Mississippi Dreams von desertdevil6 ================================================================================ Kapitel 6: Das pure (Un)Glück der EHE! -------------------------------------- Hallöchen... Ich kann mich ja nur entschuldigen, dass es so lange gedauert hat *seufz* Aber mit dem nächsten Kappi gehts wieder ein wenig schneller, da hab ich wenigstens schon angefangen ^^ *Schokokuchen hinstell* Viel Spaß beim Lesen. Hoffe es gefällt noch wem, auch wenns noch kein Lemon gab. Aber das kommt noch, versprochen!! Kapitel 06 Das pure (Un)Glück der EHE! Die Hochzeitsreise dauerte nicht länger als drei Wochen. Sie hätte doppelt so lange dauern sollen, doch am ersten Juli sah June, als er gegen Mittag auf dem Balkon im Schatten saß, den Einspänner näher kommen, der ihm inzwischen mehr als vertraut war. Auf gespenstische Weise wiederholte sich die Szene, die er mitangesehen hatte, als Logan Riplay ihm das erste Mal unter die Augen gekommen war. Und wieder verspürte er ein gewisses Unbehagen, wenn auch nicht so sehr, wie zu Anfang. Obwohl er eigentlich nicht wollte, stand June auf und ging zum Geländer, lehnte sich an und beobachtete die Ankömmlinge. Der Stallknecht Thomas kam herausgerannt. Logan stieg ab und mit seinem dunklen Anzug, Hut und Mantel schien er bei achtunddreißig Grad gar nicht zu wissen, was schwitzen hieß. Mit dem Ärmel seines viel zu großen Baumwollhemdes wischte June sich den Schweiß von der Stirn und zog verdrossen die Augenbrauen zusammen, ehe er ein leises Seufzen ausstieß. Logan ging nun um die Kutsche herum, um Cecile beim Absteigen behilflich zu sein. Diese ließ seine Hand in dem Moment los, in dem ihre Füße den Boden berührten und June konnte selbst auf diese Entfernung die Feindseligkeit spüren, die zwischen den beiden herrschte. Na das war bestimmt eine tolle Hochzeitsreise gewesen, dachte June. Schließlich hatte Cecile sich benehmen müssen, nach dem Skandal, den es beinahe schon nach der Trauung gegeben hatte. Dann bemerkte er, dass sie zu dritt gekommen waren. Der Besucher war ein großer, schlaksiger Mann mit braunem Haar. Er war fast so elegant gekleidet wie Logan, doch die Ausstrahlung war einfach nicht dieselbe, stellte June fest und schalt sich einen Dummkopf. Jetzt verglich er schon andere Männer mit seinem ungebetenen »Stiefvater«. Cecile sagte etwas zu ihm und er nickte. Anschließend kamen sie zu dritt die Treppe herauf, Cecile voran und die beiden Männer hinterher. Eigentlich hatte June sich verkrümeln wollen, denn er konnte darauf verzichten, die Ankömmlinge freundlich zu begrüßen. Dafür schaltete er jedoch zu spät und ihm blieb nichts weiter übrig. Mit einem knappen »Hallo« gab er ihnen zu verstehen, dass er sie zur Kenntnis genommen hatte, drückte aber auch aus, dass es ihn überhaupt nicht freute, sie schon so zeitig zu sehen. Kritisch sah er seine Stiefmutter an. Cecile war zwar wie immer tadellos gekleidet und trug ein apfelgrünes Reisekleid mit einem raffinierten Hut, der tief in der Stirn saß. Aber sie wies wenig Ähnlichkeit mit der glücklichen Braut auf, die gerade aus den Flitterwochen gekommen war. Ihr Gesicht war blass und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Als sie June ansah, waren ihre Lippen fest zusammengekniffen. »Logan hat die Vorstellung gar nicht gefallen, dass wir die Plantage ohne jemanden zurücklassen, der genügend damit vertraut ist, um die Aufsicht zu führen. Daher mussten wir zurück kommen. Ich verstehe allerdings nicht, warum wir nicht einfach Graydon vorausschicken und unsere Hochzeitsreise wie geplant fortführen konnten«, gab sie eine bissige Erklärung ab, die June eigentlich gar nicht hatte hören wollen. Er nahm an, dass Cecile das nur tat, um Logan zu verärgern. Und prompt fuhr Logan auch dazwischen. »Das haben wir eindutzendmal ausdiskutiert, Cecile. Solange dein Cousin nicht eingearbeitet ist, kann man nicht von ihm erwarten, dass er eine Plantage von dieser Größenordnung ohne Anleitung führt. Außerdem will ich mir die Bücher ansehen und mir selbst ein Bild davon machen, wie die Dinge stehen.« Logans Erwiderung war höflich, aber man konnte klar erkennen, dass seine Geduld kurz vor dem Zerreißen stand. »Und ich habe dir ebenso oft gesagt, dass Graydon auf Bascomb Hall in den letzten sechs Jahren alles organisiert hat. Um Himmels willen, er hat Erfahrung genug. Du machst nur Schwierigkeiten, um mir eins auszuwischen!« »Ich glaube dieses Gespräch sollten wir lieber unter vier Augen weiterführen, meinst du nicht auch?« Logans Tonfall war immer noch freundlich, aber seine Augen waren plötzlich so stahlhart, wie June sie bereits am Anfang kennen gelernt hatte. Cecile warf ihm einen nahezu hasserfüllten Blick zu. »Ich werde mich jetzt hinlegen! Ich habe Kopfschmerzen. Wenn du auch nur das geringste Einfühlungsvermögen besessen hättest, hättest du nicht von mir verlang bei dieser Hitze zu reisen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Cecile ins haus, setzte ihren Hut ab und rief nach Minna, ihrer persönlichen Zofe. June sah seiner Stiefmutter zweifelnd hinterher, bevor sein Blick auf Logan fiel. Er wusste nicht, wie dieser Mann es geschafft hatte, aber es bestand jetzt schon kein Zweifel daran, wer in dieser Ehe das Sagen hatte. June wusste, wie sehr Cecile darauf versessen war, ihren Kopf durchzusetzen. Und wenn er die Oberhand so schnell gewonnen hatte, dann musste das von seiner Seite aus einiges erfordert haben. »Hallo, June.« Logan sah Cecile nach und lächelte den Blondschopf dann matt an. June blieb stumm, denn er hatte vorhin schon gegrüßt. Außerdem war es ihm unangenehm so vor den beiden Männern zu stehen und unheimlich noch dazu, weil Logan ihn anlächelte. Das war bisher nur ganz selten vorgekommen, obwohl er bereits vor der Hochzeitsreise recht nett gewesen war. Trotzdem fühlte er sich in dessen Gegenwart immer noch unwohl. »June, das ist Mr. Graydon. Er ist Ceciles Cousin und der neue Aufseher dieser Plantage. Graydon, das ist Mr. Johnson, Ceciles Stiefsohn.« »Guten Tag, Mr. Johnson.« Graydon reichte ihm die Hand, doch June, der vor einem Verwandten Ceciles instinktiv auf der Hut war, nickte lediglich und ignorierte die angebotene Hand, obwohl er wusste, dass es unhöflich war. Logan sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an, der wohl bedeuten sollte, dass sie darüber nachher noch reden würden und June verdrehte innerlich die Augen, ließ sich aber vorerst nicht weiter davon irritieren. »Gibt es jemanden, der Mr. Graydon zum Haus des Aufsehers begleiten und ihm fürs erste helfen kann?«, fragte er an June gerichtet und machte sich dadurch nicht gerade beliebter bei dem Blondschopf. June zögerte eine Weile, maß den Fremden mit einem weiteren Blick, bevor er unwillig antwortete. »Ich werde jemanden holen, der sich drum kümmert.« Kurz verschwand June im Haus. Sonst hatte sich Charity immer um den letzten Aufseher, Mr. Brantley gekümmert. Sie war daran gewöhnt und würde nichts dagegen haben. Er fand sie kurze Zeit später in der Küche und erklärte ihr freundlich, dass Logan etwas von ihr wollte. Sogleich kam sie mit nach draußen, stellte sich mit gesenktem Kopf vor und wies dann in Richtung des alten Aufseherhauses. »Wenn sie mir bitte folgen würden, Mr. Graydon.« »Es war mir ein Vergnügen, ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Johnson«, sagte Graydon beim Gehen, tippte sich leicht an seinen Hut und June nickte ihm leicht zu. Nun war er allein mit Logan und fühlte sich noch unwohler, als vor einem Moment, wo Graydon noch da gewesen war. »Mein Gott, diese Hitze…«, sagte Logan nach einer Weile des Schweigens und ließ sich auf einen Stuhl im Schatten fallen. »In der Hölle kann es nicht heißer sein, als im Sommer im Mississippi.« Er setzte seinen eleganten Hut ab und fächelte sich Luft zu, während er das Gepäck im Auge behielt, das Thomas und Fred, ein gleichaltriger Junge vom Wagen luden und im Gras neben der Auffahrt stapelten. »Es ist noch nicht annähernd so heiß, wie es im August sein wird…«, meinte June in neutralem Tonfall, aber nichts desto trotz ein wenig belehrend. »Gott behüte«, erwiderte Logan daraufhin und June konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. War dieser Mann der Hitze gegenüber doch nicht so gelassen, wie er sich die ganze Zeit gegeben hatte. »Und? Was hast du in den letzten Wochen mit dir angefangen?« Nach der Frage blieb es kurz still. June war überrascht, dass der Schwarzhaarige Interesse an ihm zeigte. Er wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Es war etwas ganz neues für ihn, denn bisher hatte sich niemand sonderlich darum gekümmert, was er tat. »Hm… na ja… ich bin geritten. Und sonst habe ich die meiste Zeit mit Jasper gespielt…«, erzählte June langsam. Logans Augen ruhten nun auf ihm und allzu wohl fühlte er sich immer noch nicht unter dem musternden Blick. »Jasper?« Fragend zog der Mann die Augenbrauen hoch. »Das ist mein Hund«, erklärte June schnell. »Du meinst doch nicht etwa, dass dieser riesige, verlauste Köter, den ich bei den Ställen gesehen habe, dir gehört, oder doch?« »Er hat keine Läuse!«, schnauzte June sofort zurück. So eine Beleidigung seiner Freunde konnte er sich einfach nicht bieten lassen und er war sauer darüber, dass dieser Kerl sich anmaßte überhaupt über seine Tiere zu urteilen, obwohl er sie noch nicht mal richtig kennen gelernt hatte. Und jetzt grinste er auch noch! »Aber alles andere gibst du zu. Und jetzt sieht mich nicht so böse an. Ich mag Hunde.« Allein diese Äußerung schaffte es, June wieder zu beruhigen. »Ach so…« Einen Moment lang hatte er nämlich befürchtet, Logan könnte Tiere genauso hassen wie Cecile sie hasste. Aber eigentlich hätte er sich denken können, dass es nicht so war. Logan war nämlich ganz anders als seine Stiefmutter und ein klitzekleines bisschen mochte er ihn auch, selbst wenn er sich das noch nicht wirklich eingestehen konnte. »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.« Er sagte die Worte ganz beiläufig, doch seine Augen beobachteten June lächelnd, während er auf eine Reaktion wartete. »Du hast… was?« Seine Worte kamen für June weit mehr als unerwartet. Seit dem Tod seines Vaters hatte ihm niemand außer den Dienstboten je ein Geschenk gemacht. Zuerst war er misstrauisch, beäugte den Mann vor sich, weil er rausfinden wollte, ob dieser ihn nur auf den Arm nehmen wollte. Doch schließlich fragte er leise: »Wirklich?« Eine seltsame Anspannung hatte von ihm Besitz ergriffen und er biss sich immer noch zweifelnd auf seine Unterlippe. Der Gedanke, dass ihm jemand etwas schenkte, war einfach so abwegig, dass er irgendwie nicht daran glauben konnte. »Hand aufs Herz. Wenn ich’s doch sage.« Sein Misstrauen hatte sich immer noch nicht ganz gelegt und June dachte fieberhaft nach, welche Vorteile sich Logan erhoffte, wenn er ihm ein Geschenk machte. Doch er fand nichts und bald schon siegte seine Neugier. »Was.. was ist es denn?«, fragte er leise und war etwas verlegen, aus welchen Grund wusste er allerdings auch nicht. Logan schüttelte den Kopf. »Willst du nicht lieber abwarten, bis du es siehst? Es ist im Gepäck. Wenn ich mich nicht irre, ist es sogar in genau der Kiste, die diese Jungen gerade unter dem Sitz hervorgezogen haben.« June folgte Logans Blick und erspähte die Schachtel, die gerade auf eine der anderen gestellt wurde. Er zögerte. War es richtig sich von jemandem Geschenke machen zu lassen, den er nicht leiden konnte? June wusste es nicht. Zweifelnd sah er Logan wieder an und überlegte intensiv, was er nun tun sollte. Eine Seite in ihm wollte einfach nur hinrennen und das Geschenk auspacken, die andere blieb weiterhin misstrauisch und vermutete einen Köder dahinter. Noch lagen beide Seiten im Streit darüber, wie er handeln sollte, doch schließlich siegte seine Neugier. »Darf… darf ich hingehen und es mir ansehen?«, fragte June zurückhaltend, ohne sich jedoch zu rühren. Ein verständnisvoller Blick aus blauen Augen traf auf ihn und June sah schnell zur Seite, weil ihn erneut so ein seltsames Gefühl durchrieselte. »Geh hin und holt das Päckchen, aber mach es hier oben auf, damit ich zusehen kann.« Obwohl June dem anderen immer noch nicht ganz traute, entschloss er sich, nicht bei jeder Kleinigkeit, die Logan ihm zukommen ließ einen Hintergedanken zu vermuten. Langsam ging er die Treppe hinunter und hob das Päckchen auf. Es war eine große, flache Schachtel, aber sie war nicht besonders schwer. Was konnte das bloß sein? Noch langsamer kehrte er zum Balkon zurück. Logan erwartete ihn bereits mit einem sanften Lächeln und als June es sah, vergaß er beinahe sein Geschenk wieder. Er schluckte, konzentrierte sich schnell wieder auf die Pappschachtel und konnte eine gewisse Vorfreude nicht unterdrücken. Es war ebenfalls ein Gefühl, das ihm fast vollkommen neu war und June musste gestehen, dass es ihm gefiel. »Na mach schon, pack es aus«, wies Logan ihn ungeduldig an, als June die Schachtel auf den Boden legte, sich daneben kniete und die dezenten silbernen Schleifen bewunderte. Mit einem scheuen Lächeln sah June zu dem anderen auf, bevor er die Bänder löste. Die Bänder gelöst, hob der Blondschopf den Deckel von der Schachtel und blieb dann einen Moment lang reglos sitzen und starrte den Inhalt an. Das, was in der Schachtel lag, war zusammen gefaltet und daher konnte er nicht sicher sein, aber es schien sich um einen Anzug zu handeln. Er berührte ihn fast zögernd. Der Anzug war aus dem feinsten Stoff, den June jemals gesehen hatte und er war natürlich modisch schwarz. »Nimm ihn raus und schau ihn dir an«, forderte Logan ihn auf, der sachte auf seinem Stuhl vor und zurück schaukelte und June sanft anlächelte. Der Aufforderung folgend zog der Blondschopf die Anzugjacke aus der Schachtel, stand damit auf und hielt sie auf Armeslänge von sich , um sie besser ansehen zu können. Sie hatte einen einfachen Schnitt, war an der Taille ein bisschen eingenäht, um die schlanke Figur des Trägers zu betonen. »Die Hose liegt noch in der Schachtel«, wies Logan ihn darauf hin und nickte in besagte Richtung. June sah von der Jacke zur Hose und schließlich wanderte sein Blick zu Logan. Kurz zweifelte er, ob er sich überhaupt dafür bedanken sollte, doch seine gute Erziehung siegte. »Der Anzug sieht sehr schön aus, danke… Aber Sie hätten mir kein Geschenk mitbringen müssen.« Es klang fast mürrisch, wie June das sagte und es war ihm irgendwie peinlich von dem anderen etwas geschenkt zu bekommen, wo sie sich doch gar nicht kannten und noch nicht mal richtig leiden konnten. »Ich weiß, dass ich das nicht zu tun brauchte. Aber ich wollte es tun. Schließlich gehören wir ja jetzt zu ein und derselben Familie. Und außerdem ist der Anzug ebenso sehr ein Geschenk von Cecile wie von mir«, erklärte der Schwarzhaarige, doch June wusste, dass das nicht stimmte. Zumindest der letzte Teil nicht. Cecile war mehrfach im Jahr fortgefahren und hatte ihm noch nie auch nur die kleinste Kleinigkeit mitgebracht. Die Vorstellung Cecile könnte in ihren Flitterwochen an ihren ungeliebten Stiefsohn denken, war einfach lachhaft. Aber das sprach June wohlweislich nicht aus. Er hatte dazugelernt, und zwar, dass es besser war seinen Mund zu halten, wenn er sich nicht noch einen größeren Feind schaffen wollte. Es fiel ihm immer noch schwer sich klarzumachen, dass Cecile jetzt Logans Frau war. Wenn er vorher die unerfreuliche Wahrheit über sie nicht hatte hören wollen, dann würde er sich jetzt zweifelsohne noch mehr dagegen wehren. Und noch mal wollte er den Dunkelhaarigen nicht unbedingt gegen sich aufbringen. »Wo… wo haben Sie bloß so etwas Schönes her?« Bewundernd strich er mit einer Hand erneut über den feinen Stoff und ignorierte Logans letzte Äußerung. Die Anzugjacke sah wirklich großartig aus und June konnte sich gar nicht daran satt sehen. Wenn der Anzug an ihm auch nur halb so gut aussah, wie in der Hand… »Aus Jackson. Cecile hat mich durch so viele Geschäfte geschleift, dass ich dir wirklich nicht sagen kann, aus welchem der Anzug kommt.« »Hm…« Das glaubte June ihm aufs Wort. Obwohl er nie mit Cecile einkaufen war, konnte er sich blendend vorstellen, wie sie Ihre Zeit verbracht hatte, denn die Stapel an Kartons, die sie bisher jedes Mal mitgebracht hatte waren ebenso monströs wie der, der sich bereits auf dem Rasen stapelte. Dann kam dem Blondschopf jedoch eine andere Sache in den Sinn und er runzelte die Stirn. »Woher.. woher haben Sie gewusst, wie… also welche Größe der Anzug haben muss?« In June keimte der entsetzliche Verdacht auf, dass das Kleidungsstück zu klein oder zu groß für ihn sein könnte. Wenn Cecile bei der Bestellung auch nur ein Wort mitgeredet hatte, war es bestimmt zu klein. June ein hübsches Geschenk zu machen, dass er nie anziehen konnte, das hätte Cecile ähnlich gesehen. Wenn der Anzug nicht unmöglich geschnitten war, und das war er nicht, dann bestand ja vielleicht noch die Möglichkeit etwas aus den Säumen auszulassen. »Ich habe der Schneiderin gesagt, deine Maße seien…« Logan zeigte mit den Händen eine Höhe und eine Breite und grinste June frech an, auf dessen Wangen sich daraufhin eine leichte Röte zeigte, als er dem anderen zusah. Der Blondschopf verfluchte sich dafür, überhaupt gefragt zu haben, senkte den Blick und kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum, als Logans Stimme erneut erklang. »Nein, das habe ich natürlich nicht getan. Ich gebe zu, dass ich bestimmte Maße sehr gut schätzen kann.« Zum Glück hatte Logan nicht »weibliche Maße« gesagt, dann wäre es June sicher noch peinlicher gewesen. Aber er konnte schon aus dem Tonfall heraus hören, was der andere eigentlich hatte sagen wollen und seufzte leise. »Aufgrund von viel Erfahrung bei Frauen, vermute ich?«, konnte er sich ein Sticheln nicht ganz verkneifen. Erneut wurde er ein wenig rot um die Nase, wollte sich aber Logans leichtem Spott nicht beugen. Logan lehnte sich daraufhin in seinem Stuhl zurück, ohne ihm eine Antwort zu geben, aber sein vielsagender Blick reichte June als Antwort vollauf. Er hob seine gerade kleine Nase vorwurfsvoll und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder der Anzugjacke zu. Er hielt sie an sich. Wenigstens stimmte schon mal die Länge. »´tschuldigung, Massah Riplay, aber wohin soll ich Ihre Sachen bringen?« Thomas stand mit einem Reisekoffer in jeder Hand auf der Treppe und sah erwartungsvoll zu ihnen auf, während Fred gerade den Wagen wegbrachte. »In Miss Ceciles Zimmer. Wenn du nicht weißt wo es ist, dann lass es dir von jemandem zeigen.« »O doch, das weiß ich ganz genau.« Thomas grinste. »Ich kenne mich bestens in diesem haus aus. Bin unterm Parterre geboren worden.« »Ach, wirklich?« Logans Stimme drückte gebührende Achtung aus. »Ja, das stimmt. Rosa – das ist unsere Köchin – ist seine Mutter und hat es nicht mehr rechtzeitig zum Krankenrevier geschafft. Das ist Thomas«, stellte June ihn nachträglich vor. Thomas neigte den Kopf. »Es freut mich, dich kennen zu lernen, Thomas. Da du den Weg kennst, kannst du die Sachen ja ins Haus bringen.« »Ja, klar. In Miss Ceciles Zimmer.« Damit verschwand der Junge im Haus und Logans Aufmerksamkeit wandte sich wieder June zu. »Na jetzt geh schon, probier den Anzug mal an«, forderte er ihn auf und June fühlte sich völlig überrumpelt. »Oh, aber, ich…«, stotterte er unsicher und fürchtete plötzlich, der Anzug könnte ihm wirklich nicht passen. Außerdem musste er das ja dann Logan gegenüber eingestehen und das wäre ihm viel zu peinlich. »Nun geh schon. Sonst bekomme ich noch den Eindruck, dass dir mein Geschenk nicht gefällt.« June blieb noch eine Weile zögernd stehen, war sich unschlüssig, was er nun tun sollte. Aber aus irgendeinem Grund, den er selber nicht verstand, wollte er dem Mann den Gefallen tun. Seufzend, und mit ungefähr so viel Freude, als würde er einen Strick aufheben, mit dem er sich erhängen sollte, hob June die Schachtel mit den anderen Kleidungsstücken auf und wandte sich zur Tür. »Komm wieder her und lass dich ansehen, wenn du den Anzug anhast«, rief Logan ihm nach und June verzog nur das Gesicht zu einer Grimasse. Wenn er fürchterlich in dem Anzug aussah, würde er sich von nichts auf der Welt vor die Tür zerren und von dem anderen betrachten lassen. Soviel stand schon mal fest! Trotz seine Befürchtungen stellte sich heraus, dass der Anzug recht gut saß. Anscheinend hatte Logan wirklich eine Menge Erfahrung im Abschätzen von bestimmten Maßen. Als er mit allem fertig war und auch seine Haare noch ein bisschen in Ordnung gebracht hatte, wandte sich June dem Spiegel zu. Der junge Mann, der ihn aus dem Spiegel ansah, war eine Offenbahrung. Sicherlich war er klein, aber selbst mit der kühnsten Fantasie hätte man ihn nicht als mager bezeichnen können. Der weiche Stoff schmiegte sich schmeichelnd um seine schlanke Gestalt und dadurch, dass die Taille ein wenig gerafft war, sah er zwar schlank, aber dennoch sehr elegant aus. Außerdem fühlte sich der Stoff sehr angenehm an, nichts zwickte oder schnürte ihm die Arme ab und June konnte den Blick gar nicht von seinem Ebenbild abwenden. Eigentlich hatte er sich nie besonders attraktiv gefunden, doch durch die fast perfekt sitzende neue Kleidung wirkte auch sein Gesicht sehr hübsch. Seine Augen leuchteten in einem funkelnden satten Grün und strahlten vor Aufregung, wirkten dadurch viel interessanter als sonst. Zum ersten Mal nahm June auch seine langen hellen Wimpern wahr und war einfach nur sprachlos über sein Erscheinungsbild. Was ein eleganter Anzug doch aus einem Menschen machen konnte, dachte er insgeheim und seufzte leise. Das einzig unpassende waren jetzt nur noch seine langen blonden Locken, die bereits wieder anfingen sich aus dem Zopf in seinem Nacken zu lösen. Vielleicht sollte er sie einfach abschneiden? Energisch schüttelte June den Kopf. Er mochte seine Haare und würde sich nie so einfach davon trennen können, egal was die Leute redeten. Bisher hatte ihm immer Rosa die Spitzen geschnitten, oder wenn er keine Lust gehabt hatte sich jemand anderem auszuliefern, hatte er sie sich auch selbst schon einmal ein Stück gestutzt. Unschlüssig stand June noch eine Weile vor dem Spiegel und überlegte, ob er runter gehen und sich zeigen sollte, so wie Logan es verlangt hatte. Letztendlich zuckte er jedoch mit den Schultern. Es war ja nichts dabei. Er sah gut aus, besser, als in seinem bisherigen Leben und brachte sich dafür nicht zu schämen. Mit einem letzten Blick in den Spiegel, verließ June sein Zimmer. Aus dem hässlichen Entlein war zwar nicht wirklich ein Schwan geworden, oder doch zumindest ein vorzeigbares kleines Entlein. Logan saß noch da, wo er ihn zurückgelassen hatte, und lehnte sich behaglich auf dem Schaukelstuhl zurück. Jemand hatte ihm ein Pfefferminzgetränk gebracht, an dem er ab und zu nippte. Sein Hut lag neben dem Stuhl auf dem Boden. Er hörte June nicht auf die Veranda kommen. Einen Moment lang stand der Blondschopf stumm da und war unentschlossen. Sollte er vielleicht doch ins Haus zurück gehen, ohne dem anderen den Anzug zu zeigen? Bestimmt hatte Logan nur aus Freundlichkeit gesagt, dass er ihn in seinem neuen Anzug sehen wollte. Er hatte ihm zwar den Anzug gekauft, aber das musste ja noch nicht heißen, dass er ihn auch mochte. Möglicherweise wollte Logan sich auch nur bei ihm einkaufen, meldeten sich wieder Zweifel in June und er wollte sich gerade wieder auf dem Ansatz umdrehten, als er die tiefe Stimme des Mannes vernahm. Ein leichter Schauder lief ihm über den Rücken, doch June ignorierte das. Logan drehte sich um und sah ihn an. June spürte eine seltsame Nervosität in seiner Magengrube aufsteigen, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Er holte tief Atem und ging entschlossen ein paar Schritte auf den Mann zu. Wortlos sah Logan ihm entgegen. Sein Gesicht war ausdruckslos und sein Blick undefinierbar. Mit keiner anderen Reaktion hätte der andere ihn derart verunsichern können. June blieb stehen und verschränkte instinktiv die Arme vor der Brust, sah leicht trotzig zu ihm rüber. Logan sagte noch immer nichts, sondern musterte ihn nur mit diesen himmelblauen Augen, die so unergründlich wie Glas waren. »Was ist?«, fauchte June fast schon ungehalten, weil er das Schweigen kaum ertrug. Wahrscheinlich hatte er sich in seinem Spiegelbild doch geirrt und war einer Fata Morgana unterlegen. Oder es war ein Streich gewesen, der ihm das Licht gespielt hatte, wie auch immer. Gerade wollte June sich umdrehen, als erneut die tiefe Stimme erklang. »Du siehst sehr elegant aus, wie ein Gentleman«, sagte Logan anerkennend und lächelte. Das flaue Gefühl in seinem Magen legte sich, genauso wie die Unsicherheit, die von ihm Besitz ergriffen hatte und auf seinen Lippen erschien sogar ein scheues Lächeln. Dann herrschte wieder für einen Moment Schweigen und June knetete seine Finger, weil er sonst nichts mit ihnen anzufangen wusste. »Das… das liegt nur an dem Anzug«, meinte er dann bescheiden und hatte sich soweit wieder im Griff, dass er Logan ansehen konnte. Dieser schüttelte nur den Kopf. »Nein, June. Es liegt nicht nur an dem Anzug. Du steckst in dem Anzug, und du siehst wirklich wunderbar aus. Du darfst dich nicht unterschätzen.« Junes Kehle schnürte sich zu. Aus irgendwelchen absurden Gründen brachte das Kompliment dieses Mannes ihn fast zum Weinen. In der Welt, in der er aufgewachsen war, war Freundlichkeit etwas Rares und Kostbares, ja, geradezu unbezahlbar. Und jetzt war dieser Fremde auf einmal so nett zu ihm. June konnte das gar nicht fassen. Vor allem, weil ihr Start ja nun wirklich nicht sehr gut gewesen war und June sich eigentlich vorgenommen hatte, sich nicht von dem Kerl einwickeln zu lassen. Nachdem seine großen Augen eine Weile überrascht auf Logan geruht hatte, wandte sich June ab und lief eilig auf die Tür zu, ehe er sich noch mehr in Verlegenheit bringen konnte. »June…« Er sollte nie er fahren, was Logan sagen wollte, denn in exakt dem Moment kam Cecile durch die Tür und hielt ein halbvolles Glas Tomatensaft in der Hand. Als sie June sah, blieb sie entgeistert stehen. Sie musterte June von Kopf bis Fuß und dabei wurden ihre Augen erst größer, dann kleiner und verzogen sich schließlich zu schmalen Schlitzen, als sie den Blick auf Junes Gesicht heftete. Hilflos und angreifbar wartete der Blondschopf auf die Breitseite, die sicherlich gleich kam. »Es freut mich, dass es dir gelungen ist, dich in diesen Anzug zu zwängen. Logan hat darauf bestanden, ihn für dich schneidern zu lassen, obwohl er natürlich ein Jammer ist«, sagte sie. »Allein der teuere Stoff, den Logan ausgesucht hat…« Sie winkte ab. »Naja.. wenigstens scheint er dir ja halbwegs zu stehen.« Betreten hatte June den Kopf gesenkt, versuchte, sich die Worte nicht ganz so sehr zu Herzen zu nehmen. Das war typisch Cecile. Sie konnte wahrscheinlich gar nicht anders. June wollte ihr gerade ein paar gepfefferte Worte an den Kopf werfen, als Logan aufsprang und hinter ihn trat. Die großen dunklen Hände legten sich tröstlich auf seine Schultern und er sah seiner Frau über Junes Kopf hinweg in die Augen. »Er sieht sehr elegant in dem Anzug aus, Cecile. Und was den Preis angeht… Du brauchtest dich auf unserer Reise ja wohl am wenigsten um irgendwelche Kosten sorgen.« Obwohl June selbst manchmal sehr aufbrausend war und sich wenig gefallen ließ, hätte er Logan aus Erfahrung sagen können, dass geheuchelte Taubheit und verbissenes Schweigen die beste Verteidigung gegen Ceciles scharfe Zunge waren. Widersprach man ihr, suchte sie nur nach noch heimtückischeren Waffen, die sie gegen ihr Opfer richten konnte. Aber Logan hatte diese grundlegenden Regeln im Umgang mit Cecile entweder noch nicht gelernt, oder er dachte gar nicht daran sich danach zu richten. Ceciles Augen wurden hart, als sie sich betont auf Logans Hände richteten. »Wolltest du etwas bestimmtes von mir, Cecile?«, fragte er kühl und ließ seine Hände nach wie vor auf Junes Schultern ruhen. Seine Stimme gab keinen Hinweis darauf, dass er nicht die Ruhe selbst war. Nur June bekam seinen aufsteigenden Zorn zu spüren, und das auch nur, weil sich die Finger etwas fester um seine Schultern spannten. Eine stille Missachtung ihrer verbalen Brutalität wirkte auf Cecile normalerweise wie Benzin, das man ins Feuer schüttete und June war nicht überrascht, als er Wut in Ceciles Augen aufblitzen sah. »Ja, allerdings. Ich wollte zwar mit dir allein darüber reden, aber da du mit meinem Stiefsohn auf einem derart vertraulichen Fuß stehst, kann ich wohl genauso gut jetzt gleich vorbringen, was ich dir zu sagen habe. Dann haben wir es wenigstens hinter uns.« June stieg noch mehr die Röte in die Wangen, als er das hörte und war schon versucht sich loszureißen und dem ganzen zu widersprechen, was seine Stiefmutter da behauptete, doch Logans Hände spannten sich noch fester um seine schmalen Schultern und June blieb stocksteif stehen. »Ja, bitte, meine Liebe.« Logans Stimme klang nahezu gelangweilt. Am liebsten hätte sich June diesem anbahnenden Ehekrach entzogen, weil es ihm peinlich war genau zwischen den Fronten zu stehen, aber das ging ja nicht, weil Logan ihn festhielt, ob bewusst, oder unbewusst, konnte der Blondschopf nicht sagen. »Nun gut… Ich würde es vorziehen, dass du deine Sachen in deinem Zimmer unterbringst, in dem du auch schlafen wirst. Aber stattdessen weist du das Personal an sie kreuz und quer in meinen Räumen zu verteilen.« Logan Finger gruben sich so fest in Junes Schultern, dass er fast zusammengezuckt wäre. Energisch kämpfte er gegen diesen Impuls an, denn aus irgendeinem Grund wollte der Blondschopf nicht, dass Cecile merkte, das Logans ruhiger Anschein nur eine Maske war. »Ich muss mir wohl gedacht haben, dein Zimmer sei auch mein Zimmer. Wir sind verheiratet, falls du das vergessen haben solltest«, erinnerte Logan sie daran. Cecile lächelte aufgesetzt. »Oh ja, das weiß ich wohl. Ich weiß es nur zu gut! Trotzdem ziehe ich getrennte Schlafzimmer vor, obwohl ich dir deine ehelichen Rechte nicht streitig mache, falls du darauf bestehen solltest sie einzufordern.« June zuckte nun doch zusammen, als Logans Finger sich fast in seine Knochen gruben. Außerdem errötete er und senkte verlegen den Kopf, weil er Zeuge einer derart privaten Auseinandersetzung wurde. Logan hatte sein Zusammenzucken natürlich gespürt, ließ ihn los und gab ihm einen Schubs zur Tür. »Geh ins Haus, June.« Diesmal nahm er den Mann beim Wort, ohne zu protestieren, denn er hatte keine Lust sich diesen Ehestreit noch länger anzuhören. Er machte einen großen Bogen um Cecile… »Oh nein…« »Du tollpatschiger Trampel! Jetzt habe ich meinen Saft verschüttet!« Beide Rufe wurden gleichzeitig ausgestoßen, als sich Ceciles Saft über Junes Anzug ergoss. Der leuchtend rote Tomatensaft rann über den schwarzen Stoff der Anzugjacke und tropfte auch noch auf die Hose. Gierig sog der Stoff den Saft auf und June versuchte vergebens, das Schlimmste zu verhindern. Er hatte das schreckliche Gefühl, der Anzug sei nicht mehr zu retten. »Das hast du mit Absicht gemacht!« Vorwurfsvoll und voller Hass sah er von seinem Anzug zu Cecile auf, wobei June nicht verhindern konnte, dass ihm Tränen in die Augen traten. »Ganz sicher nicht! Das war deine eigene Schuld, du Bauerntrampel! Du bist an meinen Arm gestoßen!« »Bin ich nicht!«, widersprach June, ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne so fest aufeinander, dass sein Kinn zitterte. Cecile strahlte nur so vor Zufriedenheit mit sich selbst und kostete ihren Triumph genüsslich aus, das wusste June ganz genau. Am liebsten hätte er Cecile in diesem Moment umgebracht und war schon dabei einen Schritt auf sie zuzumachen, als er plötzlich an den Armen zurückgehalten wurde. Zwei starke Hände verhinderten, dass er sich auf seine Stiefmutter stürzte, ehe er auch nur wusste, was er tat. »June, geh ins Haus!« Die autoritäre Stimme jagte ihm einen Schauder über den Rücken, doch June war nicht bereit sich diesmal zu beugen. Unsanft riss er sich los, starrte Logan enttäuscht an und schnaubte. »Das ist nicht fair!« »Ich weiß. Geh jetzt ins Haus.« Diesmal klang der Mann verständnisvoller und June beruhigte sich ein bisschen, protestierte aber trotzdem noch. »Aber…« »Tu, was ich sage!« June ging. Er war wütend und fühlte sich elend, verstand nicht, warum er jetzt weggeschickt wurde, immerhin war das nun auch seine Auseinandersetzung, obwohl er in einem Wortgefecht gegen Cecile wahrscheinlich sowieso den kürzeren gezogen hätte. Wie eigentlich immer… In seinem Zimmer riss er den Anzug fast in Fetzen, während er ihn auszog und schlüpfte wieder in seine bequemen Sachen. Diese verdammte Cecile! Der Teufel sollte sie holen. Er würde sie bis ans Ende seines Lebens hassen! Deprimiert rollte sich June auf seinem Bett zusammen und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die ihm schon die ganze Zeit über in den Augen brannten. Doch es gelang ihm nicht wirklich und schon bald perlten sie klaren Tropfen über seine blassen Wangen. Unterdessen sah Logan auf der Veranda seiner Frau mit funkelnden Augen ins Gesicht. »Warum hast du das getan?« Sie lächelte. »Das war ein Versehen. Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte den Anzug dieses Tollpatsches absichtlich ruiniert.« »Ich weiß, dass du zu so etwas in der Lage bist«, meinte Logan ungerührt. »So spricht ein lieber Gatte.« Logans Lippen pressten sich zusammen. »Ich warne dich, Cecile. Ich werde nicht tatenlos dastehen und zusehen wie du June oder irgendjemand anderes verletzt. Du hast mich geheiratet, aus welchem Grund auch immer. Und es steht in meiner Macht, dir das Leben schwer zu machen«, erklärte er leise und warnend. »Ich hasse dich!« »Welch ein Jammer!« »Ich muss verrückt gewesen sein, dich zu heiraten.« »Merkwürdig, dasselbe dachte ich mir auch gerade.« »Wenn du glaubst, du könntest hier alles an dich reißen und mir vorschreiben, wie ich mit meinem Stiefsohn umzugehen habe, du könntest meinen Besitz verwalten und…« »Genau das glaube ich«, unterbrach er Cecile scharf. »Und genau das werde ich auch tun. Ich bin dein Mann, meine Liebe. Alles, was dir früher gehört hat, ist somit in meinen Besitz übergegangen. Oder hast du etwa in deiner Eile, mich in dein Bett zu kriegen, die Tatsache übersehen, dass verheirateten Frauen kein eigener Besitz zusteht?« »Du… du bist gemein!«, fauchte Cecile und starrte ihren Mann hasserfüllt an. »Noch nicht!«, knurrte Logan grimmig und streckte seine Hände aus, um sie an den Armen festzuhalten. »Rühr mich nicht an! Ich hasse dich!« Cecile schlug seine Hände zur Seite, lief ins Haus und schluchzte hysterisch. »Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!« »Und ich«, sagte Logan erbittert zu der Tür, die gerade krachen zufiel, »hasse dich. Gott steh mir bei, aber es ist die Wahrheit.« Unten in der Vorratskammer hörte Trudi den Trubel, der von oben kam. Sie hob den Kopf, lauschte einen Moment und schüttelte den Kopf, als die Laute verstummten. »Sieht ganz so aus, als hätten wir keine paradiesische Ruhe«, murmelte sie vor sich hin und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder ihrer Arbeit zu. Tbc... © by desertdevil Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)