Kaito und Aoko von IchBinLiebe ================================================================================ Prolog: Die Nacht vor 6 Jahren ------------------------------ Die Nacht war wolkenverhangen. Kaito Kid landete mit seinem Gleitflieger auf dem Dach eines großen, von der nächsten Stadt abgeschiedenen, Hauses. Baumkronen, welche es umgaben, sorgten für Sichtschutz, als er sich auf die umliegende Wiese hinunter gleiten ließ. Im Verborgenen schlich der weißgekleidete Dieb wie ein Fuchs um das Gemäuer herum, bis hin auf eine hölzerne, halb überdachte, Vorderveranda. Er lauschte hinter der Mauer versteckt, bevor er jene hinauf stieg. Umgehend verminderte der Sohn des ersten Kaito Kids die Lautstärke seiner Schritte um weiteres. Geschickt machte sich der junge Zauberer augenblicklich an der Eingangstür zu schaffen. Geübt wie er war, hatte er diese in kürzester Zeit soweit, dass er sie geräuschlos mit Bedacht öffnen konnte. Dann schlich er hinein ins Innere des Hauses. Schloss die Eingangstüre sofort wieder sorgfältig mit seinen in Weiß gehüllten Händen. Ein weiteres Mal lauschte der Dieb in Dunkelheit hinein. Nichts war zu hören. Nur durch vier kolonialistische Fenster schimmerte das nächtliche Licht herein. Seine Taschenlampe anknipsend schaute sich Kaito aufmerksam um. Er befand sich in einer Art kleinen Empfangshalle mit weiß marmoriertem Boden. In der Mitte befand sich ein großer, runder Holztisch, welcher durch Blumensträuße in Vasen dekoriert war. Auch in allen vier Ecken des Raumes gab es hohe Vasen aus Porzellan. Jene waren ebenfalls mit Blumensträußen bestückt. Ohne sich jedoch näher dafür zu interessieren, steuerte der Dieb das obere Stockwerk an. Stieg die geschwungene Treppe hinauf auf einen Gang. An mehreren verschlossenen Türen vorbeikommend, öffnete er jede spaltweise. Lugte kurz hinein, leuchtete in die jeweiligen Räume. Schloss sie anschießend genau so ruhig, wie er zuvor geöffnet hatte. Plötzlich blieb er seinen Atem anhaltend stehen. Es waren Schlafgeräusche aus dem Inneren des nächsten Zimmers zu vernehmen. Leise schlich sich Kaito vorbei, zur nächsten und übernächsten Tür. Auch die verbargen offensichtlich nicht sein angestrebtes Ziel. Bei der nächsten Tür schaute es anderes aus. Nachdem der Dieb auch hier zuerst einen Blick hineingeworfen hatte, betrat er den Raum. Schloss sofort die Türe geräuschlos hinter sich. Das Licht der Taschenlampe traf zuerst auf einen, in der Mitte stehenden, Schreibtisch. Anschließend auf ein Bücherregal, danach auf einen viereckigen Kasten. Auf dem Gesicht des Magiers dieses Jahrhunderts breitete sich ein erwartungsvolles Grinsen aus. Schnell schritt er auf das etwas zu, welches sich als ein schmuckloser, kleiner Tresor offenbarte. Aufmerksam sah Kaito sich noch einmal um, lauschte angestrengt. Alles war unverändert ruhig. So tippte der Dieb eine vierstellige Zahlenkombination in die dafür vorgesehene Tastatur ein. 8262 und offen. Bedächtig klappte er die kleine Tresortüre auf. Da entdeckte Kaito Kuroba wonach er schon seit etlicher Zeit so intensiv gesucht hatte. Ein Edelstein, funkelnd durch den Schein der darauf gerichteten Taschenlampe. Andächtig hob der Sohn des ehemaligen ersten Kaito Kids Toichi Kurobas den Edelstein sanft in seine behandschuhten Hände. Für einige Zeit schien die Zeit still zu stehen. Durch triumphierende und interessierte Augen wurde der Stein betrachtet. In der Hand gedreht. Genau begutachtet. Vorsichtig geöffnet. Pandora!, dachte er, in dessen Inneren den vermuteten zweiten Stein vorfindend. Die Augen des Sohnes bekamen einen tief traurigen Glanz. Dies war nun also der Stein für den man seinen Vater einst kaltblütig ermordet hatte… Kapitel 1: Unterschiedliche Pläne --------------------------------- Kaito Kid befand sich alleine, den Griff des Fensters bereits umfasst, im dunklen Raum. Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Mitunter nicht erschrocken drehte er sich gelassen um. Es war die Türe gewesen. Auf das Gesicht des weißen Diebes huschte ein erfreut und zugleich auch ein wenig hinterlistiges Lächeln. „Ah, da bist du ja endlich. Ich habe schon die ganze Zeit auf dich gewartet“, spielte er auf den kleinen Detektiv an, der noch aus einiger Entfernung, mit auf ihn gerichteter Armbanduhr, zielend näher kam. „Nimm deine Hände hoch!“, wurde er vom geschrumpften Shinichi bedrohlich aufgefordert. Sein Grinsen jedoch würde verschmitzter: „Warum sollte ich?“, entgegnete dem Grundschüler der, wie üblich in weiß gekleidete, Oberschüler provokant: „Versuchst du da etwa gerade mich zu verhaften?“ Es klang schon fast spöttisch. Warnend funkelte der kleine Detektiv seinen Gegenüber an: „Ja, genau das werde ich jetzt tun.“ Noch während er sprach, betätigte er, nur noch ein kleines Stück entfernt, den Knopf zum Abschießen des Pfeiles. Der Meisterdieb blieb davon außerordentlich unbeeindruckt. Grinste amüsant, als der Möchtegern Hüter des Gesetzes feststellen musste, dass den anderen kein Narkosepfeil getroffen hatte. Sein Rivale kam langsam auf ihn zu. Nervös werdend drückte Conan weitere Male. Nichts!, dachte er die Zähne aufeinander beißend. Schockiert weiteten sich seine Augen. Denn er war nun plötzlich derjenige auf den gezielt wurde. Kaito Kid hatte eine Uhr, die genau wie die des Miniatur-Shinichis aussah. Oh, nein. Verdammt!, begriff jener. „Hättest besser aufpassen sollen“, schmunzelte Kaito Überlegenheit demonstrierend noch näher an den Jungen heran tretend, schaute dabei auf ihn hinab. „Wie?“, ging es dem Mini-Shinichi durch den Kopf. Da fiel ihm die Situation ein. Kid hatte sie ausgetauscht, als er ihn, als einen Beamten des Sondereinsatzkommandos verkleidet, angerempelt hatte. Wut flammte in den Augen des geschrumpften Verbrechensbekämpfers auf. Der Dieb war nur noch wenige Schritte entfernt. Beugte sich zu dem Jungen hinunter und hielt ihm die echte Uhr entgegen. Conan schaute ihn voller Misstrauen an. „Hier!“, sagte der schlicht. Gab das Narkosechronometer zurück und holte sich seine Attrappe aus den Händen des Detektivs zurück. Weiterhin die kleinen Hände gefasst haltend flüsterte er: „Ach, und versuch es erst gar nicht. Der Pfeil ist selbstverständlich nicht dabei. Nicht das ich dir nicht trauen würde, aber Vorsicht hütet vor nicht wieder gut zumachendem Schaden, das verstehst du doch.“ Mit diesen Worten erhob sich der trickreiche Magier augenzwinkernd wieder. Ging zurück in Richtung Fenster. Conan schaute tatenlos zu, wie der Dieb hinauskletterte. „Den Stein übrigens übergebe ich in deine verantwortungsvolle Obhut“, waren die letzen Worte, bevor er mit seinem Gleiter davon flog und sich endgültig aus dem Staub machte. „Haha, ihr habt’s mal wieder nicht geschafft!“, freute sich der diebische Oberschüler königlich, als er sich mittlerweile oberhalb eines Tokioter Gebäudes stehend, im Schutze der Nacht, verbarg. Sein weißer Umhang flatterte im Wind. Überaus zufrieden schaute er mit einem siegreichen Lächeln auf die von ihm mittlerweile weit entfernte Polizeieinheit, inklusiver seinem Lieblingswidersacher, hinunter. „Dieser Punkt geht wohl mal wieder an mich Kommissar Nakamori, aber nehmen sie es nicht so schwer. Ich komme ja wieder!“ Mit diesem munteren Versprechen machte er sich, den Gleiter wieder in die Luft bringend, im Sturzflug und dann zu Fuß auf den weiteren Rückweg. Wobei er sich seiner Verkleidung natürlich entledigte. Dreist wie er war, vergnügte er sich mit einem zusätzlichen Umweg und machte sich einen Spaß daraus noch einmal als ganz normaler Oberschüler vor der Nase der Polizeisuchtrupps herum zu spazieren. Als er Conan über den Weg lief, war das ein ganz besonderer Erfolg. Denn der kleine Detektiv musterte ihn zwar kritisch, tat ihn dann aber offensichtlich wirklich als einfachen Passanten ab. Zumindest nachdem er mit einem: „Conan, komm lass uns gehen. Wir müssen nachhause“, seitens Ran an der Hand genommen wurde. „Ja“, sagend ließ er sich von ihr mitziehen. Jii kam in den Flur, da er seinen jüngeren Mitbewohner verfügt summend nachhause kommen körte. „Da bist ja endlich!“, begann er gleich ihn zu tadeln: „Wirklich Kaito: Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist fast halb vier! Müsst du mir immer so einen Schrecken einjagen!?“ Der Sohn des verstorbenen Zauberers warf dem Haushälter seines Vaters einen musst-du-dich-immer-so-anstellen Blick zu, während er sich seiner Schuhe entledigte. „Jetzt schau nicht wieder so!“ „Was denn?“, ein weiteres Mal schaute Kaito zu dem alten Mann auf: „Keine Sorge Jii-ilein! Ich konnte doch bisher immer gut auf mich selbst aufpassen. Wohlgemerkt auch ohne von dir gerettet zu werden zu müssen“, zeitgleich richtete er sich wieder auf: „Oder kannst du dich daran erinnern, dass ich jemals wirklich in Gefahr gewesen wäre von der Polizei enttarnt zu werden?“ „Tu nicht so, junger Mann: Diesen von dir genannten Fall gab es jetzt schon mehr als nur ein Mal. Erinnere dich nur einmal an die Sache mit der Turmuhr zurück!“ „Was willst du eigentlich: Das war doch für einen guten Zweck“, meinte der Oberschüler nun schon nach oben gehen wollend. „Mag ja sein, aber gefährlich war es trotzdem für dich. Wirklich, Kaito: Ich finde du nimmst das ganze Versteckspiel mit der Polizei zu sehr auf die leichte Schulter und Pandora hast du bisher jawohl noch immer nicht finden können! Trotz all deiner Bemühungen.“ Mit dem letzen Satz hatte der alte Mann beim Sohn seines ehemaligen Herrn ins Schwarze getroffen. Abrupt blieb dieser auf der Treppe stehen. Die Hände um das Geländer, schaute er widerspenstig auf den Haushälter hinunter. „Bitte, sieh doch endlich ein, dass es so keinen Sinn macht. Bevor du an die Mörder heran kommst, hat dich die Polizei längst zehnmal.“ „Du meinst Nakamori und seine Genossen?“, begann der Oberschüler zystisch aufzulachen: „Der wird mich doch nie erwischen“, er wurde wieder ernst: „Nicht so lange er sich nicht etwas besseres einfallen lässt. Aber keine Sorge Jii, ich werde schon nicht mit dem Feuer spielen.“ „Heißt das, du siehst ein, dass ich Recht habe und hörst endlich auf damit?“ Der junge Dieb hörte die Hoffnung Jiis aus diesen Worten heraus, schaute in dessen bittende Augen. Er antwortete, indem er den Mund mit einem: „Nein“, zusammen zog. „Aber, Kaito“, traf es Jii damit sehr. „Selbst wenn mein Plan letztendlich nicht aufgehen sollte, bereitet es mir viel zu viel Spaß, als dass ich je auf den Gedanken kommen könnte damit aufzuhören. Stell dir vor: heute ist es mir sogar gelungen diesen kleinen Möchtegern Detektiv auszutricksen. Du hättest sein Gesicht sehen sollen.“ Jii hörte seinen Kaito laut lachen. Der bis eben noch ersichtliche, unterschwellige Kummer schien nun wieder verschwunden zu sein. Was den alten Mann sehr seufzen und resigniert den Kopf schütteln ließ. Ehe er sich ersah war der junge Zauberer die Treppe hoch. Hilflos rief er seinem Schutzbefohlenen noch ein „Gute Nacht“ nach oben. Wider erwartend folge ein ausgelassenes: „Gute Nacht, Jii“, drauf, noch bevor sich der alte Mann ans Gehen gewandt hatte. Traurig lächelnd schaute der alte Mann noch einmal hoch, bevor auch ging. Am nächsten Morgen, wurde Kaito von einem „Na komm schon, Junge!“, durch Jii, wem auch sonst, geweckt. Murrend drehte sich der Sohn des ehemals berühmten Zauberers, den Haushalter dessen, ignorierend einfach auf die andere Seite. Doch der alte Mann ließ sich nicht so einfach von seinem Vorhaben abbringen. „Komm schon, oder willst du etwa wieder zu spät kommen und nachsitzen bis abends?“, drängte er hartnäckig: „Na, los Kaito oder muss ich dich auf meine alten Tage etwa noch aus dem Bett werfen?“ „Ja, ja doch!“, drehte sein Liebling sich wutentbrannt zu ihm um. Müde und genervt hielt er sich, beim Aufsetzen gähnend eine Hand vor den Mund. „Jetzt trödel nicht so: Beeil dich endlich“, forderte Jii ihn ein weiteres Mal, bereits auf vom Flur aus: „Dein Frühstück seht längst auf dem Tisch!“ „Ja, ja“, rief Kaito ihm hinterher. Schlecht gelaunt warf er sein Kissen bis zu der Stelle, an der Jii bis vor wenigen Augenblicken noch gestanden hatte. Übermüdet raffte Kaito sich auf und kam nach einem kurzen Abstecher zum Badezimmer nach unten in die Küche. Dort setze er sich ein weiteres Mal gähnend an den Tisch. Nachdem er die Zeitung lesend gefrühstückt hatte, schnappte er sich seine Schultasche und machte sich auf den Weg zu Aoko. Wie er bereits erwartete hatte, hatte sie sichtlich schlechte Laune wegen der gestrigen Aktion, was sich bereits zeigte als sie ihm die Türe öffnete und ein gähnen unterdrückendes: „Warte, ich bin noch nicht so weit!“, verlauten ließ. Grummelnd die Augen verdrehend kam er herein und warte auf sie. „Lass mich raten, du bist noch immer sauer wegen gestern!“ „Und ob ich das bin. Kaito Kid, wie ich diesen Mistkerl hasse: Er ist uns schon wieder entkommen!“ Seine Klassenkameradin entflammte regelrecht. „Mit uns meinst du wohl eher deinen Vater, diesen Deppen von Kommissar!“, goss Kaito ihr aus reiner Absicht noch zusätzliches Öl ins Feuer, denn auch er war immer noch nicht gut drauf. „Kaito!“, explodierte sie darauf vor Wut über ihn: „Nenn meinen Vater gefälligst nicht Deppen. Denn er ist keiner. Er ist ein sehr erfolgreicher Kommissar. Es liegt alleine an Kaito Kid. Er ist es, der mit unfairen Mitteln spielt! Ich hasse diesen Möchtegern Zauberer. Der ist ja noch fanatischer auf seine bescheuerte Magie als du!“ Danke, verdrehte in beiden Fällen Gemeinter gelangweilt die Augen: Für das Kompliment!, während er seine Klassenkameradin weiterhin neben sich aushielt. „Dieser Kaito Kid ist der allerletze Idiot! Es ist nur eine Frage der Zeit bis er meinem Vater in die Falle geht und dann ist er fällig!“ Das Grinsen, welches sie ihm nun teuflisch entgegenbrachte, wirkte auf den vermeidlich Unschuldigen doch beinahe tatschlich ein wenig einschüchternd. Was jener sich jedoch freilich nicht anmerken ließ. „Argh!“, während Aoko ihnen Blick wieder vor sich auf die Straße richtete, regte sie sich unaufhörlich weiter auf: „Gestern auch wieder. Mein Vater kam erst heute Morgen wieder zurück. Er war total Müde wegen diesem Verrückten! Und ich, wenn Kaito Kid seinen dämlichen Raubzug wenigstens auf einen Freitag oder das Wochenende gelegt hätte, dann hätte ich wenigstens aufbleiben können!“ „Aber du warst doch mit deinen dummen Demo-Schildern da“, wandte er von ihrem Geplärr genervt ein. „Ja, aber doch nur bis halb zwölf du Idiot! Oder denkst du ich hätte merkwürdigerweise im Gegensatz zu dir keine Schule, hä!?“ „Ist ja gut“, hörte er auf sich vor ihr zu ducken. Schon auf dem Gang zum Klassenzimmer hatte Kaito bereits erneuten Grund zur schlechten Laune. Es war ein gewisser Saguru Hakuba, der ihm da die Sonne des frühen Morgens verdunkelte. Davon unbeeindruckt wollte er an dem blondhaarigen Detektiv vorbei gehen. Doch dieser tat ihm den Gefallen nicht, indem er sich einfach ungefragt zu dem anderen Oberschüler und dessen Freundin gesellte und neben ihm hergehend die Klasse betrat. Gereizt richtete sich der Dieb an den Detektiv aus England: „Was hat dich denn hier her verschlagen. Ist dir London abgebrannt!?“ „Nein“, meinte dieser lockerlässig seine Hände in den Hosentaschen platzierend, bevor er offensichtlich doch etwas ärgerlich wurde: „Ich finde es nur zu Schade, dass mein Flug, auf Grund des Anschlagsversuchs so dermaßen Verspätung hatte. Sonst hätte ich dich gestern Nacht gestellt“, den letzen Satz hauchte er ihm schon fast förmlich Silbe für Silbe ins Ohr.“ Zum Ärgernis des Detektivs ließ sich der vermeidliche Dieb obschon dieser Drohung nichts öffentlich anmerken. „Ach, glaubst du das etwa wirklich?“, blieb Kaito neben dem Halbengländer stehen, fiel so hinter Aoko zurück: „Du hast doch nichts als nur den geringsten Verdacht, dass ich möglicherweise dieser Meisterdieb, dieser Kaito Kid sein könnte“, merkte er den Trumpf, wohl wissend, dass sein Gegenüber nicht wirklich einen Beweis gegen ihn Vorbingen konnte. „Ich rate dir bleib auf der Hut, denn ich bin jetzt bis zu den Abschlussprüfungen hier und werde nebenbei mit Sicherheit die ein oder andere Stunde mit meinen Ermittlungen gegen dich zubringen können. Sei nur einmal unaufmerksam und es wird mir schon reichen.“ „Da kannst du warten bis du schwarz wirst!“, war das letzte was Kaito noch sagte, bevor er sich endgültig abwandte und dem Detektiv hinter sich achselzuckend den Rücken kehrte. Kaum war er jedoch den einen los, hatte er die nächste an der Backe. Er hatte sich noch nicht ganz auf seinem Platz niedergelassen. Da hatte er auch schon Akako neben sich stehen. „Siehst du“, grinste sie hochmütig: „habe ich dir nicht gesagt, dass du leer ausgehen würdest?“ „Na und?“, warf er ihr einen gereizten Blick zu: „Meinst du das mich das auch nur irgendwie stören würde“, er grinste sie sarkastisch an: „Im Gegensatz zu deiner, ach so tollen, Vorhersage, war ich es, der den Stein absichtlich zurück gelassen hat. Willst du sonst noch was?“ „Nein, nein. Ich sage dir jetzt nur mal etwas, wofür ich die Wahrsagerei nicht einmal brauche“, sie deutete gefährlich auf den blonden Oberschüler: „Sei schön vorsichtig, Kaito. Sonst bekommt er dich.“ In sich hinein kichernd zog sie, nach Aussprache dieser Drohung, von dannen. Auf dem Heimweg mit Aoko war er still, während sie redete. „Ich find es klasse, dass Saguru wieder hier ist und bei uns seinen Abschluss macht. Wenn ich Glück habe, kann ich mit ihm zusammen studieren. Wenn er das nächste Mal hinter Kaito Kid her ist, werde ich mich ihm anschließen. Er wird ihn fertig machen", bog sie mit ihm auf ihre Wohnstraße ein. „Ach, ja“, entgegnete er ihr desinteressiert: "Wer es glaubt." Ihre Augen funkelten regelrecht. Gelangweilt und unbeeindruckt verschränkte er seine Arme im Nacken. „Komm schon“, meinte sie mit ihm vor ihrer Haustür angelangt: "Wir wollten zusammen lernen, oder hast du das etwa vergessen“, zog sie ihn mit sich die Treppe hinauf. Ihr Freund jedoch wehrte sich: „Was soll das? Ich hatte überhaupt kein Interesse daran mit dir zu lernen, schon vergessen?“ „Argh“, begann sie sich erneut aufzuregen: „Das war doch nicht allen Ernstes dein ernst, oder?“ „Ja, aber sicher. Wieso denn auch nicht? Ich bin schließlich gut genug!“ Mit dieser Aussage hatte er sie verletzt. Böse konterte sie, hinter ihnen ihre Zimmertüre schließend: „Wer hat denn erst heute mal wieder eine Arbeit mit einer gerade mal mittelprächtigen Note zurückbekommen, hä!?“ „Na und“, befreite er sich aus ihrem festen Griff ums Handgelenk: „reicht doch und außerdem was geht dich das an! Wenn du unbedingt lernen willst, dann tu das doch. Aber bitte ohne mich.“ „Wenn du so weiter machst wirst du bestimmt an keiner Uni aufgenommen!“, fing sie an ihn anzuschreien. „Ich habe dir doch mehrmals gesagt, dass ich überhaupt nicht vorhabe zu studieren!“ Entsetzt schaute sie ihn an: „Sag mir jetzt nicht, dass du dich tatsächlich nicht beworben hast!?“ „Habe ich nicht. Ich will Zauberer werden, schon vergessen? Dazu brauche ich kein Studium.“ „Du bist so ein verdammter Idiot: Kaito, das- glaub ich einfach nicht! Du bist so begabt und willst alles in den Sand setzen!? Diese dämliche Zauberei wird doch sowieso nie klappen!“ „Ach, und wieso nicht? Hast du vergessen, dass ich der Sohn eines großen Zauberers bin?“ „Nein habe ich nicht“, räumte sie armeverschränkend ein: „Aber was ist, wenn du es nicht schaffst? Dann wirst du als elender Tellerwäscher irgendwo am Ende der Welt enden!“ Wütend rannte sie hinaus. Ebenfalls ärgerlich blieb Kaito in ihrem Zimmer stehen. Er hörte wie sie die Treppe hinunter polterte. Ihre Tränen dagegen konnte er nicht sehen... Kapitel 2: Schulabschluss und es heißt Abschied nehmen ------------------------------------------------------ „Also, kommst du jetzt mit oder nicht!?“ „Nein“, entgegnete Kaito schlicht. „Na, schön: Dann eben nicht!“ Und da war sie off. Was ihn aber nur mit den Schultern zucken ließ. Aoko hingegen war sauer. Stocksauer! Wütend fuhr sie ihren Computer runter, schnappte ihre Tasche und Jackett und weg war sie aus ihrem Zimmer hinaus aus dem Haus. „Kaito kommt wohl doch nicht mit?“, schlussfolgerte Keiko bedauernd, die von ihr abgeholt wurde. Sie schloss die Haustür. „Also mal echt! Weißt du, dass er so dämlich sein kann: Er verbaut sich alles und findet das noch nicht mal schlimm. Ich versteh das einfach nicht: Wie man nur so naiv sein kann!“, ärgerte Aoko sich immer noch maßlos. „Naja, schlecht ist er ja nicht“, versuchte ihre Freundin sie wenigstens etwas zu beschwichtigen, begleitete sie auf die Straße. Diese entlang regte Aoko sich weiter lautstark auf: „Ja gerade deswegen, Keiko! Schlau ist er ja! Aber deswegen ist er noch lange kein Genie, wie er sich das immer einbildet!“, verschränkte sie wütend die Arme: „Er und Zauberer! Ha, das ich nicht lache. Ich will mal wissen, wie weit er ohne Studium kommen will. Das freiberufliche Leben ist kein Zuckerschlecken! Für Niemanden! Da kann er sich noch warm anziehen! Und ich sag dir eins: Schafft er es nicht lache ich ihn aus!“ „Aber mal etwas anderes“, wechselte ihre Freundin das Thema: „Hast du schon ein Abschlusskleid gefunden, was dir gefällt?“ Mitgenommen antworte Nakamoris Tochter: „Nein.“ „Hast du dann vielleicht Lust nach den geschriebenen Aufnahmeprüfungen mit mir zusammen Eins kaufen zu gehen?“ „Klar, wieso nicht“, meinte sie verächtlich: „Wir werden ja studieren gehen im Gegensatz zu einem gewissen Möchtegernzauberer. Da können wir uns das ja leisten!“, fing Aoko wieder mit Kaito an. Wie sie und Keiko trafen viele ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler zur Aufnahmeprüfungsvorbereitungsunterricht ein. Darunter unteranderem auch Akako und Saguru. Die beiden standen sich unterhaltend bereits anwesend am Fenster zusammen. Zielstrebig steuerte Aoko den erstbesten Platz an, setze sich hin und kramte Bock und Etui raus. Keiko setze sich neben sie. Aoko schmollte. Ihr Blick fiel auf die beiden vom Fenster, die kurz darauf ebenfalls platznahmen und gleichfalls beiläufig Notiz von ihr nahmen. Sich nebeneinander direkt vor der von Kaito im Stichgelassen Aoko niedergelassen, hatte diese keinerlei Interesse an deren leise weitergeführten Konversation. „Müssen die so rumturteln?“, raunte sie ihrer Freundin zu. „Stör dich doch nicht daran“, meinte Keiko nur sich bereits mental auf den Unterricht vorbereitend, indem sie sich schon mal ihre Unterlagen durchlas. Frustriert tat Aoko es ihr gleich. Obwohl sie sich auch darüber ärgerte, dass Saguru so gut war und über Akako, die wahrscheinlich gerade vor Seht-mal-her-ich-geh-mit-dem-coolsten-Jungen-der-Klasse im siebten Himmel schwebte. Der Gedanke, dass sie statt sie nachher noch mehr Glück beim Date für den Abschluss hatte ließ sie zusätzlich gramen. Sie überlegte- Kaito würde sie nach allem was war sicher nicht mehr fragen. Und ob sie überhaupt ja sagen würde- sollte er sie widererwarten doch noch fragen. Sie war sich nicht sicher, ob sie dann überhaupt annehmen würde. Das musste sie sich erst mal noch gut überlegen dann. Zu viel mehr hatte sie keine Zeit, da das Pauken begann. Dumm war nur, dass bei ihr und auch Keiko leider dennoch ein paar Fragen am Ende offen geblieben waren. „Wir könnten Akako und Saguru fragen, die wissen es sicher“, wurde ihr von ihrer Freundin vorgeschlagen. Doch Aoko war entsetzt: „Saguru? Keiko spinnst du?“ „Wieso denn nicht?“, fand diese. „Hallo? Wenn wir ihm sagen, dass wir seine Hilfe brachen, dann bildet der sich doch sonst was über uns ein.“ „Ja, die Gefahr besteht natürlich“, gab Keiko ihr Recht. Der unbequemen Wahl ausgesetzt also so nachhause zu gehen oder doch Saguru- neben Kaito das andere Genie- zu fragen entschied sie sich dann notgedrungen für letzteres. „Na, los mach schon“, drängelte Keiko, die sah, dass der Jungdetektiv von England bereits seinen Tisch leergeräumt hatte und schon im Begriff war auf stehen zu wollen. „Was“, reagierte Aoko alles andre als davon angetan: „Warum denn ich? Warum soll ich ihn fragen. Mach du das doch! Du hast schließlich genauso wenig Ahnung von dem Mist wie ich.“ „Habt ihr ein Problem?“, war es Akako die Aoko, die wohl doch ein wenig zu laut gewesen war, gehört hatte. „Nein haben wir nicht“, entfuhr es Gefragter gereizt. Bevor sie sich, schnell darüber bewusstwerdend, korrigierte: „Doch haben wir!“ „Also was denn nun?“, fand Saguru das schon beinahe amüsiert. „Was versteht ihr denn nicht?“, zeigte er sich dann aber von seiner bereitwilligen Seite. „Ist das alles?“, fragte er nach, nachdem er sich die Problemschilderung der beiden angehört hatte. Dann erklärte er es eben und ging. Aoko war immer noch frustriert, als sie zuhause ankam. Zwar hatte sie es zu dem Zeitpunkt, als Saguru es ihr erklärt hatte verstanden gehabt. Nur jetzt hatte sie die Hälfte davon schon wieder vergessen. Es half alles nichts. Musste sie eben ihren Vater noch mal fragen. Nur- das wäre ja zu schön gewesen. Als er von der Arbeit kam, aß er nur etwas und war vollkommen von seiner Wut auf Kaito Kid eingenommen, die sich auf seine Tochter übertrug. „Ich hasse ihn. Ich hasse ihn!“, stieß sie aufgebracht aus, als sie zurück in ihr Zimmer stampfte und die Tür Rums machte. Den Rest des Abends versuchte sie mit Keiko per Telefonat die Inhalte von Sagurus Erklärungen zu rekonstruieren. Im weitesten Sinne gelang es den Freundinnen schließlich doch irgendwie das Ganze wieder sinnergebend zusammenzufügen. Während seine eigentlich doch beste Freundin auch am Sonntag noch mit ihrer Freundin lernte, war Kaito selbst eher mit Planungen zugange. Im Museum sah er sich, um und konnte sich, unbehelligt der Polizeibeamten, die neusten Sicherheitsvorkehrungen routinemäßig begutachten. Nachdem er das erledigt hatte, kehrte er nach Hause in sein Zimmer zurück. Dort zeichnete er sich mit Bleistift aus dem Gedächtnis heraus einen Zeitplan, indem er überlegte wie viel Zeit ihm für jede einzelne der neun Sicherheitsschranken blieb. Sein Problem auf das er dabei stieß war, dass er zwar das übliche Sicherheitssystem kannte, aber nicht das daran neue zusätzlich angeschlossene zweite System. Zudem handelte es sich bei vieren der Alarmanlagen um neure Modele mit denen er zuvor noch niemals zu tun gehabt hatte. Diese mussten ganz neu auf dem Markt sein. Da es ihm zu risikoreich schien, die ihm fehlenden Informationen aus dem Internet zu beziehen, schlich er lieber zuerst wieder als Passant, dann umgezogen in Polizeiuniform bis in Nakamoris Büro. Wie er angenommen hatte war der Kommissar des Kaito Kid- Sonderkommandos nicht da. Schnell schloss er die Tür hinter sich und hatte bald was er suchte aus einem Ordner im Regal gefunden. Er fand Kopien von den Schaltplänen, die neben den sonst noch für die Polizeiarbeit benötigten Informationen eingeordnet worden waren. Somit konnte er auch nachlesen von welcher Sicherheitsfirma das System stammte, wie es hieß und wie es im Besonderen funktionierte. Das was er aus den Unterlagen brauchte kopierte er sich kurz, bevor er seine Papiere unter seiner Kleidung versteckt nach Hause zurück ging. Eine Woche später war Aoko, wie Keiko, fürchterlich nervös. Gemeinsam waren sie bereits reichlich früh losgefahren, um ja pünktlich an ihrer Traum-Uni erster Wahl anzukommen. Sie waren so früh, dass sie noch bald ½ Stunden warten mussten, bis es endlich soweit war. Aoko wurde nur noch immer nervöser. Diese Warterei machte nicht nur die anderen, sondern auch sie geradezu wahnsinnig. Die innere Anspannung war kaum noch auszuhalten und bis zum reizen gespannt, was auch den anderen Prüfungsteilnehmern anzumerken war. Einige diskutierten wild, was wohl alles in den Prüfungsbögen abgefragt werden würde. Aoko, die das wie Keiko, etwas abseits mit verfolgte, wurde immer übler. Im Gegensatz zu dem ein oder anderen blieb ihr das sich auf der Toilette übergeben erspart. Keiko allerdings hatte da weniger Glück. Sie war ganz fertig, als sie mit Aoko zusammen wieder auf den Gang zurück kam. Nur Saguru, abseits am Fenster stehend, wirkte relativ gelassen. Er mied es den anderen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Lieber las er in einem Krimibuch. „Oh, mir ist immer noch ganz schlecht!“, äußerte Aoko, als sie endlich wieder, neben Keiko, hinaus aus dem riesigen Gebäude auf den Campus und somit an die langersehnte frische Luft konnte. Saguru mittlerweile ein gutes Stück vor ihnen machte einen wesentlich zufriedeneren und entspannten Eindruck. „Sicher hat er bestanden“, mutmaßte Keiko niedergeschlagen: „Ich habe ein ganz mulmiges Gefühl.“ „Ja, geht mir genauso“, stimmte Aoko wahrheitsgemäß zu: „Konntest du denn alles?“ „Ging so.“ „Ja, bei mir auch.“ „Wollen wir jetzt in die Stadt gehen und uns nach den Abschlusskleidern umsehen?“ „Gute Idee!“, stimmte Aoko zu. Wie Keiko war sie froh sich endlich ablenken zu können und für die nächsten Prüfungen weiter lernen, dass mussten sie schon früh genug. Die beiden schafften es an diesem Nachmittag doch noch Spaß miteinander zu haben. In mehreren Butiken probierten sie Kleider. Kaito währenddessen musste an jenem Abend, wie auch Saguru bedauerlich erfahren, dass sie sich die ganze Mühe umsonst gemacht hatten. Den Stein, denn Kaito an diesem Abend hatte klauen wollen, war bereits von einem anderen Dieb gestohlen- und zwar wirklich gestohlen worden. Bei den darauf noch folgenden Aufnahmeprüfungen an den weiteren Universitäten nahmen es die beiden Freundinnen allmählich etwas gelassener. Entweder sie würden angenommen werden oder eben nicht, dachten sie sich schließlich. Es brachte ja doch nichts mehr sich weiterhin noch bei jedem Mal mehr verrückt machen zu lassen. Sie hatten nach bestem Gewissen gut gelernt, sich so gut vorbereitet wie sie gekonnt hatten und nun waren die Prüfungen nun mal eben eh geschrieben. Gemeinsam warteten die Freundinnen sehnsüchtig auf die Ergebnisse. Aoko hatte jeden Morgen von neuem Herzbammel, wenn sie im Briefkasten nachsehen ging. Jedes Mal war sie tierisch erleichtert, wenn sie diesen leer vorfand. Die Zeit des schier endlos vorkommenden Wartens verbrachte sie noch jede Minute mit ihrer Freundin zusammen. Sie trafen sich zum shoppen, schauten Filme miteinander oder gingen gemeinsam schwimmen. Denn beide Freundinnen wussten, würden beide an verschiedenen Unis angenommen werden, müssten sich ihre Wege unweigerlich trennen. Mehr als eine Freundschaft über Telefon und Internet wäre dann nicht mehr drin. Um sich weiterhin noch regelmäßig sehen zu können, langen die Unis einfach zu weit auseinander. Zu Kaito hatte Aoko dagegen keinerlei Kontakt mehr. Sie hatten beide ihren eigenen Standpunkt und sich somit weiter zerstritten und sich somit auch nicht mehr das Geringste zu sagen. Tief in ihrem inneren spürte sie, dass die Tage mit ihm gezählt sein würden und daran gab sie allein ihm die Schuld. Schließlich war er es, der nicht mit ihr studieren wollte. Kaito ging es ähnlich. Auch wenn er mehr versuchte dieses undefinierbare Gefühl von bedrückter Traurigkeit zu verdrängen, wenn er an Aoko dachte. Er überlegte lange, ob er überhaupt zum Abschlussball gehen sollte. Immerhin Aoko würde es wohl irgendwo von ihm erwarten, dachte er. Aber andererseits: Was sollte er ihr schon sagen? Sicher wäre sie trotz des Streites total beleidigt, sollte er sie nicht zum tanzen auffordern. Eigentlich- so musste er sich eingestehen, hätte er doch ganz gerne mit ihr den Abend verbracht. Vielleicht sollten er sich mit ihr doch wieder vertragen? Wenn sie nur nicht so eine sture Gans wäre, dachte er. Sicher wollte sie, dass er sich bei ihr entschuldigte. Nur, dass sah er mal überhaupt nicht ein. Warum konnte sie sich auch nicht für ihn freuen? Es war schließlich seine Entscheidung nicht zu studieren und nicht ihre. Warum meinte sie ihm deshalb auch Vorhalte machen zu müssen!? Als der Tag der Abschlussveranstaltung der Oberschule gekommen war, hatte sich Aoko mit Keiko gemeinsam mit ihr zu Recht gemacht. Sie hatte ihr Kleid angezogen, zupfte mit gemischten Gefühlen noch einmal daran, als sie neben Keiko zu ihrem Vater ging, der sie mit dem Auto fuhr. Wie schon die Tage zuvor fragte sie sich immer noch betrübt, ob Kaito kommen würde. Sie hatte weiterhin nicht mehr mit ihm gesprochen. Insgeheim hoffte sie es. Sie hoffte es, weil sie ihn, obwohl sie noch immer sauer auf ihn war, doch auch irgendwie ein Stück weit vermisste. Schließlich war sie immer noch heimlich in ihn verliebt. Auch wenn sie in Anbetracht der Umstände eher davon ausgehen musste, dass ihre Gefühle von ihm nicht erwidert wurden. Das machte sie traurig. Bekümmert fragte sie sich, ob Kaito überhaupt kommen würde. Vermutlich hatte er wie an allem was noch mit Schule und auch den Vorbereitungen für den Abschluss zu tun hatte keinerlei Interesse überhaupt zu kommen. Und wenn er wider erwarten doch kam?, keimte in ihr die Hoffnung auf, die aber auch im zweiten Gedanken ein ungutes Gefühl hinterließ. Sollte er vielleicht eine andere ihr vorziehen? In diesem Moment konnte Aoko ihre Tränen kaum noch unterdrücken. Schnell fing sie die Träne wieder ein, indem sie sie weg wischte- die, die sich aus ihrem Augenwinkel geschlichen hatte. „So da wären wir“, ließ ihr Vater verlauten, als er sie an der Schule absetzte: „Ruft an, wenn ihr wieder abgeholt werden wollt“, meinte er, bevor seine Tochter und deren Freundin verabschiedete. „Na, komm Aoko“, versuchte Keiko sie ein wenig aufzumuntern. „Ja“, sagte sie und begleitete ihre Freundin ins Schulgebäude. Wie sie schon befürchtet hatte stand Aoko wie fehl am Platze mitten zwischen ihren Mitschülern, die sie zwar nicht ausschließen, sondern beteiligten, sie an ihren Tisch einluden- doch sie fühlte sich so: Fehl am Platz und wie die verlassenste Person im ganzen Land. Als Keiko dann auch noch den Hof gemacht bekam, war es für sie noch schlimmer. „Aoko, ist es für dich wirklich okay, wenn ich mit ihm mitgehe?“ „Ja, sicher Keiko!“, antwortete sie ihr möglichst überzeugt, sich nichts anmerken zu lassen. „Sicher?“, harkte diese noch einmal besorgt nach. Doch Aoko lächelte sie: „Ja, sicher!“, weiterhin tapfer an und gab ihr einen Schubs nach vorne. Sich nun noch alleiner, vollkommen verlassen vorkommend, unterdrückte sie ihre Tränen und versuchte weiterhin sich nichts anmerken zu lassen, überspielte ihre Enttäuschung. Es sah wirklich nicht mehr so aus, als würde Kaito noch kommen. Doch da irrte sie sich. Als sie einmal von der Toilette wieder kam, sah sie ihn plötzlich auf dem Flur stehen. „Kaito“, sagte sie ganz überrascht. Vergessen hatte sie, dass sie eigentlich doch sauer auf ihn war. Zu groß war die Freunde ihn da gerade stehen zu sehen. Er selbst erwiderte ihren Blick: „Aoko“, erwiderte er, als sie vor ihm stand. Für einen Moment herrschte wieder die vertraute Nähe zwischen ihnen, ehe sie sich ihrer Distanz wieder bewusst wurden. Verlegen und unsicher schauten beide für einen Augenblick weg. „Schön, dass du gekommen bist“, tat Aoko ihrer Freunde betont zurückhaltend und schüchtern kund. „Ich dachte du würdest mit mir tanzen wollen“, ging es Kaito nicht besser. Wie sie einen leichten Rotschimmer im Gesicht bekommen, zupfte er, einen Klos im Hals habend, an seiner Fliege, wollte möglichst souverän rüberkommen. Wenn auch beide zurückhaltend miteinander umgingen verbachten die zwei einen, den Umständen entsprechenden, schönen Abend. Nach dem tanzen ruhten sie sich gemeinsam etwas trinkend aus. Aoko lächelte ihn flüchtig an. Als er das Lächeln erwiderte schlug Aoko das Herz vor Freude und Aufregung. Schnell stand sie: „Ich komme gleich wieder“, sagend fluchtartig auf. „Ist gut“, blieb Kaito sitzen. Auch in ihm hatte sich ein wolliges Gefühl breit gemacht, dass Akako allerdings mühelos schaffte zu zerstören. Sie hatte die ganze Zeit schon mit Saguru ein paar Plätze weiter gesessen und das Geschehen belustigt verflogt. Gewand kam sie in ihrem schwarzen Kleid nun auf ihn zu: „Wie süß“, stand sie auf einmal hinter ihm. Mit einem amüsierten Lächeln registrierte sie, dass sie es geschafft hatte ihn zu erschrecken. „Was willst du!?“, sah er sie ärgerlich an. „Ach, das ist ja zu süß, Kaito! Bist du etwa rot geworden!?“, zog sie ihn süffisant auf. „Und wenn schon!“, warnte er sie: „Häng das nicht an die große Glocke.“ „Das ist doch gar nicht nötig, dass du auf sie stehst, dass sieht jeder, Kaito!“, legte sie ihm ihre Hand auf die Schulter, lächelnd beugte sie sich zu ihm hinunter: „Nur mach dir keine Hoffnungen, bis du sie bekommst musst du noch lange warten!“ „Ach ja?“, tat Kaito diese Bemerkung gelangweilt ab: „Hast du das wieder in deiner Kristallkugel gesehen?“ Darauf antworte die Zauberin der schwarzen Magie nichts. Sie kicherte nur von dannen. Die Ferien über sahen sich Aoko und Kaito noch hin und wieder. Sie hatten sich wieder vertragen. Aokos Enttäuschung war groß. Sie war nur an der Universität ihrer zweiten Wahl angenommen worden. Das alleine war noch nicht mal so schlimm. Doch Keiko war an einer anderen angenommen. Somit war sie nicht nur traurig, dass sie nicht mehr mit ihr in eine Klasse gehen konnte, sondern auch betrübt, weil sich ihre Wege mit Kaito trennen mussten. Kaito hatte die Zeit wie sie doch genossen und der Tag, an dem Aoko abreiste hinterließ bei beiden ein Gefühl von Wehmut... Kapitel 3: Wiedersehen in Kyoto ------------------------------- Es war kurz vor Ladenschluss. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt. Aoko musste sich beeilen. Schnell lief sie, auf ihrem Handy den Stadtplan aufgeschlagen, bis an den Zebrastreifen heran. Außer Atmen schaute sie sich geschäftig um. Irgendwo musste es hier sein. Ah! Da war es. Die junge Frau überquerte die Kreuzung schräg gegenüber hatte sie ihren Zielort erspäht. Vor der Buchhandlung schüttelte Aoko ihren nassen Regenschirm aus. Sie trug ihr Haar offen. Der Wind hatte es in ihr Gesicht geweht. Nachdem sie den Klipp des Schirms zusammengebunden hatte, strich sie sich die Strähnen nach hinten. Die Ladentüre geöffnet betrat sie das Innere des Geschäftes. Hier drinnen war es warm. Aoko nahm einen wohligen Atemzug. Wie schön, dachte sie. Sie freute sich nicht mehr zu frösteln. Den Moment kurz ausgekostet machte sie sich auf die Suche. Sie erkundigte sich zunächst bei der Verkäuferin mittleren Alters, welche sie nach hinten auf den linken Gang verwies. Aoko folgte der freundlichen, kurzen Erklärung. Zuerst kam sie an der Abhandlung der naturwissenschaftlichen Bücher vorbei, gefolgt von denen der Astronomie. Schließlich der Anweisung nach abgebogen stieß Aoko plötzlich mit einem jungen Mann zusammen. „Oh, das tut mir Leid!“, entschuldigte sie sich eilig. Sie hatte ihn angerempelt, weil sie ihn nicht rechtzeitig gesehen hatte. Sie war zu schnell gewesen und er hatte mitten auf dem Gang gestanden. Normalerweise standen die Leute ja eher näher an den Bücherregalen, hatte Aoko nicht damit gerechnet. „Ach“, meinte ihr Gegenüber nur: „Ist ja nichts passiert“, drehte nun auch er sich zu ihr um. Fassungslos schauten sich die Beiden an. „Was machst du denn hier?“, kam es von Ihnen wie aus einem Mund. Keiner hatte den anderen erwartet zu treffen. „Aoko“, stellte Kaito fest. Er hatte als Erstes seine Sprache wieder gefunden. Lässig stand er da und lächelte sie überrascht, aber erfreut an. „K-Kaito“, brachte sie dagegen seinen Namen leicht stotternd heraus. Sie war immer noch ganz verdattert! Er konnte nicht anderes, als über ihren Gesichtsausdruck zu lachen. Schlagartig verfinsterte sich Aokos Miene. Er lacht mich aus? Wie kann er nur? „Frechheit!“, sprudelte die Empörung aus ihr heraus. „Beruhig dich!“, beschwichtigend erhob er eine Hand: „Ich habe es nicht böse gemeint.“ Aoko war immer noch wütend. Kaito hatte sich wirklich in all den Jahren kein bisschen verändert. Auf einmal durch unterschwellige Zuneigung noch etwas mehr errötet sagte sie ihm das auch. Obwohl sie unsicher geworden war, ob sie das wirklich so schlecht finden sollte. Ehe sie sich versah kamen Erinnerungen hoch, als sie sich zuletzt gesehen hatten. Ihm ging es zu seiner eigenen Verblüffung ähnlich. Wie sie stand er da und sah seine frühere beste Freundin seinerseits an. Es ging solange, bis nicht nur er das Schweigen zwischen ihnen schließlich als peinlich empfand. Um die Beklommenheit zu lösen fragte er: „Und was machst du so?“, erkundigte er sich. Aoko reagierte überrumpelt, antwortete aber prompt: „Ich studiere!“ „Was?“, sah er sie verblüfft an: „Immer noch?“, stellte er nüchtern und doch etwas belustigt fest. Doch das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, als er sich an den Streit vor dem Abschlussball erinnerte. Er erinnerte sich nur zu gut an die Meinungsverschiedenheit, dass sie studieren wollte und er das aus ihrer Sicht auch hatte tun sollen. Er aber hatte sich damals ganz bewusst dagegen entschieden gehabt. „Argh, Kaito!“, fuhr sie ihn daraufhin aufgebracht an: „Du hast dich wirklich kein bisschen verändert!“, stellte sie ein weiteres Mal klar. Sie meint es nicht als Kompliment. Kaito ignorierte ihren Tonfall gelassen. „Und überhaupt das Gleiche könnte ich dich fragen!“, meinte sie energisch. „Ich?“ Kaito zeigte ungläubig auf sich, als könne er nicht glauben, dass sie das tatsächlich fragte: „mache was mir gefällt. Ich bin Zauberer!“ Er deutete mit der freien Hand auf das Buchcover, dass er die ganze Zeit bereits in der anderen Hand gehalten hatte. Es handelte sich um eine Biographie. „Erfolgreich?“, wollte sie spontan wissen. Ihr war das Buch bisher gar nicht aufgefallen. Zu sehr war sie von der Erscheinung ihres ehemaligen Klassenkameraden und besten Freundes abgelenkt gewesen. „Na, nicht gerade scharfsinnig, Fräulein Kommissarin!“, tadelte er die Tochter des Kommissars neckend. Wieder sah er, dass sich ihre Augen verengten und sie ihn wütend geworden anfunkelte. Ihm war aufgrund seiner eigenen Bemerkung Nakamori eingefallen. Um seine Tochter milder zu stimmen erkundigte er sich nach diesem. Zumal, wenn er ehrlich war, es ihn tatsächlich interessierte. Seid seinem letzten Beutezug in seinem Bezirk vor über zwei Jahren hatte er ihn nicht mehr gesehen. „Er hat sich letzten Monat das Bein gebrochen“, informierte sie ihn immer noch kühl: „aber mittlerweile ist es fast verheilt. Ich habe vor zwei Tagen mit ihm telefoniert.“ „Das freut mich“, gab er ehrlich zurück. Insgeheim… tat es ihm tatsächlich etwas leid: „Richte ihm doch von mir gute Besserung und meine Wünsche aus“, meinte er. „Werde ich machen“, hatte er sie mit der Frage nach ihrem Vater geschickt abgelenkt und Aoko damit versöhnlicher gestimmt. „Wie geht es deiner Mutter?“, fragte sie der Höflichkeit verlangend nun ebenfalls nach. „So wie immer“, sagte er nur: „Sie reist mal wieder durch Europa. Aber ich muss dann auch“, verabschiedete er sich von seiner alten Klassenkameradin. Er lies Aoko stehen. Jedenfalls empfand sie es so. Perplex rief sie ihm: „Hey!“, hinterher. Wie unhöflich!? Nein, wirklich! Kaito Kuroba hatte sich nicht im Geringsten geändert. Er war immer noch genauso ungehobelt wie früher! Ohne groß darüber nachzudenken lief sie ihm hinterher an die Kasse. Doch er hatte bereits gezahlt und sich Richtung Tür gewandt. Erstaunlicherweise für Aoko drehte er sich doch noch einmal nach ihr um: „Na, was ist?“, fragte er: „Kommst du?“ Wie selbstverständlich sah er Aoko an und wartete offensichtlich auf sie. Eilig kam sie ihm nach vor die Tür. „Hey!“, schrie sie ihm ärgerlich hinterher: „Warte gefälligst!“ Er hatte nicht extra auf sie gewartet. Er war sich sicher, dass es ihr ähnlich ging wie ihm. „Was soll denn das?“, holte sie ihn endlich ein: „Was denkst du dir dabei? Erst tust du so als wenn du auf mich warten würdest und dann gehst du einfach!? Hast du denn ganz deine Manieren vergessen, Kaito Kuroba!?“ „Nein“, entgegnete er ihr nur gelassen: „Habe ich nicht. Aber mir ist kalt“, teilte er ihr mit: „Dir doch sicher auch. Außerdem siehst du hungrig aus“, schlussfolgerte er ihre schlanke Gestalt betrachtet. Sie hingegen schaute ihn nur verständnislos an. „Na, mach schon. Lass uns gehen!“, meinte er: „Ich habe auch Hunger. Ich lade dich ein. Es gibt doch sicher Einiges was du zu erzählen hast.“ Aoko war baff. Mit so einer Aussage aus seinem Mund hatte sie definitiv nicht gerechnet. Aber um ehrlich zu sein ihr wurde auch wieder kalt und Hunger hatte tatsächlich. Also ließ sie sich auf die Einladung von ihm ein. An seiner Seite ging sie mit ihm die Straße hinunter. Gemeinsam gingen die Beiden stillschweigend weiter nebeneinander her in die Fußgängerzone. Sie mussten nicht lange suchen. Kyotos Nordbezirk Kita-Ku hatte ein weites Angebot an Möglichkeiten zur geselligen Nahrungsaufnahme. Ein Restaurant mit für die Innenstadt typischem alt-japanisch traditionellem gemütlichem Ambiente für sich entdeckt, nahmen Aoko und Kaito einander gegenüber Platz. Etwas verlegen schaute sie sich im Inneren des Speiseraumes um. Kaito hingegen war ganz der Gentleman, der er durchaus schon früher hatte sein können, wenn er denn gewollt hatte. Er war im Gegensatz gleich von Anfang an entspannt und gelassen. „Was möchtest du essen?“, fragte er sie gelöst, als er seine Wahl als Erster getroffen hatte. „Ähm“, sie hatte einen Moment gebraucht, um sich auf der Speisekarte zu Recht zu finden. Doch dann wusste auch sie was sie wollte und sagte es ihm. Nicht nur zu ihrer, sondern auch zu seiner Überraschung hatte sie sich für Dasselbe wie er entschieden: Ein schlichtes und zudem preisgünstiges Ramen-Gericht. Verlegen lächelten die ehemaligen Klassenkameraden einander an. „Und was machst du sonst so?“, fragte er locker bei ihr nach. Er klang ehrlich interessiert. Erneut war es Kaito, der zuerst das Wort ergriffen hatte. Nachdem er für sie Beide bestellt hatte begann er, während er mit ihr auf das Essen wartete, ein Gespräch mit ihr. „Abgesehen davon dass ich im letzen Jahr an der Uni bin?“ „Ja“, er stützte seinen Kopf auf eine Hand: „Abgesehen davon.“ „Naja…“, hatte er sie erneut in Verlegenheit gebracht: „Also ich…“ Sie schaute mit leicht gesenktem Kopf auf ihre Hände auf ihrem Schoss. Ein schmales Grinsen bereitete sich auf seinem Gesicht aus, als er das amüsiert bemerkte: „Was bist du denn so verlegen?“, fragte er sie keck ganz direkt. Aokos Wangen erröteten: „Ähm…“, schaute sie ihn dann doch wieder an: „Bin ich überhaupt nicht!“ Sie schüttelte schnell ihren Kopf. Wobei ihre offenen Haare leicht im Takt der Bewegung mitschwangen. Kaito registrierte, dass es schön aussah. Die offenen, braunen Haare standen ihr. Im Gegensatz zu früher hatte Nakamoris Tochter ihre mädchenhaften Züge verloren. Jetzt sah sie aus wie eine richtige Frau. Mit allem was dazu gehörte. Kaito musterte sie unauffällig während er auf ihre Antwort wartete. Ein weiteres kleines Grinsen breitete sich bei ihm aus. Toichis Sohn gefiel was er sah. Nakamoris Tochter hatte sich wieder gefasst: „Im Moment lese ich viel in meiner Freizeit. Das Wetter war in letzter Zeit ja nicht so besonders. Meist Fachliteratur oder Kriminalromane“, erklärte sie. „Sowas wie Sherlock Holmes oder Agatha Christi?“, harkte er freundlich nach. „Ja. Im Moment gefallen mir vor allem die Romane über Inspektor Takeda und die Bücher von Keigo Higashino.“ Ihre Begeisterung für die Verbrechensaufklärung war leicht herauszuhören. Kaito hörte ihr aufmerksam zu wie sie von den Handlungen der Geschichten in den Büchern umfassend erzählte. „Klingt ja spannend“, hatte er zwischendurch eingeworfen. Auch als das Essen serviert wurde, erzählte sie weiter. Tatsächlich hatte sie viel zu erzählen, dachte er. Nachdem sie geendet hatte, hatte Kaito weitere Fragen an sie: „Und von deiner Vorliebe für Kriminalromane abgesehen?“ „Davon abgesehen!?“, fragte sie überlegend zurück. „Ja“, wollte er schlicht wissen. „Hm“, musste Aoko selbst überlegen: „Eigentlich habe nichts. Ich hatte viel für die Uni zu tun.“ „Macht es dir Spaß?“, erkundigte der Zauberer sich. „Aber klar! Natürlich“, bestätigte sie ihm sofort: „Im Moment recherchiere ich für eine Facharbeit.“ Aoko wurde es schlagartig klar: „Oh, nein!“, entfuhr es ihr betrübt. Kaito war verwundert: „Was ist?“ „Ich habe ganz vergessen nach den Büchern zu sehen“, gab sie ihm die Erklärung. Ach ja, dachte er: Deshalb war sie wohl in dem Buchgeschäft. Es war das größte hier in Kyoto, dass wusste Kaito. Das war auch der Grund gewesen, warum er selbst dort gewesen war. Er schaute auf seine Armbanduhr: „Tja“, meinte er mitfühlend: „Dafür ist es jetzt wohl zu spät.“ „Ja“, sagte sie traurig. Verdammter Mist!, dachte sie innerlich ärgerlich: „Dann muss ich wohl morgen noch mal hin“, schlussfolgerte sie. „Na dann“, schlug Kaito ihr spontan vor: „Komme ich mit“, um sie aufzumuntern. „Was?“ Aoko schaute ihn überrascht an. „Morgen ist Mittwoch.“, erklärte er ihr: „Ich habe nichts vor.“ „Ach so“, meinte sie: „Na gut!“ Insgeheim freute sie sich darüber. Sie hatte Kaito so lange nicht mehr gesehen. Sicher würde es Spaß machen etwas zusammen zu unternehmen. Gerade deshalb, weil sie hier nicht viele Freunde hatte. Seid sie studierte, hatte sie sich voll und ganz auf ihr Studium konzentriert. „Aber sag mal“, brachte er sie aus ihren Gedanken: „Warum recherchierst du nicht einfach im Internet. Das ist heutzutage doch viel moderner?“ „Naja“, entgegnete sie: „Das stimmt zwar, aber im Internet kann Jeder alles schreiben. Da ist es schwieriger mit den Quellen. Deshalb bin ich in die Buchhandlung gegangen. Sie ist so groß. Ich habe gehofft das Buch da zu bekommen. In den Bibliotheken hatten sie nur Bücher, die bereits fünf oder zehn Jahre alt sind. Was ich suche ist die Kriminalwissenschaft auf dem neusten Stand, verstehst du?“ Er nickte. Tja, legte er seine Überlegung ad Acta, wenn sie es so genau wissen wollte. Kaito und auch sie waren fertig mit essen. Nachdem er bei der Kellnerin auf sich aufmerksam gemacht und bei ihr die Rechnung bezahlt hatte, trat er neben Aoko nach Draußen. Nun war es stockdunkel. Es war Sternenklar und kalt. Nur das Licht der Straßenlaternen erhellte die Nacht. Kaito bemerkte das sie zu zittern begonnen hatte: „Frierst du?“ noch während er das feststellte, zog er bereits seine Jacke aus. „Ja“, gab sie verlegen zu: „Irgendwie schon. Ich habe die falsche Jacke angezogen. Heute Nachmittag schien die Sonne. Ich hatte nicht damit gerechnet solange wegzubleiben“, hatte Aoko das Bedürfnis es ihm erklären zu wollen. Sie wollte nicht, dass er sie für unachtsam hielt. „Aber, nein“, wollte sie die ihr hingehaltene Jacke ablehnen: „Dann hast du ja keine.“ „Ach, Papperlapapp!“, hatte er ihr seine Jacke bereits über die Schultern gelegt: „Zier dich nicht so! Ich bin doch nicht aus Zucker“, grinste er sie mit seinem breiten Lächeln selbstsicher an. „Danke, Kaito.“ Wie nett er sein konnte, dachte sie. Schnell zog sie den Kragen hoch, um ihr Erröten zu verbergen. Sie war gerührt von seiner Geste. Selbst wenn sie es doch auch etwas übertrieben und irgendwie ziemlich kitschig fand. „Was ist?“, jetzt war auch er verlegen. Nun war es Aoko die grinste. Sie glaubte auch bei ihm so etwas wie leichtes Erröten auf seinen Wangen entdeckt zu haben. Im Gegensatz zu ihr hatte er in diesem Augenblick kein Kleidungsstück mit dem er es hätte kaschieren können. Er ist irgendwie süß, dachte sie. „Wo musst du lang?“, fragte er sie und beendete damit sachlich ihre romanistische Träumerei. „Äh“, war sie kurz verdattert. Antwortete dann aber schnell: „weiter gerade aus und dann links.“ „OK“, entgegnete er nur schlicht. Aoko musterte ihn. Kaito sah aus, als würde er über etwas nachgrübeln. So fragte sie ihn neugierig: „An was denkst du?“ „Ach“, mit einem Augenzwinkern tat er es ab: „An nichts bestimmtes.“ Als sie nach links abgebogen waren und dann weiter geradeaus liefen, kamen sie überquerten sie eine Kreuzung und bogen erneut nach links ab. Schweigend gingen die Beiden nebeneinander her. „Du wohnst im Studentenwohnheim?“, schlussfolgerte er und brach damit die Stille zwischen ihnen. Aoko nickte. „Dann bringe ich dich bis dort.“ Kaito klang entschlossen. Sie wunderte sich über die selbstverständliche Betonung mit der er es gesagt hatte. Sie hatte Mitleid mit ihm. Dank seiner Jacke war ihr nun gar nicht mehr kalt. Aber er… Er fror jetzt sicherlich: „Das ist nett gemeint von dir, aber das brauchst du nicht“, schlug sie vor: „Ich bin immerhin ein großes Mädchen und weiß, dass ich auf mich selbst aufpassen kann. Du brauchst also nicht extra mitzukommen.“ Er sah sie empört an: „Na, aber hör mal. Ich weiß doch was sich gehört. Außerdem friere ich nicht. Keine Sorge.“ Wieder grinste er sie breit an. Es war jungenhaft und unbeschwert. „Ok“, gab sie sich ihrerseits geschlagen und akzeptierte seine Begleitung wohlwollend. Nach der Unbefangenheit von eben wurde die Stimmung zwischen ihnen befangener. Ohne Konversation legten die Zwei den Rest des Weges zurück. Aoko schaute immer mal wieder zu ihm. Da er das Wort nicht wieder ergriffen hatte, sagte sie auch nichts. Schließlich war sie mit ihm da. Wie sie blieb er vor dem Gebäude stehen. Kurz sahen der Zauberer und die Studentin einander an. Ein verlegenes Gefühl hatte sich in Beiden breitgemacht. „Also gut“, war es Kaito der wieder sprach: „Dann bis morgen. Schreib mir“, meinte er nun wieder ganz unbefangen winkend. „Aber!?“, fiel es ihr ein und sie rief seinen Namen: „ich habe deine Nummer nicht“, erinnerte sie ihn. „Ach, stimmt ja“, lachte er und rief ihr die Zahlenkombination zu. Hastig kramte sie nach ihrem Handy und tippte die Zahlen ein. „Hast du’s“, harkte er amüsiert nach. „Ja“, nickte sie ihm zurufend zu. „Na, dann“, verabschiedete er sich endgültig: „Wir sehen uns.“ „Ja“, verabschiedete auch sie sich und hob wie er zum Gruß winkend ihre Hand… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)