Accidentally in Love. von MioAkiyama (I hate you! Do I?) ================================================================================ Kapitel 1: What's the problem, baby? ------------------------------------ Hey! :) Das ist meine neue FF "Accidentally in Love."! Der Titel stammt vom gleichnamigen Song von Counting Crows. Total cool :P Ich hoffe, dass euch die FF gefällt, sie ist...speziell würde ich mal sagen xD Ash und Misty sind zwar ziemlich OoC, aber sie gehören immernoch zu Pokémon und das wiederrum belongs to © Satoshi Tajiri und Nintendo .. Viel Spaß beim ersten Kapitel! Eure Kennen Sie das? Dieses Gefühl, ständig und überall beobachtet zu werden? Ja? Okay. So schlimm ist dieses Gefühl ja eigentlich gar nicht. Ab und zu genießt man es ja auch, von anderen Leuten – vor allem von Männern – unter die Lupe genommen zu werden, aber manchmal ist es so, dass eine bestimmte Person einen von oben bis unten abcheckt – und wenn man diese Person überhaupt nicht leiden kann, macht das nur wenig Spaß. Genau in dieser Situation befand ich mich an diesem Tag. Mal wieder. Mein Vorgesetzter und ich waren auf einer wichtigen Veranstaltung im Bezug auf die nächste Ausgabe unseres Magazins – die AkIn, Aktuelle Informationen – um einige Meinungen und Berichte über Professor Eichs neuste Forschung zu ergattern, dessen Ergebnisse er hier und heute vorstellen wollte. Doch natürlich waren wir nicht das einzige Magazin, dass darüber berichten wollte. Leider. Neben diversen anderen Kleinanbietern, war unsere größte Konkurrenz auch am Start: Die Typen von der "AüP" – Alles über Pokémon". Blöder Name, finden Sie nicht?? Und natürlich war auch mal wieder das absolut größte Arschloch der Welt mit von der Partie: Ash Ketchum. Gott, wie ich ihn hasste...ihn und sein arrogantes Gehabe! So ein richtiger Macho war der, flirtete mit jedem weiblichen Wesen, was ihm zu nah kam und bildete sich auch noch ne Menge darauf ein! Nur weil er ganz gut aussah...! Der behandelte mich wie ein kleines Mädchen, als ob er total überlegen wäre. Pah! Eines Tages würde ich ihm schon zeigen, was ich drauf hatte... Er stand gerade mit seinem Kollegen, dessen Namen ich ständig vergaß, vor der Bühne und unterhielt sich mit Professor Lind, der sich aber gerade zu verabschieden schien. Ich hoffte inständig, dass Mr. Collins, mein Vorgesetzter ihn nicht sehen würde, aber Fehlanzeige... „Misty, ist das da vorne nicht Mr. Ketchum? Klasse, lass uns doch gleich mal hingehen!“, Mr. Collins war nämlich aus einem mir unbekannten Grund der Überzeugung, Mr. Ash-Arschloch-Ketchum sei charmant. Hallo? „Muss das sein?“, fragte ich dementsprechend genervt. Den wollte ich echt nicht treffen. „Ja! Kommen Sie!“ Lustlos ging ich ihm hinterher. Das Treffen würde vermutlich so wie immer ablaufen. Es schien, als hätten wir den Ablauf einstudiert, doch das war definitiv nicht so! Richtig: Schon als er aufblickte und mich sah, erschien auf seinem Gesicht dieses furchtbar arrogante Grinsen... „Miss Waterflower, wie schön Sie zu sehen!“, er nahm übertrieben freundlich meine Hand und hauchte einen Kuss darauf. Dabei blickte er mir anzüglich in die Augen, was mir ziemlich unangenehm war... Daher zog ich meine Hand schnell weg. „Ja, die Freude ist ganz meinerseits“, ich merkte selber, wie kühl ich klang, aber es war mir egal. Seine Augen glitten an mir herab, scannten mein knielanges, schwarzes Kleid, meine Schuhe, meinen Schmuck, meine Frisur. Als würde er sich jedes kleinste Detail einprägen. Das machte er immer! Jedes Mal, ehrlich! „Gut sehen Sie aus. Ich hatte Sie gar nicht so hübsch in Erinnerung!“ Also bitte! „Ihre schleimigen Komplimente können Sie sich sparen, Mr. Ketchum!“, ich blickte ihn an. „Wir wissen beide, dass wir aus geschäftlichen Gründen hier sind, und nicht um uns zu amüsieren!“ Er lachte auf. „Ach Gott, immer noch genauso steif wie eh und je“, er schüttelte den Kopf. „Bin ich froh, dass ich nicht öfter mit Ihnen zusammenarbeiten muss. Das wäre ja eine Qual!“ „Wie charmant sie wieder sind!“, ich lächelte kühl. „Wirklich kein Wunder, dass die ganzen billigen Tussis auf Sie stehen“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich kann nicht glauben, dass aus Ihrem Mund zu hören!“, im ersten Moment schien er wirklich überrascht zu sein, dass ich so von ihm dachte, doch dann grinste er wieder. „Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für Sie...“ Ich fragte nicht nach, wofür genau Hoffnung bestehen sollte, ich wollte es aber auch gar nicht wissen. Haben sie schonmal so einen ekeligen Schauer auf dem Rücken gehabt, wenn Sie jemanden total abstoßend fanden? Ja? Kein Schönes Gefühl... „Haben Sie auch schon davon gehört, dass die AüP kurz davor steht, irgendeinen großen Deal abzuschließen?“, er grinste mal wieder arrogant. Ich zog beide Augenbrauen in die Höhe. „Ach ja? Nein, davon hörte ich noch nichts. Aber ich bin sicher, dass der bevorstehende Deal der AkIn wesentlich größer ist!“ Er wirkte überrascht. „Ach, ihr Magazin will auch einen Vertrag eingehen?“ „Ja sicher. Das ist in der heutigen Zeit doch oft notwendig. Worum geht es denn bei Ihrem Vertrag?“ Mr. Ketchum zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, darüber wurde ich bisher nicht informiert. Ich gehöre ja nicht zu den Chefs einer der Abteilungen...“ Ha, hatte ich es doch gewusst! Er war kein bisschen besser als ich und wusste nicht über das Bescheid, was die Zeitung anging. „Und bei Ihrem?“ Mist. Das wäre jetzt blamabel, wenn ich ihm die Wahrheit gestehen würde. „Ich wüsste nicht, was Sie das anginge. Immerhin sind Sie unsere größte Konkurrenz!“ „Meine Güte, Sie sehen das ganze ja wirklich furchtbar eng. Ich werde Sie schon nicht verpetzen. Sobald die Sache unter Dach und Fach steht, wird sie doch sowieso bekannt gegeben! Und wir das nicht sehr bald sein?“ War ja klar, dass er jetzt wieder mit seinem „Fachwissen“ prahlen musste. Haha. „Am Montag ist die letzte Besprechung“ „Verstehe...“, er nickte mit dem Kopf. „Ah, da ist ja Professor Eich, sehr schön!“, er wandte sich ab und fiel in den gerade aufkommenden Applaus ein, da der besagte Professor die Bühne betrat. Wirklich ein außergewöhnlich schlauer Kopf... Dennoch war es seltsam, dass die AüP fast zeitgleich mit der AkIn einen Vertrag unterschreiben wollte. Naja, ich hatte jetzt keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, ich musste mich auf Eichs Vortrag konzentrieren. Zufälle würde es eben immer geben... „WAS?!“ Völlig entgeistert starrte ich Mr. Collins an. „Das soll wohl ein Witz sein!“ Breit lächelnd statt er von seinem Sessel auf, legte einen Arm um meine Schultern. „Ich wusste, dass Sie begeistert sein würden! So eine ganz eigenen Abteilung für sich...als Leiterin...“ Leicht hysterisch lachte ich auf. „Naja so ganz eigen ist die Abteilung ja nicht, wenn ich bedenke, wen sie mir da als zweiten Leiter an die Seite geben wollen...“ Mr. Collins zwinkerte vielsagend. „Oh ja, Sie freuen sich sicher sehr auf ihre Zusammenarbeit mit Mr. Ketchum, oder? Ich habe ja gesehen, wie gut Sie sich auf Professor Eichs Präsentation mit ihm verstanden haben...“ Noch entsetzter als vorher sah ich ihn an. „Bitte??“ „Ach kommen Sie schon...da läuft doch was zwischen Ihn beiden, oder?“ Ich merkte, wie ich rot anlief – vor Wut. „Ich verbitte mir...! Natürlich läuft da rein gar nichts zwischen Mr. Ketchum und mir!“ Etwas unsaft schob ich seinen Arm von meiner Schulter und dreht mich zu ihm um. „Jaja, ich weiß schon, was sich liebt, das neckt sich...“, allwissend nickend blickte er mich an. „Ich...“, am liebsten hätte ich ihm die eine oder andere Beleidigung an den Kopf geschmissen, aber ich hielt mich lieber zurück. Also holte ich einmal tief Luft und sah ihn an. „Ich kann ihnen versichern, dass es bei uns nichts interessantes zu erwähnen gibt. Wird es auch nie. Ich interessiere mich privat kein bisschen für Mr. Ketchum und ich denke ihm geht es nicht anders!“ Da ich sah, dass er mir immer noch nicht glaubte, rauschte ich einfach zur Tür hinaus. „Vergessen Sie nicht, dass Sie morgen zum ersten Mal mit Mr. Ketchum über die erste Ausgabe der neuen Zeitschrift sprechen müssen! Um 11.00 Uhr in seinem Büro!“, rief er mir noch hinterher. Na toll! Nicht, dass ich jetzt auch noch mit Mr. Macho persönlich zusammen arbeiten musste, nein, jetzt musste ich auch noch in seinem Büro antanzen! Hallo? Schonmal was davon gehört, dass ich eine Lady war?! Wie konnte es eigentlich so einen total bescheuerten Zufall geben? Wieso mussten sich ausgerechnet unsere Magazine zusammentun? Und wieso mussten ausgerechnet Ketchum und ich die Leiter ein und derselben Abteilung werden?! Mal ehrlich: Glauben Sie, dass es so viele Zufälle auf einmal geben kann? Ich hasste diesen Kerl! Wie konnte man mir so einen üblen Streich spielen? War das Schicksal wirklich so gemein? Was hatte ich verbrochen, um sowas zu verdienen? Seufzend ließ ich mich im Flur auf einen flauschigen Sessel sinken und legte mein Gesicht in meine Hände. Das würde eine absolute Katastrophe werden...das war doch vorprogrammiert! Ich meine...wir konnten uns gegenseitig nicht ausstehen...! Wer zur Hölle hatte sich diesen Mist ausgedacht...?! Misty...?“ Ich sah auf. Eine Kollegin von mir stand vor mir. „Oh, hallo Sayuri. Wie geht es Ihnen?“ „Danke gut. Stimmt etwas bei Ihnen nicht? Sie sehen so...geschafft aus!“ Ich lächelte matt. „Ich bin etwas fertig mit den Nerven, aber es geht schon, danke“ Sie sah mich fragend an. „Wieso, was ist denn?“ Erneut seufzte ich. „Ach...diese Zusammenschließung der Magazine...meine neue Position gefällt mir nicht recht...“ „Warum denn das? Ich habe gehört, sie werden Abteilungsleiterin! Das ist doch großartig, noch besser als Ihr jetziger Job! Ich wusste, dass Sie es schaffen würden!“ „Jah, mag sein...aber ich habe ja noch einen Partner als Leiter...“ Neugierde erwachte in ihren Augen. „Achja? Wen?“ Ich zögerte kurz. „Ash Ketchum.“, sagte ich dann. „Oh...“, einen Moment lang sah sie mich schweigend an, dann kicherte sie leise. „Das ist doch fantastisch!“ Also jetzt musste ich mich aber verhört haben. „Wie bitte?“ Sayuri sah mich grinsend an. „Na kommen Sie schon, Mr. Ketchum ist der heißeste Mitarbeiter beider Zeitschriften! Das ist doch ein richtiger Glücksgriff!“, sie beugte sich vor. „Und mal ganz ehrlich, ich fand schon immer, dass sie Zwei ein hervorragendes Paar abgeben würden...auch privat, wenn Sie verstehen...“, sie zwinkerte, während ich rot anlief. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen! Mr. Ketchum mag vielleicht gut aussehen, aber jeder weiß, dass er ein Macho ist! Er spielt doch nur mit den Frauen!“ „Oh nein, ich habe gehört, dass er ausgesprochen treu ist, wenn er sich einmal verliebt hat. Ansonsten flirtet er zwar heftig mit Frauen, lässt aber nie eine richtig an sich ran, wenn er sich nicht sicher ist, dass sie...die Richtige für ihn ist“ Bitte? Also das überraschte mich jetzt aber. Sowas hatte ich noch nie über ihn gehört...Sollte ich mich etwa getäuscht haben? Nein. Natürlich nicht! „Dann muss er aber häufig denken, die Richtige gefunden zu haben!“ „Nein, soweit ich weiß, hatte er erst wenige Frauen im Bett! Obwohl er jede haben könnte, meinen Sie nicht? Er ist scheinbar ungefähr so wie Sie!“ Jetzt reichte es aber! Diesen...Typen mit mir zu vergleichen! Das ging ja mal gar nicht! „Kann ja sein, obwohl ich es nicht glaube, aber im Gegensatz zu mir, macht er sämtlichen Frauen in seiner Umgebung Hoffnungen!“ Sayuri zuckte die Schultern. „Ich finde, gegen ein bisschen Flirten ist wirklich nichts einzuweden...aber vielleicht sind Sie auch einfach nur ein richtiger Workaholic und gönnen sich zu wenig Spaß!“, sie lächelte freundlich, winkte mir zu und ging. Na toll. Jetzt war ich also auch noch ein Workaholic. Ich wusste, dass Sayuri das nicht böse gemeint hatte, sie besaß ein äußerst gutmütiges Wesen, neigte aber leider dazu, immer das zu sagen was sie dachte – manchmal eben auch etwas blöd ausgedrückt. Kennen Sie bestimmt, oder? Wie ich sowas hasste. Ich versuchte die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen, wieso war da plötzlich überall dieser verfluchte Ketchum?! Das, was Sayuri gesagt hatte, faszinierte mich irgendwie... Obwohl daran natürlich kein Fünkchen Wahrheit sein konnte! Als ob der nicht mit jeder ein bisschen rummachen würde! Da war er doch genau der richtige Typ für! Kopfschüttelnd stand ich auf. Ich traute ihm nicht mal ansatzweise echte Gefühle zu. Okay, vielleicht war das ein bisschen überstürzt und gemein, aber hey – was der mir schon für Sprüche an den Kopf geworfen hatte, lies doch wirklich nichts anderes vermuten, oder? Er war schon immer ein arroganter Volltrottel gewesen. Und unter Garantie würde er das auch für immer bleiben. Immer noch aufgebracht machte ich mich auf den Weg zu meinem Büro, welches ich nicht mehr lange als dieses bezeichnen können würde , da die neue Zeitschrift, für die es bisher nicht mal einen Namen gab, noch nach einem neuen, größeren Quartier suchte. Und da würde ich ein neues, ebenfalls größeres, Büro bekommen – zusammen mit...! Genug davon. Ich musste mit irgendwem darüber reden. Mit jemanden, der nicht zum...zum Feind hielt und mich mit ihm verglich! Keine Frage, wen ich da anzurufen hatte...! „Verstehst du?! Das wird die Hölle, Ayaka!“ Keine Ahnung, wie lange ich sie übers Handy aufgebracht vollgelabert hatte, aber Sie, als Frau, verstehen das doch bestimmt, oder? Manchmal musste man sich einfach richtig bei jemandem ausreden... Und wer eignete sich da besser, als die beste Freundin? Genau, niemand. „Misty...“, ich merkte gleich, dass sie etwas zögerte. „Ich weiß doch, wie tough du bist. Du wirst das schon schaffen, zeig diesem Ash doch einfach, wo's lang geht. Das machst du doch sonst auch immer, gerade damit dich niemand unterkriegt!“ Ayaka und ich kannten uns schon ewig, wir hatten uns in der fünften Klasse kennen gelernt und waren seit dem unzertrennlich gewesen. Wir verstanden uns einfach und waren auf einer Wellenlänge, sagten uns auch, wenn wir anderer Meinung über etwas waren. So sollte es sein, meinen Sie nicht auch? „Das würde ich ja, ehrlich! Aber er...er macht mich verrückt! Wenn er bloß da steht und benebelt grinst, da könnte ich schon wieder...! Ich verstehe nicht, wie er überhaupt an so einen Posten kommen konnte!“ Das war mir wirklich ein Mysterium... „So wie du ihn beschreibst, muss er wirklich ein vollkommener Macho sein. Oh man, das tut mir Leid für dich...aber du lässt dich ja nicht so leicht rumkriegen, lass ihn sich einfach die Zähne an dir ausbeißen, das wird ihm die Flügel schon stutzen!“ Hach, was tat es gut, diese Worte zu hören. So aufbauend und freundlich... „Weißt du was, Ayaka? Du hast Recht. Ich packe das schon irgendwie! Er ist schließlich auch nur ein Kerl unter vielen und von dem lasse ich mir meine Arbeit bestimmt nicht versauen“ „So ist's richtig! Immer positiv denken. Aber irgendwie hast du mich ja jetzt doch neugierig gemacht...erzähl doch nochmal was über diesen Ash...“ Hmh, irgendwie klang ihre Stimme seltsam. So, als hätte sie etwas vor... „Naja, er...er ist sehr von sich selber überzeugt und...flirtet mit allem um sich herum...ist sehr arrogant und frech, geradezu dreist...“, ich merkte, wie ich etwas stammelte, es fiel mir einfach nicht leicht, über ihn zu sprechen, wenn ich daran dachte, dass ich dieses Ekel bald jeden Tag würde ertragen müssen...! „Sieht er denn gut aus?“ „Ayaka! Verdammt noch mal, ich habe dir doch schon gesagt, dass ich keine Ahnung habe, was die alle an ihm finden!“ Hoffentlich bemerkte sie diese Lüge nicht, hoffentlich bemerkte sie diese Lüge nicht, hoffentlich... „Sicher?“ Mist. Sie hatte meine kleine Schwindelei bemerkt. Na und? „Okay okay, er sieht nicht schlecht aus. Und? Das macht ihn nicht besser!“ „Ich wusste es. Das sind die Schlimmsten, die mit ihren Aussehen auch noch angeben. Wie denn genau, erzähl mal!“ Ohje... „Naja, ehm...etwa 1,80 m groß, sportlicher Körperbau, schwarze, meist wuschelige, Haare, dunkelbraune Augen, die einen immer zu scannen scheinen...und dieses Grinsen! Uah!“ Meine beste Freundin schwieg für einen Moment. „Wow“, sagte sie dann. „Hört sich ja nach nem richtigen Schönling an!“ Na jetzt übertrieb sie aber! Najaaa...gut, Sie wissen ja, wie das ist, nehme ich an. Als Frau gibt man einfach nicht gerne zu, dass die, die man nicht mag, auch gut aussehen können. „Er...kann sich sehen lassen. Aber das nutzt er schamlos aus! Schamlos, ich sag es dir!“ „Furchtbar“, ich konnte ihre Kopfschütteln quasi hören, ein typischer Ayaka-Move. „Ich hoffe, du kannst ihn mir mal vorstellen. Dann zeigen wir ihm, dass wir zusammen unschlagbar sind!“ „Ach Ayaka, es ist so toll, dass du mich verstehst!“ „Ist doch klar, Misty! Aber entschuldige mich, ich muss Schluss machen, meine Pause ist gleich zuende...“ „Oh natürlich, tut mir Leid! Sehen wir uns die Woche irgendwann?“ „Bestimmt, lass uns nochmal telefonieren. Und viel Glück mit...du weißt schon, wem“ „Danke, kann ich brauchen!“ Ich klappte mein Handy zu und steckte es in die Tasche. Gut. Positiv denken. Ich atmete tief durch und straffte meinen Oberkörper. Okay. Let's go! Kapitel 2: Everybody's after Love. ---------------------------------- Mit zügigen Schritten ging ich auf die gläserne Eingangstür vom AüP-Gebäude zu, meine Schuhe klapperten bei jedem Schritt auf dem glatten Asphaltboden und der Wind, der am Morgen noch wehte, ließ mich ein wenig frösteln. Ich wusste, dass es nachmittags wieder wahnsinnig heiß werden würde, doch das änderte nichts daran, dass ich ein schwarzes Kostüm angezogen hatte, schon alleine um seriöser auszusehen als sonst. Meine Haare hatte ich hoch gesteckt, meine Tasche klemmte total professionell unter meinem Arm. Genau so sieht doch eine Geschäftsfrau in der Fantasie immer aus, meinen Sie nicht auch? Jedenfalls war mir das früher immer so gegangen... Normalerweise machte ich mich nicht so schick, außer zu wichtigen Konferenzen natürlich, und selbst da war nicht unbedingt schwarz nötig. Meine Haare trug ich meistens auch offen. Oder zu einem Zopf gebunden und meine Tasche...Naja, die hing ich mir meistens mit dem Trageriemen um oder hielt sie einfach in der Hand. Kurzum: Ich fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut, obwohl ich selbst wusste, wie profimäßig ich aussehen musste. Hoffentlich würde es wenigstens ein bisschen Eindruck machen... Ich stieß die Glastür auf und schritt bestimmt auf den Tresen zu, hinter dem eine dünne, blond gefärbte Sekretärin saß. Also die würden wir aber nicht übernehmen. Garantiert. Naja, die Hauptsache war, dass ich höflich blieb... „Guten Tag, wo finde ich das Büro von Herrn Ketchum?“ Sie blickte von ihren Unterlagen auf und sah mich mit einem musterndem Blick an. Ihre pinken Lippen verzogen sich zu einem gekünstelten Lächeln und ihre viel zu fein gezupften Augenbrauen zogen sich in die Höhe. „Herr Ketchum empfängt keine Frauen“, ließ sie mich dann wissen. Aber sonst ging's der noch gut, oder? Ich lächelte sie an. „Ich habe aber einen Termin mit ihm, also wird er mich vermutlich doch empfangen, meinen Sie nicht?“ „Wenn Sie wüssten, wie oft ich das höre...Sie sind nicht die einzige, die ihn scharf finden!“ Ehm. Okay. Ich atmete tief ein. Was bildete die sich eigentlich ein?! Die tat ja geradezu so, als sei Ketchum sowas wie ein Gott! Tss, peinlich, vermutlich war sie selbst über beide Ohren in ihn verschossen...! Langsam atmete ich wieder aus und redete mir ein, dass ich mich beruhigen musste. „Hören Sie: Ich muss jetzt wirklich dringend zu Herr Ketchum, wir werden in Zukunft zusammen eine Abteilung leiten und heute ist der erste Tag unserer gemeinsamen Karriere! Ich bin privat kein bisschen an ihm interessiert, mir ist es total egal, was er wann mit wem treibt, also...lassen Sie mich jetzt zu ihm!!“ Ich hatte mich auf dem Tresen aufgestützt und mich zu ihr runtergebeugt. Zwar wirkte sie nicht sonderlich eingeschüchtert, aber immerhin schien ihr Gehirn zu checken, dass ich aus rein geschäftlicher Natur hier war. Als ob ich sonst auch nur einen Schritt in dieses Gebäude gesetzt hätte! „Okay...“, murmelte sie also schließlich und nannte mir das Stockwerk und die Nummer seines Büros. „Danke!“, ich lächelte nochmal liebenswürdig und machte mich dann auf den Weg. Alles Idioten, bei AüP. Ich hatte ja gewusst, dass mindestens eine Person absolut unfähig war, aber das häufte sich regelrecht... Irgendwie war ich froh, dass wir in unserem Gebäude etwas weniger Glas hatten – hier konnte man alles und jeden schon aus weiter Entfernung sehen! Mein Glück, dass Mister Ketchum seinen großen schwarzen Ledersessel gerade Richtung Fenster gedreht hatte und hinauszusehen schien. Ich blieb also kurz vor der Tür stehen und holte nochmal tief Luft. Kennen Sie das, wenn man sich fragt, wie man etwas überstehen soll? Ja? Genau diese Frage stellte ich mir nämlich in diesem Moment. Das würde doch die reinste Qual werden...und heute würden wir noch vergleichbar wenig Zeit miteinander verbringen! Horror! Schweres Herzens überwand ich mich, anzuklopfen. Mir blieb ja letztenendes sowieso nichts anderes übrig... Sofort drehte sich der schwarze Sessel um, Ketchum, der sein Handy an sein Ohr hielt, sah mich und winkte mich herein, legte aber noch nicht auf. Unhöflicher Klotz! Ich stieß die Tür auf – Klinken gab es in diesem Hause anscheinend nicht – und trat ein. Die schwere Glastür ließ ich hinter mir einfach zufallen. Mal sehen, wie lange er mich noch wie nicht abgeholt hier stehen lassen wollte. „Tut mir Leid, aber ich muss jetzt Schluss machen...ja, meine neue Partnerin ist gerade eingetroffen...okay, mach ich, bis dann!“, er beendete das Gespräch und stand auf. Oho, er zeigte tatsächlich Manieren?! Er kam auf mich zu, schüttelte meine Hand und scannte mich gleichzeitig wieder mit diesem durchringenden Blick aus diesen braunen Augen... Mir lief ein Schauder über den Rücken, den ich allerdings lieber ignorierte. „Es ist mir eine Freude, Sie zu sehen...“, er hielt noch immer meine Hand fest und wärmte sie, seine dunkle Stimme war irgendwie einlullend... Ich befreite mich von seinem Griff. „Ja na klar“, am liebsten hätte ich gefragt, mit wem er da eben telefoniert hatte, aber das wäre wohl ein wenig dreist gewesen. Interessierte mich auch eigentlich gar nicht! Er überging meine letzte, ironische, Bemerkung. „Darf ich Ihnen Ihre Jacke abnehmen?“ Was? Ohh nein, er meinte mein Jackett – das würde er unter keinen Umständen kriegen! Ich trug nämlich keine langärmlige weiße Bluse, wie es sich für erfolgreiche Geschäftsfrauen gehörte, sondern bloß eine ärmellose Bluse, da es mir sonst zu warm geworden wäre, unter dem ganzen schwarzen Stoff... „Nein danke, die behalte ich lieber!“, ich lächelte gezwungen und setzte mich auf den Sessel gegenüber seinem Tisch. Etwas irritiert sah er mich an. „Bitte? Es wird nachher total heiß draußen sein, und schwarz ist nicht gerade die Farbe, die ich bei diesem Wetter empfehlen würde...“ „Danke, aber ich denke, ich kann die Situation sehr gut alleine einschätzen!“ Er zog beide Augenbrauen hoch, zuckte dann aber nur mit den Schultern und setzte sich auf seinen Platz. „Also gut, der Chef meinte, Sie hätten alle Unterlagen über das, was wir heute besprechen sollen, von daher...“, fing ich an und sah den jungen Mann vor mir ernst an. Irgendjemand musste hier ja mal von den wichtigen Dingen anfangen! Dieser betrachtete mich jedoch bloß aus dunklen Augen, das Kinn auf seine Hände aufgestützt. „Wissen Sie was? Ich denke, sie sollten ihre Haare lieber offen tragen...“ Entweder ich hatte heute was an den Ohren, oder es redeten wirklich alle unverschämtes Zeug! „Bitte??“ „Ja, diese Dutt...der lässt sie so streng aussehen...überhaupt nicht schön!“ Das passierte ja nun nicht gerade oft, aber das verschlug mir jetzt doch die Sprache. „Ich...ich bezweifle, dass sie das Recht haben über mein Aussehen zu urteilen!“ „Ich urteile nicht, ich äußere nur offen meine Meinung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie privat auch so herumlaufen. So schwarz und so ernst. Bisher hatte ich ihre Erscheinung immer als sehr...imponierend in Erinnerung.“ Was bildete der sich eigentlich schon wieder ein? Der kannte mich doch überhaupt nicht! Ich zwang mich, tief durchzuatmen. „Wir sind, soweit ich mich erinnern kann, hier, damit wir über das Geschäft sprechen und nicht damit wir...“ „Nein“ „Bitte?“ „Nein, wir sind heute nicht hier, um über das Geschäft zu sprechen. Herr Collins und ich waren der Meinung, dass wir beide, als zukünftige Partner, uns etwas besser kennen lernen sollten. Von daher würde ich auch gleich vorschlagen, dass wir mit dem albernen „Sie“ aufhören und von jetzt an „Du“ zueinander sagen!“, er lächelte mich an und gerade weil er so ehrlich und charmant grinste, wurde mir völlig anders. Außerdem war ich wirklich erbost über Herr Collins! Was dachte der sich denn? Ich hatte ihm doch klipp und klar gesagt, dass ich Ash Ketchum nicht leiden konnte! „Von dieser „Du“-Sache halte ich nicht besonders viel!“ „Nun haben Sie sich nicht so! Was ist schon dabei?“ „Ich denke, dass man Respekt wesentlich besser...“ „Respekt? Oh bitte...!“, er verdrehte die Augen. „Keiner respektiert Sie und ihre Arbeit mehr als ich, das können Sie mir ruhig glauben. Aber ich wünsche mir, dass in meiner Abteilung ein lockeres und fröhliches Arbeitsklima herrschen wird – und wer könnte damit besser anfangen als wir?“ Grumpf, das saß. Woher hatte er nun schon wieder dieses schlagfertige Argument? Und dazu dieser durchbohrende Blick aus diesen glitzernden Augen... Ich seufzte. „Von mir aus...“, ich reichte ihm meine Hand hin. „Misty.“ Er lächelte, ergriff meine Hand und schüttelte sie sacht. Warm... „Freut mich. Ash.“ Irgendwie absurd, als hätten wir unsere Vornamen nicht schon vorher gewusst... „Ich verstehe nicht, wieso dieses Meeting heute überhaupt arrangiert wurde. Das bringt doch gar nichts!“, setzte ich an, fand aber wenig Zustimmung. „Das würde ich so nicht sagen. Ich halte es für äußerst wichtig, zu wissen, was die Stärken und Schwächen des anderen sind, die Vorlieben und Ideen für das neue Magazin!“ Woher kam es, dass ich mir jetzt wie ein dummes kleines Kind vorkam? Normalerweise wirkte er nicht so...reif. Ich hatte immer gedacht, er hätte diesen Posten lediglich durch seinen angeblichen Charme ergattert, aber jetzt schien er ja doch etwas im Kopf zu haben... Ein Seufzen entfuhr mir. „Von mir aus...bringen wir das eben hinter uns“ „Wieso stehst du dem Ganzen so negativ gegenüber? Ich habe fast das Gefühl, du hättest keine Lust...“ Ich lachte kalt auf. „Richtig! Viel lieber würde ich gleich anfangen, mir Gedanken über die ersten Artikel für die erste Ausgabe des neuen Magazins zu machen, anstatt zu quatschen! Immerhin haben wir eine der wichtigsten Rubriken...“ Erneut sah er mich mehr als skeptisch an. „Dürfte ich eventuell eine Vermutung äußern?“ Wenn er schon so fragte, konnte es ja nur wieder irgendeine Frechheit sein... Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach er einfach weiter. „Kann es sein, dass du ein wenig...versessen bist? Auf die Arbeit, meine ich? So ein kleiner Workaholic?“ Grmpf! Er war jetzt schon der zweite in zwei Tagen, der das zu mir sagte! Wie kamen die alle auf sowas? Nur weil ich ein verantwortungsbewusster Mensch war, der erst seine Aufgaben erledigte, bevor er sich vergnügte... Außerdem hatte der noch viel weniger eine Ahnung von mir und meinem Leben als Sayuri! Möglichst kühl sah ich ihn an – und das obwohl es in meinem Inneren vor Wut kochte! „Wie kommen Sie denn auf sowas? Ich bin lediglich...“ „Nicht locker genug?“, fiel er mir ins Wort. „Komm schon, du gehst doch bestimmt ab und zu aus, oder? Irgendwelche Hobbys?“ Ich merkte, wie mir heiß und kalt wurde. Dieses Gespräch mit ihm verlief mir eindeutig viel zu persönlich! Was ging ihn das schon an? Außerdem konnte er mich nicht leiden...! Er sah mich einen Moment noch durchdringend an, dann schien er zu merken, dass seine Fragen mir alles andere als angenehm waren, darum wandte er sich ab. „Willst du was trinken? Cola? Oder ein Apfelsaft?“ Im stillen dankte ich ihm für die Ablenkung... „Nein, danke“ Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Konnte ein Getränk mittlerweile schon so viel über einen aussagen oder was?! Also dieser Typ wurde mir nicht gerade sympathischer... „Wie du willst...“, er setzte sich wieder hin, eine Cola in der Hand. „Also...worüber willst du denn reden?“ Wooow, was für eine dezent gestellte Frage. Hatte ich nicht eigentlich schon deutlich gemacht, dass ich über überhaupt nichts mit ihm reden wollte? Bevor ich etwas sagen konnte, fiel er mir schon wieder ins Wort. „Aber nichts übers Geschäft, verstanden? Die Abmachung habe ich mit Herr Collins getroffen, er meinte du bräuchtest sowas mal...“ Na toll. Kennen Sie dieses Gefühl, wenn man sich von allen völlig verarscht vorkommt? Was war das denn hier? Eine Art Verschwörung? „Also hören Sie mal...“ „Hör mal.“ „Hä?“ Er lächelte. „Wir hatten uns doch auf das „Du“ geeinigt?“ Grr. Idiot. „Von mir aus“, erwiderte ich genervt. Er merkte, dass ich schlechte Laune hatte, versuchte diese Tatsache aber augenscheinlich zu übergehen und suchte nach einem Thema, über das ich würde sprechen wollen. „Und wie sieht das bei dir so aus? Bist du im Moment vergeben?“ Dieser beiläufige Tonfall beeindruckte mich fast, wie konnte man so ein Interesse heucheln? Ich merkte, wie ich errötete, worauf er ein wenig zusammen zuckte. „Tut mir Leid, wenn ich da ein etwas pikantes Thema angeschnitten habe...“ Schnell schüttelte ich den Kopf. Nicht dass er dachte, ich sei irgendwie in ihn verknallt...! „Nein, ich bin Single. Zum Glück!“ Ash runzelte die Stirn. „Zum Glück?“ „Ja, im Moment habe ich einfach keine Zeit für eine Beziehung!“ Ach Gott, was redete ich da bloß? „Wieso? Zu viel am Arbeiten vielleicht?“ Ich hätte ihn dafür eigentlich noch mehr hassen müssen als vorher, doch sein Gesichtsausdruck war so...unbeschreiblich. Das hatte ich an ihm noch nie gesehen, was vielleicht auch besser gewesen war... Die Antwort auf seine Frage sparte ich mir jedenfalls, stattdessen fragte ich selber etwas. „Und bei Ih...bei dir? Wie sieht das da aus mit Frauen?“ Er verzog keine Miene, sondern sah mir direkt in die Augen. „Nichts. Ich bin Solo.“ Mist, ich hätte das nicht fragen sollen...sein Blick, seine Antwort, irgendwie schlug mein Herz plötzlich schneller. Ich riss mich von seinem Anblick los. Das war bestimmt nur die Wärme, die langsam aber sicher hier drin aufstieg...waren ja auch blöde Glaswände, durch die die Sonne geradezu eingeladen wurde... „Man munkelt ja so einiges...dass du jede Woche eine Andere hast und so...“ Super Misty, das sollte man einem Mann auch erzählen! Jetzt fühlte er sich vermutlich auch noch darin bestätigt, er sei unwiderstehlich! Doch statt Selbstzufriedenheit trat Erstaunen in seine Augen. „Wer behauptet denn sowas?“ Ich senkte den Kopf. „Ist doch egal...“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich spiele nicht mit Frauen. Ich fange nur mit einer etwas an, die ich wirklich mag.“ Wow. Ich wusste nicht, was ich darauf hätte sagen sollen. Wer hätte das schon gedacht? Jeder war quasi der Meinung, er würde ständig mit einer anderen rummachen, außer...außer Sayuri. Sollte sie am Ende also doch recht gehabt haben, oder behauptete er das nur? Wieso war ich im Moment so verunsichert? Eigentlich hatte ich doch eine feste Meinung über ihn gehabt! Ich schluckte. „Das ist...schön...“ Ein Glitzern trat in seine Augen. „Du schläfst doch wohl auch nicht mit allen Männern, oder?“ Diesmal lief ich richtig rot an – vor Wut! „Natürlich NICHT!! Seh ich so aus oder was?!“ Erst lachte er, doch dann wurde er schnell wieder ernst. „Nein. Du siehst nicht so aus. Im Gegenteil, du...siehst eher wie jemand aus, der an die wahre Liebe glaubt...“ Und schon wieder so eine scharfe Vermutung, die diesmal sogar stimmte! Ich musste tief durch atmen, um ruhig zu bleiben. „Ach und wenn?“ Dieses unverschämte Grinsen erschien wieder auf seinen Lippen. „Dann klingt das irgendwie naiv, und doch niedlich...aber ich denke schon, dass es sowas wie wahre Liebe gibt. Aber nicht jeder findet sie...“ „Wie philosophisch!“, sagte ich spöttisch, obwohl es in meinem Inneren nur so durcheinander wirbelte. Er glaubte an die Liebe?? Ausgerechnet?? Als ob! Das sagte der jetzt doch nur so... Ich wusste doch, wie er wirklich war...vermutlich wollte er mich auf diese Weise bloß rumkriegen, aber das konnte er getrost vergessen, von mir aus konnte er zu Grunde gehen! Auf so einen billigen Trick fiel ich bestimmt nicht rein... Er legte den Kopf schief. „Du glaubst mir nicht, oder?“ Ich lächelte zurückweisend. „Nein, dazu habe ich zu seltsame Sachen gehört. Macho und sowas“ „Wie wäre es denn, wenn du dir einfach ein eigenes Bild von mir machst?“ „Das habe ich schon und das, was du gesagt hast, passt nicht hinein“ Langsam erhob ich mich. Es wurde mittlerweile doch zu warm und wenn ich vor ihm nicht völlig fertig aussehen wollte, musste ich jetzt verschwinden... Er sprang auf und stützte sich mit seinen Händen auf dem Tisch ab. Seine Augen funkelten mich aufgebracht an. „Du könntest mir wenigstens eine Chance geben! Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, aber ich finde, dass ich das nicht verdient habe!“ Etwas irritiert erwiderte ich seinen Blick. „Ich dachte du magst mich genauso wenig? Außerdem...zeigst du mir ja nie, dass du anders bist, wie du behauptest“ „Tue ich wohl, aber in diesen Momenten glaubst du mir nicht! Oder ignorierst sie...Und ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht leiden könnte!“ Wow, mit so einem Ausbruch hatte ich nun nicht gerechnet... Ihn schien das ja wirklich am Herzen zu liegen, dass er keinen so schlechten Ruf hatte. Arroganter Kerl... Obwohl es mich stutzig machte, dass er mich nicht hasste... Wieso behandelte er mich dann so oft so, als wäre er etwas besseres? War das etwa nur eine Show, um seinen wahren Charakter zu verstecken? Das war doch alles verrückt... Aber bitte, wenn er unbedingt eine Chance haben wollte...ich konnte auch mal nett sein! Allerdings merkte ich, wie die Hitze mir zu schaffen machte, mein Atem ging längst nicht mehr so frei wie das der Fall sein sollte... Deshalb sollte ich mich beeilen. „Wie du willst, ich gehe demnächst unvoreingenommener an die Sache ran, zufrieden? Aber dann nutz das auch aus und lass nicht den Obermacker raushängen, sodass ich dann feststellen kann, dass ich doch Recht hatte!“ Wenn das nicht mal ne klare Ansage war! Das zufriedene, irgendwie nervös machende und nervige Grinsen erschien. Wieso brachte es mein Herz schon wieder aus dem Takt? Verdammte Sonne, verdammter Sommer, verdammte Hitze! „Sehr großzügig von dir! Sicher, dass du schon gehen willst?“ Ich nickte bestimmt. „Sehr sicher...wir sehen uns dann demnächst wieder“ „Okay“, wir schüttelten unsere Hände, ich drehte mich um und wollte gerade die Tür seines Büros aufdrücken, als ich merkte, dass mir schwindelig wurde... Ausgerechnet! Kapitel 3: I don't know... -------------------------- Das Bild vor meinen Augen verschwamm etwas, ich schwankte nach hinten, doch gerade als ich dachte, dass ich jetzt fallen würde, legte sich von hinten ein Arm um meine Taille und hielt mich fest. Beeindruckend, wie viele verschiedene Gefühle ich binnen wenigen Sekunden empfinden konnte. Erst war es Erleichterung, dass ich nicht hingefallen war, dann war es Schock, weil ich genau wusste, dass es nur eine Person gewesen sein konnte, die mich gefangen hatte, dann war da noch ein merkwürdiges Wohlbehagen, von dem ich keine Ahnung hatte, woher es kam und auch noch ein wenig Misstrauen, da ich nicht wusste, warum er es getan hatte, gerade weil wir kurz zuvor dieses markante Thema besprochen hatten. "Hoppla, was ist denn mit dir los?“, seine Stimme holte mich aus meinen Gedankenverwirrungen. Hörte ich da etwa sowas wie Sorge in seinem Tonfall? Einen kurzen Augenblick blieb ich noch in dieser Art Umarmung, dann drehte ich mich um und starrte ihn an. „Nichts ist mit mir los! Gar nichts, mir geht es gut!“ Ash zog beide Augenbrauen hoch. „Ich sehe doch, dass dir schwindelig ist. Was ist es? Schwangerschaft? Oder einfach nur die Tatsache, dass dir hier drin zu warm geworden ist und du nichts getrunken hast?“ Eines Tages würde ich ihn mal umbringen, weil er mich mit seinen treffenden Vermutungen um den Verstand brachte... „Schwangerschaft kannste abhaken!“, fauchte ich, wankte aber gleichzeitig erneut einen Schritt zur Seite, sodass er schnell nach meinem Handgelenk griff. „Also doch! Komm mit, ich bringe dich ins Krankenzimmer!“ Schon alleine die Frage, warum die hier ein Krankenzimmer hatten war unglaublich interessant, aber ich hatte keine Zeit sie zu stellen. „Was? Nein, das ist nicht nötig, ich bin völlig...“ „Jetzt rede dich nicht raus! Ich will, dass du fit bist, wenn wir morgen ordentlich zu arbeiten anfangen!“ Nun gut, das war ein Argument... Ohne Widerrede zu dulden zog er mich an der Hand aus seinem Büro, den Gang hinunter und dann, am anderen Ende, schob er mich in die rechte Tür. Dahinter befand sich ein kleiner, abgedunkelter Raum, in dem es viel kühler war als überall sonst, indem sich ein Medizinschränkchen, ein Waschbecken, eine Liege und ein Stuhl befanden. Ash setzte mich auf die Liege und zog sich selber den Stuhl heran, auf dem er sich niederließ – eine Sekunde später war er allerdings schon wieder aufgesprungen und goss mir ein Glas Wasser ein. „Du bist mir ehrlich eine, kippst mir halb um, weil du im Hochsommer in Schwarz rumrennst und nichts trinkst!“, er reichte mir das Wasser, welches ich dankbar annahm und sogleich einen großen Schluck trank. Eins musste ich zugeben: Es war nett von ihm gewesen, mir zu helfen, nachdem ich so gemein gewesen war... „Danke...“, murmelte ich von daher leise. Manieren wollte ich schon zeigen... Er lächelte freundlich. „Gern geschehen. Ich kann dich ja schlecht in meinem Büro liegen lassen, oder?“, ein Lachen entfuhr ihm. „Aber ich verstehe nicht, wieso du nichts trinken wolltest!“ Ich wollte darauf nicht antworten...egal um was es ging, er stand so viel besser da als ich... Woran lag das? Vielleicht merkte er, dass mir das Thema unangenehm war, vielleicht auch nicht, jedenfalls sprach er plötzlich etwas anderes an. „Hast du schon davon gehört, dass die beiden...ehm...das neue Magazin eine Party schmeißen will? Zur Zusammenschließung?“ Nein. „So halbwegs...wobei ich das seltsam finde, da wir nicht mal einen Namen haben...“ Er lächelte. „Genau dasselbe habe ich auch gedacht. Aber was soll's? Das wird bestimmt lustig, meinst du nicht?“ Ich zog die Schultern hoch. „Kann sein. Solange man zu nichts genötigt wird...“ „Wie meinst du denn das jetzt?“ „Naja, ich habe keine Lust, mit irgendwelchen Leuten tanzen zu müssen oder gar gezwungen zu werden, eine Begleitung mitzubringen!“ Er lachte auf, wobei mir auffiel, dass er ein angenehmes Lachen hatte...geradezu schön...! Oh Gott, kennen Sie das, wenn man Dinge denkt, die total peinlich sind?? Furchtbar... „Tanzen macht doch Spaß!“ „Ja, aber nur mit manchen Menschen...“ Sein Gesichtsausdruck wurde irgendwie leicht ehrgeizig. „Würdest du mir denn die Ehre erweisen mit mir zu tanzen?“ Ich riss die Augen auf. Bitte? Er wollte mit mir tanzen? Jetzt verblüffte er mich aber...er wusste doch, dass ich ihn nicht mochte! Und insgeheim war ich immernoch der Meinung, dass er sich ständig über mich lustig machte... Gerade als ich verneinen wollte, fügte er hinzu: „So als Dankeschön dafür, dass ich dich gerade gerettet habe?“ Dieses arrogante Zwinkern dabei! Schon aus Prinzip hätte ich jetzt Nein sagen müssen, aber irgendwie interessierte es mich wahnsinnig, ob er gut tanzen konnte. Außerdem konnte ich ihm so zeigen, dass zumindest ich das drauf hatte... Also seufzte ich und nickte geschlagen. „Von mir aus...“ „Nicht so begeistert, bitte!“, er lachte erneut, was mir einen leichten Schauder über den Rücken laufen ließ. Ich trank den letzten Schluck von dem Wasser und schaute Ash an. „So. Darf ich jetzt gehen, Doktor?“ Sein Grinsen fuhr mir durch Mark und Bein. Arrogant, arrogant...und gleichzeitig charmant... „Wenn du dich besser fühlst...“ „Mir ging es die ganze Zeit nicht so furchtbar schlecht. N bisschen Schwindel..was ist schon dabei?“ „Soll das eine ernst gemeinte Frage sein oder darf ich mir die Antwort sparen?“ Das brachte mich tatsächlich zum Lachen. Oh Gott, was war denn jetzt mit mir los?! „Du kannst sie dir sparen, wenn du willst“ Ich bemerkte seinen durchdringenden Blick...mal wieder... „Was ist?“, fragte ich etwas irritiert. Er zögerte. „Du...siehst wirklich hübsch aus, wenn du lachst...“ Sofort errötete ich. „D-das...“ „Ist heute nicht allzu oft vorgekommen. Wolltest du das sagen?“ „Du bist eben nicht so komisch, wie du denkst!“ Wow, ich hatte meine Schlagfertigkeit wieder...ein schönes Gefühl! Wieder grinste er. „Jetzt hast du mich aber gekränkt...“ „Siehst gar nicht so aus!“ Er schüttelte den Kopf. „Faszinierend, wie anders du plötzlich bist!“ Hmh...ihm war es also auch aufgefallen, dass ich nicht halb so verklemmt war wie am Anfang... „Anders?“ „Lockerer. Liegt das etwa an mir?“, seine Augen blitzten verdächtig auf. Achso, war er jetzt auch noch der Meinung, er würde mir gut tun oder was? Pff, also den Gedanken würde ich ihm aber ordentlich austreiben... „Natürlich nicht! Ich habe mich lediglich damit abgefunden, mit einem Idioten wie dir zusammenarbeiten zu müssen!“ „Ach und jetzt neckst du mich sogar schon! Ich bin beeindruckt!“ Der Kerl ließ sich ja wirklich überhaupt nicht beleidigen! Nicht mal ansatzweise...so ein Fell sollte ich mir eventuell auch mal zulegen... „Ich necke dich nicht, ich sage nur offen meine Meinung!“ „Schön, dass du jetzt so offen mit mir sprichst!“ Meine Wangen wurden schon wieder etwas rot, daher stand ich jetzt auf, um zu gehen. Ich streckte ihm meine Hand hin, die er ergriff und schüttelte. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns morgen sehen...“ Mein Herz begann schon wieder schneller zu schlagen! Verdammt?! Das, was er gesagt hatte, klang so vertraut... „Ich glaube schon, wir müssen langsam anfangen zu überlegen, welche Mitarbeiter wir für unsere Abteilung behalten wollen. Und die Themen für die erste Ausgabe festlegen und sowas...“ Er winkte ab. „Jaja, das machen wir dann die nächsten Tage...wir sehen uns ja sowieso spätestens am Samstag“ „Samstag? Wieso? Da ist doch frei...?“ „Ja, aber da ist doch diese Party...“ Oh. Mein. Gott. „Diesen Samstag?!“, er nickte. „Aber das ist doch schon in vier Tagen!“ „Richtig...sie wollen morgen die Einladungen rausgeben und da du versprochen hast, mit mir zu tanzen, wirst du kommen müssen...“, er zwinkerte mir schon wieder arrogant zu. „Ich habe gar nichts versprochen...“, als er widersprechen wollte, redete ich schnell weiter. „Aber ich wäre eh gekommen...bei sowas muss man dabei sein, macht einen guten Eindruck“ Ash stöhnte und verdrehte die Augen. „Und es macht Spaß, aber das zählt für dich ja nicht“ Dreist. „Also, guten Tag noch!“ Er lächelte. „Ja, das wünsche ich dir auch. War schön, mal etwas persönlicher mit dir zu plaudern“ „Hm, war ganz okay!“, ich grinste ihn frech an und verließ den Raum. Erst als ich draußen war, fiel mir auf, dass ich mit ihm geflirtet hatte. Und plötzlich wurde mir wieder übel... „Sag das noch mal. Das ist so...süß!“ „Ayaka, bitte! Das ist kein bisschen süß, das ist...arrogant! Er denkt bestimmt, dass ich kein bisschen tanzen kann, aber da werde ich ihm das Gegenteil beweisen!“ Meine beste Freundin und ich hatten uns heute, am Donnerstagabend, getroffen, um Shoppen zu gehen. Schließlich brauchte ich ein schönes Kleid für die Party am Samstag... „Na wenn du meinst...und wieso genau nimmst du dann nicht eins deiner alten Kleider?“ Missbilligend sah ich sie an. „Also wenn schon, denn schon. Alles oder gar nichts!“, ich hängte ein komisches dunkelgrün-gelbliches Kleid zurück auf seinen Bügel und ging weiter. Ayaka folgte mir. „Gib es doch zu, du willst ihm gefallen!“ Grr. Wollte ich gar nicht! „Das stimmt nicht! Ich will nur aller Welt zeigen, dass ich neben meinem neuen Partner keine schlechte Figur abgebe!“ Zwar antwortete sie nicht mehr, aber ihr Grinsen sprach Bände... Ein Seufzen entfuhr mir. „Okay, vielleicht will ich ihm ein bisschen gefallen. Na und? Ich bin eine Frau, das muss so sein!“ „Eigentlich muss das nur so sein, wenn eine Frau einen bestimmten Mann für sich gewinnen will. Aber hey...“, fügte sie hastig hinzu, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. „wenn er wirklich so arrogant ist, dann wird das wohl nötig sein, um zu zeigen wo es langgeht...“ Na also, wieso nicht gleich so? „Trotzdem würde ich ihn gerne mal live sehen...“ Auf der einen Seite war dieser Wunsch völlig unverständlich, da es keinen guten Grund dafür gab, Ash Ketchum kennen lernen zu wollen, aber auf der anderen Seite war es dann doch nachvollziehbar, da ich ihr erzählt hatte, dass er gut aussah... Plötzlich kam mir eine Idee. „Hey, wieso kommst du am Samstag nicht einfach mit?!“ „Hä?“ Verdattert sah Ayaka mich an. „Wie jetzt?“ Begeistert klatschte ich in die Hände. „Na klar, das ist doch die Idee! Du begleitest mich einfach und lernst meinen neuen Partner kennen und ich hab gleichzeitig seelische Unterstützung, falls er mal wieder zu eingebildet werden sollte!“ Wenn das nicht ein genialer Plan war...! Allerdings sah Ayaka nicht ganz so überzeugt aus wie ich. „Geht das denn? Ich meine...kannst du einfach so irgendjemanden mitbringen...?“ „Hallo? Ich bin jetzt eine der Chefredakteurinnen einer Rubrik – ich kann tun und lassen was ich will! Und ich bezweifle, dass mein Boss was dagegen haben wird, wenn ich eine Freundin mitbringe...“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Na wenn das so ist, dann komme ich gerne mit“ „Yes!“, ich strahlte sie an. „Brauchst du dann auch was Neues...?“ „Nein, ich hab genug, denke ich“ Och mann... Langsam, aber sicher arbeiteten wir uns durch das ganze Geschäft, damit auch ja kein Kleid ungesehen blieb. Doch eigentlich wusste ich sofort, als ich dieses eine Kleid sah, dass es genau das richtige war. Es war quasi Liebe auf den ersten Blick – hatten Sie das auch schon mal? Wenn man irgendein Kleidungsstück sieht und schon von vorneherein weiß, dass man es sich am Ende sowieso kaufen wird...? Dieses Kleid war einfach ein Sommertraum. Dunkelblauer, weicher Stoff, bis zu den Knien reichend. Eine weiße Borde zierte das obere Ende und ein dazu passender weißer Gürtel ließ schlanke Taillen besonders gut aussehen. Achja und was komischerweise auch noch eines der wichtigsten Tatsachen war: Es war trägerlos. Keine Ahnung wieso gerade das mich so anzog, aber irgendwie gefiel mir das... Aber nicht nur ich schien dieser Meinung zu sein, auch Ayaka seufzte begeistert auf, als ich aus der Umkleidekabine trat und mich dabei absolut wunderbar fühlte. „Oh Misty, Süße, das musst du nehmen, es steht dir so wahnsinnig gut!“ Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse. „Findest du? Mir gefällt es auch!“ „Es ist perfekt! Auf der einen Seite schön luftig, was für eine Sommerparty natürlich Pflicht ist und auf der anderen Seite total sexy, was deinem Ash mit Sicherheit gefallen wird!“ Urghs. Durchdringend sah ich meine Freundin an. „Ayaka? Ich will ihm aber überhaupt nicht gefallen!“ Ich sah sofort, wie sie errötete. „Eh, ich weiß, aber...“, sie fuchtelte mit den Händen. „Aber wenn du so da auftauchst, wirst du da nichts gegen machen können! Es ist...Bombe!“ Etwas verlegen betrachtete ich mich im Spiegel und drehte mich leicht hin und her, damit der Stoff sich bewegte. „Hm, naja...dann ist das wohl so...ich meine, ich wäre doch blöd, wenn ich das nicht kaufen würde, oder?“ „Auf jeden Fall! Wie für dich gemacht, ehrlich!“ Na wenn das so war... Ich meine: Zwar mochte ich Ash Ketchum nicht besonders, aber es wäre mit Sicherheit ein super Gefühl, wenn ich ihm gefallen würde...so schadenfroh irgendwie... „Dann ist das beschlossene Sache!“ Keine Ahnung, woher diese gute Laune plötzlich kam, aber sie beschwingte mich und machte glücklich. Ich bemerkte zwar Ayakas viel sagenden Blick, aber ich beschloss, dass ich ihn ignorieren würde. Manchmal war das eben besser...! „Wann fängt die Party am Samstag denn an?“ Ayaka nippte an ihrem Kaffee. Nach unserem Shoppingausflug hatten wir uns spontan entschieden noch in unserem Lieblingscafé einzukehren. „Um 18.00 Uhr...“ Sie sah mich an. „Hm, dann gehen wir erst um 19.00 Uhr. Das Beste kommt doch immer zum Schluss, oder nicht?“, sie zwinkerte. „Hm? Aber dann verpassen wir doch eine Stunde, wär doch schade...“ „Also eigentlich...“, sie zögerte kurz. „Eigentlich will ich sehen, wie Ash reagiert...“, Unsicherheit lag in ihrem Blick. Zu Recht! „Wieso?“, fragte ich misstrausch. „Naja...nach dem, was du so erzählst, klingt es so, als würde er dich mögen...“ Fast verschluckte ich mich an meinem Kaffee. „Bitte??“ „S-Sorry, ich will dich nicht beleidigen, aber...ich weiß auch nicht...“ Leicht verstimmt stützte ich mein Kinn auf eine Hand. „Das glaube ich nicht. Das wäre zu...weiß nicht. Aber ich bin sicher, dass du dich täuschst, ehrlich!“ Sie zuckte nur mit den Schultern. „Kann sein, das sehen wir ja dann, nicht wahr?“ Ich nickte. „Ja, wahrscheinlich...“ „So, ich werd jetzt aber mal schnell wo hin gehen!“, sie erhob sich, grinste mich an und machte sich dann auf in Richtung Damentoilette. Seufzend rieb ich mir über das Gesicht. Wieso hatte das, was Ayaka gesagt hatte, so ein seltsames Gefühl in mir ausgelöst? Das war doch seltsam...ich mochte ihn nicht. Kennen Sie das, wenn sie im Hinterkopf eine klitzekleine Stimme zu haben scheinen, die zweifelhafte Fragen stellt? Ja? Genauso eine Stimme fragte mich jetzt, ob das denn die Wahrheit war. Oder ob ich vielleicht doch nicht so blöd fand, wie ich immer behauptete. Aber wieso sollte ich mich dagegen so sträuben? Konnte doch jeder mögen wen er wollte...von daher war die Antwort Nein. Er war einfach total arrogant und... „Misty? Hey, das ist ja eine Überraschung, dass ich dich hier treffe!“ Hä? Hatte ich jetzt schon Halluzinationen oder wieso hatte ich soeben Ashs Stimme gehört...? „Hallo?“ Na toll. Das hatte mir gerade noch gefehlt... Ich sah auf, direkt in das Gesicht von meinem mehr oder weniger ungeliebten Partner. „Oh hi. Hab dich gar nicht gesehen...“ „Schon gemerkt. Hätte nicht gedacht, dass ich dich hier treffe! Mit wem bist du hier?“, er deutete auf Ayakas halb geleerte Tasse. „Oh ehm...mit einer Freundin. Meiner besten“ „Cool! Du bist ja doch dazu fähig, dich zu amüsieren!“ „Haha!“, sagte ich trocken. „Sehr witzig. Und was tust du hier?“ „Eigentlich bin ich nur vorbeigegangen, aber dann hab ich dich hier sitzen sehen. Gestern und heute morgen haben wir uns ja nur ganz kurz gesehen, deshalb wollte ich mal hallo sagen!“ Ach, wie nett von ihm. „Ah, na dann...“ „Was ist denn da in der Tüte?“, neugierig betrachtete er meine Einkaufstasche mit meinem Kleid für Samstag. „Nichts...besonderes. Wir waren Shoppen!“, ich lächelte und schon die Tasche etwas weiter unter den Tisch. „Für die Party?“, folgerte er haarscharf. Da hatte er mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen! Ich lachte kurz auf. „Nein, für sowas habe ich wahrlich genug anzuziehen! Ich hatte einfach Lust auf...was Neues! Ganz Normales“ Oh Gott, meine Ausreden waren auch mal besser gewesen... „Schade...verrätst du mir, was du anhaben wirst?“ „Siehst du doch dann“ „Hmmh...“, etwas enttäuscht verzog er den Mund. „Na gut, wie du willst. Ich muss jetzt aber weiter, hab noch einen Termin“ „Ach, doch nicht etwa mit einer Frau?“ Argh, wieso hatte ich das schon wieder gefragt?! Kam doch total blöd rüber... Interessierte mich auch eigentlich überhaupt nicht! Er zwinkerte mir zu. „Klar, mit wem sonst?“, er winkte mir zu und verließ das Café genauso schnell, wie er hereingekommen war. Im ersten Moment wollte ich in aufhalten, damit er Ayaka treffen konnte, im nächsten hätte ich ihm am liebsten ein Messer hinterher geworfen, weil mir klar wurde, was er eben gesagt hatte. Da dachte man mal einen Moment lang, dass man ihn vielleicht doch ein kleines bisschen mögen könnte und dann brachte er so einen Spruch! Typisch! Oh nein, ich hasste ihn immer noch und daran würde sich nie, niemals etwas ändern, so viel stand schon mal fest! „Oh Gott, war er das?“ Ich hatte nicht bemerkt, dass Ayaka wieder zurück war. „Wer?“ „Na der Typ eben! Dieser absolut traumhafte Mann!“ Eh, hallo?? „So traumhaft ist er gar nicht. Und überhaupt hat er natürlich direkt wieder einen Aufreißerspruch gebracht. Sowas von arrogant...“ Sie zuckte mit den Schultern und sah ihm hinterher, obwohl man ihn nicht mehr sehen konnte. „So eine Verschwendung...wieso können die gut ausehenden Kerle nicht mal nett sein?“ Tja. Wenn sie mal wüsste, was für eine gute Frage sie da gestellt hatte... „Keine Ahnung“, antwortete ich ihr. „Aber was solls? Eines Tages merken die Frauen vielleicht, dass sie sich nicht an die halten sollten!“ Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Meinst du wirklich?“ Sie lachte los. „Nein, nie im Leben!“ Ich stimmte in ihr Lachen ein. Eigentlich traurig, aber was solls? So war das nunmal... Kapitel 4: Turn a little faster! -------------------------------- Sorry, das hat wieder länger gedauert Xx° Jetzt kommen auch erstmal wieder Klausuren & die Zentralen Abschlussprüfungen, von daher...weiß ich nicht, wann ich weiterschreiben kann. Naja, viel Spaß beim Lesen! (: "Also? Wie sehe ich aus?" Es war Samstag, halb sieben und ich stand vor dem größten Spiegel in meiner Wohnung, um mich betrachten zu können. Ayaka sah mir über die Schulter. "Wenn du nicht meine beste Freundin wärst, dann wäre ich absolut neidisch auf dich!" Ich merkte, wie ich leicht errötete. "Ehrlich?" "Hallo? Guck dich doch mal an! Das Kleid ist perfekt, vor allem mit den Schuhen und der Frisur!" Okay, ich gab ja zu, dass die Frau im Spiegel mir gut gefiel, aber dass ich das sein sollte...? Ayaka hatte mich geschminkt und die Haare hatte ich bis auf die vordere Partie offen gelassen, diese hatte ich hinten zu einem Zöpfchen gebunden. Meine Füße steckten in ebenfalls dunkelblauen Riemchensandalen mit nur wenig Absatz. "Aber jetzt", Ayaka treichte mir meine zum Rest des Outfits passende Clutch, "müssen wir wirklich los, sonst kommen wir viel zu spät!“ Ich warf einen letzten Blick auf mein Spiegelbild und folgte meiner Freundin dann zur Haustür. „Ich wette, dass dein lieber Partner schon ganz aufgeregt ist, dass du noch nicht da bist!“ Hm. Eigentlich hätte ich ihr das auch vorher sagen können, aber naja, vielleicht war da so etwas wie Hoffnung in mir gewesen, aber... Falsch gedacht! Es war wirklich ein netter Garten, den unser Chef da hatte, dennoch viel größer als ich gedacht hatte! Eine riesige Rasenfläche erhob sich hinter dem Haus, auf dessen Terrasse ein großes Zelt aufgebaut war, unter dem schon fleißig gegessen und getrunken wurde. Gleich daneben stand eine fette Stereoanlage, aus der laute Musik dröhnte, zu denen einige Leute tanzten, in der Ferne, naja, jedenfalls mindestens 50 Meter entfernt von der Tanzfläche, konnte ich einen Teich erkennen. Okay, eigentlich sollte ich es eher See nennen, das war kein einfacher Gartenteich mehr! „Wow, Euer Chef hat...Geld“, stellte Ayaka fasziniert fest. Die Firma, in der sie arbeitete, lief zur Zeit wohl nicht ganz so gut, von daher... „Ja, kann sein. Das erklärt trotzdem nicht seinen idiotischen Einfall, mich mit...“, mir blieben die Worte im Hals stecken. Gerade als ich seinen Namen hatte aussprechen wollen, sah ich ihn. Er tanzte vergnügt mit einer ziemlich... kurvigen Blondine auf der Tanzfläche. Einer eher knapp bekleideten Blondine. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre. Nein, es auch war noch diese tussige Sekretärin, die ich in der AüP kennen gelernt hatte! Also das schlug ja dem Fass den Boden aus! Kochend vor Wut – oder war es Eifersucht? - warf ich Ayaka einen Blick zu. „Siehst du? Er ist und bleibt ein Macho!“ Sie sah dahin, wo ich bis eben selber noch hingeguckt hatte, zuckte dann aber mit den Schultern. „Naja, er tanzt doch bloß mit ihr...wenn die rummachen würden, wär's was anderes, aber so...“, zweifelnd sah sie mich an. „Übertreibst du nicht etwas?“ Na vielen Dank. Jetzt fiel mir sogar meine beste Freundin in den Rücken! Andererseits...hatte sie vielleicht ja Recht. Übertrieb ich? Aber wieso machte mir es dann so viel aus, dass er mit dieser Blondine tanzte?? Konnte mir doch eigentlich auch egal sein. Oder nicht? Abrupt drehte ich mich weg von der Szenerie. „Ich begrüße erstmal meine Kollegen. Die netten! Kommst du mit?“ Auffordernd betrachtete ich sie, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nein danke, von euren Fachgesprächen verstehe ich dann sowieso wieder nur die Hälfte. Wahrscheinlich sogar noch weniger. Ein Viertel oder so. ich werde mich mal umschauen, ob es hier nette Typen gibt...“, dabei zwinkerte sie verschwörerisch, sodass ich grinsen musste. „Wie du willst. Aber sei nicht zu enttäuscht, ja?“ Sie winkte ab. „Quatsch, kennst mich doch!“ In der Tat, ich kannte sie. Ayaka war – ähnlich wie ich – nicht der Typ, der sich viel aus One-Night-Stands machte. Aber dennoch lernte sie gerne Männer kennen, immer mit der Hoffnung, den „Richtigen“ zu finden. Was auch immer das heißen sollte. Sie verschwand tänzelnd zwischen den Leuten und überließ mich mir selber. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern sollte...aus welchem Grund auch immer. Ich begann also wie geplant, meine diversen Kollegen und Kolleginnen zu begrüßen und war noch nicht mal halbfertig, als jemand von hinten seine Hand auf meine Schulter legte, was mich zusammenfahren ließ. „Hey, da bist du ja endlich! Ich dachte schon, du hättest dich verlaufen...“ Ich fuhr herum. Da stand er. Geradezu als wäre gar nichts gewesen! Okay – was war denn schon gewesen? Er hatte nur mit einer...egal. Egal, ich sollte mir wirklich keine Gedanken darüber machen. Er interessierte mich schließlich nicht. „Nein, habe ich nicht“, antwortete ich möglichst kühl. „Schön!“, er lächelte und griff dann leicht nach meiner Hand. Hallo?! „Darf ich dann um diesen Tanz bitten?“ Oh Gott. Ein kläglicher Versuch edel zu wirken. Hilfe. „Also wenn schon müsste es “dürfte ich um diesen Tanz bitte“ heißen, aber...ich habe es ja mehr oder weniger versprochen, deshalb...“, ich seufzte. Zwar sah er mich aufgrund meiner Kritik leicht befremdlich an, doch lange ließ er sich nicht irritieren. Stattdessen zog er mich sanft zur Tanzfläche. „Kannst du das überhaupt?“, fragte er neckend. Ph, na der würde sich noch wundern. „Und ob!“ Was ihn selber anging, hatte ich allerdings schon noch so meine Zweifel... Es lief glücklicherweise ein flottes, fröhliches Lied, zu dem man nicht eng tanzten musste, daher fiel mir das Ganze leichter als gedacht. Auch an seine Hand auf meiner Hüfte, die mir anfangs etwas suspekt war, gewöhnte ich mich schnell und hatte – so ungern ich es zugab – sogar Spaß! Nicht dass ich prinzipiell etwas gegen Spaß hatte, aber mit ihm...? Das hatte ich nicht erwartet. Wir wirbelten geradezu über den Rasen. So hatte ich schon ewig mit keinem Mann mehr getanzt... „Du bist ja ein Profi!“, rief Ash mir zu, um die Musik zu übertönen. „Na was dachtest du denn?“, fragte ich lachend. „Keine Ahnung!“, auch er lachte und irgendwie war das ein wirklich schöner Moment. Als würde ich in schon länger kennen, als ich es wirklich tat... Als wären wir sowas wie Freunde! Das Lied klang langsam aus und wir blieben – leicht außer Atem stehen. Erst jetzt bemerkte ich, dass es ein ganz anderer Song war als der, zu dem wir angefangen hatten. „Oh wow, ich habe gar nicht bemerkt, dass wir so lange...“, ich wollte meinen Satz eigentlich beenden, wurde aber von Ash unterbrochen, der sich dem neuen Lied anpasst – einem ziemlich langsamen! Ich merkte, wie leichte Panik in mir aufstieg. Er hatte seine Arme jetzt wesentlich enger um mich gelegt und sah mich mit so einem tiefen Blick an... So nah wollte ich ihm doch eigentlich gar nicht sein! Doch was sollte ich tun? Was konnte ich überhaupt tun?? Ihn wegstoßen und fliehen? Nein, das hätte eine sehr seltsame Wirkung...außerdem wollte ich auf keinen Fall schwach wirken. Diese Möglichkeit fiel also weg. Was sonst? Naja, mit ihm weiter so tanzen natürlich...aber gefiel mir das? Ich versuchte, in mich hinein zu horchen...und irgendwie...war ich gar nicht so abgeneigt, wie ich es mir eingebildet hatte. Meinem Körper schien diese Nähe jedenfalls zu gefallen... Ich schmiegte mich ja auch regelrecht an ihn. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich mich nicht von ihm lösen können, glaube ich... Ein angenehmes Gefühl breitete sich in mir aus und ich konnte nicht leugnen, dass es mir gefiel. Auch sein direkter Blick in meine Augen, auch wenn ich ihm möglichst selten begegnete. Denn jedes Mal löste er eine Art Schauder in meinem Inneren aus. Diese Augen waren einfach unbeschreiblich... Man konnte nicht gerade sagen, dass man sich bei dieser Tanzweise groß anstrengen musste, aber dennoch murmelte er: „Wow...das beherrschst du ja genauso gut...“ Ich merkte, dass ich errötete. Mein ganzer Körper schien zu kribbeln und irgendwie war das unheimlich. Aber gleichzeitig ein wirklich schönes Gefühl... Ich lächelte. „Ich will ausnahmsweise mal nicht unfair sein. Du tanzt auch nicht schlecht...“ Er zog beide Augenbrauen nach oben. „Nicht schlecht? Wie großzügig von dir...“ Mein rechtes Auge zwinkerte fast von alleine. „Ich weiß!“ Er lachte und abermals merkte ich, dass mir das Geräusch seines Lachens sehr gefiel... Ich konnte meinen Blick kaum von ihm abwenden und scheinbar – oder war das bloß Wunschdenken? - ging es ihm nicht viel anders. Obwohl ich es eigentlich nie gewollt hatte, war da ein gewisses Knistern zwischen uns, was sich zwar alles andere als schlecht anfühlte, mich aber irgendwie auch mit einem schlechten Gewissen ausfüllte, weil ich ihn doch eigentlich nie gemocht hatte... In meinem Inneren lieferte ich mir quasi einen erbitterten Kampf – mein Körper wollte etwas völlig anderes als mein Verstand. Da man seinen Körper allerdings schlecht abschalten kann, entschied ich mich mehr oder weniger dafür, den Moment einfach mal zu genießen – wer wusste schon, wann er wieder vorbei sein würde? Es war, als würden wir über die Tanzfläche gleiten. Mit ihm war es so einfach zu tanzen...ich brauchte eigentlich kaum etwas tun. Außerdem war echt witzig, wenn er wollte. Mehr als einmal brachte er mich zum Lachen, was mich fast schon überraschte. Ich hatte mich wohl oder übel in ihm getäuscht. Er war doch kein so mieser Kerl, wie ich es die ganze Zeit über angenommen hatte... Doch wie sollte ich ihm das sagen? Jetzt? Ich konnte es natürlich auch auf für immer und ewig für mich behalten, aber dann hätte er nicht gewusst, dass ich nicht mehr bloß wegen diesem kleinen Versprechen mit ihm tanzte, sondern weil es mir Spaß machte. Gerade hatte ich also beschlossen, ihm genau das zu sagen, als eine Hand auf Ashs Schulter erschien und ihn recht grob nach hinten zog. Überrascht ließ er mich los und drehte sich um, um zu sehen, wer die Person gewesen war. „Sylvana!“ Na toll. Es war die blonde Tussi vom Empfang, die absolut unmöglich aussah und außerdem eben meinen Tanz mit Ash ruiniert hatte, was sie nicht gerade in meiner Sympathieskala steigen ließ! Sie sah Ash zuckersüß an, was mir beinahe Zahnschmerzen verursachte. Ihre Augen schimmerten so richtig giftig, was ihm aber nicht aufzufallen schien... „Ash! Du hast versprochen, noch einmal mit mir zu tanzen, hast du das vergessen?“ Achja richtig. Mit ihr hatte er ja vorhin, am Anfang, getanzt. Ich warf ihm einen Blick zu. Er hatte es ihr versprochen?? Hm. Plötzlich war ich froh, dass ich ihm doch nicht anvertraut hatte, dass ich mich in ihm getäuscht hatte. Irgendwie. „Eh – hatte ich das?“ Völlig unecht schnappte die Blondine nach Luft. „Wie kannst du sowas einfach vergessen?“, sie schob mich mit einem Grinsen zur Seite. „Natürlich hast du!“, dann kicherte sie. „Oder warst du schon so betrunken, dass du das nicht mal bemerkt hast?“ Okay. Entweder die hatte einen an der Klatsche oder Ash konnte viel trinken, ohne dass ich etwas davon merkte. Zweiteres würde mich aber wundern, niemand konnte so nüchtern wirken...oder?? Ich meine...keine Ahnung, komische Leute gab es ja immer... „Machst du Witze? Ich hab überhaupt nichts getrunken!“, meldete er sich da allerdings selber zu Wort. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Hoppla, das war jetzt aber peinlich für eine gewisse Person... Sie winkte allerdings nur ab. „Na und, ist doch egal! Komm schon, jetzt vergiss doch diesen Workaholic und vergnüge dich mit mir!“ Hallo? Was bildete die sich eigentlich ein?! Sie kannte mich nicht mal und meinte, mich als Workaholic bezeichnen zu können?? Normalerweise hätte mir das vielleicht nicht mal allzu viel ausgemacht, aber in letzter Zeit hatten das eindeutig zu viele Menschen zu mir gesagt, daher sah ich jetzt rot. „Sie haben doch keine Ahnung, ob man sich mit mir amüsieren kann oder nicht! Oder sollte ich mich täuschen, und wir kennen uns bereits aus einem früheren Leben?! Ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, Ihnen je irgendwas über mich erzählt zu haben!“, keifte ich sie reichlich wütend an. So eine verdammte … „Wie bitte?“, sie sah mich an, als würde sie Streit suchen und ich hatte keine Zweifel, dass sie keine Skrupel haben würde, auf mich los zu gehen, wenn sie Ash haben wollte. Aber gut, diese Blöße würde ich mir nicht geben. Daher drehte ich mich einfach weg und sah sie möglichst herablassend an. „Das habe ich wirklich nicht nötig!“, und wollte einen stolzen Abgang machen, doch plötzlich schloss sich eine Hand um meinen Arm und hielt mich zurück. Ich dachte, das wäre sie und wollte schon ausholen, um ihr eine zu verpassen, doch dann hörte ich, dass es jemand anderes war! „Misty, warte!“ Er hatte nach mir gegriffen! Ash Ketchum! Ich errötete zwar etwas, ließ es mir aber nicht anmerken, immerhin konnte das immernoch ein Zeichen von Wut sein. „Was?“, fragte ich ungehalten. „Ich bin sicher...also...Sylvana hat das bestimmt nicht so gemeint!“ „Doch, habe ich. Jeder weiß, dass sie total verklemmt ist! Was willst du also von ihr? Sie flach legen, um dir selber und allen anderen zu beweisen, dass du unwiderstehlich bist??“ Am liebsten hätte ich angefangen zu Husten oder sowas, wie die Leute in Filmen das immer taten, wenn sie von etwas überrascht wurden, stattdessen schaute ich sie wahrscheinlich ziemlich beschränkt an. Zwar wäre das der perfekte Augenblick gewesen, um meine Schlagfertigkeit unter Beweis zu stellen, jedoch fiel mir rein gar nichts passendes ein. Ich meine, wer wusste schon, ob sie Recht hatte...? Also nicht, dass ich verklemmt war, aber letzten Endes konnten all die Gerüchte um Ash Ketchum ja doch stimmen, und er spielte lediglich mit den Frauen... „So ein Blödsinn, ich muss hier überhaupt niemandem etwas beweisen!“ Oha. Es war nicht zu überhören, dass sie ihren geliebten Ash verstimmt hatte. „Schon mal darüber nachgedacht, dass ich eventuell lieber mit ihr meine Zeit verbringe, weil du einfach nur nervst?! Im Gegensatz zu dir kann man mit Misty nämlich normal reden, ohne dass man ständig das Gefühl haben muss, dass sie ja doch nur das eine will!“ Autsch, so aufgebracht hatte man ihn selten erlebt. Und solch harte Worte...wow. Sylvana zuckte sichtlich zurück, scheinbar hatte auch sie nicht damit gerechnet, dass er sie so nieder machen würde. „Du spinnst doch“, zischte sie. „Keine Ahnung, was du dir von deinem Verhalten bei ihr erhoffst, aber ich weiß, dass du letzten Endes doch wieder bei mir landen wirst! Das kannst du vergessen, ich werde nie wieder mit dir tanzen!“ Sie drehte sich um und zog ab. Hm, die hatte das Selbstbewusstsein scheinbar auch mit Löffeln gefressen. Etwas zu viel, wenn Sie mich fragen. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er ihr hinterher. „Sowas von eingebildet...!“, murmelte er vor sich hin. „Ich meine, mal im Ernst, wenn du ein Mann wärst, würdest du auf die stehen?“ Keine Ahnung wieso, aber irgendwie brachte mich das zum Kichern. „Ist das eine ernst gemeinte Frage?“ Seine Augen bohrten sich in meine. „Ja.“ Ich verstummte und dachte einen Moment nach. Ja, würde ich auf sie stehen, wenn ich ein Kerl wäre? Es war einfach, „Nein“ zu sagen, aber entsprach das auch der Wahrheit? Wer wusste schon, wie man war, wenn man dem anderen Geschlecht angehören würde? „Keine Ahnung, ich weiß es nicht“, antwortete ich daher wahrheitsgemäß. „Vielleicht, jedenfalls ist sie sehr offen“ Er schnaubte verstimmt. „Offen ist eine nette Umschreibung. Hast du Lust zum Teich runter zu gehen? Mir ist die Lust auf Tanzen vergangen...“ „Du meinst wohl eher See, oder?“, ohne auf eine Reaktion zu warten, machte ich mich auf den Weg. Das war wirklich ein großer Garten...faszinierend. „Du bist doch nicht sauer, oder?“, Ash folgte mir, wirkte aber irgendwie verunsichert. „Nein, wieso?“ Er sah beim Laufen auf den Boden und schien darüber nachzudenken, wie er das Folgende sagen sollte. „Naja...Sylvana, sie...hat ziemlich fiese Sachen über dich gesagt...“ „Ja, stimmt“, tja, er hatte Recht, aber irgendwie machte mir das nichts mehr aus, seit er mich in Schutz genommen hatte. Verrückt, oder? „Das, was sie gesagt hat, ist nicht die Wahrheit! Du bist gar nicht verklemmt, jedenfalls nicht, wenn du willst, und ich rede auch nicht nur mit dir, weil du ein potentieller Partner für Geschlechtsverkehr wärst...!“ „Wie bitte?“ Nicht, dass ich schwerhörig war, aber das, was er zuletzt gesagt hatte, war wirklich herrlich ausgedrückt gewesen! Er wurde rot. „Naja, ich...also....“ Wieder entfuhr mir ein Kichern. „Potentieller Partner für Geschlechtsverkehr? Nicht übel, diese Umschreibung!“ Erleichtert atmete er aus. „Du bist nicht böse?“ „Wieso denn?“, ich lächelte aufmunternd. „Du hast mich immerhin in Schutz genommen, oder? Wenn müsste ich also auf diese Sylvana wütend sein, aber ich denke, sie hat das bekommen, was sie verdient. Also vergessen wir die Sache, ja? Du potentieller Partner für Geschlechtsverkehr!“, wieder kicherte ich. Das war einfach wunderbar. „Hör auf damit, was hätte ich denn sonst sagen sollen?! Braut, die man mal vögeln könnte?!“ Jetzt musste ich wirklich lachen. „Das wäre zumindest das gewesen, was man in der heutigen Zeit eher vermuten könnte! Auch wenn es nicht halb so elegant klingt!“ Er grummelte, immernoch rot im Gesicht, irgendwas unverständliches vor sich hin, wirkte aber insgesamt wieder lockerer. „Jedenfalls bist du die jetzt wohl für eine Weile los. Bist du gar nicht traurig?“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er mich ansah. „Doch, ich bin am Boden zerstört. Ich lande doch am Ende sowieso wieder bei ihr, schon vergessen? Ich werde sie auf Knien anflehen, mich doch noch zu nehmen“ Ich betrachtete ihn eingehend. „Genauso siehst du aus. Als ob du ständig irgendwelche Leute anbetteln würdest“ Er machte große Augen. „Nicht?“ Lachend blieb ich am Rand des Wassers stehen. „Kein bisschen!“ Als er sich auf dem Rasen niederließ, folgte ich seinem Beispiel. „Ich gebe zu, dass ich das auch noch nie getan habe. Das wirkt gleich so...unterwürfig.“ „Aber ist das in manchen Dingen nicht wirklich der Fall? Das man unterwürfig ist, meine ich, und so einiges für einen anderen Menschen tun würde?“ Ein langer Blick von ihm ließ mich irgendwie unsicher werden, doch dann antwortete er ruhig: „Schon, aber dafür muss man sich erstmal sicher sein, dass der Andere das nicht ausnutzen würde, oder? Außerdem müsste der andere dann auch unterwürfig sein und dann würde man immer auf Knien voreinander hocken und sich gegenseitig anflehen“ Die Vorstellung brachte mich zum Grinsen. „Okay, du hast gewonnen“ „Halleluja!“ Ich schlug ihm sanft auf den Arm. „Mach dich nicht über mich lustig!“ „Würde ich nie tun!“, er ließ sich auf den Rücken fallen. „Aber es ist schön, dass man mit dir reden kann.“ Ich lächelte selig, obwohl er das nicht sehen konnte. „Mit dir kann man auch reden. Manchmal.“ Er lachte nur leise, erwiderte aber nichts. Ohne weiter darüber nachzugrübeln, legte ich mich ebenfalls ins Gras und sah in den Himmel. Es wurde mittlerweile langsam dunkel, was dem ganzen irgendwie einen romantischen Hauch verlieh, aber...ich genoss den Moment. Und das war es, was zählte. Kapitel 5: Cause everybody's after love --------------------------------------- Gomen nasai, ich weiß, dass ich schon wiedfer ewig gebraucht habe T///T Irgendwie hab ich in letzter Zeit immer total viel um die Ohren :D Naja, hier also das neue Kapitel von "Accidentally in Love". Ich hoffe euch gefällt es und über Rückmeldung würde ich mich natürlich freuen! :) Eure 'Lena, Die Sonne, die durch die Vorhänge in mein Zimmer schien, kitzelte meine geschlossenen Augenlieder. Schlaftrunken öffnete ich sie und blinzelte in Richtung des Lichts. Was, war es schon so spät, oder wieso schien draußen so strahlend hell die Sonne? Mein Blick wanderte zur Uhr. Halb Zwölf... Normalerweise schlief ich nie so lange, aber es war noch ein langer Abend gewesen, von dem ich die meiste Zeit am See mit Ash verbracht hatte. Er konnte toll erzählen, vor allem Geschichten aus seiner Kindheit. Allgemein wusste ich jetzt viel mehr über ihn, zum Beispiel dass er seinen Vater nie kennen gelernt hatte, aber von einer sehr warmherzigen Mutter großgezogen worden war. Außerdem hatte er mir sein Jackett umgelegt, als es kalt geworden war und ich zu frösteln begann. „Hier, nimm!, hatte er gesagt und auf die Frage, ob er denn nun nicht frieren würde, hatte er nur geantwortet: „Ach Quatsch, so schnell wird mir nicht kalt! Und sonst kuschele ich mich einfach an dich!“, zwar hätte mich diese anzügliche Bemerkung eigentlich verärgern sollen, jedoch hatte ich stattdessen gekichert. Im Nachhinein kam mir mein Verhalten total albern vor. Ich meine, klar, er war super nett gewesen gestern, aber war das nur eine Fassade gewesen? Ihm traute ich alles zu... Was natürlich die Frage aufwarf, wieso ich Männern, insbesondere ihm gegenüber so misstrauisch war. Das war nicht immer so gewesen, erst seit meinem letzten Freund, der hinterher nicht mehr ganz so charmant gewesen war wie zu Anfang...leider. Seufzend schlug ich die Bettdecke zurück und setzte mich auf. Es war Samstag und wunderschönes Wetter – da würde mir doch bestimmt etwas einfallen, dass ich unternehmen könnte, irgendwas, das mich ein wenig ablenken würde... Ich stand auf und ging erstmal in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen. Erstmal richtig wach werden, bevor ich irgendwas anderes tat... Gerade hatte ich mir ein Toast in den Toaster geschmissen, als mein Handy klingelte. Nanu, wer wollte denn um die Uhrzeit - ...halt, nein, es war ja schon recht spät... Ich stutzte, als ich auf dem Display Ashs Namen erkannte und runzelte die Stirn. Was wollte der denn bitteschön? „Ja?“ „Hey Misty!“, schon an seiner Stimme war zu erkennen, dass er ausgesprochen gute Laune hatte... „Was gibt’s?“, fragte ich direkt. Ich hatte wirklich keine Lust auf langes Rumgefackel. „Du klingst so verschlafen, hab ich dich etwa geweckt?!“, na toll. Langsam nervte mich der Kerl mit seiner Menschenkenntnis... „Nein, hast du nicht. Natürlich nicht.“, das war nicht mal gelogen, also brauchte ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben. „Na da bin ich ja froh. Also es geht darum, dass du ja noch mein Jackett hast...“ „Ja und? Ich bringe es dir morgen mit zur Arbeit“ Er zögerte einen Moment. „Naja, das wäre natürlich eine Möglichkeit, aber...dann...“, er klang, als überlegte er, was er sagen sollte. „Dann denken die Anderen vielleicht was falsches...“ Nanu? Seit wann kümmerte er sich denn um sowas? Sah ihm gar nicht ähnlich... „Wieso sollten sie? Die haben doch sowieso gesehen, dass wir uns gestern unterhalten haben“ Einen Moment lang sagte er nichts. Dann räusperte Ash sich leise. „Okay also...um ehrlich zu sein, brauche ich das Jackett heute Abend...“ … Das schlug dem Fass doch wirklich den Boden aus! Mir das so direkt ins Gesicht zu sagen, konnte er seine ganzen Affären nicht für sich behalten?! Wieso regte ich mich überhaupt so auf? War doch seine Sache. Ich hatte doch von Anfang an gewusst, dass er so war, warum fühlte ich einen Stich von Enttäuschung in meinem Inneren? Zum Glück war ich misstrauisch gewesen, wer weiß, wie sehr er mich sonst getroffen hätte?! „Hallo, bist du noch dran?“, drang seine Stimme zu mir durch. Ich atmete tief durch, bevor ich antwortete. „Klar“ „Gut, ich komm dann also gleich vorbei. So in einer Viertelstunde, ich bin ganz in der Nähe, weißt du?“ „B-bitte? Nein, das geht nicht!“ „Wieso?“ Ich zögerte ein paar Sekunden. „Es geht eben nicht, kapiert?“ „Ich bleib doch nicht lange, bin sofort wieder weg, echt!“ „Nein, das...“ „Hast du etwa nen Kerl im Bett?“ Wieso klang er jetzt schon wieder so anzüglich?! „Und wenn schon!“, fauchte ich in den Hörer. „Das ginge dich gar nichts an! Dann komm doch vorbei und hol dein blödes Jackett!“, schrie ich völlig übertrieben und legte auf, um das Telefon dann aufs Sofa zu schmeißen. Oh Gott. Seit wann reagierte ich in solchen Situationen so über? Das war mir sonst nie passiert... Es lag doch wohl nicht daran, dass ich anfing, etwas für den Typen zu empfinden, oder? Nein, das durfte nicht wahr sein, dann könnte ich meine Karriere gleich in die Tonne kloppen, denn er würde meine Gefühle mit Sicherheit schamlos ausnutzen! So nicht! Ich sprang auf, raste in mein Zimmer, um mir frische Klamotten zu holen und sprintete dann ins Bad, wo ich sofort die Dusche aufdrehte. Was fiel dem eigentlich ein?! Ich würde ihm schon zeigen, wozu ich so fähig war... Ash pfiff leicht grinsend durch die Zähne, als er mich sah. „Wow, du siehst ja sogar ungeschminkt richtig toll aus!“ Ich schenkte ihm ein ironisches Lächeln. „Ach komm. Spar dir deine billigen Komplimente für dein Date heute Abend, damit du sie auch ganz schnell rum kriegst!“ Oh, mit so einem Spruch hätte ich von mir zwar selber nicht gerechnet, aber gut. Gefiel mir. „Holla, da hat aber jemand schlechte Laune!“ „Unsinn!“, ich reichte ihm sein Jackett. „Hier“ „Danke“, er nahm es mir aus der Hand, wobei er meine leicht streifte. Absicht? „Ich frage mich nur, wieso du annimmst, ich hätte ein Date?“ Ich lachte höhnisch auf. „Hallo? Was macht man sonst am Samstagabend mit einem Jackett? Angeln gehen wohl kaum!“ „Misty, Misty...du verstehst das vollkommen falsch. Es geht um dieses wichtige Geschäftsessen mit Kunden von uns...und eigentlich dachte ich, du würdest mitkommen wollen“ Hä? „Geschäftsessen?“, fragte ich irritiert. Das war mir ja völlig neu! „Ja richtig. Mit diesen beiden Männern, die meinen, dass sie einen neuen Evolutionsstein entdeckt hätten“ Wie bitte? Die waren doch die ganze Zeit strikt gegen ein Gespräch gewesen, weshalb keine Zeitung in der Lage gewesen war, etwas genaueres zu schreiben. „Wie hast du die denn dazu gekriegt, sich mit dir zu unterhalten?“ Er zuckte nur mit den Schultern. „Verbindungen. Also, was ist? Kommst du mit oder nicht?“ Unsicher biss ich mir auf der Unterlippe herum. Okay, ich hatte ihm Unrecht getan, er traf sich gar nicht mit einer Anderen. Was ja auch egal gewesen wäre. Aber irgendwie kam das schwach, wenn ich jetzt sofort wieder springen würde, nur weil er einen Termin klar gemacht hatte.... Andererseits...konnte ich mir dieses Gespräch überhaupt entgehen lassen? Wir wären die erste Zeitschrift, die über diesen Stein exakt berichten könnte...und diese Chance konnte man sich nicht entgehen lassen, richtig? „Okay, ich bin dabei. Aber“, stellte ich klar, „glaub ja nicht, dass ich wegen dir mitkomme! Ich will nur nicht, dass du im Nachhinein das ganze Lob einsammelst!“ Er grinste charmant, wie immer. „Schon klar. Zieh dir was schickes an, damit du die beiden so richtig um den Finger wickeln kannst. Dann plaudern sie mehr, weißt du? Irgendwas mit richtig tiefem Ausschnitt!“ Ich merkte, dass ich rot wurde. Was kannte der Kerl eigentlich noch so für Tricks? „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass das funktioniert, wie in Filmen, oder?“ Ash grinste nur noch breiter. „Und ob ich das glaube. Ich bin selber ein Mann, schon vergessen?“ Versucht er, mit mir zu flirten? Oder wollte er mir damit nur sagen, dass er sich, genauso wie alle anderen Typen, von einem tiefen Ausschnitt ablenken ließ? Ach Gott, aus dem würde ich wohl nie schlau werden...! „Also, abgemacht, ja?“ Ich verdrehte die Augen. „Von mir aus. Aber wehe einer von denen fasst mich an!“ Er hob eine Hand. „Wenn das jemand wagen sollte, kriegt der es mit mir zu tun, versprochen!“ Ohoo, er wollte mich also beschützen, ja?? Ich merkte, dass sich in meinem Inneren irgendwas tat. Na toll, ich fühlte mich irgendwie geschmeichelt, bei dem Gedanken daran, dass er auf mich aufpassen wollte... „Also dann hole ich dich heute um halb acht ab!“, er strahlte mich an. Wie konnte man da nein sagen...? Ich nickte nur und reichte ihm zum Abschied meine Hand. „Wir sehen uns dann“ „Ja! Und danke für das Jackett“, er wandte sich um und lief los, blieb dann aber doch noch mal stehen. „Achja und...ich hab das vorhin ernst gemeint. Du siehst wirklich auch ungeschminkt toll aus. Das können nicht alle Frauen von sich behaupten“ Mir schoss das Blut in die Wangen, doch er sah mich nicht nochmal an, sondern ging. Verdammt, der Typ war unmöglich!! „Wow!“, Ash pfiff anerkennend. „Du könntest jetzt locker über nen roten Teppich laufen“ Ich merkte, dass ich schon wieder rot wurde. Was denn? Der Kerl hatte doch gesagt, ich solle mich schick machen... „Wieso?“, fragte ich leicht verunsichert. „Meinst du das ist zu viel...? Soll ich mich umziehen?“ Schnell winkte er ab. „Nein, nein, Quatsch! Du siehst wundervoll aus, gerade zu...“, er warf einen Blick auf meinen Ausschnitt. „atemberaubend!“, vervollständigte er seinen Satz grinsend. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast doch gesagt, dass ich ein Kleid mit tiefem Ausschnitt anziehen soll!“ Er zog die Schultern hoch. „Hab ich ja auch, aber ich wusste erstens nicht, ob du das wirklich machst und zweitens, dass du so ein heißes Kleid besitzt!“ Ich wurde noch röter und leicht hektisch. Ich gab ja zu, dass mein Kleid ziemlich weit ausgeschnitten war, normalerweise zog ich es nur für meine festen Freunde an, aber...was tat man nicht für den Erfolg? „Also doch was anderes?“ Er verdrehte die Augen und legte seine Hände auf meine fast nackten Schultern. Sie wurden nur von je einem ziemlich dünnen Spaghettiträger bedeckt... „Ich habe dir bereits gesagt, wie toll du aussiehst. Denen werden die Augen ausfallen, ich wette, die haben noch nie so eine schöne Frau gesehen!“ Ich schlug leicht mit meiner Handtasche nach ihm. „Hör schon auf!“ Er wich grinsend aus. „Zumindest keine mit so einem Dekolleté!“ In mir verkrampfte sich alles. Konnte der Typ sich vielleicht mal entscheiden?! Er merkte, dass ich mir absolut unsicher war, wegen des Kleides. Nicht, dass mal zu viel sah oder sowas, aber wenn er schon so beeindruckt davon war... Seine Augen strahlten plötzlich enorm viel Sanftheit aus. „Ich würde dir sagen, wenn du so auf keinen Fall in die Öffentlichkeit gehen könntest. Und du siehst ganz ehrlich total toll aus. Mach dir keine Gedanken, du hast die perfekte Figur für solche Klamotten, zeig doch einfach, was du hast“ Ich sah in einen Moment lang schweigend an. Dann musste ich lächeln. „Danke, Ash.“ Er grinste zurück. „Siehst du, ich bin gar nicht so übel, wie du immer denkst!“ „Bloß nicht übermütig werden, mein Lieber! Nur weil du einmal nett warst...“ „Du machst es einem aber auch wirklich schwer!“ Ich lachte auf. „Na was denkst du denn?“ „Ich krieg dich schon noch rum...“, im selben Moment realisierte er, was er gerade gesagt hatte und lief prompt rot an. „Ähh, also, ich meine...also...dass du mich nicht mehr total hasst...weißt du?“ Es war einfach so unheimlich süß, wie er da vor sich hin stammelte, dass ich kichern musste. „Ich habe dich schon verstanden, keine Sorge“ Ein Seufzen entfuhr ihm. „War blöd ausgedrückt...naja, wollen wir dann los?“ Ich nickte. „Na klar, ich bin bereit!“ Und irgendwie hatte er es ja schon längst geschafft, dass ich ihn nicht mehr hasste. So langsam fing ich sogar an, ihn zu mögen... Hilfe! „Wie? Abgesagt?!“ Ungläubig starrte ich Ash an, der so eben von einem Telefonat über das Restaurant-Telefon zurückgekehrt war. Hilflos zog er die Schultern hoch. „Tut mir echt Leid, anscheinend haben sie es sich anders überlegt oder es ist was dazwischen gekommen oder...“ Ungläubig verschränkte ich die Arme vor der Brust. Na toll. Da hatte ich mir jetzt dieses blöde Kleid angezogen, bei dem man bei jedem Schritt aufpassen musste, dass nichts zu sehen ist, was nicht zu sehen sein sollte, und dann sowas! „Super! Und jetzt?“ Ash setzte sich wieder zu mir an den Tisch und sah mich entschuldigend an. „Naja, keine Ahnung...lass uns doch einfach so was essen. Wäre schade um den reservierten Tisch, ist nicht ganz billig hier“ Skeptisch zog ich die Augenbrauen hoch. „Wie? Nur wir beide oder was?“ „Ich weiß, dass du das blöd findest, aber...wäre das nicht sonst total die Zeit und Geldverschwendung?“ „Hmm...“, irgendwie wurde ich aus ihm nicht schlau. Wieso wollte er jetzt mit mir essen? Reservierungen kosteten doch überhaupt kein Geld, dachte er, ich wäre so blöd und wüsste das nicht oder was? Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und legte mein Kinn auf meine Hände. „Das Geld fürs Essen könnte ich aber genauso gut sparen...“ „Und wenn ich dich einlade?“ Also doch. Er wollte mit mir alleine essen! Hatte ich es mir doch gedacht! War er sogar so weit gegangen, dass er die ganze Geschichte nur inszeniert hatte, um mich dazu zu kriegen, mit ihm auszugehen? Bestimmt nicht...oder? War vielleicht doch ein wenig eingebildet von mir, sowas zu denken... Irgendwie wollte ich ja auch mit ihm Essen. Aber irgendwie eben auch nicht! Keine Ahnung, was in letzter Zeit mit meinen Gefühlen los war... „Von mir aus“, ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und sah ihn an. „Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber...“ „Was hast du eigentlich schon wieder? Gestern Abend haben wir uns doch hervorragend verstanden!“ Hm, ja...was hatte ich denn eigentlich? Irgendwie traute ich dem Kerl einfach nicht...musste ich dafür einen Grund haben? „Ich habe gar nichts“, ich lehnte mich nach vorne und legte die Arme auf den Tisch. „Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass du es gar nicht so schlimm findest, dass die Typen abgesagt haben!“ Ashs Blick wanderte ganz kurz zu meinem Ausschnitt – eine Sekunde bloß, doch trotzdem sah ich es. Oh Mist, ich hatte völlig vergessen, dass er genau reinschauen konnte, wenn er mir gegenüber saß und ich mich vorbeugte... Schnell setzte ich mich wieder aufrecht hin. „Hey, das vermindert dieses Gefühl nicht gerade!“ Zu meiner Überraschung errötete er leicht. „Sorry...das war echt nicht geplant...“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. „Was? Das wir hier jetzt alleine essen oder dass du mich gerade angestarrt hast? Beziehungsweise einen Teil von mir?“ Ich verübelte ihm das nicht. Im Gegenteil, eigentlich hätte es mich ziemlich überrascht, wenn er anders gehandelt hätte. Ich meine...er war immerhin ein Mann, richtig? Und mein Kleid war nicht gerade...konservativ. Solange er mich nicht blöd angrabschte war alles in Ordnung. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „...Beides?“ Hach...irgendwie war er ja schon süß... Ich lehnte mich seufzend zurück. „Hast du nicht irgend was besseres zu tun? Mit irgendwelchen hübschen Mädchen auszugehen, zum Beispiel?“ Überrascht sah er mich an. „Wieso sollte ich? Ich bin doch gerade mit einem sehr hübschen Mädchen aus, oder nicht?“ Ich riss die Augen auf und starrte ihn an. Hatte er mich so eben hübsch genannt? Und es auch noch ernst gemeint? Krass... „D-das...das ist aber kein Date oder so! Nur um das klar zu stellen...“ Wieso wurde ich rot, verdammt? Wieso? Ash grinste frech. „Nicht? Das finde ich aber schade...“ Oha, jetzt ging er aber in die Vollen. „Warum?“ Er zog die Schultern hoch. „Ich würde gerne mal mit dir aus gehen. So richtig. Auf ein Date“ In meiner Magengegend breite sich schlagartig ein flattriges Gefühl aus. Na ganz toll...war ich jetzt wieder 16 oder was? „Als würde ich freiwillig mit dir ausgehen!“, giftete ich. Keine Ahnung, wieso, aber das war schon so eine Art Reflex geworden. Ash jedenfalls zog beide Augenbrauen hoch. „Ich dachte eigentlich, dass du mich mittlerweile etwas mehr mögen würdest, aber anscheinend löse ich immernoch gewisse Hassgefühle in dir aus...“ Oh, jetzt war er beleidigt. Ich seufzte erneut tief. „Entschuldige, so war das nicht gemeint, ehrlich. Ich...kann mich einfach nicht dran gewöhnen, dass du manchmal auch ganz nett sein kannst...“ Zu meiner Überraschung lachte er herzlich auf. „Vielen Dank für die Blumen!“, noch immer war er halb am Lachen. „Du musst mich ja für ziemlich widerlich halten, oder?“ Tat ich das? Hielt ich ihn für „widerlich“? Wenn ich ehrlich war, musste ich nicht mal eine Sekunde nachdenken, um die Antwort zu wissen... „Nein, eigentlich nicht. Nicht mehr zumindest. Gestern hatte ich sehr viel Spaß, als wir uns unterhalten haben...“ „Mir hat es auch sehr gefallen...“ Irgendwie konnte ich in diesem Moment nicht anders, als direkt in seine Augen zu sehen. Sie waren wirklich schön, tief braun und total sanft... „Okay, von mir aus. Dann geh ich demnächst halt mal mit dir aus! Aber bilde dir ja nichts darauf ein!“ Er blinzelte ein paar mal irritiert. „Ehrlich? Hey, das find ich super!“, er lächelte breit. „Aber das heute ist scheinbar immer noch keine Verabredung. Warum?“ „Na ganz einfach!“, ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Zum ersten Date hätte ich niemals dieses Kleid angezogen, das käme ja total billig! So nach dem Motto: Ich will sowieso nur mit dir Schlafen! Nein, nein, da wäre schon was eleganteres drin gewesen!“ Als er nicht antwortete, sah ich ihn mit schief gelegtem Kopf an. Er wirkte ziemlich sprachlos, als würde er fieberhaft nach passenden Worten suchen. Nach einer Weile, die mir wie eine halbe Ewigkeit vor kam, sagte er schließlich: „Wow. Über sowas machst du dir Gedanken? Ich hätte bei jedem hübschen Kleid sowas gedacht wie: Hey, darin sieht sie toll aus! Und bei einem, das mir nicht so gefallen hätte vielleicht eher: Hm, nicht so mein Ding. Aber irgendwelche Absichten wären mir vermutlich nicht aufgefallen“ Oh. Manchmal unterschätzte ich irgendwie, wie einfach Männer oft dachten. Wieso schminkten wir Frauen uns überhaupt noch und gaben uns Mühe? Hm, eigentlich klar: Wenn man nicht hübsch genug war, kam man sowieso nicht an. Jedenfalls bei den gut aussehenden nicht... „Seit ihr alle so einseitig?“, fragte ich trocken. Er grinste. „Jupp. Weißt du...Hauptsache ist doch, dass man sich gut versteht, oder? Dass soll nicht heißen, dass ich es nicht schön finde, wenn eine Frau sich für mich hübsch macht, aber wenn man sich mit ihr nicht versteht und ordentlich mit ihr reden kann, ist sie für eine längerfristige Beziehung nicht geeignet“ Was für ein Statement. „Darf ich also zusammenfassen? Du willst eine hübsche und charmante Freundin?“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Wie definierst du charmant? Ich finde es eher wichtig, dass sie wenigstens ein bisschen Intelligenz besitzt und nicht ausschließlich an ihr Aussehen denkt und dumm wie Brot ist. Solche findet man leider viel zu häufig...“ „'Solche' nimmt man für One-Night-Stands oder was?“ „Das hast du jetzt gesagt!“ Ich musste lachen. „Stimmt, aber gib es zu, genau das gleiche hast du auch gedacht!“ Er hob abwehrend die Hände. „Hab ich gar nicht, echt nicht! Ich habe eher gedacht, dass die Typen, die selber eher ungebildet sind, auf genau diese Sorte abfahren! Oder hast du solche Kerle noch nicht kennen gelernt? Kannst du mir nicht erzählen!“ Schon wieder musste ich kichern. „Okay, du hast Recht. Natürlich habe ich damit schon Bekanntschaft machen dürfen!“ Als ich Ash ansah, lächelte er breit und wieder einmal musste ich feststellen, dass er ja doch ganz schön gut aussah...verdammt gut sogar. „Also. Darf ich dann bestellen? Du hast mich schließlich eingeladen!“ Ich stellte mich auf einen langen Abend ein. Irgendwie hatte ich jetzt nämlich doch Lust, mich eine Weile mit ihm zu unterhalten... Kapitel 6: Melting under Blue Skies. ------------------------------------ "Also, ich bezahle dann die Rechnung" "Das ist kein Date, schon vergessen?" "Kein offizielles. Aber inoffiziell ist es ein Date", Ash grinste mich an. "Außerdem hatte ich doch gesagt, dass ich dich einlade, schon vergessen?" Achja, stimmt, hatte er... Es war überraschenderweise wieder ein sehr schöner Abend geworden. Ash konnte wirklich außergewöhnlich charmant sein, wenn er wollte und lustig war er auch noch. Ich unterhielt mich gern mit ihm, er hörte zu und antwortete auf eine angenehme, intelligente Art und Weise und ließ einen eindeutig wissen, dass er sich für das, was man sagte, interessierte. Er bezahlte also und führte mich anschließend nach draußen. Es hatte wieder ziemlich abgekühlt und natürlich hatte ich mal wieder keine Jacke dabei – das hätte einfach nicht zu meinem Kleid gepasst! Ash schien zu bemerken, dass ich fröstelte, als wir auf die Straße traten, jedenfalls beobachtete er mich aufmerksam. „Ist dir kalt?“ Ich rieb mir über meine Oberarme, lächelte aber tapfer. „Geht schon, danke“ Er zog beide seine Augenbrauen hoch. „Glaub ich dir nicht. Mal abgesehen von deiner Gänsehaut, muss dir in dem Kleid kalt sein. Das wärmt ja wohl so gut wie gar nicht“ Tja, eins musste man ihm lassen: Er war unheimlich direkt und sagte immer ohne zu Zögern seine Meinung. Ich zog meine Schultern hoch. „Es ist ja nicht für lange, nur bis wir beim Auto sind“ Ash seufzte und schüttelte den Kopf. „Stell dich in den Eingangsbereich vom Restaurant, da ist es windgeschützter. Ach und...“, er zog sein Jackett aus – kam mir irgendwie bekannt vor, diese Bewegung – und reichte es mir, „zieh das hier wieder an. Was tust du eigentlich, wenn ich nicht da bin, um es dir zu leihen?“ Ich musste lachen, während ich in die warmen, weichen Ärmel der Jacke schlüpfte. „Keine Ahnung, frieren, vermute ich!“ Er seufzte abermals theatralisch und drehte sich dann um, um zum Parkplatz zu gehen. Ich blieb stehen und sah ihm hinterher. Er war gut gebaut, sportlich und irgendwie sexy, ein Stück größer als ich, seine schwarzen Haare wie immer durcheinander. Selbst der Geruch, der von seinem Jackett ausging, war irgendwie angenehm... Ich stellte mich nicht wieder in den Eingangsbereich, so wie er es mir geraten hatte, lieber blickte ich zum Himmel, wo die Sterne mit dem Mond um die Wette strahlten. Es war lange her, seitdem ich so einen wolkenlosen Nachthimmel gesehen hatte... Neben mir hörte ich plötzlich Schritte, die stehen blieben, schwer genug um zu wissen, dass das ein Mann sein musste. Ash? Ich sah hin, doch es war nicht Ash, der da stand, sondern ein Fremder, der mich anzüglich ansah. „Hallo Süße, na? Alles klar bei dir?“ Igitt, dem sah man von weitem an, dass er zu viel getrunken hatte. „Alles bestens, danke“, antwortete ich kurz und bündig und trat einen Schritt von ihm weg. Er folgte mir jedoch und stand jetzt ganz nah. „Du bist wirklich heiß...“, er strich mit einer ziemlich dreckigen Hand über meine Wange. Ich wich zurück. „Lassen Sie das gefälligst!“ „Nicht so schüchtern, Süße!“, er packte meine Hand und zog mich an sich. Ich wollte schreien, doch er hielt mir den Mund zu. Vor Schock war ich wie gelähmt. Ging's noch?! Der Kerl roch wirklich widerlich, nichts im Vergleich zu Ashs Geruch. Mengen von Alkohol gemischt mit Zigarettenrauch und Schweiß. Bah! „Du bist doch bestimmt eine von diesen reichen Schlampen, die in Champagner baden könnten, wenn sie wollten...so siehst du jedenfalls aus“ Das verschlug mir jetzt glatt die Sprache, selbst wenn ich sowieso nichts hätte sagen können! Was bildete der sich denn ein? So konnte der nicht mit mir reden, das würde ich mir mit Sicherheit nicht gefallen lassen! Wütend trat ich ihm mit meiner spitzen Hacke auf den Fuß, was ihn aufjaulen ließ, doch sein Griff lockerte sich nicht. „Du Schlampe, was fällt dir ein?!“, er packte mich härter und presste mich so fest an sich, dass ich seinen gesamten Körper spüren konnte – inklusive der Beule in seiner Hose. Klasse. Hoffentlich kam Ash bald zurück... „Du gehörst ordentlich bestraft, kapiert?“ Bestraft? Ich schloss die Augen. Jetzt war ich auch noch an einen Sadisten geraten, wie es schien. Stand ich nicht so sehr drauf, ehrlich gesagt. „Wir gehen jetzt dahinten ins Gebüsch und dann nehm ich dich ordentlich ran!“ Er wollte mich mit sich reißen, doch ich weigerte mich inständig. Jetzt stieg langsam heiße Panik in mir hoch – der Typ machte ernst und das gefiel mir gar nicht! Leider war er wesentlich kräftiger als ich deshalb schaffte er es zwar langsam, aber sicher, mich Stück für Stück von meinem Standpunkt wegzuschleifen. Ich versuchte krampfhaft, von ihm los zu kommen, doch ich schaffte es nicht, egal wie wild ich um mich trat. Verdammt! Tränen schossen mir in die Augen, während die Panik weiter in mir brannte. Wenn doch nur... „Lass sie in Ruhe, du Mistkerl!“, der Typ blieb stehen und blickte sich um. Wer hatte ihn da angesprochen? Ich wusste es. Natürlich. Ashs Stimme. Er war genau im richtigen Moment wieder gekommen. Dem Himmel sei Dank. „Was willst du, hä? Such dir selber eine, die du...“ „Pass auf was du sagst!“, zischte Ash. Seine Augen glühten, ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Panisch blickte ich ihn an. „Diese Frau ist meine Begleitung, also lass sie gefälligst los! Ich teile nicht besonders gern“ Der Kerl lachte. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ein Wicht wie du mir Angst machen kannst, oder? Ich prügle dich windelweich und dann darfst du zusehen, wie ich eine kleine Freundin...“ „Ich sagte bereits, dass du aufpassen sollst, was du sagst. Ich habe eben die Polizei gerufen. Willst du wegen Vergewaltigung drankommen, hm? Ich an deiner Stelle – nicht dass ich jemals fremde Frauen auf der Straße gegen ihren Willen anfassen würde – würde mich verziehen bevor es zu spät ist!“ Der Typ wurde unsicher, das merkte ich sofort, da sein Griff sich lockerte. „Die Bullen? Man eh...bleib mal ruhig, ich wollte nur n bisschen Spaß haben!“ Spaß haben...so hieß das heute also. Immernoch brannten Tränen in meinen Augenwinkeln, aber ich hatte nicht mehr ganz so viel Angst...weil Ash da war. Ich hatte vorher nicht bemerkt, wie sehr ich ihm vertraute. Ich hatte es immer geleugnet, weil ich ihm nicht vertrauen wollte...doch das war jetzt anders. Ich wollte unbedingt, dass ich ihm trauen konnte. Ich wollte, dass ich bei ihm sicher war, egal was passierte. „Spaß! Dass ich nicht lache!“, er schnaubte aufgebracht. „Ich lasse es nie im Leben zu, dass du sie anrührst!“ „Ach und was willst du dagegen tun?“ „Die Polizei wird gleich da sein. Lass. Sie. Los!“ Ash klang jetzt richtig furchteinflößend, fand ich. Der Meinung war der Kerl scheinbar auch, jedenfalls ließ er mich los. „Glück gehabt, Kleine. Wenn ich dich nochmal irgendwo treffen sollte...“, er zeigte mir ein ekeliges, gestresstes Grinsen und machte sich dann aus dem Staub. Ich sah ihm hinterher, immer noch völlig fassungslos darüber, was soeben passiert war. Mit tiefen Luftzügen versuchte ich, die Tränen in meinen Augen zu unterdrücken, doch es klappte nicht so besonders gut. Plötzlich legten sich zwei warme Männerarme von hinten um meine Taille. „Es tut mir Leid...“ Seine Stimme so nah an meinem Ohr jagte mir einen Schauer über den Rücken. Im Gegensatz zu eben, empfand ich es als angenehm, diesem Mann hier so nah zu sein. Er war kuschelig und machte mir keine Angst... Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Die schönen, braunen Augen... „Danke, Ash. Du hast mich gerettet...“, flüsterte ich. Es war schwer zu sagen, was ich brauchte...was ich wollte... Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mein Gesicht eine Weile an seinen Hals, um mich endgültig zu beruhigen. Ich wollte einfach nur einen Moment lang festgehalten werden. Und er roch so gut... Ich merkte, wie er seine Arme zögerlich um meine Taille schlang – nur dass es mir diesmal deutlich weniger ausmachte als bei dem Typen eben. Plötzlich fiel mir auf, dass ich ihm das erste Mal so nah war...freiwillig. Mein Herz klopfte schneller als zuvor, mir war auch überhaupt nicht mehr kalt... Ich ließ ihn los und sah zu ihm auf. „Ich hätte dich hier nicht alleine stehen lassen sollen. In dem Kleid...“ Ich war selbst überrascht, als ich ihn anlächelte. „Unsinn, du solltest dir keine Vorwürfe machen. Ich hätte schon viel früher merken müssen, was der vorhat und dann hätte ich einfach wegrennen sollen“ Ash erwiderte darauf nichts sonder nahm lediglich sanft meine Hand. „Komm“ Er führte mich zum Auto, dass er ein paar Meter weiter am Straßenrand geparkt hatte. Ich stieg ein und wartete, bis er es mir gleich getan hatte. „Ich frage mich“, sagte er während er die Autotür zuschlug „wieso keiner im Restaurant was bemerkt hat!“ Tja, gute Frage. „Wahrscheinlich weil keiner auf die Idee kommt, beim Essen aus dem Fenster zu schauen...“ „Und was hätte der Typ gemacht, wenn jemand rausgekommen wäre, in der Zeit?“ „So getan als sei ich seine feste Freundin. Vermute ich...und es war ja kaum jemand mehr drin...wir waren fast die Letzten...“ Ich beobachtete, wie Ashs Finger sich etwas zu krampfhaft ans Lenkrad krallten. Er war immernoch sauer. Irgendwie schmeichelte mir das... Ich legte kurz meine Hand auf seine, die immernoch auf dem Lenkrad lag. Überrascht hob er den Blick und sah mir in die Augen. Ursprünglich hatte ich noch irgendwas sagen wollen, aber irgendwie herrschte in meinem Kopf auf einmal völlige Leere... Keine Ahnung, wieso, aber irgendwie starrten wir uns eine Weile nur an, dann wurde ich rot und senkte den Blick. Peinlich...wieso sah er auch so gut aus? Ash besann sich ebenfalls, startete jetzt den Motor und fuhr los. „Ich hoffe dem ist klar, dass du nie wirklich seine feste Freundin sein wirst!“ Den zweiten Teil meines Satzes ignorierte er gekonnt. Was antwortete man auf sowas? Mir jedenfalls fiel nichts passendes ein, was ich hätte sagen können, daher schwieg ich, immernoch ein wenig rot... „Da wären wir...“ „Danke nochmal. Für den schönen Abend und dafür, dass du mich gerettet hast“ Er lächelte schief. „Gern geschehen. Freut mich, wenn du ihn doch noch ein wenig genießen konntest...“ „Du meinst...obwohl du mich verarscht hast?“ Er schreckte zurück. „Das stimmt nicht, das war wirklich nicht geplant...!“ Ich grinste. „Na wenn du meinst...“ Ich wollte nicht aussteigen. Aber ich musste wohl oder übel... Ich öffnete die Autotür und zu meiner Überraschung tat er dasselbe auf seiner Seite. Fragend sah ich ihn an. „Hallo? Nochmal lasse ich dich bestimmt nicht allein durch die Gegend gurken!“ Irgendwie musste ich lachen. „Das sind vielleicht 100 Meter, Ash!“ „Trotzdem!“, herausfordernd guckte er mich an. „Was dagegen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein“. Ganz und gar nicht. Aber das konnte ich nicht sagen „Wenn du unbedingt willst“, ergänzte ich stattdessen. Wir verließen also das Auto und gingen zu dem Haus, in dem ich eine der Wohnungen besaß. Ich wollte immernoch nicht, dass er ging. Irgendwie seltsam, sonst hatte ich es nie erwarten können, von ihm loszukommen... Er blieb vor mir stehen und sah mich an. Es war faszinierend, wie das Mondlicht ihn anstrahlte und ihn noch besser aussehen ließ. Okay, es war vielleicht nicht der Mond, der da so hell hinter ihm strahlte und ihn aussehen ließ, als sei er von einem weißen Schimmern umgeben, aber naja...das klang einfach viel romantischer, als zu sagen, dass er von der nächstgelegenen Straßenlaterne angeleuchtet wurde. „Misty...es war schön mit dir. Auch wenn der Typ...“, er unterbrach sich selbst und sah wütend zu Boden. Wie süß er sein konnte. Er hatte sich tatsächlich Sorgen um mich gemacht... Plötzlich, völlig grundlos, hatte ich das Bedürfnis, ihn zu küssen. Es war still um uns herum, die meisten waren schon zu Bett gegangen. Das „Mondlicht“ erhellte unsere Umgebung gerade so weit, dass ich ihn, Ash, gut sehen konnte. Ich trat einen Schritt auf ihn zu, bis ich ganz dicht bei ihm stand. Überrascht sah er auf, mitten in meine Augen... Wie immer, wenn er das tat, stieg eine Hitze in mir auf, diesmal aber viel stärker als sonst. Daher handelte ich einfach, ohne weiter darüber nachzudenken. Ich legte meine Hände auf seine Schultern, streckte mich etwas und küsste sanft seine Lippen. Es war witzig, wie verwundert er anfangs war, meinen Kuss dann aber vorsichtig erwiderte. Dieser Übergang war zwar langsam und doch merkte ich ihn deutlich... Er war nicht drängend oder irgendwie leidenschaftlich, sondern eher zaghaft, wie man sich einen ersten Kuss mit einem neuen Partner eben so vorstellte. Auch wenn der natürlich längst nicht immer so war... Als ich mich leicht zurückzog, um ihn anzusehen, lag immernoch Überraschung in seinen Augen, doch er sagte nichts. Ich hätte nichts dagegen gehabt, ihn gleich nocheinmal zu küssen... Ich ließ meine Hände von seinen Schultern rutschen und merkte, dass ich errötete. Irgendwie war es peinlich, dass er schwieg...so, als hätte er das eben nicht gewollt... „T-tut mir Leid...ich wollte nicht...“ „Nein, sag das nicht“, unterbrach er mich leise, aber doch energisch.. „Wenn es dir Leid tut, dann habe ich das Gefühl, dass du mich gar nicht küssen wolltest“ Ich riss die Augen ein Stück auf. „Was? Aber ich dachte, dass du nicht...“, ich ließ den Satz ins Nichts verlaufen und wartete auf eine Antwort seinerseits. Er legte eine Hand an meine Wange und lächelte. „Du Dummerchen...ich war nur so überrascht. Positiv, natürlich...ich hatte nicht damit gerechnet“ Er hatte nicht damit gerechnet. Hieß das, dass er nicht darauf zu hoffen gewagt hatte, dass ich ihn küssen würde? Oder war er es einfach nicht gewöhnt, dass Frauen ihn ohne Vorwarnung küssten? Wohl kaum...vielleicht hielt er mich aber auch einfach für zu prüde, um sowas zu tun. Tat ich ja auch eigentlich nicht so oft... „Hast du mich gerade Dummerchen genannt, Mr. Ketchum?“, lenkte ich ab. Das Lächeln verwandelte sich in ein fieses Grinsen. „Und ob. So und jetzt geh rein, sonst vergreife ich mich noch an dir und deinem Kleid!“ Ich verschränkte gespielt erbost die Arme vor der Brust. „Achso, auf einmal ist das Kleid also doch zu tief ausgeschnitten! Wieso hast du das denn nicht am Anfang des Abends gesagt?“ Grinsend wartete ich auf eine Antwort. Er lachte sein charmantestes Lachen. „Tja, du darfst dir eine Antwort aussuchen! Nein, im ernst“, er hörte auf zu lachen und betrachtete mich. „Du siehst toll aus, ehrlich. Nicht zu nackt oder sowas. Vertraue mir“ Lächelnd legte ich den Kopf schief. „Ließe sich jetzt sowieso nicht mehr ändern, oder?“ „Stimmt. Trotzdem solltest du rein gehen. Sonst erkältest du dich noch“ „Wieso?“, fragte ich, „ich habe doch dein Jackett! Das ist wirklich schön warm!“, ich zwinkerte. „Da fällt mir ein...“, begann er, redete jedoch nicht weiter. „Was?“ „Du hast gesagt, du gehst demnächst mit mir aus. Also? Da kann ich mir ja dann mein Jackett wieder abholen!“ In meinem Inneren regte sich etwas – ziemlich viel sogar. Ich freute mich jetzt schon darauf, wieder einen Abend mit ihm zu verbringen! Krass... „Wenn's denn sein muss...“ Er zog beide Augenbrauen hoch. „Wenn du nicht willst, dann eben nicht“ Ich lachte. „Doch, doch. Wir sprechen die Tage nochmal drüber, okay?“ „Einverstanden! Dann schlaf schön, Misty“ Erneut lächelte ich. „Du auch, Ash.“ Er beugte sich zu mir runter, und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. „Ach und übrigens...kriege ich dann wieder so einen Kuss wie eben?“, flüsterte er plötzlich in mein Ohr, sodass mir ein Schauer über den Rücken jagte. Wie immer, wenn ich seinem Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich holte kurz tief Luft, bevor ich antwortete. „Eigentlich küsse ich beim ersten Date nicht“ Er stellte sich wieder aufrecht hin, um mir in die Augen sehen zu können. „Hm. Schade...“ Ich grinste. „Naja. Es wäre ja nicht so richtig ein erstes Date“ „Ach, auf einmal?“ Wir beide fingen an zu lachen. „Man kann das ja wohl mal so drehen und wenden wie man will!“ „Auf jeden Fall!“, stimmte er mir nickend zu. „Naja. Ich geh jetzt wirklich. Wir sehen uns am Montag, in alter Frische!“, ich schlug ihm leicht mit einer Hand auf die Brust, drehte mich um und schloss die Haustür auf. Ich machte sie langsam zu, nicht ohne noch einen Blick auf ihn zu erhaschen. Er stand immernoch da und sah mich an. Wie gut er aussah... Drinnen lehnte ich mich an die Wand. Oh Gott. Jetzt hatte er mir wirklich den Kopf verdreht. Kapitel 7: I want to hear you whisper. -------------------------------------- Gomen, schon wieder so eine lange Pause Xx Ich hab einfach viel zu viel zu tun mit Schule & allem drum und dran. Sorry nochmal... Viel Spaß trotzdem & frohe Weihnachten schon mal :3 Mio "Morgen Misty!" Ich winkte meiner Kollegin zur Begrüßung kurz zu und ging weiter zu meinem Büro – meinem und Ashs, sollte ich wohl sagen. Ich hatte seit Samstag nicht mehr mit ihm gesprochen und eigentlich störte mich das auch nicht, aber irgendwie...fühlte ich mich komisch, wenn ich daran dachte, wie ich mich ihm gegenüber aufgeführt hatte. Er schien irgendwie anziehend auf mich zu wirken, rein körperlich betrachtet, aber mein Verstand...der haperte da noch etwas. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er wirklich so perfekt sein sollte, wie ich ihn jetzt in Erinnerung hatte. Mal abgesehen davon, dass es immer noch diese Gerüchte gab, dass schon mit ziemlich vielen Frauen etwas gehabt und vor allem dass er ständig diese Macho-Anfälle hatte. Schön, zwischendurch fand ich das ja sogar ganz niedlich, aber so im Nachhinein betrachtet war das teilweise schon ganz schön albern, oder? Nicht, dass ich mich nie einfach so auf Männer einließe, aber er verunsicherte mich einfach maßlos... Gerade wollte ich in den Lagerraum einbiegen – eigentlich passte die Bezeichnung nicht wirklich, dort wurden lediglich alle Akten mit Informationen aufbewahrt – als ich eine Stimme vernahm, die aus eben diesem Raum drang. „Du warst mit Misty zu Abend essen?!“ Die Tür war nur angelehnt und nicht ganz geschlossen. Eigentlich wollte ich gar nicht lauschen, aber es ging um mich und da Ash der einzige gewesen war, mit dem ich gegessen hatte, musste er der Gesprächspartner sein... Irgendwie konnte ich mich nicht beherrschen. Ich wollte auf jeden Fall wissen, wie das Gespräch verlaufen würde und vor allem, ob es irgendwas schreckliches über Ash enthüllen würde. Etwas, dass mich endlich wieder davon überzeugen würde, dass er ein totales Arschloch war. Denn in letzter Zeit, war ich ziemlich von dieser Meinung abgekommen... „Psst, nicht so laut!“, raunte Ashs tiefe, schöne Stimme. Oh Gott, Misty, bloß nicht schwärmerisch werden! „Jaja...erzähl! Wie hast du die Eisprinzessin dazu gekriegt?“ Eisprinzessin?! „Ach, es hat sich irgendwie so ergeben...eigentlich wollten wir uns noch mit jemand anderem treffen, aber die haben dann spontan abgesagt und so waren wir dann halt alleine“ Der andere – den ich jetzt als Ryu, einen unserer Kollegen, identifizieren konnte – lachte. „Das kannst du mir nicht erzählen!“, er wurde wieder ruhig. „Hast du sie wenigstens ordentlich rangenommen?“ Ich merkte, wie ich rot wurde. Was fiel dem eigentlich ein? Wut kroch in mir hoch. Na warte... Ich war kurz davor, in den Raum zu stürzen, als Ash wieder sprach. „Hör auf, so ist es doch gar nicht“ „Wie? Du willst nicht mit ihr schlafen?“ Es herrschte eine kurze Pause. Gespannt wartete ich. „Nein. Also, nicht dass ich ablehnen würde, wenn sie wollte, aber...das ist nicht der Grund, wieso ich Zeit mit ihr verbracht habe“ „Wieso dann?“ „Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber...Ich mag sie“ Geschockt riss ich beide Augen auf. Hatte er das gerade wirklich alles gesagt?? Meine Gefühle und Gedanken fingen an, durcheinander zu wirbeln. Ryu stöhnte. „Ash, sag mir bitte nicht, dass du dich in sie verliebt hast!“ Erneut schwieg dieser eine Weile. „Naja...doch, schon irgendwie...jedenfalls bin ich auf dem besten Wege genau das zu tun. Ich weiß, dass du mich für total bescheuert hältst, aber...es ist das erste Mal, dass ich so etwas für eine Frau empfinde. Seit Chayenne, meine ich...“ Chayenne? Wer war denn bitteschön Chayenne? Der Name klang ja schon wie von... Ganz ruhig. Er hatte gerade gesagt, dass er auf dem Weg war, sich in mich zu verlieben. OhmeinGott. „Ach? Und jetzt willst du ihr gleich nen Ring an den Finger stecken? Und dann betrügt sie dich, wie deine Ex das auch gemacht hat und du bist wieder eine Ewigkeit am Boden zerstört. Ganz toller Plan, wirklich! Hast du daraus denn nichts gelernt?“ Ryu hörte sich wirklich aufgebracht an. Pah, danke für die hervorragende Meinung von mir! Ash stöhnte auf. „Ich will Misty doch nicht gleich heiraten, du Idiot! Ich wollte eigentlich nur sagen, dass sie seit langem die erste ist, mit der ich mir eine ernste Beziehung überhaupt vorstellen könnte! Und irgendwie freut mich das, weil ich endlich über meine fürchterliche Ex-Verlobte hinweg bin. Andererseits bin ich...misstrauisch. Ich habe, wie du gerade schon so wunderbar ausgeführt hast, Angst, dass sie dasselbe tun könnte, wenn ich mich tatsächlich auf eine Beziehung einlasse...mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, ob sie mich überhaupt auf diese Weise mag“ Ich musste schlucken. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber das...überraschte mich jetzt doch. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass er nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt war? Verlobt, wow. Und wenn man seinen Worten glauben schenken durfte...dann war er betrogen und verlassen worden. Autsch. Der Arme... „Das hört sich gut an, Kumpel. Sorry, dass ich mich ständig über dich lustig mache, aber du weißt hoffentlich, dass ich es dir von Herzen gönne, dass du glücklich bist“ „Danke, Ryu“ „Und zu deiner Frage, ob sie dich mag. Natürlich mag sie dich, jeder tut das! Sonst wäre sie gar nicht mit dir Essen gegangen, glaub mir!“ „Sie hat mich geküsst.“ Ich wurde rot. Musste er das jetzt erzählen?! Ich hatte schon genug zu verdauen und jetzt kam das... Und dann auch noch so völlig unvermittelt! „Bitte? Du hast sie geküsst, oder...“ „Nein. Sie hat mich geküsst. Ganz plötzlich, von sich aus“ „Wow. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut“ „Ich auch nicht, aber...es war schön“ Ryu pfiff leise durch die Zähne. „Und da fragst du dich, ob sie dich mag? Hallo? Sieht sie vielleicht so aus, als würde sie einfach mal eben so jeden beliebigen Kerl küssen? Sie steht auf dich!“ „Ach komm, hör auf...das war kein Oh-Hilfe-ich-falle-gleich-über-dich-her-Kuss. Das war einfach...sanft. Zögerlich.“ „Spiel das jetzt bloß nicht runter, ein Kuss ist ein Kuss, kapiert? Du solltest ihr zeigen, dass du sie magst. Revanchiere dich!“ „Heißt?“ Man konnte quasi hören, wie Ryu die Augen verdrehte. „Mein Gott, Junge. Flirte mit ihr, umarme sie, küsse sie! Was weiß ich denn? Du kannst auch gerne einfach über sie herfallen, aber ich bezweifle, dass sie das so befürwortet“ „Hör auf! Mir ist es ernst mit ihr, ich will das nicht versauen! Sie hat mich am Anfang gehasst und ich bin froh, dass sich das zumindest ein bisschen geändert hat...wenn ich jetzt irgendwas falsch mache, dann...dann stehe ich wieder ganz am Anfang!“ „Oookay...weißt du...ich glaube, du solltest dich selbst nicht so unter Druck setzen. Entweder sie mag dich, oder sie mag dich nicht, so ist das eben! Du darfst dich nicht verstellen. Und wenn ihr das nicht passt...na dann ist sie eben nicht die Richtige für dich!“ Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, dass er sich so viele Gedanken darüber machte, was ich über ihn dachte! Und darüber, was er sagte und tat... „Die Sache ist die: Am Anfang war sie immer so verschlossen und ernst. Schon bei unserem ersten Treffen im Büro war mir klar, dass ich das ändern wollte. Eigentlich war das nur eine spielerische Herausforderung, mit der ich mir selber zeigen wollte, dass ich dazu in der Lage war, Frauen um den Finger zu wickeln, so wie du. Ich wollte sie öfter lachen sehen. Aber dann...“, er seufzte „ dann habe ich festgestellt, wie niedlich sie sein kann. Und wie offen. Sie gibt mir Kontra und das gefällt mir...“ „Nicht zu vergessen, dass sie extrem hübsch und sexy ist“, ergänzte Ryu. „Du hast dir also genau das Gegenteil bewiesen: Du kannst keine Frau um den Finger wickeln, ohne etwas für sie zu empfinden. Was bist du bloß für ein Kerl...“, diesmal seufzte er. „Entweder du bringst es nicht über das Herz, jemandem, der dir nicht gefällt, Hoffnungen zu machen oder du verliebst dich in dein Opfer“ Ash lachte leise. „Klingt irgendwie ziemlich nach einem Weichei“ Sein Kollege und offensichtlich guter Freund schlug ihm auf den Rücken. „Lässt sich nicht Leugnen, mein Lieber! Aber irgendwie glaube ich, dass das gar nicht so schlimm ist, in den Augen von Frauen zumindest“ „Du glaubst also wirklich, dass sie mich mag?“ Verdammt. Verdammt! Ja, ich mochte ihn, wieso checkte er das nicht?! Gut, ich zeigte es nicht besonders häufig sehr offen, aber naja...ein bisschen was konnte ich ihm ja wohl zutrauen! „Mein Gott, ja! Seit sie mit dir zusammen arbeitet, ist sie viel lockerer geworden. Sieht so aus, als hättest du zumindest dieses Ziel erreicht. Juhu!“ Noch immer schien alles in meinem Inneren zu beben. Was ich da eben gehört hatte....das war einfach unglaublich! Nie hätte ich gedacht, dass er so denken könnte...! Zu spät merkte ich, wie mir eine der Akten aus der Hand rutschte, die ich dabei gehabt hatte. Sie landete mit einem klatschenden Geräusch auf dem Boden. Schlagartig breitete sich Stille hinter der Tür aus. Mist! „Hallo?“, hörte ich Ash rufen. Panisch hob ich die Akte auf und stürzte davon, in mein Büro. Zitternd stand ich am Schreibtisch und verfluchte mein Missgeschick. Es war gerade so spannend gewesen! Noch immer fühlte ich mich, als würden meine Gefühle und Gedanken Karussell fahren. Ash Ketchum...war dabei, sich ausgerechnet in mich zu verlieben? Gut ja, ich mochte ihn...eigentlich sogar viel zu sehr, wenn ich bedachte, wie ich mir geschworen hatte, ihn für immer zu hassen, aber...mitzukriegen, wie ernst er es meinte! Das war irgendwie merkwürdig. Ich merkte, wie er den Raum betrat, doch ich drehte mich nicht um. Ich wollte ihn jetzt nicht sehen. Vermutlich konnte ich es auch nicht... „Hallo, Misty“ Kaum merklich nickte ich mit dem Kopf. „Ash.“ „Hast du gerade zufällig jemanden vor dem Lagerraum gesehen? Ryu und ich haben da irgendjemanden gehört“ Ich zuckte mit den Schultern. „Nein, eigentlich nicht. Hab ich aber auch nicht so drauf geachtet, ich war beschäftigt“ Er kam näher und sah mir jetzt über die Schulter. „Womit?“ Nervosität machte sich sofort in mir breit. „Mit...der nächsten Ausgabe natürlich“ Ich wusste, wie seltsam meine Stimme klang. Und er musste es auch wissen...Natürlich. „Was ist mit dir? Du klingst so...nachdenklich“ Besorgt sah er mich von der Seite an. Süß von ihm... „Unsinn, ich bin nur etwas gestresst“ „Aber keiner hier hat momentan Stress!“ Oh man....was sollte ich denn jetzt nur sagen? Ich konnte schlecht beichten, dass ich ihn gerade belauscht hatte und genauso wenig wollte ich ihm offenbaren, dass sich meine Gefühle für ihn irgendwie verselbstständigt hatten. Keine Ahnung, was ich von ihm denken sollte. Ich mochte ihn. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Vielleicht war ich sogar ein bisschen in ihn verknallt... „Tut mir Leid, ich...ich habe nur einige Dinge, die mir im Kopf herumgeistern. Mach dir keine Sorgen“ Damit schien er nicht sonderlich zufrieden zu sein. „Du kannst es mir sagen, Misty. Du kannst mir vertrauen...“ Oh ja, wie gerne würde ich das. Aber irgendwie konnte ich es einfach nicht. Es war, als hätte ich eine Vision davon, dass er eines Tages das, was ich sagte, gegen mich verwenden würde. Obwohl das doch eigentlich Schwachsinn war...oder? Ich zögerte kurz. Naja, ich konnte es ja mal versuchen... „Es gibt da so einen Mann. Ich glaube er mag mich...“ Mit immer noch gesenktem Kopf starrte ich auf die Tischplatte vor mir. Keine Ahnung, wie Ash reagierte. „Und ich...ich weiß einfach nicht, was ich für ihn empfinde!“ Ich legte meine Hände vor mein Gesicht. Laut ausgesprochen klang meine derzeitige Lage noch viel verzweifelnder. Ash schwieg noch einen Moment, bevor er sprach. „Ich will dich nicht verärgern oder sowas, aber...so wie du jetzt gerade aussiehst, bist du wohl ziemlich in ihn verschossen. Über beide Ohren“ Irrte ich mich, oder klang da tatsächlich Eifersucht in seiner Stimme mit? „W-wie kommst du darauf?“ Er sah mich ernst an. „Naja, wenn du überlegen musst, wie du für ihn empfindest, dann ist da doch irgendwas, oder? Ich wette, du sträubst dich nur dagegen, das einzusehen. Klingt vielleicht hart, aber so ist das“ Geschockt starrte ich ihn an. Was bildete der sich eigentlich ein?? Natürlich weigerte ich mich nicht...obwohl...wenn ich so darüber nachdachte... Ich wurde ein wenig rot. „Was fällt dir ein?! Du kennst mich doch gar nicht richtig, wieso glaubst du, du könntest so über mich urteilen??“ Er hob beruhigend die Hände. „Ich urteile doch gar nicht! Ich kenne dieses Gefühl selber relativ gut, weißt du? Man will gar nicht verliebt sein, weil man Angst hat, verletzt zu werden...“ Ich schluckte. Oh Hilfe, der Kerl hatte eine zu gute Menschenkenntnis. Oder er hatte einfach selber zu viel mitgemacht... „Kann sein“ „Was ist dir passiert, dass du so skeptisch bist?“ Ich zog beide Augenbrauen hoch. Es war definitiv zu früh, ihm davon zu erzählen. Wenn ich es je tun würde... Er sah, dass ich mich zurückzog, daher legte er eine Hand auf meinen Arm. „Komm schon, dann erzähle ich dir auch, was mir passiert ist!“ Das weiß ich schon!, hätte ich fast gesagt, konnte es mir aber noch so gerade verkneifen. „Sorry, aber...ich rede nicht gerne darüber. Schon gar nicht mit Kerlen. Ich meine, wer weiß? Vielleicht verstehst du den anderen Typen ja und stehst total auf seiner Seite!“ Ash zog beide Augenbrauen hoch. „Ich glaube kaum“ Ich seufzte. „Das hat nichts mit dir zu tun, okay? Es fällt mir eben nicht leicht, über Dinge zu sprechen, die...“, ich kam ins Stocken. „Die mit deinen Gefühlen zu tun haben?“, half er mir auf die Sprünge. Ich nickte langsam. „Ich habe gedacht, du hättest angefangen mir zu vertrauen...besonders nach Samstagabend...“ Oha, jetzt klang er doch tatsächlich ein wenig traurig. Mistkerl...! „Du sagst es!“ Verwirrt hob er den Kopf und sah mich an. „Bitte?“ „Du sagst es!“, wiederholte ich, während ich seinen Blick erwiderte. „Ich habe angefangen dir zu trauen, ich habe dir eben sogar erzählt, dass ich zur Zeit in einem kleinen Gefühlschaos stecke. Aber erwarte bitte nicht zu viel von mir! Ich bin einfach kein Mensch, der von Anfang an blind jemandem vertraut, ich erzähle nie irgendjemandem, wie es mir geht, außer ein ganz paar Personen. Selbst bei denen zögere ich ab und zu, und es hat ewig gedauert, bis sie überhaupt richtig was aus mir raus bekommen haben, also...lass mir bitte Zeit!“ Während meiner kleinen Rede waren seine Augen immer größer geworden. „M-Misty...“, murmelte er jetzt leise. „Ich wolle nicht...“ Ja klar. Er wollte nicht. Das war sowieso immer die beste Ausrede! Misty!, rief mich meine innere Stimme zur Vernunft. Ja, ich war ein bisschen gemein...er hatte es vermutlich nicht böse gemeint... Ich seufzte erneut. „Tut mir Leid, ich reagiere manchmal ein wenig über...aber...wenn ich mich unter Druck gesetzt fühle, dann...“ Plötzlich nahm er eine meiner Hände und lächelte. „Ist schon okay. Ich lasse dir Zeit. Fühle dich nicht unter Druck gesetzt“ Das war ja jetzt irgendwie doch wieder süß von ihm... Seine Augen nahmen mich erneut gefangen. Sie wirkten seltsam anziehend auf mich... Mit einer Kraft, die fast schon an Gewalt grenzte, riss ich mich von seinem Blick los. „Wir sollten weiter arbeiten“, sagte ich und wandte mich wieder dem Schreibtisch zu. „Heute sind hier alle total ruhig. Die neue Ausgabe ist schon fertig und alle freuen sich auf das Firmenessen heute Abend...“ Ich fuhr zu ihm herum. „Firmenessen??“, fragte ich scharf. Er zuckte mit den Schultern. „Ja, das steht doch schon seit Wochen fest. Guckst du eigentlich nie in dein E-Mail Postfach? Wir haben schon vor zwei Wochen eine Ankündigung bekommen, und alle reden darüber“ Wieso hatte ich das jetzt schon wieder nicht mitbekommen? War ich so damit beschäftigt gewesen, mir über Ash Gedanken zu machen, dass ich nichts mehr mitbekam? Doch dann hätte ich doch die Mail kriegen müssen... Plötzlich fiel es mir ein. Die Mail. „Ich habe die Ankündigung gelesen...“, sagte ich langsam. „Aber irgendwie habe ich die Mail gelöscht und dann vergessen...“ Er grinste. „Zum Glück haben wir nochmal drüber gesprochen, wäre schade gewesen, wenn du es verpasst hättest!“ Hm. Langsam übertrieb der Chef es aber mit den Festen, oder? Gutes Betriebsklima war ja gut und schön, aber irgendwie... „Muss das denn schon wieder sein? Wir hatten doch erst die Gartenparty!“ Ash fing an zu lachen. „Ach komm schon, du musst morgen nicht mal früh aufstehen, es ist alles fix und fertig, es reicht, wenn wir übermorgen mit der neuen Ausgabe anfangen und das weißt du!“ Seine Argumente waren irgendwie stichfester als meine... „Aber...“ „Kein aber! Alle hier mögen sich, die Zusammenarbeit der Zeitschriften klappt noch viel besser, als wir gedacht hatten, also sei kein Spielverderber!“ „Ich bin kein Spielverderber!“, widersprach ich gekränkt. So ein Idiot... „Sorry...“ Ich wollte eigentlich etwas erwidern, doch da ging die Tür auf und eine Person schneite herein – eine Person, die ich nur zu gut kannte! „Misty, mein Schätzchen, was hast du mir gefehlt!“, er kam auf mich zugewirbelt und schloss mich in seine Arme. „Masao!“, sagte ich lächelnd, während ich seine Umarmung erwiderte. Oh ja. Er hatte mir auch gefehlt... „Also, meine Süße, du siehst wunderbar aus, warst du im Urlaub? Du wirkst so frisch und entspannt!“ Grinsend sah ich meinen Kumpel an. „Musst du gerade sagen, du kommst gerade aus der Sonne! Hätte nicht gedacht, dass du so braun wirst, bei deinem blonden Haar...!“ „Ach, das war doch schon immer so!“, sagte er lächelnd, seine blauen Augen blitzten. Ganz klar, da war etwas, das er mir unbedingt erzählen wollte. „Wer ist überhaupt der charmante junge Mann, du hast ihn mir noch gar nicht vorgestellt!“ Er meinte Ash. Natürlich. „Achso, ja, tut mir Leid, ich war nur so überrascht, dich zu sehen. Ich dachte, du kämst erst in einem Monat von deinem Aufenthalt auf den Orange Inseln zurück. Also...das ist Ash Ketchum, mein...engster Kollege. Wir arbeiten ziemlich viel zusammen und...“ „Und in letzter Zeit waren wir ein paar Mal zusammen aus!“, unterbrach Ash mich mit einem strahlenden Lächeln, während er Masao die Hand schüttelte. Dieser warf mir einen viel sagenden Blick zu. „Ach wirklich? Uiui, da muss Misty mich aber gleich mal auf den neusten Stand bringen!“ Ich merkte, wie ich errötete. „Äh, da gibt es gar nicht so viel zu erzählen...“ „Nicht? Ach komm schon. Naja, wie auch immer, ich ruf dich nachher einfach an, Schätzchen, da sind wir dann für uns!“, er zwinkerte auffällig. Ashs Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ach darum geht’s uns jetzt. Macht euch keine Umstände, ich kann euch auch alleine lassen!“, er warf mir einen letzten, irgendwie missmutigen Blick zu und verschwand dann. Masao sah ihm hinterher. „Hoppla, jetzt ist er sauer!“, er drehte sich zu mir um. „Aber hör mal, da ist man mal ein paar Monate weg und du angelst dir so einen Schnuckel!“ Ich lachte verlegen. „So ist es gar nicht mit uns...“ Er fuhr sich durch das blonde Haar. „Erzähl mir doch nichts, ich habe deinen Blick gesehen – du fährst voll auf ihn ab! Kein Wunder, er sieht wirklich unglaublich gut aus!“ Wieder musste ich lachen. Manchmal war es wirklich schräg, einen schwulen Freund zu haben... Kapitel 8: And the world's a little brighter -------------------------------------------- "Musstest du diesen Kerl mit hierher schleppen? Wer ist das überhaupt?", missmutig sah Ash mich an. Masao war gerade eben zur Toilette gegangen, sodass er Ashs fiese Äußerung nicht mitbekam. „Er ist ein guter, alter Freund von mir. Er ist extra hierher gekommen, um mich zu besuchen, ich konnte ihn schlecht alleine in meiner Wohnung sitzen lassen! Und außerdem, warum stört er dich so? Er ist total nett und versteht sich mit allen!“, raunte ich zurück. Er hatte schon den ganzen Abend verblüffend schlechte Laune... „Das hier ist aber ein Abendessen mit der Firma! Seit wann gehört der bitte dazu?“ „Du könntest wenigstens so freundlich sein und ihn bei seinem Namen nennen. Er ist kein der! Und nebenbei bemerkt bist du der Einzige, der das so empfindet!“ Er warf mir einen weiteren verbitterten Blick zu, dann wandte er sich ab, um sich mit Sylvana zu unterhalten. Oh Gott, ausgerechnet die?! Seit wann vertrugen sie sich denn wieder? „Oh Ash, du bist ja so aufmerksam!“, sie kicherte mädchenhaft, weil er ein Kompliment über ihre Ohrringe gemacht hatte. Meine Güte... Ich stand auf. „Wo gehst du hin?“, hörte ich Ash fragen. Ich sah kühl über meine Schulter. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge“ Mit diesen Worten schritt ich zur Damentoilette. Also bitte, was fiel dem ein? Versuchte er etwa, mich eifersüchtig zu machen?! Als ob das funktionieren würde...! Bei mir doch nicht...! Ja okay, doch. Es funktionierte. Leider...es wurmte mich selber, das zugeben zu müssen! Ich spürte deutlich, dass ich nicht wollte, dass er mit dieser Tussi sprach. Und ihr Komplimente machte. Das war einfach nicht fair von ihm...wieso tat er das? Ich hatte ihm nichts getan... Andererseits...wieso sollte er das nicht tun? Wir waren ja schließlich nicht zusammen oder sowas. Gut, ja, er hatte mich geküsst, beziehungsweise ich hatte ihn geküsst, aber was hieß das in der heutigen Zeit schon groß? Gut, er hatte gegenüber Ryu behauptet, er wäre dabei sich in mich zu verlieben, aber offiziell wusste ich das überhaupt nicht und außerdem...vielleicht hatte er ja gelogen. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Nur...wieso wurmte es mich dann so? Ich könnte ja jetzt auch einfach hingehen und mit irgendwem rummachen. Tja. Tat ich aber nunmal nicht. Auf der Toilette angekommen, zog ich mein Handy aus der Tasche und rief Ayaka an. In dieser Situation brauchte ich unbedingt ihren Beistand. Vielleicht hatte sie ja sogar einen guten Ratschlag, wie ich mich verhalten sollte... In kurzen Worten beschrieb ich ihr die Situation – und wie erwartet hatte sie sofort eine Antwort parat. „Mensch Misty, ist doch ganz klar! Du machst dich einfach an Masao ran!“ Das verschlug mir jetzt aber doch die Sprache. „Hä?“ „Nichts hä! Ist doch total logisch, oder? Wenn er versucht, dich eifersüchtig zu machen, dann musst du versuchen, ihn eifersüchtig zu machen!“ „Ayaka...Masao ist schwul, schon vergessen? Das hätte doch überhaupt keinen Sinn, mich an ihn ranzumachen!“ „Ooch, Misty, du bist schon wieder sowas von unkreativ! Gerade weil Masao schwul ist, ist er perfekt für diesen Plan! Du kannst ihn einweihen und er wird sogar Spaß daran haben! Welcher andere, heterosexuelle Kerl würde denn bei sowas mitmachen? Keiner! Also, ran an den Speck!“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. „Wer genau ist jetzt der Speck, Masao oder Ash?“ Auch meine beste Freundin lachte jetzt los. „Ich würde mal sagen Masao. Ash ist wohl eher der leckere Nachtisch...“ „Ayaka!“, rief ich lachend. „Was denn?! Du hast doch gefragt!“ Wir kicherten noch eine Weile, bevor ich wieder ernst werden konnte. „Aber mal ehrlich...glaubst du wirklich, dass ich das durchziehen kann?“ Sie seufzte. „Du bist mal wieder viel zu nett. Natürlich kannst du! Wenn er meint, dass er jetzt wie wild mit dieser Sylvana rummachen kann, kannst du auch so tun, als hättest du was mit Masao! Wollen wir doch mal sehen, wie ihm das bekommt!“ „Ich will aber doch gar nicht mit...“, setzte ich an, doch sie unterbrach mich. „Mein Gott, du sollst ihn doch nicht gleich heiraten! Es reicht, wenn du ein bisschen enger mit ihm tanzt. Glaub mir, das wird ihn schon genug auf die Palme bringen“ Irgendwie reizte es mich ja schon, das auszuprobieren... „Na gut, ich machs!“ Ich könnte förmlich hören, wie sie lächelte. „Gut so!“ Rasch verabschiedete ich mich von ihr, nicht ohne ihr zu versprechen, dass ich ihr alles haarklein erzählen würde. Na, dann hoffte ich mal, dass es da überhaupt was zu berichten geben würde... Masaos Augen blitzten. „Das klingt nach einer Menge Spaß!“ Ich lächelte etwas verlegen. „Du meinst also nicht, dass das gemein ist?“ Er winkte ab. „Ach wo, überhaupt nicht! Er macht es doch genauso oder glaubst du ernsthaft, dein Schnuckel hätte Interesse an diesem billigen Mädchen? Nein, ich habe gesehen, wie er dich angesehen hat, er wird anbeißen wie ein hungriger Fisch!“ Speck, Nachtisch, Fisch...was war er denn nun? „Vielleicht mag er sie ja wirklich“ „Du hast gehört, wie er gesagt hat, dass er dich mag. Wie eindeutig brauchst du es eigentlich noch, Liebes?“ Zögernd sah ich auf meine Füße. „Ich...bin mir ja nicht mal sicher, was ich für ihn empfinde!“ Masao legte mir einen Arm um die Schulter. „Hey, sieh es doch mal so: Immerhin besteht überhaupt die Möglichkeit dass du ihn magst! Das war doch schon eine ganze Weile nicht mehr so, ich finde, dass das ein beachtlicher Fortschritt ist!“ Lächeln hob ich den Kopf und sah ihn an. „Danke, Masao. Vielleicht hast du Recht“ „Natürlich habe ich das! Und jetzt komm, schauen wir mal, wie eifersüchtig wir den jungen Mann machen können!“ Er nahm meine Hand und zog mich zurück in den Hauptsaal. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick zu Ash huschte. Er saß noch immer am Tisch, unterhielt sich allerdings nicht mehr mit Sylvana, sondern sah mich ebenfalls an. Als er bemerkte, dass Masao meine Hand hielt, drehte er sich demonstrativ weg. Wie kindisch...aber irgendwie auch süß. Er schien jetzt schon eifersüchtig. Halt nein – freute mich das gerade etwa?? „Also“, flüsterte Masao mir zu, während er uns in Tanzposition brachte. „Hör auf in seine Richtung zu gucken, das ist viel zu auffällig!“ Schuldbewusst senkte ich den Blick. „Tut mir Leid...ich bin nur so gespannt, wie er reagieren wird, weil...ich kann es mir nicht vorstellen, dass es ihn überhaupt kümmert“ Verständnislos sah mich mein Gegenüber an. „Liebes? Entschuldige, wenn ich so unverblümt frage, aber tickst du noch ganz richtig? Du hast mir doch selbst erzählt, was er diesem anderen heute morgen erzählt hat!“ „Ja und...? Bei euch Kerlen weiß man nie, was ihr jetzt ernst meint und was nicht...“ Er verdrehte seine blauen Augen. „Das mag ja vielleicht zutreffen, wenn einer mit dir selber spricht und dich rumkriegen will, aber das war ein privater Gespräch mit seinem Kumpel, dass du heimlich belauscht hast! Das war ernst gemeint, hundertpro. Ich kenne mich da aus!“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Masao kannte sich – behauptete er jedenfalls ständig - bei allen möglichen Sachen aus. Ich jedenfalls beschloss, vorerst nichts zu erwidern, sondern einfach auszuprobieren, was denn nun wirklich passieren würde. Es fiel mir nicht schwer, fröhlich mit Masao zu tanzen. Er war ein wirklich guter Freund von mir und hatte es schon häufiger geschafft, mich aufzuheitern, wenn ich traurig war. Außerdem war er ein guter Tänzer und ich hatte Spaß. „Uhh, das scheint ihm aber gar nicht zu gefallen!“, raunte er mir plötzlich ins Ohr. Überrascht achtete ich wieder auf Ash. Ich hatte völlig vergessen, dass wir das hier wegen ihm abzogen...! Er beobachtete uns mit irgendwie finsterer Miene. Er versuchte zwar, sie zu verstecken, als er meinen Blick bemerkte, schaffte es aber nicht so richtig. „Jetzt wollen wir mal sehen...“, ich hatte keine Ahnung, was Masao vorhatte, ließ mich aber darauf ein. Er umschlang mich noch etwas fester und kam mit seinem Gesicht näher an meines heran. „Ich will ihn noch ein bisschen weiter reizen...!“ Irgendwie war das ja doch ein bisschen gemein, aber...es interessierte mich doch brennend...! Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Das war mir nicht unangenehm, das taten wir öfter, so als Freunde, aber Ash schien es ziemlich zu ärgern, vor allem, als Masao begann, mit seinen Händen an meinem Rücken hoch und runter zu streichen. „Oho, jetzt sieh einer an...er mag dich noch mehr, als ich vermutet hatte! Pass auf, jetzt...“, er brach ab. Da ich gerade mit dem Rücken zu Ash stand, konnte ich nicht sehen, was er tat. „Was jetzt? Sag schon! Masao!“ Doch dieser schüttelte nur blitzschnell den Kopf und ließ mich los, um an mir vorbeizusehen. „Was ist denn?“, ich drehte mich um, um zu sehen, was ihn so in den Bann zog, stieß dabei allerdings fast mit Mr. Ketchum persönlich zusammen, der mit einer Gewittermiene vom Feinsten hier her gestapft kam. „Entschuldige, Blondie, aber darf ich jetzt mal?“, fragte er ziemlich uncharmant und direkt. So kannte ich ihn ja gar nicht. Und überhaupt...Blondie. Was war das denn für ein Name? Ich wollte gerade etwas passendes antworten, da bedeutete Masao mir, still zu sein. Seine Augen blitzten verräterisch, ihm schien der Verlauf der Dinge bestens zu gefallen. „Na aber sicher, der Herr.“ Er beugte sich zu ihm vor. „Aber behandle sie gut, ich mag es nicht, wenn ihr was zuleide getan wird!“, dann nahm er kurz meine Hand, hauchte einen Kuss darauf und verschwand in Richtung Tisch. Ash hingegen sah ihm säuerlich hinterher, bevor er sich zu mir umdrehte. „Warum lässt du dich von dem Kerl betatschen?!“ Seine Stimme war kalt wie Eis, in seinen Augen loderte jedoch ein heißes Feuer. „Ich...ich lass mich überhaupt nicht...!“, doch er ließ mich nicht ausreden. „Und warum darf er hier so öffentlich mit dir rumturteln?! Ist er der Kerl, bei dem du nicht weißt, ob du ihn liebst?!“ Er schrie mich nicht an, doch er klang unglaublich schneidend, vorwurfsvoll und irgendwie verletzt. Vielleicht hatten wir es ja doch übertrieben...? „N-nein, er...ist es nicht...“, es tat mir selber weh, zu merken, dass ich ihn enttäuscht hatte. Und außerdem merkte ich jetzt sicher, dass ich etwas für ihn empfand, was ich mir bisher nicht hatte eingestehen wollen. Immernoch aufgebracht brannten sich seine Augen in meine. Ich weiß nicht, was er darin sah, aber ich hoffte, dass es die Tatsache war, dass ich die Wahrheit sagte. „Und wieso?“ „Wieso was?“ Seine Augen wurden zu Schlitzen. „Wieso darf er dich anfassen, als wärst du seine Freundin?“ Eifersucht. Ganz eindeutig! „Darf er doch gar nicht! Wir sind einfach nur sehr gute Freunde und...weiter wäre er nicht gegangen, er ist doch gar nicht in mich verliebt, es war nur ein Kuss auf die Wange!“ „Ach, wenn er in dich verliebt wäre, dürfte er dich also einfach so küssen? Wenn er wollte? Ohne zu wissen, was du davon hälst?“ „N-natürlich nicht, ich...!“, wieder unterbrach er mich. Dieses Mal jedoch ganz anders, als beim letzten Mal, wo er einfach weiter gesprochen hatte. Er packte unvermittelt meine Oberarme, zog mich relativ unsanft an sich und küsste mich. Im ersten Moment, war ich viel zu geschockt, um irgendwas tun zu können. Es war, als wäre ich zu Stein erstarrt. Dann jedoch begriff mein Gehirn, was er da tat und ich spürte seinen Kuss. Es war...atemberaubend. Berauschend. Unglaublich. Das letzte Mal, als ich ihn geküsst hatte, waren wir beide vorsichtig und zurückhaltend gewesen. Dies hier war etwas völlig anderes. Er war eifersüchtig. Er war fordernd. Er löst sich plötzlich von mir und sah mir direkt in die Augen. Im ersten Moment schoss mir durch den Kopf, dass er nicht aufhören sollte. Ich hatte doch gar keine Zeit gehabt, seinen Kuss zu erwidern... „A-Ash...“, murmelte ich und merkte, dass ich rot wurde. „Ich weiß nicht, ob er in die verliebt ist. Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass ich etwas für dich empfinde, was ich nicht mal eben bei jeder Frau empfinde!“ Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. Ich...freute mich, dass er das sagte. Ja, in meinem Inneren machte sich ein Kribbeln breit, dass ich nicht leugnen konnte. Dennoch...waren da diese Zweifel, ob er es ernst meinte . „Ash“, wiederholte ich und legte eine Hand vorsichtig an seine Wange. „Was?“, fragte er ein wenig harsch. „I-ich...“, wusste nicht, was ich sagen sollte. Konnte ich schlecht bringen. „Ich bin wirklich...ich...freue mich, dass du so empfindest. Und ich wünschte, ich könnte dir einfach so mir nichts dir nichts glauben. Aber ich bin misstrauisch. Und nein, das hat nichts mit dir persönlich zu tun...“, ich sah auf den Boden. Einen Moment herrschte Schweigen. „Du freust dich? Soll das ein Witz sein?!“, etwas erschrocken sah ich wieder hoch. Er fuhr sich durch die wilden schwarzen Haare und trat einen Schritt zurück, sodass ich meine Hand, die immer noch an seiner Wange gelegen hatte, wohl oder übel zurückziehen musste, sollte sie nicht sinnlos in der Luft rumhängen. „Ich sage dir, dass ich mich wohl in dich verliebt habe und du freust dich? Das ist alles was du mir zu sagen hast?!“ Jetzt sah er fast wahnsinnig aus, irgendwie. Und er tat mir Leid...sehr sogar. Ich seufzte tief. „Erinnerst du dich daran, was ich dir heute morgen erzählt habe?“ Verständnislos betrachtete er mich. „Was meinst du?“ Na toll. Jetzt wurde ich auch noch rot wie eine Tomate! „N-na...das...ich nicht weiß, ob ich...“, ich konnte ihn nicht länger ansehen und wandte den Blick wieder ab. „Ob ich in diesen einen Typen verliebt bin...“ Er schwieg, bis ich meine Augen wieder auf ihn richtete. „Ach das. Ja, daran erinnere ich mich gut. Wer ist er?“, seine Stimme war kalt, aber seine Augen verrieten, was er wirklich fühlte. Schmerz. Jetzt war ich diejenige, die sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. Das war irgendwie total peinlich... „Ist das nicht offensichtlich? Du natürlich!“, und irgendwie gestand ich mir in genau diesem Moment selber ein, wie es um mich stand. „Mein Herz weiß doch schon längst, dass es sich in dich verliebt hat. Aber mein Kopf...er...ich...“, ich seufzte erneut. „Mein Verstand sträubt sich eben dagegen, sich zu verlieben. Das letzte Mal ist einfach nicht gut ausgegangen...“ Als er nicht antwortete, hob ich den Kopf und sah ihn an. Ash stand ziemlich erstarrt da und schien durch mich hindurchzusehen. „Äh..hallo, Ash?“ Er blinzelte ein paar Mal irritiert. „Kannst...kannst du das von eben noch mal wiederholen?“ Ich fühlte mich, als hätte mir soeben jemand eine mit einer Bratpfanne verpasst. Das konnte doch jetzt nicht sein ernst sein?! „Du...hast mir nicht zugehört?!“ Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Das soll wohl ein Scherz sein! Als würde ich genau dann nicht zuhören, wenn du sagst, dass du dich in mich verliebt hast. Beziehungsweise ein Teil von dir, was ehrlich gesagt ein wenig bescheuert klingt“ Jaja, wie sollte es anders sein? Seine freche Art war zurückgekehrt... Gegen meinen Willen musste ich lächeln. „Ich bin eben irgendwie bescheuert“ Er legte seine Hände auf meine Schultern. „Ja, das bist du, aber wer ist das nicht? Willst du mir denn immer noch nicht verraten, was dir so schlimmes passiert ist?“ „Nein“, sagte ich bestimmt. „Damit ich dir das erzähle, musst du erstmal unter Beweis stellen, dass ich dir vertrauen kann!“ „Und wie stelle ich das an?“ Ich grinste, zog ihn zu mir, küsste ihn vorsichtig und sah ihn dann an. „Die Zeit wird es zeigen...“ Er verdrehte die Augen. „Super. Und wieso küsst du mich überhaupt, wenn du gar nicht hundertprozentig in mich verliebt bist?“ Ich lachte los. „Weil es sich gut anfühlt!“ Seine Augen blitzten verräterisch. „Dann bist du verliebt, ganz sicher!“ „Glaubst du, ja?“ „Und ob!“ „Reines Wunschdenken, mein Lieber!“ Er lachte nun auch, man hörte deutlich die Erleichterung darin, als er seine Arme um meine Taille legte und sich mir näherte. „Dann wunschdenke ich jetzt, dass du mich noch einmal küsst!“ „So ein Verb gibt es überhaupt nicht!“, erwiderte ich grinsend, woraufhin er nur die Augen verdrehte. „Mach doch nicht diesen romantischen Augenblick kaputt!“ „Hab nichts gesagt!“, ich küsste ihn und dieser Augenblick war der erste, in dem ich keinen einzigen Zweifel hatte, ob er es ernst meinte, oder ob er mich in Zukunft ebenfalls enttäuschen würde, sondern einfach nur das Gefühl seiner Lippen auf meinen genoss. „Mh...also ich finde Wunschdenken super!“ Ich musste grinste. „Wieso, weil du in deinen Wünschen alle Frauen dazu kriegst, das zu machen, was du willst?“ „Genau. Weil ich ein ganz armer Kerl bin, den in der Realität keiner mag!“ „Och du Armer“ „Jaa...da fällt mir ein...“, sein Blick verfinsterte sich schlagartig wieder, was mich irgendwie erschreckte. Wie schnell ging denn das bei dem Kerl?! „Ja?“, fragte ich ängstlich. „Was sollte dann, wenn du dich vielleicht in mich verliebt hast, dieses Rumgegrabsche von Blondie? Wieso tanzt du so mit dem?“ Tja...Eifersucht ließ grüßen! Das kam eben davon, wenn man mit dem Feuer spielte...oder in diesem Fall mit jemandem, der von seiner Verlobten betrogen wurde. „Er...ist nur ein guter Freund“, wiederholte ich meine Worte. „Das hat sie auch gesagt. Meine...Ex“ Chayenne oder so. Igitt. „Weißt du, Ash“, ich warf Masao einen Blick zu. Er zeigte mir beide Daumen nach oben. Süß. „Masao ist schwul“ Der Schwarzhaarige blinzelte perplex. „Bitte?“ „Hallo? Das merkt man doch. Sexuell betrachtet findet er dich wesentlich interessanter als mich“ Er blickte mit einem nicht klar definierbaren Gesichtsausdruck zu ihm rüber und schluckte. „Oh...das wusste ich nicht“ Ich grinste. „Das sehe ich. Also: Keine Gefahr“ Es war mehr als deutlich, dass er das immer noch nicht ganz begreifen konnte. „W-wie jetzt? Blondie ist...komm, du verarschst mich doch!“ Ich hob beide Hände. „Ich habe dich gewarnt. Wenn er dich demnächst verführt, ist das nicht meine Schuld!“ Jetzt wandelte sich sein Gesichtsausdruck in leichten Schock. „Das...liegt im Bereich des Möglichen??“ „Und wenn?“ Er schluckte noch einmal. „Naja, dann...halte ich mich von ihm fern“ Ich konnte nicht anders, jetzt musste ich einfach lachen, was Ash nicht so recht verstand. „Was denn?!“ „Du...wie du gerade geguckt hast, das war einfach so lustig! Natürlich bist du nicht gefährdet! In keinster Weise. Masao weiß, was ich...naja, für dich empfinde, er lässt die Finger ganz freiwillig von dir. Außerdem bist du eh nicht sein Typ“ Er schwieg einen Augenblick. „Na da hab ich ja nochmal Glück gehabt“, gab er dann trocken von sich. War ja irgendwie schon goldig... „Aber absolut! Sonst wärst du so gut wie verloren!“ „Haha. Sehr witzig! Ich denke ich sollte mich bei ihm entschuldigen...ich war nicht besonders nett zu ihm“ „Spricht da das schlechte Gewissen aus dir?“ Er sah mich an. „Ja und? Bist du jetzt überrascht, dass ich sowas besitze?“ Einen Moment war es verlockend, „ja“ zu sagen, doch dann beschloss ich, dass das ein bisschen zu gemein war. „Nein, eigentlich nicht. Ich hatte gehofft, dass du ihn mögen würdest. Auf eine freundschaftliche Art. Naja, wie auch immer. Gehen wir wieder zu unserem Tisch? Wahrscheinlich wird es langsam unhöflich, dass wir so lange weg sind“ Seine braunen Augen ruhten auf mir. „Wenn du mir vorher was versprichst“ „Kommt darauf an, was es ist“ „Wenn du weißt, was du fühlst...verrätst du es mir dann?“ Es war beeindruckend, wie einsam er plötzlich aussah. Richtig herzzerreißend! Wie konnte ich ihm da dieses kleine Versprechen ausschlagen? Genau. Gar nicht. „Okay. Aber lass mir ein bisschen Zeit, ja? Ich beobachte gerne eine Weile, bevor ich mich für etwas entscheide. Ist beim Shoppen genauso“ Er lächelte sanft. „Vergleichst du mich gerade mit etwas, dass du kaufen kannst?“ „Nein, aber manche Sachen sollten gut überlegt sein. Und wenn man sich dann entschieden hat...dann ist die Freude über die neue Errungenschaft umso größer. Du siehst Shopping in einem völlig falschen Licht!“ Er lachte leise. „Oh wow, all die Jahre habe ich diese Beschäftigung völlig unterschätzt!“ Ich nahm eine seiner Hände in meine und blickte ihn an. „Danke, dass du so...verständnisvoll bist“ Sein Zwinkern war wie immer unheimlich charmant. „In Wirklichkeit tue ich nur so, ich dachte das wüsstest so! Ist nur so'ne Masche von mir“ Ich merkte, wie sich in meinem Inneren ein leicht unangenehmes Gefühl ausbreitete, jedoch versuchte ich es zwanghaft nicht zu beachten. Es war unsinnig, es war doch klar, dass er das ironisch gemeint hatte. Oder?? „Ja, ich...glaube auch“, eigentlich hatte ich selbstsicher klingen wollen, aber es gelang mir nicht so richtig. „Das war ein Witz, Misty. Ich habe keine Maschen“ „Natürlich weiß ich, dass das ein Witz war!“, wieso war ich dann trotzdem so erleichtert? „Gut. Ich lasse dir soviel Zeit, wie du brauchst. Aber wehe du verliebst dich zwischendurch in wen anders...“ Mein Herz flatterte leicht. Irgendwie gefiel mir die Vorstellung, dass er eifersüchtig war...das zeigte doch glatt, dass ich ihm wirklich am Herzen lag! „Nein, bestimmt nicht“ Sein Lächeln war wunderbar und vielleicht...würde ich ihm ja wirklich irgendwann voll vertrauen können. Es war schön, dass ich diese Hoffnung zumindest wieder haben konnte, während ich mit ihm zurück zum Tisch ging. Vielleicht sollte ich ja auch mal ein bisschen Glück haben. Kapitel 9: How much longer will it take to cure this? ----------------------------------------------------- Hallöchen! :3 Eigentlich wollte ich dieses Kapitel und das, was folgen wird, als eins schreiben, aber dann wurde es immer länger und länger und da habe ich beschlossen, dass ich es doch teilen muss. Es hat eine etwas andere Stimmung als die übrigen, aber an dieser Stelle musste das so sein, es ist ein sehr wichtiges Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch! Gehört habe ich beim Schreiben vor allem den OST von "Spirit - Stallion of the Cimarron" und "Fuckin' Perfect" von Pink. Liebe Grüße, Wir liefen ziemlich langsam die Straße entlang, der Himmel war sternenklar und obwohl es fast Mitternacht war, konnte man getrost ohne Jacke herumlaufen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine absolut perfekte Sommernacht. Meine Hand schob sich sacht in die von Ash, der mit angepassten Schritten neben mir lief. Er quittierte es mit einem zufriedenen Lächeln und sah mich an, sagte jedoch nichts. Ich atmete tief ein, um die ganzen sommerlichen Gerüche in mir aufzunehmen. Freiheit. Leben. So fühlte es sich an, hier zu sein, an diesem Ort, an diesem Tag, mit diesem Menschen. Ash und ich waren seit dem denkwürdigen Tag des Firmenessens ständig miteinander ausgegangen und hatten uns besser kennen gelernt. Es war schwierig für mich zu leugnen, wie sehr ich ihn mochte und es wurde immer schwieriger. Ja, ich hatte mich in ihn verliebt. Dennoch konnte ich es ihm nicht so einfach sagen, obwohl wir jetzt schon vier Monate diese wundervollen Verabredungen hatten und obwohl ich genau wusste, dass das hier viel mehr eine richtige Beziehung war als die ganzen halbherzigen Versuche, die ich seit geraumer Zeit gehabt hatte. Vor ihm. Ich wollte nicht, dass er das Interesse an mir verlor und mich als selbstverständlich ansah, auch wenn das irgendwie albern war. Ich wusste, dass es eigentlich nicht so sein würde, er hatte mehrfach bewiesen, dass ich ihm vertrauen konnte. Ich wusste auch, wie sehr er sich freuen würde, wenn ich die vermeidlichen Worte sagen würde. Und irgendwann, das hatte ich mir geschworen, würde ich sie zu ihm sagen – es stand nur noch nicht fest, wann. Dennoch hatte ich mir für heute etwas vorgenommen, was ich auf jeden Fall in die Tat umsetzen würde, auch wenn es mich nervös stimmte. „Was für eine wunderschöne Nacht...“, murmelte ich, um mich aus meinen Gedanken zu befreien und mit ihm ein neues Gespräch anzufangen. „Wie wahr...Wunderschön...“, ich bemerkte, dass er dabei mich ansah und musste unwillkürlich grinsen. „Das ist ja wie in einem dieser schrägen Teenieromanzen“ Er wusste natürlich sofort, wovon ich sprach, er wurde rot und wandte sich ab. „Ich hätte nie so einen blöden Spruch gesagt...!“ „Was für einen blöden Spruch?“ Er blickte mich nun doch wieder an. „Die Nacht ist schön, doch nicht annähernd so wunderschön wie du!!“ Einen Augenblick starrte ich ihn an, dann musste ich kichern. „Das wäre auch echt kitschig gewesen!“ Er grinste, nahm seine Hand aus meiner und legte mir stattdessen den Arm um die Schulter. Ich lehnte mich leicht gegen ihn und genoss die Nähe. „Ich dachte du magst Kitsch“ „Ja schon, aber...der Spruch ist echt too much!“ Er drückte mich sanft an sich. Es gefiel mir, wie er roch. Nicht nur das Rasierwasser, welches allerdings hervorragend zu ihm passte, sondern auch sein ganz persönlicher Geruch. Das, was ihn ausmachte. „Dann denke ich ihn eben nur“, flüsterte er nach einer Weile, geradezu beiläufig, was mich doch wieder zum Grinsen brachte. „Mach das“, war das nicht wieder süß, was er da sagte? Es war wirklich traumhaft, wie er mich in den letzten Monaten verwöhnt hatte, mit schüchternen Andeutungen, witzigen Sprüchen und auch dem ein oder anderen Geschenk. Nichts weltbewegendes, aber ab und zu ein Strauß Blumen, Schokolade oder einen Bilderrahmen mit einem Photo von allen Mitarbeitern oder Ayaka und mir. Er bemühte sich wirklich und das rechnete ich ihm hoch an. Ich wusste, dass ich nicht ganz einfach war und dass er immernoch keine Ahnung hatte, was eigentlich der Grund für mein starkes Misstrauen war, dass er Stück für Stück abgebaut hatte. Trotzdem hatte er mich nicht abgeschrieben und das machte mich wahnsinnig glücklich. Die Momente, in denen ich diesem Glück nicht traute, waren viel weniger geworden, sie überkamen mich nur noch selten. Damit hätte ich nie gerechnet, bevor ich ihn kennen gelernt hatte. Richtig. Vorher hatte ich mich immer automatisch gegen ihn gesträubt. Wir waren vor meiner Wohnungstür angekommen. Dort, wo ich ihm völlig überraschenderweise einen Kuss gegeben hatte. Unser erster Kuss. Das war der Moment, in dem er sich normalerweise von mir verabschiedete, mich in den Arm nahm und mir einen Kuss auf die Wange gab. Normalerweise. Er überließ die Entscheidung schlichtweg mir, er wollte mich zu nichts zwingen, was ich eventuell nicht wollen könnte. Manchmal fand ich das fast schon schade. Ein bisschen männlicher Einsatz war manchmal doch ganz schön... Ich wusste, dass es an mir lag, dies zu ändern. Er legte seine Arme um mich und betrachtete mich einen Moment. „Das vorhin habe ich ernst gemeint“ Ich lächelte etwas verlegen. „Ich weiß. Danke, Ash“ Er beugte sich zu mir runter, um mir meinen obligatorischen Gute-Nacht-Kuss zu geben, da drehte ich meinen Kopf ein Stück, sodass seine Lippen statt auf meine Wange auf meinen eigenen Lippen landeten. Er war überrascht, das merkte ich sofort. Es war nicht so häufig vorgekommen, dass ich ihn geküsst hatte. Dazu war ich meistens doch zu schüchtern, daher war es für uns beide immer ziemlich besonders, wenn es passierte Sein Kuss war so wunderbar sanft und weich und meine Knie fühlten sich an, als würden sie jeden Moment nachgeben. Wie sehr sehnte ich mich danach, das öfter machen zu dürfen? Es lag bei mir. Wahrscheinlich war das gar nicht so gut für mich... Er löste sich sehr langsam von mir und öffnete seine Augen. „Das war ein schöner Abschied“, murmelte er. Seine Augen glänzten, er schien richtig fröhlich zu sein. Ich lächelte. „Ja“, unschlüssig stand ich vor meiner Haustür, nicht ganz sicher wie ich das, was ich mir vorgenommen hatte, umzusetzen. „Naja, ich...werde dann mal gehen. Wir sehen uns ja morgen bei der Arbeit und wir...“ „Willst du nicht noch mit hochkommen?“, unterbrach ich ihn. Fast hätte ich mir die Hände vor den Mund geschlagen. Oh ja, wie kreativ dieser Spruch war. Er sah mich einen Moment überrascht an und irgendwie unschlüssig. Wollte er etwa gar nicht? Hatten sich seine Gefühle verändert? Oder wagte er es nicht, weil er Angst hatte, er könne sich nicht zurückhalten...? Nein, der letzte Grund war albern, so war Ash nicht, das wusste ich doch. Dann nickte er langsam. „Gern, wenn es dir nichts ausmacht“ Ich lächelte erleichtert, doch natürlich war ich immer noch angespannt. Er war noch nie in meiner Wohnung gewesen! „Nein, im Gegenteil“ Erneut nahm ich zaghaft seine Hand, schloss mit der anderen die Haustür auf und zog ihn ins Treppenhaus. Dann ging es die zwei Stockwerke nach oben, wo ich dann meine eigene Tür aufschloss. Aufregung machte sich in mir breit. Das hier war ein besonderer Moment. Ich holte noch einmal Luft, sah ihn an und zog ihn dann hinein, nicht ohne die Tür zu schließen und das Licht anzumachen... Wir saßen auf meiner Bettkante, seine Hand lag in meinem Nacken und er küsste mich. Wie schon zuvor vernebelte er mir komplett den Verstand, ich musste mich stark zurückhalten, ihn nicht in einem Anfall Wildheit auf den Rücken zu schmeißen, ihm die Klamotten vom Leib zu reißen und...ja, soviel dazu. Eigentlich war das nicht der Grund, wieso ich ihn heute mit hier her genommen hatte. Nein, das war ein ganz anderer, daher schon ich ihn jetzt auch sanft von mir und sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick fragend. „Ash, ich...ähm...ich weiß nicht recht, wie ich das sagen soll...“ „Du hast es dir anders überlegt und willst doch, dass ich gehe? Du hast festgestellt, dass du dich nie in mich verlieben wirst?“, seine Stimme klang zwar nicht so, aber ich wusste, dass er sich insgeheim davor fürchtete. Ich lächelte beruhigend. „Nein, ich möchte, dass du bleibst. Nur...möchte ich mit dir reden. Ich möchte dir etwas erzählen. Etwas, dass du wissen sollst“ Neugierde und Aufmerksamkeit erwachte in seinen Augen. „So? Was denn?“ Ich zögerte, dann legte ich mich vollständig ins Bett und bedeutete ihm, es mir gleichzutun. Er kam dieser Bitte – etwas verwirrt zwar – nach und starrte mit mir an die Decke meines Zimmers. Als ich nicht sprach, flüsterte er meine Namen, so als würde er testen, ob ich eingschlafen war. Nein, ich war wach...meine Gedanken liefen auf Hochtouren. „Mein Ex-Freund hat mich geschlagen“, brach ich plötzlich hervor. Absolut ohne Zusammenhang. Ohne Vorgeschichte oder irgendwas anderes. Einfach nur diesen Satz. Sofort saß Ash wieder aufrecht und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Was??“ Ich hielt ihn an seinem Hemd fest und zog ihn wieder herunter zu mir. Als Zeichen, dass er mir einfach nur zuhören sollte. Es war schon schwierig genug, darüber zu sprechen. „Ja, er...schien immer sehr nett zu sein. Sehr charmant. Ein wenig so wie...du“, ich errötetete beschämt. „Er war genau mein Typ und ich verliebte mich Hals über Kopf in ihn. Doch er betrog mich mindestens einmal, doch ich vermute, dass es sogar mehrere Male waren. Er sagte mir wieder und wieder, dass das alles gar nicht die Wahrheit war und naiv wie ich war, vertraute ich ihm. Ich wollte ihm vertrauen, schließlich liebte ich ihn. Und er mich. Angeblich. Naja, irgendwann sind wir in eine Wohnung gezogen, weil wir uns nah sein wollten. Ich wollte dauerhaft mit ihm zusammen sein. Doch bald stelle sich heraus, dass er...gar nicht so charmant war, wie er vorgegeben hatte“, ich schluckte und unterdrückte den Drang zu weinen. Ich hatte noch nie mit irgendjemandem darüber gesprochen, außer meiner besten Freundin. „Ich glaube er sah mich ziemlich bald für selbstverständlich an. Jedenfalls kommandierte er mich nach kurzer Zeit herum. Er versuchte es zumindest, ich spielte nicht so mit, wie er wollte. Das störte ihn und häufig schrie er mich an und wenn er getrunken hatte, was immer öfter der Fall war...dann schlug er auch zu“ Ich merkte, dass meine Augen jetzt trotzdem in Tränen schwammen und wagte nicht, Ash anzusehen. Was würde er jetzt wohl denken...? „Misty...“, flüsterte er kaum hörbar. „Das tut mir so Leid...“ Ich schüttelte nur den Kopf. Was konnte er schon dafür? Gar nichts. Er hatte nichts damit zu tun, kannte ihn nicht mal. Und das war gut so. Er hatte sich scheinbar aufgesetzt, jedenfalls, strich er mir sanft über den Arm und betrachtete mich von oben. „Der hat dich gar nicht verdient“ Ich lächelte durch meinen Tränenschleier und nickte. „Ich konnte ihn nicht verlassen. Nicht direkt. Ich...ich liebte ihn doch...“, jetzt konnte ich ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. „Ich wollte daran glauben, dass das nur Ausrutscher waren und sie nicht wieder vorkommen würden...Ich wollte daran glauben, dass er mich auch liebte..!“, Tränen liefen an meinen Wangen herab. Ja, es war schlimm gewesen. Wie oft hatte er mir weh getan und wie oft hatte ich es mir schön geredet? Ash nahm mich in den Arm und drückte mich sanft an sich. „Hey, pscht...“, flüsterte er mir beruhigend ins Ohr und strich über meinen Rücken. „Es ist alles gut...der Kerl wird nie wieder eine Hand an dich legen, und wenn ich persönlich dafür sorgen muss...“ Wie gut das tat! Es war so wunderbar, in seinen Armen zu liegen, seine Stimme so nah an meinem Ohr zu spüren... Ich schmiegte mich an ihn und wurde wieder ruhiger. Es war nun schließlich schon eine ganze Weile her und Ash war anders. Er würde mich nicht schlagen. Als hätte er meine Gedanken gehört, murmelte er plötzlich: „Ich würde die niemals weh tun, Misty. Dafür bist du mir doch viel zu wichtig...“ Ich erzählte weiter. Davon, wie er mich einmal so dermaßen grün und blau geschlagen hatte, dass Ayaka darauf aufmerksam geworden war und ihm damit gedroht hatte, die Polizei zu verständigen. Sie hatte das einzig richtige getan und mich von ihm losgerissen. Ich selbst war dazu nicht mehr in der Lage gewesen, zu sehr hatte er mich mit seinen Drohungen eingesponnen. Seitdem hatte ich ihn nie wieder gesehen. Zum Glück, denn ich hatte immer mehr Angst vor ihm entwickelt und nur langsam war es mir gelungen, wieder zu mir selbst zu finden und das Leben zu genießen. Die ganze Zeit hielt Ash mich im Arm und spendete mir Trost. Einen Trost, den ich seit Jahren gebrauchen konnte...endlich bekam ich ihn. Wir verharrten noch eine ganze Weile so – dann begann Ash zögerlich, mir seine Geschichte zu erzählen. Von Anfang an. Wie er mit Chayenne zusammen gekommen war und sich mit ihr verlobt hatte. Wie er gedacht hatte, dass sein Leben perfekt war und für immer so bleiben würde. „Aber dann...habe ich sie gesehen. Mit einem alten Schulfreund von mir, dessen Eltern schon immer stinkreich gewesen waren. Es tat so unglaublich weh, sie in seinen Armen zu sehen“, er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach, leiser als zuvor. „Ich habe die beiden sofort angesprochen und Chayenne noch am selben Tag verlassen. Sie versuchte nicht einmal sich zu entschuldigen, sondern beleidigte mich noch, dass es meine eigene Schuld sei, weil ich nicht genug Geld habe um Frauen glücklich zu machen“ Ich stöhnte auf, woraufhin er mir überrascht ansah. „Stimmt etwas nicht?“ Mal ehrlich: Was war das denn für eine? „Sie hat ziemlich komische Ansichten, wenn sie glaubt, dass nur Geld eine Frau glücklich machen kann. Kann ja sein, dass das bei ihr der Fall ist, was ziemlich billig ist ehrlich gesagt, aber bei anderen ist das nicht so“ Noch immer ruhten seine Augen auf mir, ich wurde rot und senkte den Blick. „Du könntest von mir aus arm wie eine Kirchenmaus sein und ich würde dich trotzdem mögen...“ Nun lächelte er und küsste meine Wange zärtlich. „Danke, das bedeutet mir viel. Aber vielleicht ist es trotzdem ganz gut, dass wir zusammen arbeiten und das gleiche verdienen“, er zwinkerte, „schließlich hättest du mich sonst nie näher kennen gelernt und würdest mich immernoch hassen!“ Okay, jetzt errötete ich erst richtig. „Du warst ihm eben ähnlich und mein Unterbewusstsein wusste genau, dass du genau mein Typ bist...“, ich erschrak über meine eigenen Worte und schämte mich dafür. Wie peinlich ihm das jetzt so direkt zu sagen...hoffentlich wurde er jetzt nicht übermütig! „Jedenfalls musste ich mich deshalb vor dir schützen!“ Glücklicherweise ließ er keinen arroganten Spruch darüber ab, was ich gerade zugegeben hatte. Stattdessen strich er mir eine Haaresträhne aus dem Gesicht und lächelte liebevoll. „Das weiß ich und es ist okay. Du hast mir letztendlich doch eine Chance gegeben und darüber freue ich mich noch immer“ Ich konnte einfach nicht anders, ich musste ihn dafür küssen! Manchmal war das Verlangen einfach zu stark, das kennen Sie doch sicher auch, oder?? Ich beugte mich vor und genoss das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Es war wundervoll, auch wenn ich mir das noch vor wenigen Monaten niemals eingestanden hätte. „Du Ash...“, eine Sache gab es aber doch, die mich brennend interessierte. Dafür unterbrach ich sogar meinen Anfall von Zärtlichkeit. „Hm?“ „Deine Ex...wie lange ist das her?“ Er sah mich wieder einmal lange an, bevor er antwortete. „Zwei Jahre“ „Hast du gedacht, dass...“, ich konnte irgendwie nicht weiter sprechen. Es stimtme mich zu traurig, zu ängstlich. „Was? Es für immer halten würde? Ja, das dachte ich. Aber dann ist mir klar geworden, dass ich sie nie hätte glücklich machen können, weil ich ihr nicht reich genug war“, Bitterkeit lag in seinem Blick. „Leider ist mir das erst aufgefallen, als ich schon mit ihr verlobt war. Ich wollte sie heiraten, schon nach viel zu kurzer Zeit“ Seine Stimme klang irgendwie schwer, als hätte er es noch immer nicht vollständig überwunden und schlagartig machte sich wieder dieses Gefühl in mir breit, dass ich doch nur irgendeine für ihn sein könnte. Eine Zweitwahl. Ich senkte den Kopf. „Liebst du sie noch?“, fragte ich dann leise. So leise, dass ich mir nicht mal sicher war, ob er es gehört hatte. Ash antwortete nicht, was mich im ersten Moment etwas verunsicherte. Beziehungsweise sicherer machte, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte. Ich merkte, wie viel der Gedanke, dass es wirklich so sein könnte, mir ausmachte. Wie sehr ich ihn eben mochte... Dann spürte ich seine Hand an meinem Kinn, die es bestimmt, aber dennoch sanft nach oben drückte, sodass ich ihn ansehen musste. Seine tiefbraunen Augen trafen meine und hielten sie fest. Seine Stimme war völlig ruhig und ernst, als er mir antwortete. „Nein. Ich liebe Chayenne nicht mehr, Misty.“ Ich glaubte ihm. Ich musste ihm einfach glauben, anders war es gar nicht möglich. Seine Augen logen nicht, dazu sahen sie mich viel zu direkt, viel zu ehrlich an. Er strich mit einer Hand durch mein Haar, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. „Es gibt jetzt eine andere Person in meinem Leben, die mir so wichtig ist“ Ich wusste, dass er mich meinte, fragte aber nicht nach. Ich hätte ihm antworten müssen, dass ich das gleiche für ihn empfand, doch das konnte ich nicht. Nicht heute, wo er schon meine ganze Geschichte erfahren hatte! Alles auf einmal war doch ein bisschen zu viel verlangt. Also sagte ich nichts, sondern küsste ihn auf eine Wange und hoffte, dass er verstehen würde. Zumindest lächelte er irgendwie befreit. Tja, meine Mission war geglückt: Ich hatte geplant gehabt, ihm meine Geschichte zu erzählen und das hatte ich getan. Besser hätte es kaum laufen können, doch ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Ich wollte, dass er bei mir blieb... Wieder war es, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Kann ich...“, er zögerte, „die Nacht hier bleiben?“ Als ich in sein Gesicht blickte, sah ich Verlegenheit, aber auch einen hoffnungsvollen Schimmer. Ich lächelte und nickte. „Gern“ Wir schliefen in dieser Nacht nicht miteinadern, wir redeten. Wir redeten über alles mögliche, nicht nur über die oberflächlichen Dinge, über die man auf normalen Dates sprach, sondern Dinge, die tiefer gingen und uns selbst betrafen. Unsere Vergangenheit und Gegenwart. Unsere Träume und Ängste. Und noch so viel mehr, dass man es gar nicht alles aufzählen konnte... Kapitel 10: We're accidentally in Love. --------------------------------------- Gomen, ich hab das Kapitel schon total lange fertig, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen, es hochzuladen X__x" Naja, es ist das letzte Kapitel :) LG, Mio :3 Irgendwas sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Die Frage war nur – was war es? Kennen Sie das, wenn man in so einem Zustand ist, in dem man eigentlich noch schläft, gleichzeitig aber schon mitbekommt, was um einen herum geschieht? Ja? Die Sonne musste hell in mein Zimmer scheinen, sonst käme es mir nicht so vor, als würden meine Augenlider glühen. Aber...die Sonne...? Geschockt riss ich die Augen auf. Verdammt, es war viel zu spät!! Der Arm, der um mich herumgeschlungen war, interessierte mich im ersten Moment gar nicht, viel mehr musste ich wissen, was die Uhr anzeigte. Als ich es sah, konnte ich einen Schrei allerdings nicht unterdrücken, der den Mann hinter mir wohl aufweckte. Das war allerdings der nächste Schock. Ash! Hinter mir! In meinem Bett!! Wir waren irgendwann in den frühen Morgenstunden eingeschlafen, dicht aneinander gekuschelt, was sich wirklich gut angefühlt hatte. Deshalb war die Überraschung nach ein paar Sekunden auch wieder verflogen und ich erinnerte mich daran, was das für ein wundervoller Abend gewesen war. Trotzdem!! Er lag in meinem Bett! Das war...da musste man doch ausflippen! „Was'n los?“, mein Gott klang seine Stimme tief und rau, so früh am morgen. Irgendwie anziehend...ich errötete etwas, dann fiel mir jedoch der Grund für meine Hektik wieder ein. „Ash! Wir müssen zur Arbeit! Und wir sind viel zu spät dran, wir müssten in einer halben Stunde da sein!“ Und wie lange dauerte eine Fahrt ungefähr? Genau. 20 Minuten. Er rieb sich über die Augen, langsam und ruhig, so als hätte er alle Zeit der Welt. „Na und? Wir sind Leiter einer Abteilung, wir dürfen das...“ Wow. Was für eine unglaubliche Arbeitsmoral der Kerl doch besaß. „Ich meine es ernst, wir müssen uns beeilen!“, ich zog an seinem Arm, was ihn aber nur dazu bewog, sich von seiner halb aufgerichteten Stellung wieder aufs Bett fallen zu lassen. „Das schaffen wir eh nicht. Ich weiß ja nicht, wie das bei dir aussieht, aber ich für meinen Teil würde ganz gerne duschen...“ Okay, ja, das wäre auf jeden Fall ganz angenehm...seufzend stand ich auf. „Na gut, von mir aus. Das heißt aber nicht, dass wir noch mehr trödeln müssen als unbedingt nötig!“ Er gähnte nur und nickte. „Jaja...“ Ich machte mich auf den Weg ins Badezimmer, um schnell unter die Dusche zu hüpfen. Hoffentlich schlief er nicht wieder ein... Halb rennend liefen wir über den Parkplatz, in Richtung des riesigen Hauptgebäudes. Mitten auf dem Weg drehte ich mich aber um und rief über meine Schulter: „Kann ich so wie ich aussehe rein gehen?“ Meine Laune war, nachdem ich einmal akzeptiert hatte, dass wir zu spät kommen würden, blendend, daher hatte ich mich in einen sommerlichen weißen Rock geschmissen, der nicht ganz bis zu den Knien reichte, außerdem trug ich ein hellblaues V-Ausschnitt T-Shirt und eine Kette, deren Anhänger wie ein Tropfen geformt war. Von meinen Sandalen will ich gar nicht ernst anfangen, sie waren wunderschön, ebenfalls weiß, gehalten von feinen Riemchen. Ash holte blitzschnell zu mir auf. „Machst du Witze? So schön warst du noch nie bei der Arbeit!“ Ich merkte wie ich errötete, lächelte aber. Lieb von ihm... Drinnen trafen wir zu erst auf meine Lieblingsempfangsdame – Sylvana. Mit ihren, wie immer extrem gezupften Augenbrauen, sah sie uns skeptisch an, als Ash und ich gemeinsam durch die Tür traten, leicht außer Atem, die Haare vom Wind zerzaust und ein fröhliches Glimmern in den Augen. „Ah, unser Traumpaar“, ihre sonst angeblich so süße Stimme klang wie ein ätzendes Gift, dass den Ohren schadet. „Guten Morgen!“, sagte ich nur gut gelaunt, und obwohl ich wusste, dass sie einen passenden Kommentar auf den Lippen hatte, ging ich frohen Mutes an ihr vorbei und ignorierte jegliche weitere Anstalt von ihr, Kontakt zu mir aufzunehmen. Ash war da keine leichtere Beute, er strahlte sie, charmant wie eh und je, an und ging ebenfalls an ihr vorbei, bis er direkt hinter mir stand. Mir war, als könnte ich seinen Atem im Nacken spüren, während ich auf den Fahrstuhl wartete, doch dann müsste er wirklich sehr nah... Okay, ich habe es tatsächlich gewagt, mich ein Stück umzudrehen. Er steht wirklich nah vor mir, ich hatte kaum Raum zum atmen, so nah waren meine Lippen vor seinen. Oh Gott, ja. Ich wollte ihn küssen. Jetzt! Doch bevor ich unsere Lippen vereinen konnte, allen zeigen konnte, dass er zu mir gehörte, wurde er von Ryu unterbrochen, der gerade die Treppe herunter gesprungen kam. Er benutzte nie den Aufzug, keine Ahnung warum. Er erzählte immer irgendwas von sportlichem Geist, sobald man ihn fragte, aber ob das nicht eher Einbildung war...? „Hey Ash, gut dass ich dich treffe!“, er warf kurz einen irritierten Blick zwischen dem Schwarzhaarigen und mir hin und her, obwohl wir nicht mehr so sehr nah beieinander stehen wie zuvor, da wir beide automatisch einen Schritt zurück gegangen waren. „Da ist eine echt hübsche Frau in deinem Büro und wartet auf dich!“, er warf ihm bei „hübsch“ einen so vielsagenden Blick zu, dass ich mir denken konnte, was das eigentliche Adjektiv gewesen wäre, wenn ich nicht daneben gestanden hätte. Heiß. Sexy. Irgendwie sowas eben... „Was für eine hübsche Frau?“, fragte Ash interessiert. War ja klar, bei hübschen Frauen waren Männer immer ganz Ohr! Ich verdrehte die Augen, was aber keiner beachtete. „Ja, keine Ahnung was die von dir will, aber du solltest sie dir ansehen! Außer natürlich...“, er warf mir erneut einen Blick zu, dann sah er Ash an. „Außer natürlich ihr beide...ach vergesst es einfach!“, brach er seinen Satz ab, gab uns ein strahlendes Lächeln und verabschiedete sich, da er es eilig habe. Interessierte mich ja schon, was er hatte sagen wollen. Mistkerl... Ich sah Ash unschlüssig an. „Ja, also...wenn du dir diese so unglaubliche hübsche Frau dann mal ansehen willst...werde ich dich nicht davon abhalten“ Ich merkte selber, dass meine Stimme nicht so neutral klang, wie ich es eigentlich geplant hatte, was natürlich sogleich ein anzügliches Grinsen auf Mr. Ketchums' Lippen zauberte. „Na, eifersüchtig?“ Für diese Frage funkelte ich ihn böse an und ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei in den gerade ankommenden Aufzug. Wo war das Teil überhaupt so lange gewesen?! Er kam hinterher. „Hey, das war nicht böse gemeint, ich mag es, wenn du eifersüchtig bist!“ Wow. Sollte das die Sache jetzt wirklich irgendwie besser machen? „Das zeigt doch nur, dass ich dir wichtig bin...“, fuhr er leise fort. Überrascht betrachtete ich ihn. Naja, wenn man es so sah... Er blickte mich an. „Außerdem kann sie so hübsch sein, wie sie will. Du bist diejenige, die...mich interessiert“, ich wusste, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. Vermutlich etwas, dass viel mehr darüber aussagte, wie sehr er mich mochte. Ich nahm seine Hand und drückte und ließ sie nicht mehr los, bis der Fahrstuhl sein Ziel erreicht hatte. „Na dann bis später! Erzähl mir was die hübsche Frau wollte!“, ich lächelte ihn lieb an, dann ging ich in mein eigenes Büro, das direkt neben Ashs lag und nur durch eine Glasscheibe von seinem getrennt war. Wir arbeiteten so eng zusammen, dass wir meistens sowieso in ein und dem selben Raum waren. Ich ließ mich an meinem Schreibtisch nieder und beobachtete die Frau. Sie war wirklich ausgesprochen hübsch, wie ich mir etwas neidisch eingestehen musste. Sie war sogar wunderschön. Ihre Gesichtszüge waren eben und absolut elegant, ihr schwarzes, glänzendes Haar hing glatt auf den Rücken hinab, der ganze Körper war schlank und mit Sicherheit trainiert und diese langen, endlosen Beine...nicht zu vergessen ihre Klamotten, die allesamt extrem teuer und chic wirkten. Ryu hatte kein bisschen übertrieben. Nein, er hatte maßlos untertrieben! Als Ash jetzt den Raum betrat, fiel mir sogleich auf, wie angespannt er an der Tür stehen blieb. Wieso? War sie eine Schuldeneintreiberin und er hatte irgendeine Rechnung nicht bezahlt? Sah jedenfalls nicht so aus, als würde er sich darüber freuen, sie zu sehen... Dann jedoch tat die Frau etwas, womit ich sicherlich nicht gerechnet hatte: Sie stürzte auf Ash zu und fiel ihm um den Hals. Mein gesamter Körper erstarrte. Was zur Hölle tat diese Frau da?! Ash schien wie gebannt, er bewegte sich keinen Zentimeter, jedenfalls im ersten Augenblick nicht. Dann schob er die junge Frau von sich, ein nicht definierbarer Ausdruck auf seinem Gesicht. Nein, ich musste hören, wer diese Frau war und was sie wollte! Ich hatte Ash noch nie so auf irgendjemanden reagieren sehen, er war immer höflich, egal zu wem! Möglich unauffällig schlich ich mich deshalb wieder aus meinem Büro und pirschte mich an Ashs Tür heran, die er nicht geschlossen hatte. Ja, ich weiß, Lauschen gehört sich nicht, aber ich musste es tun! Eifersucht war sofort in mir aufgekocht, als sie ihn so innig begrüßt hatte...! „Ich liebe dich, Ash! Und ich weiß, dass du mich auch liebst!“ Meine Augen wurden größer. Ein furchtbarer Verdacht keimte in mir auf...gleichzeitig aber auch noch mehr Eifersucht und Furcht, was er antworten würde... „Nein, Chayenne, das ist nicht wahr. Ich liebe dich nicht. Nicht mehr, verstanden? Und du tust das auch nicht. Du hast es nie getan! Du bist nur zurück gekommen, weil ich jetzt Geld verdiene und deine letzte Eroberung dich hängen gelassen hat!“, die Kälte in seiner Stimme ließ mich schaudern. So hatte ich in wirklich noch nie erlebt... Sie schluchzte theatralisch auf. „Das ist nicht wahr, wie kannst du mir so etwas unterstellen?! Ich habe dich immer geliebt, hörst du?! Deine Trennung, sie hat mir das Herz gebrochen, ich war am Boden zerstört!“ So eine miese Tour! Jetzt tat sie auch noch so, als hatte Ash ihr weh getan, dabei war es doch anders herum gewesen. Ich ballte mein Hand zur Faust, ich konnte diese Frau kein bisschen ausstehen...! „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, ich hätte keine Affäre haben dürfen, aber...es tut mir doch so Leid! Komm schon, Ash, verzeih mir! Ich weiß, dass du es eigentlich längst getan hast und du mich immer noch genauso liebst wie früher!“ Das war wirklich widerwärtig. Jetzt wieder angekrochen zu kommen, wo sie Ash so gemeine Dinge an den Kopf geworfen und nicht zu vergessen, ihn betrogen hatte! „Nein, du irrst dich gewaltig! Ich liebe dich nicht, ich...“, er stockte einen Augenblick. „Ich bin in eine andere Frau verliebt...“, fuhr er dann etwas leiser fort. Mein Körper wurde auf einmal ganz still. Ich war überhaupt nicht mehr erbost, dass diese Frau darin so unglaubliche Sachen von sich gab. Nicht mehr eifersüchtig auf ihre Umarmung. Ich wusste plötzlich, was ich zu tun hatte. Und ich hatte keine Angst davor, weil ich wusste, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Keine Zweifel, keine Überlegungen, was hinterher schief laufen könnte. Mit einem tiefen Atemzug stieß ich die Tür, die bisher nur angelehnt gewesen war, auf und trat in Ashs Büro. Er stand noch immer mit dem Rücken zu mir, doch Chayenne sah mich direkt an. Ihre Augen waren eisblau und von dichten schwarzen Wimpern umgeben, die sie natürlich geschminkt hatte. Ihr waagrechter Pony stand ihr unheimlich gut, was eigentlich eine Frechheit war, da diese Frisur sonst nur sehr wenigen Personen wirklich gut stand. „Wer bist du und was willst du hier? Verschwinde, ich habe mit Ash Ketchum alleine zu reden! Er ist mein Verlobter! Naja, momentan Ex-Verlobter, aber ich weiß schon, wie ich ihn wieder überzeugen kann, dass ich die Liebe seines Lebens bin!“, ihre Augen blitzten so böse, dass mir fast schlecht wurde. Doch ich blieb stark, trat von hinten an Ash heran und nahm seine rechte Hand in meine Linke. Ich spürte den überraschten Blick, den er mir von der Seite zuwarf. „Nein, du liegst falsch.“, sagte ich ruhig, aber bestimmt. „Ash ist jetzt mein Freund. Also lass die Finger von ihm.“ Die sofort eintretende Stille im Raum war verblüffend, genau wie die beiden Augenpaare, die mich anstarrten. Die einen waren hasserfüllt, die anderen hoffnungsvoll, doch darauf konnte ich jetzt gerade nicht reagieren, da Chayenne sich scheinbar dazu entschlossen hatte mich nicht ernst zu nehmen. Sie lachte laut auf. „Das war wirklich ein guter Scherz! Fast hättest du mich drangekrieg!“ Ich zog beide Augenbrauen hoch. Was sollte das denn jetzt bitteschön heißen? Sie trat auf mich zu und beugte sich zu mir runter, so als sein ich ein kleines Kind. Sie trug unheimlich hohe Hacken, bestimmt um die 10cm und auch ohne diese Absätze war sie sicherlich fast genauso groß wie Ash. „Was sollte so jemand wie Ash mit einer wie dir wollen?“, fragte sie zuckersüß, gleichzeitig aber giftig, wenn auch nur unter der Oberfläche. „Guck dich doch mal an!“, sie deutete auf mein Outfit, das zwar nicht aus überteuerten Markenklamotten bestand, mir aber trotzdem gut gefiel. „Und dann schau mich an! Na? Fällt dir was auf?“ Noch einmal betrachtete ich ihre Kleidung. Wie ich es mir gedacht hatte. Gucci. Chanel. Sowas eben. Ich wollte gerade etwas sagen, als Ashs linke Hand nach vorn schnellte und sie hart an der Schulter packte. „Was fällt dir ein so mit Misty zu reden?!“ Ihr Blick ruhte nun wieder auf ihm, wanderte aber sogleich zurück zu mir. „Soso, Misty heißt du also. Also, Misty“, die Verachtung in ihrer Stimme war kaum zu überhören.„Ich schlage dir einen Deal vor“ Wie bitte? „Danke, ich bin nicht interessiert“, sagte ich kühl. „Na, du weißt doch noch gar nicht, was ich dir vorschlagen möchte!“, sie warf Ash einen Blick zu. „Ich will unserem lieben Mr. Ketchum nur demonstrieren, dass Geld eben doch alles ist“ Skeptisch betrachtete ich sie. „Das glaubst du wirklich? Du Arme, das ist doch furchtbar“ Sie lächelte süß, zückte ein Scheckbuch und betrachtete mich. „Also, hör zu: Ich gebe dir so viel Geld wie du willst und dafür verlässt du Ash und überlässt ihn mir. Wirklich, der Betrag spielt keine Rolle! Also? Eine halbe Millionen?“ Völlig von der Rolle starrte ich sie an. Tickte die Frau noch richtig?! Wie kam die darauf, dass ich Geld von ihr haben wollte?! Nach einen Moment hatte ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle und bemerkte aus den Augenwinkeln Ash, der mich fast ängstlich ansah. Ich holte Luft. „Vergiss es. Du kannst mich nicht kaufen“ „Also gut, du hast ja recht. Ich verdopple den Betrag!“ Ich nahm ihr ihr Büchlein aus der Hand und warf es auf den Boden. „Wie ich schon sagte: Du kannst mich nicht kaufen. Mir ist es völlig egal, wie viel du mir bietest, ich habe keinerlei Interesse, verstanden? Bitte verlasse einfach dieses Gebäude und komm nie wieder, dich will hier nämlich keiner sehen und Ash schon gar nicht!“ Chayenne starrte mich mit offenem Mund an, dann den Mann an meiner Seite. „Sag doch was!“, forderte sie ihn wütend auf, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Wieso sollte ich? Misty hat völlig Recht. Ich will dich weder hier, noch irgendwo anders sehen. Und bevor du es auch nur versuchst: Ich bin auch nicht käuflich!“ Erstaunlich, wie geschockt sie war. Mal im ernst, was hatte sie denn erwartet? Dass sie das hier alles eben so regeln konnte? Wieso überhaupt, sie schien doch mehr als genug Geld zu haben. „A-aber...erinnerst du dich nicht mehr an unsere schöne Zeit?“ „Ich erinnere mich sehr gut, aber sie ist vorbei. Und jetzt geh, bevor ich die Sicherheitsleute rufe. Verschwinde von hier und aus meinem Leben, so wie du es schon einmal getan hast!“ Sie zuckte sichtlich zusammen, nicht daran gewöhnt, dass sie jemand abwies. „Irgendwann kommst du doch wieder angekrochen...“, flüsterte sie boshaft, Ash allerdings zog mich zur Seite, um Chayenne durchzulassen. „Ich weiß es!“ Er schüttelte den Kopf. „Nie im Leben, dafür bin ich mir zu schade!“ Sie warf ihm noch einen bösen Blick zu, gefolgt von einem an mich gerichtet, der wohl getötet hätte wenn das möglich wäre. Dann stöckelte sie davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Man. Was für eine Frau. Ich meine...rein äußerlich konnte ich verstehen, dass Ash sich für sie interessiert hatte, aber innerlich...? Jetzt schloss er seine Bürotür und sah mich an, nahm auch noch meine andere Hand in seine. „Misty...“, flüsterte er. „Du...“ Ich lächelte. „Ja, ich...?“ Seine Augen blickten in meine, schienen irgendein Zeichen von mir zu suchen... „Danke, dass du mir geholfen hast“ Ich nahm eine meiner Hände aus seiner und legte sie sanft auf seine Brust. „Das habe ich nicht für dich getan, Ash“ Er blinzelte überrascht. „Ähm, nun...für wen denn dann?“ Mein Lächeln wurde noch liebevoller. „Für mich. Ich hab es einfach nicht ausgehalten, wie sie dich angesprungen hat. Und dir ihre Liebe erklärt hat. Naja, ein bisschen war es vielleicht auch für dich...“ Jetzt grinste er. „Also doch eifersüchtig, hm?“ Ich rückte noch ein Stück näher an ihn heran und hob meinen Kopf, sodass unsere Gesichter nur weniger Zentimeter voneinander entfernt waren. „Habe ich denn einen Grund dazu?“ Er schüttelte den Kopf und flüsterte „Nein...“, bevor er die kleine Distanz zwischen uns auflöste und mich sanft küsste. Ich erwiderte seinen Kuss, eine meiner Hände schob sich auf seine Wange. Als ich mich von ihm löste sah ich ihm tief in die Augen. „Und? Willst du mich noch als deine Freundin?“ „Lass mich kurz nachdenken...“, er ließ unseren Blickkontakt nicht abbrechen. „Ja? Natürlich? Darauf habe ich eine halbe Ewigkeit gewartet?“, murmelte er dann lächelnd. „Vier Monate sind also eine halbe Ewigkeit, ja?“ Sein Grinsen war zurückgekehrt. „Für einen Mann, der auf eine Frau scharf ist, schon“ „Du bist also scharf auf mich?“ Er senkte den Kopf ein wenig, sodass wir auf gleicher Höhe waren. „Naja, wäre noch ein Kerl im Raum müsste ich bejahen, das ist einfach so. Aber da wir alleine sind...kann ich dich auch einfach daran erinnern, dass ich gerade eben zu Chayenne gesagt habe, dass ich in dich verliebt bin“ Mein gesamter Körper fing an zu kribbeln. „Hast du ja gar nicht... du hast nur gesagt, dass du in eine andere Frau verliebt bist...“ Er lehnte seine Stirn gegen meine. „Ja und? War doch offensichtlich, wen ich gemeint habe...und außerdem warst du doch diejenige, die aus heiterem Himmel meinte, sie sei mit mir zusammen. Ich hätte ja auch einfach nein sagen können“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. „Achso, und was genau hätte dir das gebracht?“ „Hmh, naja...also...“, offensichtlich fiel ihm darauf keine Antwort ein. „Ist doch auch egal!“, und damit küsste er mich erneut, heftiger dieses Mal. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und presste meine Lippen auf seine, konnte gar nicht genug von ihm und seinen Berührungen bekommen. „Wir...müssen arbeiten, Ash“, erinnerte ich ihn leise, als wir uns voneinander gelöst hatten. „Muss das sein?“, fragte er brummelnd, was mich zum Lachen brachte. „Ja, das muss sein!“ „Aber nur wenn du heute Abend mit mir ausgehst!“ „Schon wieder?“, ich klang kein bisschen gelangweilt, sondern fröhlich. Weil ich mich darauf freute. „Ja, schon wieder. Sonst rühre ich hier heute keinen Finger!“ „Na gut, okay. Du holst mich ab, um acht?“ Er nickte lebhaft. „Geht klar! Und mach dich hübsch. Ach und...ich lasse mir was schönes einfallen!“ Ich lächelte. „Ich weiß, dass du das tust. So war es bei den letzten Verabredungen doch auch immer“ Ash lächelte. „Stimmt. Aber da warst du noch nicht meine feste Freundin!“ „Oho, jetzt erwartet mich also was ganz besonderes?“ Seine Augen glänzten. „Und ob! Ich weiß zwar noch nicht was, aber ich lasse mir was einfallen, dass dich umhauen wird!“ Ich gab ihm noch einen Kuss, bevor ich mich wieder auf den Weg in mein eigenes Büro machte. Naja, viel arbeiten würde ich heute wohl nicht...immerhin konnte ich Ash durch die Glassscheibe sehen. Und mit ihm flirten. Und überhaupt... Ich musste über mich selber grinsen, als ich merkte, wie sehr ich mich wie eine verliebte Jugendliche aufführte. Naja, wieso eigentlich nicht? Ich war lange genug unglücklich gewesen. Da konnte ich mich jetzt auch mal ordentlich gehen lassen! Vor mich hin summend ließ ich mich auf meinem Schreibtischstuhl nieder. Tja, wer hätte schon gedacht, dass ich einmal ausgerechnet mit Ash Ketchum zusammen sein würde, den ich anfangs verabscheut hatte? Also ich jedenfalls nicht. Sie etwa? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)