Shit Happens von Ruki_Mitarashi (Vampire haben's auch nicht leicht) ================================================================================ Kapitel 15: Trauer ------------------ Anmerkung: Setsuna Alle standen wir in einem Halbkreis um den kleinen aufgebahrten Sarg herum. Jeder war tief in seinen eigenen Gedanken versunken, der Trauer um das junge, nun verlorene, Leben hingegeben. Keiner sagte mehr etwas. Ich fasste an mein Herz und spürte es innerlich zersplittern. Meine kleine Lady würde nie mehr auf mich zugerannt kommen, mich nie mehr freudig begrüßen oder mir tausende von aberwitzigen Fragen in den Bauch fragen. Sie war tot! Ermordet durch einen Mann von dem ich selbst annahm, er würde uns beistehen, doch zu guter letzt hatte er uns doch verraten und nicht nur uns, sogar seine eigene Familie. Mein Blick fiel auf die schwarzhaarige Vampirin, die demütig ihren Kopf gesenkt hielt. Chiyo war Nariakis Zwillingsschwester, sie sahen sich unglaublich ähnlich und doch unterschieden sie sich voneinander wie Tag und Nacht. Ich hoffte innig, dass wir nicht noch einen schweren Verrat hinnehmen mussten. Heiß strömten meine Tränen hervor und bahnten sich unaufhaltsam den Weg an meinen Wangen hinab. Ein schwarzes Nichts trat nun an Stelle meines Herzens und ich verspürte nun mehr ein Meer aus Traurigkeit und Verzweiflung. Jetzt wo sie tot war, wie sollte es dann für die Zukunft weitergehen?! So viele Fragen die nach einer Antwort verlangten und doch zu wenig Zeit und Kraft, um sie alle zu ergründen. Zumindest jetzt wollte ich mich dem wohligen Strom der Trauer und Einsamkeit hingeben und mich von ihr mitreißen lassen. Ich schaute in die Gesichter der anderen und sah leidvolle, schmerzverzerrte Gesichter, die sich entweder vor Qual von dem kleinen Sarg abwandten oder dem Schrecken von Auge zu Auge begegneten. Das Nächste, was ich sah und mich auch gleichzeitig faszinierte, war die unumstößliche Tatsache, dass Ryo sowie Chiyo eine blutige Träne vergoss. So rot und schimmernd wie ein Rubin lief sie hinab und zog eine Spur hinter sich her. Mein Herz verkrampfte sich und ich spürte das Mitgefühl jener Wesen, von denen wir immer dachten, sie würden nichts fühlen. Mir war nicht klar, ob die Träne dem verlorenen Bruder und dessen Verrat galt oder unserer kleinen Chibiusa, die dort blass und regungslos in dem kleinen Sarg lag. Fast hätte man meinen können, sie würde schlafen und einen süßen Traum träumen, so friedlich sah sie im Moment aus, doch bei genauerem hinsehen wurde klar, dass sie nie mehr die vor Neugier funkelnden Augen öffnen würde. Für mich war die kleine Lady wie mein eigenes Kind! Ich liebte sie so sehr, wie ich Hotaru liebte und versuchte sie von allem Bösen zu bewahren. Doch ich hatte versagt und nun war sie auf immer und ewig für uns alle fort, einfach unerreichbar. Ich seufzte laut. Als die provisorische Priesterin geendet hatte, ging Chiyo kurz auf sie zu, wechselte mit ihr ein paar Worte und dann war die Dame mit dem etwas gewöhnungsbedürftigem Outfit auch schon wieder verschwunden. Ryo gesellte sich nun zu seiner Herrin und beide wischten sich noch bevor sie sich uns zuwandten die Tränen von der Wange. Nur ich sah genau hin und wusste, wie sehr sie mitfühlten. Aber um ihren falschen Stolz zu wahren, sagte ich nichts dazu. Schließlich wollte ich die beiden ja auch nicht kränken. Von Michiru hatten wir erfahren, wie freundlich und selbstverständlich sich die beiden um sie gekümmert hatten. Nach dieser Unterredung hatten wir alle ein schlechtes Gewissen und baten Ryo um Verzeihung, der die Entschuldigung auch gerne und ohne Kommentar annahm. Sogar Haruka konnte man ihre Scham anmerken, als sie begriff, dass sie nicht unsere Feinde waren, wo sie sie doch vorher so wüst beschimpft hatte. „Da ich nicht möchte, dass die Grabesruhe des Kindes gestört wird und Michiru und Ryo schon den Vorschlag unterbreitet haben, sie hier zu begraben, möchte ich sie jetzt gerne unter die Erde setzen.“ Verunsichert trat Chiyo von einem Bein auf das andere und sah uns nervös nacheinander an. Bunny musste von Rei und Makoto gestützt werden, so kraftlos war sie durch den Schicksalsschlag geworden. Michiru und Haruka standen dicht beisammen und hielten Hotaru liebevoll in ihren Armen. Zärtlich strichen sie ihr über den Kopf und versuchten ihre eignen Gefühle und Trauer vor dem Kind zu verbergen. Ich spürte die Sehnsucht in mir brennen, Hotaru in den Arm zu nehmen und sie zu schützen. Alles Unglück dieser Welt von ihr fernhalten zu wollen und doch blieb ich wo ich war, denn Michiru und Haruka hatten gerade erst wieder zueinander gefunden und ich wollte das neu geschmiedete Gefüge nicht wieder aus dem Gleichgewicht bringen. Es verging eine halbe Ewigkeit, bis Bunny soweit war den beiden Vampiren die Zustimmung zu erteilen, erst dann schlossen sie den Deckel und ließen unsere kleine Lady für immer in die Tiefen der Erde nieder. Nach und nach trat einer nach dem anderen nach vorne, sagte etwas, das noch auf der Seele brannte, und warf eine Blume oder etwas anderes zu dem Kindersarg hinab. Als ich nun an der Reihe war, sah ich betreten zu Boden. Weder hatte ich etwas, was ich hinunter werfen konnte, noch etwas, was ich ihr jetzt noch sagen konnte. Nicht, dass ich nichts zu sagen gehabt hätte, ganz im Gegenteil! So vieles schoss mir durch den Kopf, doch das meiste davon hätte ich ihr ins Gesicht sagen wollen und ich fragte mich nun, ob es ein Leben nach dem Tod gab und ob es Chibiusa dort gut ging, wo sie nun war. Verzweifelt suchte ich etwas von mir, was ich ihr mitgeben konnte, etwas was sie immer an mich erinnern würde und da kam mir ein Gedanke. Ich löste einen Ring von meinem Finger, den ich von meiner eigenen Mutter bekam. Er wurde immer weiter gereicht in unserer Familie, nur an die weiblichen Nachfahren. Ich presste den Ring sanft an meine Lippen und warf ihn dann in das tiefe Erdreich hinein. Danach verscharrten Ryo und Chiyo das Grab und wir gingen in das Haus zurück. Während Bunny und die anderen von Chiyo aufgefordert wurden sich doch eines der Zimmer zu nehmen und sich aus zu ruhen, blieb ich im Wohnzimmer sitzen und fröstelte leicht. „Ist Ihnen kalt?“ Zwei rote, mitfühlende Augen schauten mich fragend an und ich nickte nur stumm. Ich wusste nicht, ob die Kälte von der inneren Leere herrührte oder aber doch von dem alten Gemäuer. Chiyo hatte ein schönes altes Backsteinhaus und doch war es modern eingerichtet. Es passte alles zusammen, obwohl man hätte meinen können, dass es Vampiren egal sein müsste, wo sie sich aufhielten. Während sich der große schwarzhaarige Riese sich an dem offenen Kamin vor mir zu schaffen machte, sprang ein kleines Fellknäuel zu mir auf die Couch und setzte sich neben mich. Misstrauisch beäugte ich die kleine schwarze Katze. Ich wusste, dass sie auch zu einem Dämon geworden war und war daher penibel darauf bedacht, sie nicht zu reizen. Durch Michiru wusste ich ja nun, wie es ausgehen konnte, wenn man Vampire reizte! Erwartungsvoll schaute sie mich mit ihren großen, runden, roten Kuller-Glubscher an und rieb ihren Kopf an meiner Hand. Vorsichtig berührte ich ihr Fell und sie schnurrte gleich darauf los. Das Feuer war nun entfacht und im Raum breitete sich ganz langsam eine wohlige Wärme aus. Sie fuhr mir durch die Glieder und das Zittern meines Körpers klang nach und nach ab. Seufzend trat Chiyo in das Wohnzimmer und ließ sich in den Sessel rechts neben mir plumpsen, während Ryo es sich auf dem Boden bequem machte. Lange sagte keiner etwas und wir hingen unseren Gedanken nach. während wir alle in das prasselnde Feuer starrten und den Flammentanz bestaunten. Es war keine unangenehme betretende Stille, wie sie oft zwischen Menschen bestand, die nicht wussten, was sie reden sollten. Es war einfach angenehm nichts sagen zu müssen und auch ohne Worte verstanden zu werden, denn, zumindest hatte ich den Eindruck, die beiden verstanden, dass mir im Moment nicht zum sprechen zumute war. Nach langer Zeit hörte ich eine sanfte fast flüsternde Stimme, die mich behutsam aus meinen Gedanken zog. Ich blickte direkt in die goldenen Augen Chiyos und schlagartig wurde mir klar, dass sie mit mir sprach. Verlegen schüttelte ich den Kopf und bedeutete ihr, sich nochmals zu wiederholen. Sie nickte verständnisvoll und sprach im leisen beruhigenden Ton. „Wo ist eigentlich der Vater des Kindes? Wieso war er nicht dabei und hat mit euch gemeinsam versucht, das Unheil, was über das Kind herein brach, aufzuhalten? Wieso hat er seine Tochter im Stich gelassen?“ Traurig starrte ich sie an, wendete meinen Blick dann jedoch von ihr ab und schaute wieder in das Feuer. „Verzeih, ich wollte dir nicht...“ „Du hast recht zu Fragen. Ich glaube, dies fragen sich insgeheim alle von uns, doch niemand wagt es auszusprechen, da wir Angst haben, die Prinzessin in ein nur noch tieferes Loch der Trauer zu stürzen.“ Ich holte tief Luft und erzählte ihr von den Schwierigkeiten Prinz Endymions und Prinzessin Serenitys. Ich versuchte alles zu erzählen, was mir einfiel und nichts auszulassen. Nach allem, was sie getan hatten, wollte ich sie nicht anlügen, außerdem war ich mir fast ganz sicher, sie ganz gut einschätzen zu können. Michiru hatte uns ja gut über die beiden informiert und besonders die kleine Chiyo musste sich rührend um sie gekümmert haben. Obgleich sie sich das nie anmerken ließe, meinte Michiru, sie sei zu stolz, um zu zugeben, dass auch sie Liebe und Zuneigung empfinden konnte. Im flackernden Licht des Feuers betrachtete ich die beiden Vampire eingehend. Beide wirkten auf eine unerklärliche Art und Weise alt und dann doch wieder so jung. Man konnte ihnen ihre Weisheit an den Augen ablesen und gleichzeitig lag so viel Spott ihn ihren Blicken, dass man hätte denken können, sie wären noch nicht dem Kindesalter entwachsen. Nachdenklich schauten nun auch sie ins Feuer. „Weißt du, was mich an der ganzen Sache aufregt, Sailor Pluto?“ Leicht zuckte ich bei der Erwähnung meines Alter-Egos zusammen, sie kannten ja meinen Namen noch nicht. „Nein, aber ich hoffe, du wirst es mir gleich sagen, Chiyo. Ich bin übrigens Setsuna Meioh.“ Sie lächelte mich wissend an und das Eis war endgültig gebrochen. „Das euer feiner Prinz sich nicht um seine Tochter kümmert, geschweige denn seiner Ex- Freundin beisteht... oder was auch immer sie jetzt sein mag. Trennung hin oder her, sein Kind darf man niemals im Stich lassen! Ich habe euren Prinzen noch nie gesehen und kenne ihn auch nicht... Doch sollte er mir eines Tages begegnen, hoffe ich für ihn, dass es nicht bei Nacht sein wird!“ Knurrend und mit einem fiesen Grinsen im Gesicht wendete sie nun an Ryo, der sie ärgerlich anstarrte. „Herrin! Ihr könnt das nicht tun! Das geht nicht, der Mann ist ein Prinz und-!“ „Toll und ich bin die Päpstin! Ryo, wenn der Kerl ein Prinz ist, geh ich zur Beichte und lasse mich als Nonne in ein Kloster aufnehmen!“ Allein bei der Vorstellung zuckten meine Mundwinkel nach oben und ich begann lauthals zu lachen, obwohl der heutige Tag eher ein Tag zum trauern gewesen wäre, doch ich konnte einfach nicht anders. Diese Zwei waren einfach nur zu komisch. Jetzt lächelten beide verlegen zu Boden. „Tut mir leid, ihr Zwei. Es war nur zu komisch, seid ihr immer so? Aber im ernst; er ist wirklich ein Prinz, auch wenn er kein guter Mensch mehr zu sein scheint. Er war früher anders, aber durch sein Studium hat sich alles verändert und er gab Bunny die Schuld daran.“ Wieder schüttelte Chiyo verständnislos den Kopf und Ryo fauchte leise auf. „Wie kann dieser Armleuchter der lieben Prinzessin nur so etwas antun!?“ Wieder musste ich ein Schmunzeln unterdrücken. Der sanfte Riese war einfach drollig. Ein anderes Wort fand ich nicht für ihn. Er mochte alles was schön war und erfreute sich am Leben; Krieg und Kampf verabscheute er, während seine Herrin das ganz genaue Gegenteil von ihm zu sein schien. Wie die beiden sich kennen gelernt hatten, interessierte mich brennend, doch zunächst mussten wir einen Schlachtplan entwickeln, wie es ab jetzt weitergehen sollte. Keiner wusste, was zu tun war und auch, wenn wir mit der Trauer beschäftigt waren, durfte uns dies nicht vollends auffressen, da wir sonst zu leicht angreifbar für unsere Feinde gewesen wären. Außerdem musste einer Mamoru bescheid geben. Chiyo sowie Ryo hatten sich sofort dazu bereit erklärt, aber wenn sie alleine gingen, würde das nach hinten losgehen, also musste jemand mit, der den Prinzen kannte. Nur zu gern hätte ich sein Gesicht gesehen, wenn einer der beiden Dämonen ihn in die Mangel genommen hätte, doch ich wollte bei unserer Prinzessin bleiben und vor allem bei Hotaru. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)