Die Meister der Zeit von Alaiya ([ShiroKari] [KenNa]) ================================================================================ Kapitel 5: Verzweifelung und Rachedurst --------------------------------------- Ein verzweifelter Schrei hallte über die nächtliche Ebene hinweg. „Was war das?“, flüsterte Hikari und sah sich mit erschrockenem Blick um. Dabei erkannte sie ihr Altaria, das in ihre Richtung geflogen kam. Einen Augenblick später kreiste es über ihnen und signalisierte mit Schreien, dass es wohl gefunden hatte, wonach sie suchten. „Plinfa“, gab das Pokémon zu ihren Füßen von sich und sah aufgeregt in eine Richtung, wenngleich Hikari nicht hätte sagen können was in dieser Richtung lag. „Plinfa!“ „Was ist los?“, fragte sie und folgte dem Blick und Zeig ihres Pokémon. Als sie aber nichts erkannte sah sie erneut zu Altaria hinauf, ehe sie rief: „Ich glaube, Altaria hat etwas entdeckt.“ Nur wenige Sekunden später tauchte links von ihr ein Absol zwischen zwei der Bäume, die verstreut über die Hügel standen, auf, dicht gefolgt von seiner Trainerin - Shirona. Diese sah nur ebenfalls zu Altaria hinauf und nickte. „Was habt ihr entdeckt?“, kam nun eine Stimme von rechts, als ein Fukano zusammen mit zwei Junsâs, von denen nur eine ihre Uniform trug, auftauchte. Hikari schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“ Dann hob sie ohne ein weiteres Wort Plinfa vom Boden und rannte in die Richtung, in die das Drachenpokémon bereits voraus flog. Schnell hatte das Absol Shironas zu ihr aufgeschlossen und überholte sie schließlich, während sie den Hang eines Hügels hinausrannte. Als sie jedoch oben anbekam blieb sie stehen und sah auf das Szenario, das sich unter ihr erstreckte hinab. „Plinfa“, fiepte der Pinguin mit hängendem Kopf. „Plinfa…“ Nun kam auch Shirona neben ihnen zu stehen, während Absol bereits halb ins Tal vor ihnen hinab gelaufen war. „Was…“ Auch die ältere Trainerin erstarrte, als sie das Szenario erblickte. Auf der ganzen Fahrt nach Dukatia waren sie von Blitzen und Donner begleitet worden, die irgendwo aus dem Südosten zu kommen schienen, dann jedoch, als sie den Zentrum des Unwetters beinahe erreicht hatten, einfach verstummt waren. Sie hatten Raikou suchen wollen, hatten herausfinden wollen, wer für die Erstarrung der Pokémon verantwortlich war, auch wenn sie bereits, als keine weiteren Blitze mehr über den Himmel gezuckt waren, geahnt hatten, dass sie zu spät waren. Gerade, als Fukano zusammen mit den zwei Polizistinnen bei ihnen ankam, erkannte Hikari etwas im Tal unter ihnen. Eine Bewegung - und es war nicht die, eines Pokémon. „Ein Trainer!“, rief sie aus, ehe sie im nächsten Moment ins Tal losrannte, in dem offenbar drei Statuen standen. „Hikari!“, hörte sie Shirona hinter sich, wie auch einen aufgeregten Ruf Plinfas, aber stehen blieb sie nicht. Erst später wurde sie sich dessen bewusst, dass der Trainer auch derjenige hätte sein können, der für all das verantwortlich war. Doch daran dachte sie in dem Moment, als sie losrannte nicht. Das einzige, an das sie denken konnte, war der verzweifelte Schrei, den sie zuvor gehört hatte. Aber auch der Trainer - ein junger Mann, wie sie an seinem Körperbau erkennen konnte - ignorierte die Rufe vom Hang des Hügels. Er wandte sich ab, befestigte etwas - wahrscheinlich einen Pokéball - an seinem Gürtel und lief in Richtung der Lichter der Stadt davon, bis Absol ihm mit einem Knurren den Weg abschnitt. Er zuckte zusammen und drehte sich langsam zu Hikari um, als diese ihn erreichte. Sein Gesicht schien verzerrt, so als wäre er gerade aus einem Alptraum aufgewacht, ohne sich sicher zu sein, ob es ein Traum war. Und es war tatsächlich kein Traum. Hikaris Blick wanderte zu den Bronzestatuen hinter ihnen. Zwei davon waren die von Pokémon, zum einen Suicune und zum anderen, wie sie annahm, Raikou. Doch die dritte war es, die auch sie zweifeln ließ, ob dies Realität oder einfach eine Illusion war. Es war ein Mensch, eine Frau, die dort wie die Pokémon erstarrt war - einen Pokéball in der Hand. Und das seltsame war, dass sie Hikari irgendwie bekannt vorkam. „Wer seid ihr?“, keuchte der Junge, ohne das sich sein Gesichtsausdruck änderte. „Ich…“, setzte Hikari an. Sie warf einen letzten Blick auf die Statuen, wandte sich dann jedoch ihm zu. Auch ihre Mimik war entgleist, wie sie spürte. Sie musste schlucken, um vernünftig sprechen zu können. „Ich bin Hikari.“ Für einige Sekunden haftete sein Blick auf ihr, wanderte dann jedoch zu Shirona, die hinter dem Mädchen stehen geblieben war. „Mein Name ist Shirona“, erwiderte sie. „Wir sind aus Sinnoh.“ Er sah zwischen ihnen hin und her, offenbar unfähig irgendwelche weiteren Worte zu fassen. „Was ist hier passiert?“, durchschnitt Mayas Stimme nach einigen Augenblicken des Schweigens, die sich wie eine Ewigkeit hinzogen, die Stille. „Hast du die Pokémon erstarren lassen?“ Wenn dies überhaupt noch möglich war, weiteten sich die Augen des jungen Mannes, der wahrscheinlich etwas jünger als Shirona war. „Nein“, flüsterte er. „Nein, ich war das nicht… Das… Marina!“ „Marina?“, fragte die Junsâ, während ihre Schwester ein Stück hinter ihr stehen geblieben war, offenbar selbst zu geschockt von dem was sie sah. Immerhin hatte keiner von ihnen damit gerechnet, dass sie eine menschliche Statue finden würden. Nein - sie hatten ja nicht einmal geahnt, dass dies überhaupt möglich war! „Ist Marina der Name derjenigen, die…“, fuhr Maya fort, aber weiter konnte sie nicht sprechen, ehe der Junge sie unterbrach. „Nein, Marina…“ Er zeigte auf die Statue. Da kam es Hikari auch wieder in den Sinn, was sie bis daher nicht wirklich erkannt hatte. Die menschliche Statue, die Trainerin, die ihr so bekannt vorkam. Es war Marina, die Top Koordinatorin aus Johto. Marina, die sie schon, als sie ein Kind war, bewundert hatte. Für eine Weile schwiegen sie, doch dann war es erneut Shirona, die das Wort an sich riss. „Was ist passiert? Wer ist es gewesen?“ Noch immer sah er sie fassungslos an. Doch schließlich schaffte er zu sprechen. „Sie… Hatte eine Waffe. Eine Armschiene. Sie… Sie hat sie damit versteinert.“ „J“, flüsterte Hikari. „Weißt du, wer sie war?“, fragte die ältere Trainerin weiter, doch der Junge schüttelte den Kopf. „Nein… Sie… Sie will Celebi.“ Das Mädchen sah auf. „Celebi?“ „Plinfa?“, fragte auch das Pokémon neben ihr und sah zu ihm auf. „Ein anderes legendäres Pokémon“, erklärte Mari und trat nun näher an sie heran, wenngleich auch ihre Mimik nicht weniger geschockt wirkte, als die des Jungen. Einzig Shirona wirkte noch immer relativ gefasst. „Man sagt, dass es im Steineichenwald lebt.“ „Der Steineichenwald - dorthin will sie als nächstes… Glaube ich“, hauchte der Junge leise. „Ich… Sie wird dafür büßen.“ Er machte Anstalten, sich abzuwenden und weiter zu laufen, nun wo Absol zur Seite getreten war, doch Maya griff unsanft nach seinem Arm. „Woher weißt du das?“, fragte Maya. Der Junge schwieg und starrte sie erneut an. „Sie hatte so etwas, wie ein Funkgerät, glaube ich. Sie hat mit jemanden geredet…“ Er brach ab, wandte seinen Blick wieder den Statuen zu, ehe er leiser fortfuhr. „Sie… Sie sagte etwas von einem Auftrag. Und dass sie ihre Bezahlung haben wollte. Im Steineichenwald. Sie sagte, sie sollen ihr Celebi geben.“ „Wer sind ‚sie‘?“ Misstrauisch sah die Junsâ ihn an. Aber alles was er tat, war den Kopf zu schütteln. „Ich weiß es nicht.“ Auf einmal sah er müde aus, bevor sich sein Blick verhärtete. „Aber ich werde sie aufhalten! Ich werde Marina rächen! Wenn ihr mich nicht gehen lasst…“ Er löste einen Pokéball von seinem Gürtel. Shirona lächelte. „Glaub nicht, dass du so leicht mit uns fertig würdest.“, meinte sie, wenngleich ihre Stimme sagte, dass sie nicht vorhatte zu kämpfen. Da trat auf einmal Mari zu ihnen heran. Sie legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Wir nehmen den Wagen“, meinte sie dann. „Komm.“ Die rothaarige Frau sah auf den seltsamen Pokéball in ihrer Hand. Es war ein seltsamer Ball, dessen Oberseite aus purem Gold gemacht, während der untere Teil von Silber zu sein schien. Über dem Marker in der Mitte des Balls waren die Initialen GS eingraviert. „Was soll das?“, fragte sie scharf und sah den Mann vor sich an, dessen Gesicht halb maskiert war. Er trug, ihr nicht unähnlich, einen langen Umhang, der seinen ganzen Körper umhüllte und eine Kapuze verhüllte seinen Kopf größtenteils - ließ nur das Gesicht frei. Seine Lippen formten ein gemeines Grinsen, während seine stechenden Augen sie durch die dunkle Maske hindurch betrachteten. „Ich habe gefragt, was das soll!“, rief die Frau nun aufgebrachter aus. Sein Grinsen wurde noch breiter. „Was soll was?“, fragte er amüsiert und beobachtete, wie ihre Gesichtszüge entgleisten. „Wollt ihr mich verarschen?“ Ihre Hand, die den Ball umklammert hielt, begann zu zittern. „Ihr habt mir Celebi versprochen! Ich habe euch die Katzen wie abgemacht verschafft! Und nun drückt ihr mir einen veredelten Pokéball in die Hand? Ist das euer Ernst?!“ Sie spukte vor seine Füße. Doch sein Grinsen verblasste nicht. „Nun, du hast dich als durchaus fähig bewiesen legendäre zu finden. Dieser Ball wurde vor langer Zeit speziell für Celebi gebaut. Er ist das einzige Item, das es möglich macht Celebis Kräfte zu kontrollieren.“ Seine Stimme klang wie die eines Erwachsenen, der ein Schulkind belehren wollte. „Das war nicht unsere Abmachung!“, rief sie aus. „Dir war Kontrolle über die Kraft Celebis versprochen“, erwiderte er. „Lies dir Verträge durch, bevor du sie unterschreibst.“ Sie sah ihn mit einem Blick an, der ihn wahrscheinlich getötet hätte, wären menschliche Blicke dazu fähig. „Ich weiß genau, was in dem Vertrag stand. Sag deinem Boss…“ Dieses Mal unterbrach er sie. „Soll ich ihm sagen, dass du den Ball nicht willst? Du kannst ihn mir gerne wieder geben.“ Seine Miene zeigte, sofern man sie erkennen konnte, wie sicher er sich seiner Überlegenheit war. Noch sicherer wurde er, als sie, nach einigen Sekunden des Schweigens die Hand mit dem Ball einzog und diesen unter ihrem Umhang verstaute. „Du bist letzten Endes doch ein vernünftiges Mädchen, eh? Willst deinen Geliebten…“ Doch weiter kam er nicht, ehe sie die Schiene an ihrem Arm auf ihn gerichtet hatte. „Um euch werde ich mich noch später kümmern“, zischte sie. „Und jetzt sag mir, wo in diesem verdammten Wald ich Celebi finde. Ich habe keine Ewigkeit Zeit!“ Sie sah zum Mond hinauf, der zwischen den Bäumen, die die Lichtung umgaben, sichtbar war. „Ich habe schon zu lange gewartet…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)