Victoriam Speramus von Bambusbesen (Itachi X Deidara) ================================================================================ Kapitel 3: Kalter Tee --------------------- Entgegen sämtlicher Erwartungen kam Deidara am nächsten Tag in die Schule. Selbst seine Eltern, zu denen Sasoris Tod auch endlich durchgedrungen war, hatten ihm gestattet, Zuhause zu bleiben. Heute Morgen hatte ihn seine Mutter sogar dazu angehalten, weil er über Nacht Fieber bekommen hatte. Das war die Strafe seines Körpers an ihn, weil er so gedankenlos gewesen war und einen halben Tag im strömenden Regen gesessen hatte. Aber trotzdem. Er wollte in die Schule gehen. Niemand sollte ihn für schwach halten. Sie zogen ihn zwar hin und wieder mit seiner weiblichen Frisur und dem Eyeliner auf – besser, sie versuchten es, weil er sich nicht provozieren ließ –, aber sie mussten nun nicht noch denken, er wäre schwächlich wie eine Frau. Denn das würde an seinem Ego kratzen. Genervt von seinen Freunden legte er die Arme auf seine Bank und vergrub sein Gesicht darin. „Lasst mich doch einfach in Ruhe. Ich bring mich schon nicht um, hm“, brummte er. Deidara bekam allmählich wirklich das Gefühl, dass seine Freunde befürchteten, er würde sich etwas antun, weil sein bester Freunde gestorben war. Man konnte es auch übertreiben. Der Einzige, der ihm gerade nicht auf die Nerven ging, war sein Pet. Itachi saß still wie meist auf seinem Platz und las ein Buch. Deidara war noch nie so froh über das tadellose Funktionieren der Schulglocke. Selbige rettete ihn nämlich vor weiteren wenig geistigen Ergüssen seiner Freunde. So konnte er die Unterrichtsstunde vor sich hin vegetieren und sich schlecht fühlen. Die Lehrerin bemerkte dies zu seinem Leidwesen und fragte: „Deidara, ist alles in Ordnung? Du siehst so blass aus.“ Ein passender Blick traf ihn. „Ich bin immer blass, hm“, murrte er nur. Das mochte zwar stimmen, aber heute sah er wirklich wie ein wandelnder Leichnam aus. Der tiefschwarze Eyeliner verstärkte die Wirkung vermutlich noch. In der großen Pause gingen seine Freunde natürlich sofort darauf ein. Da es schon wieder regnete, durften die Schüler drin bleiben und so saßen sie in der Kantine. „Du bist echt dämlich, mit so einer Visage in die Schule zu kommen.“ Wie er Hidans wunderbar freundliche Ausdrucksweise doch zu schätzen wusste. Mehr als einen müden Blick bekam selbiger aber nicht zur Antwort. Irritiert zuckte Deidara zurück, als sich Kisames Hand unvermittelt auf seine Stirn legte. „Lass das, hm“, brummte er ihn an und nippte an seinem kalten Tee. „Du hast Fieber, du solltest wirklich nach Hause gehen.“ Ein weiterer sorgenvoller Blick traf ihn. „Man ey, was geht euch mein Körper an“, knurrte der Blonde nun aber doch sichtlich gereizt, griff seine Tasche und seinen Pappbecher Tee und stiefelte aus der Kantine. Zielstrebig trottete er durch die überfüllten Flure und die Treppen hinauf auf das Schuldach. Eigentlich war das verboten für Schüler, aber man musste sich ja nicht erwischen lassen. Seufzend ließ Deidara sich unter dem Vordach nieder und fuhr sich durchs Haar. Hier war es ruhig. Ruhig und trocken. Wie schön. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich gegen die Wand, der Becher kalter Tee ruhte in seinen Händen auf dem Schoß. Hier hatte er Sasori öfter gefunden, wenn dieser die Schnauze voll von Leuten wie Hidan oder Tobi gehabt hatte. Schon wieder so eine Kleinigkeit, die er mit dem Rothaarigen in Verbindung brachte. Itachi war Deidara wieder heimlich gefolgt und schlüpfte kurz nach diesem heimlich durch die unverschlossene Tür zur Dachterrasse. Wortlos ließ er sich neben dem Kleineren nieder und verschaffte sich zuerst ein Bild von der Umgebung. Er war hier oben noch nie gewesen. „Was willst du hier, hm?“ Genau so eine Frage hatte er von Deidara erwartet. Seine schwarzen Augen suchten die seines Gegenübers. Über dem hübschen Blaugrau lag ein ungesunder Glanz, der deutlich vom Fieber sprach. Auch seine Haut erzählte eine kleine Geschichte dazu. Sein Gesicht glitzerte leicht und er wirkte allgemein abgespannt. „Ein gutes Haustier spürt, wenn es seinem Besitzer schlecht geht“, erwiderte er ruhig. Eine Katze würde sich jetzt auf Deidaras Schoß einrollen, schnurren und ihm vielleicht sogar über die Hand lecken. Er beließ es bei Worten. Für Annäherungsversuche war es zu früh. Deidara sollte erst mal Vertrauen zu ihm fassen. Er schien noch nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen zu sein. Deidara schnaufte genervt und kippte den Rest seines Tee hinunter. Abwesend spielten seine Finger mit dem Pappbecher. Wenigstens jaulte Itachi ihm nichts vor, wie krank er doch aussah, und dass er nach Hause gehen könnte. Wieso hatte er ihn noch mal zu seinem Pet gemacht? Ach ja, er sollte ihn von Sasori ablenken. Wer konnte das besser, als derjenige, den er nicht leiden konnte? Eigentlich. Im Moment schien Itachi ja ertragbar zu sein. Seine Lider senkten sich wieder und er ließ seinen Geist schweifen. So hörte er auch nur nebenbei, dass Itachi in seiner Tasche herumkramte. Heftig zuckte er zurück, als er etwas Kaltes auf seiner Stirn spürte und stieß sich dabei gleich den Kopf am unnachgiebigen Gemäuer. „Itai…[4]“, jammerte er leise und rieb sich über den Hinterkopf. Dabei fiel sein Blick auf ein Horeizai[5] in Itachis Hand und ihm wurde klar, was so kalt gewesen war. Überrascht und fragend deutete er darauf. „Wo hast du das so schnell her, hm?“ „Aus meiner Tasche und nun halt still“, erwiderte der Schwarzhaarige ruhig und legte ihm erneut das kalte Kissen auf die Stirn, drückte ganz leicht dagegen, damit der selbstklebende Effekt einsetzte[5]. Deidaras Reaktionsvermögen war durch das Fieber nicht sonderlich ausgeprägt, weswegen er ihn einfach machen ließ. „Wieso hast du das … mit?“, fragte er ihn schließlich misstrauisch. Sein Gehirn arbeitete heute ebenfalls auf Sparflamme. Er konnte die einzelnen Zahnräder quietschen hören. „Zufall“, behauptete der Schwarzhaarige. „Natürlich…“, brummte Deidara abfällig und lehnte sich wieder zurück. Das glaubte der doch selbst nicht. Selbstverständlich war es kein Zufall, aber Itachi wollte Deidara nicht die Wahrheit sagen. Gerechnet hatte er damit, dass dieser Fieber bekommen würde nach der kalten Dauerdusche gestern. Der Schwarzhaarige war sich nur nicht sicher gewesen, ob Deidara wirklich so unvernünftig war, in die Schule zu kommen. Darum hatte er vorsorglich eine Kompresse eingepackt. Er wollte ja, dass Deidara seine Abneigung gegen ihn abbaute und da lag es für ihn nahe, sich einfach um ihn zu kümmern. Darin hatte er ja Übung, ein kleiner Bruder verlangte einem schon einiges ab. Deidara schwieg den Rest der Pause, hielt seine Augen auch wieder geschlossen und spielte nachlässig mit seinem leeren Gefäß herum. Itachi beobachtete die schlanken Finger, wie sie sich um den Becher legten oder den oberen Rand achtlos entlang glitten. Wie gern würde er die Finger an seinen Händen spüren. Sicher konnten sie sehr sanft sein – wenn Deidara das wollte. Dass er rabiat sein konnte, hatte der Blonde schon öfters eindrucksvoll gezeigt. Deidara konnte sich nicht dagegen wehren, irgendwie war es angenehm, nicht ganz allein hier zu sitzen. Itachis Anwesenheit verhinderte, dass er zu sehr an Sasori dachte. Der kleine Rotschopf war immer äußerst genervt gewesen, wenn er ihn hier oben aufgelesen hatte. Das Knistern in der Luft hatte er dann fast greifen können. Nun war dagegen eine fast entspannt anmutende Atmosphäre. Das gleichmäßige Rauschen des Regens umschmeichelte den Geist… nur trug die Kompresse kaum dazu bei, dass er sich besser fühlte. Es war nur herrlich kühl auf der Stirn. In seinem Innern aber wallte die Hitze stetig mehr auf. Hin und wieder musste er tief einatmen, da er das Gefühl hatte, nicht genug Luft zum atmen zu bekommen, schien die Wärme im Körper selbige in den Lungen verbrennen zu wollen. Leicht zuckte Deidara zusammen, als die Schulglocke schrillte. Er war heute aber auch seltsam empfindlich, was Krach anging. Es prickelte dann so widerlich auf der Haut. Eigentlich wollte er gar nicht zurück… „Wir sollten langsam gehen“, ertönte Itachis ruhige Stimme neben ihn. Widerwillig nickte er, wollte er ja nicht, dass man ihn für schwächlich abstempelte. Er hatte sich entschieden, heute in die Schule zu gehen und er würde es durchziehen. ______________________________________________________________________________________ 4 – weh tun, schmerzen 5 – ist ein Kühlkissen, das Gegenteil zu Wärmekissen @Atap: nochmal danke für den Kommi*verbeug* du warst die erste hier^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)