Lost Souls von Selma ================================================================================ Kapitel 14: Handel ------------------ Zeta verließ die Landebucht ebenfalls, nachdem er den Arbeitern den Auftrag gegeben hatte, das Ding zu verschrotten. Dafür hätte er nicht einen Credit bekommen, eher hätte er beim verkaufen noch draufzahlen müssen. Er schlenderte zu der einzigen wirklichen Straße der kleinen Stadt, in der die Häuser allesamt aus hitzeresistentem rotem Metall gebaut waren. Seine erste Anlaufstelle war ein Terminal der besonderen Art. Es wurde von Informationshändlern benutzt, um ihre Informationen auf Datenträger zu kopieren. Als Zeta sicher gegangen war, dass ihn keiner der anderen Händler näher beachtete, schloss er sich an das Terminal an. Binnen Sekunden lud es seine Daten herunter und spuckte drei blaue LuSe aus. Diese Dinger waren unter Schmugglern sehr beliebt, da sie sich leicht verstecken ließen. Kleine, mit Gel gefüllte Kugeln, die Informationen freigaben, sobald man sie in den Mund nahm. Die erste hatte Daten über Truppenstärken, die zweite die Daten über die Technik Akrams, besonders über die Cyborgs und das Zylonen-Projekt, und die dritte schließlich alle Planeten unter Akrams Kontrolle. Die letzte war eindeutig die wertvollste. Der Cyborg verstaute die Kugeln sorgfältig und machte sich auf die Suche nach einem Informationshändler. Eines der Gebäude zog schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Oder eher die Aufmerksamkeit der ‚Kraft’, die ihm schon öfters den richtigen Weg gezeigt hatte. ‚Händler für Informationen aller Art und LuSe jeden Typs.’ las er über der Tür stehend. Er ging durch die halb offen stehende Tür. „Hallo? Jemand da?“ „Moment,“ etwas knallte und jemand fluchte ziemlich ausgiebig, dann flog ein kleines Gerät an dem Neuankömmling vorbei auf die Straße. „Schrott, Schrott und noch mal Schrott, wie soll man denn vernünftig seine Arbeit machen, wenn einem nur Schrott zur Verfügung steht.“ Die keifende Stimme war hoch und tat etwas in den Ohren weh. Kurz darauf erschien eine kleine affenartige Person aus dem hinteren Teil des Raumes. Sie trug einen zerschlissenen Overall der hinten Aussparungen für die großen, federbedeckten weißen Flügel, besaß und putzte sich grade mit einem Lappen die Hände ab. Ihre schwarzen, langen Haare hingen zerzaust im verschwitzten Gesicht. „Was gibt’s?“ Sie war verstimmt und machte keinen Hehl daraus. Zeta holte die drei Kugeln aus seiner Tasche und legte sie behutsam auf den Tisch. „Informationen zu Akram. Und zwar äußerst viele, um nicht zu sagen, alle militärischen.“ sagte er mit gedämpfter Stimme. „Aha?“ Die geflügelte Affenfrau klang nicht sonderlich begeistert. „Und die Air-Force fliegt auf Kindergeburtstagen.“ Sie schnappte sich eine der Kugeln, zog den langen Hemdsärmel über dem linken Arm zurück und enthüllte eine schmale Prothese, die sich über den gesamten Arm wand. Darunter kam vernarbtes Hautgewebe zum Vorschein. Sie presste die Kugel in eine Vertiefung ihrer Prothese und starrte dann einen undefinierbaren Punkt in der Wand hinter dem Besucher an. Nach ein paar Sekunden seufzte sie, zog die Kugel aus der Prothese und warf sie zurück auf den Tisch, während sie den Hemdsärmel zurückrollte. „Was willste dafür?“ Sie klang desinteressiert, doch in ihren Augen lag ein glitzern. „Eine Credit-Kontokarte ohne Namensbindung, einen Karperbrief für Schiffe von Akram. Dazu die Wartungroutienen zu den Teilen R-435-Sniper, E-247 und LRL-3972. Der Rest des Wertes in Credits auf dem neuen Konto.“ „Aber sonst keine Ansprüche? Soviel ist das Zeug nun auch wieder nicht wert. Außerdem sind Kaperbriefe im Moment unbezahlbar und vor allem, mit welchem Schiff willst du kapern? Ich habe gehört, deines fiel eben in der Landebucht auseinander.“ Das Grinsen der Affenfrau wurde breiter und man konnte nun ihre schlechten Zähne sehen, die teilweise schon durch Prothesen ersetzt waren. Sie wollte den Preis drücken. Eigentlich waren diese Dinger mehr wert, als alles was sie bisher erarbeitet hatte, wobei man grade mit den roten LuSes gute Geschäfte machen konnte. „Versuch nicht, mich reinzulegen!“ grollte der Cyborg und funkelte die Affenfrau an. „Allein die Informationen zum Zylonen-Projekt sind tausende Credits wert. Demonstration gefällig?“ er ergriff die Theke nur mit einer Hand, die Muskeln an seinem Arm spannten sich an. Dann hob er den Tisch hoch, als sei er leicht wie eine Feder, und setzte ihn an einer anderen Stelle des Raumes wieder ab. „Und davon gibt es tausende. Für die Informationen über die Schwachstellen der Zylonen wird jeder Feind von Akram seine Seele verkaufen. Und auf der dritten Kapsel sind die Koordinaten des Overminds.“ „Vorsicht, ich brauche meine Materialien noch.“ Die Affenfrau verzog das Gesicht. „Wer sagt mir, dass die Koordinaten stimmen? Wenn diese Informationen falsch sind hätte ich einen ziemlichen Verlust gemacht.“ „Ganz einfach. Ich wurde auf dem Planeten des Overminds zum Cyborg gemacht, und meine internen Ortbestimmungsanlagen haben dieselben Koordinaten in ihren ersten Minuten aufgezeichnet, wie die in meiner Datenbank. Habe ich schon erwähnt, dass ebenfalls die Informationen zu der Mana-Technologie vorhanden sind?“ Zeta ließ das grüne Licht um seine rechte Hand erscheinen. „Der einzige Zugang zur Magie. Reizt dich das denn nicht auch persönlich?“ er fragte sich, wieso er so gut feilschen konnte. Lag das an diesen Erinnerungen, oder an seinem früheren Leben? Ein gieriges Funkeln erschien in den Augen der Affenfrau, als sie das grüne Leuchten sah, bevor sie sich wieder in der Gewalt hatte. Dann versuchte sie wieder so uninteressiert wie möglich zu schauen. „Ich werde mal schauen, was sich machen lässt. Versprechen kann ich aber nichts.“ Sie angelte nach den Kugeln und verstaute sie schleunigst in einem Beutel, der unter ihrem Overall verschwand. „Komm in 1 Stunde wieder.“ Sie drehte sich um, und schritt zurück in die Dunkelheit des hinteren Teils. „Da fang.“ Eine rote LuSe flog ihm entgegen. „Geht aufs Haus.“ Zeta hatte das Funkeln bemerkt und fing die rote, kleine Kugel auf. Hoffentlich verschwand die Affenfrau nicht einfach, aber eigentlich waren die Schmuggler Händler mit Ehrgefühl. Er setzte sich auf den einzigen Stuhl in dem Verkaufsraum und nahm die rote Kugel in den Mund. Verbotene Drogen, die angeblich direkt ins Reich der Träume führten. Zeta lächelte leicht und schloss die Augen. Nun würde er noch mehr erfahren… -- Alpha landete auf einem kleinen Felsen, den der Wind mit der Zeit rund geschliffen hatte. Kira ließ sich aus dem Sattel gleiten. Ihr setzte die Sonne etwas zu und sie nutzte die Pause, um sich in Alphas Schatten zu begeben. Da dieser die Sonne vollends ausnutzen wollte, und deshalb seine Flügel komplett entfaltete, boten sich ihr viele Möglichkeiten. Seufzend legte sie sich lang auf dem Stein und schloss die Augen. ‚Geht es dir bessern?’ - *Wesendlich.* Alphas ‚Stimme’ klang wieder sanft und friedlich. ‚Das freut mich.’ Kira lächelte, während sie langsam wegdämmerte. “Den Rücken grade. Die Beine eng am Leib. Ihr müsst euch jederzeit darauf einstellen dass abrupte Kurswechsel vonnöten sind. Seid stets eins mit eurem Drachen. Und vor allem, niemals übermüdet einen Drachen besteigen.“ Kira war nervös. Das war heute Mal, das sie auf Alphas Rücken saß, seitdem man ihn freigegeben hatte. Die Anderen aus ihrer Einheit mussten noch warten, da ihre Version 2 Drachen noch in der Entwicklungsphase waren. Obwohl man ihnen das nötige Wissen eigentlich schon längst zum Download angeboten hatte, bestanden einige ‚Wissenschaftler’ darauf, dass man die zukünftigen Reiter erst noch einige ‚Übungen’ absolvieren ließ, bevor sie für die Missionen die Erlaubnis erhielten. Dummerweise waren Kira und Alpha jetzt dadurch Vorführobjekte für die Anderen. Sie spürte, wie sich ihre Nervosität auf Alpha übertrug, denn auch er begann nun unruhig zu werden. Einige der Forscher warfen sich merkwürdige Blicke zu und das sorgte nicht sonderlich dafür, dass sich Kira beruhigte. Seitdem sie aus ihrer OP erwacht war schienen es genau diese Forscher sich zum Ziel gesetzt zu haben, ihr das Leben schwer zu machen. Auch wenn sie nicht wusste warum. Außerdem saß immer noch der Schock in ihren Gliedern, als sie erfuhr, dass man alle Drachen der ersten Serie, außer Alpha umgebracht hatte. Seitdem wich sie keine Sekunde mehr von Alphas Seite. Was der Grund für diese Aktion gewesen war, konnte sie nicht in Erfahrung bringen. Alles Top-Secret. Das Gesicht von Kira veränderte sich. Ihre Augen wurden kalt und diese Forscher, die eben noch tuschelten, hatten es plötzlich sehr eilig etwas Anderes zu tun. Doch genau dieses Verhalten verwirrte sie schon wieder. Stöhnend erwachte Kira und wälzte sich auf die Seite. Was war denn das jetzt schon wieder gewesen? Etwa ein ‚Traum?’ -- Der Gleiter hielt mit kreischenden Triebwerken vor dem Gebäude. Ein äußerst wütend aussehender Mann sprang aus ihm. ‚Krankenhaus’ nannten sie dieses Gebilde, doch ein jeder murmelte hinter vorgehaltener Hand, dass es eine Forschungsstation war. Als er an diesem Mittag seine Schwester hatte abholen wollen, hatte ihm ein Lehrer schweigend eine Notiz von ihr gegeben. ‚Haben mich gefunden. Bringen mich zu dem dunklen Ort. Hilf mir. Du besitzt ES auch.’ eindeutig ihre Handschrift, und in äußerster Eile geschrieben. Er stürmte in den Eingangsbereich. Eine verwundert drein blickende Frau blickte von ihrer Zeitung auf. „Wo ist sie?!“ „Wer ist wo?“ „Na wer wohl?! Wohin habt ihr meine Schwester verschleppt? Wo ist Karin?!“ schrie Zeta und zog sein Energiemesser. In den Augen der Frau blitzte verstehen auf, und sie zog enorm schnell einen Blaster unter dem Tisch hervor. Doch nicht schnell genug, die gelbe Klinge surrte heran und schnitt die Schusswaffe einfach durch. Ein Schlag gegen den Kopf mit dem Knauf des Dolches schickte die Frau ins Reich der Träume. Rücksichtslos schnitt der Mann mit dem Dolch die verschlossene Tür auf, die tiefer ins Gebäude führte. „Und? Ergebnisse?“ verlangte der Kittelträger zu wissen. Sein Assistent blickte auf. „Immer noch keine Spur von der Quelle ihrer Magiekenntnisse. Ihr Wille ist zu stark, um ihr eine Gehirnwäsche zu verpassen.“ sagte der Forscher und seufzte. Sein Vorgesetzter ging durch die Tür in den Raum, in dem das blauhaarige Mädchen auf einen Operationstisch gefesselt war. Drei spitz zulaufende Geräte standen um sie herum verteilt, die Spitzen endeten knapp vor ihrem Körper. „Willst du wissen, wieso du hier bist?“ fragte der Forscher und drückte ein paar Knöpfe bei einem Gerät. „Dein Bruder hat dich verraten.“ Würden Blicke töten können, wäre der Mann augenblicklich zur Hölle gefahren. Doch wer brauchte schon tödliche Blicke, wenn man tödliche Worte hatte? „Ra-Zonde!“ schrie Karin voller Wut. Der Forscher schrie auf, als ein Ring aus Blitzen aus seiner Brust brach und ihn knusprig briet. „Verdammt, sie hat immer noch Mana… Extrahieren!“ befahl sein Untergebener sofort. Die Geräte liefen summend an, Karin schrie auf und bäumte sich unter Schmerzen auf. Dann brach sie zusammen und rührte sich nicht mehr. In diesem Moment flog die Tür auf und Zeta stürmte hinein. „Karin!“ brüllte er und schmiss die Geräte von ihren Sockeln. Er kniete sich neben seine Schwester, die ihn mit trübe werdenden Augen ansah. „Ich wusste… du warst es nicht… flieh…“ flüsterte sie und schloss die Augen. „Nein, nein, NEIN! Resta!“ schrie Zeta verzweifelt. Grünes Licht schoss aus seinen Händen zu Karin, doch ihre Atmung stoppte. „Resta! Resta! RESTA!“ Zeta bemerkte in seiner Verzweiflung nicht, wie sich jemand von hinten an ihn heranschlich. Etwas Schweres traf seinen Hinterkopf und knockte ihn aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)