Schnee - Mordfall in Harajuku von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schnee - Mordfall in Harajuku Part 1 Der Schnee fiel in großen Flocken. Es war einmal wieder einer der Tage, an denen in Tokyo die Menschen mit Pudelmützen durch die Stadt liefen. Kalt war es. Und die Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Der Schnee, der auf dem Boden lag, war rotgefärbt. Doch es fiel keinem auf, denn es war eine Nebengasse. Klein und eng. Neben der Leiche, die von Männern in weißen Handschuhen weggetragen wurde, lag ein Messer. "Blut?", fragte Tanaka ungläubig. "Können sie das etwa nicht glauben, sie Depp? Der Oberwachtmeister hat das doch eindeutig gesagt!" Mit dieser Antwort seines Banknachbarn verzog sich Tanaka wieder in die Welt der Schweigenden.Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, dachte er. "Wie auch immer, es ist ein perfekter Mord. Ein Messer, Blutspuren, eine dunkle Nebengasse. Aber uns fehlt die Leiche! Wir werden einen aus ihrer Abteilung damit betrauen. Wen, bleibt geheim. Ich bitte aber alle Herren in diesem Raum, sich nach einem kurzen Gespräch mit ihrem Vorgesetzten wieder an die Arbeit zu begeben." Der Oberhauptwachtmeister nahm seine Mütze und seinen dunkelgrünen Mantel und ging aus dem Zimmer. Tanakas Kollegen gingen der Reihe nach zu ihrem Chef, nach einer Zeit war Tanaka selbst an der Reihe. "Wie sie sicher bemerkt haben, Tanaka, haben sie in letzter Zeit keinen ihrer Fälle richtig bearbeiten können. Entweder aus Zeitgründen oder weil..." "Mir meine Kollegen meine Ausarbeitungen gestohlen haben.", fiel Tanaka seinem Chef ins Wort. "Hat sie jemand gebeten zu sprechen, Tanaka? Ich nicht! Merken sie sich das und lassen sie ein für alle Male ihre Anschuldigungen in ihrem Kopf. Wegen diesen Hirngespinsten werden sie sonst noch irgendwann wegen Verleumdung angezeigt! Wo war ich... Sehen sie? Sie haben mich ganz durcheinander gebracht! Ach ja. Der Oberhauptwachtmeister wollte, dass sie diesen Fall bekommen. Wenn sie wollen, wird ihnen ein Partner gestellt oder wenn sie nicht wollen, wird ihnen jemand zugeteilt. Auf Wunsch auch von einer anderen Abteilung." "Habe ich eine Frist bis zu der ich den Fall gelöst haben muss?" "Was denken sie denn! Da sieht man mal wieder das sie keine Ahnung von diesem Geschäft haben. Ich glaube, sie sollten sich besser einen anderen Job suchen. Für Ermittlungen hat man reichlich einen ganzen Monat. Jedenfalls um die Hauptermittlungen abgeschlossen zu haben. Sollten sie in diesem Fall wieder einmal versagen, werden sie als Polizist an eine Ampel gestellt. Aber nein. Das geht ja auch nicht. Sie sind ja kein ausgebildeter Polizist... Sie haben alles nur ihrem ehrenwerten Papi zu verdanken!" "Lassen sie meinen Vater in Ruhe!" "Ach ja? Falls sie es vergessen haben: sie sind nur wegen ihm in dieser Abteilung! Ohne ihn könnten sie nicht einmal als mickriger Polizist anfangen!" Tanakas Blick war mit Hass gefüllt und sein Kinn fing an zu beben. "Mein Vater hat ihnen doch nichts getan! Lassen sie ihn in Ruhe!" "Nur weil ihr geliebter Papi Oberhauptwachtmeister ist, müssen sie sich hier nicht wie ein Gott aufspielen! Sie sind und bleiben NICHTS UND NIEMAND! Sie werden es nie zu etwas bringen!" Das war zuviel. Tanaka konnte seine Tränen nicht mehr halten. Sie liefen in Flüssen über seine Wangen. "Und wenn sie diesen Fall nicht aufklären können, dann ist es ihr Pech, denn dann kann man ihnen endlich nachweisen dass sie zu nichts taugen und diese Stelle gar nicht verdient haben! Es warten hundert andere, fähigere Männer auf diesen Posten! Und nun machen sie, dass sie hier raus kommen!" Mit diesen abschließenden Worten knallte er die Akte mit voller Wucht auf den Boden vor Tanakas Füßen. "RAUS TANAKA!" Er hob, immer noch weinend, die Akte auf und wagte es, noch mal in die Augen seines Chefs zu blicken. Doch bevor dieser noch mal zu einem verletzenden Wort ausholen konnte, war Tanaka bereits auf dem Weg aus dem Zimmer. Jetzt werden sie wieder lachen, dachte Tanaka. Jetzt werden sie wieder über mich lachen. Denn immer wenn der Chef mit Tanaka redete, stellte er den Lautsprecher an, sodass es alle hören konnten. Seine Kollegen hatten ihn schon immer gehasst. Sie hatten ihn gehasst, bevor er auch nur ein Wort gesagt hatte. Sie hatten sich über ihn lustig gemacht, weil er etwas komisch aussah. Und sie hassten ihn, weil sein Vater der höchste in diesem Revier war. Und so stürmte Tanaka unter dem Gelächter seiner angeblich freundlichen Kollegen aus dem Gebäude. Die Akte fest umklammert, nahm er sich ein Taxi und fuhr zum Platz des Mordes ohne Leiche. Alles war weitläufig abgesperrt, man wollte ihn erst gar nicht in die Absperrzone lassen, doch als Tanaka seine Marke zeigte, wurde sofort Platz gemacht.Mit einem Grinsen auf den Lippen beobachteten die Straßenpolizisten die Arbeit des "Mannes vom Morddezernat". Um so wenig Schmutz wie möglich auf den Schnee um das Blut zu bringen, streifte er sich über seine Schuhe kleine Plastiktütchen. So ging er in die Nähe der Spuren. Da die Spurensicherung schon da gewesen war, standen überall kleine Kärtchen mit Nummern darauf. Doch weil Tanaka noch nie Vertrauen zu der Spurensicherung gehabt hatte, nahm er noch einige Proben des Schnees und legte sie in eine Kühlbox, damit der Schnee nicht schmelzen konnte. Mit Kühlbox und Akte fuhr er nach Hause zurück. "Hallo Mama, ich bin wieder da!" Er zog seine Schuhe aus und seine Hausschlappen an. "Wo warst du denn Shinichiro? Papa und ich wollten doch zusammen mit dir Mittagessen!", hallte es aus der Küche. "Tut mit leid, ich hab noch an einem Fall gearbeitet." "Und wie war sonst dein Tag?" Er wollte nicht von dem Zwischenfall mit seinem Chef erzählen. Seine Mutter würde es nur seinem Vater erzählen und der würde dann seinem Chef die Hölle heiß machen. Und sie würden sich mehr über ihn lustig machen, seine Kollegen waren ja schließlich so veranlagt. Nach einigem Überlegen antwortete er dann. "Ach nichts besonderes bis auf meinen neuen Fall. Da ist ein Mord gewesen. Aber uns fehlt die Leiche." "Schatz, komm, es gibt gleich essen, geh doch noch schnell deine Hände waschen!" Und so ging Tanaka Shinichiro in das Bad im Haus seiner Eltern, dass er selber auch bewohnte. Er betrachtete sich im Spiegel. Er hatte schwarzes glattes Haar, braune Augen und eine Hornbrille auf der Nase. Tanaka war klein und das war mindestens ein Grund, warum man ihn hasste. Schon früher in der Schule waren die Mitschüler gemein zu ihm gewesen. Doch da hatte es ihm noch nicht so viel aus gemacht. Denn da war sein Papa ja auch nur sein Papa und nicht sein oberster Vorgesetzter. Und Tanaka hatte immer Einsen geschrieben, worauf er heute noch stolz war. Seine Mutter rief wieder. Tanaka knipste das Licht aus. -Part 1 Ende- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)