Hass+Hass=Liebe? von Himikario ================================================================================ Kapitel 1: Zweifel ------------------ Eigentlich war alles was Edward gewollt hatte nach Hause ins sein Bett zu kommen, nur leider wurde ihm von einer unliebsamen Person ein Strich durch die Rechnung gemacht, auch wenn ihr Zusammentreffen reiner Zufall war. Envy ließ sich keine Gelegenheit entgehen ihm nach dem Leben zu trachten, so auch in dieser Nacht nicht. Sie waren in einer dunklen Seitengasse zusammengestoßen und kaum, das Envy realisiert hatte wer vor ihm stand, hatte er auch schon ausgeholt. Seine Faust traf auf den kalten Stahl Edwards rechten Armes, denn er in letzter Sekunde schützend vor sein Gesicht gehoben hatte, dennoch rutschte er einige Zentimeter zurück aufgrund der Wucht des Schlages. Erschrocken über diese plötzliche, feindliche Begegnung sorgte er nun dafür etwas Abstand zwischen sie zu bringen. „Verdammt und das ausgerechnet heute“, fluchte Edward leise murmelnd. „Ach wieso ist doch eine schöne Nacht zum sterben“, kommentierte Envy das und ging sofort wieder auf Edward los. Er hasste ihn dafür, das er alles bekommen hatte was Envy je gewollt hatte, denn ihm ist die Aufmerksamkeit seines Vaters immer verwehrt gewesen, ganz ihm Gegensatz zu diesem verdammten Knips und seinem übergroßen Haufen Blech eines Bruders. Das war im Prinzip der einzige Grund wieso Envy ihn so sehr hasste, das er ihn töten wollte, somit machte er seinem Namen alle Ehre. Jetzt war der Zeitpunkt der Abrechnung gekommen und endlich waren sie alleine und somit würde dem Knirps auch niemand zu Hilfe kommen können, diese perfekte Gelegenheit konnte Envy sich unmöglich entgegen lassen. Er trat nach Edward, aber dieser wich dem Tritt aus und Envy setzte sofort wieder mit einem Schlag nach, er musste ihn nur in die Enge treiben und ihm keine Zeit lassen, seine lästige Alchemie zu benutzen. Somit sorgte er dafür das Schlag auf Schlag und Tritt auf Tritt erfolgte, was Edward absolut keine Luft ließ, auch nur daran zu denken, Alchemie zu benutzen, war er doch beständig damit beschäftig Envy Schlägen und Tritten auszuweichen oder diese abzublocken. Dann traf ihn ein Tritt mitten in die Magengegend und Ed flog einige Meter rückwärts und schlug hart gegen eine Hauswand, bevor er unsanft auf dem Boden landete. Einige Sekunden nahm der Schmerz, der seinen ganzen Körper durchflutete, jegliche Gabe klar zu denken, das Atmen schmerzte, doch er wusste wenn er jetzt hier liegen bliebe, wäre er so gut wie tot, deswegen rollte er sich keuchend zur Seite, wohlbemerkt keine Sekunde zu früh, denn unmittelbar neben seinem Kopf landete ihm nächsten Moment Envys Faust und hinterließ einen Krater in der Erde. Panisch, denn Schmerz völlig ausblenden, rappelte er sich auf und wurde sogleich wieder zu Boden geschleudert, als Envy seine Schulter traf. Sich nach hinten rollend, schlug er nun doch endlich die Hände gegeneinander und erschuf die Klinge an seinem metallenen Arm, wie er es bereits so oft getan hatte. Sofort musste er erneut mit einem Überschlag nach hinten ausweichen, denn Envy ließ ihm keine Zeit. Doch nun setzte Edward endlich zum Gegenschlag an. Damit hatte Envy scheinbar so plötzlich nicht gerechnet, den Ed traf seinen Arm und hinterließ eine lange Spur feuchten Rotes auf Envys Arm, was diesen nur noch aggressiver zu machen schien. Sofort traf Ed ein Schlag ins Gesicht welcher ihn zurücktaumeln ließ, bis er gegen eine Wand stieß. Ein weiterer Schlag zerstörte die Wand direkt neben Eds Kopf und Envys breit grinsendes Gesicht war dem seinen so nah, dass er dessen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Diese kurze Distanz nutzte Ed für einen Gegenschlag. Er durchbohrte Envys Brust mit der Klinge, doch dieser sprang sofort zurück, scheinbar völlig unbeschadet, wenn man von der weit offenklaffenden Wunde absah. „Verdammter Fullmetal, das wirst du noch bereuen“, drohte Envy Ed hasserfüllt. Envy sprang nun regelrecht auf Ed zu, da dieser aber nicht den Platz zum Ausweichen hatte, hielt er erneut schützend den Arm vors Gesicht und war entsetzt als er sah, wie seine Automail in ihre Einzelteile zerlegt wurde, denn das bedeutete nahezu Kampfunfähigkeit für ihn. Mit einem Gegner wie Envy konnte das sein Todesurteil sein. Der Schlag wurde zwar von der Automail gedämpft, kam aber dennoch mit einiger Wucht in Eds Gesicht an und riss seinen Kopf schmerzhaft nach links, sofort danach schleuderte ein seitlicher Tritt ihn erneut zu Boden und diesmal war Envy sofort hinterher. Mit der Schnelligkeit einer Raubkatze, stürzte er sich auf sein Opfer und nagelte ihn mit Beinen und Armen am Boden fest, unfähig sich zu befreien wand er sich verzweifelt unter Envy, was dieser sichtlich genoss. Denn sein Grinsen wurde immer breiter und er blickte triumphierend auf ihn hinab. Envy verspürte in diesem Moment eine unglaubliche Selbstgefälligkeit, diesen Bastard völlig hilflos unter sich zappeln zu sehen, gab ihm ein Gefühl von Macht. „Noch irgendwelche letzten Worte, Fullmetal?“, fragte Envy hochnäsig und erhob dabei schon mal seinen linken Arm und ballte die Faust für den Todesschlag zusammen. Edward spürte den angespannten Körper Envys auf sich und konnte regelrecht sehen, wie sich alles in ihm krampfhaft verhärtete. Er würde zweifelsfrei all seine Kraft in diesen Schlag legen, es wäre sein Todesurteil, das wusste Edward genau. Todesangst packte ihn und ließ ihn noch einmal all seine versteckten Kräfte aufwenden in dem Versuch Envy, doch noch abzuschütteln, allerdings thronte dieser auf ihm wie ein Löwe auf einer Garzelle, er rührte sich keinen Millimeter. Edward überkam pure Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Tränen stiegen ihm in die Augen, weil er es nicht geschafft hatte seine Fehler von damals wieder gut zu machen, noch immer steckte die Seele seines Bruders in der Rüstung und nun sollte er nie die Gelegenheit bekommen, ihm seinen originalen Körper zurückzugeben, welch eine Schande. Tränen seiner unerfüllten Schuld rannen über seine Wangen, während er Envys Faust genau auf sich zusteuern sah. Er schloss die Augen und erwartete denn alles beendenden Schmerz. Ein dumpfes lautes Geräusch erklang, doch der Schmerz blieb aus. Verwirrt öffnete er die Augen. Neben ihm stieg eine kleine Staubwolke auf, er hatte daneben geschlagen, Edward lebte noch. Für einen Moment durchflutete eine ungeheure Erleichterung Edward, dennoch fragte er sich woher dieser plötzliche Sinneswandel rührte. Kurz verharrte Envys Faust noch in der Erde, doch dann zog er sich komplett zurück, klopfte sich seine Sachen ab und verschränkte die Hände hinterm Kopf während er sich zum gehen wand. „Das wäre viel zu einfach“, murmelte er und verschwand in der Dunkelheit, zurück ließ er einen sehr verwirrten und dennoch erleichterten Edward. Envy verstand sich selbst nicht mehr. Wieso hatte er ihn nicht einfach getötet? Eigentlich war es ihm doch scheißegal ob es nun einfach war oder nicht und wenn sie zu 5 gegen einen einzigen Alchemisten gekämpft hätten, wäre es auch kein Problem gewesen ihn zu töten. Was zum Teufel hatte ihn dazu geritten Fullmetal am Leben zu lassen? Er hatte ihn immer gehasst, wollte ihn schon immer umbringen, da war die Gelegenheit, wieso hatte er sie nicht ergriffen? Hatte er etwa Mitleid mit diesem Knirps gehabt. Envy schüttelte verwirrt den Kopf. Nein, dass konnte unmöglich sein, er und Mitleid? Vor allem ausgerechnet bei Fullmetal? Irgendwas stimmte nicht mit ihm, er verstand sich ja selbst nicht mehr. Was auch immer es war, nächstes Mal würde er ihn töten, ganz bestimmt. Sobald Envy die Kirche betrat kam ihm Wrath entgegen scheinbar bester Laune. „Gibt es irgendwas Neues?“, fragte er neugierig. Envy sah ihn mürrisch an und meinte:“ Was soll es schon Neues geben?“ Wrath schaute misstrauisch. „Was guckst du so blöd?“, brüllte Envy ihn an, was Wrath ein Grinsend entlockte. „Irgendwas beschäftigt dich doch...“, stellte Wrath fest. „Ach halt die Klappe und geh spielen“, knurrte Envy verärgert während er weiterging. „Komm schon, erzähl es mir...“, bettelte Wrath aufdringlich, doch das war der Moment in dem Envy der Geduldsfaden riss. Er verpasste Wrath einen ordentlichen Schlag in die Magengegend, welcher ihn zusammensinken und nach Luft schnappen ließ. Envy lief weiter, als wäre nichts gewesen und ließ Wrath einfach dort liegen. Mitleid war etwas für die Schwachen und Envy war keineswegs schwach. Seine nächste Begegnung mit Fullmetal würde anders laufen. Zu diesem Zeitpunkt versuchte er immer noch die zarte Stimme in seinem Kopf zu verdrängen, die ihm zuflüsterte, das da noch ein anderes Gefühl war, welches er mit Edward verbannt, doch er wollte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrhaben. Ed hatte es irgendwie zurück ins Hotel geschafft, mit seinen Kräften am Ende stand er, sich mit einem Arm abstützend, vor ihrer Zimmertür, er klopfte. Sofort öffnete Al und setzte gerade zu einem, „Wo warst du so la...“, an. Denn Rest verstand Ed nicht mehr ihm wurde schwarz vor Augen, seine Kräfte hatten ihn verlassen was dazu führte das er in sich zusammensank. Das letzte was er wahrnahm war das kalte Metal der Rüstung an die er Als Seele gebunden hatte. Als Ed wieder erwachte spürte er als Erstes den Schmerz, der bei jeder noch so kleinen Bewegung wie ein Feuer durch seinen Körper jagte. Das alles war alleine Envys Schuld, aber er lebte wenigstens noch. Er schlug die Augen langsam auf, heftig gegen das helle Licht anblinzelnd, welches den gesamten Raum durchflutete. Schnell stellte er fest, das er sich nicht in dem Hotelzimmer befand, alles deutete auf ein Krankenhaus hin, so auch die Verbände, die nahezu seinen ganzen Oberkörper bedeckten. Al saß zusammengesunken in einer Ecke, er musste sich in einer Art Schlaf befinden. Edward wollte ihn nicht stören, deswegen schwieg er. Vorsichtig versuchte er sich aufzusetzen, er konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, denn sein gesamter Körper wehrte sich gegen diese Bewegung mit stechenden Schmerzen. Letztendlich war Ed heilfroh als er sich in einer halbwegs aufrechten Position befand. Da er jetzt Zeit hatte und sowieso nichts anderes tun konnte, dachte er noch einmal zurück an seine Begegnung mit Envy. Wieso hatte Envy ihn letztendlich doch nicht getötet? Ed war sich so sicher, das er ihn töten würde. Wieso hatte er sich im allerletzten Moment dagegen entschieden? Es war nicht so, das er nicht heilfroh über diese Fügung des Schicksals gewesen wäre, aber dennoch war ihm nicht klar, was Envy so plötzlich aufgehalten hatte. Für Ed gab es augenscheinlich keinen ersichtlichen Grund, wieso Envy ihn hätte verschonen sollen. Er hatte nicht die geringsten Hemmungen zu töten, das wusste Ed bereits nur schmerzhaft gut, also wieso fing er gerade jetzt damit an, welche zu entwickeln? War Envy vielleicht tief im Inneren doch nicht ein so schlechter Kerl, wie er es gerne andere glauben machen wollte? Die Begründung das es zu leicht gewesen wäre, klang aus seinem Munde völlig absurd, aber was war es dann? Vielleicht würde Ed es bei ihrer nächsten Begegnung erfahren. Kapitel 2: Schatten ------------------- Es dauerte fast 2 Monate bis Edward wieder richtig fit war. Winry hatte ihn zudem schon alleine fast umgebracht, dafür das er es zum wiederholten Male geschaffte hatte eine ihrer schönen Automails zu zerstören. Insgeheim war sie natürlich sehr froh darüber gewesen, dass ihm nichts schlimmes passiert ist. Sie waren während diesen 2 Monaten nicht aufeinander getroffen und obwohl man meinen sollte, dass die beiden diese Begegnung inzwischen fast vergessen haben sollten, war es ihnen nicht möglich. Envy für seinen Teil wurde immer wieder in seinen Träumen von Edward heimgesucht. Von diesen riesigen goldenen Seelenspiegeln, diesem sanften Lächeln und dem geflochtenen Gold seiner Haare, die er sich unerklärlicherweise wünschte zu berühren. Immer wieder wachte Envy auf und hatte eine Gänsehaut, aber nicht etwa aus Angst vor Edward, sondern viel mehr aus Angst vor seinen Träumen und der leichten Sehnsucht, die sie ihm offenbarten. Es wurde für ihn immer schwieriger diese Gefühle zurückzudrängen und sich einzureden, dass das nur die Erwartungen seines Vater an den perfekten Sohn waren, die sich in seine Träume mischten. Außerdem reagierte er sehr empfindlich auf die Frage, was denn mit ihm los seihe, weswegen er den Kontakt zu den Anderen auch so gering wie möglich hielt. Auch Edward verhielt sich etwas merkwürdig. Da er sich zeitweise nicht sonderlich viel bewegen konnte, hatte er viel nachgedacht und immer wieder blieben Eds Gedanken bei seiner Begegnung mit Envy hängen. Wieder und wieder versuchte er sich jedes noch so kleine Detail in den Kopf zu rufen, um nicht vielleicht doch einen ausschlaggebenden Punkt für Envys Sinneswandel zu finden. Doch egal wie oft er darüber nachdachte, er kam immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Augenscheinlich gab es für Envy keinen plausiblen Grund ihn weiterhin am Leben zu lassen, so beängstigend das auch klingen mochte. Nachdem Ed sich endlich wieder halbwegs schmerzfrei bewegen konnte, suchte er öfters als sonst die Einsamkeit auf, arbeitete brav den ganzen Papierkram durch, denn Mustang ihm jeden Tag von neuem aufhalste ohne auch nur ansatzweise zu protestieren. Nach der Arbeit ging er gerne alleine am Fluss spazieren und genoss das sanfte Plätschern in Verbindung mit der kühlen Atmosphäre, die davon ausging. An diesem Nachmittag stieg wabbernd Nebel vom Flussufer auf und wurde immer dichter, je weiter Edward ging, aber er hatte nichts dagegen vom Nebel geschluckt zu werden. Kleine Wassertropfchen legten sich auf seine Haut und überzogen sie mit einem dünnen Film. Die Kälte die sie mit sich brachten, übertrug sich auf sein Gemüt und langsam schien alles in geordnete Bahnen zu rutschen. Er versuchte nun noch einmal über ihre Begegnung nachzudenken, doch obwohl er spürte, dass da etwas war, wollte es sich ihm noch nicht offenbaren. Sein Verstand war wie das Wasser, welches ihn umgab, zum greifen nah und doch entwand es sich ihm immer wieder. Verärgert raufte er sich die Haare. Wieso war es so schwierig, etwas scheinbar so einfaches zu erkennen? Vielleicht lag es einfach daran, das sein logisches Denken ihm nicht gestattetet diesen Gedanken zu denken. Es war einfach zu absurd, denn wie sollten diese kalten Wesen, denn schon Gefühle haben? Der Gedanke war so lächerlich, betrachtete man einmal, was die Homunkuli bereits alles getan hatten, nur um Menschen zu werden? Edward glaubte nicht, das sie je in der Lage wären wieder Menschen zu werden, selbst wenn sie einen perfekten Stein hätten und sogar einen erfahrenen Alchemisten fänden, der diese Transmutation durchführt. Vielleicht könnten sie ihre Körper wieder menschlich machen, jedoch nicht ihre schwarze Herzen, welche die Leben anderer Menschen mit Füßen getreten hatten. Nie würde er ihnen vergeben, was sie alles schon getan hatten, niemals. Sie verdienten kein Mitleid, am wenigsten von den Menschen selbst. Doch das war genau der Punkt an dem Edwards Gedanken auseinander gingen. Envy, der Schlimmste von ihnen überhaupt, hatte ihn verschont, ihn leben lassen, trotz ihrer Rivalität und trotz dieser einmaligen Gelegenheit. Wie war das möglich? Es wollte sich Ed einfach nicht erschließen. War es wirklich nur eine von Envys Launen gewesen? Sah Envy ihn vielleicht nur als geringe Bedrohung? Oder war es vielleicht möglich, das er in diesem Moment so etwas wie Mitleid verspürt hatte? Ed wusste es nicht zu sagen, doch sein Verstand verlangte schreiend eine Antwort auf diese Frage, schon seit Envy gegangen war. Jeden Tag liefen wieder die gleichen Fragen durch seinen Kopf und mit jedem Tag der verging lechzten sie mehr nach einer Antwort. Er musste Envy wiedersehen und eine Antwort auf seine Fragen finden, er musste einfach, sei es auch noch so riskant! Envys Verlangen hatte überhand genommen, er hatte es zuhause nicht mehr ausgehalten. Er musste jetzt diesen verdammten Fullmetal sehen! Er konnte nicht wirklich sagen was er von ihm wollte, dennoch hatte er das dringende Bedürfnis ihn zu sehen. Selbst wenn es nur wäre um ihn zu töten, in der Hoffnung diesen verdammten Träumen damit endlich zu entrinnen. Doch auch diese Sehnsucht, ihn einfach zu berühren, war irgendwo ganz leise und zaghaft in seinem Bewusstsein. Es war zum verrückt werden! Er wünschte sich diese Stimme endlich wieder zum Schweigen zu bringen, sie machte ihn absolut wahnsinnig, er ertrug es nicht länger, keine Sekunde. Er musste Fullmetal finden um jeden Preis. Zudem würde es ein Kinderspiel werden unerkannt zu ihm vorzudringen, selbst wenn er sich in mitten des Militär Hauptquartiers befinden würde. Alles was Envy tun musste, war die Gestalt eines dieser Militärtrottel anzunehmen. Doch bevor er zu seinem Zielort kam, musste er noch über den Fluss der seine Ankunft wunderbar verschleiern würde, war er doch in dicken undurchsichtigen Nebel getaucht. Er ging mitten in die Nebelfront hinein und wurde sofort von kleinen Wassertropfchen belagert, die ihn willkommen zu heißen schienen. Das leuchtende Grün seiner Haare verblasste immer mehr in der grauen Suppe, bis es schließlich überhaupt nicht mehr zu sehen war. Das dreckige weiß-grau beherrschte wieder das Bild, als wäre nie ein Fremdkörper eingedrungen. Ed sah nur schemenhafte Schatten um ihn herum, alle Bäume, Büsche und Blumen wirken wie Illusionen. Wie als wäre das alles ein surrealer Traum, der seine Gedanken wiederspiegelte. Eine Schattenwelt, in der jeder klarer Gedanke von der Undurchdringlichkeit des Chaos geschluckt wurde. Es war als wenn Ed wüsste, das die Dinge da waren, dennoch vielleicht bildete er sich das nur ein, doch er hatte das Gefühl sie würden verschwinden, wenn er versuchte sie genauer zu betrachten. Ihre Farben, ihre Strukturen, ihre Bedeutung zu erkennen, wäre ihm nicht möglich, das spürte er tief im Inneren. Ein Farbblitz tauchte unweit von ihm auf, einfach so mitten aus dem Nebel. Das, was am deutlichsten von dieser Erscheinung hervor stich waren die Tannengrünen, fast schwarzen Haare, die sich in mitten des Graus regelrecht in seine Netzhaut brannten. Eds Herz begann vor Aufregung lauter zu schlagen. Dieses Grün! War es vielleicht möglich, das es wirklich er war, der ihm scheinbar ohne es zu bemerken über den Weg lief? Es wunderte Edward, dass er sich nicht bereits zu ihm umgedreht hatte, denn sein Herz schlug so unglaublich Laut in seiner Brust, das er sicher war, man müsse es über Kilometer hören können. So etwas wie Glückseeligkeit, pure Angst und Unsicherheit mischten sich in einem einzigen Strudel der Gefühle zusammen und er war nur noch zu einem einzigen Gedanken fähig, er musste Envy folgen. Sein Füße begannen wie von selbst sich zu bewegen, direkt hinter Envy her. Er war viel zu begeistert von diesem scheinbar klaren Gedanken, der sich ihm auftat, dass er nicht im geringsten auf seine Umgebung achtete. Er sah nur noch Envy, er war nicht fähig sich auf etwas anderes zu konzentrieren, wie als hätte der Nebel ihm jeden weiteren Gedanken gestohlen und in sich aufgezogen. Seine Gedanken einfach versteckt hinter seiner Undurchdringlichkeit, aber Envy war da, sowie der Gedanke an ihn. Er würde vielleicht endlich die Antwort finden, die ihn schon so lange quälte und vielleicht würde er dann auch wieder klarer sehen. Dann spürte er plötzlich keinen Boden mehr unter seinem Fuß und noch bevor er erfassen konnte was geschah, rutschte er den Abhang zum Fluss hinab und landete schließlich in seinen dunklen Fluten. Viel zu geschockt um auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen, sank er in die Dunkelheit. Die Kälte die sie mit sich brachte, war fast unerträglich. Nur mühsam konnte er seine Gliedmaßen dazu bewegen sich trotz der Kälte zu bewegen. Die Strömung trieb ihn langsam den Fluss hinab. Seine Bewegungen brachten ihn zuerst nur langsam voran, da sie sehr unkoordiniert waren. Doch auch nachdem er alles in einen gleichmäßigen Rhythmus gebracht hatte kam ihm der Weg zur Wasseroberfläche noch endlos vor. Schuld daran war vermutlich das zusätzlich Gewicht seiner Automails, die es ihm erschwerten an die, für ihn so lebensnotwenige, Luft zu kommen. Das Gefühl zu ersticken, drang in sein Bewusstsein ein, langsam aber mit einer erschreckenden Deutlichkeit. Seine Bewegungen wurden immer hektischer. Er setzte alle Kraftreserven frei, die ihm zur Verfügung standen um den Kampf um sein eigenes Leben, doch noch zu gewinnen. Er stand kurz vor dem K.O. Doch er würde nicht einfach aufgeben, die Vorstellung in dieser kalten Dunkelheit sein Ende zu finden, ohne die Antworten nach denen er sich so sehr sehnte, konnte er nicht ertragen. Dies war nicht der Ort, weder die Zeit in der er sterben würde! Das durfte es einfach nicht sein! Motiviert durch diesen Gedanken, durchstieß er im allerletzten Augenblick, die lang ersehnte Wasseroberfläche und sog gierig die feuchte, schwere Luft in seine beanspruchten Lungen. Mit der Luft erfüllte seinen Körper eine unglaublich Erleichterung, dieser dunklen Kälte vorerst doch entkommen zu sein. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm, den ihm nächsten Moment schlug Eds Kopf heftig gegen einen aus dem Wasser ragenden Fels. Dunkelheit begann seinen Blick zu durchtränken. Verzweifelt versuchte er gegen sie anzukämpfen, doch sie ergriff immer mehr Besitz von ihm, umfing ihn mit ihrer bedeutungsschwangeren Trägheit und mit ihr kehrte auch die Kälte zurück. Verdächtige Geräusche ließen Envy blitzschnell herumfahren. Niemand war zu sehen, keine Menschenseele, gar nichts, außer dem undurchdringlichen Nebel. Trotzdem ganz in der Nähe hörte er ein Geräusch, das klang als wenn jemand Metal immer wieder gegen irgendwas Hartes schrammen lassen würde. Er lauschte angespannt, dann hörte er ein Platschen. Vielleicht nur ein Frosch, schoss es ihm kurz durch den Kopf, bis ihm wieder bewusst wurde, das es für diese Tiere noch viel zu kalt war. Doch was also dann? Vorsichtig näherte er sich dem Flussufer, bedacht darauf nicht zu nahe ranzugehen, da das rutschige Gras der Schräge, die hinunter führte, ihn sonst in die kalten Fluten zerren würde. Angestrengt blickte er auf die unruhigen dunklen Fluten hinab. Nichts war zu sehen. Er wollte sich gerade wieder abwenden, als sein Blick, noch einmal den Fluss hinab glitt. Hatte da nicht etwas Gold aufgeleuchtet? Neugierig folgte er dem Instinkt sich das genauer anzusehen. Schnell lief er am Flussufer entlang, der Strömung folgend. Tatsächlich inmitten des Schwarzes, funkelte eine goldblonde Mähne auf. Ihm nächsten Moment durchbrach ein bekanntes Gesicht die Oberfläche. Envy Herz setzte einen Moment lang aus. Es war Fullmetal! Gebannt haftete sein Blick auf Ed. Er sah wie Ed von der Strömung gegen den Felsen geschleudert wurde und scheinbar unmächtig in den reißenden Fluten versank. Entsetzen und Ärger breiteten sich in ihm aus. Ohne weiter darüber nachzudenken folgte er seinem Erzfeind, in die kalten, rauen Fluten. Er konnte das nicht zulassen, das durfte nicht das Ende sein, er würde es verhindern. Er spürte die Kälte des Wasser kaum, brannte doch tief in seinem Inneren eine Entschlossenheit, die keine Kälte dieser Welt zum erlöschen bringen würde. Mit kräftigen Zügen folgte er dem schimmernden Gold, das der Fluss mit sich zerrte, weit weg von hier, doch genau das würde Envy zu verhindern wissen. Als er fast bei ihm war, tauchte Envy ab in die Dunkelheit, schwamm immer weiter diesem leuchtenden, unübersehbaren Gold entgegen. Er schien so nah und doch kam es Envy wie eine Ewigkeit vor, bevor er Edwards schlaffen Körper mit einem Arm umfing. Er sah wie kleine Luftblasen aus Eds geöffneten Mund austraten. Wenn er ihn nicht schnell aus dem Wasser schaffte, würde er unweigerlich sterben. Von diesem Gedanken beflügelt schwamm er mit aller Kraft die er hatte, der Wasseroberfläche entgegen. Edward fest umklammert, kam er dem gedämpften Licht immer näher. Dann durchbrach er die Wasseroberfläche und zog Edward ebenfalls soweit hinaus, das sich sein Kopf über dieser befand. Die feuchten Strähnen klebten ihm am Gesicht, kein Lebenszeichen. Panik ergriff Envy, so konnte es mit dem Fullmetal Alchemist nicht zu Ende gehen. Mit einigen weiteren kräftigen Zügen schwamm Envy Richtung Ufer und versuchte sich an Rand irgendwie festzuhalten, doch der Matsch so dicht am Ufer war einfach zu rutschig und die Strömung zu stark. Langsam breitete sich Verzweiflung in ihm aus, würde Ed nicht bald aus dem Wasser kommen, wäre es unweigerlich zu spät. Jedoch meinte es das Schicksal gut mit Envy, den der Fluss teilte sich und sie wurden in einen immer kleiner werdenden Nebenfluss gespült. Irgendwann spürte Envy Boden unter den Füßen und begann sofort zu laufen. Immer darauf bedacht Eds Kopf über der Wasseroberfläche zu halten. Am sicheren Ufer angekommen hievte er Fullmetals schlaffen Körper mühevoll hinaus und zog sich anschließend selber aus den mörderischen Fluten. Er zog Ed noch ein kleinen Stückchen vom Fluss weg, um nicht das Risiko einzugehen, das er wieder hinein fällt. Schnell legte Envy seine Finger um Eds Handgelenk. Er spürte keinen Puls, nicht das geringste Lebenszeichen. Adrenalin durchflutete seinen Körper. Envy hielt Eds Nase zu und presste seine kalten, nassen Lippen auf Eds und versuchte so ihm neues Leben einzuhauchen. Das wiederholte er zwei, drei Mal. Dann legte er beide Hände auf Eds Brust und begann regelmäßig Druck darauf auszuüben. „Verdammt wag es ja nicht zu sterben, Fullmetal!“, brüllte er den bewusstlosen dabei an. Ein weiteres Mal verschloss Envy Eds Mund mit dem seinen. Er musste wieder atmen, er musste einfach! Leise Verzweiflung bahnte sich in Form einer Träne ihren Weg über Envys Gesicht. Wieder begann er mit dem Pumpen. „Atme gefälligst! Ich bin der Einzige der dich töten darf, also atme verdammt!“, brüllte er. Wie als hätte er ihn endlich erhört spuckte Ed endlich Wasser und setzte sich hustend auf. Envy strich ihm beruhigend über den Rücken, bis sich seine Brust wieder gleichmäßig hob und senkte. Erleichterung breitete sich in Envy aus. Er lebte. Jetzt wo der Adrenalinschub langsam wieder nachließ und es keinen Grund zur Panik mehr gab, fragte Envy sich wieso er ihn eigentlich gerettet hatte? Schnell wurde die sonst so zierliche, leise Stimme in seinem Kopf laut und offenbarte ihm zum wiederholten Male, dass was er einfach nicht war haben wollte. Er wollte Ed nicht töten. Er mochte ihn sogar, auch wenn sie immer ein sehr feindseliges Verhältnis zueinander gehabt hatten. Er konnte sich eine Welt ohne ihre gelegentlichen Treffen nicht mehr vorstellen, so absurd das auch klingen mochte. Er würde ihn nicht töten, vielleicht verletzen, aber gewiss nicht töten. Ed trieb umher in einem Meer aus Dunkelheit, nicht fähig zu sagen wo oben oder unten sei. Ein Gefühl der Leichtigkeit hatte ihn erfasst. Alle Verantwortung schien von ihm abgefallen zu sein. Nichts erschien mehr wichtig. Er ließ sich einfach von der dunklen Gleichgültigkeit umgarnen ohne zu merken, dass sie ihn immer weiter seinem endgültigen Tod entgegen führte. Dann durchflutete plötzlich ein helles Licht die Finsternis. Ed sah zu dem Licht hinauf und eine innere Wärme schien sich in ihm auszubreiten. Mit dem Licht wurden auch leise geflüsterte Worte zu ihm herübergeweht. „... nicht sterben, Fullmetal!“, flüsterte diese vertraute Stimme. Sie versuchte ihn an etwas zu erinnern, etwas sehr wichtiges. Ed konnte sich nicht genau daran erinnern, was es war, aber er musste es wissen, das spürte er. Aus seiner Starre erwachend ging er dem Licht entgegen. Je näher er ihm kam, desto mehr Sinneseindrücke wirkten auf ihn ein. Der leicht salzige Geschmack in seinem Mund, das Rascheln von Gras und hektische Atemzüge in seinen Ohren, der Geruch von Feuchtigkeit in seiner Nase gepaart mit dem kalten Tropfen, die immer wieder auf sein Gesicht fielen und diese samtenen kalten Lippen, die die seinen bedeckten. Dann der Druck auf seiner Brust und die nun deutlich werdendere Stimme, die ihn mit einer Intensität zum Atmen aufforderte, dass er einfach nicht anders konnte als dieser Aufforderung nachzukommen. Er wurde in gleißendes Licht getaucht und das Nächste was er spürte, war der starke Schmerz im Hinterkopf und seine Lungen die wie Feuer brannten, bei dem krampfhaften Versuch das Wasser zu verdängen um dem Sauerstoff platz zu machen. Sofort spürte er eine warme Hand, die sanft und beruhigend über seinen Rücken strich. Die Hand erreichte schnell die gewünschte Wirkung. Eds Atmung normalisierte sich langsam wieder. Nun wand er den Kopf leicht zur Seite, um seinen Retter zu betrachten. Er blickte in tiefes Lila, umrahmt von grün-schwarzen Strähnen, die feucht an seinem Gesicht klebten. Sein Blick war eine Mischung aus Sorge und Erleichterung. Edward verstand die Welt nicht mehr. Allzu gerne hätte er ihn nach dem Grund gefragt, doch sein geschundener Hals würde nur ein unverständliches Krächzen hervorbringen. Somit konnte er ihn nur stillschweigend fragend ansehen. Er hätte schließlich selbst sterben können bei dem Versuch ihn zu retten. Wieso sollte Envy sich in solche Gefahr begeben? Es war ihm völlig unbegreiflich, wie auch ihr letztes Treffen. Wie als hätte Envy sich an Eds Rücken verbrannt zog er seine Hand zurück und brachte sogleich etwas Abstand zwischen sie. Unsicher schaute er Edward an. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder. Scheinbar wollte er etwas sagen, wusste aber nicht wie. Dieser sonst so kaltblütige, entschlossene Homunkuli rang doch tatsächlich nach Worten. „Ich habe dich nur gerettet um dich mit meinen eigenen Händen umzubringen, damit das klar ist“, versuchte er seine Tat zu rechtfertigen, schaute dabei jedoch die ganze Zeit zu Boden. Dieses ganze Verhalten löste ein merkwürdiges Gefühl in Edward aus und hinterließ ein Kribbeln auf seiner Haut. Irgendwie fühlte es sich richtig an und irgendwie auch falsch. Als Envy sich langsam zum Gehen wenden wollte, schüttelte Ed den Kopf und brachte nur einen undefinierbaren Laut hervor bei dem Versuch „Nicht“ zu sagen. Er durfte nicht gehen, bevor er ihm nicht den wahren Grund erklärt hatte, er durfte einfach nicht! Denn das würde Ed mehr quälen als alles andere, was er ihm je angetan hatte. Envy fiel es so schon schwer genug einfach zu gehen, ohne die Gewissheit zu haben, dass Ed jetzt alleine klar kam, doch dieser Blick, dieses Flehende darin hielt ihn doch noch einen Moment länger an dem Fleck auf dem er stand. Zum wiederholten Male überkam ihn das Bedürfnis Edwards weiche Haut zu berühren, doch es würde die ganze Sache nur weiter verkomplizieren. Envy war schon verwirrt genug von seinen Gefühlen. Würde er jetzt bleiben würde das vielleicht zu Dingen führen, die sie später möglicher Weise beide bereuen würden. Er schluckte schwer. Es fiel ihm unglaublich schwer sich von Eds fast hilfloser Erscheinung abzuwenden. Es wäre so einfach ihn zu verletzen, ihn zu töten oder auch ganz andere Dinge mit ihm zu tun. Es war ein wirklicher verlockender Gedanke, doch Envy war sich zu unsicher was er wirklich wollte. Zuerst müsste er sich darüber im Klaren werden, um sich Ed gegenüber dementsprechend zu verhalten. „Wir sehen uns bald wieder, Fullmetal“, murmelte Envy und verschwand im Nebel, die Hände zu Fäusten geballt, um nicht doch an seinem Entschluss zu gehen zu zweifeln. Als er sicher war das Edward ihn nicht mehr sehen konnte, begann er zu rennen, so schnell wie ihn seine Beine nur trugen. Er versuchte vor diesen Gefühlen wegzulaufen und vor allem vor der Person durch die sie ausgelöst wurden. Nie hätte er geglaubt, das er ausgerechnet für IHN so etwas empfinden konnte. Als Envy aus der Nebelwand herausbrach strahlte ihn die Sonne an. Er war erschöpft vom vielen Laufen und seine Beine gaben unter ihm nach. Er konnte es nicht verstehen, wieso verlangte es ihn ausgerechnet nach seinem größten Feind? Lag darin nicht eine gewisse Ironie? War nicht auch nur der Ansatz einer Hoffnung zum scheitern verdammt? Obwohl...wozu war er eigentlich Gestaltenwandler? Vielleicht würde ihm Ed gehören können, wenn er ihm in anderer Form begegnete? Oder vielleicht würde er seine Sehnsucht auch befriedigen können, wenn er nur ein einziges Mal ganz ihm gehörte, im ausgeliefert war, vielleicht würde es schon reichen sich das was er wollte gewaltsam zu nehmen? Kapitel 3: Ausbruch ------------------- Als Ed an diesem Tag zurückkehrte, war er noch immer nicht fähig zu sprechen, jedoch nicht weil es ihm seine Stimmbänder nicht erlaubt hätten, sondern viel mehr weil ihm das ganze Erlebnis einfach völlig aus der Fassung brachte. Obwohl Ed dafür gesorgt hatte, dass er wieder trocken war wusste sein Bruder sofort das etwas geschehen war, kaum das er auch nur einen Fuß durch die Tür gesetzt hatte. „Ed, was ist geschehen? Irgendwas stimmt doch nicht mit dir, oder täusche ich mich?“, fragte Al besorgt als der Ältere sich neben ihn auf die Coach sinken ließ. Er schaute seinem Bruder tief in die Augen, er wusste das Lügen bei ihm sinnlos war, er würde es sofort merken. Al kannte ihn einfach viel zu gut, bemerkte jede noch so kleine Stimmungsschwankung in seinem Gemüt. Vielleicht war das manchmal ein Segen, aber in solchen Fällen eher wie ein Fluch. Er seufzte schwer in Anbetracht der Lage. „Es sind in den letzten Stunden einige, für mich, unbegreifliche Dinge geschehen. Ich denke nicht das ich jetzt schon in der Lage bin es dir zu erklären, verstehe ich es doch selber nicht wirklich. Zu gegebener Zeit werde ich das können...doch vorher bedarf es noch der Klärung der Einzelheiten“, versuchte Ed seinem kleinen Bruder verständlich zu machen. Dieser ließ die Sache damit vorerst auf sich beruhen, denn Al wusste das es keinen Zweck hatte ihm mehr entlocken zu wollen und abgesehen davon vertraute er darauf das sein Bruder dieses Geheimnis eines Tages lüften und offenbaren würde, wenn er dies selbst geschafft hatte. „Al?“, flüsterte Ed in die anhaltende Stille. „Ja Bruder?“, bekam er sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Bruders, der sich natürlich fragte was nun folgen würde. „Glaubst du das sich Menschen von Grund auf verändern können?“, fragte Ed fast zögerlich, da er sich nicht sicher wahr auf welche Art von Gedanken ihn das bringen würde. „Natürlich können sie das, Ed“, war Als simple Antwort auf diese, für Ed unglaublich schwierige, Frage. Aber streng genommen waren Homunkuli auch gar keine richtigen Menschen. Konnten für sie trotzdem die gleichen Bedingungen gelten? War es wirklich möglich, dass sich ausgerechnet Envy zu einem gutherzigen Kerl entwickelte? Obwohl es an Skurrilität kaum zu übertreffen möglich war, schien es fast so. Vielleicht sollte Ed versuchen ihm auch nicht mehr ganz so feindselig zu begegnen? Aber Envy hatte schon viele abscheuliche Dinge getan, weswegen Ed sich nicht sicher war, ob ihm das wirklich gelingen würde. Dennoch würde er sich bei ihm bedanken müssen, immerhin hatte er ihm das Leben gerettet. Gut, vielleicht wäre er nie in den Fluss gefallen wäre Envy nicht plötzlich aufgetaucht und wäre Ed ihm nicht wie hypnotisiert gefolgt, allerdings wäre er nicht hinterhergesprungen läge Ed jetzt als Wasserleiche irgendwo am Grund des Flusses. Aufgeweicht und von Fischen zerfressen, kalt und endgültig tot, wirklich keine schöne Vorstellung. Sie ließ ihn regelrecht frösteln. Dies bemerkte Al natürlich und legte fürsorglich eine Decke um seinen großen Bruder, welcher ihm als Dank ein warmes Lächeln schenkte. Manchmal fragte sich selbst Ed wer sich hier um wen kümmerte. Jedoch hielt dieser Gedanken nicht lange an, denn wieder drängte sich der merkwürdige Homunkulus in seine Gedanken. Wenn Envy ihn wirklich nur gerettet hatte um ihn selbst umzubringen, wieso hatte er es dann nicht schon längst getan? Vor allem erstaunte es Ed, dass es Envy scheinbar überhaupt nichts ausgemacht hatte ihn durch Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Er war ein wirklich komischer, irgendwie kribbeliger Gedanke, dass die Lippen von Eds größtem Feind die seinen bedeckt hatten. Konnte Envy sein Rivale, rein um des Kampfeswillen, so wichtig sein, das er sogar eine solche Verbindung dafür hinnahm? Das Erschreckenste an diesen Gedanken war wohl die Tatsache, das sie in Edward keinerlei ekel oder furcht hervorriefen. Immerhin war Envy sein größter Feind und zudem ein Mann, doch alles was Ed im Bezug darauf spürte war dieses undefinierbare Kribbeln in der Magengegend und puren Verwirrung über sich selbst und Envy. Denn Rest des Abends saßen Ed und Al schweigend zusammen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Al grübelte darüber nach, was seinem Bruder wiederfahren sein könnte und ob er ihm nicht vielleicht doch irgendwie helfen konnte. Ed hingegen begann sich langsam zu fragen, ob er und Envy vielleicht sogar Freunde hätten werden können, hätten sie sich unter anderen Umständen und zu einer anderen Zeit kennengelernt, einer Zeit in der Envy noch Mensch gewesen war. Doch unter den gegebenen Umständen wäre eine Veränderung ihres Verhaltens zueinander theoretisch eher unwahrscheinlich, da keiner dem anderen wirklich unvoreingenommen gegenüber treten konnte, da sie beide schon mehrmals versucht hatten sich gegenseitig umzubringen. Doch Envys Verhalten zu Ed änderte sich und genau das war der Grund warum Ed so verwirrt war, hielt er es in der Theorie doch für völlig unmöglich und doch geschah es. Allerdings hatte Envy ja gesagt, sie würden sich bald wiedersehen. Vielleicht würde Ed dann endlich die Antworten bekommen, die nach dieser Nah-Tod-Erfahrung , nur noch brennender auf seiner Seele lasteten. „Ed, du solltest versuchen etwas zu schlafen“, murmelte Al irgendwann. Es dauerte einen Moment bis die Worte durch das Chaos hindurchbrachen und ihre Bedeutung preisgaben. Ed schaute auf die Uhr an der Wand und stellte fest das es bereits 1 Uhr war. „Ja, ich denke du hast recht, Al. Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereite“, meinte er schwach lächelnd. Kurze Zeit später lag er auch schon im Bett und versuchte zu schlafen. Doch jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er große lila Augen und tiefgrüne Haare mit diesem typischen, hämischen Lächeln auf den Lippen, doch im nächsten Moment veränderte sich das Gesicht in ein etwas Besorgtes, viel weicheres Abbild des Originals. Egal wie oft Edward die Augen öffnete und anschließend wieder schloss, dieses Bild von Envy tauchte immer wieder vor seinem inneren Auge auf. Nicht einmal im Schlaf kam er mehr von diesem Thema los, was dafür sorgte, dass er noch sehr lange wach lag, weiter nachgrübelnd ohne zu der erlösenden Antwort zu kommen. Dennoch überkam ihn nach etlichen Stunden ein leichter, traumloser Schlaf. Envy hatte einen Entschluss gefasst. Er hatte eingesehen das es keinen Sinn machte zu versuchen seiner Sehnsucht nach Ed zu entkommen. Wenn die Sehnsucht das nächste Mal an ihm zerrte, würde er ihr einfach nachgeben. Es wäre ein Leichtes für ihn an Fullmetal herauszukommen und ohne seine Automails wäre er Envy bedingungslos ausgeliefert. Wieso sollte man höflich anfragen, wissend das die Antwort sowieso nein lauten würde, wenn man sich einfach das Gewollte nehmen konnte? Was die Anderen dann denken würden wäre ihm auch völlig egal, er würde einfach behaupten, das Fullmetal ein gutes Spielzeug abgab und es zu gegebener Zeit kein Problem darstellen würde dieses zu zerstören, obwohl Envy tief im Inneren wusste, dass er das nicht tun konnte. Seine Sehnsucht würde ihn dann um den Verstand bringen, ihn in den Wahnsinn treiben für den Rest seines Lebens, jedenfalls wenn sich an diesem Verlangen bis dahin nichts änderte. Envy wusste auch nicht wie weit er gehen musste, um seine Begierde zu stillen, doch auch das spielte keine große Rolle, da er sicherlich bald Gelegenheit haben würde es auszuprobieren und dabei wäre es ihm auch völlig gleichgültig ob er Edward körperlich oder seelisch verletzte. Für ihn zählte nur die Erfüllung seiner Wünsche und Gelüste. Diesen Abend kehrte er nicht zu den Anderen zurück. Es gab nicht den geringsten Grund dafür und es würde sowieso niemanden kümmern, wenn Dante nicht gerade wieder irgendeinen Auftrag hatte und außerdem gab es von ihm noch genug andere, die das im Notfall auch übernehmen könnten. Solange sie Dantes Befehlen folgten, fragte sie auch nicht weiter nach, was die Homunkuli zwischendurch so trieben, außerdem hatte sie ihnen versprochen sie wieder menschlich zu machen. Ganz traute Envy ihr nicht, aber er hatte sowieso nichts besseres zu tun, also spielte er das kleine Spiel einfach mal mit. Ohne weiter über einen Grund nachzudenken ging er in die Stadt, wechselte die Gestalt fast schon automatisch, in einen jungen, blonden Mann. Ohne klares Ziel vor den Augen lief er durch die menschenleeren Straßen. Die wenigen Autos die vorbeifuhren entließen ihre dreckigen Abgase in die klare Nachtluft. Hier und da hörte man immer wieder Deckel scheppern, Katzen fauchen oder die lauten unverständlichen Gespräche der Betrunkenen. In vielen Fenstern war das Licht bereits erloschen, doch hier und da strahlte das gedämpfte Licht dennoch auf die Straße. Rein aus einem Impuls heraus bog er an der nächsten Kreuzung rechts ab und entdeckte einige Meter vor ihm einen Schatten, nicht wichtiger als eben ein solcher würde er dieses unbedeutende Lebewesen passieren. Die Erinnerung würde sofort wieder verblassen, ganz so als ob es seinen Weg niemals gekreuzt hätte. Viele Dinge zerflossen in Unbedeutendheit in Anbetracht der Ewigkeit, die einigen Wenigen gegeben wurde, zu denen auch er selbst gehörte. Je näher Envy dem Schatten kam umso klarer wurden die Konturen. Es formte sich ein Bild, das kurz aufblühen würde, wenn er dort wäre und anschließend sofort wieder verwelkte. Es war eine junge Frau mit blonden, leicht wirren Haar, viel zu leicht bekleidet für die Jahreszeit. Sie war stark geschminkt und folgte jeder Bewegung Envys mit ihren großen brauen Augen, an denen lange Wimpern hingen. Je näher er kam umso stärker wirkte ihr Bild auf ihn. Dieser Blick, lasziv, fordernd und gleichzeitig bittend, ihm förmlich entgegenschreiend das sie bereit war sich ihm völlig zu unterwerfen. Der leicht geöffnete rote Mund der stumme Worte flüsterte niemals dazu bestimmt zu seinem Gehör vorzudringen, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Ihr nur leicht bedeckter Körper gesalbt mit zahllosen Ölen, um diesen sanften Glanz der Haut, im faden Licht der Straßenlaternen, zu erzeugen. Dazu die ganzen, kleinen, aufgestellten Haarchen auf ihren Armen, die ein deutliches Zeichen für Kälte waren und auch die langen, schlanken, fast zerbrechlichen Beine, die in grotesken, viel zu hohen Schuhen endeten. An diesem Punkt war sich Envy nicht mehr sicher, ob sie wirklich gleich wieder verblassen würde, denn irgendetwas an ihr hielt seinen Blick gefangen. Verlangte es ihn vielleicht nach dieser Frau? War Edward vielleicht doch gar nicht nötig um dieses Verlangen zu stillen? Als er ihr bereits sehr nahe war und jede noch so kleine Wimper einzeln hätte zählen können, erhob sie ihre helle, jedoch etwas raue Stimme. Nicht ohne noch einmal ihren Blick bewusst langsam über ihn gleiten zu lassen. „ Du siehst verspannt aus. Vielleicht kann ich da Abhilfe schaffen?“, bot sie sich an. Er schaute ihr weiterhin in die Augen, sie würde anschließend Geld verlangen, soviel war klar. Jedoch konnte er auch einfach so verschwinden, keine Verpflichtungen, keine lästigen Fragen oder dummen Kommentare. Sie bemerkte, das er über ihr Angebot nachdachte und versuchte ihn etwas in seiner Entscheidung zu beeinflussen. Sie kam ihm so nahe, dass er bereite ihren warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Dann legte sich ihre eiskalte Hand auf seinen Oberarm, wanderte weiter über die Schulter bis hin zum Rücken, wo sie einen Moment verweilte. Er spürte wie ihr Körper sich an seinen Rücken schmiegte, ihr warmer Atem strich zaghaft über seinen Hals. Ebenso zaghaft bahnten sich ihre Hände von hinten über seine Hüfte den Weg zu seiner Brust. Er machte keine Anstalten sie zurückzuweisen. Wieso sollte er es nicht auf einen Versuch ankommen lassen? Geleitet von der Begierde des wärmenden Körpers drehte er sich zu ihr um und zog sie in seine Arme. Fordern, sich fast ertränken wollend legten sich seine Lippen auf die Ihren. Diese braunen Augen. Sie störten! Envy schloss die Augen und kaum das er das tat, tauchte Eds Gesicht vor seinem Augen auf. Der Auslöser dafür das er sich nur noch begieriger verhielt. Er war dabei die Frau ganz für sich einzunehmen, aber nur weil er dabei Edward vor seinem geistigen Auge sah. Die Frau war überwältig von der Leidenschaft dieses jungen Mannes, sie wusste kaum wie ihr geschah. Sie fühlte sich von ihm völlig eingenommen, jedoch nicht bedrohlich eingeengt oder dergleichen. Sie fühlte sich seit langen wieder wirklich begehrenswert und würde jede Sekunde voll auskosten in der dieses Gefühl anhielt. Envy zog die Frau nah an sich und drängte eins seiner Beine zwischen die Schenkel der Frau, die dies bereitwillig willkommen hieß. Noch immer waren Envys Augen geschlossen und so löste diese einladende Reaktion fast eine Art Euphorie in ihm aus. Das Blut pochte unglaublich Laut in seinen Ohren und er drohte fast an dem Kuss zu ersticken, doch er würde seine Lippen nicht von Edwards nehmen, nicht mal wenn er dafür eins seiner vielen Leben hergeben musste. Er tat es tatsächlich, er starb, doch sein Körper regenerierte sich sofort wieder, welches nur er wirklich realisierte, weil er das kurze Brennen seiner Lungen spürte, die regelrecht nach Sauerstoff schrien. Als sich dann 10 Sekunden später die weichen Lippen von den seinen zu lösen versuchten, verkrallte er sich im Haar der Frau, um die Verbindung aufrecht zu erhalten. Vor seinem geistigen Auge, sah er dem unterwürfigen, fordernden Blick von Ed mit leicht rotem Gesicht, diese Lippen durften sich einfach nicht von den seinen trennen, sie durften nicht! Erst versuchten zarte Hände, Envy von sich wegzudrücken, er tat es als kleine Zierde ab, vielleicht war es ihm peinlich. Innerlich musste Envy grinsen über die Schüchternheit seines sonst so vorlauten Erzfeindes. Aus diesem Gedanken heraus bemerkte er kaum, das die Hände immer verzweifelter versuchten sich von ihm zu lösen, aber ohne darüber nachzudenken veranlasste es seinen Körper nur dazu, den kleineren Zierlicheren noch fester an sich zu drücken. Erst als sich das gesamte Gewicht seines Gegenübers in seine Arme sinken ließ, öffnete er wieder die Augen. Erst jetzt holte ihn sein Verstand in die Wirklichkeit zurück. Es war nur eine billige Hure gewesen, nicht Edward, jedoch hatte ihn bei dieser Vorstellung einfach die Lust überwältigt. So sehr, das er die Frau zu tote geküsst hatte. Sie atmete nicht mehr, er ließ sie lieblos zu Boden fallen. Heftig schlug ihr Kopf auf dem Boden auf und hinterließ eine Spur warmen, feuchten Rotes auf dem dreckigen Asphalt. Er sah die Leiche der Frau, die er so eben getötet hatte emotionslos an. Es war nicht diese Frau gewesen die er wollte. Sie war unbedeutet, ihr Tod stellte nicht mehr da als die Unbedeutendheit wenn man eine Kerze ausblies. Angewidert das er sich überhaupt erst mit ihr eingelassen hatte ging Envy. Wieso verlangte es seinen Körper nur so sehr nach diesem Fullmetal Knirps? Was war an ihm so besonders, das es unbedingt er sein musste? Er strich sich seine nun blonden Haare aus dem Gesicht, doch obgleich seine Sicht wieder freier war, seine Gedanken waren es nicht. Ohne wirklich zu realisieren wo er hinging gelang er schließlich in einen Park. Er ließ sich auf die nächst beste Bank fallen und stützte seine Ellbogen auf seine Oberschenkel auf, während er beide Hände in der blonden Mähne vergrub. Was war nur mit ihm los? Wieso war seine Welt so kaputt? So wirr und abgründig? Plötzlich aus heiterem Himmel begann er zu grinsen, welches sich zu einem merkwürdigen Lachen entwickelte welches sich dem nächtlichen Horizont entgegen streckte. Er wurde langsam wahnsinnig, oder besser noch wahnsinniger als er sowieso schon war. Gefühle, Gedanken wandelten sich ins Gegenteil, bei einem solchen wirren Geist wie seinem. Envy würde es einfach akzeptieren, wieso sollte er auch nicht? Vorher war er noch skeptisch gewesen, doch im war nun klar, das ihn nichts und niemand daran hindern konnte, das zu bekommen was er wollte. Das was er im Moment am meisten wollte, war sein Erzfeind, er wollte ihn mit Leib und Seele und egal was es kostete, er würde ihm gehören, ihm ganz alleine. Er würde alle Störfaktoren beseitigen die sich zwischen seine Begierde und ihn stellte, völlig unabhängig davon ob sie nun eigentlich Freund oder Feind waren, wenn sie ihm etwas nehmen wollten, was ihm gehörte, waren sie alle Feinde. Selbst wenn sich die ganze Menschheit und seine eigene Rasse als Feind herausstellen würde, er würde keine Sekunde zögern. Die Verrücktheit strahlte nun wieder aus lila Augen, die sich leuchten düster von der Umgebung abhoben. Kapitel 4: Bekanntschaft ------------------------ An diesem Morgen wurde Ed von den zarten Strahlen der Frühlingssonne geweckt. Müde blinzelte er in den von Licht durchfluteten Raum. Alles schien wie immer, dennoch beschlich Ed der Verdacht, dass irgendetwas eben nicht stimmte. Er suchte den Raum mit dem Blick ab, fand jedoch immer noch nichts ungewöhnliches, was dieses Gefühls ausgelöst haben könnte. Es war wie eine Vorahnung, er wusste das irgendetwas passieren würde. Er vermochte nicht mal ansatzweise zu sagen was geschehen würde, geschweige denn ob es gut oder schlecht sein würde, doch irgendetwas Entscheidendes würde sich ändern. Dieses Gefühl veranlasste ihn sogar dazu, mit dem Gedanken zu spielen einfach im Bett liegen zu bleiben, doch letztendlich siegten Neugierde und Pflichtgefühl. Nachdem er sein Frühstück beendet hatte, las Edward die Zeitung, die sein Bruder vorrausschauend heute schon besorgt hatte. Mehr zufällig stieß er auf der zweiten Seite auf einen scheinbar rätselhaften Mordfall. Eine junge Frau, wahrscheinlich eine Hure wurde früh am Morgen tot aufgefunden, was an sich nichts ungewöhnliches war. Jedoch stand in dem Artikel, das der Fall einige Fragen aufwarf, da die Frau nicht an der Kopfverletzung gestorben sei. Edward sah sich das Bild an, von der Leiche der Frau wie sie schlaff auf dem Gehweg lag und eine riesige Pfütze Blut um ihren Kopf herum verteilt war. Es erschien ihm nicht so, das ihr toter Körper noch weitere Verletzungen aufwies, aber das konnte man alleine von diesem einen Foto schlecht sagen. Er schloss die Zeitung und verließ das Hotel, indem er und Al momentan wohnten. Al hatte gesagte das er Winry von Bahnhof abholen würde, da sie spontan beschlossen hatte, mal wieder nach den beiden zu sehen. Ed seufzte und lief Richtung Militär Hauptquartier. Sein Weg führte ihn mitten durch die Einkaufstraßen der Stadt, welche selbst am frühen Vormittag schon sehr belebt waren. Als Ed an einem Zeitungsstand vorbeilief fiel sein Blick zufällig auf das Titelblatt der Central Times, dem anderen Zeitungsverlag der Stadt. Dieser Mordfall über den er gerade noch gelesen hatte pragte dort vorne auf dem Titelblatt. Erst wollte er weiterlaufen, dann entschloss er sich jedoch spontan dazu noch einmal umzudrehen und sich diesen Artikel etwas genauer anzusehen. Er vermochte nicht zu sagen, was ihm an gerade diesem Mordfall so zu interessieren schien, es war schlicht und ergreifend der Fall. Kurz bevor er den Stand wieder erreicht hatte stieß er mit jemanden zusammen. Sie prallten mit den Köpfen zusammen und Edward fiel rückwärts zu Boden. Ihm entfuhr dabei ein kurzer Schreckenslaut und dann rieb er sich erst mal den Kopf wegen des Schmerzes. Dann sah er nach oben. Ein junger Mann in blau gekleidet mit braunen, wirrwirkenden Haaren stand vor ihm und bot ihm seine Hand an um ihm aufzuhelfen. „Verzeihung, ich muss wohl geträumt haben. Alles okay bei dir?“, meinte er freundlich und kratzte sich etwas verlegen am Kopf nachdem er Edward wieder aufgeholfen hatte. Dieser Mann trug zwar die Militäruniform, doch Edward war sich sicher ihn nicht zu kennen. Natürlich kannte Ed nicht jeden persönlich, aber die meisten dort ja wenigstens vom sehen, aber er war ein völlig neues Gesicht. „Schon gut, alles okay“, murmelte Ed und klopfte sich dem Staub von seiner Kleidung. Normalerweise wäre dies der Zeitpunkt gewesen an dem sich ihre Wege wieder getrennt hätten, jedoch war dem nicht so. „Verzeihung das ich dich noch weiter belästige, aber kannst du mir vielleicht sagen, wo ich das Militärhauptgebäude finde?“, fragte er mit einem verlegenen Lächeln. Edwards logische Schlussfolgerung aus dieser Frage war die Annahme, das er nicht von hier kam. Aber Ed wollte ja sowieso in die gleiche Richtung, da konnte er diesen etwas merkwürdigen Mann auch mitnehmen. „Ich werde es ihnen zeigen, da ich da sowieso auch hinwollte. Folgen sie mir einfach“, meinte Ed und setzte sich wieder Richtung Hauptquartier in Bewegung. Der junge Mann folgte ihm. Völlig vergessen war Eds Vorhaben sich den anderen Zeitungsartikel noch einmal genauer anzusehen. „Ich heiße übrings Edward Elric“, erwähnte Ed so ganz nebenbei, weil er es für unhöflich erachtete sich nicht einmal vorzustellen, wo sie nun schon ein gemeinsames Ziel hatten. „Ist nicht war, du bist Edward Elric? Der Fullmetal Alchemist? Wahnsinn das ich dich mal kennen lerne, man hört viel über dich“, meinte sein Begleiter plötzlich ziemlich begeistert. Doch was ihn wohl am meisten verwunderte, war die Tatsache das kein Kommentar der Art „Ich hatte dich mir viel größer vorgestellt, du bist ja noch ein Kind“ kam. Mit so was musste sich Ed normalerweise immer wieder rumplagen, dennoch war er froh über die Tatsache, das es diesmal nicht der Fall war. „Ich heiße Samuel Flanker, aber nenn mich einfach Sam. Ich freu mich wahnsinnig dich kennen zu lernen, Edward“, meinte er immer noch sehr euphorisch und reichte Ed seine Hand. „Ganz meinerseits, Sam“, entgegnete Ed und schüttelte die ihm dargebotene Hand. „In deinem Alter schon so ein begnadeter Alchemist zu sein, ich wirklich mehr als beeindruckend“, plapperte Sam fröhlich neben Ed her. So gelobt zu werden war Ed gar nicht gewöhnt, jedoch erfüllte es ihn mit einem gewissen Stolz. „Gehörst du offiziell eigentlich den Leuten aus Central an? Oder wo bist du zugeteilt?“, fragte Sam neugierig. „Ich unterstehe zur Zeit Oberst Leutnant Roy Mustang hier in Central“, antwortete Ed. „Und wie ist der so?“, fragte Sam weiter bevor er erklärend hinzufügte, „ Ich wurde nämlich gerade nach Central versetzt und vielleicht wird er ja auch mein neuer Vorgesetzter, deswegen wüsste ich gerne woran ich bin.“ „Roy Mustang?“, grinste Ed verschmitzt, „er ist ein egoistischer, fauler Weiberheld, der nicht besseres zu tun hat, als Anderen, die Arbeit aufzuhalsen, die er selber eigentlich erledigen sollte, nur um seinen merkwürdigen Hobby nachzugehen“ Eine Art Sprachlosigkeit brachte kurze Stille zwischen die beiden, bevor Sam nicht gerade begeistert meinte: „Na das kann ja heiter werden“ „Na ja abgesehen davon kommt man ganz gut mit ihm klar, denn wenn man ihn wirklich braucht, ist er da“, meinte Ed lächelnd und zauberte damit nur noch größere Verwirrung auf Sams Gesicht. „Du wirst schon sehn“, meinte Ed und ließ das Thema damit auf sich beruhen. Kurze Zeit später betraten sie gemeinsam das Militärhauptgebäude. Als Es und Sam Mustangs Büro betraten stand dieser mit dem Rücken zu ihnen, sodass er ihr eintreten nicht wirklich wahrnahm. Scheinbar wollte er der versammelten Mannschaft gerade eine Mitteilung machen. Mit einer Handbewegung deutete Ed Sam, das er ihm leise näher ran folgen sollte. „Ihr seid heute früh gewiss schon drauf gestoßen, die Zeitungen machen ziemlich Wind um diesen Fall. Haben scheinbar auch nichts besseres zum schreiben. Na ja wie auch immer, irgendwer von euch muss die Ermittlungen übernehmen. Tatort, Leiche, eventuelle Hinweise sichten und möglichst bald den Mörder finden, nicht das es zu weiteren Morden dieser Art kommt. Obwohl ich es bezweifele, aber gibt es irgendwelche Freiwilligen?“, fragte Mustang mit leicht genervten Unterton. Obgleich Ed weder die Erfahrung noch das Gemüt für derartige Ermittlungen hatte, hob er etwas zögerlich die Hand. Eine Augenbraue des Oberst Leutnants glitt in die Höhe. Er sah Ed etwas abschätzig an, doch statt ihn noch mehr an seinem Entschluss zu zweifeln, sorgte es nur dafür das Ed diesen Fall noch mehr wollte. Die entschlossenen Bernsteinfarbenden Augen strahlten eine innerliche Stärke aus, die den Oberst jedes Mal von neuem überraschte, dennoch schien Ed ihm nicht gerade geeignet für diesen Fall. „Hast du denn irgendwelche Erfahrung auf dem Gebiet, Fullmetal?“, fragte er die Antwort schon erwartend, ihn nur etwas verunsichern wollend. Es folgte eine angespannte Stille, kein Anderer wagte es auch nur einen Mucks von sich zu geben, bis sich Sams Stimme erhob. „Wir könnten ja zusammen an dem Fall arbeiten?“, schlug er vor und deutete auf Ed und sich selbst. Mustang schien erst jetzt zu realisieren, das ein Fremder mit in dieser Besprechung saß. „Und sie sind?“, fragte Mustang abschätzig und musterte sein Gegenüber eingehend während er auf eine Erklärung wartete. „Leutnant Samuel Flanker, gerade frisch versetzt aus West City, vorher Einheit 9. Ermittler im Baker-Fall“, stellte Sam sich knapp vor und erntete somit Einiges an Getuschel. Jeder kannte den Baker-Fall. Ein Nacharmer von Melbourne Baker, okkultfanatischen Mörder von 13 jungen Frauen. Denn Ermittlern war später klar gewesen das er es gewesen war, jedoch gelang es ihnen nie ihn hinter Gitter zu bringen, den die Beweismittel die an den Tatorten gefunden wurden, waren so rar gesät, das es nie für eine handfeste Anklage gereicht hatte. Wie beim Original waren die Körper der jungen Frauen vor der Ermordung übel zugerichtet worden. Basierend auf dem fanatisch religiösen Glauben der zerschlagenden Lusanda-Sekte wurden den Frauen an bestimmten Stellen, mystisch-reinigende Symbole in die Haut geritzt oder teilweise sogar Haut entfernt. Sie wurden dazu gezwungen aberwitzige Bekenntnisse zu machen, in denen sie eine nie begangene Schuld eingestanden. Ihre Peiniger schreckten auch nicht vor weiterer Folter zurück. Alles das sollte letztendlich zu ihrer Erlösung beitragen, jedenfalls laut dem Glauben dieser Sekte. Jedoch war es in den Augen normaler Menschen nur der Versuch ihre grausame, quälende Leidenschaft zu rechtfertigen, die andere bis zum Tod unsägliche Schmerzen bereitete und sie mit dieser Qual so lange ausharren ließ bis sie selbst um den Tod bettelten. Wenige Ermittler hatten damals die mentale Stärke besessen, diesen Fall zu bearbeiten. Der Nacharmer ging genau nach den Berichten der Polizeiakten vor konnte jedoch kurz vor seinem 6 Mord überführt werden. Es handelte sich um einen langjährigen Angestellten der Mordkommission, der alles in seinem Leben durch einen Unfall verloren hatte und sich nun in den Versprechungen der Sekte und diesem Fall festgebissen hatte. Jedoch hatte er glücklicherweise nicht die Raffinesse von Melbourne besessen. Roy schaute erst Ed an und dann wieder Sam. Er dachte über diese Möglichkeit nach, dann nickte er langsam. „In diesem Fall kann ich ihnen diesen Mord ja getrost anvertrauen. Sicherlich ist es keine schlechte Idee wenn du mit einem Profi zusammen arbeitest, Fullmetal. Du kannst bestimmt viel lernen“, meinte Mustang und schaute den Alchemisten fragend an. Dieser verzog erst leicht verärgert das Gesicht, wäre am liebsten sofort an die Decke gegangen, nickte dann dennoch langsam. Ed hasste es so unterschätzt zu werden, nur aufgrund seines Altern und seiner Größe. Immerhin war er doch nicht Staatsalchemist geworden um weiterhin wie ein Kind behandelt zu werden. Nicht das er etwas dagegen gehabt hätte mit jemanden erfahrenden wie Sam zu arbeiten, aber die Art wie der Oberst das gesagt hatte, war definitiv ein Angriff auf einen empfindlichen Nerv von Edward. Mustang wusste das ganz genau und dennoch stichelte er immer wieder an diesem Punkt herum, es schien ihm regelrecht Spaß zu machen. „Hier sind die Unterlagen Leutnant Flanker“, meinte Mustang und hielt Sam eine braune unscheinbare Mappe hin. „Danke“, grinste Sam freundlich und zog dann mit Ed ab, immerhin hatten sie nun einen Fall zu bearbeiten. „Wollen wir uns zuerst den Tatort oder die Leiche ansehen?“, fragte Sam während er kurz über die bisherigen Notizen flog und sie anschließend Ed reichte. „Die Leiche wäre vielleicht erst mal aufschlussreicher“, entgegnete Ed, obwohl ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken war ins Leichenschauhaus zu gehen. Normalerweise versuchte er immer einen Bogen um Leichen zu machen, da es ihm in der Seele weh tat, daran zu denken was diese Menschen vielleicht noch alles vor sich hatten. Irgendjemand hatte ihnen einfach das Leben genommen, völlig egoistisch ohne auch nur eine Sekunde an das Übel zu denken, welches er damit anrichtete. Zudem machten ihn Leichen sehr nervös. Sam musste wohl seine Gedenken gespürt haben, denn er meinte aufmunternd: „Keine Sorge, ihr wirst du kaum ansehen das die tot ist, denk dir einfach sie schläft bloß, ist vielleicht leichter.“ Gemeinsam stiegen sie in Sams Auto, das etwa 6 Blocks entfernt stand und fuhren zum Leichenschauhaus. Auf dem Weg dort hin, las Ed alle bereits vorhanden Notizen durch, schaute sich die beiliegenden Fotos genauestens an, denn mit Fotos kam er wesentlich besser klar, als mit den realen leblosen Körpern, die dazu gehörten. „Augenscheinlich würde wohl jeder vermuten, das die Kopfverletzung die Todesursache war“, murmelte Ed beim betrachten der riesigen Blutlache die sich um den Kopf der Frau bebildet hatte. „Ja da hast du wohl recht, allerdings hat sich mir bis jetzt der Sinn der Kopfverletzung nicht wirklich erschlossen, immerhin war sie da schon tot? Es gibt zwar Mörder die ihre Opfer verstümmeln, aber dann meistens doch in extremeren Ausmaß als hier. Es ist ein wenig merkwürdig eigentlich der ganze Fall an sich“, meinte Sam während er sich seinen Weg durch die Straßen Centrals bannte. „In wie fern?“, fragte Ed neugierig. „Na ja ein Grund für den Mord scheint hier auch zu fehlen. Wieso sollte jemand eine Hure umbringen? Sie hatte kein Geld und ist zudem eine recht zierliche Frau gewesen, hätte sich also auch nicht gegen einen Übergriff wehren können, zudem gibt es auch keine Augenzeugen, selbst wenn hätte sie doch geschrieen, hat sie aber offensichtlich nicht. Es sei denn wir haben es hier mit einem Mörder zu tun, der rein der Freude wegen tötet. Solche Menschen gibt es leider auch“, erklärte Sam während sie gerade vor dem Leichenschauhaus hielten. Als sie davor standen breitete sich ein unangenehmes Kribbeln in Eds Bauch aus. Er holte tief Luft und starrte das Schild an. Plötzlich wuschelte ihm eine Hand durch seine blonde Mähne, er schaute ihren Besitzer kurz grimmig an, doch dieser lächelte bloß frech und war schon auf dem Weg zur Tür. „Na komm schon, Kleiner“, meinte Sam bereits die Tür öffnet. Vergessen war die Nervosität und stattdessen machte sich Verärgerung in ihm breit. „Wer ist hier so klein, das man ihn fast übersehen könnte?“, brüllte er aufgebracht und folgte Sam ins Gebäude. Sam bog gerade in einen Gang links ein. Ed rannte schon fast hinterher. „Bleib gefälligst stehen!“, brüllte Ed als er um die Ecke bog, immer noch kochend. Er zog die Blicke des gesamten Personals auf sich. Sam stand immer noch lächelnd vor einer Tür und legte den Zeigefinger auf seine Lippen. „Sshhh, also wirklich Ed, du solltest in einem Totenhaus nicht so herumbrüllen. Nachher weckst du noch die Verstorbenen“, scherzte er und öffnete die Tür. Erst jetzt wurde Ed wieder richtig bewusst wo er war und er lief leicht rot an. Sam hatte ihn wirklich ganz schön reingelegt. Doch statt weiter rumzubrüllen folgte er Sam leise in den Raum und sah ihn auch schon neben einem Autopsietisch mit einem Arzt reden. „ Herr Doktor wie ich bereits las, ist die Frau erstickt, allerdings haben sie weder Würgemale noch irgendwelche Gegenstände in der Luftröhre gefunden, nicht war?“, erkundigte sich Sam. Der Arzt nickte und befreite Kopf und Brust der Frau von dem weißen Leichentuch. Er zeigte auf ihren markelosen weißen Hals, denn nicht die geringste Strieme zierte. Vorsichtig drehte er den Kopf der Frau auch zur Seite, nur um sicherzugehen. „Verstehe“, murmelte Sam bevor er das Wort wieder an den Doktor richtete, „und sonst vielleicht irgendwas ungewöhnliches in ihrem Blut, was den Atemstillstand erklären könnte oder eine allergische Reaktion?“ Ed war bei dem Anblick der Leiche ein Stück zurückgewichen. Diese unnatürlich blasse weiße Haut und die Kälte die sie ausstrahlten ließen Ed frösteln, obwohl es nicht wirklich kalt in dem Raum war. Der ganz feine und dennoch wahrnehmbare Geruch der einsetzenden Verwesung genügte um ihm eine leichte Übelkeit zu bescheren. Ed atmete schwer und hielt sich leicht die Hand vor den Mund. Obwohl er sich am liebsten abgewendet hätte, konnte er nicht anders als die eisigen Züge der Frau anzustarren. „Ed?“ Keine Reaktion. Erst als Sam ihn sanft an den Schultern packte und Richtung Tür schob, konnte Ed den Blick abwenden. Er sah Sam blinzelt an, wie als wäre er gerade erwacht. „Wir gehen“, erklärte er knapp und gemeinsam verließen sie das beängstigendes Gebäude. Als sie wieder im Auto saßen fragte Sam : „Alles in Ordnung, Ed?“ Er wollte nicht wirklich über das eben reden, deswegen nickte er einfach. Sam ließ es damit auf sich beruhen, er hatte zwar bemerkt das etwas mit dem Jungen nicht gestimmt hat, aber wenn er wirklich etwas loswerden musste, würde er schon von selbst reden. Es war besser die Menschen nach so etwas nicht zu drängen. Sam räusperte sich und ließ den Motor an. „Da haben wir ja wirklich ein Rätsel zu losen.“, meinte er während er den Wagen nun in Richtung Tatort lenkte. „Was hat der Arzt denn noch gesagt?“, fragte Ed der die Erinnerung an die tot Frau endlich beiseite gerückt hatte. „Er sagte das sich nicht ungewöhnliches in ihrem Blut befand, auch keine Anzeichen eines allergischen Anfalles vorhanden waren, geschweige denn irgendwelcher alchemistischen Restenergie. Aufgrund ihres Mageninhaltes schätzte er den Todeszeitpunkt auf etwa halb eins“, wiederholte Sam die eben gewonnenen Resultate. „Im Bericht stand etwas von blonden kurzen Haar, welches in der Kleidung der Frau gefunden wurde, oder?“, fragte Ed. Sam nickte. „Kann gut sein das der Täter ein Mann war, ist sogar statistisch wahrscheinlicher“, meinte er und kurze Zeit später hielt der Wagen erneut. Absperrband signalisierte den das Vorgefallene, zusammen mit den Kreidmarkierungen und dem eingetrockneten Blut auf dem Boden. Sie redeten mit dem Beamten der schon den halben Tag vor Ort sein musste und schauten sich in der Umgebung etwas um. „Ich frage mich ob wir es hier vielleicht mit einem Profi zu tun haben, der absichtlich gewisse Fährten legt und die Leiche hat er vielleicht dann deshalb nicht versteckt, weil er wollte, das sie gefunden wird“, murmelte Sam als er sich die blutigen Fußsohlenabdrücke ansah, die vom Opfer wegführten. „Obwohl er Anfängerfehler zu machen scheint, sind wir doch nicht in der Lage den Tathergang wirklich zu rekonstruieren, aber immerhin wissen wir jetzt das er blondes, kurzes Haar trägt, Schuhgröße 41 hat und somit zwischen 1.75 und 1.95 groß ist“, fasste Sam ihre bisherigen Erkenntnisse zusammen. Bis sie dann auch noch alles abgesucht hatten und das ein oder andere Gespräch mit Anwohnern und der Familie des Opfers geführt hatten, war es später Abend und schon leicht dunkel draußen, nicht wirklich finster, da gerade Vollmond war, aber dennoch schon spät. Als sie endlich das letzte Gespräch hinter sich hatten seufzte Sam erleichtert und Ed streckte sich erst mal vor der Tür. „Endlich Feierabend“, meinte Ed freudig. „Sag mal wo bist du eigentlich untergekommen Ed? Ich hatte noch gar keine Zeit mich um eine Bleibe für heute Abend zu kümmern. Kannst du mir irgendein Hotel empfehlen?“, fragte Sam auf dem Weg zu seinem Wagen. „Ja, das Grand Hotel in der Victoria Street ist gut, wir wohnen auch da“, erklärte Ed. „Dein Bruder und du?“, fragte Sam neugierig. Ed nickte. „Ich muss noch den Bericht zu Mustang bringen. Soll ich dich vorher noch nach Hause fahren?“, fragte Sam freundlich während er seine Autotür öffnete. Ed schüttelte den Kopf. „Bloß keine Umstände, so weit ist es nicht, das schaffe ich auch zu Fuß“, winkte er ab und verabschiedete sich von seinem neuen Kollegen. Sam war ein sympathischer Typ auf seine Art. Edward würde sicherlich auch in Zukunft gut mit ihm klarkommen. Obwohl er ihn gerade erst kennen gelernt hatte, hielt er ihn für ziemlich fähig und zudem mochte er die vertraute Art, die zwischen ihnen herrschte, als ob sie schon ewig Partner wären. Ed winkte Sam zum Abschied als die hellen Lichtkegel seines Wagens langsam an ihm vorbei fuhren. Dann machte er sich ganz gemächlich auf den Weg zu seinem Hotel. Kapitel 5: Nächtliches Chaos ---------------------------- Ed lief durch die zunehmend verlasseneren Straßen von Central. Obgleich er als Staatsalchemist gewiss wenig zu fürchten hatte, schlich sich eine leise Paranoia in seine Gedanken. Wo die Augen in der Nacht nur eingeschränkt ihrer Tätigkeit nachgehen konnten, wurden die Ohren umso aktiver. Jedes noch so kleine Geräusch wurde plötzlich fast schon zur Bedrohung an sich, konnte es nicht eindeutig als ungefährlich eingestuft werden. Dies führte den Drang mit sich, sich immer und immer wieder umzudrehen, sicherzugehen das man nicht plötzlich überrascht werden konnte. Alleine um den Verstand ein weiteres Mal zu beruhigen und dieses kribblige Gefühl in der Magengegend wenigstens für einige Sekunden zu beruhigen, bis es erneut einsetzte. Tapp, Tapp, Tapp. Leise Schritte waren gedämpft zu vernehmen. Erneut blieb Ed stehen und sah sich um, erblickte jedoch niemanden. Vielleicht nur ein Hirngespinst welches öfters als Begleiter nächtlicher Paranoia auftrat? Sicherlich hatte er sich das nur eingebildet oder aber jemand war in einer Seitenstraße langgelaufen. Doch sobald er sich wieder in Bewegung setzte, erklangen zum wiederholten Male gedämpfte, jedoch wahrnehmbare Schritte hinter ihm. Jede Faser seines Körpers spannte sich an, jegliche Müdigkeit fiel von ihm ab und hinterließ einen geschärften Verstand, der immer mehr in Panik auszubrechen drohte. Die Vermutung verfolgt zu werden schien gleichsam so greifbar und doch so unsinnig, konnte es doch auch reiner Zufall sein. Doch was sollte er tun um Gewissheit zu erlangen? Sein Puls beschleunigte sich gleichmäßig zu seiner Atmung, die Angst im Nacken jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Obwohl Ed sicherlich einiges zu seiner Verteidigung unternehmen könnte, vernebelte ihm die Furcht und die Panik, des Kindes in ihm, sämtliche Fähigkeit klar zu denken. Er folgte dem natürlichsten aller Reflexen und floh, begann zu rennen, schneller immer schneller, jagte er durch die schummrige Dunkelheit, sah in jedem Schatten seinen Verfolger. Das Blut rauschte ihm ohrenbetäubend laut in den Ohren und sein Herz pochte in seiner Brust als wolle es zerspringen. Ed bog immer wieder ab, erst recht, gerade aus, zurück zur Hauptstraße, dann die nächste Links und nach 2 Straßen wieder rechts. Immer wieder landete er auf anderen Hauptstraßen die an ihm vorbeirasten, selbst bekannte Plätze blieben unbeachtet, in Anbetracht der anderen viel wichtigeren Quelle, die Gefahr mit sich brachte. Wann immer er bedächtig im laufen lauschte, hörte er sie, die Schritte seines Verfolgers! Dann bog er wieder in eine dunkle Seitenstraße ein, die nächste links, plötzlich war das Geräusch weg, als nächstes bog er wieder links ab und dann noch einmal rechts. Nach weiteren 100 Metern blieb er schwer atmend stehen, stützte die Hände an den Oberschenkeln und beugte sich leicht nach vorne, in dem Bemühen wieder zu Atem zu kommen. Sobald sich sein Puls ein wenig beruhigt hatte ging er langsam weiter, selbst bemüht nicht den geringsten Laut von sich zu geben, lauschte er in die alles verschlingenden Schatten. Stille. Nur sein eigener, schneller Atem und seine gedämpften Schritte. Er hatte ihn abgehängt. Eine unglaubliche Erleichterung floss durch Edwards Körper, löste die Anspannung in den verkrampften Muskeln und auch seine Gedanken wurden wieder klarer. Im Nachhinein fragte er sich wieso er eine solche Angst gehabt hatte? Mit seiner Alchemie hätte er seinen Verfolger sicherlich mit Leichtigkeit austricksen können. Doch Ed schüttelte diese Gedanken einfach ab und widmete sich seinem Weg zurück nach Hause. Das Problem war nur, das er so oft in diesem wirren Straßensystemen völlig kopflos abgebogen war und somit nicht die geringste Ahnung hatte wo er sich zur Zeit aufhielt. Doch Ed war sich sicher, wenn es ihm gelingen würde zu einer der Hauptstraßen zurück zu gelangen, würde der restliche Weg ein Kinderspiel werden. Deswegen ging er einfach die schmale Seitenstraße weiter entlang in der er sich befand. An ihrem Ende angelangt schien sofort das gelbliche, jetzt fast einladende Licht, der Straßenbeleuchtung von recht, während der linke Weg in Dunkelheit getaucht war. Ohne weiter nachdenken zu müssen wand er sich nach rechts und spürte ihm nächsten Moment eine kalte Hand auf seiner Schulter. Ein Schreckenslaut entfuhr seiner Kehle und durchschnitt für den Bruchteil einer Sekunde die Stille. Er erfror zur Salzsäule und sein Herzschlag setzte für einen Moment aus, nur um ihm nächsten Moment wieder zu rasen, während er bedächtig langsam den Kopf nach hinten wendete. Mit sanfter Gewalt bewirkte die Hand, das Ed sich vollständig umdrehte. Envy stand breit grinsend vor ihm. Er schüttelte den Kopf und setzte ein spielerisch belehrendes Gesicht auf. „Na, na, na das ist aber nicht die feine, alchemistische Art. Einfach vor seinem Lebensretter wegzulaufen oder Fullmetal?“, fragte er gespielt beleidigt. Ed konnte ihn im ersten Moment nur völlig entgeistert anstarren. Envy hingegen schien es richtig Spaß zu machen, Ed so aus der Fassung zu bringen. „Vielleicht solltest du Nachts lieber nicht alleine durch die dunklen, gefährlich Straßen von Central wandern, kleiner Fullmetal. Es gibt zu viele Leute mit bösen Absichten des Nachts“, erklärte Envy und setzte nun ein nahezu beängstigendes Grinsen auf, aus welchem der Wahnsinn strahlte. „Dann warst du das?“, fragte Ed etwas angespannt, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Vielleicht“, er legte den Kopf schräg, „vielleicht auch nicht“, meinte er und wendete ihn zur anderen Seite. Vielmehr als diesen nichtssagenden Kommentar würde er wohl nicht als Antwort bekommen, dennoch sagte ihm seine Intuition, das Envy sein Verfolger gewesen war. Einerseits tauchte jetzt die Warum - Frage auf, aber andererseits war es vielleicht auch eine gute Gelegenheit herauszufinden, was Envys Verhältnis zu Ed dermaßen beeinflusst hatte. „Wieso bist du hier?“, fragte Ed, da er sich sicher war, das Envy ihn nicht ganz ohne Hintergedanken aufsuchte. „Einzig und alleine wegen dir“, war Envys schlichte Antwort. „Wegen mir?“, wiederholte Ed etwas verwirrt, „in wie fern?“ „Nun ja, ich habe dir das Leben gerettet, Fullmetal. Meinst du nicht das ein kleiner Dank angebracht wäre?“, fragte er fordernd. Konnte er wirklich nur deswegen gekommen sein? Vielleicht würde er sich auch gar nicht mit einem einfachen Dankeschön begnügen? Envy kam Edward nun näher. Dieser wich aus reinem Reflex weiter zurück, bis er letztendlich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Ihn machte diese Situation sehr nervös, auf eine unangenehm, beängstigende Art. „Nun Fullmetal?“, fragte Envy leicht ungeduldig während er seine rechte Hand neben Eds Kopf gegen die Wand stützte. „Vielen Dank“, flüsterte Ed leicht verunsichert. Er fühlte sich irgendwie gefangen, nicht nur physisch, durch Envys Körper sondern auch seelisch, rein aus Verpflichtung demjenigen gegenüber dem er sein Leben zu verdanken hatte. „War das schon alles?“, fragte Envy immer noch fordernd und bedrängte Ed noch ein wenig mehr. „Was willst du den noch?“, fragte Ed verwirrt und eher stockend, da er sich selbst nicht sicher war, ob er die Antwort auf diese Frage wirklich hören wollte. Envy grinste siegessicher bevor er sich zu Ed vorbeugte, so nah bis seine intensiv violetten Augen das Einzige waren, was Edward wahrnehmen konnte und er Envys Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Ein einziges Wort bahnte sich den Weg über seine Lippen. „Dich!“, hauchte Envy, bevor sich seine Lippen begierig auf die von Edward legten. Ed hatte das Gefühl vom Schlag getroffen zu werden. Was geschah hier gerade? Wie konnte das sein? Envy konnte das unmöglich ernst meinen, oder? Ed war zu keiner Reaktion fähig. Kühle Hände legten sich um ihn und zogen ihn an den starken, warmen Körper des Homunkuli. „Wieso?“, war das einzige kaum wahrnehmbare Wort, das über Eds roséfarbende Lippen kam, als Envy wieder von ihm abließ, um in diese bezaubernden goldglänzenden Augen zu sehen. Eine der kalten Hände legte sich auf seine Wange und fuhr sanft hinunter zum Hals. „Wieso nicht?“, hauchte er ihm in Ohr und senkte erneut seine Lippen auf die von Ed. Ein Chaos explodierte in Edwards Kopf und verteilte sich in jedem einzelnen Winkel seines Körpers. Ein Gemisch aus Angst, Verlangen, Zweifel und Gewissheit erfühlte seine Gedanken und trieb ihn letztendlich dazu diesen drängenden Lippen nachzugeben, obwohl es geradezu wahnwitzig war. Doch Ed war zu keinem klaren Gedanken fähig, gab sich einfach dem Drängen seines Körpers hin und erwiderte den Kuss, allerdings eher zögerlich. Envy hätte niemals mit dieser Art von Reaktion gerechnet, obwohl er es sich tief in seiner Seele natürlich gewünscht hatte. Für ihn wäre es viel verständlicher gewesen hätte Ed versucht zu fliehen oder sich mit Händen und Füßen gewehrt. Gewiss wäre das auch kein Hindernis für Envy gewesen, er hätte trotzdem das bekommen was er wollte, auch wenn es vielleicht ein wenig länger gedauert hätte. Den ganzen Tag war er brav gewesen, aber die Gelegenheit den kleinen Fullmetal des Nachts zu verführen war einfach zu groß. Er hatte es nicht länger zurückhalten können, sein unbändiges Verlangen, nach diesem zierlich, kleinen Körper den er nun in Armen hielt. Aber auch diese geringe Bestätigung ließ sein Herz auf unerwartete Weise höher schlagen. Nie hätte er geglaubt das Ed es schaffte eine solche Euphorie in ihm auszulösen. Envys Kuss wurde nur noch drängender, noch fordernder. Er versuchte Ed dazu zu drängen, seine Lippen zu öffnen, um Envys Zunge Eintritt zu gewähren. Doch noch zierte Ed sich etwas. Gleichzeitig fuhr nun seine rechte Hand langsam vom Rücken, nach vorne zum Bauch, tauchte dort unter den schwarzen Stoff, der Edwards Oberkörper bedeckte und wanderte langsam an den Bauchmuskel entlang, weiter nach oben Richtung Brust. Er konnte spüren wie kleine wohlige Schauer über Eds Körper jagten. Ihm solche Gefühle zu bescheren, machte Envy nur noch wahnsinniger. In seiner Lendengegend verhärtete sich alles und forderte mehr. Er wollte Ed! Alles von ihm, vom Kopfe bis zum Fuße, sowohl Körper als auch Seele. Ein etwas erschrockenes Zucken fuhr durch Eds Körper, als sich etwas Hartes gegen seinen Unterleib presste. Envy grinste in den Kuss hinein. Wie empfindlich, der kleine Fullmetal doch war. So unschuldig, so rein, das schrie regelrecht danach von Lust und Begierde verfärbt zu werden. Im ersten Moment durchfloss Ed ein warmes, kribbeliges Gefühl, welches sich in seinem gesamten Körper ausbreitete und sich über das graue, wirre Chaos legte. Er fühlte sich nun weniger bedroht, ja fast schon geborgen. Allerdings schlichen sich leise Zweifel zwischen diese trügerische Wonne. Sein Verstand sagte ihm, das eine solche Verbindung zwischen ihnen niemals bestand haben würde, denn er war sich sicher, dass Envy in eines Tages verletzten würde oder die Menschen die ihm Nahe standen. Envy konnte man nicht mit Anderen vergleichen, obwohl er sich zumindest in diesem Moment zu gerne der Illusion hingegeben hätte, das er sich von Grund auf ändern könnte, aber Ed wusste, dass das völlig unmöglich war. Envy würde nicht nur wegen der Zuneigung zu Edward das lassen, was er jetzt tat. Lügen, betrügen, foltern und morden, die Liste war lang. Er löste die weiche Verbindung der Lippen und blickte in die lustvollen violetten Seelenspiegel, die regelrecht zu strahlen schienen. Ed war hin und her gerissen zwischen seinen Zweifeln und dieser Wärme, die er bei jeder Berührung spürte. Er rang nach Worten, wollte immer wieder zu einem Satz ansetzten, fand jedoch nicht die Überwindung ihn auszusprechen. Envy merkte natürlich Eds hadern, tat das jedoch als Schüchternheit aufgrund der Unerfahrenheit ab. Er senkte seinen Kopf hinunter zu Edwards Hals knabberte neckisch dran und fuhr sogleich liebevoll mit der Zunge über die angegriffene Stelle. Ed musste es jetzt einfach sagen! Er nahm Envys Gesicht in beide Hände und bedeutete ihm mit sanften Druck, das er ihn ansehen sollte. Envy kam dieser wortlosen Aufforderung nach und blinkte unentschlossenen goldenen Augen. Ed holte hörbar Luft. „Das hier ist falsch. Es kann nicht funktionieren“, brachte Ed stockend heraus. Er wendete das Gesicht von Envy ab, wollte den Blick der folgen würde nicht sehen. Weiches, langes Haar schmiegte sich an Edwards Wange, warmer Atem strich über seinen Hals. „Was soll hieran falsch sein? Ich will es, du willst es. Das ist alles was nötig ist damit es funktioniert“, flüsterte Envy mit vor Erregung rauer Stimme. Konnte es wirklich sein? Konnte es wirklich so einfach sein? Doch Envy ließ ihm nicht viel Zeit über diese Frage nachzusinnen. Wieder verwickelte er Ed in einen leidenschaftlich Kuss und drängte ihn dazu seine Lippen für ihn zu öffnen. Verunsichert gab Ed der Forderung nach. Envys eine Hand wanderte tiefer, begann damit seinen Gürtel zu öffnen. Das ging Ed viel zu schnell, sanft legte er seine Hand auf Envys und versuchte ihm so sein Unwohlsein zu signalisieren. Zog sie nach oben und ließ sie wieder los, doch sofort wanderte sie wieder zu seinem Gürtel und arbeitete weiter an seinem Gürtel. Erst war Ed noch versucht sich auf Envy einzulassen, doch dadurch spürte er die Gier, die Envys Drängen offen kundtat und löste in ihm das Gefühl aus, völlig eingenommen zu werden. Lebendig der ungeheuren Begierde einverleibt, die seinen Körper und seine Seele, nie wieder hergeben würde. Es eröffnete einen bodenlosen Abgrund, aus dem er niemals wieder empor steigen konnte, war er einmal hineingefallen. Die Angst übernahm seinen Verstand und signalisierte ihm die Gefahr, die diese Verbindung mit sich brachte. Er musste sie lösen bevor es zu spät war! Völlig unvermittelt stieß er Envy heftig von sich, wie einen Tier, welches die fütternde Hand gebissen hatte. Envy stolperte aufgrund der plötzlichen Bewegung und landete auf dem Boden. Beide starrten den anderen fast ungläubig an. „Tu – tut mir leid“, murmelte Ed eine schnelle Entschuldigung und rannte dann zur Hauptstraße. Er orientierte sich schnell und lief links entlang, seinem Hotel entgegen. So viele Gedanken, Gefühle und Eindrücke schwirrten in seinem Kopf rum. Er war einfach nicht mehr damit klar gekommen, er wusste nicht mehr ob es richtig oder falsch war, was er getan und gefühlt hatte. Die Verzweiflung über diese Ungewissheit trieb ihm die Tränen in die Augen und vernebelte nicht nur seinen Blick, sondern auch seinen Verstand. Er wollte nur noch nach Hause, zurück zur Normalität, zurück zur Klarheit seines alten Lebens. Des Lebens bevor Envy anfing sich so seltsam zu benehmen, er wünschte sich, das einfach alles vergessen zu können. Er wusste das dies nicht möglich sein würde, dennoch schlug ihm das Gewichts dieser Offenbarung schwer auf die Seele. Er drehte sich kein einziges Mal um, aber Envy verfolgte ihn auch nicht, ansonsten hätte er ihn sicherlich schon eingeholt, doch dies war nicht der Fall. Ungeachtet der verwirrten Blicke der Personen, im Eingangsbereich und an der Rezeption, schoss Edward so zerzaust und fertig er auch aussah an allen vorbei, die Treppe hoch und den Gang entlang. Erst vor seinem Zimmer blieb er stehen, klopfte heftig gegen die Zimmertür. Keine Reaktion, nicht das geringste Geräusch drang aus dem Raum, das die Anwesenheit seines Bruders preisgegeben hätte. Ungeduldig begann Ed in seiner Manteltasche zu kramen. Rechts war er nicht, links auch nicht. Als nächstes überprüfte er die Hosentaschen, doch auch da war er nicht zu finden. Irgendwo muss ich diesen dämlich Schlüssel doch haben!, dachte er am Rande der Verzweiflung. Wieder durchstöberten seine Hände seine Manteltaschen. „Suchst du vielleicht das hier Ed?“, fragte plötzlich eine bekannte Stimme freundlich von links. Ed wendete den Kopf zur Seite. Er erkannte den Mann sofort. Es war Sam, der einen Schlüssel in der Hand hielt und freundlich grinste, bis er Eds Erscheinung richtig sah. Plötzlich wich jede Fröhlichkeit aus seinem Gesicht und ein besorgter Ausdruck legte sich auf seine weichen Gesichtszüge, während er nun eilig auf Ed zu kam. „Ed“, er beugte sich etwas zu ihm hinab, um ihn richtig ansehen zu können, „Was ist passiert?“, fragte er besorgt und legte eine Hand auf Eds Schulter. Er konnte diesen Anblick kaum fassen. Edward sah absolut schrecklich aus. Der strahlende, leicht reizbare Engel, hatte sich in eine mitleiderregende Trauergestalt verwandelt. Ed ballte die Fäuste zusammen, seine Oberlippe begann zu beben und die Tränen flossen wieder über seine tränennassen Wangen, dann konnte er einfach nicht mehr und schmiss sich Sam an den Hals. Im ersten Moment war er etwas überrascht, legte dann jedoch seine Arme um Ed. Auch wenn er nicht genau wusste, was diese Trauer ausgelöst hatte, so würde er doch für Ed dar sein und ihm Trost spenden, soweit es ihm möglich war. Er wartete einen Moment, bis Edward sich wenigstens ein bisschen beruhigt hatte und schloss mit seiner rechten Hand, Edwards Zimmer auf. Den Schlüssel hatte er in seinem Auto gefunden, er musste Ed wohl irgendwann im Laufe des Tages, beim Ein- oder Aussteigen aus der Tasche gerutscht sein. Er zog den Schlüssel wieder ab und schob den Jungen mit sich selbst hinein. Was sich als nicht gerade einfach erwies da Edward nicht sonderlich bewegungsfähig schien. Sobald er die Tür geschlossen hatte, nahm er Ed auf den Arm und suchte das Schlafzimmer. Küche, Wohnzimmer, Bad und ganz zum Schluss fand er letztendlich den richtigen Raum, der als Einziges übrig geblieben war. Ed hatte sich keine Sekunde beschwert oder aber auch nur einen Ton von sich gegeben, doch es war verständlich. Irgendwas machte ihm stark zu schaffen, vielleicht würde Sam bald erfahren, was es war. Er setzte Ed aufs Bett und streifte ihm vorsichtig die Schuhe ab. Wenn er ihm etwas erzählen wollen würde, würde er das schon tun. Auch die Socken brauchte er nicht. Denn selbst wenn er nicht mit ihm redete, brauchte er doch dringend Schlaf. Als nächstes war der Mantel dran. Auch er wurde abgestreift und landete unbeachtet auf dem Boden. Nach dem Schlafen sah die Welt meistens schon viel besser und klarer aus. Die Verwirrung war Edward beinahe ins Gesicht geschrieben. Jetzt dieses andere schwarze jackenartige Teil. Edward weinte immer noch diese stillen Tränen. Zum Schluss die Hose. Die fast schlimmste Art von Tränen überhaupt. Ed rutschte brav weiter aufs Bett und legte sich hin. Dieser starre Blick, aus den sonst so leuchtenden Augen tat fast schon körperlich weh. Nun deckte Sam ihn zu und saß auf der Bettkante. Sanft streichelte er ihm beruhigend über den Kopf und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. „Du solltest versuchen zu schlafen“, murmelte Sam, nachdem Eds Tränen langsam versiegt waren. Ed schloss die Augen. Einen Moment blieb Sam noch ruhig sitzen, doch dann wollte er sich erheben. Er war noch nicht einmal richtig aufgestanden, da wurde er schon am Ärmel gepackt. Er drehte den Kopf wieder zu Ed. Dieser schaute ihn aus diesen traurigen Augen an und hatte seine Hand, in den Stoff von Sams Oberteil gekrallt. „Geh bitte nicht“, kam das brüchige Flüstern von Ed. Eigentlich hatte er jetzt sein Gepäck endlich in sein Zimmer bringen wollen, aber er würde seinen Partner nicht einfach im Stich lassen. „Okay, ich bleibe“, flüsterte Sam und streifte auch seine Schuhe und einige Kleidungsstücke ab. Er kroch zu Edward unter die Decke und dieser kuschelte sich sofort an ihn. Schutz suchend vor allem Unheil dieser Welt klammerte er sich an Sam und wurde langsam vom gleichmäßigen, beruhigenden Herzschlag des Größeren ins Land der Träume begleitet. Kapitel 6: Anstoß ----------------- Wieso? Wieso aufgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Envy kochte innerlich. Er war so nah dran gewesen, das zu bekommen, was er wollte und dann DAS! Er raufte sich verärgert die Haare. Was ihm einen sichtlich verwirrten Blick von Lust einbrachte. Es wäre nur halb so schlimm gewesen das Fullmetal weggelaufen war, hätte Envy ihm nachlaufen können. Ihr Verhältnis zueinander klären können, aber nein! Edward war noch keine 2 Minuten weg, da musste ja Lust auftauchen, weil Dante sicherlich wieder irgendeine Kleinigkeit von ihm wollte. Wäre er nicht selbst so bedacht darauf es möglichst lange geheim zu halten wäre es ihm mit Sicherheit völlig egal gewesen, aber so? Wieso musste immer dann, wenn Envy etwas wirklich wollte, irgendeine unbedeutende Kleinigkeit dazwischen kommen? Die Wut darüber ließ sich kaum in Grenzen halten. Lust schien das zu spüren, denn sie sparte sich ihre üblichen spitzen Kommentare. Envy konnte wirklich beängstigend sein, wenn er wirklich sauer war. Auch sie hatte es schon einmal zu weit mit ihm getrieben und danach nie mehr. Hätte Gluttony sie nicht im letzten Moment beschützt würde sie heute bereits nicht mehr unter ihnen wandeln. Kaum das sie in der verlassenen Stadt unter der Kirche angekommen waren, begann Envy damit ein wenig Dampf abzulassen. Er schlug ein riesiges Loch in die erstbeste Wand, die er errichte. Das alte Gemäuer brach sofort zusammen, hatte er damit doch die Grundstütze des Gebäudes zerstört. Wie als hätte das Gestein zu viel Angst vor ihm, fielen Schutt und Asche nur um ihn herum. Es war ein sonderliches Bild, doch Envys Zorn war noch lange nicht gestillt. Sofort musste die nächste Wand dran glauben. Alle Kleintiere dessen Lebensraum er gerade im Begriff war zu zerstören flohen. Der Staub stieg Meter hoch und war über die gesamte Geisterstadt zu sehen. Wieder folgte das knirschende Geräusch welches beim Zusammentreffen von Fleisch und Gestein entstand. Ungeachtet der Tatsache das er sich die komplette Haut blutig schlug, konnte er einfach nicht damit aufhören irgendetwas zu zerstören, die Wut machte ihn für diesen Moment immune gegen den Schmerz. Die Häuser fielen reihenweise, wie geschlagene Soldaten ihm Krieg, beschmiert mit dem Blut des Zornes, das schimmernd auf ihnen lag und von dem Drama zeugte welches sich hier ereignete und im Stillen an die früheren Ereignisse anknüpfte, die dieser Stadt wiederfahren waren. Nach etwa 3 Blocks zerstörter Häuser ließ der Zorn endlich nach, ließ wieder Platz für andere Gedanken. Gedanken wie den körperlichen Schmerz dessen Ursprung, die Wut selber war, aber auch Seelische, die sich als schwer lastende Ungewissheit über ihn legte wie ein grauer Schleier. Envy blickte auf seine blutigen Hände. Dieser Anblick würde sich in wenigen Minuten wieder der Normalität zugewandt haben. Es wäre als hätte es sich nie verändert, es würde verpuffen, sowie die Wut es getan hatte. Doch die Ungewissheit würde an seinen Gedanken nagen, ihn peinigen bis er die erlösende Antwort kannte, nach der er strebte, bis er das hatte, was er im Moment am meisten wollte. Völlig versunken in den quälenden Frage, ob er seine Chance vielleicht bereits vertan hatte, lief er durch das Trümmerfeld, welches in schwerer Demut vor seinem Hass niedergegangen war. Das einzige Geräusch welches die gespenstische Stille durchbrach war das Ätzen der erschlagenen Bauten, das durch die verlassen Straßen hallte, wie das letzte Aufstöhnen der Sterbenden kurz vor ihrem endgültigen Schweigen. Edward wurde geweckt vom warmen Windhauch des Lebens, der sanft über seine Stirn hinwegglitt um dann von der warmen Umarmung des Himmelsgestirn abgelöst zu werden, welches sich lautlos durchs Fenster ergoss. Jedoch spürte er noch etwas, etwas das ihm das Blut in den Kopf schießen ließ und ihn dazu trieb fast hektisch die Augen zu öffnen. Stark gegen das helle Weiß des Lichtes anblinzelnd besah er die Konturen des schlafenden Gesichts, das dem seinen so nahe war. Er schluckte schwer, spürte die weiche Haut des Größeren auf seinem Rücken, hörte das hinaufgestiegene Blut in seinen Ohren rauschen. Wie sollte er jetzt mit der Situation umgehen? Fast zögerlich umfing Ed Sams Arm mit seiner Hand um ihn mit bedächtiger Vorsicht von seinem Körper zu lösen und ihn stattdessen näher an Sam zu platzieren. Sein nervöser Blick wanderte wie ein Spielball zwischen Sams Hand und seinen Augen hin und her. Trotz der Tatsache, das er gerade erst erwacht war lag bereits eine solche Konzentration in dieser Handlung, das er vor Spannung den Atem anhielt. Erleichtert stieß er die verbrauchte Luft aus als er die erste Hürde auf seinem Weg ins Bad gemeistert hatte. Bloß keine hektischen Bewegungen, ermahnte er sich innerlich selbst, obwohl ihm sein Fluchtreflex praktisch anschrie er solle einfach aufspringen und losrennen. Langsam befreite er sich von der Decke, die ihn wie ein Kokon umfing um sich dann ein Stück wegzudrehen und sich langsam aufzusetzen. Er kroch am Fußende aus dem Bett und sammelte seine verstreut liegenden Sachen zusammen, wobei er immer wieder einen Blick auf den Braunhaarigen warf. Er wollte sich gerade umdrehen und zur Tür gehen, als Sam sich plötzlich regte, Eds Puls beschleunigte sich, alle Alarmglöckchen schrillten und drängten ihn einfach hinauszurennen, doch bevor er sich entschied zu rennen, wurde sie Situation wieder entschärft, da sich Sam lediglich umgedreht hatte. Wieder atmete Ed erleichtert auf und schüttelte den Kopf über sich selbst, dann schlich er auf Zehenspitzen, fast lautlos zur Tür und verließ den Raum. Erst als Ed das Wohnzimmer durchschritt um ins Bad zu gelangen erinnerte er sich wieder daran das sich diese Situation vielleicht noch viel mehr verkomplizieren könnte. Denn er war in der Wohnung nicht alleine, Al und Winry mussten im Nebenzimmer geschlafen haben. Ed wurde leicht schlecht bei dem Gedanken den Beiden erklären zu müssen wieso ein wild fremder Mann aus seinem Schlafzimmer kam. Es bereitete ihm bereits jetzt Kopfschmerzen, doch er schob diesen Gedanken erst einmal zurück und ließ ihn draußen zurück als er das Bad betrat. Er ließ seine Sachen auf den Teppich fallen und ließ sich Wasser in die Badewanne. Er besah sein Gesicht im Spiegel und stellte mit erschrecken fest das seine Augen immer noch leicht gerötet waren und das er völlig durch den Wind aussah mit seinem wirren Haar, deswegen öffnete er seinen Zopf und versuchte wieder ein wenig Ordnung in seine Mähne zu bekommen, bevor er eintauchte in die wohlige Wärme des Wassers. Für einen kurzen Augenblick verhalf ihm das Wasser zur Entspannung, doch die quälenden Gedanken und die Ereignisse der letzten Nacht ließen nicht lange auf sich warten. Noch immer war er sich nicht wirklich im klaren darüber wie er die gestrige Nacht beleuchten sollte. Einerseits schien der Gedanke, das Envy ihn lieben könnte so unglaublich lächerlich, wie als würde man einen Fisch und einen Vogel vereinen wollen. Solange Ed denken konnte hatte Envy immer versucht ihn umzubringen oder ihm anderweitig Schaden zuzufügen, wie konnte es jetzt also sein das er so etwas wie Liebe empfand? Aber was noch viel wichtiger war, wieso hatte er selbst auch das Gefühl das er plötzlich Zuneigung für ihn empfand? Er schüttelte sich bei dem Gedanken, er war so unnatürlich so unbegreiflich wie das ihn umgebene Wasser. Anderseits wollte Ed auf das hören was sein Herz ihm zuflüsterte einer Melodie gleich, die ihn verheißungsvoll lockte mit den schönsten Tönen und Vielfalt der Liebe. Allerdings war das noch nicht alles. Envy hatte ihm gestern Angst gemacht, eine Angst die viel tiefer griff, als jedes Mal zuvor bei dem sie sich als Feinde gegenüberstanden. Damals waren ihre Standpunkte und Ziele ersichtlich und klar, doch jetzt war alles so verworren und kompliziert geworden. Ed hatte nicht einmal die geringste Vorstellung davon wie sich Envy einem Menschen gegenüber verhielt den er liebte, sich auf ihn einzulassen bürgte einige Risiken und warf neue Probleme auf, die vergleichbar waren mit einer Gradwanderung. Am Ende dieses schmalen Pfades stand Envy, so wie er sich jetzt verhielt umgeben von schwarzen Rauch der seine ganze Persönlichkeit verhüllte, hinter ihm lag die Vergangenheit, klar und ersichtlich vor seinen Augen. An den Seiten sah er einerseits seine Freunde und seinen Bruder und auf der anderen die Homunkuli. Keine dieser beiden Fronten würde ein Verhältnis dieser Art gut heißen, es wäre für sie gewiss noch unverständlicher als für Envy oder ihn selbst. Es würde nicht leicht sein diesen Weg zu beschreiten, doch die Frage die nur er selbst sich beantworten konnte war, ob es sich lohnte, ob er bereit war diesen Weg einzuschlagen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt vermochte Ed noch nicht zu sagen, ob er dazu bereit war, denn so viele Stimmen redeten in seinem Kopf durcheinander und keine von ihnen laut genug als das er genau wüsste was er tun sollte. Wie sollte er sich nur darüber klar werden? Natürlich war da etwas, das wie ein junges Vögelein umherflatterte und seine süße reine Melodie sang, doch sein Lied wurde getrübt von den Zweifeln. „EDWARD?“, drang plötzlich die von entsetzen durchtränke Stimme seines Bruders ins Bad. Ed verzog das Gesicht zu einer Grimasse und seufzte schwer bevor er antwortete: „Ja, Al, was ist denn?“ Jedoch ahnte er schon wieso sein Bruder einen solchen Ton anschlug. Er stieg schnell aus der Wanne und band sich ein Handtuch um die Hüfte. Gerade als er die Tür öffnen wollte, hämmerte jemand heftig dagegen. „Edward, Ed mach auf!“, bat die vertraute Stimme. Natürlich kam Ed dieser Aufforderung seines Bruder nach, jedoch nur recht ungern. Al schaute ihn mit großen Augen an, zeigte in Richtung seines Schlafzimmers und fixierte wieder seinen Bruder und in seinem Blick konnte man hundert Fragezeichen erkennen. „Ed was hat DAS zu bedeuten?“, fragte er. „Beruhige dich Al, das ist bloß ein neuer Arbeitskollege, mit dem ich seit gestern arbeite“, versuchte Ed die Situation zu entschärfen. „Aber wenn ihr nur Arbeitskollegen seid wieso schläft er dann in deinem Bett? Hast du dich etwa mit ihm ...“ „Nein, hab ich nicht“, unterbrach Ed Al während ihm die Röte ins Gesicht schlug. Wie kam sein kleiner Bruder nur auf den Gedanken? Ed hatte sich noch nie mit irgendwem rumgebissen, wie kam Al darauf das er das jetzt getan haben könnte? Ed schoss bei diesen Gedanken gleich wieder die Erinnerung an den Kuss mit Envy in den Kopf und ließ ihn noch röter anlaufen als er sowieso schon war. Al legte den Kopf leicht schräg und machte ein völlig unverständliches Gesicht. „Aber wenn du dich nicht mit ihm angefreundet hast, wieso ist er dann hier?“ Hatte er seinen Bruder gerade richtig verstanden? Ein herzhaftes Kichern brach aus Ed hervor, er hatte mehr in Als Frage hereininterpretiert als nötig gewesen wäre, wie kam er bloß auf den Gedanken sein Bruder würde so etwas von ihm denken? Es war mehr als lächerlich. Die Augen seines Bruders wanderten hin und her und sein Blick konzentrierte sich stark auf die Wand, aber er verstand dennoch nicht, was er gerade so lustiges gesagt hatte. „Verzeih mir Al“, meinte Ed sich die Lachtränen aus den Augen wischend, „ ich hab dich etwas falsch verstanden. Ich habe mich tatsächlich mit diesem Mann angefreundet, Sam und ich haben noch spät Abends an unserem Fall gearbeitet, deswegen hat er hier übernachtet. Wärst du so gut deswegen für einen mehr zu decken?“ Al grinste und nickte, bevor er sichtlich entspannter in Richtung Küche davon ging. Es behangte Ed nicht seinen Bruder die ganze Wahrheit zu verschweigen, doch er hatte einfach Angst vor dem was sein Bruder von ihm denken würde, wenn er ihm die ganze Geschichte erzählte, vor allem das was gestern Abend in dieser dunklen Gasse vorgefallen war. Eine Viertelstunde später kam Edward endlich aus dem Bad, sobald er die Küche betrat sah er Sam, der da saß und seinen Kaffe trank während er sich scheinbar angeregt mit Al und Winry unterhielt. Doch als Ed eintrat tauschten sie bedeutungsschwere Blicke aus umfüllt von einer spannungsgeladenen Stille, die jedoch bald von Sam unterbrochen wurde. „Morgen Ed“, meinte er und lächelte. „Morgen Sam, Winry“, wiederholte er die Geste. Zu Edwards Glück verlief das Frühstück ohne irgendwelche Peinlichkeiten, wofür er Sam außerordentlich dankbar war, selbst Winry verhielt sich heute freundlich, da mit Eds Automail im Moment alles in Ordnung war. Gemeinsam verabschiedeten sich Sam und Ed von Winry und Al um zur Arbeit zu fahren. Auf dem Weg nach unten herrschte wieder diese bedrückende Stille zwischen ihnen und auch noch als sie in Sams Auto einstiegen. Jedoch fuhr Sam nicht sofort los, als sie beide saßen, sondern schaute Ed stumm an, erwartend, mitfühlend, obwohl er nicht wusste was passiert war. Ed sah ihn an, holte sogar Luft um dann wieder wegzuschauen. Er setzte ein weiteres Mal dazu an etwas zu sagen, doch auch diesmal brachte er es nicht über sich. „Wenn du es mir nicht sagen willst, muss du nicht...“, erklärte Sam ihm verständnisvoll. Ed verzog leicht gequält die Miene und seufzte. „Aber ich will es dir ja erklären, nur weiß ich nicht so recht wie“, druckste Ed herum. Er kannte Sam kaum, dennoch hatte er das Gefühl ihm einfach vertrauen zu können, zudem kannte er Envy nicht und konnte deshalb kein schlechtes Bild von ihm haben. Er würde die ganze Situation völlig objektiv betrachten können. „ Also es gibt da jemanden, der Gefühle für mich hat“, begann es zögerlich ohne Sam wirklich ansehen zu können. „Und hast auch du Gefühle für denjenigen?“, fragte er vorsichtig nach. Nun schaute Ed Sam doch einen Moment lang in die Augen bevor er antwortete :“ Ich denke schon, aber...“ Er hielt kurz inne. Sam wartete geduldig bis Edward weiter sprach. „ Aber wir hatten bis dato immer ein eher kompliziertes fast feindliches Verhältnis zueinander gehabt, niemand würde es verstehen“ erklärte Ed weiter und sah Sam dann erneut an. Dieser lächelte kurz. „ Nun ja letztendlich müsst ihr wissen, ob ihr bereit seid euch durch diese Probleme zu kämpfen, ob du selbst vor allem der Meinung bist, das diese Liebe stark genug werden kann, denn wenn du selbst schon daran Zweifels wie sollen es dann andere?“, versuchte Sam ihn seinem Standpunkt zu vermitteln. „ Ja das ist mir durchaus bewusst, nur aufgrund unseres früheren Verhältnis weiß ich auch nicht wirklich, ob ich ihm genug vertrauen kann, er ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln“, klage Ed. Sam sah ihn einen Moment verwundert aus, da er nicht damit gerechnet hatte das sie über einen Mann sprachen doch er atmete durch und dachte sich jedem das seine. Die Liebe ging manchmal rätselhafte Wege. Es war nicht so das ihn diese Vorstellung abstieg, aber er war halt doch überrascht, weil es nicht unbedingt üblich war. Ed hatte ihn erst verwundert angesehen, doch dann hatte er begriffen von was dieses plötzlich Erstaunen herzeugte. Diese Erkenntnis zauberte eine leichte Röte in Eds Gesicht und er räusperte sich und rieb sich verlegen den Hals. „Dann solltest du es am besten heraus finden, triff dich öfters mit ihm, rede mit ihm und entscheide dann, ob du bereit bist ihm das nötige Vertrauen zu schenken“, versuchte Sam das Gespräch normal weiter zu führen. „Ja vielleicht sollte ich das mal versuchen“, meinte Ed gedankenverloren. Dann herrschte wieder kurz Stille, die jedoch wenig später vom Schnurren des Motors durchbrochen wurde. „Danke“, murmelte Ed irgendwann während der Fahrt, immer noch daran vertieft wie er es schaffen sollte Envy wiederzusehen, schließlich hatte er keine Ahnung wo er sich aufhielt. „Gern geschehen“, erwiderte Sam lächelnd, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Edwards Gedanken schlugen mal wieder regelrecht Purzelbäume und drehten sich ihm Kreis wie eine Katze die ihren eigenen Schwanz jagte, jedoch kam er zu der Erkenntnis das er nichts tun konnte außer zu warten, darauf zu warten, das Envy ihn wieder finden würde, so wie er es jetzt schon so oft getan hatte. Die Frage war nur, wann das sein würde? Kapitel 7: Berührung -------------------- Heute würden Ed und Sam sich durch Berge von Akten schlagen um eventuell die ein oder andere nützliche Information zu ihrem Fall zu Tage zu fördern. Vielleicht hatten die beiden auch besonderes Glück und sie fanden etwas annähernd vergleichbares, doch die Chancen darauf standen eher gering. Es würde mit Sicherheit mehr Zeit in Anspruch nehmen als dieser eine Tag ihnen bieten konnte. Ed würde sich noch einmal genauer damit beschäftigen wie lange sich alchimistische Restenergie in einem Körper hielt und ob man den Vorgang des Verschwindens eben dieser auch beschleunigen konnte. Sie mussten wirklich eindeutig ausschließen können, das dieser Mord mit Alchemie zusammen hing, denn solche Fälle forderten eine ganz andere Herangehensweise als normale. Das fahle Sonnenlicht fiel schwer in die stickige, düstere Bibliothek und durchschnitt die Dunkelheit wie flüssiges Gold. Wenn Ed ein Buch aus den dunklen Holzregalen zog wirbelte er dabei Millionen von Staubflocken auf, die um ihn herumtanzten um sich in seinen Atemwegen nieder zu lassen. Er nieste. „Verdammter Staub“, murmelte Ed genervt, in die fast beängstigende Stille, während er das entnommene Buch aufschlug. Noch eins das er mitnehmen konnte. Er legte das Buch zu den Anderen auf den kleinen Wagen auf dem sich bereits ein Berg von Büchern häufte. Ed befand, dass das fürs erste genug Lesestoff bot und wollte sich jetzt auf die Suche nach einer Sitzgelegenheit machen, doch alles was er sah waren Regale, Regale und nochmals Regale. Er ging zum Ende des Ganges, doch noch immer sah er nur diese riesigen Holzgebilde, die den Hort des Wissens bildeten. Er kam sich vor wie in einem Labyrinth, da bog man schon so oft ab und dennoch landete man in irgendwelchen Sackgassen oder in weiteren Gängen, nur nicht da wo man eigentlich hinwollte. Es war zwar schön wenn man eine große Bibliothek hatte, aber wie schaffte man es bloß eine so komplizierte, große zu bauen, das man sich darin verlaufen konnte? Ed schüttelte unverständlich den Kopf. Nach einigen Minuten des wirren Umherirrens fand er endlich was er suchte, ein kleines Eckchen mit einem dunklen Ledersofa und 3 Tische, die mit Lampen versehen waren. „Na endlich“, seufzte er. Ed schnappte sich das erste Buch und ließ sich auf dem Ledersofa nieder, das ihn sofort mit seinen kühlen Armen umfing. Er schlug das Buch auf und ließ sich von dem Meer aus schwarzen Buchstaben davon tragen und wandelte auf dem schwarzen Weg des Wissens. Ed fuhr sich geistesabwesend durchs Haar. Er stieß erleichtert die Luft aus, als er am letzten Punkt dieses Buches angekommen war. Er schlug das alte schmucklose Buch mit dem grünen Einband zu und legte es zu den anderen, die sich neben ihm bereits wieder stapelten. Er legte den Kopf in den Nacken der sich nun am kühlen Leder abstütze und schaute an die hölzerne Decke des Raumes. Erst jetzt bemerkte er das es inzwischen viel dunkler hier drin war, als noch vor etwa 3 Büchern. Es wunderte ihn regelrecht das sich die Schwärze des Raumes nicht bereits mit der der Buchstaben vermischt hatte. Er schaltete die kleine Lampe neben sich an und sah dann auf die Wanduhr, die rechts von ihm hing. Halb Acht. Das bedeutete das er in einer halben Stunde von dieser staubigen Welt erlöst war, diese Tatsache verlieh ihm sofort neue Energie und er griff sich das nächste Buch und schlug die erste Seite auf. Doch bevor seine Gedanken sich wirklich wieder auf den Inhalt des Buches konzentrierten, schweiften sie etwas ab. Denn in einer halben Stunde hatte er nicht nur Schluss, sondern würde wieder in sein eigenes Chaos getaucht werden. Wie die plötzlich einsetzende Flut würde es ihm aus heiterem Himmel überraschen und ihn mit hinausziehen in ein Meer aus Fragen, welches kein Entkommen bot, jedenfalls nicht solange Er nicht kommen würde. Wer wusste schon wann er das würde, er war unberechenbar, mehr als jeder andere. Ein Geräusch durchbrach die Stille, etwas war zu Boden gefallen. Ed schaute auf und schaute in die immer dichter werdende Dunkelheit. Er konnte nicht erkennen, was hinunter gefallen war, schien es doch wie versteckt hinter diesem schwarzen Vorhang. Immer noch starrte er angestrengt in die Düsternis und wieder konnte er hören, wie etwas zu Boden fiel. Er runzelte die Stirn. Das konnte langsam kein Zufall mehr sein. Er legte das aufgeschlagene Buch zur Seite und erhob sich. „Sam?“, fragte er in die wiedergekehrte Stille. Es konnte ja sein, das sein Kollege gekommen war, um ihn mitzuteilen das sie für heute fertig waren. Dann hörte er gedämpfte Schritte, doch niemand reagierte auf seine Frage. Ob sein Kollege ihm vielleicht einen Streich spielen wollte? Ed trat aus dem Lichtkreis heraus und versuchte die Schatten vor ihm zu durchdringen. „Sam, das ist echt nicht lustig“, flüsterte Ed ernst in die Stille, versucht die leise heranschleichende Panik zu unterdrücken. Langsam wünschte er sich wirklich das es nur Sam war. Er zögerte als er die erste Bücherreihe erreichte. Vor ihm lagen zwei aufgeschlagene Bücher, die offensichtlich der Ursprung der Geräusche gewesen waren. Ed spähte durch die schwarzen Lücken, die sie in den geordneten Reihen hinterlassen hatten. Wieder hörte er dumpfe Geräusche von rechts. Scheinbar machte es diesem jemand Spaß die Bücher aus ihren Regalen zu schieben. Ed atmete tief durch und ging dann zwischen den ersten beiden Regalen hindurch. Er bog sofort rechts ab und folgte somit der Quelle dieser Unruhe. Sicherlich war es nur irgendein Spaßvogel, der nichts besseres zu tun hatte, als andere Leute zu erschrecken, doch dem würde Ed eine Lektion erteilen. Auf Zehenspitzen schlich er um das Regal herum, erst völlig irritiert durch die bodenlose Finsternis die ihn umgab, doch es dauerte nicht allzu lange bis er wenigstens schemenhaft etwas erkennen konnte. Er spitzte die Ohren und hörte ein weiteres Mal gedämpfte Schritte, nicht weit entfernt. Gleich hätte dieses kleine Versteckspiel ein Ende. Ed lief eilig einige Reihen nach vorne, führte die Handflächen zusammen und legte sie an ein Regal neben einer Biegung. Es verschob sich völlig geräuschlos wie von selbst und schloss somit den ursprünglich Durchgang. Jetzt musste Ed den Unbekannten nur noch bewusst in diese kleine Falle locken. Er lauschte und konnte ausmachen, das sein Verfolger nun hinter ihm war, weswegen er etwas umständlich wieder zurück schlich. Bewusst laut schritt er von links auf seinen Verfolger zu, der natürlich nach rechts ging, um dieses kleine Katz und Maus Spiel nicht sofort enden zu lassen. Nach diesem Prinzip führte Ed in direkt in seine kleine Falle, das Einzige was er jetzt noch tun musste, war um die Ecke zu biegen und sich den Typen zu schnappen. Er hatte gerade einen Fuß an dem Regal vorbei gesetzte als sich plötzlich ohne Vorwarnung eine kühle Hand auf seinen Mund legte und er gewaltsam an einen starken Oberkörper gezogen wurde. Eds Augen weitete sich entsetzte und er begann wild zu zappeln, doch der Angreifer hatte auch den anderen Arm um sein Opfer geschlungen, um ihm keine Möglichkeit zur Flucht zu lassen. Eds Herz raste und seine Gedanken schlugen Purzelbäume, als die Welle der Panik unaufhaltsam über ihm zusammenbrach. Als nächstes spürte er warmen Atem ihm Nacken und Worte wehten zu seinem Ohr herüber wie vom Wind getragen. „ Na, na du willst doch nicht etwa, das jemand unsere kleine Zusammenkunft stört, oder?“, fragte eine bekannte Stimme belustigt. Ed fiel in diesem Moment solch ein Stein vom Herzen, doch gleichzeitig kam ein Fünkchen Wut mit hinauf. Die Hand glitt von seinem Mund und ein einzelner Finger fuhr kurz sanft über Eds Lippen bevor sie über seine Seite hinunterglitt und sich auf seinem Bauch mit Eds eigener Hand verschlug. Auch die Andere übte keinen Druck mehr auf seinen Körper auf sondern strich sanft sein Haar zur Seite und legte somit seinen Hals frei. „Du hast mich zu Tode erschreckt, Envy“, murrte Ed leise. Er konnte ihn hinter sich kichern hören. „Dafür scheinst du mir aber noch sehr lebendig“, erwiderte der Größere scherzhaft und hauchte Ed im nächsten Moment einen Kuss auf den freiliegenden Hals. Ed erschauderte unter dem angenehmen Kitzeln die Envys Lippen auf seiner Haut auslösten. Weitere folgten diesem ersten und ließen Eds Knie weicher werden, weswegen er sich ein wenig an Envy anlehnte und den Kopf noch ein wenig mehr zur Seite legte. Scheinbar brachte er Envy damit wieder zum Grinsen, das spürte er nur allzu gut. Diesen kurzen Moment ließ er sich von den Schmetterlingen hinfort tragen. Bevor sein Verstand sie wieder zerplatzen ließ, wie Seifenblasen. Er wand sich aus Envys Umarmung und trat einen Schritt von ihm weg. „Envy“, flüsterte er dieser schemenhaften Gestalt entgegen, „so kann das nicht weitergehen.“ Ein leises knurren drang aus Envys Kehle hervor, bevor er auf Ed zutrat und ihn an das Bücherregel hinter ihm drängte. Er stellte sein Bein zwischen Eds und umfing seinen Kopf mit einer Hand und zog diesen zu sich. Kühle Lippen legten sich auf Eds. Dieser Kuss war anders als alle anderen zuvor, viel ruhiger und zärtlicher. Wieder flatterten die Schmetterlinge aufgeregt und Ed erwiderte den Kuss genauso sanft. „Bis du dir sicher?“, hauchte Envy und sah ihn mit seinen leuchtenden violetten Augen an. Ed verzog gequält das Gesicht. „Das ist es ja eben“, murmelte er und senkte die Augen. Envy griff unter Eds Kinn und hob es an, sodass ihre Augen sich wieder trafen. Gold traf auf Amethyst und verschmolz in einer schimmernd weichen Komposition aus Gefühlen. Diese violetten Augen waren angefüllt mit einem Glanz und einer Reinheit, das Eds Verstand kaum zu begreifen vermochte, das sie wirklich zu diesem düsteren Chaos eines Homunkulus gehörten. Es bestärkte ihn und gleichzeitig brachte es ihn ins wanken. „Envy, ich...“, hauchte Ed kaum wahrnehmbar, jedoch wurden seine Worte sanft von Envys Lippen erstickt, während seine Hand über Eds weiches Gesicht glitt. Plötzlich durchdrang kreischender, dumpfer Lärm dem wohlige Stille. Etwas metallisches musste aneinander gestoßen sein und ein weiteres Mal schienen Bücher zu Boden gefallen zu sein, diesmal allerdings direkt hinter dem heimlichen Pärchen auf der anderen Seite des Regal. Envy löste den Kuss sofort und schob Ed hinter sich, jederzeit loszuschlagen auf jedem der seinem Besitz auch nur ein wenig zu nahe kommen könnte. Die Person musste ihre Schritte gehört haben, denn ein, „ Edward?“, durchbrach erneut das Band der Stille. Envy drehte den Kopf zu Ed und sah ihn lauernd an. „Ja, Sam ich bin hier“, erwiderte er und formte tonlos mit seinem Mund das Wort „Arbeitskollege“. Jegliche Emotionen wichen aus Envys Gesicht, es war so glatt wie ein ruhiger See an einem sonnig Nachmittag, wenn kein Lüftchen wehte. Ed vermochte nicht einmal annähernd zu sagen, was gerade in seinem Kopf vorging. Als Sams leise Schritte langsam näher kamen, beugte Envy sich rasch vor und drückte ihm einen stürmischen Kuss auf die Lippen, bevor er flüsterte: „Wir sehen uns später.“ Dann trat er einen Schritt zurück und verwandelte sich in Oberst Leutnant Roy Mustang. Er griff sich wahllos ein Buch aus dem Regal schlug es auf und klappte es gerade als Sam mit einer Lampe um die Ecke bot zu und sagte an Ed gerichtet: „Verstehe, Fullmetal, das werde ich sofort genauer prüfen lassen“ Für einen kurzen Moment trafen sich Sam und Envys Blick und Eds Härchen stellten sich auf. Die Spannung, wenn sie auch nur diesen kurzen Moment lang anhielt, war so greifbar, das Ed sie am liebsten gepackt hätte und ihr die Maske heruntergerissen hätte, die sie trug. Envy in Roys Gestalt nickte Sam kurz zu und bog dann ohne ein weiteres Wort um die Ecke und verschwand in der Dunkelheit. Ed und Sam ließ er einfach in dem flackernden Lichtkreis zurück. Sam schaute dem vermeintlichen Roy noch einen Augenblick schweigend hinterher, bevor er sich zu Ed wendete noch einen Funken Verachtung in den Augen. Ed schüttelte kaum merklich den Kopf, das konnte gar nicht sein. Denn wieso sollte Sam für Roy Verachtung empfinden? Immerhin kannten sie sich kaum und außerdem war Sam eine viel zu gute Seele um jemanden einfach so zu hassen, zumindest erschien er Ed so. Aber es war auch mehr wie ein Wetterleuchten, kaum da auch schon wieder verschwunden, abgelöst von einem müden Lächeln. „Na komm, Ed, lass uns gehen“, meinte Sam warm und bedeutete ihm mit einer Handbewegung mit ihm zu gehen. Still liefen sie durch den nun wieder ruhig liegenden Bücherwald, dessen große dunkle Bäume ungezählt an ihnen vorbeizogen. Sam blickte zu Edward herüber, er haderte etwas mit sich selbst, seufzte und schaute wieder in die Finsternis die sie außerhalb ihres Lichtkreises umgab. „Was wollte Mustang denn?“, fragte er und Ed meinte fast einen eigenartigen Unterton daraus zu hören. Ed fühlte sich wie von Sinnen, denn es erschien ihn ganz so, als täten diese heute nichts lieber als ihn in die Irre zu führen, so wie es heute schon dieses Bücherlabyrinth vermocht hatte. „ Er hat sich nur über unsere Fortschritte informiert und wir kamen halt ins Gespräch und ich erklärte ihm das wir es für durchaus möglich halten das doch Alchemie mit im Spiel war. Na ja und er wollte die Leiche jetzt noch einmal unter anderen Gesichtspunkten untersuchen lassen“ , versuchte Ed ihm möglichst locker zu erklären. „Ach so verstehe“, murmelte Sam. Denn restlichen Weg zum Hotel verhielt sich Sam sehr ruhig. Auch wenn Ed Sam noch nicht sonderlich lange kannte, spürte er doch mit einer Unumstößlichkeit das etwas ganz und gar nicht mit ihm stimmte. Vor Eds Zimmertür angekommen blieben beide stehen, sie waren völlig alleine in dem Gang, was aufgrund der Uhrzeit nicht wirklich verwunderlich war. „Sam, kann es sein, das irgendwas passiert ist?“, fragte Ed vorsichtig. Ein kurzes Lächeln glitt über seine Lippen, erreichte jedoch nicht die grünen Iren. „Was sollte denn passiert sein?“, fragte er, allerdings nicht unbedingt überrascht. Ed seufzte und rieb sich den Arm, denn ganz offensichtlich wollte Sam nicht darüber reden. Sam kramte unterdessen in seiner Manteltasche nach seinem Schlüssel und steckte ihn ins Schlüsselloch nach dem ihn gefunden hatte. „Wenn du drüber reden willst sag einfach bescheid“, bot Ed an lächelte etwas verlegen. Sam blinzelte ihn etwas sprachlos an, er schaute weg und nickte kaum merklich, bevor er in sein Zimmer verschwand, das genau neben dem der Elrics lag. Ed war wieder in der Bibliothek und lief mit seiner erbärmlich Lichtquelle durch die alles verschlingende Finsternis. Er suchte etwas oder jemanden, er fragte sich ob er IHN suchte. Ein leichtes Kribbeln durchlief seine Magengegend. Sein Herz setzte fast für einen Moment aus, als er die letzten Bücherreihen durchbrach zurück zu seinem Arbeitsplatz kam. Wie der Mond in einer wolkenverhangenen Nacht leuchtete ihn das Licht der kleinen Tischlampe entgegen und warf spielerische Schatten auf die Person, die sich auf dem Sofa ausgestreckt hatte und gedankenversungen ein Buch las. Ed kniff die Augen zusammen und blinzelte dann noch mal stark, um wirklich sicher zu gehen, dass ihm seine Augen keinen Streich spielten. Das dunkle Grün leuchtete wie ein frisch begrünter Wald und die dunkel beleuchteten violetten Irden glitten über Zeilen, während sich Licht und Schatten gleichzeitig an den schlanken Körper drängten und der makellosen Haut ihre Farben aufdrängend. Ed war so fasziniert vom Schattenspiel welches so unbekümmert über seinen Körper glitt, das er völlig vergaß was er noch einige Sekunden vorher fragen wollte. Nur weil Envy gerade die Seite umschlagen wollte und sich die amethystfarbenen Seelenspiegel dabei, etwas über den Bücherrand erhoben, entdeckte er Ed schließlich. Verwundert schlug er das Buch ungeachtete der Seite zu und setzte sich auf. „Was machst du denn zu solch einer Zeit noch hier, Ed?“, fragte er jedoch mit einem Anflug eines Lächelns. Mit einer Handbewegung bedeutet Envy Ed sich zu ihm zu setzen. Einerseits aus seiner unverständlichen Starre befreit, folge er der Aufforderung seines ehemaligen Erzfeindes wie eine Marionette, die mit unsichtbaren Fäden in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde. Doch Envy wartete nicht bis sich Ed neben ihn gesetzt hatte, sondern zog ihn mit sanfter Gewalt seitlich auf seinen Schoß, gerade als er an ihm vorbeigehen wollte. Envy schlang einen Arm um den Kleineren und Ed spürte wenig später Envys warmen Atem an seiner Ohrmuschel. „Aber wo du jetzt schon mal hier bist sollten wir diese traute Zweisamkeit doch nutzen, meinst du nicht auch? Immerhin ist es selten das wir so alleine und ungestört sein können“, flüsterte Envy ihm mit liebestoller Stimme ins Ohr und kurz darauf, spürte er seine warme Zungenspitze die langsam über den äußeren Rand seines Ohres glitt. Es kitzelte fürchterlich und jagte Ed einen Schauder durch den Körper, jedoch auf eine sehr angenehme Art. Am Ohrläppchen angekommen knabberte Envy vorsichtig daran, was Ed einen kleinen Seufzer entlockte und reine Musik für Envy war. Als Envy sich dann mit Küssen seine Halsbeuge zum Schlüsselbein vorarbeitete, war es völlig um Ed geschehen und er vergrub seine rechte Hand tief in der tannengrünen Mähne. Seine Andere glitt vorsichtig über Envys Seite. Er war bereit sich dem Homunkulus hinzugeben, das spürte er von Sekunde zu Sekunde deutlicher, sein Körper durchströmte langsam aber sicher immer mehr Lust, die es vermochte alle Zweifel wegzuschwemmen. Wie von selbst glitt Eds eines Bein auf die andere Seite, sodass er breitbeinig auf Envys Schoß sah, welches ihn ganz offensichtlich zu überraschen schien. Ein leicht lüsternes Grinsen folgte und Envy zog ihn wieder näher an sich. Ed ergriff nun selbst die Initiative und verwickelte den Homunkulus in einen leidenschaftlich Kuss, während seine Linke wieder über Envys Seite glitt, übte die Rechte leichten Druck auf seinen Kopf aus, um noch weniger Platz zwischen sie kommen zu lassen. Sehr bereitwillig ließ sich Ed von Envy den langen Mantel abstreifen, doch da machte der Größere noch lange nicht Schluss, der entledigte Ed auch seines zweiten mantelartigen Oberteil und legte schließlich, durch das abstreifen seines Shirts, den wohlgeformten Oberkörper frei, welcher sofort von forschen Händen untersucht wurde. Langsam fuhren sie über jede kleine Unregelmäßigkeit die sie erfühlen konnten. Envys kühle Finger brannten wie Feuer auf seiner erwärmten Haut und hinterließen einen süßen Nachklang. Als die schlanken Finger Richtung Brustwarzen glitten, wurde Eds Griff um Envy fester und erspürte überdeutlich wie sich etwas in seiner Unterleibgegend regte. Noch bevor Envy Eds Brustwarzen mit dem Zeigefinger anstupste und drückte, konnte der Homunkulus einen Druck in der Unterleibgegend spüren, die sich unaufhaltsam gegen seine Bauchdecke drückte. „Da ist wohl jemand plötzlich sehr willig“, schnurrte er Ed ins Ohr, dem sofort eine leichte Röte ins Gesicht schoss, doch er konnte es wohl kaum bestreiten. Während Envys Mund den seinen wieder in Besitz nahm, machten sich Envys Finger daran Ed Gürtel zu öffnen. Nun musste auch der Knopf dran glauben und schließlich der Reißverschluss. Eine der kühlen Hände glitt von der Bauchdecke immer tiefer und tiefer unter den Stoff bis Ed völlig durchgeschwitzt aufwachte, völlig orientierungslos blickte er sich um. Doch schnell wurde ihm wieder klar wo er sich befand und die Anspannung viel von ihm ab. Röte schoss ihm ins Gesicht in Anbetracht dessen, das er überdeutlich spürte wie erregt sein Glied alleine dieses Traumes wegen war. Es pochte hart in seiner Lendengegend und forderte seine verdiente Befriedigung. Ed biss sich auch die Lippen, noch unentschlossen was er von diesem so realistisch, emotionalen berauschenden Traum halten sollte. Ein leichter Windzug strich über seine Haut und lenkte seine Aufmerksamkeit zum geöffneten Fenster, dessen Gardinen in der nächtlichen Brise flatterten und das Mondlicht warf zwischen ihnen einen Schatten hinein. Eds Herz schien plötzlich unglaublich laut zu schlagen, dieser Schatten war keine Einbildung. Zur Sicherheit kniff Ed sich selbst, doch er träumte nicht, die vertraute Silhouette zeichnete sich tatsächlich hinter den Vorhängen ab. Kapitel 8: Nächtlicher Besuch ----------------------------- Die Gestalt kam mit lässigen Schritten näher, ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, obwohl ihr doch völlig klar sein müsste, welch ein Chaos ihre Entdeckung verursachen könnte. „Na wen haben wir denn da?“, flüsterte die vertraute Stimme von Envy in die Dunkelheit. Ed setzte sich auf und faltete die Hände dezent über der Decke, um die kleine Peinlichkeit in der er sich befand, bewusst zu verstecken. Envy kam näher und wurde nun schwach von der Seite beleuchtet, seine violetten Augen reflektierten das Licht und verliehen der Farbe somit noch mehr Kontur zwischen der Schwärze. „Den kleinen Fullmetal, so ein Zufall aber auch“, spottete Envy, wussten sie beide doch nur zu gut, das dieses Treffen alles andere als ein Zufall war. „Envy“, flüsterte Ed leicht angespannt. Envy sah ihn mit einem abschätzigen Blick ab, er kannte Fullmetal nun schon lange genug um zu wissen, das er selten so gedrückt sprach wie jetzt. Die logische Folge die er darauf schloss, war der Verdacht das irgendwas nicht in Ordnung sei. „Komme ich vielleicht ungelegen?“, fragte er deshalb und sah sich aufmerksam in Eds Zimmer um. Niemand war zu sehen, außer Ed, auch hörte er keine nennenswerten beunruhigenden Geräusche, aber vielleicht erwartete er ja jemanden? Envys Augen vielen wieder auf Ed. Er hatte offensichtlich geschlafen, denn sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht, zudem schien er nicht unbedingt viel anzuhaben, somit erschien es ihm auch eher unwahrscheinlich das er jemanden erwartete. „Ein wenig“, murmelte Ed gedrückt, mit seinen überschwellenden Hormonen kämpfend. „Ach tatsächlich?“, fragte Envy nicht sehr überzeugt. Er strich Ed die Haare aus dem Gesicht und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Ed schluckte schwer. Beruhige dich, Beruhige dich, murmelte er in seinen Gedanken immer wieder, denn DAS war nicht unbedingt förderlich um seine Hormone wieder in Einklang mit seiner Umgebung zu bringen. In einer eleganten Bewegung glitt Envy hinter Ed und saß nun breitbeinig hinter ihm. Envys Atem kitzelte Ed im Nacken und jagte sogleich einen wohligen Schauer durch seinen Körper. „Du siehst so verspannt aus, Ed. Vielleicht gelingt es mir dich ein wenig zu entspannen“, flüsterte Envy nahe neben Edwards Ohr, mit einer Stimme die ihn sich nur noch ein wenig mehr verkrampfen ließ. Dieser Homunkulus brachte seine Hormone durch sein Handeln nur noch mehr durcheinander als sie sowieso schon waren. Ed zuckte kurz zusammen als Envys kühle schlanke Finger, seinen erhitzten Rücken berührten. Sie waren von unten unter sein Shirt geschlüpft und bahnten sich jetzt mit sanften Druck den Weg nach oben zu seinen Schultern. „Oh ja, du bist wirklich sehr verspannt“, hauchte Envy und erhöhte den Druck ein wenig. Ed fand es durchaus angenehm was Envy tat, jedoch war er nervös, nervös wegen dem was heute vielleicht passieren würde. Die Bilder seines Traumes noch immer vorm inneren Auge und auch eine Gewisse Lust, die sich immer mehr an die Oberfläche drängte, jedoch noch von der Nervosität des Kindes im Zaum gehalten wurde. Envys Fingerspitzen glitten langsam an Eds Seiten hinab und Ed zog die Luft hörbar ein und verkrampfte sich an dieser Stelle noch ein bisschen mehr. Er musste Grinsen, er konnte einfach nicht anders. Auch Envy lachte amüsiert, denn auch er hatte nicht gewusst wie empfindlich seine kleine Errungenschaft dort doch war. Envy packte das Ende von Edwards Shirt an beiden Seiten. „Darf ich?“, hauchte er und küsste Eds Halsbeuge. „Ja“, flüsterte Ed und wendete den Kopf zur Seite, um Envy zu küssen. Envy spürte die Unsicherheit darin. Er schien heute durchaus willig, aber auch ein wenig eingeschüchtert. Er würde ihn mit Samthandschuhen dahin lenken, wo er ihn haben wollte, aber alles zu seiner Zeit. Langsam streifte er Ed sein Shirt ab und legte somit den schwach beleuchteten Oberkörper Edwards frei. Lust durchflutete Envys Körper, es verlangte ihn danach sich diesen ganzen Körper zu eigen zu machen und gierig mit den Händen darüber zu gleiten. Stattdessen glitten seine Hände ruhig zu Eds Schultern und massierten sie. „Entspann dich, Ed. Ich werde nichts tun, was du nicht willst, versprochen“, flüsterte Envy sanft von hinten und tatsächlich lockerte sich die Verspannung langsam aus Eds Gliedern. Dies war schon ein großer Schritt für Ed, denn es bedeutet das er Envys Worten vertraute, oder er wollte ihnen zumindest vertrauen. Vielleicht vernebelte ihm die Lust auch die Sinne, aber Ed hatte den Eindruck das Envy heute einfach anders war, vorsichtiger, ruhiger. Nachdem er Eds Muskeln ein wenig massiert hatte glitten seine Finger wieder nach unten und über die Seiten nach vorne. Sanft fuhr er die wohlgeformten Bauchmuskeln nach und dann legte er die andere Hand an Eds Becken und drehte ihn sich seitlich zu. Er stützte das rechte Bein auf und hielt Ed so mit dem Rechtem halb ihm Arm, ähnlich wie ein kleines Kind, während seine Linke noch immer über Eds Bauchdecke glitt. Er senkte den Kopf ein wenig und legte seine Lippen auf die von Edward, der sofort bereitwillig den Mund öffnete, Envy jedoch die Führung überließ. Envy nahm ihn voll für sich ein, allerdings ließ er sich heute auch ohne Widerwillen einnehmen und das würde er ausnutzen. Zaghaft legte Ed seine linke Hand an Envys Wange und strich vorsichtig darüber. Ed war regelrecht überrascht wie weich Envys Haut doch eigentlich war, immerhin war er ein Mann, doch seine Haut fühlte sich frisch und jugendlich an, nicht einmal getrübt von einem einzigen Bartstoppel. Sicherlich war es wirklich angenehm seine Erscheinung beliebig verändern zu können, jedoch war dieser Körper, der einzig Echte, das war der Envy den Ed kannte. Den er gehasst hatte und anschließend, wenn auch zaghaft, lieben gelernt hat. Eds Hand strich vorbei an Envys Halsbeuge hinein in die dunkle, grüne Mähne, wo sie einen Moment verweilte und dann zum Nacken überging, über den er sanft mit den Finger glitt, immer wieder hin und her. Envy rekelte leicht den Körper unter seiner Berührung, es kitzelte, jedoch auf eine verdammt angenehme Art. Irgendwann stoppte Ed seine Streicheleinheiten und seine Hand verweilte ruhig auf Envys Nacken. Envy löste den Kuss kurz, verweilte jedoch mit seinen Lippen ganz nahe an Eds, nur getrennt durch wenige Zentimeter. Er sah ihn mit seinen intensiv violetten Augen an, voller Lust, Liebe und Wonne, nur ein paar winzige Wörter drangen zwischen seinem leicht keuchenden Atem an Edwards Ohr. „Hör nicht auf, Ed“, flüsterte Envy schnurrend in Eds Ohr. Dann küsste Envy ihn zweimal kurz und senkte seinen Mund hinab in Eds Halsbeuge. Dieser legte den Kopf leicht nach hinten, um Envys heiße Küsse auf seiner inzwischen kühlen Haut vollends zu genießen, während er Envys Nacken liebevoll weiter streichelte. Edward empfand diese Berührung als mehr als angenehm, jedoch fühlte es sich auch ein wenig kribbelig an, neu, unbekannt, faszinierend und ein wenig merkwürdig. Ähnlich wie das erste Mal als er spürte wie ihn alchemistische Energie durchfloss, die etwas neues Erschaffen würde. Möglicherweise war das heute nicht anders, vielleicht würde heute endgültig aus jahrelangem Hass Liebe entstehen. Es war wirklich ein wohlig warmer Gedanke, sich dieser Hoffnung voll und ganz hinzugeben zu können, sich in die warmen, schützenden Arme dieses sonst stürmischen Liebhabers zu schmiegen und einfach die ganze Last, die auf ihm lag für einen Moment dahinschwimmen zu lassen, weit weg von diesem Augenblick. Betont langsam fuhren Envys Finger, die zuvor Edwards Bauchdecke ein wenig untersucht hatten, höher, Stückchen für Stückchen bis sie sich in langsam kreisenden Bewegungen immer mehr Eds steifer Brustwarze näherten. Der Kreis wurde immer enger und enger und schon jetzt zog Ed hörbar die Luft ein und stieß sie mit einem unterdrückten Keuchen wieder aus. Sie durften nicht so laut sein, schließlich schliefen Winry und Al, obwohl Al sich richtiger ausgedrückt lediglich in einer Art Stillephase befand und das Nebenapartment war von seinem neuen Arbeitskollegen besetzt. Es wäre Ed unglaublich peinlich von irgendjemand morgen auf merkwürdige Geräusche angesprochen zu werden. Bei seinem Bruder wäre es möglicherweise nicht ganz so dramatisch, da Al in dieser Hinsicht einfach noch eine zu reine Kinderseele besaß und bei Winry war Ed sich nicht ganz sicher, aber Sam, er würde es sicherlich deuten können. Doch als Envys schlanke Finger anfingen seine Brustwarze anzustupsen und liebevoll zudrücken, war es endgültig vorbei mit den klaren Gedanken. Er konnte nur noch an dieses ungeheure Verlangen decken, welches nun hart in seiner Lendengegend pochte und nach Befriedigung gierte. Nie zuvor hatte Ed ein solches Verlangen nach einer Person verspürt, niemals und das nun ausgerechnet sein Erzfeind der Gegenstand seiner Begierde sein würde, war wohl regelrecht eine Laune des Schicksal. Ed bog den Rücken ein wenig mehr durch, sein Körper wollte Envy entgegen, so sehr. Envy war inzwischen völlig kribbelig im ganzen Körper voller Lust. Erst waren es nur kleine Gesten der Zustimmung, die Ed im zur Bestätigung schenkte, doch jetzt streckte er ihm seinen Körper entgegen, forderte ihn regelrecht dazu auf ihn zu nehmen. Envy wollte, er wollte es so sehr, am liebsten hätte er sich sofort wie ein Raubtier auf Edward gestürzt, im einfach die Klamotten vom Körper gerissen und ihn genommen, mit Leib und Seele, doch dann würde er ihn verletzten, tief verletzten in seinem Vertrauen in ihn, welches sowieso gerade mal ein kleiner Trieb war, aber auch sein Vertrauen in eine solche Beziehung. Er musste Eds Lust noch ein wenig weiter ausreizen, bevor er sicher sein konnte, das Edward dem nächsten Schritt zulassen würde. Den Schritt der ihn unweigerlich an sein Ziel führen würde. Envy fuhr sich kurz über die Lippen, hungrig, beinahe ausgehungert und küsste Edwards leicht geöffnete Lippen. Die Leidenschaft mit welcher Edward dieses Kuss erwiderte war schon alleine ungemein, befriedigend, hungerstillend und doch noch nicht ganz genug. Envy löste den Kuss als bald wieder und schaute ihm tief in die Augen, fraß mit den Augen sein leicht gerötetes Gesicht und verschlag die Lust in Edwards Blick. Er war fast soweit. „Edward“, gurrte Envy lüstern ohne auch nur einen Moment den Blick abzuwenden. Er küsste ihn erneut, lange, spielerisch und diesmal war Ed es der ihn löste. „Envy“, stöhnte Ed, leicht stockend. „Mehr davon Ed, mehr“, flüsterte Envy lüstern und küsste ihn erneut, während seine Hand nun langsam nach unten glitt. „Envy“, stöhnte Ed erneut, diesmal etwas lauter. „Ruhig, Edward, du weißt wir sind nicht alleine“, flüsterte Envy leicht spielerisch und legte ihm sachte den Finger auf die Lippen. Doch Envys Hand kehrte nur als zu schnell zu der Stelle zurück wo sie gerade verweilte hatte, kurz vor dem Bund von Edwards Boxershorts. Envy ließ sich Zeit unter den Bund zu gleiten, er würde Ed zu nichts zwingen, obwohl er sich nicht sicher war, ob er selbst wirklich genug Willenskraft besaß um jetzt aufhören zu können, wenn Ed das wollte. Doch Edward ließ es geschehen, er regte sich Envys Hand sogar entgegen, er wollte es, genauso wie Envy. Envy küsste ihn bevor er Edwards steifes Glied in die Hand nahm, den wie er schnell merkte, ließ es Edward nur noch mehr stöhnen und er wollte jetzt wirklich ungern gestört werden. Er übte erst leichten Druck aus und packte nach und nach ein wenig fester zu. Er spürte mit Genugtuung wie sich Ed mit der einen Hand in seiner grünen Mähne festkrallte und mit der anderen im Bettlagen. „Edward“, stöhnte nun auch Envy leicht voller aufgestauter Erregung, „darf ich dich nehmen?“ Einen Moment hörte man nur das Keuchen, ihrer erregten Körper, die sich immer mehr einander zudrängten. Ein zaghaftes „Ja“ entsprang Eds Lippen zwischen dem Stöhnen. Envy hatte inbrünstig auf diese Antwort gehofft. Vorsichtig entledigte er Ed seiner Boxershorts und zog nun auch seine Sachen aus. Ganz vorsichtig brachte er Ed in die richtige Position. Ed hatte wirklich einen sehr schönen Rücken, der in einem noch schöneren Po endete. Sanft fuhr er mit den Händen über Edwards Hüften hinunter zum Po. „Wird es weh tun?“, fragte Ed ein wenig zögerlich. „Ja, schon , allerdings vergeht der Schmerz auch und ich werde sehr vorsichtig sein, das verspreche ich dir“, flüsterte er und küsste die kleine Mulde in Edwards Rücken. „Liebst du mich?“, fragte Ed. Eine Sekunde zögerte Envy und horchte wirklich ehrlich in sich hinein. „Ja“, antwortete er. Ed seufzte zufrieden. „Dann ist es gut“, flüsterte er und Envy wusste, das er nun bereits war. So vereinigten sich zwei ehemalige Erzfeinde in einem Chaos auf Lust, Liebe und Leidenschaft. Ed war nach diesem Akt der Zuneigung beinahe augenblicklich in Envys Armen eingeschlafen. Envy hingegen genoss das langsame ausklingen der Lust und der Befriedigung. Er spürte die angenehme Wärme, die von Edwards Körper ausging und könnte sich regelrecht darin ertränken. Er strich leicht gedankenverloren über die Wange des Jüngeren und senkte seinen Kopf ein wenig, hinein in die blonde wirre Mähne Edwards. Er sog tief Eds Geruch ein, diesen Geruch der jedem Menschen eigen war. Eds Geruch roch frisch, wie der Frühling, ein wenig erdig und leicht süßlich, jedoch eher eine schwere Süße, die eher unterschwellig zu riechen war. Doch es mischten sich noch zwei andere Gerüche mit hinein, der Geruch nach Schweiß und Sex. Eine wahrlich wundervolle Kombination, deren Duft Envy hoffte nun immer öfters riechen zu dürfen. Dies war das erste Mal seit langem, das Envy sich wieder gesättigt fühlte, nicht voller Gier und Neid, voller Verlangen zerfressen von Zorn. Es war ein wohlig weiches Gefühl der Glückseeligkeit, jedoch kein aufgedrehtes, aufgekratztes einfach etwas rund um Zufriedenes. Nachdem er all diese Sinneseindrücke in sich aufgenommen hatte, überfiel auch ihn langsam aber sich die Erschöpfung und ließ seine Augen zufallen. Nun war das Land der Träume nicht mehr fern. Etwas regte sich. Edward hielt es für Einbildung, doch dann regte es sich wieder. Wiederwillig öffnete Edward die Augen und sah noch immer völlig schlaftrunken in Envys Gesicht. Er gähnte herzhaft und rieb sich die Augen. „Schlaf weiter Ed, es ist noch nicht Morgen“, murmelte Envy fürsorglich. „Aber wo willst du hin““, brabbelte Ed halb. „Ich muss gehen“, erklärte Envy schweren Herzens du löste sich vorsichtig von Ed. Doch Ed griff sich seine Hand und schaute ihn wiederwillig aus immer noch verschlafenen Augen an. „Geh nicht“, forderte er nun recht deutlich. Envy lächelte sanft. „Ich würde furchtbar gerne hier bleiben, aber ich kann nicht“, murmelte er enttäuscht und nahm Edward Hand die ihn festhielt in seine. Er küsste die Hand sanft und danach Edward. „Wir sehen uns doch gleich in deinen Träumen wieder“, flüsterte und küsste ihn erneut, „nun mach schon die Augen wieder zu, Ed.“ Ed konnte einfach nicht anders, als das zu tun, um was ihn diese wohlklingende Stimme bat, deswegen schloss er die Augen und das letzte was er spürte war, wie sich ihm langsam die andere Hand entzog. Weg war Envy und mit ihm Edwards Bewusstsein. Kapitel 9: Der Morgen danach... ------------------------------- Ich weiß, ich weiß, ich hab schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr hierran weitergeschrieben, aber ich wusste lange Zeit einfach nicht so richtig, was ich jetzt mit unseren beiden Schätzchen anfangen soll, denn einfach nur irgendwas zu schreiben um des Schreibens willen wäre sicherlich diesem Pairing einfach nicht gerecht geworden Aber jetzt weiß ich endlich wohin ich das ganze lenken will... Ich weiß zwar nicht, ob die Story überhaupt noch irgendwenn interessiert, aber ich würde mich natürlich sehr darüber freuen^^ Ansonsten viel Spaß _____________________________________________________________________________ Envy hätte sich wirklich gewünscht noch länger bei Ed bleiben zu können, doch der Morgen war leider nur allzu schnell gekommen und er wusste das es weder für ihn noch für Ed gut wäre, wenn sie irgendjemand erwischt hätte. Denn egal ob sie es nun wahr haben wollten oder nicht, sie standen nun mal auf völlig verschiedenen Seiten. Er selbst hatte bis jetzt nur zu oft immer auf das Ziel hingearbeitet, die Menschen nach und nach auszurotten, um dafür viele wertvolle Steine der Weisen zu erschaffen. Er sah in den Menschen nichts weiter als im Staube dieser Erde kriechende Würmer, die er einfach so unter seinem Schuhabsatz zerquetschen konnte. Doch Edward viel plötzlich in eine ganz andere Kategorie, er war plötzlich wertvoll und erhob sich weit über allem anderen in Envys Denken. Doch Edwards Gedanken waren so anders, als die Seinen. Envy seufzte. Edward achtete jedes Leben, sei es auch noch so erbärmlich, das hatte Envy bereits mehr als deutlich mitbekommen. Eigentlich war es sowieso ein Wunder das sich Edward tatsächlich mit ihm einließ, musste gerade ihm doch nur allzu deutlich klar sein, wie viele Menschen Envy in seinem langen Leben schon getötet hatte. Dennoch machte es Envy natürlich unglaublich glücklich. So glücklich, das er es nicht richtig in Worten auszudrücken vermochte. Die Liebe, das Verlangen oder was auch immer er für Ed empfand hatte ein schwarzes Loch in ihm ausgefühlt, das ihn bis jetzt immer zu grausamen Taten bewegt hatte. Doch all das Morden und Foltern hatte immer nur eine kurzweilige Befriedigung für dieses Verlangen bedeutet, das schon bald wieder in ihm aufgeflammt war und ihn zu neuen Schreckenstaten gedrängt hatte. Doch jetzt verspürte er kein solches Verlangen, ganz im Gegenteil, er fühlte sich leicht und frei, wie als wenn man all die Sünden einfach von seinen Schultern genommen hätte. Envy hatte ja eigentlich nie an solchen Quatsch wie Liebe geglaubt, doch jetzt wo es ihn tatsächlich selber überkommen hatte, war er mehr als beeindruckt, welch angenehmen Gefühlszustand sie hervorrufen konnte. Aufgrund all dieser Überlegungen verging der Weg nach Hause wie im Fluge. Völlig gedankenverloren durchschritt Envy die letzte Tür, die ihn und eine Art Gemeinschaftsraum voneinander trennte. Wie eigentlich fast immer waren eh nicht viele von ihnen anwesend. Nur Lust und Gluttony saßen gelangweilt auf dem dunklen Sofa und während Lust nicht mal von ihrem Buch aufsah, als Envy eintrat, war Gluttonys Verhalten doch schon ein wenig merkwürdig. Er legte den Kopf etwas schief und blickte ungewöhnlich intensiv in seine Richtung, dann blähten sich seine riesigen Nasenlöcher und Envy war vollends verwirrt. Obwohl er eigentlich gute Laune hatte, reizte ihn das ungewöhnliche Verhalten von Gluttony doch. „Was ist?“, fauchte er deswegen giftig und sah Gluttony böse an. Dieser wurde einen Moment ein wenig kleiner unter Envys Gemecker, doch dann öffnete er zögerlich seinen übergroßen Mund und meinte: „Envy, du riechst komisch“ Envys Augen wurden groß. Nun schaute auch Lust etwas verwirrt von ihrem Buch auf und sah erst Gluttony und dann Envy an. Stimmt ja, das hatte Envy völlig vergessen, Gluttony hatte ja so einen unglaublich guten Geruchssinn. Sicherlich konnte Gluttony ebenfalls Eds Geruch wiedererkennen und wenn er nun auch noch den anderen Geruch kannte, dann würde selbst Gluttonys Spatzenhirn es schaffen eins und eins zusammen zu zählen. Wie sollte sich Envy daraus reden? Leichte Panik begann in ihm aufzusteigen. Er überlegte bereits fieberhaft nach einer halbwegs glaubwürdigen Ausrede. „Was meinst du damit, Gluttony?“, fragte Lust, auch wenn es sie nicht so unglaublich zu interessieren schien, sie war wahrscheinlich einfach nur dankbar dafür, sich mal wieder auf etwas anderes konzentrieren zu können, als diese wahrscheinlich schon Stunden lang anhaltende Stille. Gluttony zuckte mit seinen massigen Schultern. „Hmm, ich weiß nicht genau nach was er riecht, ich kenne diesen Geruch nicht, er ist einfach komisch“, erklärte Gluttony mit seiner permanent weinerlich klingenden Stimme. Envy viel wirklich ein Stein vom Herzen, er war wirklich unglaublich dankbar dafür, das Gluttony scheinbar diesen Sex typischen Geruch wirklich noch nie gerochen hatte, denn er vergaß nie etwas, was er einmal gerochen hatte. „Ist denn irgendwas Ungewöhnliches passiert?“, fragte Lust, der Langeweile wegen. Doch Envy schüttelte nur den Kopf. „Wer weiß was Gluttony da schon wieder riecht, wahrscheinlich seine eigenen ungewaschenen Füße oder so“, spottete Envy, verschränkte die Hände hinterm Kopf und verließ den Gemeinschaftsraum. Als er gerade die Tür schloss hörte er Gluttony noch so was murmeln wie: „Aber wie meine Füße riechen weiß ich doch.“ Envy war nur froh diesem doch heikel enden könnenden Gespräch entkommen zu sein und Gluttony würde es sicherlich gleich wieder vergessen, da das meiste Erinnerungsvermögen bei ihm für Gerüche und das Denken an Essen drauf gingen und Lust schien ebenfalls so als würde sie der ganzen Angelegenheit nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit schenken. Denn nach Envys Kommentar hatte sie sich wieder kommentarlos ihrem Buch gewidmet, obwohl auch dieses sie nicht sonderlich zu interessieren schien. Aber Envy wollte es nicht darauf ankommen lassen, dass das Thema noch mal aufkam, deswegen beschloss er, dass es das Beste wäre erst einmal duschen zu gehen. Ansonsten war es sehr ruhig und friedlich im Zuhause der Homunkuli, wie immer eigentlich. Envy bewegte sich nun sehr zielstrebig auf das Badezimmer zu, dort angekommen entledigte er sich seiner Sachen und schlüpfte sogleich unter die Dusche. Obwohl er so was wie duschen sonst eher lästig fand, war selbst das heute irgendwie angenehm. Denn die Wärme des Wassers erinnerte ihn sogleich wieder an das süße Gefühl einen warmen, lebendigen Menschen neben sich zu haben. Einerseits wusste er, dass es gut war, das dieses Duftgemisch jetzt abgewaschen wurde, vor allem auch wegen Gluttony, aber irgendwie fand er es auch schade, das danach Eds Duft nicht mehr überall an seiner Haut haften würde. Doch das konnte er ja vielleicht bald wieder ändern. Er schmunzelte zufrieden bei dem Gedanken Ed bald wieder in die Arme zu schließen, seine Finger über seinen Körper gleiten zu lassen, scheine Lippen zu kosten und ihm vielleicht sogar wieder diese verführerischen Laute zu entlocken. Sein Grinsen wurde fast noch breiter als Envy sich daran erinnerte wie Ed seinen Namen ausgesprochen hatte, es war wirklich die reinste Musik in Envys Ohren gewesen. Eine Welle der Glückseligkeit überrollte Envy nahezu und ohne es zu merken, begann er eine fröhliche kleine Melodie unter der Dusche zu summen. Als er aus der Dusche kam fühlte er sich erfrischt. Schnell zog er sich an und verließ das Badezimmer. Als er die Tür öffnete war er etwas überrascht, Wrath lehnte an der gegenüber liegenden Wand und zog eine Augenbraue hoch als Envy aus dem Bad kam. Was hatten sie denn heute alle mit ihm? „Was?“, fragte Envy entnervt und trat vollends aus dem Bad. „Hast du gerade unter der Dusche gesummt?“, fragte Wrath etwas ungläubig. Eine leichte Röte stieg in Envys Gesicht. Im war es wirklich überhaupt nicht aufgefallen, aber er würde es natürlich auch niemals zugeben. Deswegen schaute er Wrath verärgert an. „Ach du spinnst doch, wahrscheinlich wirst du langsam alt, Wrath. Du solltest dir vielleicht lieber langsam mal ein Hörgerät zulegen“, meinte Envy spöttisch und sprach zur Untermalung zum Schluss hin immer langsamer und deutlicher. Daraufhin bekam er nur einen ärgerlichen Gesichtsausdruck von Wrath. „Kann man wohl nichts machen, wahrscheinlich ist er wirklich langsam zu alt“, murmelte Envy und trieb sein kleines Spiel somit auf die Spitze, wandte sich dabei aber auch gleichzeitig von Wrath ab. Er war müde, er würde jetzt den Schlaf nachholen gehen, denn er in der vergangenen Nacht eingebüßt hatte, obwohl man dazu sagen musste, dass er DAS natürlich liebend gerne gegen Schlaf eingetauscht hatte. Edward erwachte an diesem Morgen recht früh, denn es war noch sehr still im Haus. Also mussten Winry und Al wohl beide noch schlafen. Während Edward langsam die Augen öffnete tastete er instinktiv neben sich im Bett, fand jedoch nichts weiter außer ein zerwühltes Lacken. Dann viel es ihm wieder ein, er war ja schon früher an diesem Morgen gegangen, oder war das überhaupt wirklich passiert? Ed lag ruhig da und wandte den Kopf zur Seite wo Envy vor einigen Stunden noch gelegen hatte. Er sah sein Gesicht praktisch vor sich und umso länger er neben sich auf den leerem Platz im Bett schaute umso unsicherer und trauriger wurde er. Was wenn das alles nur ein Traum gewesen war? Doch dann drehte sich Ed zur Seite und ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn. Es riss den Mund auf und zog die Luft scharf ein. Okay es war definitiv kein Traum gewesen. Verdammt tat das weh! Er hatte vorher keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie er sich danach am Morgen fühlen würde, aber das war ja echt übel. Das würde sicherlich ein eher unangenehmer Tag werden. Ob sich Frauen nach ihrem ersten Mal auch immer so fühlten? Selbst wenn es so sein sollte, wieso zum Teufel merkte man ihnen das nicht direkt an? Langsam, ganz langsam setzte sich Ed auf und biss sich dabei selbst auf die Zunge um nicht jeden Augenblick laut los zu fluchen. Das würde ihm Envy definitiv eines Tages büßen! Gestern hatte es zwar auch erst einmal wehgetan, aber dieser Schmerz war nach und nach immer mehr abgeklungen und vom Verlangen abgelöst. Deswegen war es ihm gestern nicht halb so schlimm vorgekommen, aber jetzt verfluchte er sich und Envy im Stillen dafür, immerhin musste er heute auch noch arbeiten. Wieso musste er sich auch ausgerechnet an einem verdammten Donnerstag auf so was einlassen? Edward schnappte sich ein paar frische Klamotten und lief ziemlich grotesk Richtung Badezimmer, wo er sich warmes Wasser in die Badewanne einließ. Er hoffte inständig das warme Wasser würde seine geschundenen Muskeln ein wenig entspannend und das ganze wenigstens etwas erträglich machen, damit er nicht den ganzen Tag eine so überaus auffällige Gangart beibehalten musste. Winry und Al würde er sicherlich mit irgendeiner Ausrede abspeisen können, aber es gab einfach zu viele Leute auf seiner Arbeit, die diesen Gang sicher nur allzu gut deuten würden können. Nur als Beispiel Sam, denn er gleich als erstes traf oder den Oberst, wenn Ed Pech hatte. Entsetzen stieg langsam in ihm auf, er durfte sich vor dem Oberst nichts anmerken lassen, denn dieser würde sich sicherlich die Freude nicht nehmen lassen, Ed noch wochenlang damit aufzuziehen. Nein, das konnte Edward Elric auf keinen Fall gesehen lassen! Als die Wanne endlich voll war ließ er sich vorsichtig hinein gleiten und tatsächlich dauerte es nicht gerade lange, bis der Schmerz zu einem dumpfen Pochen abklang. Ed seufzte erleichtert und murmelte in den warmen Wasserdampf, der vom Wasser aufstieg: „Gott sei Dank“ Ed schloss genießerisch die Augen und ließ sich einige Augenblicke von der wolligen Wärme davon tragen. Genauso hatte er sich gestern in Envys Armen gefühlt, kurz bevor er eingeschlafen war. Edward öffnete die Augen wieder und fuhr sich durch die wirre blonde Mähne. Aber würde es ihm je wieder vergönnt sein überhaupt nochmal in seine Armen einschlafen zu können? Leise Zweifel schlugen Haken in sein Herz. Immerhin war es Envy, Envy der Homunkulus, der sicherlich schon etliche Menschen auf dem Gewissen hatte und das Leben mit Füßen trat, dem es rein gar nichts ausmachte Menschen zu töten um aus ihnen einen Stein der Weisen zu erschaffen. Der Envy, dem es sicherlich überhaupt nichts ausmachte zu lügen oder gerade eine solche Situation auszunutzen. Woher sollte Ed wissen, ob er ihn je wieder sehen würde? Vielleicht hatte er jetzt das bekommen, was er wollte und würde sich sowieso nie wieder hier blicken lassen oder noch schlimmer, was wenn sie sich schon morgen wieder als Feinde gegenüber stehen würden? Stille Tränen begannen sich in Edwards Augen zu sammeln. Ed wäre es doch jetzt unmöglich gegen Envy zu kämpfen! Was wenn das alles nur gespielt gewesen war, gerade um dafür zu sorgen, das sich Ed nicht länger in die Angelegenheiten der Homunkuli einmischte? Diese Ungewissheit ließ ihn trotz des warmen Wasser, das ihn umgab, frösteln. Es gab keinen Weg wie er sich sicher sein konnte, dass Envy es wirklich ehrlich mit ihm meinte. Eigentlich wäre es Envy sogar zu zutrauen, das er Ed noch ein wenig weiter in dem Glauben ließ, er würde ihn lieben, nur um ihn dann eines Tages hinterrücks zu töten und ihm mit einem Grinsen auf den Lippen zu sagen, dass er ihn nie wirklich geliebt hatte. Jetzt konnte Ed die Tränen einfach nicht mehr zurück halten, diese Vorstellung war so grausam, doch Ed wusste das diese Gedanken bei Envys Persönlichkeit nicht einmal abwegig waren. Die Tränen kullerten nur so über seine Wangen und vermischten sich mit dem warmen Badewasser. Ed hatte solche Angst davor. Er zog die Beine an und klammerte seine Arme darum. Das durfte einfach nicht passieren, es durfte einfach nicht! Ed hatte jetzt doch Gefühle für Envy, die würde er nicht so einfach wieder abstellen können, deswegen durfte es einfach nicht passieren! Doch wenn er nur mit ihm spielte, konnte er dann wirklich so sanft sein? Ein kleines Lächeln breitet sich auf Eds Gesicht aus. Ed hätte nie gedacht, das Envy tatsächlich so zärtlich sein konnte, wie er es gestern Abend war, schon gar nicht nach dieser einen Nacht, wo er Ed heimlich nachgestiegen ist und ihn fast zu tote erschreckt hatte. In dieser Gasse war Envy ja praktisch über ihn hergefallen, aber gestern war es so anders, er war liebevoll und nahm Rücksicht auf Ed, sodass Ed eigentlich gar nicht anders gekonnt hatte als ihm zu vertrauen. Ed wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Vielleicht hatte Al damals ja Recht gehabt und selbst jemand wie Envy konnte sich ändern. Edward sollte wahrscheinlich wirklich versuchen nicht alles so schwarz zu sehen, ohne das es dafür einen triftigen Grund gab, denn möglicherweise war alles was Envy brauchte, jemand der ihm eine zweite Chance gab und ihm eine andere viel wärmere Seite des Lebens zeigte. Vielleicht würde Envy ja irgendwann sogar ihm vertrauen? Auch wenn er nur ein Mensch war. Letztendlich würde es Ed wohl auf einen Versuch ankommen lassen müssen. Nachdem Ed seine Haare gewaschen hatte, verließ er die Badewanne und ließ das Wasser ab, da hörte er plötzlich etwas draußen scheppern. Er verdrehte die Augen und fragte sich was Al jetzt schon wieder angestellt hatte, aber Winry war ja bei ihm, deswegen würde er schon klar kommen. In diesem Gewissen föhnte sich Ed seine nassen Haare und band sie anschließend wieder ordentlich zu seinem üblichen Zopf. Als Ed dann endlich aus dem Badezimmer kam, stand Winry bereits in der Küche und bereitete das Frühstück für sich und Ed vor. Sie stand konzentriert vor dem Herd und als Ed sich ein wenig auf die Zehenspitzen stellte konnte er auch erkennen, was sie da in der Pfanne briet, Eier und Speck. Al seinerseits stand vorm Toaster und sah diesen hoch konzentriert an, so als würde er regelrecht darauf lauern, dass das Toast jeden Augenblick heraussprang. Der Tisch war bereits gedeckt und da es nicht so aussah als würde es irgendwas für Ed zu tun geben, trat er nun weiter in die Küche, ließ kurz ein recht gut gelauntes „Guten Morgen“ verlauten, welches natürlich prompt erwidert wurde und schritt langsam auf den Tisch zu. „Setz dich doch schon, Ed. Ich bin gleich fertig“, meinte Winry munter und wandte sich wieder ihrer Pfanne zu. Als Ed sich dann sicher war, das weder Winry noch Al in seine Richtung schauten, setzte er sich betont langsam und vorsichtig hin, natürlich nicht ohne das Gesicht dennoch ein wenig zu verziehen. Aber sobald er wieder saß ging es erst mal wieder einigermaßen. Gähnend goss er sich etwas von dem Orangensaft ein der auf dem Tisch stand und trank einen Schluck, als auch schon Winry mit der Pfanne in der Hand anrückte. Geschickt verfrachtete sie zwei Spiegeleier und zwei Scheiben Speck auf Eds Teller und den Rest auf ihren Eigenen und zwei Sekunden später verkündete der Toaster lautstark, dass das Toast ebenfalls fertig war. Al, dem die Hitze des frisch getoastetem Toast natürlich nichts ausmachte reichte ihnen beiden jeweils eine Scheibe und setzte sich dann auf den dritten Stuhl am Tisch. Ed bedankte sich bei Winry und Al und nachdem auch Winry wieder Platz genommen hatte begannen Winry und er zu essen, während Al einfach nur daneben saß und ihnen beiden zusah. Denn da er keinen menschlichen Körper besaß musste er auch nichts essen, auch wenn es ihm wirklich fehlte, wie er Ed zwischen durch ja schon mal anvertraut hatte. Insgeheim machte Al ja sogar eine Liste von Dingen, die er unbedingt Essen wollte, wenn er seinen menschlichen Körper zurück hatte. „Und Ed wie geht es so mit euren Ermittlungen voran?“, fragte Al neugierig und sah seinen großen Bruder erwartungsvoll an. Obwohl Ed gerade mitten am Kauen war, ließ er sich davon nicht vom Antworten abhalten. „Nicht so gut, wir haben leider immer noch keinen wirklichen Anhaltspunkt“, entgegnete Ed. „Oh, verstehe“, murmelte Al etwas betrübt. „Aber das wird schon“, versuchte Ed ihn ein wenig aufzumuntern. „Ja, Ed du solltest dich wirklich mal ein wenig beeilen mit der Aufklärung dieses Falles damit du nicht immer von früh bis spät unterwegs bist. Denn du hast nie Zeit für mich und was soll Al denn den ganzen Tag machen, wenn ich nicht mehr da bin“, stichelte nun auch Winry. „Du tust ja fast schon wieder so als wäre es meine Schuld, dass wir so lange an diesem Fall sitzen, meinst du ich dreh den ganzen Tag nur Däumchen oder war?“ , meinte Ed leicht verärgert und schlang sein letztes Stück Ei regelrecht runter. „Ich weiß nicht, aber ich würde dir auf jeden Fall raten, das nicht zu tun, Edward Elric“, meinte Winry leicht drohend. Daraufhin verdrehte Ed nur leicht die Augen und seufzte. „Ich muss jetzt los, Leute. Danke fürs Frühstück“, meinte er anschließend nur und erhob sich. Er schnappte sich seinen Mantel vom Haken und rief noch ein kurzes „Bis heute Abend“ Richtung Küche, bevor er das Appartement verließ. Kurze Zeit später stand Ed mit Sam vor dessen Auto. Während Sam bereits einstieg stand Ed noch ein wenig unschlüssig in der geöffneten Beifahrertür. Er konnte sich jetzt doch nicht wie sonst immer in den Sitz plumpsen lassen, das würde er wirklich nicht aushalten, aber was wenn Sam fragte? Es wäre ihm so unglaublich peinlich! „Kommst du, Ed?“, fragte Sam und lehnte sich mit verwirrtem Ausdruck auf dem Gesicht etwas zur Beifahrerseite herüber. „Ja“, murmelte Ed und setzte sich ganz vorsichtig auf den Beifahrersitz und schloss die Tür, doch Sam fuhr nicht sofort los. „Alles okay?“, fragte Sam und zog eine Augenbraue hoch. Ed presste die Lippen aufeinander und wurde leicht rot. Wieso zum Teufel musste Sam ihn auch so komisch ansehen. „Ich hab da einen Mückenstich“, murmelte Ed und blickte dabei auf seine Füße, doch dann machte er den Fehler und sah doch kurz zu Sam herüber. Dieser hatte nämlich ein sehr vielsagendes Lächeln auf den Lippen und meinte dann auch noch völlig trocken: „Das muss aber eine ganz schön große Mücke gewesen sein.“ Ed wurde sofort knall rot im Gesicht. Oh mein Gott, oh mein Gott, Sam wieso muss er mich darauf ansprechen, das ist so peinlich und jetzt wird ich auch noch rot, dachte Ed völlig panisch und wandte peinlich berührt das Gesicht möglichst weit von Sam ab. Wie sollte Ed Sam jetzt je wieder ins Gesicht blicken? „Tut mir leid, Ed. Ich wollte dich nicht damit aufziehen, aber das gerade war eine wirklich schlechte Ausrede“, entschuldigte sich Sam und legte kurz seine Hand auf Eds Schulter. Als sich Ed ein wenig beruhigt hatte riskierte er doch noch mal einen kurzen Blick rüber zu Sam. Er lächelte entschuldigend und meinte dann: „Keine Sorge, mir ist eigentlich völlig egal was du mit wem machst, zumindest solange dich niemand zwingt dazu diese Sachen zu tun.“ Zum Schluss hin klang er etwas ernster und auch das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Ed hob abwehrend die Hände. „Nein, nein, keine Sorge mich hat niemand zu irgendwas gezwungen“, versicherte er Sam schnell. „Na dann ist ja gut“, meinte Sam wieder in seiner normal fröhlichen Art und fuhr endlich los. Ed sagte erst mal eine Weile wieder nichts, sondern sah nur stur aus dem Fenster. Eigentlich hätte Ed ein solches Gespräch mit Sam auch lieber vermeidet. Es war ja eigentlich an sich schon schlimm genug, das ausgerechnet sein neuer Partner darüber Bescheid wusste, dass Ed ausgerechnet in einen Mann verliebt war, aber das er jetzt auch noch mitbekommen hatte, dass Ed mit ihm Sex gehabt hatte. Das sprengte wirklich den Rahmen dessen, worüber man mit einem doch so fremden Menschen normalerweise sprach. Obwohl Ed wahrscheinlich echt froh sein konnte, dass es Sam nichts auszumachen schien, das er einen Liebhaber hatte. Andere hätten ihn dafür sicherlich verachtet oder ihn gar damit aufgezogen, doch trotz dessen Sam ihn kaum kannte, nahm er es einfach so locker hin. Dafür konnte Edward wohl wirklich dankbar sein. Eigentlich wollte er das Thema wirklich nicht nochmal aufgreifen, doch es gab da noch eine Kleinigkeit die ihm er auf der Seele, auch wenn er Sam eigentlich nicht für diesen Typ Menschen hielt. „Sam?“, fragte Ed und sah ihn von der Seite an. Ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen antwortete er: „Ja, Ed?“ „Könntest du das vielleicht alles für dich behalten?“, fragte Ed zögerlich, innerlich betend, dass Sam ihn diesem Gefallen tun würde. „Aber natürlich“, meinte er nun wieder lächelnd. Ed stieß erleichtert die angehaltene Luft aus. Sam kicherte deswegen leicht neben ihm. „Keine Sorge Ed, du bist immerhin mein Partner und Partner müssen doch zusammenhalten, nicht?“, meinte er fröhlich und entlockte damit auch Ed ein warmes Lächeln. Sam war wirklich ein durch und durch guter Kerl, das bewies er Ed immer wieder. „Aber sag mal Ed so rein aus Interesse, wie heißt denn dein Freund eigentlich?“, fragte Sam im munteren Plauderton. Ed wusste nicht wirklich ob man bei ihm von seinem Freund reden konnte, da das eigentlich alles noch viel zu unsicher war, aber er musste Sam ja nun wirklich nicht alles erzählen. „Envy“, meinte Ed leicht verlegen und blickte etwas scheu nach draußen aus dem Fenster. Dann plötzlich aus heiterem Himmel machte Sam ohne Vorwarnung eine Vollbremsung und Ed wurde nach vorne geschleudert und stieß sich seinen Kopf hart an der Frontscheibe. Es war Glück das Sam nicht allzu schnell gefahren war. Ed sah nach vorne und suchte den Grund für Sams Vollbremsung, er hatte einfach so mitten auf der Straße angehalten. Verwirrt blickte Ed zu Sam herüber und konnte kaum fassen was er da sah. Sams Augen waren weit aufgerissen, seine Hände klammerten sich völlig verkrampft ums Lenkrad und er zitterte am ganzen Körper. Sobald Sam diesen Namen gehört hatte, hatte etwas in ihm ausgesetzt. Es strömte eine Flut schrecklicher Erinnerungen auf ihn ein, die ihn zu ertränken drohte. Niemals würde er diese Nacht von vor 21 Jahren vergessen können! so..auch wenn ich weiß das die meisten Sam nicht mögen XD vielleicht wird er euch in Zukunft ja ein wenig sympatischer oder aber ihr werdet ihn nur noch mehr hassen, mal sehn XD Kapitel 10: 21 Jahre zuvor... ----------------------------- Wer hätte geahnt das ich genau jetzt eine Rückblende einfüge? XD Allerdings hoffe ich natürlich auf eure Neugier, auch wenn es hier ausschließlich um die vermeintlich "gemeinsame" Vergangenheit von Sam und Envy handelt, obwohl ich stark behaupten würde, das Letzterer sich nicht einmal mehr an diesen Abend erinnerd. XD Aber Spaß bei Seite, ich persönlich bin ein wenig selbst von mir entsetzt, weil ichvorallem im letzten Drittel ein paar Stellen habe, die ich selbst ziemlich krass finde, irgendwie... Deswegen würde ich euch raten wenn ihr sehr empfindlich seid oder etwas Jünger lasst dieses Kapitel einfach aus. Vielleicht übertreibe ich jetzt auch ein wenig, weil ich es vielleicht selbst einfach ein wenig erschreckend finde, aber ich finde es schlecht einschätzbar... __________________________________________________________________________ Eigentlich war es ein Abend wie jeder andere auch. Julianne, Sams Mutter, stand in der Küche und fing gerade an Abendessen zu kochen, während John, Sams Vater, im Wohnzimmer auf den Boden saß und mit Sams kleinen Bruder Matthew spielte. Sam saß damals in einer selbst gebauten Bude direkt unter der Treppe von der aus er alles genau im Blick hatte. Links seine Mutter, die gerade vor dem Herd stand und in einem großen Topf rührte. Schon alleine am Duft konnte Sam erraten, dass sie Sams Lieblingseintopf kochte, denn sie eigentlich nur zu besonderen Anlässen machte. Dabei wollte heute eigentlich nur Onkel Jim mit seiner neuen Freundin vorbeikommen, aber eigentlich war es Sam auch egal wieso seine Mutter diesen Eintopf machte, er freute sich irrsinnig aufs Abendessen, ihm lief praktisch schon das Wasser im Mund zusammen. Er beobachtete noch einen Moment wie gebannt die leicht hin und her wippenden weißen Bändchen von der Kochschürze seiner Mutter, als seine Aufmerksamkeit plötzlich von einem kindlichen Quietschen zum Wohnzimmer gelenkt wurde. Sam kicherte in seinem dunklen Versteck unter der Treppe als er sah was dort vorging. Sein Vater krabbelte auf allen Vieren durchs Wohnzimmer, gefolgt von seinem lachenden und quietschenden acht Monate altem Brüderchen. Sam liebte die Wärme und Idylle seiner Familie. Seine Mami die ihn immer in den Arm nahm, seinen Vater der immer ganz viele lustige Dinge tat und sogar seinen kleinen dauernd quietschenden oder schreienden Bruder. Manchmal durfte er sogar schon auf sein kleines Brüderchen aufpassen, was ihn immer ganz Stolz machte, weil Mami dann immer „mein Großer“ zu ihm sagte. Eigentlich waren sie eine richtige Bilderbuchfamilie. „Schatz, wann wollten Jim und Adriane denn eigentlich kommen?“, rief Julianne rüber zum Wohnzimmer. John hielt in seiner Verfolgungsjagd mit seinem jüngeren Sohn inne und schaute auf die große Wanduhr, die über der Tür hin. „Eigentlich wollten sie schon hier sein.“, meinte er und hob Matthew hoch. „Aber Jim war noch nie der Pünktlichste, sie kommen bestimmt gleich, also mach dir keine Sorgen, Liebling“ meinte er und zog komische Grimassen um Matthew zum Lachen zu bringen. „Ja, wahrscheinlich hast du Recht, John“, murmelte Julianne und ein gutmütiges Lächeln glitt über ihre Züge. Sam liebte es wenn seine Mutter lächelte, denn es sorgte jedes Mal dafür das ihm selbst ganz warm ums Herz wurde. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass das nicht nur ihm so ging, denn sein Vater scherzte auch mit seiner Mutter immer viel rum. Für einen Moment wurde das Haus nur vom Brodeln des Essens und dem Quietschen des Babys erfüllt, umrandet von dem wohligen Gefühl von Zuhause sein, als es auch schon kräftig klopfte. John setzte den Kleinen ab und machte sich auf den Weg zur Tür, welche Sam ebenfalls sehr gut im Blick hatte. „Na das werden sie bestimmt sein“, meinte John gut gelaunt Richtung Küche und hatte die Hand schon an der Türklinke, als Julianne in den Türrahmen der Küche trat mit einem Geschirrhandtuch in der Hand, womit sie sich gerade noch die Hände abtrocknete. „John, warte“, meinte sie und Johns Hand verweilte ruhig auf der Klinke. Er sah sie fragend an. „Du solltest vorsichtiger sein, John. In letzter Zeit ist in dieser Gegend zu viel passiert“; meinte sie und presste die Lippen aufeinander. Tatsächlich wurden in West City in letzter Zeit immer öfters Menschen oder ganze Familien tot in ihren Häusern aufgefunden, das veranlasste viele von ihnen zu größerer Vorsicht. Das Militär hatte nämlich bestätigt, dass es sich um Gewaltverbrechen handelte, allerdings wurde auch Getuschelt, dass das Militär bis jetzt immer noch völlig im Dunkeln tappte. Sie selbst äußerten sich nur sehr schwammig über das Vorankommen in diesem Fall, doch jeder der ein bisschen logischen Verstand besaß konnte sich zusammenreimen, das am Tatort keine brauchbaren Spuren zu finden waren, ansonsten wäre in diesen inzwischen schon fast zwei Monaten sicherlich wenigstens eine grobe Täterbeschreibung zusammengekommen, aber nichts. Die meisten Leute fingen langsam an sich gegenseitig, aber vor allem dem Militär zu misstrauen, was die ganze Situation nur noch mehr verkomplizierte. Ein grimmiger Ausdruck huschte über Johns Gesicht. „Ja, du hast Recht, Schatz“, meinte er langsam und warf einen leicht besorgten Blick zurück ins Wohnzimmer auf seinen kleinen Sohn und dann hinüber zu den beiden leuchtenden Augen die zwischen zwei Treppenstufen aus der Dunkelheit von Sams Bude hervorblitzten. Dann ging er ein Stück zurück im Flur und nahm von einem hohen Regal, unerreichbar für beide Kinder, einen kleinen Colt. Es klopfte ein zweites Mal, diesmal ungeduldiger und John ging mit dem Colt in der Hand zurück zur Tür. Während John mit der rechten Hand den Colt, hinterm Türrahmen versteckt hielt öffnete er mit der Linken die Haustür einen Spalt breit. Er runzelte die Stirn. Sein Blick traf auf intensiv violette Augen. Er kannte den jungen Mann nicht. „Wer sind sie? Was wollen sie?“, fragte John misstrauisch. „Wer ich bin?“, wiederholte der Fremde die Frage belustigt. Ein amüsiertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ach, ich bin nur so eine Art, wie sagt man doch“, meinte der Fremde grüblerisch, während alle ihn gebannt anstarrten. „Ach ja“, sagte er dann wieder breit Grinsend. Er sah John direkt an und seine Augen funkelten gefährlich. „Ein Todesbote“ John und Juliannes Augen wurden groß vor Entsetzen. Danach schien alles in Sekundenbruchteilen zu passieren. Die Hand des Fremden war plötzlich blitzschnell hervorgeschossen in den schmalen Schlitz in der Tür und obwohl John sofort versuchte sie zuzuziehen, wurde sie mit einer solches Wucht aufgerissen, so dass John die Klinke aus der Hand flog. Sofort riss er die rechte Hand mit der Waffe hoch, um auf den Fremden zu schießen, doch dieser schlug ihm mit scheinbarer Leichtigkeit die Waffe aus der Hand und schüttelte nur den Kopf. „Einfältiger Mensch“, meinte er belustigt. Er packte John mit der linken Hand kräftig an der linken Schulter, holte aus und durchbohrte sein Fleisch mit der flachen rechten Hand. Ein entsetztes Röcheln entrang sich Johns Kehle, man hörte Rippen knacken, wie dünne Zweige und ein schmatzendes Geräusch , als die Hand des Fremden auf der anderen Seite von Johns Brust wieder zum Vorschein kam. Julianne und Sam in seinem Versteck waren wie erstarrt, nicht fähig zu begreifen, was gerade passiert war. Ganz locker zog der Fremde seinen Arm wieder aus Johns Brust und ließ den noch warmen Körper einfach zu Boden fallen. Es mischten sich das dumpfe Geräusch eines schlaffen Körpers und der metallische Ton des Colts, die fast gleichzeitig auf dem Boden aufschlugen. Um John bildete sich in Sekundenschnelle eine riesengroße Blutlache und er fuchtelte wild mit den Armen um sich und stieß gewürgte Geräusche hervor. Es war ein Todeskampf den er um keinen Preis gewinnen konnte. Zwei Sekunden später erschlaffte alles plötzlich, den Mund und die Augen noch weit aufgerissen konnte man deutlich sehen, wie das Leben langsam aus John wich, bis seine Augen grau und tot an die Decke blickten. „Nein, das kann nicht wahr sein, nein bitte nicht John, bitte, John“, flüsterte Julianne und ihre Stimme wurde immer flehender. Tränen standen ihr in den Augen und sie umklammerte das Geschirrhandtuch in ihren Händen so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, sie klammerte sich daran wie eine Ertrinkende an einen Rettungsreifen. Dann durchbrach ein herzhaftes Lachen, die noch immer fassungslose Stille. Der fremde junge Mann hielt sich leicht den Bauch vor Lachen, der Typ der gerade ihren Mann umgebracht hatte lachte doch tatsächlich! Julianne sah ihn fassungslos mit ihren tränenverschmierten Augen an. Der Fremde wischte sich indessen bereits Lachtränen aus den Augen. „Ach, es ist doch immer wieder herrlich mit anzusehen wie sehr ihr euch ans Leben klammert, obwohl ihr doch nicht viel mehr seid als lästige Schmeißfliegen, die ich mit dem allergrößten Vergnügen unter meinen Füßen zerquetsche.“ , begann der grünhaarige Fremde immer noch leicht lachend einen Monolog zu halten. Nicht mal unbedingt für die restlichen Anwesenden dieses grausigen Theaterstückes, nein viel mehr für sich selbst, um sich selbst zu bestätigen, dass das was er hier tat genau das Richtige war. Julianne hatte den Kopf gesengt, weil sie den Anblick ihres toten Mannes nicht mehr aushielt. Sie bot ein sehr groteskes Bild, da ihr Kopf so schlaff auf ihren Brustbein lag, das es fast so aussah als hätte jemand den Faden durchgeschnitten, der ihren Kopf so lange aufrecht gehalten hatte. Die Tränen, die sie um ihn weinte, fanden ihren Weg von ihren Augen herüber zu ihrer Nasenspitze, wo sie einen Moment verweilte, wie um Abschied zu nehmen, sich dann endgültig zu lösen und zu Boden zu fallen. Dort schlugen sie in einem stillen Rhythmus immer wieder und wieder auf. Platsch, Platsch, Platsch. Einen winzigen Moment, der sich anfühlte wie eine halbe Ewigkeit hielt diese klanglose Melodie an, doch dann änderte sich ihr Takt plötzlich. Julianne begann zu Zittern am ganzen Körper, wie von Schüttelfrost überfallen. Ihr war kalt und heiß gleichzeitig. Einerseits hatte ihr der grauenvolle und völlig sinnlose Tod ihres Mannes praktisch ein Stück aus ihrem Herzen herausgerissen, doch gleichzeitig stieg in ihr, mit der Wucht eines unbändigen Sturmes, das Verlangen auf sich an dem Fremden zu rächen. Sich dafür zu rächen, das er ihr ihre große Liebe genommen hatte, dafür das er ihren Kinder ihren Vater genommen hatte, dafür das er in Sekundenbruchteilen ihre Familie kaltblütig auseinander gerissen hatte und vor allem dafür, dass er doch tatsächlich die Dreistigkeit besaß auch noch darüber zu lachen. Deswegen fasste sie den Entschluss dieses Monster, dieses Ding zu töten! Auch wenn es menschlich aussah, konnte Julianne doch ganz deutlich an den mordlüsternden Augen erkennen, das alle Menschlichkeit, die dieses Wesen jemals besessen hatte, bereits vor vielen Jahren gestorben ist. Obwohl Julianne normalerweise wohl der friedfertigste Mensch dieser Welt war, wusste sie doch das sie der Welt einen Gefallen tun würde, wenn sie dieses Monster tötet. „So genug des Vergnügens, zurück an die Arbeit“, meinte der Fremde und fuhr sich mit der blutverschmierten Hand über den Hals, wo das Rot des Toten ihn kennzeichnete wie ein Leuchtfeuer seiner Schuld. Doch dann wurde der Fremde wachsam und verließ seine entspannte Haltung, denn nun starrte ihn diese Frau von rechts ihrerseits mit einem solch kalten mordlüsternden Blick an, das er ganz kribbelig wurde. Kribbelig vor Aufregung in freudiger Erwartung, denn wenn solche normalerweise friedfertigen Menschen erst einmal den Willen entwickelten jemanden zu töten, dann machte das Ganze erst richtig Spaß. Menschen einfach nur abzuschlachten war Sterbens langweilig, doch wenn sie alle Vorsicht wegwarfen und selbst im Todesmoment versuchten ihn umzubringen, erst dann war sein Hunger nach Unterhaltung wirklich befriedigt. „Du wirst niemanden mehr töten, du Monster“, sagte Julianne fast beängstigend ruhig, ließ das Geschirrhandtuch, welches sie so fest umklammerte hatte los und ging festen Schrittes hinüber zu der Stelle wo der Colt gelandet war. Während sie an der Treppe vorbei ging flüsterte Julianne leise: „Sam, mein Schatz, versteck dich weiter hinten und halt dir gleich die Ohren zu und halte die Augen geschlossen, ja?“ Sam war zu einem wimmernden, weinenden Häufchen zusammen gesunken, er hatte Angst und konnte nicht verstehen wieso dieser Fremde seinen geliebten Vater umgebracht hatte. Doch die Trauer, der Schmerz des immensen Verlustes hatte sich schwer über die Angst, seinen natürlichen Fluchttrieb gelegt. Das und die Hoffnung, das seine Mutter in beschützen würde, ihm sagen würde, was zu tun sei. Als ihre Stimme zu ihm durchdrang, ergriff er diesen winzigen Strohhalm in all dem Schmerz und der Angst und klammerte sich haltsuchend daran. Er würde genau das machen, was seine Mutter gesagt hatte. Also rutschte er in den hintersten Winkel seiner Bude, schloss die Augen und hielt sich mit den Händen die Ohren ganz fest zu. „Ach ja? Und wer bitte sollte mich davon abhalten?“, fragte der Grünhaarige bereits wieder überheblich Grinsend, die Hände locker in die Hüfte gestemmt und die Augenbrauen hochgezogen. Julianne beugte sich hinunter zu dem Colt, riss ihn in die Höhe und drückte ab. „Ich“, feuerte sie das Wort gleichzeitig mit der Kugel ab. Die violetten Augen weiteten sich entsetzt. Dann traf ihn die Kugel genau zwischen die Augen. Die Wucht riss seinen Kopf nach hinten und dann schließlich auch seinen Körper. Erleichterung breitete sich in Julianne aus und löste die Ketten die ihr Herz für einen Moment gefangen gehalten hatten. Sie wollte gerade die Waffe senken, als das rechte Bein des Fremden plötzlich nach hinten schoss und den Fall im letzten Moment aufhielt. Sein Kopf schnellte nach vorne und wieder erklang amüsiertes Gelächter. „Kleiner Scherz am Rande“, meinte er grinsend, während ihm ein Rinnsal Blut vom Einschussloch über die Nase und anschließenden über den Mund lief. Als das Blut seine Lippen benetzte, leckte er es sich genießerisch selbst von der Lippe, ganz natürlich, wie bei dem letzten Reste eines guten Weines. Obwohl Sam sich die Hände ganz fest auf die Ohren gepresst hatte, war er natürlich trotzdem nicht in der Lage den Schuss zu überhören. Er wartete noch einen kleinen Augenblick und öffnete dann zögerlich die Augen und nahm gleichzeitig die Hände von den Ohren. Dann kroch er langsam, verunsichert zurück zu dem kleinen Spalt seiner Bude durch den er hinaussehen konnte. Die Anspannung zerriss ihn dabei fast innerlich, denn gerade war es totenstill draußen, es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür was er gleich erblicken würde. Wer hatte den Schuss abgefeuert? Hatte die Kugel ihr Ziel gefunden oder hatte seine Mutter ihr eigenes Schicksal durch einen Fehlschuss besiegelt? Sam betete innerlich zu Gott, dass er den Fremden gleich am Boden liegend sehen würde, denn alles andere wäre wohl der Untergang für ihn und den Rest der Familie. Gleich würde er sehen was vor sich ging. Gleich. Nur noch ein paar Zentimeter. Grausige Bilder jagten, ohne dass Sam es stoppen konnte, durch seinen Kopf. Ein blutiges Schlachtfeld aus toten Körpern und der grünhaarige Fremde stand mitten drin. Doch was Sam dann erblickte, wäre nicht einmal ihm mit seiner kindlichen Phantasie je in den Sinn gekommen. Er sah seine Mutter mit schreckensgeweiteten Augen dastehen, den Colt seines Vaters in der Hand, langsam zurückweichend. Auf der anderen Seite des Raumes sah er den Fremden stehen, noch immer grinsend, allerdings pragte genau zwischen seinen gruseligen violetten Augen ein Einschussloch einer Pistolenkugel aus der Blut rann. Doch der Fremde stand und sah nicht im Geringsten so aus, als würde er jeden Moment an den Verletzungen, die die Kugel zweifelsfrei hinterlassen hatte, sterben. Doch wie war das möglich? Wieso konnte eine Pistolenkugel ihn nicht töten? Wieso von allen Menschen auf dieser Welt, war es gerade dieses Verrückten vorbestimmt Dinge zu überleben, die einen normalen Menschen sofort getötet hätten? Es war wie ein Unfall. Sam und auch Julianne konnten den Blick nicht von dem Einschussloch im Kopf des Fremden nehmen. Doch dann blinzelte Sam einmal kurz und plötzlich war das Loch verschwunden, einfach so. Träumte er oder passierte das hier gerade wirklich? Sam rieb sich die Augen, doch es blieb dabei. Das Einschussloch, das er Sekunden vorher noch ganz deutlich gesehen hatte, war innerhalb eines Wimpernaufschlags spurlos verschwunden! Aber dann konnte das alles doch nur ein schrecklicher Albtraum sein, oder? So etwas war doch gar nicht möglich, so etwas durfte einfach nicht möglich sein! Er würde sicherlich gleich aufwachen und feststellen das alles in Ordnung war. Es musste einfach so sein, es musste einfach! Langsam begann auch Julianne an ihrem gesunden Menschenverstand zu zweifeln. Sie hatte doch genau gesehen wie die Pistolenkugel seinen Kopf durchbohrt hatte und auch das verspritzte Blut direkt hinter ihm, war eigentlich eine eindeutige Bestätigung dafür das sie ihn getroffen hatte. Dennoch hatte sich das Loch einfach in Luft aufgelöst, wie von Zauberhand einfach so in Sekundenbruchteilen weggewischt. Doch was sollte sie jetzt tun? Wenn die einzige Waffe die sie hatte nicht funktionierte, wie sollte sie dann ihre Kinder vor diesem Wahnsinnigen beschützen? Ihren Mann hatte sie schon an dieses Scheusal verloren, doch sie konnte nicht zulassen, dass ihm auch noch ihre Kinder zum Opfer fielen. Sie würde ihre Kinder beschützen und wenn es das Letzte wäre, was sie tat! Denn wenn sie bei dem Versuch starb sie zu retten und ihnen damit die Flucht aus diesem Alptraum ermöglichte wäre ihr Tod wenigstens nicht vergebens. „Sam, schnapp dir deinen Bruder und lauf weg!“, brüllte Julianne und feuerte entschlossen weitere drei Kugeln auf den Fremden ab, die alle drei ihr Ziel an unterschiedlichen Stellen trafen. Eine in den Kopf, eine ins Herz und noch eine in die rechte Schulter. Auch wenn die Kugeln ihn nicht umbrachten, so wurde er doch trotzdem von der Wucht des Aufpralls jeder Kugel immer ein Stückchen mehr zurückgedrängt. Weg von Julianne und Sam. „Sam jetzt verschwinde endlich, na los!“, rief Julianne nochmals in Richtung des kunstvoll zusammengewürfelten Deckenhaufens. Doch Sam war wie erstarrt vor Angst, die Aura die nun von dem Fremden ausging, fesselte seinen Körper und seinen Geist genau an diesem Fleck wo er gerade saß. Seine inneren Instinkte signalisierten ihm überdeutlich, das er keinesfalls ins Visier dieses Ungetüm geraten durfte. Er wäre wahrscheinlich bereits tot sobald er nur einen Schritt aus seinem Versteck raus gemacht hätte. Denn obwohl die Aufmerksamkeit der mordlüsternden violetten Augen definitiv auf seiner Mutter lag, fühlte er sich dennoch von etwas beobachtete. Von etwas das sich fast greifbar anfühlte und dafür sorgte das ihm der kalte Schweiß in Strömen über die Haut lief und ihn immer wieder frösteln ließ. Sein Herz raste vor Angst und er wusste er konnte nicht raus gehen, doch gleichzeitig schien die Dunkelheit um ihn herum immer dichter zu werden und ihn regelrecht in sich aufzusaugen. Er fühlte sich nicht mehr sicher, nicht in seinem Haus, nicht in seinem selbstgebauten Versteck, nicht einmal in seinem eigenen Körper! Denn ein anderer Teil von ihm wollte fliehen, so weit weg und so schnell wie möglich. Doch er konnte nicht, seine Beine gehorchten seinem Körper nicht. Selbst die Aufforderung seiner Mutter, die so klar in ihm wiederklang, konnte diesen fesselnden Bann nicht von ihm nehmen, so sehr er es sich auch wünschte. Er konnte nur hier sitzen und zusehen. Zusehen wie sich gleich wieder etwas Schreckliches ereignen würde. Denn während die Augen der Erwachsenen auf den jeweils anderen gerichtet waren, entdeckte Sam etwas, was in diesen ganzen Schrecknissen völlig vergessen worden war. Seinen kleinen Bruder, Matthew. Er krabbelte mit seinen großen, unwissenden Babyaugen geradewegs auf die Beine des Fremden zu! Er hatte sie schon fast erreicht! Was sollte Sam nur tun? Dieses Monster würde seinen Bruder töten, wenn es ihn bemerkte, aber wie konnte er das verhindern? Sam überlegte fieberhaft hin und her, wurde allerdings nur panischer da er sah wie sein Brüderchen dem Fremden immer näher und näher kam. Tränen rannen ihm über sein Gesicht. Egal was er tat, es würde nichts ändern, ihm fiel einfach nichts ein. Aber das konnte doch nicht sein! Irgendwas musste er doch tun können? Aber was? Vielleicht wenn er den Fremden zu sich hinlockte? Aber wie sollte er das anstellen? Doch während er noch immer panisch nachdachte, sah er schon das es bereits zu spät dafür war, denn Matthew streckte bereits seine winzige Hand nach Envys Bein aus. „Nein, Matty, nicht!“, schrie Sam mit schriller hoher Stimme. Das durfte einfach nicht passieren! Doch es war bereits zu spät. Matthew klopfte mit seinen winzigen Händen gegen die Wade des Fremden und quietschte, in einer unverständlichen Sprache, fröhlich vor sich hin. Der Schrei von Sam, klang überdeutlich in Juliannes Kopf wieder. Auch ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen und mit stumpfem Blick, glitten ihre Augen hinunter zu den Füßen des Fremden. Wie hatte sie nur vergessen können darauf zu achten, wo Matt rumkrabbelte? Wieso war sie nur so eine schreckliche Mutter? Wie hatte sie es nur zulassen können, dass sie völlig in ihrer Idee von Rache versunken war, anstatt ihre Kinder in Sicherheit zu bringen? Sie wollte sich in diesem Moment am liebsten selbst dafür ohrfeigen. Wie hatte sie zulassen können, dass es zu einer solchen Situation kam? In der ihr Jüngster, völlig unwissender Sohn neben dem Monster saß, welches seinen Vater umgebracht hatte. Julianne ließ die Waffe fallen, die mit lautem Gepolter auf dem Boden landete. Die Dämme brachen und Tränen rannen, wie Perlen, über Juliannes Gesicht. „Bitte“, flüsterte Julianne und holte stockend Luft. „Bitte“, flehte sie noch einmal und wurde von Schlurzen geschüttelt. Der Grünhaarige drehte den Kopf zur Seite und entdeckte einen Zwerg, der fröhlich Lächelnd neben seinen Beinen saß. Er grinste und beugte sich zu dem Baby runter und nahm es mit beiden Händen hoch. Allerdings hielt er den kleinen Jungen ein wenig auf Abstand und betrachtete ihn. „Na Kleiner, dir scheint das hier ja alles genauso viel Spaß zu machen wie mir, was?“, fragte er das Baby, obwohl ihm natürlich klar war, dass er das noch nicht verstand. Dann wurde seine Aufmerksamkeit von dem Kind wieder zur Mutter gelenkt, als diese den Colt fallen gelassen hatte. Ihr Gesicht war zu köstlich. Die Verzweiflung in ihrem Gesicht entlockte ihm ein nur noch größeres Grinsen. „Bitte, bitte was?“, äffte er sie in einem lächerlich, unpassenden Tonfall nach. „Bitte, tue ihm nichts, er ist doch noch ein Kind und…ich tue auch alles…nur…“, flehte sie mit krächzender Stimme und tränenverschmierten Gesicht. In solchen Moment wünschte sich Envy jedes Mal er hätte eine Kamera mitbenommen. Juliannes Gesicht war eine wahrhaft wunderschöne Komposition aus Verzweiflung, Schuldgefühlen und Hoffnungslosigkeit. Envy hätte diesen Ausdruck wirklich gerne noch länger betrachtet, denn Mütter waren wirklich das Beste, aber er wusste das die lauten Schüsse sicherlich einige Nachbarn aufgeschreckt hatte und ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Dennoch würde sich dieser Ausdruck in sein Gedächtnis brennen und es würde ihn noch lange nach ihrem Tod unterhalten, diese Erinnerung. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch breiter, mal sehen ob man diesen wundervollen Anblick nicht noch ein wenig versüßen konnte. „Alles sag du, ja?“, widerholte er. Ihre Einzige Antwort darauf war ein schweres Nicken. „Wirf den Colt zu mir rüber“, forderte er und sah sie erwartungsvoll an. Sie sah ihn verwirrt an, doch mit zittrigen Händen griff sie gehorsam nach dem Colt und sah ihn nochmals an. Er hingegen hatte sich das Kind auf die Hüfte gesetzt um es mit einer Hand halten zu können und die andere auffordernd ausgestreckt. Sie straffte sich etwas und warf ihm die Waffe zu, die er mit Leichtigkeit auffing. „So ist es brav“, lobte er ihm sarkastischen Ton. Dann feuerte er einen Schuss ab. Einfach so in den leeren Raum, dennoch zuckte Julianne und auch Sam vor Schreck zusammen. Was hatte er damit bezweckt? Er klappte das Magazin der Waffe raus. „So jetzt ist nur noch ein Schuss übrig“, begann er ihm Plauderton, drehte das Magazin kräftig, blickte Julianne an und meinte, „Zeit für ein kleines Spiel“, während er das Magazin ohne hinzusehen wieder zurückschnappen ließ. Julianne hockte immer noch auf der Erde und verstand nicht ein bisschen worauf das ganze hinauslaufen sollte, ihr Blick hing an ihrem jüngsten Sohn und ihre Gedanken und Sorgen kreisten alleine um ihn. Sie konnte an nichts anderes denken. Es war alles egal, jetzt war wirklich alles egal, solange nur ihre Kinder irgendwie überlebten. Dann flog plötzlich etwas auf sie zu und rein aus Reflex fing sie es sicher auf. Als sie dann ihre Augen für einen Moment von ihrem Sohn nahm um zu sehen, was sie da gefangen hatte, blickte sie nur verständnislos auf. Der Fremde hatte ihr den Colt wieder zugeworfen. Aber was sollte sie damit? Dieser Colt war gegen ihn doch sowieso nutzlos. „Ich lasse deine Kinder am Leben, wenn du dir jetzt brav den Lauf der Waffe in den Mund steckst und genau drei Mal den Abzug betätigst. Mit etwas Glück überlebst du es vielleicht “, erklärte der Fremde gut gelaunt und schaute sie gebannt an. Stille breitete sich im Raum aus. Sie konnte nichts weiter tun als ihn mit großen Augen anzusehen. War das tatsächlich sein ernst? Sie konnte ihren Kindern damit das Leben retten, vielleicht. Sie hatte sogar die Chance das hier zu überleben. Es war nur eine einzige Kugel, nur Eine. Aber was, wenn sie genau diese erwischte? Was wäre dann mit ihren Kindern? Sie wären alleine mit diesem Monster, ganz alleine. „Wenn ich…“, sie schluckte schwer. „st-sterben sollte“, entrang Julianne mühevoll ihrer staubtrockenen Kehle, „woher soll ich wissen, dass du meine Kinder wirklich am Leben lässt?“ Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern und meinte nur leichtfertig: „Gar nicht, aber wenn du es nicht tust, dann lasse ich sie langsam und qualvoll direkt vor deinen Augen ausbluten. Deine Entscheidung…“ Julianne musste wieder schwer schluckte und der Colt in ihrer Hand fühlte sich plötzlich zehnmal so schwer an. Ihr blieb nichts anderes übrig als ihr eigenes Leben in die Hände des Schicksals und dessen wankelmütigen Gefährten, dem Glück, zu legen. Ihr wurde schlecht und ein eiskalter Schauer fraß sich ihren Rücken herunter. Es bestand die Möglichkeit, sich selbst mit dieser Waffe umzubringen und ihre Kinder mit diesem Monster alleine zu lassen. Und doch wusste sie, dass die andere Alternative, sich zu weigern, sie auf eine viel brutalere Art töten würde, als es jede Waffe auch nur annähernd vermochte. Eigentlich hatte sie gar keine andere Wahl, aber konnte sie das? War sie stark genug eine Waffe auf sich selbst zu richten und drei Mal den Abzug zu betätigen, obwohl sie wusste das sich noch eine Kugel in der Waffe befand? Sie musste! Das war sie ihren Kindern schuldig, sie war ihre Mutter, wenn sie sie nicht beschützte wer sollte es sonst tun? Juliannes Hände zitterten während sie die Waffe mit beiden Händen umfasste. Obwohl sie darum bemüht war das Zittern zu stoppen, hörte es einfach nicht auf. Die ganze Waffe erzitterte noch stärker in ihren Händen, während sie den Lauf langsam, aber bestimmend in Richtung ihres Mundes hob. Sie biss sich auf die Lippen und Tränen rannen aus ihren Augen. Es fiel ihr sichtlich schwer nicht los zu Schlurzen. Sie schluckte noch einmal schwer und versuchte ruhiger zu atmen, bevor sie zaghaft den Mund öffnete und sich den Lauf in den Mund schob. Envy konnte dabei ganz deutlich sehen, dass sie sich die Lippen blutig gebissen hatte und sobald Lippe und Metall sich berührten, folgte eine Spur Rot dem Lauf der Waffe. Sie glitt gerade über den Abzugsbogen und setzte ihren Weg fort über Juliannes zittrige Hände, dann über die innen Seite ihres Handgelenks, immer weiter abwärts, bis es schlussendlich von ihrem Ellenbogen heruntertropfte. Envy beobachtete dieses Schauspiel wie gebannt. Blut faszinierte ihn auf eine merkwürdige Art immer wieder. Vielleicht vergoss er es deswegen immer wieder so gerne? Denn welcher Anblick war schon schöner als ein ausgebluteter, völlig blasser Mensch, der umgeben war von einem Spiegel, seines eigenen weinroten Lebenssaftes? Das war wohl auch der einzige Moment, wo Envy im Zusammenhang mit Menschen überhaupt an Schönheit denken konnte. Schwer atmend legte Julianne ihren rechten Zeigefinger langsam um den Abzug, zeitgleich wurde ihr Körper immer zittriger, wie von einer unsichtbaren Hand die an ihr rüttelte, um sie zur Vernunft zu bringen. Aber das alles hier hatte schon lange nichts mehr mit Vernunft zu tun, es ging ums nackte Überleben und die Mutterinstinkte, die Julianne geboten ihre Kinder zu beschützen. Sie kniff die Augen fest zusammen. „Mami nicht!“, schrie Sam rechts hinter ihr, doch genau in diesem Moment drückte Julianne ab. Erschrocken öffnete sie die Augen und wandte den Kopf nach hinten´, wo ihr älterer Sohn gerade stolpernd, aus dem Eingang seiner Bude kam, den Arm zu ihr hin ausgestreckt. Die Augen stark gerötet und Tränen in den Augen die während des Rennens hinter ihm herflogen, wie tausend schimmernde Perlen, doch was Julianne wirklich entsetzte waren Sams Augen, die Verzweiflung die aus ihnen sprach, brach Julianne fast das Herz. Sam war noch so jung und doch musste er schon so etwas mit ansehen , sie wusste das es ihn sein ganzes Leben verfolgen und niemals loslassen würde. Dieser Abend würde ihm bis ans Ende seiner Tage noch viele Alpträume und schlaflose Nächte bereiten und sie wusste nicht mal, ob sie für ihn da sein konnte. Sie wusste nicht, ob nur irgendwer da sein würde, der an seiner Seite wäre, der ihn hielt, wenn er aus so einem Alptraum erwachen würde, der ihn in den Arm nahm und ihn beruhigte, sie wusste es einfach nicht. Julianne legte die Waffe zur Seite und breitete ihre Arme für Sam aus, beide waren so unglaublich froh, dass der er erste Schuss leer war. Doch plötzlich tauchte eine grüne Mähne in Juliannes Sichtfeld auf. „Nein!“, schrie sie, doch der Fremde beachtete sie gar nicht. Er tauchte unmittelbar vor Sam auf und noch bevor Sam abbremsen und zurückweichen konnte, holte Envy mit dem Fuß aus und verpasste Sam einen Tritt mitten in die Magengegend. Der Druck beim Aufprall presste allen Sauerstoff aus Sams Lungen und ließ ihn einige Meter durch die Luft fliegen. Panisch kniff er die Augen zusammen und machte sich mental auf den harten Aufprall gefasst, doch zu seiner Verwunderung landete er doch tatsächlich weich. Als er verwundert die Augen wieder öffnete, war er umgeben, von den unzähligen Decken seiner nun zerstörten Bude, doch mit der Erleichterung kam ein stechender Schmerz in seiner Seite, der dafür sorgte das die Ränder seines Sichtfeldes langsam schwarz wurden. „Sammy, Sammy“, rief Julianne und krabbelte auf allen Vieren in seine Richtung, doch nach zwei, drei Sekunden stellten sich ihr bereits zwei blasse, lange Beine in den Weg. Sie blickte langsam nach oben. Envy schüttelte den Kopf und sagte in einem belehrenden Tonfall: „Erst mal spielen wir jetzt unser kleines Spielchen zu Ende“ Dabei streichelte Envy dem Baby bewusst langsam über den winzigen Hals. „Aber mein Sammy“, wimmerte Julianne zu seinen Füßen. „Er wird es überleben, also hör auf zu Heulen und mach endlich weiter, bevor mir die Geduld ausgeht und mir dieses Spielchen doch zu langweilig wird“, knurrte Envy und setzte dazu wieder sein mörderisches Grinsen aus. Julianne schluckte und rutschte langsam ohne den Deckenhaufen hinter Envy aus den Augen zu lassen, langsam zurück zu der Stelle wo sie den Colt liegen gelassen hat. Blind tastete sie neben sich, nicht eine Sekunde konnte sie den Blick abwenden, bis ihre Hand endlich das kalte Metall spürte. Diesmal steckte Julianne sich den Lauf fast automatisch, ohne groß darüber nachzudenken, in den Mund, denn sie war so in Sorge um das Leben ihres Sohnes, das ihr die Gefahr für ihr Eigenes gar nicht mehr so bewusst war, wie es vielleicht sollte. Die Sekunden vergingen, Sekunden in denen keiner etwas sagte, Sekunden in denen Envy Julianne ansah und Julianne nur schweigend mit dem Lauf des Colts im Mund Richtung Treppe schaute. Dann bewegte sich etwas in dem Haufen aus Decken, eine Hand brach darunter hervor und schaufelte mühsam mehrere Decken beiseite, dann tauchte bald eine zweite Hand auf und half ihrem Vorgänger. Also lebte ihr Sohn. Erleichterung durchfloss Juliannes Körper und ihr Blick heftete sich nun wieder auf den grünhaarigen Mann und diesmal waren es keine in Tränen aufgelösten, verzweifelten Augen die ihn anblickten. Nun war Julianne erfüllt von kalter Entschlossenheit, sie würde nicht zulassen das so etwas noch mal passierte. Während Sam sich weiter vorsichtig freibuddelte und Julianne Envy mit all ihrer Entschlossenheit ansah und sich ihr Blick dabei regelrecht in ihn bohrte, drückte sie das zweite Mal ab. Eine winzige Sekunde nachdem sie abgedrückt hatte, konnte man kurz Zweifel in ihren Augen aufblitzen sehen, doch dieser verschwand sofort wieder, nachdem sie realisiert hatte, dass auch der zweite Schuss eine leere Kapsel war. Jetzt trennte sie nur noch ein Schuss vom Tod oder aber ihrer Rettung. Die Chance zu überleben stand hierbei vier zu eins. Das ließ einen kleinen Hoffnungsschimmer in Julianne aufkeimen, es war nicht mehr als ein winziger Funke, doch wenn der Wind des Schicksal es so wollte, würde er ihn auf das trockene Laub wehen und ein riesiges Feuer entfachen. Nur noch ein Schuss, nur noch ein Einziger. Eine gewisse Spannung legte sich auf Juliannes Gemüt, das war der alles entscheidende Schuss, danach wäre Schluss, so oder so. Juliannes Blick wurde jetzt wieder weicher und sie sah Matthew an und blieb einen Moment an ihm hängen, bevor ihre Augen weiter wanderten zu dem Deckenhaufen aus dem gerade das schmerzverzerrte Gesicht von Sam auftauchte, er hielt sich scheinbar die Seite, aber soweit Julianne es beurteilen konnte war er nicht lebensbedrohlich verletzt worden. Noch einmal durchflutete Julianne eine Welle der Erleichterung und spülte ihre Zweifel und Sorgen einfach hinfort. Sie schloss die Augen und rief sich eine Szene vor die Augen einige Stunden vor all diesen Schrecknissen, wo John noch mit Matthew gespielt hatte und das fröhliche Quietschen ihres Jüngsten das ganze Haus erfüllt hatte und gleichzeitig hatte sie aus den Augenwinkel beobachtet wie Sam liebevoller Blick die ganze Zeit auf sie gerichtet gewesen war. Sie rief sich all diese Wärme noch einmal ins Gedächtnis, bevor sie schließlich das letzte Mal abdrückte. Als Sam sein Blick endlich wieder auf das Geschehen lenke wünschte er sich sogleich er hätte es nicht getan. Die folgenden Bilder brannten sich für immer in seine Netzhaut und Erinnerung. Seine Mutter auf Knien hockend, den Colt im Mund und den Abzug betätigt. Dann hatte sie plötzlich die Augen weit aufgerissen und wie um das Entsetzten darin zu untermalen traten sie regelrecht mit hervor. Sekundenbruchteile später schoss eine Blutfontäne aus dem Hinterkopf seiner Mutter, zusammen mit der Kugel, die sich geräuschvoll in die Wand dahinter bohrte, doch das nahm Sam gar nicht war. Alles anderen um ihn herum wurde stumm und weiß und das Szenario vor ihm lief in Zeitlupe ab. Plötzlich wurde es Rot, überall Rot. Das Einzige was Sam sah, war dieses dunkelrote Blut, es war einfach überall, aber wieso? Wieso waren die haselnussbraunen Haare seiner Mutter plötzlich so Rot und ihr Augen und ihre Haut. Er schüttelte den Kopf heftig hin und her. Dieses Meer aus Blut vor seinen Augen saugte ihn immer tiefer in sich auf und sein Verstand wehrte sich verzweifelt gegen die Erkenntnis was gerade gesehen war. Ein unbändiger Schmerz stach plötzlich in seinen Kopf und sein Herz, wie als wenn ihm jemand zwei Messer genau dort in den Körper gerammt hätte. Seine Hände verkrallten sich schmerzhafter Gewalt in seinen Haaren und wieder schüttelte er verzweifelt den Kopf, bevor er seinen Blick zur Decke richtete und den Schmerz, die Trauer und Verzweiflung zügellos zur Decke herausbrüllte. Danach viel er zurück in die weichen Decken und alle Geräusche drängten sich mit einer Übermacht zurück in seinen Verstand. Das Aufprallen des Colts, das dumpfe Geräusch als die Leiche seiner Mutter zu Boden kippte, das erneute grauenhaft verzerrte Gelächter dieses Monsters, das erschrockene Schreien seines Brüderchens und sein eigener Schrei der in seinen Ohren wiederhallte. „Hör auf zu Schreien“, hörte er den Fremden in einiger Entfernung knurren. Doch Matthew hörte nicht auf, ganz im Gegenteil wurde sein Geschrei fast noch lauter. „Hör auf, verdammt!“, brüllte er fluchtend über das Geschrei des Babys hinweg. Im nächsten Moment entfernte sich das Schreien seines Bruders ungewöhnlich schnell von ihm, dann folgte plötzlich ein ekelhaftes Knacken, das Sam zusammenzucken ließ und Sekunden später war das Babygeschrei völlig verklungen. „Matty“, formten seine Lippen tonlos, den Namen seines Bruders. Das gab Sam endgültig den Rest. Er war nicht einmal mehr in der Lage Tränen zu vergießen. Er war leer, völlig leer. Man hatte ihm so eben alles genommen, alles was ihm je wichtig gewesen war. Sein Heim, seine Familie, seine Gefühle und in wenigen Sekunden würde der Fremde ihm das Einzige nehmen was er noch besaß, sein eigenes Leben. Aber machte es jetzt noch einen Unterschied, ob er ihm auch das noch nahm? Denn was war dieses Leben schon wert ohne seine Familie, ohne seine wichtigste Existenzgrundlage, ohne ein Heim, ohne diese Wärme und Liebe? Sam sah nur weiße Leere für seine Zukunft. Er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie sein Leben verlaufen würde, sollte er wie durch ein Wunder überleben. Der Teil der mit seiner Familie gestorben war, wollte das auch gar nicht mehr, er wollte einfach nicht ohne seine Familie weiterleben. Lieber würde er sterben in der Hoffnung wenigstens im Tod wieder mit seiner Familie vereint zu sein. Sam lag einfach stumm in den Decken und hörte wie die Schritte des Grünhaarigen immer näher kamen. Er wartete, wartete auf sein Ende, seine Erlösung, sein Erwachen aus diesem Alptraum. „Da war es nur noch Einer“, murmelte das Monster vergnügt und violette, wahnsinnige Augen schoben sich in Sams Sichtfeld. Plötzlich flog die Tür mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf und eine schwarzhaarige Frau stand in der Tür, das Gesicht halb im Schatten ihrer Kapuze. „Envy, sie haben uns bemerkt, komm!“, drängte sie samtweiche Honigstimme der Frau energisch. „Ja ja, gleich Lust, nur noch der Eine hier“, tat er ihr Drängen mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „ENVY! Sie kommen jeden Moment um die Ecke. Ich verschwinde“, versuchte sie es noch einmal und war Sekunden später wieder aus der Tür verschwunden. Envy verdrehte die Augen und wollte gerade ausholen um sein letztes Opfer auch noch zu töten, als er plötzlich Zurufe und das Getrappel von mehreren Füßen hörte. Er erzog unwillig das Gesicht. „Verflucht! Heute muss dein Glückstag sein, Kleiner“, fluchte er und verwandelte sich vor Sams Augen in einen blonden Soldaten, in blauer Militäruniform. Dann verschwand er aus Sams Sichtfeld und seine Schritte entfernten sich. Das Fußgetrappel kam immer näher, doch noch immer brachte Sam keinen einzigen Ton hervor. „Hier her, hier her“, brüllte Jemand und als Sam den Kopf zur Seite drehte, stand dieses Monster, welches sich in einen Soldaten verwandelten hatte in der Tür und winkte anderen zu sich heran. Sekunden später stürmten etliche blau uniformierte Männer durch die in den Angeln hängende Tür seines einstigen Heimes und blieben angesichts der Grausamkeit selbst wie erstarrt stehen. Doch eine blonde Frau mit hochgesteckten Haaren machte ihn schnell aus und eilte auf ihn zu. Sam, dessen Blick noch immer auf dem Wolf im Schafspelz gerichtet war, konnte beobachten wie sich der Fremde einfach vom Ort des Geschehens entfernte, ohne dass auch nur irgendjemand bewusst von ihm Notiz nahm. Dann drängte sich eine blaue Uniform in sein Sichtfeld und füllte es schon bald zur Gänze aus. Eine warme Frauenstimme flüsterte beruhigend: „Keine Angst, jetzt bist du in Sicherheit“ Dann umfassten ihn warme, zarte Hände und sein Bewusstsein glitt langsam ab in eine warme, gedankenlose Schwärze. Dieser Abend prägte Sam gesamtes weiteres Leben. Vor allem zog es unglaublich viele Psychologen Besuche nach sich und egal wie oft oder wem Sam diesen Abend schilderte, alle kamen sie zu dem Schluss das er eine posttraumatische Angststörung hatte, die ihn die Realität über diesen Abend abstrakt verziehen ließ. Denn kein Einziger von ihnen zog auch nur annähernd in Betracht, das dieses Monster, den Kopfschuss tatsächlich überlebt haben könnte oder sich gar in jemand völlig anders verwandeln kann innerhalb von Sekundenbruchteilen. Doch Sam wusste, dass das alles wirklich passiert war. Allerdings hielt er das beharrliche Gequatsche der Psychologen bald nicht mehr aus, er ertrug es einfach nicht länger, das sie versuchten die Realität so zu verdrehen und ihm praktisch zwanghaft einprügelten, dass das alles nur durch den Schock entstanden war. Irgendwann erzählte Sam ihnen einfach was sie hören wollten und dachte sich fortan seinen Teil, er gab ihnen Recht, offenbarte dem ein oder anderen, das ihm selbst klar geworden sei, dass das tatsächlich alles nur eine durch den Stress produzierte Phantasie sein konnte. Nach ein paar weiteren Kontrollbesuchen wurde er dann endgültig aus der psychologischen Aufsicht und Kontrolle entlassen. Doch er konnte nie vergessen was wirklich passiert war, deswegen begann er selbstständig Nachforschungen anzustellen. Doch irgendwann gelangte er an einen Punkt an dem er als Zivilist nicht mehr weiterkam, was ihn schnell dazu führte beim Militär anzufangen um Einsicht in deren Akten zu bekommen. Doch bald wurde dieser Job mehr als nur ein Weg um an Informationen zu gelangen. Sam fand in diesem Job einen neuen Lebenssinn. Er wollte den Leuten helfen, dafür sorgen das Niemanden etwas wie ihm je wieder passierte. Es dauerte nicht lange bis er ins Kriminaldepartment versetzt wurde und dort an Ansehen und Respekt gewann. Allerdings hatte er noch heute das Ziel, irgendwann denn Mörder seiner Familie zu finden und ihn dafür büßen zu lassen was er ihm, seiner Familie und wer weiß wie vielen Leuten noch angetan hatte. Das hatte er sich selbst vor vielen Jahren geschworen und dieses Ziel nie aus den Augen gelassen. Kapitel 11: 11.Kapitel Konfrontation ------------------------------------ Hallöchen an alle die sich doch vielleicht wieder hier her verirrt haben^^ Ich weiß, es hat schon wieder ewig gedauert, bis ich jetzt mal wieder ein neues Kapitel rausgerückt habe, vorallem weil ich auch wieder an so einer gemeinen Stelle aufgehört habe.. Das tut mir echt leid, durch den ganzen Stress, bin ich leider furchtbar unkreativ... Ich hoffe ihr könnt mir das verzeihen? Aber eins kann ich ganz sicher sagen, ich werde die Storie auf keinen Fall aufgeben, ich werde sie definitiv zu Ende schreiben, am liebsten natürlich so schnell wie möglich, aber ich weiß nicht ob ich dem wirklich nachkommen kann... Ich hoffe bloß, das ihr euch trotzdem dafür begeistern könnt, die Story weiter zu verfolgen... Und nochmal sorry, das ich vorweg schon wieder nen halben Roman schreibe, ich wünsche euch jetzt einfach viel Spaß bei dem Kapitel und bin still XD __________________________________________________________________________ Sams Hände lagen noch immer verkrampft um das Lenkrad, doch langsam schaffte er diesen Alptraum wieder im eine tiefe dunkle Ecke seines Kopfes zu verdrängen. Er erwachte wie aus einem schlechten Trip, alle Geräusche kehrten mit einer solchen Wut zurück, dass es ihn traf wie eine Wand gegen die er direkt gegen lief. Die hupenden Autos hinter ihm, sein eigener viel zu schneller Atem, Eds beharrliche Stimme die ihn wieder und wieder ansprach. Es lag Schock, Verwirrung und Sorge in seiner Stimme. Sam schluckte die Erinnerung herunter, sah in seinen Rückspiegel und fuhr los. „Tut mir leid“, murmelte Sam und starrte noch immer starr noch vorne. Einige Sekunden später blinkte er rechts und bog in eine kleine Seitenstraße, Edwards Fragenfluss ausblendet, nicht fähig sich auf mehr als eine Sache zu konzentrieren, dafür hielt ihn diese Nacht noch zu gefangen in ihrer Erinnerung. Dann blinkte er wieder rechts und hielt endgültig an, er drehte den Schlüssel, machte damit den Motor aus. Er konnte noch immer nicht aufhören zu zittern. Er schloss kurz die Augen und fuhr sich fahrig mit der Hand durch sein braunes Haar, während er versuchte ruhig zu atmen. Dann drehte er den Kopf endlich zur Seite, zu Ed, in dessen Augen sich noch immer Sorge und Schock wiederspiegelte. „Es tut mir so leid, Ed. Ich hoffe dir geht es gut?“, fragte Sam und ließ seine Augen über Ed gleiten auf der Suche nach irgendwelchen offensichtlichen Verletzung, doch auf den ersten Blick sah er nichts Besorgniserregendes. Doch die Sorge um den Jüngeren lenkte ihn etwas von seinem eigenen Zustand ab. „Mir geht es gut“, winkte Ed ab, „aber was ist da gerade passiert? Was…? Ist mit dir alles okay?“, fragte Ed zweifelnd, aber es war auch mehr als offensichtlich das mit ihm etwas nicht stimmte. Hier saß Sam nun, sein Feind Nummer 1 war zum Greifen nah. Immer hatte er nur schlüpfrige Hinweise auf seinen Verbleib gehabt, doch jetzt saß der perfekte Köder neben ihm. Alles was Sam tun musste war sich an Eds Versen zu heften und zu warten bis er wieder auftauchte. Sam verabscheute sich jedoch fast im selben Moment selbst für diese Gedanken. Er konnte Ed doch nicht mit diesem Monster alleine lassen, denn wer wusste schon zu sagen was für ein krankes, sicherlich tödliches Spiel Envy mit dem kleinen, unschuldigen Ed spielte. Er mochte Ed bereits zu sehr um ihm unnötigen Gefahren auszusetzten. Hätte er das doch alles nur früher gewusst, dann hätte er Ed gleich dringend von weiterem Kontakt zu Envy abgeraten, statt ihn wie es gesehen war, zu ermutigen Envy zu vertrauen. Er war nicht mehr als ein menschenverachtendes Monster, von dem Sam nicht mal ansatzweise glauben konnte, das er auch nur so etwas wie Sympathie für einen Menschen empfinden konnte. Geschweige denn Liebe. Sicherlich war diese Scheinbeziehung nur ein weiteres Mittel zur seiner eigenen Belustigen. „Es geht schon wieder“, meinte Sam und ballte die Hand zur Faust, unbändige Wut stieg in ihm auf. Wut über die absolute Skrupellosigkeit von Envy, nur dieses Monster war in der Lage einen so unschuldigen Jungen wie Ed zum Spaß zu verführen, zu täuschen und sicherlich zu töten. Das konnte und wollte Sam nicht zulassen! Aber er konnte Ed auch nicht noch mehr Zeit mit diesem Monster verbringen lassen, denn umso mehr Zeit sie miteinander verbrachten, umso größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass Envy dieses Spieles überdrüssig wurde und es beendete. Endgültig. Das würde sich Sam niemals verzeihen, wenn Ed, trotz seiner Kenntnis über die Situation, durch Envys Hand sterben würde. Aber er konnte Ed auch nicht einfach darum bitten. Denn es würde das Vertrauen seiner Worte gegen das seines Geliebten stehen, es schien offensichtlich wessen Worten er mehr Glauben schenken würde. Sam musste sich etwas einfallen lassen, etwas das Envys Glaubwürdigkeit in Frage stellen würde. Ed spürte natürlich die Anspannung die sich zusehends in Sam aufbaute. Er konnte jedoch nicht mal ansatzweise nachvollziehen was gerade in Sam vorging. Er konnte sich auf das Ganze einfach keinen Reim machen. Sam erschien ihm sonst so ausgeglichen, immer freundlich und strahlend, doch wirkte er jetzt fahrig, teilweise geschockt, wütend und verängstigt. Es war als würden sich dunkle Schatten um seine Seele legen, die er unfähig war zu bändigen. Ed hatte das Bedürfnis, ja fast das Verlangen Sam zu helfen, diese Schatten zu verbannen und seine ansteckende Unbeschwertheit zurückzuholen. Seine Hände bewegten sich wie von alleine und lagen plötzlich auf Sams geballter Faust. Er spürte sofort wie er selbst wieder ruhiger und kontrollierter wurde. Einige Sekunden später konnte er auch spüren wie die Spannung langsam aus Sams Körper wich, wie als würde diese einfache Berührung ausreichen, um die Schatten von Sam wegzureißen. Sam sah Ed verwirrt an, doch der Sturm in seinem Kopf schien sich gelichtet zu haben und auch die Sorgenfalten auf seiner Stirn. Jetzt stand vor allem Verwunderung in seinen Augen. Sein Blick hing abwechselnd an Ed und seinen Händen. „Sam“, Ed sprach ruhig und machte eine Pause, bis Sam ihn wieder in die Augen sah, „ ganz gleich was es ist, ich möchte, dass du weißt, dass ich für dich da bin. So wie du auch schon für mich da warst.“ „Danke“, kam es kaum verständlich über Sams Lippen, dabei legte sich seine freie Hand über die von Ed. Es war wirklich unglaublich, dass dieser junge Mann, fast noch ein Kind, es schaffte eine noch größere Sympathie für seine Person hervorzurufen, als die die Sam sowieso schon für ihn empfand. Doch umso größer dieser Respekt wurde, umso größer wurde auch die Sorge und das Verlangen, ihn zu beschützen, wurde fast eine Notwendigkeit. Sam sog schwer die Luft ein und öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder und stieß die Luft wieder aus. „Ich kann nicht Ed, nicht jetzt und nicht hier und vor allem nicht noch mal“, rang Sam sich endlich durch zu sagen, „vielleicht später einmal.“ Sam sah das stille Verständnis in Eds Augen und wusste, dass auch Ed ihn nicht drängen würde, ihn nicht durch bohrende Fragen zurückversetzten würde in diesen Alptraum, wenn er selbst es nicht wollte. Sam schaute Ed noch einmal dankbar an und entzog ihm dann seine Hände und legte die Eine ans Lenkrad, wo sie nun wieder ruhig und sicher lag und die Andere drehte den Zündschlüssel. „Wir sollten jetzt langsam zur Arbeit fahren“, meinte er und der Motor begann wieder zu brummen. „Willst du wirklich…“, begann Ed noch immer besorgt. Doch Sam lächelte nur sein so typisch Lächeln und erwiderte: „Ja, will ich wirklich, es wird mir gut tun, da es mich ablenken wird.“ Der weitere Weg zum Hauptquartier verlief sehr still, weil jeder von beiden seinen eigenen Gedanken, Sorgen und Zweifeln hinterher hing, in denen es aber nicht selten um genau den Anderen ging. Kurze Zeit später saßen die Beiden auch schon in einem wirren Stapel durcheinander gewürfelter, staubiger Akten, umringt von eisernen, schmucklosen Regalen, die mit Pappkartons und Ordnern vollgestopft waren. Die Neonlichtröhre am anderen Ende des Raumes flackerte unaufhörlich, scheinbar hatte sich noch niemand die Mühe gemacht das Ding auszutauschen, doch umso länger sie beide hier saßen, umso mehr raubte das Flackern Ed die Nerven. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und erhob sich, Sam blickte von dem Blätterhaufen auf seinem Schoß auf und sah ihm fragend hinterher. „Diese Lampe macht mich wahnsinnig“, meine Ed nur kurz angebunden und stapfte weiter auf die Lampe zu, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ein Schwung frische Luft und Licht in den Raum flutete. Beide bemerkten erst jetzt wie dunkel und stickig es hier unten war. Oberstleutnant Roy Mustang stand in der Tür und sein Blick schweifte durch den Raum, vorbei an Sam, weiter zu dem Flackern und blieb letztendlich auf Ed ruhen. „Ich muss sie sprechen“, warf Mustang ohne weitere Begründung ein. Sam wollte gerade den Stapel Papiere zur Seite legen und aufstehen, was der Oberst mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht wahrnahm, als er zu Sams Verwunderung hinzufügt: „ Nur Fullmetal.“ Sam und Ed sahen sich etwas verwirrt an. „Oberstleutnant?“, setzte Sam vorsichtig zu einer Frage an. „Keine Sorge, sie bekommen den Kleinen zurück, sobald ich mit ihm fertig bin“, kündigte Mustang an und irgendwie schwante beiden nichts Gutes. „Nun kommen sie schon Fullmetal, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, drängelte Mustang und Ed folgte nun seiner Aufforderung und verließ mit dem Oberstleutnant den Raum, allerdings nicht ohne Sam noch mal einen besorgten Blick zuzuwerfen. Als sich die Tür vor Sams Augen schloss runzelte er die Stirn, was konnte der Oberst Leutnant nur mit Ed zu besprechen haben und wieso erst jetzt? Sie waren doch vorhin schon einmal auf ihn getroffen, bei dem sein Interesse an den Beiden gerade Mal für ein knappes „Guten Morgen“ gereicht hatte. Sam kratzte sich grüblerisch am Hinterkopf. Seine Stirn legte sich noch mehr in Falten und hatte der Oberst gerade „den Kleinen“ gesagt? Natürlich wusste Sam nicht wie das Verhältnis zwischen Ed und Mustang war, aber solange er hier waren, war der einzige Name den Mustang je für Ed benutzt hatte, immer nur „Fullmetal“ gewesen. Irgendwie passte dieser Ausdruck auch nicht zum Oberst, vor allem nicht in dieser ernsten Tonlage, hätte er es so betont wie er es manchmal tat um Dinge ins lächerliche zu ziehen, hätte sich Sam vielleicht nicht gewundert, aber so? Dann kam ihn ein Gedanke, der ihm wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Was wenn das gerade gar nicht der Oberst Leutnant war, sondern dieses Monster, Envy? Er hatte von außen keinen Unterschied ausmachen können, aber vielleicht war seine Fähigkeit sich zu verwandeln ja tatsächlich so perfekt? Sams Sorge um Ed stieg, er musste irgendwie schnell herausfinden, ob dieser Mustang gerade wirklich der richte Mustang gewesen war. Sam sprang auf und warf dabei einen Stapel Akten um, dessen lose Papiere sich großflächig über den Boden verteilten, doch das kümmerte Sam gerade recht wenig. Er eilte zu dem kleinen Schreibtisch, auf dem sich das Verzeichnis der Akten befand und kramte unter dem Papierhaufen der dort drauf verteilt war, das Telefon hervor. Er fragte sich wirklich wie hier überhaupt noch jemand fähig war auch nur irgendetwas zu finden. Schnell wählte Sam mithilfe der Wählscheibe die Nummer der Verbindungszentrale des Hauptquartiers. „Verbindungszentrale des Militär Hauptquartier von Zentral City. Wie kann ich ihnen helfen“, meldet sich eine junge Frau. „Hier Leutnant Samuel Flanker Einheit 7. Ich würde gerne mit dem Oberst Leutnant Roy Mustang verbunden werden“, erklärte Sam ihr. „Tut mir leid, Herr Flanker, aber der Oberst befindet sich gerade in einem Telefonat und möchte nicht gestört werden. Kann ich ihnen irgendwie anders weiterhelfen?“, meinte die Frau bedauernd und dennoch sehr hilfsbereit. Sam überlegte, ob ihm das als Beweis reichte, aber Mustang konnte auch hier um die Ecke stehen und telefonieren, auch in Eds Gegenwart. „Könnten sie mich dann vielleicht zu jemand verbinden, der unter Mustang arbeitet, vielleicht Leutnant Hawkeye?“, fragte Sam. „Zu Leutnant Hawkeye kann ich sie leider auch nicht durchstellen, da sie gerade im Außeneinsatz ist, aber vielleicht zu Jean Havoc?“, bot ihm die junge Frau an. „Ja wunderbar tun sie das bitte“, bestätigte Sam und musste kurz warten. Ed folgte stumm dem großen breiten Rücken von Mustang, der ebenfalls schwieg. Die Kellerräume hier unten waren nicht unbedingt optimal ausgeleuchtet, es war schon fast düster und der Gang der sie vom Archiv weg führte schien praktisch kein Ende zu nehmen. Während sie der Biegung immer näher kamen, fragte sich Edward natürlich was der Oberst so dringend mit ihm besprechen wollte und noch dazu nur mit ihm alleine. Er fragte sich ob es vielleicht irgendwas mit dem Stein der Weisen zu tun hatte, worin er Sam nicht auch noch einweihen wollte. Dann verschwand der Oberst kurz aus Eds Sichtfeld als er um die Ecke bog, doch Ed folgte ihm natürlich und stieß plötzlich unerwartet gegen ihn, da er nicht damit gerechnet hatte, dass der Oberst so kurz hinter der Ecke stehen bleiben würde. Ed blickte mit zusammen gekniffen Augen an Mustang vorbei, um den Grund für sein Anhalten zu verstehen, aber da war nichts. Absolut gar nichts. Nur der schummrig beleuchtete menschenleere Gang, der still dalag. „Oberst Leutnant, wieso…?“, setzte Ed zu einer Frage an, doch da hatte sich Mustang schon zu ihm umgedreht und ihn am Arm gepackt. Ed war geschockt und war nicht fähig zu erfassen, was hier gerade geschah. Aber es wurde noch merkwürdiger. Mit seiner freien Hand drückte Mustang Edward an die Wand und dann beugte er sich zu ihm herunter. Sein Gesicht kam Eds sehr nah, so nah das er Mustangs Atem auf seiner Wange spüren konnte. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Mustang sah ihn mit seinen dunklen Augen so intensiv, so durchdringend an, wie es nur jemand tat der… Ed schluckte schwer. „O-Oberst, was…?“, stotterte Ed nervös hervor, als sich die Lippen des Oberst einfach auf die Seinen legten. Das war für Ed wie ein Faustschlag direkt in die Magengegend. Das konnte jetzt doch nicht sein Ernst sein, oder? Eds Herz begann zu rasen, er rührte sich jedoch keinen Millimeter, er war noch viel zu geschockt und sein Gehirn war unfähig zu begreifen, wer ihn da gerade küsste. Einige Sekunden verstrichen. Dann schallte sich endlich wieder Edwards Gehirn ein und er drehte den Kopf wild zur Seite und zappelte und schlug und trat um sich. Er wollte das nicht, er wollte das ganz und gar nicht! Doch statt von ihm abzulassen, zog Mustang ihn in seine Arme, die sich so fest, wie Schraubstöcke um seinen schmalen Körper legten. Eds Panik kroch im immer weiter die Kehle hoch. Er war kurz davor zu schreien. Dann lockerte sich der Griff plötzlich wieder und der Oberst begann zu lachen. „Du hättest dein Gesicht sehen müssen“; lachte er und die Konturen seines Körpers wurden plötzlich verschwommen und die Erkenntnis traf Ed wie ein Blitzschlag, „Tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen“ Envy lachte noch immer und Ed war stink wütend. Er verpasste Envy ohne Vorwarnung einen Faustschlag mitten ins Gesicht, der ihn von den Beinen riss. „Du, verdammter Idiot, weißt du eigentlich was ich gerade durchlebt habe?“, schrie Ed Envy ungehalten an. Und wäre Envy nicht gleich wieder aufgesprungen und dem wütenden Ed ausgewichen hätte er wohl noch den einen oder anderen Schlag von Edward abbekommen. „Wow, Ed beruhig dich mal wieder, das war doch bloß ein Scherz“, versuchte sich Envy zu verteidigen und wich Edwards Schlägen dabei geschickt aus. „Ich fand das aber ganz und gar nicht witzig!“, brüllte Ed noch immer völlig aufgebracht, noch immer in dem Versuch ihn ein weiteres Mal zu erwischen. Doch bevor Envy sich noch irgendwie zu dieser Aktion äußern konnte, hörten die beiden auch schon Schritte auf sich zukommen. Envy verwandelte sich schnell wieder zurück in Mustang und beide waren nun um ein möglichst ruhiges Äußeres bemüht, was Envy jedoch wesentlich besser gelang als Edward. Kurze Zeit später kam Sam um die Ecke, er wirkte etwas gehetzt. „Alles in Ordnung?“, fragte er die beiden. „Es ist alles in bester Ordnung, wie kommen sie darauf, dass etwas nicht stimmen könnte?“, fragte der falsche Mustang irritiert jedoch sehr kontrolliert. „Ich weiß nicht, es war nur plötzlich so laut und ich war der Meinung, Ed brüllen zu hören“, erklärte Sam und schaute dabei Ed an, dann zuckte er jedoch mit den Schultern und meinte nur, „wie auch immer. Mir ist eben noch eingefallen, das ich selbst dringend ein Gespräch unter vier Augen mit ihnen führen müsste Herr Oberst.“ „Ich befürchte, dass ich leider andere wichtige Dinge zu tun habe, Flanker“, versuchte Envy Sam abzuwimmeln. Doch so leicht gab Sam nicht auf. „Ich muss leider darauf bestehen, Herr Oberst Leutnant Mustang“, meinte Sam mit ernstem Gesicht, „ich würde ihnen nicht ihre wertvolle Zeit stehlen, wenn es sich nicht um etwas mit höchster Priorität handeln würde“ Der Ausdruck „höchste Priorität“ ließ Envy hellhörig werden, da Envy wohl von Natur aus eine gesunde Neugier mit angeboren war. Es interessierte ihn was Sam vielleicht wusste, was aber niemand sonst wusste, vielleicht nicht einmal Pride, der eigentlich meist besser informiert war, als der Rest der Homunkuli, was an sich auch nicht verwunderlich war, da er ja als King Bradley, das Militäroberhaupt unter diesen widerlich Kreaturen wandelte. Die Chance Pride irgendeine geheime Information auf die Nase zu binden, die er selbst noch nicht kannte, war einfach ein viel zu verlockender Gedanke. Das würde ihm nämlich endlich mal von seinem hohen Ross stoßen. Er hasste Pride mit seiner überheblichen Art. Deswegen ließ Envy alle Vorsicht fallen, auch auf die Gefahr hin, enttarnt zu werden und stimmte dem Privatgespräch zu. Kurze Zeit später betrat er vor Sam, einen kleinen, nahe gelegenen, menschleeren Raum, der dem Archiv sehr ähnlich sah, da er ebenfalls mit schmucklosen, eisernen Regalen vollgestellt war, in denen sich diverse Dinge stapelten. Der falsche Mustang drehte sich geradezu Sam um, um zu fragen, was er denn nun für wichtige Informationen für ihn hatte, als ihm auch schon die Luft auf den Lungen gepresst wurde. Sam hatte ihm mit voller Wucht in die Magengegend geschlagen. Obwohl Envy wusste das er nicht davon sterben konnte, rang er verzweifelt nach Luft. Nie hätte er diesem augenscheinlich so netten, ruhigen Typen einen solchen festen Schlag zugetraut. Aber man sage ja unter Menschen oft, stille Wasser sind tief und dreckig. Aber hier stand Envy nun, schwer nach Atem ringend und ihn aus großen Augen verwirrend ansehend. In seinem Inneren herrschte Chaos und Envys Alarmglocken waren unwiderruflich angesprungen. Wieso hatte er sich auch ausgerechnet in Mustang verwandelt? Eigentlich hatte er doch schon damals gespürt, dass dieser Sam eine ganz offensichtliche Abneigung gegen Mustang hatte, dieser Blick damals in der Bibliothek hatte doch schon Bände gesprochen. Langsam strömte wieder Luft in Envys Lungen und seine Atmung wurde wieder regelmäßiger und leichter. Er musste Mustangs Waffen nutzen, um diese Situation zu seinen Gunsten aufzulösen. Denn Ed mochte Sam, das wusste Envy, deswegen war ihm auch mehr als klar, dass der Kleine verdammt sauer sein würde, wenn Envy ihn jetzt tötete. Envy wollte es sich jetzt nicht gleich mit Ed verderben, wo er doch gerade erst sein Vertrauen gewonnen hatte. Vor allem weil Ed sowieso schon sauer auf ihn war, wegen des kleinen Scherzes vorhin. Ihn wegen des Scherzes wieder sanftmütig zu stimmen würde eventuelle schon schwer werden, aber wenn er seinem Freund jetzt auch noch etwas tat, dann wusste Envy das er sich auf verdammt dünnes Eis begab, Wäre es jemand gewesen, dessen verschwinden Ed vielleicht nicht einmal bemerkt hätte, würde er an diese Sache vielleicht anders herangehen, aber so? Gott sei Dank machte Sam bloß keine Anstalten noch mal auf ihn einzuschlagen, er stand ruhig da, doch sein Blick war starr auf ihn gerichtet, wie ein Tiger der seine Beute beobachtete. Envy kannte diesen Ausdruck und dieses Gefühl nur zu gut, wie oft hatte er selber schon so dagestanden? Doch Sam erschien ihm keineswegs wie jemand, der Spaß dabei empfand anderen Menschen Leid zuzufügen. Doch was könnte ihn dann antreiben und ihm einen solchen Ausdruck verleihen? Er wusste es nicht zu sagen, aber wie sollte er auch? Er kannte diesen Typen ja eigentlich kaum. Doch irgendwie musste Envy diese Situation wieder auflösen und entschied sich für das einzig Vernünftige, seine Rolle so realistisch wie möglich weiterspielen. „Sag sie mal, haben sie völlig den Verstand verloren, Flanker? Was zum Teufel sollte das gerade?“, donnerte Envy in Mustangs Gestalt, sich noch immer den Bauch haltend. „Nein, Herr Oberst, mein Verstand ist klarer als jemals zuvor und ich tue nur das was getan werden muss“, entgegnete Sam ruhig, ohne eine Miene zu verziehen, doch Envy konnte sehen, das er unter dieser emotionslosen Maske nahezu brodelte. Er wusste nicht wieso, aber er wusste, dass es so war. Envy sah Sam nun bedrohlich an und erhob seine rechte Hand und legte die Finger aufeinander. „Wenn sie es noch einmal wagen auf mich los zu gehen, dann schwöre ich röste ich sie bei lebendigem Leibe, Flanker“, drohte Envy, obwohl er natürlich wusste das es eine leere Drohung war, da er als Homunkulus ja keine Alchemie wirken konnte Doch vielleicht reichte diese Drohung ja schon aus um Sams Gemüt abzukühlen, immerhin wusste jeder über die beeindruckenden Flammen, die Mustang fähig war zu erschaffen, bescheid. Doch diese Drohung schien an Sam abzuprallen, wie sie vielleicht an ihm selbst abgeprallt wäre, hätte der echte Mustang sie gegen ihn ausgesprochen. Sam spiegelte im nächsten Moment ihn selber wieder, das es fast ein wenig erschreckend für Envy war. Er fühlte sich wie ihm falschen Film, als Sam plötzlich anfing zu grinsen und nur locker meinte: „ Na los tue es!“ Wie gerne hätte er es jetzt tatsächlich getan und ihm sein Grinsen aus dem Gesicht gewischt, für immer. Aber Envy konnte es ja nicht tun. Sam bemerkte natürlich sein Zögern, obwohl er ihn doch so offensichtlich aufgefordert hatte seine Drohung wahr zu machen. Sams Grinsen verzog sich zu einem puren Hassgrinsen, eher einer düsteren Grimasse, als ein Grinsen. „Du kannst es nicht, nicht wahr? Du kannst es nicht, weil du nicht er bist! Du kannst es nicht weil du das grüne Monster, Envy bist und nicht Roy Mustang, nicht wahr?“, flüsterte er mit Hass getränkter Stimme. Envy biss sich auf die Lippe. Envy wünschte sich, er hätte im Vorfeld mal ein paar Informationen über diese neue Figur in Edwards Leben angestellt. Woher konnte dieser Typ wissen wer er wirklich war? Wodurch hatte er sich verraten, wieso wusste dieser dahergelaufene Typ überhaupt über ihn und seine Fähigkeit Bescheid? Hatte ihm etwa Ed alles erzählt, hatte vielleicht Ed ihn getäuscht, um ihn jetzt in diese Falle zu locken? Würde gleich überall Militär auftauchen in dem Versuch ihn zu fangen oder gar zu töten? Das süße Gift des Zweifels kroch langsam Envys Kehle hinauf, doch er schluckte sie schnell wieder runter. Ed würde so etwas nicht tun, dafür war er viel zu rein, viel zu unverdorben. Er würde ihn nicht verraten, vor allem nicht nach gestern Nacht. Wenn man ihm schon in die Karte schaute, dann konnte er auch gleich mit offenen Karten spielen. Dieser Körper wurde ihm sowieso langsam lästig und er nahm vor Sams Augen seine wahre Gestalt an. „Bei Gott, du bist es wirklich“, murmelte Sam etwas geschockt, vielleicht doch etwas überrascht seine Vermutung bestätigt zu sehen. Doch der Schock schlug nur allzu schnell wieder in Wut um und nun stand Sam gar nicht mehr ruhig da, sondern ging ohne Vorwarnung auf Envy los. „So sieht man sich also wieder, Monster“, brüllte Sam und trat nach ihm und traf ihn, für sie beide, überraschender Weise an der Seite. Envy versuchte erst einmal Sams weiteren Schlägen auszuweichen, da er immer noch mit sich haderte, was er nun tun sollte. Wie sauer würde Ed sein, wenn Envy seinen Kollegen tötete? Wollte er diese Wut in Kauf nehmen oder aber die Pläne der Homunkuli gefährden indem er ihm am Leben ließ? Moment… Hatte dieser Typ gerade wirklich gesagt, so sieht man sich wieder? Envy war verwirrt und musterte Sam genau, er kam ihm nicht bekannt vor. Seine Aufmerksamkeit ließ eine Sekunde nach. Dann, ein Schlag den Envy nicht kommen sah. Er spürte wie seine Rippen knackten, die Wucht schleuderte ihn zur Seite. Was, verdammt noch mal, war bloß mit diesem Menschen los? Wieso hatte er so einen festen Schlag? Was hatte Envy ihm vielleicht angetan, das ein mickriger Mensch, solche geballte Wut aufbaute, und sie in solche kräftige Schläge umwandeln konnte? Envy landete hart auf der Seite und Sam sprang sogleich, fast raubkatzenhaft, hinterher. Schneller als es Envy von einem Menschen gewohnt war, saß Sam über ihm und prügelte auf ihn ein. Ein Faustschlag auf die linke Wange. Envys Kopf flog zur Seite, der Schmerz folge. Innerlich fluchte Envy. „Das war für meine Familie“, murmelte Sam und holte nun mit der Rechten aus. Das war wohl des Rätsels Lösung, sicherlich hatte er seine Familie umgebracht. Aber wieso lebte er dann noch, obwohl er sogar scheinbar über Envy und seine Fähigkeiten Bescheid wusste? Wann hatte jemand schon je eine Begegnung mit ihm überlebt? Envy konnte sich nicht daran erinnern, ob ihm das schon jemals passiert war. Ein Schlag auf die rechte Gesichtshälfte und wieder folgte ein brennender Schmerz. Envy spürte bereits wie sein rechtes Auge begann anzuschwellen. Es war ein widerlich, penetrantes Brennen, das sich tief, sehr tief in die Haut fraß. „Und das ist für Edward. Ich werde nicht zulassen das du ihm das auch antust“, drohte er und holte erneut aus. Doch Envy hatte endgültig genug, er würde nicht länger zulassen das diese minderwertige, selbstgerechte Kreatur auf ihn einschlug oder sich einzubilden über ihm zu stehen. Deswegen hasste er die Menschen so sehr und fügte er ihnen so gerne Leid zu. Es machte ihn einfach nur rasend, wenn diese menschlichen Würmer auf ihn runterblickten und sich einbildeten sie seien, die überlegenere Rasse und wüssten alles besser. Envy begann sich geschickt wie ein Aal unter Sam zu winden und ihn damit aus dem Gleichgewicht zu bringen. Envy nutzte sein Straucheln um seinen Fuß gegen seinen Rumpf zu hauen und sich damit völlig von ihm zu befreien. Ein dumpfes Stöhnen entrang sich kurz Sams Kehle, als Envys Fuß seinen Oberkörper traf. Er versuchte mit aller Gewalt; sich auf Envy zu halten, doch der Druck war zu heftig gewesen und er viel unsanft auf die Seite. Schneller als Sam reagieren konnte, war Envy aufgesprungen, während er selbst gerademal das nötigte Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Envy nutzte die Gelegenheit und holte mit dem rechten Bein auf und traf Sam hart in die Seite, gerade als dieser aufstehen wollte. Die Wucht des Trittes schleuderte Sam tiefer in den Raum, inmitten der eisernen Regale, wo er unter schmerzvolles Stöhnen zum Stillstand kam. Nun hatte Envy Sams Rippen knacken hören. Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, denn er wusste ganz genau, das seine Rippen nicht so schnell wieder verheilen würden, wie es bei ihm als Homunkulus der Fall war, er würde sein kleines Andenken noch lange spüren. Envys Grinsen wurde noch breiter. Aber solange würde er eh nicht mehr leben. Dieser eine Tritt würde ihm nicht genügen, seine Seele hatte Blut geleckt und würde nun keine Ruhe geben, bis er nicht das Blut dieses, im Staube kriechenden, Menschen vergossen hatte. Envy sprintete zwischen die Regale, seiner Beute hinterher, doch diese hatte es trotz der Schmerzen bereits geschafft sich wieder aufzurappeln. Sams Atem ging schwer und er hielt sich die Seite, aber er stand. Schmerz trübte seinen Blick, doch der unbändige Zorn in seinen Augen, war noch immer nicht der Todesangst gewichen, die die meisten Menschen bereits jetzt empfunden hätten. Es würde Spaß machen seinen Willen zu brechen. Wieder grinste Envy. Aber er hatte nicht viel Zeit dafür, denn Ed würde nicht ewig warten und bis dahin müsste er diese Sache erledigt haben, ansonsten würde Ed sich hundertprozentig einmischen und sein Vorhaben verhindern. Aber wie würde er auf einen toten Kollegen reagieren? Es könnte Envy ihre Beziehung kosten, doch seine Blut Lust spülte diese Zweifel fort. Er würde sich später darum kümmern. Envy sprang auf Sams linke Seite zu, wie erwartet wich er nach rechts aus. Doch Envy hatte auch gar nicht die Absicht gehab ihn jetzt zu treffen, stattdessen sprang er gegen das dahinterliegende Metallregal und nutzte den Wiederstand um erneut Schwung zu holen und die Richtung zu wechseln. Seine Füße lösten sich von dem Regal und flogen in Richtung Sam, während das Regal durch die Kraftübertragung nach hinten kippte und mit einem ohrenbetäubenden Scheppern zu Boden fiel. „Verdammt“, fluchte Envy ungehalten, das musste Ed gehört haben, ihm blieb nicht mehr viel Zeit! Doch Sam war trotz seiner offensichtlichen Schmerzen nicht ungeschickt, er duckte sich durch eine Art Rolle unter Envys Fuß hinweg ohne seine verletzte Seite ernsthaft zu belasten. Er schien tatsächlich vergleichsweise intelligent, doch Envy wusste, dass diese Menschen meistens die Gefährlichsten waren, vor allem wenn sie sowieso schon einen solchen Hass entwickelten hatten. Envy bremste seinen Flug geschickt durch eine seitliche Schraube ab und landete sicher, wie eine Katze, auf den Füßen und war mit einem weiter schnellen Satz auch schon bei Sam. Er packte ihn am Kragen und zog ihn unsanft zu sich hoch. „Vielleicht hättest du dir vorher richtig in Erinnerung rufen sollen, mit wem du dich anlegst, kleiner Mensch“, meinte Envy grinsend und piekte ihn grob in die Seite. Er wollte seine Qualen noch ein wenig hinauszögern, nur noch ein bisschen. Es war einfach ein Anblick an dem sich Envy sich nie satt sehen konnte. Er merkte sichtlich wie Sam sich verspannte und obwohl es höllisch schmerzen musste, gab Sam keinen Ton von sich sondern presste fest die Lippen zusammen. Wie gerne hätte Envy die Zeit gehabt ihm seine Lieblingsmusik zu entlocken? Doch er wusste, dass er diese nicht hatte. „Ich weiß sehr genau mit was ich mich angelegt habe, Homunkulus und ich weiß auch um deine Selbstheilungskräfte, deine Unsterblichkeit und deine Grausamkeit“, presste Sam angestrengt zwischen den noch immer zusammengebissenen Zähnen hervor. Blut ließ ihm dabei aus dem rechten Mundwickeln. Envy wusste nicht, ob das von inneren Blutungen her rührte oder ob Sam sich einfach nur auf die Lippe gebissen hatte oder ähnliches, er hoffte jedoch auf Ersteres. Das verwirrte Envy, was wohl auch Sam an seiner gerunzelten Stirn erkannt haben musste. „Dann bist du noch einfältiger als ich dachte“, sagte Envy und schüttelte seine Verwirrtheit ab. Im nächsten Moment flog die Tür lautstark auf und ein, von der Rennerei, keuchender Edward Elric stand in der offenen Tür und starrte kurz blinzelnd auf die gegebene Szenerie. „Lass ihn sofort los, Envy!“, brüllte Ed und sprintete auf die Beiden zu. Ehe Envy auch nur in irgendeiner Weise reagieren konnte, war Ed schon bei ihnen. Er schlug mit der flachen Handkante genau in Envys Armbeuge, sodass dieser den Arm reflexartig zurückzog und außerdem Sams Kragen los ließ. Sam fiel wie ein nasser Sack auf dem Boden in sich zusammen. Ed kniete sich sofort neben ihn. „Sam wie geht es dir?“, fragte Ed leise und nahm seinen Arm um ihn zu stützen. „Den Umständen entsprechen“, murmelte er leise und tätschelte Ed dankbar den Arm, „aber es geht schon“ Sam setzte sich wieder, mit Eds Hilfe gerade auf, mit dem Rücken an ein weiteres Regal gelehnt. Ed sah Sam verunsichert an, denn er sah so gar nicht so aus, als ob es ihm gut gehen würde. Sam bemerkte das natürlich und brachte trotz der offensichtlichen Schmerzen, ein schwaches Lächeln zustande. Als Ed sich sicher war, das Sam erst einmal einen Moment klar kam, drehte er sich zu Envy um. Ed hätte explodieren können vor Wut und dann noch dieser grimmige Blick, den Envy Sam zuwarf, während er mit verschränkten Armen das stand und einfach nur wartete wie sich die Dinge entwickelten. Ed spürte wie ihm das Blut in den Kopf stieg und wie als wäre dieses Blut mit einer Krankheit infiziert, spülte sie auch die Wut wie eine ekelige Seuche mit nach oben. Envy musste merken was in Edward vorging, denn er biss sich sichtlich nervös auf der Unterlippe herum. Eine Geste, die Ed noch nie an Envy gesehen hatte. Es war irgendwie skurril ihn nervös zu sehen, aber er hatte auch allen Grund dafür! Dann platzte der Knoten, der sich in Edwards Hals gebildet hatte. „Was zum Teufel sollte das? Hat das vorhin noch nicht gereicht? Musst du jetzt auch noch meinen Kollegen zusammen schlagen?“, brüllte Ed ungehalten, obwohl Envy direkt vor ihm stand. „Er hat angefangen“, antwortete Envy trotzig. Verwirrtheit schlich sich zwischen Eds Wut, doch er warf einen kurzen verunsicherten Blick auf Sam, bevor er den Kopf schüttelte und wieder etwas gezügelter sprach. „Komm schon Envy, das ist doch jetzt nicht dein Ernst! Kannst du nicht mal mir gegenüber ehrlich sein?“, Eds Stimme klang fast enttäuscht als er den letzten Satz sagte. Envys Gesicht wurde zu einer steinernen Maske, er presste die Zähne fest aufeinander, langsam kroch auch die Wut in ihm hoch, sie näherte sich langsam und bedächtig, er wusste das wenn Ed noch weiter gehen würde, sie ihn überrollen würde, die eine Sintflut und all seine Vernunft mit sich fort reißen würde. Er wusste ganz genau, dass das nicht gut für ihre Beziehung sein würde. Er versuchte sie auf einer kleinen Flamme zu halten, aber umso mehr Zeit verstrich, umso mehr er über die Worte nachdachte, umso schwerer fiel ihm das. Doch er durfte nicht zulassen, dass dieses Feuer, die kleine Pflanze des Vertrauens zwischen ihm und Ed verbrannte. „Ich dachte du liebst mich? Aber vielleicht war es einfach nur dumm von mir zu glauben, du wärst zu solchen Gefühlen fähig. Ich dachte du hättest dich geändert, sodass ich es vielleicht wagen könnte mit dir zusammen zu sein, aber scheinbar habe ich mich geirrt“, meinte Ed und tiefes Bedauern erklang in seiner Stimme, seine Fäuste waren fest zusammen gepresst. Diese Worte trafen Envy tief in seiner Seele. Ed bedeutet ihm im Moment einfach alles! Wie kam er nur darauf, dass er ihn nicht liebte, er konnte nicht fassen, welche Worte da über Eds Lippen kamen. Machte er gerade wirklich mit ihm Schluss, nur wegen einem kleinen Spaß und einer Situation, die so nicht von ihm beabsichtigt war, er hatte sich nur gewehrt, doch Ed glaubte ihm nicht. Natürlich hätte er Sam höchst wahrscheinlich getötet wäre Ed nicht gekommen, aber er lebte, oder nicht? Ein bitteres Lächeln überzog seine Lippen. Aber wunderte ihn das wirklich? Nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit… Ed standen die Tränen in den Augen, doch er wehrte sich dagegen sie jetzt zu weinen. „Du zweifelst an meiner Liebe?“, fragte Envy bitter. Schweigen legte sich zwischen sie. Ed sah Envy an und Envy sah Ed an. Envy sah Ed flehend an, es zurück zu nehmen, hatte er den nicht gespürt wie sehr Envy ihn liebte? Konnte er es denn jetzt nicht in seinem Blick sehen? Dachte er wirklich so schlecht von ihm, noch immer? Ed musste tatsächlich etwas von seiner stummen Bitte spüren. Eds Hand streckte sich langsam, regelrecht zögerlich nach ihm aus. „Envy“, flüsterte er fast tonlos. Auch Envy streckte seine Hand aus, Eds entgegen, doch er zögerte nicht, denn er wusste ganz genau was er wollte. Er wollte ihn! Ihre Fingerspitzen berührten sich zart und dann verschlungen sich ihre Finger ineinander. Ein sanftes Lächeln zierte Envys Gesicht. Plötzlich drangen lauter werdende Stimmen durch die offene Tür. Envy war so wütend, er schlug mit deiner freien Hand gegen die Stahlplatte eines der Regale und hinterließ dort drin eine riesige Delle. „Verdammt, wieso ausgerechnet jetzt?“, fluchte er. Ed zuckte neben ihm erschrocken zusammen, wegen Envys plötzlichen Ausraster. Envy zog ihn dicht zu sich und drückte ihm einen stürmischen Kuss auf die Lippen, dann konnte Ed seinen Atem neben seinem Ohr spüren. „Ich liebe dich, Ed“, flüsterte er liebevoll und wenige Sekunden später, hatte er sich auch schon von Ed gelöst und war zur Tür raus verschwunden. Er ließ Ed dort stehen in einem Gewirr aus Zweifel, Liebe, Wut und Verwirrtheit. Wenig später kamen einige blau uniformierte Herrschaften herein, teils mit gezogener Waffe. Doch Ed starrte weiterhin auf die leere Tür, nahm sie gar nicht richtig für voll. Was sollte er jetzt tun? Was sollte er jetzt glauben? Er wusste es nicht. Aber er wusste das es auch niemanden gab der ihm diese Frage beantworten konnte. Das konnte einzig und alleine er selbst. Kapitel 12: Verloren -------------------- Gedämpftes Gemurmel drang an Eds Ohren, er spürte kühle Hände auf seiner erhitzten Haut. Doch er vermochte nicht auf die Fragen zu antworten. Er war gefangen in einem Trancezustand unfähig durch diesen Nebel die Realität richtig wahrzunehmen. Alle Informationen wurden zwar von seinem Gehirn aufgenommen, doch sein Gehirn stufte sie in diesem Moment einfach als zu unwichtig ab, um sie in sein Bewusstsein vordringen zu lassen. Ihm war Heiß und Kalt gleichzeitig, wie als würde sich ein starkes Fieber in seinem Körper austoben. Sein Verstand war unfähig sich zu entscheiden zwischen der sanften Wärme, der heiß brennenden Wut und der ekelhaft eisigen Enttäuschung, die leise nagende Zweifel mit sich führte. Die Uniformierten waren ratlos, denn der junge Alchemist reagierte einfach auf gar nichts. Er schien nicht verletzt, zumindest nicht äußerlich, doch seine Augen starrten einfach nur trüb in die Ferne. Zweifel begannen am ihm zu nagen, wie ausgehungerte Ratten stürzten sie sich auf das Quäntchen Vertrauen, das er Envy bis jetzt entgegen gebracht hatte. Sollte letztendlich doch alles nur ein großer Fehler gewesen sein? Denn er wusste schon vorher, das Envy unglaublich impulsiv und leicht zu reizen war, jederzeit bereit Unheil anzurichten und wenn es nur aus reinem Eigenvergnügen war. Aber ein Teil von ihm hatte begonnen zu hoffen und hoffte wohl noch, das sich das vielleicht ändern könnte, wenn man ihm selbst eins der positivsten Gefühle überhaupt entgegenbrachte, statt immer nur die kalt schmeckende Verachtung und den brodelnden Hass. Nur wie sollte man das können, wenn er selbst einem immer wieder nur den Anlass für die negativen Gefühle gab, es war schließlich nicht so das Envy autistisch veranlagt wäre oder ähnliches, er konnte Gefühle sehr gut deuten und beurteilen, allerdings schien ihm das selbst in Edwards Fall nicht weiter in seinem Handeln zu beeinflussen, wie er wiedereinmal zweifelsfrei bewiesen hatte. Und obwohl sich Ed gerade all dieser negativen, aber doch so unbestreitbarer Tatsachen gewahr wurde, konnte er noch immer Envys Lippen auf seinen eigenen schmecken, hörte er noch immer den Klang seiner Stimme in seinen Ohren widerhallen und die Bedeutung seiner letzten, geflüsterten Worte ließ sein Herz noch immer schneller schlagen. Was sollte er nur tun? Ed sank auf die Knie und fuhr sich fahrig mit den Händen durch sein ohnehin schon wirres Haar. Was sollte er nur tun? Tränen stiegen unaufhaltsam in ihm auf, nicht fähig sie zu halten, entströmten sie seinen Augen, und hinterließen ihre feuchten Spuren auf seinem Gesicht. Was nur? Wie gerne hätte Sam Ed in diesem Moment geholfen, doch seine Verletzung hielten ihn davon ab, an seine Seite zu gelangen. Er war wohl einer der Wenigen die um Eds Gefühle für dieses Monster wussten und Sam war sich sicher das die pure, bedingungslose Liebe dieses unschuldigen Jungen nun im tosenden Konflikt mit dem morbiden Wesen dieses Monsters standen. Welch Ironie, das sich gerade Ed, der einen solch ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit hatte, in jemand so abgrundtief bösen verliebt hatte. Das war wieder einer dieser Momente in denen sich Sam fragte, was für ein durchtriebenes Spiel das Schicksal mit ihnen allen spielte. Ein tiefes Bedauern legte sich in Sams Augen und setzte sich dort fest, wie ein unangenehmer Geschmack auf der Zunge. Obwohl er Augenblicke zuvor noch tiefen Hass empfunden hatte, war dieser nun wie weggeblasen und ließ nur noch Platz für die nun dumpfen, leeren Augen, die sich Sekunden später bis zum bersten mit Tränen füllten, Tränen des Zweifels, Tränen der Enttäuschung, Tränen des Hasses und der Liebe. Sam war völlig klar, das Envy so schnell wie möglich aus Eds Leben verschwinden müssen wird, denn anderenfalls wird er ihm noch viele solcher unsichtbaren, seelischen Verletzungen beibringen, die sich als tiefe Narben auf sein Herz legen würden, um es mit der Zeit immer härter und verbitterter werden zu lassen. Envy verdiente diese Tränen nicht und er verdiente Ed schon gar nicht! Denn Ed verdiente diese Schmerzen nicht. Auch wenn Sam wusste, das die Zweifel nicht direkt mit seiner Person zu tun hatten, sondern vielmehr damit einen Bekannten, ja vielleicht sogar Freund, fast getötet zu haben, denn das hätte Envy zweifelsfrei, wäre Ed nicht aufgetaucht, war etwas was jederzeit wieder über Envy kommen konnte. Nächstes Mal könnte die Zielscheibe von Envys Entgleisung, dann vielleicht ein Mensch sein, der Ed noch um so vieles näher stand, als Sam, denn was wäre wenn Al Envy irgendwie in die Quere kommen würde? Ed würde sich wahrscheinlich sein ganzes restliches Leben Vorwürfe machen, sich auf Envy eingelassen zu haben, wenn er nach so was überhaupt noch die Kraft hätte weiter zu leben. Im nächsten Moment umfingen muskulöse Arme behutsam Sams Körper und eine freundliche Stimme fragte, ob er sich in der Lage fühle mit ein wenig Hilfe zum Krankenflügel gebracht zu werden, er nickte nur stumm, etwas geistesabwesend, den Blick noch immer auf den leicht zitterten Ed, geschüttelt von den Tränen. Obwohl er beim Aufstehend höllische Schmerzen verspürte, konnte er den Blick bis zur Tür, nicht von diesem kleinen, blonden Häufchen Elend nehmen, welches weder auf Worte, noch auf vorsichtige Berührung wirklich zu reagieren schien. Auch als er mit dem freundlichen jungen Mann den Raum bereits verlassen hatte, hingen seine Gedanken noch immer mehr an Eds Schmerz, als an seinem Eigenen. Allerdings beruhigte es Sam schon ungemein, als er, nachdem sie die Treppe hinter sich gebracht hatten, Eds jüngerer Bruder, Al auftauchte sah, der an ihren vorbei hastete in Richtung Kellerräume. Er würde schon wissen was zu tun wäre, immerhin waren die beiden Brüder, auch wenn er es vielleicht nicht nachvollziehen konnte, er würde Ed schon zur Vernunft bringen. Doch als Al vor Ed stand war er für einen kurzen Moment sprachlos. War das da auf dem Boden wirklich sein großer Bruder? Diese zusammen gesunkene Gestalt mit den verquollenen Augen? Er wusste nicht, ob er ihn schon je so gesehen hatte, so … ...so völlig aufgelöst. Aber er fand seine Besinnung schnell wieder, denn scheinbar war es jetzt an der Zeit das er für seinen großen Bruder da war, auch wenn er nicht genau wusste, was geschehen war, aber er konnte deutlich erkennen, das dieses Leiden nichts körperliches war, sondern viel mehr von seelischer Natur. „Er hat bis jetzt auf gar nichts reagiert, weder auf ansprechen, noch auf Berührungen“, erklärte ihm ein uniformierter Soldat, der Al und Ed zumindest vom sehen her kannte und deswegen wusste, das die beiden Brüder waren. „Edward“, flüsterte Al und legte behutsam seine metallene Hand auf Eds Schulter, während er sich direkt vor ihn hockte. Blinzelnd schien sich der Blick in Eds Augen zu klären. „Al?“, fragte Ed mit verunsichert, zittriger Stimme. Sein kleiner Bruder war wohl etwas, was immer zu ihm durchdringen würde, denn sie verband etwas so Tiefes, so Intuitives, dass es ihnen fast unmöglich war, die Anwesenheit des jeweils Anderen nicht zu spüren. Die beiden Elric Brüder hatten schließlich nur noch sich. Keine Mutter, keinen greifbaren Vater und auch kein Zuhause mehr. Nur noch sich und ihr Ziel ihre Körper zurück zu gewinnen. Es dauerte jedoch einen Moment bis Ed Al wirklich sah, er hatte ihn gespürt und seine Stimme war ebenfalls zu Edward durchgedrungen, doch jetzt konnte er ihm in die Augen blicken. Alphonse sah Ed nur an. Sie mussten nicht unbedingt miteinander reden, sie sprachen alleine durch ihre Blicke. Schwere Tränen hingen in Edwards Augen und es lag eine Verletzlichkeit darin, wie Al seinen Bruder bis jetzt selten gesehen hatte, denn meistens vermochte er solche Gefühle selbst vor ihm gut zu verbergen. Selbst als ihre Mutter gestorben war, waren seine Augen nicht so dunkel und flüssig, wie sie es jetzt waren. Wie konnte das nur sein? Das konnte nicht von heute auf morgen passiert sein. Aber Al hatte nichts bemerkt, nichts wirklich. Er wusste das in letzter Zeit einige Dinge passiert sein mussten, das hatte er gespürt, Edward hatte sich augenscheinlich recht normal verhalten, aber das Gefühl war irgendwie anders gewesen, ein Mix aus Hochs und Tiefs, einer Achterbahnfahrt gleich. Doch jetzt schien Ed an einen endgültigen Punkt gelangt zu sein. Er schien vor einem Abgrund zu stehn und nicht zu wissen, ob er davor weglaufen oder sich hinein stürzten sollte. Ed versuchte tief ein und aus zu atmen, um wieder Herr über sich selbst zu werden und obwohl er auf seiner Schulter nur das kalte Metall von Alphonse Rüstung spüren konnte, so wusste er doch das er ihm beistand und das gab ihm Kraft. Es dauerte noch eine weitere kleine Ewigkeit bis sich eine gewisse Schwere in Eds Augen breit machte und er flüsterte: „Lass uns nach Hause gehen, Al.“ Ed ließ sich von Al auf seine immer noch leicht schwachen Beine helfen und ohne weitere Erklärungen oder sonstige Worte ließen sie die Uniformierten hinter sich, die verwunderten und teils empörten Rufe, die ihnen folgten, völlig ignorierend. Das Letzte was Ed jetzt gebrauchen konnte war eine Befragung zu den Geschehnissen. Auf den Weg zu ihrem Hotel redeten die Brüder kaum ein Wort miteinander. Denn Edward war nicht nach reden zumute, Alphonse spürte das und ließ ihn deswegen seinen Gedanken nachhängen. Auch zuhause hielt das Schweigen weiterhin an in einvernehmlicher Einverständnis. Ed steuerte ziemlich direkt sein Schlafzimmer an, doch kurz vor der Tür hielt sein Bruder ihn doch nochmal auf , er drehte sich zu ihm um und las in seinem Blick bereits die Worte, die er Augenblicke später aussprach. „Ich bin immer für dich da, Bruder“ Ein warmes Lächeln floss über Eds Gesicht und füllte seine Augen mit der Liebe und Zuneigung, die er für seinen kleinen Bruder empfand. „Ich weiß“, flüsterte er und drückte Als Hand, auch wenn er es nicht auf normale Art spüren konnte, er sah es und spürte die Geste auf eine andere, viel tiefere Art. Dann wand Ed sich von seinem Bruder ab und betrat sein Schlafzimmer, wo er sich samt Klamotten aufs Bett schmiss und gedankenverloren die Decke anstarrte. Die Gedanken flossen mal langsam und zähflüssig durch Eds Kopf und dann wieder so schnell das ihm fast schwindelig wurde. Irgendwann hielt er es aber nicht mehr aus, in diesem beengenden, stickigen Raum. Er erhob sich und öffnete das bodentiefe Fenster, schwang seine Beine übers Geländer und setzte sich auf die schmale obere Kante. Dann lehnte er sich gegen den Fensterrahmen und sah hinauf in den kalten, klaren Nachthimmel mit seinen Abermillionen leuchtender Sterne und dem schmalen, sichelförmigen Himmelsgestirn. Ob er gerade in den selben Nachthimmel blickte? Envy war zutiefst aufgewühlt. Es war so unglaublich viel passiert, in den letzten zwei Stunden. Er wurde erkannt und hatte somit einen weiteren Feind auf seinem Radar, der auch noch von seiner Beziehung zu Ed Bescheid wissen musste, oder es zumindest unmissverständlich kapiert haben musste, nachdem sich Ed zwischen sie geschmissen hatte, ohne nachzudenken. Zudem war es auch noch ein Arbeitskollege von Edward. Envy ging Eds Gesicht nicht mehr aus dem Kopf, die Enttäuschung, die Wut, die Zweifel. All das war eine Mischung, die Envy schon oft in Eds Gesicht gesehen hatte, wenn sie sich im Kampf gegenüber gestanden hatten. Nie hatte es ihm etwas ausgemacht, aber nun erschütterte ihn dieser Ausdruck in den Tiefen seiner schwarzen Seele. Sein Herz hatte sich dabei zusammengezogen. Er hatte diesen Ausdruck nie wieder in den schönen goldschimmernden Augen sehen wollen. Aber da war er wieder gewesen. Und noch etwas war gesehen, etwas das Envy nie für möglich gehalten hätte. Envy hatte Ed gesagt, dass er ihn liebte und es auch so gemeint. Er liebte ihn. So gegensätzlich sie auch waren, er wusste es, er wusste das es die Wahrheit war. Er liebte ihn einfach. Alles an ihm. Seine ungewöhnlich weiche Haut, seine tief goldenen Augen, das geschmeidige blonde Haar, seine zierliche,aber dennoch leicht muskulöse Statur, die kurzen, schmalen Beine,den schön geschwungenen Rücken, die samtenen Lippen, die so perfekt auf die Seinen zu passen schienen, seine helle,kräftige Stimme, wenn sie seinen Namen sagte, seine Unschuldigkeit und Reinheit, seine Entschlossenheit, seine Zaghaftigkeit und sein Vertrauen, sein Vertrauen sich völlig fallen zu lassen, direkt in Envys Arme. Doch als Envy Ed vorhin verlassen hatte, lag da etwas in seinem Blick, was Envy unglaublich unruhig werden ließ. Das erste Mal seit seinem Leben als Homunkulus, hegte Envy Zweifel an seinem Handeln, sonst war er damit völlig unbekümmert, ob Menschen nun starben oder nicht, es scherte ihn nicht. Aber vielleicht hatte er heute ein schwerwiegenden Fehler begangen. Er glaubte dass es das war, was Eds Blick ihm hatte sagen wollen und er hatte es sofort verstanden und tatsächlich bereut. Reue. Ein Wort, welches er schon fast völlig vergessen hatte über die Jahre, denn nie hatte er so was wie Reue empfunden, nie. Aber jetzt tat er es. Er bereute sein Handeln und wünschte sich, es ließe sich rückgängig machen. Aber er wusste dass das nicht möglich war. Er würde für seine Tat gerade stehen müssen. Was auch immer das bedeuten würde. Aber außer der Reue, die er über sein Handeln empfand, mischte sich noch ein Anderes, Envy nicht wirklich vertrautes, Gefühl unter seine Haut. Angst. Angst etwas zu verlieren, was ihm etwas bedeutete. Es war so merkwürdig, vorher hatte ihm nie irgendetwas was bedeutet, nichts außer vielleicht die Rache an seinem Vater, aber das hier war so anders. Was wenn Ed ihm das heute nicht vergeben konnte? Was würde das für ihr Verhältnis bedeuten? Oder würde er einfach nur eine Weile brauchen um ihm zu verzeihen, wenn er Besserung gelobte? Aber konnte Envy das überhaupt versprechen? War er in der Lage, zu versprechen, den Menschen in Eds Umfeld, die Edward etwas bedeuteten nichts zu tun? Er konnte auf diese Frage keine eindeutige Antwort finden. Vielleicht. Aber was wenn nicht? Möglicherweise brauchte er sich gar nicht so viel Sorgen zu machen, denn sie konnten ja drüber reden und Envy hoffte, das Ed ihm verzeihen konnte. Er konnte es nur hoffen. Er würde ihn bald wiedersehen und der Gedanke daran ließ sein Herz ein wenig schneller schlagen. Ja bald. Aber nun trugen ihn seine Füße erst einmal zurück nach Hause, wenn man es denn so nennen konnte. Eigentlich war es mehr ein Versteck, ein Versteck vor den Menschen und ihrer eigenen Unmenschlichkeit. Er hatte schlicht und ergreifend keinen anderen Platz wo er hingehen konnte. Das war das Einzige was er kannte und die anderen Homunkuli waren die Einzigen seiner Art. Die Einzigen die so waren wie er. Zu seiner Verwunderung lief er im Flur des Hauses, das sie bewohnten, Greed über den Weg. Er hasste diesen Typen. Sein abschätziger und mindestens genauso hasserfüllte Blick traf ihn schon einige Meter vor ihrem Treffen. Überheblich hob er die Augenbrauen und grinste ihn breit an. „Wenn da mal nicht Dantes braver kleiner Schoßhund ist, na hattest du ein wenig Auslauf?“, fragte er und stichelte bewusst an einer Stelle von der er wusste, das sie Envy bis aufs Blut reizen würde. Aber er liebte es einfach Envy zu reizen. Obwohl sie beide das wussten, funktionierte das immer wieder. „Sieht so aus“, war das Einzige, was Envy im vorbeigehen murmelte. Er bog um die Ecke und verschwand in sein Zimmer. Greed drehte sich blinzelnd nach ihm um. Normalerweise hätte ihm Envy alleine dafür den Schädel zertrümmert, oder es zumindest versucht. Diese Reaktion war wie ein schlechter Witz. So machte es wirklich keinen Spaß, Envy zu ärgern. Greed fragte sich was ihn so sehr beschäftigte, das er sich nicht mal mit seinem Lieblingsfeind stritt. Vielleicht sollte er mal Lust fragen, meist wusste sie am besten, was bei ihnen abging. Envy hingegen schritt ruhelos durch sein Zimmer, noch immer machte er sich viel zu viele Gedanken über die letzten paar Stunden, aber er hielt es nicht lange in ihrem Versteck aus. Die Stille machte ihn wahnsinnig, sie lebten in einer Geisterstadt und genauso still war es hier unten auch und auch wenn Envy diese Stille meistens genoss, heute ertrug er sie einfach nicht. Er hatte den Eindruck seine kreisenden Gedanken in dieser Stille noch deutlicher widerhallen zu hören. Er verließ die Geisterstadt, verließ die Kirche, die den Eingang dazu bildete, verließ die Stadt, geradewegs rein in den tief dunklen Wald. Er machte sich keine Sorgen, dazu bestand kein Anlass, denn er selbst war tödlicher als alles was ihm begegnen konnte. Aber wenigstens gab es im Wald dieses natürlich Flüstern, welches seine wirren Gedanken zumindest ein wenig dämpfte. Ziellos wanderte er umher, bis er auf eine Lichtung kam, er schritt hinaus ins zarte Mondlicht und ließ sich fast in der Mitte der Lichtung nieder. Das Knöchel hohe Gras kitzelte sanft seine nackten Füße. Er ließ sich einfach hineinfallen und wurde von sanften, kühlen Armen umfangen. Er verschränkte die Hände hinterm Kopf und blickte hinauf ins funkelnde Firmament, er sah auch den Mond, der kaum mehr war als ein schmales Abbild seiner vollen Größe und fragte sich unweigerlich ob es ihm möglich wäre diesen Anblick einmal mit Edward zusammen zu genießen. Von der leisen Melodie der Natur die ihn umgab, auf den Schwingen des Schlafes ließ er sich hinfort tragen ins Land der Träume. Wo ihn süße Verlockungen und goldblondes Haar erwarteten. Kapitel 13: Regen ----------------- Am nächsten Tag ging Ed zwar arbeiten, aber eigentlich war er den ganzen Tag geistig abwesend. Ständig fielen ihm Sachen runter, die er in seiner Unachtsamkeit umwarf oder er starrte einfach nur Löcher in die Luft und versuchte eine Endscheidung zu fällen. Eine Entscheidung mit der er sich unglaublich schwer tat. Obwohl den Anderen Eds merkwürdiges Verhalten mehr als nur auffiel, sagte keiner ein Wort dazu, denn keiner wusste was los war. Sogar Mustang sah heute davon ab, Ed sarkastische Sprüche oder Witze über seine Größe an den Kopf zu werfen, was er normalerweise jeden Tag zu pflegen tat. Gemeinsam sorgten sie dafür, das auch Edwards Arbeit erledigt wurde, denn sie alle hatten schnell bemerkt, das Ed heute einfach nichts auf die Reihe bekommen würde. Aber es war auch ein ungewöhnlich ruhiger Tag, was es ihnen einfach machte, Eds Arbeit unter sich aufzuteilen. Mustang seufzte schwer. Die Befragung zu dem merkwürdigen Vorfall gestern stand noch an und Roy würde nicht drum herumkommen, das heute noch mit Ed zu erledigen. Er fragte sich wie er aus diesem schwachen Abbild von Ed überhaupt etwas herausbekommen sollte. Er seufzte erneut. Sams Befragung hatten sie glücklicherweise schon gestern hinter sich bringen können. Laut seiner Aussage hatte ihn, der ihnen als Envy bekannte Homunkulus, aus heiterem Himmel angegriffen und so zugerichtet, Ed sei ihm zur Hilfe geeilt und hatte ihn in Schach gehalten, bis der Rest des Militärs durch den Lärm alarmiert wurde und Envy angesichts der Übermacht floh. Aber welches Motiv sollte dieser grün haarige Homunkulus haben, Sam einfach anzugreifen. Abgesehen davon, das diese Homunkuli verdammt launisch schienen und öfters ihren undurchsichtigen Pläne verfolgten, gab es keinen annähernd logischen Grund. Obwohl die viel wichtigere Frage hierauf natürlich lautete: „Wie zur Hölle dieser Homunkulus völlig unbemerkt ins Central City Hauptquartier eindringen konnte.“ Ed hatte ihnen zwar bereits damals, nach ihrer ersten Begegnung berichtet, das dieses Wesen es vermochte, die Gestalt von anderen anzunehmen, aber sollte seine Fähigkeit wirklich so perfekt sein, das Niemand im ganzen Hauptquartier erkannte, das es sich um eine Fälschung handelte? Das warf eine erhebliche Sicherheitslücke auf und zudem weitere Fragen. Wenn er sich schon so einfach ins Hauptquartier hatte schleichen können, wieso hatte er es nicht auf King Bradley oder einen anderen hohen Offizier abgesehen, sondern auf einen frisch her versetzten Leutnant? Egal er bräuchte von Fullmetal lediglich die Bestätigung dieser Geschichte. „Fullmetal“, rief der Colonel. Keine Reaktion. Edward starrte weiterhin gedankenverloren aus dem Fenster. Mustang knirschte ungeduldig mit den Zähnen. „Fullmetal“, rief er nun mit Nachdruck in der Stimme. Noch immer keine Reaktion. Nicht mal ein Zucken oder ähnliches. Die Augenbrauen des Colonels zogen sich zusammen wie zwei schwarze Gewitterwolken und während er aufstand bildete sich ein nervöses Zucken um seine verstimmten Mundwinkel. „Edward Elric“, sagte er in drohenden Unterton während er auf Ed zukam. Doch noch immer schien Ed nicht auf Mustang zu reagieren. Das reichte! Alle um sie herum hielten gespannt die Luft an. Als Mustang hinter Ed stand, verpasste er ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf. „Aua, verdammt, was soll der Scheiß“, fluchte Edward,endlich zurück in der Gegenwart. „Das kommt davon wenn man seinen Vorgesetzten einfach ignoriert“, fauchte Mustang ihn an. Eds warf ihm einen verwirrten Blick zu. Er hatte ihn ignoriert? War er wirklich so sehr in seine Gedanken vertieft gewesen, das er alles um sich herum ausgeblendet hatte? Selbst seinen vor Wut schnaufenden Chef? Mustang seufzte wieder. Dieser Junge war unverbesserlich. „ Wie auch immer“, murmelte Mustang und stellte dann endlich doch die Frage: „Was ist gestern Abend vorgefallen, Fullmetal?“ Edward schwieg einen Moment. Was sollte er ihm erzählen? Er konnte unmöglich Lügen, die Wahrscheinlichkeit, das Sam ihnen bereits von dem grün haarigen Formwandler erzählt hatte, war einfach zu groß. Außerdem war Mustang nicht blöd genug, um nicht eins und eins zusammen zählen zu können. Er war mit Sicherheit darauf gekommen, das es sich bei Sams Angreifer nur um Envy handeln konnte. Also was sollte er ihm erzählen, ohne sich selbst und Envy vielleicht zu verraten? Wie viel wusste Mustang? Wusste er von dem Kuss bevor Envy sie fluchtartig verlassen hatte? Allerdings wenn er es wüsste, hätte er Ed vielleicht nicht bereits festnehmen lassen, da er annehmen müsste, das er selbst gemeinsame Sache mit den Homunkuli machte? Dann hatte Sam ihn also nicht verraten? Trotz allem was ihm dank Envy gestern widerfahren war und obwohl Sam wusste, das Ed ein Verhältnis mit ihm hatte? Wahrscheinlich sollte er sich bei Sam bedanken und versuchen herauszufinden, wie es überhaupt zu diesem Angriff gekommen war. Vielleicht würde es Mustang genügen einen Ausschnitt des Abends zu hören, er würde die selbst belastenden Teile einfach diskret unter den Tisch fallen lassen. Ed biss sich auf die Lippen, es fühlte sich ein wenig wie Verrat an. Aber hatte nicht auch Envy ihn mehr oder weniger verraten? „Envy, der Homunkulus Envy, begegnete uns gestern Abend in ihrer Gestalt in den Kellerräumen des Hauptquartiers. Nach einem kurzen Gespräch zwischen Sam und ihrem Abbild, ließen mich die beiden stehen. Kurze Zeit später hörte ich Gepolter aus einem der nahegelegenen Räume und ging der Sache nach. Envy hatte seine ursprüngliche Gestalt angenommen und Sam übel zugerichtet. Ich versuchte ihn davon abzuhalten, Sam noch mehr Schaden zuzufügen und konnte ihn irgendwie lange genug von Sam ablenken bis uns andere Soldaten zur Hilfe eilten. Allerdings konnte ich ihn nicht davon abhalten, rechtzeitig vor dem Eintreffen der Soldaten, zu fliehen. Es tut mit Leid, Colonel. Wie geht es Sam?“, schilderte Ed kurz und mit reichlich Aussparungen den gestrigen Abend. „Sam geht es den Umständen entsprechend gut. Wir können von Glück sprechen, da er lediglich zwei gebrochene Rippen hat und hier und da ein paar Blutergüsse. Er wird bald wieder auf den Beinen sein. Das hat er wahrscheinlich alleine dir zu verdanken, wärst du nicht rechtzeitig eingeschritten, wäre er jetzt vielleicht nicht mehr am Leben“, versuchte ihn Mustang aufzumuntern, nicht wissend das er damit eher das Gegenteil erreichte. Denn die Aussicht das Sam auch kalt und weiß im Leichenschauhaus liegen könnte, nur weil er zufällig in der Nähe war, als Envy ihn aufgesucht hatte, ließ eine widerliche Übelkeit in ihm aufsteigen. „Colonel, wäre es vielleicht möglich, Leutnant Flaker besuchen zu gehen?“, fragte Ed. Mustang lächelte. Er wusste, der Junge trug das Herz am rechten Fleck. „Geh ruhig, Fullmetal“, erteilte ihm der Colonel die Erlaubnis und begab sich dann ohne ein weiteres Wort zurück zu seinem Schreibtisch. Das ließ sich Ed nicht zwei Mal sagen, er packte schnell seine Sachen zusammen, verabschiedete sich kurz und war auch schon auf dem Weg in den Militär Krankenflügel. Nachdem er kurz bei der Empfangsdame nachgefragte hatte in welchem Zimmer sich Sam befand, stand er auch schon vor dessen Tür. Allerdings zögerte er noch hinein zu gehen. Immerhin war es zumindest auch indirekt Eds Schuld, das Sam überhaupt hier war und trotz allem hatte Sam scheinbar für ihn gelogen. Oder zumindest wie er selbst einige verräterische und belastende Details ausgelassen. Obwohl wie sich eigentlich kaum kannten, wusste Sam bereits einige Dinge, die niemand Anderes wusste, nicht einmal sein eigener Bruder und jetzt beschützte Sam ihn auch noch. Hatte er das alles denn überhaupt verdient? Immerhin war er scheinbar dumm genug gewesen sich in einen Homunkulus zu verlieben, der in seinem ganzen unsterblichen Leben wahrscheinlich nichts anderes gemacht hatte, als Unheil und Tod über die Menschen zu bringen und zu Lügen und zu betrügen, wo es nur ging. War sein Herz wirklich so einfältig zu hoffen, das sich etwas ändern könnte? Edward lächelte traurig. Ja, das war es wohl noch immer. Er würde sich entschuldigen und gleichzeitig bedanken müssen, bei dem Mann hinter dieser Tür. Genau das würde er jetzt tun. Ed straffte die Schultern und klopfte an die Krankenzimmertür. „Herein“, rief eine kräftige Stimme von innen. Ed öffnete die Tür und betrat den weißen, kahlen Krankenraum. „Edward“, begrüßte Sam ihm mit einem schwachen, aber ehrlichen Lächeln. Ed schloss die Tür hinter sich und trat an Sams Bett heran. Eds Augen waren auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet. „Sam, es tut mir alles so leid, ich...“, begann Ed, stockte dann jedoch und biss sich wieder auf die Unterlippe. Gab es dafür eigentlich eine richtige Entschuldigung? „Schon gut, Ed. Dich trifft keine Schuld, das Herz will manchmal einfach was das Herz will, ohne das der Verstand da viel zu sagen hätte“, meinte Sam. Liebe war schließlich nicht was man wirklich steuern konnte, manchmal überrollte sie einen einfach ohne Vorwarnung und Rücksicht auf Verluste. Leise schlichen sich zwei kleine Tropfen aus Eds Augen. „Aber würde ich ihn nicht...würde ihn nicht...“, begann Ed stockend. „Lieben?“, beendete Sam den Satz für ihn. Jetzt sah Ed zum ersten Mal auf und blickte in Sams Augen, in denen weder Hass, noch Ekel oder Abscheu ihm gegenüber zu lesen war. „Aber ohne mich wärst du nicht hier“, murmelte Ed und machte eine, denn Raum umfassende Handbewegung. Wie konnte er ihn nur noch immer nicht hassen? Ein weiches, etwas trauriges Lächeln zierte sein Gesicht. „Stimmt, ohne dich wäre ich vielleicht schon längst tot“, sagte Sam. „So ein Blödsinn! Ohne mich wärst du doch gar nicht erst in diese Situation geraten“; brüllte Ed schon fast etwas ungehalten. Weitere Tränen bahnten sich damit ihren Weg aus Edwards goldenen Augen. Sam schüttelte leicht den Kopf. „Sei dir da mal nicht so sicher, Ed. Denn eigentlich bin ich schon länger hinter Envy her, aus persönlichen Gründen. Früher oder später hätte ich ihn wahrscheinlich sowieso gefunden und dann wäre es unweigerlich zu einer Konfrontation gekommen. Denn ich werde ihm nie vergeben können was er mir angetan hat“, erklärte Sam und hielt einen Moment inne, ehe er fortfuhr, „Ich wusste um Envys Wandlungsfähigkeit und als er uns gestern Abend aufsuchte, kam der vermeintliche Mustang mir merkwürdig vor. Während ihr vorgegangen seid, habe ich ein paar Telefonate geführt und konnte somit ausschließen, das es sich um Mustang handelte. Deswegen bin ich euch gefolgt und wollte mit ihm alleine sprechen. Ich weiß um deine Gefühle für ihn, aber ich werde ihm nie vergeben können, niemals!“ Sams Blick verhärtete sich während er das letzte Wort aussprach. Hinter diesen Worten lang unglaublicher Schmerz und großer Hass. „Ich habe ihn provoziert, obwohl ich weiß, das er unsterblich ist. Aber ich konnte mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Deswegen war es auch nicht deine Schuld, Edward. Es war alleine mein blinder, unüberlegter Zorn und der Wunsch nach Rache, der mich in diese Lage gebracht hat,“ versicherte Sam Edward. Edwards Augen waren während dieser Erzählung immer größer und größer geworden. Niemals hätte er mit so etwas gerechnet. „Was hat er dir angetan?“, flüsterte Edward kaum wahrnehmbar. Diese Frage war ihm einfach so rausgerutscht. Jetzt war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er die Antwort auf diese Frage überhaupt wollte. Er wusste das Envy viele schlimme, unverzeihliche Dinge getan hatte. Doch sein Gewissen, hatte seid dieser Anziehungskraft die die beiden füreinander empfanden, stets diskret versucht, solche Gedanken möglichst nicht in sein Bewusstsein dringen zu lassen. „Das kann ich dir nicht sagen, du bist noch so jung und es würde uns beide schmerzen und ich für meinen Teil habe im Moment genug Schmerzen. Vielleicht irgendwann einmal“ sagte Sam und blieb Ed so eine Antwort schuldig. Aber wahrscheinlich hatte er Recht. Es würde Edward schmerzen zu hören, welche Grausamkeiten Envy, den er liebte, Sam angetan hatte. Gerade weil Sam für ihm zu einem Freund und Vertrauten geworden ist. Weder sein Herz, noch sein Verstand wären wirklich in der Lage dazu, Envys morbide und zärtliche Seite in Einklang zu bringen. Wie auch? Das Alles passte einfach nicht zusammen, denn wie konnte er Bilder in Einklang bringen, wo Envy auf der einen Seite Menschen tötete und Erinnerung wie er ihm mit den gleichen Hände zärtlich über die Wange fährt? Immer mehr Tränen sammelten sich an Eds Kinn. Wie hatte das alles nur passieren können? Und wie war es möglich, das er so jemanden wie Envy liebte? Wie? Er wusste darauf keine Antwort. „Es tut mir so leid, Sam“, entschuldigte sich Edward erneut und verließ fluchtartig denn Krankenflügel, ehe Sam noch irgendetwas erwidern konnte. Edward war so verwirrt und unsicher. Er hielt es mit sich selber in seinem Kopf kaum mehr aus und er wollte Sam damit nicht noch weiter belasten, er war nur in diese Sache mit rein geraten, weil Edward ihm so viel über seine Beziehung mit Envy anvertraut hatte. Ganz gleich, was Sam sagte. Ohne ihn, wäre Sam Envy gewiss nicht so nah gekommen, denn die Homunkuli ließen sich nur finden, wenn sie selbst das so wollten, weil sie ihre Pläne verfolgten. Niemals wäre Sam Envy einfach so begegnet. Ed lief und lief und lief. Er lief weg vor der Wahrheit, dem Schmerz, seiner Liebe, seiner Verwirrung. Er versuchte allem zu entfliehen, doch es hatte sich fest an sein Herz gekettet. Es hatte keinen Sinn weg zu laufen. Er würde all dem nicht entkommen. Bald war Edward außerhalb von Central City. Er war so weit gelaufen. Jetzt stützte er sich nach Atem ringend gegen eine verwitterte Mauer, die nur noch zur Hälfte stand. Als sich sein Atem einigermaßen beruhigt hatte und er sich umblickte, sah er in einiger Entfernung einen kleinen Bauernhof mit vielen angrenzenden Weizenfeldern, die zwar schon hochgewachsen aber noch sehr grün schimmerten. Ansonsten umgab ihn nichts als eine Natur und Einsamkeit. Die Vögel sangen fröhliche Melodien, in der warmen Brise und die Grillen zirpten mindestens ebenso vergnügt. Ed war im Moment so gar nicht nach Fröhlichkeit zu mute. Nein. Nein, das konnte unmöglich sein. Das konnte unmöglich ER sein, der da den Weg hoch gerannt kam, aus der Richtung von Central. Aber diesen schlanken Körper und diese grünen Haare würde er wohl überall wiedererkennen, auch auf die große Distanz, die noch zwischen ihnen lag. Eine Art Schüttelfrost breitete sich in seinem Körper aus. Ihm war heiß und kalt gleichzeitig. Diese beiden Kräfte begannen in seinem Inneren zu wütend und drohten alles zu zertrümmern, alles was in ihm bis jetzt so lange Bestand gehabt hatte. Er wusste nicht mehr wirklich wo oben und unten war. Er wusste gar nichts mehr, aber umso näher Envy ihm kam, umso mehr legte sich dieser innere Sturm immer mehr und mehr. Sobald sie sich in die Augen sehen konnten, hielten sie einander mit Blicken fest. Envy rannte nun nicht mehr, sondern ging langsam auf Ed zu. Ein paar Meter vor Ed blieb er verunsichert stehen. „Edward“, flüsterte Envy sehnsüchtig. „Envy“, sagte Edward mit bitterem Unterton. Envys Stirn legte sich in düstere Falten, ihm schwante nichts Gutes. „Edward, es tut mir leid“, bat Envy um Entschuldigung und machte dabei einen Schritt auf Ed zu. Aber Ed schüttelte leicht den Kopf und ging im Gegenzug einen Schritt zurück. Ein eisiges Messer schien sich plötzlich in Envys Herz zu bohren, denn alleine diese kleine Geste tat bereits entsetzlich weh. „Ich bin nicht Derjenige, bei dem du dich entschuldigen solltest“, meinte Edward traurig. Envy blieb jetzt stehn. „Aber du bist der Einzige bei dem ich mich entschuldigen kann. Er würde das weder wollen, noch akzeptieren. Er hasst mich. Wahrscheinlich würde er mich am liebsten töten“, erklärte Envy und seine Hände glitten dabei unbeholfen, ruhelos durch die Luft. Ed begann am ganzen Körper zu zittern, geschüttelt von Wut und Verzweiflung. Envy streckte die Hände nach Ed aus und wollte die Distanz zwischen ihnen überwinden, doch bevor er sich auch nur einen Schritt vor gewagt hatte, flüsterte Edward mit Nachdruck: „Nicht!“ Envy blieb stehen und ballte hilflos die Hände zu Fäusten und bohrte sich die Fingernägel tief in die Handflächen, sein ganzer Körper versteifte sich augenblicklich. „Was hast du ihm angetan?“, fragte Ed mit brüchiger Stimme. Seine Augen brannten heiß, doch noch war er nicht bereit dieser Schwäche, diesem Brennen nach zu geben. Noch nicht. Envy schluckte schwer, ehe er sagte: „ Etwas Unverzeihliches, etwas das so schrecklich ist, das er gar nicht anders kann um mich abgrundtief zu hassen und mir den Tod zu wünschen.“ Envy schlug den Blick nieder. „Wieso?“, flüsterte Edward und die erste Träne lief ihm über die Wange. Envy schüttelte den Kopf. Er konnte ihm darauf keine Antwort geben, keine die diese Schmerzen, die Edward schüttelten, beendeten. „Wieso?“, fragte Ed nun lauter und machte einen Schritt auf ihn zu. Envy blickte ihn an, aber noch immer kam kein Ton aus ihm heraus. „Wieso?“, brüllte Edward ihn nun an und überquerte die Distanz zwischen ihnen völlig. Edwards scharfer, goldener Blick bohrte sich wie ein Pfeil in seine Augen. Dann traf ihn unvermittelt Edwards metallene Faust und riss ihn von den Beinen. Envy fiel hart auf den Boden, ätzte kurz als sich die ganzen Unebenheiten in seinen Rücken bohrten. Drei Sekunden später saß Edward rittlings auf ihm drauf und hämmerte mit seinen Fäusten gegen seine Brust. Es schmerzte äußerlich wie innerlich. Jeder Schlag hallte in seinen Knochen und in seinem Herzen wieder. Bohrte sich tief hinein in seine schwarze Seele, hinein in die undurchsichtigste Dunkelheit seines Seins. Es brachte alles ins wanken. „Wieso Ich? Wieso ausgerechnet ich und wieso bist du so...so“, brüllte Ed ihn an und rang gleichzeitig um Worte. Envys Mund öffnete sich, doch kein Laut drang daraus hervor. Edwards Schläge ließen langsam nach. Resignation umschlang sein Herz. Ed krallte seine Hände in Envys Oberteil und durchnässte es mit den verzweifelten Tränen, die seinen Augen entströmten. „Sag mir wieso, Envy“, flüsterte Ed. Wieder öffnete Envy den Mund. „Weil ich dich liebe, Ed“, sagte Envy mit einem traurigen Lächeln. „Aber was ist es für eine Liebe, wenn du mich, wenn du die die mir nahestehen verletzt?“, fragte Edward und krallte sich noch fester in Envys Oberteil. „Die Liebe meines schwarzen Herzens“, antwortete Envy und auch seine Augen begannen zu brennen. Edward schluchzte schwer und zitterte noch immer, wie vom Fieber geschüttelt. „Envy, ich kann das nicht!“, sagte Edward und drückte seinen Körper in ein aufrechte Position, „ich weiß nicht wie ich die die ich liebe vor dir schützen soll, wenn ich dich liebe. Ich weiß nur wie, wenn ich dich... wenn wir wieder...“ „Feinde sind?“, fragte Envy bitter und seine Augen brannten immer mehr, schon fast unerträglich. Die Dunkelheit komprimierte sich immer mehr um Envys Herz und drückte es zusammen, wie eine Weintraube. „Aber ich liebe dich doch, Edward. Ich liebe dich, wie ich noch nie jemanden geliebt habe“, hauchte Envy und legte seine Hände nun auf Edwards Rücken, „ und du liebst mich doch ebenfalls, Ed“ „Und wieso bin ich dann der Einzige der weint?“, fragte Ed und sah Envy aus verquollenen, goldschimmernden Augen an. Envy setzte sich unter Edward auf während er flüsterte: „Weil du für mich die Tränen mit weinst, die ich verlernt habe zu weinen.“ Edwards Augen wurden groß und Envy zog ihn fest in seine Arme. Das war vielleicht das letzte Mal, das er Ed so im Arm halten würde. Nun konnte Edward spüren, wie sehr auch Envys Körper zitterte, so dich aneinander gepresst. Tief sog er Envys Geruch in sich auf. Aber diese Nähe war nicht gut, sie würde ihn schwach werden lassen. Er versuchte sich aus Envys warmen, kräftigen Armen zu lösen, aber sie legten sich nur noch fester um ihn. „Bitte nicht Edward“, flüsterte Envys heißer Atem in sein Ohr. „Bitte gewähre mir noch diese kurzen Momente“, bat er sanft. Edward gab seine Gegenwehr wieder auf und ließ sich völlig vereinnahmen. Es würde das letzte Mal sein. Vorsichtig löste Envy sich etwas von Ed und sah ihm tief in die Augen. Ihre Augen verschmolzen miteinander, ebenso wie ihre Münder wenige Sekunden später. Es lag eine schwere Sehnsucht, eine schwere Tiefe und Erkenntnis in diesem Kuss. Es war ein feuchter, hitziger Kuss und doch der Allerbeste und Schrecklichste zugleich. Kurz löste Envy ihn. „Ich werde immer da sein, um dich zu hassen, mein süßer Edward“ , versprach Envy ihm keuchend, bevor er seine Lippen wieder mit Edwards vereinte. Edward krallte sich an Envy fest, wie ein Ertrinkender an einem Rettungsreifen in stürmischer See. Er hatte das Gefühl er müsste ertrinken, wenn er ihn losließ. Aber er wusste, das er das vielleicht unweigerlich eines Tages würde, wenn er sich weiter an ihm festhielt. Welche Ironie. Im nächsten Moment traf Ed ein Tropfen, erst dachte er Envy hätte angefangen zu weinen, aber als er vorsichtig den Kuss löste und hinauf in den Himmel blickte, hatte sich eine schwarzgraue Wolkenfront über ihnen zusammen gebraut und schon traf Ed erneut ein Regentropfen und noch einer und noch einer, bis es kurze Zeit später in einen gleichmäßigen Strom überging. Auch Envy blickte hinauf in den Himmel und dann zurück in Eds Augen, eine tiefe Traurigkeit hatte sich in den amethystfarbenen Augen niedergelassen. Sie waren etwas gerötet, obwohl er nicht eine einzige Träne geweint hatte. Aber vielleicht konnte er das ja wirklich nicht mehr? Es dauerte nur wenige Sekunden bis die beiden bis auf die Knochen vom Regen durchnässt waren. „Du solltest jetzt gehen,Edward“, sagte Envy zögerlich, „denn sonst weiß ich nicht, ob ich dich gehen lassen kann“ Die Tränen, die zwischendurch versiegt waren, traten nun wieder in Edwards Augen. „Auf Wiedersehen, mein Liebster“ Ed hauchte ihm einen letzten zarten Kuss auf die Lippen. „Sei gegrüßt, mein Feind“ Mit diesen Worten erhob sich Edward von Envy, hielt seinen Blick noch einen kurzen Moment gefangen, der sich anfühlte wie ein Wimpernschlag. Dann drehte er sich um und rannte davon. Lief erneut davon, nur diesmal vor seiner Liebe, vor seiner Sehnsucht und der Gefahr. Umso weiter er sich von ihm entfernte, umso größer wurde das Loch in seinem Herzen, aber er konnte nicht bleiben und riskieren, das es ganz aufhörte zu Schlagen. Er hatte ein Versprechen gegeben, welches er unbedingt halten wollte. Vielleicht würde er sein Herz in den Abgrund stürzen, wenn er sein Versprechen erfüllt hatte, aber jetzt musste er erst einmal davor wegrennen, auch wenn es sein Herz brennen ließ, trotz des kühlen Regens. Envys Augen hingen noch lange am Fullmetal Alchemisten. Je mehr sich Edward von ihm entfernte, umso mehr tat das auch sein Herz. Die Verzweiflung fraß sich immer tiefer in sein ausgedörrtes schwarzes Herz, welches sich so sehr nach Liebe gesehnt hatte. Die Liebe, die kurzen Augenblicke, die ihm mit Edward vergönnt gewesen waren, hatten es wieder etwas wachsen lassen, aber die Verzweiflung verschlang es jetzt regelrecht. Es war ihm nicht nicht gestattet, sein eigenes Glück in dieser Liebe zu finden. Aber jemand Anderes kam für ihn nicht in Frage. Edward war der Eine, der diese Dunkelheit durchdrungen hat und ihm Licht gebracht hatte, das einzige Licht, welches er nach Jahrhunderten mal wieder gesehen hatte und nun war er fort. Fort aus seinen Augen und fort aus seiner Seele. Zurück blieb nur die schwarze Leere. Er blickte hinauf in den ebenso schwarzen Himmel und schrie ihn an. „Wieso!“ Wieso wurde ihm das Einzige genommen, was ihm etwas bedeutete. War das die Strafe für all die Dinge, die er in seinem unsterblich Leben, anderen angetan hatte? Eisige Finger umklammerten sein Herz, immer mehr und mehr, sie würden es nicht mehr hergeben. Ein Tropfen fiel Envy in den Augenwinkel und rann sein Gesicht hinab zum Kinn. Weinte der Himmel jetzt die Tränen die er nicht hatte weinen können? Wieso war es selbst dem Himmel vergönnt zu trauern? Nur ihm nicht? Sekunden später füllten sich seine Augen mit stillen Tränen, die sich mit den Tränen des Himmels vermischten und von der Tragödie zeugten. Envy sank völlig in sich zusammen und wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Er liebte ihn doch, er liebte ihn so sehr. Nie hätte er ihm Leid zugefügt, aber das hatte er indirekt. Aber wie konnte er behaupten ihn zu lieben, wenn er ihm weh tat? Vielleicht war seine Liebe nicht stark genug gewesen, um die nach Blut lechzenden Kreaturen in seinem Inneren zu überwinden. Aber wie sollte er jetzt erfahren, ob sie je hätte stark genug werden können? Das hätte sie! Das hätte sie ganz Gewiss. Doch jetzt war alles verloren. Alles auf was er je zu hoffen gewagt hatte, seitdem er sich zu Edward hingezogen gefühlt hatte. Die Dunkelheit schlug immer mehr um sich und verschlang nach und nach Envys Körper und sein Innerstes. Es blieb zurück in völliger Dunkelheit. Was würde er jetzt tun? Was? Kapitel 14: Aufruhr ------------------- Envy verfiel in noch schwärzere Tiefen nach diesem Tag. Er wütete stärker als jemals zuvor. Ihm war schon lange Zeit vorher alles um ihn herum egal gewesen. Die anderen Homunkuli, die Menschen werden wollten, dieser Abklatsch einer Mutterfigur Dante und sein verabscheuungswürdiger Erzeuger van Hohenheim und auch diese Menschen aus Armestris. Wieso hatten sie alle Wünsche und Träume und konnten lachen und kämpfen für ihre Träume? Er war bereits fast 400 Jahre alt und obwohl er so viel älter war, kannte er kein Glück. Die glücklichste Zeit in seinem Leben waren die wenige Erinnerungsfetzen vor seiner zweiten Geburt als Homunkuli. Dante und van Hohenheim mussten ihn zu dieser Zeit geliebt haben, immerhin hatten sie versucht ihn zurückzuholen. Doch danach änderte sich einfach alles. Der Tag, an dem er wiedergeboren wurde, färbte sich seine Welt immer mehr und mehr schwarz. Van Hohenheim sah in ihm nicht länger seinen Sohn, sondern nur noch ein Monster und hatte fortan nur noch Verachtung für ihn übrig. Als wenn das alles seine Schuld gewesen wäre? Er hatte es sich nicht ausgesucht, als Homunkuli wiedergeboren zu werden. Das hatten seine Eltern für ihn entschieden. Doch nachdem sie gesehen hatten, was sie erschaffen hatten, wollten sie sich dieser Verantwortung entziehen. Das schürte Envy`s Hass über Jahrhunderte immer weiter und machte ihn zu dem kaltblütigen Wesen, als welches er heute erschien. Selbst seine Mutter Dante, sah in ihm schon lange nur noch ein Werkzeug zum Erreichen ihrer Ideale. Ein Teil von ihm hatte sich immer gefragt, warum er all diese Jahre bei ihnen geblieben war. Aber die Antwort darauf war simpel. Er kannte nichts anderes und zu diesem Zeitpunkt war er der Einzige seiner Art. Was hätte er also sonst tun sollen oder wo hätte er sich sonst hinwenden sollen? All die Jahre hatte er viele andere Homunkuli kommen und gehen sehen und manchmal fragte er sich, ob nicht ein ganz kleiner Teil seiner Mutter aus Sentimentalität an ihm festhielt. An sich waren Homunkuli natürlich unsterblich, allerdings nur wenn sie genug der roten Steine zu sich nahmen. Taten sie das nicht, waren sie genauso sterblich, wie all diese minderwertigen Menschen. Man konnte behaupten, dass Dante die anderen Homunkuli verhungern ließ, wenn sie ihren Körper wieder gewechselt hatte, doch er hatte mit ihnen zusammen als Einziger bis heute überdauert. Während er am Anfang ebenfalls wie viele andere Homunkuli den Wunsch hegte, wieder ein Mensch zu werden, verschwamm dieser Wunsch doch über die Jahrhunderte immer mehr, so sehr, dass er es nur noch lächerlich fand. Warum sollte man die Macht und Unsterblichkeit eines Homunkulus aufgeben, um ein sterbliches Leben als mickriger Mensch zu führen? Natürlich half er Dante bei der Erschaffung neuer Steine, doch im Prinzip tat er das inzwischen auch aus Eigennutz, immerhin sicherten sie auch sein Überleben. Alles, was er dafür tun musste, war ein paar dieser menschlichen Maden zerquetschen. Ein geringer Preis für ihn, wo ihn doch bereits sein eigener Vater, als Monster verstoßen hatte. Es war so ironisch, denn van Hohenheim, erkannte all die Jahre nicht, was für ein Monster er durch sein Verhalten tatsächlich erschaffen hatte. War das wahre Monster, dann nicht viel mehr van Hohenheim selbst? Und dann nach 350 Jahren geschah etwas undenkbares. So oft hatten seine Eltern bereits ihre Körper gewechselt, wie er waren sie bereits Jahrhunderte alt und plötzlich wand sich van Hohenheim auch von Dante ab und begann ein neues Leben mit einem Menschen. Er setzte das erste Mal nach 300 Jahren wieder Kinder in diese Welt und wenn es auch nur einige wenige Jahre waren, erlaubte er sich so etwas wie glücklich zu sein. Das ließ in Envy neue Gefühle aufflammen, obwohl er bereits gedacht hatte, dass er überhaupt nicht mehr in der Lage war irgendetwas zu fühlen. Es machte ihn rasend und verzerrte sein dunkles Inneres. Und obwohl es tief negative Gefühle waren, die ihn nach Rache dürsten ließen, sorgten sie letztendlich wieder dafür, dass er wieder in der Lage war etwas zu fühlen. Sicherlich begann es mit weiteren dunkeln Gefühlen wie Verachtung für seine Mutter, Abscheu für die Menschen und doch bot es seinen Gefühlen überhaupt wieder einen Nährboden. Er verspottete die anderen Homunkuli gerne für ihre Träume, aber tief in seinem Inneren war er neidisch darauf, dass sie Träume hatten und er nicht. Dann begegnete er Edward. Am Anfang wollte er es nicht wahrhaben, aber sein wiederholtes Aufeinandertreffen mit ihm veränderte nach und nach einfach alles. Obwohl er ihn am Anfang hasste, da er van Hohenheims geliebter Sohn war, brachte er seine Welt immer mehr ins Wanken. Es begann wie eine Art Necken, er zog ihn auf, doch in dem Moment, wo er all seinen Hass auf ihn hätte entladen können, indem er ihn an diesem Abend tötete, tat er es nicht. Lange Zeit hatte er sich mit der Frage gequält, woran das gelegen hatte, aber letztendlich wurde er von Edwards hellem Strahlen angezogen wie eine Motte vom Licht. Von diesem Zeitpunkt an, war er einfach nicht mehr in der Lage sich seiner Nähe zu entziehen. Denn obwohl auch Edwards von van Hohenheim verlassen wurde und in jungen Jahren seine Mutter verlor und ihn weitere Schicksalsschläge trafen, wie der Verlust des Körpers seines Bruders, hatte er sie nie verloren. Die Hoffnung. Trotz all dieser Ereignisse, die ihm das Leben so jung aufbürdete, strahlte die Hoffnung so klar aus seinen wunderschön glänzend goldenen Augen. Envy durchfuhr ein wohliger Schauer, als er an Edwards Augen dachte. Die Gedanken an seine Augen führten zu weiteren Gedanken. Gedanken an seine weichen Lippen, die so süß schmeckten auf seinen. Der leicht salzige Geschmack seiner Haut und er konnte fast Eds schweren Atem in seinem Nacken spüren. Und diese Gedanken schickten eine wohlige Anspannung zwischen seine Schenkel. Er biss sich auf die Lippen und stieß ein tiefes Seufzen aus. Sein Herz begann sich zusammen zu ziehen und die Lust legte sich wieder. Warum war er dazu verdammt, das zu verlieren, was ihm so lange gefehlt hatte. Es war nicht seine Schuld, das sein Herz mit den Jahrhunderten so schwarz geworden war. Die Abwesenheit von Liebe, Träumen und Sehnsüchten war daran schuld gewesen. Doch jetzt hatte er durch Edward einen Blick darauf erhaschen können. Nur einen Kleinen. Für ein paar Tage hatte er gespürt, was es hieß, geliebt zu werden und Träume und Sehnsüchte zu haben. Und obwohl er es bereits tot geglaubt hatte, hatte sich selbst sein schwarzes Herz wieder geregt und hatte begonnen wieder für jemanden zu schlagen. Und jetzt sollte es einfach wieder zurück in diesen leblosen, fast todesähnlichen Zustand? Envy schüttelte den Kopf. Das wollte er nicht! Er konnte nicht. Viel zu lange, war er in diesem Zustand gewesen! Er weigerte sich dazu, an diesen abgrundtief dunklen Ort zurückzukehren. Er würde sein Licht nicht einfach so loslassen. Er konnte es auch nicht. Er würde sich an dieser kleinen schmalen Hoffnungskante festklammern, um nicht zurück in den Abgrund zu stürzen. Die Umstände der beiden waren jedoch so wahnsinnig kompliziert und seine eigene Vergangenheit und seine Personalität machten, das Ganze noch so viel schwieriger, das hatte Envy verstanden, als Ed ihm sagte, dass er nicht mit ihm zusammen sein könnte. Das Einzige war Envy jetzt tun konnte, war nach außen hin weiterhin sein Feind zu sein, aber insgeheim die Fäden so zu ziehen, dass er ihm nützlich sein konnte. Er würde von nun an unwissend für alle anderen auf dieser Welt, Eds Spion unter den Homunkuli sein und sollte er je in Gefahr geraten, ihn notfalls auch unter Einsatz seines Lebens beschützen. Das war etwas, was Envy für seinen Geliebten tun konnte, denn mit seiner Fähigkeit und seiner Stelle, was könnte er Besseres sein, als ein Spion? Envy begann zu Lächeln. Sein Entschluss stand fest. Ab jetzt würde er viel zu tun haben und stets sehr wachsam sein müssen. Er sollte auch nicht zu schnell, zu auffällig interessiert sein, auch wenn Dante desinteressiert zu sein schien, würde sie doch sicherlich zu extreme Veränderungen an ihm bemerken. Sie war schließlich eine kluge Frau, die über die Jahre immer mehr Wissen und Macht angehäuft hatte, auch wenn sie für ihre eigenen Verfehlungen komplett blind zu seinen schien, so doch nicht für die anderer. Er wusste das Ed eine schwere Schuld mit sich trug als die Transmutation ihrer Mutter, inzwischen Sloth, schief ging. Er verlor dabei einen Arm und ein Bein, sein Bruder jedoch so viel mehr. Diese Schuld lastete so unglaublich schwer auf seinen jungen Schultern, das wusste Envy. Er wusste auch das Ed und Al den Stein der Weisen suchten, da sie hofften damit Als Körper endlich zurück bringen zu können. Envy verstand nicht viel von Alchemie, aber wenn das seinem geliebten Fullmetal, etwas dieser schweren Last von den Schultern nehmen konnte, dann wollte er ihn von nun an unterstützen, seinen Weg zum Stein der Weisen zu finden, zumal es eh Dantes Plan und Wunsch war, Fullmetal auf die Fährte des Steins der Weisen zu führen, um ihn einen für sie selbst herstellen zu lassen. Envy erhob sich von der Dachkante, auf der er gesessen hatte. Er ballte seine Hand zur Faust. Vielleicht war auch genau das der einzige Weg, der dafür sorgen würde, dass eine kleine Hoffnung bestand, das Envy dann an seiner Seite bleiben konnte. Er lächelte warm. Das würde von heute an, sein Traum und erklärtes Ziel werden. Eine schwere Last schien in diesen Moment von Envy abzufallen und er lächelte. Warte auf mich, Fullmetal! Von diesem Tag an, streute Envy immer wieder kleine Hinweise für Edward und Alphonse, um dem Stein näher zu kommen. Manchmal ging er sehr diskret vor und sorgte einfach für ein paar Gerüchte oder kleinere Vorfälle, die das Militär jedoch nicht einfach ignorieren konnte. So wie die Sache mit den zwei falschen Elric-Brüdern. Doch natürlich span Envy dieses feine Netz aus Täuschungen so hauchdünn, sodass Ed nicht auf die Idee kam, des es vielleicht Envys Zutun geschuldet war. Er legte sich eine weitere Maske zu, die er vor Dante und den anderen Homunkuli trug, um weiterhin den Anschein des gleichgültigen, kaltherzigen Monsters zu erwecken und versuchte Ed so gut wie möglich bei Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Vor allem wenn die anderen Homunkuli in der Nähe waren, vermied er direkte Begegnungen mit Ed. Er beobachtete ihn nur aus der Ferne, war jedoch jederzeit bereit einzuschreiten, wenn es wirklich brenzlig wurde. Er hätte es nicht über sich gebracht ihm auch nur ein Haar zu krümmen, seinem geliebten Fullmetal. Dann kam dieser Tag, an dem er es nicht vermeiden konnte, ihm doch zu begegnen. Der Tag, an dem er von Dante ins South Hauptquartier geschickt wurde, um den neu erwachten Wrath auf ihre Seite zu ziehen. Während er unter dem Vorwand einer Inspektion als King Bradley getarnt, das South Headquartier besuchte, brachen Izumi, Ed und Al, sowie Kimbley und Bodo ins South Quartier ein, alle auf der Jagd oder eher getarnt als Befreiungsakt nach Wrath. Es war ein einziges Chaos, indem jeder gegen jeden Kämpfte, da hier Fronten mit demselben Ziel aufeinandertrafen. Irgendwie gelang es Envy Wrath als Erster von allen anderen zu separieren und ihm einige rote Steine zu geben, um ihn auf ihre Seite zu ziehen, so wie es Dante wollte. Er sah kein Problem dabei, immerhin war Wrath nicht viel mehr als ein verängstigtes Kind in seinen Augen. Allerdings sah er auch keinen wirklich nutzen in dem Kleinen und er schien doch sehr empfindlich darauf zu reagieren, als ihm Envy mitteilte aus was die roten Steine gemacht waren. So sehr, dass er ihn aus heiterem Himmel mittels Alchemie angriff und floh. In diesem Moment realisierte Envy welchen Wert dieser besondere Homunkulus für Dante haben konnte, da er in der Lage war Alchemie zu wirken. Er konnte nicht zulassen das Dante ihr Ziel erreichte und diese kleine Marionette dafür benutzte. Deswegen ersann er einen Plan, wie er das gesamte Militärhauptquartier, sowie Ed und Al und selbst seine Erschafferin gegen den Kleinen aufbringen konnte. Passend dazu hatten viele der alchemistisch erschaffenen Spitzen von Wrath seinen Körper durchbohrt und viel von seinem Blut im Raum verteilt. Envy grinste ein diabolisches Lächeln und verwandelte sich wieder in King Bradley und verzögerte die Heilung seiner Wunden, sodass es so aussah, als wenn der Kleine, der wenige Augenblicke zuvor aus dem Raum gestürmt war King Bradley ermordet hatte. Die Tür wurde erst einmal aufgerissen, dann ein zweites und drittes Mal und erzielte wie Envy an dem Gemurmel und Keuchen der Eintretenden hörte durchaus die gewünschte Wirkung. Er war sich fast sicher, dass nun genug dieser einfältigen Menschen hinter Wrath her waren, um Bradleys vermeintlichen Tod zu rächen und alles was er tun müsste, abzuwarten sei. Doch dann vernahm er plötzlich eine Stimme, die er lange nicht mehr gehört hatte und es traf ihm völlig unvermittelt. Alles in ihm begann zu kribbeln und er wollte nichts mehr als hinaus aus seiner Rolle als Leiche, um sicher zu stellen das es Edward gut ging. Er hatte ihn eine lange Zeit nicht gesehen, seitdem Ed aus der Hauptstadt aufgebrochen war. Er hatte über drei Ecken erfahren, das er in Dublith bei seiner Lehrmeisterin war, aber Dante hatte ihn leider überall anderen Orts gut beschäftigt und er wusste das Dante im näheren Umkreis ihrer aktuellen Villa keinen Aufstand verursachen würde, da sie nicht wollte, das sich das Militär in ihre Angelegenheiten einmischte. Envy musste wirklich all seine Willenskraft zusammennehmen, um unter dem wachsamen Blick der Militärs noch ein wenig weiter regungslos zu bleiben. Jedoch nutze er die erst beste Gelegenheit, nach der sich alles ein wenig beruhigt hatte, um die Wache vorm vermeintlichen Tatort auszunocken und seine Kleidung mit der seinen zu tauschen. Alles was er dann noch tun musste, war die Gestalt des Bewusstlosen anzunehmen. Da auch Ed und Al als eine Art Angreifer ins South Hauptquartier eingedrungen waren, wurden sie auf ihrem Weg nach draußen, von einigen Militärsoldaten verfolgt und auch im Zuge des bestehenden Chaos unter Beschuss genommen. Doch hierbei sah Envy absolut Rot, immerhin wäre es möglich das Edward verletzt wurde oder noch schlimmer vielleicht sogar starb! Er war immerhin nur ein Mensch. Eine falsche Kugel konnte ihn ohne weiteres töten! Also räumte Envy das Feld von hinten auf und schaltete nach und nach jeden der Militärsoldaten aus, die Ed und Al verfolgten. Al schirmte seinen großen Bruder so gut es ging mit seinem eigenen Körper ab, konnte jedoch nicht verhindern, dass er eine Kugel in seine gesunde menschliche Schulter erlitt und auch einige weitere Streifschüsse, die ihn etwas langsamer machten. Alphonse ging deswegen dazu über seinen Bruder zu tragen, wurde dann jedoch von einem Alchemisten aus dem Gleichgewicht gebracht, der den Boden, auf dem sie liefen deformierte. Al stolperte heftig und Edward flog für einen Moment unkontrolliert durch die Luft, doch genau in diesem Moment war Envy, immer noch in Verkleidung zur Stelle und fing Edward sanft aus der Luft durch einen eleganten Sprung ab. Inzwischen schien dieser einiges an Blut verloren zu haben und blinzelte ihn aus schweren Augen an. „Edward“, flüsterte Envy in seiner merkwürdig anders klingenden Stimme. Er musste ihn sofort zu einem Arzt bringen! Während Al noch mit dem Militäralchemisten beschäftigt war, verwandelte sich Envy in Major Armstrong, da er sich ziemlich sicher war, dass die beiden Jungs diesem Koloss vertrauten. Nach ihrer Trennung hatte er sich viel mit Edwards näheren Umfeld in und außerhalb des Militärs Vertraut gemacht, um sicher zu gehen, ihn nicht wieder durch eine impulsive Handlung seinerseits zu verletzen. Als Al den Militäralchemisten schließlich ausgeschaltet hatte drehte er sich um und schien vollends verwirrt. „Major Armstrong? Aber sein wann…?“, begann Al. „Keine Zeit Alphonse. Edward scheint es nicht gut zu gehen. Er muss dringend zum Arzt. Kann ich dir den Rest hier überlassen?“, erwiderte Envy im ernsten Tonfall in Armstrongs Gestalt. Al schien etwas beruhigt und gleichzeitig beunruhigt. „Überlassen sie den Rest ruhig mir Major. Bitte bringen sie Ed schnell zu einem Arzt!“, sagte Al entschlossen, bevor er sich wieder den anderen Militärsoldaten zuwandte, die sie verfolgten. Das ließ sich Envy nicht zweimal sagen und sprang ganz in Major Armstrong Manier durch das Fenster des zweiten Stocks, landete völlig unbeschadet auf dem Vorplatz und vergeudetet keine Zeit schnellstmöglich viel Strecke zwischen sich und dieses Militärhauptquartier zu bringen. Envy brachte Ed so schnell er konnte ins nächste Krankenhaus und obwohl er im Krankenhaus sofort Not behandelt wurde, schien er zu Envys Glück nicht mal annähernd in Lebensgefahr zu schweben, was einen wirklich großen Stein von Envys Herz fallen ließ. Nachdem er mit Major Armstrongs Stimme bei Al angerufen hatten und ihm versichert hatte, dass die OP gut verlaufen war und das alles, was Ed jetzt brauchte ein paar Tage Ruhe waren und das er selbst dafür Sorge tragen würde, das nichts und niemand Edwards Genesung stören würde schien Alphonse beruhigt und wandte sich nach einem kurzen Besuch im Krankenhaus dem anderen dringenden Problem Izumi und Wrath zu. Nach Alphonse‘s Besuch am Abend sorgte Envy dafür das Ed entlassen werden konnte, da seine Verletzungen nicht allzu schlimm gewesen waren und die Kugel ohne Probleme entfernt werden konnte. Denn ihm lief die Zeit davon, denn seine Verkleidung als Major Armstrong würde mit Sicherheit bald enttarnt werden, deswegen wollte er diese Scharade nicht länger als nötig aufrecht erhalten und verfrachtete sich und Edward in ein nahegelegenes Hotel. Dafür hatte Envy eine Zeit gewählt in der Edward dank stärkerer Schmerzmittel sehr tief schlief, sodass er ihm die Dringlichkeit eines Ortwechsels nicht erklären brauchte. Im Hotelzimmer angekommen machte Envy nur ein kleines Licht an, um Edward nicht zu wecken und nachdem er die Tür geschlossen hatte, konnte er endlich seine Verkleidung aufgeben und zurückkehren zu seiner eigentlichen Gestalt mit dem tannengrünen Haar und den violetten tiefgründigen Augen und seiner schlanken, nur leicht muskulösen Körperform. Der Körper dieses Muskelprotzes begann bereits an seinen Nerven zu zerren. Er brachte Ed ins Bett und kuschelte sich wenige Augenblicke später dich neben ihm ein, in dem großen Doppelbett, aber hielt lieber etwas Abstand, da er immerhin verletzt war und jetzt niemanden gebrauchen konnte, der ihn wie ein übergroßes Stofftier behandelte. Doch es machte ihn glücklich, hier neben Ed zu liegen und während er Eds schlafendes Gesicht betrachtete glitt er selbst langsam in einen ruhigen Schlaf über. Edward erwachte früh an diesem Morgen und das Erste, was er spürte war ein brennender Schmerz in seiner linken Schulter und langsam strömten die Ereignisse des letzten Tages auf ihn ein. Stark gegen das hell hineinflutende Sonnenlicht anblinzelt öffnete Ed seine Augen und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass er sich scheinbar nicht im Krankenhaus befand, wie ursprünglich angenommen, was ihn sehr verwirrte. Dann wand er den Blick nach rechts und sah einen halben Meter von sich entfernt, den immer noch schlafenden Envy! Sofort war Ed hellwach und versuchte sich ruckartig aufzusetzen, was ihm jedoch einiges an Schwindel und Kopfschmerzen bescherte auf Grund des gestrigen Blutverlustes. Er zog scharf die Luft ein und stieß sie gepresst stoßweise wieder aus, während er wieder halb ins Kissen sank. Envys Anblick hatte so viele Gefühle gleichzeitig in ihm geweckt. Reue, Verlangen, Trauer, Sehnsucht, Zweifel, Ärger und große Unsicherheit. Edward musste jedoch so laut gewesen sein und lautstark ausgeatmet haben das Envy sich langsam regte und ebenfalls erwachte. Schlaftrunkend sah er sich im Raum um, doch sobald er Edwards goldene Augen erblickte, wurde er sofort wacher, setzte sich auf und begann seine Hand nach Edward auszustrecken. Dabei glitt die Decke halb von Envys nackten Oberkörper und ließ Edward die Röte ins Gesicht schießen, da dies gewisse Erinnerungen in ihm weckte. Er schluckte schwer. „Envy, nicht.“, flüsterte er und wich etwas zurück, während er seinen Automailarm hob, um die Distanz zwischen ihnen zu wahren. Doch Envy hörte nicht auf seine Bitte und kam unweigerlich näher. Seine Augen glitzerten gefährlich verführerisch. Edward hatte nicht damit gerechnet ihn so plötzlich wieder zu sehen. All die Monate, hatte er dieses starke Verlangen, welches er noch immer für Envy empfand in die Tiefen seiner Seele verbannt. Ihn jetzt wieder hier vor sich zu sehen, noch dazu halb nackt, so aus dem nichts. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Und er war so schon bemüht seine aufbegehrenden Gefühle im Zaum zu halten und er kam immer näher. Envys noch immer gefährlich glänzenden amyhstis farbenden Blick hatte sich mit seinem golden unaufhaltsam verschränkt und Edward musste noch einmal hörbar schlucken. Plötzlich konnte er nicht mehr weiter nach hinten weichen, weil er sonst aus dem Bett gefallen wäre. Er lag mit dem Rücken bereits an der Bettkante. „Komm nicht näher, Envy“, flehte Ed, fast zu leise, um es wirklich zu verstehen. „Dieser Bitte kann ich leider nicht nachkommen, mein süßer Edward“, sagte Envy traurig lächelnd, „immerhin sind wir Feinde und seine Feinde muss man doch leiden lassen, oder nicht?“ Mit diesen Worten überbrückte er die letzten Zentimeter zwischen ihnen und nahm Eds Handgelenk und nagelte es mit seiner eigenen Hand über Eds Kopf fest und schloss so auch die letzte Distanz zwischen ihnen. Ed atmete schwer. All seine angestauten Gefühle brodelten gefährlich nahe unter der Oberfläche. Envys Geruch drang in seine Nase ein und ließ sein Innerstes explodieren. Ohne dass Edward es aufhalten konnte, strecke sich sein Körper Envys bereits wieder ein wenig entgegen. Envy seufzte tief zufrieden. „Ja, mir geht es ganz genauso“, flüsterte er mit heißem Atem an Eds Ohr. Ein Schauer lief über Eds gesamten Körper, er bekam Gänsehaut. Ed drehte den Kopf zur Seite und zerrte, wenn auch nur halbherzig an seinem Arm, den Envy noch immer festhielt. „Envy“, flüsterte er, Sehnsucht schwang eindeutig in seiner Stimme mit. „Ja, Edward“, flüsterte Envy an seinem Hals und küsste ihn. Envy Lippen brannten auf seiner Haut wie Feuer, sie entzündeten die über Monate angestaute Lust in Edward. Doch er durfte nicht! Er durfte hier nicht schwach werden. „Bitte komm mir nicht so nah, Envy. Ich ertrage das nicht“, stieß er leicht keuchend aus. Es fiel ihm wahnsinnig schwer, sich ihm nicht einfach hinzugeben. „Aber ich muss dich doch mit diesem bittersüßen Schmerz quälen, mein Lieblingsfeind“, gurrte Envy nun und nahm sein Kinn mit seiner freien Hand und zog ihn in einen Kuss, wobei er Eds Arm losließ, um ihn fester an seinen Körper pressen zu können. Er wollte keine Distanz mehr zwischen ihnen. Er hatte sich monatelang beherrscht, im nicht aufzulauern, nicht über ihn herzufallen, obwohl ihn die Lust und die Sehnsucht, eins ums andere Mal viel zu stark überkommen hatten. Jetzt wo er ihm wieder so nah war, konnte er die Hände einfach nicht von ihm lassen. Auch Eds starke angestaute Gefühle hatten ihn einen Moment übermannt und ließen ihn ertrinken in diesem heißen, verschlingenden hungrigen Kuss. Kapitel 15: Memories -------------------- Von seinen eigenen Gefühlen überrollt, spürte Ed wie ihm heiß wurde, sein ganzer Körper schien plötzlich in Flammen zu stehen und er spürte, wie die Erregung langsam in seine Lendengegend floss. Als dann Envys kühle Hand unter sein Shirt glitt und über seine erhitze Haut strich, begann er leicht zu zittern. Sein Innerstes zerbarst förmlich in diesem inneren Konflikt, den sein Gewissen und sein Verlangen zeitgleich auszufechten versuchten. Das Zittern wurde immer stärker. „Edward“, flüsterte Envy leise, Sorge klang in seiner Stimme wieder, aber auch Lust. „Envy“, stieß Ed zittrig schwer atmend hervor, „ich…kann nicht“ Er krallte sich mit seiner metallenen Hand in Envys Oberarm fest. „Ich kann das nicht“, stieß er noch immer schwer atmend hervor und Tränen stiegen in die wundervoll glänzenden goldenen Augen, die sie nur noch mehr Schimmern ließen, wie warmes sattes Sonnenlicht, welches auf klares Wasser traf und es funkeln ließ, wie tausend winzige Diamanten. Es brach Envy das Herz. Da hatte er ihn gerade erst wieder gesehen, nach so langer Zeit und nach 5 Minuten schon drängte sein Verhalten Ed in die Verzweiflung. Envys Herz zog sich zusammen und ließ es eng in seiner Brust werden. Sein starkes Verlangen nach Ed war noch immer präsent und er war sich fast sicher, wenn er es drauf anlegen würde, könnte er Ed in diesen Abgrund stürzen und damit nicht nur seinen eigenen Gefühlen, sondern auch Eds aufsteigenden Verlangen Raum geben. Envy biss sich auf die Lippe. Aber das durfte er nicht. Eds Gefühle ließen ihn so sehr zittern, wenn er sie beide jetzt in den Abgrund der Lust zog, war er sich nicht sicher, ob es das wert sein würde, denn im Nachhinein könnte das Ed noch weiter von ihm entfernen. Er ließ sich neben Ed wieder in die weiche Matratze sinken und zog den noch immer zitternden Blonden in seine Arme. „Shhh“, flüsterte Envy in Edwards Blondschopf, während er beruhigend über seinen Rücken streichelte, „vergiss einfach alles, was ich gesagt habe“ Die Lust flaute langsam wieder ab. „Ich hätte dich nicht so bedrängen sollen“, flüsterte er weiter und stockte kurz, „es..es tut mir leid“ Er war sich nicht sicher, ob er diese Worte in seinen fast 400 Jahren, die er bereits auf der Erde wandelte, jemals ausgesprochen, geschweige denn tatsächlich so gemeint hatte. Edwards Atemzüge wurden langsam tiefer und das Zittern wurde etwas weniger, doch noch immer spürte Envy feuchte Verzweiflung, die von Edwards Augen über seine erhitzte Haut perlten. Edward wusste nicht was er tun oder fühlen sollte, so viele positiven und negativen Gefühle prasselten wie riesige Steinbrocken auf sein Bewusstsein ein. Die warme Hand und die warme Brust in der sein Gesicht geborgen lagen, machten es ein wenig besser. Leise beruhigend geflüsterte Worte krochen von weit weg in seine aufgewühlten Gedanken. So viele Momente mit Envy zogen vor seinem inneren Auge an ihm vorbei. Die Nacht in der sich begann alles zu ändern. Die Nacht, in der er ihn nicht tötete, sondern aus einer scheinbaren Laune heraus leben ließ. Die aktuelle Situation erinnerte ihn wiederum sehr an ihre nächste Begegnung, bei der er ihn das Leben sogar rettete und ihm wie jetzt auch beruhigend über den Rücken strich. Doch kurz darauf, wurde dies überschattet von der Angst, die in ihm hochgekrochen war, als er ihn in dieser dunklen Nacht verfolgt und durch die Gassen von Central gejagt hat, nur um ihm danach völlig zu überraschen und haltlos zu überfordern. Leichter Ärger stieg in Ed hoch in Anbetracht seine teilweisen sehr geschmacklosen Scherze, als er sich in Mustang verwandelte hatte und kurz darauf wurde ihm wieder etwas heiß, als er an seinen Traum der folgenden Nacht dachte und was passiert war, als er aus diesem erwachte. Seine Atmung wurde von Minute zu Minute ruhiger und ruhiger. Dann kam dieser Nachmittag im Archiv und es kratzte wieder an den inneren Grenzen seines Herzens, ihre Trennung, seine Trauer, der Regen. Danach hatte er sich eine Weile sehr in sich selbst zurückgezogen. Er war bereits damals hin und her gerissen, doch da Envy sein Wort hielt und ihm nicht weiter auflauerte, sondern ganz im Gegenteil komplett aus Eds Leben zu verschwinden schien, wurden seine Zweifel, langsam immer mehr zu einem dumpfen Pochen, irgendwo im hintersten Winkel seines Herzens. Doch er konnte nicht abstreiten, dass ein anderer Teil, sich auch nach Monaten nach seinen Armen und seiner Wärme gesehnt hatte. Als sein Partner Sam, einige Wochen später aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ließ er ihm keine andere Wahl und drängte den Erwachsenen zu einem Gespräch. Er hatte schon kurz vor dieser Sache, wenn auch nur unbewusst gespürt, dass etwas ganz und gar nicht stimmte und obwohl er ihm gerne eine Wahl gelassen hätte, so hatte er doch auch gerade etwas schweren Herzens aufgegeben. Aber da er sich sicher war, das hinter dem Ganzen mehr steckte, kam er nicht umhin, die ganze Geschichte kennen zu wollen. Es fiel Sam nach wie vor nicht leicht über seine Vergangenheit zu sprechen, doch nach einigem sanften Drängen von Ed, begann er ihm alles zu erzählen und bald schon sprudelte die ganze grausame Geschichte aus ihm heraus und brach erst wieder ab, als er Edward alles erzählt hatte, auch das er den Streit damals mit Envy anzettelte hatte und wie sehr Edward ihn an seinen kleinen Bruder erinnerte. Edward versuchte damals ruhig zu bleiben, aber seine Gefühle wechselten von Ärger zu Abscheu, Übelkeit zu Wut, Mitleid zu Verständnis. Und doch war auch das oder sollte es zumindest derselbe sein, der ihn so zärtlich berührt hatte, ihm ins Ohr geflüstert hatte, das er ihn liebte und der ihn jetzt an seine Brust gedrückt hielt und sanft streichelte. Wie sollte Ed diese Bilder und diese Gefühle nur in Einklang bringen? Sein Kopf schien bei dem Versuch förmlich zu platzen vor konkurrierenden Farben und Gefühlen. Inzwischen waren Eds Tränen versiegt und das Zittern hatte endlich nachgelassen. „Vielleicht sollte ich lieber wieder in der Versenkung verschwinden, wenn ich dir schon wieder solche Schmerzen bereite“, flüsterte Envy bitter, vergrub sein Gesicht in Eds goldblonden Schopf, atmete tief ein und versuchte sich dann vorsichtig von Ed zu lösen. Doch obwohl Ed noch immer nicht genau wusste, was er wollte, so wollte er doch auch nicht das Envy ging. Er ergriff Envys Hand, die sich gerade zurück ziehen wollte mit seiner eigenen und sah hoch in die schmerzverzerrten tiefvioletten Seelenspiegel seines Gegenübers. „Geh nicht“, flüsterte Ed leise. Überraschung und Verwunderung mischte sich in Envys feine verzerrten Gesichtszüge. „Bist du dir sicher“, fragte Envy nun mit zittrig unsicherer Stimme. Doch eine Antwort war nicht nötig. Envy konnte die Antwort in Eds Augen bereits sehen. Ohne ihren Augenkontakt zu unterbrechen, strich Envy dem Jüngeren sanft über die Wange. Etwas Wärme kehrte in die strahlenden goldenen Augen zurück und Envys Gesichtskonturen schienen sich ebenfalls langsam etwas zu entspannen. „Erzähl mir von deinem bisherigen Leben“, bat Ed und legte seine Hand aufs Envys Hand an seiner Wange. Sie hatten bis jetzt nie über ihre Vergangenheit geredet und obwohl sich Ed fast sicher war, das Envy das ein oder andere über seine und Als Vergangenheit wusste, so wusste er doch praktisch nichts über Envys. Streng genommen wusste er nicht einmal ansatzweise, wie lange Envy schon auf dieser Welt existierte. Seine äußerliche Erscheinung schien nur einige Jahre älter als er selbst, vielleicht 20 maximal, doch Edward war klar, dass er Älter sein musste, alleine aus der Tatsache, dass Sam sagte er schien seit damals nicht einen Tag gealtert zu sein und Sam war schon fast 30 Jahre alt. Envy war von dieser Frage ein wenig überrumpelt. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann ihn das letzte Mal jemand etwas zu seiner Vergangenheit gefragt hatte. Es gab so vieles, was er ihm hätte erzählen können und so viel was er ihm lieber nicht erzählen sollte. Envy kaute etwas nervös auf seiner Lippe herum. „Bist du dir sicher, dass du das hören willst? Es ist eine sehr lange Geschichte und vieles davon wird dir sicherlich nicht gefallen. Ich bin schon lange auf dieser Welt und habe viel Schmerz erlebt, war aber auch nicht minder wenig an einigem selbst beteiligt“, fragte Envy Ed tiefernst und eröffnete ihm vorsichtig, wie abgründig diese Story werden konnte, so er sie denn wirklich bereit war zu hören. Edwards Blick war fest und sicher. Er wollte endlich verstehen, wollte wissen, wie Envys ungleiche Hälften zusammenpassten und der Einzige der Licht in diese Sachen bringen konnte, war Envy selbst. „Ich habe wahrscheinlich eh noch einige Tage Bettruhe zu halten, oder?“, entgegnete Ed und sein rechter Mundwinkel zuckte kurz nach oben,“ wenn du also auch nichts besseres vorhast?“ Envy lächelte ein schwaches, fast trauriges Lächeln. „Nicht das ich wüsste“, entgegnete er und holte tief Luft, schloss kurz die Augen und begann zu erzählen. „Ich wurde im Jahre 1516 als Sohn von van Hohenheim und Dante geboren“, begann er und ließ diese ersten Worte erst Mal auf Edward wirken. Edwards Gehirn brauchte einen Augenblick, bevor sich seine Augen in Erstaunen weiteten. „Warte du bist“, kurzes Stocken, „399 Jahre alt und Al und mein Halbbruder?“ Ed konnte kaum fassen, was Envy ihm da gerade eröffnet hatte. Envy lächelte halb amüsiert, halb verächtlich. „Wie ich sehe funktioniert dein hübsches Köpfchen noch sehr gut, aber ich bin nicht sicher, ob ich uns tatsächlich, als Halbbrüder bezeichnen würde. Technisch gesehen vielleicht, aber blutsverwandt können wir trotzdem nicht sein“, erklärte Envy schulterzuckend und fügte hinzu, „man könnte uns vielleicht als Seelenverwandte bezeichnen“. Dabei lächelte er und strich Ed eine Strähne, die sich beim Schlafen aus seinem Zopf gelöst hatte, hinters Ohr zurück. Ed schien verwirrt, was überaus verständlich war. „Keine Sorge, du wirst bald verstehen können, was ich damit meine“, versprach Envy und begann von seiner Kindheit und Jugend zu erzählen. Nicht ganz, ohne immer ein wenig mit den Zähnen zu knirschen, wenn er van Hohenheim erwähnte, da der Hass in ihm inzwischen einfach viel zu tief saß, auch wenn das verhältnismäßig glückliche Zeiten waren, abgesehen von der Tatsache, dass die Pest immer mehr um sich zu greifen schien und seine eigenen Eltern ihn langsam aus Unwissenheit mit Quecksilber vergifteten, weil man damals vermutete, das Quecksilber ein essenzieller Bestandteil des Elixier des Lebens sei. Sie waren schon damals zwei Wissenschafts- und Alchemiefreaks, vielleicht teilweise ihrer Zeit voraus und gleichzeitig so blind in ihrem Streben. Was letztendlich zu seinem Tod durch eine hohe Quecksilbervergiftung führte, anstatt ihn also unsterblich zu machen, wie sie hofften, starb er im zarten Alter von gerade mal 18 Jahren. Doch seinen Tod wollten weder Dante noch van Hohenheim akzeptieren und so taten sie das Unverzeihliche. Sie versuchten eine menschliche Transmutation. Das löste viele Dinge gleichzeitig aus, so erschufen sie Envys jetzigen Körper und van Hohenheim verlor dabei fast sein Leben. In dem Versuch ihren Geliebten zu retten, transmutierte Dante die Seele ihres Vaters mit Hilfe des Steins der Weisen in einen anderen Körper und führte sie durch Zufall zum Geheimnis eines scheinbar ewigen Lebens. Doch mit seiner zweiten Geburt als erster Homunkulus begann auch die Abwartsspirale für Envys Leben. Envy erzählte von den unendlichen Qualen seiner Wiedergeburt und der Verachtung, die ihm van Hohenheim seit diesem Tag entgegenbrachte. Er konnte beim Erzählen die aufbrausende Wut nur schwer zurückhalten, sein Körper spannte sich unbewusst an und er bekam nur mühsam die Zähne auseinander, um weiterzusprechen. Als Ed dies bemerkte legte er sanft seine Hand auf Envys und drückte sie leicht. Das sorgte dafür, das Envy sich zumindest ein klein bisschen entspannte. Noch immer hasste er seinen Vater abgrundtief, doch für eine Sache war er ihm letztendlich gerade in diesem Moment sehr dankbar. Für Edward. Immerhin würde es auch Edward ohne van Hohenheim nicht geben. Wie sarkastisch ihm das Schicksal doch mitspielte. Envy redete und redete und redete und Ed hörte zu, nur gelegentlich unterbrach er seine Erzählungen, damit er ab und zu von unten etwas zu essen besorgen konnte. Doch viel bekamen sie beide während dieser Zeit nicht runter, obwohl Envy versuchte Ed konstant dazu zu drängen etwas mehr zu essen, da er immerhin noch immer verletzt war und für seine Heilung Energie brauchte. Was sich teilweise nicht als die beste Idee herausstellte, denn als Envy begann zu erzählen, wie seine Leben über die Jahre immer schwärzer und schwärzer wurde, legte er all seine Karten offen. Es war zu spät, um noch irgendetwas zurückzuhalten und obwohl er mit heftigen Reaktionen gerechnet hatte, war das Entsetzen in Eds Augen, seine leichte Distanzierung und das er sich eins ums andere Mal fast übergeben hätte, doch wie ein Eimer kaltes Wasser und tausend scharfe Nadeln, die Envys Herz gleichzeitig trafen. Auch wenn Ed nicht viel sagte, während Envy sprach, so war er doch nicht in der Lage seine Gefühle aus seinen schmerzlich schönen Augen fernzuhalten. Doch er war inzwischen zu tief mit ihm in diesen Sumpf gestiegen. Jetzt würden sie den ganzen schlammig, schwarzen Weg gehen. Obwohl es ihm sichtlich schwer viel, ließ Ed Envy einfach immer weiterreden. Irgendwann wurde es zu spät, um weiter zu erzählen, obwohl es wohl keine gute Stelle war, um aufzuhören, doch Edward brauchte dringend Schlaf. Die Verletzungen forderten ihren Tribut. Edward fielen irgendwann einfach die Augen zu und er wurde von einem leichten, unruhigen Schlaf übermannt, wälzte sich viel im Bett hin und her. Was Envy wirklich nicht wunderte, bei all dem, was er heute gehört hatte. Envy schlief jedoch nicht, er konnte nicht. Er gab Ed etwas Raum und setzte sich ans Fenster und starrte in die mondhelle Nacht. Vielleicht beging er gerade den größten Fehler seines Lebens. Nie hatte er irgendjemanden etwas über diese ganzen Jahrhunderte erzählt, nie hatte es jemanden wirklich interessiert was ihm widerfahren war. Obgleich Zweifel wie Quecksilber durch seine Adern zu fließen schien, war es irgendwie auch ein wenig befreiend. Jahrhunderte lang angesammelte Steine schienen sich von seinem düsteren Herzen zu lösen, nur durch diese eine Person, die ihm einfach nur zuhörte und offensichtlich sehr viel Willenskraft aufbrachte, um dies trotz der Grausamkeiten weiterhin zu tun. Es schien ihm fast körperliche Schmerzen zu bereiten an einigen Stellen, aber er sagte trotzdem nicht einmal, das er aufhören sollte zu reden und so hatte er bereits den ganzen Tag geredet. Da er die ganze Zeit sehr genau Edwards Reaktionen beobachtet hatte, schlief er dann doch irgendwann für ein, zwei Stunden auf dem Sofa ein. Er war sich sicher, dass zu viel Nähe zu ihm im Moment für Edward eher unangenehm war und hielt aus Respekt und Dankbarkeit etwas mehr Abstand zu ihm, auch wenn er sich nichts mehr wünschte, als ihm nah sein zu können. Er war dankbar das der junge Mann es überhaupt im selben Zimmer mit ihm aushielt. Schweißgebadet erwachte der junge Alchemist in den frühen Morgen Stunden. Envy sprang sogleich auf und eilte zu ihm rüber und streckte schon die Hand nach Ed aus, um ihn zu halten, doch zwei Meter vom Bett entfernt hielt er verunsichert inne. Edward hatte nichts zu ihm gesagt, aber sein goldener Blick wirkte genauso verunsichert, wie Envys eigener. „Morgen“, flüsterte er leise in die folgende Stille. Ed schluckte. „Morgen“, erwiderte er und strich sich einige leicht feuchte Strähnen aus dem Gesicht. Dann sah er Envy wieder an, der noch immer zwei Meter vom Bett entfernt stand, Eds Traum klang noch ein wenig in ihm nach. Allerdings gab er sich bereits die größte Mühe sein Entsetzen und seine Ablehnung nicht zu sehr zu zeigen. Er hatte schnell gemerkt, wie ehrlich und allumfassend sich der Homunkuli sich ihm offenbarte. Menschen oder vermutlich auch Homunkuli waren selten so offen mit all ihren dunklen und selbst den dunkelsten Geheimnissen, die die meisten lieber zu verstecken versuchten. Was Envy widerfahren war, vor allem ab seinen Tod als Mensch. So viel Leid, das Ed langsam ein wenig nachvollziehen konnte, warum Envy die Menschen und allem vor ran ihren Vater so sehr verabscheute. Auch in den Jahren danach machte er vermehrt negative Erfahrungen mit Menschen und so verhärtete sich sein Hass auf diese immer mehr und mehr. Doch Edward Verstand trotzdem nicht, wie dieser Hass zu einer solcher Boshaftigkeit führen konnte. Der Gedanke an einige Jahre von denen Envy ihm gestern erzählte, ließen ihn leicht frösteln. „Vielleicht solltest du erstmal eine lange, warme Dusche nehmen“, schlug Envy vor und schritt rüber zur Zimmertür, bevor er mit einem traurigen Lächeln hinzufügte „ich besorge uns inzwischen was zu essen“ Er verließ das Zimmer leise. Edward war nicht unbedingt nach Essen, doch Envy würde es eh nicht zulassen, dass er gar nichts aß. Schwerfällig schälte er sich aus dem Bett und setzte Envys Vorschlag in die Tat um. Das warme Wasser tat wahnsinnig gut, es wärmte nicht nur seine Haut, sondern auch ein wenig seine Seele. Er war sich sicher, dass dieser Tag nicht minder nervenaufreibend sein würde, als der Letzte. Während des Frühstücks sprach keiner von ihnen ein Wort. Envy sparte sich seine Worte für später und Edward war immer noch dabei, das erzählte langsam zu verarbeiten. Nach dem Frühstück setzten sie sich auf die Couch. Envy begann an der Stelle, wo er am vorherigen Abend geendet hatte. Er verriet Ed alles über die Körperwechsel seiner Eltern und auch den Preis, den sie dafür bezahlten. Er erzählte ihm auch wie Homunkuli entstanden und wie Dante diese auf ihre zog und sie sterben ließ, wenn es in ihrem Sinne war und er so viele kommen und gehen sah. Ein weiter Schock fuhr in Eds Knochen, als Envy ihm eröffnete, das King Bradley in Wirklichkeit der Homunkulus Pride war und schon viele Jahre an der Spitze von Amestris stand und schon lange im Auftrag von Dante Kriege schürte, um die Menschen in Verzweiflung zu treiben, damit ein weiterer Stein der Weisen erschaffen werden konnte. Er konnte es nicht fassen! Niemals hätte er bedacht, dass die gesamte Militärmacht Amestris heimlich durch die Geschicke von Dante gelenkt wurde. „Dann traf van Hohenheim eure Mutter Trisha und verließ selbst Dante und tat in meinen Augen, das einzig gute in seinem Leben, indem er euch in die Welt setzte. Trotzdem konnte ich ihm nicht vergeben, dass er glücklich war, selbst wenn es nur einige, wenige Jahre waren.“, erzählte Envy und sah Edward dabei kurz in die Augen. Einige Jahre später provozierten sie künstlich den Isbahr-Krieg oder vielleicht sollte man es lieber Massaker nennen? Gleichzeitig auch die Geburtsstunde von Lust und einige Jahre später wurden die jüngsten Mitglieder der Homunkuli geboren Wrath und Sloth. Obwohl Ed es unterbewusst schon vermutete, ließ ihn die Tatsache, dass auch sie damals einen Homunkulus mit der gescheiterten Transmutation ihrer Mutter erschufen, scharf die Luft einziehen. Envy legte ihm vorsichtig eine Hand auf Eds angezogenes Knie, welches ihm am nächsten war. „Ihr wusstet es nicht besser, ihr wart noch Kinder und hab bereits einen viel zu hohen Preis für euren Fehler bezahlt“, meinte er sanft. „Meinst du es ist irgendwie möglich, das Ganze überhaupt wieder umzukehren?“, fragte Ed Envy verunsichert. Er hatte inzwischen so viel gehört, was ihn, zu seinem Bedauern, mehr Zweifeln ließ an ihrem Ziel, als ihn zu bestärken. „Ganz ehrlich, ich weiß es wirklich nicht,“ antwortete Envy leicht Schulterzuckend. „Das Einzige, was ich weiß, ist das sehr viele Leben für einen annähernd perfekten Stein benötigt werden. Ich kenn keine andere Möglichkeit einen Stein der Weisen zu erschaffen, aber ich kann auch, wie eigentlich alle Homunkuli keine Alchemie anwenden“, ergänzte er vorsichtig, auch wenn er sich wünschte, Edward eine positivere Antwort hätte geben können. „Aber du solltest nicht aufgeben und das würde auch nicht zu dir passen“, lächelte Envy ein klein wenig, „nur weil ich keinen Weg kenne, muss das nicht bedeuten, dass es keinen gibt“ „Du hast in deinen jungen Jahren schon Alchemie verwendet, die selbst einigen Erwachsenen Probleme bereitet. Wenn jemand einen Weg findet, dann du“, versuchte Envy Ed doch etwas aufzubauen, was diesem wiederrum eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Envy ging auch dazu über Ed zu erzählen, wie sich sein anfänglicher Hass für ihn und Al von fast so etwas wie Mitleid langsam in Bewunderung wandelte. Sie waren so jung und hatten schon so viel durchmachen müssen und trotz allem gaben sie die Hoffnung nie auf. Selbst nach ihrer Entdeckung, dass der Stein der Weisen aus lebenden Menschen bestand, trieb sie die Hoffnung doch immer weiter. „Und genau diese leuchtende Hoffnung scheint mich nach und nach aus diesem tiefen, dunklen Sumpf des Hasses rauszuziehen und deswegen konnte ich dich damals nicht töten und je mehr Zeit ich an deiner Seite verbrachte, umso mehr spürte ich, wie sehr ich dich brauche und wie gut du mir tust“, ergänzte Envy und verschränkte seinen Blick tief mit dem von Edward, bevor er seinen Arm um ihn schlang und ihn sanft zu sich zog. Er nahm Eds Hand und legte seine eigene etwas Größere dagegen, bevor er seien Finger mit Eds verschränkte. „Du bist auch der Grund, warum ich Menschen vielleicht inzwischen nicht mehr ganz so sehr verachte, immerhin bist du auch ein Mensch. Du bist der Beweis das nicht alle Menschen schlecht sind“, schloss er, während er mit seinem Daumen sanft über Eds Handrücken strich und einen Kopf sanft gegen Eds legte. „Ich liebe dich, Edward Elric“, flüsterte Envy und drückte einen sanften Kuss auf Eds Haaransatz. „Und für dich würde ich alles tun, du musst es nur sagen. Ich würde auch für dich sterben, denn von allen Wesen dieser Welt, bist du das eine für welches ich mein Leben gerne hergeben würde“, flüsterte er weiter, während er seinen Kopf zur Seite drehte und seinen Blick wieder mit Eds gold-glänzenden verschränkte und sich dann langsam zu ihm runterbeugte, um ihn zärtlich, fast hauchzart zu küssen. Edward erwiderte den Kuss ebenfalls sanft. Envy löste ihren Kuss und schmiegte seine Wange vorsichtig an Eds, bevor er nahe an seinem Ohr flüsterte: „Und wenn du willst, benutzt mich, denn wenn du glücklich bist, werde auch ich glücklich werden können“ Envys warmer Atem strich sanft über seine Ohrmuschel und seinen Hals und jagte einen angenehmen Schauer seinen Rücken hinunter. Er nahm Envys Gesicht in seine Hände und schüttelte sanft den Kopf. „Was redest du denn da, Envy. Ich könnte dich niemals benutzen, dafür bedeutest du mir inzwischen einfach viel zu viel“, flüsterte Ed, während er ihm tief in die Augen sah und ihn anschließend seinerseits in einen innigen liebevollen Kuss zog. In dieser Nacht schliefen die beiden eng umschlugen gemeinsam in dem großen Bett ein. Edward an Envys Brust und lauschte dem beruhigenden schlagen von Envys Herz, während er langsam ins Land der Träume hinüberglitt. Kapitel 16: Heat of the Moment ------------------------------ Als Edward an diesem Morgen erwachte spürte er etwas Warmes, weiches welches sich fest an seinen Rücken schmiegte. Eine Hand klammerte sich an seine nackte Brust. Dann erinnerte er sich wieder. Vorsichtig drehte er sich um. Envys Gesicht ruhte ganz dicht neben seinem noch immer schlafend. Wärme erfüllte sein Herz, bei dem Gedanken an gestern Abend. Er spürte Envys ruhigen Atem auf seiner Wange. Gern hätte er sein Gesicht berührt, doch sein menschlicher Arm, lag jetzt zwischen ihren halbnackten Körpern. Als er vorsichtig versuchte den Arm zwischen ihnen rauszuziehen, strich er ausversehen über Envys Schwanz der steinhart war. Ed schluckte und atmete tief aus. Hitze stieg ihm ins Gesicht und spiegelte sich durch eine leichte Röte in seinem Gesicht wieder. Der Gedanke an Envys harten Schwanz, erregte ihn und schon Sekunden später, spürte er wie sein eigener Schwanz langsam aber sicher immer härter wurde und lustvoll pulsierte. All diese Monate, hatte er so oft von ihm geträumt, hatte sich selbst immer wieder dabei erwischt, wie er plötzlich an ihn denken musste, wenn ihn die Lust übermannte und er es sich dann selbst machte. Er schluckte hörbar und ließ seine Hand, dann ganz langsam wieder zu Envys harten Schwanz gleiten. Sein Herz pochte so laut in seinen Ohren. Dieser große, harte Schwanz mit dem Envy bereits einmal tief in ihn eingedrungen war. Edward öffnete leicht die Lippen und atmete wieder hörbar aus, weiter aufmerksam Envys schlafendes Gesicht beobachtend, während er sanft über seinen Schwanz strich. Keine gefühlten zwei Sekunden später öffnete Envy seine atemberaubenden violetten Seelenspiegel und schaute ihn noch schlaftunkend aus halb geschlossenen Augen an. Ein kleines zufriedenes Lächeln huschte über Envys Gesicht. „Du kannst ruhig fester zupacken, Ed“, gurrte Envy und lehnte sich Ed entgegen, um ihn leidenschaftlich zu küssen und auch um sich seiner Hand entgegenzulehnen. Er hatte sich so sehr danach verzerrt von diesen Händen berührt zu werden und ihn endlich wieder selbst berühren zu können. Von der Lust in Envys Stimme und seinem Entgegenkommen bestätigt ließ sich Ed nicht zweimal bitten und packte Envys harten Schwanz fest mit seiner Hand, was Envy leicht in ihren Kuss hineinstöhnen ließ. Ed begann seine Hand rhythmisch über Envys Schwanz gleiten zu lassen und entlockte ihm damit noch viel mehr Laute der Entzückung, während Envy sich jetzt halb über ihn lehnte und seinen Hals mit Küssen übersäte, während Eds eigene Männlichkeit immer heftiger vor Lust pochte. Einige Augenblicke später arbeitete Envy sich weiter Edwards Oberkörper hinunter. „Was hast du vor Envy“, fragte Ed leicht verwirrt und erhitzt, als Envy seinen Körper immer weiter nach unten verschob und so auch Envys schöner Schwanz aus Edwards Hand glitt. Envy schaute grinsend nach oben und flüsterte gegen Edwards warme Haut: „Ich will dich kosten“ In diesem Moment, zog Envy seine Boxershorts mit einem Zug runter und entblößte sein hartes Glied, welches sich Envy sogleich entgegen zu strecken schien. Envy leckte sich begierig über die Lippen und fuhr mit der Zunge genüsslich über Eds Innenschenkel, was wohlige Schauer durch seinen Körper jagte und ihn unbemerkt die Luft anhalten ließ, während Envys Mund, seinem Schwanz immer mehr entgegenglitt. Sein Unterleib zog sich leicht zusammen, vor Lust und Spannung, bis Envy seinen Schaft mit der einen Hand plötzlich packte und seine Spitze in seinem warmen, feuchten Mund gleiten ließ. Edward entließ all die angestaute Luft in einem lustvollen Stöhnen. Envys Zunge glitt warm und feucht um seine Eichel und Ed begann vor Lust leicht zu zittern. „Envy“, stöhnte er völlig vernebelt von Lust. „Ja, Edward?“, gurrte Envy zurück, bevor er seinen Mund wieder übers Eds Schwanz gleiten ließ, tief hinein in diese warme, feuchte Verzückung, die Edward fast um den Verstand brachte. Dann begann er leicht an Edwards Schwanz zu saugen und seinen Kopf leicht auf und ab zubewegen. „Ah, Envy“, stöhnte Edward völlig ungehemmt und bog seinen Rücken zu Envy durch. Die Lust explodierte in seinem Inneren und sein Kopf wurde komplett leer und schickte nur noch Welle um Welle der puren Lust durch seinen Körper. Envy umschloss Eds Schenkel fest mit seinen Armen und hatte bereits ein, zwei Tropfen von Eds Sperma im Mund. Es schmeckte wirklich köstlich und er wollte mehr davon, noch viel mehr. Hart schob er Edwards Schwanz noch tiefer in seinen Rachen. Er wollte jeden Tropfen von ihm und bewegte seinen Kopf jetzt noch etwas schneller und härter, während er immer mehr Druck aufbaute und intensiver an Eds Schwanz saugte. Edwards Körper bäumte sich ihm stark entgegen, getrieben von purer Lust und Geilheit. Ein wundervolles Gefühl und dann streckte er sich ihm noch einmal hart entgegen und entlud sich in seiner Gesamtheit in Envys Mund, der genüsslich, den kompletten Lustsaft seines Geliebten schluckte, während sich ein lauter Lustschrei Edwards Kehle entrang. Er lag nun noch immer schwer atmend vor ihm und sah ihn mit diesen lustvoll geöffneten Lippen und leicht feuchten Augen an. Envy streichelte ihm über die leicht feuchtgeschwitzten goldenen Haare und küsste ihn liebevoll. Sah ihm dann kurz in die Augen und küsste ihn noch einmal zärtlich, während er sich neben Ed gleiten ließ und ihn mit sich auf die Seite zog, um sich fest an ihn zu schmiegen. Edward war völlig benebelt vom Kommen und presste seinen Körper fest an Envys, während sich ihre Zungen gegenseitig umschlangen. Doch Edward spürte, wie hart Envys Schwanz noch immer war und sich gegen seinen Unterleib drückte. So konnte das nicht bleiben, er hatte ihm solche Lust bereitet und selbst war er noch so hart. Edward drückte sich mit der Automailhand hoch und rollte sich so über Envy, welcher das sehr bereitwillig gesehen ließ, jedoch eine Sekunde von seinen Lippen abließ und fragte: „Was hast du vor?“, wenn gleich er es auch mit einem warmen, lüsternen Lächeln sagte. „Jetzt bin ich dran, dich, um den Verstand zu bringen“, grinste Ed schelmisch und setzte sich auf. Blitzschnell zog er Envy seine Boxershorts hinunter und packte seinen Schwanz, was ihn leicht aufstöhnen ließ. Dann spuckte er auf seinen Schwanz und verteilte die klebrige Feuchte überall gut auf Envys Schwanz, bevor er wieder etwas noch vorne rutschte und sich langsam und genüsslich auf seinen Schwanz setzte, während dieser hart und feucht, immer tiefer in ihn eindrang. Envys Gesicht war erst ein wenig erstaunt über Eds Handeln, löste sich jedoch schnell in ein genüssliches Lächeln und Stöhnen auf. „Hmm, es fühlt sich so gut in dir an, Edward“, flüsterte Envy halb stöhnend. Envy liebte das Gefühl, wie eng und fest, Eds wundervoller Arsch seinen Schwanz umfing. Kaum das Edward ganz auf ihm saß, sah Envy wie sein eigener Schwanz, schon wieder langsam begann etwas härter zu werden. „Du scheinst ja heute wirklich unersättlich, mein süßer Fullmetal“ raunte Envy ihm zu bevor er ihn am Hintern packte und ihn mit Leichtigkeit hochhob, um ihn dann wieder hart an sich zu ziehen und in ihn hineinzustoßen. Edward stöhnte lustvoll bei diesem harten Stoß, verlor aber fast das Gleichgewicht, da er sich durch seine Verletzung ja nur mit einem Arm richtig abstützen konnte. Das bemerkte Envy natürlich sofort und richtete sich ins Sitzen auf. Er küsste ihn stürmisch, während er ihn an sich zog und flüsterte dann, mit seinem heißen Atem, „leg deinen Arm um mich und halte dich gut fest, Edward.“ Envy half ihm, indem er sie beide dicht an Kopfteil des Bettes heranzog, sodass Ed sich mit dem verletzten Arm am Kopfteil nahe Envys Hüfte festhalten konnte, während er seinen Metallarm um Envys Nacken schlang. Envy lächelte zufrieden und griff wieder nach Eds Hintern, umfasste seine beiden Pobacken fest mit seinen großen, starken Händen und hob und senkte ihn genüsslich über seinen harten Schwanz. Edwards heißes Stöhnen an seinem Ohr machten ihn dabei nur noch geiler und vermischte sich mit seinem Eigenen, während er immer wieder und wieder hart in Ed eindrang und sich immer mehr Hitze und Lust in ihnen beiden aufstaute, immer weiter und weiter bis sie sogar im selben Takt atmeten und stöhnten, immer schneller und heftiger. Bis beide sehr kurz und flach atmeten und sich fast zeitgleich noch einmal mit aller Heftigkeit entluden. Envy entlud sich direkt in Edwards engen, geilen Arsch und Edwards weißes Sperma verteilte sich warm und klebrig auf Envys Bauch. Erschöpft und tief zufrieden sahen sie sich in die Augen und küssten sich zärtlich. Sanft glitt Envy aus Ed heraus und legte ihn ebenso sanft zurück in die Kissen, bevor er sich selbst Augenblicke später danebenlegte und ihn an seine Brust zog, nachdem er kurz Eds Sperma mit einem Taschentuch weggewischt hatte. Kurze Zeit später versenkte sich seine Hand in Edwards goldener Mähne und strich zärtlich darüber. „Ich liebe dich, mein Fullmetal Alchemist“, flüsterte er und küsste Edwards Haar. Edward schmiegte sich an Envys Brust und genoss seine Wärme und die zärtliche Berührung nach diesem geilen, heißen Sex. „Ich liebe dich auch, mein Homunkulus“, erwiderte er, während er sein Gesicht noch enger an ihn schmiegte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)