Ordinary Life von Lexion ================================================================================ Kapitel 1: Schicksal -------------------- Die letzten Tage waren wie im Flug verstrichen, auch wenn sie im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit recht Ereignislos verliefen. Wenn die Zeit eine Art lebendes Wesen mit Sinn für Humor gewesen wäre, so hätte der junge Mann der da im Hafen an sein Auto gelehnt stand, ihr unterstellt aus Spaß sein Leben wie im Zeitraffer laufen zu lassen. Mit geschlossenen Augen und den Armen vor der Brust verschränkt stand der Mann nur da und dachte nach. Die Geschehnisse des letzten Jahres rauschten an seinem inneren Auge vorbei. Noch vor einem Jahr war er ein recht Unbekannter in dieser Stadt gewesen, doch mittlerweile kannte ihn jedes Kind. Er war Lars Alexandersson, der große Rebellenführer. Er hatte sich gegen den Mishima Konzern und Jin Kazama gestellt und gegen ihn gekämpft. Lars missfiel das man ihn als Held sah, dass war nie seine Absicht gewesen. Was er allerdings noch schlimmer fand war, dass Kazuya Mishima meist im selben Atemzug als Held in der Öffentlichkeit benannt wurde. Bei diesen Worten wurde Lars oft genug übel. Trotzdem konnte er nicht abstreiten, dass es etwas gab, was ihn und Mishima verband, etwas von dem die Öffentlichkeit nicht wusste. Lars seufzte als er an seine Begegnung mit Kazuya in der Wüste zurück dachte. Ohne das er es gewollt hätte, war die Wahrheit für Mishima sichtbar geworden. Sie hatten gekämpft und das war der Fehler gewesen. In diesem Kampf war Kazuya ein Licht aufgegangen und ihm wurde klar das Lars mit ihm verbunden war. Ja Lars Alexandersson war der wesentlich jüngere Halbbruder von Kazuya Mishima. Wieder fühlte der junge Schwede Übelkeit in sich aufsteigen. Nie hatte er ernstlich versucht an die Familie seines Vaters heranzutreten, davor hatte ihn seine Mutter immer gewarnt. Noch auf ihrem Sterbebett hatte sie ihn darum gebeten nie nach seiner Familie zu suchen. Lars schämte sich, er hatte ihren letzten Wunsch mit Füßen getreten. Es war nie seine Absicht gewesen, dass seine restliche Familie Wind von einem weiteren Abkömmling bekam. Und nun? Sie wussten es alle. Lars konnte nicht gerade behaupten, dass dies ihm irgendeinem Vorteil beschert hätte. Weder sein Bruder noch sein Vater, Heihachi Mishima, hatten sich besonders gefreut ihn als Familienmitglied willkommen zu heißen. Kazuya hatte ihm sogar gedroht, dass sie sich eines Tages versuchen würden auszulöschen, da dies in der Familie Mishima so üblich war. Damals wie heute hatte Lars kein Interesse daran gefunden seinen Bruder zu töten, sicher hätte er ihm gerne mal einen festen Schlag auf sein zu großes Mundwerk verpasst aber den Tod wünschte er ihm nicht. Lars würde nie jemanden den Tod wünschen. Er hasste zwar seinen Vater wie die Pest und irgendwann würde er ihn vielleicht auch töten aber das war nicht dasselbe wie jemanden den Tod zu wünschen. Aber scheinbar war genau dies normal für seine ach so heitere Familie. Sein Neffe, Jin Kazama, wollte seinen Vater und Großvater tot sehen. Umgekehrt wollten die beiden jedoch genau dasselbe, mit jeweils anderer Besetzung. Als Lars an Jin dachte, fühlte er einen kleinen Stich in seinem Herzen. Er und Jin waren am Ende Feinde gewesen. Auch der ehemalige Chef des Mishima Konzerns hatte gewusst, dass er und Lars verbunden waren über die Blutlinie der Mishimas. Allerdings, hatte Jin eher gleichgültig darauf reagiert. Gleichgültigkeit war der hervorstechendste Charakterzug an seinem Neffen gewesen. Selbst als er am Ende der Ereignisse in seinen eignen Tod lief, war ihm alles egal gewesen. Auch wenn Lars und Jin am Ende Gegner waren, so tat es dem Schweden weh erfahren zu müssen das der Jüngere tot war. Insgeheim hatte er den Japaner gemocht. Lars wusste das dieser keineswegs so bösartig und kalt war wie sein Vater oder Großvater, leider hatte er das erst am Ende von Jins Leben begriffen. Der Tag des Triumphs war ein dunkler gewesen. Die Öffentlichkeit hatte nicht einmal die Hälfte der Wahrheit erfahren. Sie wussten nicht wie Nah die Welt am Abgrund stand. Sie wussten nicht was Azazel war. Und sie kannten auch nicht die wahren Umstände von Jins Tod. Aus Sicht aller Wissenden und Beteiligten, auch aus Lars Sicht, war dies einfach das Beste gewesen. Azazel wurde vernichtet und sein Tempel war zerstört, aber zu einem hohen Preis. Nicht nur Jin war gestorben sondern auch ein Mensch der Lars erst in den letzten Wochen ans Herz gewachsen war. Alisa Bosconovitch. Die Bezeichnung Mensch, war im Bezug auf Alisa nicht ganz treffend. Wirkte sie auch wie ein hübsches unschuldiges Mädchen, so war sie in Wirklichkeit ein Cyborg. Alisa war nur ein halber Mensch, geschaffen um als Bodyguard Jin Kazama zu dienen. Als Lars sie kennen gelernt hatte war sie jedoch nur ein nettes Mädchen gewesen, dass nichts vom Leben zu wissen schien. Lars hatte erlebt wie sie sich schon über Kleinigkeit, wie ein Autoradio gefreut hatte. Er hatte sie sehr gemocht, auch noch als Jin den eigentlichen Zweck ihrer Existenz offenbarte. Zu diesem Zeitpunkt wandelte sich Alisa vom lieben Mädchen zum skrupellosen Cyborg, sie wurde zu dem Killer als der sie geschaffen wurde. Ihre Aufgabe war es nun gegen ihn zu kämpfen und ihn zu eliminieren, da er ein Risiko für Jin darstellte. Lars wollte ihr nicht weh tun und so wehrte er sie immer nur ab. Doch am Ende musste er sie besiegen, was das Abschalten ihres Systems nach sich zog. Er wusste nicht ob jemand sterben konnte der eigentlich nicht wirklich lebte. Lars hatte Alisas Körper zu dem einzigen Familienmitglied gebracht dem er vertrauen konnte, Lee Chaolan. Er war Lars Adoptivbruder und teilte seine Abneigung zur restlichen Familie. Der Silberhaarige war äußerst intelligent und wusste mit Sicherheit einen Weg Alisa wieder ins Leben zurück zuholen. Zumindest hoffte Lars dies. Und tatsächlich hatte sich Lee seit Wochen mit nichts anderem beschäfftigt und schien auf dem besten Weg zu sein Alisa das Leben wiederzugeben. Lars hatte von Biomechanik oder künstlicher Intelligenz so gut wie keine Ahnung, aber was er jedoch aus Lee's Ausführungen entnehmen konnte war, dass wenn Alisa zurück ins Leben käme menschlicher sein würde als vorher. Der Silberhaarige und sein Team aus Wissenschaftlern hatte einen Großteil von der Mechanisierung des jungen Mädchens rückgängig gemacht. Lars hatte nicht einmal den blasen Schimmer wie dies funktionierte, er hatte nur soviel verstanden, Alisa war nicht seit ihrem ersten Atemzug ein Cyborg ursprünglich war sie wohl wirklich nur ein gewöhnliches und nettes Mädchen gewesen. Das klingeln seines Handys schreckte ihn auf. Die Gedanken an seine Familie und Alisa beiseite schiebend, griff er in seine Jackentasche. Auf dem Display blinkte Lees Name immer wieder auf. Warum rief er ihn an? Seit einer Woche hatte Lars zu niemanden mehr Kontakt gehabt. Der Schwede wollte allein sein. Einsamkeit war für Lars ein willkommener Begleiter und nur selten duldete er andere Menschen in seiner Gegenwart. Zwei dieser Menschen hatte er in den letzten Wochen verloren. Erst war Tougou, sein engster Freund und Vertrauter, gestorben beim Versuch in die G-Cooperation einzudringen und dann wenige Wochen später war auch Alisa aus seinem Leben getreten. Einsamkeit machte einen Menschen unantastbarer. Lars hatte sich nicht ausgesucht allein zu sein. Vielmehr wurde ihm dieses Los auferlegt und langsam, seit er seine Familie näher kannte, glaubte er tatsächlich, dass es das Schicksal war welches ihm diesen Weg aufzwang. Mit sich selbst unzufrieden, hatte Lars daher vor einer Woche Lee und sein Apartment verlassen. Der Anlass hierfür waren jedoch nicht Lars Gedanken über sein Schicksal, sondern Lees Ansichten über die nachfolge im Mishima Konzern. Offiziell stritten sich alle noch lebenden Mitglieder der Familie Mishima, einschließlich Lee, um den mächtigen Konzern. Lars war dies jedoch egal, er hatte kein Interesse an diesem riesenhaften undurchsichtigen Konzern. Doch sein Adoptivbruder glaubte Lars würde nur sich selbst belügen und er wollte sehr wohl die Macht die mit diesem Konzern verbunden war. Macht war etwas wonach Lars nie wirklich gestrebt hatte. Ihn interessiert vielmehr wie er diese Welt wieder zu einem besseren Ort machen konnte, Lees Ansicht nach wäre dies am einfachsten zu bewerkstelligen wenn doch nur Lars die Nachfolge als Firmenchef antreten würde. Während eines Streits mit seinem Adoptivbruder über dieses Thema hatte Lars beschlossen wieder einige Zeit allein zu sein. Er war nicht wirklich so abgeneigt von dem Gedanken diese Firma zu besitzen, aber er traute sich selber nicht. Was wenn ihn die Macht und die Stärke die er dann besäße nicht einfach blenden würde? Ihn zu einem skrupellosen Menschen machen würde auch wenn seine Ziele nobel und gut wären. Wie weit würde Lars gehen wenn er einmal die Macht hätte alle seine Vorstellungen durchzusetzen? Er wusste das eine gewisse Rücksichtslosigkeit in seinen Genen lag und dies war der Grund weshalb er sich vehement gegen die Nachfolge in diesem Konzern wehrte. Während er seinen Gedanken nachhing, klingelte sein Handy erneut. Das surrende Geräusch klang verzweifelt und dringlich. Lars beschloss widerwillig ranzugehen, in der Hoffnung das Lee nicht erneut von dem leidigen Thema der Nachfolge anfangen würde. „Hier Lars. Was gibt es?“ Lee redete wie wild am anderen Ende und mit vielen Fachbegriffen um sich werfend auf seinen Bruder ein. Der junge Schwede war völlig verwirrt. „Heißt das Alisa wird wieder aufwachen?“ Selbst eine Person die zwei Meter neben Lars gestanden hätte, hätte verstanden was Lee ihm als Antwort ins Telefon brüllte. „JA SIE WIRD BALD AUFWACHEN!! BEEIL DICH UND KOMM ZURÜCK!!!“ Lars legte auf. Etwas verwundert von Lees schreiender Stimme sah er auf die spiegelnde Wasserfläche des Hafens. Seit wann war sein Adoptivbruder so aggressiv? Konnte es sein, dass Lee nicht der nette Bruder war für den er ihn hielt? Während er noch versuchte nachzudenken schoss ihm die Stimme seines eigenen Herzens in den Verstand. Warum stand er hier noch herum? Alisa würde bald wieder zu sich kommen und er sollte bei ihr sein wenn es soweit war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)