Nency´s verrücktes Leben von Rinrinx3 ================================================================================ Prolog: Vorwort --------------- Hallo, Leute! Ich heiße Nency und komme aus Sydney. Ich bin 15 Jahre und habe bald Geburtstag. Endlich... Naja, auf jeden Fall: Ich habe langes, schwarzes Haar, das immer mit einem Haargummi zugebunden ist, eine moderne Brille auf der Nase, blaue Augen und einen kleinen, zierlichen Mund!  In meiner Klasse, die 9d in der Vernanda-Main-Gesamtschule, bin ich die Klassensprecherin. Wenn Unrecht in der Klasse ist, bin ich zur Stelle. Ich löse alle Streitereien und bringe den Schülern Respekt bei... Wäre echt schön gewesen, aber so ist es nicht. Okay, Klassensprecherin bin ich schon, aber meine Klassenkameraden respektieren mich nicht. Wahrscheinlich weil ich so "anständig" aussehe und immerzu gute Noten schreibe.  Außer mir gibt es noch eine Person, ein richtig süßer Typ, Franky mit Namen, der auch Klassensprecher ist. WOW, er ist sooo süß und sein Body: einfach klasse trainiert...  Ich weiche vom Thema ab... Sorry, Franky, aber du bist jetzt leider nicht mein Thema.  Wo war ich? Ach ja!  Ich habe nicht so viele Freunde. Nur meine beste Freundin, Lucy. Sie ist 1 Monat und 1 Tag älter als ich! Wir verstehen uns super. Manchmal gab es schon Streit, der war aber schnell wieder vorbei. Sie ist oft bei mir zum Übernachten, aber wir wechseln uns auch ab.  Lucy sagte: "Das ist doch selbstverständlich, dass du bei mir übernachten darfst", weil ich immer nachfragte, ob es in Ordnung wäre.  Natürlich, aber ich wollte sicher sein, als ich immer bei Lucy war.  Meine Familie ist total verrückt. Laura, meine experimentierfreudige Mum, hat ein eigenes Zimmer in dem sie fast den ganzen Tag mit Chemikalien herumforscht.  Thomas, mein Dad, arbeitet oft und bis spät in die Nacht in seinem Büro, als Anwalt.  Ach ja, und nicht zu vergessen: Mein kleiner Bruder, Tommy. Er ist 4 1/2 Jahre alt und geht schon in den Kindergarten. Wenn ich mal nicht in der Nähe bin, schrie er immer im ganzen Haus herum. Tommy nennt mich immer Eny, weil er Nency noch nicht aussprechen kann.  Aber Tommy hatte Glück. Er wäre eigentlich nicht geboren worden. Denn die Ärzte dachten, Tommy wäre im Bauch von Mum schon tot. Doch dann traten bei ihr die Wehen ein. Ein Glück, sonst wäre er an Herzversagen gestorben. Und das in Mum. Das wäre ein Schock für die ganze Familie gewesen! Man hat ihm Gott sei Dank geholfen zu überleben.  Die erste Zeit war für Tommy die schrecklichste Zeit. Er war an lauter Geräten 2 Monate angeschlossen und wurde oft und lange beobachtet. Doch jetzt ist es 4 Jahre und 4 Monate her. Ihm sieht man es jedoch nicht an, dass er mal krank war.  Aber jetzt ist alles in Ordnung. Alles ist wieder gut. Und deshalb hab ich ihn ja auch so lieb. Kapitel 1: Der neue Schüler --------------------------- Kapitel 1: Der neue Schüler Der Wecker klingelte. 6.30 Uhr morgens. Ich war immer noch müde und gähnte deshalb. Es klopfte an der Tür.  "Ja, herein", sagte ich verschlafen.  "Nency, bist du schon wach?", fragte eine Stimme, die aus dem Spalt der Tür kam.  "Natürlich bin ich wach, Mum!"  Ich setzte mich an den Rand des Betts und streckte die Arme in die Lüfte. Einen weiteren Gähner konnte ich nicht unterdrücken. Ich drückte mich vom Rand ab und lief zum Kleiderschrank um meine Kleidung heraus zu holen.  Um 6.45 Uhr packte ich meine Schulsachen.  Heute haben wir Sport. 2 Stunden lang. Ok, ich bin ja in Sport von den Noten her gut, doch mein Lieblingsfach ist das nicht. Also, wenn es kein Sport gäbe, wäre ich auch zufrieden. Aber es gut es nun mal. Naja, sportlich bin ich schon, aber eine Athletin will ich nicht werden. Mein Traumberuf ist Modedesignerin für die Promiwelt. Ich möchte Stars wie Naomi Campel, Hilary Duff, Sarah Connor und andere Persönlichkeiten kleiden.  Englisch ist auch auch auf dem Plan. Ich liebe Englisch.  Die Klasse und ich waren mal in Paris, Frankreich. Das war ein schöner Ausflug. Lucy und ich sind ja in der gleichen Klasse. Wir zwei waren in fast jedem Laden. Das machte total viel Spaß. Lucy und ich haben ganze Zeit beim Anprobieren rumgealbert. Als Lucy ein Spitzentop in rosa mit einem schwarzen Minirock und Stöckelschuhen trug, lief sie wie ein Topmodel im Laden den Gang entlang. Dabei lachte sie sich, wie ich auch, total schlapp. Mit einem roten Kopf und einem Grinsen im Gesicht gingen wir lachend aus dem Geschäft.  Den ganzen restlichen Tag grinsten wir uns immer wieder an und lachten dabei laut los. Aber das war der letzte Tag in Paris. Dann flogen wir wieder hierher zurück nach Sydney.  Und Mathe ist heute auch. Mein Mathelehrer ist richtig nett. Er hilft mir immer, wenn ich was nicht gleich verstehe. Doch wenn andere es nicht kappierten, machte er komischerweise keine Wiederholung. Naja, ich glaube, ich bin die Lieblingsschülerin meines Mathelehrers. Sogar bei Lucy machte er keine Ausnahme. Tja, so ist er.  Oh, ich schaute auf die Uhr an der Wand. Schon 7.00 Uhr. Mein Schulbus kommt um 7.35 Uhr. Und ich muss noch Frühstücken!  Ich nahm meinen gepackten Schulranzen und rannte schnell die Treppe in den Erdgeschoss hinunter.  "Mum? Hast du schon mein Brot gemacht?"  "Ja, mein Schatz!",kam es aus der Küche.  Ich durchquerte das Wohnzimmer bis zu Mum und steckte meine belegten Brote in die Vesperbox. Mum fragte: "Nency, kannst du, wenn du von der Schule kommst, Tommy, vom Kindergarten abholen?"  Ich murrte:"Geht nicht! Bin mit Lucy verabredet nach der Schule!"  "Komm, Tommy ist dein Bruder. Und auf Brüder muss man aufpassen", meinte Laura.  "Na gut. Aber nur abholen", gab ich nach.  "Ja, nur abholen. Und übrigens: Dad gab mir das für dich!"  Mum überreichte mir 50 Dollar.  "Für deinen Geburtstag!"  "Aber ich hab doch erst in 4 Tagen Geburtstag!"  Mum schaute mich traurig an. "Du weißt doch, dein Vater musste heute früh um 4 Uhr los und nach New York fliegen. Und das dann für eine Woche lang. Also ist er bei deinem Geburtstag nicht Zuhause."  Eine kurze Weile war es leise. Ich sah auf die Küchenuhr. 7.20 Uhr.  "Ich muss gehen, sonst verpass ich den Bus."  Ich gab Mum einen Abschiedskuss und lief zur Haustür. Als meine Hand die Türklinke berührte und gerade herunterdrückte, klopfte es.  Es war Lucy. Sie wohnte zwei Blocks weiter von mir. Sie holte mich nämlich um 7.20 Uhr immer ab. Falls sie mal nicht krank ist. Das passierte aber bisher nur zwei Mal in diesem Schuljahr.  "Nency, bist du schon fertig?"  "Ja, natürlich!"  Ich gähnte und schloss die Tür hinter mir.  Oh, nein. Es ist schon 7.25 Uhr! In zehn Minuten kommt der Bus und die Haltestelle ist 6 Blocks von meinem Zuhause entfernt.  Lucy und ich rannten so schnell wir konnten den Weg entlang.  Puh, noch 3 Blocks, dann sind wir da.  Ich war schneller als Lucy, deshalb lief sie hinter mir.  Wir kamen gerade am Obstladen von Miss Milloute vorbei, als ich ein lautes Geräusch hinter mir hörte. Ich schaute nach hinten und sah Lucy und Miss Milloute auf dem Gehweg liegen. Um sie herum lagen überall schöne, große, rote Äpfel auf dem Boden zerstreut. Ich rannte zurück und half den beiden auf.  "Was fällt euch eigentlich ein, meine frischen Äpfel einfach auf den Boden zu schmeißen?", schimpfte Miss Milloute.  "Wir müssen zum Bus!", verteidigte Lucy uns. "Aber uns tuts Leid, Miss Milloute! Wir werden nach der Schule kommen und ihnen ein wenig helfen, zur Entschädigung."  "Das will ich auch hoffen!"  Wir verabschiedeten uns schnell und rannten weiter.  Ich schaute beim Laufen auf die Uhr.  7.32 Uhr.  Wenn wir das schaffen, bobba ich einen Besen, dachte ich.  Wir hörten schon von weitem den Bus.  "Hoffentlich schaffen wir das", rief ich Lucy zu.  Jetzt mussten wir nur noch die Straße überqueren.  Der Bus kam schon angefahren, als wir auf der anderen Straßenseite waren. Puh geschafft.  Erschöpft und außer Atem stiegen Lucy und ich in den Bus ein.  Ich schaute den Wagen gründlich nach freien Plätzen durch.  Da!  In der letzten Reihe waren noch 2 Plätze leer.  Oh, nein. Da saß Franky! Lucy drängte mich zu DIESEN freien Plätzen, wo auch Franky war.  Ich schaute ihn an und dachte: Hoffentlich ist er nett zu mir.  Lucy weiß ja, dass ich Franky süß finde und auf ihn stehe, aber genau deshalb will sie mich auch dauernd mit ihm verkuppeln, obwohl sie weiß, dass er nichts von mir will. Glaube ich zumindest.  Wie schon gesagt, drängte mich Lucy zu diesen Plätzen.  "Darf meine Freundin sich neben dich setzen?", fragte Lucy Franky.  "Na logo", antwortete er und klopfte mit seiner Hand auf seinen Nebensitz. "Setz dich zu mir, Süße."  Er schaute mich lächelnd an.  Franky sagte zu mir: SÜßE! Oh mein Gott. Mein Herz pochte total schnell vor Aufregung.  Ich wollte mich gerade hinsetzen, als plötzlich eine Biegung kam und ich nicht auf meinem Platz landete, sondern auf Frankys Schoß.  "Du kommst aber ganz schön schnell zur Sache!", lachte Franky.  "Entschuldigung."  Ich wurde rot im Gesicht und setzte mich schnell auf meinen wirklichen Platz.  Franky kam an mein Ohr und flüsterte: "Hast du nach der Schule schon was vor? Ich würde dich gerne zum Kinofilm ´Liebe auf Knopfdruck´einladen! Nur du... und ich... und eine große Portion Popcorn!"  "Ähm..."  Ich schaute ihm in seine leuchtenden, blauen Augen.  Ich überlegte kurz und sagte so, dass ers nur hörte: "Ja, gerne."  Seine Augen blinkten vor Freude. Jetzt wurde ich auch glücklich.  "Gut, wir treffen uns um 17 Uhr vorm Kino. Und zieh dir was sexies an! Ich steh nämlich auf heiße Girls!" Franky zwinkerte mir lächelnd zu.  DAS MUSSTE ich Lucy erzählen. Ein Date mit Franky. Das würde sie mir NIE glauben. Der Bus hielt wie immer genau vor unserer Schule. Alle anderen Schüler liefen hinaus auf den Schulhof, um ihre Freunde zu treffen.  Der Schulhof war noch alt und runtergekommen. Aber groß war er schon. Man konnte viel auf ihm rennen und Spiele auf den Boden kritzeln. Zumindest machten das die Grundschüler. Also von der ersten bis zur vierten Klasse. Die Schüler und Schülerinnen ab der fünften Klasse redeten und lachten viel mehr.  Sogar ein großer Eichenbaum zierte den Hof. Er war sozusagen die Attraktion der Schule. Der hatte bestimmt schon viele Jahre hinter sich gehabt. Ich schätze so ungefähr einhundert. So sah der Baum zumindest aus. In ihm waren mehrere Herzen mit Buchstaben reingeritzt worden. Manche seiner Blätter, die verwelkt waren, lagen auf dem Boden. Es wurde ja schließlich langsam Herbst. Die Tage wurden kürzer und kälter.  Aber das war mir egal. Ich freute mich nur auf den Nachmittag mit Franky...  Ach, nein.  Ich hatte ja ganz vergessen, dass ich mit Lucy heute verabredet war. Zum Shoppen gehen. Sie versteht aber, glaube ich, warum das Date mit ihm für mich sehr wichtig wäre. Schließlich war sie diejenige, die für mich den Platz erfragte.  Die Schulglocke läutete. Jetzt war Sport zwei Stunden angesagt. Ich lief mit Lucy zur Turnhalle und machte die Tür zur Umkleide auf. Ich ging zu meinem Platz und zog mich still um.  Mein Gedanke: Franky!  Warum wollte er bloß mit mir ins Kino gehen? Ich bin doch in der Klasse unbeliebt. Er könnte doch mit Vanessa, der beliebtesten und hübschesten Schülerin der Schule, ausgehen. Sie hat lange blonde Haare, die gelockt waren, grüne Augen, eine kleine Nase und volle Lippen. Sie war groß, größer als ich. Ich bin nur 1,55m klein. Sie so ungefähr 15cm größer.  Ich weiß, dass ich klein für mein Alter bin, aber unsere ganze Familie ist klein. Und außerdem: Jedes Mädchen aus der Klasse steht auf Franky. Er ist witzig, charmant, aber auch manchmal richtig frech. Sein Körper ist braungebrannt und sein Lächeln unwiderstehlich. Er könnte JEDES Mädchen bekommen, wenn er wöllte. Aber warum wählt er ausgerechnet mich aus?  "Nency? Hallo? Komm doch jetzt. Unsere Sportlehrerin sucht dich schon!", sagte Lucy etwas aufgeregt. "Ähm, sorry. Ich komm ja schon, Lucy", entschuldigte ich mich.  Wir gingen in die Halle, nachdem Lucy die Tür der Mädchenumkleide verschloss.  Was wir wohl machen, fragte ich mich. Hoffentlich nichts Blödes.  Meine Freundin und ich setzten uns auf die Bank, die im Raum an der Wand stand. Unsere Klasse machte getrennt Sport. Jungs mit einem Sportlehrer und wir Mädchen mit einer Lehrerin.  "Also. Hört her! Wir haben heute ein neues Thema, dass wir sechs Stunden behandeln. Jede muss in der letzten Stunde eine eigene, zum Thema passende und einstudierte Choreografie zeigen. Ihr könnt höchstens zu dritt arbeiten", erklärte Miss Kollmer.  "Und was ist das Thema?", warf ich ein.  "Das wollte ich gerade sagen, Misses Lenit!", antwortete sie verärgert.  "Dann ist ja gut", grinste ich verlegen.  "Seien Sie nicht so frech, sonst heißt es Nachsitzen nach der Schule!"  Ich schwieg.  "Also, das Thema lautet: Bodenturnen!", sagte unsere Lehrerin.  Oh, nein. Ich hasse Bodenturnen. Darin war ich noch nie gut. Aber was soll´s. Ich mach´s einfach. Aber was soll ich machen?  Naja, gut.  Egal.  Lucy stieß mir mit ihrem linken Ellenbogen in die Seite.  "Ja, was los?", fragte ich etwas genervt.  Sie schaute mich wieder mal mit ihrem Ich-überrede-dich-jetzt-Blick an.  "Wollen wir zusammen machen?"  Ich musste lachen.  Miss Kollmer schaute mich grimmig an.  "Warum lachen Sie, Misses Lenit?"  "Nur so!", erwiderte ich.  "Also los. Bildet Gruppen und dann ab gehts mit üben. Los, los", forderte unsere Sportlehrerin uns Mädchen auf. Ein ´Ja´war meine Antwort auf Lucy´s Frage. Die Zeit verging. Schon neun Uhr zehn.  "Hört her, Mädchen!", sagte Miss Kollmer laut und deutlich, dass es jede in der Halle hören konnte. "Räumt jetzt auf und dann könnt ihr euch umziehen."  Sie ging auf mich zu, doch sie sagte nichts. Nur geschaut hatte meine Lehrerin. Ganz schön böser Blick war das.  Naja, egal.  Lucy und ich mussten fünf Bodenmatten und zwei Kästen aufräumen.  Ungefähr zehn Minuten später, verabschiedete sich unsere Lehrerin von uns: "Gut. Ich wünsche euch noch einen schönen Schultag. Auf Wiedersehn."  Wir Mädchen zogen uns um.  Etwa jede halbe Minute ging die Umkleidetür auf und eine Schülerin lief hinaus.  Ich war wie immer die Letzte. Aber es war jedes Mal eine Person da, die auf mich wartete. Lucy, natürlich. Ich lachte in mich hinein.  Ich stopfte schnell meine Sportsachen in meinen Schulranzen und lief aus der Tür.  Jetzt war Englisch.  Ein Glücksgefühl überkam mich.  Unser Klassenlehrer sprach doch die letzten Tage immer wieder von einem neuen Schüler, der heute in Englisch kommen sollte. Wie der wohl aussehen und heißen wird? Eins weiß ich von dem Neuen: Er war von Bordeaux/Frankreich hierher nach Sydney umgezogen. Aber warum wohl? Es klingelte zur dritten Stunde.  Unser Englischlehrer begrüßte uns: "Good Morning, Boys and Girls!" "Good Morning, Mister Terenzas!", antwortete die ganze Klasse im Chor.  Dabei mussten wir stehen.  "Sit down, please!", forderte er uns auf.  Wir setzten uns.  "We have a new child."  Er ging zur Tür und öffnete sie.  Ein Junge, circa ein Meter achtzig groß, mit schwarzen Haaren, braunen Augen und einer Schultasche in den Händen, kam herein. "Hi", sagte der Neue etwas leiser. "Ich bin Christopher Carter. Nennt mich bitte Chris. Das ist mein Spitzname."  Ich schaute ihn ganz genau an. Er hatte einen kleinen Mund. Die Nase war, wie meine, zierlich. Aber seine Augen verzauberten mich irgendwie. Sie verbargen etwas. Aber was? Mein Blick kam einfach nicht weg von ihm. "Setz dich doch bitte zu Nency!"  Mister Terenzas zeigte mit seinem Finger auf mich. Chris sah mich jetzt auch an, lächelte und setzte sich zu mir. Ich streckte ihm meine Hand aus. "Ich bin Nency! Ich kann dir gerne in der großen Pause unsere Schule zeigen, wenn du willst!", sagte ich höflich.  Er lächelte: "Gerne, danke!", und erwiderte meine Begrüßung mit einem leichten Händedruck. Chris packte seine Sachen aus. Den Rest der Stunde beobachtete ich ihn aufmerksam was er alles tat und schrieb. Die Zeit verging, als es zur vierten Stunde klingelte. "Was haben wir jetzt, Nency?", fragte mich der Neue. "Nency? Noch da?"  "Hää? Was ist los?"  Ich wachte aus meinem Tagtraum auf. "Was war deine Frage?" "Was wir jetzt haben!", antwortete Chris. "Mathe...", murmelte ich und machte meine Augen wieder zu. "Danke, Nency!" "Bitte, bitte, Chris." Warum weckte er mich bloß?, dachte ich. Der Traum war so schön. In ihm war Franky! Er wollte mich gerade küssen. Och, Mann... Als Thema haben wir zehner-Potenzen in Mathe. Das finde ich sehr einfach, wenn man es erst mal verstanden hat. Aber ich konnte nicht im Unterricht aufpassen. Meine Gedanken waren bei Franky! Es klingelte endlich zur großen Pause. "Chris, komm. Ich zeig dir unsere Schule", sagte ich und zerrte Chris an seinem Ärmel mit mir. Die Erkundungstour in der Schule war irgendwie spannend. Er und ich redeten und lachten viel.  Er musste hierher ziehen, da sein Vater in Sydney einen neuen und größeren lohneinbringenden Job bekam. Aber, so Chris, will nicht zurück. Er hatte dort keine Freunde. Komischerweise ist er doch voll nett und auf seine geheimnisvolle Art auch richtig zum Anbeißen, dachte ich.  Ich musste lachen. "Was ist so komisch, Nency?", fragte Chris, als es zur fünften Stunde läutete. "Nichts Besonderes!" Er nickte mir zustimmend zu.  "Okay!" Jetzt lächelte er mich so richtig süß an. Oh mein Gott! Ich spürte gerade etwas in meinem Bauch. Es kribbelte so komisch. Genauso wie beim ersten Sehen bei Franky!  Ich war verliebt. Ich war jetzt echt in Chris verliebt. Jetzt war ich in Franky UND in Chris. Aber ich weiß ja gar nicht, ob er das gleiche wie ich fühle. Die Beichte muss noch warten.  Leider. Ich lächelte mit meinem schönsten Lächeln zurück und nahm seine Hand. Es kribbelte wieder. "Chris, ich wollte dich fragen, ob du nicht vielleicht heute nach der Schule Lust hättest mit mir ins Kino zu gehen! Natürlich nur, wenn du willst!" "Nency", sagte er und schaute mir tief in die Augen. "Natürlich würde ich mit dir ins Kino gehen! Liebendgern sogar." "Super", freute ich mich und umarmte ihn... Oh, nein! Das ging zu schnell... Was denkt er jetzt bloß von mir? Das war scheiße von mir... Mist!... Doch das was ich erwartete, trat nicht ein. Er freute sich mit mir und erwiderte meine  Umarmung. Oh mein Gott! Das war echt Glück.... Ich hatte sooo Glück... "Hab dich lieb, Nency", hörte ich leise Chris flüstern. "Ich dich auch, Chris", antwortete ich ohne zu zögern. "Aber wir müssen jetzt hoch ins Klassenzimmer! Kommst du?" "Ja, natürlich. Lauf schon mal vor, ich muss noch kurz was machen", rief mein ’Schwarm’ mir zu. Ich spürte wieder etwas.  Aber kein Kribbeln im Bauch, sondern ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte.  Aber eins konnte ich sagen: Jemand beobachtete mich! Ich drehte mich um und wollte Chris holen. Da sah ich, dass er sich schnell weg gedreht hatte. Jaaaaa... Genau... Chris war derjenige, der mich beobachtete. "Kommst du, Chris?", rief ich ihm zu. Ich lief die letzten paar Treppen hoch und wollte gerade den Gang entlang laufen, da spürte ich eine Hand, die an meiner zog. "Nency! Warte mal. Ich muss dir etwas sagen!" Ich drehte mich um und entdeckte Franky. "Was möchtest du mir sagen?", hakte ich nach. "Also... Ähm... Es fällt mir nicht leicht..." Er schaute in den Gang und die Treppen nach oben und unten. "Spucks schon aus. Ich müsste nämlich dringend ins Klassenzimmer zurück. Ich bekomm sonst Ärger..." Ich sah Chris neben uns stehen und den Mund aufmachen, als Franky mich überraschend küsste. "Ich wollte dir sagen, dass ich dich liebe!" Ich war erstaunt. Sehr sogar. Ich hätte nie gedacht, dass ich das von Franky hören würde.  Ich befreite mich aus Frankys Griff und rannte die Treppen hinunter.  Wieso rannte ich eigentlich weg?  Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet, und dann lauf ich einfach weg!? "Nency! Was soll das? Wieso rennst du einfach weg?", hörte ich Franky rufen. Er rannte mir jetzt hinterher. "Warte doch!" Ich rannte auf den Schulhof, auf deren Wiese und setzte mich ins grüne bobba. Was ist mit mir bloß los?  Spinn ich jetzt total? "Da bist du ja, Nency!", rief Franky und kam auf mich zu. Er setzte sich neben mich und legte seine Hand auf meinen Schoß. "Wieso bist du abgehauen?", fragte Franky sanft. Ich senkte den Kopf. "Ich weiß es selber nicht. Ich war zu sehr überrascht vom dem Kuss und deinem Geständnis, dass ich einfach nicht anders konnte. Und dann auch noch die Schule und der Stress. Ich wollte einfach nur noch rennen!" Meine Augen füllten sich mit Tränen, kullerten an meinen Wangen hinunter und fielen ins bobba. "Wein doch nicht, Nency. Es gibt keinen Grund dafür." Franky legte seinen Arm um meine Schultern. "Ich glaube dir, dass es überraschend kam. Bei mir -" "War es bestimmt nicht so. Du bist nicht weggerannt bei deinem ersten Kuss, so wie ich", warf ich traurig ein. "Weggerannt bin ich wirklich nicht, aber..." Er machte eine Pause. "Aber was?", fragte ich. "Aber es ist mir egal, ob du weggerannt bist oder mich geschlagen hättest. Ich liebe dich wie du bist. Mit deinem süßen Mund und deinen tollen Augen. Ich liebe alles an dir!" Er kam näher und näher und küsste mich leidenschaftlich. Diesmal genoss ich den Kuss. Er fühlte sich toll an.  Doch jetzt dachte ich aber an Chris.  Was wollte er wohl sagen? Franky wollte gar nicht mehr aufhören mich zu küssen, als ich mich von ihm drückte. "Wir müssen zurück ins Klassenzimmer. Wir sind bestimmt schon eingeschrieben worden!" "Ach, ist doch wurscht. Ich will dich nur küssen. Alles andere ist mir egal", meinte er und begann wieder damit an. "Lass mich!", rief ich. "Nein, ich lass dich nie mehr los", antwortete Franky und legte sich auf mich, um mich besser küssen zu können.  Seine Hände umfassten meine, damit ich sie nicht einsetzen konnte. "Lass sie sofort los!", hörte ich jemanden schreien. Franky blickte auf.  Jetzt ging alles sehr schnell. Er stand auf und rannte auf die Person los. Ich drehte mich schnell um und sah Franky, der auf Chris zurannte. Chris wollte Franky eine Faust ins Gesicht geben, doch Franky wich aus und gab ihm stattdessen eine Faust zurück. Diese traf Chris.  Er bekam die Faust von Franky zu spüren, doch er sah nicht so aus, als hätte sie ihm etwas angetan.  Jetzt verpasste Chris Franky einen Kinnhaken und Franky fiel zu Boden.  Er ging auf Franky zu, der gekrümmt vor Schmerz im bobba lag und trat ihn mit seinem Fuß in den Magen. Nun packte Chris Franky am T-Shirt, um ihm eine Faust zu verpassen. "Hört damit auf, Jungs!", schrie ich den beiden Schlägertypen zu. "Hört damit endlich auf! Bitte, Franky und Chris!!" Ich begann auf einmal an zu weinen. Ich schluchzte laut hörbar und sank ins bobba.  Das lenkte anscheinend Chris sehr ab. Diese Chance nutzte Franky, um seinen Gegner zu packen und auf den Boden zu schleudern. Er legte sich auf Chris und schlug ihn zwei Mal ins Gesicht. "Jungs, sofort aufhören!", hörten Franky, Chris und ich, als ich den Kopf hob, von Weitem brüllen. Es war unser Deutschlehrer, der von lauten Schülern verfolgt, angerannt kam.  Herr Schweizer ging schnell zwischen Franky und Chris und brüllte beide an. "Habt ihr ’nen Knall? Wieso schlagt ihr euch?? Franky? Hast du etwas gegen neue Schüler oder was? Und du Chris? Schlägerst du dich immer am ersten Tag mit Klassenkameraden?" Er sah die Streitsüchtigen an, als Chris Franky anbrüllte: "Ich sag dir nur einmal, scheiß bobba. Lass Nency in Ruhe, sonst gibt’s Ärger mit mir. Sie hat dich ganz sicher nicht verdient. Sie braucht keinen Machoarsch, der denkt, er wärs, und sie rumkriegen will mit paar schlechten Küssen, die du nur drauf hast. Ich hätte mehr im kleinen Finger zu bieten, als du in der ganzen Hand!" Chris holte tief Luft und regte sich etwas ab. Er drehte sich um und sah mich an. Ein Lächeln kam über seine Lippen. "Geht’s dir gut? Hat diese Bestie dir etwas getan?", sprach er sanft zu mir.  Er setzte sich neben hin und legte seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. Ich spürte die Wärme, die sehr schön war und meinen Körper durchströmte. Mein Blick wanderte langsam zu deren seinen. Wir sahen uns an und spürten dasselbe Gefühl. Doch dann kam der Schuldirektor, Herr Schulke, uns entgegen mit Franky im Schlepptau. "Junger Mann. Sie kommen mit mir und ihrem Freund in mein Büro. Ich werde dann entscheiden was euch beiden blüht." Chris sah mich noch einmal an und stand auf.  Er und Franky wurden dann vom Schuldirektor mitgenommen. Die Schüler, unter anderem Lucy, standen nun auf dem bobba um mich herum und riefen durcheinander auf mich ein.  Lucy stellte sich vor mich und half mir auf.  Wir gingen dann, gefolgt von den schreienden Schülern, zurück ins Klassenzimmer. Dort angekommen, lagen auf meinem Platz lauter kleine Zettel mit Fragen wie: "Wieso schlägerten sich Franky und der Neue?" oder: "Stimmt es, dass Franky dich geküsst hat?". Einige Zettel waren sogar für Chris. Die aber habe ich natürlich nicht gelesen. Von der 5. Stunde war aber wegen dem von gerade nicht mehr übrig. Zwanzig Minuten nur noch. Doch  Herr Schweizer ließ mich während diesen zwanzig Minuten zum Glück in Ruhe. Was meinte Chris nur mit: "Sie hat dich ganz sicher nicht verdient... Ich hätte im kleinen Finger mehr zu bieten, als du in der ganzen Hand"? Heißt das vielleicht, dass er mich auch liebt?  Aber vielleicht auch nicht.  Ich weiß es nicht.  Ich kann es nur hoffen. Doch da hatte ich eine Idee.  Wenn ich zum Beispiel auch eine Frage auf einen Zettel schreiben würde und ihn dann zu Chris’ Berg dazulegen würde, würde es vielleicht gar nicht auffallen. Und vielleicht antwortet er ja auch darauf. Genau, das mach ich so. Ich nahm meinen Block heraus und holte einen Stift aus meinem Mäppchen. Dann riss ich ein Stück eines Blattes ab und schrieb darauf: "Stimmt es denn, dass du Nency vielleicht liebst?" Ich nahm das beschriebene Fetzchen Blatt und faltete es zwei Mal. Dann mischte ich es, nach Nachschauen, dass es bloß niemand sieht, unauffällig unter Chris’ Zettelberg. Da klopfte es auch schon an der Klassenzimmertür und Franky und Chris kamen mit Herr Schulke herein.  Die Jungs gingen auf ihre Plätze und der Rektor flüsterte unserem Lehrer etwas zu. Dann ging er wieder hinaus. Chris sah sich den Zettelstapel an, las jeden Schnipsel durch und versuchte jeden zu beantworten. Doch bei einem Zettel stockte es bei ihm.  Er legte den Stift an, hob ihn darauf aber gleich wieder.  Doch dann schaffte er es und beantwortete die daraufstehende Frage. Wenn auch mit Verzögerung. Das war wahrscheinlich meiner. Glaube ich. Aber nicht wie erwartet, legte er diesen Zettel zu den anderen beantworteten Schnipsel, sondern umschloss ihn mit seiner Hand. Er tippte mich seitlich an und forderte mich auf, den Zettel zu lesen. Wieso wollte er ausgerechnet, dass ich den Zettel lese? Ich bekam auf einmal total Herzrasen und schwitzte vor Nervösität etwas.  Ich nahm den Zettel aus Chris’ Hand und faltete ihn auseinander. Ich las: "Stimmt es denn, dass du..." Mehr wollte ich eigentlich gar nicht lesen, sonst werde ich vielleicht nur enttäuscht, aber Chris tippte mich wieder an, dass ich weiter lesen solle. Okay, ich reiß mich jetzt zusammen. Ich fing langsam wieder an zu lesen. "Stimmt es denn, dass du wirklich aus Bordeaux/Frankreich kommst?" Ich grinste in mich hinein. Das war doch nicht meine Frage. Und ich habe mir nur unnötig Sorgen gemacht. Ich las weiter. "Antwort: Na ja, eigentlich doch nicht. Ich flog von meiner letzten Schule, weil ich mich geschlägert hatte. Ich komme auch aus Sydney. Nur eben aus einem anderen Viertel. Ich wollte in dieser Schule neu anfangen, aber das glückte mir, wie es sich gezeigt hatte, leider nicht. Doch ich bekomme vom Schuldirektor noch eine Chance, die ich nicht vergessen werde. Ich werde mich nicht mehr schlagen, das verspreche ich!" Ich konnte es einfach nicht fassen.  Chris belog mich.  Er hatte aber gleich die Wahrheit gesagt.  Das war schon mal gut. Ich werde ihm verzeihen.  Ja, das werde ich. Ich nahm wieder meinen Block zur Hand und riss einen weiteren Zettel ab.  Ich schrieb: "Was ich da las, schockierte mich echt. Du hast mich belogen und das war falsch. Aber, weil du mich vor Franky gerettet hast, bekommst du auch von mir noch eine Chance, die du besser nicht verachtest. Nutze sie bitte, ja?" Ich faltete ihn zweimal zusammen und gab ihn mit dem ersten Zettel Chris zurück.  Er las meinen Zettel aufmerksam durch und formte mit seinem Mund lautlos: “Ja, werde ich ganz sicher. Danke, Nency!“, und lächelte mich freudestrahlend an. Ich dachte: “Ich muss es endlich Chris sagen, dass ich ihn liebe. Ich muss es einfach. Aber wie?“  Ein Lächeln kam zu Chris, von mir, zurück.  Die letzte Stunde läutete.  5 Minuten Pause.  Ich saß an meinem Platz und überlegte, wie ich ihm meine Liebe beichten sollte.  Am Besten wärs, im Kino es zu sagen oder doch nach der Schule? Oder soll ich`s ihm per Briefchen schreiben?  Nein, persönlich find ich`s besser.  Ganz in Gedanken bemerkte ich gar nicht, dass Lucy mit mir redete.  “Nency? Hallo? Nency? Hörst du mich? Sag doch was!“, hörte ich Lucy sagen.  “Hhmm? Was?“, antwortete ich endlich.  “Ach, du lebst doch noch, Nency! Herr Schweizer sagte, dass wir alle früher aushaben. Wegen der einen Sache `Du-weißt-schon-was`. Und du bist die Letzte, die hier noch ist. Chris steht draußen. Er sagte, er müsste mit dir noch was besprechen. Wegen irgendeinem Film oder so. Kein Plan“, berichtete sie mir.  “Ah, okey. Sag ihm, ich komme. Und Lucy?“, antwortete ich, als ich aufstand um meine Schulsachen einzupacken. “Macht es dir was aus, wenn wir das Shoppen auf einen anderen Tag verschieben könnten?“  “Nein, macht mir nichts aus. Was machst denn anderes Schönes?“, grinste meine Freundin.  “Ich werde mit Chris ins Kino gehen!“, lächelte ich verlegen.  “Aja, dann mal viel Spaß. Muss jetzt noch kurz was abholen vom Apotheker. Tschau, Nency“, verabschiedete sich Lucy und rannte aus dem Klassenzimmer.  Ich hörte noch wie sie Chris das von mir ausrichtete und er ihr ein “Danke“ zu rief.  Ich schob meinen Stuhl an den Tisch heran und ging auch hinaus.  Chris wartete immer noch auf mich und war erleichtert, als er mich sah.  “Da bist du ja, Nency. Ich hab schon auf dich gewartet. Wollte noch wissen, in welchen Kinofilm du gehen willst.“  Wir liefen zusammen, sogar im Gleichschnitt, den Gang, die Treppen hinunter und zur Tür hinaus.  “Das ist mir egal. Du darfst entscheiden, Chris“, sagte ich ihm.  “Okey. Wie findest du den Film `Liebe auf Knopfdruck`?“, fragte Chris. Jetzt wurde ich auf einmal total traurig.  "Was denn los? Habe ich was Falsches gesagt?"  Ich sah ihn traurig, schon fast heulend, an: "Nein. Du hast nichts gemacht. Es ist nur: Franky fragte mich heute morgen, ob ich mit ihm in diesen Film wöllte. Und, naja, ich dachte ja nicht, dass eine Schlägerei oder so dazwischen kommen würde. Da habe ich einfach zugestimmt. Und jetzt kann ich mich nicht zwischen euch beiden entscheiden. Mit wem soll ich ins Kino gehn? Mit Franky, der mich belästigte, aber so glücklich aussah, als ich zustimmte? Oder mit dir, der mich vor Franky rettete?"  "Also, du musst dich entscheiden. Mit ihm oder mit mir? Ich, auf jeden Fall, akzeptiere dann deine Entscheidung!"  Chris schaute mich ernst an.  Was soll ich jetzt machen? Chris oder Franky? Franky oder Chris? Oder mit beiden?  Nein, ich werde mit Chris ins Kino gehen. Franky hat mich nicht verdient, wie Chris gemeint hatte. Mich braucht kein Machoarschloch!  "Du Chris?"  "Ja, Nency?"  Ich sah in seine kräftigen braunen Augen und kam an sein Ohr.  Ich flüsterte: "Ich werde mit DIR ins Kino gehen. Franky kann mich mal. Ich brauch keinen Machoarschloch wie ihn!" Ich lächelte.  Chris bekam in seinen Augen so ein Glänzen und musste auf einmal lachen. "Okey. Wie du meinst. Ich respektietre deine Entscheidung."  Jetzt grinste er frech und ich musste anfangen zu lachen.  "Gut. Also, dann bis 17 Uhr vorm Kino, Chris. Und komm nicht zu spät", verabschiedete ich mich bei ihm und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange.  "Aber Moment..." Ich drehte mich wieder um. Was wollte er jetzt noch?  "Ich habe noch eine zweite Backe. Ich will noch einen Kuss von dir", lachte Chris.  Ich grinste ihn an und meinte: "Gut. Ich akzeptiere deine Entscheidung", und gab ihm einen weiteren Kuss.  Diesmal auf die andere Wange. "Zufrieden, Chris?"  "Jap, der Herr wurde bedient. Sie können gehen!"  Jetzt lachten wir beide zusammen. "Okey. Also, dann bis nachher. Ich muss jetzt meinen kleinen Bruder vom Kindergarten abholen."  Ich winkte ihm zum Abschied zu, da ich schon fast außer Sichtweite war. Beim Kindergarten angelangt, spielte Tommy immer noch mit seinen Freunden Türme bauen.  "Tommy? Wer ist jetzt gekommen, um dich abzuholen?", sagte ich laut.  "Eny?", fragte Tommy und drehte sich beim Aufstehen blitzschnell um. "Eny", rief er fröhlich und rannte mir hüpfend entgegen.  Ich umarmte ihn, während wir uns im Kreis vor Wiedersehensfreude drehten.  "Wir gehen jetzt nach Hause zu Mama, ja, Tommy?"  "Ja, Eny."  Ich ließ ihn los und holt seine Jacke und seinen Rucksack.  "Deine Schuhe hast du ja noch an. Jetzt kommt nur noch deine Jacke. Komm her und schlüpf rein, Tommy!", forderte ich meinen kleinen Bruder auf.  "Okey, Eny."  Tommy kam und zog ohne weiteres seine Herbstjacke an. Seinen Rucksack trug ich. Wir verabschiedeten uns bei den Anderen und gingen gemütlich schlendernd nach Hause. "Mama, wir sind Zuhause!", rief ich in den Flur hinein.  Ein Stöckelschuhgeklopfe wurde hörbar.  Laura kam aus der Küche und war erstaunt: "Wieso seid ihr jetzt schon da, Nency? Ich dachte ihr kommt erst -". Sie schaute auf ihre Armbanduhr und sah so aus, als würde sie zählen. "- um 14.30 Uhr!?"  "Ja, wir hatten früher aus, wegen so einer Sache zwischen Franky und unserem neuen Mitschüler. Naja, darf ich wegen Tommy jetzt nicht sagen. Ich erzähl´s dir aber gleich nachdem Tommy in seinem Zimmer sein Mittagsschlaf macht!", entgegnete ich und nahm Tommy an die Hand. "Komm, Tommy. Jetzt lese ich dir deine Lieblingsgeschichte vor vom `kleinen Teddybär`, ja?"  "Jaa, kleiner Teddybär", freute sich Tommy und rannte, mit mir im Schlepptau, die Treppen zu seinem Zimmer hinauf.  "Es war einmal ein kleiner Teddybär, der hatte seine Eltern noch nie gesehen", begann ich aus dem Kinderbuch heraus vorzulesen.  Und so las ich Tommy 12 Minuten aus seinem Lieblingskinderbuch vor, als er zufrieden einschlief. Langsam und leise verzog ich mich und berichtete schließlich meiner Mutter von der Schlägerei.  "Also, so was. Und Chris sagte echt `Ich hätte im kleinen Finger mehr zu bieten, als du in der ganzen Hand`?", fragte Laura erstaunt.  "Ja, das sagte er zu Franky. Aber was denkst du eigentlich von Chris? Soll ich ihm trotz der Lüge weiter vertrauen?", meinte ich.  "Ja, gib ihm noch eine Chance. Jeder hat eine 2. Chance verdient! Nur Franky solltest du vergessen, er würde dich nämlich nur ausnutzen und dann, wenn er dich flach gelegt hatte, wird er dich wie eine alte Kartoffel liegen lassen. Ich rede aus Erfahrung. So einen Typen wir Franky hatte ich auch. Nur hatte er es nicht geschafft, mit mir zu schlafen. Ich wollte nicht und war auch noch nicht bereit. Deshalb trennte er sich von mir."  "Nur wegen dem? Weil du nicht wolltest?", rutschte es mir etwas lauter heraus.  "Ja, nur wegen dem, Nency. Deshalb lass dich nicht verarschen. Besonders nicht von solchen Typen wie Franky!", warnte mich meine Mutter.  Sie sah mich streng an, aber stand vom Stuhl auf, in der Küche, da wir uns dort unterhielten. Ich schaute ihr hinterher. Sie hatte wieder mal ihre blondierten Haare zu einem Dutt hochgesteckt.  Meine Mutter ist voll hübsch!, dachte ich. Sie war erst 36 Jahre alt und trug meistens ihren Laborkittel. Doch weil meine Mutter zu einer Freundin später ging, trug sie ihn gerade nicht.  Ihr Körper war sehr sportlich gebaut und sie besaß sogar ein paar Muskeln, zeigte Laura mir mal, glücklich darüber. Ich sah auf die Küchenuhr. 16.21 Uhr.  Ich sollte mich besser beeilen. Sonst komm ich noch zu spät zum Date mit Chris. Ein Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit. Ich war aufgeregt. Und wie...  "Mama? Ich geh jetzt los. Zum Date mit Chris, ja?", kam es wirklich sehr aufgeregt rüber.  "Ja klar. Viel Glück und viel Spaß. Des wird schon!", lächelte meine Mutter.  Ich gab ihr einen Abschiedskuss, zog meine Jacke und meine Schuhe an und verabschiedete mich bei Mama noch einmal vor Aufregung. Aber es heißt ja, dass doppelt besser hält.  Ich atmete tief ein und verschwand in der Haustür. Ich schlenderte in Gedanken den Weg entlang bis zum Kino, wo Chris bestimmt schon auf mich wartete. Aber hoffentlich doch nicht. Ich will doch nicht als Zuspät-Kommerin gelten. Aber wie Laura schon sagte, das wird schon.  Ja, es wird ganz bestimmt ein tolles Date. Besonders weil mein Date Chris war.  Im Kino kann ich ihm dann endlich meine Liebe gestehen. Doch bis dahin waren es noch ein paar Blocks. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)