Drei Minuten mit der Wirklichkeit von Dahlie (... wenn die Welt stirbt.) ================================================================================ Kapitel 4: Botschaft aus Glas. ------------------------------ . . . Er kämpft hart, wird er sein Ziel erreichen? Er wird überleben, für seine Freunde. Er ist am Ende der Gewinner. Er ist stolz und er wird seine Chance nutzen. Feuer und Rauch stiegen in den pechschwarzen Himmel, ängstliche Schreie verstummten. Mit ausdrucksloser Miene sah der junge Malfoy über das brennende Dorf. Sämtliche Häuser standen in Flammen, immer wieder erschien ein weiteres dunkles Mal am Himmel, doch es interessierte ihn nicht. Mit festen Schritten durchquerte er das Feld und betrat das Schlachtfeld. Wie seine Mitstreiter trug auch er die Furcht einflößende Kluft eines Todessers und zum wiederholten Mal fragte sich Scorpius Malfoy, weshalb sie ein bedeutungsloses Dorf wie dieses angriffen. Es war deutlich zu sehen, dass es sich um normale Muggel handelte. „Es ist ermüdend“, sprach Richard hinter ihm und warf achtlos seine Zigarette zu Boden. „Wie immer, Floyd lässt seine Gruppe meutern und plündern und Elliott steckt alles in Brand was anzündbar ist. „Was hast du erwartet?“, stellte Scorpius die Gegenfrage, als sie durch die erste Straße schritten. Gleichgültig stieg er über einen leblosen Körper und sah seinen Mitstreitern dabei zu, wie diese ihre jeweiligen Opfer folterten. Ignorant schritt Scorpius an ihnen vorbei. Er hatte sich an die Anweisungen seines Bruders gehalten und das Dorf gesichert. Niemand würde das Massaker im unmittelbaren Umkreis bemerken. Er hatte die Drecksarbeit gemacht, so wie immer. Schließlich durfte er als jüngerer Bruder niemals das Rampenlicht an sich reißen. „Weißt du, warum ich solche Aufträge lieber unter deiner Führung mache?“ Richard zog seinen Zauberstab aus seinem Umhang. „Weil du diesen Krieg mit Anstand führst.“ „Man kann keinen Krieg mit Anstand führen“, widersprach Scorpius und hob seinen Zauberstab. Gezielt richtete er die Spitze auf einen Muggel, welcher hoch in der Luft schwebte und den mehrere junge Todesser quälten. Der alte Mann schrie wie am Spieß, sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Avada Kedavra“ Der tote Körper des Muggels fiel in den Schlamm, sofort drehten sich erzürnte Gesichter nach ihm um, doch niemand wagte es, die Hand gegen ihm zu heben. Die beiden erreichten den Marktplatz und erkannten, dass Floyd die Frauen hatte zusammentreiben lassen. Seine Freunde hielten sie höhnisch in Schach. „Bruder, du kommst zur rechten Zeit.“ Erfreut drehte sich Floyd um, die Maske fehlte und Scorpius wurde mal wieder bewusst, wie provozierend er auf ihn wirkte. Seine Freude wirkte gespielt und Scorpius wusste, dass er in der nächsten Stunde ruhig bleiben musste. Er spielte wohl wissend nach den Regeln seines Bruders und legte den Kopf schief. „Was gibt es?“ Die Fackeln warfen einen Schatten auf die Gesichtshälfte des Älteren und der Jüngere zog sich die Maske vom Gesicht. „Die Grenzen sind gesichert. Du hast hier kräftig aufgeräumt. Sprich, ich bin fertig und kann mich von dannen machen.“ „Noch nicht“, hielt Floyd ihn auf und seine Gesichtszüge gewannen an ungewohnter Härte. „Da der dunkle Lord sich in letzter Zeit als äußerst zufrieden mit dir erweißt, dachte ich, dass du uns vielleicht eine Kostprobe deines Könnens bieten würdest.“ Nun zog Scorpius sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Die Kameraden seines Bruders schlossen einen Kreis um ihn und er wagte es nicht, seinem Begleiter einen Seitenblick zu zuwerfen. Richard war wohl wissend aus dem Kreis hinaus getreten um sich aus diesem Bruderduell raus zu halten. Wachsam sah Scorpius Floyd an. „Nein. Du weißt, dass mir jegliche Art von Vandalismus verboten ist, der sich nicht an die Worte des Lord richtet.“ Er hielt sich klar an die wenigen Gesetzgegebendheiten des dunklen Lords. Seit er nicht mehr unter seinem Bruder arbeitete, musste er sich nicht mehr an dessen Befehle halten, sondern konnte gewisse Unannehmlichkeiten geschickt umgehen. Durch seinen Großvater hatte er gelernt, dass er sich nicht für jede Drecksarbeit missbrauchen lassen brauchte musste und er manchmal gewisse Provokationen einfach Provokationen sein lassen sollte. Er wandte sich zum Gehen, als sein Bruder zum nächsten Schlag ausholte. „Du hast Angst, dass du es nicht packst, Hosenscheißer.“ Kurz hielt Scorpius inne, doch dann schritt er weiter. „Nein, ich missachte lediglich nicht meine Befehle, Bruder.“ Der Kreis öffnete sich und dann hörte Scorpius hinter sich zwei Frauen voller Pein schreien. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er weiter und bemerkte, dass Richard sich ihm schließlich anschloss. „Es ist nicht richtig“, sprach sein Mitstreiter, als sie schließlich das Dorf wieder hinter sich ließen und auf die Felder zugingen. „Dass du dich immer zurück ziehst. Er wird deinem Ruf schaden und deine Autorität in Frage stellen.“ Scorpius schwieg beharrlich, weshalb Richard nach seinem Arm griff. „Scorpius!“ Es kam nur selten vor, dass er seinen Vornamen von anderen Menschen außer Familienmitgliedern vernahm, weshalb er sofort stehen blieb. „Wieso lässt du dich immer herumschupsen!“ „Das tue ich nicht“, erwiderte der Blonde ruhig, doch sein Mitstreiter sah die Lage anders. „Und ob du das tust! Bereits als wir unter deinem Bruder standen, hast du jede höhnische und beleidigende Anmerkung hingenommen. Und jetzt, Jahre später lässt du immer noch alles mit dir machen und dich verspotten!“ Wut schwang in seinen Worten mit, ebenso wie Unverständnis. „So wirst du nie den Rang deines Bruders übertreten!“ Scorpius sah in die blass-grauen Augen seines Mitstreiters. „Es gibt Dinge, die verstehst du nicht.“ Der Zabini lachte laut auf. „Wie wäre es, wenn du es mir erzählst?“ Scorpius grinste schwach. „Ein anderes Mal vielleicht.“ „Streich das vielleicht und setzt ein nächste Woche Dienstag dran. Dann könnte es sein, dass du hier ohne Duell raus kommst.“ Er ließ seinen Kameraden los und stumm sahen die beiden Jungen einander an. Schließlich holte Scorpius tief Luft und grinste erneut. „Freitag.“ Dann apparierte er an Ort und Stelle. Richard verdrehte die Augen, wohl wissend, dass er mal wieder den Kürzeren gezogen hatte. „Nicht sehr nett, Freitag bin ich in Rom“, fluchte er und ihn beschlich das Gefühl mal wieder hingehalten zu werden. Er kämpft um seine letzten Freunde. Aber seine Freiheit. Die gibt's nicht umsonst. Aber er fühlt, dass er überleben wird. Energisch zog eine junge Frau ihren Mantel enger um sich und zog auch ihre dicke Wollmütze tiefer ins Gesicht. Ihre roten Haare waren gut versteckt und ihre rechte Hand umklammerte ihren Zauberstab fester. Mit einem mulmigen Gefühl bog sie ab und riss eine alte, fast eingebrochene Tür eines Hochhauses auf. Mit fliegenden Schritten nahm sie zwei Stufen des modrigen Treppenhauses. Molly Weasley wagte es nicht, sich am Gelände festzuhalten und sich so noch ein wenig schneller hoch zu ziehen. Sie hatte Angst, dass es brach, sobald sie einen Teil ihres Gewichts drauf ablud. Nach einer halben Ewigkeit erreichte sie den achten Stock und bog erneut rechts ab. Ihre dumpfen Schritte hallten in dem kahlen und verdreckten Flur wider. Molly hasste Aufträge dieser Art, besonders, wenn es sich dabei um einen Teil ihrer Familie handelte. Ihre blauen Augen, welche ihrer Cousine Rose sehr ähnlich waren, suchten die lädierten Haustüren ab. Bis sie schließlich stehen blieb und klopfen wollte, als sie den Kopf schüttelte. Wozu sollte sie sich die Mühe dieser Höflichkeit machen, wenn die Tür sowieso nicht abgeschlossen war? Zögerlich öffnete sie die knarrende Tür und betrat die abgedunkelte Wohnung. Ein Gestank von Bier schlug ihr entgegen und sie rümpfte angewidert die Nase. Vorsichtig tastete sie sich vor, bemerkte eine typische Unordnung und brach sich auf dem Weg ins Schlafzimmer bis zu jenem Fenster fast das Genick, da sie über Dosen stolperte. „Lass die Gardinen zu!“, drohte eine männliche verschlafene Stimme und sie grinste spottend. Sich nicht an seine Worte halten, zog sie energisch die Gardinen beiseite und öffnete das Fenster, eisige Luft zog herein. „Vielleicht das nächste Mal, Jamie.“ Sie sah sich im Zimmer um und bemerkte, dass ihr Cousin murrend die Beine aus dem Bett schwang. „Wie wäre es, wenn du hier mal sauber machst?“ „Wozu, in drei Wochen penne ich ehe wieder wo anders.“ Spöttisch hob Molly eine Augenbraue und zog mit ihrem Zauberstab ein rotes Höschen von einem Lampenschirm. „Oder bei einer anderen.“ Sie seufzte. „Hör mal Jamie, es ist nur wirklich nicht die Zeit für solche Weibergeschichten. Das ist die dritte in dieser Woche. Meinst du nicht, du solltest bei einer bleiben? Was wenn du etwas tust, was du später bereust?“ James strich sich durch das zerzauste dunkle Haar und rieb sich dann den Schlaf aus den Augen. Er ließ sie weiter sprechen und schien jeglichen Ärger über sich ergehen zu lassen. „Du solltest deinem Vater alle Ehre machen und nicht alles stehen und liegen lassen!“ Es war deutlich heraus zu hören, dass Molly sich ärgerte, doch bevor sie sich richtig in Rage reden konnte, zog James sie an der Hand ins Bett und setzte sich ungeniert auf sie. Erschreckend stellte sie fest, dass er nackt war und zog scharf die Luft ein. Ein süffisantes Grinsen schlich über seine Lippen. Er sah, dass sie seinen Blick mied und peinlich berührt an die Decke sah. „Was? Ist es dir unangenehm?“ Er forderte sie heraus, denn schließlich war sie die Einzige, die ihm regelmäßig die Leviten las, wenn er ein wenig über die Strenge geschlagen hatte. Seine rauen Hände schoben ihren Mantel auseinander und fuhren unter die karierte Bluse. „James, hör auf!“ Sie wollte sich erheben, doch er machte es ihr nicht möglich. „Wieso? Es geht dir gegen den Strich, dass ich mache, was ich will. Wenn ich mir meinen Spaß bei dir holen kann, dann brauche ich nicht mehr über die Strenge zu schlagen.“ Er klang anzüglich und augenblicklich kroch eine heftige Röte in ihr auf. Seine Hände rissen die Bluse auf und umschlossen gekonnt ihre üppigen Brüste. Seine rauen Lippen folgten der Spur seiner Hände und Molly versuchte sich unter ihm zu bewegen, doch mit wenig Kraftaufwand hielt er sie in Schach. Seine Hände zerrten an ihrem Hosengürtel und öffneten diesen, als ihr ganzer Körper erschlaffte. Just hatte ihr Widerstand nachgelassen und er sah auf. Ihr Blick war starr an die Decke gerichtet. Innerlich seufzte James und ließ registriert von ihr ab. „Ja, ich habe schon verstanden, du willst es nicht.“ Er rollte sich von ihr runter und schritt nackt wie er war ins Bad. „Vielleicht solltest du mal anfangen, dich locker zu machen, Molly.“ „Um mich dann von dir ficken zu lassen? Nein James, ich habe weitaus besseres zu tun.“ Sie hörte das Wasser der Dusche rauschen und kämpfte sich aus dem Bett, kurz darauf verstummte der Wasserstrahl und sie hörte ihn sagen: „Du hast auch so schon wenig zu lachen, wie wäre es mit ein bisschen Abwechslung?“ „Du weißt, dass es nicht richtig ist. Denk an deinen Ruf und deine Aufgaben! Du solltest mit bestem Beispiel voran gehen und den Menschen dort draußen Hoffung geben, außerdem hat sich der Orden wieder bei mir gemeldet und Kingsley fragt an, ob du nicht für Plan-!“ „Weißt du das alles auswendig oder liest du das ab?“ Genervt von all der wartenden Arbeit kam er aus dem Bad und bückte sich um aus seiner mitgenommenen Reisetasche frische Kleidung zu nehmen. „Auswendig“, seufzte Molly und strich sich das lange rote Haar nach hinten. Dann schwieg sie und sah betreten zu Boden. „Außerdem… deine Mutter hat geschrieben.“ „Und was will sie?“ James klang gelangweilt und griff zu seinen Zigaretten. Molly zog den Brief aus ihrer Jackentasche und legte ihn auf den Nachtisch, dann erhob sie sich vom Bett und schritt zur Tür. „Ich denke, ich spreche für deine ganze Familie, wenn du dir mal ein Beispiel an deinem Bruder nimmst.“ „Wieso sollte ich? Würde ich mit dem Furzknoten gleichziehen, dann säße ich jetzt zu Hause.“ „Oder auch nicht“, konterte Molly ruhig und stieg über einen Haufen Bierdosen. „Dein kleiner Bruder von Furzknoten ist zu Hause abgehauen und hält deine Mutter auf Dauertrab. Sie lässt fragen, ob du eine Ahnung hast, wo sie ihn suchen könnte.“ Langsam drehte James sich um, seine Cousine meinte es also tatsächlich ernst, als sie erklärte, Albus wäre von zu Hause abgehauen. Erst verschwand Rose und jetzt auch noch sein unzuverlässiger Bruder. „Was hat er denn auf seiner Flucht alles mitgenommen?“ „Fred und Alice. Die Beiden fehlen ebenfalls schon seit zwei Tagen.“ Sie hielt in der Tür inne und drehte sich um. „Weißt du James, auch wenn Albus erst achtzehn ist, so besitzt er doch den Mut eines Potters. Beweißt einen kühlen Kopf und zeigt Courrage, etwas was dir noch fehlt.“ Sie verließ die kleine Wohnung und hörte ihn laut auflachen. Innerlich seufzte Molly erneut. So lief es immer. James nahm sie nicht ernst und reagierte stets mit Spott. Sie hoffte, dass irgendwann einmal der Moment kommen würde, wo er den Ernst der Lage sehen würde und er seinem Namen alle Ehre machte. Er ist frei, frei wie der Wind. Er ist frei und wird gewinnen, weil er für die Ehre kämpft. „Langsam wird es gruselig.“ Überrascht sah Scorpius vom Schachbrett auf und erkannte, dass die junge Weasley angestrengt die Stirn runzelte. Nach jenem provokanten Auftrag hatte Scorpius sich nicht schnell genug zurückziehen können. Jetzt, wo er sich wieder in seinen eigenen Räumen befand, weit weg von all dem Stress von Rangkämpfen und ständigen Rivalitäten, breitete sich eine große Welle der Zufriedenheit in ihm aus. „Erläutere deine Ansicht genauer.“ Rose veränderte ihre Sitzhaltung und streckte ihren Nacken. Seit fast zwei Stunden spielten sie mit Schachfiguren gegeneinander und mit höchster Konzentration wollte keiner von beiden nachgeben. „Nun ja, egal welchen Zug ich mache, du quittierst ihn und egal, was du machst, ich werde ihn ebenso abwehren. Im Klartext, wir schieben bis morgen unsere Türme hin und her.“ Sie griff geistig abwesend zu der großen Platte mit Obst und biss in einen Pfirsich. „Nein, ich schätze spätestens in einer Stunde habe ich dich Schachmatt gesetzt“, erklärte er ruhig und entlockte ihr ein Grinsen. „Unsinn. Dafür müsste ich schon diesen Bauern hier weg setzten und naiv genug sein um meinen Läufer dort hin zu bugsieren.“ Er grinste leicht und bemerkte, dass auch sie ihm einen amüsierten Blick zuwarf. Jedoch nahm Scorpius‘ Gesicht schnell wieder den neutralen Zug an. „Erklär mir, warum du das Kreuz in den Himmel geschickt hast, Rose.“ Sie sah weiterhin auf das Schachbrett, bis sie schließlich aufsah und gezwungen lächelte. „Ich glaube nicht, dass du verstehen wirst warum, aber es hat etwas mit Hoffung zu tun.“ Scorpius verstand ihre Aussage tatsächlich nicht und bat sie darum, sich weiter zu erläutern. Rose lächelte bitter. „Weißt du, wenn man sein Leben lang nichts anderes kennt, als immer unter der Obhut seiner Tante zu stehen, keinen einzigen Schritt ohne Begleitung machen zu können, dann fragt man sich, ob es nicht hätte auch anders sein können.„ Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Onkel George erklärte mir dann, also als Kind, dass mein Leben durchaus anders aussehen könnte, wenn durchaus mehr Menschen den Mut dort draußen besitzen würden, um Zeichen zu hinterlassen, dass sie noch hoffen.“ Unwirsch zucke Rose mit den Schultern. „Aber wie du siehst, war es eine törichte Idee.“ „Wurdest du nicht bestraft, als du diese Frage stelltest?“ Überrascht sah sie ihn an. „Nein, natürlich nicht. Wieso?“ Scorpius sah sie verblüfft an, dann strich er sich durch das Haar und erklärte: „Wenn ich eine Frage gestellt habe, nach dem Was-wäre-wenn-Prinzip, wurde ich bestraft.“ Er blickte wieder auf das Schachbrett und sah auf ihren Zug. „Die Narben… auf deinem Rücken, kommen sie von solch einer Bestrafung?“, wagte Rose zu fragen und hielt unweigerlich die Luft an, als sie seinem Blick begegnete. Seine Augen wirkten emotionslos und starr. „Ja. Ich mochte die Dunkelheit im Klassenzimmer nicht und habe geschwänzt. Mein Vater fand mich und erklärte mir, dass es schwach wäre, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen.“ Er lächelte zynisch. „Ich habe gefragt, ob Gefühle nicht menschlich wären und daraufhin habe ich lernen müssen, dass man manche Fragen lieber offen lässt.“ Das Gesicht der jungen Weasley veränderte sich, ihr Blick galt nicht dem Springer, der seine Position wechselte. „Aber deine Fragen bleiben doch!“ „Gewiss“, nickte der Todesser. „Und einen Teil kann man durch äußerst effiziente Bücher beantworten. Andere dagegen werden wohl ewig offen bleiben.“ „Und die wären zum Beispiel?“ Rose musterte das Brett. „Warum ein Mann wie Potter plötzlich verschwindet oder weshalb Gefangener Nummer 1537 lieber den Tod wählt, als seine Familie von Schlammblütern zu verraten.“ Er zuckte mit den Schultern, so wie sie es zuvor getan hatte. „Lauter so Kleinigkeiten.“ „Warum beschäftigt dich so etwas?“ „Keine Ahnung, vielleicht weil ich finde, dass jeder das Recht hat, seine Meinung zu vertreten?“ Er lächelte. „Mein Bruder würde mich für verrückt erklären und rumposaunen ich würde darauf pochen, alle Schlammblüter als Geisel zu nehmen.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Tja… und dann würde ich ganz schnell bei den Knechten landen und eine noch größere Schande für die Familie werden.“ Etwas in Rose setzte sich zusammen. Ihr Bild von den jungen Todessern veränderte sich. Noch konnte Rose nicht sagen in welche Richtung, doch ihr Interesse war zweifelsohne geweckt. „Darf ich fragen, wie eure Strafen aussehen?“, wagte sie sich vor und zog ihren Turm ein Feld zurück. „Je nachdem, Folter durch Crucio oder durch viel Fantasie, wie du gesehen hast.“ „Wie alt warst du da?“ „Sechs. Was soll das werden, ein Frage-Antworten-Spiel?“ Er klang belustigt, doch Rose wusste, dass sie dem ersten Schein oft nicht trauen durfte. „Vielleicht, habe ich noch eine Frage.“ Unwirsch zuckte er wieder mit den Schultern, weshalb sie den Blick senkte. Es war eine Frage, die Rose schon seit Beginn des Abends quälte und dessen Antwort sie sich selbst nicht geben konnte. „Warum hast du von mir abgelassen, obwohl es offensichtlich war, dass du Gewalt anwenden würdest, wenn ich mich dir nicht fügen würde?“ Rose spürte, dass er aufsah, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie schluckte kaum sichtbar und hoffte, dass sie den Bogen nicht überspannt hatte, schließlich durfte sie nicht vergessen, dass sie einen Todesser vor sich hatte, an dessen Händen Blut klebte. „Keine Ahnung“, gab er zu. „Ich würde es auf deinen strafenden Blick schieben.“ Irritiert sah Rose auf und bemerkte, dass er ihre Frage durchaus ernst genommen hatte. „Es fühlte sich falsch an, was ich tat. Und zwar zum ersten Mal.“ Scorpius setzte seinen Bauer weiter und sah sie an. Seine braunen Augen begegneten ihren blauen. „Schachmatt“, erklärte er lächelnd und beobachtete, wie sich ihre ängstliche Miene augenblicklich veränderte. „Du schummelst!“, wagte sie es die Behauptung aufzustellen. „Das kann gar nicht sein!“ Sie suchte das Brett ab und Scorpius stand auf. „Gewonnen ist gewonnen.“ Er schien amüsiert über ihre Entrüstung. „Jetzt bin ich dran mit Beschäftigung aussuchen.“ Augenblicklich versteifte sich der Körper der jungen Weasley, sie sah ihn wachsam an und bemerkte, dass er hinter die Couch trat. „Kennst du Nathan Brown? Er schrieb das Buch Discorsi.“ Überrascht nickte Rose und erhob sich ebenfalls. „Klar, er hat auch noch andere Bücher geschrieben, falls ich mich recht erinnere.“ „Du weißt aber nicht, wo ich das Werk Discorsi noch herbekomme, oder?“ Sie schüttelte den Kopf und folgte ihm in seine kleine Bücherei. Sie schritten zwischen den hohen Regalen auf und ab. „Keine Ahnung, ich weiß, dass meine Mutter Mal so ein Buch hatte, aber ich glaube, dass ist mit all den anderen Büchern verbrannte, als deine Kollegen unser Haus gefunden haben.“ Ungehalten darüber brummte Scorpius, jedoch wollte er sich seine Misslaune nicht anmerken lassen und führte die Unterhaltung weiter. „Egal, erzähl mir, welche Werke du bist jetzt gelesen hast.“ Rose wurde bewusst, worauf der Heiler, welcher an ihrem Bett verweilt hatte, hinaus gewollt hatte. Ihr Peiniger besaß einen großen Wissensdurst. Etwas, was sie sich zunutze machen sollte. Jedoch gab es noch etwas, was sie hoffen ließ. Der junge Malfoy schien ein Denker zu sein, jemand der gerne gewisse Dinge hinterfragte. Bevor sie auf seine Frage antwortete, versuchte sie an seiner Neugier zu appellieren. „Weißt du, was ich nicht verstehe?“ Er drehte sich um und schritt unbeirrt rückwärts weiter. Rose sah ablenkend auf die Regale und verknotete die ihre Finger nervös miteinander. „Na ja, du wurdest als Kind bestraft, weil du die falschen Fragen gestellt hast, ungerecht oder?“ „In deinen Augen vielleicht.“ „In deinen nicht?“ Scorpius blieb stehen und musterte sie. „Was willst du mir damit sagen?“ Die junge Weasley spürte, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte. Bedacht versuchte sie die richtigen Worte zu finden. „Ohne dich verärgern zu wollen, aber bestrafst du die Menschen dort draußen nicht ebenfalls, weil sie eine falsche Denkweise vertreten, so wie du, als Kind?“ Sie hielt fast die Luft an, als seine hellen braunen Augen sie durchbohrten. Dann schlich ein spöttisches Lächeln über seine kalten Lippen. „Vielleicht.“ Rose seufzte, vielleicht schien eines seiner Lieblingswörter zu sein. Da sie sich auf dünnem Eis bewegte. „Interessante Sammlung“, merkte sie mit einem Nicken auf die Bücher an. „Jedoch alle rassistisch veranlagt?“ Der Todesser ging auf den Themenwechsel ein. „Natürlich, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, enthüllen sie einige interessante Dinge.“ Rose hörte ihm aufmerksam zu und das Gefühl der Hoffung, als sie ihn dabei betrachtete, wie er ihr Bücher empfahl, verstärkte sich. Er wirkte so anders, als sie erwartet hatte. Bei ihrer ersten Begegnung war ihr nichts als Kälte begegnet, dazu Ignoranz und Gewalt, doch nun, wo sie den Tipp des alten Mannes für bare Münze genommen hatte, spürte sie, dass der Alte gewollt hatte, dass sie einen Teil der Moral des Malfoy verdrehte. Und mittlerweile war sie sogar so weit, um zu glauben, dass sie ihn tatsächlich bewegen könnte, diesem brutalen Dasein ein Ende zu setzten. Aber sie wusste auch, dass dies keine Sache von drei Tagen war und sie nicht zu offensichtlich vorgehen durfte. Er ist frei und er wird gewinnen, weil sein Herz tapfer ist. Er kämpft um sein Leben. „Sei bloß vorsichtig!“ Albus verdrehte die Augen und angelte zum nächsten Ast. Seit fast drei Tagen waren sie nun schon unterwegs und er bekam das dumpfe Gefühl, dass sie seit gestern im Kreis herumliefen. Mit fiel Kraftaufwand schaffte es der junge Potter, sich einen Ast höher zu ziehen, um einen Blick über die Spitzen der Bäume werfen zu können. „Du hörst dich an wie eine Mutterglucke!“ Alice verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und reckte weiterhin den Kopf um den Schwarzhaarigen nicht aus den Augen zu verlieren. „Ich bin ganz sicher, dass wir in die richtige Richtung gegangen sind! Laut Karte sind wir nur noch ein paar Meilen von Hogwarts entfernt.“ „Wie dem auch sei…“, gähnte Fred neben ihr und besah sich die Schrammen und Schnittwunden an seinen Armen. „… ich hätte nichts dagegen, wenn wir unsere Reise ein ganz klein wenig beschleunigen könnten. Nicht, dass ich mich mit Mutter Natur nicht verbunden fühle, aber jetzt ganze Monate in dieser Matsche zu nächtigen und dabei Bekanntschaft mit seltsamen Schnittmücken auf Dauer zu machen, ne lass mal.“ Alice sah ihn mahnend an. „Du klingst wie ein Weichei!“ „Ich bin eins“, gab Fred ohne Scham zu und sah nun ebenfalls hoch in den Baum, auf den sich sein Cousin seit einer halben Stunde quälte. „Hey Al! Wie ist die Luft da oben?“ „Extrem gut!“, konterte der Potter und riss sich leicht das Hosenbein ein und stöhnte frustriert. „Scheiße!“ Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er Freds Schnapsidee auf einem Baum zu springen tatsächlich ernst genommen hatte. Doch besser, er bekam einen Überblick, wo genau sie sich befanden, als dass sie weiter blind durch den Wald hopsten. Außer Mücken und Glühwürmchen waren sie niemandem begegnet. Eine erschreckende Tatsache, angesichts der Situation. Natürlich hatte er gewusst, dass viele Kreaturen nach Voldemorts Machtergreifung ihre Heimat verlassen hatten. Der einst so verbotene Wald machte nun überhaupt keinen verbotenen Eindruck mehr. Er schien verlassen, leblos und verwahrlost. Mit viel Vorsicht gelang es Albus, auf einen weiteren Ast zu klettern und reckte den Hals, er hatte eine kleine Lücke zwischen den abgestorbenen, fast schon schwarzen Blättern ausmachen können und arbeitete sich nun bis zu dieser Lücke vor. Sein Blick fuhr über Baumkronen und er verengte die Augen zu Schlitzen. Er erkannte Felder und schließlich etwas, was sein Herz höher schlagen ließ. Das Sichtbild seiner Augen veränderte sich, die Farben verschwanden, ein schwarzweißes Bild erschien, dafür wurde seine Augen noch schärfer und er sah einige Meilen weiter. Albus erkannte Ruinen und ihm wurde bewusst, dass Hogwarts in einem durchaus schlechterem Zustand war, als er erwartet hatte. „Ich schätze, wenn wir stramm durchmarschieren, dann sind wir heute Abend da“, rief er laut und seine Freunde stöhnten erleichtert auf. Vorsichtig machte sich Albus wieder auf den Weg nach unten. „Aber ich glaube, wir haben durchaus mehr Arbeit vor uns, als erwartet.“ „Was soll das heißen? Wie viel Arbeit?“, wollte Fred alarmiert wissen und der Potter sah nach unten. „Ähm… kannst du Dächer errichten?“ Fred lachte laut auf, er klang sarkastisch und leicht ratlos. „Hör mal Al. Ich weiß, wie man eine Tür in die Angel setzt oder Tapeten anbringt, aber für den Grundbau eines Gebäudes und dann noch magisch, hättest du den Prinzen mitnehmen müssen.“ „Als wenn Louis sein trautes Nest verlassen hätte“, spottete Albus. „Außerdem, wenn ich Louis dabei haben wollte, dann hätte ich auch gleich James anschreiben können. Mein ach so toller Bruder hätte das sicher ein paar seiner Leute aufgebrummt.“ Er sprang den letzten Meter zu Boden und erkannte die ernste Miene seines Cousin. „Ey Fred, ich weiß, dass ich ein bisschen viel verlange, aber vielleicht kannst du dir Hogwarts ja auch erst einmal angucken und mir dann sagen, was du hinkriegst und was nicht.“ „Lasst uns erst mal ankommen.“ Alice schulterte ihre Tasche und nickte den beiden Jungen zu. Zusammen traten sie den letzten Abschnitt der Reise an. Ihre Schritte wurden immer schneller und hektischer. Albus bekam nach über drei Stunden Angst, dass sie unvorsichtig werden könnten, doch als sie bei Anbruch der Dämmerung aus dem Wald stolperten und heftig atmend die Felder betrachteten, löste sich ein wenig Anspannung aus seiner Brust. Mit müden Knochen ging Fred in die Hocke und versuchte seinen rasenden Atem unter Kontrolle zu bekommen. Alice dagegen strich sich eine dichte Locke aus dem Gesicht und unweigerlich fiel ihr Blick auf Albus. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie den Cousin ihrer besten Freundin betrachtete. Seine giftigen grünen Augen leuchteten vor Vorfreude und sie wusste, dass Albus es nicht erwarten konnte endlich etwas in dieser düsteren Welt zu bewegen. Möglichst gelassen stützte sie den Ellenbogen auf seiner Schulter ab und sprach: „Und was, wenn dort irgendwelche Junkies rumhängen?“ „Was sind Junkies?“, wollte Albus ahnungslos wissen und Alice lachte. „Muggel, die sich Spritzen in den Arsch jagen und dann vollkommen high sind. So wie Hugo, wenn er zu viele Süßigkeiten gefressen hat.“ „Dann geben wir ihnen einen fetten Tritt in den Arsch und räumen dort trotzdem auf“, merkte Fred an und machte den ersten Schritt durch das Feld. Immer wieder rutschten sie im nassen Schlamm aus oder blieben mit dem Fuß stecken. Sie meckerten, sie stöhnten und fluchten und nicht zum ersten Mal wünschte Albus sich, dass er seinen Besen mitgenommen hätte. Dreckig und erschöpft erreichten sie nach einer halben Ewigkeit die Ruine des Schlosses. Es sah schlimmer aus, als die drei Jungendlichen angenommen hatten. An vielen Stellen waren die Grundmauern stark beschädigt, die Verwahrlosung war deutlich anzusehen und keiner der drei konnte sich vorstellen, dass dies einmal eine Zauberschule gewesen sein sollte. Geschockt über diesen fatalen Zustand strich sich Albus ratlos über das Kinn. Seine Vorfreude dämpfte sich ein wenig und gerade als er einräumen wollte, dass seine Idee bezüglich aus dem alten Schloss einen Stützpunkt zu machen, vielleicht nicht umsetzbar war, kramte Alice neben ihm in ihrer Tasche rum. Gefasst schlug sie ein kleines Notizbuch auf und erklärte: „Also der magische Grundstein ist noch gelegt, apparieren kann man erst-!“ Sie drehte sich um und zeigte auf den Beginn des verbotenen Waldes. „-dort. Außerdem, wenn wir diese… ähm… diesen Stall aufbauen, wird das niemand sehen, erst wenn er den verbotenen Wald hinter sich hat und das Feld durchschreitet, wird sichtbar sein, dass Hogwarts wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück findet.“ Sie sah wieder auf die Ruine und bat Fred mit seinem Zauberstab Licht zu machen. Mutig schritt sie zwischen den Steinen hindurch und betrat vorsichtig die große Eingangshalle, welche ihre Glanzzeiten bereits hinter sich hatte. „Wenn wir es wirklich schaffen, hieraus wieder ein Schloss zu machen…“, sie sah an die Decke und zu dritt betraten die sie die einstig schöne große Halle, wo die Häuser zum Essen zusammen gefunden hatten. „… dann kann ich euch versichern, dass wir einen Stützpunkt haben, so sicher, so groß und so-!“ „Komm zum Punkt, Alice“, brummte Fred und die Dunkelhaarige strahlte: „Im Klartext, Albus‘ Idee ist bombastisch, nur mit viel Arbeit verbunden.“ „Na großartig“, erklärte sich Fred wenig begeistert. „Und wo sollen wir anfangen?“ „Im Keller“, sprach Albus wenig beeindruckt und holte die Karte der Rumtreiber hervor. „Dort wird wohl das meiste noch intakt sein.“ Er sah auf die Karte und suchte nach der richtigen Treppe, die sie in den Kerker führen würde. „Dort können wir vielleicht auch erst einmal die Nacht verbringen.“ Die drei Jugendlichen kämpften sich durch Staub, Asche und kaputten Statuen, sowie zerbrochenen Stein. Angewidert zerstörte Fred mit seinen Zauberstab fuchtelnd ein großes Spinnennetz, während Alice vor lauter Staub ihre Nase nicht aus ihrem Taschentuch bekam. „Wonach suchst du eigentlich?“, erlaubte sich Fred die Frage, als er angeekelt auf ein kleines Podest sprang, um Kakerlaken aus dem Weg zu hüpfen. „Mein Dad hat mal erzählt, dass die Slytherins damals ihren Gemeinschaftsraum im Keller hatten, irgendwo hier.“ Vorsichtig und mit seinem Zauberstab bewaffnet tastete Albus sich vor. „Da die meisten Todesser aus Slytherin kommen, schätze ich, dass ihr Turm den wenigsten Schaden davon getragen hat.“ Er blieb stehen. „Hier muss es sein.“ Alice leuchtete auf ein leeres Porträt. „Na toll, und wie kommen wir da rein?“ „Wir rufen nach irgendwem“, schlug Fred vor. „Irgendwo wird ja wohl noch ein Porträtbewohner rumgammeln.“ Erneut gähnte er und alle drei zuckten zusammen, als eine fremde Stimme ertönte: „Ich würde gammeln vielleicht gegen Däumchen drehen eintauschen.“ Sie fuhren herum und sahen erneut auf das eben noch leer gewesene Porträt. Nun sah lächelnd ein alter Mann auf sie herunter. Vergnügt und erfreut blitzten die Augen hinter seinen Halbmondgläsern hervor und sah sie wachsam an. Sein weißer Bart reichte bis über den Bauch und Alice legte unwillkürlich den Kopf schief. Sie kannte diesen Mann, dessen war sie sich ganz sicher. „Möchte einer von euch ein Zitronenbrausebonbon?“ „Nein danke!“, lehnte Albus kühl ab. „Würden Sie trotzdem Ihren hübschen kleinen Rahmen beiseite schwingen, damit wir die Lage da drin checken können?“ Amüsiert über den Ton des Jüngeren lachte der Alte und sah vergnügt in die Runde. „Wenn die Herrschaften sich vorstellen würden?“ „Wie wäre es, wenn du den Anfang machst, alter Mann.“ „Sei nicht so frech, Al!“, wies Alice ihn zurecht und lächelte das Porträt an. „Ich bin Alice, Alice Longbottom, der mit den roten Haaren-!“ „Ist ein Weasley, ja… fragt sich nur von welcher Ecke.“ Die Stirn runzelnd sah Fred ihn an. „Wie aus welcher Ecke?“ „Nun ja.“ Der alte Mann gluckste. „Es gibt Charlie Weasley, Bill Weasley, Percy Weasley...” „Wer sind Sie? Hellseher?”, empörte sich Albus leicht misstrauisch. „Nein, ein Schulleiter, der eben jedes seiner Kinder kennt.“ Er legte den Kopf schief. „Fred oder George?“ Der Rothaarige grinste breit: „Was meinen Namen angeht oder meinen Vater, wenn es das erste ist, dann die erste Lösung und wenn’s das zweite ist, dann die zweite Lösung.“ „Ja… das habe ich mir schon fast gedacht.“ Die blauen wässrigen Augen des Alten hefteten sich an den Schwarzhaarigen. „Ein Potter!“, riet er. „Die Haare sprechen dafür, ebenso wie die Augen.“ „Potter der zweite“, erklärte Albus ungeduldig. „Wenn Sie mit James quatschen wollen, dann müssen Sie leider sämtliche Rahmen der Welt abquatschen und bei meinem Dad ist sowieso Holz und Malz verloren.“ „Schon gut, schon gut.“ Wieder kicherte der Alte, dann sah er wieder in die Runde. „Mein Name ist Professor Dumbledore und ich wünsche euch einen angenehmen Aufenthalt.“ Er schwang das Bild zur Seite und der junge Potter seufzte: „Na endlich!“ Alice gab ihm einen leichten Stoß in die Seite. „Albus!“, sprach sie mahnend. Doch er zuckte nur mit den Schultern und kletterte durch das Loch. Dabei entging ihm der wachsame Blick des Alten. Als Albus den ehemaligen Gemeinschaftsraum betrat, flammte augenblicklich ein Feuer im Kamin auf. „Stark eingerostet und ein wenig…“ „In Schuss gehalten?“, beendete Fred den Satz und sein Herz schrie vor Freude, als er die Couch sah. „Oh Alter, schlafen!“ Mit einem Satz warf er sich auf die Couch und genoss den Moment der Entspannung. „Keine Ahnung, wie dein Dad, Tante Hermine und Onkel Ron diesen Horror Monate ausgehalten haben.“ Auch Albus ließ sich entspannt in einen Ohrensessel fallen und legte die Füße auf einen kleinen Sockel, sein Körper entspannte sich. Alice dagegen streckte sich auf dem weichen Fellteppich aus und schloss die Augen. „Hunger… aber darum kümmern wir uns bitte morgen.“ Der Potter-Spross grinste. „Punkt eins, angekommen erledigt und die genaue Lage checken wir…“, er sah auf seine abgenutzte Armbanduhr. „… in sagen wir mal… neun Stunden.“ „Angenommen!“, riefen Fred und Alice im Chor, während Albus bereits die Augen geschlossen hatte und mit jedem Atemzug weiter ins Land der Träume abdriftete. Manchmal stolz und manchmal traurig, aber er kämpft für ein besseres Leben. Was du gibst, bekommst du zurück. Müde legte Rose das aufgeschlagene Buch beiseite, sie gähnte ausgiebig und murmelte: „Bett!“ Als sie sich erhob, schwankte sie leicht. Seit Stunden grub sie sich nach Herzenslust durch die Bibliothek ihres Peinigers und hatte mit Staunen Werke entdeckt, deren Existenz sie für vergessen gehalten hatte. Belustigt beobachtete Scorpius vom Regal aus, wie sich die junge Weasley schwankend durch den Raum kämpfte. Wahrscheinlich waren ihre Beine eingeschlafen. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Raum und bot ihr gerade noch vor einem Sturz Halt. „Danke… ich glaube meine Beine sind eingeschlafen“, murmelte sie, bestätigte seine Vermutung und gähnte ausgiebig. Am Türrahmen hielt sie sich fest. Dankend lächelte sie. Scorpius sah in ihre tief-blauen Augen und etwas in ihm drehte sich erneut. Wie von selbst streckte er seine Hand aus und strich durch ihr weiches seidiges Haar. Unwillkürlich verschwand das Lächeln von ihren blassen Lippen und ihre blauen Augen wendeten den Blick von ihm. Ihre schmale Hand berührte seine, die sich fest in ihr Haar vergraben hatte und nun bis zu ihrer Wange strich. Sie machte etwas mit ihm, doch noch konnte er nicht in Worte fassen, was genau sie tat. Zuerst erregte sie mit ihrem Mut seine Neugier, dann mit ihrer Erscheinung sein Interesse. Er hatte schon immer eine Schwäche für das Unbekannte und Herraustechende gehabt. Als ihm in der ersten Nacht bewusst geworden war, dass er eine Weasley in seinen Räumen hatte, hatte er großen Spaß gewittert, doch stattdessen gab sie ihm etwas, was ihm einiges mehr wert war. Antworten auf Fragen, die er nie offen hatte stellen dürfte. Sie verriet niemanden ihrer Leute, nur deren Ansichten und deren Beweggründe. Etwas, was ihn faszinierte und zum Nachdenken brachte. Ihre Worte knöpften ein wenig an den Worten seines Großvaters an und unterstrichen seine kleinen Lehren. Seine Handfläche auf ihrer Wange brannte, die Kälte verschwand und Scorpius spürte, wie sein Herz schneller schlug. Das unbestimmte Gefühl, welches ihn bereits verfolgte, als er zum ersten Mal in ihre klaren Augen gesehen hatte, verstärkte sich. „Sieh mich an, Rose“, sprach er ruhig und sah, wie sie seiner Anforderung zögerlich nachkam. Der junge Malfoy betrachtete jeden Zentimeter ihres hübschen Gesichtes, sein Daumen strich an ihrem Kinn entlang und hob ihr Gesicht so an. Er spürte ihren stockenden Atem und dann ihren leichten Rückzug, indem sie sich mit dem Rücken gegen den breiten Türrahmen lehnte. Sein Gesicht beugte sich zu ihr runter, gefährlich nahe. „Du bist wie Wärme.“ „Und du wie Kälte“, flüsterte sie und er bemerkte das leichte Zittern in ihrer Stimme, ein spöttisches Lächeln breitete sich schwach auf seinem Lippen aus. „Hast du Angst vor mir?“, stellte er ungeschont die Frage und spürte, dass sie gequält schluckte. Ehrlich nickte sie zaghaft. „Brauchst du nicht“, sprach er flüsternd an ihrem Ohr. „Zumindest noch nicht.“ Sie wendete ihr Gesicht, wahrscheinlich um ihn direkt anzusehen, diesen Augenblick nutzte er und seine gierigen Lippen fanden ihre. Wärme und Hoffnung traf auf Kälte und Verderben. Nicht die Spur zurückhaltend oder scheu küsste er sie. Sein Kuss war fordernd und wollend. Rose schloss die Augen und wollte sich irgendwo fest halten, als seine Hände sich mit ihren verhakten und sie gegen den breiten Rahmen drückten. Die Leidenschaft mit der er sie gefangen hielt, überrumpelte und verwirrte sie zugleich. Jedoch schien ihm dies egal zu sein. Während sie den Kuss löste um nach Luft zu schnappen, zog er ihren betönenden Duft von frischer Waldwiese ein und gab ihr nur diesen Moment der Eigenkontrolle. Dann nahm er sie wieder für sich ein und verführte sie hoffnungslos mit seinem Können. Er hat die Macht, er gibt nicht auf und er fühlt sich Tag für Tag stärker. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)