Meerebrise der Liebe von blackmidnightcat ================================================================================ Kapitel 2: Wiedersehen alter Freunde ------------------------------------ „Glaubst du wirklich, dass das funktioniert?“ Lilly sah ihre Freundin mit einem zweifelnden Blick an. „Hier hat er doch bestimmt schon nachgefragt!“ „Na und?“ Stella zog sie energisch in Richtung des Hausmeisterbüros. „Wenn jemand etwas findet, dass nicht ihm gehört, dann bringt er es hier hin. Dieses Buch gehört nicht dir, also bring es da rein. Es sei denn natürlich, du willst es Cal persönlich wiedergeben…“ „Bist du total verrückt?“ Stellas Lachen hallte durch die noch leeren Flure, als Lilly entsetzt nach Luft schnappte. „Na geh schon!“ Sie gab ihrer Freundin einen leichten Schubs, woraufhin diese sich langsam in Richtung der Tür bewegte, die ins besagte Büro des Hausmeisters führte. Leise klopfte sie an. Ein gedämpftes „Herein!“ war zu hören und Lilly öffnete langsam die Tür. „Guten Morgen, junge Frau! Was kann ich für dich tun?“ Ein junger Mann stand ihr genau gegenüber und zwinkerte ihr grinsend zu. Lilly hatte eigentlich jemand ganz anderen erwartet, nämlich den alten, schon etwas gebrechlichen Hausmeister. Der Mann, der jetzt vor ihr stand, war alles andere als gebrechlich und alt und seine spontane Begrüßung hatte sie aus dem Konzept gebracht. Seine blauen Augen feixten, während ihm eine etwas längere blonde Strähne ins Gesicht hing. Er sah so cool aus. Sie geriet ins Stammeln. „Äh… hallo… Ich habe… dieses… Buch… äh…“ Lilly errötete. Der junge Mann lächelte. „Gefunden, aber weißt nicht, wem es gehört, also willst du es hier abgeben?“, half er ihr nach. Sie nickte und richtete den Blick gen Boden. „Dann gib das Buch mal her! Wenn es jemand vermisst, kann er es sich hier abholen.“ Er streckte seine Hand aus. „Oh… natürlich!“ Lilly bemerkte erst jetzt, dass sie das Buch immer noch fest umklammert hielt. Sie errötete noch mehr, als sie es schließlich an ihr Gegenüber weiterreichte. „Herzlichen Dank! Ich kümmere mich darum.“ Der junge Mann grinste immer noch und Lilly hatte das Gefühl, sie müsste gleich vor Scham explodieren. Sie nickte leicht zum Abschied und ergriff dann die Flucht. „Oh Gott, war das peinlich!“ Lilly bewegte sich schnellen Schrittes und mit immer noch knallroten Wangen auf ihre Freundin zu, die vor dem Büro auf sie wartete. „Was war peinlich?“ Stella sah sie fragend an, doch Lilly ergriff ihre Hand und zog sie ebenso energisch mit sich, wie Stella es vorher mit ihr getan hatte. „Echt? Ein ganz junger Kerl? Sah er gut aus? Wie heißt er? Was macht er hier?“ Stella löcherte ihre Freundin, die seufzend auf ihrem Stuhl am Cafeteria-Stammtisch saß. „Das weiß ich doch nicht! Mensch, Stella! Ich hab diese blöde Buch abgegeben und kein Interview mit ihm geführt.“ „Aber du hast ihn gesehen. Na sag schon! Wie sieht er aus? Mach schon!“ Lilly stöhnte auf und blickte ihre Freundin genervt an. Als sie ihren Blick sah, musste sie grinsen. Stella sah aus, wie ein kleiner Hund, dem man einen Spaziergang im Wald versprochen hatte. Glänzende Augen, aufgeregtes Hin- und Her-Getänzel und, wäre Stella wirklich ein Hund, ein wedelnder Schwanz. „Naja…“, setzte Lilly an. „Er sah doch schon ganz ansehnlich aus…“ Als das Glänzen in Stellas Augen noch heller wurde, konnte sie sich nicht mehr halten. Sie fing an zu lachen. Sie lachte und lachte, bis ihr der Bauch weh tat. Stella sah ihre Freundin zunächst verwundert an, doch wie Lilly lachte und sich dabei den Bauch hielt, sah einfach urkomisch aus und schließlich fiel sie in das Lachen mit ein und als zum Ende der Pause klingelte, lagen sich die beiden Freundinnen nicht nur in den Armen, sondern auch in einem nicht enden wollenden Lachanfall. Als die Schulklingel ertönte, begab sich Cal wieder in das Schulgebäude. Er hatte die Pause an einer Wand gelehnt auf dem Schulhof verbracht und sich gefragt, wo sein Buch nur stecken könnte. Er hatte nicht nur in der Bibliothek nachgefragt, sondern auch sämtliche Klassenräume durchforstet, in denen er gewesen war. Das Buch war wie vom Erdboden verschluckt. Cal überlegte angestrengt, wo es noch sein könnte, doch ihm fiel einfach nix mehr ein. Es war zum Haare ausreißen! Wo konnte es bloß sein? Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er blieb so abrupt stehen, dass der Junge hinter ihm ihn beinahe überrannt hätte. Dieser warf ihm einen bösen Blick zu, doch Cal achtete nicht darauf. Er strahlte. Das Hausmeisterbüro! Wieso war er nicht schon früher darauf gekommen? Wenn er irgendwo verlorene Sachen wiederfand, dann dort. Ohne Zögern schlug er den Weg zu dem Büro ein. Er würde zwar zu spät zum Unterricht kommen, doch das hier war jetzt wichtiger. Keine fünf Minuten später klopfte Cal laut an die Tür des Hausmeisterbüros an und öffnete stürmisch die Tür, ohne auf ein „Herein“ zu warten. „Hoppla, nicht so stürmisch!“ Der junge, blonde Mann, der sich im Büro aufhielt, drehte sich erstaunt zur Tür. „Oh, Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht…“, fing Cal an, doch er sprach nicht weiter. Er sah das Gesicht des Blonden erstaunt an, dann spielte sich ein strahlendes Lächeln um seine Lippen und er fand seine Stimme wieder. „Ben? Was zum Geier machst du denn hier?“ Auch der Blonde geriet jetzt ins Staunen. „Cal, alte Socke! Hier hast du also gesteckt! Mensch, das ist ja ewig her.“ Die beiden Jungs fielen sich in die Arme. „Das ist ja Wahnsinn!“ Cal begutachtete sein Gegenüber interessiert. „Du hast dich ja gut gehalten! Siehst noch genauso aus wie auf der Skifreizeit vor zwei Jahren.“ „Ja, ja. Im Gegensatz zu dir. Du bist ja mindestens zwei Köpfe größer geworden. Hast dich ja ganz schön gemausert!“ Ben lachte. „Hab ich auch was für getan! Ich kann ja nicht ewig hinter dir her hängen!“, scherzte Cal und zwinkerte seinem alten Kumpel zu. „Aber jetzt mal Spaß beiseite! Was machst du hier?“ Ben grinste. „Naja! Bin jetzt mit der Schule fertig, aber so richtig raus aus einer wollte ich irgendwie nicht. Da habe ich mal spontan geschaut, ob irgendein Hausmeister Hilfe gebrauchen kann…“ Cal lachte. „Ein Hausmeister, der 280 km weit weg von deiner Heimat ist?“ „Naja! Ich will ja auch mal was von der Welt sehen und das hier schien mir für den Anfang ein geeignetes Plätzchen zu sein.“ Ben schob die Hände in die großen Taschen seiner weiten Jeans und zuckte grinsend mit den Schultern. „Außerdem hat meine Schwester vor einem halben Jahr hier hin geheiratet. Ich wohne zurzeit bei ihr.“ „Zurzeit?“ Cal sah den Blonden fragend an. „Ja, meinst du vielleicht, ich will ewig mit meiner großen Sis unter einem Dach leben?“ Ben sah Cal total entgeistert an. „Sobald ich genug Geld rangeschafft habe, hole ich mir eine eigene Bude.“ Cal lachte. „Dann mach das Mal!“ „Gut! Ich fange gleich damit an. Du wolltest ja irgendwas, sonst wärst du nicht hier, oder?“ Ben sah ihn fragend an. Cal schlug sich gegen die Stirn. „Na klar! Ich Idiot! Ich hab mein Buch verloren! Wurde das vielleicht hier abgegeben?“ Er sah seinen Kumpel fragend an. „Ein Buch, sagst du?“ Ben ging auf einen der weißen Hausmeisterschränke zu, die im Zimmer standen. „Heute Morgen kam jemand vorbei und hat Buch mit einem roten Einband vorbei gebracht.“ Er kramte in der Box für verlorene Gegenstände herum. Schließlich ertastete er das Buch und zog es aus der Box heraus. Er hob es in die Luft, um es Cal zu zeigen. „Ist es das?“ Cal schaute auf das Buch in Bens Händen und ließ einen kleinen Jubelschrei los. „Yes! Super! Das ist mein Buch! Ich danke dir, Ben!“ „Kein Problem, mein Alter! Mach ich doch immer wieder gern!“ Ben grinste und klopfte Cal auf die Schulter. Dieser blickte erschrocken auf die Uhr. „Shit! Ich bin viel zu spät! Du, ich muss los! Mittagspause?“ Ben nickte. „Mittagspause!“ „Alles klar!“ Cal klemmte das Buch unter seine Arme und rannte aus dem Hausmeisterbüro heraus und den Schulgang entlang. Das würde gewaltigen Ärger mit dem Lehrer geben. Aber das war Cal egal! Er hatte sein Buch wieder. Und er hatte einen sehr guten, alten Freund wieder gefunden. Was konnte ihm da ein Lehrer schon anhaben? Kaum das der Schulgong nach der sechsten Stunde ertönte, räumte Cal seinen Schulkram in Rekordgeschwindigkeit ein, schulterte seine Schultasche und stürmte aus dem Klassenzimmer. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er wieder vor dem Hausmeisterbüro stand. Dort wartete Ben bereits. „Na, Cal! Ärger gekriegt?“ Er zwinkerte. „Ne, hab nochmal Glück gehabt. Herr Henk ist, Gott sei Dank, nicht so ein Spießer. Und weil ich sonst immer pünktlich bin, hat er nochmal ein Auge zugedrückt!“ Cal lehnte sich neben Ben an die Wand und sah seinen Kumpel nochmal genauer an. „Du hast dich echt kein Stück verändert. Vielleicht sind die Haare etwas länger geworden, aber ansonsten… Echt ganz der Alte!“ Er grinste ihn an. „Hätte nicht gedacht, dass ich dich mal wiedersehe!“ Ben lachte laut auf. „Denkst du ich? Woher soll ich denn wissen, dass du ausgerechnet hier auf diese Schule gehst?“ Er boxte den Schwarzhaarigen in die Seite. „Aber schön! Jetzt habe ich wieder jemanden, den ich in meiner Freizeit ärgern kann.“ Er wollte die Boxattacke wiederholen, doch er hatte die Rechnung ohne Cal gemacht. Dieser sprang nämlich mit einem Satz zur Seite und der zweite Boxschlag ging ins Leere. „Nicht schlecht! Du hast an deiner Reaktion gearbeitet!“ Ben lachte verblüfft. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir nicht mehr hinterher hänge.“, sagte Cal breit grinsend, während er Ben einen leichten Boxschlag auf den Oberarm verpasste. „Ich habe doch gesagt: Ich stehe dir in nix mehr nach!“ Ben lachte wieder. „Ach ja? Meinst du?“ „Das meine ich nicht nur, das weiß ich!“ Die beiden Jungs feixten weiter miteinander und die spaßhaften Boxspielchen nahmen ihren Lauf. Währenddessen befanden sich Lilly und Stella auf dem Heimweg. Sie hatten den Schultag für heute überstanden und gingen Arm in Arm in Richtung Stadtinneres. „Was meinst du, Lilly? Gönnen wir uns noch ein Eis im „Solé Mio“?“ Stella knuffte ihre Freundin in die Seite. „Darauf kannst du wetten.“ Entgegnete diese lachend. „Wer zuletzt da ist, bezahlt beide Becher!“, rief sie dann aus, löste ihren Arm von Stellas und rannte los. „Na warte, du!“, rief Stella und lief Lilly hinterher. „Diese Runde geht auf dich!“ Nach einer Viertelstunde kam Lilly völlig außer Atem am Eiscafé an. Von Stella war nichts zu sehen. Sie war also Erste. So ein kostenloser Eisbecher würde ihr mal so richtig gut schmecken. Sie ließ sich in einen der bequemen Stühle fallen und versuchte, ihren Atem wieder zu beruhigen. Sie saß keine zehn Sekunden, als Stella um die Ecke gerannt kam. Als sie Lilly im Eiscafé sitzen sah, verfiel sie ins Schritttempo und ging das letzte Stück. „Im Laufen… bist du… einfach… nicht… zu schlagen…“, keuchte sie und ließ ich in den Stuhl neben ihr fallen. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Lilly winkte währenddessen dem Kellner zu. Der winkte grinsend zurück und kam fünf Minuten später mit zwei riesigen Eisbechern zu dem Tisch der Mädchen. Vor Stella stellte er ein Erdbeereis ab, Lilly bekam ein Bananeneis. „Wie immer, Mädels! Erdbeere und Banane! Und wer bezahlt heute?“, fragte er grinsend. Stella hob die Hand. „Ich gebe mich geschlagen. Diese Frau ist einfach zu schnell.“ Alle drei lachten. Dann ließ der Kellner die Mädchen allein und ging wieder seiner Arbeit nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)