Unvergesslicher Urlaub in London! von xXSasukeUchihaXx ================================================================================ Kapitel 10: Erkenntnis! ----------------------- "Du scheinst dich wirklich wahnsinnig in Ryuuzaki verliebt zu haben". Sofort schreckte die Schwarzhaarige aus ihren Gedanken, sah Jule an, ehe sie ihren Kopf verneinend schüttelte. So ein Unsinn, dachte sich Jessica insgeheim. Sie hatte sich nicht verliebt, also wie kam ihre Freundin nur darauf? Vielleicht nur deswegen, weil sie so oft abwesend wirkte? "Du brauchst deine Gefühle nicht zu verleugnen. Jetzt bleiben uns nur noch zwei Tage und du hast nicht einmal den Versuch unternommen, zu Ryuuzaki zu gehen. Ständig bist du in Gedanken bei ihm, dass zeigt mir dein verträumter Blick. Und trotzdem... Trotzdem gehst du nicht zu ihm, obwohl du dich nach ihm sehnst, nicht wahr?". Während Jule ihre Meinung dazu äußerte, blieb Jessica stumm und sah auf die Tischplatte. Am gestrigen Tag hatten sie sich noch mal London angesehen und heute Morgen hatte Jule gemeint, sie sollten sich einen entspannten Tag machen. Und so war es dazu gekommen, dass die beiden jungen Frauen nun in einem Café saßen und den sonnigen Tag genossen. "Würdest du es denn wollen, dass ich zu ihm gehe? Du hast doch die ganze Zeit gesagt, dass ich mir keine Hoffnungen machen soll, oder nicht?". Jule seufzte schwer, nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sah wieder zu Jessica rüber, welche einen traurigen Eindruck auf die Braunhaarige machte. "Zu dem Zeitpunkt war noch nichts zwischen euch passiert, verstehst du? Ich weiß nicht, wie Ryuuzaki die momentane Lage betrachtet, aber ich weiß sehr wohl, dass du ihn vermisst und ihn eigentlich sehen willst". Ja, da hatte Jule vollkommen Recht, aber sie konnte einfach nicht zu L gehen. Zu groß war die Angst, dass es ihr das Herz brach, weil die Schwarzhaarige eben nicht bei ihm bleiben konnte. Was wohl L im Moment tat? Ob er die Schwarzhaarige vielleicht auch ein wenig vermisste? Wartete er vielleicht auf sie? Jessica wusste es nicht, sah weiterhin auf die Tischplatte und war im Gedanken bei ihm. Sehr wohl vermisste der Ermittler die junge Frau und fragte sich, warum Jessica sich seit zwei Tagen nicht ein einziges Mal bei ihm gemeldet hatte. Weder hatte sie ihn besucht, noch hatte sie sich per SMS gemeldet. Warum? Diese Tatsache störte Ryuuzaki wirklich, obwohl er sich äußerlich kaum etwas anmerken ließ. Ob er vielleicht Jessica besuchen gehen sollte? Es blieben nur noch zwei Tage und dann würde die junge Frau vermutlich für immer aus seinem eintönigen Leben verschwinden. Wollte er das eigentlich noch? "Vergiss meine Worte, Jess. Geh zu ihm, sonst wirst du es bestimmt bereuen" murmelte Jule und sah ihre Freundin eindringlich an. Ja, Jessica würde es mit Sicherheit bereuen, würde sie nicht noch mal in das Gesicht Ryuuzaki's blicken dürfen, oder? Jule sah doch deutlich, dass Jessica ihn, auch wenn vermutlich ein letztes Mal, sehen wollte, oder nicht? "Und dann? Dann fällt mir der Abschied in zwei Tagen nur noch schwerer...". Das mochte sein, aber war Jessica denn mit der jetzigen Situation zufrieden? Wollte sie wirklich ohne ein Wort verschwinden? "Ich glaube kaum, dass Ryuuzaki das einfach so hinnehmen wird... Er weiß sehr wohl, dass er ebenso Schuld an deine Lage trägt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er dich aufsuchen wird, weil du dich eben nicht bei ihm meldest". War Ryuuzaki wirklich so? Jessica wusste es nicht, seufzte tief und nahm nun selbst einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie wollte nun nicht länger darüber nachdenken, was L tun könnte und was nicht. Sie durfte nicht zu ihm gehen, denn noch ein Wiedersehen würde ihr Herz einfach nicht verkraften. Vielleicht hatte Jule auch Recht und die Schwarzhaarige gestand sich nicht ein, dass sie sich Hals über Kopf in Ryuuzaki verliebt hatte? "Watari... Was soll ich ihrer Meinung nach tun?". Auf dem großen Bildschirm erschien der ältere Herr, welcher erst einen verwunderten Eindruck machte, doch dann den jungen Ermittler mit einem traurigen Blick bedachte. "Wünschen sie sich ein Wiedersehen mit Jessica?" wollte Watari wissen, bekam aber nicht die Antwort, welche er erwartet hatte. Im Gegenteil, L schlang seine Arme um die Beine und ließ seinen Kopf auf die Knie sinken. Er sah irgendwie verloren aus, fand Watari zumindest. "Ich vermisse sie, Watari... Obwohl ich so wenig über Jessica weiß... Ich möchte, dass sie zu mir kommt". Watari legte ein leichtes Lächeln auf, als Ryuuzaki ihm seine momentanen Empfindungen mitteilte. Ja, L vermisste das junge Mädchen sehr, daran zweifelte Watari seit gestern Morgen nicht mehr. Der gestrige Tag war schon seltsam verlaufen, denn L hatte am Morgen ungewohnt viel Süßes in sich reingestopft. Dann war er nervös im Zimmer umher gewandert, war einfach nicht zur Ruhe gekommen und hatte immer wieder einen Blick auf sein Handy riskiert, in der Hoffnung, er würde vielleicht eine Nachricht von Jessica bekommen. Vergebens und mit einem undefinierbaren Blick hatte sich der Schwarzhaarige schließlich auf die schwarze Ledercouch gehockt und seinen Kopf auf seine Knie gelegt. Und so war er den Rest des Tages dort hocken geblieben, ohne ein Wort und ohne noch etwas Süßes zu sich zu nehmen. "L, vielleicht sollten sie den ersten Schritt machen? Vielleicht kann Jessica momentan nicht zu ihnen kommen?". Ryuuzaki hob seinen Kopf, sah Watari lange an, ehe er seinen Blick wieder senkte. Er sollte den ersten Schritt machen? Er würde gern, aber er wusste nun mal nicht, ob Jessica ihn überhaupt sehen wollte. Vielleicht kam sie auch deswegen nicht zu ihm? Sie hatte sich vor zwei Tagen, an diesen einen Morgen, so seltsam benommen. So, als könne sie mit ihrer jetzigen Lage gar nicht mehr umgehen, oder? "Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt sehen will, Watari... Sie haben doch gesehen, wie sie sich verhalten hat und... Es ist meine Schuld". "Ist es wirklich nur ihre Schuld, L? Zu einem Kuss gehören bekanntlich immer zwei Personen und ich denke nicht, dass Jessica ihre Entscheidung bereut. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass die junge Dame in sie verliebt ist". Wieder blickte Ryuuzaki auf, legte nun seinen Kopf schief und dachte über diese Worte nach. Ja, Watari hatte schon Recht, denn zu einem Kuss gehörten immer zwei Seiten. Er hatte es genauso gewollt, wie die Schwarzhaarige. Nur, konnte er dem letzten Satz Glauben schenken? Hatte sich Jessica in ihn verliebt? Vielleicht wegen der kurzen Nähe, welche L mit ihr geteilt hatte? Sicher, sie hatte ihn schon vorher so gern gehabt und vielleicht war es wirklich im Bereich des Möglichen, dass sich ihre Gefühle so schnell verändert hatten, oder? "Wenn sie sich wirklich in mich verliebt haben sollte, dann steht mir nicht länger das Recht zu, sie wiedersehen zu wollen. Ich würde ihre Lage nur noch mehr verschlimmern und der kommende Abschied würde ihr das Herz brechen" erklärte Ryuuzaki leise und ließ seinen Kopf wieder auf seine Knie sinken. Wenn dem wirklich so war, dann durfte er sie nicht mehr sehen. Vielleicht meldete sich Jessica genau aus diesem Grund nicht, weil sie eben ein Wiedersehen vermeiden wollte. "Wie steht es denn um ihre Gefühle? Sie mögen das Mädchen doch auch sehr, oder nicht?". "Natürlich mag ich sie und das wissen sie auch, Watari. Ich möchte sie wieder in meine Arme schließen und... Ja, ich möchte eigentlich, dass wir uns wieder küssen...". Ein rötlicher Schimmer legte sich auf L's Wangen, da er sich ein wenig unwohl fühlte, weil er eben mit Watari über sein derzeitiges Befinden sprach. Ob der ältere Herr ihn überhaupt verstehen konnte? "Melden sie sich bei ihr, L, mehr kann ich ihnen nicht raten". Der Bildschirm verdunkelte sich und L dachte wirklich darüber nach, nun selbst die Initiative zu ergreifen. Sollte er sich wirklich bei Jessica melden? Machte er damit nicht wieder einen fatalen Fehler? Zwei kurze Tage blieben ihm noch. Sollte er diese zwei Tage nicht noch ein wenig genießen und das Beste aus seiner Situation machen? Vielleicht könne er der jungen Frau auch irgendwie helfen, wenn sie sich sahen? Ja, vielleicht, aber er musste noch ein bisschen darüber nachdenken. Jessica und Jule waren bereits auf dem Weg zurück zum Hotel, da bald das Abendessen im Speisesaal eröffnet werden würde. Auch konnte man schon die Sonne dabei beobachten, wie sie sich langsam dem Horizont neigte, um dem Mond an ihrer Stelle das Feld zu überlassen. Dieser Tag endete auch bald und Übermorgen, um die Mittagszeit rum, hieß es Abschied nehmen vom alten London. Abschied nehmen von dem Menschen, welcher es geschafft hatte, Jessica's Herz in kurzer Zeit zu erobern. "Jess? Träumst du schon wieder?" durchbrach Jule dieses unheimliche Schweigen. Sie konnte sich Jessica's Mimiken nicht mehr mit ansehen und so langsam spielte sie wirklich mit dem Gedanken, einfach zu Ryuuzaki zu gehen, um ihn aufzuklären, was momentan mit ihrer Freundin war. Es konnte doch unmöglich so weitergehen, oder? Jessica zerbrach noch irgendwann daran, wenn sie nicht bald Ryuuzaki wiedersehen würde. "Nein, ich habe nur ein wenig nachgedacht. Mach dir nicht immer Sorgen um mich, Jule". Ein kleines Lächeln erschien auf Jessica's Lippen, ehe sie gemeinsam mit Jule das Hotel betrat und anschließend in den Speisesaal gingen. Bevor Jule sich jedoch einen Teller holte, um anschließend etwas vom Buffet zu nehmen, sah sie nochmals ihre Freundin eindringlich an. "Denk an meine Worte, ja? Mach es dir nicht so schwer, bevor du deine momentane Denkweise wirklich noch bereust". Damit war für Jule das Thema erledigt, denn würde Jessica heute Abend nichts unternehmen, so würde sie persönlich etwas tun, um der Schwarzhaarige irgendwie zu helfen. Wenig später, die beiden jungen Frauen saßen auf ihrem Zimmer, entschloss sich die Braunhaarige dazu, unter die Dusche zu gehen. Die perfekte Gelegenheit, um ihre Freundin mit ihren Gedanken alleine zu lassen. Vielleicht machte Jessica nun einmal das, was man ihr gesagt hatte? Mit dieser Hoffnung teilte sie Jessica mit, dass sie nun ins Bad gehen würde und ließ die Schwarzhaarige allein. Natürlich spielte Jessica mit dem Gedanken, vielleicht einmal kurz bei Ryuuzaki vorbei zu gehen, doch sagte ihre innere Stimme ebenso, dass ihre Gefühle dadurch auch nicht besser werden würden. Wieso befand sie sich in diesem Zwiespalt? Sie wollte L so gerne sehen, mit ihm reden und ihn einfach nur beobachten, bei seinen ungewöhnlichen Gewohnheiten. Und doch sagte ihr Verstand, dass sie es lieber lassen sollte, da ihre momentane Situation dadurch nur schlimmer werden würde. "Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass ich ihn besuchen komme, aber... Er hätte sich doch genauso gut melden können, oder?". Ja, Ryuuzaki hatte doch ihre Handynummer, aber er hatte sich auch nicht bei ihr gemeldet. Warum? Hatte L sie wohlmöglich schon vergessen? Nein, er hatte ihr doch angeboten, falls etwas sein sollte, dass sie jederzeit zu ihm kommen könnte, oder? Nun war doch solch ein Moment, in welchen sie zu ihm wollte und doch wieder nicht. Warum war sie nur so verdammt unentschlossen? Noch immer überlegend, zog sie sich ihre Schuhe und die Strickjacke an, schrieb einen Zettel für Jule, damit sich diese keine Sorgen machte und verließ ihr gemeinsames Hotelzimmer. Erstmal ein bisschen frische Luft schnappen und während sie draußen durch die Straßen wanderte, konnte sie sich immer noch entscheiden, ob sie nun zu L, oder bald wieder zum Hotel zurück ging. Ihr kam ein Gedanke in den Sinn, als sie von der kalten Nachtluft empfangen wurde. Bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Ryuuzaki, da hatte dieser doch gemeint, sie sollten sich bei Nacht nicht draußen aufhalten, oder? Ja, dass hatte er gemeint, weil es hier in der Gegend gefährlich sei. Nun, sie würde nicht lange durch die Gegend irren, würde noch eine Weile nachdenken und sich dann entscheiden. Die Straße überquerend, bemerkte sie nicht einmal, dass ihre Füße sie automatisch in eine bestimmte Richtung lenkte, ehe sie erschrocken die Luft anhielt und schließlich seufzte. War sie so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht auf dem Weg geachtet hatte? Sicher, Ryuuzaki's Zuhause war nicht weit vom Hotel entfernt, aber das sie nun schon hier vor seiner Türe stand, erschreckte sie doch sehr. Sollte sie ihn doch besuchen, wo sie nun vor seiner Tür stand? Unschlüssig sah sie auf die Klingel, erhob ihre rechte Hand und hielt inne. Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit, oder er war gar nicht zu Hause? Verdammt, wieso schaffte es Jessica nicht einfach, bei ihm zu klingeln? "L... Ich möchte sie darauf aufmerksam machen, dass Jessica vor der Haustür steht" meldete sich Watari zu Wort, erschien auf dem Bildschirm und sah den Ermittler auffordernd an. L nickte dem zu, da er sehr wohl bemerkt hatte, dass Jessica vor der Haustür stand. Wie schon erwähnt, sein Haus wurde bestens überwacht und das nicht nur in den Zimmern. Auch draußen vor der Haustür waren mindestens vier Kamera's installiert worden, welche die verschiedensten Perspektiven zeigten. "Wollen sie ihr nicht persönlich die Tür öffnen?". "Nein... Sie ist unschlüssig, Watari und ich möchte durch mein Handeln keinen dummen Fehler machen" widersprach Ryuuzaki schnell und sah weiterhin zu einem kleinen Monitor und beobachtete Jessica's Handlung. Immer wieder erhob sie ihre rechte Hand, schien zu überlegen, ob sie nun endlich klingeln sollte, doch dann ließ sie ihre Hand wieder sinken. Es schien so, als befände sich die junge Frau in einem Zwiespalt, oder? Plötzlich drehte sie sich um und entfernte sich von der Tür. Sie sah nochmals über ihre Schulter, schien nochmals zu überlegen, ehe sie auf dem Weg lief und aus der Reichweite der Kamera's verschwand. Sie hatte nicht geklingelt und schien auch nicht den Mut dazu zu haben. Nun, vielleicht war Mut der falsche Ausdruck, denn sie schien einfach zu unschlüssig zu sein, was ein Wiedersehen zwischen ihr und L anbelangte. "Watari... Teilen sie mir mit, wo sich Jessica aufhält, damit ich entscheiden kann, ob ich ihr folgen werde". Der ältere Mann nickte dem zu, ehe der Bildschirm wieder dunkel wurde. Ryuuzaki ließ erneut seinen Kopf auf seine Knie sinken, dachte erneut nach und seufzte tief. Er hatte sich so sehr gefreut, als er Jessica's Gesicht hatte sehen dürfen und dann war sie doch einfach gegangen. Einfach gegangen, ohne ein Wort und ohne eine kleine Geste. Warum nur? Nach einer halben Stunde, welche für L eine Ewigkeit darstellte, ertönte Watari's Stimme. "Jessica befindet sich im Nordpark. Sie scheint allein dort zu sein, denn Jule lässt sich im Hotel ausfindig machen". Jessica war allein im Park? Warum? Er hatte doch ausdrücklich gesagt, dass diese Gegend bei Nacht sehr gefährlich wäre. Moment, so, wie Jessica sich momentan verhielt, schien sie einfach nur einen Ort zu suchen, an welchen sie in Ruhe nachdenken konnte, oder? Und trotzdem. Er konnte sie im Park nicht alleine lassen, denn dort waren schon einige Frauen verschwunden. "Falls sich ihr Aufenthaltsort ändern sollte, rufen sie mich an, Watari". "Sehr wohl" erklang es aus dem Lautsprecher, ehe Ryuuzaki vom Drehstuhl stieg und seine Räumlichkeiten verließ. Er musste nun Jessica sehen, auch wenn diese es nicht wollte. Allein wegen der Tatsache, weil sie sich allein im Park aufhielt. Warum machte es die junge Frau ihm nur so schwer? Obwohl, würde sie nun nicht allein im Park sein, so hätte L auch keinen Grund, den er vorweisen könnte, um sie zu treffen, oder? Jessica saß schon lange auf einer Bank im Park und betrachtete die hellen Sterne am Firmament. Die klare Nachtluft umhüllte sie, ließ sie hin und wieder fröstelnd, doch war die Schwarzhaarige noch nicht gewillt, nun wieder zum Hotel zurück zu gehen. Nein, vorhin hatte sie es einfach nicht geschafft, bei L zu klingeln. Durch ihre Unschlüssigkeit tat ihr Herz nun noch mehr Weh, als ohnehin schon. Und so langsam kam wirklich die Erkenntnis, dass sie sich in Ryuuzaki verliebt hatte. Verliebt in einen Mann, welchen sie nicht halten konnte. "Ich bin so dumm... Jule warnt mich und was mache ich? Ich renne in mein Verberben" murmelte Jessica leise, zog ihre Beine an ihren Körper und seufzte lautlos. Die ganze Zeit über war sie taub für Jule's Warnungen gewesen, hatte nicht hören wollen, weil allein der Gedanke, bei L zu sein, ausgereicht hatte. Ja, sie hatte nur bei ihm sein wollen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was hinterher sein könnte. Durch die kurzen Berührungen, durch die kurze Nähe, hatte er einfach ihr Herz gestohlen, ohne vielleicht selbst davon zu wissen. Wie auch? Sicher, er wusste sicherlich, welche Konsequenzen es gab, aber dachte er überhaupt schon in diese Richtung? Plötzlich spürte sie zwei Arme, welche sich um ihren Körper schlangen, einen Körper, welcher sich an ihren Rücken schmiegte und kurz darauf einen Kopf, welcher auf ihrer Schulter zum Ruhen kam. Erst hatte Jessica erschrocken die Luft angehalten, doch als ihr ein bekannter Geruch in die Nase gestiegen war, hatte sich ihr Gemüt wieder beruhigt. Nur ihr Herz schlug nun ein paar Takte höher, während sie ihren Kopf drehte und nun in schwarz wirkende Augen sehen konnte. "Vielleicht möchtest du mich nicht sehen, aber ich konnte dich nicht alleine im Park wissen. Nachts ist es hier sehr gefährlich und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert". Nur leise drangen die Worte an Jessica's Ohr, ehe sie leicht nickte und dann wieder zum klaren Sternenhimmel aufsah. Machte sich L wirklich Sorgen um sie? Warum zog er sie noch näher an seine Brust und schien sie nun nicht mehr loslassen zu wollen? Warum stellte sie sich im Moment so viele Fragen? "Du wolltest vorhin zu mir, aber du hast nicht geklingelt... Warum?". Hatte er sie gesehen? War er ihr hierher gefolgt? Fragend blickte sie wieder zu ihm, wurde noch ein wenig enger in diese Umarmung geschlossen, ehe er über die Bank kletterte und hinter ihr in die Hocke ging. "Ich habe dir nicht umsonst einen Gürtel gegeben, Jessica. Ich wollte wissen, ob du wieder zum Hotel gehst und als Watari mir sagte, dass du dich im Park aufhältst, konnte ich nicht untätig bleiben". Jessica nickte nun verstehend, lehnte sich zurück und schloss ihre blauen Augen. Irgendwie war es schon beruhigend, dass er nun hier bei ihr war, aber tief in ihrem Inneren tat ihr Herz auch entsetzlich Weh. Übermorgen war alles vorbei. Übermorgen kam dieser verdammte Abschied, vor welchen sie sich so sehr fürchtete. "Es ist nicht so, dass ich dich nicht sehen wollte... Es ist nur... Übermorgen werde ich mit Jule London verlassen und dann... Ich ertrage keine Abschiede". L nickte dem zu, schlang seine Arme noch ein wenig enger um Jessica, welche scheinbar fror. Sie hatte auch nur ihre braune Strickjacke an und darunter einen dünnen schwarzen Pullover, soweit er das erkennen konnte. Abschied. Daran dachte die Schwarzhaarige wohl pausenlos und war deswegen nicht zu ihm gekommen. Deswegen keine SMS, oder sonst ein Lebenszeichen von ihr. "Wärst du nicht spätestens Morgen bei mir gewesen, dann hätte ich die Initiative ergriffen. Ich bin zwar kein kontaktfreudiger Mensch und lebe auch lieber alleine, aber wir sind uns begegnet und ich wäre damit nicht einverstanden gewesen, wenn du einfach ohne ein letztes Wort gegangen wärst". Jessica öffnete ihre Augen wieder, sah zu L auf, welcher nun ebenfalls zu den Sternen blickte. Was ging nur in seinem Kopf vor? Meinte er seine Worte ernst? Wäre er wirklich zu ihr gekommen, um sie ein letztes Mal zu sehen? "Ich habe dich in den letzten zwei Tagen vermisst und gewartet. Ich habe darauf gehofft, dass du zu mir kommst, verstehst du?". "Du hättest dich auch melden können, denn ich habe auch gewartet" widersprach die Schwarzhaarige schnell und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Nur weil sie L so sehr mochte, hieß dies nicht, dass sie ihm auch noch hinterher lief. Er hätte sich genauso melden können, also sollte er sich an seine eigene Nase fassen. "Entschuldige..." murmelte Ryuuzaki leise, ließ seinen Kopf wieder auf ihrer Schulter sinken und sah sie entschuldigend an. Er fühlte sich wieder so wohl bei ihr, wie in dieser einen Nacht, wo sie sich geküsst hatten. Allein diese Nähe reichte aus, um diese wohligen Gefühle in ihm hervorzurufen. Warum? Hatte er sich so sehr an die junge Frau gewöhnt? "Ich habe dich auch vermisst, L" hauchte Jessica, lächelte leicht und sah wieder in seine Augen, welche durchdringend in ihre blickten. Auch auf seinen Lippen erschien ein kleines Lächeln, ehe er seinen Kopf hob und seine Lippen hauchzart auf ihre Wange legte. Erst glaubte Jessica ihrer Empfindung nicht, doch als er seine Lippen von ihrer Wange löste, nur um einige Zentimeter weiter das Gleiche zu tun, schloss sie ihre Augen und genoss seine Berührungen. Warum? Warum küsste er sie? Was wollte er mit seinem Tun erreichen? "Vielleicht begehe ich schon wieder einen Fehler, aber mir geht unser Kuss nicht mehr aus dem Kopf" murmelte er, strich ihr über die schwarzen Haare und sah erneut in ihre schönen blauen Augen, welche durch das Mondlicht ein wenig glänzten. Jessica errötete leicht, als er dies sagte, blickte rasch in eine andere Richtung, da sie seinem Blick nicht länger standhalten konnte. "Und dein Verhalten sagt mir, dass du in mich verliebt bist und nur deswegen halte ich mich noch zurück". Erschrocken sah Jessica wieder zu ihm, da er diese Aussage einfach so äußerte. Als kümmerte ihn diese Tatsache überhaupt nicht. Warum? Störte es ihn nicht, oder war es ihm letzten Endes egal? Wieso konnte sie seine Handlungsweise nicht nachvollziehen? "Du wirkst erschrocken, weil ich von deinen Gefühlen weiß". Jessica nickte leicht, wusste noch immer keine Erwiderung und erinnerte sich plötzlich an seine letzten Worte. Was meinte er denn damit, dass er sich nun zurückhielt? Wieso sprach er nun in Rätseln? "Ich möchte deine Gefühle keineswegs verletzen... Ich weiß auch nicht, ob unser Wiedersehen nun gut, oder eher schlecht ist. In den letzten zwei Tagen habe ich soviel nachgedacht und mich haben diese Gefühle verwirrt, die ich bei unserem Kuss empfunden habe. Ich habe mich noch nie so gefühlt und ich möchte dieses Gefühl noch mal mit dir teilen, aber...". L wusste ehrlich gesagt nicht, wie er seinen momentanen Standpunkt erklären sollte. Er konnte ihr doch schlecht sagen, dass er sie nochmals küssen wollte, oder? Klang das nicht irgendwie dämlich? "Du hältst dich also mir zuliebe zurück und verzichtest deswegen auf einen weiteren Kuss, weil du mich nicht verletzen willst?" wollte Jessica wissen, sah sein Nicken, ehe sie sich wieder an seine Brust lehnte. Okay, nun hatte sie seine Gedanken wohl verstanden, doch blieb trotzdem die Frage, was sie nun tun sollte. Er wollte sie küssen, daran bestand keinen Zweifel mehr, aber konnte sie das einfach so zulassen? Würde sie sich dadurch nicht selbst schaden? "Möchtest du mit zu mir kommen? Mir ist kalt und dir auch. Wenn wir bei mir sind, dann lasse ich uns von Watari warmen Kakao bringen, wenn du magst". Sollte sie wirklich mit zu ihm gehen? Sie würde vermutlich wieder der Versuchung erlegen sein, ihm näher zu sein, als eigentlich angebracht, oder? Sollte sie die letzten beiden Tage nicht nutzen, um die verbleibende Zeit mit ihm zu verbringen? Ja, sie wollte bei ihm sein und dafür würde sie die späteren Schmerzen in Kauf nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)