreiber begannen, Euer Geld zu veruntreuen, übergaben sie es stets Daigoku. Dieser geht einmal in der Woche mit seinem Heilerkoffer in das Tal der Tausend Kräuter, somit war es unauffällig, wenn er das Gold mitnahm und in Tsukas Haus brachte. Dort war es vor Hundedämonen zunächst sicher. Allerdings scheint er gierig geworden zu sein. Als Sakura in das Schloss kam, hat er wirklich alles unternommen, um sie möglichst unauffällig auf Tsuka aufmerksam zu machen. Er wusste, dass sie für meinen verehrten Vater und mich arbeitet, und vermutete wohl eine Überprüfung des jüngsten Todesfalles. Er hatte mit Rafus und Okabes Tod nichts zu tun und konnte daher gelassen abwarten. So wäre er allein übrig geblieben und hätte sich das unterschlagene Geld für ein schönes Lebensende sichern können. Seine Reisekiste in seiner Hütte ist leer – äußerst seltsam für einen allzeit bereiten Heiler.“ Unwillkürlich fasste der Grundherr mit den gefesselten Händen nach seinem Kragen und weitete ihn, als ob ihm das helfen könnte. Jedem der fünf Menschen im Raum war klar, dass die Hundedämonen jede Lüge wittern würden. So brachte er hervor: „Es...es war doch nur ein Scherz mit Rafu….“ „Ein Scherz!“ fuhr Makamoto auf: „Ein Scherz, der den armen Jungen tötete? Meine Familie starb durch deinen Fehler aus…? Man sollte dich…“ Er wollte sich auf Tsuka stürzen, aber der Burgvogt hielt ihn auf. Masaki musste sich als Dämon dabei nicht einmal anstrengen, blickte aber zu seinem Herrn. So sagte Lord Yamagishi: „Setz dich unverzüglich wieder hin, Toshi. Oder ich lasse dich fesseln und knebeln. – Verzeiht die Unterbrechung, Lord Sesshoumaru.“ Der musterte nur den Grundherrn. Dieser murmelte angsterfüllt: „Die Kräuter…Es sollte doch so aussehen, als ob er schwer krank ist, seine Arbeit nicht mehr machen könnte. Damit ich wieder an seine Position rücke.“ Tsuka sah seitwärts zu dem toten Nishikawa: „Es war ein Unfall. Rafu hat die Mischung nicht vertragen und ist gestorben. Dann hat Mondo ihn hinab geworfen, ja. So sollte es nach einem Sturz aussehen, einem Unfall eben…Er war eben in Panik…“ So hatte seine Schutzbehauptung lauten sollen – auf Mondos Kosten. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass sich sein alter Freund derart schnell und gründlich aus dieser Lage befreien würde. Und er selbst hatte nie daran gedacht aufzufliegen. Es würde so viele pflanzliche Ausgänge für das Leben geben…Aber nun wohl keinen mehr, den nicht Lord Yamagishi bestimmte. Dieser blickte zu seinem Burgvogt: „Schaff mir diese Kerle aus den Augen und lass sie scharf bewachen. Ich will nicht, dass es ihnen auch gelingt, Selbstmord zu begehen, oder auch nur ihre Aussagen abzusprechen. Und lass das Haus Tsukas im Tal durch Menschen durchsuchen. Dazu eine Zählung, wie viele Menschen nun im Kräutertal leben und was aus meinen Steuern der letzten zwei Jahre wurde. – Ihr habt mir in der Tat einen Gefallen getan, Lord Sesshoumaru. Kann ich Euch nun auch einen tun?“ „Was haltet Ihr davon, wenn wir unseren Übungskampf gleich veranstalten?“ Lord Yamagishi hielt durchaus etwas davon, sich nun abreagieren zu können. Wie ungemein peinlich, so vor aller Augen vorgeführt zu werden, ja, aufgezeigt zu bekommen, was man im eigenen Schloss alles nicht bemerkt hatte, während es eine andere, noch dazu ein Menschenmädchen, nach nicht einmal nach zwei Tagen wusste und der Erbprinz nach wenigen Stunden: „Einverstanden. Ich begleite Euch zum Übungsplatz.“ Danach würde er sich überlegen, was er alles mit diesen Betrügern anstellen würde, die es um ein Haar geschafft hatten, sich mit seinem Geld aus dem Staub zu machen. Nishikawa und Tsuka hatten für nächste Woche um eine Reiseerlaubnis nachgesucht. Er erhob sich. Da der Hundeprinz das Gleiche tat, folgte Sakura. Sie hatte keinen anderen Befehl bekommen, und sie war gespannt auf diesen Kampf. Nur selten hatte sie Gelegenheit gehabt, Lord Sesshoumaru mit seinen Vater trainieren zu sehen und sie war jedes Mal beeindruckt gewesen. Die restlichen Beamten schienen der gleichen Ansicht zu sein, denn sie folgten wiederum ihr. *** Im nächsten und letzten Kapitel gibt es ein wenig Übungskampf und Sakura lernt die Meinung Seiner Lordschaft zum Thema Halbdämon nachdrücklich kennen^^ bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)