Lumiél von Voidwalker (Königreich der Monde) ================================================================================ Kapitel 12: Schuld verjährt nicht --------------------------------- Elben. Es gibt sie in fast allen Ländern der bekannten Welt, in groß, in klein, es gibt sie mit hellen Hautfarben und dunklen Tönen, manche tragen sogar den Grünschimmer der Wälder in ihrem Antlitz. Die Einen behauen und formen das Holz mit Werkzeugen, die Anderen erbitten den Bau aller Dinge, die sie zum überleben bedürfen, von den Waldgeistern. Es heißt, außer den Dryaden hätte kein Volk eine solch starke Bindung zur Natur. Sie nennen sich 'das hohe Volk'. Ein Zeichen ihrer Geringschätzung für die anderen – die 'niederen' Völker. Sie nennen sich das Volk des Lichts um sich abzugrenzen gegen ihre gefallenen, verstoßenen Brüder, die in den Schatten der Welt ihr Dasein als gedungene Mörder und Häretiker fristen müssen. Die Welt kennt die Elben nur zu gut. Unter vielen Völkern sind sie als arrogant verschrien, als blasiert, distanziert, kalt. Sie gelten als ruhig – so ruhig, das ihre Art zu sprechen, sich zu bewegen und mit Problemen umzugehen, jeden Zwerg in Minuten zur Weißglut treibt. Eine einzige Enklave der Elben fordert mehr Raum für sich ein, als es eine Stadt der Menschen vermag – und bietet dennoch nie so viele Bewohner auf. Die Magier unterscheiden strikt zwischen den Begriffen der Unverwundbarkeit und der Unsterblichkeit. Während ein Unverwundbarer sich bis zu seinem natürlichen Ende bester Gesundheit erfreuen darf, weil ihn weder Krankheit noch Klinge je verletzen werden, werden die Elben niemals den Tod durch ihr Alter erfahren. Sie erwachen im Stadium der Kleinsten, wie jedes Volk, sie wachsen empor, lernen, ihr Geist wird geschult vom Leben und ihren Lehrmeistern – und irgendwann, so scheint es, stoppt dieser Prozess einfach. Natürlich entwickelt ihr Geist sich stetig weiter. Vielen alten Elben, so heißt es, kann man anmerken, dass ihre Geister alt geworden sind, starr und unflexibel. Sie hängen den zahllosen Jahrhunderten der Erinnerungen nach, bedauern den Verlust alter Traditionen, an die sich Jüngere nicht einmal erinnern können. Selbst die langlebigen Zwerge sterben eines Tages an ihrem Alter. Wenn die Falten sich tief in ihre Gesichter graben, ihr Durst nachlässt und ihre Arme nicht mehr die alte Kraft aufbringen, dann wissen sie, das ihre Zeit gekommen ist. Falten zeichnen auch die Gesichter der Alten des hohen Volkes, doch Ereshkigal scheint kein Interesse daran zu hegen, sie zu sich zu nehmen. Damit stellen sie eine Ausnahme dar, etwas Unikates unter all den bekannten Völkern der Welt. Gerade Menschen tragen oftmals ein skurriles, völlig verzerrtes Bild der Elben in sich. Als 'Spitzohren' und ähnliches verschrien, kursieren Geschichten über fortwährende Singerei, über endlose Feste und Tänze, die gleichermaßen ansehnlich wie strikt reglementiert sind. Unter Elben zu leben, so schrieb einst ein Wandersmann, ist so, als würde man sich freiwillig in Ketten legen lassen. Nicht nur ihre Geringschätzung für die kurzlebigeren Völker tragen zu diesem Empfinden bei – es ist auch ihr ausgeprägtes Misstrauen. Bedenkt man sich eine Weile, wie dies Hand in Hand geht, kann man zumindest Letzteres vielleicht verstehen. Ein Mensch sieht ein Problem und handelt gemäß seinem Gusto. Zwerge sehen ein Problem und wägen gut ab, ehe sie handeln. Die Elben aber gehen noch einen Schritt weiter. Von Natur aus unsterblich, haben sie nicht das 'Glück', zu sterben, bevor sie die Konsequenzen ihrer Entscheidungen sehen. Über Jahrhunderte und Jahrtausende kann ein falsch geführter Pfeil, ein unbedacht gesprochener Satz oder auch nur die Entscheidung zwischen dem linken und dem rechten Pfad verheerende Folgen entwickeln. Und sie, die sich als erhoben betrachten, als gesegnet und erkorene Hüter des Gleichgewichtes, wollen sich zweifellos schon ihres Rufes wegen keine Fehler leisten. Falael Aldalithe gehörte zu eben jenen Alten seines Volkes. Sein Geist war starr geworden, bar aller Kompromissbereitschaft. Er hing die Mehrheit seiner Tage den vergangenen Zeiten nach und sah unter müden, aber wachsamen Augen, wie die Geschicke der Welt sich wandelten. Obwohl Falael erst fünfzehnhundert Jahre maß – für sein Volk stattlich, aber längst noch nicht 'alt' -, war sein Geist geprägt von tiefer Melancholie und einer Verzweiflung, die nie Worte fand. Unter seinesgleichen fand er tiefsten Respekt für die Leistungen vergangener Tage, denn in eben jenen Zeiten, denen er nachtrauerte, war er Führer der Elben von Esgaroth gewesen. Er hatte das hohe Volk in Lumiél beschützt und bewahrt, seine Geschicke gelenkt und versucht, das Gleichgewicht zu halten. Es waren schwierige Zeiten gewesen, voll von schwierigen Entscheidungen, doch hatte er nicht immer sein Volk zu beschützen gewusst? Hatte er nicht alles in seiner Macht stehende getan, um zu retten, was zu retten war? Man zollte ihm Respekt, ebenso, wie man ihn mied. Anerkennung und Distanzierung gingen für den Hausherrn Aldalithe Hand in Hand. Kein Wunsch wurde ihm vom neuen Rat je abgeschlagen und dennoch spürte er in seinem Herzen die Zerrissenheit, die tiefe Kluft, die die Vergangenheit geschlagen hatte. Er harrte auf der einen Seite aus, während sein Volk auf der Anderen stand. Dies ist die Geschichte eines einzigen Tages vor sechshundert Jahren – eines Tages aus Falaels Leben. Am Ende dieses Tages aber sollte von dem Elb, der er einst war, kaum noch etwas übrig sein. Früher Morgen. Man spürte es an der klammen Kälte, die es mit sich brachte, wenn Tau und Dunst sich vereinten. Ein dicker, kalter Neben stieg von den Mooren her auf und schickte sich an, den Boden zu verschlingen. Sollte er nur – Esgaroth lag sicher. Nicht nur, weil die Häuser der Hohen sich in den Kronen der Bäume bargen, sondern darüber hinaus, weil unzählige Jäger das Gebiet gut im Auge behielten. Seit Jahrhunderten wurden sie ausgebildet, kannten jeden Baum, jeden Zweig. Ihren wachsamen Augen entging nichts und diese Vorsicht, gepaart mit ihrer Kompromisslosigkeit gegenüber Eindringlingen, hatte den Elben von Esgaroth schon seit vielen Jahrhunderten friedlichen Schlaf beschert. Nicht aber für Falael. Die Alten, so sagt man sich unter seinem Volk, brauchen weniger Schlaf. Er bezweifelt das. Nacht für Nacht legt er sich zu Bett, legt sich zu seiner Gefährtin und seiner Tochter, schließt die Augen und schläft wenige Stunden, bis die Nacht ihn mit Dunkelheit, Kälte und der Enge seiner Gedanken wieder unter den Wachenden willkommen heißt. Er sieht Gesichter, spürt den Schweiß auf seiner Stirn, wenn er einen bestimmten Satz spricht. Manchmal, da schreckt er regelrecht auf. Zeiten, in denen Kythaela ihn beruhigen musste. Dann sprach sie mit ihrer sanftmütigen Stimme auf ihn ein und beschwor, dass es nur ein Traum war. Dabei war es viel mehr als das. Es waren Erinnerungen. Auch diese Nacht erwachte Falael, weil die vergangenen Zeiten ihm keine Ruhe ließen. Viele Jahrzehnte war es schon her, dass er zu bedauern begonnen hatte. Er bedauerte dabei keineswegs die Entscheidungen, die er getroffen hatte – er bedauerte nur, dass Elben nicht ihres Alters wegen scheiden konnten. Hätte er sich das Leben genommen? Niemals. Es gab unter den Ihren kaum ein größeres Verbrechen, als ein Leben zu nehmen, wenn es unnötig war. Zumal es Leilatha gab. Sie war noch zarte sechzig Jahre alt, ungestüm und voll der Ungeduld, die der Jugend zueigen war. Wie hätte er sie in einem solch empfindlichen Stadium ihres Lebens allein lassen können? Die Zeiten waren merkwürdig gnädig gewesen. Schon vor fünfzig Jahren hatte es begonnen. Afamraíl, ein entfernter Cousin, war verschwunden. Die Gemeinde der Elben war nie groß genug gewesen, um zahlreiche Verluste zu verkraften. Kriege hatten für die Elben daher immer schon eine gesonderte, besonders schwerwiegende Bedeutung. Aber das, das war kein Krieg. Zumindest hatte es nicht so begonnen. Afamraíl war als Händler tätig gewesen, als er verschwand. Im Dienste des neuen Königs hatte er sich gut bezahlen lassen, um zwischen den Menschen und den Elben zu verhandeln. Bessere Preise für elbische Waren, weniger Steuern im Gegenzug. Es schien zum Nutzen aller. Lange glaubte Falael, sie hätten sich vielleicht geirrt. Menschen waren so schrecklich kurzlebig und daher so unglaublich impulsiv. Sie handelten, ohne die Folgen ihres Handelns gründlich zu überdenken. Sie waren kaum mehr als Eintagsfliegen – sie mussten nur selten erkennen, welch weite Kreise ihr Tun zog. Vielleicht hatte ein aufgebrachter Ehemann Falael erschlagen, weil er nach dessen Ansicht zu höflich zu seiner Frau gewesen war? Vielleicht hatte der König es sich anders überlegt? Bei diesem Volk konnte man es einfach nicht wissen. Natürlich hatte Afamraíls Verschwinden Folgen. Es wurde eine Beschwerde beim König eingereicht, es wurde eine Untersuchung angestrengt, die Stadtwache bemüht. Unzählige Jäger wurden ausgeschickt, den Spuren Afamraíls zu folgen, doch die Ergebnisse waren... ernüchternd. Bis nach Varakas konnte man seine Spur zurück verfolgen, doch dann? Sie verlor sich im Sand, wie die Menschen zu sagen pflegten. Zufrieden war damit niemand gewesen. Seine Verwandten am wenigsten. Man hatte den Rat beschworen, zu handeln, die Menschen unter Druck zu setzen. Sie wussten etwas, sie mussten einfach! Falael hatte damals schon seine Zweifel geäußert. Es sah den Menschen nicht ähnlich, jemanden verschwinden zu lassen. Ihn ausweiden und wie Barbaren auf Spieße gesteckt durch die Provinzen tragen – ja, das wäre dem schon nahe gekommen. Oder ihn in Einzelteilen in die Enklaven der Elben senden, um dem hohen Volk deutlich zu machen, auf welchem Platz der neue König sie sehen wollte. Aber Afamraíl hätte nützlich für sie sein können. Als Verschwundener gab es keinen Druck von ihm, keinen Schock, nur... Fragezeichen. Danach wurde es wieder ruhig, lange Zeit sogar – nach Maßstäben der Menschen. Fünfzehn Jahre lang starb kein Elb, ohne dass dem Rat nicht bekannt geworden wäre, wie er den Tod fand. Dann aber starb der Hausherr Ondoren. Ein alter Veteran, der sich wenige Freunde, aber viele Neider gemacht hatte. Er galt als verbittert und zynisch – was für einen Elb ungewöhnlich war. Man hatte ihn in seinem eigenen Haus gefunden, am Arbeitstisch sitzend über den Plänen zur Erweiterung der Siedlung in Nephilim. Die Pergamente waren unlesbar von seinem Blut. Es hatte den Tisch getränkt, den Stuhl, seine Kleider, die Dielen des Bodens, es war bis in die Wurzeln des Baumes gedrungen, der sein Haus trug. Jemand hatte ihm den Kopf und beide Hände abgeschlagen und fein säuberlich, wie eine Trophäe, die nachlässig vergessen wurde, auf dem Tisch aufgereiht. Ein Aufruhr ging durch das Volk, Bemühungen wurden angestellt, doch selbst die besten Jäger fanden keine Spur, die verwertbar war. Nicht auf dem Boden, nicht im Geäst, nicht einmal im Zimmer des Hausherrn Ondoren selbst. Die Unruhe legte sich nicht. Erst Afamraíl, den die Elben trotz der fünfzehn vergangenen Jahre längst noch nicht vergessen hatten, und nun der Nächste. Gab es Grund zur Sorge? Fünfzehn Jahre waren kein Zeitraum für einen Menschen. Keine dieser Eintagsfliegen hätte die nötige Ausdauer und Zielstrebigkeit, um eine Fehde so lange zu treiben und zu planen. Vielleicht ein Zwerg, der den Verlust eines Verwandten in der Viervölkerschlacht bei Samara nicht hatte verkraften können? Diese Vermutungen führten zu nichts – außer der Abkühlung des Verhältnisses zwischen Elben und Zwergen. Da das ohnehin nie sonderlich herzlich gewesen, lief es nunmehr auf einen beinahe-Stilltand hinaus. Weitere zehn Jahre zogen ins Land und die Unruhe schien sich nicht legen zu wollen. Es war kein Gespräch, das aller Tage zum Vorschein kam, doch das Thema fand alle paar Monate unter vorgehaltener Hand seinen Platz und zirkulierte im hohen Volk Lumiéls. Man fürchtete den nächsten Anschlag, den nächsten Verschwundenen, den nächsten Toten. Ein Geist ging um, der spurlos verschwand – das war die eigentliche Bedrohung. Ein Zwerg war nicht achtsam und kundig genug, so vorzugehen, dass selbst die besten elbischen Jäger aufgeben mussten. Was also trug sich hier zu? Es gab Gerüchte über einen Fremden, der vor einigen Jahren mit einem Piratenschiff nach Sundergrad gekommen sei. Hier und da sähe man ihn in Tavernen, stillschweigend wie eine Mauer in der dunkelsten Ecke sitzend, während er auf etwas zu warten schiene. Von Zeit zu Zeit würde er Fragen stellen – Fragen, die das Gerücht überhaupt erst in die Enklaven der Elben getragen hatten. Fragen über elbische Häuser, über Namen, über... Aufenthaltsorte. Die meisten Menschen waren nicht fähig, darüber Aussagen zu treffen. Elben gingen sparsam mit Informationen um – nicht jeder dahergelaufene Händler musste ihren Familiennamen erfahren oder überhaupt wissen, mit wem er es zu tun hatte. Afamraíl ergab plötzlich als erstes Ziel überaus viel Sinn – als Kontakt zwischen Elben und Menschen war er zweifellos am leichtesten aufzuspüren gewesen. Und der Herr des Hauses Ondoren? Man bräuchte nur Zwerge nach ihren Kriegsgeschichten fragen... und diese kleinen, raffgierigen Bärte auf Beinen sah man oft genug in den Tavernen der Menschen, wo sie sich über die Qualität des Bieres das Maul zerrissen und selbiges dennoch mit dem Verspotteten bis zum Anschlag füllten. Wieder wurden Forderungen laut. Doch der Rat wehrte sie ab – das hohe Volk würde gewiss keinen Gerüchten aus den Kehlen betrunkener Kurzlebiger nachgehen. Jedwede Untersuchung in der Richtung sei verboten, man wolle das ohnehin gespannte Verhältnis zum Königshaus nicht weiter verschlechtern, indem man möglicherweise unnötiges Blutvergießen provoziere. Unzufriedenheit machte sich breit. Falael hingegen, obgleich er die Entscheidung des Rates ebenso für falsch hielt, wartete einfach ab. Es waren zu wenige Informationen, um etwas Sinnvolles aus alledem schließen zu können. Selbst als Yalathanil verschwand – ein Angehöriger aus dem Hause Aldalithe und damit entfernt dem Blute Falaels zugehörig -, verweigerte der Rat eine Untersuchung der Gerüchte. Man bemühte sich, Yalathanil zu finden und tatsächlich barg man zumindest Spuren. Die Jäger verfolgten das dünne Etwas an Informationen, das sich ihnen bot, bis in entlegene Sumpfgebiete. Sie fanden Yalathanils Köcher, einen Bogen, dessen Holz von einer Klinge gespaltet worden war und mehrere Pfeile, die sich blindlings in Baumrinden gefressen hatten. Ein Kampf musste stattgefunden haben – von von dem Vermissten selbst fehlte weiterhin jede Spur. Das Moor habe ihn sich geholt. Er hätte wohl mit den Pfeilen versucht, sich zu retten – das Seil, das daran gebunden war, sei bei seinem Versuch, sich zu retten, wohl abgerissen. Es war längst deutlich, dass der Rat den eigenen Worten nicht mehr glaubte. Aber was hätten sie ihrem Volk anderes sagen sollen? Sie konnten keinen offenen Krieg mit den Menschen riskieren, das würde Hunderte oder Tausende töten, es würde ihr Volk nachhaltig schwächen, wenn nicht sogar vernichten. Und bisher waren es ja auch nur zwei Verschwundene und ein Toter... Wann aber waren es genug, um ein Handeln zu rechtfertigen? Fragen wie diese wurden laut und verhallten ohne Antwort des Rates. Man war sich nicht länger einig. Falael hingegen harrte aus. Afamraíl, Ondoren, Yalathanil... es war noch nicht deutlich, aber eine erste Ahnung beschlich den Elb. Er sprach darüber mit niemandem, wollte seine ohnehin wacklige Stellung im Sozialgefüge Esgaroths nicht noch weiter zum schlechten verkehren. Wenn er nun große Worte speien würde und der Rat ihn daraufhin um Beweise ersuchen würde, dann wäre es vorbei mit dem Respekt, den die alten Tage ihm noch einbrachten. Nein, er brauchte mehr Informationen. Und er sollte sie bekommen. Von Afamraíls Verschwinden an bis zu jenem frühen Morgen, da er vor allen anderen Elben Esgaroths erwachte, vergingen fünfzig Jahre. Eine ganze Generation der Menschen wurde geboren, wuchs auf, alterte und starb. Dreiundzwanzig elbische Leben kostete diese Spanne. Dreiundzwanzig Namen, die sich in das Gedächtnis und den Zeitgeist der Elben Lumiéls einbrannten. Fünfzehn Familien, die Verluste beklagten und Trauerfeiern ausrichten mussten. Dabei waren sie, nach Falaels Meinung, noch gut weggekommen. Die Familie Latholeas war vollständig ausgelöscht worden – Nanaletha und ihre zwei Brüder lagen grässlich entstellt auf dem Boden ihrer Gemächer. Aber wer immer ihnen das zugefügt hatte... die fünf Wachen, die um das Haus postiert waren, hatte der Angreifer am Leben gelassen. Was bedeutete das? Jemand ging zielgerichtet vor. Es war kein verschlagener, langfristig angelegter Plan zur Ausrottung der Elben. Jemand hatte es auf ganz bestimmte Namen, Gesichter und Familien abgesehen. Und Falael wusste nun, was sie alle verband. Noch immer schwieg er sich aus, weihte niemanden ein. Sein Wissen hätte Leben retten können – vielleicht zumindest. Aber er hatte sich ausgeschwiegen. Warum? Nein, um Respekt ging es hierbei schon lange nicht mehr. Er wollte wieder friedlich schlafen können. Er wollte die Augen schließen, seine Tochter Leilatha lachen hören, mit seinem Weib intime Momente der Verbundenheit teilen und sich wohl fühlen. Er wollte schlafen können, eine ganze Nacht, am besten noch viel länger. Was war er über die Jahrhunderte doch müde geworden! Zu sehen, wie so viele gute Seelen für das Wohl ihres Volkes und die Geschicke der Welt arbeiteten, nur damit so kurzsichtige Wesen wie die Menschen oder schlimmer noch, 'Zufälle', alles wieder rückgängig machten. Als würden die Alven nicht wollen, dass man ihnen ins Handwerk pfuschte. Falael ging im tiefsten Maße egoistisch vor, das versuchte er sich nicht zu verheimlichen. Er tötete seinesgleichen – indirekt. Aber das war nun einmal der Preis, den er zu zahlen hatte. Der Preis, sein Volk gerettet zu haben. Als er der Gedanken und Erinnerungen überdrüssig war, erhob sich die lange, dünne Gestalt im Bett und schlug die dünne Decke aus gewobenen Fasern zurück. Kythalea schlief selig. Ein Anblick, der ihm das Herz wärmte. Sie war so schön, so jung in ihrem Herzen – sie war der Grund, dass er noch nicht aufgegeben hatte. Langsam erhob Falael sich aus dem Bett. Seine Gefährtin wandte sich um, tastete im Schlaf nach seinem Leib und fand ihn nicht. Ein Augenblick des Mitleides und Zögerns, doch er würde nicht zu ihr zurückkehren. Er musste sie beschützen, das hatte er bei ihrer Weihe geschworen. Leilatha ebenso – wie könnte er wagen, ihr junges Leben in Gefahr zu bringen? Seine Finger versteiften sich, als sie das Holz des Fensterbrettes umschlossen. Unter den dicken, schweren Vorhängen wehte der Wind ungehindert von Glas oder Holzläden in das Zimmer. Falael schob sie ein Stück auf, genoss die Klarheit, die die Kühle in seine Gedanken trug. Er musste sie beschützen, um jeden Preis. Fast war ihm, als könne er die Zukunft sehen. Dreiundzwanzig Namen, dreiundzwanzig und einer noch. Falael Aldalithe, er fehlte. Dessen war sich der alte Elb sicher. Ein Gefühl von Beklemmung befiel ihn. Unbehagen, ganz so, als würde ihn jemand beobachten. Er wandte sich um, seine elbischen Augen tasteten ohne jede Mühe in der fahlen Dunkelheit des Raumes das Zimmer ab. War es schon so weit? War er hier? Nein. Nichts. Doch glaubte er, den Blick nun im Rücken zu spüren... vom Fenster her? Erneut warf er einen Blick in die Wälder Esgaroths. Die Kronen lagen friedlich da, kein Wind wagte auch nur ein Blatt zu zupfen. Tief unten aber, da war kein Boden. Das Moor sandte den Morgennebel, um den Wald bis auf halbe Höhe der Bäume zu verschlucken. War er dort? Starrte er zu ihm herauf? „Du siehst Gespenster.“ flüsterte Falael resignierend. Er zog den Vorhang wieder zu – seine Gefährtin sollte ihren Schlaf genießen können. Er selbst hatte noch viel zu tun. Seine Schritte trugen ihn zur Tür. Er legte sich sein Gewand an, trat hinaus in den taufrischen Morgen. Geschäftige Schritte führten ihn über die brückenähnlichen Konstruktionen und stabil miteinander verwachsenen Äste zu seinen Zielen. Die Kammer des Rates war sein erster Anlaufpunkt, doch die Stadt schlief noch. Also kehrte er in den nördlichsten Zipfel der Stadt ein. Hier erhob sich ein Baum, der in zwanzig oder dreißig Jahren ein neues Haus tragen sollte. Noch ließ man ihm Zeit, sich zu stärken. Es sollte Leilathas Haus werden. Vierzig Jahre würde ein Baumeister sich mit den Waldgeistern und der Essenz des Baumes verständigen, um das Haus zu formen. Wenn es fertig war, wäre Leilatha nicht nur bereit, auszuziehen – sie wäre auch bereit, den Bund einzugehen. Vielleicht fände sie sogar einen Gefährten, der ihm zusprechen würde. Für Falael ein schöner Gedanke, obgleich es ihn bekümmerte, dass er diese Zeit wohl nicht mehr erleben würde. Fünfzig Jahre seit dem ersten Verschwundenen, aber wer immer unter den Elben wütete, lernte sich immer sicherer zu bewegen. Es verging zusehens weniger Zeit bis zum nächsten Anschlag. Vor einem Mondzyklus erst hatte es Rhespen getroffen, einen jungen Elb aus Xeranor. Falael stand dort, wo die Stadt endete und die wilde Natur begann. Seine Füße balancierten völlig mühelos an der Kante des letzten Astes, während sein Blick den Baum abfuhr, der einst ein neues Heim bergen sollte. Stark, groß und breit war er. Er würde Halt für ein großes und stabiles Haus bieten, vielleicht sogar größer als das, dass er selbst dereinst bezogen hatte und noch immer bewohnte. Falael setzte sich, ließ die Beine ins Leere baumeln und hing seinen Gedanken nach. Gedanken über Esgaroths Zukunft, das Schicksal der Elben, über die Zukunft seiner Gefährtin, seiner Tochter – über die Zukunft des Rates. Was würde geschehen, wenn auch er verschwand? Schlimmstenfalls würde der Rat dann anfangen, eine Entscheidung zu treffen. Es würde Krieg geben, unzählige Tote. Das galt es natürlich zu verhindern. Eben jene Überlegungen weckten eine gewisse Geschäftigkeit in Falael. Er erhob sich wieder, wandte sich von Leilathas zukünftigem Heim ab und ließ seine Füße ihn erneut zur Ratskammer tragen. Tatsächlich hatte die reine Grübelei fast zwei Stunden ins Land ziehen lassen, sodass Esgaroth langsam erwachte. Der Rat, allzeit geschäftig wie die Vögel im Frühling, war bereits wieder dabei, die Geschicke der Elben zu besprechen. Seit einigen unschönen Zwischenfällen mit unruhigen und aufgebrachten Bürgern, in deren Zusammenhang völlig ungerechtfertigt Falaels Name fiel, wagte der alte Elb es nicht mehr, dem Rat persönlich unter die Augen zu treten. Also ging er vor der Tür auf und ab, geradezu ungeduldig. Er ignorierte die neugierigen Blicke der wenigen, die zu dieser Zeit seinen Weg kreuzten, ignorierte ihre Wünsche eines guten Morgens oder quittierte sie bestenfalls mit einem Brummen. Da hatte er fünfzehnhundert Jahre gelebt und nun beschlich ihn das Gefühl, ihm würde die Zeit davon laufen! Es dauerte seine Zeit, bis der Rat eine erste Pause einlegte. Falael hielt sich hinter den kunstvoll gewachsenen, verzierten Türen der Kammer und beobachtete die Persönlichkeiten, die selbige verließen, um frische Luft zu atmen und der Enge der Politik zu entkommen. Erst als ein bestimmtes Gewand auftauchte, trat er eilig einen Schritt vor und klopfte jenem kurz auf die Schulter. Das Ratsmitglied war ein alter Bekannter Falaels und schuldete ihm noch einen Gefallen – immerhin hatte der alte Elb ihn vor über dreihundert Jahren mit seiner heutigen Gefährtin bekannt gemacht. „Falael! Was treibst du dich zu solchen Zeiten hier herum?... Du siehst besorgt aus. Kann ich etwas für dich tun?“ grüßte ihn Talearan. Immer schon hatte er diese Gabe gehabt, die Mimik und Gestik eines Lebewesens auszulesen wie die kalligraphischen Zeilen eines guten Buches. Falael bewunderte diese Gabe – sie war ihm selbst nicht zueigen. Dennoch musste er mit einem bitteren Lächeln den Kopf schütteln – was er sich zu solchen Zeiten hier herumtreibe? Es war nur zu gut zu hören, was wirklich hinter dieser Frage stand. Talearan war unsicher. Er war noch nicht lange im Rat und ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, man könne ihn hier sehen, zusammen mit dem Mann, der – völlig zu Unrecht, was aber keine Rolle spielte – ständig in einem Atemzug mit den Unruhestiftern genannt wurde. „Tatsächlich könntest du das. Sei versichert, es wird dich nicht viel kosten und danach... sind alle Schulden beglichen.“ bot Falael großmütig an und versuchte, nicht erzürnt zu sein, als Talearan geradezu übermütig zu strahlen begann. Freunde legten nicht jedes Wort und jeden Gefallen auf eine Goldwaage und waren bestrebt, immer einen Ausgleich zu erzielen. Zumindest wusste Falael damit, woran er bei jenem Herrn Ratsmitglied war. Oder besser, woran er bei ihm jetzt war – immerhin hatte sich das früher einmal anders dargestellt. „Ich möchte, dass du Kythaela und Leilatha heute aufsuchst und zur dir einlädst. Bitte sie, bei dir zu übernachten. Lass dir etwas einfallen, einen Vorwand – sowohl dafür, dass sie übernachten, als auch dafür, warum ich daran nicht teilhaben sollte. Meinetwegen erkläre ihnen, dass du versuchst, die Gerüchte um mich zu zerstreuen, es aber einen falschen Eindruck erwecken könne, wenn ich dabei wäre. Ich bin mir sicher, dir fällt etwas ein.“ Natürlich war Talearan neugierig – trotz seiner Befürchtungen, die Achtung der anderen Ratsmitglieder zu sehen. Ein Elb wie Falael, der so sehr mit seiner Gefährtin verbunden war und sogar das Glück der Elternschaft genoss, was könnte den dazu bringen, seine Familie los werden zu wollen? Es musste mehr dahinter stecken! Doch wie Talearan es erwartet hatte – wenngleich dennoch zu seinem Verdruss -, erwies sich Falael als sehr unwillig, Auskünfte zu erteilen und weitere Details heraus zu geben. Klar wurde dem Ratsmitglied lediglich, dass es Falael ernst war, dass es zumindest seiner Meinung nach von größter Wichtigkeit war. Ja, der alte Elb sah irgendwie verhärmt aus, besorgt und... angespannt. Noch während er Falael seine Bitte zusicherte, notierte sich Talearan, heute Abend zwei Wachen vor seiner Tür abzustellen. Dieser Tage waren viele nervös und fürchteten um ihr Leben, aber Falael gehörte in der Regel nicht zu jenen, die grundlos besorgt waren. Vielleicht galt es, diese Sorge zu teilen. Falael dagegen bedankte sich aufrichtig. Er sah Talearan zu, wie er ihm den Rücken kehrte und seinen Weg ging. Der alte Elb dagegen trat aus dem Schatten der Tore der Ratskammer hervor, umrundete diese und betrat die Kammer. Nun, da sie leer war, gab es keinen Blick, den er zu scheuen hatte. Die Pause würde eine Weile andauern, genug Zeit, sich umzusehen und... in Erinnerungen zu schwelgen. Die lange Tafel, deren Beine sich knorrig erhoben und zu einer breiten, rindenlosen Fläche auswuchsen. Die Sitze, die auf gleiche Weise aus dem Boden wuchsen, die wundervollen Täfelungen, die Ranken, die eng umeinander geschlungen einer gewaltigen, geschlossenen Blüte gleich Wände und Decke gleichermaßen bildeten. In diesem Raum hatte er vor vielen vielen Jahren gestanden, Befehle erteilt, Rat empfangen und die Geschicke Tausender gelenkt. Er bedauerte, diese Aufgabe abgetreten zu haben. Natürlich hatte das seine Gründe gehabt – dennoch war sein Leben nach dem Vorstand des Rates merkwürdig leer gewesen. Vielleicht, so hatte Falael lange befürchtet, war er den Menschen gar nicht so unähnlich. Vielleicht hatte er sich an die Macht gewöhnt, wollte sie inne halten, mehren? Auch solche Gedanken ließen ihn manche Nacht aufwachen. Als er glaubte, die Ratsmitglieder zu hören, verabschiedete er sich. Er trat hinter den einen Stuhl am Kopf der Tafel, strich mit den Fingerspitzen darüber, er spürte die Maserung des Holzes, die Altersringe des urtümlichen Baumes, der so freundlich war, ihnen die Ratshalle zu bieten. Letztlich verließ er die Halle gerade rechtzeitig, nickte fast demütigen Blickes den einkehrenden Ratsmitgliedern zu, die ihn mit teils gleichgültigen, teils gereizten Blicken betrachteten. Seine nächsten Schritte waren nicht minder wichtig. Er suchte alte Freunde der Familie Aldalithe auf. Er informierte einen Jugendfreund, dass er sich im Ernstfall gut um seine Gefährtin kümmern soll, gab Leilathas Amme Bescheid, dass sie ein Auge auf seine Tochter haben müsse. Er benachrichtigte viele Bekannte und Freunde – und ließ einen jeden von ihnen im Dunkel. Keine Antworten, keine Erklärungen. Dafür war kein Platz. Zu gegebener Zeit, so meinte er, würde sich jede Frage ganz von allein klären. Das war zwar im Sinne des elbischen Volksgeistes, stimmte aber keinen ruhiger. Meist waren es sorgenschwere Blicke, die ihm an diesem Tag folgten. Doch je mehr der Punkte auf seiner gedanklichen Liste er abstrich, umso ruhiger wurde Falael selbst. Es war fast, als würde er eine Reise vorbereiten. Du, hüte mein Kind. Du, achte auf mein Weib. Du, halte mein Haus ordentlich und sauber. Ja – als würde man eine Reise planen. Wohin es ging, das war noch nicht ganz klar. Aber zumindest würde mit dem Beginn seiner Reise eine lange Kette von Grausamkeiten endlich enden. So war er auf seine alten Tage seinem Volk doch noch ein letztes Mal dienlich – er gab ihnen die Ruhe und den Frieden zurück, der ihnen inne wohnen sollte. Vielleicht nicht sofort, aber die Jahrzehnte nach ihm sollten ihm Recht geben, da war er sich sicher. Leider gelang Falaels Plan jedoch nicht zur Gänze. Leilatha spürte ihn gegen Nachmittag auf, als er gerade das Haus seiner Schwester verließ. Sie rief ihn Vater, rannte zu ihm und sprang ihm in die Arme. Falael fing sie auf, wirbelte sie ein, zwei Mal im Kreis, ehe er sie wieder absetzte. Sie ernteten skeptische Blicke – nicht zum ersten Mal. Vielleicht hatte er sie ein oder zwei Mal zu oft mit nach Westen in die Lande der Menschen mitgenommen, aber dennoch musste er diesen Kurzlebigen zugute halten, dass sie eine herzlichere Art an sich hatten, als es unter seinesgleichen der Fall war. Leilatha hatte sich diese Wesenheit scheinbar ebenso als positiv angenommen. „Du solltest doch gar nicht hier sein! Hast du denn keinen Unterricht?“ rügte Falael streng, doch seine Tochter strahlte über das ganze Gesicht. Voll inbrünstigem Stolz erzählte sie ihm von dem Wettbewerb, den ihr Lehrmeister ausgerufen hätte. Der Schüler, der zuerst einen Pfeil direkt ins Ziel lenke, hätte den restlichen Tag frei – und natürlich hatte sie gewonnen. Eines Tages, so fing Leilatha vorsichtig an, würde sie eine Verteidigerin ihres Volkes werden wollen. Falael mied dieses Thema – es führte zu oft zum Streit. Die Elben waren kein aggressives Volk. Sie bildeten keine Soldaten aus, keine Krieger und Söldner. Sie schulten Verteidiger, die bereit waren, mit den nötigen Mitteln ihrem Volk zu Hilfe zu eilen – sei es mit Worten, Magie, Schwert oder Bogen. Ganz im Geiste der Elben, war ihnen untersagt, Leben zu nehmen, wenn es nicht absolut notwendig oder unausweichlich war. Leilatha hatte kein Interesse an Kampf und Krieg, aber wie ihr Vater schon vor ihr, wünschte sie ihrem Volk zu dienen. Eben diese Stelle machte es für Falael oftmals schwer, ihr zu widersprechen. Er wollte nicht, dass sie sich dafür ausbilden ließ, konnte ihr aber auch nicht versprechen, dass es dereinst im Rat einen Platz für sie geben würde. Gewiss gäbe es noch andere Wege, ihrem Volk zu dienen. Die Baumeister, die mit den Wäldern sprachen, um die Enklaven zu vergrößern, brauchten stetig neue Anwärter. Die Jäger konnten eine so geschickte Schützin auch zweifellos gut gebrauchen. Doch das waren Dinge, von denen seine Tochter nichts wissen wollte. Also wich er auch dieses Mal aus. Er lobte ihren Erfolg im Wettbewerb und ließ sich von Leilatha dazu überreden, mit ihr eigene kleine Wettbewerbe auszutragen. Sie warfen Klingen aus Knochen, schossen mit dem Bogen und übten sich darin, wer zuerst vom einen Ende der Stadt zum anderen käme. Natürlich geziemte sich das nicht, solch einen Radau zu veranstalten – aber Falael scherte sich dieser Tage wenig darum, was sich gehörte und was nicht. Er genoss die Zeit mit seiner Tochter auf die Weise, die ihm die Beste schien. Als es langsam Abend wurde, verweilte sie noch neben ihm. Nun saßen sie zusammen am Nordende Esgaroths und blickten gemeinsam auf den Baum, der erst noch wachsen musste, ehe er Teil der Stadt werden würde. Sie schwiegen und niemanden störte das. Leilatha lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Vaters, seufzte schwer und flüsterte leise einen Dank an Phylia, dass der Wald ihrem Volk ein solch friedfertiges, gerechtes Leben ermögliche. Falael dagegen war erfüllt von Stolz, zu sehen, zu hören und zu spüren, was für eine großartige Tochter er da herangezogen hatte – wenngleich das auch bei Leibe nicht allein sein Verdienst war. „Leilatha, da bist du ja!“ erklang eine Stimme. Beide aus dem Hause Aldalithe wandten sich um, nur um das Ratsmitglied zu erblicken. Talearan war gekommen, die Bitte Falaels zu erfüllen. Seine Gefährtin hatte er bereits auf dem Markt vorgefunden und überreden können, nun war es aber an der Zeit, Vater und Tochter zu trennen. „Deine Mutter wünscht dich zu sehen. Ich versicherte, dich zu finden – sie wartet bei mir daheim!“ erklärte Talearan freundlich. Gelogen war das nicht – nur geschickt ausgedrückt. Leilatha, die noch zu jung war, um ein Gespür für diese Tricksereien zu haben, nickte ergiebig, wie es sich gegenüber einer Respektsperson gehörte. Sie erhob sich zusammen mit Falael, doch als sie gehen wollte, hielt der alte Elb sie am Handgelenk zurück. Verwirrt flüsterte sie seinen Namen, doch die damit zum Ausdruck gebrachte Frage ignorierend, trat Falael an sie heran, fasste ihren Kopf in seine Hände und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Überbringe deiner Mutter Grüße. Ich habe noch etwas zu erledigen.“ trug der alte Elb ihr auf, „Und nimm das. Es ist... nur eine Kleinigkeit.“ Derartige Bekundungen von Zuneigung waren unter den Elben zwar nicht unüblich, sie derartig öffentlich auszutragen hingegen schon. Demgemäß errötete Leilatha sogar ein Stück weit, unsicher, ob sie sich nun bei ihrem Vater bedanken oder beim Ratsmitglied beschämt entschuldigen sollte – der Effekt verstärkte sich nur noch, als Falael ihr auf seine letzten Worte hin eine fein verzierte Haarspange aus Ebenholz in die zierlichen Hände drückte. Ein gutmütiges Lächeln ihres Vaters begleitete dieses Geschenk. „Ist schon gut.“ beschwichtigte Talearan, als hätte er die Gedanken der Jugendlichen lesen können. Sie nickte zögerlich und ging ihrer Wege. Nur einen Moment blieben Falael und sein ehemaliger Freund allein in der aufziehenden Abenddämmerung zurück, blickten einander tief in die Augen, erforschten das Wesen des Anderen. Talearan wurde aus dem Alten einfach nicht schlau – eine Wand, eine Blockade. Er verbarg etwas, das er für wichtig hielt, wollte aber kein Wort darüber verlieren. Falael dagegen sah, dass Talearan, egal was er von ihm selbst nun hielt, sich gut um alles kümmern würde. Um das Haus, um seine Gefährtin, um Leilatha. Ihre Trennung voneinander basierte tatsächlich nur auf Politik und der Unannehmlichkeit, dass er an Einfluss verlieren würde, wären seine Bande zu Falael zu stark. Der Gedankengang, einem der Seinen zur Last geworden zu sein, gleich ob verschuldet oder nicht, war für Falael fast beschämend. Immer hatte er sich für die Seinen stark gemacht und nun musste er einen Freund ziehen lassen, weil er unbequem geworden war. Wortlos trennten sie sich und der alte Elb suchte seinen Weg heimwärts. Es war Zeit, schlafen zu gehen. Vielleicht irrte er sich, vielleicht würde heute Nacht gar nichts geschehen. Vielleicht erst morgen, in einer Woche, einem Monat, einem Jahrzehnt. Was dann? Er würde ausziehen müssen. Weit hinfort von den Seinen, um diesem Spuk ein Ende zu setzen. Und wenn es gar nicht um ihn ging? Dann würde er ein Leben in ständiger Angst führen, und das völlig grundlos. Aber so war es nicht. Er spürte es, er ahnte es, er sah in der Liste der dreiundzwanzig Namen die Zusammenhänge ganz deutlich herausstechen. Es konnte einfach kein Zufall sein. Zufall gab es nicht – es gab nur lange Ketten von Reaktionen und Bedingungen, die sich der eigenen Wahrnehmung oder der eigenen Befähigung, etwas zu begreifen, entzogen. Und weil sich damit schlecht umgehen ließ, nannte man das einfach 'Zufall'. Als er die Tür lautlos hinter sich schloss, schweifte sein Blick durch den kleinen Vorraum. Ein Tisch, drei Sitzplätze, ein paar Regale, auf denen alte Bücher lagen. Texte über seine Wanderjahre, Tagebücher seiner Gefährtin über ihre Zeit als Abenteurerin, Lexika und Folianten über verschiedene Kapitel der elbischen Geschichte und Kultur, über alte Traditionen, sogar eine staubige alte Historie. Nichts Außergewöhnliches. Wie oft hatten sie hier gemeinsam gespeist? Es herrschte immer Ruhe und Stille, bis Leilatha irgendeinen Witz erzählte, den sie irgendwo aufgeschnappt hatte. Seine Gefährtin war sehr bemüht, sich gut zu stellen und den Erwartungen zu entsprechen, demgemäß lachte sie nur selten – meist, wenn der Witz ihre Selbstbeherrschung überwand. Falael hatte sich allzeit schon weniger Mühe gegeben, irgendwelchen Anforderungen zu entsprechen. Die Welt wurde nicht von denen geformt, die ihre Regeln einhielten, sondern von jenen, die neue Regeln schrieben. Falael begab sich in das zweite Zimmer des Hauses. Das Bett nahm einen Großteil des Raumes ein, nahe am Fenster. Er zog die Vorhänge wieder zu, sperrte die Kälte hinter den dicken, schweren Vorhang aus. Seine Schritte durchmaßen den Raum, trugen ihm viele Erinnerungen zu. Er vermisste die Zeiten, als man noch zu ihm aufsah. Vorsichtig nahm er an seinem Arbeitstisch Platz. Hatte man vor fünfunddreißig Jahren nicht den Hausherrn Ondoren an seinem Tisch vorgefunden? Was für ein grausames, hässliches Ende er doch gefunden hatte. Ob es ihm genauso ergehen würde? Falael löschte alle Lichter im Haus. Es blieben nur drei Öllampen zurück. Eine stand beim Fenster, die Zweite auf dem Regal neben der Tür und die Dritte beleuchtete den Tisch, auf dem er kalligraphisch die Feder über das Pergament führte. Mit größter Sorgfalt achtete er darauf, das kein einziger Tropfen der kostbaren Tinte herab fiel und möglicherweise sein Werk verschmutzte. Er zog die Linien in alter Übung, ausladend, weit geschwungen und verziert. Vieler Worte bedurfte es nicht. Jene, die zurück blieben, würden daraus alles schlussfolgern können, was nötig war, um den Elben Lumiéls wieder Frieden zu bringen. Mit der Nacht kehrte Stille in Esgaroth ein. Entgegen den Vermutungen der Menschen, mussten Elben nicht alle zwei Stunden singen und tanzen, um zu überleben. Gewiss hatten sie dahingehend Recht, das elbische Feste sehr auf diese zwei Besonderheiten ausgelegt waren und auch insgesamt üppiger ausfielen, doch wenn die Nacht herein brach und es keinen Feiertag gab, dann legte sich nach einem geschäftigen Tag auch eine elbische Enklave zur Ruhe. Dass sein Gefühl ihn nicht betrogen hatte, begriff Falael in dem Moment, als die Öllampe beim Fenster zu Boden stürzte. Der schwere Vorhang hatte sich unter einem Windstoß aufgebläht und das fragile Gefäß zu Boden gestürzt. Der Kristall zersprang in unzählige Stücke, das Öl geriet in Brand und richtete binnen kürzester Zeit ein heilloses Chaos an. Natürlich war das nichts, was auf einen Angriff hinwies – obwohl es schon merkwürdig war, dass ein einzelner, obendrein in einer windstillen Nacht auftauchender Hauch die schweren Vorhänge so aufblähen konnte, die sogar im Winter die Eiseskälte fern hielten. Falael jedoch war lediglich um sein Haus besorgt. Das würde ihm jetzt noch fehlen – ein Brand! Zumal sich das Feuer schlimmstenfalls auf die ganze Stadt würde ausbreiten können. Was die Leute dann erst sagen würden! Da verhielt er sich den ganzen Tag merkwürdig und dann, welch Zufall, brannte ein Haus ab und riss halb Esgaroth in die Flammenhölle. Nein, so konnte es natürlich nicht enden! Er eilte vom Tisch zum Bett, packte die fasrige Decke und warf sie auf den kleinen, brennenden Ölfleck. Ohne Luftzufuhr erstickte das Feuer trotz der Hitze des Öls fast sofort. Um sicher zu gehen, tastete Falael auf Knien am Boden kauernd die Decke ab. Er durfte nicht riskieren, dass die Decke möglicherweise durch die Hitze, die das Öl schon entwickelt hatte, sich entzünden würde – dann wäre alles durch einen Versuch, das Feuer zu löschen, nur noch schlimmer geworden! Just als zufrieden feststellte, dass die Gefahr durch einen Brand scheinbar bezwungen war, erstarrte Falael. Dem alten Elb gefror regelrecht das Blut in den Adern. Da war es wieder – das Gefühl, angestarrt zu werden. Aus allen Richtungen des Raumes schien es zu kommen. Vorsichtig, ja fast schon ängstlich, hob der alte Elb den Blick zum Fenster. Ein hauchdünner Spalt nur zwischen den zwei schweren Vorhängen, doch... da war nichts. Bewaldete Äste und jenseits derer, freier, klarer Sternenhimmel. Allerdings war das Gefühl nicht weg. Und mit dem Heben des Kopfes hatte er noch etwas bemerkt. Es war ungewöhnlich dunkel im Zimmer. Ohne sich aufzurichten, wandte er den Kopf zur Seite. Er konnte alles halbwegs einsortieren: Etwas Licht gab es noch. Und dem Kreis nach, der noch beleuchtet wurde, musste die Lampe auf dem Tisch noch brennen. Doch was war mit der Lampe auf dem Regal? Falael spürte, wie sich die wenigen, kurzen Härchen in seinem Nacken und auf seinen Armen aufstellten. Seine Kehle wurde trocken, schien sich zuzuschnüren, während sein Puls einen kräftigen Satz nach oben machte. Da war keine Tür mehr. Nur ein großes, schwarz klaffendes Loch in einer kaum sichtbaren Wand. Als würde die Nacht selbst jene Seite des Zimmers verschlucken wollen. Wie lange er in die Schwärze der Türöffnung starrte, wusste Falael nicht. Es kam ihm wie Stunden vor. Er wusste, dass er die Tür geschlossen hatte, als er ins Zimmer gekommen war. War er noch allein hier? Eine Bewegung beantwortete ihm die Frage. Da war jemand, eindeutig. Falael versuchte, sich zusammen zu reißen. Er wollte eine Frage stellen, aber sein Körper verweigerte ihm den Dienst und brachte keinen Ton hervor. Er schloss die Augen wenige Sekunden, versuchte sich zu konzentrieren. „Wer... bist du?“ flüsterte er fast tonlos der Dunkelheit entgegen. Doch die Schwärze antwortete nicht. Eine erneute Bewegung brachte den Boden kurz zum vibrieren. Etwas Schweres war auf die Dielen getroffen. Wenn das ein Schritt war, musste es sich bei diesem Eindringling um einen Troll handeln! Kurz darauf erneut ein dumpfes Aufprallen. Eine Kontur schälte sich langsam aus der Schwärze der offenen Tür. Den Umrissen nach hätte es ein Ork sein können! Die Oberarme, der Torso... kein Elb, niemals, und viel zu groß für einen Zwerg. „Deine Berater – tot.“ sprach eine tiefe, durchdringende Stimme. „Wer bist du?“ wiederholte Falael atemlos. „Deine Generäle – tot.“ Ein Schaudern brachte Falael zum zittern. Was hatte das alles zu bedeuten? Sein Geist raste und hatte die Wahrheit völlig verdrängt, die er den ganzen Tag bleischwer auf seinen Schultern gespürt hatte. Hier und jetzt bestätigte sich seine Befürchtung und er war unfähig, es zu erkennen. „Wovon sprichst du?“ „Dein Rat – tot.“ setzte das tiefe Brummen ungerührt fort. Mit jedem Satz aber trug ein Schritt die Gestalt tiefer in den Raum, weiter aus dem Dunkel hervor. Falaels Blick fiel auf massive, schwere Plattenpanzerstiefel. Daher das klapperne Geräusch, daher das Gewicht – denn an die Stiefel schloss sich noch mehr Metall an. Eine Rüstung wie diese hatte Falael nie gesehen. Er kannte allerhand kuriose Erzählungen über Menschen und Zwerge, die solche massiven Panzer trugen, hätte aber nie geglaubt, dass ein lebendes Wesen fähig wäre, sich mit so viel Metall am Körper überhaupt noch vernünftig bewegen zu können. „Was willst du von mir?“ brachte Falael hervor. Seine Stimme zitterte wie Espenlaub. „Vergeltung.“ antwortete ihm der Gerüstete und trat mit einem weiteren Schritt aus dem Schatten hervor. Ein massiver Plattenpanzer schob sich wie das Schuppenkleid einer Schlange über den gesamten Torso, verbarg auch Arme und Beine, zog sich sogar bis zum Hals herauf, wo es nahtlos in einen angepassten, offenkundig persönlich zugeschnittenen Helm überging. Falael hatte für Schmiedekunst nie etwas übrig gehabt – wie die meisten Elben befand er das Entreißen der Metalle aus dem Erdboden und das gewaltsame Formen unter Schmiedehammer und Glut für viel zu archaisch. Doch die Rüstung entrückte ohnehin völlig seinem Interesse, als der Eindringling die Hand hob. Im dünnen Licht der letzten Öllampe leuchtete etwas Weißes in jenem massiven Panzerhandschuh auf. Falael versuchte es zu erkennen, bis der Fremde es zwischen zwei Finger nahm und ihm gut sichtbar entgegen hielt. Der alte Elb wurde kreidebleich. Nein, das konnte, das durfte einfach nicht sein! Tränen stiegen Falael in die Augen, als die Erkenntnis sich unaufhaltsam und grausam ihren Weg bahnte. „Was bist du nur für ein Monster...?“ brachte der Elb unter haltlosen Tränen hervor, während er unbeholfen noch immer am Boden kniend die Hand nach der Ebenholzspange reckte. Leilatha... was hatte dieses Ungetüm getan, um an sein Geschenk zu kommen? Doch ehe er vorsichtig das Schmuckstück dem Panzerhandschuh abnehmen konnte, schloss dieser sich unerbittlich. Das Geräusch brechenden Holzes ließ Falael zurückfahren, er fiel ungalant auf seinen Hintern und bekam von dem Fremden zugeworfen, was von Leilathas Haarspange noch übrig war. Holzsplitter und ein grobes Stück – Falael hoffte und betete, doch die kleinen, rötlichen Flecken auf dem Holz ließen auch ihn das Schlimmste ahnen. Der Eindringling hob die schwer gepanzerten Hände langsam zu seinem eigenen Helm und zog das metallische Konstrukt samt des eingenähten Kettensaumes von seinem Schopf herab. Als das Schmiedewerk dumpf und schwer auf den Boden aufschlug, traute der Elb seinen Augen nicht. Ein Monster musste er sein, ein Dämon, den tiefsten Niederhöllen entstiegen! Nur eine von den Göttern geächtete Kreatur konnte fähig sein, seine Gefährtin, seine Tochter anzurühren, unschuldige Wesen, die nie einem Leben etwas getan hatten, nur eine solche, unheilige Kreatur konnte solche Geduld und Ausdauer beweisen! Doch vor ihm stand ein Mensch. Unter dem kahlen Schädel zogen sich Augenbrauen fest zusammen. Augen, die ihn voll des inbrünstigen Hasses traktierten, durchbohrten. „Was... was hast du... getan...?“ stammelte der alte Elb zusammen. Er spürte, wie sein Herz sich verkrampfte, wie es aus dem Takt geriet. Das Atmen fiel ihm schwerer und schwerer, während er mit zitternden Händen nach den Überresten der Haarspange griff. „Vor dreihundert Jahren töteten Orks mein Weib und meine Tochter. Jetzt sind wir quitt.“ spuckte der Eindringling ihm leise und sichtlich um Beherrschung bemüht entgegen. Falael hingegen erstarrte in nacktem Entsetzen. Der Damm brach. Die Informationen drangen auf ihn ein, die Erkenntnis überflutete, was an gesunder Vernunft noch übrig geblieben war. Nacht um Nacht wachte er auf und erinnerte sich an die Zeiten, als er dem Rat vorstand, als er die Befehle gab und die Geschicke der Elben Lumiéls lenkte. Nacht um Nacht warf er sich wieder vor, zu welchem Preis er vor dreihundert Jahren ein Volk vor einer Bedrohung in Sicherheit gebracht hatte. Er hatte das Risiko für sein Volk gegen Ströme aus Blut der Menschen getauscht... er hatte den Befehl gegeben. Dreiundzwanzig Namen. Leilatha und Kythaela waren tot. Es würde keinen vierundzwanzigsten Namen geben. Der Fremde spuckte auf den Dielenboden, ehe er sich umwandte. Ein schweres Vibrieren der Dielen unter jedem Schritt. Falael war unfähig, sich zu bewegen. Dieses Monster... verschwand einfach in die Dunkelheit. Am nächsten Morgen fand man Falael Aldalithe in seinem Haus vor. Es gab keine Spuren eines Eindringlings, aber der Hausherr und frühere Vorstand des Rates war kaum mehr ein Schatten seiner selbst. Sein Geist, so berichtete ein Heiler voller Sorge, sei zerrüttet, ja regelrecht zerschmettert. Seine Gefährtin und seine Tochter indes, fand man nicht. Sie waren als Gäste zu einem der Ratsmitglieder geladen worden, doch während Falaels Gefährtin aus dem Haus verschwand, war seine Tochter dort nie angekommen. Zwei Wochen später lief ein Schiff in Varakas aus. Ein groß gewachsener, stämmiger Mann stand an Deck. Er fühlte sich kein bisschen besser. Lange stand er am Heck, sah Lumiél in die Ferne rücken, sah das Land kleiner und kleiner werden. Er verließ es zum letzten Mal. Wann immer ihm danach war, warf er etwas ins Meer. Einen Schuppenhandschuh. Einen Panzerstiefel. Ein Kettenhemd. Eine blutige, große Streitaxt. Sollte Eumenes ihren Spaß damit haben. Er strich sich mit der prankenhaften Hand über den kahlen Schädel, rieb sich den Nacken. „Ey, Thorin! Die Crew wartet schon! Erzähl uns ein paar Geschichten, dann kannste was von unserem Branntwein haben!“ rief ihm ein Matrose zu... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)