Ewige Liebe? von funnymarie ================================================================================ Kapitel 9: ----------- „Das ist nicht fair, Folken! Bleib auf der Stelle stehen!“, jammerte ein kleiner Junge mit goldbraunen Haaren grasgrünen Augen. Er war schon völlig außer Atem und konnte kaum noch laufen. Doch der Genannte dachte nicht daran und rannte immer weiter durch den Wald. Für seine elf Jahre war er schnell und flink zu Fuß. Außerdem hatte er durch seine Größe ein kleinen Vorteil. Seine Beine waren etwas länger, als die seines Bruders, was er gnadenlos zu seinem Vorteil ausnutzte. Wie auch der Jüngere, so besaß Folken ebenso die grünen Iriden seiner Mutter, doch die wilde pechschwarze Mähne seins Vaters. Er lief über morsche Holsstümpfe und alte Baumwurzeln, sprang über einen kleinen Bach und kämpfte sich durch dichtes Gestrüp. Hier und dort holte er sich ein paar Kratzer von den Zweigen, doch das störte ihn nicht weiter. Die Sonne schien hell durch den Wald, aber es war noch früher Morgen. Schließlich hielt er auf einer Wiese an, die direkt an die Palastgärten grenzte und wartete dort, bis der Kleinere aufgeholt hatte. Völlig außer Puste, mit ebenso vielen Kratzern ließ sich dieser neben seinen Bruder fallen. Siegessicher und überheblich sprach Folken daraufhin: „Siehst du, Vargas! Ich bin doch besser als du!“ Seine Stimme trievte nur so vor Selbstbewusstsein und Arroganz. Vargas schnaubte nur wütend und stand sogleich wieder auf den Beinen. „Na und! Nächstes Mal schlag ich dich! Du wirst schon sehen!“, verkündete er mit grimmigen Gesichtsausdruck und streckte danach noch seine Zunge frech herraus. Folken lächelte nur milde. Aber eines musste er seinem Bruder lassen, er war genauso hartnäckig, wie ihr Vater. Er gab einfach nicht auf, obwohl er zwei ganze Jahre jünger war. Jeden Tag forderte er ihn zu irgendeinen Wettkampf und verlor diesen meist. Dennoch versuchte er es immer wieder und manchmal hatte er auch Erfolg, was die Freude umso größer machte und den Sieg umso verdienter. Zusammen machten sich die Geschwister dann auf den Weg, den kleinen Hügel hinab, auf dem sie gestanden hatten, als sie das Endes des fanelischen Waldes erreicht haben. An schönen Sommertagen schlichen sich die jungen Prinzen heimlich morgens davon, um den nervigen Unterricht durch ihre Hauslehrer zu entgehen und gutmütig, wie ihre Mutter war, ließ sie es ihnen durchgehen. Verstand sie doch noch nur allzu gut, wie schwierig es war, als Spross eines königlichen Monrachen aufzuwachsen. Ihr Leben bestand hauptsächlich aus Pflichten und Verantwortung. Selten durften sie einfach nur Kind sein wie es anderen ihres Alters vergönnt war. Die Jungen hatten allerdings diesmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn ihren Plan, ungesehen in ihre Gemächer zu gelangen, konnten sie getrost vergessen, denn sie konnten ja nicht ahnen, dass die Königin bereits von ihren Ausflügen wusste. Die Herrin Fanelias saß mit ihren anderen Kindern im Gras genau auf der Wiese, die direkt vor den Gartentoren war und somit vor ihre Eintrittskarte klammeheimlich zurück zu schleichen. Also blieb den beiden nichts anderes übrig, als unter die Augen ihrer Mutter zu treten. Hitomi hatte schon lange bevor ihre Ältesten auch nur ahnten, dass sie genau an dieser Stelle auf sie warten würde, gewusst, dass sie bald kommen würden. Der Wind und auch Bäume hatten ihr Nahen angekündigt, sowie sie es auch spürte durch ihre mütterlichen Bande, dass ihre Rabauken auf den Weg waren. Doch sie tat unwissend. Stattdessen hatte sie ihre Aufmerksamkeit ihren anderen Kleinen zu gewandt und wachte mit sanften Augen über sie. Naria und Eria, die ein knappes Jahr nach Vargas geboren worden waren, saßen neben ihr auf einer Decke und versuchten sich an die Kunst des Blumenkranzbindens. Doch so recht wollte es den eineiigen Zwillingen nicht gelingen. Sie hatten wie Folken lange schwarze Haare und ihre Iriden glichen der ihrer Mutter. Gou indessen lag friedlich auf dem Rücken neben ihnen und betrachtete die Wolken. Er war ein ungewöhnlich stilles Kind. Aber auch er hatte es, wie seine anderen Geschwister faustdick hinter den Ohren sowie er ebennfalls die Smaragde von Hitomi geerbt hatte. Jedoch war der Siebenjährige in diesem Moment sehr müde, da ihn seine Schwestern zuvor als Übungsobjekt für ihre harttrainierten Gesangskünste auserkorren hatten, bis seine Mutter sich seiner erbarmte und ihn gnädigerweise von seinem Dasein erlöste, indem sie ihren Töchtern vorschlug sich mit dem Blumen zu beschäftigen. Seine dunkelbraunen Haaren wurden vom Wind leicht zerzaust, wovon er sich trotzdem nicht aus der Ruhe bringen ließ. Allerdings hatte Hitomi nicht nur zum Wohle ihres Sohnes gehandelt, sondern auch ihres Eigenen. Denn bei aller Mutterliebe und sie hatte wirklich reichlich davon für jedes ihrer Kinder übirg, Naria und Eria konnten einfach nicht singen. Es hörte sich an, als würde etwas grausig in den Ohren stechen. Außerdem hatte die Seherin vom Mond der Illusionen gerade Varie und Yukari dazu verleitet, ihre kleinen grünen Äuglein zu schließen und ein wenig zu schlafen. Varie war zwei und sehr aufgeweckt. Die Kleine hatte erstvor wenigen Tagen entdeckt, dass es noch eine andere Fortbewegungsmöglichkeit gab, als die des Krabbelns. Sie war ein kleiner Spätzünder mit ihren goldbraunen Löckchen. Nun kostete es Hitomi einige Nerven, das Mädchem immer im Auge zu behalten. Sie hielt aber nichts davon, Kindermädchen anzustellen, obwohl es ihr Leben wahrscheinlich sehr vereinfacht hätte. Doch die junge Mutter bestand darauf, dass dies nicht nötig war und setzte sich in dieser Angelenheit gegen jedweiligen Wiederstand durch. Sei es den ihrem werten Gatten oder den Beratern selbst. Yukari war bisher das Nesthäkchen in der Familie. Sie war erst einige Wochen alt und ein schwarzer Flaum war auf ihrem zarten Köpfchen auszumachen. Sicher lag der Säugling in den inzwischen sehr erfahrenen Armen seiner Mutter. Sanft wiegte Hitomi das Baby hin und her und summte dabei leise eine Melodie, die so noch vom Mond der Illusionen kannte. Dabei bemerkte sie, wie Folken und Vargas langsam näher kamen. Ihre Schritte waren leise und nicht zu hören. Wie Van hatten sie es bereits meisterlich gelernt, sich geräuschlos fortzubewegen. Bald kamen sie bei ihr an. Hitomi lächelte ihnen milde zu und bedeutete ihnen ebenfalls mit einer Geste, sich auf die ausgebreitete Decke nieder zu lassen. Sie war glücklich. Alles war gut. Und dann kam die Finsternis. Mit ihr ein eisiger Wind, der tief in ungeschützte Haut einschnitt. Sie verschwanden. Eines nachdem anderen. Zu allerserst Yukari. Das Baby weinte herzzereißend. Varie. Ihre kleinen Fäuste ballten sich vor Angst. Gou folgte den Mädchen als nächtes in die Dunkelheit. Er zitterte und sah sie mit seinen großen Augen flehend an. Daraufhin traf es die Zwillinge und Vargas. Sie wurden einfach so verschluckt. Sie alle schrieen verzweifelt und ängstlich nach ihrer Mutter. Versuchten sich an ihr festzuhalten. Wussten nicht, was geschah. Es war grausam Auch Hitomi schrie aus Leibeskräften, streckte bekümmert ihre leeren Hände nach ihnen aus in der vergeblichen Hoffnung, sie könnten zurückkehren. Ihr Herz zerriss förmlich. Schließlich war nur noch Folken da. Als einziger. Unendlich traurig sah er sie an und ähnelte damit erschreckend seinem Onkel, von dem er diesen Namen hatte. Als ob alle Last dieser Welt auf seinen kleinen mageren Schultern ruhen würde. Seine Iriden wirkten müde und leer. Sein Körper gebeugt und alt. Ebenso voller Kummer blickte die erdgeborene Göttin zurück auf ihren Erstgeborenen. „Wieso?“, wiperte sie in die Finsternis hinein, die sie nun allumfassend umgab. Tränen erstickten fast ihre Stimme. „Wenn Vater nicht wieder groß wird, dann können die anderen niemals geboren werden!“, antwortete Folken ihr genauso leise. Dieser eine Satz wiederholte sich. Immer wieder. Tausendfach. Er schuf erneut tiefen Schmerz in dem Herzen des Mädchens. Es weinte. Schweißgebadet erwachte Hitomi aus diesem Traum. Einzelne verirrte Tränen, vom Traum herrührend, ruhten noch auf ihren Wangen. Verwirrt schaute sich die junge Frau um. Wo war sie? Dann gewahrte Hitomi, dass sie sich im Wald befand. Es roch nach Asche und verbrannten Holz, dass wohl vom dem Lagerfeuer herrührte, dass noch glimmte in der Dämmerung. Es herrschte Zwielicht und die Sonne stand kurz davor, hervor zu kommen, um den anbrechenden Morgen zu begrüßen. Vögel trällerten ihre Lieder und Grillen zirpten im Wind. Neben sich spürte die Seherin einen schmächtigen Körper. Langsam erinnerte sich Hitomi wieder, wieso und weshalb sie hier war. Van schlief noch tief und fest, wie sie erleichtert feststellte. Der kleine Junge lag mit einer dicken Decke umwickelt direkt neben ihr und hatte sich vertrauensvoll an sie geschmiegt. Hitomi war froh, denn sie wollte ihn nicht unnötig ängstigen. Die erdgeborene Göttin wischte sich mit ihrem eingerissenen Ärmel die Tränen fort. Leider funktionierte das nicht so einfach mit ihren aufgewühlten Gefühlen. Diese konnte sie nicht einfach wegmachen, als hätte es sie nie gegeben. Sie konnte den Verlust immer noch deutlich wahrnehmen. Den kleinen warmen Körper von Yukari. Die seidigen Haare von Varie. Die ruhigen Iriden von Gou. Das wunderschöne Strahlen der Zwillinge. Die frechte Art von Vargas. Und letztlich die Gestalt ihres Ältesten. Folken. Hitomi biss sich auf die Lippen, um nicht laut Schluchzend zusammen zu brechen. Ihre Fräuste waren geballt, sodass man die weißen Knochen hervorstechen sah. Bald schmeckte sie Blut im Mund, so fest hatte sie ihren Mund aufeinander gepresst. Sie schluckte und sammelte sich. Hitomi versuchte sich zu beherrschen. Vorsichtig stand sie auf. Darauf achtend, dass sie ihren kleinen Seelengefährten in seinen Schlummer nicht weckte. Bewusst forschte das Mädchen mit ihrer neuen Gabe nach der Anwesenheit der Erddrachen. Acht weiße Auren waren kreisförmig nie in weiter Entfernung um ihr Lager verteilt. Doch auch andere wollten sich in ihren Fokus drängen. Tausende von bunten Lichtern und Farben ballgten um ihre Aufmerksamkeit. Doch die Schwangere schob sie mit einiger Kraft ihres Willens in den Hintergrund. Einzig Van hatte noch Bedeutung. Der Junge war umgeben von warmen und fröhlichen Farben. Ein Gemisch aus Grün, Blau und Rosa. Mit einem schwachen Lächeln stellte sie fest, dass es ihm gut ging. Wie auch gestern. Den größten Zeitraum, seidem er erwacht war, hatte sie ihre Fähigkeit ausschließlich auf ihn gerichtet, um so einfühlsam wie möglich zu ihm sein zu können und es hatte sehr zu ihrer Freude gut funktioniert. Stets war es ihr gelungen, ihn von dunklen Gedankengängen fern zu halten mit kleinen Ablenkungsmanövern. Aber jetzt brauchte sie eine kurz Pause. Einen Moment nur für sich allein. Daher überließ sie den schlafenden Jungen der sicheren Obhut ihrer Hütter und machte sich auf den Weg zu einem Fluss, den sie gestern bei der Landung entdeckt hatte. Leise wanderte sie mit ihrem Rucksack auf den moosbewachsenen Boden des Waldes. Mittlerweile hatten sich die Strahlen der Sonne einen Weg durch die dichten Wipfel der Bäume gebarnt und erleuchteten ihre Umgebung. Es war so friedlich. Ein seichter Wind bewegte die Blätter, ließ sie rauschen und flüstern von fernen Dingen. Tautropfen, die sich in der vergangenen Nacht gesammelt hatten, glitzerten durch das Licht des feurigen Trabanten. Es roch nach nassem Holz und Sommer. Kleine Insektenschwärme zogen ihre Bahnen. Summen, Knacken, Rascheln. Überall ertönten Geräusche. Bald hörte Hitomi das Plätschern des Baches und wie es immer lauter wurde. Zielsterbig ging sie die letzten Meter und ließ sich dann auf die Knie sinken. Der Boden am Upfer war feucht und drang schnell durch ihre Kleidung. Gesäumt war der Rand des Gewässers mit lauter Steinen in den verschiedensten Farben und Formen. Bewundernd glitt die Schwangere über einiger dieser mit ihren Fingerkuppen, um ihre Geschaffenheit zu erspüren. Glatt oder dellig. Purös oder fest. Doch ersann sie sich ihres eigentlichen Anliegens. Behutsam zog sie ihre alte Kleidung aus und legte sie sorgfältig zusammen. Sicherlich würde sie sie reinigen können bei ihrem Ankunftsort. Ihren nackten Körper überzog eine Gähnsehaut. Hitomi tastete sich mit ihrem Fuß an das Wasser heran. Der Strom das Baches war mild und in keiner Weise gefährlich. Auch war er in etwas so groß wie eine Baumlänge. Die Nässe war kalt, aber angenehm erfrischend und man konnte bis auf den Grund sehen. Vorsichtig wartete sie tiefer in die Fluten, bis sie ihr an die Hüfte reichten. Dann tauchte sie unter. Es war die reine Wohltat, nach all den Strapatzen sich waschen zu können. In aller Ruhe und ohne Hektik. Hitomi genoss dieses Bad in vollen Zügen. Sie schlug große Wellen mit ihren Bewegungen und schreckte einige Fische auf, die in heller Panik in allen Richtungen davon stoben. Doch im Gegensatz zu ihr, schien Folken dem kühlen Nass nicht so positiv zu geneigt zu sein. Wild strampelte er protestierend gegen ihre Bauchdecke, was der Seherin vom Mond der Illusionen inne halten ließ und ein Lächeln entlockte. Ganz unbewusst hatte sie bereits diesen Namen für ihren Sohn gewählt. Aber es war herrlich durch das Wasser von der doch schon recht schweren Last ihres Leibes für einen Moment befreit zu sein. Das ließ sich die werdende Mutter auch nicht durch ihr Ungeborenes vermiesen. „Ist gut, Folken!“, sprach sie dann doch nach einiger Zeit beschwichtend auf das Baby ein, als dieses postwendend seine Meinung weiterhin rabiat vertrat. „Mama ist doch gleich fertig.“ Doch ihre kurze versöhnliche Ansprache brachte nicht das Geringste. Im Gegenteil, es schien, als wolle das Kind sein Willen durchsetzten, dass das Bad nun zu Ende sein solle. Hitomi kicherte. „Kommst wohl ganz nach deinem Papa, was?“, neckte sie mit sanfter Stimme ihren kleinen Untermieter. „Ein kleiner Sturkopf!“ Als Antwort erhielt sie erneut einen kräftigen Tritt, der nun schon weh getan hatte. Schwer seufzte das Mädchen. „Wie der Herr wünschen!“, grummelte Hitomi nun doch etwas genervt. Sie gab auf. Sie suchte sich geschickt ihren Weg zurück zum Ufer, damit Folken sein Willen bekam und hoffentlich dann Ruhe geben würde. „Zufrieden?“ Sakastisch schaute sie auf ihren Bauch hinunter. Noch ein letztes Mal bewegte sich Folken, doch diesmal war nur ein zarter Stupser, wie sie sie sonst kannte von dem Kleinen. Hitomi schüttelte nur mit dem Kopf. Das konnte ja noch was werden. Bei ihrer Tasche letztlich angekommen, zog sie ein flauschiges Handtuch von ihrer Heimat hervor. Wehmütig richtete sich ihr Blick auf den Mond der Illusionen. In voller Pracht stand er am Firmament und leuchtete geheimnissvoll. Einen Augenblick gestattete sie sich an ihr Zuhause zu denken. Nur einen Moment verweilte sie bei denen, die sie zurückgelassen hatte. „Hitomi?“ Ängstlich und laut erklang eine dünne Kinderstimme durch den Wald und holte Hitomi in die Wirklichkeit zurück. Auch Folken half dem kräftig nach, indem er noch einmal mit aller Macht, die den kleinen Knirps anscheinend zur Verfügung stand, zutrat. Als wollte er sagen, los aufwachen! Den Schmerzensschrei unterdrückend, beeilte sich die Angesprochene damit, ihre Kleidung zu wechseln und ihre alten Sachen in ihren Rucksack zu stopfen. Sie hatte diesen aus dem Schloss in Fanelia mitgenommen. Eilig machte sie sich mit noch nassen Haaren auf den Rückweg. Dass sie Van gehört hatte, war auch ihrem Bund der Seelengefährtenschaft zu zuschreiben, ansonsten hätte sie gar nicht seinen Ruf vernehmen können auf diese Entfernung hin. Der kleine Junge kam ihr schon von weitem entgegen geeilt. Seine rabenschwarzen Haare waren wie immer verwuschelt, er hatte überall Falten in seiner Kleidung von der Nacht sowie seine Augen noch recht verschlafen wirkten. Nichts desto trotz waren sie weit aufgerissen und die nussbraunen Iriden fikzierten ihre Gestalt bereits aus der Ferne. Er rannte auf sie zu und schmiss sich in die bereits ausgebreiteten Arme. „Du warst nicht da!“, schniefte er in ihre Kleidung hinein, sodass man Mühe hatte, ihn zu verstehen. „Du warst einfach weg!“ Van presste sich an den warmen Körper von Hitomi. Liebevoll streichelte Hitomi über seine ungebändigte Mähne. Zärtlich fuhren ihre Finger durch das weiche Haar. „Ich weiß und es tut mir leid!“ Stetig sendete Hitomi beruhigende Gefühle durch ihre Bande zueinander in ihn hinein. Bisher hatte sie diesen Kanal ihrer Emotionen nur in der Hinsicht genutzt, um seine Gefühle zu spüren, da ihre Fähigkeit des Aurensehens kräftezehrend war, sie sie festgestellt hatte und sie diese außerdem noch nicht in ihrem ganzen Umfang beherrschte. Alles weitere hatte sie blockiert bzw. nur in winzigen Teilen zu gelassen, zu fließen. Doch jetzt war es anders. Van fühlte sich nun geborgen, geliebt und beschützt. Er konnte spüren, dass diese Wärme direkt von Hitomi kam. Aus ihr herraus und in ihn hinein. Es war selbstverständlich. Er gehörte zu ihr, so wie sie zu ihm gehörte. Hierher. An diesen Platz. Es war seiner. In ihren Armen, bei ihr zu sein. Alles gehörte sich so, wie es in diesem Augenblick war. Schnell hatte er sich beruhigt. Bei Hitomi zu sein, gab ihm Sicherheit, Kraft und flößte ihm Zuversicht ein. „Alles wieder in Ordnung?“ Ihr Ton war sanft und liebkosend, wie ein streichelnder Wind auf der Haut. Er nickte und wunderte sich doch gleichzeitig über sich selbst. Woher kam das Vertrauen? Dieses Wissen, dass es richtig war! So war er nicht. Einzig Merle und Vargas genossen das Priveleg, dass er sie an sich heran ließ. Doch diese Fremde schaffte es von Anfang an. So viele Gedanken. Sie verwirrten Van. Machten ihn wuselig. „Komm, lass uns zurück zum Lager gehen und etwas Essen.“ Hitomi holte ihn so bewusst aus seinen Grübeleien. Deutlich hatte sie seine aufgewühlten Gefühle registriert. Wie selbstverständlich glitt die Hand des kleinen Mannes in ihre und zusammen machten sie sich auf den Rückweg. Es fiel Van nicht schwer mitzuhalten, da er Hitomi schon bis an die Schultern reichte mit seinem Kopf, was bei ihr aber auch nicht schwer war aufgrund ihrer asiatischen Abstammung. Auch bewegte sich die junge Frau durch die Schwangerschaft etwas schwerfälliger und langsamer sowie einer gehörigen Portion Vorsicht. Schließlich kamen sie an. Fragend schaute Van zu ihr auf. Doch die erdgeborene Göttin wusste auch nicht recht, was nun zu tun war. Normalerweise vermied sie es, sich in der freien Natur über Nacht aufzuhalten, da sie es hasste, kein richtiges Bad, geschweige denn keine ordentliche Toilette um sich zu haben. Außerdem konnte sie weder richtiges Essen zu bereiten, noch ein Lagerfeuer entzünden. Dies hatte Arbis gestern netterweise für sie erledigt. Nach einigen Minuten wandte sich Hitomi unschlüssig zu ihrem Rucksack um, indem etwas Proviant für die Hinreise eingepackt war aus Fanelia. Sie fand ein wenig Gemüse, Gewürze, gepöckeltes Fleisch und außerdem Kochutensilien. Ihr Magen zog sich bei diesem Anblick merklich zusammen vor Hunger. Die Seherin drehte sich zu dem Jungen um, der immer noch an Ort und Stelle stand. „Kannst du das Feuer zufällig wieder entfachen?“, fragte sie ihn schüchtern und peinlich berührt, da sie ja nun die Ältere von ihnen war und somit eigentlich die Verantwortung für solche Dinge trug. Statt eine Antwort zu geben, ging Van auf sie zu und ließ sich neben ihr nieder. Suchend glitten seinen Augen durch den Inhalt des Rucksackes, der ihm sehr befremdlich vorkam , bis er fand, nach was er Ausschau gehalten hatte. Weder hatte er gelacht, da sie offenbar selbst es nicht fertig brachte, eine Flamme zu entzünden, noch hatte er in dieser Hinsicht eine Bemerkung ausgesprochen. Er nahm zwei Feuersteine, die jemand äußerst Weises anscheinend dort zusätzlich und unbemerkt hinterlegt hatte, herraus und machte sich an die Arbeit. Gekonnt entfachte er eine kleine Flamme und nach einigen Sekunden leckte ein kleines Feuer an dem Holz, was Van langsam hinzufügte. Beeindruckt besah sich Hitomi die sicheren Handgriffe, die Van ausführte und mit einem Schlag fehlte ihr der Große so sehr, dass es weh tat. Plötzlich fühlte Van eine intensive Trauer, die sich seiner bemächtigte. Wie ein Schlag ins Gesicht konnte er Gefühle von der Schwangeren emphangen, die weit über gewöhnlichen Kummer hinaus gingen. Ein Sehnen nach etwas oder jemanden, dass ihr ganzes Sein auszufüllen schien. Alarmiert drehte sich der Junge um. Was er sah, erschreckte ihn. Zusammengekrümt saß Hitomi immer noch vor dem Rucksack, ihre Augen füllten sich unaufhörlich mit Tränen und verkrampft hatte sie ihre Finger um ihren Leib geschlungen. Ihre kurzen noch nassen goldbraunen Haare hingen stähnig herunter und umrahmten ihr Gesicht. Sie atmete in kurzen Zügen heftig ein und aus. Geh hin und umarme sie. Sofort! Erschreckt wendete der Junge erneut ruckartig seinen Kopf, um herauszufinden, woher diese Stimme kam. Sie klang merkwürdig bekannt und hatte den tiefen Tenor eines Mannes. Tu endlich, was ich gesagt habe. Hitomi leidet! Van stellte fest, dass er niemanden sehen konnte. Es war keiner da außer ihm und der Frau. Unheimlich! Wer bist du?, fragte er ängstlich in seine eigenen Gedanken, da diese Stimme ja anscheinend aus seinem eigenen Kopf kam. Unwichtig. Geh zu ihr und tröste sie. Van blieb an Ort und Stelle, obwohl es ihm sehr schwer fiel, dem nicht auf der Stelle nachzukommen, denn eigentlich wollte er im Moment nichts lieber tun. Mit jeder Sekunde spürte er, warum auch immer, mehr die Verzweiflung in Hitomi hochkommen. Sich ausbreiten. Ein Seufzen konnte er vernehmen von dem Unbekannten in seinem Inneren. Jeder Drachenmensch besitzt einen Wächter. Ein zweites Ich, dass hilft und manchmal auch führt. Bitte geh jetzt zu ihr. Ich kann nicht länger zusehen, wie Tränen ihr wunderschönes Gesicht benetzten. Sie braucht unsere Nähe. Verweigere sie ihr nicht länger. Auch Van drängte es jetzt, das Anliegen seines so genannten Wächters in die Tat umszusetzten. Wir reden aber noch einmal!, stellte er klar. Aber dieses Gespräch konnte warten. Wichtig war es jetzt zu ergründen, wieso Hitomi so traurig war. Er mochte sie. Sie sollte fröhlich sein. Festen Schrittes ging er auf sie zu, ließ dabei das Feuer aber nicht einen Moment unbeobachtet. Als er bei ihr angekommen war, umarmte Van sie von hinten und schmiegte sich wie in der Nacht schon an sie. „Ich hab doch schon gesagt, du sollst nicht weinen!“ Er sprach mit kindlicher naiver Stimme zu ihr. „Zum Weinen ist die Zeit zu schade, hat mein Brunder immer gemeint.“ Hitomi brachte sich so in Position, damit sie Van betrachten konnte. Immer noch liefen kleine Wasserperlen ihre Wangen hinab. Er sah immer noch gewissermaßen so aus wie ihr Van. Aber das kantige fehlte, was seinen Charakter schon fest geformt hatte. Die Härte eines Kriegers. Die Güte eines Mannes. Die Macht eines Königs. „Hat er das.“, flüsterte sie im leisen Ton. Van nickte bekräftigend. „Außerdem bin ich da! Da hast also du gar keinen Grund!“, fügte er voller Zuversicht hinzu. Wehmütig betrachtete Hitomi ihren geschrumpften Minivan. Wenigstens war er noch bei ihr und nicht tot. Aber es war nicht fair. Sie beruhigte sich wieder, allerdings fiel es ihr er sehr schwer. Sie hatte Sehnsucht nachdem Mann. Nachdem Vater ihres Kindes. Dem König von Fanelia mit dem riesigen Temperament, dem sanften Lächeln und seinen starken Armen. „Danke!“, hauchte sie dennoch und gab Van einen Kuss auf die Stirn, weil er ihr geholfen hatte. Er war nicht aus der Welt und sie würde dafür Sorgen, dass er wieder so wurde, wie es gewesen war. Sie hatte es schließlich Folken bereits versprochen und um der anderen Kinderwillen, würde sie es halten. Dem Jungen wurde ganz heiß bei der Berührung von ihren weichen Lippen auf seiner bloßen Haut und eine dazu passende Röte stieg ihm ins Gesicht. Zu seiner größten Erleichterung bemerkte es die junge Frau nicht, da sie sich nun damit beschäftigte das Gemüse mit einem Messer in einem sauberen Topf zu zerkleinern. Van macht sich nützlich und holte, ohne das man ihm es auftragen musste, Wasser vom Bach. Bald köchelte eine Brühe über dem Feuer. Hitomi schmeckte diese immer mal wieder ab. Nach einiger Zeit verzehrten sie beide schweigend ihre Morgenmahlzeit und Van lernte, dass die Schwangere eine absolut miserable Köchin war. Aber aus Rücksicht zwang er sich dieses Zeug hinunter. Doch sein feiner königlicher Gaumen, der sonst nur das Beste von ganz Fanelia gewöhnt war, litt sehr darunter. Das nächste Mal würde er selber das Essen zu bereiten, schwor sich der Neujährige heimlich. Doch nicht nur er hatte mit dem Mahl zu kämpfen, auch Hitomi gestand sich nun ein, dass sie diese Tätigkeit einfach nicht beherrschte und es wohl nie würde. Später schickte die Seherin den kleinen Mann mit dem dreckigen Geschirr zum Bach. Als Van wieder zurück kam, war Arbis bereits anwesend. Sein mächtiger Körper thronte auf der schmalen Lichtung und füllte sie fast zur Gänze aus. Seine schwarzen Schuppen glänzten majestätisch in der Morgensonne und seine schlitzartigen Iriden wachten mit den Sinnen eines Jägers über alles, was sich hier bewegte. Seine langen Flügel ruhten eingeklappt an seinen Flanken. Schweigend warteten er und Hitomi, bis der Junge sich neben der Schwangeren nieder gelassen hatte. Dort war sein Platz. Bei ihr. Geduldig wartete er, bis der Erddrache das Wort eröffnete. „Guten Morgen, Hoheit!“ Tiefer Respekt war in der kehligen Stimme heraus zuhören und einmal mehr fragte sich der Junge, was vorgefallen war und womit er diesen verdient hatte. Denn er konnte sich nicht erinnern, wie er das angestellt haben sollte. „Guten Morgen, Arbis!“, grüßte er höflich zurück. Der junge Monrach konnte es nicht wissen, doch seine Höfflichkeit war ihm ein Jahr nach seinem neunten Geburtstag allen gegenüber, ausgenommen Vargas und den anderen drei Samurai, welche seine Lehrmeister im Kampf neben Brom gewesen waren, abhanden gekommen, als er festgestellt hatte, wie sehr Macht Leute korumpieren konnte. Doch jetzt war er noch ein Ausbund an mustergültigen Verhalten und Vernunft, da er allen Leuten gefallen wollte. Hitomi lächelte wieder ehrlich und war doch einigermaßen erstaunt zu sehen, wie anders Van als Kind ist. Der Erddrache fuhr fort. „Ich habe gerade mit Hitomi“, dieser Name kam dem Anführer nur schwer aus dem Maul, da er es bevorzugte sie mit ihrem rechtmäßigen Titel als die Tochter ihrer aller Mutter anzusprechen, was jedoch nicht bemerkt wurde, „gesprochen und verabredet, dass wir bald aufbrechen werden, damit wir schnell an unser Ziel gelangen.“ Die Echse war unruhig. Sein geschuppter Schwanz peitschte nervös hinter dem massigen Körper, sodass es die beiden Zweibeiner nicht bemerken konnten, hin und her. Dringend wollte er los, um bei ihren anderen Verbündeten anzukommen. Auch die anderen Erddrachen, welche sich noch versteckt hielten im Wald, waren unruhig. „Wohin wollen wir eigentlich?“, fragte das Kind. „Und wieso musste ich aus Fanelia fort? Was ist diese Gefahr?“ Arbis überließ Hitomi, dem zu antworten. Diese wiederum fühlte sich unbehalglich, als Van sie fordernd musterte. Antworten verlangend. Das hatte er auch als Erwachsener schon ausgezeichnet gekonnt. Anscheinend waren einige Teile seiner alten Persönlichkeit erhalten geblieben, dass es ausgerechnet diese Aspekte waren, fand sie wenig begeisternd. Sie räusperte sich, um Zeit zu schinden und sich zu überlegen, was sie ihm sagen sollte. „Van, ich weiß ,wer du bist. Dein Vater war Gou de Fanel, König von Fanelia und deine Mutter, Varie.“ Sie schluckte kaum merklich. „Sie entstammte dem verfluchten Volk des Drachengottes.“ Hitomi konnte sehen, wie sich seine Augen erschreckt weiteten und seine offene Miene auf einmal verschlossen wurde. Hitomi kannte auch diese Eigenart. Behutsam wollte sie nach seiner Hand greifen, aber er schlug sie weg. Verletzt guckte Hitomi nach unten und unterdrückte aufkommende Tränen. Es tat weh, das er ihr nun zu misstrauen schien. „Woher weißt du das?“ Van fühlte sich in die Ecke gedrängt und in der Falle sitzend. Niemand außerhalb von Fanelia wusste das. Keine Menschenseele und ausgerechnet sie, diese Fremde, kannte das bestgehütete Geheimnis seines Landes. Das war nicht nur merkwürdig, sondern auch höchst gefährlich für ihn und sein Reich. Andererseits fühlte der Junge ihren Kummer darüber, dass er eben so ablehnend reagiert hatte. Außerdem war diese Frau eigentlich nicht irgendwer. Sie war wichtig für ihn. Sie gehörte zu ihm. Er beschloss, ihr weiterhin zu vertrauen. Sie hatte es verdient. Van nahm ihre Hand, die einsam in ihrem Schoss ruhte und nur darauf gewartet hatte, dass seine kleinen, aber dennoch starken Finger ihre umschlossen. „Woher weißt du das?“, fragte er erneut. Diesmal in normalen Ton und nicht agressiv wie zuvor. „Du hast es mir gesagt.“ Van glaubte ihr. Hitomi lächelte auf ihre in einanderverhakten Hände hinab, sah dann wieder auf und ihre smaragdgrünen fanden seine Nussbraunen. „Und ich habe es auch gesehen.“, wisperte sie. Van wurde noch aufmerksamer. „Ich habe besondere Fähigkeiten!“ fuhr sie erklärend fort. „Zum einen kann ich Erreignisse aus Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft sehen.“ Die Iriden des Jungen wurden groß vor Staunen. „Wirklich?“ Das Mädchen nickte. „Das ist ja toll!“ Hitomis Lächeln wurde etwas verkniffen. „Ich sehe nicht nur schöne Dinge. Auch schlechte.“ Zuerst wusste der Neunjährige nicht, was sie meinte, dann verstand er es, als er genauer über diese Worte nachdachte. Hitomi sah also auch das Leid und die Schmerzen, die einem wiederfahren waren während seines Lebens. „Hast du..“ Van traute sich nicht weiter zu sprechen. Aber, dass musste er nicht. Wieder die gleiche Antwort ihrerseits. Eine Weile herrschte Stille. „Weißt du , wieso Vater sterben musste ,warum Folken nicht zurück gekommen ist von der Drachejagd und aus welchen Grund Mama in den Wald gegangen ist und nicht mehr wieder kam.“ Es waren die Worte eines Kindes, dass Wissen wollte, weswegen gerade seine Familie auseinander gerissen worden war. Warum ihm das passiert war. Was es verbrochen oder falsch gemacht hatte. Sie klangen flehentlich, wollten beantwortet werden. Sehnten eine Rechtfertigung herbei. Hitomi schüttelte ihr Haupt. „Nein, leider kann ich dir nicht sagen, warum das geschehen ist.“ Van senkte sein Gesicht, als hätte er das erwartet. Niemand konnte ihm das sagen. Keiner kannte eine Antwort darauf. Die Seherin konnte es kaum mit ansehen, wie niedergeschlagen er auf einmal war. „Ich liebe dich!“ Es war ehrlich gemeint und war ihr gerade so eben rausgerutscht. Verwirrt hob Van seinen Kopf. „Äh...was?“ Hitomi wurde flammen rot, dann kalkweiß. Sie hatte einfach nicht nach gedacht, sondern die Worte gewählt, die sie fühlte. Sie richtete ihren Blick auf die Bäume. Konnte ihn nicht länger ansehen. Die Schwangere antworte auch nicht auf diese Frage. „Du liebst mich?“, wiederholte das Kind. Die Seherin konnte nichts anderes tun, als stumm zu nicken. Denn es war die absolute Wahrheit und sie konnte ihn doch nicht anlügen. Jedenfalls nicht, was diese Sache betraf. Noch immer ruhten ihre Augen auf ihrer Umgebung. „Hmmm....gut.“ Unsicher sah Hitomi zurück zu ihm und musste dann schmunzeln. Van strahlte. Seine Iriden leuchteten von innen herraus und er wirkte, als hätte er gerade den Himmel auf Erden gesehen und wäre persönlich in diesen aufgenommen worden. Vergessen war seine Familie. Für ihn zählte einzig und allein diese Aussage. Sie liebte ihn. Drei kleineWorte, die sein Leben komplett zu verändern schienen. Er würde nie wieder allein sein, dass wusste er so sicher, wie den Umstand, dass auch er sie liebte. Diese Gefühle erwiederte und teilte mit einer Inbrunst, die er noch nicht ermessen konnte mit kindlichen Verstand. Arbis fühlte sich fehl am Platz, doch er konnte jetzt nicht einfach gehen. Außerdem mussten sie sobald wie möglich aufbrechen. Also räusperte er sich vernehmlich, was ihm sehr schwer fiel, aufgrund der Geschaffenheit seiner Kehle, die so viel anders funktionierte und dieses Geräusch daher fast unmöglich machte. Doch er schaffte es irgendwie. Nur das sich dieser Laut eher wie Zischen anhörte. „Nun, wir sollten auf das eigentliche Thema zurück kommen!“, unterbrach der Erddrache sie und zerstörte damit die traute Zweisamkeit. Beide wurden rot. Hitomi brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. Dann sprach sie weiter. „Also ich habe wie schon erwähnt durch diese Fähigkeit und auch von dir selbst viel über dich erfahren.“ Und sie fing an zu erzählen, von ihm, von ihren Abenteuern, als sie Gaia das erste Mal betreten hatte, von ihren Freunden, wie sie sich verliebt hatten, was er getan hatten, um zu einem Krieger zu werden. Dass Vargas nicht mehr lebte, dass Folken überlebt hatte, nur um ihn dann erneut zu verlassen. Sie erkärte ihm alles. Auch über Escaflowne, den Seelenbund, wohin sie auf den Weg waren, dass sie vom Mond der Illusionen stammte. Offen und Ehrlich. Mit emotionaler Stimme. Manchmal brach sie, an einigen Stellen klang sie belegt. Es war schwer für sie und tat weh. Doch Hitomi nahm sich die Zeit. Schilderte an einigen Stellen bis ins kleinste Detail, andere erzählte sie nur grob. Es floss aus ihr herraus, wie ein Fasserfall. Keiner der beiden wagte es, sie zu unterbrechen. Hitomi schaute nur Van an. Die ganze Zeit. Ihre Augen fokussierten ihn allein und alles andere wurde unwichtig. Ihre Gestalt war ausschließlich ihm ebenso zugewandt, bald hatten ihre zarten Finger seine Hand ergriffen und fest umschlossen. Die Iriden des Jungen wurden größer und größer. Er verstand vieles von dem, was sie ihm mitteilte und gleichzeitig quälte es ihn. Wie die Tatsache, dass sein überalles geliebter Bruder überlebt hatte und er sich doch nicht daran erinnern konnte. Arbis hörte ihr zu und wurde doch gleichzeitig immer nervöser. Aber er traute sich nicht wieder, erneut seinen Prostest zum Ausdruck zu bringen. Er spürte eine drohende Gefahr und trotzdem ließ er ihnen diesen Moment, obwohl sie vorher vereinbart hatten, dass sie Van lediglich über ihr Ziel aufklären würde. Jetzt war es nicht mehr zu ändern und nun musste auch alles gesagt werden. Dennoch konnte der Erddrache ebenso und die Unruhe der anderen wahrnehmen. Allerdings verweilten auch sie an Ort und Stelle, ohne einen Mucks von sich zu geben. Fertig. Die Seherin hatte ihm alles und wirklich alles erzählt. Betrübt und aber auch unendlich erleichtert schaute sie ihn seine Konturen. Der Junge war sehr blass geworden und sein Blick richtete sich in die Ferne, als würde er dort etwas sein, was nur er ausmachen konnte. Schock, Verwirrung und andere Emotionen spiegelten sich in seinem Gesicht wieder. Es war schwer zu sagen, was vorherrschend war. Reines Chaos empfing Hitomi von ihm sowie passend zudem allerlei Farben um ihn herum schwirrten. Ein Gemisch, wo nichts überwiegte. Alles war durcheinander. Van fühlte sich irgendwie leer und völlig überfordert. „Komm, wir sollten aufbrechen!“, sprach Hitomi ihn sanft an. Er nickte nur betäubt und ließ sich ohne Wiederstand von ihr zu Arbis führen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)