Adam von Baph ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Höm. So, lange her, dass ich das letzte Mal was hochgeladen hab. >.< Naja, das ist so eine Art Sidestory für ein größeres Projekt, an dem ich unter anderem arbeite... Aber das nur am Rande, wie immer hoffe ich, dass es euch gefällt und ihr mir eure Meinung mitteilt! Schon als Adam die Tür öffnete und ihn begrüßte, bemerkte Nathan, dass etwas an ihm anders war als sonst. Seine Bewegungen, die sonst matt und fahrig waren, strotzten jetzt von einer unterdrückten, ziellosen Energie. Sein Blick war unstet, und sein ruhiges Lächeln war flüchtig und bemüht geworden. Er führte Nathan in das kleine, etwas schäbige Wohnzimmer und bat ihn, Platz zu nehmen, dann entschuldigte er sich und verschwand im Bad. Nathan starrte besorgt die Tür an, die sein Nachhilfelehrer hinter sich verschlossen hatte, und versuchte sich einzureden, dass dies nur wieder einer von Adams Anfällen war, und es sonst keinen Grund zur Beunruhigung gab. Nathans Mutter hatte Adam eigentlich als Nachhilfelehrer in Mathematik engagiert, aber sie hatten schnell fest gestellt, dass sie viele gemeinsame Interessen hatten. Adam, der gebürtiger Engländer war, hatte zwar Mathematik studiert, kannte sich aber eigentlich in allem aus. Sie hatten oft und lange philosophische Gespräche geführt, hatten einander von Romanen und Gedichten erzählt und Adam hatte ihm nebenbei innerhalb von nur zwei Monaten zu einer unglaublichen Verbesserung verholfen. Sein Abitur würde er wegen Mathe auf jeden Fall nicht in den Sand setzen. Alles in allem war Adam Browning wohl der perfekte Ersatzvater für ein siebzehnjähriges Scheidungskind wie Nathan... wäre da nicht die winzige, aber störende Tatsache, dass er sich in seinen Nachhilfelehrer verliebt hatte. Dass er sich für ältere Männer interessierte, war für Nathan nichts Neues... Vaterkomplex, wahrscheinlich. Immerhin machten ihn Jungen in seinem Alter genauso wenig an wie Mädchen. Aber bisher hatte er sich darauf beschränkt, von besonders attraktiven Exemplaren zu träumen; höchstens ein bisschen mit ihnen zu flirten und sich darüber zu amüsieren, dass sie sowohl irritiert wie auch interessiert zu sein schienen. Seine Gedanken schweiften zurück zu jenem denkwürdigen Tag, als er das erste Mal einen von Adams Anfällen mitbekommen hatte. Sein Lehrer hatte Nathan vorgeschlagen, sich die Sonderausstellung „Aberglauben in Europa“ im Museum für Völkerkunde anzusehen, und er hatte die Einladung gern angenommen; froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der seine Interessen teilte. Im letzten Raum war es um einige Prozesse gegangen, die im frühneuzeitlichen Europa gegen blutrünstige Mörder geführt worden waren. Man hatte sie beschuldigt, Werwölfe zu sein; ihnen kannibalistische, schwarzmagische und unzüchtige Praktiken zur Last gelegt und sie schließlich hingerichtet. Nathan stürzte sich auf die Artikel, die Abbildungen der Prozessakten, die Kupferstichillustrationen von Flugblättern. „Adam, sehen Sie sich das an!“ rief er begeistert. „Hier ist eine Seite aus der originalen Akte von 1589!“ Als einzige Antwort erhielt er ein gedämpftes Stöhnen. Er stellte überrascht fest, dass Adam nicht hinter ihm stand, sondern zusammen gekrümmt an der Wand lehnte, eine Hand vor den Mund gepresst. Sein Gesicht war zu einer Grimasse des Schmerzes verzogen. „Adam! Adam, was ist denn mit Ihnen?“ Adam hob den Kopf, ließ die Hand sinken und versuchte ein Lächeln. „Es ist nichts. Manchmal...“ Ein Krampf oder ein Würgen schüttelten seinen Körper, und er schlug beide Hände vor den Mund. „Eine Toilette...“ nuschelte er, und Nathan nahm seinen Arm und sah sich suchend um. Da war ein kleines Hinweisschild. Er zog Adam vorsichtig in die angegebene Richtung und schob ihn in eine der winzigen Kabinen. „Ich warte draußen“, murmelte er und verzog sich in den Flur. Als Adam endlich wieder herauskam, war sein Gesicht bleich und eingefallen, die schmale randlose Brille hing schräg auf seinem Nasenrücken und sein Haar waren feucht von Schweiß. Er lächelte Nathan beschämt an und blickte dann zu Boden. „Es tut mir leid“, sagte er leise, „ich hatte gehofft, heute davon verschont zu bleiben...“ Nathan beeilte sich, ihm zu versichern, dass es ihm überhaupt nichts ausmache und fragte, ob es ihm jetzt besser gehe und er, Nathan, irgendetwas für ihn tun könnte. Adam sah ihn mit vorsichtiger Erleichterung an. „Nun... Du könntest mir erlauben, dich zu einer Tasse Kaffee einzuladen, damit ich das wieder gut machen kann.“ Nathan grinste. „Wirklich, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Aber den Kaffee nehme ich gern.“ Sie hatten sich vor einem Straßencafé in die Sonne gesetzt, Eiskaffee getrunken und sich über die Ausstellung unterhalten. „Glauben Sie an sowas?“ hatte Nathan gefragt und eine vage Geste gemacht. Adam hatte ihm sein schönes, erschöpftes Lächeln geschenkt und genickt. „Ich habe schon zu viel erlebt, als nicht noch mehr für möglich zu halten.“ Er hatte die Augen geschlossen und den Kopf zurückgelegt, um die Sonne zu genießen, und Nathan erlaubte sich einen ausführlichen Blick auf sein Gesicht. Es war schmal, beinahe verhärmt, und immer noch besorgniserregend bleich – ein Eindruck, den die Fülle von schwarzen, bis zum Kinn reichenden Locken noch verstärkte. Neben dem Kinn hatte er eine kleine Narbe, und auf seinem Hals war eine Reihe von weißen Punkten zu sehen, die Nathan verrieten, dass dort eine Wunde genäht worden war. Wie er sich die wohl zugezogen hatte? Dann öffnete Adam die Augen wieder, und Nathan wandte sich mit heftig pochendem Herzen seinem Kaffee zu. Als er merkte, dass seine Hände vor Aufregung zitterten und er das Bild der großen dunkelblauen Augen seines Lehrers nicht mehr aus dem Kopf bekam, verspürte er das starke Bedürfnis, seinen Kopf auf den Tisch zu schlagen. Das war jetzt sechs Wochen her. Seitdem hatten sie viel miteinander unternommen, wie Brüder, die einander nahe standen... Und doch war da immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen gewesen. Nathan spürte, dass Adam etwas vor ihm verbarg – etwas, das mit seiner Krankheit zu tun hatte, denn er hatte nie darüber gesprochen, und Nathans vorsichtige Andeutungen hatte er vollkommen ignoriert. Einerseits kränkte Nathan seine Reserviertheit... Aber auf der anderen Seite machte es die Sache auch wesentlich einfacher. So kam er nicht in Versuchung, Dinge zu tun, die ihm Adam vielleicht für immer entfremdet hätten. Der Riegel der Badezimmertür wurde zurück geschoben, und gleich darauf trat Adam wieder ins Wohnzimmer. Er wirkte noch unkonzentrierter als zuvor, und es war schon beinahe unhöflich, wie er Nathans Blick ständig mied. Etwas missgelaunt erhob Nathan sich. „Ich kann auch ein andernmal kommen“, sagte er kühl. „Vielleicht sollten Sie sich etwas ausruhen.“ Adams Blick huschte über sein Gesicht, und er schüttelte den Kopf. „Nein... bleib ruhig. Wir müssen die Aufgaben für deine Arbeit noch mal durchgehen.“ Nathan starrte seinen gesenkten Kopf an, unschlüssig, ob er gehen oder bleiben sollte. Schließlich ließ er sich wieder auf das Sofa fallen und stieß die Luft aus. „Adam, was ist los mit Ihnen? Sind Sie krank?“ Adams Kopf fuhr hoch, und er starrte Nathan erschrocken an. „Mir geht es gut!“ stieß er hervor, und als ihm klar wurde, wie lächerlich diese Behauptung klingen musste, sagte er leiser: „Ist schon gut, Nathan. Ich muss damit leben; es kommt und geht.“ Nathan beugte sich vor. Obwohl er wusste, dass er es besser nicht tun sollte, legte er Adam vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Sein Lehrer fuhr zurück, als hätte er einen Schlag bekommen, und in seinem Blick lag eine solche Angst, dass Nathan ihm nicht einmal böse sein konnte. „Nein!“ Adam sprang vom Sofa auf und machte ein paar Schritte in den Raum, dann drehte er sich zu Nathan um. „Nein, Nathan. Es tut mir leid... Vielleicht ist es doch besser, wenn du mich allein lässt.“ Nathan erhob sich zögerlich. „Sind Sie sicher...“ Adam nickte mit geballten Fäusten. Er hatte den Blick schon längst wieder abgewandt, und sein ganzer Körper zitterte. Wie ein Süchtiger, dachte Nathan plötzlich. Wie ein Süchtiger, der versucht, noch einen Tag länger stark zu bleiben... Er machte einen Schritt auf Adam zu, obwohl er selbst nicht wusste, warum. Es war besser – einfacher – ihm nicht noch näher zu kommen. Sein Lehrer wich vor ihm zurück. Das Zittern, dass seinen schmalen Körper schüttelte, wurde stärker. „Nein, Nathan... bitte nicht“, murmelte er, und Nathan hielt inne. „Bitte, Adam, sagen Sie mir, was los ist. Ich... ich mache mir Sorgen um Sie.“ Nathan hob die Hand, fragte sich dann, was er eigentlich vor hatte und ließ sie wieder sinken. Adam schüttelte den Kopf. „Nein... Bitte geh jetzt. Bitte. Ich... ich könnte gefährlich sein.“ Nathan blinzelte überrascht. „Gefährlich?“ Sein Lehrer nickte heftig. Seine schwarzen Locken flogen um sein schmales Gesicht. „Ja. Bitte geh jetzt.“ Nathan sah ihn noch einen Augenblick zögernd an, dann wandte er sich um. Er war noch nicht einmal drei Schritte weit gekommen, als sich plötzlich Arme um seine Brust legten und ihn überraschend fest an einen sehnigen Körper drückten. „Du bleibst hier“, flüsterte Adam in sein Ohr, und sein Atem jagte Nathan einen Schauder über den Rücken. Er wollte sich losmachen und zu Adam umdrehen, aber dieser warf ihn mit einer beinahe lässigen Bewegung auf das Sofa. Nathan lag regungslos auf dem Rücken und starrte seinen Lehrer an. Es war, als sähe er ihn zum ersten Mal. Seine Augen sprühten Funken, seine Lippen waren ein wenig zurück gezogen, so dass Nathan seine Zähne sah... Und sein Haar – sein Haar schien unglaublicherweise länger geworden zu sein; es berührte seine Schultern und fiel ihm ins Gesicht. Dann war Adam mit einer einzigen fließenden Bewegung über ihm, und Nathan rutschte hastig auf allen vieren rückwärts, bis er an die Lehne stieß. Adam packte ihn am Hemd und zog ihn zu sich. „Ich wollte dich“, flüsterte er. Seine Stimme war kehlig und rau geworden. Er schmiegte seinen Körper dicht an Nathans und vergrub dass Gesicht in seiner Halsbeuge. Als er weitersprach, spürte Nathan die Bewegung seiner Lippen, und ein weiterer Schauder schüttelte ihn. „Oh, ich wollte dich... Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich dich eines Tages haben würde... Aber all die Zeit musste ich warten... Dein Anblick... und dein Duft...“ In einem letzten verzweifelten Versuch, sich nicht von der stärker werdenden Erregung übermannen zu lassen, schob er Adam von sich, aber der lachte nur und fuhr mit der Hand in Nathans Haar, um ihn mit schmerzhaft festem Griff wieder an sich zu ziehen. „Glaub nicht, ich wüsste nicht, dass du es auch willst... Ich rieche es; jede deiner Bewegungen verrät es mir...“ Seine Hand glitt zwischen Nathans Schenkel und drückte kurz zu, und Nathan konnte nicht anders, als sehnsüchtig aufzustöhnen. Adam lachte wieder und setzte sich aufrecht hin. „Siehst du, mein Kleiner.“ Seine Stimme war zärtlich und herablassend zugleich, und Nathan senkte den Kopf. Es stimmte natürlich, er wollte es. Aber er schämte sich dafür, dass er sich so gehen ließ. Adam hatte ihn regelrecht überfallen, und anstatt sich zur Wehr zu setzen und seine Würde zu behalten, verlor er die Beherrschung und ließ zu, dass aus seinem Peiniger sein Liebhaber wurde. Er versuchte etwas zu sagen, aber seine Stimme gehorchte ihm nicht. Trotzdem beugte Adam sich vor, legte die Finger um sein Kinn und hob es an. „Wolltest du etwas sagen?“ Nathan schoss das Blut ins Gesicht, und er wandte den Blick ab. Er schluckte und versuchte es erneut. „Du musst mir sagen, was ich tun soll.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Adam schenkte ihm ein anzügliches, atemberaubendes Grinsen. „Das werde ich tun.“ Er ließ seine Hand in Nathans Nacken gleiten und kraulte ihn dort, was seinem Schüler ein entzücktes Seufzen entlockte. Gleichzeitig zog er Nathans andere Hand in seinen Schoß. „Nimm ihn in die Hand“, hauchte er, und mit bebenden Fingern öffnete Nathan den Verschluss und strich vorsichtig über das harte, pochende Fleisch, das ihm entgegen drängte. Adam seufzte zufrieden und zog ihn an sich, so dass er Nathans Hals mit seiner Zunge liebkosen konnte. Nathan keuchte überrascht und vergaß über diesem neuen Gefühl ganz, Adam zu streicheln. Sein Lehrer ließ von ihm ab und legte seine Hand auf Nathans. „Reib' fester“, hauchte er, und Nathan gehorchte. Inzwischen war er fasziniert von dem ungewohnten Gefühl des heißen, pochenden Fleisches zwischen seinen Händen. Aufmerksam beobachtete er Adams Reaktionen auf seine ungeschickten Liebkosungen, jedes Spiegelbild seiner Lust in den halb geschlossenen Augen, jedes unwillkürliche Zucken seines mageren Körpers. Nathan war unsicher, ob er es gut machte – immerhin konnte er nur auf die Erfahrung zurückgreifen, die er mit sich selbst gesammelt hatte – aber Adams leises Seufzen ging erst in Keuchen, dann in kehliges Stöhnen über, und irgendwann stieß er Nathans Hand von sich, und zog ihn noch enger an sich. Er drückte sein Gesicht in Nathans Halsbeuge, fuhr mit den Händen unter sein Hemd und küsste ihn. Nathan wusste nicht, wie ihm geschah, aber plötzlich waren seine Lippen heiß und empfindlich, und Adam hielt eine seiner Brustwarzen zwischen seinen Fingern und drückte sie. Mit der wachsenden Erregung überkam Nathan auch ein wenig Panik. Wie weit würde Adam gehen? Immerhin war es das erste Mal, dass er jemandem so nahe war... Sein Lehrer hatte wohl gespürt, dass er Bedenken bekam, denn er flüsterte: „Keine Angst, ich werde vorsichtig sein... Es wird dir gefallen.“ Aber Nathan war ganz und gar nicht beruhigt. Er versuchte, sich von ihm loszumachen, aber das führte nur dazu, dass Adam ihn fester an sich drückte. „Es liegt ganz bei dir, ob es dir weh tun wird oder nicht“, raunte er in Nathans Ohr, und seine Stimme hatte alle Zärtlichkeit verloren. Sie klang jetzt höhnisch, beinahe bösartig, und Nathan wurde wütend. War das vielleicht Adams Art, ihm sein Vertrauen zu danken? Er stieß seinen Lehrer mit aller Kraft von sich – und zu seiner Überraschung konnte er sich tatsächlich losmachen. Er sprang vom Sofa, lief ins Bad und verriegelte die Tür hinter sich. Dann lehnte er sich keuchend gegen die Tür und versuchte, sein jagendes Herz ein wenig zur Ruhe kommen zu lassen. Scham und Zorn brannten in ihm, und er hatte gute Lust, die Tür wieder aufzureißen und sich mit Adam zu prügeln. Allein das Wissen, dass er keine Chance gegen ihn hatte, hielt ihn zurück. Dass er seinem Lehrer entkommen war, hatte er nur dem Überraschungseffekt zu verdanken. Also saß er auf den kalten Fliesen, den Kopf gegen die Tür gelehnt, und versuchte nachzudenken, was er jetzt machen sollte. Das war allerdings gar nicht einfach, da sein Körper immer noch in Flammen zu stehen schien. Jede Stelle, die Adam berührt hatte, brannte... und er wollte mehr. Definitiv. Nathan ließ den Kopf sinken und wünschte sich, er könnte für einen Augenblick mit dem Denken aufhören. Er wäre beinahe vergewaltigt worden, und er konnte sich nicht entscheiden, ob er Adam eine reinhauen oder mit ihm schlafen wollte. Er schüttelte den Kopf. Oh, großartig. Er hörte, wie jemand auf der anderen Seite der Tür näher kam. Adam. „Nathan?“ Seine Stimme war leise, und er klang so erschöpft, als stünde er kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Nathan spürte, wie er sich von der anderen Seite schwer gegen die Tür lehnte. „Nathan, es tut mir leid. Ich... ich kann es dir nicht erklären. Aber Nathan, du musst mir glauben, das war nicht ich!“ Ein leiser, dumpfer Schlag, als hätte Adam seinen Kopf gegen die Tür fallen lassen. „Nathan, bitte komm heraus. Ich schwöre dir, ich werde dich nicht anfassen, aber du musst nach Hause gehen.“ Nathan schloss die Augen. Er glaubte ihm; dies war die Stimme des Adam Browning, den er kennen gelernt hatte. „Hast du es ernst gemeint?“ Schweigen auf der anderen Seite der Tür. „Hast du es ernst gemeint als du sagtest, du hättest mich die ganze Zeit gewollt?“ Es gelang Nathan beinahe vollständig, das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen. Ein leises Scheuern, als Adam sich unbehaglich bewegte. „Ja. Aber wenn ich mich heute nicht vergessen hätte, hättest du es nie erfahren müssen.“ Er sprach jetzt so leise, dass Nathan ihn kaum verstand. Aber was er gehört hatte, reichte ihm. Er erhob sich, entriegelte die Tür und öffnete sie. Adam erhob sich hastig und sah ihn mit einer Mischung aus Scham und Erleichterung an. „Nathan, es tut mir leid! Ich habe die Kontrolle verloren, es tut mir so leid...“ Nathan rang sich ein Lächeln ab. „Schon gut. Nein, wirklich...“ fügte er hinzu, als er Adams ungläubigen Gesichtsausdruck sah. „...wir vergessen das einfach – unter einer Bedingung. Du musst mir erzählen, was mit dir los ist.“ Adam ließ den Kopf sinken. „Das bin ich dir wohl schuldig. Aber nicht jetzt, bitte. Ich bin müde, und es ist noch nicht vorbei.“ Beinahe gegen seinen Willen empfand Nathan Mitleid mit ihm. „Passt dir nächsten Montag?“ Adams Versuch, zu lächeln, hatte ein so jämmerliches Ergebnis, dass Nathan ihm kaum noch böse sein konnte. „Ja, nächsten Montag ist gut.“ Er holte tief Luft. „Ich danke dir, Nathan.“ Und Nathan, den die Erregung immer noch nicht ganz losgelassen hatte, machte einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn, und diesmal war sein Lächeln leicht und mühelos. „Mach dir keine Sorgen, Adam.“ Es war das erste Mal, dass er seinen Vornamen aussprach, und es fühlte sich überraschend gut an. Nathan sah sich noch einmal um, als er in der Wohnungstür stand. Adam blickte ihm nach, und in dem Fleck Sonnenlicht, der von irgendwoher auf sein Gesicht fiel, war seine Verzweiflung deutlich zu erkennen. Und er brachte es nicht über sich, ihn allein zu lassen. Er ließ seine Tasche fallen, trat wieder ins Wohnzimmer und gab der Tür einen Tritt, so dass sie ins Schloss fiel. „Adam... Ich will weitermachen.“ Adam starrte ihn an, als hätte er eine andere Sprache gesprochen. „Was?“ Nathan nickte. „Wenn du versprichst, vorsichtig zu sein und mir Zeit zu geben, will ich weitermachen.“ Adam starrte ihn nur fassungslos an, und Nathan trat auf ihn zu. Sie standen einander gegenüber, so nahe, dass sie einander leicht hätten berühren können. Aber keiner von beiden regte sich, und sie sahen einander lange an. Schließlich näherte Nathan sich seinem Lehrer, drückte sich an ihn und sagte leise: „Sag mir, was ich tun soll.“ Adam schob ihn ein wenig von sich und sah ihn eindringlich an. „Bist du dir ganz sicher, Nathan? Ich will nicht, dass du mich hinterher verabscheust.“ Nathan hob die Schultern. „Wir können doch jederzeit aufhören, oder?“ Jetzt lächelte Adam sein seltenes, warmes Lächeln, und Nathans Herz hüpfte. „Ja, das ist wahr.“ Er nahm Nathan an der Hand. „Komm.“ Er führte ihn in sein Schlafzimmer. Es war ebenso karg eingerichtet wie das Wohnzimmer, aber ordentlich und hell. Nathan stand noch in der Tür und sah sich um, da trat Adam hinter ihn und küsste seinen Nacken. Nathan spürte, wie sich ein etwas blödes Lächeln auf seine Lippen schlich und senkte den Kopf. Er glaubte zu spüren, wie Adam lautlos lachte, denn auf seinem Nacken war plötzlich ein warmer, zitternder Hauch, und Nathan schauderte. Dann waren Adams Hände auf einmal auf seiner Brust, strichen über seinen Körper, während seine Lippen immer noch Nathans Hals liebkosten. Er seufzte, schmiegte sich noch enger an ihn und spürte dabei etwas Hartes an seinem Rücken. Da drehte er sich um, streichelte Adam – was ihm ein leises Stöhnen entlockte – und begann dann, sein Hemd aufzuknöpfen. „Ich will nicht mehr warten. Sag mir, was ich tun soll, und ich tue es.“ Adams Gesichtsausdruck, als er ihn musterte, tat Nathan im Herzen weh, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. „Leg dich hin.“ Nathan tat, wie ihm geheißen, und Adam beugte sich über ihn und küsste ihn an jeder Stelle, die er erreichen konnte. Nathan schloss die Augen und überließ sich ganz den Berührungen seines Lehrers, und als Adam begann, ihm mit weicher, leiser Stimme Anweisungen zu geben - „Nimm die Zunge“, oder „Zieh die Beine ein wenig an, dann geht es besser“ - befolgte er sie gerne. Er versank immer tiefer in einem warmen, dunklen Abgrund, und irgendwann nahm er nichts mehr wahr außer Adams Berührungen. Er tauchte nur langsam wieder aus dem Nebel auf, der sich um seinen Verstand gelegt hatte. Nach und nach drangen verschiedene Wahrnehmungen in seinen Verstand wie Licht durch einen Schleier – Adams leiser Atem, seine schmalen Arme, die er um Nathan gelegt hatte, das sanfte Heben und Senken seines Körpers. Nathan regte sich, seufzte und blickte auf. Adam lehnte halb sitzend an der Wand, hatte die Augen geschlossen und strich mit einer Hand über Nathans Kopf. Er selbst lag an Adams Brust. Für einen Augenblick wurde er rot, als ihm klar wurde, wie nahe ihre Körper sich noch immer waren, aber dann rief er sich in Erinnerung, dass er jetzt keinen Grund mehr hatte, sich zu schämen. Als er die Bewegung von Nathans Kopf spürte, öffnete Adam die Augen und sah ihn an. Er schien Nathan über Gebühr erschöpft, und wieder regte sich die Sorge in ihm. Er stützte sich ab, so dass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren, und fragte: „Was ist mit dir? Du hast gesagt, du erzählst es mir.“ Adams Gesicht wurde traurig und müde, und er senkte den Blick. „Ich kann es dir erzählen - jetzt habe ich wohl kein Recht mehr, es dir zu verheimlichen. Aber es klingt... Du wirst denken, ich mache mich über dich lustig.“ Nathan lehnte sich wieder an ihn, den Kopf auf seiner Schulter. „Nein, ich werde dir glauben.“ Adam lachte freudlos, und Nathan war fasziniert davon, wie genau er die Arbeit der Muskeln in Adams Brust mit seinem eigenen Körper spüren konnte. „Sag das nicht, bevor du die Geschichte nicht kennst.“ „Na gut, dann verspreche ich, es nicht von Anfang an für Unsinn zu halten. Ich werde mir Zeit nehmen und mir ein angemessenes Urteil bilden, und jetzt fang endlich an zu erzählen.“ Adams Körper, der sich unwillkürlich angespannt hatte, wurde wieder weich, und seine Hand nahm ihre Wanderung auf Nathans Kopf wieder auf. „Eigentlich...“, begann er, „gibt es nicht viel zu erzählen...“ Er holte tief Luft – mit einem beinahe erschreckenden Glücksgefühl spürte Nathan, wie sein Brustkorb sich dehnte – und sagte dann hastig: „Ich bin ein Werwolf.“ Nathan schwieg eine Weile und war überrascht, wie wenig überrascht er war. Vielleicht lag es ganz einfach daran, dass er gerade das erste Mal in seinem Leben mit jemandem geschlafen hatte; irgendwie hatte er das Gefühl, Adam hätte ihm alles erzählen können, ohne dass es ihn besonders erschreckt hätte. Aber es gab noch einen anderen Grund für seinen Gleichmut. Er hatte schon seit langem geahnt, dass Adam etwas vor ihm verbarg, und er hatte eigentlich nie geglaubt, dass es wirklich eine Krankheit war – dafür kamen die Anfälle viel zu plötzlich und hinterließen viel zu wenig Spuren. Und letztendlich, überlegte er, gab es zwischen einer chronischen Krankheit und einem solchen Fluch wohl keinen allzu großen Unterschied. Er löste sich von Adam und setzte sich auf, um ihn ansehen zu können, nahm aber seine Hand, um keinen Abstand zwischen ihnen entstehen zu lassen. „Dann war das vorhin...“ Adam nickte. „Ja. Heute Nacht ist Vollmond, und er wird schon unruhig... Er hat mich sozusagen schon im Voraus auf die Jagd geschickt.“ Nathan grinste. „Beute erlegt, würde ich sagen.“ Adam lachte leise und zog ihn an sich. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin“, murmelte er in Nathans Haar, und Nathan schmiegte sich an ihn und genoss das Gefühl von Adams Atem an seiner Ohrmuschel. Eine Weile lagen sie schweigend beieinander, dann fragte Nathan: „Hat das auch etwas damit zu tun, warum du aus England weggehen musstest?“ Er spürte Adams Nicken an seinem Kopf. „Ja. Der Anführer des Rudels, aus dem ich stamme, hat sich einen größenwahnsinnigen Plan in den Kopf gesetzt. Er will die Herrschaft der Wölfe über die Menschen erringen, indem er sich mit einem archaischen Gott verbündet. Als er angefangen hat, Unschuldige zu verletzen, bin ich geflohen.“ Nathan setzte sich wieder auf und strich ihm durchs Haar. „Also bist du sozusagen ein politischer Flüchtling.“ Adam lachte. „Sozusagen, ja.“ Er rieb sich das Gesicht. „Ich glaube, ich brauche eine Dusche. Eigentlich ist es immer noch zu heiß, um Sex zu haben.“ Nathan grinste. „Möchtest du Gesellschaft?“ Adam erwiderte sein Lächeln und zog ihn an sich. „Ja. Und nicht nur unter der Dusche.“ Tja, das wars. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Liebe Grüße, bis zum nächsten Mal! *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)