Shit Happens von Ruki_Mitarashi (Vampire haben's auch nicht leicht) ================================================================================ Kapitel 58: Glühwürmchen vs. Wölfchen ------------------------------------- Anmerkung: Ryo „Verdammt nochmal, kannst du mal aufhören, hier wie so eine Primaballerina rumzutanzen und deinen kleinen… äh, ich meine großen… äh… also, egal jetzt! Deinen Hintern halt mal in Bewegung bringen?! Komm jetzt, wir müssen schnell zu Rei und Makoto, ehe es zu spät ist!“ „Ja, du hast ja recht, aber guck doch mal…!“ Freudig warf sie mir ein Lächeln entgegen, das ihre violetten Augen deutlich zum strahlen brachte. Verlegen kratzte ich mich am Kopf. „Ich kann ja verstehen, dass du dich darüber freust gewachsen zu sein, du siehst ja auch ganz hübsch aus und so-!“ „Echt? Du findest mich hübsch???“ Hotaru strahlte noch mehr und ihre spitzen Zähne funkelten Furcht einflößend auf. „Ja, schon… Aber… Nun ja, jetzt mal ehrlich. Findest du es nicht seltsam, dass Meister Nariaki dir diese Gestalt geschenkt hat?“ Kokett strich sie sich einige Strähnen aus den Augen. Also irgendwie hatte sie wohl auch eine geistige Reife erlangt und ich hatte plötzlich deutlich das Gefühl, dass das nicht die Hotaru war, mit der ich heute morgen in den Wald rennen gegangen war. Was würden nur Michiru, Haruka und Setsuna sagen, wenn sie sahen, was mit ihrer kleinen Tochter passiert war? Haruka würde bestimmt so etwas wie ‚der Kerl hat unser Kind zur Frau gemacht!’ sagen und mich bei lebendigem Leib grillen! Ich wollte aber nicht gegrillt werden… Na ja und mir fiel auch partout keine Lösung ein, weshalb der Meister das getan hatte. Mal ehrlich; seine Pläne wurden mit jeder Tat, die er ausführte, nur noch verschleierter und da blickte man absolut nicht mehr durch. Und ich schon gar nicht. „Ach, der hat bestimmt gespürt, wie mächtig ich bin und hat gekeift! Er dachte wohl, dass er seine Taten dadurch ungeschehen machen könnte und wollte mich besänftigen. Aber nicht mit mir! Ich werde ihn vierteilen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe!“ Sie stieß ein zufriedenes Lachen aus. Ich seufzte niedergeschlagen. Himmel… Also, die kleine Hotaru war mir irgendwie lieber… Die hatte ihre Persönlichkeit ja voll verändert! Größenwahn lässt grüßen… Wie auch immer. „Nun komm jetzt! Wenn wir nicht schleunigst einen Zahn zulegen, haben wir bald keine Freunde mehr, die wir beschützen können!“ „Hm, da hast du wohl recht, Ryo. Ich bin schneller!“ „Hotaru – hey! Warte gefälligst!!“ Und schon war die kleine, große Hotaru abgedüst und ließ mich hinter einer Staubwolke zurück. Meister Nariaki hatte sie irgendwie stärker gemacht, ob beabsichtigt oder nicht. Chiyo würde es wahrscheinlich meiner Gutmütigkeit zuschreiben, aber was, wenn ihr Bruder gar nicht der war, der er vorgab zu sein…? Dann würden wir alle womöglich einen fatalen Fehler begehen – allen voran unser neuestes Familienmitglied. Ich musste mich beeilen und hoffen, dass wir nicht zu spät kamen. Vielleicht konnte ich Nariaki noch irgendwie abfangen und ihn zur Rede stellen. „Hotaru??“, rief ich in den Wald hinein, erhielt jedoch keine Antwort. Wo war das Kind nur, zur Hölle?! Auf einmal hörte ich es hinter mir rascheln und blieb schlagartig stehen. Ich nahm Haltung ein und wappnete mich innerlich auf alles, was da wohl kommen mochte. Doch ich sollte eine positive Überraschung erwarten. Eine zierliche Frau trat aus den Büschen. Ihre braunen Locken wippten rhythmisch im Wind und als sie mich sah, strahlten ihre Augen große Freude aus. „Ah, hallo Ryo! Ich wusste doch, dass ich etwas gehört hatte.“ Freudig kam Lady Eleane auf mich zu und begrüßte mich herzlich. „Hallo, Mylady“, sagte ich leicht betrübt. Stark überlegte ich, ob ich sie nach Hotaru fragen sollte. Doch selbst wenn sie sie gesehen hatte, so hätte sie sie garantiert nicht erkannt. Schließlich konnte ich meinen Augen selbst kaum glauben, wo sie doch direkt vor mir gestanden hatte. „Hm, was ist los?“ Besorgt warf sie mir einen fragenden Blick zu. „Ich…“ „Moment mal! Warst du nicht mit Hotaru unterwegs?!“ Bing! Tief atmete ich durch. Auch wenn ich dies natürlich nicht tun musste, doch dieses menschliche Ritual half mir dabei, die Nerven wieder zu gewinnen. „Ja, eigentlich schon. Aber… Wir sind der Magierin Sasaki und Meister Nariaki begegnet. Der Werwolf scheint hier auch in der Nähe zu sein. Jedenfalls… Nach einem kurzen Zwischenfall sind die beiden abgehauen und Hotaru ist mir entwischt. Sie hat sich auf die Suche nach unseren Feinden gemacht!“ „Nein, wie schrecklich! Wir müssen sie suchen, bevor ihr etwas zustößt.“ Ich schluckte schwer und nickte. „Ja…“ Tiefe Schuldgefühle überkamen mich, als ich an die Ereignisse zurückdachte. Das war alles meine Schuld… Wenn ich doch nur schneller und stärker gewesen wäre, dann hätte der Meister nicht so nahe an das Mädchen rankommen können und mit ihr wäre dieses Transformationsdingens nicht geschehen. Wer weiß, INWIEWEIT sie sich noch verändert hatte…! Ja, ich würde dringend mit Nariaki sprechen müssen. Wenn er dies schon nicht mit seiner letzten noch lebenden Blutsverwandten tun wollte, so würde er sich vielleicht mir – einen Abgesandten seines Clans – öffnen. „Ryo, alles okay? Du siehst betrübt aus.“ Ich blinzelte kurz die bösen Gedanken fort. „Nein, alles in Ordnung. Lasst uns gehen! Rei und Makoto sind in Gefahr, ich erkläre es Euch auf dem Weg!“ „Einen Moment noch, meine Begleiterin sollte auch mitkommen, sie ist uns bestimmt von Nutzen.“ „Begleiterin?“ Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie pfiff leise mit einer Flöte. Kurz darauf kam ein kleines, schwarzhaariges Bündel Fell angelaufen. „Killer!“, rief ich fröhlich aus. Es tat gut mein Haustier zu sehen, sie konnte mich letztendlich fast immer aufmuntern. „Na, Großer!“ Mit einem Hops war sie mir auf die Schulter gesprungen. „Lady Eleane, habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch Huckepack nehme? So sind wir schneller.“ „Nein, natürlich nicht. Warte kurz, ich ziehe mir Hosen an.“ Nach einem kurzen Fingerschnippen ihrerseits staunte ich nicht schlecht, als sie plötzlich ganz lässig in Jeans und Top vor mir stand. „Okay!“ Und schon eilten wir los. Unterwegs erzählte sie mir, dass sie in den Wald gegangen war, um Kräuter zu sammeln, doch das gewünschte Objekt hatte sie noch nicht ausmachen können. Killer kam als Spionin mit, damit sie Hilfe holen konnte, sollte der Hexe der Drachenzunft etwas passieren. Ich wiederum erzählte von unserem Laufwettbewerb und der Begegnung unserer Feinde. Hotarus Verwandlung ließ ich mal hübsch aus, da mir dies irgendwie unangebracht erschien. Außerdem wusste ich nicht, wie ich das erklären sollte. „AAAHHH!“ „Was war das?“, riefen wir Drei gleichzeitig aus. Da war ein markerschütternder Schrei gewesen, den ich nach einigem Überlegen Rei zuordnete. „Oh Gott, Sailor Mars…“ „Keine Sorge, wir sind gleich da“, versuchte ich Eleane zu beruhigen, doch in Wirklichkeit rechnete ich selbst mit dem Allerschlimmsten. Als wir am Kampfgeschehen angelangt waren, lagen Makoto und Rei in ihren jeweiligen Sailor Formen auf dem Boden. Sie waren wohl bereits ausgesaugt. „Nein, wie schrecklich…“, hauchte Eleane leise. „Verdammt!“, zischte ich. Ich setzte meine beiden Gepäckstücke ab und sie liefen rasch zu den beiden gefallenen Frauen. „Verdammt nochmal, Ryo! Warum hat das so lange gedauert?!“, pampte mich Hotaru auch schon gleich von der Seite an. „Ich… Hey! Wer ist denn hier abgehauen, he?!“ „Pff… Wenn ich nicht gewesen wäre, dann hätten Rei und Makoto ihre Energie schon viel früher verloren.“ Lässig trat sie von einem Bein auf das andere. Sie war glücklicherweise nicht verletzt, auch wenn es mir gerade dämmerte, dass sie gekämpft haben musste. „Wer ist das, Ryo? Deine Freundin?“ Merkwürdig sah mich die Hexe, welche auf unserer Seite stand, an. „Nein! Das ist…“ „Erkennst du mich nicht mehr, Tante Eleane?“ „Du liebe Güte… Hotaru-chan…?“ „Jap!“ Hastig schaute unser Hexlein zu Nariaki, der die Arme verschränkt hatte und gegen einen Baum lehnte. „Grundgütiger… Was hast du getan?“ „…“ „Ach, das fängt an, mich zu langweilen. Lasst uns gehen, Jungs“, meldete sich nun auch Sasaki zu Wort. „Ja, wir haben schließlich das, was wir wollten.“ „Geht ihr schon mal vor, ich will mich noch ein bisschen vergnügen!“, sprach der Wolfsmann. Eine Millisekunde später stand da nicht mehr der gut aussehende Typ von eben, sondern ein großer böser Wolf, der seine Zähne gefährlich fletschte. „Na schön, damit kann ich leben!“, rief die Magierin aus und hakte sich lachend beim Meister ein. Dieser verzog etwas seine schmalen Lippen und öffnete mit der freien Hand ein Portal. Das durfte ich nicht zulassen! „Meister!!“ Langsam drehte er den Kopf zu mir. „Was ist, Ryo?“ „Ich…“ Mir fehlten die Worte und ich konnte meinen Satz nicht beenden. Ja, was wollte ich eigentlich von ihm? Meine Stellung im Clan erlaubte es ohnehin nicht, dass er sich mir gegenüber rechtfertigen musste. „Nichts…“ „Ja, das dachte ich mir bereits.“ Mit einem schallenden Lachen seitens Sasaki waren die beiden verschwunden. „Nun denn; wollen wir unseren Tanz von eben weiterführen?“ „Mit dem größten Vergnügen!“, sagte Hotaru. Schneller als ich schalten konnte, waren die beiden aufeinander zugestürmt. Hiroharu versuchte sie mit einer ungeheuren Geschwindigkeit beißend zu bearbeiten. Ein kurzer Blick zu Eleane verriet mir, dass sie sich um die beiden Verletzten kümmerte. Also konnte ich Hotaru beistehen und auch Killer war mit einem kleinen Satz an meiner Seite erschienen. „Misch dich nicht ein!“, keuchte sie etwas erschöpft. „Ich pack das schon!“ „Sind wir da nicht ein wenig zu größenwahnsinnig, meine Gute?“, knurrte der Wolf. „Red keinen Unsinn!“ Und schon war ich an ihrer Seite erschienen und hieb ebenfalls auf Hiroharu ein. Selbst Killer war auf seinen Rücken gesprungen, dieser schüttelte sie jedoch schnell wieder ab, so dass sie miauend zu Boden ging. „Killer, alles okay?“, fragte ich sie und sie nickte mit ihrem kleinen Köpfchen. „Ja, miau. Aber ich glaube, meine Pfote ist gebrochen.“ „Oh, nein!“ Diesen winzigen Moment der Unachtsamkeit nutzte Hotaru aus, um mich mit einer übermenschlichen Kraft gegen den nächsten Baum zu schleudern, an dem ich leicht benommen hinunter rutschte. Der Baum zerbarst krachend. „Ich hab gesagt, ich brauche keine Hilfe!“ „Ryo!“ Eleane war an meiner Seite erschienen und schaute sich meine Wunden an. „Nicht so schlimm“, versuchte ich abzuwehren, doch sie schüttelte den gelockten Kopf. „Was ist nur mit ihr passiert?“ „… Meister Nariaki hat irgendwas mit ihr gemacht und dann ist sie so geworden…“ „Verstehe… Sie wird das aber nicht lange aufrechterhalten können.“ „Hä?“ Verdutzt sah ich sie an. „Sieh doch mal genauer hin. Hotaru ist ungeheuer stark, keine Frage. Aber sie kann diese Kraft nicht kontrollieren und verliert viel zu viel Ausdauer.“ Ein Blick auf das Kampfgeschehen verriet mir, dass sie recht hatte. „Was bedeutet das…?“ „Vermutlich wird sie nicht lange in dieser Form bestehen können. Nariakis Macht ist einfach viel zu stark für sie. Das hält ihr kleiner Körper nicht auf Dauer aus.“ „Das ist ja schrecklich!“ Ich sprang auf, nur um dann wieder auf meinen Hintern zu rutschen. „Ganz ruhig, Ryo. Ich weiß, es sieht im Moment nicht so aus, doch sie ist nicht in Gefahr. Ich kann keinerlei Mordabsicht an diesem Wolf wahrnehmen. Wir wissen nicht, was passiert ist, als wir noch nicht da waren, allerdings gehe ich davon aus, dass die beiden schon einmal gekämpft haben und dass sie seinen Stolz verletzt hat. Und jetzt will er ihr eine Lektion erteilen. Letztendlich kann uns das nur von Nutzen sein, wenn Hotaru mal eines auf den Deckel kriegt. Sie ist ja total übermütig in dieser Gestalt!“ „Wem sagt Ihr das…“, nuschelte ich. Gebannt sahen wir Drei zu Hotaru und Hiroharu, die sich absolut nichts schenkten. Wild flogen sie durch die Luft und lange Zeit sah es so aus, als seien sie sich ebenbürtig. Doch dann trat das ein, was Lady Eleane hervorgesagt hatte. Hotaru kam ungewöhnlich – für ihre Kraftreserven - schnell an ihre Grenzen und keuchte vor Erschöpfung. „Hab ich dich, kleines Mädchen!“ „Das darf doch nicht...“, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Nach dem letzten Schlag des Wolfes landete sie krachend auf dem Boden neben uns. Ihre Gestalt schimmerte merkwürdig bizarr. „Hotaru…?“ Ich streckte eine Hand nach ihr aus, doch statt sie zu ergreifen, fasste sie sich an den Kopf und schrie panisch auf. „Ah, was ist das? Es tut weh, Ryo!“ Noch ein kurzes Schimmern und schon stand Hotaru in ihrer normalen – und vor allem goldigen – Natur vor uns. Zufrieden lächelte der Wolf. „Na also, wer ist der Beste, he??“ Er schnupperte kurz in der Luft und kam einige Schritte näher. „Moment mal“, sagte er. „D-du… riechst nach Anka!“ Er nickte in Eleanes Richtung, die ihn etwas verblüfft ansah. „Du kennst sie?“ „Sozusagen… Wie auch immer. Nehmt das Kind und die Sailor Kriegerinnen und dann verschwindet aus meinem Wald!“, knurrte er mit tiefer Stimme. Eleane jedoch lachte glockenhell auf. „Gib’s zu, du hattest deinen Spaß.“ Hiroharu verzog die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. „Vielleicht.“ Er drehte sich um und öffnete ein Portal, durch das er rasch verschwand. Ich blickte zu Hotaru hinüber. Diese sah mich ängstlich an. „Ryo, ich… Es tut mir so leid!“ Erschöpft warf ich ihr ein Lächeln zu. „Ich weiß. Ist schon in Ordnung.“ Sie sprang in meine Arme und ich zuckte kurz auf, als sie meine verletzten Rippen berührte. Sie hob ihren Kopf und rote Tränen liefen an ihren Wangen hinab. „Ich hab das nicht gewollt! Ich-!“ „Sssh.“ Ich drückte ihren Kopf an meine Brust und bedeutete ihr zu schweigen. Auch Killer kroch zu mir und legte sich an meine Seite. Wie eine Kugel rollte sie sich zusammen und schnurrte sich in den Schlaf. „Ich hole Hilfe“, sagte Eleane und stand auf. Mit einem Teleportationszauber war sie verschwunden. Einen letzten Blick warf ich zu Rei und Makoto, die wir – oder viel mehr ich – nicht beschützen konnten. Schuldig fühlend und verlassen von meinen Kräften schloss ich meine Augen und fiel in einen tiefen Schlaf… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)