Gedankenzyklus von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Gedanken ------------------- Gedanken Hie stehe ich also. Es ist kurz vor zwölf. Ich hoffe er hört auf mich. Ich möchte ihn nicht verlieren. Nicht ihn!!! Ich spüre das kalte Metall in meinen Händen. Spüre die Macht, die es mir verleiht. Wer mir wohl die Tür öffnen wird? Wird es die Lehrerin oder ein Schüler sein? EGAL. Sie sind alle dran. Bis auf ihn. Ihm darf nichts geschehen. Wird er mich verstehen? Wird irgendjemand mich verstehen? Sie geben bestimmt meinen Eltern die Schuld, doch das ist FALSCH. Sie sind nicht schuld. Mein Blick fällt auf die Uhr, die im Gang hängt. Noch 30 Sekunden. Dann geht es los. Ich mache doch nichts Falsches? Es ist das richtige! Es muss sein! Muss es das? JA. Es ist soweit. Ich klopfe an die Tür. Durch einen Spalt erblicke ich ihn. Er scheint über etwas nachzudenken. Keine Zeit. Keine Zeit zum überlegen. Das Metall in meiner Hand bewegt sich. Genauso wie die Lehrerin im nächsten Moment. Mein Blick fällt auf die Klasse. Einige reagieren schnell und schreien und fallen von ihren Stühlen. Ich blicke zu ihm. Sehe wie sich sein Körper wie in Zeitlupe unter den Tisch bewegt. Er ist sicher. Ich hebe den schweren Metallklumpen in meiner Hand und lasse sie alle büßen. Büßen für das, was sie mir angetan haben. Büßen für das, was sie anderen antaten. Für das, was sie anderen antun würden, wenn ich nicht wäre. Das Metall beginnt zu Zittern als ich meinen Finger krümme. Ich lasse euch büßen. IHR SEID ALLE SCHLECHT! ICH LASSE EUCH BÜßEN! EUCH ALLE! ALLE! Kapitel 2: Nebengedanken ------------------------ Nebengedanken Ich kann kaum atmen. Wieso bin ich eigentlich hier? Was hat mich dazu getrieben? Gleich geht es los. Um 12 hat er gesagt. Ich soll mich unter den Tisch legen, hat er gesagt. Was genau hat er vor? Warum gerade unter den Tisch? Es ist kurz vor 12. Nicht mehr lange, dann ist es soweit. Er wird durch die Tür kommen, hat er gesagt. Wieso hat er mir nicht genau gesagt was er vorhat? Er hat nur gefragt ob ich mit ihm wäre. Was eine Frage. Ich bin sein bester Freund. Womöglich sogar der einzige. Ich hätte ihn fragen sollen. Nach seinem Vorhaben. Seinem Antrieb. Was weiß denn ich. Noch knapp eine halbe Minute. Was wird geschehen? Jemand klopft an die Tür. Ist er das? Was wird geschehen? Die Lehrerin geht zur Tür. Was wird er tun? Sie öffnet die Tür. Ich habe von meinem Platz aus einen guten Blick. Durch den Spalt sehe ich eine schwarze Gestalt. Etwas Metallisches blitzt auf. Was ist das? … Im nächsten Moment bin ich taub. Ich sehe meine Mitschüler, wie sie zurückweichen. Ich sehe die schwarze Gestalt durch die Tür gehen. Ich sehe die Lehrerin, wie sie nach hinten fällt. Auf ihrem Rücken sind rote Punkte erschienen. Sie sehen aus wie blühende Rosen. Mir fällt wieder ein was er gesagt hat. „Um 12 geht es los.“ Ich spüre wie sich mein Körper wie von selbst unter den Tisch bewegt. Ich höre noch immer nichts und alles um mich herum bewegt sich wie in Zeitlupe. Ich beginne zu verstehen. Das ist also sein Plan. Doch wieso? WIESO? Kapitel 3: Die Frage -------------------- Die Frage Ich werde sie nun fragen. Was wird sie antworten? Wird sie mich erst ungläubig anstarren? Oder wird sie lachen? Wird sie weinen? Ich kenne ihre Antwort nicht, doch ich kenne meine. Sie wird nicht verstehen warum ich das tue. Sie hat zwar gefragt, doch ich habe nicht geantwortet. Meine Hand beginnt leicht zu zittern. Wieso tut sie das? Bin ich etwa nervös? NEIN. Ich kann das durchziehen. Ich MUSS das durchziehen. Doch niemand wird mich verstehen. Meine Hände beginnen zu schwitzen. Ich spüre, wie sich das Metall in meine Hand, durch das Zittern zu bewegen beginnt. Es muss JETZT sein. Ich darf es nicht weiter aufschieben. Sie werden mich sonst für einen Feigling halten, wie schon so oft. Ich bin auf ihre Antwort gespannt. Was wird sie sagen? Werde ich mit der Antwort zufrieden sein? Ich frage sie. JETZT Glaubst du an Gott? Do you belive in God?[\b] Kapitel 4: Die Antwort ---------------------- Die Antwort Ja oder nein? Was soll ich nur sagen? Wie soll ich nur auf diese Frage antworten? Welche Antwort erwartet er von mir? Was wird passieren, wenn ich mit ja antworte? Wäre das die richtige Antwort? Soll ich vertrauen? Was wird mit mir passieren? Er steht immer noch vor mir und wartet. Wartet auf meine Antwort. Ich spüre wie seine kalten Augen bohren in mich eindringen. Seine Hand zittert leicht. Meine Stirn fühlt sich, durch das Metall das auf ihr liegt, kalt an. Wie lange überlege ich schon? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Was wird er tun wenn ich antworte? Was werden meine Eltern über meine Antwort denken? Was meine Freunde? Werden sie es verstehen? Werden sie verstehen, dass ich keine andere Wahl habe? Ich habe mich entschieden. Ich werde vertrauen. Vertrauen auf meinen Glauben. Ich werde ihm jetzt antworten. Mein Glaube wird mich stärken. „Ja.“ Kapitel 5: Ende --------------- Ende Was habe ich nur getan? Warum? Was hat mich dazu getrieben? Warum habe ich Schuldgefühle? Ich wusste doch was passiert. Es war alles geplant. Ich habe alle Situationen durchgespielt. Warum fühlt es sich auf einmal so falsch an? Ich wollte es doch so. Sie hat halt die falsche Antwort gegeben. Sie konnte nicht wissen, was ich vorhabe. Hat sie es mir vielleicht angesehen? Wusste sie, dass ihre Antwort ihr den Tod bringen wird? Ich habe sie erschossen. Genauso war es geplant. Ich sollte keine Schuld fühlen. Das ist falsch. Ich darf keine Gefühle zeigen. DAS WAR FALSCH. Ich hätte das niemals durchführen dürfen. Warum hat mich niemand aufgehalten? Was wird jetzt passieren? Sie werden mich kriegen. NEIN. Das darf nicht passieren. Ich werde nicht irgendwo versauern. Das wird nicht passieren. DAS IST ES. Ich weiß was ich tun werde. Ich muss es schnell machen, bevor sie da sind. Ich muss es jetzt tun. … Was ist das für ein Gefühl? Hat sie das gleiche gespürt? Das Metall fühlt sich kalt an. Eine kleine Fingerbewegung noch und es ist alles vorbei. Wird meine Familie verstehen, wieso ich das alles getan habe? Ich würde mich gerne von ihnen verabschieden, doch dazu ist keine Zeit mehr. Endlich ist alles vorbei. Vorbei. Alles ist vorbei. Dies ist das Ende. Verzeih mir, ich wollte das nicht. Bamm!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)