Verraten und verkauft von Hotepneith (Lord Sesshoumarus vierzehnter Fall) ================================================================================ Kapitel 3: Neue Aussagen ------------------------ Ihr habt Recht, Herr Makamoto hat einen sehr..hm..eigenen Charme. Aber insgesamt betrachtet haben das in diesem Schloss wohl viele.... 3. Weitere Aussagen Herr Makamoto steuerte auf seine Tochter und Sakura zu, als er stehen blieb und sich zu einem jungen Mann drehte, der gerade über den Hof kam und sich eilig vor ihm verneigte. „Hast du etwa endlich die Steuern für deine Eltern bezahlt?“ „Ja, Herr Makamoto. Ich habe, wie versprochen, die Steuern bezahlt.“ Der junge Mann warf einen flüchtigen Blick auf die beiden Mädchen, ehe er fortfuhr: „Ich habe allerdings aufgehört für Herrn Abe zu arbeiten.“ „Das war leichtsinnig. Die Felder deiner Familie werfen nicht genügend ab.“ „Ich werde meinen eigenen Handel aufmachen. Herr Abe ist schon alt, und er sagte zu mir, wenn ich die Strecke nach ….“ Sakura sagte der Ort nichts: „.Übernehmen wolle, würde er sie mir überlassen.“ „Das ist natürlich eine Gelegenheit. Aber du brauchst Geld, um dir einen Karren zu kaufen und so weiter. Ah, ich verstehe. Darum warst du heute auch hier?“ „Ja. Ich habe mir das Kapital von Lord Yamagishi geliehen. Er ist ja immer so freundlich, nur fünf Prozent zu verlangen.“ „Dann gute Geschäfte.“ „Danke, Herr Makamoto.“ Der junge Mann verneigte sich erneut und verschwand. Sakura stellte für sich fest, dass Akinas Vater einen etwas herben Charme hatte. Er wirkte selbst bei einem Gespräch, in dem er offenbar nett sein wollte, einschüchternd. Mit einem flüchtigen Lächeln dachte sie an jemand anderen, dem das auch immer wieder mühelos gelang. Anscheinend war der Leiter der Steuerverwaltung Lord Yamagishis von Berufs wegen her so gewohnt kühl zu sein, dass er es nicht mehr ablegen konnte. Dieser drehte sich um: „Was ist nun mit euch?“ „Sakura empfahl mir gerade, dass ich mich hinlegen soll“, erklärte Akina unverzüglich: „Sie würde mir einen beruhigenden Tee geben. – Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen.“ „Da könnt ihr ja nichts anstellen. Gut.“ Während sich die beiden erhoben, überlegte Sakura, was er meinte. Was, um aller Götter willen, sollten sie denn anstellen wollen oder auch nur können? Genauer gesagt, was trieb Akina ansonsten? Sie fragte die junge Dienerin in ihrem Zimmer direkt danach. „Oh, das sagt er immer. Weißt du, meine Schwester ist mit dreizehn in den Löschwasserteich hinter dem Schloss gefallen und ertrunken. Ich war da noch sehr klein, aber seither sagt er immer, ich solle nichts anstellen.“ „Das tut mir Leid“, meinte Sakura wohlerzogen: „Dann macht er sich sicher Sorgen um dich.“ „Ich fürchte, ja. Er ist immer so …so übertrieben vorsichtig. Deswegen hat er mir ja auch die Arbeit bei Prinzessin Aiko verschafft. Damit ich sicher bin, wie er meinte.“ Das Mädchen seufzte: „Aber manchmal geht es mir schon ein wenig auf die Nerven. Ich meine, er darf mit allem und jedem reden und hingehen, wohin er im Schloss will, und ich…– Das ist der Tee?“ „Ja. Er muss nur noch ziehen. Trink und dann leg dich hin. Ich werde meine Notizen schreiben.“ „Du kannst sicher gut schreiben als angehende Heilerin.“ „Ich denke schon.“ Sakura machte sich an die Arbeit. Während sie die Gespräche aufschrieb, fiel ihr ein, dass sie sich den Balkon noch gar nicht angesehen hatte, von dem Akinas Verlobter gestürzt war. Nun gut, sie konnte schlecht in die Kanzlei gehen, und nachfragen, aber zumindest von außen sollte sie den möglichen Tatort besichtigen. Der Tote war ja bereits begraben worden, so dass sie die Leiche nicht mehr anschauen konnte. Da ihre Begleiterin inzwischen eingeschlafen war, erhob sie sich leise, als sie fertig war und schob ihren Bericht unter deren Matte. Hier würde doch selbst der Vater nicht suchen. Überdies sollte sie noch mit dem Grundherrn über das Tal der Tausend Kräuter sprechen. Falls dieser wirklich so gern redete, würde er ihr hoffentlich auch etwas über das Verhältnis Rafus zu seinem direkten Vorgesetzten sagen können, zumal er das nicht so gern gesehen hatte. Sakura stand im Haupthof und musterte das Schloss um sie. Wie würde wohl Lord Sesshoumaru vorgehen? Leider konnte sie im Unterschied zu ihm nicht direkt den Burgvogt oder den Leiter der Kanzlei oder gar Lord Yamagishi fragen, aber der Hundeprinz würde gewiss möglichst viele Informationen von ihr wollen. Und ihm wäre vollkommen gleichgültig, wie sie es geschafft hatte daran zu kommen. Das war es schon immer gewesen. Hm. Der Balkon im ersten Stock lief über die gesamte Breite des Hauptgebäudes. Im Erdgeschoss befanden sich die Empfangsräume, das Arbeitszimmer des Herrn und ein großer Saal. Dort drüber war die Kanzlei, das hatte ihr Akina schon bei der Ankunft sagen können. Die Balkonbrüstung war aus festem Holz, soweit sie es erkennen konnte, undurchsichtig und würde ihr gewiss bis zum Bauch reichen. Einige Türen öffneten sich zum Balkon, aber sie waren ebenso vergittert, wie die Fenster. Weder Mensch noch Dämon war dort oben zu sehen. Nun, nicht weiter verwunderlich, mussten sie doch arbeiten. Was hatte das mutmaßliche Opfer denn eigentlich dann auf dem Balkon verloren gehabt? Warum war er hinausgegangen? Hatte er sich doch freiwillig hinabgestürzt? Oder war es ein Unfall gewesen? Wenn gewöhnlich niemand dort hinausging, war der Boden möglicherweise glatt oder schmierig. Irgendwie musste sie es schaffen, in die Kanzlei zu gelangen und sich den Balkon genauer anzusehen. Aber wie? Diesmal konnte sie sich nicht auf einen Befehl Seiner Lordschaft berufen. „Gefällt dir das Schloss?“ Sakura drehte sich ein wenig erschrocken um, verneigte sich dann erleichtert vor dem Heiler: „Ich finde die Bauart ungewöhnlich, Daigoku-sama. Einen solchen Balkon habe ich nie zuvor gesehen.“ „Das kann ich nicht beurteilen. Ich war nie an einem anderen Schloss.“ „Dann könnt Ihr mir auch nicht sagen, wozu er da ist?“ „Ich denke, nur aus Schönheitsgründen. Hat dir Akina erzählt, dass ihr Verlobter dort hinunterfiel?“ Dumm war Daigoku-sama nicht: „Ja. Darum sah ich ihn an.“ Das klang nach einem neugierigen Mädchen, dachte sie, und dafür hatte er gewiss eher Verständnis, als wenn sie zugegeben hätte, Ermittlungen für einen Hundeprinzen anzustellen. „Die arme Akina. Und der arme Herr Makamoto. Die haben das Unglück wirklich gepachtet. Akina ist nun die letzte Erbin dieses Namens. – Wolltest du nicht zu Herrn Tsuka gehen?“ „Ja, Daigoku-sama. Ich weiß nur nicht, wo ich ihn finden kann.“ Wieso hatten die Makamotos das Unglück gepachtet? Bezog sich das auf den Tod der älteren Schwester? Oder war da noch anderes? Sollte sie nachfragen? Nun, vielleicht konnte ihr später eine andere Dienerin oder auch Akina weiterhelfen. Sie musste vorsichtig sein. Niemand sollte doch erfahren, dass sie Informationen für Lord Sesshoumaru suchte. Der Befehl des Herrn war eindeutig gewesen und auch, wenn der Inu no Taishou in aller Regel nachsichtig war, so duldete er doch keine Fehler. Von seinem Sohn ganz zu schweigen, der bei einem Versagen ihrerseits das Gesicht vor seinem Vater verlieren würde - und das gewiss ahndete. Er lächelte: „Das ist einfach, hübsches Kind. Dort rechts, das Nebengebäude. In diesem sind die Gastzimmer und auch einige Wohnräume der höheren Beamten. Du wohnst sicher bei den Makamotos, dies ist dort der gegenüberliegende Trakt. Du brauchst nur den Wächter am Eingang fragen, ob Herr Tsuka anwesend ist, und er zeigt dir den Weg zu seinem Zimmer. Sei zwei Jahren lebt er fast ständig hier. Falls er nicht dort sein sollte, hilft er wohl Herrn Nishikawa in der Kanzlei aus. Denn bei mir ist er nicht. Dann musst du es eben später versuchen. Du darfst ihm gern als Empfehlung sagen, dass ich dich geschickt habe.“ „Vielen Dank.“ Sie verneigte sich höflich vor dem freundlichen Heiler, der weiterging. Sie blieb dagegen für einen Moment stehen und betrachtete das Hauptgebäude noch einmal. Wenn sie Lord Sesshoumaru richtig einschätzte, würde er von ihr im Zweifel eine Beschreibung wollen, auch, wenn er es bereits selbst gesehen hatte. „Äh...du?“ Sie drehte sich erstaunt zu dem Mädchen um, offenbar eine menschliche Dienerin: „Meinst du mich?“ „Du bist doch sicher die Freundin von Akina, die sie holte?“ fragte diese unsicher. Diese Rolle sollte sie spielen: „Ja, warum?“ antwortete sie daher. „Mein Name ist Mura. Ich bin...nun ja...nicht gerade ihre Freundin. Ihr Vater verbietet es ihr ja. Umso erstaunlicher, dass sie dich holen durfte. Sicher, weil du eine Heilerin bist.“ Die arme Akina, dachte Sakura unwillkürlich. Kein Wunder, wenn diese etwas hilflos wirkte. Ihr Vater übertrieb es wirklich mit seinem Beschützerinstinkt. „Möglich“, meinte sie vorsichtig: „Er macht es allerdings auch mir nicht gerade einfach. Ich heiße Sakura.“ Was hatte dieses Mädchen denn auf dem Herzen? War es wichtig in Bezug auf Rafus Tod? „Ich sah, dass du mit Daigoku-sama gesprochen hast. Halte lieber Abstand. Ich meine, du bist Heilerin und er ein Heiler, aber…Nun ja. Er mag es gern… mit jungen Dienerinnen …herumzutändeln.“ Mura war rot geworden. Sakura starrte sie an: „Er hat doch schon ein recht ehrfurchtgebietendes Alter.“ Die junge Dienerin schien am liebsten im Boden versinken zu wollen: „Das hängt wohl nicht vom Alter ab. Aber erwähne nichts davon, wenn Herr Makamoto in der Nähe ist, ja? Und schon gar nichts von mir. Die beiden, also, Daigoku-sama und Herr Makamoto, sind befreundet. Ich wollte es dir nur sagen, weil…nun, wegen Akina. Sie tut mir immer ein wenig Leid und da du ihre Freundin bist und dich hier nicht auskennst…“ „Schon gut, Mura. Ich werde Herrn Makamoto nichts davon erzählen, “ tröstete Sakura prompt, die in ihren vergangenen Tagen in einem Menschenschloss genug Erfahrungen mit lüsternen Männern gemacht hatte: „Danke, dass du dich um Akina sorgst.“ „Wie geht es ihr? Sie war nach dem Unfall nur noch in Tränen aufgelöst, ehe sie nach dem Begräbnis verschwand. Ihr Vater war schon wütend, aber dann kam sie ja mit dir zurück.“ „Sie schläft. Das wird ihr gewiss helfen.“ „Gut.“ „Soll ich ihr etwas von dir ausrichten?“ „Nein. Oder, doch. Shige hat schon mehrfach nach ihr gefragt.“ „Shige.“ Das war doch ein männlicher Name? „Hat sie dir nichts davon erzählt?“ „Nur von Rafu.“ Mura nickte etwas: „Ja, Rafu. In den war sie verliebt, obwohl ja ihr Vater die beiden verlobt hatte. Shige mag dafür sie sehr gern. Er arbeitet bei Burgvogt Masaki als persönlicher Diener.“ Und mit etwas Glück würde er hier im Schloss seinen Weg machen. „Ich werde es ihr ausrichten.“ Das war in der Tat ein interessantes Gespräch und sie war froh, auf ihr Gefühl gehört zu haben und sich mit dem Mädchen zu unterhalten: „Ich werde ihr auch sagen, dass du nach ihr gefragt hast. Anteilnahme erfreut in schweren Zeiten.“ „Ich muss wieder an meine Arbeit.“ Die junge Dienerin eilte davon. Sakura sah ihr nachdenklich hinterher, ehe sie zu dem angegebenen Trakt ging und sich bei der Wache nach Herrn Tsuka erkundigte. Der Dämonenkrieger schien ein wenig erstaunt, beschrieb ihr aber den Weg. Sie konnte sich seine Überraschung denken. Mädchen gingen gewöhnlich nicht einfach allein zu einem Mann. Sie hoffte allerdings, dass ihre Kleidung als Heilerin sie vor allzu übler Nachrede bewahren würde. Und wenn nicht – dies war nicht das Schloss, in dem sie lebte. Nun gut, genau in dem gab es jede Menge Gerüchte um sie und Seine Lordschaft gegen die sie vergeblich anredete. Rechts und links von dem Flur, der anscheinend quadratisch um das gesamte Gebäude lief, gingen Türen ab. Nur Öllampen gaben hier Licht, wohlweislich durch Glasstürze gesichert. Bei der Bauart des Schlosses aus Holz und Papier war die Feuergefahr sonst zu groß. Sie blieb stehen, als jemand in einem Zimmer etwas lauter sagte: „Nun sei schon endlich still! Du solltest eine gewisse Diskretion über die Angelegenheiten deiner Kunden wahren!“ „Dessen bin ich mir bewusst, verehrter Herr Tashima“, antwortete ein Mann recht unterwürfig: „Darum kam ich ja auch zu Euch. Er arbeitet in der Kanzlei und ich hoffte, Ihr könntet mit ihm reden.“ „Das werde ich nicht tun.“ Der Leiter der Kanzlei klang ein wenig gereizt: „Du selbst sagst, dass er keinerlei Schulden bei dir hat.“ „Aber, verehrter Herr Tashima…seht nur her…er bestellte den Stoff zum Kirschblütenfest. Als er ihn bezahlte, war es schon Herbst.“ „Er hat bezahlt. Wenn du es schneller haben willst, rede mit ihm selbst. Aber du weißt natürlich, dass es auch andere Schneider im Umkreis gibt. – Überdies habe ich kaum das Recht ihn zur Rede zu stellen. Er gehört nicht zu meinen Männern.“ „Ja, verehrter Herr Tashima.“ Der Schneider schien zu erkennen, dass sein Besuch vergeblich gewesen war. Sakura lief möglichst lautlos weiter, um die Ecke, da sie annahm, dass das Gespräch bald zu Ende war. Yuki Tashima war der Leiter der Kanzlei, ein Mensch, wenn sie sich recht erinnerte. Warum war er jetzt nicht in seinem Arbeitszimmer, sondern in seinem privaten? Hatte dieser Schneider um das Gespräch hier gebeten, um nicht aufzufallen? War das wichtig? Sie konnte sich vorstellen, dass er nicht gesehen werden wollte, wenn er sich über einen säumigen Kunden beschwerte, um den und andere nicht zu verlieren. Tashima hatte sicher Recht, es gab mehrere Schneider in den Dörfern hier herum, die bestimmt nur zu begierig waren, Aufträge aus dem Schloss zu erhalten. Eine Dienerin, die den Flur fegte, blickte erstaunt auf, als sie Sakura näher kommen sah. Diese konnte sich die Überraschung denken und meinte behutsam: „Verzeih, ich suche den Herrn des Tales der Tausend Kräuter. Daigoku-sama verwies mich an ihn…“ Das klang sicher harmloser, als wenn sie schlicht nach Herrn Tsuka gefragt hätte. Die Antwort bestätigte ihre Vermutung: „Oh, Ihr seid ja Heilerin. Ja, dort, die dritte Tür, links.“ „Danke.“ Lord Yamagishi warf einen erstaunten Blick seitwärts, als er den Leiter der Kanzlei über den Hof kommen sah: „Hast du soeben das Gastzimmer überprüft, Yuki?“ „Auch dieses, mein Herr. Wisst Ihr schon, wann Lord Sesshoumaru anreisen wird?“ „Im Schreiben hieß es, heute Abend. – Ein wenig überrascht mich dieser Besuch schon.“ Er klang nachdenklich. „Verzeiht, Lord Yamagishi, aber warum überrascht Euch der Besuch des Sohnes des Inu no Taishou? Auch Ihr seid ein Hundedämon.“ „Ja. Ich habe mich mit ihm jedoch nie sonderlich vertragen, das gebe ich zu. Also, mit Sesshoumaru. Aber andererseits hast du natürlich Recht. Er ist der Erbprinz und so gesehen ist es nicht verwunderlich, wenn er seine zukünftigen Gebiete näher kennen lernen will. Oder eher soll.“ Der Lord erinnerte sich daran, dass er mit einem Menschen redete: „Wir werden sehen.“ Und er würde sich zusammenreißen müssen, um diesem jungen Hund einigermaßen höflich entgegen zu treten. Er konnte Sesshoumaru nicht ausstehen. Aber natürlich wäre es unklug gewesen, den Herrn der Hunde durch eine Beleidigung seines Sohnes zu ärgern. Ein kleiner Übungskampf könnte dagegen eine gute Idee sein, um vorsichtig abzuklären, wie stark der Prinz inzwischen war. Daraus würde er ableiten können, ob sich nach dem Tode des Inu no Taishou ein offener Kampf um die Herrschaft lohnen würde. ******* Lord Yamagishi sollte sich weniger mit einer möglichen Machtübernahme sondern eher mit seinen Angestellten beschäftigen. Und ob ein geplanter Übungskampf gegen Sesshoumaru wirklich der Weisheit letzter Schluss ist? Das nächste Kapitel bringt die Aussage des Herrn des Tales der Tausend Kräuter. Frohe Ostern euhc allen bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)