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Lost Souls

von

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Lost Soul

Die Gryl hob ihre Prothesenhand und presste sie kurz gegen die Backe des Cyborgs, dann trat sie zurück und betrachtete wie seine Augenlider flatterten. „Na, ausgeträumt? Ich war so frei, dich etwas früher zurück zu holen, aber ich bin fertig.“

Zeta blinzelte ein paar Mal und versuchte den stechenden Schmerz in seinem Kopf zu unterdrücken, als er die Kugel aus dem Mund nahm und in einer seiner Taschen verschwinden ließ. „Also, wie sieht es mit dem Angebot aus?“ fragte er. Er war sichtlich gespannt darauf, ob sie alles bekamen was sie brauchten.

Das Affenmädchen hielt ihm einen Chip hin. „Da hast du.“ Dann sah sie ihn abschätzend an und förderte ein kleines Gerät zutage, ähnlich dem, was am Anfang an seinem Kopf vorbei geflogen war. „Sag deiner Freundin, dass sie ihren Transponder ausschalten soll. Wir mögen es nicht, wenn jemand die Air-Force zu uns lotst.“ In ihren Augen lag ein warnendes Funkeln.

Zeta fuhr sich sofort mit der rechten Hand zum Ohr und aktivierte den Com.

„Karin, kommt sofort zurück. Einer von euch beiden hat einen Peilsender der Air Force. Notfall! Los, fliegt so schnell wie nie zuvor!“ gab er durch. Dann wandte er sich wieder an das Affenmädchen und nahm den Chip entgegen. „Wie können wir den Peilsender unschädlich machen?“

Die Gryl zuckte mit den Schultern. „Das Beste wäre, wenn man ihn einfach zerstört, nur wenn er sich irgendwo in einem Körper befindet, könnte das eine unschöne Aktion werden. Die Air-Force ist dafür bekannt, ihre Technologien mit kleinen Sprengbomben zu schützen, die, wenn man falsch vorgeht, schon bei der kleinsten Berührung hochgehen. Das gäbe dann, grade im letzten Fall eine ziemliche Sauerei.“
 

Kira schreckte hoch. Durch Alphas Flügelmembran konnte sie die Sonne erblicken. Sie fühlte sich zerschlagen. Die hohe Schwerkraft begann nun doch an ihren Kräften zu zehren und die Ankündigung, dass einer von ihnen einen Peilsender der Air-Force mit sich trug, war auch nicht erbaulich. *Rauf mit dir. Wir müssen los.* Alpha hatte den Funkspruch mit angehört und begann bereits mit kleinen Lockerungsübungen.

Müde stemmte sich Kira in den Sattel und Alpha hob sofort ab.
 

„Kennst du jemanden, der uns helfen kann den Peilsender los zu werden?“ wollte Zeta wissen. Sie mussten das Ding deaktivieren, bevor die Air Force sie aufspürte und eine Kampfflotte aus dem Hyperraum über diesem Planeten brach.

In dem Moment grinste das Affenmädchen. „Die Person steht vor dir. Jemand besseren wirst du nicht finden, allerdings hat meine Arbeit ihren Preis.“

Der Cyborg seufzte leise. Im Geiste sah er, wie das Affenmädchen den Chip wieder einsteckte und lachend in ihrem Produktionsraum zurückkehrte. „Wieviel?“

Ein weiteres, noch fieseres Grinsen war die Antwort. „Das sehe ich, wenn ich erstmal den Peilsender lokalisiert habe. Der Preis richtete sich nach dem Arbeitsaufwand, aber...“ sie schaute den Gegenüber an, „vielleicht können wir uns auch noch etwas anders einigen.“

Sie drehte sich um, schritt zur Werkbank und streifte einen Ring über den Finger ihrer Prothesenhand. Dann drehte sie an der äußeren Fassung herum und plötzlich erstrahlte eine Grafik im Raum, etwa 1x1m im Durchmesser. Ein roter Pfeil, mit allerlei Daten, darunter Kira und Alphas Name eilten über eine Landkarte. Die Affenfrau pfiff durch die Zähne. „Schnell sind sie, das muss man ihnen lassen. Aber jemand sollte sie abholen, bevor sie der Stadt zu nahe kommen. Schafft es noch jemand dieses getarnte Signal zu decodieren sind sie Grillhühnchen und Reiter.“

„Kira, denkt daran euch abholen zu lassen. Die Abwehranlagen der Stadt würden euch bei einem direkten Anflug gut durch grillen. Lasst euch zu…“ er blickte zu der Affenfrau. „Wie heißt du?“

„Selena Horgal. Horgal Industries, die Entwickler der LuSes.“ Wehmut klang in der Stimme der Affenfrau mit. „Lange ist’s her.“

„Lasst euch zu Selena Horgal bringen.“ gab er den Rest der Nachricht durch. „Du hast also bei der Entwicklung der LuSe mitgearbeitet… nicht schlecht. Ich muss noch einmal weg… sollte Kira hier ankommen bevor ich wieder da bin, sag ihr, ich besorge etwas.“ er stand auf und ging zur Tür.

„Ich habe sie Entwickelt,“ flüsterte sie leise hinter dem Cyborg her, bevor sie sich, leicht traurig, wieder der Ringdarstellung widmete. Ja, damals, das waren noch Zeiten gewesen.
 

Alpha flog nun noch schneller. Kira hatte es noch nie erlebt, das er solch eine Geschwindigkeit abrufen konnte. Der Wind rauschte ohrenbetäubend an ihr vorbei und die kurzen Haare schlugen schmerzhaft nach hinten, zudem stellte Luft holen fast eine Herausforderung dar. Fast hätte sie Zetas Worte nicht verstanden. Sie presste ihre Hand an die Stelle des Overalls wo sie das Kästchen verstaut hatte und hoffte, dass die Berührung gereicht hatte, um die Transportleute zu rufen. ‚Tut mir leid, dass wir nicht noch etwas länger fliegen konnten.’ - *Ich sollte eher dankbar sein, dass ich jetzt die Gelegenheit hatte. Wer konnte ahnen, dass etwas nicht stimmt.* Kira kuschelte sich wieder an Alphas Hals und schloss die Augen.
 

Zeta schritt zur Werft der Schmugglerstadt. Sie lag direkt neben den Landedocks. Wenn er die Andeutung von Selena richtig verstanden hatte, würde sie wohl kein Geld verlangen. Also konnte er sich doch ein neues Schiff besorgen. Ein Blick auf den Creditstand auf seinem neuen Konto ließ ihn fast rückwärts umfallen. Er hatte mit viel gerechnet, aber niemals mit so viel.

Der Cyborg ging auf das Büro des Schiffsverkäufers zu und klopfte. Nur eine Sekunde später wurde die Tür auch schon geöffnet und Zeta regelrecht hineingezogen.

„Willkommen, willkommen im Schiffsparadies! Was ist dein Begehr?“ fragte ihn der Verkäufer sofort. Er machte auf Zeta den Eindruck des typischen, schmierigen Schmugglers.

„Wir brauchen ein neues Schiff. Es muss stark genug bewaffnet und gepanzert für Überfälle sein, und noch dazu sollte es einen sehr großen Laderaum haben.“ sagte Zeta. Der Mann nickte eifrig.

„Da habe ich sicher was für dich. Folge mir.“ er führte Zeta durch eine Seitentür ins innere der Werft. Sie schritten vorbei an kleinen Jägern und Transportern. Die Jäger waren nach vorne hin spitz zulaufend und kaum größer als Zeta selbst. Drohnen für Trägerschiffe. Er wollte lieber nicht wissen, woher der Schmuggler die hatte.

Dann kamen langsam Schiffe in der erforderlichen Größe. Sie durchschritten eine weitere Tür in den nächsten Bereich der Werft. Hier standen endlich richtige Raumschiffe, die für längere Raumflüge und mehr als eine Person geeignet waren. Die kleinsten hier waren zwanzig Meter lang, minimal acht breit und sicher um die fünf Meter hoch. Es waren Raumschiffe in allen Formen, die man sich nur vorstellen konnte. Klobige Transporter, wie der der sie hergebracht hatte, Stromlinienförmige Jagdschiffe, sogar ein kleiner Kugelraumer. Der Händler umkreiste Zeta wie eine Fliege den Dunghaufen und leierte die Vorteile der einzelnen Schiffe herunter.

Doch ein Schiff am Rand zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und er schritt darauf zu. Die Kraft in ihm reagierte auf das Schiff.

„Welches Schiff ist das hier?“

„Du hast ein Auge für Qualität. Das hier ist die Lost Soul, ein altes Piratenschiff. Sein Kapitän verlor es beim Glücksspiel, nachdem ihm seine Mannschaft verlassen hatte. Kurz danach nahm er sich einen Strick. Dieses Prachtstück ist mit alten, aber enorm effektiven Laser- und Ionenwaffen bestückt, besitzt eine ausfahrbare Röhre zum kapern und Leistungsfähige Schilde, ganz zu schweigen von den Triebwerken! Hyperraum in drei Sekunden, wenn es sein muss. Und dabei genauer als andere Schiffe beim Zufallsspringen ohne feste Berechnungen.“

Zeta betrachtete während dem Geschwafel das Schiff genauer. Es war wirklich das Abbild eines Kampfschiffes. Hinten besaß es gewaltige Triebwerke, die mit Sicherheit dazu ausreichten, um enorm schnell zu manövrieren. Dazu kamen kleiner Schubdüsen an den Außenwänden für Rollbewegungen.

„Und das wichtigste: Das Schiff ist ein Modular-Schiff! Jederzeit mit neuen Modulen aufrüstbar, im inneren veränderlich und mit neuen Waffen bestück bar.“ Der Cyborg begutachtete die Form des Schiffes. Es verjüngte sich von vorne nach hinten, lief jedoch nicht komplett spitz zu, sondern endete vorne in einer Rundung. Die Waffen waren an der Unter- und Oberseite des Raumers abgebracht und ließen sich wohl per Knopfdruck einfahren. Noch dazu waren direkt unter der Panorama-Scheibe des Cockpits, in dem Zeta fünf Sitze an ihren jeweiligen Pulten erkennen konnte, drei Öffnungen angebracht, aus denen man wohl Photonentorpedos abfeuern konnte. An den Seiten waren bei den Mannschaftskabinen Scheiben eingelassen, die sich hinter Metallplatten verbergen ließen. Auf der rechten Seite des Schiffes stand in geschwungenen, dunkelroten Buchstaben ‚Lost Soul’. Das Metall des Schiffes glänzte in dunklem violett und verlieh dem Schiff ein edles Aussehen.

„Kann ich es mir von innen ansehen?“ fragte Zeta schließlich, als ihn der Händler erwartungsvoll ansah.

„Nun, hier kommen wir zu dem Problem. Das Schiff ist mehrfach verschlüsselt. Ich könnte die Verschlüsselungen lösen, doch das würde den Preis weit nach oben drücken. Insgesamt würde das Schiff dann 4 Millionen Credits kosten.“ sagte der Händler in heuchlerischem, entschuldigendem Tonfall.

„Und wenn ich die Codes selbst knacke?“ fragte Zeta sofort. Nun konnte der Händler nicht mehr 4 Millionen verlangen.

„Ähm… nun ja… ich würde sagen, dann würde es noch immer gut zwei Millionen kosten.“ sagte der Händler, der sichtlich Mühe hatte, sich nicht selbst ins Hinterteil zu beißen.

Zeta nickte, ging zu dem Terminal an einem der Standbeine und drückte ein paar Tasten. Die Codefelder erschienen. Seine grauen Augen schienen kurz aufzuleuchten, dann hackte er sich in das System.
 

Fünfzehn Minuten später fuhr die Einstiegsplatte unter dem Cockpit aus dem Schiffsrumpf. Zeta ging unter dem Schiff auf sie zu – hier hätte sogar Alpha geduckt drunter durchschreiten können – und trat auf die Plattform. Der Händler beeilte sich, ebenfalls auf die Platte zu kommen, dann fuhr die Platte nach oben und fügte sich nahtlos in den Rumpf des Schiffes ein.

Das innere des Schiffes war schlicht, aber schön. Die Wände blitzten silbern, auf dem Boden hatte man braun glänzendes Metall verwendet. Die Stühle für die Crew waren mit weichen, schwarzen Polstern bezogen. Der Sitz ganz vorne war eindeutig der Pilotensitz, hier waren sämtliche Energieanzeigen und die Steuermodule. Die anderen Sitze hatten weniger Kontrollen, waren dafür aber spezialisiert, so konnte der Kapitän die Geschütze einfach seinem Kanonier übergeben und dieser konnte genauer Feuern. Gut durchdachte Technik.

Der Gang direkt hinter dem Cockpit zweigte in die Kabinen ab, wenn man ihm grade aus folgte kam man zu einer Sicherheitstür. Zeta öffnete sie mit dem entsprechenden Code, jetzt waren sie im Zentrum des Schiffes.

Und dieses wurde von dem Energiekern des Raumers in Beschlag genommen. Ein riesiger, Röhrenförmiger Reaktor ging vom unteren Boden des Schiffes, der noch unter dem begehbaren Boden lag, bis zur Decke. Er endete jeweils kurz vor dem Metall, ein starkes Kraftfeld umgab ihn. Der Raum war groß, und das brachte Zeta auf eine Idee.

Er ging um den Reaktor herum zur nächsten Tür. diese führte zu einem sehr kurzen Gang, der in den Frachtraum mündete. Rechts und links in dem kurzen Gang waren zwei Türen. Hinter der rechten war eine Abstellkammer, hinter der linken der Vorratsraum.

Zeta ging an dem Händler, der immer noch irgendetwas vor sich hin schwafelte, vorbei, zum Reaktor. Dort war ein Terminal vor dem Geländer, das davor schützen sollte den Reaktor zu berühren. Er drückte zielsicher die richtigen Tasten. Ein kurzes Rucken ging durch das Schiff, dann schienen sich die Wände zu verändern.

Die Trennwände zu dem Frachtraum fuhren sich in den Boden ein. Der Vorratsraum vergrößerte sich und wurde zu einer weiteren Mannschaftskabine, die Wände aus Panzerglas besaß, dass man undurchsichtig machen konnte, und zwar mit dem kleinen Terminal, das neben dem Bett in dem neuen Raum aus dem Boden fuhr. Die Abstellkammer verschwand komplett im Boden. Die hintere Hälfte des Schiffes hatte nun fast überhaupt keine Wände mehr. Die perfekte Kabine für Alpha, fast fünfzig Meter lang und fünfundzwanzig Meter breit.

Der Händler war ziemlich baff und starrte Zeta an, wie als hätte er grade eine Sonne aus dem Hemd gezaubert.

„Wir nehmen das Schiff. Kontonummer? Ich überweise 3 Millionen, den Rest bitte in Antimaterie für den Antrieb investieren, und einige Klamotten besorgen, die so Aussehen wie die Muster die ich mitschicke. Außerdem Vorräte, die besser schmecken als die Notrationen des Militärs. Das Schiff dann bitte zur Landebucht drei bringen.“ Nachdem Zeta dem leicht überrumpelten Händler sein Geld überwiesen hatte, verließ er die Werft wieder. Jetzt war zwar fast alles Geld futsch, aber 100000 Credits würden eine Zeit lang reichen. Immerhin hatten sie einen von allen Feinden Akrams unterzeichneten Kaperbrief, und durften somit von ihnen aus gesehen Schiffe Akrams überfallen und ihnen die Beute verkaufen.



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