Die Meister der Zeit von Alaiya ([ShiroKari] [KenNa]) ================================================================================ Kapitel 6: Die Brücke zur Vergangenheit --------------------------------------- Die Bäume leuchteten. Es war nahezu unheimlich, aber alle Bäume strahlten ein sanftes, türkises Licht aus, während sie sich zu einer lautlosen Melodie im Wind bewegten. Ein seltsames, aber fantastisches Bild. Wahrscheinlich hätten sie es sogar genossen, wären sie aus anderen Gründen in diesen Welt gekommen. Doch so sahen sie vorsichtig von einem Baum zum nächsten, erwarteten die Gefahr hinter jedem Stamm. Woher sollten sie wissen, ob J oder wer auch immer für all das verantwortlich war nicht in der Nähe war, sie vielleicht sogar beobachtete? Zusammen mit Mari, Shirona und dem Jungen Kenta lief Hikari zwischen den Bäumen umher, immer tiefer in den Wald hinein. Maya war am Wagen zurückgeblieben und Verstärkung zu holen, aber sie waren sich alle einig geworden, dass sie nicht länger warten konnten. Wenn sie nicht gingen, würde die Jägerin entkommen - vielleicht war sie das sogar schon. Vielleicht waren sie schon zu spät und Celebi war gefangen. Warum wollte sie Celebi überhaupt? „Man sagt, dass Celebi am See in der Mitte des Waldes lebt“, meinte die Junsâ Mari leise, so als erwarte sie belauscht zu werden. „Wenn… Nun, wer auch immer die Pokémon und Marina hat erstarren lassen… Wenn sie Celebi sucht und es noch nicht gefunden hat, wird er wahrscheinlich dorthin gehen.“ Niemand antwortete etwas darauf. Nicht einmal Plinfa, das sich scheinbar ebenfalls bemühte ruhig zu sein, während es über den nicht ganz ebenen Waldboden schlich. Vor ihnen lief Absol her, während irgendwo über dem Wald Altaria und das Tropius Kentas Ausschau nach der Verbrecherin hielten. Doch dabei fühlte sich Hikari noch immer recht unwohl: Was, wenn Altaria genau so endete, wie die legendären Pokémon? Was, wenn es jetzt schon bereits irgendwo in diesem Wald als eine Bronzestatue am Boden lag? Es war eine leichte Berührung auf ihrer Schulter, die sie - halb erschrocken - aufsehen ließ. Shirona hatte ihr für einen kurzen Moment die Hand auf den Rücken gelegt und lächelte ihr nun kurz zu. „Mach dir keine Sorgen“, meinte sie, ehe sie sich wieder von ihr entfernte. Hikari blickte vor sich. Sie lief direkt hinter Mari, in etwa auf gleicher Höhe mit ihr war Shirona, während Kenta ihnen mit ein paar Schritten Abstand folgte. Der Junge sah mittlerweile einfach nur elendig aus. Während der Fahrt hatte Hikari den Eindruck gehabt, dass er mit den Tränen gekämpft hatte, während er schweigend nach vorn gestarrt hatte. Nun sah er aus, als könnte er jeden Moment in Ohnmacht fallen. Irgendwie wollte sie ihm helfen, aber sie wusste nicht wie. Was sollte sie sagen? Sie kannte ihn ja kaum. Sie dachte an Satoshi. Dieser war oft gut darin gewesen, die richtigen Worte zu finden, wenn es jemanden schlecht ging oder jemand traurig war. Im Alltag hatte er oft das Taktgefühl eines Teelöffels gehabt, aber wenn es drauf ankam, konnte man sich auf ihn verlassen. Einmal wieder tat es ihr leid, dass sie allein weitergereist war. Aber was hätte sie tun sollen? In Sinnoh bleiben? Nein, das wäre auch nicht gewesen, was sie gewollt hatte. Sie ließ sich etwas zurückfallen, um mit Kenta reden zu können, aber bevor sie irgendetwas sagen konnte, bevor er es überhaupt bemerkte, hörten sie Schreie über sich und blickte, nahezu im selben Moment wie die anderen, hinauf um dort Tropius und Altaria kreisen zu sehen. „Sie haben etwas entdeckt!“, rief Shirona aus und einen Moment später liefen sie schon den Flugpokémon hinterher, ohne die seltsam glühenden Bäume zu beachten. Zumindest Hikari fehlte mittlerweile komplett das Gefühl, wie weit sie nun schon in den Wald hinein gelaufen waren. Wie lange suchten sie schon die Jägerin? Wie spät war es überhaupt? Sie hatte auf ihr Pokétch sehen können, was jedoch unter dem Rennen unratsam war. Aber sie hatte das Gefühl, dass Mitternacht schon seit einer Weile verstrichen war. Immer wieder sahen sie zu den Pokémon hinauf, die über ihnen flogen und ihnen den Weg zeigten. Was würden sie finden? Was hatten Tropius und Altaria entdeckt? Diese Frage klärte sich jedoch zu bald. Während sie liefen, sahen sie es aus den Augenwinkeln: Weitere Statuen, die auf den Bäumen zu hocken schienen oder darunter lagen oder standen. Weitere Pokémon, die zu Bronze erstarrt waren. Doch von der Verantwortlichen noch immer keine Spur. Bis Shirona stehen blieb und den anderen indizierte, es ihr nachzutun. „Hört!“, flüsterte sie. Tatsächlich konnten sie nun, wenngleich über ihren eigenen heftigen Atem hinweg nur schwer, eine Stimme aus nicht all zu großer Entfernung rufen hören: „Komm schon, Celebi! Ich weiß, dass du da bist! Siehst du nicht, was ich tu, Wächter des Waldes?“ In diesen letzten Worten klang mehr, als nur eine Spur Sarkasmus mit, während die anderen Worte schrill schienen und voller Verachtung schienen. „Pli-Plinfa?“ Fragend sah das Wasserpokémon, das noch immer nicht ganz wieder zu Atem gekommen war, seine Trainerin an. „Plinfa!“, rief es dann mit entschlossener Miene aus, was wohl soviel wie „Ich bin bereit zu kämpfen!“ hieß. „Wartet noch“, flüsterte die Junsâ an sie gewandt, während sie sich nun langsam in die Richtung, aus der die Stimme kam, bewegte. Doch während Hikari zögerte und Shirona Mari langsam folgte, dachte zumindest der Junge nicht daran zu warten. Bevor eine von ihnen ihn hätte aufhalten können, stürmte er schon an ihnen vorbei in die Richtung der Stimme. „Sie!“, schrie er. Für einen Moment zögerte Hikari noch immer, sah zu Shirona und zu Mari, welche selbst nicht so richtig zu wissen schien, was sie wollte, beziehungsweise tun sollte. Dann jedoch blickte sie zu Plinfa, das noch immer kampfbereit neben ihr stand. „Komm!“, rief sie und folgte dem Jungen. Sie konnten doch nicht einfach warten, bis er ebenfalls als eine Statue vor ihnen stand! Maris Stimme klang von hinter ihnen. „Wartet!“ Aber dafür war keine Zeit mehr. „Sie einer an“, empfing sie eine herablassende Stimme, als sie Kenta auf einer Lichtung erreichte. „Der Junge von vorhin.“ Dann sah die Frau zu Hikari und Plinfa. „Und wir… Haben wir uns nicht auch schon mal gesehen?“ Und nun, wo Hikari sie sah, auf der von den Bäumen selbst erleuchteten Lichtung, erkannte sie, dass die Frau nicht J war. Sie war gar keine Jägerin. „Mars?“, erklang nun eine Stimme neben ihr und als Hikari aufblickte sah sie, dass Shirona ihr ebenfalls gefolgt war. „Commander Mars?“ Shironas Augen glitten über die mittlerweile gewachsenen Haare der Frau, ihren dunklen Umhang und die Schiene an ihrem Arm. Ein wahnsinniges Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der ehemaligen Kommandeurin aus, als sie Shirona sah. „Shirona, die ehemalige Champion von Sinnoh. Kann das sein? Habe ich heute vielleicht doch noch etwas Glück?“ Dann sah sie zu Hikari. „Dann bist du einer der Knirpse, die damals dabei waren.“ Sie löste einen Pokéball von unter ihrem Umhang, doch da stürmte Kenta auf sie zu. „Ignorier mich nicht!“, schrie er und schien sie tackeln zu wollen, doch sie wich ihm geschickter aus, als Hikari es erwartet hätte. Sie sah kurz zu Shirona, war sich nicht sicher was sie machen sollte. Woher hatte Mars Js Waffe? Was hatte sie überhaupt vor? Doch Shirona war ruhig geblieben, während ihr Absol angriffsbereit neben ihr stand. Anstatt weitere Worte zu verlieren, sah sie der anderen Trainerin nun, so gut es ging, in die Augen, die ohnehin auf sie fixiert waren. „Despotar“, sagte Mars dann erstaunlich ruhig und der Pokéball, der jedoch nicht weiß-rot, sondern komplett schwarz war. Im nächsten Moment erschien das große Bodenpokémon vor ihnen auf der Lichtung. Es ließ ein lautes Knurren hören und sah die beiden Trainerinnen an. Dann, ohne einen Befehl seiner Trainerin, bildete sich eine Energiekugel in seinem Maul. Es würde Hyperstrahl einsetzen. Doch während Hikari etwas zu lange dastand ohne überhaupt zu reagieren, sorgte Shirona dafür, dass Absol sie schützen konnte. „Absol, Schutzschild!“ Diese Anweisung kam keinen Moment zu früh, denn als das Unlichtpokémon seinen Schild aufbaute, schoss auch schon der Hyperstrahl auf sie zu, wurde jedoch gute zwei Meter vor ihnen von der unsichtbaren Barriere aufgehalten. Tatsächlich sah es danach aus, dass der Hyperstrahl Despotars aber nicht schwach war, denn Absol schien es einige Anstrengung zu kosten, die Attacke abzuhalten. Nun fasste sich Hikari wieder. „Altaria!“, rief sie zu dem Pokémon, das noch immer über der Lichtung seine Kreise zog, hinauf. „Drachenpuls!“ Das Pokémon reagierte sofort und einen Augenblick später traf ein violetter Strahl Despotar von hinten. „Es wäre wohl zu schön gewesen“, meinte Mars herablassend und zwei weitere Pokébälle flogen in die Luft, ehe ein Scherox und ein Panzaeron erschienen. „Aber zumindest geht es so langsamer.“ Damit schoss das Panzaeron in die Luft zu Altaria hinauf, griff es direkt mit einem Sternschauer an. „Altaria!“, rief Hikari aus, doch bevor sie ihrem Pokémon einen weiteren Befehl geben konnte, wurde sie schon von Mars unterbrochen. „Kleine, hier spielt die Musik“, meinte diese und erneut ohne einen direkten Befehl, ließ Despotar sich einige Steine aus dem Boden lösen und einen festen Ring um Hikari und Shirona bilden. „Tarnsteine“, murmelte Shirona. Das Mädchen sah sie an. Mars wollte sie offenbar am fliehen hindern. Nun jedoch begann Plinfa, das zusammen mit den beiden Trainerinnen in dem Steinring gefangen war, ebenfalls ohne einen Befehl zu attackieren. Mit einem „Plinfa!“ schoss es einen Blubbstrahl auf die umherschwebenden Steine. „Plinfa, pass auf“, rief Hikari aus, doch als das kleine Pokémon versuchte einen der Steine direkt anzugreifen, wurde es zurückgeworfen und landete erschöpft neben Hikari am Boden. „Plinfa“, flüsterte sie und nahm es wieder auf den Arm, vor allem auch, um weitere Aktionen dieser Art zu verhindern. Mittlerweile schien sich auch Kenta wieder gefangen zu haben, denn er stand nun - noch immer ignoriert - hinter Mars. „Tropius, komm zurück“, meinte er halblaut und mit einem roten Strahl verschwand das Pflanzenpokémon wieder in seinem Pokéball. Dann löste der Junge einen anderen Ball von seinem Gürtel. „Tornupto“, flüsterte er, ehe er die Stimme erhob. „Du bist dran. Flammenwurf!“ Das Pokémon erschien, brüllte und schoss seinen Flammenwurf auf das nächste Pokémon - Scherox - ab. Doch bevor die Attacke traf, wich das Insektenpokémon ihr schon aus und einen Moment später sah sich Tornupto mit Despotar konfrontiert, das auf es zuhetzte und es mit einem Biss in die Schulter angriff. „Absol, Psychoklinge!“, rief Shirona nun dem Pokémon außerhalb des Steinrings zu, woraufhin nun Absol in die Luft sprang. Das seltsam Klingenförmig geformte Horn an seinem Kopf leuchtete auf und einen Moment später schossen hellviolett leuchtende Geschosse auf Scherox zu. Noch immer war Hikaris besorgter Blick gen Himmel gerichtet, wo Altaria noch immer kämpfte. Die Pokémon die Mars besaß schienen unheimlich stark, doch es war auch seltsam, dass sie einfach ohne Befehle angriffen. Aber vor allem fragte sie sich noch immer, wieso Mars das alles tat? Team Galactic gab es doch nicht mehr, seit Akagi mit seinem Versuch eine neue Welt zu erschaffen gescheitert war! Was für ein Interesse hatte Mars überhaupt in Celebi. Hikari merkte, wie sie zitterte. „Plinfa?“, fragte das Pokémon auf ihren Armen besorgt. Auch Shirona wandte sich ihr zu. „Alles in Ordnung?“ Doch Hikari antwortete nicht. Stattdessen wandte sie sich an Mars. „Wieso?“, rief sie. Es dauerte ein wenig, bis die Frau bemerkte, dass sie angesprochen war und sie sah Hikari mit einem ähnlich wahnsinnigen Blick, wie zuvor an. „Du fragst ‚wieso‘?“ „Ja“, antwortete Hikari. „Wieso das alles? Was willst du mit Celebi?“ Anstelle einer Antwort lachte Mars nur. „Das wirst du ohnehin nicht verstehen, Mädchen.“ Nun griff auch Shirona Hikaris Fragen auf. „Es ist wegen Celebis Fähigkeit, oder? Die Fähigkeit in der Zeit zurückzureisen.“ „Du sagst es, aber du verstehst es nicht, Shirona“, rief Mars aus. „Aber ich… Sie… Ich werde dorthin zurück.“ „Werden Sie nicht!“, erklang auf einmal eine Stimme hinter ihr und ehe auch nur einer von ihnen verstanden hatte, was geschah, war Mari aus dem Gebüsch hinter Mars gesprungen und hatte es geschafft ihr einen Arm, den rechten, an dem die Schiene befestigt war, hinter den Rücken zu drehen. „Sie sind verhaftet.“ Doch Mars reagierte kaum auf sie. „Despotar.“ Mehr sagte sie nicht. Das Pokémon ließ sofort von Turnoptu, das gegen es offenbar genau so wenig eine Chance hatte, wie Altaria gegen Mars’ Panzaeron hatte. Dann, dieses Mal viel schneller als zuvor, feuerte Despotar einen weiteren Hyperstrahl ab. Erneut auf Hikari und Shirona gerichtet, die dank der Tarnsteine weder Ausweichen konnten, noch die Möglichkeit hatten sich so schnell zu schützen. Doch da wehte ein Wind über die Lichtung hinweg, ein seltsamer, grünlicher Strahl schoss vom Himmel herab und eine glockenklare Stimme erklang. „Bi“, sang sie. „Bi - Bi!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)