Lost Souls von Selma ================================================================================ Kapitel 9: Versteck ------------------- Ohne auch nur einen weiteren Zwischenstopp einzulegen flog Alpha in den Abendhimmel hinein. Er steuerte das Markura-Gebirge an, eine Gebirgskette die sich einmal um den gesamten Planeten schlang, fast wie ein Gürtel. Die Gebiete dort waren für ihre berüchtigten Stürme bekannt, die es auch vermochten, jedes, noch so hoch entwickeltes technisches, Gerät zu stören. Zeta blinzelte mehrmals, bis er endlich etwas erkennen konnte. Vor ihm stand ein Mädchen, das ihm den Rücken zuwandte. Langes, blaues Haar reichte ihr bis zu der Hüfte. „Weißt du noch wer du bist?“ „…Nein. Aber wer bist du?“ „Finde dich selbst und du findest mich. Ich werde dir helfen… sag mir, bringst du den Frieden?“ „Frieden… was ist das? Was bedeutet dieses Wort?“ „Frieden ist dann, wenn alle Kriege enden… Zeta.“ Alpha schnaufte. Die Sonne war schon soweit herabgesunken, dass die Kollektoren, die man in seine Flügel eingearbeitet hatte, nicht mehr genügend Energie aus den Sonnenstrahlen gewinnen konnten. Langsam, aber unaufhaltsam sanken seine Reserven herab. Lange konnte er nicht mehr in der Luft bleiben. Spätestens, wenn es dunkel wurde, sollten sie einen Landeplatz gefunden haben. Er sah sich um. Zu allem Unglück frischte jetzt auch noch der Wind auf, und drohte ihn immer wieder von seinem eingeschlagenen Kurs abzudrängen. Alpha musste Gegensteuern, was noch mehr Kraft forderte. Unentwegt sank er tiefer hinab. Sein Flug wurde immer unruhiger, denn außer scharfen Felsspitzen entdeckte er nichts, worauf man landen konnte. „Was nicht passt, wird passend gemacht.“ Ein Felsplateau, das voller spitzer Felsen lag, wurde von Zeta ins Visier genommen. Die letzten Kugeln seines Magazins schossen über die Felsen und zerschlugen sie zu kleinen Ziegeln. „Reicht das als Landeplatz?“ Alpha brummte etwas. Diesmal ließ er ihren Mitreisenden nur noch knapp 2 Meter über dem Boden fallen. Zu den, eh schon scharfen Winden, gesellte sich noch der dazu, als Alpha landete. Diesmal ließ er seine Tarnung fallen und sank auf den Boden hinab. Kira hing vollkommen erschlafft in dem Sattel. Langsam und vorsichtig wickelte er wieder seinen Schwanz um ihre Brust und hob sie herunter, direkt an seine Seite. Alpha legte den Flügel auf dieser Seite so, dass er Kira, ab dem Hals vorn dem Wind abschirmte. Ihre Augen waren immer noch geschlossen. Erst als er sich sicher war, das sie versorgt war, blickte er wieder zu dem Fremden. Diesmal rollte sich Zeta auf dem Boden ab, wodurch er den Aufprall kaum spürte. Dafür schürfte er sich die Arme auf, ein kleineres Übel bei seinen Nanobots. Er bemerkte den Blick des Drachens, als er sich grade die spitzen Steine aus der Haut zog. Dabei bemerkte er, dass die Wunde durch das Energieschwert in der Schlacht an seinem rechten Arm zwar verheilt war, doch es war eine deutliche Narbe zurückgeblieben. ‚Beta-Version…’ „Ich hoffe, hier sind wir sicher.“ sagte Zeta, erhob sich und Schritt zum Rand des Plateaus. Er sah etwas in der Schlucht aufblitzen, und interessiert zoomte er näher heran. „Ich glaubs nicht. Dort unten liegt ein Raumschiff in der Schlucht! Und noch dazu scheint es gut erhalten zu sein. Ich habe unser Ticket von diesem Planeten gefunden, schätze ich.“ Der zweite Mond war eben erst aufgegangen. Alpha beobachtete abwechselnd Kira und dann wieder den Himmel. Seine Reiterin war immer noch nicht wieder erwacht und Alpha hoffte dass sie sich gesund schlief. Sein Flügel lag nun eng an ihrem Körper, sodass ihr Wärmeverlust minimal gehalten wurde. Außerdem war so keine Ortung von Außen möglich. Er wunderte sich eh, dass man noch nicht nach ihnen suchte. Er selbst strahlte kaum Wärme ab, eine Eigenart seiner gezüchteten Rasse. Die Schuppen schirmten seinen Körper fast perfekt nach außen hin ab, der Rest war eh metallisch und wurde durch kleine Kühlaggregate an die Umwelt angeglichen. Zeta indes saß mit dem Rücken an einen der Felsen gelehnt, die Augen halb geschlossen, doch er war hellwach. Er versuchte, die Kraft in seinem Geist wieder anzurufen. Der Cyborg wollte mehr wissen… dann hörte er ein Wort in seinem Geist. ‚Träume.’ Überrascht riss er die Augen auf. Was sollte das nun schon wieder heißen? Mit der Zeit sank Alphas Kopf immer tiefer, bis er schließlich komplett auf dem Boden lag. Er konnte kaum noch die Augen offen halten und zudem musste er den Energieverlust so gering wie möglich halten. Noch einmal sah er den Fremden an, knurrte und legte sich dann so, das er Kira von allen Seiten geschützt hatte, bevor er wegdämmerte. Sein Atem wurde langsamer. ‚Hilfe, das Hundchen knurrt.’ Zeta dachte das lieber nur, bevor Alpha ihn noch als Imbiss verspeiste. Mit quietschenden Reifen hielt der Wagen vor der Schule, in der zu dieser Zeit normalerweise niemand mehr war. Wutschnaubend ging das Mädchen zu dem Wagen, riss die Tür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. „Sag nichts.“ brummelte sie nur und strich sich die blauen Haare aus dem Gesicht. „Ich konnte wirklich nicht wissen, dass das Meeting so lang dauert, ich-“ „Wie immer, Bruder. Wie immer. Irgendwann kommst du noch zu deiner eigenen Beerdigung zu spät.“ Kira öffnete die Augen. Sie fühlte sich total hinüber. Aber sie fühlte sich endlich wieder etwas klarer im Kopf. Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Es mussten auf jeden Fall Stunden gewesen sein, wenn sie nach dem Stand der Monde urteilte, die beide im Zenit standen. Vorsichtig stemmte sie sich auf die Beine. Alpha hatte sich um sie herum gerollt und seinen Flügel über sie gelegt, fast wie eine Decke. Ein ungewohntes Bild, so etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt. Seine Werte waren niedrig. Sanft befreite sie sich aus seinem Flügel, verwandelte den rechten Arm zurück und strich über seinen Hals. Er reagierte nicht darauf. Alpha musste ziemlich erschöpft sein. Vorsichtig stieg sie über ihn hinweg und schritt auf das kleine Plateau, auf dem sich noch immer Einschusslöcher zeigten. Die Spuren waren frisch. Kira ließ ihren Blick schweifen. Sie befanden sich im Gürtel. Sie sah wieder zu Alpha und bisher, unbekannte Gefühle regten sich. Diese Strecke war mehr als beachtlich. Er musste echt das Letzte aus sich herausgeholt haben. Trotzdem fröstelte Kira. Ausgerechnet der Gürtel. Ihr war es nur lieb und recht, wenn sie diesen Ort so schnell wie möglich wieder verließen. Dieses Gebirgsmassiv war berühmt, berüchtigt für ihre Magnetstürme und so Leute wie ihresgleichen waren gut beraten in diesen Zeiten nicht in der Nähe der Berge zu sein. Hier verschwanden gerne Flug- oder Raumschiffe auf Nimmerwiedersehen. Zeta schreckte auf. Seine Systeme hatten reagiert, als sich Kira genähert hatte. „Geht’s dir wieder etwas besser?“ fragte der Cyborg und stand auf. Er ging wieder zum Rand des Plateaus. „Dort unten liegt ein nur schwach beschädigtes Raumschiff. Wenn wir es reparieren können, können wir von hier verschwinden.“ Kira ballte die normale Hand zur Faust. „Und was wird aus Alpha? Ich kann, und will ihn nicht hier lassen, doch für die meisten Raumfahrzeuge ist er entweder zu groß oder zu schwer. Außerdem hasst er beengte Räume.“ - „Du vergisst, das ich ein Cyborg bin. Mit ein paar technischen Kniffen kann ich den Frachtraum des Schiffes umfunktionieren. Wenn du es dir morgen per Zoom ansiehst, wirst du merken, dass es ein altes Frachtschiff ist. Eines der ersten Modelle mit Hyperraumantrieb.“ Kira verkrampfte sich etwas. „Es wird ihm nicht gefallen, aber…“ Sie nickte. „Tu es. Ich werde ihn schon irgendwie überreden … hoffe ich.“ Kira drehte sich um und kehrte zu Alpha zurück. Sie kletterte über seinen Hals und ließ sich wieder in der Kuhle nieder in der er sie gebettet hatte. Sie wollte wieder schlafen, aber irgendwie konnte sie nicht mehr. Stattdessen fiel ihr Blick an die Stelle an Alphas Hals, wo sie sich mit ihm gleichgeschaltet hatte, als er im Sterben lag. Egal was sie anstellte, immer wieder richteten sich ihre Augen auf diesen Punkt. Irgendwie schien es, als würde er sie rufen. Fast wie von selbst hob sie ihren rechten Arm und klinkte sich ein. Es gab keine Statusanzeigen, Kira fiel... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)