Die Meister der Zeit von Alaiya ([ShiroKari] [KenNa]) ================================================================================ Kapitel 4: Gewitterwolken ------------------------- Der Geländewagen von Mari – der Junsa aus Teak City – rauschte Route 35 entlang. Es war ein älterer Wagen und hatte, ähnlich dem, den Shirona in Sinnoh gefahren war, ein offenes Verdeck, so dass ihnen die doch recht kühle Nachtluft in die Gesichter schlug. Langsam verschwand auch das letzte Licht im Westen vom Himmel, dessen Sterne in dieser Nacht furchtbar blass wirkten. Selbst das sonst vorlaute Plinfa war ruhig geworden und saß missmutig in Hikaris Schoß. Obwohl sie erst zehn Minuten fuhren, fröstelte Hikari bereits, wenngleich sie sich selbst nicht sicher war, ob dies des Windes oder der Ungewissheit wegen war. Das flaue Gefühl, dass sich bereits beim Anblick der Ruinen in ihr breit gemacht hatte, war nun so stark, dass ihr übel war. Denn egal, wer Entei hatte erstarren lassen, er oder sie musste ein böser Mensch sein. J war ein böser Mensch gewesen - jedenfalls in Hikaris Augen. Und noch immer rätselte sie, warum die Statue zurückgelassen worden war. Überhaupt – wieso waren so viele Pokémon erstarrt? War es wirklich J – oder jemand anderes mit einer ähnlichen Technologie? „Plinfa“, gab ihr Pokémon leise von sich, als sie in der Ferne das Grummeln von Donner hörten. Plinfa erhob sich in ihrem Schoß und sah mit nun nahezu ängstlichem Ausdruck in die Richtung, aus der der Donner kam. Der nächtliche Himmel genau in der Richtung, in der sie fuhren, war schwarz, wurde jedoch immer wieder von Blitzen erhellt. „Raikou“, flüsterte Shirona. Hikari folgte ihrem Blick. „Raikou?“ War es wirklich ein legendäres Pokémon das dort kämpfte? Ohne das die kleine Gruppe, die von Norden mit einem Auto auf dem Weg nach Dukatia war, es wusste, waren zwei weitere Trainer ebenfalls auf dem Weg zur Stadt und das mit genau demselben Ziel, wie Hikari, Shirona und die beiden Junsas. Sie wollten Raikou und natürlich auch Suicune im Kampf gegen denjenigen, der die Pokémon in Statuen verwandeln konnten, beistehen. Jedoch waren diese beiden Trainer nicht in einem Auto oder auf einem Fahrrad unterwegs, sondern auf dem Rücken eines Pokémon, eines Tropius um genau zu sein. Doch je näher sie dem Zentrum des Gewitters kamen, desto schwerer fiel es dem Pflanzenflugpokémon sich in der Luft zu halten und desto schwerer wurde es auch für die beiden Trainer sich auf dem Rücken Tropius’ zu halten. „Wir müssen bald da sein“, rief einer der beiden Trainer, um genau zu sein eine Trainerin, gegen den Wind an, als Tropius in einen Sturzflug verfiel, um sie gerade noch rechtzeitig vor einem Blitz zu retten. Sie hatte dunkles Haar, welches sie schon seit Jahren meist zu zwei Zöpfen gebunden trug, und eine weiße Jacke wehte hinter ihr im Wind, während sie die Arme um den Rücken ihres Partners – ein Trainer etwa im selben Alter – geschlungen hatte, um sich festzuhalten. Der junge Mann nickte nur, als ein andere Pokémon, etwa von derselben Größe wie Tropius, ihnen entgegen kam und schließlich neben ihnen schweben blieb. „Libelldra!“, rief der Junge erleichtert aus. „Hast du sie gefunden?“ Das Pokémon nickte und stieß einen Laut aus, der einem gerollten „r“ glich, ehe es einige Male mit seinen Flügeln schlug und ihnen dann vorausflog. „Raikou“, flüsterte das Mädchen und starrte auf die Landschaft die unter ihnen vorbeiflog. Nicht weit entfernt konnten sie die Lichter der Stadt – Dukatia City – erkennen, die jedoch nicht das Zentrum des Gewitters war. Dieses schien vielmehr im Nordosten zu liegen, wo die Landschaft hügelig und mit wenigen Bäumen bewachsen war, ehe hinter einem der vielen Wälder der Region irgendwo die Alphruinen lagen. Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel und schlug direkt auf der Spitze eines Hügels ein. „Da sind sie!“, rief Kenta – der Junge vor ihr – und zeigte direkt auf den Hügel, während das Libelldra bereits dorthin hinabflog. Auch Tropius setzte nun zu einem Sturzflug an, so dass sich das Mädchen – Marina – noch fester an ihren Gefährten klammern musste, der seine Arme wiederum um den Hals des großen Pokémon geschlungen hatte. Jedoch hielt sie auch dies nicht davon ab, suchend auf den Hügel hinabzublicken, ehe sie das tigerartige Pokémon Raikou erblickte. „Raikou“, rief sie aus und sprang, noch bevor sie ganz auf den Boden aufgesetzt hatten von Tropius’ Rücken um zu dem legendären hinüberzulaufen. Da sprang jedoch ein anderes Pokémon vor sie, knurrte sie an und versperrte ihr den Weg. „Das ist Suicune“, hörte sie Kenta hinter sich murmeln, doch ihre Aufmerksamkeit galt noch immer Raikou, das nun ebenfalls zu ihr herübersah und knurrte. „Was ist denn los?“, fragte sie leise, doch da sprang Suicune auf einmal fort zum Hang des Hügels, wo – wie sie nun erkannte – ein weiteres Pokémon stand. „Ein Despotar!“, rief Kenta, ehe das Unlichtpokémon das Maul öffnete und im nächsten Moment einen Hyperstrahl in ihre Richtung feuerte, der sie jedoch verfehlte, da es einen Augenblick später von Suicune getackelt wurde und das Gleichtgewicht für den Bruchteil einer Sekunde verlor. Nun rannte auch Raikou los um das Pokémon anzugreifen, sprang jedoch einen Augenblick später zurück, als ein heller Blitz, wie eine Kugel aus Licht nicht weit von ihm auf den Boden schlug. „Was...“, flüsterte Marina und starrte auf die Stelle, die nun mit einer Art Metall überzogen zu sein schien. Erneuter Donner. Ein Blitz zuckte von Himmel und traf Raikou, lud es mit Energie auf, die es einen Augenblick später in Richtung des Despotar in einem Donnerblitz wieder entlud. Für einen Augenblick schien es, als hätte diese Attacke gereicht, obwohl sie gegen den Boden-Unlicht-Mischtyp von Despotar eigentlich hätte im Nachteil sein müssen. Doch die Kraft eines legendären Pokémon war nicht zu verachten und Despotar ging zu Boden. Dann jedoch kämpfte es sich zitternd hoch und feuerte erneut einen Hyperstrahl in ihre Richtung ab, der in der Luft mit Suicunes Eisstrahl kollidierte. „Was geht hier vor?“, brachte Marina hervor und sah zwischen den Pokémon hin und her. „Was...“ Es war Dr. Utsugi gewesen, der sie vor etwa vierzig Minuten auf dem PokéCom angerufen hatte und ihnen von dem plötzlich aufgezogenen Gewitter erzählt hatte, das nur ein Zeichen für Raikous Wut sein konnte. Deswegen waren sie hierher geflogen, denn sie hatten sich vor einigen Jahren bereits geschworen Raikou zu beschützen, so wie es auch sie beschützt hatte. „Sieh' einer an“, hörten sie nun eine Stimme hinter dem Despotar, welches knurrend inne hielt und wie erstarrt wartete. „Was wir das? Verstärkung oder seid ihr nur zufällig hier?“ Nun erkannten sie auch die Gestalt, die hinter dem großen Pokémon stand. Es war eine Frau, so viel konnten sie erkennen, doch ihr schwarzer Umhang, der alles, bis auf ihren Kopf umhüllte, hatte sie in der Dunkelheit bisher beinahe unsichtbar gemacht. „Wer sind Sie?“, rief Kenta sofort mit geballten Fäusten, während Libelldra kampfbereit über ihm schwebte. „Wer fragt das?“, erwiderte die Frau mit amüsierter Stimme. „Ich habe zuerst gefragt“, erwiderte der Junge. Doch anstatt dass die Frau noch etwas sagte, sahen sie nur ein rotes Licht durch die Luft zucken und einen Moment später schwebte ein Panzaeron neben. Eine eindeutige Antwort: Sie wollte nicht reden, sondern kämpfen. „Libelldra“, rief Kenta. „Feuerodem!“ Marina zögerte für einen Moment, während das Libellenpokémon bereits den Feuerstrahl in Richtung des anderen Flugpokémon feuerte. Dann löste sie jedoch auch einen Pokéball von ihrem Gürtel. „Sunny! Setzt Blubbstrahl gegen Despotar ein!“ Ein Corasonn erschien vor ihr und begann, kaum war es aus dem Ball befreit, den Strahl aus Blasen gegen das Gesteinspokémon zu schleudern. Doch dieses reagierte nicht, ja, es schien beinahe als würde ihm die Attacke nichts ausmachen. Auch Suicune und Raikou, die die beiden Trainer für einige Augenblicke musterten, wandten sich nun wieder den Gegnern zu. Ein Donner traf das Panzaeron, während Suicunes Hydropumpe sich mit dem Blubbstrahl von Corasonn vereinte. „Geben Sie auf!“, rief Kenta nun erneut zu der fremden Frau hinüber, die seelenruhig, als seien die Verletzungen, die ihre Pokémon erlitten, ihr egal, von der Finsternis umhüllt am Rand des Hügels stand. Ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, jedoch kein fröhliches Lächeln. Nein, es konnte nicht einmal als siegesgewiss bezeichnet werden, sondern viel eher als ein verrücktes Grinsen, das ihr Gesicht seltsam verformt wirken ließ. „Panzaeron – Metallsound!“ Und im nächsten Moment drückte eine Welle furchtbaren Krachs sie beinahe zu Boden. Marina warf ihre Hände über die Ohren, doch auch das machte es nicht besser. Die Pokémon brachen ihre Angriffe ab und dann feuerte das Despotar einen weiteren Hyperstrahl auf sie ab. Der Boden unter ihren Füßen brach auf und ehe sie überhaupt verstehen konnten, was gerade geschah, wurden sie durch die Luft geschleudert. Marina merkte, wie Kenta sie irgendwie in der Luft auffing, ehe sie einen Augenblick später auf ihn fiel und zusammen mit ihm noch einige Meter über den trockenen Boden schlitterte. „Sunny!“, rief sie, kaum fühlte sie sich sicher genug, um sich aufzurichten und sah sich nach ihren Corasonn um. „Raikou!“ Ihr Blick fiel auf die beiden Raubkatzen, die zusammengekrümmt ein ganzes Stück am Fuß des Hügels lagen. Auch ihr Corasonn und Kentas Libelldra lagen nicht weit von ihnen entfernt, während Tropius etwas hinter ihr und Kenta gelandet war, von allen jedoch am wenigsten verletzt schien, da es sich bereits aufrichtete. „Marina, warte!“, hörte sie den Jungen hinter ihr rufen, doch sie rannte bereits zu den vier Pokémon hinüber. „Sunny!“ Neben dem Wasserpokémon ging sie in die Knie. „Sunny, bist du okay?“ Das Pokémon blinzelte kurz und ließ ein schwaches „Sonn“ hören, ehe die Augen wieder schloss. Bedrückt holte das Mädchen den Pokéball hervor. „Komm zurück. Du musst dich ausruhen.“ Damit stand sie wieder auf und ging zu Raikou herüber. „Raikou“, flüsterte sie und strich durch das gelbe Fell des Legendären. „Raikou, kannst du mich hören?“ Es ließ ein Knurren hören, doch dann richtete es den Kopf auf einmal auf und sah hinter das Mädchen. Es feuerte einen kleinen, jedoch viel zu schwachen Blitz auf die Frau mit wehendem Haar seelenruhig den Hügel herunter lief. Doch diese hob nur ihren linken Arm, an den eine merkwürdige Metallschiene montiert war und der Blitz schien sich aufzulösen, bevor er sie überhaupt erreicht hatte. „Ein Schild?“, flüsterte Marina ungläubig. Ein von Menschen generiertes Schild, das stark genug war, um die Attacke eines legendären Pokémons zu stoppen? Dann – ohne ein weiteres Wort – richtete die Frau die Öffnung, die vorne in der Metallschiene eingelassen war, auf Raikou. Ein Lichtblitz, wie sie es bereits vorher gesehen hatten, schoss durch die Luft, dann noch einer, und als sich Marina zu den beiden Pokémon umdrehte schienen diese zu seltsamen Statuen erstarrt zu sein. „Was...“, flüsterte sie ungläubig, ehe sie auf einmal herumfuhr. „Was haben sie mit ihnen getan?“ Sie sprang auf die Beine und wollte die Frau angreifen, als ein weiterer Lichtblitz die Dunkelheit durchzuckte. Das war das letzte, was Marina sah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)