Der Zweck heiligt die Mittel von Silberschwinge (HP/DM) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Juhuu! Was lange gedauert hat, kommt nun endlich online! =) Ich danke, für eure Geduld, die hier nun belohnt wird! Ein nigelnagelneues Kapitel zu "Der Zweck heiligt die Mittel" wird euch hier auf dem Silbertablett serviert! *trommelwirbel* Seid ihr schon gespannt, wie es weitergeht? Ja? Dann will ich euch nicht länger auf die Folter spannen! Nur noch einmal ein gaaaaanz, ganz, ganz, liebes DANKESCHÖN an alle meine super-tollen Leser und Kommischreiber, dass ihr so viel Geduld hattet! Ihr seid klasse! ================================================== Kapitel 2 „Das Buch ist wirklich interessant – auch wenn ich nicht wirklich überzeugt davon bin.“, meinte Hermine nachdenklich, während sie das Buch zuschlug, das sie gerade ausgelesen hatte. Es war jenes über Werwölfe, welches auch Harry bereits durch hatte. Narzissa hatte es ihm gegeben, um ihm ein wenig seiner Angst vor seinem Wolf zu nehmen. Es stellte die Behauptung auf, dass die Werwölfe nicht von Natur aus dermaßen aggressiv seien, wie die Zaubererwelt sie gerne darstellte, sondern dass dieses Verhalten ein natürlicher Schutzmechanismus sei. Nahmen sie etwas als Bedrohung war, griffen sie an. Harry hatte viel und lange darüber nachgedacht und war doch zu keinem eindeutigen Schluss gekommen. Es gab einiges, das für diese Theorie sprach. Dennoch klammerten sich Zweifel wie Ertrinkende an ihn. Seine erste Verwandlung war nur noch zweieinhalb Wochen entfernt. Und trotz Remus‘ aufbauender Worte und Narzissas Versprechen, dass nichts geschehen würde, hatte er Angst. Angst, jemanden zu verletzen oder gar zu töten. „Ich würde gerne glauben, was da drin steht.“, antwortete Harry auf die Worte seiner Freundin, die in einem der kuscheligen Sessel saß, die Beine auf die Polster gezogen und das Buch auf ihrem Schoß. Ihre braunen Haare hatte sie nachlässig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sie trug nur einen bequemen Trainingsanzug. Ihre neue Lesebrille saß auf ihrer Nasenspitze und ließ sie ihrer beider Hauslehrerin erschreckend ähnlich sehen. Hermine schenkte ihm ein wehmütiges Lächeln und nahm seufzend die Brille ab. „Irgendwie ist das nicht fair, findest du nicht? Jetzt, wo du keine Brille mehr brauchst, brauche ich eine.“ „Ich habe dir gesagt, es ist nicht gut, die ganze Zeit seine Nase in Bücher zu stecken.“, grinste Harry und umfasste die Tasse mit heißem Tee mit beiden Händen. „Was Ron wohl zu dem ganzen sagen wird?“ Sie legte das Buch beiseite und massierte sich den Nasenrücken. „Du kennst ihn doch: Erst wird er irgendeinen Mist von sich geben und irgendwo eine Verschwörungstheorie riechen, dann wird er ein paar Tage nicht mit uns reden, weil wir ihn nicht unterstützen dabei, und danach wird er wieder halbwegs vernünftig werden.“ Harry warf ihr einen leidenden Blick zu. „Wir sollten möglichst bald mit ihm reden.“ „Ich weiß.“ Sie grinste und holte aus ihrer Hosentasche eine kleine Rolle Pergament. „Und deswegen habe ich auch schon einen Brief geschrieben, in dem steht, dass er uns in der Winkelgasse treffen soll.“ Harry nahm die Rolle entgegen und las die ordentlich geschriebenen Zeilen. „Du bist klasse, Mine! Lass uns nur hoffen, dass er uns auch glaubt.“ „Ihr wollt in die Winkelgasse?“ Remus betrat den Raum und sah die beiden fragend an. „Meinst du, dass das in deinem jetzigen Zustand schon klug ist, Harry?“ „Du kannst ja mitkommen.“, grinste der junge Werwolf frech. „Glaubst du, ich lasse dich aus den Augen? Du ziehst doch den Ärger wie magisch an. Ich werde mich hüten, dich irgendwo allein hingehen zu lassen.“, empörte sich Remus, doch er schwächte seine Worte durch ein sanftes Lächeln etwas ab. „Wann wollt ihr euch denn mit Ron treffen?“ „Wer will sich mit dem Wiesel treffen?“ Draco betrat den Raum durch die halboffene Tür und blickte fragend in die Runde. Wie selbstverständlich ließ er sich in dem Sessel nieder, der direkt neben Harrys stand und schlug die Beine übereinander. Harry und Hermine verdrehten die Augen aufgrund dieser beleidigenden Bezeichnung für ihren besten Freund, doch sie waren inzwischen daran gewöhnt, dass Draco sich nicht mit dem Namen Ron oder Weasley anfreunden wollte. „Dein Vater natürlich… Er wollte noch mit ihm darüber reden, dass er Ron als Alleinerben benennen will.“, antwortete Hermine ernst. Draco verzog angewidert das Gesicht. „An welchem komischen Trank hast du denn geschnüffelt? Auf solch kranke Ideen kann auch nur ein Schlammblut kommen.“ Das Mädchen seufzte und wandte sich grinsend an Harry. „Wie ich gesagt hatte: In kultivierten Kreisen verwendet man dieses Wort nicht.“ Kopfschüttelnd besah sich Remus die kleine Zankerei der Jugendlichen und wunderte sich aufs Neue, warum sie sich noch nicht richtig böse gestritten hatten. Zähneknirschend hatten sich Lucius und Draco mit Hermines Anwesenheit in ihrem Zuhause abgefunden, aber auch nur, weil der Dunkle Lord sie prüfen wollte. Außerdem tat sie seinem Welpen gut. Er lachte wieder und das Leuchten war in seine Augen zurückgekehrt. „Also?“ Draco zog eine Augenbraue hoch und wartete auf eine vernünftige Antwort. „Hermine, Remus und ich… Wir wollen ihm erzählen, was passiert ist, und ihm nahelegen, sich vor Dumbledore in Acht zu nehmen.“, erzählte Harry mit einem Seufzen. Draco schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn es dafür nicht schon zu spät ist.“ Er rümpfte die Nase, als die beiden ihn fragend ansahen. „Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, dass der alte Sack nicht schon längst vermutet, dass einer von euch versuchen wird, irgendwie mit dem Wiesel in Kontakt zu treten.“ „Aber es ist vollkommen normal, wenn ich ihm schreibe.“, widersprach Hermine. „Dumbledore ist leider nicht dumm. Er wird wissen, dass du nicht mehr bei deinen Eltern bist. Bei den Wieseln bist du aber auch nicht. Also wo solltest du sonst sein, wenn nicht bei Potter oder als Geisel beim Dunklen Lord?“ „Oder beides gleichzeitig…“, murmelte sie halb amüsiert, wurde dann aber wieder ernst. „Wie können wir uns also mit ihm treffen, ohne Gefahr zu laufen, dem Alten in die Arme zu laufen?“ Draco verdrehte die Augen. „Das ist nicht so schwer. Wo immer ihr euch treffen werdet, ich werde zuerst da sein und nachsehen, ob die Luft rein ist. Mit mir kann die alte Bonbonschleuder nichts anfangen. Meiner Familie konnte nie nachgewiesen werden, dass wir auf der Seite des Dunklen Lords stehen.“ Harry wollte automatisch widersprechen, doch Remus schnitt ihm das Wort ab. „Gute Idee. Da ihr euch in der Winkelgasse treffen wollt, ist es auch alles andere als verdächtig, wenn er dort ist.“ Der ältere Werwolf ignorierte den bösen Blick seines Welpen. Er wusste, dass Harry nicht wollte, dass Draco sich seinetwegen in Gefahr brachte. Doch das Risiko war minimal, sonst würde er selbst das nicht zulassen. Die schmalen Lippen des blonden Jungen kräuselten sich zu der Andeutung eines zufriedenen Lächelns. „Dann ist es abgemacht.“ __________________________________________________ Es war Mittwochvormittag, als Draco sich auf den Weg in die Winkelgasse machte. Da er bereits vor einigen Wochen volljährig geworden war und sich direkt danach seiner Apparierprüfung unterzogen hatte, konnte er einfach aus dem Haus heraus in den Tropfenden Kessel verschwinden. Dort trieben sich wie immer heruntergekommene Gestalten, die sich in die dunklen Nischen drückten, und andere Figuren herum. Der Junge kam nicht gerne hierher, doch er war nicht so blöd, direkt in die Winkelgasse zu apparieren, wenn er dort eine Falle vermutete – wenn auch nicht für sich selbst. Er war dankbar für den langen Umhang, dessen Kapuze sein Gesicht im Schatten ließ. So erkannte ihn niemand als ein Malfoy und ließen ihn ungehindert zum Hinterausgang, wo er mit seinem Zauberstab den Durchgang zur Winkelgasse öffnete. Sofort erkannte er in der Masse der Hexen und Zauberer einige Männer, die ihn unauffällig prüfend musterten. Um ihnen kein Grund zum Spekulieren zu geben, zog er sich die Kapuze vom Kopf und schritt selbstbewussten Schrittes zu Florish & Blotts. Die grauen Augen waren zwar auf den Weg vor sich gerichtet, doch er nahm jede Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Die Männer, die ihn gemustert hatten, hatten sich desinteressiert wieder abgewandt, als sie ihn als Draco Malfoy erkannt hatten, und taten nun wieder völlig unbeteiligt. Er betrat den Buchladen und durchstöberte ein wenig die neuen Auslagen. Hin und wieder nahm er ein Ansichtsexemplar in die Hand, um kurz durch die Seiten zu blättern und es wieder zurückzulegen. In der Abteilung für magische Wesen entdeckte er ein Buch über Werwölfe und schlug es neugierig auf. Wie er vermutet hatte, wurden die Wölfe hier als äußerst aggressive und höchst gefährliche Wesen der Dunkelheit beschrieben, die alles und jeden angriffen und töteten, wenn sie die Gelegenheit dazu bekamen. Es wurde geraten, einen Werwolf sofort mit den stärksten Zaubern anzugreifen und außer Gefecht zu setzen, wenn man keine Chance mehr zur Flucht hatte. Draco grinste. Was würden die Leute wohl sagen, wenn sie wüssten, dass ihr über alles geliebter oder zutiefst gefürchteter Junge-der-lebt nun ebenfalls ein Werwolf war? Das Grinsen wich einem kalten Ausdruck. Sie würden ihn noch mehr fürchten und jagen, wie alle andere Werwölfe auch. Nein, wahrscheinlich sogar noch schlimmer. Immerhin war er Harry Potter und kein Mensch wusste, wozu er fähig wäre. Mit einem Schnauben stellte er das Buch zurück. Die Menschen waren wirklich zu dumm, um eigenständig geradeaus zu gehen. Harry hatte bisher niemandem auch nur ein Haar gekrümmt und dennoch fürchteten sie ihn einfach aus dem Grund, weil er etwas geschafft hatte, was bis dahin als unmöglich verschrien war. Sie verstanden es nicht und deshalb fürchteten sie es. Schließlich entdeckte er ein Buch, das ihm auch beim Durchblättern noch interessant erschien und entschloss, es zu kaufen. Es war ein Buch über Animagi, das in der Abteilung für Erwachsene stand, weil es eine genaue Erklärung bot, wie man die Fähigkeit der Tierverwandlung erlernen konnte. Kurzentschlossen nahm er sich noch ein zweites Exemplar davon. Harry würde es bestimmt ebenfalls interessant finden, immerhin war sein Pate auch ein Animagus gewesen. Und vielleicht versuchte der junge Werwolf ebenfalls sein Glück. Mit dieser Ausbeute verließ er den Laden wieder, nur um festzustellen, dass die Männer von vorhin sich noch kein Stück vom Fleck bewegt hatten und noch immer den Durchgang vom Tropfenden Kessel beobachteten. Einen von ihnen erkannte Draco sogar. Er war ein Auror und – soweit er wusste – auch Mitglied im Orden des Phönix. Granger und Harry wollten sich mit dem Wiesel im Tropfenden Kessel treffen, wo sie nicht auffallen würden. Doch als Draco wieder dort hineinging, fielen ihm auch hier einige verdächtige Gestalten auf, die angestrengt versuchten, unauffällig zu bleiben. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Das Treffen war für zwölf Uhr dreißig vorgesehen und es waren noch etwa zehn Minuten bis dahin. So entschloss sich Draco, sich seiner Abneigung gegen diese Lokalität zum Trotz an die Bar zu setzen und ein Butterbier zu trinken; einfach um herauszufinden, ob sich das feige Wiesel hier blicken lassen würde. Als sich der rothaarige Gryffindor auch nach zwanzig Minuten noch immer nicht blicken ließ, schob Draco seine Flasche von sich, legte ein paar Münzen auf den Tresen und stand auf. Direkt vom Fleck weg disapparierte er zurück nach Malfoy Manor. Harry und Granger saßen auf dem Sofa und blickten ihn fragend an. „Vergesst es!“, wehrte er sofort ab. „Es wimmelt dort nur von Auroren und das Wiesel hat sich auch nicht blicken lassen.“ Er persönlich hatte auch nicht wirklich damit gerechnet, dass der Rotschopf auftauchen würde. Doch es tat ihm irgendwie für Harry leid. Wenn auch nur ein klein wenig. Der junge Werwolf hätte damit rechnen müssen, immerhin war es nicht das erste Mal, dass das Wiesel ihn im Stich ließ. Es war einfach viel zu selbstsüchtig und dumm, um die Freundschaft von Harry zu schätzen zu wissen. Der verletzte Ausdruck in den grünen Augen ließ ihn seufzen. „Dieser Vollidiot verdient deine Freundschaft nicht, Potter. Wann begreifst du das endlich?“ Draco setzte sich in den Sessel, nachdem er Umhang und Schuhe abgestreift hatte, und schlug die Beine unter. „Er ist mein bester Freund!“, knurrte Harry mehr enttäuscht als wütend. Hermine blickte etwas hilflos auf ihren schwarzhaarigen Freund. Auch sie hatte gehofft, dass sie beide die Gelegenheit haben würden, um Ron alles zu erklären. Doch stattdessen hatte er sie unwissentlich verraten. „Wahrscheinlich hat Dumbledore ihm irgendeine plausibel klingende Geschichte erzählt, warum er sofort melden muss, wenn einer von uns ihn kontaktiert. Wir werden abwarten müssen.“ Seufzend warf Harry ihr einen Blick zu. „Abwarten? Bis wann denn? Ich kann nicht mehr nach Hogwarts zurück, solange Dumbledore dort Schulleiter ist. Er würde doch sofort wissen, dass ich mich an den Dunklen Lord gewandt haben muss. Abgesehen davon kann dort eh nicht geheim bleiben, dass ich ein Werwolf bin.“ „Ich lass dich nicht allein, Harry. Wenn du nicht mehr nach Hogwarts gehst, bleibe ich mit dir hier. Zumal Dumbledore mich benutzen würde, um an dich heranzukommen.“, gab Hermine entschlossen von sich und ergriff seine Hand. Harry lächelte wehmütig. Er hatte gewusst, dass er in Hermine die beste Freundin gefunden hatte, die er hätte finden können, und nun gab sie wegen ihm auch noch ihre schulische Ausbildung auf, die ihr sonst so wichtig gewesen war. „Danke, Mine.“ Dass sie Recht hatte und in Hogwarts unter Dumbledore nur in Gefahr wäre, wusste er nur zu gut. „Es gibt andere Schulen, an denen ihr euch anmelden könnt.“, klinkte sich Draco wieder in das Gespräch ein. „Abgesehen von Durmstrang und Beauxbaton, die beide nicht in Großbritannien liegen, gibt es hierzulande noch ein paar kleine, private Schulen.“ Hermine seufzte. „Im Gegensatz zu so manch anderen, namentlich nicht erwähnten reichen Schnöseln können wir es uns nicht leisten, auf eine Privatschule zu gehen.“ „Das stimmt.“ Harry blickte nachdenklich zu Boden. „Meine Eltern haben mir zwar etwas Geld hinterlassen, aber es reicht bestimmt nicht für eine teure Privatschule.“ „Nun“, Draco lehnte sich zurück und verschränkte mit einem verschmitzten Grinsen die Arme hinter dem Kopf, „wie es der Zufall will, sponsert meine Familie seit kurzem eine dieser Schulen. Es war geplant, dass ich auf diese Schule gehen soll, wenn es auf Hogwarts zu gefährlich für mich werden sollte. Ich bin sicher, mein Vater und der Schulleiter hätten nichts dagegen, euch dort anzumelden.“ Hermine hob skeptisch eine Augenbraue. „Sie würden mich, eine Muggelgeborene, aufnehmen?“ „Falls du es noch nicht bemerkt hast: Du stehst im Moment noch in der Gunst des Dunklen Lords. Wenn es dir nichts ausmacht, mit Vampiren und Werwölfen einen Klassenraum zu teilen, wird es kein Problem sein.“ „Vampiren?“ „Ja, Vampiren. Du weißt schon: Blutsauger.“ „Ich weiß, was Vampire sind!“, empörte sich das Mädchen und band genervt ihre Haare neu. „Ich dachte nur, sie erwachen erst mit siebzehn.“ Draco verdrehte die Augen. „Natürlich sind nur die Älteren dort ausgereifte Vampire, aber es sind auch viele Kinder darunter, deren Eltern Vampire sind, und bei denen die Verwandlung mit ihrer Volljährigkeit einsetzen wird. Es sind aber auch einige gebissene Vampire dabei.“ Er warf ihr einen hochmütigen Blick zu. „Nicht alle Vampire werden als solche geboren, weißt du?“ Hermine seufzte nur und ließ sich nicht dazu herab, auf diese kleine Provokation einzugehen. Sie wusste, dass Draco sie nur ärgerte, um nicht zugeben zu müssen, dass er sie eigentlich ganz gut leiden konnte. Dass sie trotz allem zu Harry hielt, hatte ihn unfreiwillig beeindruckt, auch wenn er sich eher die Zunge abbeißen würde, als es laut auszusprechen. So langsam verstand sie es, aus seinen böse klingenden Kommentaren die wahre Bedeutung herauszuhören. „Dann solltest du möglichst schnell deinen Vater fragen, immerhin ist es nicht mehr lange bis zum Schuljahresbeginn.“ „Das wird nicht nötig sein, Miss Granger.“ Lucius stand im Türrahmen des Salons und hatte der kleinen Gruppe schweigend zugehört. „Der Dunkle Lord hat mich bereits alles vorbereiten lassen. Da sowohl Sie als auch Mister Potter nun – auf unserer Seite stehen, hielt er es für unklug, Sie beide weiter nach Hogwarts gehen zu lassen, wo niemand von uns wirklich ein Auge auf Sie werfen kann.“ Hermines Hirn übersetzte die Worte in: „Da Sie beide quasi Geiseln der dunklen Seite sind, müssen wir Sie unter Kontrolle haben, was nur in einer von uns kontrollierten Schule möglich ist.“ Der blonde Mann wandte sich an seinen Sohn. „Du wirst allerdings noch für einige Wochen nach Hogwarts geschickt, um die Lage zu sichten. Beobachte insbesondere den Alten und die Weasleys.“ „Als hätte ich die letzten Jahre über was anderes machen müssen…“, grummelte er halblaut. „Nur, dass ich damals auch noch Potter und seine anderen beknackten Anhängsel beobachten durfte.“ „Er ist ja so charmant.“, seufzte Harry übertrieben und machte dabei ein Gesicht wie ein verliebtes vierzehnjähriges Mädchen, das gerade seinem absoluten Schwarm gegenüberstand, und erntete dafür einen nicht ganz ernst gemeinten Hieb in die Rippen. Er würde es nicht vor dem blonden Jungen zugeben, aber er fand es ein wenig schade, dass sie auf zwei verschiedene Schulen gehen würden. Lucius seufzte lautlos und warf einen kurzen gen Decke, als würde er – wen auch immer – um Geduld anflehen. „Sobald ich merke, dass der Alte dir auf die Schliche kommt, werde ich einen Schulwechsel arrangieren.“ Schnaubend verschränkte Draco die Arme vor der Brust. Man sah ihm deutlich an, dass ihm eine Erwiderung auf der Zunge lag, doch er verkniff es sich, diese auch auszusprechen. Mit einem zufriedenen Nicken wandte sich der blonde Mann ab und verließ den Salon. Sein Sohn blieb noch einige Sekunden still, bevor er in seine Tasche griff, eines der erworbenen Bücher herausholte und es Harry in den Schoß warf. „Ich dachte, das könnte dich interessieren. Bin ich nicht charmant?“, feixte er und lehnte sich zufrieden wieder zurück. Harry betrachtete das Buch einen Augenblick lang erstaunt und las den Titel. Dann schenkte er dem Slytherin ein sanftes Lächeln. „Danke.“ Vorsichtig fuhr er mit den Fingern über den Einband und schlug es schließlich auf. „Ich wollte schon lange wissen, wie das funktioniert.“ Dann runzelte er die Stirn und sah erst Draco, dann Hermine fragend an. „Kann man als Werwolf überhaupt ein Animagus werden?“ Beide zuckten mit den Schultern, doch es war das brünette Mädchen, das ihm antwortete. „Ich habe noch nicht gelesen, dass sie es nicht können. Und probieren geht bekannter weise über studieren, nicht wahr? – Zumindest könnten wir dann gemeinsam an Vollmond herumstreunen.“ „Das wäre toll.“ Harry lächelte und wandte sich wieder an Draco. „Was ist mit dir? Willst du auch einer werden?“ Als Antwort zog der Blonde einfach das zweite Exemplar des Buches heraus und hielt es hoch, sodass die beiden anderen es sehen konnten. „Was denkst du wohl?“, grinste er. „Ich bin gespannt auf unsere Tiergestalten.“, flüsterte Hermine aufgeregt und starrte das Buch in Harrys Schoß an, als könnte es ihr eigenständig ihre Animagus-Form verraten. Harry lachte und stupste sie verspielt an. „Bei deiner charakterlichen Ähnlichkeit mit McGonagall würde es mich nicht wundern, wenn du auch eine Katze wirst.“ Sie schnaubte nur und warf einen frechen Blick zu Draco. „Und dir stand das weiße Frettchen eigentlich ganz gut.“ „Du hast auch keine Ahnung, was für Schmerzen ich hatte, Granger.“, zischte er mit zu Schlitzen verengten Augen. Dieses Thema war ein rotes Tuch für ihn. Nicht, weil ihm das Frettchen peinlich war, sondern, weil die Art und Weise, wie er als Tier behandelt worden war, äußerst demütigend und schmerzhaft gewesen war. Der falsche Moody hatte ihn immerhin zwischen Decke und Boden hin und her geschleudert wie einen Pingpongball. Außerdem war eine gezwungene Tierverwandlung immer mit Schmerzen verbunden. Harry rutschte etwas tiefer in seinen Sessel und schaute verlegen auf das Buch. „Ich mag Frettchen.“ Damals hatte er es zwar zuerst lustig gefunden, was der Lehrer dem Slytherin angetan hatte, doch als das Frettchen immer wieder gegen die Steindecke geknallt war, war ihm das Lachen vergangen. Schadenfreude schön und gut, aber Schmerzen und Verletzungen hatte er ihm damals nicht gewünscht. Ihm entging Dracos erstaunter Blick und die Tatsache, dass sich dessen Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen. „Du magst ziemlich viele Tiere, Phelan! Sogar für die Thestrale hast du dich erwärmen können, obwohl mir diese Tiere immer noch sehr unheimlich sind. Ich kann sie ja nicht mal sehen!“, warf Hermine grinsend ein und war innerlich froh, dass sie diese geflügelten Wesen nicht sehen konnte. Sie war nicht sonderlich scharf darauf, jemanden sterben zu sehen. Wie aufs Stichwort glitt Hedwig durch das geöffnete Fenster und ließ sich mit einem zufriedenen Laut auf Harrys Schulter nieder, um sich streicheln zu lassen. „Hey, meine Schöne.“, wurde sie von Harrys sanfter, erfreuter Stimme begrüßt und als Antwort zupfte sie an einer seiner schwarzen Haarsträhnen. Lächelnd wandte der junge Werwolf den Kopf und vergrub das Gesicht in dem seidigen Brustgefieder des weißen Vogels. Hermine lächelte aufgrund des friedlichen Bildes, das die beiden boten. Sie hatte Harrys enge Beziehung zu Hedwig schon immer bewundert, zumal bekannt war, dass Eulen im Allgemeinen nicht so anhänglich waren. Ein Seitenblick zu Draco verriet ihr, dass auch dem blonden Jungen dieses Bild gefiel. Die schmalen Lippen hatten sich leicht gekräuselt und in den grauen Augen zeigte sich ein liebevoller Ausdruck, der aber sofort wieder unterdrückt wurde, als er bemerkte, dass er beobachtet wurde. Kopfschüttelnd blickte sie wieder zu ihrem schwarzhaarigen Freund, erfreut darüber, dass er inzwischen besser aussah als noch vor ein paar Tagen. Er hatte durch die werwolfbedingte, erhöhte Nahrungsaufnahme wieder ein wenig an Gewicht zulegt, sodass er nicht mehr nur aus Haut und Knochen bestand, und seine Haut gewann immer mehr ihren bronzene Farbe zurück. „Miss Granger?“ Snape stand so plötzlich hinter ihnen, als wäre er lautlos dorthin appariert. So war es kein Wunder, dass Hermine und Harry erschrocken zusammenfuhren. Nicht einmal der junge Werwolf mit seinen besseren Sinnen hatte den Tränkemeister kommen hören. Hedwig kreischte empört auf, warf dem Lehrer einen vernichtenden Blick zu und segelte aus dem Fenster. Ihr Besitzer blickte ihr bedauernd nach. „Da Sie nun nicht in die Winkelgasse gehen, möchte der Dunkle Lord ein kurzes Gespräch mit Ihnen führen. Folgen Sie mir.“ Man konnte dem Mann deutlich ansehen, dass er eigentlich keine Lust hatte, für sie den Führer zu spielen, doch Befehl war Befehl. Hermine nickte, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte, und stand auf. Dabei warf sie ihrem Freund ein aufbauendes Lächeln zu und verabschiedete sich bei Draco mit einem leichten Nicken. Danach folgte sie dem düsteren Mann aus dem Raum. Der junge Werwolf wusste, dass der Dunkle Lord ihr nichts tun würde, dennoch war er ein wenig besorgt. Er kannte die Temperamentsausbrüche von ihm und Hermines Art alles zu hinterfragen würde sicherlich nicht helfen, diese ihm Zaum zu halten. „Mach dir keinen Kopf, Potter! Granger passiert schon nichts, solange sie sich zu benehmen weiß.“ Die beiden verfielen in Schweigen. Harry war nervös und besorgt und hörte das Ticken seiner Armbanduhr plötzlich so deutlich, als würde er sie direkt neben sein Ohr halten. Jede Sekunde, die verging, machte ihn nervöser, bis er es irgendwann nicht mehr aushielt, still herumzusitzen, und begann, im Salon auf und ab zu wandern. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass seine Freundin bereits seit guten zwanzig Minuten weg war. Er wusste, das Gespräch würde noch länger dauern, doch die Unberechenbarkeit der Dunklen Lords raubte ihm schier den Verstand. Dracos Hand schnappte nach seiner, als er zum x-ten Mal an dessen Sessel vorbeiwanderte, und zwang ihn so zum anhalten. Grüne, besorgte Augen warfen einen fragenden Blick zu dem blonden Jungen, der ihn mit einem Seufzen näher zog, sodass Harry auf dessen Schoß gezogen wurde. Kräftige Arme umschlossen seinen zitternden Körper und eine warme Hand strich ihm beruhigend durch die Haare. „Mach dir keine Sorgen, Potter. Granger ist intelligent genug, um zu wissen, wie weit sie gehen kann. Ihr wird nichts passieren.“ Seine Stimme war leise und sanft und schickte Harry einen angenehmen Schauer über den Rücken. Es war das erste Mal, dass Draco ihm so nahe war, abgesehen von dem Moment, in dem er ihn gestützt hatte. Er war zwar immer irgendwie in seiner Nähe gewesen, aber sie hatten sich seitdem nicht mehr berührt. Besorgt war Harry noch immer, doch nun fühlte er sich wenigstens etwas ruhiger, wenn man von seinem rasenden Puls absah. Wie ferngesteuert griffen seine Hände nach dem beigen Hemd, um dort Halt zu finden, und sein Kopf lehnte sich wie von selbst an die kräftige Schulter. Als kühle Finger dann auch noch begannen, seine verspannten Nacken- und Rückenmuskeln zu massieren, entwich ihm ein wohliger Seufzer und seine Augen schlossen sich, sich ganz dem guten Gefühl hingebend. Keiner von beiden bemerkte, wie Remus und Narzissa kurz in den Salon traten, nur um sofort lautlos und zufrieden lächelnd wieder zu verschwinden, als die beiden so aneinander gekuschelt antrafen. „Was sagt eigentlich dein Vater dazu?“, fragte Harry instinktiv leise, um den schönen Moment nicht mit lauten Worten zu zerstören. „Wozu?“ Auch Draco hielt seine Stimme gesenkt. Verlegen rang der junge Werwolf nach Worten. „Naja… dazu, dass du… also…“ Es war ihm fürchterlich unangenehm über solche Dinge zu reden. Dabei wollte er doch nur wissen, wie die Meinung von Lucius dazu war, dass sein Sohn offensichtlich kein Interesse daran hatte, sich mit Mädchen zu beschäftigen. Aber bis auf Rons Frage nach seinem Kuss mit Cho hatte er noch nie über solche Dinge geredet. Draco schwieg, da er nicht wusste, auf was Harry hinaus wollte. Er beschränkte sich einfach darauf, weiter die Verspannung zu lösen, die den jungen Werwolf plagten. Eine vage Ahnung hatte er zwar, doch er wollte nicht ins Blaue hinein eine Antwort geben, die Harry am Ende gar nicht haben wollte. Wenn der Gryffindor also eine Antwort wollte, musste er seine Frage schon verständlich vorbringen. Da der Schwarzhaarige aber auch nach weiteren fünf Minuten noch immer verlegen schwieg, machte er sich weiter keine Gedanken darum. Harry hingegen war es unglaublich unangenehm, dass er seine Frage nicht einfach aussprechen konnte. Zudem war ihm die Frage an sich schon äußerst unangenehm, immerhin ging es ihn nicht das Geringste an. So verbannte er diesen Gedanken einfach erst einmal wieder und kuschelte sich richtig an den warmen Körper. Irgendwann gingen Dracos Berührungen in ein sanftes Streicheln über. Seine Finger zeichneten unsichtbare Muster auf den schmalen Rücken und strichen durch das feine Haar im Nacken. Hin und wieder entwich dem jungen Werwolf ein wohliges Seufzen und die Tatsache, dass sich der schlanke Körper vertrauensvoll an ihn schmiegte, ließ Draco liebevoll lächeln. So saßen sie da, schweigend und aneinander geschmiegt, bis eine Stunde später Hermine wieder zu ihnen stieß. Sie betrat den Salon und blieb einen Moment lang verwundert stehen aufgrund des Bildes, das sich ihr bot. Doch dann lächelte sie zufrieden. Sie wollte die beiden eigentlich nicht stören, doch sie wusste, dass Harry sich Sorgen gemacht hatte und dass er sie wahrscheinlich in die nächste Woche hexte, wenn er sich nicht sofort davon überzeugen konnte, dass es ihr gut ginge. So hob sie noch immer lächelnd die Hand und klopfte an den Türrahmen, womit die beiden aus ihrer Welt auftauchten. Draco hob nur eine Augenbraue, machte aber keinerlei Anstalten, den Griff um die schmalen Hüften des Werwolfs zu lockern, während Harry an liebsten vor Scham im Boden versunken wäre. Sie konnte bis zur Tür sehen, dass er knallrot wurde und sich ein wenig unbehaglich in Dracos Armen wand. Ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken könnend, lief Hermine zu ihrem Sessel und ließ sich darin nieder. Als Harry sein knallrotes Gesicht an Dracos Hals versteckte, musste sie lachen, was ihr einen bösen Blick von dem blonden Jungen einbrachte. „Sieh mich nicht so böse an, Malfoy. Du musst doch selbst zugeben, dass Harry wahnsinnig niedlich aussieht, wenn er so verlegen ist.“, neckte sie ihn. Draco schnaubte zwar, doch in seinen grauen Augen konnte sie die Zustimmung zu ihren Worten sehen. „Halt die Klappe, Mine, und erzähl lieber, was passiert ist.“, ertönte Harrys gedämpfte Stimme. Das Mädchen grinste, entschloss sich aber, ihn nicht länger auf die Folter zu spannen. „Eigentlich ist nicht viel passiert. Er hat mir ein paar Fragen gestellt, aber die meiste Zeit hat er selbst in meinem Kopf nach Antworten gesucht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Offensichtlich hat er nichts gefunden, was ihm missfallen hat.“ Nun wurde sie ein wenig unruhig und rutschte in ihrem Sessel herum, als sie eine Frage an Draco richtete. „Trägst du das Dunkle Mal schon?“ Der blonde Junge schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Solange ich noch in Hogwarts zur Schule gehe, wäre es zu gefährlich.“ Er musterte sie prüfend. „Du sollst es bekommen, richtig?“ Harrys Kopf schoss hoch und er starrte seine Freundin teils entsetzt, teils besorgt an. „Mine?“ Sie warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. „Wir stehen nun auf seiner Seite, oder nicht? Ob er dir nun helfen konnte oder nicht, er hat es versucht. Das ist mehr, als Dumbledore jemals getan hat. Und so schlecht kann er nicht sein, wenn er verlangt, dass ich als Schlammblut zu seiner Gefolgschaft gehören soll.“ Sie warf ihrem Freund noch einen entschuldigenden Blick zu. „Er hat mir auch befohlen, dir auszurichten, dass du das Mal ebenfalls empfangen sollst, als Zeichen der Unterwerfung und Treue dem Dunklen Lord gegenüber.“ Harry seufzte und ließ sich schwer gegen die breite Brust des blonden Jungen sinken. „Ich hab’s befürchtet, aber es ist immerhin besser als der Tod, nicht wahr?“ „Mach dir nicht zu viele Gedanken, Potter. Der Dunkle Lord wird nicht von dir verlangen zu töten oder zu foltern. Er weiß, dass du das nicht tun würdest – nicht einmal, wenn er dir mit dem Tod drohen würde.“, versuchte Draco den jungen Werwolf zu beruhigen und strich ihm dabei wieder über den Rücken. „Ich denke auch eher, dass es ein Beweis sein soll dafür, dass du dich endgültig von Dumbledore abgewandt hast und das im Zweifelsfalle auch jedem zeigen kannst.“ Dann wandte er sich an Hermine. „Bei dir wird es auch nicht viel mehr sein…“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht kannst du bei einigen strategischen Fragen aushelfen, denn soweit ich gehört habe, bist du darin ganz gut.“ „Wir werden sehen. Sich jetzt darüber Gedanken zu machen, würde eh zu nichts führen.“ Dann grinste sie wieder frech. „Ihr zwei seht niedlich zusammen aus.“ Wie von ihr erwartet, wurde Harry wieder rot, doch Draco schnaubte nur. „Niedlich… Das klingt so nach Hundewelpe.“ Er warf einen Blick nach unten auf den schwarzen Haarschopf. „Einer von uns vielleicht.“, lenkte er grinsend ein. _____________________________________________________ Ein paar Tage später sollten die beiden das Mal empfangen. Allerdings nicht im Kreise aller Todesser, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre, sondern nur im Beisein der Malfoys und von Snape. Es wäre einfach zu gefährlich, wenn jeder seiner Anhänger wüsste, dass Harry Potter und Hermine Granger das Dunkle Mal tragen. Der Dunkle Lord befürchtete, dass vielleicht ein paar seiner Anhänger Spione von Dumbledore waren. So wurde die Initiation auf Malfoy Manor vorgenommen. Um wenigstens ein wenig dem normalen Ablauf zu folgen, trugen die beiden schwarze, wallende Roben mit langen Kapuzen, wie sie alle Todesser trugen. Als der Dunkle Lord den Salon betrat, gingen die beiden Gryffindors in die Knie und senken demütig den Kopf. Lucius, Narzissa, Severus und Draco standen hinter ihnen, ebenfalls in schwarze Todesserroben gekleidet. Sie verneigten sich unterwürfig. „Harry Potter!“, zischte der Lord, wobei er eine gewisse Genugtuung und Vorfreude nicht aus seiner Stimme verbannen konnte. „Schwörst du mir ewige Treue und Ergebenheit? Schwörst du, alles in deiner Macht stehende zu tun, um uns im Kampf gegen Dumbledore den Sieg zu bringen? Und schwörst du, alle meine Befehle – und NUR meine Befehle – auszuführen, sofern sie im Rahmen deiner Möglichkeiten liegen?“ Die Malfoys und Snape tauschten verwirrte Blicke. Die Fragen, die der Dunkle Lord dem jungen Werwolf stellte, waren anders, als bei allen anderen Todessern. Harry schluckte und straffte seine Schultern. „Ich schwöre!“ „Dann erhebe dich und empfange das Dunkle Mal, das Zeichen deines Schwurs!“ Der Dunkle Lord griff nach Harrys linker Hand, nachdem er wieder auf seinen Füßen stand, schob den schwarzen Ärmel hinauf und entblößte somit den Unterarm. Er drehte ihn und stach mit seinem Zauberstab in die helle Haut. Harry gab einen zischenden Laut von sich und ballte kurz seine Hand zur Faust. Blut floss über seinen Arm und tropfte zu Boden. Dann sprach der Lord einen langen, komplizierten Spruch, worauf sich die helle Haut schwärzte und langsam den Totenkopf und die Schlange bildete. Harry biss sich auf die Zunge, um nicht zu schreien. Der Geruch nach verbranntem Fleisch stieg ihm in die feine Nase und ließ ihn würgen. Er hatte nicht gewusst, dass sich das Mal in die Haut brannte. Erst, als das Zeichen vollständig war, zog der Lord seinen Stab zurück. Die Wunde brannte wie die Hölle, doch Harry wagte es noch nicht, sie mit der anderen Hand zu bedecken. Stattdessen ließ er den Arm sinken und spürte, wie das Blut über seine Hand rann. Auf ein Nicken des Lords hin, ging er wieder in die Knie, um Hermines Initiation abzuwarten. Ihr stellte er dieselben Fragen und auch der folgende Ablauf war der gleiche wie bei Harry. Sie zuckte zusammen, als der Stab durch ihre Haut stieß, und wimmerte einen Moment lang, bevor sie sich wieder fing und die Zähne zusammenbeißend jeden weiteren Laut unterdrückte. „Willkommen im Kreis der Todesser!“ Man konnte dem Lord ansehen, dass er sich diebisch darüber freute, die beiden auf seine Seite gebracht zu haben. Allein Harry Potter als Todesser war fast mehr wert, als die Auslöschung des Phönixordens. Er deutete Harry, dass er sich wieder erheben konnte. Eine Hand um seinen Unterarm gelegt, wobei er darauf achtete, nicht die verbrannte Haut zu berühren, stand der junge Werwolf da und versuchte zu verarbeiten, dass er sich soeben demjenigen angeschlossen hatte, der seine Eltern auf dem Gewissen hatte. Doch Remus‘ Worte kamen ihm wieder in den Sinn, dass seine Eltern nur das Beste für ihren Sohn gewollt hätten. Und das Beste war in diesem Fall das kleinere Übel in Form des Dunklen Lords. Hermine neben ihm hatte die Augen zusammengekniffen. Auch sie hatte die rechte Hand um ihren Unterarm gelegt, Schweiß lief über ihre Schläfen und ihr Gesicht war schneeweiß. Harry konnte sehen, dass sie zitterte. Er warf einen fragenden Blick zum Lord, der ebenfalls bemerkt hatte, dass es seiner neuen Anhängerin nicht so gut ging. Aus diesem Grund nickte er dem Werwolf zu, um ihm die Erlaubnis zu geben, seine Freundin auf das Sofa zu setzen. Sofort war Severus bei ihr und versorgte ihre Wunde. Er konnte sie nicht mit Tränken oder Zaubern heilen, doch er sorgte dafür, dass die Blutung stoppte und legte ihr einen Verband um. Narzissa tat dasselbe bei Harry, der das ganze allerdings weitaus besser zu ertragen schien. „Aus diesem Grund nehme ich normalerweise keine so jungen Anwärter auf.“, murmelte der Dunkle Lord und schüttelte leicht den Kopf. Auch Draco würde er nicht mit dem Mal versehen, solange dieser noch so jung war. Das mit Dumbledore und Hogwarts machte die ganze Sache nur einfacher zu erklären. Die beiden Gryffindors waren noch halbe Kinder, sie würden ihm nicht viel nützen können, abgesehen von der Tatsache allein, dass er sie auf seiner Seite wusste. Harry war zwar ein guter Kämpfer, wie er aus eigener Erfahrung und aus den Berichten etlicher Todesser und auch von Draco wusste, doch er musste erst einmal lernen, mit seinem inneren Wolf umzugehen, bevor er sich wieder vollständig auf seine magischen Kräfte konzentrieren konnte. Und Granger wäre ihm vielleicht im Hintergrund eine große Hilfe. Ihre Intelligenz und Fähigkeit zum strategischen Denken verlieh ihm den einen oder anderen Vorteil. Dumbledore ahnte wahrscheinlich, dass sie hier war. Doch er würde nicht denken, dass sie ihm helfen würde. Inzwischen hatte sich Hermine wieder beruhigt. Ihr Gesicht besaß wieder etwas Farbe und das Zittern hatte nachgelassen. Harry saß neben ihr und hatte ihr beruhigend seine rechte Hand auf die Schulter gelegt. „Wir sind Todesser, Phelan!“ Er grinste schief. „Naja, sagen wir Junior-Todesser.“ Nachdenklich betrachtete Hermine den weißen Verband, der die Wunde und das Dunkle Mal verbarg. „Noch vor drei Wochen hätte ich all meine Bücher darauf verwettet, dass ich mit Harry zusammen den Dunklen Lord stürzen würde. Und nun?“ Sie seufzte und blickte ihren Freund lächelnd an. „Aber ich bin froh, dass ich hier bin.“ Eine Frage aber brannte Harry noch auf der Zunge. So wandte er sich etwas unsicher an den Dunklen Lord. „Ähm, Mylord?“ „Sprich!“ Der junge Werwolf schluckte trocken. „Was ist mit Remus? Wird er auch…?“ Der Dunkle Lord grinste. „Werwölfe erhalten das Dunkle Mal nicht.“ Damit wandte er sich um und verschwand, ließ den Jungen vollkommen verwirrt zurück. ______________________________________________________ Zwei Tage später, Harry saß gerade zusammen mit Hermine, Draco und Remus in seinem Zimmer und lernte ein wenig für die Schule, als Narzissa in den Raum trat und ihnen lächelnd verkündete, dass Fenrir Greyback eingetroffen sei und den Wunsch geäußert hatte, die beiden Werwölfe zu sehen. Harry warf einen unsicheren Blick zu Remus. Er hatte keine Ahnung, wie er dem Werwolf, über den er bereits so viel Schlechtes und Böses gehört hatte, gegenübertreten sollte, und seinem Leitwolf schien das nicht anders zu gehen. Einzig Draco blieb gelassen und warf dem Schwarzhaarigen einen beruhigenden Blick zu. „Ich bleibe, wenn ihr wollt.“ Er wandte sich an Hermine. „Nimm’s nicht persönlich, aber du solltest verschwinden. Fenrir ist nicht sonderlich gut auf – Muggelgeborene zu sprechen.“ Hermine, die eh keinen Drang danach verspürt hatte, Greyback zu begegnen, nickte nur, verabschiedete sich von Harry und Remus und verließ den Raum, um ihr eigenes Zimmer zu verschwinden. Narzissa wartete, bis das Mädchen die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie den Werwolf hereinführte. Er sah zum Fürchten aus. Harry hatte gedacht, dass Goyle ein Schrank war, doch Fenrir sprengte diesen Rahmen bei Weitem. Er war nicht nur breit und kräftig, sondern auch an die zwei Meter groß, mit grauen, verfilzten Haaren und krallenartigen Fingernägeln. Sein Grinsen entblößte die raubtierhaften Fänge in seinem Mund, während er die Nase hochreckte und den Geruch inhalierte. „Remus Lupin und Harry Potter, welch eine Ehre.“, sagte er mit tiefer, heiserer Stimme und fixierte die beiden jüngeren Werwölfe mit einer Mischung aus Neugierde und unheimlicher Freude. „Wir haben uns lange nicht gesehen, Remus. Wie geht’s dir denn?“ Remus knurrte leise und legte schützend eine Hand auf Harrys Knie. „Wie soll es mir schon gehen, nachdem du mir das angetan hast?“ „Nana… Soweit ich gehört habe, hat das deinem Welpen damit das Leben gerettet. Sei also etwas dankbar, wenigstens dafür!“ Fenrir wandte sich an Harry. „Welch eine Ehre dich in meinen Reihen begrüßen zu dürfen, Harry Potter.“ Instinktiv wich er zurück und schüttelte angewidert den Kopf. „Ich gehöre nicht in deine Reihen!“ „Natürlich tust du das! Ich bin immerhin der Leitwolf aller Werwölfe, also auch deiner, kleiner Wolf!“ Fenrir setzte sich grinsend in einen Sessel und stützte seine Ellenbogen auf die Oberschenkel. „Ich ordne mich dir ganz bestimmt nicht unter, du Monster!“ Harry musste gegen den Drang ankämpfen, seinen Gegenüber wütend und herausfordernd anzuknurren, während sich seine Nackenhaare anfühlten, als würden sie sich aufstellen. All seine Sinne waren auf diesen tierischen Mann fixiert, der einen derartig ekelerregenden Geruch nach Schweiß, Dreck und Blut ausströmte, dass es Harry fast schlecht wurde. Kaum hatte der junge Werwolf seine Worte ausgesprochen, fletschte Fenrir die Zähne und knurrte bedrohlich. „Du hast keine Ahnung, wovon du redest, Kleiner! Ich soll ein Monster sein? Dann sieh dir mal all jene an, die unseresgleichen jagen und töten und ausgrenzen, nur weil wir uns einmal im Monat in einen Wolf verwandeln! Die Zaubererwelt bietet keinen Platz für uns! Wir sind Ausgestoßene! Remus wird dir das bestätigen können.“ Er machte eine energische Geste zu dem Braunhaarigen. Dieser seufzte schwer und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „In diesem Punkt hat er Recht. Bis auf Dumbledore damals hat mir niemand einen Job geben wollen.“ „Und das wahrscheinlich auch nur, um dich in Auge behalten zu können, und um dich daran zu erinnern, warum du auf seiner Seite bleiben solltest.“, meinte Fenrir mit einem Nicken zu Harry. „Außerdem kannte er den Fluch bereits, der auf dem Posten liegt. Er wusste, dass du nur ein Jahr lang dort bleiben würdest. Was er nicht wusste, war, unter welchen Umständen du abtreten würdest.“ Er zuckte böse grinsend mit den Schultern. „Vielleicht hat er ja gehofft, dass du draufgehst.“ „Remus war im Schloss, um Sirius…“, begann Harry, wurde aber schroff unterbrochen. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Dumbledore, dieser alte Narr, wusste, dass Black kein Todesser war. Warum also sollte er ihn fürchten? Black stand zu hundert Prozent auf der Seite dieses alten Narren.“ Fenrir schnaubte. Harry mustere ihn prüfend und mit schief gelegtem Kopf. „Warum hast du Remus damals angegriffen?“, fragte er aus einem Impuls heraus. Fenrir verschränkte die Arme vor der Brust. „Glaub mir oder nicht, aber ich wollte ihn bei mir aufnehmen. Ich hatte seine Familie beobachtet. Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr daran, aber dein Vater war ein Säufer und ein Taugenichts. Er hat deine Mutter verprügelt und geschändet und dabei am Ende sogar umgebracht. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er mit dir dasselbe vorhatte.“ Er zuckte mit den Schultern, während er Remus fixierte. „Ich bin nicht nett und freundlich, um Merlins Willen, nein! Ich gebe zu, dass ich eine äußerst sadistische Ader habe, die ich auch gerne auslebe. Aber an Kindern vergreife ich mich nicht, wenn es nicht sein muss.“ „Du wolltest mich also damit retten, dass du mich zum Werwolf gemacht hast? Dass ich keine Chance mehr in magischen Welt auf ein normales Leben haben würde?“, entfuhr es Remus wütend. „Aber es wäre ein Leben gewesen!“, brüllte Fenrir dazwischen. „Etwas anderes hast du ja auch nicht getan, oder?“ Remus warf einen Blick auf seinen Welpen und spürte, wie all seine Wut plötzlich verpuffte. Fenrir hatte Recht mit dem, was er sagte. Er hatte Harry zu einem Werwolf gemacht, aber der Junge hatte keine Überlebenschancen mehr gehabt. „Glaub es oder nicht, Remus. Ich wollte dir damals helfen. Es war vielleicht nicht die beste Art von Hilfe, aber – verdammt noch mal – ich bin ein Werwolf durch und durch! In dem Moment gab nur diese Möglichkeit für mein Wolfshirn. Es war immerhin Vollmond.“ Remus knirschte mit den Zähnen und verschränkte ebenso die Arme vor der Brust. „Wenn ich dir das glauben soll, dann erkläre mir, warum ich ganze dreieinhalb Tage bewusstlos war. Das war nicht nur ein Biss, den ich da hatte.“, verlangte er und deutete auf die Kratzspuren in seinem Gesicht. „Du hast ganz schön rumgezappelt. Ich musste dich irgendwie dazu bringen, stillzuhalten, sonst hätte ich dich womöglich noch umgebracht, wenn ich einfach so zugebissen hätte.“ Harry blickte erst Fenrir, dann Remus prüfend an. Er konnte seinem Leitwolf ansehen, dass er dem anderen nicht glauben konnte. Doch er selbst hatte im Gefühl, dass Fenrir die Wahrheit sagte. Und auf sein Gefühl hat er sich bisher immer verlassen können. „Also, ich glaube ihm.“, murmelte er daher zu Remus. Fenrir starrte ihn mit erhobenen Augenbrauen erstaunt an. „Ausgerechnet du glaubst mir? Warum?“ Etwas verlegen rutschte Harry auf seinem Platz herum. „Ich weiß nicht.“ Er zuckte unbeholfen mit den Schultern und blickte auf seine Hände, die verschränkt in seinem Schoß lagen. „Wahrscheinlich bin ich einfach nur unglaublich naiv.“ „Ich denke nicht, dass das der Fall ist.“ Zum ersten Mal mischte sich Draco in das Gespräch ein. „Du hast dem Tod ins Auge geblickt, du hattest ihn schon willkommen geheißen und warst bereit, mit ihm zu gehen, und hast letztendlich doch überlebt. So eine Erfahrung verändert einen und manchmal entwickelt man dadurch ein besseres Gefühl für das Leben.“ Er warf einen Blick zu dem grauhaarigen Werwolf, dann sah er wieder zu Harry. „Abgesehen davon bist du ein Werwolf. Du würdest es riechen, wenn du angelogen wirst.“ „Tatsächlich? Wie das?“ Fenrir grinste sein Raubtiergrinsen. „Alle Wesen werden nervös, wenn sie lügen – besonders, wenn sie so lange Erklärungen geben, die falsch sind. Einige sind zwar in der Lage ihren Herzschlag oder andere Anzeichen unauffällig zu halten, doch der Geruch verändert sich immer. Wesen, die keine so empfindliche Nase haben, können diese winzige Veränderung nicht riechen, aber Werwölfe können das. Unsere Nasen sind weitaus feiner, als die aller anderen.“ „Was ist mit Vampiren?“ Wenn sie das Blut der Menschen riechen konnten, dann mussten sie auch eine sehr feine Nase haben. „Vampire haben zwar eine feine Nase, aber der Blutgeruch überdeckt bei ihnen alles andere. Sie riechen quasi nur das Blut und Gerüche, die in der Lage sind, den des Blutes zu überdecken. Darunter zählen Schweiß oder Erregung. Aber auch sie riechen die feine Veränderung bei einer Lüge nicht.“, erklärte Fenrir geduldig. „Wir sind also die besten Lügendetektoren, die es gibt.“, schloss er mit einem wölfischen Grinsen. „Und wir werden deshalb nicht im Ministerium eingesetzt, weil…?“ Draco verdrehte die Augen. „Das liegt doch auf der Hand. Das Ministerium will nicht mit Werwölfen zusammenarbeiten. Die haben doch sogar eine spezielle Abteilung, die auffällig gewordene Werwölfe jagen und eliminieren soll.“ „Aber Hermine meinte, es gäbe auch ein“, Harry suchte kurz nach dem richtigen Begriff, „Werwolf-Unterstützungsamt oder so.“ Fenrir und Remus schnaubten synchron. „Das ist doch nichts weiter als eine Farce. Dieses Amt hat keinerlei Gewicht und dient eigentlich nur dazu, das gute Gesicht des Ministeriums zu wahren, indem es behaupten kann, es gäbe eine solche soziale Einrichtung. Seit 1993 gibt es sogar das Anti-Werwolf-Gesetz, das es Werwölfen in der Magischen Welt regelrecht unmöglich macht, einer normalen Berufstätigkeit nachzugehen.“ Fenrir warf einen Blick auf Draco. „Sogar bei den Todessern werden Werwölfe benachteiligt. Zum Beispiel dürfen wir kein Dunkles Mal tragen.“ Als Beweis zog er seinen linken Ärmel hinauf und zeigte ihnen seinen blanken Unterarm. Harrys Hand legte sich auf den Verband, der noch immer um seinen eigenen linken Unterarm gewickelt war. Werwölfe durften also eigentlich kein Dunkles Mal tragen. Seufzend wurde ihm klar, dass er schon wieder aus der Rolle fiel. „Warum dürfen Werwölfe das nicht?“ „Dann müsstest du auch fragen, warum die Vampire kein Mal tragen. Sie sind ebenso – wenn nicht sogar noch mehr – geächtet als wir. Vampire werden als nichtmagische Teilwesen eingestuft. Die wenigsten von ihnen können wirklich zaubern, da die meisten als einfache Muggel gebissen und verwandelt wurden. Werwolf kann jeder werden, Vampir auch, also warum sollten sie das Privileg des Dunklen Mals erhalten können, das für den Kampf gegen die Muggel steht?“ Fenrir grinste ihn an und bemerkte, dass der junge Werwolf nachdenklich auf seinen Unterarm blickte, den er vorsichtig umfasst hielt. Er schloss kurz die Augen und zog die Luft tief durch die Nase. Der Geruch von Blut und verbranntem Fleisch hing in der Luft, auch, wenn er kaum noch wahrzunehmen war. Er nickte. „Ich verstehe. Du hast das Dunkle Mal also erhalten. Dann bist du der erste halbblütige Werwolf, obwohl das höchst wahrscheinlich auch nur zu – sagen wir – Werbezwecken ist.“, meinte er grinsend. „Harry Potter als Werwolf und Todesser… Diese Schlagzeile will ich sehen.“ „Du vielleicht… Ich bin ganz froh, wenn ich meinen Namen nie wieder in der Zeitung lesen muss.“, schnaubte Harry und zuckte erschrocken zusammen, als Fenrir ein bellendes Lachen ausstieß, das ihn fürchterlich an Sirius erinnerte. „Da wirst du nicht drum herum kommen, Potter!“ Der junge Werwolf verschränkte vorsichtig die Arme vor der Brust, ließ sie dann aber wieder fallen, als die Wunde schmerzhaft protestierte, und schnaubte. Doch er schwieg. Er wusste, dass Greyback Recht hatte. Solange er lebte, würde er es nicht verhindern können, dass sich die Reporter die Mäuler über ihn zerrissen. Das war der größte Nachteil daran berühmt und berüchtigt zu sein. Das Leben war echt zum Kotzen! Fenrir erhob sich aus dem Sessel. „Ich verschwinde wieder. Wir sehen uns zum nächsten Vollmond!“ Er wandte sich an Draco und nickte ihm zu. „Malfoy.“ Der junge Mann erwiderte die Geste kaum sichtbar. Bevor er aus dem Raum ging, warf er den beiden jüngeren Werwölfen noch ein raubtierhaftes Grinsen zu und krümmte seine krallenartigen Finger zum Abschied. Remus neben ihm entspannte sich merklich, kaum dass Greyback aus der Tür raus war, und sank mit einem Seufzen tiefer in die Polster. Harry warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Ich weiß, du nimmst ihm das von damals ziemlich übel, aber ich finde, er hat Recht. Indem er dich damals verwandelt hat, hat er es dir ermöglicht, mir das Leben zu retten.“ Er senkte den Kopf. „Außerdem glaub ich ihm das, was er über deinen Vater gesagt hat.“ Remus biss sich schweigend auf die Lippen. „Mag sein, trotzdem ändert es nichts an der Tatsache, dass mein Leben seitdem ein Trümmerhaufen ist.“ Harry grinste und stieß ihn sanft mit der Schulter an. „Mein Leben ist ein Trümmerhaufen, seit ich ein Jahr alt bin. Also bist du nicht allein.“ „Potter, du bist wie immer vollkommen überdramatisch.“, ätzte Draco, während er die Augen verdrehte und leicht den Kopf schüttelte. „Ich hab dich auch lieb, Malfoy.“, entgegnete Harry trocken und warf ihm einen frechen Blick zu, worauf der blonde junge Mann nur eine Augenbraue hob. „Könntet ihr mit der Flirterei bitte warten, bis ich weg bin?“, fragte Remus gespielt gequält. „Wir haben nicht…“, wollte Harry widersprechen, verstummte dann aber verlegen. Ihm kam der Moment in den Sinn, in dem er auf Malfoys Schoß gesessen und mit ihm gekuschelt hatte, während Hermine beim Dunklen Lord gewesen war. Seitdem waren sie sich zwar nicht wieder so nah gekommen, dennoch hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Auch, wenn sie sich noch immer gegenseitig beleidigten oder anfeindeten, war die Atmosphäre zwischen ihnen entspannt. Beide wussten, dass keines der bösen Worte so gemeint war, wie sie gesagt wurden. Es war inzwischen vielmehr ein Spiel der beiden, ein Training, damit sie ihre Schlagfertigkeit nicht verloren. Ein Mittel gegen Langeweile oder angespannte Situationen. Das Nennen beim Nachnamen war nun kein Zeichen von Distanziertheit oder Abneigung mehr, sondern waren vielmehr zu Spitznamen geworden. Es klopfte leicht und Hermine steckte ihren Kopf durch den Türspalt. Sie runzelte aufgrund der merkwürdigen Atmosphäre im Raum die Stirn, beschloss dann aber, sie zu ignorieren. „Er ist weg, oder?“ Remus nickte und winkte sie lächelnd herein. „Störe ich gerade?“ Eigentlich waren der verlegen nach unten gerichtete Blick von Harry und das amüsierte Funkeln in den grauen Augen des Malfoy Antwort genug. Wahrscheinlich hatte ihr Freund wieder etwas gesagt und erst hinterher darüber nachgedacht. Kopfschüttelnd ließ sie sich in einem Sessel nieder. „Ihr beide solltet langsam mal in die Hufe kommen. Ist ja nicht auszuhalten eurer Umeinanderrumgeschleiche.“ Draco lehnte sich grinsend zurück. „Hey, an mir liegt das ja wohl nicht!“, verteidigte er sich halbherzig, was dem schwarzhaarigen Werwolf schon wieder die Röte in die Wangen trieb. „Du kennst ihn doch! Bevor er mal anfängt, ergibt sich der Dunkle Lord freiwillig dem Phönixorden.“ Sie grinste ihn an. „Das solltest du eigentlich wissen.“ „Würdet ihr bitte aufhören, über mich reden, als wäre ich nicht anwesend?“, mischte sich Harry nun ein. „Ich frage mich wirklich ernsthaft, wie er damals an seine Weihnachtsballbegleitung gekommen ist. In diesem Punkt ist er wirklich der unmutigste Gryffindor, den es gibt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Gegen ein Haufen Monster kämpfen und sich dem Dunklen Lord allein stellen? Kein Problem! Aber jemanden ansprechen, den er gern hat? Vergiss es!“ „Hallo?! Ich sitze hier!“ Er warf Remus einen hilfesuchenden Blick zu, doch der Werwolf hob nur die Hände und schüttelte grinsend den Kopf. Einmischen würde er sich in diese kleine Rangelei unter Freunden nicht. Draco zuckte mit den Schultern. „Ich bin immer noch der Meinung, dass der Hut damals irgendetwas falsch entschieden hat.“ Hermine bekam ein böses Glitzern in den Augen, während sie sich vorbeugte. „Da könntest du sogar Recht haben. Weißt du, eigentlich wollte der Hut ihn gar nach Gryffindor schicken.“ „Hermine!“ „Aber Harry hat solange auf ihn eingeredet, bis er nachgegeben hat.“ „Ja, er kann manchmal schon ziemlich nervig sein.“, stimmte Draco mit einem Nicken zu. „Wohin sollte er denn? Hufflepuff?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, ganz falsch.“ „Granger, ich warne dich!“, zischte Harry. Hermine rieb sich kurz das Ohr und wandte sich wieder an Draco. „Eigentlich sollte Harry einer von euch werden.“ Der junge Werwolf knurrte, während Draco erstaunt die Augenbrauen hob und ihm einen überraschten Blick zuwarf. „Harry Potter ein halber Slytherin? Granger, bist du sicher, dass du nicht zuviel über irgendwelchen verdorbenen Tränken gehangen hast? Die Dämpfe scheinen dir nicht gut bekommen zu sein.“ „Ja, Granger! Bist du sicher, dass du noch alle Gehirnzellen beisammen hast?“, höhnte Harry boshaft und warf dem Mädchen tödliche Blicke zu. Hermine lächelte lieb. „Och, Harry. Jetzt sei nicht so eingeschnappt. Ein halber Slytherin zu sein, ist doch nichts Schlechtes. Dafür muss man sich wirklich nicht schämen.“ „Trotzdem entscheide ich lieber selbst, wem ich das verrate. Muss ja schließlich nicht gleich jeder wissen, dass der Hut offensichtlich nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist.“ Harry schüttelte den Kopf. „Soll das heißen, es stimmt?“ Draco starrte den jungen Werwolf fast entgeistert an. Mit einem Seufzen lehnte sich der Schwarzhaarige zurück und fuhr sich mit einer Hand durch den wilden Schopf. „Als du nach Slytherin bekommen bist, meinte Ron zu mir, dass alle, die auf die Seite des Bösen gewechselt sind, in diesem Haus waren.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hatte damals noch keine Ahnung von dem ganzen. Ich wusste nicht, dass auch Mitglieder anderer Häuser auf Voldemorts Seite gestanden haben. Also hab ich Panik bekommen, als der Hut meinte, ich würde am besten nach Slytherin passen. Ich wollte nicht böse sein.“ Wenn er nun so darüber nachdachte, war das natürlich ziemlich naiv von ihm. Aber als Elfjähriger teilte man die Welt in Schwarz und Weiß. Grauzonen gab es nicht. Dennoch war es ihm nun ein wenig peinlich, dass er so gedacht hatte. Draco grummelte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann ist also mal wieder das Wiesel daran schuld.“ „Nenn ihn nicht so.“, rügte Harry ihn halbherzig. „Woher sollte ich wissen, dass es nicht stimmte, was er mir erzählte? Er war immerhin in der magischen Welt großgeworden. Also hab ich gedacht, dass er das wissen müsste.“ „Hätte er auch eigentlich. Jeder Zauberer weiß, dass nicht nur Slytherins auf der Seite des Dunklen Lords stehen. Aber das wird gerne verdrängt und ignoriert.“ Der blonde Junge seufzte. „Das beste Beispiel dafür ist dein Pate, Harry. Sirius Black wurde verurteilt, nur weil er aus einer alten reinblütigen Familie kommt, dessen Mehrheit im Hause Slytherin zuhause war. Dass er selbst in Gryffindor war, ist nur jenen bekannt, die ihn persönlich kannten. Und selbst dann denken sie, dass es einfach in den Genen liegt. Slytheringene lassen sich halt nicht unterdrücken.“ Harry schnaubte. „Meine Eltern waren beide nicht in Slytherin. Also, woher soll ich das dann bitte haben?“ „Das stimmt zwar“, meinte Hermine nachdenklich, „aber wenn ich mich nicht irre, hat Remus mir erzählt, dass deine DNA aus der von Lily und James und noch einer weiteren unbekannten Person entstand. Vielleicht war diese Person ja ein Slytherin.“, schloss sie lächelnd. „Stimmt, das hatte ich schon wieder fast vergessen.“ Betrübt senkte er den Kopf und versuchte erneut zu verdrängen, dass er selbst nur ein künstlich erschaffenes Wesen war. Seit er ein Werwolf war, war dieser Gedanke immer weiter in den Hintergrund gerückt. Doch dann straffte er seine Schultern und hob den Blick. Die Zeit der Niedergeschlagenheit war vorbei! Sein Leben war nicht mehr in Gefahr. Hermine war bei ihm, ebenso wie Remus, der in seiner neuen Rolle als Ersatzvater regelrecht aufging und Draco und Narzissa hatten ihn in ihrem Zuhause willkommen geheißen. Letztere behandelte ihn schon fast wie ihren eigenen Sohn, während ihr Mann ihm eher aus dem Weg ging. Und Draco erwies sich immer mehr als unentbehrlicher Freund und mehr. Beim letzten Gedanken schoss ihm die Röte ins Gesicht. Schon wieder! Die anderen währenddessen beobachteten ihn amüsiert. Sie fanden es faszinierend, wie sie anhand seiner Mimik seine Gedanken verfolgen konnten. Wobei die Röte in seinen Wangen und Ohren schon fast zu viel sagte. Jeder von ihnen würde sein halbes Vermögen darauf verwetten, dass Harry gerade an seine immer enger werdende Beziehung zu Draco nachdachte. Es war nur schade, dass sie demnächst getrennt werde würden, bedingt dadurch, dass der Slytherin auf Hogwarts bleiben würde, während Harry und Hermine eine Privatschule besuchen würden. Sie könnten sich dann also nur noch in den Ferien sehen. Es wäre zu gefährlich, wenn Harry oder Hermine ihm Briefe schicken würden, da diese leicht abgefangen werden könnten. So würden die nächsten Wochen erst einmal die letzten sein, die sie zusammen verbringen konnten. Aber Draco war fest entschlossen, diese kurze Zeit gut zu nutzen. Er hatte sich schon Harrys Freundschaft und Vertrauen verdient und es würde nicht mehr lange dauern, bis der junge Werwolf auch sein Herz an den blonden Slytherin verlieren würde. Zumal er sich bereits ganz frech darin niedergelassen hatte. Es war schließlich Harrys Stimme, die die Stille durchbrach. „Sag mal, Remus, weißt du, ob Werwölfe Animagi werden können?“ Überrascht von diesem plötzlichen Themenwechsel hob Remus den Blick und brauchte einen Augenblick, um die Frage vollständig zu erfassen. „Ich bin mir nicht sicher. Ich habe noch nie davon gehört.“ „In gewisser Hinsicht könnt ihr das.“, mischte sich Draco ein. „Ihr könnt lernen, euren inneren Wolf als Animagus herauszulassen und zu kontrollieren. Ihr haben durch den Biss nur die Fähigkeit verloren, andere Tiergestalten erlernen zu können. Eure Animagusform wird immer eurer Wolf sein.“ „Aber gefährlich sind wir dann nicht, oder?“ Draco schüttelte den Kopf. „Nein, nicht gefährlicher als andere Animagi auch. Allerings seid ihr auch in dieser Gestalt ansteckend. Also fällt beißen weg, Potter.“, schloss er mit einem Grinsen, was Harry mit einem Verdrehen seiner Augen quittierte. „Kannst du uns bei dem Erlernen der Verwandlung helfen, Remus?“, wollte Hermine wissen und rutschte unbewusst bis zur Sesselkante vor. Der Werolf sah sie nachdenklich an. „Ich kann es versuchen. Allerdings wäre jemand, der diese Verwandlung bereits erlernt hat, dafür besser geeignet.“ Grinsend lehnte sich Harry an ihn. „Dann kannst du ja gleich mitlernen. Es ist bestimmt toll, wenn man nicht nur zu Vollmond als Wolf herumstreifen kann.“ Ihm entging der leicht missmutige Blick von Draco, der beobachtete, wie der junge Werwolf sich an seinen Leitwolf kuschelte. Dann aber schüttelte der Slytherin den Kopf und ohrfeigte sich innerlich selbst. Die Beziehung zwischen Harry und Remus war eine reine Vater-Sohn-Beziehung. Dass der Gryffindor so anhänglich war, war einfach nur darauf zurückzuführen, dass er in seinem Leben nie elterliche Nähe hatte erfahren können und das nun nachholte. Eine Welle der Dankbarkeit durchflutete den Blonden. Dafür, dass es Harry endlich wieder richtig gut ging. Unbemerkt von ihnen verließ Hermine kurz den Raum, nur um eine Minute später mit dem Animagi-Buch zurückzukehren. Sie setzte sich wieder und schlug das erste Kapitel auf, das sie sich zwar schon einmal durchgelesen hatte, aber sie war sich sicher, dass auch Remus sich des Text gern durchlesen würde, bevor er auch nur ansatzweise mit dem Experimentieren anfing. „Laut diesem Buch gibt es einen speziellen Zauber, der einem verrät, welche Tiergestalt am besten für einen geeignet ist.“ Sie hob den Blick. „Das wird aber nur für Malfoy und mich notwendig sein. - Was ist?“ Sie blinzelte irritiert, als sie bemerkte, dass die anderen sie erstaunt ansahen. „Woher hast du so plötzlich das Buch?“, wollte Harry wissen. „Hast du nicht mitbekommen, wie ich kurz rausgegangen bin?“ Sie ließ ihm keine Zeit zu antworten. „Aber ist ja auch egal. Remus? Ich bin sicher, du möchtest das auch erst lesen, oder?“ Der Werwolf bedachte sie mit einem vielsagenden Blick und streckte die Hand aus, in die auch gleich das betreffende Buch gelegt wurde. Während er sich das erste Kapitel durchlas, wandte sich Harry an seine Freundin. „Du weißt schon, dass das eigentlich mein Buch ist, oder?“, wollte er stirnrunzelnd wissen. „Hast du das Buch denn überhaupt schon einmal aufgeklappt, seit du es geschenkt bekommen hast?“ Hermines Stimme hatte einen schnippischen Ton angenommen. „Ob du es glaubst oder nicht, aber ich hab es sogar schon durch.“ Sie hob eine Augenbraue. „Wenn das so ist, kannst du mir bestimmt sagen, was in Kapitel zehn steht.“ Harry verdrehte die Augen. „Es gibt kein zehntes Kapitel in diesem Buch.“ Er konnte gar nicht so schnell schauen, wie Hermine das Buch aus Remus' Händen gezogen hatte, der irritiert blinzelte und das Mädchen dann mit erhobenen Augenbrauen anblickte, und wild darin herum blätterte, nur um dann festzustellen, dass Harry Recht hatte. „Wenn ihr zwei dann fertig mit den Kindereien seid, kann ich ja das Buch wieder haben, oder?“, meinte Remus grinsend und griff nach den geschriebenen Seiten. Hermine überließ sie ihm grummelnd, was ihrem besten Freund nur ein amüsiertes Glucksen entlockte. „Ich werde mir das Buch durchlesen und dann besprechen wir, wie wir das machen, ok?“ Der Werwolf blickte sie nacheinander an, warnte stumm davor, irgendetwas ohne ihn zu probieren. Dann erhob er sich von seinem Platz und verließ den Raum, um sich in seine eigenen Räumlichkeiten zurückzuziehen, wo es bei weitem ruhiger war. „Da ich nicht annehme, dass wir das innerhalb der nächsten Woche lernen werden, verzögert es sich bei mir um einige Monate.“, gab Draco bekannt. „Immerhin fängt nächste Woche die Schule wieder an und da wir auf verschiedene Schulen gehen…“ Er ließ den Satz unbeendet und verschränkte die Arme vor der Brust. Harry senkte den Kopf. Er hatte schon wieder vergessen, dass ihre gemeinsame Zeit bald enden würde. Ausgerechnet jetzt, wo sie dabei waren, richtig gute Freunde zu werden. Außerdem war der Blonde auch nicht in seiner Nähe, wenn der nächste Vollmond aufging. Das wiederum beruhigte ihn etwas. Er hatte immer noch ein wenig Angst vor seiner ersten Verwandlung. Das Risiko, jemanden zu verletzen, war groß, auch wenn das Gebäude werwolfsicher war. Einzig Remus, er selbst und Fenrir würden draußen auf den Ländereien unterwegs sein. Severus hatte versprochen, frischen Wolfsbanntrank zuzubereiten, womit Remus auf seinen Welpen aufpassen konnte. Doch Fenrir traute er noch nicht so ganz. Der ältere Werwolf würde keinen Banntrank nehmen und somit war es vollkommen unvorhersehbar, was das Tier tun würde. „Hey“, drang Hermines vage amüsierte Stimme zu ihm durch. „Ihr seht euch ja in den Weihnachtsferien wieder. Also, es ist ja kein Abschied für immer.“ Harry blinzelte verwirrt, bis ihm klar wurde, was sie damit anspielte, und ihm schon wieder die Röte in die Wangen schoss. Doch er biss sich auf die Innenseite seiner Wangen, um nichts zu sagen. Er wusste ganz genau, dass Hermine es eh so zurecht biegen würde, wie es ihr gerade passte. „Wo ist die Schule eigentlich, auf die wir gehen sollen?“, fragte er schließlich und blickte durch seine Haarsträhnen hindurch zu Draco. „Nicht allzu weit weg. Da es kein Internat ist, werdet ihr nur für den Unterricht dort sein.“, erklärte er mit leiser Stimme, dennoch konnte ein aufmerksamer Zuhörer deutlich heraushören, dass er über die Trennung sehr enttäuscht war. Ein Grund, warum Harry schon wieder sein Blut verfluchte, das gegen seinen Willen in seine Wangen rauschte. „Das heißt also, wir werden weiterhin hier wohnen.“ Er senkte den Kopf und schmunzelte. „Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.“, murmelte er. Hermine hob eine Augenbraue und auch Draco blickte ihn fragend an. Doch dann grinste sie. „Meinst du, du hältst es nicht aus, hier zu sein, während Draco nicht hier ist, weil dich alles an ihn erinnern wird?“ Der Slytherin grinste in sich hinein, versteckte das aber schnell, indem er sich eine Hand an die Lippen hielt. Harry hingegen lief noch röter an und warf seiner Freundin tödliche Blicke zu. „Nein!“, protestierte er etwas zu schnell. Denn eigentlich hatte Hermine gar nicht so unrecht gehabt. Die Vorstellung, mit Hermine in diesem Gebäude zu leben ohne den Sohn des Hausherrn an seiner Seite, war irgendwie verstörend und äußerst merkwürdig. Während der nächsten Monate würden seine beste Freundin, Remus und vielleicht auch noch Narzissa seine einzigen Bezugspersonen sein, da er irgendwie bezweifelte, dass er in der neuen Schule richtige Freunde finden würde. Immerhin war er bis vor kurzem noch der schlimmste Feind des Dunklen Lords gewesen und diese Schule quoll praktisch über von kleinen Todessern. Er seufzte. Na, das würden ein paar tolle Monate werden! Hermine und Draco tauschten leicht besorgte Blicke, als sie Harrys niedergeschlagenen Blick bemerkten. Das konnte nicht nur an der Trennung von dem blonden Slytherin liegen. Er musste noch andere Sorgen haben. Vielleicht lag es an der bevorstehenden Verwandlung zu Vollmond oder an der neuen Schule. „Harry?“ Sie beugte sich näher zu ihm und fing seinen Blick ein. „Machst du dir Sorgen wegen der neuen Schule?“ Der junge Werwolf fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde, woher sie das nun schon wieder wusste, ohrfeigte sich dann aber innerlich selbst dafür. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, was ihn beschäftigte. Also nickte er leicht. „Etwas, ja. – Ich meine, wir werden da praktisch ganz allein sein, Mine. Ich denke nicht, dass die Schüler uns da sonderlich erfreut aufnehmen werden.“ Draco seufzte lautlos. „Da müsst ihr leider durch. Die Schüler dort werden sich euch gegenüber erst einmal ziemlich distanziert verhalten.“ Dann aber grinste er spitzbübisch. „Zeigt ihnen einfach das Dunkle Mal. Das wird die meisten von ihnen ziemlich beeindrucken.“ Skeptisch hob Harry eine Augenbraue. „Du meinst, was ich früher mit meiner blöden Narbe machen konnte, geht da mit dem Dunklen Mal? Einmal zeigen und schon bin ich wieder Gesprächsthema Nummer Eins?“ „So in etwa, ja!“ „Das verspricht ja lustig zu werden.“, grummelte er und schielte missmutig zu seinem linken Unterarm, der noch immer unter einem weißen Verband verborgen war. Das Dunkle Mal war noch nicht verheilt und die verbrannte Haut dementsprechend hochempfindlich. Nicht, dass er seine Entscheidung, das Mal angenommen zu haben, bereute, aber er begann, es genauso zu verabscheuen wie seine Narbe. Es zeigte ebenso deutlich, dass er nicht normal war. Normale Menschen überlebten keinen Todesfluch und normale Werwölfe oder Teenager durften eigentlich auch nicht das Mal tragen. Aber Ausnahmen bestätigten bekanntlich die Regel. Und er selbst war viel zu häufig die Ausnahme! Wie er das hasste! Hermine seufzte lautlos und lehnte sich wieder zurück. Sie wusste ganz genau, dass ihr Freund im Moment wieder sein Leben verfluchte, und kein Wort konnte etwas an seiner Laune ändern. Wenn diese Gedanken erst einmal aufgetaucht waren, dauerte es eine Weile, bis sie wieder verschwanden. Das machte sie auch dem blonden Slytherin deutlich, der stumm gefragt hatte, ob sie etwas tun konnten. Doch Harry musste das von allein schaffen. Und bisher war diese Laune spätestens am nächsten Tag von einer weitaus erträglicheren abgelöst worden, sodass ihm sein Verhalten dann wahrscheinlich wieder wahnsinnig leidtun wird. Doch dann kam ihr ein Gedanke, wie sie Harry vielleicht doch frühzeitig von seiner deprimierten Laune bringen konnte. „Harry? Willst du wirklich einen ganzen Tag mit Schmollen verbringen? Immerhin ist Draco nächste Woche weg und viel Zeit ist bis dahin nicht mehr.“ Sie musste sich mühselig das triumphierende Grinsen verkneifen, als Harry sie erschrocken anblinzelte. Der Werwolf verschränkte die Arme vor der Brust, wobei er schmerzhaft zusammenzuckte, als sein Unterarm protestierte. „Ich schmolle nicht!“ Grinsend schüttelte Draco den Kopf. „Nein, du bemitleidest dich… Und ich muss sagen, dass du mir schmollend besser gefällst.“ _____________________________________________________ Die nächsten Tage verbrachten sie damit, die Theorie der Animagus-Verwandlung durchzugehen. Allerdings ließ Remus den Jugendlichen genug Zeit für sich, da er wusste, dass sie bald getrennte Wege gehen würden. Am Abend vor Schulbeginn führte Remus den Zauber aus, mit dem jeder seine Animagus-Form erfuhr. Hermine war die erste. Er richtete seinen Zauberstab auf sie und flüsterte die Worte. Ein helles Licht flimmerte um das Mädchen, das sich nach einem Moment zu einem realistisch aussehenden Tier formte. Eine hellbraune Löwin trottete durch die Luft und stieß ein lautloses Brüllen aus, bevor sie sich wieder in Luft auflöste. Draco schnaubte. „Das ist ja mal typisch Gryffindor.“ „Warte lieber mal deine Form ab, bevor du dich über andere lustig machst, Malfoy!“, fauchte Hermine, obwohl es sie irgendwie stolz machte, dass sie eine Löwin als Animagus-Gestalt hatte, bewies das doch, dass sie eine wahre Gryffindor war. Dann sprach Remus den Zauber auch schon auf den blonden Slytherin, dessen Licht sich zu einer silbern-schwarz getigerten Hauskatze formte. Erstaunt hob Draco die Augenbrauen und auch die anderen blickten überrascht. Einzig Hermine grinste spitzbübisch. „Soso… Also, jetzt bist du nicht mehr in der Position, dich über mich lustig zu machen.“ „Klappe, Granger!“ „Nicht streiten, ihr beiden.“, schritt Remus ein. „Es ist wichtig, dass ihr so viel über eure Gestalten herausfindet, wie möglich. Alles kann wichtig sein: Verhalten, Angewohnheiten, Aussehen, Herkunft. Draco, versuch herauszufinden, welche Katzenrasse das ist. Je mehr ihr über eure Gestalten wisst, desto einfacher wird die Verwandlung sein. “, erklärte er. Der Slytherin warf einen letzten Blick auf die kleine Katze, bevor sie sich in Luft auflöste. „Das ist eine Ägyptische Mau. So eine Katze hatten wir einmal, als ich noch klein war. Allerdings hat sie normalerweise grüne Augen. Meine Gestalt hat silberne.“ Remus nickte. „Dann ist das das Merkmal deiner Gestalt. Jede Animagus-Gestalt besitzt einen sichtbaren Unterschied zu normalen Vertretern seiner Tierart.“ „Welches war Sirius‘?“, fragte Harry leise. Für ihn hat der schwarze Hund wie ein ganz normaler Hund ausgesehen. Abgesehen von… „Die Größe, Harry. Kein normaler Hund, der keine Dogge war, wurde so groß.“ Hermine runzelte die Stirn. „Weißt du, wovon das anhängt? Den Unterschied, meine ich. Bei Sirius war es die Größe, bei Draco die Augenfarbe. Oder ist das zufällig?“, wollte sie wissen. Nachdenklich zog Remus die Augenbrauen zusammen. „Ich denke, das ist Zufall. Bei deiner Form scheint das Fell etwas länger und welliger zu sein als bei normales Löwinnen.“ „Ich frage mich, wie Harrys Wolf aussehen wird.“ Hermine warf Remus einen schnellen Blick zu. „Deinen Wolf haben wir ja schon mal gesehen.“ „Das wirst du erst an Vollmond herausfinden. Ich denke nämlich nicht, dass der Zauber jetzt bereits die Gestalt anzeigen kann, wenn er sich noch nicht einmal zu Vollmond verwandelt hat.“ Draco senkte kurz den Kopf. Er fand es schade, dass er bei Harrys erster Verwandlung nicht dabei sein konnte. Er würde auch erst zu Weihnachten erfahren, wie es gelaufen war. Zum wiederholten Male verfluchte er Dumbledore dafür, den kleinen Werwolf einfach so abgeschoben zu haben. Wieso hatte er das getan? Er hätte doch wissen müssen, dass diese Gleichgültigkeit Harry nur von ihm entfernen würde! Warum also? Hatte er etwa noch einen anderen Trumpf gegen den Dunklen Lord in der Hinterhand? Wenn ja, was sollte das sein? Sie ganze Zaubererwelt sah Harry Potter als ihren Retter, weil er den Lord schon einmal bezwungen hatte. Was würden sie sagen, wenn sie wüssten, dass eben dieser Retter übergelaufen war? Remus erhob sich von seinem Platz und strich seine Robe glatt. „Ich werd euch nun allein lassen. Wir sehen uns morgen Früh. Schlaft gut.“ Er beugte sich zu Harry hinunter, um seinem Welpen einen Kuss auf die Stirn zu geben und ihm einmal durch die schwarzen Haare zu fahren, und verließ dann das Zimmer. Hermine blickte ihm kurz nach und entschloss dann ebenfalls, langsam ins Bett zu gehen. Sie wurden morgen zwar erst am Nachmittag in der Schule erwartet, aber sie wollten sich noch von Draco verabschieden, dessen Zug um zehn Uhr morgens abfahren würde. Zum ersten Mal, seit sie von der magischen Welt wusste, würde der Hogwarts-Express ohne sie und Harry abfahren. Wie die Schüler wohl auf ihr Fehlen reagieren würde und wie würde Dumbledore erklären, dass Harry Potter verschwunden und wahrscheinlich sogar schon tot war? Zum Glück würde Draco ihnen das verraten können. Er konnte Briefe hierher schicken, immerhin würde es keineswegs verdächtig aussehen, wenn er eine Eule nach Hause schickte, um seinen Eltern das Neuste aus der Schule zu berichten. „Ich werde mich auch verziehen, ihr beiden. Schlaf gut, Phelan! Bis morgen, Draco.“ Sie knuddelte den Werwolf noch einmal und nickte dem Slytherin zu, bevor sie das Zimmer verließ. Kaum, dass die Tür ins Schloss, erhob sich Draco und holte aus dem Schrank das Schachbrett heraus. Die beiden hatten sich angewöhnt, abends eine Runde Schach zu spielen, nachdem Hermine gegangen war. Die ersten Male hatte der Slytherin haushoch gewonnen, weil Harry einfach nicht richtig spielen konnte. So wurden aus den Spielen kleine Nachhilfestunden. Beiden war klar, dass der Werwolf niemals ein Meister sein würde, aber er hatte das Potential, ein würdiger Gegner zu sein, wenn er erst einmal genug Geduld und Weitsicht aufbringen konnte. Während der Spiele wurde meist nur wenig geredet. Anfangs hatte Draco immer noch die Hintergründe seiner Züge erklärt, um Harry die ganze Tragweite des Spiels näherzubringen. Doch nun sprachen sie nur noch wenig, während beide über die nächsten Züge nachdachten. Zumindest Harry dachte über die nächsten Züge nach. Draco wirkte zwar nachdenklich, doch eigentlich beobachtete er nur den jungen Werwolf, der mit der Zunge zwischen den Zähnen auf das Spielbrett starrte. Die Augenbrauen waren konzentriert zusammengezogen, die grünen Augen erfassten die Position jeder einzelnen Figur, während er sich überlegte, wie die nächsten Schritte aussehen und welche Konsequenzen sie haben konnten. Es freute ihn zu sehen, wie gut sich der Schwarzhaarige in den letzten Wochen erholt hatte. Von seiner Blässe war nichts mehr übrig und er hatte genug Gewicht zugelegt, um wieder schlank und nicht mehr dürr zu erscheinen. Die schwarzen Haare waren etwas länger als früher, standen aber noch immer wirr vom Kopf ab. „Was ist? Du schaust mich so komisch an.“, riss ihn Harrys Stimme aus den Gedanken. Grüne Augen blickten ihn fragend an, eine leichte Röte lag auf den Wangen, weswegen dem blonden Slytherin auffiel, dass er wohl beim Starren erwischt worden war. „Es ist nur seltsam, dass wir auf unterschiedliche Schulen gehen. – Wen soll ich denn ärgern, wenn du nicht da bist?“, versuchte er sich herauszureden. „Ron ist ja auch noch da.“ Draco schnaubte. „Schon, aber der geht ja nur hochkant an die Decke, wenn ich etwas sage. Der einzige, der mir jemals halbwegs intelligente Antworten gab, warst du.“ „Oh, ich sehe das mal als Kompliment.“ Dann setzte er seine Figur auf dem Schachbrett. „Schach!“ Draco brauchte einen Moment, bis ihm klarwurde, dass er dabei war, das Spiel zu verlieren. Wann hatte Harry es geschafft, ihn derart in die Defensive zu zwingen? Graue Augen huschten über das karierte Brett, um nach einem Weg zu suchen, seine Niederlage abzuwenden. „Du scheinst nicht ganz bei der Sache zu sein.“, murmelte Harry leise und fummelte am Saum seines Shirts herum. Seufzend lehnte Draco sich zurück und gab es auf, so zu tun, als würde er sich auf das Spiel konzentrieren. Mit einer Hand fuhr er sich durch seine Haare. „Wir werden uns fast ein halbes Jahr nicht sehen.“ Seine Stimme war leise, als hätte er Angst, dass es früher eintreffen würde, wenn er lauter sprach. Harry biss die Zähne zusammen. „Ich – werde unsere gemeinsamen Schachspiele vermissen.“, gab er zu und grinste schief. Er würde sehr viel mehr vermissen als nur die Spiele. Aber er war noch nicht bereit dazu, diese Erkenntnis laut zu äußern. Er würde sehen, ob diese Gefühle verschwinden würden, wenn er Draco so lange nicht sah, oder ob sie sich hartnäckig hielten. „Ich werde weit mehr vermissen, aber das weißt du ja.“, räumte Draco leise ein und grinste den Werwolf leicht an. Dann wandte er sich wieder dem Spielbrett zu. „Lass mich mal sehen, ob ich das Spiel noch retten kann.“ Harry war dankbar für diese Ablenkung und blickte wieder auf die schwarzen und weißen Figuren. Es dauerte eine Weile, doch schließlich schien Draco einen Weg gefunden zu haben, der ihn aus dieser misslichen Lage befreien würde. Er setzte eine Figur und hob grinsend den Blick, nur um dann erstaunt die Augenbrauen zu heben. Harry war etwas tiefer in die Polster gerutscht, der Kopf lag auf der Seite, die Augen waren geschlossen. Er war eingeschlafen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Dracos Lippen, während er den Gryffindor ein paar Minuten lang ansah. Dann erhob er sich und schob seine Arme unter den schlafenden Körper, um ihn ins Bett legen zu können. Dort zog er die Decke über den jungen Werwolf und nach kurzem Zögern hauchte er ihm einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Harry.“, flüsterte er. Er strich ihm noch eine schwarze Strähne aus dem Gesicht, bevor er schließlich das Zimmer verließ. ______________________________________________________ Als Harry am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fragte er sich für einen Moment, wie er ins Bett gekommen war. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war, dass er auf den nächsten Zug von Draco gewartet hatte… Draco! Er musste ihn ins Bett getragen haben, nachdem er offensichtlich im Sessel eingeschlafen war. Harry schlug sich eine Hand vor die Augen. Wie peinlich war das denn? Er musste sich wie ein kleines Kind ins Bett tragen lassen!? Auf der anderen Seite war er über so viel Fürsorge erfreut. Dann fiel ihm wieder ein, dass Draco heute ja abreisen würde, und er schaute erschrocken auf die Uhr, nur um dann erleichtert aufzuatmen. Es war erst halb sieben. Er hatte noch etwas Zeit, bevor er Abschied nehmen musste. Er schwang die Beine aus dem Bett und tapste barfüßig ins Bad, um sich zu waschen. Danach zog er sich eine Hose, Socken und ein Hemd an und verließ ein Zimmer, um nach unten zu gehen, wo es in einer halben Stunde das Frühstück geben würde. Er war der erste, wie er erkennen musste, und nahm deswegen den Tagespropheten zur Hand, der bereits geliefert worden war. Es stand schon wieder nichts über sein Verschwinden darin. Wie wollte Dumbledore verheimlichen, dass der Goldjunge verschwunden war? Stirnrunzelnd starrte Harry auf die Seiten und überflog die Artikel. Aber es stand nichts drin, was ihn wirklich interessierte. „Guten Morgen, Welpe!“ Remus betrat den Raum und ließ sich neben dem jungen Werwolf nieder. „Gut geschlafen?“ Harry grinste verlegen. „Ich bin gestern beim Schachspiel eingeschlafen. Aber dafür hab ich sehr gut geschlafen.“ „Das freut mich. – Steht etwas Interessantes drin?“, wollte er dann mit einem Blick auf die Zeitung wissen. Kopfschüttelnd legte Harry sie auf den Tisch. „Jedenfalls nichts, was mich interessieren würde. Vielleicht findet du ja etwas.“ Damit schob er sie zu seinem Leitwolf und nahm sich eine Tasse Tee, die die Hauselfen bereit gestellt hatten. „Wie fühlst du dich?“, wollte Remus nach einem Moment des Schweigens besorgt wissen. „Mir geht’s gut.“, antwortete Harry nachdrücklich. Remus seufzte. „Ich meinte nicht deine körperliche Verfassung. Ich meinte den Abschied von Malfoy.“, verdeutlichte er. Einen Augenblick lang war es ruhig und der ältere Werwolf befürchtete schon, dass Harry nicht antworten würde. Doch dann ergriff der Junge das Wort. „Ich weiß nicht… Ich meine, wir sind Freunde und natürlich werde ich ihn vermissen, aber…“ Harry schnaubte frustriert. „Das ist noch mehr, oder?“, fragte Remus vorsichtig nach. „Ja, aber ich bin mir nicht sicher, was. Was ist, wenn dieses Mehr nur da ist, weil ich weiß, dass von ihm aus mehr da ist?“ „Das wirst du nur herausfinden, wenn du dich darauf einlässt.“ Harry seufzte resigniert. „Aber was ist, wenn es dann verschwindet? Ich will ihm doch nicht wehtun.“ „Wie wär‘s, wenn du die vier Monate abwartest, ob es währenddessen verschwindet. Wenn es aber noch da ist, wenn du ihn wiedersiehst, wird es – glaub ich – auch so schnell nicht verschwinden, Kleiner.“, meinte Remus und zwinkerte seinem Welpen zu. Nach kurzem Zögern nickte Harry schließlich zustimmend. „In Ordnung.“ Um halb zehn war es dann soweit. Draco würde zusammen mit seinen Eltern zum Gleis Neundreiviertel am King’s Cross aufbrechen, von wo aus ihn der Hogwarts-Express nach Hogsmeade bringen würde. Mit zwei Koffern bewaffnet stand der Slytherin in der Eingangshalle. Ein Abschied war ihm noch nie so schwer gefallen wie heute. Harry stand zwischen Remus und Hermine und blickte ihn mit einem tapferen Lächeln an, doch er konnte die Trauer in seinen grünen Augen sehen. „Pass auf dich auf, Draco.“ Remus nickte ihm kurz zu und Draco ergriff die Hand des Werwolfs, um sich von diesem zu verabschieden. Sie beide würden nie Freunde werden, doch sie respektierten sich. Außerdem war der Wolf für Harry sehr wichtig. Auch Hermine verabschiedete sich von dem Slytherin. „Sei vorsichtig.“ „Natürlich.“ Sie tauschten kurze Blicke, bevor sich Draco an Harry wandte, der offensichtlich nach Worten suchte. Draco biss sich kurz auf die Lippen, warf seinen Eltern einen kurzen Blick zu, worauf seine Mutter nur lächelnd nickte, und nahm den jungen Werwolf kurz in seine Arme, eine Geste, die nach kurzem Erstaunen auch erwidert wurde. „Lass dir ja nicht einfallen, dir etwas schlimmes passieren zu lassen, Potter.“, wisperte er an Harrys Ohr, damit die anderen es nicht hörten. Er spürte das Lächeln und das anschließende Nicken. „Du auch, Malfoy.“ Als Draco sich dann wieder von dem Gryffindor löste, drückte er ihm noch schnell einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich abwandte und aus dem Haus ging, ohne sich noch einmal umzusehen. tbc... ====================================================== Wie hat es euch gefallen? *ängstlich wegduck* *vorsichtig über den Schreibtischrand schiel* Ich bitte euch, mir eure Meinung mitzuteilen. Lob ist natürlich gerne gesehen ;) aber auch Kritik werde ich ernst nehmen. Ich möchte mich ja schließlich verbessern. =) Das ist das zweite von bisher sieben Kapiteln. Die Story ist noch nicht gänzlich zuende geschrieben, aber sie ist nahe dran. Und als gute Nachricht folgt: Ich werde ab jetzt jede Woche ein Update liefern! :3 Bis nächste Woche dann! Eure Silberschwinge *flappflapp* :D P.S. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten... XD Oder mich darauf aufmerksam machen, damit ich sie korrigieren kann. :3 Ich habe vor dem Hochladen nochmal drübergeschaut, aber man kennt das ja. Fehler überliest man gerne, wenn man weiß, was da stehen soll... *seufz* =) Also bitte nicht allzu übel nehmen. Ich bemühe mich immer um möglichst fehlerfreie Posts... ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)