Lost Souls von Selma ================================================================================ Kapitel 36: Nichts ist so, wie es zu sein scheint ------------------------------------------------- Nachdenklich legte Kira die letzten Desinfektionspads zur Seite und betrachtete die Bruchstelle am Horn. Sie hatte das abgebrochene Stück wieder angesetzt und es mit einigen Regenerationseinheiten befestigt. „Schht, bald wird alles wieder gut,“ murmelte sie leise und strich ihm über den Kopf. Nach einer Weile kehrte Zeta zu den Beiden zurück und wies das Schiff an, die Trainingseinheit zu beenden. Nachdenklich sah Kira auf. „Schont euch,“ meinte Zeta nur knapp und hatte den Kopf von ihnen weggedreht an einen Punkt gerichtet, der sich wohl außerhalb des Schiffes befand, denn an der Wand, wohin er sah, konnte Kira beim besten Willen nichts auffälliges entdecken. „Was ist los?“ fragte sie deshalb und streichelte dabei Alpha sanft weiter, was dieser sich durchaus gefallen ließ und auch sichtlich genoss. „Ich bin mir nicht sicher,“ meinte Zeta. „Aber es ist vielleicht besser, wenn ihr beiden schnellstens einen Weg findet gemeinsam zu kämpfen.“ Dann drehte er sich auch schon wieder um und machte Anstalten ins Cockpit zurück zu kehren. Fragend sah Kira im nach. Was war denn jetzt in Zeta gefahren, er war doch sonst nicht so merkwürdig drauf. War etwa eben etwas passiert? „Warte mal,“ meinte sie und erhob sich langsam. Alpha brummte unwillig und Kira sah ihn strafend an. „Hey, mach mir ja keine Schande, nicht das es noch nachher heißt, ich hätte dich zu sehr verzogen, außerdem brauchst du Ruhe, damit dein Horn wieder richtig zusammenwächst.“ Murrend ließ sich Alpha daraufhin wieder herabsinken und rollte sich zusammen um anschließend die Augen zu schließen. Für einen kurzen Moment hatte Kira das Gefühl, das er Beleidigt wäre, doch es verflog fast so schnell, wie es gekommen war. Sie schüttelte leicht den Kopf und folgte Zeta nach. Irgendwie war die Verbindung diesmal teilweise anders auf eine Art und Weise, die sie wohl noch lange nicht vollständig verstand. Als sie zu den anderen beiden trat, erwartete sie nur geschäftiges Schweigen. Kira schloss die Tür und blickte dann erwartungsvoll zu ihnen. „Nun, was gibt es so wichtiges, das eben darüber nicht gesprochen werden konnte?“ Fragend sah Selena von ihrem Posten auf. Zeta blickte auf. Er hatte ein kleines Pad in der Hand. „Es geht um Alpha,“ meinte er und fügte sofort hinzu: „nichts schlimmes.“ Denn er wollte nicht das ein falscher Eindruck entstand. „Aber er frisst uns gerade sprichwörtlich die Energiereserven weg. Auch wenn dieses Schiff für uns die Nahrungsmittel herstellt, dafür braucht es Energie und Alpha vertilgt im Moment deutlich mehr als wir normalerweise brauchen und er damals verbraucht hat, als ich die ganze Sache für die erste Zeit unserer Reise berechnete.“ Er trommelte mit einer Hand gedankenverloren auf dem Pad herum. „Wir konnten zwar bisher die zusätzliche Energie bereitstellen, aber es ist wichtig, das wir uns möglichst bald an einen Ort begeben, wo wir unsere Reserven wieder auffüllen.“ Nachdenklich und etwas verständnislos sah Kira ihn an. „Na unsere Antimaterie ist bald erschöpft und das Zeug kann man nicht so einfach an jeder zweiten Raumstation in den Massen besorgen, wie wir sie bräuchten,“ murrte Selena und gähnte leicht. Die Drachenreiterin ließ sich auf ihren Platz sinken. „Aber das ist ja wohl bestimmt nicht allein der Grund, warum deine Laune so im Keller ist, oder?“ Bei der Frage nickte Zeta. „DieAir-Force hat unser Kopfgeld erhöht, dazu kam jetzt noch eine Meldung das auch Akram hinter mir her ist. Selbst wenn wir einen Schmugglerposten ansteuern, im Moment können wir nicht einschätzen ob sie uns dort noch empfangen werden und auch wieder abreisen lassen, oder ob das Kopfgeld mittlerweile hoch genug ist, um uns festzusetzen und auszuliefern.“ Kira schnaubte und blickte kurz auf ihre Hände. „Hat das etwa mit deiner Aussage dann zu tun, das wir wieder mehr zusammen lernen sollten?“ Zeta nickte. „Auch. Selena zeig es ihr.“ Die Gryl nickte und plötzlich begann sie zu grinsen. „In diesem Sektor gibt es viele kleine Kolonien deren Bewohner durchaus als Terraner durchgehen könnten.“ Sie sah kurz zwischen Zeta und Kira hin und her. „Dein Bild ist schon älter, während sich das von Zeta kaum verändert hat. Mit etwas Schiminke und einer neuen Frisur müsste man eigentlich soviel verändern können, dass...“ - „Moment,“ fiel Kira ihr ins Wort. „Wollt ihr etwa damit andeuten, dass ich auf eine Außenmission gehen soll?“ Zeta und Selena nickten fast synchron. „Du und Alpha.“ Die Drachenreiterin kniff die Augen zusammen und sah zu Selena. „Du darfst nur eines nicht vergessen, die Air-Force hat das Patent auf Lindwürmer. Wenn ich mit Alpha, selbst wenn er noch so jung ist, irgendwo auftauche, werden wir sofort auffliegen.“ „Mag sein, dass niemand außerhalb der Air-Force Lindwürmer haben darf,“ meinte Selena und tippte etwas auf ihrer Konsole herum, so das auf dem Hauptmonitor einige Bilder erschienen. „Schillerechsen sind durchaus noch erlaubt, solange man sie registriert hat.“ Kira schnaubte. „Schillerechsen... Ich bitte euch. Auch wenn Alpha gerade die richtige Größe hat, die von der Air-Force haben deren Intelligenz vollkommen herab gezüchtet, so das sie gerade mal als bessere Wachhunde für Leute mit dem nötigen Kleingeld gehandelt werden und zudem fehlt ihnen etwas ganz bestimmtes.“ Sie deutete auf den Rücken. „Flügel. Und ich werde bestimmt nicht zulassen, das Hand an Alpha gelegt wird.“ Zeta schüttelte den Kopf. „Halt, halt, soweit wird es nicht kommen. Ich habe mir schon diesbezüglich etwas ausgedacht. Warte es ab, bis wir fertig sind.“ Diese Aussichten beruhigten Kira aber keinesfalls, was auch an dem listigen Glitzern in Selenas Augen liegen konnte. Die ehemalige Offizierin sah sie nachdenklich an. „Nehmen wir mal an, ich würde der Sache zustimmen, dann möchte ich aber vorher wissen, was ihr da geplant habt.“ Zeta zuckte mit den Schultern. „Es wird noch etwas dauern, aber ich kann dir die Grundgerüste zeigen.“ Auf einen kurzen Blickkontakt mit Selena erhob sich die Gryl und verließ das Cockpit. „Komm mit,“ meinte sie nur knapp und ging schnurstracks auf ihren Werkbereich zu, der etwas vergrößert worden war. Eine Art Gestell lag am Boden, das starke Ähnlichkeit mit einem Rohr hatte, das gewisse Aussparungen besaß. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ keuchte Kira, als ihr langsam klar wurde, das sich da wohl Alpha hineinzwängen sollte. „Doch ist es,“ meinte Selena und griff nach einigen Werkzeugen. „Aber keine Sorge, das hier ist nur ein erster Rohbau, wenn ich damit fertig bin, wird Alpha es für eine zweite Haut halten und überhaupt nicht davon gestört werden. Versprochen.“ Skeptisch sah die Drachenreiterin dennoch drein. „Sorg du lieber das Alpha nachher nicht zu intelligent rüberkommt.“ Kira schnaubte. „Und wie stellst du dir das vor?“ Selena zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht die Drachenreiterin hier. Aber ich bin mir sicher, dir fällt schon was ein.“ Wieder entfuhr Kira nur ein schnauben. „Das ist leichter gesagt als getan.“ Sie drehte sich um, denn diese Diskussion würde nichts bringen und verließ den Werkbereich. Schon fast automatisch lenkten ihre Schritte Kira zurück zu Alpha, der sofort aufblickte, als er ihre Schritte hörte. Ein Freudiges und erwartungsvolles Glitzern lag in seinen Augen, während er langsam gähnte und dann leicht schmatzte. *Seid ihr mit eurer Unterhaltung fertig?* fragte er sie in Gedanken. Kira nickte nur leicht und ließ sich dann neben ihm auf den Boden sinken. Sanft strich sie ihm über seine Schuppen. *Was bekümmert dich?* fragte Alpha der sie aufmerksam anblickte. *Wenn du schon so anfängst, ist doch irgend etwas nicht in Ordnung.* Der kleine Drache legte seinen Kopf in Kiras Schoß und sah sie mit treuherzigen aber auch herausfordernden Augen an. Ein leichtes Seufzen entfuhr Kiras Mund. Vor Alpha konnte man einfach keine Geheimnisse haben. „Sie wollen, dass wir auf eine Außenmission gehen.“ - *Das ist doch eine gute Nachricht,* meinte Alpha und wippte vor Vorfreude mit dem Schwanz. „Das meinst aber auch nur,“ brummte Kira und versuchte ihren Missmut nicht allzu sehr durchschimmern zu lassen. *Jetzt gräme dich nicht so,* meinte Alpha und wickelte wieder seinen Schwanz um ihr Bein. Dann sah er ihr tief in die Augen, so als wolle er erforschen, was in ihr vorginge, sie aber nicht auszusprechen wagte. *Eine Schillerechse als,* brummte er schließlich, sah erst nachdenklich drein und sah sie dann dümmlich an. *Passt das?* Kira verpasste ihm eins sanft auf die Schnauze. „Das ist nicht witzig,“ entgegnete sie, aber dennoch schlich sich langsam ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht. *Na geht doch,* meinte Alpha und wirkte nun sichtlich zufrieden. *Manchmal erfordern Situationen halt auch das man über seinen eigenen Stolz springen muss. Und jetzt hör auf dich deshalb aufzuregen, immerhin bist du es ja nicht, die sich als etwas ausgeben muss, das sie nicht ist.* „Spionierst du mir in meinen Gedanken nach?“ fragte Kira plötzlich. *Ich? Wieso? War es nicht offensichtlich?“ Wenn Drachen unschuldig gucken konnten, dann war nun so ein Moment gekommen. *Schon vergessen, du bist für mich offen wie ein Buch und so sollte es doch eigentlich auch in meine Richtung sein.* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)