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Lost Souls

von

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Staub zu Staub

Langsam setzte das Kampfschiff an der Andock-Kuppel an und fuhr das Verbindungsstück aus.

"Alles klar. Selena, Systeme auf Standby lassen für die Möglichkeit sofort abzufliegen. Kira, Geschütze auf die der Event Horizon 4 ausrichten, falls die wieder zum Leben erwachen durch Notstrom und uns wegblasen wollen. Kira, Selena, ihr kommt mit mir. Alpha muss sich schonen und wird das Schiff bewachen." Der Cyborg schnallte sich von seinem Sitz los und kontrollierte sein Energieschwert. Hoffentlich fand er da drinnen mal wieder eine richtige Schusswaffe.

Kira nahm die entsprechenden Einstellungen vor und löste sich von dem System. Sie zögerte, sich von Alpha zu trennen. Der Drache musste ihr erst gut zureden, bevor sie sich den Anderen anschloss und langsam zur Schleuse hinüberschlurfte.

Selena kniff den Mund zusammen. Ihr gefiel das Verhalten der Menschenfrau nicht sonderlich, konnte aber andererseits sie auch verstehen, aber warum musste sie diese Trauer nur so offen zur Schau stellen. Noch war Alpha nicht zwischen den Sternen. „Jetzt reiß dich mal zusammen.“ Sie huschte neben Kira und deutete kurz zu dem Drachen, der ihnen nachsah. „Willst du ihm ein schlechtes Gewissen machen, wegen seinem Zustand, oder was? Er hat es sich nicht ausgesucht und jetzt zeige deinen Stolz. Das du stolz darauf bist ihn als Partner zu haben.“

"Kopf hoch, Kira. Ich hab versprochen wir finden einen Weg, und dazu stehe ich." Die Schleuse öffnete sich, und die drei Weltraumpiraten glitten in die Lost Horizon 4.

Ein nur durch die Notbeleuchtung beschienener, kahler Gang erwartete sie. Die Landung der drei auf dem Boden wirbelte so einiges an Staub auf.

"Komisch... wo kommt der ganze Staub her, wenn doch die Luftfilter in Ordnung sind...?"

Selena fuhr mit einer Hand über einen kleinen Kasten, den sie sich an den Gürtel gehängt hatte. Es war eine persönliche Schildeinheit, die sie im Notfall auch für dreißig Minuten mit Sauerstoff versorgen konnte. Kira und Zeta trugen ebenfalls solche Teile. Die Gryl hoffte, das sie diese Geräte niemals brauchen würden, und überhaupt, wann war eigentlich zum letzten Mal die Sauerstoffpatrone überprüft worden? Selena schluckte. ‚Keine Panik, mach dir keine Panik, das wird schon schief gehen.’

"Selena, in welcher Richtung liegt die Brücke?"

Die Gryl ging mit federnden Schritten, anscheinend war auch etwas mit der künstlichen Schwerkraft nicht so ganz in Ordnung, auf das nächst beste Gerät zu, was sie als Terminal erkennen konnte, um dort ein tragbares Diagnosegerät aus ihren Sachen zu ziehen und dieses dort einzustöpseln um erste Informationen aufzurufen. Vor ihr baute sich ein kleines dreidimensionales Bild des Schiffes auf, doch es flackerte unregelmäßig, was sich erst gab, als sie einmal unsanft mit dem Fuß gegen das Terminal trat. Dabei hob sie vom Fußboden ab und wurde etwa einen Meter von ihrem eigenen Schwung zurückgetragen.

Einen saftigen Fluch ausstoßend kehrte Selena an das Terminal zurück und suchte sich diesmal zuerst mit ihrem Schwanz einen Halt, bevor sie sich auf weitere Experimente in der geringen Schwerkraft einließ.

Auf dem Gebilde erschienen zwei Punkte, ein blauer und ein grüner. Sie lagen ziemlich auseinander. „Der Grüne ist unser Standort und der Blaue die Brücke. Wir müssen durch etwa ein Viertel des Schiffes und 2 Decks,“ klärte sie die Anderen auf, während sie weitere Programme startete um herauszufinden, wo man noch genügend Energie herholen konnte, um die Schwerkraft auf ein erträgliches Maß zu bringen und ob es irgendwo eine Erklärung gab, woher der ganze Staub kam. Zu letzter fand sie nichts, aber die Schwerkraft bekam sie auf etwa ein Achtel der gewohnten Werte hin.

Zufrieden überspielte sie sich die gewonnenen Daten und nahm ihr kleines Handgerät von der Konsole herunter, auf welcher das Hologramm sofort verlosch. „Alles mir nach.“ Sie warf einen viel sagenden Blick auf Kira und ging los, wobei sie aber immer noch auf ihre Schritte achtete. Hoffentlich erwarteten sie keine bösen Überraschungen.

Der Cyborg folgte Selena, sein wachsamer Blick huschte in jeden Seitengang, den sie passierten. In der rechten Hand hielt er den Griff seiner Energieklinge, jederzeit bereit, sie zu aktivieren. Irgendetwas stimmte hier doch wirklich überhaupt nicht. Das Schiff schien intakt, aber komplett tot zu sein. Wie war so etwas möglich?

Selena zuckte zusammen und ließ erneut über ihrem Gerät ein Hologramm erscheinen. Diesmal schien sie jedoch gezielt etwas zu suchen und kniff den Mund zu einem dünnen Strich zusammen, als sie nicht fündig wurde. Hastig schaltete sie das Gerät wieder ab.

"Wir sollten uns nicht verrückt machen. Dieses Schiff ist tot, seine Besatzung wohl auch, und-" Zeta fuhr herum und ließ eine Feuerkugel in seiner linken erscheinen. Da war doch grade etwas in dem Seitengang...

Kopfschüttelnd ließ er die Feuerkugel wieder verschwinden. "Jetzt fang ich auch noch an zu spinnen." Trotzdem schaltete er sicherheitshalber sein Kampf-HUD ein.

Kira schien von alledem nicht wirklich etwas wahr zu nehmen. Fast schon wie eine Maschine folgte sie dem Weg den sie eben auf Selenas Hologramm gesehen hatte. Sie passierte Zeta und machte einen Schlenker um Selena. Nur schnell diese Durchsuchung hinter sich bringen, zurück zu Alpha, und eine Heilung für ihn finden. Das trieb ihr Denken an. Was die Anderen taten war im Moment reichlich uninteressant für sie.

Kurz nach diesem kleinen 'Zwischenfall' kamen sie an eine Weggabelung. Da hörte Zeta plötzlich Schritte und bedeutete den anderen, stehen zu bleiben. Umrisse wurden in einem der Gänge sichtbar, doch ehe die Gestalt richtig ins Licht trat, wirbelte eine Windböhe Sand nach oben und der Umriss war verschwunden.

"...Habt ihr das auch gesehen oder dreh ich jetzt durch?" Zeta aktivierte seine Energieklinge.

Wieder flammte das Hologramm in Selenas Händen auf und genauso schnell verlosch es auch. „Hier ist nichts, hier sollte niemand sein und genauso wenig sollte Sand durch die Gegend wehen. Laut den Anzeigen dürfte es nicht den kleinsten Lufthauch hier geben.“ Selenas Stimme zitterte.

„Jetzt reist euch mal zusammen,“ fauchte Kira etwas schärfer als beabsichtigt. „Zeta du tust grad so, als wärst du kein Soldat sondern ein verängstigter kleiner Junge. Es hat keine Anzeichen für Leben auf diesem Schiff gegeben, da wird uns dann wohl auch kaum hinter der nächsten Ecke ein Besatzungsmitglied entgegen springen. Du solltest doch alles über Lichtreflexe und deren mögliche Auswirkungen auf den Nahkämpfer wissen.“ Kira kniff die Augen zusammen und schritt weiter. Ihr gefielen diese Unterbrechungen überhaupt nicht.

Selena nestelte an ihrer Kleidung herum und schob sich eine ihrer LuSes in den Mund, als keiner hinsah.

"Erstens war ich nie Soldat, und zweitens höre ich zum ersten mal von reflektierten Schritten wenn keiner läuft..." murmelte Zeta leise und ging weiter. Es fühlte sich fast so an, als wolle ihn sein Mana davon abhalten, aber er ignorierte es.

„Ach nein, frag Akram,“ Kira lachte kalt und beschleunigte ihre Schritte. Mittlerweile hatte sie das Gefühl, das sie etwas rief, aber sie konnte nicht sagen was und warum.

"Ich bin ein verdammter CYBORG, ich hab Kampfprogramme installiert, das war’s dann auch. Ich war nicht jahrelang Sklave einer Gehirnwäsche und einer falschen Idee." fauchte Zeta wütend zurück.

Kira blieb stehen. Ein kurzes Sirren verriet, das sich etwas bei ihr veränderte. Als sie sich wieder umdrehte war ihr Arm verwandelt. Doch noch etwas hatte sich geändert. Der Ausdruck, der in ihren Augen lag. Er war … undefinierbar.

Für einen Moment harrte Kira noch aus, dann wirbelte sie erneut herum und lief los.

„Oh Mann, hast du ihr Gesicht gesehen? Ich dachte echt für einen Moment, die würde wirklich auf uns schießen. Was ist denn jetzt los mit der?“ Selena war zu Zeta aufgeschlossen und versteckte sich nun lieber hinter seinem Rücken.

"Es ist dieses Schiff. Wieso schwebt es ausgerechnet zwischen den ganzen Gravitationsfeldern? Das vorhin war keine Lichtreflexion, das hätte mein HUD erkannt. Vielleicht ist es die Luft hier, die einen verrückt macht, oder sonst was, aber Kira scheint besonders anfällig dafür zu sein. Wir müssen sie von diesem Schiff runter bringen!" Zeta rannte los, achtete aber darauf, Selena bloß nicht zu verlieren.

Kira war unterdessen durch die Gänge gehastet. Sie hörte, dass ihr jemand folgte, aber das war ihr herzlich egal. Ihr Ziel war die Brücke.

Als sie vor der großen Tür stand spürte sie, dass das, was sie rief, von dort kam. Doch die Tür war verschlossen, und sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte diese nicht öffnen. Schließlich war der Zugang nur Crewmitgliedern gestattet oder solchen, die den Code kannten. Wütend hämmerte Kira gegen das Metall.

Da glitt das Schott ohne ein Geräusch auf. Ein leichter Windhauch wehte Kira entgegen, und dort, auf der Hauptkonsole, lag der einzige Gegenstand im Schiff, der nicht voller Staub war. Eingespannt in eine seltsame Vorrichtung, ein Faustgroßer, runder Stein.

Zeta hastete unterdessen weiter zusammen mit Selena durch die Gänge und aktivierte seinen Com.

"Hier Zeta. Alpha, versuch, Kira zu beruhigen. Irgendetwas passiert mit ihr."

Ohne groß weiter darüber nachzudenken, warum sich die Tür mit einem Mal doch geöffnet hatte, ohne das sie versucht war darauf zu schießen oder sie noch anderweitig zu bearbeiten, trat Kira auf die Brücke. Ihre Augen hafteten auf dem runden Ding in der Halterung. Sie konnte fühlen, das dieses Ding das war, was von ihr gefunden werden wollte.

*Kira, Kira, kannst du mich hören, was ist mit dir?* Die Angesprochene ging auf das runde Ding zu und streckte ihre Hände danach aus.

Irgendwann war ihre künstliche Hand wieder in den Normalzustand zurückgekehrt und sie zog den Stein aus der Halterung. Tränen rannen über ihre Wangen. *Alpha ich glaube, ich habe deine… unsere Rettung gefunden.* Kira rutschte an der Konsole herunter, kauerte sich auf dem Boden zusammen und weinte hemmungslose Tränen. Sie barg den Stein zwischen ihren Armen.

In just diesem Moment kamen Zeta und Selena vor der Tür an. Da ging ein Summen durch das Schiff. Die einzelnen Teile der Halterrung waren zusammen gefahren und hatten einen Stromkreis geschlossen. Das Licht ging wieder komplett an und flutete die Räume. Und nun wurde auch klar, was dieser Staub war.

Es waren Knochen. Kleine, weiße Knochensplitter blitzten aus dem weißen Staub.

Zeta und Selena sprangen förmlich auf die Brücke. Ein Hologramm entfaltete sich über der Konsole. Es war das Abbild des Schiffskommandanten. Er war in einem üblen Zustand. Brandnarben bedeckten die Stellen, die man sehen konnte und er besaß nur noch ein Auge.

"Hier spricht der Captain der Event Horizon 4. Wir haben den Planeten der Wünsche gefunden. Doch er ist nicht das Paradies. Statt dem Himmel fanden wir die Hölle.

Als wir ihn betraten, fanden wir kein Leben vor. Doch sowohl Licht als auch Pflanzen und Wasser waren reichlich vorhanden. Doch kurz nach unserer Ankunft zeigte sich das wahre Gesicht dieser fliegenden Hölle.

Monster und Ungeheuer fielen wie aus dem nichts über uns her. Wir hatten keine Chance. Unser letzter lebender Techniker koppelte den Ersatz-Hyperraumantrieb ab und eine gewaltige Ladung Antimaterie dazu. Die letzten Überlebenden starteten von dieser Hölle aus, mit nur einem winzigen Felsen des Planeten. Die Explosion zerriss den Planeten der Wünsche.

Doch wir begingen einen Fehler. Wir haben den Stein behalten. Zuerst dachten wir, die Monster seien die Einwohner dieser Hölle gewesen. Doch sie waren unsere Wünsche. Jeder von uns trägt Finsternis in seinem Herzen. Und der Planet der Wünsche lässt diese Träume des Todes wahr werden.

Ihr, die ihr diese Nachricht hört: Wir haben den Planeten gefunden, unsere Mission ist erfüllt. Gleich werden sie durch dieses letzte Schott brechen und uns töten. Berührt den Stein nicht."

„Na toll, echt frühe Warnung.“ Selena keifte das Hologramm an, während sich ihr alle Haare aufstellten. „Welcher Idiot koppelt das Log mit der Vorrichtung die sich erst auslöst, wenn man die Sachen entnommen hat. Und was denkt der Spinner jetzt, was wir machen sollen? Der hätte uns eine Lösung vorschlagen können.“ Selena blickte zu Kira. „Wie viele Dämonen schlummern wohl in ihrer Seele? Ich habe keine Lust sie kennen zu lernen, und überhaupt…“ Sie schüttelte sich. „Verdammt ich gehe durch tote Crewmitglieder. Das ist EKELHAFT! Ich will hier RAUS!“ Ihre Stimme klang schrill und wurde von den Wänden sogar teilweise reflektiert. Ein Anflug von Panik lag darin.

Die Lautsprecher begannen zu knistern.
 

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"Ihr habt mich befreit, dafür danke ich euch. Ich bin die Event Horizon 4. Willkommen in der Hölle, ihr Narren."

„Das gehört aber jetzt nicht zu Kiras Wünschen, oder?“ fragte Selena ängstlich vorsichtig.

Zeta fuhr herum, als sich das Schott donnernd schloss.

"Ok... blutrünstiges Schiff, jede Menge Tote, eine apathische Schützin, ein Captain der die Gefahr nicht erkannt hat und eine drogensüchtige Technikerin. Hört sich nach dem ganz normalen Wahnsinn an." Zetas Stimme war seltsam ruhig. Kratzende Geräusche waren zu hören, und der Lüftungsschacht brach auf. Die Abdeckung segelte ziemlich schnell auf Zeta zu, doch dieser zerteilte sie und die komische Spinne, die danach kam, mit zwei schnellen Schlägen seiner Energieklinge.

"Selena, versuch dass Schott auf zu kriegen. Kira, los, komm her! Alle beide hinter mich!" In der linken Hand sammelte Zeta sein Mana und ließ es entflammen, als immer mehr tapsende Geräusche aus dem Lüftungsschacht kamen. Eine wahre Woge aus Monsterspinnen ergoss sich aus ihm. Zeta richtete die brennende Linke auf die anstürmenden Horden.

"Damfoie!" Ein konstanter Flammenkegel ergoss sich aus seiner Hand.

„Ich muss zur Tür und ans Terminal dort,“ Selena hüpfte auf Zehenspitzen auf und nieder um nicht mehr mit den ganzen Füßen auf dem staubigen Boden zu stehen. Eigentlich eine ziemlich nutzlose Aktion, haftete der Knochenstaub doch eh schon überall an ihrem Fell.

Sie hüpfte zu der Eingabeeinheit, verband ihr tragbares Gerät damit und versuchte eine Überbrückung herzustellen.

*Kira, hörst du mich? Ich höre über Zetas Com das bei euch etwas nicht stimmt. Ich komme zu euch.*

Die Schützin wurde unsanft aus ihrer Apathie gerissen. *Nein Alpha nicht…* doch sie konnte spüren, das er sich ihr widersetzte. Er würde sein Wort halten egal was passierte. „Zeta, wir müssen hier raus, Alpha ist auf dem Weg hierher.“

Kira sprang auf und versuchte den Stein irgendwie in ihre Uniform zu stopfen, um die Hände frei zu haben.

Mit einem feinen Sirren wandelte sie wieder ihren Arm und begann nun ebenfalls auf die Monster zu schießen. „Ich habe nicht für ewig Munition,“ ergänzte Kira ihrer Aussage.

"Lass diesen verdammten Stein hier, oder willst du auch die Lost Soul mit Monstern voll stopfen?" schrie Zeta und zerlegte zwei Spinnen mit seinem Schwert. "Ich glaube ich frage erst gar nicht was für Alpträume du sonst immer so hast."

„Nein. Ich werde ihn nicht hier lassen. Ich brauche ihn… Alpha braucht ihn. Von mir aus sperrt uns später weg oder so, aber ich werde das Ding auf keinen Fall an diesem Ort zurücklassen.“ Kira wusste selbst nicht, woher sie diese Gewissheit nahm, aber sie würde jetzt nicht einfach aufgeben. Nicht, nachdem sie spürte, das sie ein Heilmittel für Alpha in Händen hielt.

"Hast du den Captain dieses Schiffes denn nicht gehört? Der Planet der Wünsche ist ein Hort der Alpträume, und ich glaube ich weiß was diese Galaxie zu einem Ort aus schwarzen Löchern gemacht hat. Vielleicht kann er Alpha retten, doch willst du wirklich dein Leben dafür verwetten? Hinter dir, Kopf runter!"

Kira ließ sich fallen, doch als sie Zeta das nächste Mal anblickte konnte er in ihren Augen lesen, was sie dachte. ‚Ja, ich würde mein Leben dafür geben.’

Eine Explosion erschütterte die Brücke und verschiedene Alarme begannen loszuheulen. „Hüllenbruch 1 Deck über uns,“ verkündete eine andere Stimme, die, bei dem Chaos, erst im Nachhinein als die von Selena einzuordnen war.

Zeta feuerte einen Blitz dorthin ab, wo eben noch Kiras Kopf gewesen war, und nagelte damit eine Spinne an die Wand. Endlich kamen keine mehr aus dem Lüftungsschacht.

"Das scheint’s wohl fürs erste gewesen zu sein. Wenn wir dieses Schott nicht bald aufkriegen, müssen wir wohl da durch." Zeta deutete auf den Schacht, und hatte ein ziemlich ungutes Gefühl dabei. Wenn ich den Plan Richtig im Kopf habe, ist hier in der Nähe doch ein Speisesa-"

Das Schott glitt endlich auf... und gab den Blick auf eine Horde blanker Skelette frei, deren Arme Klingen aus Knochen waren. Sofort schlug Zeta zu, gegen die Verstrebungen des Schotts, und es glitt zischend wieder zu. Schnell zog er Selena von dem Eingang und einer Klingenhand, die nach ihr griff, weg. "Ok, Lüftungsschacht."

Selena sprang mit einem Kreischen in Zetas Arme. Sie klammerte sich an dem Mann fest und verkrampfte sich vor Zittern. Ihr, sonst so gebräuntes, Gesicht zeigte eine ungesunde, milchige Farbe. In ihren Augen stand Panik. „Ich will hier raus, ich will hier weg, bitte, bring mich weg.“ Selenas Stimme zitterte.

Kira vergewisserte sich noch einmal, dass sie den Stein nicht verlieren konnte und zog sich mit einem Ruck in den Lüftungsschacht. „Los kommt.“ Sie drehte sich um, so gut wie das noch ging und streckte Selena die Hand hin. „Alpha wartet oben auf uns und hält uns den Rücken frei. Wir sollten ihn nicht zu lange warten lassen.“

Nachdem die zitternde Selena in den Luftschacht verfrachtet war, folgte schließlich dicht auf auch Zeta, jedoch rückwärts.

"Kira, decke uns nach vorne, Selena, behalte mögliche Abzweigungen im Auge. Ich erledige alles das von hinten angekrochen, gelaufen oder geflogen kommt." flüsterte der Cyborg und sammelte Mana in seinen Händen. So ging es langsam, aber stetig in die Eingeweide der Event Horizon, immer auf der Suche nach einem Weg nach oben.
 

"Also laut meinem HUD befinden wir uns jetzt fast direkt unter Alpha. Moment mal... habt ihr das auch gehört?" Die durch Implantate extrem leistungsfähigen Augen des Cyborgs musterten den Gang hinter ihnen misstrauisch. "Selena, siehst du etwas in den Seitengängen?"

Die Gryl zuckte zusammen, als Zeta sie ansprach und stieß sich den Kopf an der Decke des Schachtes. „Ough,“ fluchte sie leise, aber wenigstens war sie für einen kurzen Moment abgelenkt und zitterte mal nicht. „Nein, da ist nichts,“ ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren schrill und total verängstigt. Hastig schlug sie sich die Hand vor den Mund und hustete, als sie dadurch nur noch mehr Staub aufwirbelte.

Kira schnaubte nur und kroch weiter. Mit ihrem künstlichen Auge scannte sie die Umgebung ab, doch irgendetwas störte die Verbindung. Jedenfalls erhielt sie nur widersprüchliche Informationen und bunte Schlieren aus der Schwärze.

So verließ sie sich auf ihr normales Auge und ihre Ohren, doch diese sahen und hörten nichts. „Mir gefällt das Ganze nicht. Erst dieser riesige Aufstand und jetzt wieder gar nichts.“ Irgendetwas sorgte dafür, dass sich Kiras Nackenhaare aufstellten, doch noch immer konnte sie nichts ausmachen. Aber sie hatte gelernt, sich auf dieses Gefühl zu verlassen. *Alpha?*

Keine Antwort.

Kira biss sich auf die Lippe und suchte nach einer Möglichkeit für einen Durchstoß.

Musste wohl doch Einbildung gewesen sein. Doch da hörte er das Geräusch wieder. Ein Zischen, wie von einer undichten Leitung. Und schließlich... Licht. Drei Augenpaare bewegten sich rasend schnell auf den Cyborg zu. Die Dunkelheit verhinderte plötzlich die Sicht seiner Augen. Zeta hob die rechte Faust und streckte Mittel- und Zeigefinger nach vorne.

"Zonde!" Ein Blitzschlag erhellte kurzzeitig den Lüftungsschacht und durchbohrte den Leib einer monströsen Schlange, die drei Köpfe zu haben schien.

Ein Flackern war das nächste was man sehen konnte, und plötzlich durchbrach so grelles Licht den Lüftungsschacht, das Zetas modifizierte Augen kurz brauchten um sich neu zu justieren.

Und jetzt kam eine regelrechte Armee aus Schlangen von hinten auf die Gruppe zu. Doch das schlimmste waren Bewegungen, die der Captain der Lost Soul rechts und links von sich wahrnehmen konnte. Und Selena konnte in diesem Licht sicher nichts sehen.

"Selena, hör mir genau zu. Sammele dein Mana, richte deine Hände auf die beiden Gänge rechts und links, und feuere jeden Zauber ab, der dir einfällt! Hör nicht auf bis ich es dir sage." erklärte Zeta ruhig und hob beide Arme.

"Und ihr stört. Dam-Foie!" Ein Kegel aus Feuer schoss aus Zetas Händen.

Kiras Arm passte sich unterdessen den neuen Gegebenheiten an. Es waren einfach zu viele Gegner, als das man sie hätte mit ihrer Waffe auseinander nehmen können. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, dann presste sie beide Hände gegen die Decke über sich. „Ra-Foie,“ flüsterte sie leise und bekam im nächsten Moment eine ordentliche Ladung Funken, Dreck und Fehlermeldungen ihres künstlichen Armes um die Ohren gejagt, während die Wucht sie auf den Boden des Schachtes zurückdrängt.

Verflucht dieses Magiezeug war nichts für sie. Eindeutig nicht, auch wenn sich jetzt über ihr ein ordentliches Loch zeigte.

Ohne viel Federlesens kroch Kira hindurch. Sie musste zu Alpha. Unbedingt. Dieser Wunsch und die Ungewissheit, warum er nicht antwortete trieb sie sogar soweit, dass sie die Anderen im Stich ließ.

„Was? Wie? Wo?“ kreischte Selena, die alles andere als besonnen war. Von Konzentration mal ganz zu schweigen. Sie hatte einige der Monster gesehen und das hatte ihr mehr als einen Schock eingejagt. Die Gryl war im Moment alles andere als Kampffähig. Erst die erste Schlange, die unmittelbar vor ihrem Gesicht auftauchte riss Selena aus ihrer Erstarrung. Rein aus Überlebensinstinkt schleuderte sie dem Reptil einen Blitz entgegen und ließ sie dann auf die Gegner nieder hageln, während sie mit schreckgeweiteten Augen versuchte an Zeta heranzukommen, da Kira verschwunden war.

„Kira, wo bist du?“ schrie sie zwischen einigen Entladungen hindurch.

"Ich weiß es nicht." brachte Zeta zwischen dem Magiegewitter hervor, das er entfesselt hatte. Der Gang hinter ihnen war zum Großteil wieder Schlangenfrei, und Selenas wildgewordene Blitzkräfte schlugen auch so einiges zurück. Da krachte irgendetwas, und diesmal war es keine Explosion. Der Gang schien abzusacken, und ein Riss bildete sich zwischen Zeta und Selena.

"Selena, halte dich an mir fest!" schrie Zeta sofort, als der Riss zwischen ihnen größer wurde. Die Gryl schien sich das nicht zweimal sagen zu lassen und klammerte sich an den Cyborg. Die Schlangen kamen immer näher, während der Gang am zerbrechen war.

"Gi-Megid!" schrie Zeta und entfesselte eine dunkle Sphäre, die sich um ihn und Selena ausbreitete und die Schlangen verschlang. Danach wurde alles dunkel um den Captain.
 

„Gleich bin ich bei dir. Gleich bin ich da,“ murmelte Kira immer wieder, während sie sich unsanft durch die Eingeweide des Schiffes wühlte, dort wo die Explosion nur halbherzig das Metall zerstört hatte.

Noch einmal holte sie mit ihrer Faust aus und malträtierte die letzte Bodenplatte, bevor sie endlich auf das Deck über ihnen durchbrach. Die Platte wurde förmlich davon gerissen. Hier herrschte ein mächtiger Unterdruck.

Mühsam kletterte Kira aus dem Loch. Die Schadensanzeigen hinter ihrem künstlichen Auge leuchteten mittlerweile wie ein bunter Weihnachtsbaum und sie fragte sich, warum das Ding seinen Geist noch nicht aufgegeben hatte. Diese verfluchte Rückkopplung bei der Magieanwendung hatte die ganze Misere doch erst ausgelöst. Wenigstens funktionierte die kleine Einheit an ihrem Gürtel, denn die Luft hier oben war kaum noch präsent. Sicherlich würden die Anderen den Druckverlust auch noch zu spüren bekommen.

*Alpha, wo bist du?* Kira sah sich um und sie brauchte etwas, bis sie ihn entdeckt hatte. Alpha lag, mit dem Rücken zu ihr, auf der Seite. Unter ihm und im näheren Umkreis waren mehrere Skelette auszumachen, die größtenteils ziemlich zerstört waren. Anscheinend war er von Kampfhandlungen nicht verschont geblieben.

Langsam ging sie um ihn herum und legte ihm sanft eine Hand auf den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, doch er zuckte zusammen, als er den Kontakt spürte und schlug sie wieder auf. *Oh, ich muss wohl eingeschlafen sein. Tut mir leid.*

Kira konnte die Verlegenheit von ihrem Partner in seinen geistigen Worten förmlich spüren. *Ist schon gut. Gleich kommen die Anderen und dann können wir zurückkehren.* Sie strich Alpha liebevoll über die Schnauze.
 

„Hey, das ist nicht fair. Zeta verdammt, wach auf. Lasst mich hier doch nicht alle alleine.“ Selena schluckte und gab dem Cyborg wieder eine Ohrfeige, doch er reagierte überhaupt nicht darauf.

Um sie herum war alles schwarz. Selena biss sich auf die Unterlippe. Sie zitterte. Bescheidener konnte es ja nun wirklich nicht kommen. Sie war nun mal kein Kämpfer. Nur jemand, der sich mit Technik halt etwas auskannte nicht mehr und nicht weniger.

Selena zog dann ein kleines Gerät aus der Tasche und suchte die Anschlüsse in Zetas Nacken. „Verdammt, ich sagte doch, du sollst mich nicht alleine lassen.“ Sie schaltete es ein.

Mit einem Schrei meldete sich Zeta wieder zu Wort, als der elektrische Impuls durch seine Wirbelsäule und das Gehirn fuhr. Vor seinem Blickfeld öffneten sich hunderte Fenster und Visoren, die sich erst langsam wieder abbauten. Als Zetas Schrei verklungen war, wurde seine Sicht wieder normal.

"Systeme online. Ich war wohl kurz... weggetreten..." Der Cyborg drohte direkt wieder umzukippen.

„Den Göttern sei dank.“ Selena hatte bei dem Schrei fast den kleinen Impulsgeber fallen gelassen, schmiegte sich nun aber eng an Zeta. Sie war sichtlich erleichtert auch wenn die kleine Gryl immer noch deutlich zitterte. „Kurz weggetreten ist gut. Tu das nie wieder, oder ich nehme nächstes Mal die höchste Stufe.“ Hinter der gespielten Drohung versuchte Selena ihre Angst zu maskieren. „Können wir jetzt hier weg ... bitteeee,“ flehte sie.

"Wenn du mich nicht vorher erdrückst, gerne." Der Cyborg stand ächzend auf und aktivierte per Gedankenbefehl seinen Dunkelheits-Visor, eine Kombination aus Wärmebild und Schallsensoren. Sie waren wohl in einer Art Kantine gelandet. Zeta versuchte seinen Komunikator zu aktivieren, aber das Gerät blieb tot.

"Ich bekomme kein Signal von Kira. Wir müssen uns schnellstens einen Weg zur Lost Soul freikämpfen. Ich... ich habe das dumpfe Gefühl, das die Event Horizon begonnen hat, sich zu bewegen."

Selena war nicht wirklich begeistert noch einmal durch dieses Chaos zu müssen, aber andererseits, wenn Zeta wirklich recht hatte... sie wünschte sich mittlerweile nichts sehnlicher, als zurück an Bord der Lost Soul zu sein, auch wenn dieses Schiff sie auch schon mal auf dem Kicker gehabt hatte. „Lass uns gehen,“ sagte sie mit zittriger Stimme.
 

„Mist,“ Kira lief vor Alpha im Kreis, der schon wieder die Augen geschlossen hatte. Nachdem sie den Stein in seine Obhut gab, war Kira versucht gewesen wieder Kontakt mit den Anderen aufzunehmen, doch ohne Erfolg. *Was ist denn los?* mischte sich Alpha in ihre Gedanken ein. „Ich verstehe nicht, warum die Anderen noch nicht da sind und erreichen kann ich sie auch nicht.“ - *Sie sind noch am Leben. Ich kann es spüren. Du brauchst dich nicht zu sorgen.* Trotzdem wollten Alphas geistige Worte nicht so recht den Trost vermitteln, den Kira sich gewünscht hatte.

Schließlich biß sie sich auf die Lippen und sah zum Loch. „Pass gut auf den Stein auf, ich geh sie suchen.“ Ihr war die Bewegung des Schiffes nicht entgangen, auch wenn diese nur minimal gewesen war.
 

Langsam bahnten sich Captain und Technikerin einen Weg durch den Speisesaal. Dabei fielen Zeta die dicken, Spinnenweben nicht unähnlichen Fäden auf, die hier und da herum hingen. Würde Selena diese bemerken, hätte er wohl gleich eine bewusstlose Gryl.

"Lass mich auf keinen Fall los. Wenn wir hier magisches Licht anmachen, sind wir ein zu gutes Ziel." Die Spinnen die in solchen Netzen wohnten wollte wohl niemand kennen lernen.

Nur zu gerne kam Selena der Aufforderung nach. Sie hatte die Augen zusammengepresst und murmelte unhörbare Worte vor sich hin, während sie sich eng an Zeta klammerte.

„Da seid ihr ja. Was ist mit euren Coms los?“ Kiras Stimme klang gepresst zu den Beiden hinüber, während sie schnell auf sie zuschritt. Die Scharfschützin schluckte im Angesicht dessen, was ihr künstliches Auge ihr darbot. Fast schon wünschte sie sich das es nicht so scharf eingestellt war. Mit ihrem normalen Auge sah sie, dankenswerterweise, nichts. „Bevor ihr fragt. Alpha passt auf den Stein auf.“

"Die sind tot. Entweder Mana-Überladung, oder die Event Horizon hat uns abgeschnitten. Wenn wir uns nicht beeilen, landen wir wohl im nächstbesten schwarzen Loch, das Schiff bewegt sich nämlich." flüsterte Zeta knapp, bevor er sich samt klammernder Gryl und mit Kira im Schlepptau zum Ausgang aus der Kantine aufmachte. Doch leider hatte das Schiff noch ein paar Überraschungen.

Denn kaum das sie vor der Tür standen, begann es hinter den dreien zu Rascheln, und gigantische Spinnen seilten sich von der Decke ab, die unangenehm fauchten.

"Selena, versuch die Tür zu knacken, wenn das nicht geht, spreng sie mit deinem Mana auf." zischte Zeta und zog sein Energieschwert. "Wie viele Alpträume hattest du in deinem Leben bis jetzt, Kira?" - „Das willst du nicht wissen und ich habe aufgehört zu zählen.“ Die Scharfschützin aktivierte doch wieder ihre Armwaffe um die ersten Viecher von der Decke zu holen, bevor sie ihnen gefährlich werden würden. „Wenn wir wieder auf der Lost Soul sind, brauch ich dringend Munition, das wird langsam eng.“

Selena flitzte zur Tür und begann das Panel an der Wand zu lösen. Sie versuchte sich gar nicht erst auf das zu konzentrieren, was dort um sie herum passierte, denn ein inneres Gefühl sagte ihr, dass sie es nicht wissen wollte. Doch schon direkt am Anfang bekam sie ordentlich eine gewischt, dass ihr der kleine Stick aus der Hand flog, mit dem sie auf die Platine vordringen wollte.

„Scheiße,“ fluchte sie und schüttelte die taub gewordene Hand. Selena sah die kleinen Elmsfeuer über das Metallgeflecht an ihrem Arm tanzten. Magie... Leichter gesagt als getan. Selena schloss die Augen und richtete eine Hand gegen die Platine. „Zonde.“ Sie spürte, wie sich etwas aus ihrem Arm löste und in die Platine einschlug.

Ein Ruck ging durch die Tür, aber sie öffnete sich nur einen kleinen Spalt, um dann wieder stecken zu bleiben.

Als die ersten Riesenspinnen auf Tuchfühlung gehen wollten, zischte das Energieschwert von Zeta vor und säbelte gleich zwei der Monster durch.

"Wenn die Tür blockiert, versuch sie aufzusprengen. Ich weiß, du schaffst das Selena." rief der Cyborg nach hinten und schnitt einer weiteren Monsterspinne den Weg zu der Technikerin ab.

Drei weitere Spinnen segneten durch Kiras Schießkünste das zeitliche, doch dann wurde die Drachenreiterin vor ein neues Problem gestellt. „Shit,“ fluchte sie, und verwandelte ihren Arm zurück. Mit der flachen, metallenen Hand stampfte Kira eine weitere Spinne in eine Bordwand. „Keine Munition mehr,“ keuchte sie.

Fast, als hätten einige Spinnen darauf gewartet, stürzten sie sich auf Kira, und die Scharfschützin verschwand unter einem Berg pelziger Leiber.

Kira spürte, wie sie gebissen wurde, und schlug wild um sich. *Konzentrier dich.* ertönte plötzlich Alphas Stimme in ihrem Kopf. 'Leichter gesagt, als getan,' erwiderte sie angegiftet. *Konzentrier dich auf dein Inneres. Fühle das Mana.* - 'Du, das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt...' Plötzlich schien sich die Präsenz von Alpha in ihrem Geist zu verstärken. *Das ist jetzt der einzig richtige Zeitpunkt. Wenn du überleben willst, reiß dich zusammen.*

Selena hatte selbst keinen wirklichen Plan, wie sie die Tür sprengen sollte. Leichte Kopfschmerzen breiteten sich hinter ihrer Stirn aus.

Sie griff nach einer herumliegenden Metallstange, stemmte sie in die Lücke und versuchte die Tür weiter aufzustemmen.

Zeta löste sich mit einem Rundumschlag aus dem Spinnenhaufen, der ihn gerade aufessen wollte, und wandte sich Kira zu. Der Captain hob die linke Hand und konzentrierte sich.

"Ramegi-" Ein Stechen im Kopf unterbrach den Zauber. "Mist, mein Mana..."

Die Spinnen suchten sich ihren Weg durch Kiras Kleidung und sie spürte, wie sie in ihre Haut bissen. Kira schrie gepeinigt auf, was weitere von den Viechern als Einladung sahen. Plötzlich hatte sie die Dinger auch im Mund. Panik wallte in Kira hoch. *Konzentrier DICH!* Alphas Worte schienen ihren Panikerfüllten Geist förmlich überwältigen zu wollen.

Das nächste, was Kira wahrnahm war eine ungeheure Hitze, die durch ihren gesamten Körper brannte und dann lag sie im Staub und hustete verbrannte Spinnenreste aus, bevor sie sich übergab. *Das nächste Mal machst du das allein* grollte Alpha in ihren Gedanken, bevor er sich zurückzog.

Was ein Glück, das Zetas Augen von dem Staub nicht gestört werden konnten, den Kira gerade Kiloweise aufwirbelte. Trotzdem wurden es langsam zu viele Spinnen, und die Tür machte auch keine Anstalten, aufzugehen. Neben der Tatsache, das dahinter sicher noch schrecklicheres lauern konnte.

"Langsam aber sicher REICHTS!" Zeta schlug wie ein Berserker um sich um nicht unter den Leibern begraben zu werden, was gar nicht so einfach war, besonders da er Selena immer noch den Rücken deckte.

„Verdammt, hilft mir mal einer?“ Selena hing fast waagerecht an der Tür, als sie sich gegen den Rahmen stemmte, beim Versuch noch mehr Kraft einsetzen zu können, doch diese vermalledeite Metallding dachte nicht im Traum daran die Gryl gewinnen zu lassen.

Kira spuckte. Gut, das sie noch nicht soviel gegessen hatte und wischte sich mit dem dreckigen Ärmel über den Mund, was nicht sehr hilfreich war, bevor sie zu Selena wankte und sich mit ihr in die Tür stemmte.

Mit einem markerschütternden Ächzen gab das Metall endlich nach und die Tür schnellte förmlich in die Wand, so das Selena mit einem Aufschrei zu Boden ging und sich wütend den Hintern rieb.

Einen Wimpernschlag später säbelte der Cyborg eine letzte Spinne durch, bevor er Selena wieder auf die Beine zog.

"Los Kira, weg hier!" rief er der Schützin zu und rannte den Gang entlang, die Gryl hinter sich her ziehend.

Die Schützin wollte ihnen nachsetzen, als plötzlich die Spinnenflut versiegte. Noch wundernd, richtete Kira sich auf. Im nächsten Moment heulten Sirenen los. „Sicherheitsalarm!“ Überall auf dem Schiff rauschten Sicherheitsschots herunter.

„NEIN!“ schrie Kira, und hämmerte gegen das, was sie von den anderen Beiden getrennt und dann noch eingeschlossen hatte. Sie steckte auf einem Stück Gang fest.

"Verd-" Zeta fuhr herum, da begann der Untergrund mal wieder zu zittern. Der Boden unter dem Cyborg und der Gryl brach mal wieder einfach weg.

"Wir treffen uns am Schiff! Eine Stunde, höchstens, dann ablegen, egal wer noch fehlt!" schrie Zeta durch das Dröhnen des Metalls hindurch in seinen Kommunikator. Hoffentlich funktionierte er wenigstens auf kurze Distanz noch.

Fluchend schlug Kira ein letztes Mal gegen das Schott bevor sie sich umdrehte und sich dagegen lehnte. In ihrem Geiste suchte sie nach einem Ausweg. Im Moment steckte sie gänzlich in diesem Abschnitt fest und allein der Gedanke daran wie schlecht es Alpha eben noch gegangen war, verhinderte auch schon das sie um seine Hilfe bat. Nein, sie musste diesmal selbst einen Weg aus dieser Misere finden.

Langsam und sorgfältig scannte sie mit ihrem künstlichen Auge den Raum ab. Irgend einen Schwachpunkt musste es doch geben.

Es dauerte, bis sie an einer der Türen eine Schwächung des Materials durch Korrosion wahrnahm. Da Kiras Waffe keine Munition mehr besaß und hier auch sonst nichts hier herum lag das man benutzen konnte um sich einen Weg zu bahnen stützte sie sich mit einer Hand ab und begann mit einem Fuß das Metall zu bearbeiten. Kira hoffte dass das Metall der Tür vorher nachgab. Denn ihr künstliches Auge zeigte jetzt schon Warnmeldungen an, die vor einer Beschädigung ihres Laufgerätes warnte.

--

Wie lang waren sie gefallen? Eindeutig zu lange, der Aufprall war nicht gerade schmerzfrei. Dank der ganzen Implantate war Zeta jedoch nicht zu Matsch geworden - und Selena war auf ihm gelandet, wohl weicher als der Metallboden. Beide rappelten sich mitgenommen wieder auf, es war fast komplett stockfinster. Fast, denn brennende Totenschädel flogen hier und da durch die Wände.

Selena zuckte zusammen und kniff die Augen zusammen. Kleine Elmsfeuer tanzten durch ihr Fell, während sie sich stöhnend an Zeta klammerte. „Ich will hier raus,“ murmelte sie leise. „Bitte bring mich hier weg.“

"Bleib ruhig... oder zumindest so ruhig, wie das noch geht." Zeta aktivierte wieder seine Energieklinge und lief dann, Selena an sich hängend, los. Der erste Schädel, der auf ihn zuflog, wurde mit einem schnellen Streich der Waffe halbiert und fiel zu Boden, der zweite wurde umgangen. Diese Monster waren zum Glück langsamer als die Spinnen von vorhin.

„Was bei allen Wesenheiten ist das?“ würgte Selena mit bebender Stimme hervor. „Da ist mir unser besessenes Schiff ja noch lieber.“

"Nicht nur dir. Unser Schiff versucht zumindest nicht mehr, uns zu töten." Zeta wusste, dass er nicht zu viel Mana einsetzen durfte - ein weiterer Schock, und die Rückkehr zum Schiff würde verdammt schwer werden...

Aus der Vorwarnung war mittlerweile eine Schadensmeldung geworden und Kira spürte, wie sich ihr linker Fuß nicht mehr richtig bewegen ließ. Das Loch, welches sie mittlerweile in das Metall der Tür getrieben hatte, reichte aber bei weitem nicht, um sich hindurch zu zwängen. Sie fluchte leise. Jetzt zu versuchen den anderen Fuß einzusetzen wäre sicherlich glatter Selbstmord. Auch jetzt schon würde das Wort 'laufen' eine ganz neue Definition erhalten.

Durch das Loch hindurch konnte Kira Drähte erkennen, warum diese durch eine Schutztüre verliefen, was ja eigentlich ziemlich unsinnig war, blieb ihr verborgen. Selena hätte mit denen bestimmt etwas anfangen können, aber die Gryl befand sich ja nicht mit ihr in dieser Art der Gefangenschaft.

Nachdenklich untersuchte die Drachenreiterin die Tasche ihrer Uniform erneut, ohne jedoch ein erfreulicheres Ergebnis zu erhalten. Außer einem Ersatzcom, dem Feldgenerator für die Notfall-Luftversorgung, einer Wasser- und Nahrungspille und einem kleinen Lasermesser hatte sie nichts dabei.

Ziemlich schlecht ausgerüstet für einen Notfall, tadelte sie sich in Gedanken selber. Irgendwie wurde sie, seitdem sie ihr Geschwader verloren hatte immer nachlässiger, oder lag es mit auch an Alphas Zustand? Nein, sie durfte jetzt nicht Anderen die Schuld geben für ihre Fehler.

Kira seufzte und starrte nachdenklich auf das Messer und das Ersatzcom. Technik war noch nie ihr Ding gewesen, jedenfalls über den Bereich hinaus, der etwas nichts mehr mit ihr und ihrem Partner zu tun hatte.

Auf dem Bauch versuchte Kira die Kabel zu erreichen und zog daran. Zuerst tat sich nichts, doch dann gaben sie mit einem schnalzenden Geräusch nach. So weit so schlecht. Entweder half das jetzt, oder sie hatte sich gerade die letzte Chance genommen diese Tür hier auf zu bekommen und für die Andere besaß sie wahrlich jetzt keine Materialien mehr.

Als sie die Kabel versuchte mit der Batterie des Com zu einer Aktion zu zwingen erntete sie nur zischen, eine leere Batterie und keine Reaktion von der Tür.

Wütend warf sie die Reste des Com von sich und drehte sich auf den Rücken, nur um in der Bewegung zu erstarren. Nun wusste sie, was das Zischen zu bedeuten hatte. Gas! Scheinbar hatte der elektrische Stoß dazu geführt dass sich die Löschanlage eingeschaltet hatte und den Raum nun mit Gasen fluten würde, die das Feuer erstickten. Sofort schaltete sie ihr Schutzfeld ein nur das würde dummerweise nicht ewig halten.

Kira schlug wütend und frustriert auf den Boden.

„Zeta, Selena könnt ihr mich hören?“ versuchte sie ein letztes Mal Kontakt aufzunehmen. Doch ihr antwortete nur statisches Rauschen.

Nachdem Zeta eine ganze Weile weiter die Köpfe 'geschlachtet' hatte, standen sie nun für den Moment im Dunklen. Ein Zustand, der Selena auch nicht sonderlich gefiel. Also griff sie in eine Jackentasche und förderte einen Lichtstab hinaus. Sie aktivierte ihn. Das Zeta sie immer noch trug empfand sie als durchaus angenehm und wollte so schnell auch nichts daran ändern, immerhin gab es noch viel zuviel Knochenstaub auf dem Boden.

„Ob Kira es schon zum Schiff zurück geschafft hat?“

"Ich hoffe es. Mit jeder Minute wird es hier schlimmer." kam es leicht keuchend von dem Cyborg. Die Köpfe waren langsam, aber zahlreich - und inzwischen kamen nun erneut zu Dutzenden aus den Wänden und aus dem Boden.

Da, das Ende des Ganges - Zeta trat die Tür einfach auf - und ein etwas größerer Raum. Die Köpfe folgten nicht, doch der Captain bemerkte zu spät, wie seltsam das war...

Die Luft hier drin konnte man schneiden und sie war aufgeladen. Elektrisch aufgeladen.

Selena zischte als kleine Funken durch ihr Fell wanderten, die jedoch diesmal nicht von ihr ausgesandt worden waren.

„Was zur Hölle ist das für ein Schiff? Ich will hier raus.“ jammerte sie leise, als sich mehrere Blitze zu einem Zylinderförmigen Körper vereinten und den Raum dauerhaft in helles Licht tauchte.

Ein lebender, zuckender und verdammt großer Blitz. Das war NICHT gut, eindeutig nicht. Zeta sprang mit Selena auf dem Rücken zur Seite, als sich die erste Entladung anbahnte - dabei ließ er sein Schwert fallen. Die Klinge war aus reiner Energie und würde nur noch mehr Blitze anziehen... die erste Entladung traf die Waffe und sprengte sie in die Luft, die sowieso schon verdammt schlecht zum atmen war. Jetzt blieb also doch nur Mana.

Unglücklich sah Selena was Zeta da tat und hatte es plötzlich ganz eilig Teile ihre Ausrüstung ebenfalls loszuwerden. Jedoch legte sie diese etwas auf Abstand, wohl in der Hoffnung das man vielleicht später noch einmal etwas davon retten konnte. Ihre Armprothese konnte sie jedoch nicht ablegen. Die Gryl verzog das Gesicht, während sie den entsprechenden Arm hinter dem Rücken verschwinden ließ.

Sie flatterte von Zetas Schultern, damit dieser mehr Bewegungsfreiheit hatte. Zusammen waren sie einfach ein zu leichtes Ziel, denn dieser lebende Blitz hielt nicht viel von Reden sondern mehr von Grillen.

„Wir müssten uns in der Nähe des Hauptmaschinenraums befinden, wenn ich den Plan richtig in Erinnerung habe, verdammt ist das deren Energiequelle, die hier grad Amok läuft?“

Selena hatte mal davon gehört das es Wesen aus reiner Energie geben sollte, aber bisher noch keines gesehen.

"Maschinenraum... ja, könnte hinkommen. Mir aber egal ob dieses Ding die Energiequelle, der ehemalige Mechaniker oder der kleine Bruder des Schiffgeists ist, er steht im... Deckung!" Zeta sprang wieder zur Seite und wurde fast von mehreren Lichtbögen geröstet. Er beschwor wieder das Mana in sich hervor. "Kühl dich mal ab! Barta!"

Diese Entladung kam nun von Zeta - und war blau leuchtende Eis-Energie, die er direkt in das Blitzwesen schleuderte. Entweder verlangsamte das den Blitz - oder brachte ihn zur Explosion, und er und Selena würden leicht angebraten werden.

Nachdenklich starrte Kira immer noch zur Decke. Sie hatte sich einige Male wieder aufrichten wollen, doch ihr linkes Bein trug das Gewicht nicht mehr und hier gab es nichts, an dem man sich festhalten konnte, zudem war das Gas teilweise in flüssige Form übergegangen und machte alles glatt.

Noch 10 Minuten und das würde ihr jedoch keine Sorge mehr bereiten. Langsam drehte Kira den Kopf und sah einigen Schwaden zu, wie sie träge dahinwallten, dann schloss sie die Augen.

Schon vor einiger Zeit hatte sie versucht auch mit Alpha in Kontakt zu treten, doch sie konnte ihn nicht spüren. Irgend etwas blockierte, ebenso wie beim Com.

Dumm gelaufen, hoffentlich kam er ohne sie zurecht.

Wieder streckte sie ihre Hand Richtung Tür aus, doch sosehr sie sich auch anstrengte das Gas erstickte sogar das magische Feuer, oder war sie einfach nicht stark genug?

Eine einzelne Träne rann an Kiras Wange herab, ohne das sie es bemerkte. Ihr Blickfeld wurde immer kleiner. Irgendwie schien dieses System nicht die gesamte Zeit arbeiten zu können. Ob die Batterie nicht ganz aufgeladen gewesen war?
 

Plötzlich krachte ein Stück Metall neben ihr zu Boden, dann folgten weitere und neben Kira entstand ein Loch in der malträtierten Tür.

Eine einzelne Klaue stach hindurch.

„Al...pha?“ meinte sie mit gebrochener Stimme und versuchte sich in die Höhe zu stemmen, als die Klaue zurückgezogen wurde.

Beim nächsten Schlag erbebte die Tür in ihrer Verankerung, doch es bedurfte zwei weiterer Auftreffer, bis sie sich soweit verformt hatte, das Kira ihren Partner erkennen konnte, auch wenn ihr Blick nicht mehr ganz klar war.

Mit beiden Vorderpranken drückte der Drache die Tür ein, so als wäre sie gar kein Hindernis und quetschte sich soweit durch den Spalt, das er Kira vom Boden auflesen konnte und sich etwas zurück zog. Es war kein leichtes Unterfangen, da die Gänge hier nur wenig größer als Alpha waren und Kira konnte sichtbare Spuren erkennen, wo er entlang gekommen war.

Hier konnte er sich unmöglich wenden und musste deshalb rückwärts zurück.

Doch dann gab das kleine Gerät von Kira ein warnendes Piepsen von sich. Schildversagen stand unmittelbar bevor.

Alpha sah zu Kira herunter, die seinen Blick schon fast Angstvoll erwiderte. Hier konnten sie sich nicht koppeln, keine Chance und das Gas schien ihnen zu folgen wie ein verdammter Fluch.

*Schlaf* meinte Alpha plötzlich.

Fragend sah Kira ihn an.

*Im Schlaf atmest du langsamer,* meinte er, was Kira jedoch nur ein müdes Lächeln entlockte. Auf Kommando bekam sie so etwas überhaupt nicht hin.

*Vertrau mir.* Alpha zog seine Lefzen etwas höher und nahm Kira so, das er sie mit einem Arm mehr oder weniger trug.

Kurz darauf begann ein Leuchten sanft Kiras Körper zu umspielen, bevor sie erschlaffte.

Alpha hustete leise und spuckte etwas Schleim aus, während er weiter sich zurückzwängte, die Flügel dicht an den Körper gepresst.

Das ihre derzeitige Situation nicht sonderlich gut aussah, war auch ihm nicht verborgen. Selbst auf diesem Wege würde das Schild nur minimal länger halten und solange sie keine Verbindung eingingen, war sie auch weiterhin noch in Gefahr.

Alpha hoffte, das sie bald die Stelle erreichten, an der er durch die Decke gebrochen war.

Doch sehr weit kam auch er nicht, als plötzlich sein Schwanz von irgend etwas umschlungen wurde und nicht nur dieser. Immer mehr Kabel begannen sich um seinen Körper zu wickeln.

Der Drache grollte und versuchte sich zu befreien indem er ein Stückchen wieder nach vorne ging, doch er wurde immer mehr eingewickelt, wie eine Spinne ihr Opfer in einen Kokon einspinnt.

Sofort drückte Alpha Kira wieder dicht an sich, während er eine Feuergarbe nach vorne schickte und sich gegen die Fesselung warf. Dabei nahm er nicht wirklich Rücksicht auf sich selbst.

--

Selena schrie auf und rollte sich zur Seite als auch neben ihr einige Blitze in den Boden fuhren. Ihr Fell war an einigen Stellen angesengt und es roch ziemlich unangenehm. „Nun tu doch was,“ fauchte sie als das Eisgeschoss irgendwie nicht so recht eine Wirkung zeigte.“

"Dann eben das hier..." Zeta fokussierte das Zentrum des Blitzwesens. Alles oder nichts, wenn er den Zauber einsetzte, konnte er dabei nicht ausweichen. "Megid!" Statt einer elementaren Entladung flog diesmal eine Kugel aus erstickender, komplett dunkler und giftiger Energie durch die Luft - der Todeszauber.

Selena riss die Arme hoch um die Augen abzuschirmen. Warum auch immer, sie hatte das Gefühl das es sein musste, zudem machte sich die Gryl so klein wie möglich. Verdammt warum musste sie auch immer in solche Situationen geraten. Nun ja ein gutes hatte die Sache doch, wenn ihr Aufzeichnungsgerät nicht bei der ganzen Blitzerei den Geist aufgegeben hatte, besaß sie nach der Nummer hier genügend Material um ihren Horror-Bereich in Sachen LuSe mal wieder mit frischem Eingaben zu versorgen.

Dieser hatte die letzten Jahre sträflich unter Vernachlässigung gelitten, was auch einen guten Grund besaß. Jedoch wünschte sie sich in die Sache nicht so unmittelbar involviert zu sein. Denn wenn ihr etwas zustieß, wer sollte das Ganze noch an die Person bringen danach? Selena war noch nicht bereit ihre Erfindungen einfach so an die Nachwelt weiterzugeben und selbst das Zeitliche zu segnen.

Das Blitzwesen hatte in der Zwischenzeit ganz andere Probleme. Während Zeta noch fast durch Mana-Überbenutzung das Bewusstsein verlor, kreischte das Ding in mehreren Tonfrequenzen auf, färbte sich schwarz, blähte sich auf und zog sich schließlich zusammen... bevor es explodierte und den Cyborg gegen die Wand schleuderte und noch dazu ein oder zwei Zentimeter hinein drückte.

Keuchend krachte der Captain auf den Boden. Einige seiner legierten Knochen waren jetzt wohl angekratzt, und seine Regenerationsimplantate liefen auf Hochtouren.

Selena kreischte auf und versuchte sich noch kleiner zu machen, als auch sie von der Wucht ergriffen wurde und auch gegen die Wand knallte. Sie spürte wie einer ihre Flügelknochen brach und schrie erneut auf, während die Gryl zu Boden rutschte. Dann holte sie die gnädige Ohnmacht.

"Verdammt..." Langsam, viel zu langsam, rappelte sich Zeta wieder auf. Jeder Knochen tat ihm weh, und er hustete ständig Blut, dank dem Mana. Aber immerhin konnte er inzwischen mehr benutzen vor der Überlastung. Er schleppte sich zu Selena, die herumliegenden Gegenstände ignorierend. Die Schädel könnten jeden Augenblick nun auch hier hinein schweben, und so hievte er die Gryl hoch.

Schadensmeldungen ploppten in sein Sichtfeld - und er verschwand so schnell er konnte durch die Tür. Ein Treppenhaus - dieses nach oben, und sie wären schon fast bei der Lost Soul... Selena an sich drückend, begann der Cyborg den Aufstieg.

Alpha spuckte immer noch Feuer. Auch wenn er die Kabel hinter sich so nicht gelöst kam, von vorne war dieser dumme Angriff wenigstens eingestellt, da die Platten geschmolzen und neu erstarrt waren, das nichts mehr hindurch kommen konnte. Seine hinteren Beine und die Flügel waren fest umwickelt mit Kabelsalat und der Drache hatte keine Zweifel, das diese 'Umarmung' ihn nicht mehr aus ihren Fängen lassen würde.

Auch weiterhin hielt er Kira fest. Der Warner an ihrem Feldgenerator piepste nun ohne Unterlass. Es war weniger als eine Minute, bis das Feld zusammenbrechen würde.

Alpha ließ sich niedersinken und versuchte sich um Kira zu ringeln, was jedoch wegen der Enge nicht ging. Er schloss die Augen und wartete auf das, was wohl unvermeidlich war.

Zeta erklomm keuchend die Stufen. Hoffentlich verlängerte dieses verdammte Geisterschiff nicht noch den Aufstieg auf das Doppelte, denn die Zeit wurde knapp. Doch auf dem Weg nach Oben wurde etwas ganz anderes knapp - atembare Luft. Sofort schaltete der Captain sein Notfallfeld ein, und mit einem Handgriff auch das von Selena. Dieses Gas war nicht im ganzen Treppenhaus... und der einzige Grund, in einem anderen Raum Gas freizusetzen, war... Kira!

Auf der nächsten Ebene wurde die verschlossene Tür mit mehreren Tritten bearbeitet - noch mehr Fehlermeldungen kamen - und ein jetzt hinkender Zeta brach regelrecht neben Alphas Schnauze aus der Wand. Das penetrante Piepsen des Notfeldes der Schützin war nicht zu überhören, und Selena war ausgenockt...

"Bitte, lass sie jetzt nicht aufwachen." murmelte der Cyborg noch, kramte in einigen der Taschen der Gryl herum - und fand schließlich eine der Batterien. "Alpha, schnell, mach Platz!"

Der Drache reagierte etwas träge und es schien für einen kurzen Moment als würde er Zeta nicht erkennen, dann klärte sich sein Blick und er hielt Kira so, das der Captain nun leichter an sie heran kam.

In seinen großen Augen lag ein flehender Ausdruck.

Mit leicht zitternden und nicht unbedingt genauen Fingern machte sich eben dieser jetzt an der Noteinheit zu schaffen. Seine Sinne waren getrübt, die Hand-Augen-Koordination gestört - aber jetzt musste es einfach klappen. Er entfernte die alte Energie-Einheit, für den Bruchteil einer Sekunde flackerte das Schild bedrohlich - und fuhr wieder auf volle Stärke, als die neue Batterie eingesetzt wurde.

"Alpha, ich..." Zeta stoppte und hustete eine Ladung Blut aus, verkrampfte sich. "Ich brauche eine Ladung... Mana. Dann... bring ich uns hier raus..." keuchte der Cyborg. Er musste seinem Körper dringend ruhe gönnen. Und danach eine neue LS-Uniform.

Der Drache sah den Cyborg kurz nachdenlich an. *Du bist sehr geschwächt* meinte er nur. *Es wäre mit einem gewissen Risiko verbunden wenn du deinen Körper so weiter schindest.*

Dennoch berührte er Zeta mit der Klauenspitze an der Brust. Das Mana, welches nun floss versorge in erste Linie die inneren Verletzungen und diente nur nebensächlich dazu die Reserven des Anderen etwas aufzufüllen.

*Wenn wir zurück sind, solltest du dir wirklich Ruhe gönnen,* murrte Alpha und versuchte sich erneut zu befreien, doch auch dieser Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. Zu eng saßen die Kabel. Er schloss die Augen.

*Nimm Kira, bring sie fort und trenne unsere Verbindung, während sie schläft* forderte er plötzlich von dem Anderen.

"Aber... Alpha, wenn ich die Verbindung trenne - wenn ich überhaupt rausfinde, wie das geht - wirst du sterben." kam es leicht geschockt von dem Cyborg. Ja, natürlich war Alpha sowieso schon im Prozess des Sterbens - aber trotzdem würde der Captain eher ungern jemanden aus seiner Crew persönlich um die Ecke bringen.

"Und außerdem - wie soll ich Kira und Selena hier rausbringen? Ich befreie dich..." Zeta schloss die Augen und griff nach seinem Mana - oder dem, was von ihm noch übrig war.

Alpha knurrte leise. Er duldete diese Art von Widerspruch nicht, aber konnte sich auch schlecht dagegen wehren.

"Okay, das wird gleich weh tun." grummelte Zeta und fokussierte seinen Willen in eine neue Form. Hoffentlich ging das gut. "Luminos!" Selena nur mit der Linken an sich drückend, streckte er den freien Arm aus. Lichtbänder schossen aus der Hand, ergriffen die Kabel - und brannten sie regelrecht aus der Existenz. Doch schon nach der Hälfte der störenden Dinger versagte Zetas Mana erneut komplett und er brach zusammen.

Alpha verdrehte die Augen und seufzte. *Konntest du das nicht machen wenn wir an einem Ort sind, wo ich mich besser bewegen kann?* fauchte er im Geiste und stemmte sich erneut gegen die Kabel. Jetzt war er der Letzte, der noch bei Bewusstsein war. Tolle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Flucht.

Erst passierte nichts, dann gab es schnappende Geräusche als auch die restlichen Kabel rissen. Alpha seufzte und bewegte sich langsam vor. Seine Schuppen hatten ihn zwar vor dem Hauptteil der Attacke geschützt aber es war alles andere als angenehm.

Etwas Blut sickerte zwischen den Schuppen hervor, doch das interessierte den Drachen im Moment nicht. Eher war es wichtiger das sie hier herunterkamen.
 

Zitternde Finger tasteten nach einer Jackentasche und suchten nach einer roten Kugel, die direkt weiter in den Mund wanderte. Dann erschlaffte die Hand wieder und der Körper regte sich eine ganze Weile nicht mehr.

Dann öffnete sich langsam ein Auge, dann das Andere und die Finger tasteten über den Boden, nun schon deutlich sicherer, auch wenn es nur eine trügerische Linderung war. Selena stemmte sich erst in eine hockende, dann in eine stehende Position, in welcher sie stark wankte.

„Wa...?“ nuschelte sie, während die Gryl auf Alpha und die am Boden liegenden zuschwankte. Sie musste sich bemühen, das ihr die Kugel nicht aus dem Mund fiel, so stark waren die Schmerzen sogar jetzt noch.

Ihre Beine knickten ein, doch bevor Selena auf dem Boden aufschlagen konnte, wurde sie aufgefangen. Alpha hatte sie mit der letzten freien Vorderkralle abgepasst und hielt sie nun fest.

Ein warmes grünliches Licht ging von ihm aus und hüllte die Gryl ein. Aber es war bei weitem nicht mehr so kräftig wie eben noch, als er Zeta geholfen hatte.

*Ihr solltet euch eine andere Taktik zulegen,* grollte Alpha missgelaunt. *Ich kann euch nicht immer heilen...* Er hustete erneut und stellte Selena wieder hin, nachdem er sich sicher war, das die gröbsten Schmerzen bei ihr abgeklungen waren. Um den Bruch würde er sich hier und jetzt nicht kümmern können.

*Jetzt hilf mir sie hier rauszubringen bevor uns das Schiff noch mit ins Verderben reißt,* sandte er seine Gedanken diesmal direkt in den Geist der verängstigten Gryl.

Doch Selena verzog das Gesicht. „Sehe ich so hochgerüstet aus wie die? Ich bin vollkommen aus Fleisch und Blut, kein Cyborg oder sonst so was in der Richtung. Außer vielleicht von meiner Armprothese abgesehen, aber die unterstützt mich nicht auf diese Art und Weise wie wir es bräuchten.“ Selena war von vorne herein klar das sie Zeta nie im Leben tragen konnte. Dann sah sie zu Alpha. „Du siehst scheiße aus...“

*Ich weiß.*

„Was machst du hier überhaupt. Verdammt, du hättest auf der Lost Soul bleiben sollen.“

*Manchmal kann man es sich nicht aussuchen und jetzt such uns einen Weg hier raus, ich werde schon irgendwie mit ihnen folgen. Und pass auf, wo du hintrittst.*

Selena zog eine Schnute, als sie Alphas Worte hörte und drehte sich um. „Danke, ich habe schon mehr als genug von diesem Schiff.“

Sie suchte nach ihrem kleinen Gerät zur Positionsbestimmung. „Verdammt, jemand war an meinen Sachen.“ Dann fiel ihr ein, das sie doch gegen dieses Energiewesen hatten kämpfen müssen und das sie es abgelegt hatte. Wieder fluchte die Gryl leise. Nun ja, Aufwärts war sicherlich eine gute Maßnahme.

Doch als Selena sich nach einigen Metern umdrehte musste sie feststellen, dass sich Alpha keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte. Fragend sah sie ihn an.

*Such du einen Durchgang, ich warte hier,* Er scheuchte sie mit der freien Kralle weiter und blickte dann traurig zu Kira.

*Es tut mir leid* murmelte er leise. Wirklich ein dummer Umstand, dass Zeta ohnmächtig war, jetzt wo Alpha ihn am meisten brauchte. Geistig wappnete er sich deshalb gegenüber dem, was jetzt auf jeden Fall kommen würde, dann begann er Kiras Schlaf zu intensivieren.

Sanft fuhr Alpha ihr über die Wange und dann hinab zu ihrem Hinterkopf. Seine Klaue verharrte an einer ganz bestimmten Stelle, dann schloss er die Augen und stach zu.

Sofort überflutete eine, nicht abebbend wollende, Schmerzwelle seinen Geist und ließ den Drachen aufbrüllen. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit solch einem gewaltigen Schmerz. Alpha fühlte sich, als hätte er sich gerade selbst einen heißen Nagel vom rechten Auge in das Gehirn gestoßen. Nun wurde ihm schmerzhaft vor Augen geführt, dass diese Verbindung zwar auf die Implantate fußte, sich aber mit der Zeit mehr dazwischen entwickelte, etwas, das genau diese Verbindung so einzigartig machte. Dazu gab es keine Technik der Welt die so etwas vermochte.

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Selena zuckte zusammen und versuchte sich einzureden das es nicht das war, für was es sie hielt, aber sie war bestimmt nicht in der Lage etwas auszurichten.

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Alpha schaffte es noch die Stelle an Kiras Hinterkopf wieder heilen zu lassen und schlug dann der Länge nach hin, da seine Beine sein Gewicht nicht mehr trugen. Hoffentlich hatte er nicht mehr Schaden angerichtet, als er wollte. Allein der Schmerz und die sich ausbreitende Leere, zeigten Alpha allerdings schon, das er sein Ziel getroffen hatte.

Wieder strich er Kira schwach über den Kopf. Das es nun so endete, tat ihm unsäglich leid. Aber er hoffte, dass die Anderen schon einen Weg fanden ihr aus der unausweichlichen Krise zu helfen. Sie musste doch nur ein bisschen durchhalten...

Alpha betrachtete die Spitze seiner Klaue. Noch immer war sie mit dem Blut von Kira benetzt. Das Implantat war unwiderruflich zerstört, aber sie würde es auch bestimmt nicht mehr brauchen.

*Zeta wach auf. Du hast lange genug geschlafen.* Er legte seine freie Kralle auf den Körper des Cyborgs und übertrug ihm die letzten Reste seines Manas.

Erschöpft sank Alphas Kopf zu Boden und er schloss die Augen.

Zeta blinzelte mehrmals, als das Mana seinen Körper durchflutete, die leeren Reserven wieder auffüllte und damit seinen Geist revitalisierte. Aus dem Delirium kaum erwacht, bekam er nur halb mit, das Alphas Kopf plötzlich nach unten sank.

"Al..pha? Alpha? Hey, Alpha!" Keine Antwort. Der Captain rüttelte am Kopf des Drachens, doch nichts. Und die Kabel schlängelten sich wieder von hinten um ihn...

"Das... das darf doch nicht... Verdammt!" Vorsichtig nahm Zeta dann Kira hoch - die war wesentlich schwerer als Selena - und sah sich nach besagter Mechanikerin um.

Kaum hatte er die Gryl erspäht, setzte sich der Mann in Bewegung und schloss so schnell er konnte wortlos zu ihr auf. Seine Augen glitzerten leicht, Kira schien in eine Art Koma gefallen zu sein. Alpha war... tot.

Überrascht sah Selena zu Zeta hinüber. „Was ist denn jetzt kaputt, wieso bist du wieder wach? Und warum trägst du Ki...“ Der Kopf der Gryl ruckte herum und sie machte Anstalten zurück zu laufen.

Doch der Cyborg packte sie am Arm und hielt sie fest. "Alpha... liegt im sterben. Sein letzter Wunsch war es, das wir entkommen... und als sein Captain muss ich ihm diesen erfüllen..." Die Lüge tat Zeta im Herzen weh, aber die Wahrheit würde Selena wohl endgültig umhauen. Sie hatte keine Logik-Implantate, die es ihr erlaubten, diese Hölle hier einfacher wegzustecken. Jeder Horror hier wirkte mit voller Wucht auf die Gryl, eine unglaubliche Belastung.

Sofort sammelten sich Tränen in Selenas Augen. „Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr...“ stammelte sie leise. Schwach versuchte die Gryl sich aus seinem Griff zu befreien. „Wir können Alpha nicht zurücklassen...“

Doch der Griff ließ nicht locker, auch wenn er nicht schmerzhaft fest war. "Glaubst du etwa, ich tue das gerne..." kam es leise von dem Cyborg. "Das alles hier ist meine Schuld. Ein Planet der Wünsche erfüllt...? Ich als Captain hätte so eine Idee niemals unterstützen dürfen."

Selenas Tränen flossen mittlerweile hemmungslos und die Gryl sackte auf den Boden. „Wir hätten es alle nicht tun sollen... ALPHA!“ kreischte sie den Gang hinunter.

Dann zog sie eine Kugel aus der Tasche und machte Anstalten sie sich in den Mund zu stecken.

Vergleichsweise schnell für seinen derzeitigen Zustand löste sich Zetas Hand vom Arm der Gryl und umfasste dafür das Handgelenk mit der kleinen Kugel.

"Davon kommt er auch nicht zurück. Und jetzt... müssen wir verschwinden... oder alles war umsonst. Die Event Horizon wird wieder zuschlagen. Steh auf..." Trotz der recht harten Worte liefen auch dem Cyborg Tränen über die Wangen.

Wehmütig sah Selena zurück und schluckte, bevor sie die Kugel umklammerte. Es dauerte einige Sekunden, bevor sie diese wieder in die Tasche zurückfallen ließ und nickte, auch wenn es ihr äußerst schwer fiel.

Sie schloss die Augen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Ich will hier raus...“ murmelte sie leise. „Dieses verfluchte Schiff.“ Die Technikerin schlug mit einer Hand gegen ein Wandpanel.

Zeta atmete noch einmal tief durch - dann zog er Selena auf die Beine und fokussierte die Augen wieder auf den Weg, der ihm von der Karte angezeigt wurde.

"Wir verschwinden von hier. Endgültig." Kira mit einem Arm tragend und Selena mit dem anderen hinter sich her ziehend, rannte der Cyborg los. Alphas verbleibende Lebensenergie pulsierte durch ihn - und auch wenn es eigentlich nur wenig für den Drachen gewesen war, für Zeta selbst war diese Energiemenge sehr viel gewesen.

Selena schaffte es kaum mit ihm Stand zu halten, aber die Aussicht hier zu verschwinden veranlasste auch sie ihre letzten Reserven zu mobilisieren.

Sie versuchte erst gar nicht die ganzen fliegenden Totenköpfe zu sehen, die nun schon wieder aus den Wänden auftauchten und auch Stolperfallen waren plötzlich immer vor jedem Fuß. Fluchend musste Selena feststellen, das sie nicht fliegen konnte, denn der Versuch endete mit Schmerzen.

Zeta zog mehrfach den Kopf ein, als unangenehme Dinge auf ihn zuflogen, dann schossen sie regelrecht um die letzte Biegung. Ein Totenschädel von Alphas Größe kam jetzt auf die drei zu.

"Aus dem Weg! Luminos!" Wieder saugte der Zauber einiges an Mana, aber das war eher unwichtig - kam doch hinter dem jetzt im Nichts verschwindenden Schädel die Luftschleuse in Sicht.

Sofort wurden die Augen der Gryl größer und sie jauchzte auf. Nichts wie raus hier. Fort von diesem schrecklichen Ort. Mit ihren Augen fixierte die Technikerin bereits den Türöffner und übersah die Kabel, die plötzlich aus der Wand schossen und sich um ihre Flügelansätze wickelten.

Gequält schrie sie auf.

Zeta bremste abrupt ab, als Selena so brutal festgehalten wurde. Sofort fuhr der Cyborg herum - hinter ihnen türmten sich Schädel und Kabel zu einem wirklichen Monster samt Gesicht auf.

"Lass sie los..." kam es leise von dem Captain. Doch diesmal klang es... gefährlich leise.

"Hm? Was war das, Menschlein?" Eine Stimme, die man nur als dämonisch beschreiben kann, hallte durch die Gänge.

"Ich sagte..." Zeta war plötzlich von einem Funkeln umgeben, welches nicht von den bekannten Welten zu stammen schien. Langsam legte er Kira ab, die seltsamen Kabelarme der Kreatur streckten sich nach Selena und ihrem Captain aus. Dann glühten plötzlich auch die Augen auf.

"Du kannst es, oder?" Eine blauhaarige Gestalt umarmte ihn von hinten. "Mana... ist ein Teil von uns, oder Bruder?"

"LASS SIE LOS! Megid!"

Mit Fassungslosigkeit und Entsetzen sah Selena dabei zu, wie sich die Gestalt des Cyborgs veränderte, zwar nicht physisch aber es war sicherlich nicht normal, das er leuchtete wie eine Glühbirne, und dann erschien noch dieses blauhaarige Mädchen... Selena kniff die Augen zusammen. Sie hatte diese doch schon mal gesehen... damals auf dem Schiff wo sie ihre Mana-Implantate erhielten.

Sie schrie wieder auf, als die Kabel an ihren Flügeln zogen und bekam nur am Rande mit, wie er etwas auf dieses Wesen abschoss, welches sich aus den Dingen gebildet hatte, die sie bedrohten.

Die Kreatur schrie in mehreren weltlichen und unweltlichen Tonlagen auf, als die Entladung der dunklen Energie mitten in ihr Gesicht traf.

Die Kabel um Selenas Flügel zogen kurz, bevor sie zerbröselten und als Staub zu Boden rieselten. Nun ließ das Leuchten um den Captain langsam wieder nach, und er half Selena wieder auf die Füße, bevor er die Schützin am Boden wieder aufhob. Die Kreatur wandte sich in unsichtbaren Schmerzen.

"Los, jetzt nichts wie raus!" Zeta verhielt sich, wie als wäre gar nichts geschehen.

Selena wimmerte leise, während sie auf das Schott zuging und des schaffte irgendwie zu öffnen.

Hastig taumelte sie hindurch und atmete erleichtert auf, als sie vertrauten Boden betrat. Mit einem Lächeln fiel sie zu Boden und blieb dort einfach liegen. Sie hatte es geschafft, sie war zurück.

Aber warum musste die Luft hier ausgerechnet einen feinen Geruch von Alpha beinhalten?

Zeta fiel ebenfalls mehr durch die Luftschleuse als er lief, diese schloss sich zischend hinter ihnen.

"Lost Soul, den Antrieb auf volle Leistung! Bring uns in den Hyperraum, egal wohin wir springen, nur nicht in diese tote Galaxie!" rief er dem Schiff zu, welches wohl verstand, immerhin lief der Antrieb an.

Der Cyborg schleppte sich ins Cockpit - nun fühlte er sich müder als je zuvor - und legte Kira in ihren Sitz. Danach schlurfte er zurück, um Selena aufzulesen.

Die kleine Gryl hatte sich auf dem Boden zusammengerollt und immer wieder rollten Wellen der Trauer durch ihren Körper. Sie schluchzte hemmungslos, schien sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen. Aber vielleicht waren auch ein Teil der Tränen Erleichterung, das sie überlebt hatten?

Zeta ging neben seiner Mechanikerin auf die Knie und schloss die Arme um die kleine Gestalt - Vorsichtig natürlich, die Flügel sahen sehr ramponiert aus.

Sofort vergrub Selena ihr Gesicht in seinem Hemd und heulte weiter, während ihre Hände sich in das Material krallten.

"Schhhh... ist ja gut... Es ist vorbei. Wir leben..." flüsterte Zeta unglaublich erleichtert. Auch er zitterte am ganzen Leib. Der Terror und die Angst, welche er unterdrückt hatte, kamen jetzt hoch. Irgendwo war er eben doch ein Mensch.

„Ab...er zu ...was fü...r einem P..reis,“ nuschelte die Gryl.

Nun trübte sich auch sein Blick. "Einem viel zu hohen..." Die Stimme versagte, und er hielt sich wohl im Augenblick genauso sehr an ihr fest, wie sie sich an ihm. Doch an wen würde sich Kira nun klammern? Alpha war weg. Tot.

Die Lost Soul sprang in den Hyperraum und riss damit ein großes Loch in die Event Horizon, würde beinahe von Trümmern zerschlagen und entkam damit der sterbenden Galaxie aus schwarzen Löchern.

„Alpha...“ murmelte Selena leise. „Wir haben ihn im Stich gelassen.“ Sie presste sich enger an Zeta heran.

"Ich... war zu schwach..." Zeta fühlte sich schrecklich und hilflos. Er hatte jemanden aus seiner Crew sterben lassen - wieso, wieso nur hatte er zugestimmt? Ein Planet der Wünsche? Wohl eher der Höllenplanet, welcher sich dann in das Höllenschiff verwandelt hatte. Der Captain hätte am liebsten die Augen geschlossen und alles vergessen - doch sobald er sie schloss, sah er Alpha vor sich.



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