Hass+Hass=Liebe? von Himikario ================================================================================ Kapitel 2: Schatten ------------------- Es dauerte fast 2 Monate bis Edward wieder richtig fit war. Winry hatte ihn zudem schon alleine fast umgebracht, dafür das er es zum wiederholten Male geschaffte hatte eine ihrer schönen Automails zu zerstören. Insgeheim war sie natürlich sehr froh darüber gewesen, dass ihm nichts schlimmes passiert ist. Sie waren während diesen 2 Monaten nicht aufeinander getroffen und obwohl man meinen sollte, dass die beiden diese Begegnung inzwischen fast vergessen haben sollten, war es ihnen nicht möglich. Envy für seinen Teil wurde immer wieder in seinen Träumen von Edward heimgesucht. Von diesen riesigen goldenen Seelenspiegeln, diesem sanften Lächeln und dem geflochtenen Gold seiner Haare, die er sich unerklärlicherweise wünschte zu berühren. Immer wieder wachte Envy auf und hatte eine Gänsehaut, aber nicht etwa aus Angst vor Edward, sondern viel mehr aus Angst vor seinen Träumen und der leichten Sehnsucht, die sie ihm offenbarten. Es wurde für ihn immer schwieriger diese Gefühle zurückzudrängen und sich einzureden, dass das nur die Erwartungen seines Vater an den perfekten Sohn waren, die sich in seine Träume mischten. Außerdem reagierte er sehr empfindlich auf die Frage, was denn mit ihm los seihe, weswegen er den Kontakt zu den Anderen auch so gering wie möglich hielt. Auch Edward verhielt sich etwas merkwürdig. Da er sich zeitweise nicht sonderlich viel bewegen konnte, hatte er viel nachgedacht und immer wieder blieben Eds Gedanken bei seiner Begegnung mit Envy hängen. Wieder und wieder versuchte er sich jedes noch so kleine Detail in den Kopf zu rufen, um nicht vielleicht doch einen ausschlaggebenden Punkt für Envys Sinneswandel zu finden. Doch egal wie oft er darüber nachdachte, er kam immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Augenscheinlich gab es für Envy keinen plausiblen Grund ihn weiterhin am Leben zu lassen, so beängstigend das auch klingen mochte. Nachdem Ed sich endlich wieder halbwegs schmerzfrei bewegen konnte, suchte er öfters als sonst die Einsamkeit auf, arbeitete brav den ganzen Papierkram durch, denn Mustang ihm jeden Tag von neuem aufhalste ohne auch nur ansatzweise zu protestieren. Nach der Arbeit ging er gerne alleine am Fluss spazieren und genoss das sanfte Plätschern in Verbindung mit der kühlen Atmosphäre, die davon ausging. An diesem Nachmittag stieg wabbernd Nebel vom Flussufer auf und wurde immer dichter, je weiter Edward ging, aber er hatte nichts dagegen vom Nebel geschluckt zu werden. Kleine Wassertropfchen legten sich auf seine Haut und überzogen sie mit einem dünnen Film. Die Kälte die sie mit sich brachten, übertrug sich auf sein Gemüt und langsam schien alles in geordnete Bahnen zu rutschen. Er versuchte nun noch einmal über ihre Begegnung nachzudenken, doch obwohl er spürte, dass da etwas war, wollte es sich ihm noch nicht offenbaren. Sein Verstand war wie das Wasser, welches ihn umgab, zum greifen nah und doch entwand es sich ihm immer wieder. Verärgert raufte er sich die Haare. Wieso war es so schwierig, etwas scheinbar so einfaches zu erkennen? Vielleicht lag es einfach daran, das sein logisches Denken ihm nicht gestattetet diesen Gedanken zu denken. Es war einfach zu absurd, denn wie sollten diese kalten Wesen, denn schon Gefühle haben? Der Gedanke war so lächerlich, betrachtete man einmal, was die Homunkuli bereits alles getan hatten, nur um Menschen zu werden? Edward glaubte nicht, das sie je in der Lage wären wieder Menschen zu werden, selbst wenn sie einen perfekten Stein hätten und sogar einen erfahrenen Alchemisten fänden, der diese Transmutation durchführt. Vielleicht könnten sie ihre Körper wieder menschlich machen, jedoch nicht ihre schwarze Herzen, welche die Leben anderer Menschen mit Füßen getreten hatten. Nie würde er ihnen vergeben, was sie alles schon getan hatten, niemals. Sie verdienten kein Mitleid, am wenigsten von den Menschen selbst. Doch das war genau der Punkt an dem Edwards Gedanken auseinander gingen. Envy, der Schlimmste von ihnen überhaupt, hatte ihn verschont, ihn leben lassen, trotz ihrer Rivalität und trotz dieser einmaligen Gelegenheit. Wie war das möglich? Es wollte sich Ed einfach nicht erschließen. War es wirklich nur eine von Envys Launen gewesen? Sah Envy ihn vielleicht nur als geringe Bedrohung? Oder war es vielleicht möglich, das er in diesem Moment so etwas wie Mitleid verspürt hatte? Ed wusste es nicht zu sagen, doch sein Verstand verlangte schreiend eine Antwort auf diese Frage, schon seit Envy gegangen war. Jeden Tag liefen wieder die gleichen Fragen durch seinen Kopf und mit jedem Tag der verging lechzten sie mehr nach einer Antwort. Er musste Envy wiedersehen und eine Antwort auf seine Fragen finden, er musste einfach, sei es auch noch so riskant! Envys Verlangen hatte überhand genommen, er hatte es zuhause nicht mehr ausgehalten. Er musste jetzt diesen verdammten Fullmetal sehen! Er konnte nicht wirklich sagen was er von ihm wollte, dennoch hatte er das dringende Bedürfnis ihn zu sehen. Selbst wenn es nur wäre um ihn zu töten, in der Hoffnung diesen verdammten Träumen damit endlich zu entrinnen. Doch auch diese Sehnsucht, ihn einfach zu berühren, war irgendwo ganz leise und zaghaft in seinem Bewusstsein. Es war zum verrückt werden! Er wünschte sich diese Stimme endlich wieder zum Schweigen zu bringen, sie machte ihn absolut wahnsinnig, er ertrug es nicht länger, keine Sekunde. Er musste Fullmetal finden um jeden Preis. Zudem würde es ein Kinderspiel werden unerkannt zu ihm vorzudringen, selbst wenn er sich in mitten des Militär Hauptquartiers befinden würde. Alles was Envy tun musste, war die Gestalt eines dieser Militärtrottel anzunehmen. Doch bevor er zu seinem Zielort kam, musste er noch über den Fluss der seine Ankunft wunderbar verschleiern würde, war er doch in dicken undurchsichtigen Nebel getaucht. Er ging mitten in die Nebelfront hinein und wurde sofort von kleinen Wassertropfchen belagert, die ihn willkommen zu heißen schienen. Das leuchtende Grün seiner Haare verblasste immer mehr in der grauen Suppe, bis es schließlich überhaupt nicht mehr zu sehen war. Das dreckige weiß-grau beherrschte wieder das Bild, als wäre nie ein Fremdkörper eingedrungen. Ed sah nur schemenhafte Schatten um ihn herum, alle Bäume, Büsche und Blumen wirken wie Illusionen. Wie als wäre das alles ein surrealer Traum, der seine Gedanken wiederspiegelte. Eine Schattenwelt, in der jeder klarer Gedanke von der Undurchdringlichkeit des Chaos geschluckt wurde. Es war als wenn Ed wüsste, das die Dinge da waren, dennoch vielleicht bildete er sich das nur ein, doch er hatte das Gefühl sie würden verschwinden, wenn er versuchte sie genauer zu betrachten. Ihre Farben, ihre Strukturen, ihre Bedeutung zu erkennen, wäre ihm nicht möglich, das spürte er tief im Inneren. Ein Farbblitz tauchte unweit von ihm auf, einfach so mitten aus dem Nebel. Das, was am deutlichsten von dieser Erscheinung hervor stich waren die Tannengrünen, fast schwarzen Haare, die sich in mitten des Graus regelrecht in seine Netzhaut brannten. Eds Herz begann vor Aufregung lauter zu schlagen. Dieses Grün! War es vielleicht möglich, das es wirklich er war, der ihm scheinbar ohne es zu bemerken über den Weg lief? Es wunderte Edward, dass er sich nicht bereits zu ihm umgedreht hatte, denn sein Herz schlug so unglaublich Laut in seiner Brust, das er sicher war, man müsse es über Kilometer hören können. So etwas wie Glückseeligkeit, pure Angst und Unsicherheit mischten sich in einem einzigen Strudel der Gefühle zusammen und er war nur noch zu einem einzigen Gedanken fähig, er musste Envy folgen. Sein Füße begannen wie von selbst sich zu bewegen, direkt hinter Envy her. Er war viel zu begeistert von diesem scheinbar klaren Gedanken, der sich ihm auftat, dass er nicht im geringsten auf seine Umgebung achtete. Er sah nur noch Envy, er war nicht fähig sich auf etwas anderes zu konzentrieren, wie als hätte der Nebel ihm jeden weiteren Gedanken gestohlen und in sich aufgezogen. Seine Gedanken einfach versteckt hinter seiner Undurchdringlichkeit, aber Envy war da, sowie der Gedanke an ihn. Er würde vielleicht endlich die Antwort finden, die ihn schon so lange quälte und vielleicht würde er dann auch wieder klarer sehen. Dann spürte er plötzlich keinen Boden mehr unter seinem Fuß und noch bevor er erfassen konnte was geschah, rutschte er den Abhang zum Fluss hinab und landete schließlich in seinen dunklen Fluten. Viel zu geschockt um auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen, sank er in die Dunkelheit. Die Kälte die sie mit sich brachte, war fast unerträglich. Nur mühsam konnte er seine Gliedmaßen dazu bewegen sich trotz der Kälte zu bewegen. Die Strömung trieb ihn langsam den Fluss hinab. Seine Bewegungen brachten ihn zuerst nur langsam voran, da sie sehr unkoordiniert waren. Doch auch nachdem er alles in einen gleichmäßigen Rhythmus gebracht hatte kam ihm der Weg zur Wasseroberfläche noch endlos vor. Schuld daran war vermutlich das zusätzlich Gewicht seiner Automails, die es ihm erschwerten an die, für ihn so lebensnotwenige, Luft zu kommen. Das Gefühl zu ersticken, drang in sein Bewusstsein ein, langsam aber mit einer erschreckenden Deutlichkeit. Seine Bewegungen wurden immer hektischer. Er setzte alle Kraftreserven frei, die ihm zur Verfügung standen um den Kampf um sein eigenes Leben, doch noch zu gewinnen. Er stand kurz vor dem K.O. Doch er würde nicht einfach aufgeben, die Vorstellung in dieser kalten Dunkelheit sein Ende zu finden, ohne die Antworten nach denen er sich so sehr sehnte, konnte er nicht ertragen. Dies war nicht der Ort, weder die Zeit in der er sterben würde! Das durfte es einfach nicht sein! Motiviert durch diesen Gedanken, durchstieß er im allerletzten Augenblick, die lang ersehnte Wasseroberfläche und sog gierig die feuchte, schwere Luft in seine beanspruchten Lungen. Mit der Luft erfüllte seinen Körper eine unglaublich Erleichterung, dieser dunklen Kälte vorerst doch entkommen zu sein. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm, den ihm nächsten Moment schlug Eds Kopf heftig gegen einen aus dem Wasser ragenden Fels. Dunkelheit begann seinen Blick zu durchtränken. Verzweifelt versuchte er gegen sie anzukämpfen, doch sie ergriff immer mehr Besitz von ihm, umfing ihn mit ihrer bedeutungsschwangeren Trägheit und mit ihr kehrte auch die Kälte zurück. Verdächtige Geräusche ließen Envy blitzschnell herumfahren. Niemand war zu sehen, keine Menschenseele, gar nichts, außer dem undurchdringlichen Nebel. Trotzdem ganz in der Nähe hörte er ein Geräusch, das klang als wenn jemand Metal immer wieder gegen irgendwas Hartes schrammen lassen würde. Er lauschte angespannt, dann hörte er ein Platschen. Vielleicht nur ein Frosch, schoss es ihm kurz durch den Kopf, bis ihm wieder bewusst wurde, das es für diese Tiere noch viel zu kalt war. Doch was also dann? Vorsichtig näherte er sich dem Flussufer, bedacht darauf nicht zu nahe ranzugehen, da das rutschige Gras der Schräge, die hinunter führte, ihn sonst in die kalten Fluten zerren würde. Angestrengt blickte er auf die unruhigen dunklen Fluten hinab. Nichts war zu sehen. Er wollte sich gerade wieder abwenden, als sein Blick, noch einmal den Fluss hinab glitt. Hatte da nicht etwas Gold aufgeleuchtet? Neugierig folgte er dem Instinkt sich das genauer anzusehen. Schnell lief er am Flussufer entlang, der Strömung folgend. Tatsächlich inmitten des Schwarzes, funkelte eine goldblonde Mähne auf. Ihm nächsten Moment durchbrach ein bekanntes Gesicht die Oberfläche. Envy Herz setzte einen Moment lang aus. Es war Fullmetal! Gebannt haftete sein Blick auf Ed. Er sah wie Ed von der Strömung gegen den Felsen geschleudert wurde und scheinbar unmächtig in den reißenden Fluten versank. Entsetzen und Ärger breiteten sich in ihm aus. Ohne weiter darüber nachzudenken folgte er seinem Erzfeind, in die kalten, rauen Fluten. Er konnte das nicht zulassen, das durfte nicht das Ende sein, er würde es verhindern. Er spürte die Kälte des Wasser kaum, brannte doch tief in seinem Inneren eine Entschlossenheit, die keine Kälte dieser Welt zum erlöschen bringen würde. Mit kräftigen Zügen folgte er dem schimmernden Gold, das der Fluss mit sich zerrte, weit weg von hier, doch genau das würde Envy zu verhindern wissen. Als er fast bei ihm war, tauchte Envy ab in die Dunkelheit, schwamm immer weiter diesem leuchtenden, unübersehbaren Gold entgegen. Er schien so nah und doch kam es Envy wie eine Ewigkeit vor, bevor er Edwards schlaffen Körper mit einem Arm umfing. Er sah wie kleine Luftblasen aus Eds geöffneten Mund austraten. Wenn er ihn nicht schnell aus dem Wasser schaffte, würde er unweigerlich sterben. Von diesem Gedanken beflügelt schwamm er mit aller Kraft die er hatte, der Wasseroberfläche entgegen. Edward fest umklammert, kam er dem gedämpften Licht immer näher. Dann durchbrach er die Wasseroberfläche und zog Edward ebenfalls soweit hinaus, das sich sein Kopf über dieser befand. Die feuchten Strähnen klebten ihm am Gesicht, kein Lebenszeichen. Panik ergriff Envy, so konnte es mit dem Fullmetal Alchemist nicht zu Ende gehen. Mit einigen weiteren kräftigen Zügen schwamm Envy Richtung Ufer und versuchte sich an Rand irgendwie festzuhalten, doch der Matsch so dicht am Ufer war einfach zu rutschig und die Strömung zu stark. Langsam breitete sich Verzweiflung in ihm aus, würde Ed nicht bald aus dem Wasser kommen, wäre es unweigerlich zu spät. Jedoch meinte es das Schicksal gut mit Envy, den der Fluss teilte sich und sie wurden in einen immer kleiner werdenden Nebenfluss gespült. Irgendwann spürte Envy Boden unter den Füßen und begann sofort zu laufen. Immer darauf bedacht Eds Kopf über der Wasseroberfläche zu halten. Am sicheren Ufer angekommen hievte er Fullmetals schlaffen Körper mühevoll hinaus und zog sich anschließend selber aus den mörderischen Fluten. Er zog Ed noch ein kleinen Stückchen vom Fluss weg, um nicht das Risiko einzugehen, das er wieder hinein fällt. Schnell legte Envy seine Finger um Eds Handgelenk. Er spürte keinen Puls, nicht das geringste Lebenszeichen. Adrenalin durchflutete seinen Körper. Envy hielt Eds Nase zu und presste seine kalten, nassen Lippen auf Eds und versuchte so ihm neues Leben einzuhauchen. Das wiederholte er zwei, drei Mal. Dann legte er beide Hände auf Eds Brust und begann regelmäßig Druck darauf auszuüben. „Verdammt wag es ja nicht zu sterben, Fullmetal!“, brüllte er den bewusstlosen dabei an. Ein weiteres Mal verschloss Envy Eds Mund mit dem seinen. Er musste wieder atmen, er musste einfach! Leise Verzweiflung bahnte sich in Form einer Träne ihren Weg über Envys Gesicht. Wieder begann er mit dem Pumpen. „Atme gefälligst! Ich bin der Einzige der dich töten darf, also atme verdammt!“, brüllte er. Wie als hätte er ihn endlich erhört spuckte Ed endlich Wasser und setzte sich hustend auf. Envy strich ihm beruhigend über den Rücken, bis sich seine Brust wieder gleichmäßig hob und senkte. Erleichterung breitete sich in Envy aus. Er lebte. Jetzt wo der Adrenalinschub langsam wieder nachließ und es keinen Grund zur Panik mehr gab, fragte Envy sich wieso er ihn eigentlich gerettet hatte? Schnell wurde die sonst so zierliche, leise Stimme in seinem Kopf laut und offenbarte ihm zum wiederholten Male, dass was er einfach nicht war haben wollte. Er wollte Ed nicht töten. Er mochte ihn sogar, auch wenn sie immer ein sehr feindseliges Verhältnis zueinander gehabt hatten. Er konnte sich eine Welt ohne ihre gelegentlichen Treffen nicht mehr vorstellen, so absurd das auch klingen mochte. Er würde ihn nicht töten, vielleicht verletzen, aber gewiss nicht töten. Ed trieb umher in einem Meer aus Dunkelheit, nicht fähig zu sagen wo oben oder unten sei. Ein Gefühl der Leichtigkeit hatte ihn erfasst. Alle Verantwortung schien von ihm abgefallen zu sein. Nichts erschien mehr wichtig. Er ließ sich einfach von der dunklen Gleichgültigkeit umgarnen ohne zu merken, dass sie ihn immer weiter seinem endgültigen Tod entgegen führte. Dann durchflutete plötzlich ein helles Licht die Finsternis. Ed sah zu dem Licht hinauf und eine innere Wärme schien sich in ihm auszubreiten. Mit dem Licht wurden auch leise geflüsterte Worte zu ihm herübergeweht. „... nicht sterben, Fullmetal!“, flüsterte diese vertraute Stimme. Sie versuchte ihn an etwas zu erinnern, etwas sehr wichtiges. Ed konnte sich nicht genau daran erinnern, was es war, aber er musste es wissen, das spürte er. Aus seiner Starre erwachend ging er dem Licht entgegen. Je näher er ihm kam, desto mehr Sinneseindrücke wirkten auf ihn ein. Der leicht salzige Geschmack in seinem Mund, das Rascheln von Gras und hektische Atemzüge in seinen Ohren, der Geruch von Feuchtigkeit in seiner Nase gepaart mit dem kalten Tropfen, die immer wieder auf sein Gesicht fielen und diese samtenen kalten Lippen, die die seinen bedeckten. Dann der Druck auf seiner Brust und die nun deutlich werdendere Stimme, die ihn mit einer Intensität zum Atmen aufforderte, dass er einfach nicht anders konnte als dieser Aufforderung nachzukommen. Er wurde in gleißendes Licht getaucht und das Nächste was er spürte, war der starke Schmerz im Hinterkopf und seine Lungen die wie Feuer brannten, bei dem krampfhaften Versuch das Wasser zu verdängen um dem Sauerstoff platz zu machen. Sofort spürte er eine warme Hand, die sanft und beruhigend über seinen Rücken strich. Die Hand erreichte schnell die gewünschte Wirkung. Eds Atmung normalisierte sich langsam wieder. Nun wand er den Kopf leicht zur Seite, um seinen Retter zu betrachten. Er blickte in tiefes Lila, umrahmt von grün-schwarzen Strähnen, die feucht an seinem Gesicht klebten. Sein Blick war eine Mischung aus Sorge und Erleichterung. Edward verstand die Welt nicht mehr. Allzu gerne hätte er ihn nach dem Grund gefragt, doch sein geschundener Hals würde nur ein unverständliches Krächzen hervorbringen. Somit konnte er ihn nur stillschweigend fragend ansehen. Er hätte schließlich selbst sterben können bei dem Versuch ihn zu retten. Wieso sollte Envy sich in solche Gefahr begeben? Es war ihm völlig unbegreiflich, wie auch ihr letztes Treffen. Wie als hätte Envy sich an Eds Rücken verbrannt zog er seine Hand zurück und brachte sogleich etwas Abstand zwischen sie. Unsicher schaute er Edward an. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder. Scheinbar wollte er etwas sagen, wusste aber nicht wie. Dieser sonst so kaltblütige, entschlossene Homunkuli rang doch tatsächlich nach Worten. „Ich habe dich nur gerettet um dich mit meinen eigenen Händen umzubringen, damit das klar ist“, versuchte er seine Tat zu rechtfertigen, schaute dabei jedoch die ganze Zeit zu Boden. Dieses ganze Verhalten löste ein merkwürdiges Gefühl in Edward aus und hinterließ ein Kribbeln auf seiner Haut. Irgendwie fühlte es sich richtig an und irgendwie auch falsch. Als Envy sich langsam zum Gehen wenden wollte, schüttelte Ed den Kopf und brachte nur einen undefinierbaren Laut hervor bei dem Versuch „Nicht“ zu sagen. Er durfte nicht gehen, bevor er ihm nicht den wahren Grund erklärt hatte, er durfte einfach nicht! Denn das würde Ed mehr quälen als alles andere, was er ihm je angetan hatte. Envy fiel es so schon schwer genug einfach zu gehen, ohne die Gewissheit zu haben, dass Ed jetzt alleine klar kam, doch dieser Blick, dieses Flehende darin hielt ihn doch noch einen Moment länger an dem Fleck auf dem er stand. Zum wiederholten Male überkam ihn das Bedürfnis Edwards weiche Haut zu berühren, doch es würde die ganze Sache nur weiter verkomplizieren. Envy war schon verwirrt genug von seinen Gefühlen. Würde er jetzt bleiben würde das vielleicht zu Dingen führen, die sie später möglicher Weise beide bereuen würden. Er schluckte schwer. Es fiel ihm unglaublich schwer sich von Eds fast hilfloser Erscheinung abzuwenden. Es wäre so einfach ihn zu verletzen, ihn zu töten oder auch ganz andere Dinge mit ihm zu tun. Es war ein wirklicher verlockender Gedanke, doch Envy war sich zu unsicher was er wirklich wollte. Zuerst müsste er sich darüber im Klaren werden, um sich Ed gegenüber dementsprechend zu verhalten. „Wir sehen uns bald wieder, Fullmetal“, murmelte Envy und verschwand im Nebel, die Hände zu Fäusten geballt, um nicht doch an seinem Entschluss zu gehen zu zweifeln. Als er sicher war das Edward ihn nicht mehr sehen konnte, begann er zu rennen, so schnell wie ihn seine Beine nur trugen. Er versuchte vor diesen Gefühlen wegzulaufen und vor allem vor der Person durch die sie ausgelöst wurden. Nie hätte er geglaubt, das er ausgerechnet für IHN so etwas empfinden konnte. Als Envy aus der Nebelwand herausbrach strahlte ihn die Sonne an. Er war erschöpft vom vielen Laufen und seine Beine gaben unter ihm nach. Er konnte es nicht verstehen, wieso verlangte es ihn ausgerechnet nach seinem größten Feind? Lag darin nicht eine gewisse Ironie? War nicht auch nur der Ansatz einer Hoffnung zum scheitern verdammt? Obwohl...wozu war er eigentlich Gestaltenwandler? Vielleicht würde ihm Ed gehören können, wenn er ihm in anderer Form begegnete? Oder vielleicht würde er seine Sehnsucht auch befriedigen können, wenn er nur ein einziges Mal ganz ihm gehörte, im ausgeliefert war, vielleicht würde es schon reichen sich das was er wollte gewaltsam zu nehmen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)