Abschied nehmen von Ino_Hana (Kai und Ruki) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das Piepsen meines Weckers riss mich aus meinem Schlaf. Müde setzte ich mich auf, schaute auf die Uhr und seufzte. Das war also der letzte Tag, den ich hier verbringen würde. In meiner Wohnung, in dieser Stadt, ja sogar in diesem Land. Es war ein komisches Gefühl mit diesem Wissen aufzustehen und mich fertig zu machen. Nachdem ich geduscht und angezogen hatte, ging ich in die Küche, machte sowohl Koron als auch mir Frühstück und ein letztes Mal schaute ich aus dem Fenster. Die Entscheidung, diesen Schritt zu tun, fiel mir nicht leicht. Im Gegenteil. Ich wollte eigentlich nicht weg von hier, aber hier bleiben ging auch nicht. Also musste ich mich wohl oder übel entscheiden. Nachdem wir beide fertig waren, ging ich noch ein letztes Mal durch die Wohnung. Einen Nachmieter hatte ich bereits gefunden. Er würde hier einziehen und es kam mir vor, als würde er mein altes Leben übernehmen, mit all den Möbeln und der Umgebung. „Na komm, Kleiner, es wird Zeit für uns.“, meinte ich zu meinem Hund, der mich ansah und dann mit dem Schwanz wedelnd in den Flur rannte. Er wusste wohl auch schon, was heute für ein Tag war. Ich ging ins Schlafzimmer, nahm dort den Koffer, den ich schon vor einigen Tagen gepackt hatte und zog diesen hinter mir her in den Flur, wo ich die Jacke nahm und mir anzog. Einige Sachen, die ich noch nicht hatte abholen lassen, würden nachkommen und damit wäre der Abschied dann endgültig. Der Schritt nach draußen und das Schließen der Tür fiel mir noch nie so schwer wie dieses Mal, denn ich wusste, dass ich nie wieder zurückkommen würde, dass ich nie wieder diese Wohnung betreten könnte. Doch bevor ich wirklich ging, musste ich noch etwas erledigen. Eigentlich sollte das alles ganz anders laufen, als es nun der Fall war. Wir hatten uns ausgemacht uns noch einmal zu sehen bevor ich flog. Daraus wurde aber nichts und es war schade, denn du wusstest nicht, dass dieser Abschied nicht nur für ein paar Tage sein würde, wie ich es dir damals gesagt hatte. Nein. In ein paar Tagen würde ich weg sein, mehrere tausend Kilometer weit weg von dir. Der Gedanke daran schmerzte mich, aber ich hatte das selbst zu verschulden also würde ich jetzt nicht noch sentimental werden, auch wenn ich dich gerne noch gesehen hätte. Mit Koron an der Leine ging ich die Straßen entlang, prägte mir ein letztes Mal deren Anblick und Geruch ein, so, als wäre es eine abrufbare Erinnerung, wenn ich an „zu Hause“ denken wollte. Je näher ich deiner Wohnung kam, umso schwerer fiel es mir, einen Schritt vor den Anderen zu setzen. Dennoch stand ich irgendwann vor deiner Tür, sah das Klingelschild und atmete tief durch. Kurz haderte ich mit mir, ob ich nicht doch klingeln und dir die Wahrheit sagen sollte, aber ich konnte es nicht. Ich konnte dir nicht ins Gesicht schauen und dir sagen, dass ich dich angelogen hatte. Jetzt war es dafür zu spät gewesen. Dass ich ein Feigling war, war mir bewusst, dennoch überwand ich es nicht, sondern klingelte woanders, bei einem deiner Nachbarn, damit sie mich unten rein ließen und ich den Brief in deinen Briefkasten legen konnte. Nachdem auch das erledigt war, kehrte ich deiner Wohnung und somit dir den Rücken, rief mir ein Taxi, welches mich zum Flughafen bringen würde, von wo aus ich in ein neues Lebens davonfliegen würde. Pünktlich kamen wir am Flughafen an. Ich gab mein Gepäck ab und betrachtete das Flugticket. 15:46 Uhr würde ich starten. Nur der Hinflug. Kein Rückflugticket. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Vielleicht war es doch die falsche Entscheidung diesen Schritt zu tun, vielleicht hätte ich auch einfach nochmal alles überdenken sollen. So konnte es doch nicht enden, oder? Nun war es dafür aber zu spät, mein Flug wurde durchgesagt und ich begab mich zum Gate, wo ich auf den Check-In warten würde. „Taka….Takanori!“ Hörte ich jetzt etwa schon Stimmen, die gar nicht da sein dürften? Suchend blickte ich durch das Terminal, konnte aber niemanden erkennen. Hm, vielleicht war auch ein Anderer gemeint als ich. Gab ja immerhin nicht nur einen Takanori in Japan. „Ruki!“ Schon wieder. Dieses Mal konnte es aber keine Verwechslung sein und als ich aufstand und zum Fenster sah, blieb mir fast die Luft weg. Warum? Warum ausgerechnet du? Warum warst du hier? Du solltest zu Hause sein und kochen oder sonst irgendwas tun. Ich schluckte, als du näher zu mir kamst und schließlich direkt vor mir standest. Du sahst abgehetzt aus. Warst du etwa gerannt? „Warum hast du nicht gesagt wann du fliegst? Ich hätte dich doch bringen können?!“ Die Frage war keineswegs anklagend gemeint. dennoch hörte ich den leicht traurigen Unterton aus ihr heraus. „Ich wollte kein Drama draus machen. Immerhin flieg ich doch nur zu einer Schulung. Außerdem hattest du doch gesagt, dass wir uns nicht mehr vorher sehen würden. Da dachte ich, dass ich auch allein herkommen könnte.“, versuchte ich mich rauszureden, was aber nicht klappte wie mir dein Blick verriet. „Es tut mir leid wegen dem Treffen. Aber ich hatte nicht mehr daran gedacht und da-“ „Ist schon gut, Yutaka, mach dir keinen Kopf mehr darüber.“ Der Flug wurde erneut durchgesagt und die Passagiere wurden gebeten sich zum Eingang des Gates zu begeben. Nicht mehr lange und ich würde ihn nie wieder sehen… „Ich..muss jetzt los, mein Flieger.“ Mich wunderte es, dass meine Stimme auf einmal zitterte und ich dir nicht mehr in die Augen schauen konnte. Es lag vielleicht daran, dass du immer sehen konntest, was in mir vorging und was ich dachte. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst, dass du erkennen könntest, dass es ein Leb wohl werden würde, statt ein auf Wiedersehen. „Ja ok, wann bist du wieder da?“ „Ich…also…ich melde mich nochmal bei dir, ja? Ich kann es jetzt noch nicht genau sagen.“ Wieder eine Lüge. Was tat ich da nur? Warum sagte ich dir nicht einfach was los war? Vor allem aber wollte ich nicht weg, nicht weg von dir, da ich dich jetzt schon vermisste. Es tat weh, es tat unheimlich weh zu wissen, dass ich dich verloren hatte, durch meine eigene Dummheit in der letzten Zeit. Vielleicht würdest du mir irgendwann verzeihen können. „Mach das. Komm gut an, ja? Und melde dich, wenn du da bist und lass zwischendurch was von dir hören.“ Ich wurde in eine warme Umarmung gezogen und ein letztes Mal erlaubte ich mir, deine Anwesenheit und Wärme zu genießen. Ich wusste nicht, wie lange wir noch dastanden, doch als erneut der Flug durchgesagt wurde, lösten wir uns voneinander und ich atmete einmal tief durch. „Mach ich. Leb wohl, Yutaka.“ Ein letzter Blick, bevor ich in dem Gang verschwand, mich in den Flieger setzte und die Augen schloss. Das war’s. Endgültig. Durch meine Feigheit und Dummheit hatte sich alles verändert und nun, würde sich erneut alles ändern. In einem neuen Land, auf einem neuen Kontinent, in einer praktisch völlig anderen Welt. Doch vielleicht…vielleicht konnte ich irgendwann zurückkehren. Zurückkehren zu dir, Yutaka. ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)