Lost Souls von Selma ================================================================================ Kapitel 25: Unwürdig? --------------------- Zeta rieb sich die Augen. Gut zehn Stunden waren seit seinem Gespräch mit Kira und Alpha verstrichen. Er und Selena hatten sich darauf geeinigt, das Cockpit nur kurz und wenn es unbedingt sein musste zu verlassen, um der Lost Soul keine Chance zu geben anzugreifen. „Ich hol schnell eine neue Kanne Kaffee.“ murmelte Zeta, stand auf und ging schnell zum Vorratsraum. Ein kleiner Tisch stand in diesem. Zeta ließ eine kleine Pille in eine Kanne fallen, diese platzte auf und gab zwei Liter komprimierten Kaffee frei, welcher sofort die Kanne ausfüllte. Zeta stellte sie auf den Schnellkocher, zwei Sekunden später blubberte das koffeinhaltige Getränk. Der Cyborg nahm die Kanne, drehte sich um und ließ sie fast fallen, als das mechanische Gesicht der Lost Soul direkt vor ihm schwebte, an seinen Kabeln gehalten. „Du darfst die Unwürdigen nicht beschützen, Captain. Sie sind unwürdig und neidisch auf deine Macht. Sie werden versuchen, sie dir zu nehmen.“ lispelte das Gesicht. „Niemals. Sie sind nicht einfach nur meine Crewmitglieder. Sie vertrauen mir, und sie sind meine Freunde.“ „Du kennst diese Bastlerin doch kaum. Nach meinen Daten kann man da noch nicht von einem Freund sprechen.“ „Freundschaft ist nichts, das man an Daten festmachen kann. Es ist ein Gefühl! Aber was versuche ich eigentlich, einer KI zu erklären was ein Freund ist. Und übrigens, bis vor ein paar Tagen war ich selbst noch ein ‚Unwürdiger’.“ er schritt an dem Gesicht vorbei zur Tür, öffnete sie und ging zurück zum Cockpit. „Irgend etwas nicht in Ordnung?“ Selena drehte den Sessel etwas, als sie hörte, dass jemand herein kam. „Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“ - „Metallfratze hat gesprochen.“ sagte Zeta trocken. „Dieses verdammte Schiff denkt wirklich, du wärst hinter der Macht des Manas her. Es versteht die Bedeutung des Wortes ‚Freundschaft’ nicht. Und Freunde sind wir ja wohl.“ Selena schwieg, ihr gefiel es nicht, dass das Schiff sie als ‚Feind’ sah. „Ich fürchte nur, wir werden es bestimmt nicht vom Gegenteil überzeugen können…“ Alpha hatte sich wieder zusammengerollt und blickte träge zur Decke. Kira drehte einige Runden um ihn herum. Dabei integrierte sie einige Auflockerungsübungen mit Schattenboxen. Ihr Körper glänzte Schweißfeucht an den Stellen wo sie noch normale Haut hatte. „Ich wünschte die hätten hier einen richtigen Trainingsraum.“ Kira ließ sich auf dem Boden nieder und begann mit Liegestütze. Nach etwa einer halben Stunde beendete Kira ihr Training. Sie atmete ein klein wenig schneller, ein gutes Zeichen. „Ich bin mal duschen.“ Sie lächelte Alpha zu und schritt in ihren Raum. Kira warf ihre verschwitzte Uniform in einen kleinen Behälter, der sofort zu Leben erwachte. Wenn sie die Dusche verließ, würde ihre Uniform gereinigt und gefaltet auf sie warten. Diesmal entschied Kira sich für eine Wasserdusche und stellte den Strahl hart ein. Alpha ließ seinen Kopf auf den Boden sinken. Er seufzte leise. „Warum lässt du zu, das eine ‚Unwürdige’ dich ausnutzt?“ Alphas Kopf fuhr hoch. Unter der Decke baumelte plötzlich ein metallenes Gesicht. Schläuche und Kabel hielten es, die sich bewegten, so als führen sie ein eigenes Leben. Alpha knurrte. „Ist das alles? Macht es dir etwa Freude einer ‚Unwürdigen’ zu dienen, ohne selbst dein wahres Ich auszuleben?“ – „Wer bist du, und was willst du?“ – „Ich bin das Schiff. Ich werde dir helfen, diese ‚Unwürdige’ zu beseitigen, dann bist du frei, wieder dein eigener Herr. Schau doch, wie sie dich allein gelassen hat, als es dir schlecht ging.“ – „Wage dich Kira etwas anzutun.“ Alphas Knurren wurde lauter und übertönte nun das Wasser. Das Metallgesicht schüttelte sich, so als wolle es verneinen. „Sie hat dich vollkommen unter ihren Fittichen, vielleicht wird es Zeit, dass ich, zu deinem Wohle, einschrei…“ Weiter kam das Schiff nicht, und ein neuer Brandfleck zierte, nun die Decke. Ein Teil des Metallgesichtes war geschmolzen und der Rest zog sich hastig zurück. „Wenn du noch einmal versucht einen Keil zwischen Kira und mich zu treiben, werde ich keine Rücksicht mehr nehmen.“ „Alpha, ist was?“ Kira hatte das Wasser abgestellt und blickte, mit tropfenden Haaren, aus der Dusche. „Nein. Scheint nur das unsere Technikerin mal nach der Decke schauen sollte, da ist eben was durchgebrannt.“ – „Was erwartest du? Es hat, vom Aussehen her, ja auch schon einiges auf dem Buckel.“ Kira trat aus der Kabine und begann einige Übergangsstellen, zwischen Haut und Metall, mit einer Salbe einzureiben. Diese half, dass die schmalen Narben nicht so zwickten. „Alpha, haben wir noch etwas von der Salbe?“ Der Lindwurm schüttelte den Kopf. Kira seufzte und kleidete sich an. Der Hauptrechner summte leise, als die Lost Soul versuchte, die Daten zu entschlüsseln, die sie gesammelt hatte. Doch immer wieder stieß sie auf Fehler und irrationales Verhalten, für das sie erst neue Formeln aufstellen musste. Als sie schließlich so gut wie fertig war, hatte die LS eine negative Zahl, aus der sie die Wurzel ziehen musste, um das Verhalten deuten zu können. ‚Analyse abgebrochen. Keine Erklärung möglich.’ Die größten Rätsel dabei waren die Tatsache, dass Alpha Kira nicht als Feindin betrachtete, eher als die beste Freundin, und das Zeta Selena als eine gute Freundin sah, trotz der erst kurzen Zeit. Die Wörter Freundschaft, Vertrauen und auch Liebe waren zwar mit einem Vermerk in den Daten der Lost Soul, aber sie waren nur unzureichend erklärt. Die KI verstand es einfach nicht. Langsam ließ sich Kira wieder an Alphas Seite sinken. Ihre nassen Haare hinterließen feuchte Spuren auf seinen Schuppen. „Hey du großes Ferkel, jetzt sehe ich erst, wie schmutzig du doch bist,“ schimpfte sie leise und erhob sich erneute. Kira verschwand in ihrem Zimmer und begann zu kramen, bis sie mit einem Handtuch, einer großen Schüssel und einem kleinen Haken zurückkehrte. „Waschtag,“ grinste Kira ihn an. Alpha verzog das Gesicht. „Keine Widerrede. Du entkommst mir eh nicht.“ Das Handtuch landete in der Schüssel. Kira wrang es sorgfältig aus. „Also? Die sanfte, oder die harte Tour?“ In ihrem Gesicht lag ein fieses Grinsen. Alpha gab ein gespieltes Schnaufen von sich, was Kira dazu veranlasste ihm das Handtuch um den Hals zu werfen. Mit einem leisen Schlachtruf schwang sie sich auf seinen Rücken und begann die Schuppen zu bearbeiten. Zeta gähnte erneut und schlürfte einen Schluck Kaffee. Er schaltete die Übertragung auf die Kamera im Reaktorraum. Dort bot sich ihm ein komisches Bild auf dem kleinen, schwebenden Hologram-Bildschirm der vor seinem Stuhl aufbaute. „Selena, schalt mal den Bildschirm vor dir auf den Reaktorraum.“ sagte er grinsend. „Hö?“ Selena gab einen undefinierbaren Laut von sich, kam der Aufforderung dann aber nach. „Sag mal, was treiben die da? Langeweile?“ Kira war immer weiter vorgerutscht, bis sie mit einem leisen Schrei nach unten fiel. Sofort war Alphas Klaue da, um sie aufzufangen, was diese dazu nutzte die Krallen mit dem Handtuch zu bearbeiten. Schon jetzt hatte das Handtuch gelitten, und das wurde mit jeder Minute, die sie weitermachte, nicht besser. „Sieht nach Waschtag für unsren Lindwurm aus.“ Selena schüttelte den Kopf. Warum nutzt sie dazu nicht die Wandlungsfähigkeiten dieses Schiffes, da wäre doch sicherlich etwas dabei, womit es schneller gehen würde. So ist sie ja noch ewig beschäftigt, vom Materialverlust mal ganz zu schweigen.“ Eben zerriss das Handtuch in zwei Teile und Alpha grinste breit. Doch Kira schien das nicht zu stören, stattdessen tauchte sie beide Hälften wieder in die Schüssel und wusch ihm einmal kräftig den Kopf. Wobei sie ihn, grade am Übergang vom Hals besonders lange kraulte. „Tja, es scheint den beiden ziemlichen Spaß zu machen. Praktisch wenn du so was wie Waschen nicht brauchst. Zylonen schwitzen zwar, aber klebrige Haut oder Körpergeruch hat meine Cyborg-Serie nicht. Noch etwas, das mich unmenschlich macht.“ Zeta seufzte. Er war alles andere als ein Mensch. Was an ihm war schon noch menschlich? Sein Aussehen. Das war es dann auch schon. Alpha hatte Kira mit einem Trick eine der Hälften entwendet und diese in der Schüssel versenkt. Aus der ursprünglichen Alpha-Putzaktion entwickelte sich langsam, aber sicher, eine kleine Wasserschlacht, und das, obwohl erst ein kleiner Teil von ihm gesäubert worden war. „Hey, ich muss dich noch …“ Das Handtuch verschluckte die Reste von Kiras Protest, als es sich um ihren Kopf wickelte. Sie griff nach der Schüssel und goss Alpha den ganzen Inhalt ins Gesicht. Dieser hustete und prustete laut und schüttelte sich, das die Wassertropfen nur so flogen. Kira hatte unterdessen beide Handtuchhälften wieder an sich gebracht und rannte zurück in ihr Zimmer um die Schüssel erneut zu füllen. „So Klauen her, bevor ich weitermache.“ Kira griff nach dem Haken und begann die Übergänge zwischen Klaue und Schuppen zu säubern. Das sie mittlerweile wieder patschnass war, interessierte Kira nicht wirklich. ‚Freude.’ Eintrag nicht gefunden. ‚Spaß.’ irrationales Verhalten Unwürdiger. ‚Freundschaft.’ nicht existentes Gefühl unter Magiern. Unwürdige denken, Freundschaft verbindet sie. ‚Liebe.’ Irrationales Gefühl. Erklärungen werden mit dem Tod bestraft. ‚Vertrauen.’ Eine nicht handfeste Verbindung Unwürdiger. Der Hauptrechner piepste ganz kurz. Die KI dachte darüber nach, die Einträge vielleicht umzuschreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)