Complex Collection von _Shary_ (KuroFye Complex) ================================================================================ Kapitel 1: 1.Complex:Crystal Complex ------------------------------------ Dies ist also schon meine zweite Fanfic hier.^-^ *stolz* Dieses erste Kapitel spielt im Tsubasa-Universum, das heißt es handelt sich um die Charaktere aus dem Manga. Es spielt nach dem Ende des Mangas, also nach Band 28. Ich habe die Spoiler aber möglichst gering gehalten. Eigentlich könnte sie auch zu jedem anderen Zeitpunkt spielen als Kurogane schon von Fyes Vergangenheit wusste. Zu dieser habe ich mir übrigens in diesem Kapitel ein paar Details hinzu erfunden xD ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel und Kommis sind natürlich auch immer gerne gesehen.^.~ 1.Complex:Crystal Complex Das gleißend helle Licht, welches sie bei jeder Landung umgab, lichtete sich langsam wieder. Mokona hatte sie mal wieder in eine neue Welt transportiert. "Sieht nicht so aus als ob wir hier schon mal gewesen wären.", kommentierte der blonde Magier während er die Gegend genauer betrachtete. Sie waren von niedrigen Bäumen und Büschen umgeben und lautes Vogelgezwitscher drang an ihre Ohren. Hinter ihnen erstreckte sich ein dichter Wald und vor ihnen eine große, grüne Wiese. In der Ferne konnte man die Umrisse eines mittelalterlichen Dorfes erkennen. "Dort hinten ist ein Dorf. Lasst uns mal sehen, ob wir dort an Informationen herankommen können.", erkannte Shaolan eifrig wie immer und schon setzte sich ihre kleine Gruppe in Bewegung. ~*~ Wie sich bald herausstellte waren sie in einer nicht technisierten, aber sehr friedlichen Welt gelandet. Die Bewohner des Dorfes waren sehr freundlich und lebten in Einklang mit sich und der Umwelt. Außerdem fand diese Woche ein großer Markt statt und in den Gassen wimmelte es von Schaulustigen und Käufern. Natürlich war der Markt die Gelegenheit um an Informationen zu gelangen und so schauten sie sich dort ein wenig um. Nach einer Weile wurde Mokona auf einmal rappelig und auf die fragenden Blicke ihrer Freunde antwortete sie:"Mokona spürt eine magische Aura. Sie kommt von dem Stand dort hinten.", und deutete auf einen überdachten Marktstand auf der anderen Seite der Gasse. Eilig machte sich die kleine Gruppe auf den Weg dorthin. Kaum waren sie dort angekommen, fiel ihnen auch schon ein strahlender Kristall auf, der in der Mitte der Tischplatte lag. Er schimmerte in den verschiedensten Blautönen und stach im Gegensatz zu den anderen matten Steinen richtig hervor. Als Mokona den Kristall sah, nickte sie eifrig und verkündete: "Von diesem Kristall geht eine magische Aura aus. Mokona weiß nicht genau was das zu bedeuten hat, aber es könnte uns weiterhelfen." Ohne zu zögern wandte Shaolan sich an den bärtigen Verkäufer: "Können Sie uns sagen wie viel dieser Kristall kostet?" Der braungebrannte Verkäufer mittleren Alters rieb sich nachdenklich das Kinn während er den Kristall in Augenschein nahm. "Ohoho, du hast aber einen guten Riecher für wertvolle Gegenstände, mein Junge. Dieser Eiskristall ist das Wertvollste in meinem Besitz. Er wurde vor Jahren von Forschern eines weit entfernten Landes gefunden und nur durch Glück und eine Verkettung von Umständen darf ich ihn heute mein Eigen nennen. Durch seine Rarität ist er selbstverständlich sehr teuer. Aber für einen netten jungen Mann wie dich könnte ich den Preis auf nur etwa zehntausend Goldtaler runterschrauben. Ein echtes Schnäppchen." Natürlich hatten sie weder Geld in der Währung des Landes, noch eine Arbeit um welches zu verdienen. "Danke für die Information. Wir kommen später noch mal wieder." Mit diesen Worten drehte sich der brünette Junge auch schon um, um nach einer Unterkunft und anschließend einem Job zu suchen. Während die Anderen ihm folgten warf Kurogane einen Seitenblick auf Fye. Hatte er sich geirrt oder war das Lächeln des Magiers beim Anblick des Eiskristalls ein wenig verrutscht? Er beschloss ihn später darauf anzusprechen, wenn der Rest der Gruppe nicht dabei war. ~*~ Inzwischen war es dunkel draußen. Es hatte länger gedauert eine Bleibe für sie alle zu finden, da die meisten Bewohner dieses Landes in kleinen Hütten wohnten, in denen nicht genug Platz für Besucher war. Glücklicherweise konnten sie gegen Abend dann doch noch eine Unterkunft auftreiben, in der zwei Zimmer frei waren. Kurogane und Fye bekamen ein Zimmer und der Rest schlief in dem Anderen. Weil es schon so spät war, hatten sie beschlossen sich heute noch auszuruhen und morgen nach Arbeit zu suchen. Mittlerweile waren alle schon auf ihre jeweiligen Zimmer gegangen und der Blondschopf war gerade dabei ihre Betten für die Nacht herzurichten. Kurogane lehnte an der Tür und beobachtete Fye, wie er die Bettdecken ausschüttelte. "Warum hast du dich so merkwürdig benommen als du den Eiskristall gesehen hast?" Ohne Umschweife sprach er ihn gezielt darauf an und achtete auf seine Reaktion. Dieser lies sich nichts anmerken, richtete weiter sein Bett her und lächelte den Schwarzhaarigen an. "Ich weiß nicht wovon du sprichst. Ich habe mich doch gar nicht merkwürdig benommen." Lüge. Der Krieger konnte seinem Weggefährten genau ansehen, dass er log. Er konnte es schon immer. Das Lächeln des Blonden war zwar breit, doch erreichte es seine Augen nicht und das tat es nie wenn er log. Verärgert knirschte der Schwertkämpfer mit den Zähnen. Er wollte nicht, dass Fye wieder Rückschritte machte, hatte er ihn doch gerade erst dazu gebracht etwas ehrlicher zu sein. Wie konnte er ihn dazu bringen mit der Wahrheit rauszurücken? Plötzlich kam ihm eine Idee. Genau so würde er es machen. ~*~ Leise schlich Kurogane sich aus der Hütte. Er war früh schlafen gegangen oder besser gesagt, hatte sich schlafend gestellt. Nachdem sich auch der Magier hingelegt hatte und der Schwarzhaarige sich sicher sein konnte, dass dieser schlief, konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen. Schnellen Schrittes ließ er die Hütte hinter sich und lief in Richtung Markt. Dort waren schon alle Stände für die Nacht abgebaut und die Besitzer schliefen in aufgeschlagenen Zelten. Es war stockdunkel. Nach einigen Minuten fand der Krieger das Zelt des bärtigen Verkäufers, welches an der gleichen Stelle stand, an der mittags sein Stand aufgebaut war. Wahrscheinlich verwahrte er seine Verkaufsgegenstände im Zelt. Geschickt verschaffte sich der Schwertkämpfer Zutritt und tatsächlich befand sich die Ware in einem Sack in der Ecke des Zeltes. Schnell hatte er den Eiskristall gefunden und steckte ihn ein. Glücklicherweise schlief der Besitzer tief und fest und Kurogane war dank seiner Fähigkeiten als Ninja leise genug um diesen nicht zu wecken. Auch wenn er nicht gedacht hätte, seine Kunst sich einschleichen zu können einmal für so etwas zu missbrauchen. Aber es diente dem Zweck, den Magier dazu zu bringen die Wahrheit zu sagen und dafür war es ihm recht. Als er das Zelt vorsichtig wieder verlassen hatte, fing er an nach einem anderen Stand zu suchen. Bei ihrem Besuch auf dem Markt hatten sie sich auch andere Gegenstände angesehen und einer von ihnen sollte ihm jetzt nützlich sein. Dabei handelte es sich um ein spiegelähnliches Objekt, welches einem erlaubte die Erinnerungen einer Person in Bezug auf einen bestimmtes Gegenstand zu sehen, wenn man die Lichtreflektion des Spiegels auf beides gleichzeitig scheinen lies und dann hineinsah. So hatte es ihnen zumindest der Verkäufer erklärt. Es dauerte nicht lange bis er auch den Spiegel in seien Besitz gebracht hatte und wieder zu ihrer Unterkunft lief. ~*~ Dort angekommen legte er den Kristall vorsichtig neben dem Kopfkissen auf Fyes Bett. Dann drehte er den Spiegel so, dass sein Licht genau auf den schlafenden Blondschopf und den Eiskristall neben ihm fiel und schaute neugierig hinein. Wehe es funktionierte nicht, dann würde er sich ziemlich albern vorkommen. Doch kaum hatte er einen Blick auf das Spiegelbild geworfen, verschwamm auf einmal seine Sicht und er tauchte in ein Durcheinander aus Farben ein. Alles drehte sich um ihn herum und es war als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Keine zehn Sekunden später klärte sich sein Blickfeld jedoch schon wieder und er sah eine weiße Welt vor sich. Ringsherum war alles zugeschneit. Der Boden um ihn herum, die Bäume eines Waldes in der Ferne und auch das Dach des kleinen Häuschens einige Meter vor ihm, alles unter einer dicken Schneedecke begraben. Dies war Celes, die Heimat des Magiers, ohne Zweifel. Der Spiegel hatte ihn also wirklich geradewegs in Fyes Vergangenheit transportiert. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Häuschens und Kurogane konnte eben jenen Magier heraustreten sehen. Er trug seinen üblichen weiß-blauen Mantel und war in etwa so groß wie der Fye, den er kannte, wirkte jedoch etwas jünger. Bevor er die Tür schloss, drehte er sich noch einmal um und rief: "Ich komme wieder wenn es dunkel wird, Ashura-ou." Aus Gewohnheit ging der Schwarzhaarige auf den Blondschopf zu, dieser schien jedoch keine Notiz von ihm zu nehmen und setzte sich in Bewegung, wobei er geradewegs durch den Krieger hindurch schritt. Im ersten Moment erschrak sich dieser verständlicherweise, doch schnell wurde ihm klar, dass er sich nur in einer Erinnerung befand und deswegen nicht in die Handlung eingreifen konnte. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, folgte er dem Magier, der in Richtung des Waldes lief. Die Bäume wuchsen immer dichter, je tiefer sie in den Wald vordrangen und hier und da zierten mehrere größere Felsen die Landschaft. Weit und breit war kein Fleckchen zu sehen, von dem der Schnee Halt gemacht hatte. Für Kurogane sah die ganze Gegend gleich aus, doch der Blondschopf schien seinen Spaziergang zu genießen, denn er betrachtete die Gegend lächelnd und mit verträumtem Blick. Irgendwann setzte er sich auf einen der Felsen, schloss die Augen und lauschte der Stille. Nach einigen Minuten, in denen der Magier schweigend gesessen hatte, fragte sich der Schwarzhaarige ob er hier nicht seine Zeit verschwendete, denn über den Eiskristall hatte er noch nichts erfahren und ob er nicht lieber wieder gehen sollte, auch wenn er nicht wusste wie, doch plötzlich hörte er aus der Nähe Geschrei. Fye schien es auch gehört zu haben, denn er drehte sich überrascht um und folgte der Geräuschquelle. Hinter ein paar Bäumen auf einer Lichtung trainierte ein großer, schwarzhaariger junger Mann, der ähnlich gekleidet war wie der Magier, mit einem Schwert. Verblüfft starrte der Krieger in sein eigenes Gesicht. Er sah eine Version seiner Selbst in Fyes Welt. Dieser Kurogane hatte die Ankunft eines Störenfriedes bei seinem Training schon bemerkt und karmesinrote Augen trafen auf eisblaue. "Ähm, es tut mir Leid dich unterbrochen zu haben. Ich heiße Fye und bin vor kurzem in ein Häuschen etwas abgelegen vom Dorf gezogen. Ich habe gerade einen Spaziergang gemacht, als ich dich gehört habe. Wenn ich dich störe, gehe ich sofort wieder." Achselzuckend antwortete der Schwarzhaarige: "Ich bin Kurogane. Ob du hier bist oder nicht ist mir egal.", und setzte sein Training fort. Bewundernd schaute der Blondschopf dem Schwertkämpfer bei seinen gezielten Bewegungen und kräftigen Schwerthieben zu. Etwas später fragte er neugierig: "Weshalb trainierst du denn so hart?" Fauststoß. Seitlicher Tritt. Schwerthieb. "Ich möchte mein Dorf beschützen." Erstaunt starrte der Magier ihn an. Man konnte die Anerkennung von seinen Augen ablesen. Dieser junge Mann schien ihn zu interessieren. "Dann ist Kuro-sama ja ein Held!" Verärgert richtete der Schwarzhaarige seinen Blick auf Fye. "Ich heiße KUROGANE!" Der Kleinere schien seinen Wutausbruch jedoch nur urkomisch zu finden, denn statt eingeschüchtert zu sein, kicherte er nur wie verrückt. Kopfschüttelnd betrachtete der Größere sein Gegenüber. Was war ihm da nur für ein Irrer über den Weg gelaufen? ~*~ Plötzlich verschwamm wieder alles vor Kuroganes Augen und als er wieder klar sehen konnte, fand er Fye und den Kurogane aus dieser Welt auf dem großen Felsen sitzen, auf dem der Blondschopf sich in der vorigen Vision ausgeruht hatte. Es herrschte eine friedliche Atmosphäre und die Beiden unterhielten sich über etwas. Dem Anschein nach war einige Zeit vergangen, denn sie schienen vertrauter miteinander. Neugierig trat er näher heran um sie besser verstehen zu können. "...muss schön sein immer an einem Ort bleiben zu können. Normalerweise wohnen Ashura-ou und ich in einem weit entfernten Schloss, aber wegen meinen Magiestudien reisen wir oft für mehrere Monate in entfernte Dörfer und Städte. Aber ich hoffe wir bleiben diesmal noch etwas länger hier... Es gefällt mir hier nämlich sehr, weißt du?", lächelte der Magier seinen Freund an. Dieser entgegnete: "Ich wohnte schon immer hier. Ich weiß nicht wie es ist weit fort vom Heimatdorf zu sein." "Ich wünschte ich hätte auch einen Vater und eine Mutter, mit denen ich ein Zuhause aufbauen könnte." Stille. "Meine Eltern sind bei einem Angriff von Schneemonstern auf unser Dorf getötet worden. Das war vor vier Jahren. Das einzige, was mir von ihnen geblieben ist, ist das Schwert meines Vaters und unser Familienerbe. Jetzt wohne ich bei meiner Cousine Tomoyo. Ich möchte stärker werden um wenigstens sie beschützen zu können." Bei diesen Worten festigte er den Griff um sein Schwert. "Ich bin mir ganz sicher, dass du das schaffst." Ein mildes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Schwertkämpfers. Und auch Fyes Lippen verzogen sich zu einem kleinen Schmunzeln. ~*~ Wieder tauchte der Schwarzhaarige in das Farbenmeer ein, doch als es sich diesmal lichtete, befand er sich im Inneren einer kleineren Hütte. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, an dem Fye und Ashura saßen und anscheinend zu Mittag aßen. Das Essen bestand aus irgendwelchen Lebensmitteln, die Kurogane noch nie zuvor gesehen hatte und die in kleinen Schüsselchen serviert wurden. Offenbar hatte der Magier es eilig, denn er aß schneller als sonst und Gabel für Gabel leerte sich das kleine Glasschälchen vor ihm. Schon bald war nichts mehr davon übrig und fast augenblicklich stand er von seinem Stuhl auf und zog sich seinen Mantel an. Lächelnd betrachtete Ashura das Schauspiel, welches sich ihm bot und fragte dann unverblümt: "Warum hast du es denn so eilig?" Fye antwortete überrascht: "Ich muss unbedingt frische Luft schnappen und mir die Beine vertreten. Das Lernen macht mich immer ziemlich müde. Außerdem habe ich mich schon so an meine Spaziergänge gewöhnt." Damit drehte er sich um und ging zur Tür. "Also, bis gleich." Quietschend fiel die Tür zu. Der Krieger wollte ihm gerade folgen, als er sah wie Ashura ein merkwürdiges Lächeln aufsetzte und leise vor sich hin murmelte: "Ah, spazieren also... Ob das wohl stimmt?" Der Schwertkämpfer runzelte die Stirn als er diese Bemerkung vernahm, folgte dann aber dem Blondschopf, der wieder zum Wald lief. Dort angekommen, setzte er sich auf den großen Felsen, auf dem er zusammen mit dem anderen Kurogane gesessen hatte und wartete anscheinend auf diesen. Als er nach fünfzehn Minuten noch nicht da war, machte der Magier ein besorgtes Gesicht, wartete jedoch weiter. Die Minuten verstrichen und vor Nervosität veränderte er alle paar Minuten seine Sitzposition. Nach einer halben Stunde stand er mit einem sorgenverzerrtem Gesicht auf und rannte wieder aus dem Wald hinaus und in Richtung des Dorfes. Der Schwarzhaarige folgte ihm auf Schritt und Tritt. Im Dorf schaute Fye sich nach allen Seiten um, nahm die Hütten genau in Augenschein und blieb schließlich vor einer stehen um zu klopfen. Wie es aussah war er selbst noch nie dort gewesen. Einen Moment später öffnete ihm ein langhaariges Mädchen die Tür. Sie hatte bläulich schwarzes Haar und violette Augen. In ihrem Gesicht lag ein besorgter Ausdruck, doch als sie Fye erblickte spiegelte sich Erleichterung in ihren Augen wieder. Mit einer einladenden Geste bat sie ihn herein. "Du bist es. Der Himmel sei Dank!" Sobald er eingetreten war, setzte sie sich in Bewegung und der Magier folgte ihr verwirrt. Warum freute sie sich so über seine Ankunft? "Ich bin Tomoyo und Kuroganes Cousine. Es freut mich dich kennen zu lernen." Auf Fyes fragenden Blick fügte sie hinzu: "Er hat mir viel von dir erzählt, deswegen kenne ich dich." Nun kamen sie in ein größeres Zimmer. Auf dem Boden des Zimmers lag auf einer Art Strohmatratze der Schwarzhaarige. Mehrere Decken verdeckten seinen Körper und sein schlafendes Gesicht war vollkommen verschwitzt. "Kurogane!" Schnell rannte der Blondschopf zu ihm, kniete sich vor ihm hin und sah ihn besorgt an. "Was hat er?", richtete er seine Frage an das langhaarige Mädchen. "Er hat sich eine sehr seltene Grippe eingefangen, die sehr gefährlich werden kann." Fyes Gesicht wurde mit jedem Wort, das sie von sich gab, blasser und blasser und verzweifelte sprach er das Einzige aus, woran er im Moment dachte. "Was kann man dagegen tun?" "Bis jetzt habe ich noch kein Gegenmittel gefunden. Wenn ich wenigstens wüsste, wie er sich die Grippe eingefangen hat. Soweit ich weiß ist bis jetzt noch kein Anderer im Dorf daran erkrankt. Aber jetzt wo ich darüber nachdenke würde es Sinn ergeben wenn noch Andere daran erkrankt wären. Das würde das plötzliche Verschwinden mehrerer Dorfbewohner in letzter Zeit erklären." "Von dem Verschwinden habe ich auch schon gehört. Aber jetzt müssen wir uns auf ihn konzentrieren. ich will nicht, dass er auch so endet!" Der Magier war den Tränen nahe. Lächelnd entgegnete Tomoyo: "Jetzt musst du dir keine Sorgen mehr machen. Ich habe schon versucht ihn mit meiner Heilmagie zu heilen, weil es hier keine Heilkräuter gibt, aber es hat nicht funktioniert. Aber jetzt bist du ja hier." Ungläubig sah der Blondschopf das kleinere Mädchen an. "Ich habe aber keine Heilmagie, nur Magie um Andere zu verletzen. Wie soll ich ihm helfen?" Tomoyos Lächeln wurde noch herzlicher und dann sagte sie ruhig: "Magie kann sich wandeln, wenn es sich um eine ganz bestimmte Person im Leben handelt. Und dann wird sie um ein vielfaches stärker." Immer noch ungläubig fragte Fye: "Aber warum sollte meine Magie helfen, wenn deine schon nichts gebracht hat?" "Weil du eine ganz besondere Person für ihn bist. Leg dich einfach zu ihm. Körperlicher Kontakt ist bei einer Heilung sehr wichtig. Keine Sorge, für den Heilenden ist es nicht ansteckend." Solange auch nur ein kleines Fünkchen Hoffnung bestand, dass es funktionieren würde, wollte der Magier alles in seiner Macht stehende versuchen. Ohne zu zögern schlug er die Bettdecken zurück, unter denen der muskulöse Körper des Kriegers lag, legte sich dazu und breitete die Decken wieder über sie beide aus. Der nackte Oberkörper des Schwarzhaarigen, welcher vom Fieber ganz heiß war, presste sich gegen seinen und unweigerlich spürte der Blondschopf, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Hoffentlich würde er ihm so helfen können. ~*~ Einige Stunden später wurde es bereits dämmrig und im Zimmer war es still. Tomoyo hatte die Beiden etwas allein gelassen und war in ein anderes Zimmer gegangen. Langsam öffnete Kurogane seine Augen. Neben sich konnte er Fye erkennen, der im Laufe der Stunden eingeschlafen war. Deswegen war ihm also soviel wärmer als vorher. Fyes schlafendes Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem eigenem entfernt und wirkte friedlich und entspannt. Einige seiner blonden Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Lächelnd strich der Schwertkämpfer sie ihm aus dem Gesicht. Fye hatte also versucht ihn zu heilen. Und da er sich schon wieder wesentlich besser fühlte, hatte es offenbar auch funktioniert. Zufrieden legte er sich wieder schlafen. ~*~ Ein weiteres Mal fand sich Kurogane in dem Strudel wieder, der einige Momente später auch schon wieder verpuffte. Diesmal sah er Fye und den anderen Kurogane auf der Lichtung stehen, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Sogleich drangen die Worte seines anderen Ichs an seine Ohren: "Es sind schon wieder mehrere Dorfbewohner verschwunden. Tomoyo hat inzwischen den Verdacht, dass das Verschwinden nicht auf das Konto des Virus gehen kann, weil niemand vorher Symptome gehabt haben soll. Sie sind einfach von einem Tag auf den Anderen nicht mehr nach Hause gekommen. Tomoyo glaubt, dass es sich eher um den Beutezug einer Bestie handelt. Ich werde nach dem Monster suchen und es zur Strecke bringen. Ich bin der Einzige, der es tun kann und es ist genau das, was ich mir immer geschworen habe. Ich werde das Dorf beschützen!" Der Magier, der bis gerade den Worten seines Freundes gelauscht hatte, nickte zustimmend, konnte aber ein besorgtes Funkeln in seinen Augen nicht verbergen. "Pass aber auf dich auf." Ein Nicken seitens des Kriegers. "Bevor ich losziehe möchte ich dir aber noch etwas geben." Bei diesen Worten holte der Schwarzhaarige etwas aus seiner Manteltasche und hielt es dem Blondschopf hin. Bläulich schimmerte der Eiskristall, Kuroganes Familienerbe, in seiner Hand. "Aber-" Mit einer schlichten Handbewegung gewahrte er den Protesten seines Retters Einhalt. "Wenn du mich nicht geheilt hättest als ich so krank war, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot. Es ist nur gerecht wenn ich ihn dir gebe." Mit einem Lächeln nahm der Kleinere den Kristall an sich, betrachtete ihn erst bewundernd und schaute dann sein Gegenüber liebevoll an. Fye war so froh, ihn kennen gelernt zu haben. Der Krieger schenkte ihm eine Art Wohlbefinden, wie er es noch nie zuvor gespürt hatte. In seiner Nähe fühlte er sich geborgen und warm. "Danke, dass du für mich da bist." Nun erwiderte auch der Größere von Beiden sein Lächeln. Mit einer geschmeidigen Bewegung seines rechten Arms zog er die schlanke Gestalt des Magiers zu sich und küsste diesen sanft auf die Lippen. Für einen Moment weiteten sich die Augen des Blonden vor Überraschung, aber nur wenig später schlossen sich seine Augenlider und er schlang die Arme um ihn, wobei er den Kuss erwiderte. ~*~ Erneut trieb Kurogane in dem Sog. Als er wieder freigelassen wurde, stand er vor dem großen Felsen, auf dem Fye saß und wohl zum wiederholten Mal auf seinen neuen Liebhaber wartete. Doch wie schon einmal war von diesem weit und breit keine Spur, sodass der Magier sich wieder besorgt zu dessen Haus aufmachte. Selbstverständlich folgte der Kurogane aus der Zukunft ihn. Endlich im Dorf angekommen konnte man schon von weitem erkennen, dass die Tür des Häuschens, in dem der Krieger mit seiner Cousine wohnte, sperrangelweit offen stand. Alarmiert rannte der Blondschopf dorthin und suchte die Beiden überall im Haus, doch vergeblich. Von dem Schwertkämpfer und seiner Cousine fehlte jede Spur. Zusehends nervöser lief Fye zurück zu seinem Haus. Was war wenn die Bestie ihn getötet hatte? Das würde er nicht durchstehen! Er musste ihn finden! Vielleicht konnte Ashura ihm helfen. Zwar wollte er ihm anfangs nichts von Kurogane erzählen, weil er ein schlechtes Gefühl dabei gehabt hatte, doch wenn dies der einzige Ausweg war, musste er es tun. Zuhause riss er die Tür auf, doch auch hier war alles dunkel und still. "Ashura-ou?" Vielleicht befand er sich im separaten Übungsraum, dort wo sie für gewöhnlich Fyes Magiebücher verstauten? Sein Atem ging aufgrund seiner Anspannung und seines schnellen Rennens stoßweise als er die wenigen Meter zu dem kleinen Gebäude, das sie als Bibliothek benutzten, hinter sich brachte und die Tür aufstieß. Was er dort drin sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren und es war als würde sein Herz aussetzen und zu einem klumpen Eis gefrieren. Das durfte einfach nicht wahr sein! Nein! Seine rechte Hand, die bis gerade noch am Türknauf verharrt hatte, sank kraftlos an seiner Seite nach unten. Der Schmerz und die Ungläubigkeit füllten sein ganzes Bewusstsein. In den Raum fiel nur wenig Licht von außen und die großen Bücherregale an den Seiten ragten wie stille Zeugen zur Decke empor, als wollten sie das Geschehnis anklagen. In der Mitte des Raums stand ein lächelnder Ashura. Seine Hände und seine Kleidung waren blutbefleckt. Zu seinen Füßen lag der tote Körper Kuroganes, umgeben von einer riesigen Lache seines eigenen Blutes. Nur noch ein Wort verließ die zitternden Lippen des Magiers: "NEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIN!" ~*~ Ein Ruck zuckte durch den Körper des Kuroganes, der das ganze Spektakel mit angesehen hatte und ein weiteres Mal fiel er in den Wirbel aus Farben. Diesmal dauerte es etwas länger, bis er seine Augen öffnete und geradewegs in helles Blau blickte. Er befand sich wieder in Der Gegenwart und Fye stand vor ihm und sah in prüfend an. Mit einer Handbewegung deutete er auf den Spiegel in der Hand des Schwarzhaarigen und schlussfolgerte dann: "Du hast es also gesehen." Schnell wandte er sich von dem Krieger ab, doch dieser hatte noch gesehen wie ein trauriger Ausdruck über das Gesicht des Blondschopfs gehuscht war. Kurogane wusste, dass es falsch war so in die Privatsphäre des Anderen eingedrungen zu sein, doch er hatte es schließlich getan um ihm zu helfen. Und damit hatte er das Richtige getan. Er bereute es nicht, denn was er gesehen hatte war schlimm. Es musste schrecklich für Fye gewesen sein, alles verloren zu haben. Erst hatte er seinen Bruder verloren und dann die Person, die er liebte, nur um herauszufinden, dass sein einziger Vertrauter der Mörder war. Und diesen Schmerz hatte er die ganze Zeit in seinem Herzen mit sich herumgetragen. Der Krieger wusste nicht, was er tun würde, wenn nicht nur seine Eltern gestorben wären, sondern wenn auch Fye sterben würde und er nichts dagegen tun könnte, zu spät kommen würde. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Das würde er nicht zulassen. Nicht, dass jemand dem Magier etwas antut und auch nicht, dass dessen Seele noch mehr Schmerz zugefügt wird. Denn auch für ihn war Fye... "Es tut mir Leid." Bei diesen Worten drehte der Blondschopf sich überrascht um, doch noch bevor er seinem Reisegefährten in die Augen blicken konnte, spürte er wie dieser die Arme um ihn legte und ihn an sich drückte. "W-was-?" "Es ist okay, beruhige dich." Der Magier zitterte am ganzen Leib und seine Empfindungen überschlugen sich. All dies erinnerte ihn zu sehr an damals. Beschämt merkte er wie sein Herz heftig zu klopfen anfing und betete es würde damit aufhören, wollte er doch vermeiden, dass der Schwarzhaarige es bemerkte. Zu groß war die Angst, dass dieser seine Gefühle nicht auf die Gleiche Art erwiderte. Denn er hatte sich schon ganz am Anfang in ihn verliebt. Schon als sie sich zum ersten Mal begegnet sind. Zu sehr hatte er ihn an den Kurogane aus seiner Heimat erinnert. Die gleiche Seele. Das gleiche Herzklopfen. Dumpf drang die Stimme des Größeren an sein Ohr: "Ich habe es für dich getan. Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist und mir deine wahren Gefühle zeigst. Denn ich..." Mit diesen Worten nahm er Fyes Kinn in die Hand und küsste diesen genauso sanft, wie sein Spiegelbild es getan hatte. Denn auch er konnte und wollte seine wahren Gefühle nicht mehr unterdrücken. Seine Liebe zu Fye und das Gefühl ihn beschützen zu wollen war zu groß. Doch da er kein Mann der großen Worte war, ließ er lieber Taten sprechen. Voller Ungläubigkeit über diesen Moment, riss der Magier seine Augen weit auf, doch als ihn dieses alle Sinne überflutende Gefühl überrollte, fielen ihm die Augen zu. Der Geschmack von Kuroganes weichen Lippen überwältigte ihn und ein warmer, kribbelnder Schauer lief durch seinen Körper. Eine kleine Träne bahnte sich den Weg aus seinem Augenwinkel und hinterließ eine glänzende, feuchte Spur auf seiner Wange. Der Krieger hatte also die ganze Zeit schon das Gleiche gefühlt. Was für ein Idiot er doch gewesen ist, dies nicht zu bemerken. Langsam und zaghaft legte er seine Arme um den Körper des Schwertkämpfers. Dieses Gefühl wollte er nicht noch einmal verlieren. Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen und dann erwiderte er den Kuss sanft und gefühlvoll. Beinahe war es ihm als würde der kostbare Eiskristall, den sein Freund ihm damals geschenkt hatte und den er an einer Kette um den Hals trug, wärmer werden. ~*Owari*~ Kapitel 2: Special:Halloween Complex ------------------------------------ Halloween Complex ***** Da es solange keinen neuen Complex gab, habe ich mich dazu entschieden ein Special-Kapitel zum Thema Halloween zu schreiben und damit auch an einem Wettbewerb teilzunehmen.^^ Natürlich sind die regulären Kapitel auch in Arbeit, aber ich hoffe dieses kleine Extra gefällt euch und ihr schreibt mir eure Meinung in einem Kommi=) Diese Geschichte spielt in einem alternativen Universum, nämlich in unserer Dimension und Fye sowie Kurogane sind neunzehn Jahre alt. Sakura und Shaolan(die erst später auftauchen) sind fünfzehn. ***** -Fyes Sicht- Es war ein regnerischer Oktoberabend und der Wind heulte laut, als wolle er sich beklagen. Genauer gesagt war es DER Oktoberabend. Der 31. Oktober. Halloween... Heute war es genau sieben Jahre her. Sieben... Eine Unglückszahl. Langsam streckte ich meine Hand aus und legte sie an die kalte Fensterscheibe. Sie war blass und stach im Kontrast zu der Dunkelheit draußen hervor. Es war mittlerweile fast zehn Uhr abends und ich stand allein in meinem Haus vor dem Fenster. Einsam. Verlassen. Von draußen drang dumpfes Kindergelächter an meine Ohren. Von Kindern, die noch Süßes sammelten und mit ihren Freunden Spaß hatten. Ich bin anders als sie. Mir war es nicht vergönnt mich mit meinen Freunden zu amüsieren. Ich hatte es immer gewusst. Dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ich würde büßen müssen. An dem ich ganz allein sein würde, von allen verlassen. So wie es eigentlich hätte sein müssen... Eigentlich hätte ich mir denken können, dass dieser Tag heute sein würde. Denn am heutigen Tage vor genau sieben Jahren änderte sich mein Leben schlagartig und ich fiel in ein Loch, so tief und schwarz, dass es mich zu verschlucken drohte. Dunkel kehrten die Erinnerungen an jenes Halloween vor sieben Jahren zu mir zurück... Lachend laufe ich mit meiner Tasche voller Süßigkeiten durch den dunklen Wald. So viel wie heute haben wir noch nie gesammelt. Ich kann es kaum erwarten zu Hause meine Beute auszupacken. „Beeil dich, Yuui.“, rufe ich meinem Zwillingsbruder zu, der etwas weiter hinter mir läuft und drehe mich dabei zu ihm um. Mein Spiegelbild schaut zurück und sagt ruhig: “Wir müssten uns nicht so beeilen, hättest du nicht darauf bestanden auch noch die Häuser hinterm Wald abzuklappern. Jetzt ist es schon fast zehn Uhr. Wenn wir zu spät kommen und Mama meckert, kannst du ihr das erklären.“ Doch er meint es nicht ernst, denn er lächelt mich dabei an. „Ohhh, du Spielverderber!,“ meckere ich im Spaß und strecke ihm die Zunge raus. So laufen wir weiter durch den Wald. Unser Haus liegt ein Stücken vom Waldrand entfernt. Es ist mittlerweile stockdunkel und die Äste auf dem Boden knacken bei jedem unserer Schritte. Ich muss bei jedem Schritt aufpassen, dass ich nicht über die lose herabhängenden Bandagen meines Mumienkostüms stolpere. Yuuis schneeweißes Geisterkostüm bauscht sich im Wind hinter ihm auf. Plötzlich hören wir ein raschelndes Geräusch hinter uns. „Hast du das auch gehört?“, fragt Yuui mich mit leiser Stimme. „Haha, mach mir keine Angst!“, flüstere ich unbehaglich zurück, doch in Wirklichkeit hatte ich es auch gehört. „Nein, ich meine es ernst.“, sagt mein Zwillingsbruder, bleibt stehen und lauscht. Ich bleibe auch stehen, aber mit einem unguten Gefühl. Lieber wäre ich einfach weitergegangen. Wieder ein Rascheln und dann ein Scharren. Ich erschaudere. Yuui schaut mich mit besorgtem Blick an. „Ich glaube hinter uns ist etwas.“ Ich halte den Atem an und versuche angestrengt in der Dunkelheit hinter uns etwas zu erkennen. Plötzlich löst sich ein Schatten aus der Finsternis und stürmt auf uns zu. Es ist der Umriss eines Mannes. Wir stoßen beide einen schrillen Schreckensschrei aus, lassen unsere Süßigkeitenbeutel fallen und fangen an zu rennen. Die Gegend um uns herum verschwimmt. Alles was ich noch im Kopf habe ist der Gedanke zu rennen. Renn so schnell du kannst! Mein Atem geht stoßweise. Unser Verfolger ist zum Glück noch ein ganzes Stück von uns entfernt und unser Haus bei dem Tempo noch etwa fünft Minuten weit weg. Wir können es schaffen! Aber plötzlich spüre ich, wie ich auf einer meiner Bandagen trete und ausrutsche. Im Fall verdreht sich mein Bein und ein höllischer Schmerz zuckt durch meinen Körper, als ich auf dem Boden lande. Sofort bleibt Yuui stehen, kniet sich neben mich und reißt die überflüssigen Bandagen von meinem Bein ab. Doch mit meinem verletzten Bein kann ich nicht mehr rennen. Mein Bruder weiß das offenbar auch, denn er greift mir mit einem Arm über die Schulter und stützt mich mit dem anderen. Er hilft mit beim Aufstehen. „Y-Yuui, was hast du-“ Doch bevor die restlichen Worte meinen Mund verlassen können, legt er mir sanft einen Finger an die Lippen, bedeutet mir still zu sein. Vorsichtig läuft er ein paar Meter mit mir und bleibt vor einem Baum stehen. Überrascht erkenne ich den Baum wieder. Es ist der Baum, in dem wir früher oft verstecken gespielt haben, da er ein großes Loch im Stamm hat. Entsetzt spüre ich, wie Yuui mich vorsichtig in die Aushöhlung hievt, denn ich weiß, dass dort nur Platz für eine Person ist. „Nein Yuui, ich-„ Aber mein Bruder fällt mir sanft ins Wort. „Du wartest hier, Fye. Hier drin wird er dich nicht finden können. Ich renne weiter zum Waldausgang und versuche Hilfe zu holen. Egal was passiert, bleibe hier drin! Wenn ich nicht zurück kommen sollte, warte bis morgen früh wenn es hell ist und mache dich dann erst auf dem Weg mach Hause.“ Tränen laufen mir über die Wangen und ich schluchze leise. „Sag so was nicht. Lass mich nicht hier zurück.“ Yuui lächelt mich an und lehnt seine Stirn an meine. „Ich lasse dich nicht zurück. Ich werde immer bei dir sein. Und zwar hier drin. Vergiss das nicht.“ Ich spüre die Wärme seiner Hand, die er an mein Herz legt, sogar durch mein Kostüm, obwohl es eisig kalt im Wald ist. Das letzte was ich von meinem Bruder sehe ist sein sanftes Lächeln, bevor er sich umdreht und in Richtung Waldesrand läuft, in der Dunkelheit verschwindet. Mein Körper zittert wie Espenlaub während ich warte und die Minuten verstreichen. In meinem Kopf fange ich an zu zählen. Langsam werde ich immer schwächer und schwächer und die Dunkelheit um mich herum verdichtet sich. Eintausendzweihundertsiebenundachtzig...eintausendzweihundertachtundachtzig... Irgendwann packt mich die Bewusstlosigkeit und ich falle in eine tiefe Ohnmacht... Erst am Morgen des nächsten Tages fanden mich Rettungskräfte und brachten mich nach Hause. Ich hatte mir eine Unterkühlung und Fieber zugezogen, aber nach einer Woche war mein Körper wieder kerngesund. Doch meine Seele ist seit jenem Tag schwer verletzt. Denn mein geliebter Bruder wurde nie gefunden... Ein Klingeln riss mich aus meinen verbitterten Gedanken. Aufgeschrocken schaute ich zur Tür, musste mich erst aus meiner Starre befreien. Fast erwartete ich einen Massenmörder, der mir endlich mein lang erwartetes Schicksal auferlegte, doch bestimmt waren es nur Kinder, die Süßes wollten. Wie in Trance schleppe ich mich zur Tür, nahm auf halbem Weg die Süßigkeitenschale mit, die ich extra vorbereitet hatte, und öffnete mit einem, schnell aufs Gesicht gezaubertem, falschen Lächeln die Tür. Doch vor mir stand jemand, mit dem ich ganz und gar nicht gerechnet hatte. Es war mein Nachbar Kurogane, den ich vor drei Jahren kennen gelernt hatte, als ich hierhin gezogen war und mit dem ich seitdem mehr oder weniger befreundet war. Wir stritten uns den lieben langen Tag halb im Scherz (zumindest meinerseits) und das sehr zur Belustigung der Nachbarskinder Shaolan und Sakura. Aber eigentlich waren sowohl Kurogane als auch Shaolan und Sakura dieses Halloween auf einer Feier, zumindest hatten sie mir das erzählt. Beim Anblick des Schwarzhaarigen lies ich vor Überraschung meine Süßigkeitenschale fallen und sie landete scheppernd auf dem Boden. „So furcheinflößend bin ich nun auch wieder nicht.“, meinte Kurogane nur trocken und bückte sich um die Süßigkeiten aufzuheben. „Aber du- du bist doch heute gar nicht hier, warum-“ stotterte ich, wurde aber unterbrochen. „Klar bin ich hier, siehst du doch. Und jetzt komm einfach mit.“ Keine Widerrede duldend, packte er einfach meine Hand und zog mich hinter sich her aus dem Haus und in Richtung seiner Wohnung. Ich hatte keine Gelegenheit zu protestieren, brachte nur schwach die Worte: “Was hast du vor?“ zustande. „Sei einfach still, das wirst du schon sehen.“ Ich war so überrumpelt, dass ich erst jetzt bemerkte, wie sehr ich mich über den Besuch des Schwarzhaarigen freute. Als mir die Tatsache bewusst wurde, dass er mich gerade Händchenhaltend zu seiner Wohnung abschleppte, lief mein Gesicht leicht rosa an. Bei seinem Haus angekommen, öffnete er die Tür, die nur angelehnt war, und sofort drang ein freudiger „Happy Halloween, Fye-san!“ -Chor an mein Ohr. Dort drinnen warteten Shaolan, Sakura und alle meine anderen Freunde und lächelten mich an. Der ganze Raum war mit Girlanden geschmückt und im Halloween-Stil dekoriert. Sakura kam auf mich zugestürmt und umarmte mich herzlich. „Wir haben gedacht, wir machen dir heute eine ganz besondere Freude, Fye-san. Damit du nicht so allein und traurig bist. An Halloween sollte keiner allein sein.“ Mir kamen fast die Tränen, so gerührt war ich und doch konnte ich es noch immer kaum fassen. „Aber- was ist mit eurer Feier?“ „Dies ist unsere Feier. Unsere Feier für dich. Weil wir deine Freunde sind und froh sind, dass es dich gibt. Und Halloween ist dazu da um mit seinen Freunden zu feiern, oder?“ Langsam bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. „Ja, du hast Recht.“ Ich war gar nicht allein. Ich hatte Freunde, die froh waren, dass ich am Leben war und wollten, dass ich auch in Zukunft ein schönes Leben führen konnte. Genauso wie Yuui es auch gewollt hätte. Ein warmes Gefühl der Geborgenheit überkam mich. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass Kurogane noch immer meine Hand hielt, obwohl wir längst angekommen waren und mein Herz schlug automatisch einen Tick schneller. Ich würde mein Leben nicht wegwerfen. Es hielt noch so viele aufregende Überraschungen bereit, die nur darauf warteten, von mir entdeckt zu werden. Lächelnd mischte ich mich zusammen mit Kurogane unter meine Freunde. Was ich jedoch nicht sehen konnte, war eine kleine durchsichtige Erscheinung, die immer hinter mir stand und mit einem sanften Lächeln über jede meiner Bewegungen wachte. Sie hatte die Statur eines etwa zwölfjährigen Jungens und jetzt als sie sah, dass ich zusammen mit meinen Freunden Spaß hatte, leuchteten ihre Augen erfreut auf. „Ich werde immer bei dir sein, Fye.“ ~*Owari*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)