Misery Loves Company ♥ von juuzousuzuya (Nobody is perfect) ================================================================================ Prolog: *~Bearing the sky~* --------------------------- Hey alle zusammen! Sooo~ der Prolog meiner neuen FanFiction, ich hoffe er gefällt durch. Die Idee kam mir an einem Nachmittag, ich weiß gar nicht mehr genau warum eigentlich, angefangen habe ich dann am 24.12, genau an Heilig Abend XDDD Also viel Spaß eure Atsushi Hauptperson: Hal (SINCREA) Rating: PG-12 Beta: die wundervolle vielen Dank! ♥ _________________________________________________________________________________ *~Prolog~* Bearing the sky Der Wecker zeigte zehn Uhr morgens, viel zu früh um aufzustehen! Zu mal ich überhaupt keinen Grund hatte aufzustehen. Das Frustrierende daran war, dass es MITTWOCH war. Also mitten in der Woche. Ich seufzte tief und drehte mich auf den Rücken. Gedankenverloren starrte ich an die Decke. Die Betthälfte neben mir war verlassen. Hatte ich etwas anderes erwartet? Nein, eigentlich nicht. Sie hatte gesagt, sie würde gehen, wenn ich nicht bald einen neuen Job finden würde und sie hatte Wort gehalten. Anscheinend war sie in den frühen Morgenstunden gegangen. Leid tat es mir merkwürdigerweise nicht. Ich hatte sie eh nicht mehr geliebt, so wie vorher. Wobei ich mir jetzt die Frage stelle, ob ich sie je richtig geliebt hatte. Wenn ja, dann hätte ich sie nicht gehen lassen. Schade um sie war es nicht. Mit ihren ständigen Eifersuchtsattacken hatte sie mich echt genervt. Wisst ihr, auf wen sie eifersüchtig gewesen war? Auf meinen besten Freund! Schwachsinnig! Wirklich, das war absoluter Schwachsinn. Okay, ich geb’s ja zu, ich verbrachte wirklich die meiste Zeit bei Tomo, aber war das ein Grund eifersüchtig zu sein? Ich erbarmte mich, aufzustehen und schlenderte gemütlich in die Küche. Auf dem kleinen Tisch lag ein Zettel. Neugierig faltete ich ihn auseinander. Es war Reikas Handschrift, hatte ich erwähnt, dass meine Ex Reika hieß? Na ja, jetzt wisst ihr’s ja. »Tut mir Leid Hal, ich halt’s nicht mehr aus. Bin weg. Mach dir gar nicht erst die Mühe, anzurufen. An deiner Stelle würde ich mir mal Gedanken über deine Lebensart und deine Orientierung machen. Alles Gute weiterhin, Reika.« Gedanken über meine Orientierung? Was meinte sie denn jetzt damit? Frauen waren schon komisch… Ich warf einen prüfenden Blick in den Kühlschrank. Leer. Was hatte ich anderes erwartet? Mit knurrendem Magen spazierte ich zurück in mein kleines Schlafzimmer. Alles an meiner Wohnung war klein. Ich wühlte einen Moment im Kleiderschrank und zog mich dann an. Ein Blick in den Spiegel, schnell noch Haare kämmen und auf zu Tomo! Es dauerte nicht lang und ich stand schon wieder vor seiner Tür. Ja, schon wieder. Eigentlich bin ich mehr bei ihm als sonst irgendwo. Ich drückte auf die Klingel und wartete gespannt. Als nach mehren Minuten immer noch niemand öffnete, klingelte ich erneut. Zwei weitere Minuten und mein bester Freund öffnete die Tür. Er sah mich verschlafen an. Also hatte ich ihn geweckt. Ich zuckte mit den Schultern und grinste ihn an. »Hast du kein Zuhause?«, murrte er. Ich schüttelte nur den Kopf und zog ihn in meine Arme. Hach, er war so schön warm. Am liebsten würde ich mich jetzt neben ihn ins Bett kuscheln. Aber die Gefahr war groß, dass ich dann wieder einschlief. Er erwiderte die Umarmung und ich hörte ihn leise Lachen. Als ich ihn dann wieder frei ließ, bat er mich in seine Wohnung und ich zog im Flur meine Schuhe aus. Sofort führte mich mein Weg in die Küche. »Plündere nicht schon wieder meinen Kühlschrank!« »Wie denn schon wieder?«, fragte ich ihn und schmollte. Sein Lachen kam aus dem Schlafzimmer und ich bediente mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht an seinen Vorräten. Ja, es war nicht das erste Mal, dass ein knurrender Magen mich hierher führte, aber er nahm das gelassen, obwohl er genauso arbeitslos war wie ich. Genüsslich biss ich in ein Stück Kuchen, den er im Kühlschrank aufbewahrt hatte. »He! Das war mein letztes Stück«, hörte ich Tomo empört sagen. Ich drehte mich um, er hatte sich in Zwischenzeit etwas angezogen, und grinste als ich erneut hinein biss. Eh ich etwas tun konnte stand er plötzlich vor mir und biss ebenfalls in den Kuchen, sodass sich unsere Lippen berührten. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, sagte aber nichts, okay, wie denn auch mit vollem Mund? Als ich dann mein Essen herunter geschluckt hatte sah ich meinen besten Freund an. Und, ich hatte nichts anderes erwartet, er lachte erneut. Ihn konnte echt nichts die gute Laune verderben, selbst dann nicht, wenn man ihn – wie ich heute – wach klingelte und sich dann auch noch an seinem Essen zu schaffen machte. »Willst du eigentlich nichts gegen deine Arbeitslosigkeit unternehmen?«, fragte er mich nachdem wir uns ins Wohnzimmer gesetzt hatten. »DAS könnte ich dich auch fragen.« »Doch, ich habe nächste Woche ein Bewerbungsgespräch. Und was ist mit dir?«, er sah mich erst an. So wusste Tomo, dass es so nicht weiter gehen konnte. Ich wusste es auch, wollte es aber nicht wahrhaben. »Ich weiß nicht«, erwiderte ich unsicher und keine Sekunde später knallte er eine Zeitung auf den Tisch. Verständnislos starrte ich ihn an. Was um alles in der Welt sollte das jetzt? Tomo wies mir an, mir die Zeitung mal anzusehen, besser gesagt die letzten paar Seiten. Immer noch verwirrt folgte ich seiner Anweisung. Es war still, das einzige was ich hörte war meiner und Tomos Atem. Es war keine angespannte Stille, wir schwiegen im Einklang. Es war auch nicht so, dass ich nicht wusste, was ich hätte sagen sollen, ich WOLLTE nichts sagen. Gespannt betrachtete ich die letzten zwei Seiten der Zeitung. Und jetzt wusste ich auch, warum Tomo sie mir gegeben hatten. Jobangebote. Vor mir lagen zwei Zeitungsseiten mit JOBANGEBOTEN! Einige waren durchgestrichen, andere umrandet mit einem Rotstift und ich war mit ziemlich sicher, dass Tomo es bei den markierten Angeboten versucht hatte. Schnell überflog ich die üblichen Stellen. Und tatsächlich es gab eine, die mir sofort ins Auge stach. Mit sofort meinte ich auch sofort. Sie war klein aber fein, sehr liebevoll gestaltet. „Demonic Obssession“, stand in verschnörkelten, geheimnisvollen und unheimlich wirkenden Lettern dick drüber. »Hast du schon mal was von ‚Demonic Obssession’ gehört?«, fragte ich und sah zu Tomo auf. Ein überraschter und gleichzeitig (gespielt) entsetzter Ausdruck schlich sich auf sein freundliches Gesicht. »Sag nicht, du hast noch NIE etwas von ‚Demonic Obssession’ gehört!«, erwiderte er und sprach den Namen dieser Firma – oder was auch immer das war – aus, als wäre es etwas besonderes. Wahrscheinlich war es etwas Besonderes, ich wusste es nur noch nicht. »Nein«, gab ich zu und hatte das Gefühl, ich müsste mich schämen, weshalb ich wohl auch rot anlief. »Also«, begann Tomo und ich hatte das Gefühl, er würde so schnell nicht mehr aufhören zu reden, »Demonic Obssession ist ein Modelabel, aber nicht irgendein Modelabel! Sondern ein besonderes. Allein schon der Chef, ich find ihn etwas unheimlich. Lässt sich nie in der Öffentlichkeit blicken, dabei läuft es bei denen gerade echt gut. Kyo ist glaub ich sein Name. Atsushi Sakurai ist der Designer, seine Sachen sind…milde gesagt…ausgefallen. Aber genau deshalb sind sie auch so berühmt und begehrt. Wenn es so weiter geht, werden sie eine echte Konkurrenz für h.Naoto. Ich persönlich fand die letzte Kollektion weit aus ansprechender als die von h.Naoto. Wie auch immer…ich komme vom Thema ab. Demonic Obssession hat sich echt schnell einen Namen gemacht, was aber auch schon wieder ein paar Jahre zurückliegt. Das Label hat eigene Models, sie ‚mieten’ sich aber oft welche bei irgendwelchen Agenturen. Dabei sind ihre Models echte Hingucker und einige von ihnen sind richtig erfolgreich, sodass sie sogar Angebote von außerhalb bekommen und zwar nicht von namenlosen Zeitschriften sondern für richtig große. Einer von deren Models, Hakuei, war bereits mehrmals in der GLB«, erklärte Tomo. »GLB?« »Oh man Hal, du hast echt von nichts ne Ahnung! Gothic Lolita Bible.« »Dafür weißt du aber ziemlich viel. Ich wusste ja, dass du dich für Mode interessierst, aber dass es sogar soweit geht.« »Daran ist meine Schwester schuld. Wie auch immer. Sie haben ihr eigenes riesiges Gebäude, das Erdgeschoss und das erste Stockwerk besteht aus einem Laden, wo sie ihre Sachen verkaufen und es ist RIESIG! Die darüber liegenden Stockwerke sind Geschäftsräume…wenn ich es mal so nennen darf. Ein Stockwerk gehört den Models, sie haben ihre eigenen Büros, mit Wohnzimmer… hab ich gehört. Oft übernachten sie im Gebäude, weil es so viel zu tun gibt. Und noch eine Besonderheit von Demonic Obssession, sie haben ausschließlich MÄNNLICHE Models, dabei haben sie auch eine Damen-Kollektion. Entweder sie leihen sich die Frauen, oder die Männer übernehmen das. Ich glaube Kyo steht auf so was«, Tomo lachte und sah mich dann wieder an, »Wie bist du überhaupt darauf gekommen?« Ich sah ihn an, versuchte die Informationen in meinem Kopf zu behalten. Ich war mir nicht sicher, ob es mir gelingen würde. »Die suchen eine Aushilfe.« »WOW! Wäre das etwas für dich?« »Warum nicht? Immer noch besser als gar nichts, ich glaub ich ruf da mal an. Darf ich dein Telefon haben?«, fragte ich und sah Tomo erwartungsvoll an. Sofort reichte er mir besagtes Technikwunder und ich wählte die Nummer, die in der Anzeige stand. Es tutete. Gut, besetzt war schon mal nicht. Tut…Tut…Tut…Ich gab schon fast die Hoffnung auf, jemanden zu erreichen, als sich plötzlich eine freundliche Frauenstimme am Telefon meldete: »Guten Tag, willkommen bei Demonic Obssession.« »Ähm…guten Tag. Ich bin auf die Anzeige in der Daily Report gestoßen und interessiere mich für den Job«, erklärte ich. Ich hatte das Gefühl, ich hörte mich an, wie jemand, der zum ersten Mal bei einer Firma anrief und daher total verunsichert war. Aber es war nicht mein erstes Telefonat wegen einer Stelle, aber dennoch, ich WAR verunsichert. »Ah, das freut mich, meines Erachtens sollte die Stelle immer noch frei sein, einen Augenblick, bleiben Sie bitte am Telefon«, und schon steckte sie mich in die Warteschleife. Ich war mir sicher, dass sie wohl beim Chef anrief. Mit dem, was jetzt kam hatte ich nicht gerechnet. Plötzlich meldete sich eine Männerstimme und irgendwie klang sie nicht besonders gut gelaunt: »Tag.« »Uhm…Guten Tag, mein Name ist Hal«, sagte ich nun noch unsicherer und wiederholte, was ich der Frau schon gesagt hatte. »Das ist gut. Ich würde mich freuen, wenn Sie morgen zu einem Bewebungsgespräch kommen könnten. Oh, entschuldigen Sie, ich habe vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Kyo, ich bin der Chef. Also, würde Ihnen morgen um halb drei passen?« »Ja, das ist nett von Ihnen.« »Ich denke, es wird das erste mal sein, dass sie die Misery Loves Company betreten, deshalb würde ich Ihnen vorschlagen, dass Sie im zweiten Stock an der Rezeption auf mich warten«, schlug er mir vor und klang dabei sehr höflich. Ich bestätigte es und verabschiedete mich dann freundlich. »Uuuund?«, kam es nun neugierig von Tomo. Ich hatte ihn schon fast vergessen, so sehr war ich in Gedanken versunken. Es lief viel besser als ich gedacht hatte! Und das ich mich persönlich vorstellen sollte! Wow! Ich konnte mein Glück nicht fassen. Ehrlich, ich war froh, dass ich Aussichten auf einen Job hatte. »Ich soll mich morgen noch mal persönlich vorstellen. Bei Kyo.« »WOW!« »Weißt du warum er es das ‚Misery Loves Company’ nennt?«, fragte ich und dachte an Kyos Worte. »Keine Ahnung warum, aber so bezeichnet er das Label, den Laden, das Fotostudio und alles was dazu gehört zusammen, denn Demonic Obssession ist so zu sagen eine Marke während alles zusammen die Misery Loves Company bildet, ohne das eine würde es das andere nicht geben. Also bist du dann Angestellter der Company, die die Marke vertritt.« Irgendwie logisch, oder? Eigentlich hätte ich da auch selbst drauf kommen können. Tomo grinste mich an. Wahrscheinlich lachte er über mich, würde ich ihm auch nicht übel nehmen. Er knuffte mir in die Seite und ich quietschte laut. Ja, ich QUIETSCHE wenn man mir in die Seite piekste, ich war nun mal verdammt empfindlich, was konnte ich denn dafür? Wir lachten und ich warf mich auf ihn und begann, ihn durchzukitzeln. Ich wusste WO er kitzlig war, aber er wusste auch wo MEINE Schwachstellen lagen, und davon hatte ich ein paar mehr. Und so kam es, wie es kommen musste, er schnappte mich, setzte sich auf mich und kitzelte mich durch. Hilflos lachend und immer wieder nach Luft ringend wand ich mich unter ihm. Schließlich ließ Tomo von mir ab und ich konnte wieder Luft holen, ohne dass ich an einem Lachanfall zu ersticken drohte. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, die Stadt unsicher zu machen und zu reden, über alles Mögliche zu reden. Tomo zeigte mir sogar noch, wie ich zur Misery Loves Company gelang und ehrlich gesagt…sie war wirklich RIESIG! Richtig RIESIG. Und die neuste Kollektion war echt der Hammer! Ich war wirklich hin und weg. Und wenn ich Glück hatte, dann durfte ich hier arbeiten. Am Abend kamen wir erst spät zurück und ich verspürte nicht die geringste Lust, allein zu Hause zu hocken und mich zu langweilen, also fragte ich meinen besten Freund einfach, ob ich bei ihm übernachten darf und wie selbstverständlich nickte er. Ja, irgendwie war es selbstverständlich. Wir sahen uns einen Film im Fernsehen an, achteten jedoch nicht wirklich darauf. Es war so zu sagen nur eine Geräuschkulisse im Hintergrund. Wir lachten und redeten. Es tat gut zu reden. Es war nicht so, dass wir sonst nicht redeten, aber diesmal war es lockerer, wir hatten beide gute Aussichten auf einen Job, kein Wunder das man alles ein bisschen gelassener nahm, schließlich brauchten wir uns zu mindest heute nicht weiter Sorgen über unsere Zukunft zu machen, und das war viel Wert. Gegen Mitternacht beschlossen wir, dass es Zeit wurde, allmählich ins Bett zu gehen, da wir wussten, dass wir noch mindestens bis zwei Uhr irgendeinen Scheiß machten. Und so kam es. Und als hätte ich heute nicht schon genug gelitten, so fand Tomo es doch sehr amüsant, mich zu kitzeln. Für mich war es reine Folter. Ich werte mich, aber natürlich kam ich nicht gegen ihn an. So viel wie heute hatte ich schon lange nicht mehr gelacht, ich war mir sicher, dass sich mein Leben zum Guten wandte. Mit diesen beruhigenden Gedanken fiel ich in einen ruhigen Schlaf. Kapitel 1: *~All you need~* --------------------------- Hey alle zusammen! Atsushi meldet sich mal wieder ^^ Ich weiß, diesmal war ich recht schnell und das Kapitel ist...etwas länger geworden ^^ ich hoffe, ihr verzeiht mir das und habt viel Spaß beim Lesen! POV: Hal Rating: PG-15 Beta: Vielen lieben Dank ♥ _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 1~* All you need Am Morgen wachte ich früh auf. Die Sonne strahlte fröhlich ins Zimmer und ich sah mich kurz um. Ich kannte dieses Zimmer in- und auswendig, ich hatte schon oft bei ihm übernachtet. Zuhause war es allein viel zu langweilig. Wieder einmal merkte ich, dass ich wirklich häufiger bei Tomo war als in meiner Wohnung. Wohl oder übel musste ich zugeben, dass ich verstehen konnte, dass Reika auf ihn eifersüchtig gewesen war, aber sie war wirklich ein bisschen überempfindlich gewesen. Schließlich hatte ich während unserer Beziehung – die ganze zwei Monate gehalten hatte – kein einziges Mal bei ihm geschlafen. Ich hatte mich nur öfters mit ihm getroffen. Ich spürte ein unschönes Gefühl im Magen, Hunger war es nicht, da war ich mir sicher, aber es kam mir genauso fremd vor. Ich warf einen prüfenden Blick auf den Wecker. Es war erst acht Uhr, viel zu früh um aufzustehen. Ich war ein echter Morgenmuffel. Aber dieses komische Gefühl im Magen ließ mich nicht mehr zur Ruhe kommen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich es gar nicht mehr fühlen konnte, genauso wie Hunger, das fühlte ich ja auch schon lange nicht mehr, aber da hatte ich mich getäuscht. Ich seufzte einmal tief und drehte mich dann auf die andere Seite und kuschelte mich instinktiv an die Wärmequelle neben mir. »Entweder du bist mal wieder sehr kuschelbedürftig ODER du bist sehr nervös«, hörte ich Tomo mit einem Grinsen in der Stimme sagen. »Wohl eher beides.« Tomo lachte leise und legte seinen Arm um mich, natürlich kuschelte ich mich so noch mehr an ihn. Aber er war nun mal so schön warm. Ich war es schon gewöhnt, seine weiche Haut zu spüren, dieses altbekannte Gefühl schenkte mir Geborgenheit…auch wenn es sich lächerlich anhören mag, aber ich meinte es vollkommen ernst. Es gab keinen Körper – außer meinen eigenen – der mir genauso vertraut war. Okay, ich weiß war ihr jetzt denkt! Aber nein, SO vertraut ist mir sein Körper dann doch nicht. Ich spürte seinen Arm auf meiner nackten Haut, es störte mich nicht, zu mal mir kalt war und ich so etwas gewärmt wurde. Mich wunderte es, dass er bereits wach war. Na ja…oder auch nicht. Denn keine Minute später hörte ich auch schon sein gleichmäßiges Atmen, was mir verriet, dass er wieder eingeschlafen war. Gekonnt ignorierte ich die immer wieder aufsteigende Nervosität und entspannte mich. Mir gelang es sogar, für zwei Stunden noch mal einzuschlafen. Ich träumte nichts, was vielleicht auch besser war. Als ich nun zum zweiten Mal an diesem Morgen die Augen öffnete spürte ich Wärme. Überall. Schnell wurde mir auch klar warum. Ich lag nicht mehr neben Tomo sondern AUF ihm. Die Röte schoss mir ins Gesicht, doch ich wagte es nicht, mich zu bewegen und ihn somit zu wecken. Okay, so zu tun, als würde ich mich noch weiterhin im Traumland befinden war eine genauso blöde Idee, aber mir fiel nichts Besseres ein. Seine Arme lagen behutsam auf meinem Rücken, sie hielten mich sanft fest, drückten mich aber nicht an ihn. Ich genoss seine Wärme. Selten wachte ich auf und fühlte Wärme. Klar war ich schon neben Reika oder einer anderen Ex aufgewacht, aber ich hatte mich nie an sie gekuschelt, irgendwas hielt mich davon ab, mich ihren zarten, weiblichen Körpern zu nähern. Hört sich verrückt an oder? »Ich wusste ja gar nicht, dass du auf so was stehst«, sagte Tomo und sah mich prüfend an. Wie lange war er schon wach? Ich spürte, wie ich rot anlief, wahrscheinlich so rot wie ein Feuermelder, und verlegen wich ich seinem Blick aus. Jaah, seit wann ich auf so was stand war mir auch vollkommen neu. Ich schmuste mich gern an ihn, einfach weil er mein bester Freund war und er hatte es immer erwidert, aber jetzt lag ich – verdammt noch mal – auf ihm! Sein Körper erzitterte unter mir, als würde er versuchen ein Lachen zu unterdrücken. Ehe ich es mir versah hatte er mich gepackt und auf die andere Betthälfte gedrückt, er ließ mich nicht los, stattdessen setzte er sich nun auf mich. Das alles ging viel zu schnell, als hätte ich etwas dabei denken können. Er rutschte etwas auf mir herum, dann machte er es sich auf meinem Becken gemütlich. Zufrieden lächelte er mich mit einem triumphierenden und versauten Gesichtsausdruck an. »Ich wusste auch nicht, dass DU auf so was stehst«, erwiderte ich nun und sah meinen besten Freund an, der immer noch lächelte. Bevor ihr mich jetzt fragt, was ich gerade denke, ich denke gar nichts! »Du weißt einiges nicht über mich.« »Und das wäre?« Er neigte sich langsam nach vorne und kam meinem Gesicht immer näher, erst als unsere Lippen sich fast berührten, drehte er seinen Kopf leicht zur Seite und flüsterte mir ins Ohr: »Das wüsstest du wohl gerne.« »Ja«, hauchte ich kaum hörbar. Warum ich das sagte, wusste ich auch nicht, denn sein Tonfall sagte mir, dass ich es lieber nicht wissen wollte. Zu meinem Erstaunen ging er nicht weiter darauf ein. Was vielleicht ein Glück für mich war, denn ich konnte mir gut denken, dass es versaut war. Tomo erhob sich und verließ das Schlafzimmer, ließ mich allein mit meinen Gedanken zurück. Wahrscheinlich drängt sich an dieser Stelle jetzt die Frage auf, ob Tomo schwul war, aber nein, das war er nicht. Ehrlich, er mochte sich manchmal so verhalten, vor allem mir gegenüber, aber das lag eher daran, dass wir uns so lange schon kannten, also nein, er war nicht schwul und ganz ehrlich, es würde auch nicht zu ihn passen. Ich gebe ja zu, er hat schon einige Typen geküsst wenn er besoffen war, aber schwul, nein, das passte nicht zu ihm. Und da wir ja nun schon mal beim Thema waren, nein ich war auch nicht schwul. Zu mindest glaubte ich das zu diesem Zeitpunkt. Ich blieb noch einen Moment lang liegen, doch mir wurde kalt und es war langweilig im Bett ohne meinen besten Freund. Also stand ich auf und tapste in Richtung Küche. Kaum hatte ich einen Fuß aus dem Schlafzimmer gesetzt schlug mir der angenehme Duft von Kaffee entgegen. Wohlig seufzend sog ich den Duft ein und ging nun sprichwörtlich der Nase nach. Schließlich stand ich auch schon in der Küche. »Na, den Weg gefunden?« »Ich würde mich eher in meiner eigenen Wohnung verlaufen als hier!«, entgegnete ich ehrlich grinsend und schnappte mir eine Tasse Kaffee. »Das stimmt. Woran das wohl liegt…Wann musst du denn heute da sein?«, DAS war typisch Tomo, von einer Sekunde auf die Nächste einfach das Gesprächsthema radikal wechseln. Natürlich sprach er von meinem Bewerbungsgespräch bei der Misery Loves Company. »Um halb drei.« Und da war sie wieder. Die Nervosität. Dabei hatte ich sie so erfolgreich verdrängt. Verdrängt, ausgeblendet, das traf es. Denn ich bezweifelte, dass sie weg gewesen war. Genauso wie der Hunger damals, ich hatte ihn verdrängt, bis ich ihn irgendwann gar nicht mehr gespürt hatte. Die Nervosität saß fest in meinem Magen und ich bekam keinen Bissen meines Frühstücks hinunter. Zu mal ich ohnehin keinen Appetit hatte. Womit wir wieder beim Thema ‚Hunger’ und ‚Essen’ wären. Tomo beobachtete mich besorgt, ich wusste dass er sich Sorgen machte, aber er sagte nichts, das hatte er schon vor einiger Zeit aufgegeben, was ich ihm nicht übel nehmen konnte. »Hast du eigentlich noch was von Aiko gehört?«, fragte ich ihn. Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein, sie war eifersüchtig«, erklärte er dann schließlich noch. Völlig entgeistert starrte ich meinen besten Freund an. »Häh? Auf wen denn?« Jetzt huschte ein Lächeln über seine Lippen, das sich beim Anblick meines verwirrten und bestimmt auch ziemlich bescheuerten Gesichtausdruckes in ein breites Grinsen verwandelte und er hob seine Hand und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. »Auf dich.« »Auf MICH?« »Genau, sie dachte, ich hätte was mit dir«, er sprach es aus, als wäre es das normalste und selbstverständlichste der Welt. »Das ist ja absoluter Schwachsinn!« »Hab ich ihr auch gesagt.« »Tomo, man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute«, wechselte ich das Thema. »Dann zieh dich aus.« »Bitte WAS?«, perplex starrte ich ihn an, dann grinste ich dreckig und meinte nur: »DAS hättest du wohl gerne?« »Das was ich sehe, reicht mir.« Skeptisch sah ich an mir hinunter. Ich saß in Shorts vor ihm (also gäbe es nicht viel zum ausziehen, aber das spielte jetzt keine Rolle). »Was soll das denn bitte heißen?« »Dass du mehr essen solltest.« »So dünn bin ich nun auch wieder nicht!« »Guck dich doch mal an.« Tomo hatte Recht, das wusste ich, aber jetzt mal ehrlich, immerhin war noch was an mir dran. Ich hatte schon schlimmere Zeiten gehabt. Ich hatte zugenommen, in den letzten Wochen, deutlich zu genommen, was sich wohl bei mir positiv ausgewirkt hatte. Jahre lang war ich nicht mehr gewesen als Haut und Knochen, doch jetzt ging es wieder, ich konnte meinen Körper wieder zeigen ohne selbst angewidert zu sein. Ich konnte meinen Körper zeigen, das erleichterte mich immer wieder aufs Neue. Und Tomo hatte sogar auch noch Schuld daran, dass es mir jetzt besser ging. Immer wenn ich bei ihm übernachtete hatte, hatte er mich mit Pizza und ähnlichem voll gestopft bis ich zu platzen drohte. Nicht gerade die gesunde Art um wieder an Gewicht zu gewinnen, aber erfolgreich. »Tomo?« »Ja?« »Wie hältst du es nur mit mir aus, wenn ich jetzt sogar schon deine Freundinnen vergraule?« Mit seinen Weibern war es ja genauso wie bei mir, sie verließen mich auch meistens, weil sie neidisch auf Tomo waren, weil er mehr von mir hatte. Damit meine ich nicht körperlich – obwohl das auch oft so war – sondern eher… wie soll ich sagen…mental. »Erstens kenne ich dich besser und länger und zweitens bist du mir viel wichtiger als irgendeine Frau.« »Danke.« »Du brauchst mir doch nicht zu danken, Kleiner, was würde ich nur ohne dich machen?« »Dich langweilen«, schlug ich vor und stand auf. Als ich auf dem Weg zum Schlafzimmer war, hörte ich Tomo lachen. Es war noch früh. Mehr als zwei Stunden noch. Ich merkte, wie ich mit jedem Atemzug nervöser wurde. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es hier um mehr als nur einen Job ginge. Woher dieses Gefühl kam? Keine Ahnung, es war einfach da. Seufzend warf ich mich wieder aufs Bett. Ich schloss die Augen, dachte jedoch nicht daran, zu schlafen. Dazu war ich gar nicht in der Stimmung. Ich hatte keine schlechte Laune, ich hatte eigentlich nie schlechte Laune, ich hatte eine sehr neutrale Laune. Irgendwie fühlte ich gerade gar nichts. Da war diese unendliche Leere, die ich schon oft in meinem Leben gespürt hatte. Jetzt, wo ich so da lag, die Augen geschlossen und nachdachte, dachte ich das erste Mal über mein Leben nach, über das was bereits passiert war und über das, was vielleicht noch kommen würde. Ich war echt ein hoffnungsloser Fall. Aber vielleicht würde es mir endlich mal gelingen, etwas aus meinem Leben zu machen. Schließlich wollte ich Tomo auch nicht ewig zur Last fallen. Bei ihm fühlte ich mich wohl. Wir kannten uns schon lange, eigentlich solange ich denken konnte und wir hatten viel durchgemacht und immer war er an meiner Seite geblieben, daran merkte man, dass er ein guter und vor allem ein wahrer Freund war. Aber abhängig wollte ich von ihm auch nicht werden. Ich atmete einmal tief durch und dann erhob ich mich wieder. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es mittlerweile zwölf Uhr war. Zweieinhalb Stunden noch… Meine Sachen von gestern konnte ich jedoch nicht anziehen, wie würde das nur aussehen! Ich schüttelte den Kopf und dachte angestrengt nach, was ich jetzt machen sollte. Nach Hause gehen? Es klopfte an der Tür und Tomo trat ein. Er klopfte an seiner EIGNENEN Schlafzimmertür! Ich drehte mich zu ihm um. Er hielt eine schöne, dunkelblaue Jeans und ein weißes, einfaches Hemd auf dem Arm. »Die Dusche kannst du benutzen, das weißt du ja. Und die«, er zeigte auf die Sachen, »will ich irgendwann wieder haben.« Grinsend legte er die Sachen aufs Bett. »Danke.« »Kein Problem. Aber danach sieh zu, dass du mal was gegen deinen leeren Kühlschrank machst.« »Hatte ich ohnehin vor.« »Ehrlich?« »Ja, ich kann schließlich nicht ewig auf deine Kosten leben!« »Freu mich, wenn du das auch so siehst«, Tomos Gesicht leuchtete bei seinem strahlenden Lächeln auf und er schüttelte leicht den Kopf, sodass seine braunen Haare ihn am Kinn berührten. Ich mochte sein freundliches, hübsches Gesicht sehr gerne, seine Augen leuchteten immer warm. Er drehte mir wieder den Rücken zu und verschwand, kurz darauf hörte ich den Fernseher. Ich schnappte mir eine von Tomos Boxershorts, gut dass ich wusste wo er ALL seine Wäsche hatte. Würde ihm bestimmt nicht auffallen, wenn eine fehlt. Schnell tapste ich ins Bad, ließ meine übrigen Anziehsachen fallen und huschte unter die warmen, wohltuenden Wasserstrahlen. Wenn ich einmal angefangen hatte zu duschen, dann dauerte es auch eine Weile, bis ich damit wieder fertig war. Als ich mich dann schließlich wieder aus der Dusche zwang, mich abtrocknete und schnell die Shorts von Tomo anzog und das Bad mit feuchten Haaren verließ begrüßte Tomo mich mit einem freundlichen: »Ich dachte schon du wärest ersoffen.« Ich lachte und eilte zurück ins Schlafzimmer. »He! Sind das meine Boxershorts?« »Sehen sie denn so aus?« »Ja! Zieh sie aus!« Mit einem Schmunzeln auf den Lippen machte ich kehrt und stand wieder vor meinem besten Freund. Langsam legte ich eine Hand an das Bund. »Wirklich?«, fragte ich und zog sie ein Stück runter, sodass mein Beckenknochen zum Vorschein kam. Keine Antwort. Also noch ein Stück tiefer. Immer noch keine Antwort. Okay, eigentlich war das ganze ja ein Scherz von mir gewesen und ich eigentlich wollte ich ihm auch nicht gerade mein bestes Stück zeigen… Mit der anderen Hand zog ich sie nun auch auf der andern Seite ziemlich weit nach unten. Noch wurde das, was ich im NICHT zeigen wollte verdeckt, aber man konnte doch einiges sehen. »Okay, ist ja gut«, gab er sich geschlagen und ich zog die Shorts wieder hoch. »Du bist pervers«, sagte ich und verschwand wieder dahin, wo ich eigentlich hin wollte. Schnell schlüpfte ich in die Jeans und warf mir das Hemd über die Schultern, ließ es aber noch offen. Mir war warm. Vielleicht hatte ich doch zu lange unter dem Wasser gestanden. Aber es hatte sich gut angefühlt. »Warum bin ich pervers, DU hast dich schließlich fast ausgezogen!« »Aber dein Blick war…« »Was war mein Blick?«, jetzt wurde er rot. »Geil.« »Bitte was! Warum um alles in der Welt sollte ich wegen deinem Anblick GEIL werden?« »Tomo?« »Was?«, oje, er klang gereizt, das war kein gutes Zeichen. Aber ich war verdammt neugierig. »Bist du«, ich schluckte, »…bist du schwul?« »Wie kommst du denn darauf?«, jetzt klang er überrascht. »Ich weiß nicht…wie du mich angeguckt hast…« »Merk dir bitte eins, du bist mein bester Freund. Ich würde dich nie anfassen. Aber eins muss man dir lassen, du siehst gut aus. Viel besser als die letzten Jahre. Und das ist ein Kompliment, wenn du mich als MANN anmachst. Zu mal ich wirklich nicht schwul bin.« Ich ging zu ihm und umarmte ihn. Drückte ihn fest an mich. Ich hätte auch nicht gedacht, dass er schwul wäre, wie gesagt, es würde nicht zu ihm passen. Aber es war ein gutes Gefühl, begehrt zu werden, auch wenn er mein bester Freund war. Wenigstens sagte mir das, dass ich nicht ganz so unattraktiv war, wie ich es mir jahrelang eingeredet hatte. »Pass auf, du zerknitterst das Hemd«, murmelte Tomo und ich ließ ihn los. Danach zwang er mich förmlich dazu, etwas zu Mittag zu essen, ehe ich mich auf den Weg zu meinem Bewerbungsgespräch machte. Meine Haare waren in der Zwischenzeit getrocknet und fielen mir sanft über die Schultern. Ich schlüpfte in meine Schuhe und verabschiedete mich von meinem besten Freund, dieser wuschelte mir kurz durch die Haare und wünschte mir viel Glück. Ich war viel zu nervös um großartig etwas zu erwidern. Dann rannte ich die Treppen hinunter und zur nächsten U-Bahnstation. Ich hatte Glück und erwischte die Bahn noch gerade so. Sie war gerammelt voll und ich find keinen Sitzplatz. Na ja zum Sitzen war mir eh nicht zu Mute gewesen. Dieses unschöne Gefühl in meinem Magen nahm weiter zu. Eine halbe Ewigkeit später, so kam es mir zu mindest vor, kam ich dann endlich bei der Station an, wo ich aussteigen musste, von hier war es nicht mehr weit. Ich drängte mich durch die Menschenmenge. Manchmal hasste ich Tokyo echt! Hatten diese Menschen denn kein Zuhause? Die Sonne stand hoch über den Wolkenkratzern und es war heiß. Typisch für den Sommer, aber unerträglich! Ungefähr nach fünf bis zehn Minuten stand ich vor der Misery Loves Company und schluckte. Jetzt wirkte sie auf mich NOCH größer und meine Nervosität stieg bis ins unerträgliche. Ich starrte das Gebäude an, als mich plötzlich jemand umrannte. »He! Kannst du nicht mal aufpassen«, fauchte er MICH an, dabei war er in mich hineingerannt und ich nicht in ihn. Ich seufzte und wandte mich von ihm ab. Wohl keine so weise Entscheidung, denn er packte mich grob am Arm. »Guck mich an, wenn ich mit dir rede!« »Schön, was willst du hören? Vielleicht, dass ich mich für DEINEN Fehler entschuldige?« »Du wagst es…«, begann er, brach aber mitten im Satz ab, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Der Mann, der mich umgerannt hatte, war hübsch mit seinen längeren schwarzen Haaren, den feinen Gesichtszügen. Aber er sah auch schlecht gelaunt und eingebildet aus, was seine Schönheit – leider – in den Schatten stellte. »Yasu, lass ihn«, sagte der Mann, der hinter ihm stand. Er hatte kurze hell blondierte Haare und einen durch und durch freundlichen Gesichtsausdruck. Er sah nett aus. Ganz im Gegenteil zu dem Schwarzhaarigen, Yasu. »Kyo! Der hat mich umgerannt!« »Du hast ihn umgerannt und außerdem lass deine schlechte Laune nicht an Unschuldigen aus. Und jetzt geh!«, nach diesen strengen Worten war der Jüngere auch schon im Gebäude verschwunden. Dann wandte er sich mir zu. Ich starrte ihn mit großen Augen an. War das etwas DER Kyo?! »Ich entschuldige mich für sein Verhalten, er meint das nicht so.« »Schon okay, ich hab auch ein bisschen überreagiert. Sind Sie der Chef von der Misery Loves Company?« »Sieht man mir das an?« Ich lächelte, meine Nervosität war verschwunden. »Nicht wirklich. Aber wegen Ihrem Namen. Ich bin Hal…«, begann ich, würde dann aber von ihm unterbrochen. Irgendwie schaffte er es, mich zu unterbrechen, dabei aber nicht unfreundlich zu wirken. »Ah, Sie haben doch heute Ihr Bewerbungsgespräch. Kommen Sie mit.« Ich hätte ja nicht gedacht, dass er sich meinen Namen und mein Anliegen merken würde. Etwas überrumpelt folgte ich ihm. Schweigend gingen wir quer durch den Laden. Dann sagte Kyo: »Das ist die Frau, die hier das Sagen hat: Miko« Mit der Hand zeigte er auf eine bildschöne Frau. Sie stand hinter der Kasse, schien sich aber nicht wirklich darum zu kümmern. »Viele denken, sie wäre eine Verkäuferin, aber sie ist die Leiterin des Ladens und gehört somit zu den Höchsten der Company.« Sie sah zu uns herüber und winkte. Ja, sie machte mir den Eindruck als habe sie mehr drauf als man es von ihr glaubte. Der Laden war riesig und voll mit den schönsten Anziehsachen, die ich bis jetzt gesehen hatte! Aber ein Blick auf die Preisschilder verriet mir, dass ich hier wohl nie etwas würde kaufen können. Gedankenverloren zuckte ich mit den Schultern, der Anblick dieser Sachen reichte mir schon vollkommen. Wir gingen weiter, nahmen die Rolltreppe ins nächste Stockwerk. Auch hier erstreckte sich noch der Laden. Dies war die Männerabteilung. Jetzt erst fiel mir auf, dass unten wirklich nur Frauenkleidung gehangen hatte. Ich sah mich staunend um. An den Wänden und Säulen des Ladens hingen große Bilder. Natürlich trugen die Models die hier ausgestellten Sachen. Mein Blick huschte zu einem Bild mit einem jungen Mann, der SEHR freizügig gekleidet war. Und natürlich erkannte ich ihn wieder. Kyo war wohl meinem Blick gefolgt und er lächelte: »Ja, das ist Yasu.« Yasu sah hübsch aus, wie er halb nackt auf einem Bett aus Federn lag und sich verführerisch rekelte, die Augen dabei geschlossen und den Mund halb offen. Seine langen, schwarzen Haare fielen ihm verspielt über die Schultern. Dieser Anblick raubte mir den Atem und ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Mann derselbe war, wie der, den ich draußen getroffen hatte. Auf dem Bild sah er so unschuldig und lieb aus, aber vorhin wer er das nicht gewesen. »Kommst du weiter?«, fragte Kyo sichtlich amüsiert und riss mich aus meinen Gedanken. Ich merkte, wie ich rot anlief, stimmte ihm dann aber zu, nachdem ich meinen Blick mühsam von Yasu abwandte, was mir große Überwindung kostete. Wir gingen weiter und nur flüchtig betrachtete ich die anderen Plakate. Alle waren schön, aber nichts im Vergleich zu Yasu. Na ja, vielleicht empfand ich auch einfach nur so. Nachdem wir den Laden verlassen hatten, stiegen wir nun in den Fahrstuhl. »Im zweiten Stock befindet sich die Rezeption, ein Wartezimmer, ein paar weitere unwichtige Räume und ein Krankenzimmer. Das gab es am Anfang nicht, aber mit der Zeit mussten wir, also Atsushi und ich, feststellen, dass wir ein Krankenzimmer brauchen. Nicht nur die Models leiden mal an Kopfschmerzen, die Türen des Zimmers stehen für jeden offen. Sogar unser hauseigenes Reinigungspersonal darf die Dienste der Krankenschwestern in Anspruch nehmen. Du wirst früh genug feststellen warum.« Erstens sprach Kyo so, als wäre ich bereits eingestellt und zweitens tat er so, als wäre die Arbeit hier körperlich sehr anstrengend. Ich war verwirrt. Aber ich hörte ihm aufmerksam zu. Der Fahrstuhl fuhr weiter. »Der dritte Stock gehört den Models, ich werde dich später noch mal herum führen, es ist wichtig, dass du weißt, wo du wen findest.« Mittlerweile war der Fahrstuhl im letzten Stockwerk, dem zwanzigsten, angekommen. Vielleicht mochte das Gebäude für ein Hochhaus in Tokyo nicht besonders hoch sein, aber es war breit und ziemlich lang, das machte die fehlende Höhe wieder wett. Kyo stieg aus und ich folgte ihm. Ich stand plötzlich in Mitten einer großen Lobby. Es war hell, das meiste Licht kam durch die riesige Glasfront, Wand- und Deckenbeleuchtung verstärkten den Effekt aber noch. Langsam ließ ich die Luft aus meinen Lungen, die ich unbewusst angehalten hatte. Staunend folgte ich dem Blonden, zum ersten Mal fiel mir auf, dass er einen teuren und maßgeschneiderten Anzug trug. Nicht schlecht. Nein, er passte zu ihm. Ich weiß nicht, wie ich mir Kyo als Chef der Misery Loves Company vorgestellt hatte, eigentlich hatte ich ihn mir gar nicht vorgestellt. Aber bestimmt hatte ich nicht so jemanden erwartet. Er wirkte nicht ganz so extravagant wie das, was seine Company produzierte, aber doch passte er dazu. Sein freundliches Gesicht, seine warme Stimme, seine selbstsichere Haltung, er ging mit mir um, als wäre ich genauso viel wert wie er und das gab mir ein gutes Gefühl. Ich hatte mich schließlich nicht auf einen besonders hochgestellten Beruf beworben und ich hätte nicht damit gerechnet, dass er mir eine so lange und ausführliche Einweisung gab. Dabei wirkte er stets freundlich, fast schon, als schien es ihm Spaß zu machen, mir das alles zu zeigen. Stolz schwang in seiner Stimme mit. »Diese Etage gehört mir und Atsushi. Aber glaub mir, wir beide sind hier eigentlich selten. Die meiste Zeit streunen wir durch das Gebäude, auf der Suche nach unseren Models oder verirrten Gästen«, er lachte leise, »es gibt nur noch wenige Firmen, wo die Chefs wirklich wissen, was so bei ihnen vorgeht. Ich kann dir versichern. Ich weiß alles«, wieder lachte er, es klang fast schon wie Musik in meinen Ohren. Wie er das sagte hörte er sich nicht böse an, eher als würde es ihn amüsieren. »Es gibt nichts, was die Models machen, was ich nicht weiß. Ich weiß, mit wem sie sich treffen, mit wem sie was machen und wer zur Zeit mit wem Streit hat, ich kann dir versichern, DAS ist tausend mal spannender als irgendeine Reality-Show.« Kyo war wirklich toll, aber irgendwie machte er mir auch ein bisschen Angst. Anscheinend sah er mir das an und meinte darauf hin nur Schulter zuckend: »Irgendwann hat man den Dreh raus.« Was er jetzt genau damit meinte, sagte er nicht. Er bat mich, ihm zu folgen und er steuerte direkt auf einen großen Raum zu, der sich als sein Büro entpuppte. Er erklärte mir, warum er mir nichts über die meisten Stockwerke gesagt hatte, denn das war die Redaktion, die mit anderen Zeitschriften zusammenarbeitete, da die Company keine eigene Zeitschrift hatte, die Verwaltung, die Druckerei und so was, nichts was von großem Belangen war. Er erklärte mir, wo ich die Konferenzräume finden würde, dann stellte er mir noch ein paar Arbeitsbedingungen. Nichts was ich über die Models erfuhr, durfte an die Öffentlichkeit gelangen und so. Alles ganz leicht einzuhalten, zu mal ich ohnehin so etwas nicht weiter erzählte. Ich gehörte nicht zu den Menschen die alles weiter tratschen mussten, ich konnte so was auf den Tod nicht ausstehen, das versicherte ich Kyo auch. Er glaubte mir, das merkte ich an seinem Blick. »Du bist nicht der erste, der hier als Aushilfe arbeitet, die meisten habe ich nach drei Monaten wieder gefeuert. Die Company hat zurzeit fünfundzwanzig Aushilfen, dich schon mal mit eingerechnet. Hört sich viel an, ist aber bei weitem viel zu wenig. Aber so habt ihr ein bisschen Arbeit, denn das ist kein Zuckerschlecken. Wärest du damit einverstanden, wenn ich dir eine Probezeit von drei Monaten gebe? In der Zeit würdest du selbstverständlich dein gesamtes Gehalt bekommen, schließlich leistest du ja dieselbe Arbeit.« »Natürlich ginge das in Ordnung.« »Gut. Dann zeige ich dir jetzt die Etage der Models. Aber vorher könntest du so nett sein und das hier unterschreiben? Lies es dir in Ruhe durch und falls du Fragen hast, ich bin ja hier.« Kyo reichte mir den Arbeitsvertrag. Ich überflog ihn und als ich dann die Summe meines Gehaltes sah, weiteten sich meine Augen. Umgerechnet waren das ungefähr eintausendzweihundert Euro PRO Monat! Für eine Aushilfe war das…viel. So viel hatte ich bei keinem meiner bisherigen Jobs verdient. In dem Vertrag stand das meiste was Kyo mir bereits erklärt hatte noch ein mal ausführlicher drin und schließlich unterschrieb ich. Ich konnte in den ersten drei Monaten ohne jegliche Angabe von Gründen fristlos kündigen oder gekündigt werden, sollte das nicht der Fall sein, wird der Arbeitsvertrag automatisch verlängert. Danach musste ich bei einer Kündigung eine gewisse Frist einhalten, konnte aber immer noch fristlos gekündigt werden. Aber ich glaubte ohnehin nicht, dass ich FREIWILLIG kündigen würde. Nachdem also alle Formalitäten geklärt waren, fuhren wir mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock. Wie erwartet strahlte auch hier das Licht freundlich durch eine Glasfassade hinein. Es wirkte jedoch im Gegensatz zu Kyos Etage nicht geschäftlich sonder gemütlich. In der Lobby, die eher aussah wie ein Wohnzimmer der Riesenvariante, lag ein großer flauschiger Teppich, in weiß. »Auf dem sitzen sie oft und schauen fern, ich frage mich, warum wir ihnen die Couch und die Sessel gekauft haben«, erklärte Kyo der wohl schon wieder meinem Blick gefolgt war. Die eine Wand schien aus einem riesigen Bildschirm zu bestehen, gegenüber stand eine schwarze Ledercouch mit dazugehörigen Sesseln. Zehn Personen konnten hier problemlos sitzen und wenn man dem Teppich, der laut Kyo sehr beliebt war, dazu rechnete, dann auch noch mehr. Wir gingen an einer Tür vorbei an der „Toiletten“ stand. Dann teilte sich der Flur vor uns. Einmal nach rechts und einmal nach links. »Wohin als erstes?«, fragte der Blonde und sah mich neugierig an. Etwas überfordert zeigte ich nach links. Also gingen wir da lang. Wir kamen zu einer Tür aus dunklem Holz, die Wand daneben bestand aus einer matten Glasscheibe, sodass man sah, dass jemand im Zimmer war, aber man konnte nicht genaues erkennen. Ich war ohnehin schon total beeindruckt von dem ganzen hier und kümmerte mich deshalb gar nicht mehr um die Kleinigkeiten. An der Tür hing ein Schild auf dem »Satsuki« stand. Eines der Models, wie ich mir dachte, schließlich was das ja die Etage der Models. Kyo bestätigte meine Gedanken und wir gingen weiter. »Rose«, »Hide-zou«, »Ruiza«, »Asagi«, »Kiyoharu«, dann machte der Gang einen Knick nach unten, »Gara«, »Kazi«, mit diesem Büro endete der linke Teil des Stockwerks. Wir gingen schweigend zurück, ich war zu sehr damit beschäftigt, zu staunen. Rechts erwartete mich etwas ähnliches: »Yasu«, ich zuckte unwillkürlich zusammen, »Juka«, »Seth«, »Shinya«, »Toshiya«, »Hakuei«, »Aoi«, »Daisuke«, »Mako« und zu guter Letzt »Karyu«, denn an der letzten Tür fehlte das Namenschild. Wer hier wohl arbeitete? Ich war sprachlos. Wirklich, ich war richtig sprachlos und so kümmerte ich mich nicht um die Frage, die ich mir eben noch gestellt hatte. Ich öffnete dem Mund um etwas zu sagen, aber mir fiel nichts ein, also schloss ich ihn wieder. »Du bist nicht der erste, der so reagiert.« »Ich hab mit vielem gerechnet…aber…wow«, mehr brachte ich nicht zu Stande. Kyo lachte, er lachte oft, ich mochte sein Lachen. Als wir zurückgingen, kam uns jemand mit roten Haaren und einem sehr weiblichen Gesicht entgegen. »Na Kyo! Was führt dich hier…huh? Wer ist denn das?«, fragte er neugierig und sah mich prüfend an. Für sein weibliches Aussehen hatte er eine sehr männliche Stimme und ich konnte nicht mehr als dumm aus der Wäsche gucken. Ich bin mir sicher, ich sah in diesem Moment wirklich dumm aus. »Das ist Hal, die neue Aushilfe, ich habe ihn nur ein bisschen herum geführt.« Ja, ein bisschen traf es gut! Ich nickte und der Mann streckte mir die Hand entgegen, etwas zurückhaltend ergriff ich sie. Er hatte einen erstaunlich festen Händedruck. »Freut mich, dich als erstes kennen zu lernen. Ich bin Shinya!« »Freut mich auch«, erwiderte ich und musste lächeln als ich sein freundliches Gesicht sah. »Tut mir ja Leid Shin, aber er hatte schon eine weniger erfreuliche Begegnung mit Yasu«, mischte Kyo sich ein und Shinya sah ihn gespielt beleidigt an nachdem er meine Hand wieder losgelassen hatte. »Was heißt hier weniger erfreulich?« »Yasu war…ein bisschen unfreundlich.« »Mach dir nichts draus Kleiner, der hat nur seine Tage«, meinte Shinya und zwinkerte mir zu. Als erstes wollte ich protestieren, schließlich war ich nicht SO klein, aber ich entschied mich des besseren, ich wollte es mir nicht gleich mit ihm verderben. Ich fand ihn wirklich nett. »Wir müssen dann mal weiter, vergiss das Shooting in einer halben Stunde nicht, Hyde wird sauer, du hast ihn schon letztes Mal vergessen.« »Aber nicht doch Kyo! Ich habe Hyde nicht vergessen! Ich habe absichtlich nicht daran gedacht. Der Zwerg ist immer so fies zu mir.« »Aber er ist der beste.« »Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er unfreundlich ist.« Ohne weiter auf Shinyas Bemerkungen einzugehen wandte Kyo sich ab und ging, eilig folgte ich ihm. Irgendwie fühlte ich mich hier wohl, so schnell wollte ich den Job nicht mehr abgeben. Warum konnte Yasu nicht genauso nett sein wie Shinya? »Yasu ist nicht immer so. Er hat einfach nur einen schlechten Tag, solltest du ihm noch mal begegnen, worauf ich wette, dann gib ihm einfach noch mal eine Chance.« Okay, konnte Kyo Gedanken lesen? Oder hatte er einfach nur eine gute Menschenkenntnis? »Gute Menschenkenntnisse.« Damit war die Frage für mich geklärt. Wir stiegen in den Fahrstuhl und verließen ihn im Erdgeschoss. Vorm Haupteingang verabschiedete er sich von mir und nannte mir noch schnell meine Arbeitszeiten, warnte mich aber vor, dass ich wohlmöglich mit Überstunden rechnen dürfte, denn hier hielt sich niemand an die Zeiten. Dann entschuldigte er sich noch, dass er mir Atsushi Sakurai, den Designer, nicht hatte vorstellen können, da er den ganzen Tag außer Haus war. Ich lächelte ihn an und verschwand schließlich in der Masse auf Tokyos Straßen. Ich war glücklich, wirklich glücklich, ich hatte einen Job! Seit langem hatte ich einen Job! Immer wieder wiederholte ich diesen Gedanken. Irgendwie konnte ich es nicht so recht fassen. Kyos Freundlichkeit schien mir so surreal, wie konnte ein Mensch so ehrlich und freundlich sein, wenn er so ein Geschäft leitete? Eigentlich hatte ich mir das Bewerbungsgespräch ganz anders vorgestellt, so wie bei jeder anderen Firma, aber Kyo hatte gleich so getan, als wäre ich bereits eingestellt. Wahrscheinlich hatte ich diese Ausstrahlung gehabt, dass es daran keinen Zweifel gab. Wie er ja gesagt hatte, er hatte gute Menschenkenntnisse und das glaubte ich ihm aufs Wort. Glücklich und zufrieden mit mir und dem Rest der Welt ging ich nun einkaufen, damit mein Kühlschrank nicht länger so leer war. *~♥~* »Wow! Das hört sich an wie der Himmel auf Erden«, meinte Tomo begeistert als ich ihm von meinem ersten Arbeitstag erzählte. Wie Kyo mich gewarnt hatte, hatte ich gleich eine Überstunde schieben müssen, aber ich machte es gerne, mir war gar nicht aufgefallen wie schnell die Zeit vergangen war. Ich war immer unterwegs. Zwischen dem Laden, der Verwaltung, den Models und dem Fotographen. Ich hatte Hyde kennen lernen, den Zwerg, wie Shinya ihn genannt hatte und er war wirklich recht klein. Aber mir kam er sehr nett vor. Aber wahrscheinlich lag es daran, dass er mit mir auch ganz anders umging als mit den Models. Meine Arbeit war vielseitig und ich war mir sicher, dass ich noch nicht alle Seiten von ihr kennen gelernt hatte. Shinya hatte ich auch wieder getroffen, gleich am Morgen. Ich hatte mich mit der Frau an der Rezeption unterhalten als er kam. Er hatte mich angesprochen und mich gefragt, wie es mir ginge, ein ganz normaler Smalltalk. Dann musste er jedoch zu einem wichtigen Shooting. Yasu war mir – zum Glück – nicht über den Weg gelaufen, ich hatte immer noch ‚Nebenwirkungen’ von unserem letzten Treffen und war nicht besonders scharf darauf, noch ein Mal als Opfer seiner schlechten Laune herzuhalten, sollte er sich gefälligst jemand anderen suchen! Kyo war am Nachmittag auf mich zugekommen, als ich gerade eine Kiste mit Unterlagen an Miko überreichen wollte, und hatte mich gefragt, wie ich denn zu Recht käme und ob alles in Ordnung sei. Ich fand das außerordentlich freundlich von ihm. »Jetzt übertreibst du aber!« »Ich? Ich übertreibe?«, fragte Tomo und sah mich mit großen Augen an. »Nein, ich glaube, genau so denke ich auch gerade darüber. Aber wer weiß. Aber weißt du, was mich immer noch interessiert? Wer eigentlich dieser Atsushi Sakurai ist. Ich weiß, er ist der zweite Chef und der Designer, aber ich würde gerne wie er aussieht. Ob er auch so unscheinbar und ‚normal’ ist wie Kyo?«, sinnierte ich. »NORMAL? Kyo ist alles aber NICHT normal!« »He, beruhig dich. Also ich finde schon, dass ein Anzug normal für einen Chef ist, ich habe ja nicht gesagt, dass sein Charakter oder seine Firma normal ist. Sag mal, gibt’s bei dir was neues?« »Nee, die Frauen rennen immer noch vor mir weg.« Ich lachte und dachte dann einen Moment nach. Irgendwie konnte ich ihn mir gut mir Miko vorstellen, aber ich bezweifelte, dass sie etwas mit ihm anfangen würde, zumal er immer noch arbeitslos war und sie eine wichtige Rolle in der Misery Loves Company spielte. Schade eigentlich. Es war schon spät, ich sollte wohl nach Hause gehen. Tomo bemerkte meinen Gesichtsausdruck und fragte dann ungläubig: »Du willst doch jetzt nicht ernsthaft GEHEN?« »Ich muss morgen arbeiten.« »Ja na und? Das hat dich sonst auch nicht gestört.« »Ist ja gut, aber wehe du weckst mich nicht um acht.« »Schon um acht?« »Ja, um zehn fängt meine Arbeit an, aber ich will morgen etwas früher da sein. Dann kann ich Miko noch bei den Vorbereitungen helfen.« »Läuft da was zwischen euch?« »Nein, sie ist nett, hübsch, aber nicht mein Typ. Dir würden die Augen ausfallen, so wie ich dich kenne.« »Was soll DAS denn jetzt heißen?« »Nichts.« »HAL!« »Ich weiß, wie ich heiße.« Und wieder einmal wurde ich Opfer seiner Kitzelattacken. Man müsste meinen, ich hätte mich in zwanzig Jahren daran gewöhnt, aber ich glaube, das kann ich nie. *~♥~* Heute begegnete ich ihm das erste Mal. Nach zwei Monaten und ehrlich, er machte mir Angst. Nicht weil er unfreundlich aussah, nein ganz im Gegenteil, sondern weil mich seine Art so der Maßen in den Bann gezogen hatte, dass ich meinen Blick nicht mehr von ihm wenden konnte. Er sah so…verführerisch aus. Und wenn ich verführerisch sage, dann MEINE ich das auch so! Als Mann! Die Rede ist hier natürlich von Kiyoharu. Sein heißer Blick, seine vollen Lippen, die einen auf der Stelle dazu verführten sie küssen zu müssen, sein schlanker Körper, der sich anmutig bewegte und seine Stimme. Alles an ihm war verdammt SEXY. Woher ich wusste, das das Kiyoharu war? Shinya hatte es mir gesagt, als er wieder verschwunden war. Als Shinya plötzlich neben mir stand und dahin schaute, wo ich hinsah, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. »Sehe ich richtig? Du starrst Kiyo auf den ARSCH?!« »Noch lauter! Und nein Shin, das tue ich bestimmt nicht!« Ich log, was man daran merkte, dass mein Gesicht die Farbe von Shinyas leuchtendroten Haaren annahm. »Kleiner, an deiner Stelle würde ich die Finger von ihm lassen. Er ist versaut. Verdammt versaut.« »Sprichst du etwa aus Erfahrung?«, fragte ich ihn neugierig. »Nicht ich, aber einige meiner Freunde. Und weißt du, was das schlimmste an ihm ist?« »Außer das man ihm nicht widerstehen kann?« »Ja, wenn er dir erst mal seine Liebe gestanden hat und eine ernsthafte Beziehung mit dir führt, dann ist er treuer als jeder Wachhund. Aber seine Versautheit macht das trotzdem nicht wett, ich würde an deiner Stelle wirklich die Finger von ihm lassen.« »Ich will nichts von ihm! Und merk’s dir, ich bin nicht schwul.« »Sicher?« Darauf ging ich gar nicht erst weiter ein. Ich wandte mich ab und machte mich auf den Weg zum Aufzug, blieb dann aber abrupt stehen. »Soll das etwa heißen, Kiyoharu ist schwul?« »Sag nicht, das wusstest du nicht?!« »Nein…ist er der einzige?« Jetzt sah Shinya mich beleidigt an, obwohl ich nicht verstehen konnte, warum. Mein Gehirn arbeitete wie eine Schnecke, mir wollte kein Grund einfallen, warum er mich jetzt so ansah, schließlich fiel der Groschen. »Du etwa auch!«, brachte ich dann total überrumpelt hervor. Stolz nickte er. Stolz? Shinya war doch nicht etwa STOLZ darauf, dass er schwul war?! Ich konnte gut damit leben, dass er auf Männer stand, so lange er die Pfoten von mir ließ. Schließlich war er ja immer noch Shinya. »Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Süßer«, hauchte er mir ins Ohr, was bei mir eine Gänsehaut verursachte. Er war mir sehr dicht auf die Pelle gerückt und seine Hände stützten sich rechts und links neben meinem Kopf ab. Er grinste mich dreckig an und prompt kam mir die Frage, wer hier wirklich versaut war, Shinya oder Kiyoharu? Was sollte ich jetzt sagen? Mir fiel um Himmels Willen nichts ein. »He, du willst doch nicht den Kleinen hier vernaschen, also Shinya!«, ertönte eine hohe, leibliche Stimme, die ich seit meinem ersten Tag kannte und danach nicht mehr gehört hatte. Na ja, als ersten Tag konnte ich es nicht bezeichnen, schließlich war ich da ja noch nicht angestellt, aber egal. Ich hatte ihn schon ganz vergessen, die Tatsache, dass er hier arbeitete hatte ich zunehmend erfolgreich verdrängt und unsere Begegnung aus meinem Gedächtnis gelöscht. Yasu. Er sah Shinya grinsend an. Warum mussten mich eigentlich alle „Kleiner“ nennen? »Aber nicht doch.« »Schade, ich hätte gerne mitgemacht.« HALLO! Was ging den jetzt ab? Wurde ich auch noch gefragt? Außerdem kannte er mich doch gar nicht! Waren hier denn alle PERVERS? Und sollte das etwa heißen, dass er AUCH schwul war? Oje, wo war ich hier nur gelandet? Also doch nicht der Himmel auf Erden… Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht während ich Yasu anstarrte. Er erwiderte meinen Blick, seine Augen leuchteten, irgendwas lag in seinem Blick, was mich erschaudern ließ, ich konnte es nicht genau benennen. Dann war das Leuchten auch schon wieder verschwunden und an die Stelle trat ein fragender Ausdruck. »Sag mal, bist du nicht der, den ich mal umgerannt habe?« »Ja. Danke für die Erinnerung.« »Immer wieder gerne«, sollte das jetzt freundlich klingen? Irgendwie war der Typ mir unsympathisch. Shinya schien die angespannte Stimmung zu bemerken, denn er ließ mich los und ich ging nun in den Fahrstuhl. Keine fünf Sekunden später schlossen sich die Türen vor meiner Nase und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Ich atmete tief durch, jetzt würde ich gerne im Erdboden verschwinden, so stark hatte ich diesen Wunsch noch nie gespürt, doch leider lag das nicht in meiner Kraft. Ehe ich mich genug schämen konnte, hielt dieser bescheuerte Aufzug und ich trat hinaus. Meine Laune war in den Keller gesunken. Okay, ich hätte nicht so über empfindlich reagieren sollen, aber ich war über mich selbst erschreckt und das Shinya mir dann auch noch sagen musste, WO ich hingestarrt hatte… Ich seufzte, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte. »Nimm das ganze nicht so ernst«, sagte Kyo mit seiner warmen Stimme, ich drehte mich nicht um. Warum sollte ich? Ich wusste genau, dass er wusste wie ich mich gerade fühlte, denn seine Menschenkenntnisse hatten sich in den letzten zwei Monaten als sehr zuverlässig herausgestellt, er WUSSTE wirklich wie man sich fühlte, er brauchte einem das noch nicht mal zu sagen. Kein Wunder dass er wusste, was in seiner Company vor sich ging, ein Blick auf die Körperhaltung, ein Blick in die Augen und schon konnte er dir sagen, was du fühlst oder denkst, gruselig, oder? »Sind viele schwul?« »Von den Models?« »Ja.« »Ja, einige.« *~♥~* Den Schock, den ich an dem Tag erlitten hatte, hatte ich zum Glück ganz gut wegstecken können und Shinya redete auch wieder normal mit mir! Worüber ich nur mehr als froh war. Ab und an hielt er mir zwar noch vor, dass ich Kiyo auf den Hintern gestarrt hatte, aber mittlerweile lachte ich selbst darüber. Yasu, ja, den hatte ich danach nicht mehr gesehen, okay mal zwischendurch, aber meistens nur so kurz, dass ich oder er in der nächsten Sekunde auch schon um die nächste Ecke verschwunden war. Ehrlich? Es störte mich auch gar nicht, denn ich fand ihn immer noch unsympathisch. Ich glaube, das ändert sich auch nicht mehr. Inzwischen hatte ich auch noch andere Models kennen gelernt, denn Hyde benutzte mich gern als seine laufende Posteule, wenn eines der Models zu spät oder gar nicht zum Shooting erschien. Was oft der Fall war. Satsuki war nett, ich mochte ihn. Aber er war auch sehr still und ich hatte fast schon Angst, ein Gespräch mit ihm anzufangen. Was natürlich totaler Schwachsinn war, wie ich einst feststellen musste. Er war überaus freundlich und fast schon schüchtern, wahrscheinlich war das auch der Grund, warum er kaum sprach. Ruiza und Hide-zou hatte ich auch schon getroffen. Immer wenn ich sie sah, hockten sie zusammen. Entweder sie waren beste Freunde oder es lief etwas zwischen den beiden. Ich traute mich aber nicht, jemanden zu fragen. Ruiza war komisch, er wirkte eingebildet und selbstverliebt, während Hide-zou total offen und niedlich aber auch vergesslich war. Ihn musste ich am meisten an seine Termine erinnern, sodass ich ihn oft sah. Ruiza schien mich immer zu ignorieren, der Versuch auch mal ein Gespräch mit ihm anzufangen war kläglich gescheitert, mir war’s in zwischen egal. Atsushi hatte ich immer noch NICHT kennen gelernt! Warum ich so neugierig war? Keine Ahnung, es interessierte mich halt. »Das Leben ist SO scheiße«, maulte Tomo, der neben mir auf MEINEM Sofa saß. Ja, richtig, auf meinem! Ausnahmsweise war er zu mir gekommen. Der Arme war schon wieder gefeuert wurden, warum weiß er auch nicht. Sein Chef hatte schon von Anfang an was gegen ihn gehabt. »Ach komm schon, es gibt doch viel besser Jobs, du darfst den Kopf nicht in den Sand stecken«, versuchte ich verzweifelt ihn zu beruhigen. »Du hast echt gut reden, bei dir läuft es richtig gut!« »Jetzt übertreibst du aber. Ich habe auch nur einen einfachen Job.« »Du hast die Chance, die ganzen Models da kennen zu lernen!« »Aber hier geht es nicht um mich und auch nicht um irgendwelche Models und glaub mir, Yasu willst du gar nicht kennen lernen«, ich seufzte. Ja, ich geb’s ja zu, ich fand es wirklich SCHADE dass Yasu so ein Arsch war. Warum weiß ich auch nicht. Aber er hatte so was an sich… »Ich werde mich morgen im Blue Planet bewerben, die suchen einen neuen Kellner und DAS habe ich ja nun schon oft genug gemacht.« »Na, siehst du, so scheiße ist das Leben nun auch wieder nicht.« »Doch, ich bin immer noch Single.« Das brachte mich ernsthaft zum Lachen. Typisch Tomo, als gäbe es nichts wichtigeres, pardon, für ihn gibt es NICHTS Wichtigeres! Bei mir sah es ja auch nicht gerade rosig aus. Ich hatte gar nicht mehr die Zeit überhaupt eine kennen zu lernen, für eine Beziehung noch weniger. Ich hatte so viel Arbeit, man könnte fast meinen, ich wäre die einzige Aushilfe, immer bekam ich die anspruchsvollsten Aufgaben, störte mich auch nicht weiter, aber mein Privatleben kam dabei etwas zu kurz. Ich war froh, wenn ich Tomo ab und an – außer Sonntags natürlich – sehen konnte. Und selbst sonntags musste ich manchmal arbeiten. Ich liebte die Arbeit, daher machte es mir nichts aus. »Hal? Hörst du mir überhaupt zu?« »Huh? Tut mir Leid, ich war in Gedanken.« »Uuuh, welches Schätzchen hat dir denn diesmal den Kopf verdreht?« »Die Arbeit.« Mein bester Freund prustete los. Ich verstand beim besten Willen nicht, was daran so lustig gewesen war, aber na gut, sollte er lachen, so gefiel er mir immer noch besser als wenn er Trübsal blies. Plötzlich sah er mich aber wieder ernst an, den Kopf zur Seite geneigt mit einem neugierigen Funkeln in den Augen. »Wann hattest du zum letzten Mal Sex?« »Bitte?«, warum wollte er DAS denn jetzt wissen? »Sei einfach ehrlich.« »Ich weiß nicht…vor fünf Monaten oder vielleicht auch vor sechs Monaten«, antwortete ich schließlich wahrheitsgemäß. Mit Reika hatte ich keinen gehabt, auch wenn wir zwei Monate lang zusammen gewesen waren, sie wollte, aber ich nicht. Und wenn Tomo mich jetzt nicht darauf angesprochen hätte, dann wäre mir bestimmt auch nicht aufgefallen, dass mein letztes Mal so lang zurück lieg. Mein bester Freund sah mich an, als wäre er einem Vampir begegnet, obwohl, würde er einem begegnen würde er nicht SO ungläubig drein gucken. Ich zuckte mit den Schultern. Ich vermisste es nicht, noch nicht, bestimmt würde irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem ich auch mal wieder wollte, aber noch lag der in weiter ferne. Zu mal ich es ja nicht mit jedem tat, nur weil mir danach war! Liebe musste dazu gehören, vielleicht war meine Einstellung etwas zu verklemmt, unwillkürlich musst ich an Yasu und Kiyoharu denken, vor allem an Kiyo, der machte mir nicht den Eindruck, als wäre Liebe fester Bestandteil von Sex. Aber da hatte jeder seine eigene Meinung. Ich zuckte mit den Schultern. Dann stellte ich die Gegenfrage. Und wie erwartet lag es bei Tomo gerade mal ein paar Tage zurück und er war der festen Überzeugung, dass ich vollkommen unmenschlich war. Na schick, dachten denn alle in meiner Umgebung NUR an das eine? Irgendwie fühlte ich mich völlig fehl am Platz und allmählich wurde mir das Thema unangenehm, weshalb ich es geschickt wechselte und gleichzeitig den Fernseher anschaltete. Ich zappte kurz durch die Programme und blieb dann schlagartig bei einem Sender stehen, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Der Grund warum ich innehielt war der, dass da unter dem Namen eines hübschen Mannes, der übrigens Uruha hieß, der Name der Misery Loves Company stand. Aufmerksam hörte ich ihm zu, was er zu sagen hatte. Ich hatte ihn vorher noch nie gesehen und ich arbeitete nun schon seit fast drei Monaten in der Company! Okay, ich kannte noch nicht alle Models, Rose und Hakuei zum Beispiel hatte ich noch nie gesehen und auch Karyu oder Mako waren mir noch völlig fremd. Na gut, ich gebs ja zu, die MEISTEN waren mir immer noch fremd, hier und da hatte ich mal ihre Namen gehört, aber gesehen hatte ich sie noch nicht. »Warum haben Sie die Entscheidung getroffen, die Misery Loves Company zu verlassen?«, fragte der Moderator. »Das hat persönliche Gründe. Ich habe bereits vor knapp drei Monaten mein Büro geräumt, ich werde mich endgültig aus dem Modelbusiness zurückziehen.« Also hatte ihm die Tür ohne Namen gehört. Jetzt wurde es mir klar. Aber ich hatte auch die anderen Models noch nie über ihn reden hören. Vielleicht war er ja nicht besonders beliebt gewesen. Jetzt, da ich wusste, worum es ging, schaltete ich weiter und ließ dann irgendeinen Anime laufen. Ich warf einen Blick zu Tomo und musste augenblicklich schmunzeln. Er war eingeschlafen. Einfach so! Ich seufzte und schloss ebenfalls die Augen. Noch zwei Wochen und ich würde wissen, ob ich meinen Job behalten durfte. Eigentlich rechnete ich fest damit, schließlich war ich immer pünktlich, wenn nicht sogar zu früh, gewesen, ich hatte meine Arbeit gewissenhaft erledigt und nahezu jeden Tag Überstunden geschoben und ich war sogar sonntags erschienen, obwohl das ja mein freier Tag war! Also gab es keinen Grund mich rauszuschmeißen und immer wenn ich Kyo traf, was recht oft der Fall war, lobte er mich, wie fleißig ich doch wäre. Manchmal drückte er mir noch ein paar Scheine als Belohnung in die Hand. Wenn ich ihm begegnete und die Chance hatte, mit ihm zu reden, dann tat ich es auch. Ich glaube er mochte mich. Ich für meinen Teil konnte ihn ganz gut leiden, er war ein Chef der Sorte, die man mögen musste. Und er gab einem nie das Gefühl, unter ihm zu stehen. Ach, ich war mal einer anderen Aushilfe begegnet, ebenfalls ein junger Mann, aber er schien nicht ganz bei der Sache zu sein, oder er war wirklich so ungeschickt! Kein Wunder das ich die meiste Arbeit hatte. Ehrlich, der war echt eine Witzfigur gewesen und dann hatte er auch noch eine Kiste mir Aufzeichnungen fallen gelassen und es nicht geschafft, alles wieder in der richtigen Reihenfolge zu verpacken, dabei standen sogar ZAHLEN auf den Blättern. Da konnte man nur den Kopf schütteln. Mittlerweile war es schon wie ein Brauch, dass ich jeden Morgen eine Stunde eher da war und Miko half, alles für den Tag vorzubereiten. Kleidung aushängen, wenn nötig die Schaufensterpuppen neu zu bekleiden, den Papierkram sortieren, Rechnungen noch mal abgleichen, wenn diese Arbeit am Abend liegen geblieben war. Ich fragte mich, warum keine der Verkäuferinnen ihr half, aber die kamen alle erst um zehn Uhr, sodass sie pünktlich mit ihrer Schicht begannen und nach Ende der Schicht waren sie auch schon wieder verschwunden. Egal ob es noch Arbeit gab oder nicht. Ich fand das mehr als unhöflich und half dann abends nebenbei auch noch mal alles aufzuräumen, ich hatte mich an Mikos Gesellschaft gewöhnt und sie erzählte mir viel über ihre Arbeit, über die Models, über die beiden Chefs oder über die Kunden. Aber man konnte auch so super mit ihr reden. Ich war ihr an einem Abend mal in der Stadt begegnet, ich hatte sie spontan auf einen Drink eingeladen, es war echt toll mit ihr gewesen und für mich was sie mittlerweile so etwas wie eine gute Freundin. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, schien die Sonne und mir tat alles weh. Ich hatte höllische Rückenschmerzen und wäre am liebsten liegen geblieben, aber das ging natürlich nicht, heute war Samstag und ich musste arbeiten. Ein Blick auf die Couch – sich saß im Sessel, daher auch die Rückenschmerzen – verriet mir, dass Tomo bereits auf war. Jetzt bemerkte ich den Duft von frischem Kaffee und Brötchen, schnell stand ich auf, was ich auf der Stelle bereute, ein teuflischer Schmerz zuckte durch meinen Rücken und ich stöhnte gequält auf. Als es dann wieder ging, machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ein Blick auf die Uhr und ich bekam den nächsten Schock, es war bereits nach NEUN! Tomo saß auf einem der Stühle und schmierte ein Brötchen, ich murmelte schnell etwas von wegen: »Bin duschen.« Dann war ich auch schon wieder verschwunden. Ich beeilte mich und keine halbe Stunde später stand ich aufbruchsfertig in der Tür. »Willst du nichts essen?«, rief Tomo aus der Küche. »Nein, keinen Hunger und ich bin spät dran.« »Du isst zu wenig.« »Bis nachher«, entgegnete ich nur, ich wollte mir keinen Vortrag anhören, da er – mal wieder – Recht hatte. Seit ich bei Kyo arbeitete aß ich noch weniger und noch unregelmäßiger, ich glaub, das sah man mir an, denn die Arbeit war anstrengend und ich hatte mir Sicherheit wieder Gewicht verloren. Aber ich verspürte keinen Hunger. Ich nahm meinen Schlüssel und eilte zur Bahn. Als ich dann endlich da war, war es bereits zehn NACH zehn! Ich war noch nie zu spät gewesen. »Kiyoharu sucht dich!«, rief mir die Frau an der Rezeption zu als ich an ihr vorbei eilte, sofort machte ich auf dem Absatz kehrt und lief zurück zum Aufzug und ab ging’s in den dritten Stock. Wenn ein Model mich sucht, dann war es entweder in seinem Büro oder bei Hyde, die Wahrscheinlichkeit ihn in seinem Zimmer anzutreffen war größer, also ging ich da zu erst hin. Mein Rücken tat mir immer noch an alles erdenklichen Stellen weh, vielleicht sollte ich nachher mal ins Krankenzimmer und mir eine Schmerztablette geben lassen, denn so würde ich keinen ganzen Tag durchhalten. Hastig stieg ich aus und entdeckte ihn auf dem flauschigen Teppich vor dem Fernseher. Ich grinste, Kyo hatte Recht gehabt, die Models liebten den Teppich, denn neben ihm saß ein müde aussehender Shinya und Yasu. »Ach du heilige Scheiße siehst du schrecklich aus«, murrte Shinya im Halbschlaf. »Danke«, gab ich nur von mir und wandte mich dann Kiyoharu zu. »Ich habe gehört, du suchst mich.« »Setz dich«, sagte der Blonde und klopfte auf die freie Seite neben sich. Verwirrt starrte ich ihn an, hatte er mich gerade wirklich gebeten, sich NEBEN ihn zu setzen? Ein nachdrückliches Klopfen und ein Blick in sein Gesicht verriet mir, dass er es ernst meinte und ich folgte seiner Anweisung, schließlich verlangte mein Job das von mir, mal abgesehen davon, dass mein Körper meinem Gehirn ohnehin nicht mehr gehorchen wollte. Ich ließ mich neben ihn auf den Teppich fallen, Himmel war der weich, also der Teppich und nicht Kiyoharu. Ich hielt einen gewissen Sicherheitsabstand, ich wollte ihm nicht zu nah kommen, auch wenn er ein komisches Kribbeln in mir auslöste. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Hüfte und ich öffnete die Augen, wann hatte ich sie geschlossen? Kiyoharu zog mich vorsichtig zu sich heran, als wäre ich zerbrechlich, wahrscheinlich auch so aus. Schließlich atmete ich tief durch und sah dann direkt in sein Gesicht. Seine Augen leuchteten warm, seine vollen Lippen waren leicht geöffnet und schienen ein Lächeln anzudeuten, dieser Anblick raubte mir den Atem und mein Herz begann schmerzlich zu pochen, die Rückenschmerzen ignorierte ich geflissentlich. Langsam, wie in Zeitlupe schlossen sich seine Augen und seine langen, vollen Wimpern berührten seine Haut ganz sanft. Ich war plötzlich wie gefesselt, konnte mich nicht mehr bewegen. Schmerzlich presste sich die Luft aus meinen Lungen, ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich sie angehalten hatte. Ich schnappte nach Luft als Kiyoharus Lippen auf meine trafen. Meine Augen fielen wie von alleine zu und ich erwiderte den sanften Druck, den er mit seinen Lippen ausübte. Dann spürte ich seine Zunge, wie sie über meine Lippen streifte und stumm um Einlass bat, den ich ihr, ohne großartig darüber nachzudenken, gewährte. Ich begrüßte sie schüchtern mit meiner Zunge, seine schien förmlich um meine herum zu tänzeln, erkundete meine Mundhohle und wandte sich dann wieder meiner Zunge zu. Er küsste verdammt gut. Ich seufzte genießerisch in den Kuss hinein, versank darin. Schnell hatte Kiyo die Oberhand gewonnen, seine Zunge spielte mit meiner, es war der beste Kuss meines bisherigen Lebens! Irgendwann wurde ich unschön daran erinnert, dass Menschen Luft zum überleben brauchten und ich war nach etlicher Zeit gezwungen, mich von ihm zu lösten, ich wollte nicht. Ich wollte seine Lippen noch länger spüren. Sanft lösten wir uns von einander, bevor wir uns jedoch ganz trennten, schnappte ich kurz nach seiner Unterlippe und knabberte zärtlich daran, dann sehnten sich meine Lungen jedoch sehr nach neuem Sauerstoff und ich löste mich keuchend von ihm. »Und da sagt einer, er wäre NICHT schwul«, kam es begeistert von Shinya. Ach du meine Fresse ich hatte ihn und Yasu total vergessen! Nicht ausgeblendet, sondern vergessen, sie hatten auch keinen Mucks von sich gegeben. Scheiße, ich hatte gerade Kiyoharu, einen MANN, geküsst, na eigentlich hatte er mich geküsst, aber Tatsache war, dass es ein KUSS war! Ich lief augenblicklich scharlachrot an und nun wünschte ich mir definitiv im Erdkern verschwinden zu können! Jetzt dachten die anderen, dass ich schwul wäre, hätte ich nicht vorher darüber nachdenken können? Ich hätte mich wehren können, okay ich hatte mich gar nicht wehren wollen, aber schwul war ich trotzdem nicht! »So schlecht, dass du gleich rot anlaufen musst, war es nun auch wieder nicht«, kicherte Kiyoharu, der Spaß an der ganzen Sache zu haben schien. Und seine Bemerkung führte dazu, dass ich noch dunkler anlief, nein der Kuss war GANZ und GAR NICHT schlecht gewesen! Es war fast wie der Himmel auf Erden! Na, jetzt übertreib ich ein bisschen, aber so ähnlich. Ich wollte ihn wieder küssen. Ich hörte Yasu lachen, aber es war kein gehässiges Lachen, er lachte herzlich und es klang wie der Gesang von Engeln. »Noch mal?«, hauchte mir Kiyo ins Ohr und ich merkte wie ich gegen meinen Willen nickte. Und schon trafen unsere Lippen wieder aufeinander. Seine waren so unendlich weich, wie Kissen aus Samt. Verträumt knabberte ich an seiner Unterlippen, ich hätte nie damit gerechnet, dass ein Mann solche Lippen haben konnte, ich konnte ihm einfach nicht widerstehen. Ich spürte, wie er die Lippen zu einem Lächeln verzog ehe er mir sanft seine Zunge in den Hals schob, okay das klang jetzt ein bisschen brutal, aber diesmal musste er gar nicht um Einlass bitten, da ich meine Lippen bereits gierig geöffnet hatte und geduldig auf ihn wartete. Diesmal entbrannte ein leidenschaftlicher Kampf zwischen unseren Zungen, der sich allmählich in ein zärtliches Spiel verwandelte. Ich bekam gar nicht richtig mit, wie er mich auf den Teppich drückte und sich auf mich setzte. Ich seufzte immer wieder wohlig auf. Kurz lösten wir uns schwer atmend von einander um Luft zu holen, ehe das ganze Spiel von vorne begann. Seine Hände wanderten über meine Seiten, meine krallten sich Halt suchend in seinen Haaren fest. Noch nie im meinem Leben hatte mich jemand so gierig, so sanft und so leidenschaftlich ZU GLEICH geküsst. Mein Blut rauschte in meinen Ohren, mein Herz schlug mir bis zum Hals und das Kribbeln in meinem Bauch nahm zu. »Kiyoharu! Reiß dich mal zusammen!«, schimpfte Yasu lachend. »Ja, wir haben gesagt du sollst ihn küssen und NICHT gleich flachlegen!«, mischte sich auch Shinya ein und wir lösten uns widerstrebend von einander. Seine Lippen waren leicht gerötet vom Küssen und das machte ihn gleich noch schärfer als er es ohnehin schon war. »Stopp mal! Ihr habt ihm gesagt er soll mich KÜSSEN?!«, platzte es auf einmal aus mir heraus. »He, beruhig dich mal. ICH habe Yasu nur erzählt, dass du Kiyo hinterher gestarrt hast«, verteidigte sich Shinya und sah sich Hilfe suchend um. »Du hast WAS?«, JETZT war ich wirklich wütend! »Ich hab es Kiyo erzählt und er wollte dich küssen«, murmelte Yasu und mein Blick wanderte nun zu der letzten Person, zu dem Mann, der mich geküsst hatte. In seinen Augen lag Belustigung. DAS war mir so was von klar, natürlich fand er es irrsinnig komisch mich so bloßzustellen! Er hatte mich ja auch perfekt um den Finger gewickelt. »Tut mir Leid Kleiner, ich konnte dir nicht widerstehen, du sahst so niedlich aus, nichts gegen dich! Und die beiden haben mir nicht BEFOHLEN dass ich dich küssen soll, ich wollte es selbst, vor allem nachdem Yasu mir gesagt hattest, du seiest nicht schwul«, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und ich konnte nicht anders, ich MUSSTE grinsen. »Ihr seit ganz schön dreist, das ist euch aber schon klar, oder?«, fragte ich sie und erhob mich, wobei ich schmerzerfüllt das Gesicht verzog. »Was ist denn mit dir los?«, fragte mich Yasu und sah mich besorgt an. Moment mal, irgendwas lief hier doch gerade gewaltig schief oder? Welchen Grund sollte Yasu haben um mich BESORGT anzusehen, ich meine, er kann mich doch überhaupt nicht leiden! Oder? »Ich bin gestern auf meinem Sessel eingeschlafen und habe mich wohl total verdreht«, murmelte ich als ich dann auch noch ein unangenehmes Ziehen in Magen fühlte. Was war das denn jetzt? Ich hatte schon seit, lasst mich überlegen, fünf oder sechs Jahren kein ZIEHEN mehr im Magen gespürt! Wo kam das denn jetzt auf einmal her? Ehe ich es mir versah, packten mich starke aber sanfte Hände und schleiften mich hinter sich her. Was war jetzt los? Yasu eilte mir und Kiyoharu, die Person, die mich hinter sich herschleifte als wäre ich ein Gegenstand, hinterher. Hinein in den Fahrstuhl und hinunter in den zweiten Stock. Ich war gar nicht in der Lage mich gegen sie zu wehren, ich fühlte mich mit einem mal müde und kraftlos. Irgendwie kamen wir dann im Krankenzimmer an und eine besorgte Krankenschwester eilte auf uns zu. »Was ist passiert?«, fragte sie und ihr Blick ruhte auf mir, während Yasu und Kiyoharu mich auf eines der weichen Betten legte. »Er meinte, er habe sich verdreht, aber das kann nicht das einzige sein, er hat plötzlich angefangen zu taumeln, als würde sein Kreislauf den Geist aufgeben«, erklärte Yasu schnell und klang dabei nicht weniger besorgt als die Krankenschwester. Irgendjemand, wohl die Krankenschwester, schob vorsichtig mein Shirt nach oben, wäre ich dazu noch in der Lage gewesen, wäre ich jetzt wohl rot angelaufen und hätte mich gewehrt, aber ich war zu schwach. »Wie lang liegt deine letzte RICHTIGE Mahlzeit zurück?« »Zwei Tage oder so…« »Isst du sonst regelmäßig?« »Nein.« »Ist das schon lange so?« »Ja.« »Wie lange?« »Sechs Jahre oder so.« Das schien allen die Sprache zu verschlagen, denn niemand gab auch nur einen Laut von sich. Ich hoffte inständig, dass ich nicht rückfällig geworden war. Schließlich räusperte sich die junge Frau und fragte mich genau die Frage vor der ich mich seit Jahren fürchtete und zwar immer dann wenn jemand meinen nackten Körper sah. »Warst du mal magersüchtig?« »Ja.« Ich entschied mich für die Wahrheit, solange keine weiteren Fragen folgten war es okay, ich konnte ja nicht ewig vor der Wahrheit wegrennen. Ich war mir sicher dass ich noch nicht so schlimm aus sah wie vor ein paar Jahren. Ich hatte mir geschworen nie wieder rückfällig zu werden, aber ich glaubte, ich war auf dem besten Weg dahin. Tomo würde das nicht noch ein Mal durchstehen, dass wusste ich, ich hatte ihn ja damals schon fast verloren und auf andere Unterstützung konnte ich nicht hoffen. Durch die Arbeit war ich meistens abends total müde zu Hause angekommen und hatte mich sofort hingelegt, ans Essen hatte ich nie gedacht, weil ich auch keinen Hunger verspürte. Und wieder war da dieses Ziehen in meinem Magen, fast als würde mein Magen nach etwas Essbarem schreien. »Ich gebe dir jetzt eine Spritze gegen die Scherzen, dann gehst du umgehend nach Hause und isst etwas, ich schreibe dich für ein paar Tage krank.« »Nein! Nicht jetzt, noch zwei Wochen, dann…«, meine Stimme versagt und eine warme Hand strich behutsam über meinen Arm, ich sah auf und blickte direkt in Kiyoharus Augen, in ihnen konnte ich Sorge sehen, vielleicht war es besser, wenn ich wirklich ein paar Tage zu Hause blieb und mal anständig aß. Schaden konnte es nicht. Die Frau tastete noch schnell meinen Rücken ab, wobei ich mein Gesicht immer wieder verzog, weil es weh tat, dann durfte ich gehen. Sie meinte, sie würde Kyo eine Nachricht zukommen lassen, was mein Gewissen beruhigte, denn die beiden Models ließen mir nicht die Chance, nach oben zu fahren und es ihm zu sagen, stattdessen brachten sie mich, wie zwei Leibwächter, bis zum Haupteingang und befahlen mir nachdrücklich noch mal, mich auszuruhen und VIEL zu essen. Vier Tage später kam ich dann wieder zur Arbeit. Zuhause fiel mir allmählich die Decke auf den Kopf und ich vermisste die Leute aus der Company, selbst Yasu vermisste ich. Ich hatte meine Meinung ein wenig über ihn geändert, aber immer noch nicht ganz. Nun stand ich also wieder um neun auf der Matte und wartet auf Miko, die um die Ecke kam und den Laden aufschloss. »Da bist du ja wieder. Geht es dir gut?« »Ja, alles wieder bestens.« »Was hattest du denn, die Krankenschwester und auch Kiyoharu und Yasu wollten mir keine Auskunft geben, Kyo schon gar nicht«, sie seufzte. »Hatte mich wohl überarbeitet und dann hatte ich mir auch noch den Rücken verdreht«, erklärte ich, wobei ich nicht ganz die Wahrheit sagte. Sie musste nichts von meiner Vergangenheit wissen, genauso wenig wie die anderen, sie wussten einen kleinen Teil und das war meiner Meinung nach schon zu viel. Der einzige, der alles wusste, weil er es miterlebt hatte, war mein bester Freund, Tomo. Und trotzdem war er immer bei mir geblieben. In den vergangenen vier Tagen war er immer nach der Arbeit vorbei gekommen und seine Gesellschaft tat mir unheimlich gut. Ja, er hatte einen neuen Job und es lief sogar ganz gut. Ich hoffte sehr, dass er diesmal mehr Glück hatte. »Hauptsache du bist wieder da.« »Finde ich auch«, strahlte ich ihn an. Und wir machten uns an die Arbeit. Danach eilte ich wie gewohnt quer durch die Company, suchte für Hyde die Models zusammen, Hide-zou hatte mal wieder seinen Termin vergessen, danach musste ich die Manuskripte des neuen Artikels zu Kyo bringen, da dieser gerne wusste was man über seine Models schrieb und so war ich jetzt auf dem Weg zum Fahrstuhl. Etwas in Hektik drückte ich ungeduldig auf dem Knopf herum als sich die Türen öffneten und ich prompt in einen Mann mit einer sehr düsteren Ausstrahlung hineinrannte. Hui, das Glück war mal wieder auf meiner Seite, dachte ich sarkastisch und entschuldigte mich. »Noch so einer«, murmelte der Mann nur vor sich hin. Er war mir…unsympathisch und ich fand ihn gruselig. Dann sah er mich an und seine Augen weiteten sich überrascht, was das jetzt sollte wusste ich auch nicht so recht. »Wie heißt du?« »Hal.« »Was machst du hier?« »Arbeiten.« »Ja, das war mir klar. Als WAS?« »Aushilfe«, der Typ wurde mir immer unheimlicher. Schließlich wandte er sich ab und ließ mich mit einem verdutzten Gesichtsausdruck zurück und ich eilte in den Aufzug ehe sich dessen Türen schließen konnten und drückte auf den Knopf für das oberste Stockwerk. Langsam setzte er sich in Bewegung. Als er dann wieder zum Stehen kam stieg ich aus und machte mich schnurstracks gerade auf den Weg zu Kyos Büro. Ich hatte noch nicht mal Zeit zum anklopfen als ich schon seine Stimme hörte. »Komm rein Hal.« Ich tat wie mir geheißen und trat ein, Kyo saß hinter seinem gigantischen Schreibtisch und sah dabei wirklich aus wie ein Geschäftsmann. Ich verbeugte mich kurz höflich ehe ich ihm die Manuskripte überreichte. Ich wollte schon wieder gehen, als er mich bat, Platz zu nehmen. »Ist alles wieder in Ordnung?«, fragte er und sah mich dabei besorgt an, wenn es eins auf der Welt gab, was ich NICHT leiden konnte, dann war es, dass sich jemand Sorgen um mich machte. »Ja, ich habe mich nur etwas überarbeitet.« »Beim nächsten Mal nimmst du dir bitte vorher frei. Es macht nichts, wenn man sich krankschreiben lässt. Jeder Mensch hat seine Grenzen.« »Danke.« »Hal, Maaya-san hat mir davon erzählt«, setzte Kyo an, doch ich unterbrach ihn etwas unfreundlich. »Ist schon in Ordnung, ich möchte nicht darüber reden.« »Das kann ich verstehen, pass in Zukunft besser auf dich auf.« »Das werde ich.« »Wenn nicht, dann schick ich Kiyoharu und Yasu vorbei«, jetzt grinste er mich wissend an und wieder einmal glich meine Gesichtsfarbe der einer Tomate. »L-lieber nicht…« »Stimmt, bei Kiyoharu weiß man nie, was er im Schilde führt. Und jetzt zurück an die Arbeit.« Als ich sein Büro verließ, verfolgte mich noch sein Lachen, ich hatte es lang nicht mehr gehört. Woher wusste Kyo von der Sache mit Kiyoharu und wie viel wusste er? Hoffentlich dachte er jetzt nicht, dass ich schwul bin! Wenn ja, dann wäre das alles nur Shinyas Schuld! Apropos ich hatte Shinya seit besagtem Tag gar nicht mehr gesehen, also führte mich mein Weg direkt zu ihm. Ich fand ihn auf dem flauschigen Teppich und ich ließ mich neben ihn sinken. »Na, wieder unter den Lebenden?« »Du ja auch.« Wir lachten kurz. Ich hatte ihn vermisst. Er war so etwas wie ein Freund geworden. »Ich hatte schon Angst gehabt, die beiden würden dich vergewaltigen wollen«, sinnierte er. »So was würde selbst Kiyoharu nicht machen«, lachte ich. »Da hast du Recht. Sie haben mir erzählt, was passiert ist.« »Shin, es ist alles in Ordnung.« »Warum habe ich das Gefühl, dass ich nicht der erste bin, zudem du das sagst?« »Weil ich es schon zu Miko und Kyo gesagt habe.« »Ist es schon lange her?« »Was?« »Dass du magersüchtig warst?« »Ein paar Jahre.« »Es ist schwer, aus diesem Teufelskreis raus zukommen, nicht wahr? Ohne Kyo hätte ich es wohl nie geschafft.« Diese Worte ließen mich hellhörig werden. Hatte ich mich eben verhört oder hatte Shinya mir gerade indirekt gesagt, dass er die Scheiße auch durchgemacht hatte? »Tomo war derjenige, der immer für mich da war, ohne ihn wäre ich wohl den Bach runter gegangen, ich hätte es ihm nicht mal verübelt, wenn er mich fallen gelassen hätte, ich war UNAUSSTEHLICH. Aber er ist geblieben und er steht immer noch hinter mir.« »Wie lange kennt ihr euch schon?« »Zwanzig Jahre.« »Wie alt bist du?« »Dreiundzwanzig.« »Och wie süß!«, lachte Shinya und ich sah ihn fragend an. »Du als kleiner Scheißer, das ist echt eine süße Vorstellung, ich glaube du warst echt zum fressen süß.« Jetzt lachte ich auch. Ich hatte zu Hause bestimmt noch ein paar Fotos von mir und Tomo aus diesem Alter, wir waren schon damals unzertrennlich gewesen und das hatte bis heute angehalten. Dieser Gedanke machte mich glücklich, er war die einzige Person in meinem Leben auf die ich mich immer verlassen konnte und natürlich war ich auch immer für ihn da gewesen. »Wie lange kennst du denn Kyo schon?« »Uhm, das müssten jetzt drei Jahre sein.« Plötzlich wurde mein Name durch die Lautsprecher verkündet und ich wurde in Kyos Büro zitiert. Schon wieder? Was wollte er denn jetzt? Ich erhob mich und verabschiedete mich entschuldigend bei Shinya, dann eilte ich zum Fahrstuhl. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen, Nervosität. Warum um alles in der Welt wurde ich denn jetzt nervös? Was Schlimmes konnte es schon nicht sein. Feuern würde er mich auch nicht, schließlich hatte er mir vorhin noch zu verstehen gegeben, dass ich mich beim nächsten Mal frühzeitig krankmelden sollte. Wahrscheinlich sollte ich nur die Manuskripte zurück bringen. Ach herrje, meine Gedanken waren irgendwie total durcheinander und mein Bauchgefühl – konnte ich ihm trauen – sagte mir, dass es etwas Ernsteres war. Also stand ich nun mit zittrigen Knien vor der Bürotür und klopfte an. Ich hörte zwei Stimmen, die eine gehörte hundertprozentig zu Kyo und die andere, ich war mir sicher ich hatte sie heute schon einmal gehört. Die Tür wurde geöffnet und ich erkannte den düsteren Mann auch wieder, nur hatte ich keine Ahnung wer er war. Er hatte mich heute Morgen, als ich auf dem Weg zu Kyo war, angeschnauzt, danach hatte ich mich nicht weiter darum gekümmert. Vielleicht wäre es besser gewesen. Hoffentlich hatte er sich nicht wegen meiner Unfreundlichkeit beschwert, weil wenn doch sah es schlecht für mich aus, denn er wirkte so, als habe er großen Einfluss in der Company. »Setz dich doch«, meinte Kyo freundlich, er klang wie immer. Nein, irgendwas war anders, er klang…begeisterter? Na, wahrscheinlich ging nur meine Fantasie mit mir durch. »Ja?«, fragte ich nach einer Weile unsicher und mein Blick huschte zwischen Kyo und dem anderem hin und her. »Ich glaube, ich hatte noch keine Gelegenheit, ihn dir vorzustellen«, Kyos Hand zeigte auf den anderen Mann. Na toll, jetzt wollte er mir auch noch denjenigen VORSTELLEN, der mich wahrscheinlich rauswerfen wollte. »Er hat mir von eurer Begegnung vor…einer Viertelstunde erzählt und das du keinen Plan hattest, wen DU diesmal umgerannt hast«, jetzt klang er wirklich amüsiert und ich musste unwillkürlich an meine erste Begegnung mit Yasu zurück denken. Na prima! »Also…« »Kyo rede nicht immer so viel. Ich bin Atsushi Sakurai«, mischte sich der andere Mann ein. Fassungslos starrte ich ihn an. Um Himmels Willen! Ich hatte den zweiten Chef der Misery Loves Company und den Designer von Demonic Obssession UMGERANNT! Hilfe! Ach du Scheiße! Heute war wohl nicht mein Tag! »Uhm…tut mir Leid…ich wollte Sie nicht…« »Vergessen wir das, vielleicht war es ja ganz gut, dass du in mich rein gerannt bist, sonst hätte ich dich wohl nie bemerkt«, er klang belustigt, was mir nur noch mehr Angst machte und mein Herz schlug schnell. »Warum du hier bist. Eines unserer Models, Uruha, hat aufgehört und die Stelle ist jetzt natürlich frei. Und als Atsushi dich dann gesehen hatte, war er mehr oder weniger direkt zu mir gekommen und hat mich tatsächlich angeschrieen, wie ich dich denn bitte als AUSHILFE einstellen konnte, aus seinem Mund klang das wie eine bösartige Beleidigung, das kannst du mir glauben.« Verständnislos sah ich Kyo an, was sollte das heißen? »Er war richtig aus der Fassung. Soll ich zitieren? ‚Wie kannst du nur so eine Naturschönheit als AUSHILFE arbeiten lassen wo er doch PERFEKT fürs modeln ist, Kyo kannst du nicht EINMAL deine AUGEN öffnen! Immer muss man dir alles SAGEN! Als wärest du BLIND! Na, vielleicht bist du das ja auch, aber das was UNVERANTWORLICH von dir! Und jetzt sieh zu, dass der Kleine seinen Arsch HIERHER bewegt!’, einige unfreundlichen Bezeichnungen über meine Wenigkeit hab ich mal raus gelassen, du sollst schließlich kein falsches Bild von ihm bekommen.« Mein Blick wanderte zu Atsushi, er machte den Eindruck, als wolle er sich am liebsten in Luft auflösen. Dann verarbeitete mein Gehirn die Informationen langsam. Ich…modeln…Uruha… irgendwas lief hier doch ziemlich schief, oder? »I-ich?«, fragte ich ungläubig und die beiden Chefs sahen mich an und nickten. »Kyo, ich habe dir gesagt, dass du es ihm schonender beibringen sollst, du hast den Kleinen total überrumpelt!«, kam es mahnend von Atsushi, aber ich hörte ihm gar nicht zu. Warum mussten mich alle KLEINER nennen? Als ob ich SO klein wäre! Man! Okay, jetzt zurück zum eigentlichen Thema. Atsushi konnte es unmöglich erst meinen, ich und Model? Nie im Leben! Erstens war ich gar nicht hübsch genug und zweitens war ich VIEl zu dünn!! »Wärest du wirklich das was du denkst, dann würden Atsushi und ich dir dieses Angebot nicht machen, oder? Und außerdem guck dir mal Shinya an, als ich ihn kennen gelernt hatte, hatte er genau dieselben Probleme, außerdem hast du es doch bereits hinter dir.« »Ja schon aber…« »Schlaf eine Nacht drüber, wenn du willst auch zwei Nächte, aber für uns bist du genau der Richtige«, warf Atsushi dazwischen ehe Kyo mir noch weitere Vorträge halten konnte. Ich nickte, irgendwie hatte ich es immer noch nicht ganz verarbeitet. Die beiden verabschiedeten sich von mir und ich machte mich auf den Weg nach unten, wollte es gleich Shinya erzählen und ihn fragen, was er denn davon halte. Und als hätten sie geahnt, dass es Neuigkeiten gibt, saßen auch Yasu und Kiyoharu auf dem Teppich und sahen fern. Sie wirkten so gelassen, als wäre das Leben ein Zuckerschlecken, aber hinter dieser Maske verbarg sich ihre harte Arbeit. Langsam und mit zitternden Knien ließ ich mich ihnen gegenüber nieder. Ich liebte diesen Teppich, er lud perfekt zum kuscheln und schlafen ein… Ich seufzte, wusste nicht wo ich anfangen sollte. »Freut mich, dich wieder zu sehen«, sagte Kiyoharu als ich nach einigen Minuten immer noch nicht das Schweigen gebrochen hatte und Yasu stimmt ihm zu. »Tut nicht so, als hättet ihr mich vermisst«, lachte ich. »Wir HABEN dich vermisst!« »Was wollte Kyo?« »Womit wir beim Thema wären, weshalb ich hier bin«, entgegnete ich, immer noch nicht wissend, wo ich anfangen sollte, wahrscheinlich mit meiner Begegnung mit Atsushi am Morgen. »Jetzt schieß los, so schlimm wird’s nicht sein«, meinte Yasu und er klang sehr neugierig und interessiert. »Also, ich sollte heute Morgen irgendwelche Manuskripte zu Kyo bringen und habe auf den Aufzug gewartet, und als der dann endlich die Türen öffnete bin ich voll in Atsushi rein gerannt.« »Du hast echt ein Talent!«, kommentierte Yasu und grinste. »He! Stimmt doch gar nicht, DU hast MICH umgerannt!«, verteidigte ich mich und erzählte dann den Rest der ganzen Gesichte. Die Reaktionen der drei hätten nicht unterschiedlicher sein können! Shinya war so überrascht, dass er keinen Ton herausbekam und mich nur anstarrte, Yasu schien sich wirklich darüber zu freuen und Kiyoharu, der nahm es hin und gratulierte mir zu meinem ‚Aufstieg’. Über Yasus Reaktion war ich am meisten erstaunt, ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass er sich so für mich freuen würde, der hatte echt immer eine Überraschung auf Lager. »Ich will dann unbedingt ein Shooting mit dir zusammen machen«, rief Shinya begeistert als er sich wieder gefangen hatte und krabbelte über den Teppich auf mich zu, dann warf er sich auf mich und knuffte mir freudig in die Seite, was mich zum quietschen brachte. Ich sah kurz zu Kiyoharu und Yasu, die meine Reaktion natürlich mitbekommen hatten und ihre Augen blitzten gefährlich auf, dann warfen sie sich auf mich und taten das was meine ‚Freunde’ am liebsten machten, sie kitzelten mich durch, drei gegen einen! Das nenne ich UNFAIR! Shinya hielt mich fest und die anderen fielen über mich her. Ich strampelte und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch für sein Aussehen war er verdammt stark. Ich schnappte nach Luft, was mir zwischen zwei Lachanfällen sichtlich schwer fiel und ich hatte bereits Lachtränen in den Augen, schließlich ließen sie von mir ab und ich war total k.o. Kiyoharu zeigte auf mich und lachte. »Dein Gesicht«, gab er von sich und auch Yasu konnte sich nicht mehr halten. Okay, wahrscheinlich sah ich auch grade etwas…verloren aus der Wäsche. Aber natürlich ließ ich mir das nicht gefallen und warf mich auf Kiyo, dieser war viel zu überrascht um mir zu entkommen. Yasu folgte und ‚kämpfend’ rollten wir über den Teppich. Muss bestimmt irrsinnig komisch ausgesehen haben, das Knäuel auch aus Armen, Beinen und Anziehsachen! Aber Spaß musste sein. »Lasst ihn am Leben, ich will mein Shooting!« »Er ist viel zu süß als dass man ihn umbringen könnte«, warf Yasu ein, was mich überraschte und der Schwarzhaarige mied meinen Blick. »Also ich hab ihn ja zum Fressen gern.« »Kiyo, denk nicht mal dran«, meinte ich und schüttelte nur den Kopf. Nach einer Weile erhob ich mich, die anderen sahen mir fragend hinter her und ich erwiderte nur, dass meine Arbeit nicht auf mich warten würde und dann eilte ich hinunter zu Miko, erstens wollte ich ihr erzählen, was vorgefallen war und zweitens brauchte ich mal wieder Arbeit! Schließlich konnte ich ja nicht den ganzen Tag hier herumhängen und gar nichts tun. Ich hatte Kyo und Atsushi noch nicht zugesagt, deshalb hatte ich ja noch meine Aufgaben als Aushilfe und die durfte ich in meiner Euphorie nicht vergessen. Miko freute sich für mich, etwas anders hatte ich auch nicht erwartet, aber sie sagte auch, dass sie es ein bisschen Schade fände und sie meine allmorgendliche Gesellschaft vermissen würde. Ich würde sie auch vermissen, mit ihr hatte ich die meiste Zeit verbracht. Natürlich hatte ich auch mit Tomo darüber gesprochen und er war im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Wolken gefallen ehe er rief: »Oh mein Gott Hal! Du wirst berühmt! Du wirst berühmt!« Ich hatte fast einen Gehörsturz erlitten und das Telefon eine ganze Armlänge von mir entfernt gehalten und trotzdem hatte ich ihn verstehen können. Er war der festen Überzeugung, dass ich mir diese Chance nicht entgehen lassen sollte und ich teilte meine Meinung mit ihm. Und so kam es, dass ich jetzt, einen Tag später, vor Kyos Bürotür stand und mich nicht ganz traute, anzuklopfen, wenn ich noch länger warten würde, würde ich bestimmt auf dem Absatz kehrt machen, also jetzt oder nie! Meine Knie erinnerten an Wackelpudding und Nervosität stieg immer wieder in mir auf. Ich holte tief Luft und wollte klopfen. »Wie lange willst du noch warten?«, fragte Kyos Stimme hinter der Tür und ich wurde rot, öffnete aber die Tür. Er war nicht allein. Atsushi war auch da, ob durch Zufall oder ob sie auf mich gewartet hatten war jetzt mal dahingestellt. »Morgen.« »Wir haben auf dich gewartet, irgendwas hatte mir gesagt, dass du heute Morgen zu uns kommen wirst. Und mein Bauchgefühl täuscht mich nie.« »Kyo, du redest zu viel«, hatte Atsushi das letztes Mal nicht auch gesagt? Doch oder? Irgendwie waren die beiden komisch. Sie sahen sich nicht direkt an, Atsushi sprach nur selten und Kyo ignorierte ihn im Großen und Ganzen, zusammen traf man sie in der Company eigentlich nie. Es machte ganz den Eindruck als würden sie sich nicht besonders gut leiden können. »Mit ‚nicht leiden können’ hat es nichts zu tun«, erklärte Kyo als habe er meine Gedanken gelesen. Womit denn dann? »Hassliebe.« Aus Atsushis Mund klang das wie das Logischste der Welt. Na gut, aber es wurde allmählich Zeit, dass ich endlich mit der Sprache herausrückte… Kapitel 2: *~Black Cherry~* --------------------------- Sooo~ und weiter gehts ^^ ich schwinge heute mal nicht so große Reden! Also viel Spaß beim Lesen ♥ POV: Hal Rating: PG-15 Beta: Immer noch meine herzallerliebste ♥ Vielen Dank, ich hab dich so unendlich lieb! _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 2~* Black Cherry »Ich nehme das Angebot an«, sagte ich nach einer Weile. Kyos Gesicht leuchtete freudig aber auch wissend auf und Atsushi nickte. Mehr Reaktion hatte ich von ihm auch nicht erwartet. Kyo sprang plötzlich auf, lief um seinen Schreibtisch herum und reichte mir seine Hand, wie von selbst ergriff ich sie und er gratulierte mir begeistert zu meinem neuen Beruf. Eigentlich wusste ich ja GAR NICHTS übers Modeln, vielleicht hätte ich mich vorher erkundigen sollen, Zweifel flammten in mir auf und der Chef begann, alles zu erklären. Wie ein Shooting ablief, was meine Aufgaben waren, wie ich mich in der Öffentlichkeit am besten zu verhalten hatte, er betonte immer wieder, dass ich immer Ich bleiben sollte, schließlich basiere ihre ganze Company auf natürlicher Schönheit und wenn mir etwas nicht passte, dann sollte ich es auch zeigen. Am Anfang war diese Menschlichkeit bei der Masse nicht besonders gut angekommen, aber mit der Zeit hatten alle Models der Company genau dadurch von sich Reden gemacht und waren erfolgreich geworden. Sie waren alle so unterschiedlich und keine namenlose Masse, wo der eine aussah wie der andere und sich auch so verhielten. Alle hatten ihre eigenen Charakterzüge, die sie zur Geltung brachten. Atsushi bat ihn, sich kurz zu fassen und mir fürs erste nur dich wichtigsten Informationen zu geben, wenn ich Fragen hatte, dann durfte ich sie natürlich auch stellen. Aus einer kurzen Einweisung in diesen Beruf wurde ein zweieinhalbstündiger Vortrag. Und hinterher hatte ich das Gefühl, mein Kopf würde qualmen und rauchen. Nachdem mir die Fragen ausgegangen waren, was einige Zeit gedauert hatte, drückte er mir auch schon gleich meinen ersten Termin in die Hand. Und zwar in genau DREI STUNDEN! »Keine Sorge, Kiyoharu kommt mit dir und Hyde begleitet euch.« »Kiyoharu?« »Ja, ich hatte gedacht, ich kommt ganz gut aus«, erklärte Kyo und sah mich mit einem doppeldeutigen Grinsen an. »Kommen wir auch.« »Na also. Er müsste grad bei Hyde sein, sieh zu, dass du hier wegkommst!«, er wirkte so erleichtert, woran das wohl lag? Da Kiyoharu gerade geschminkt wurde hatte ich Zeit und eilte in die Cafeteria, von der ich bis vor ein paar Wochen noch gar nichts gewusst hatte, ich kaufte mir etwas zu essen. Seit Maaya, die Krankenschwester, mich nach Hause geschickt hatte, aß ich viel und nahm langsam zu. Es war nicht das erste Mal, dass ich Hydes Studio betrat, aber diesmal achtete ich genauer auf meine Umgebung. Es war wirklich riesig, an den Gedanken hab ich mich schon gewöhnt, alles in und an der Company war RIESIG! Mein Blick wanderte über die ganzen Kameras und Stative, Hyde hatte echt eine große Auswahl, aber benutzen tat er meist nur eine, sein Schätzchen wie er mir mal gesagt hatte. Ich mochte ihn mit der Zeit immer mehr, auch wenn ich kaum Zeit hatte um mit ihm zu reden. Heute sah ich ihn zum ersten Mal richtig bei der Arbeit, wie er Kiyoharu herumkommandierte, der sich aber nichts sagen ließ. »Den Kopf ein bisschen weiter nach hinten und zur Seite«, sagte er. »Nein, nein! Zur anderen Seite…genau…die Hände hinter deinen Rücken«, allmählich hörte Kiyo auch auf ihn. Ich glaube, er wollte Hyde nur ein bisschen ärgern, denn es fiel ihm sichtlich schwer, nicht jede Sekunde loszulachen. »Die Beine noch ein bisschen auseinander und lass deine Augen geschlossen!« So wie Kiyoharu auf dem Bett saß, die Beine gespreizt, den Kopf nach hinten gelegt, die Augen geschlossen und spärlich bekleidet sah er noch anzüglicher aus, als er es ohnehin schon tat. Er bemerkte meinen Blick und lächelte kurz, dann bog er seinen Rücken durch und stöhnte gespielt: »Aaaah Hal!« Ich starrte ihn aus großen Augen an, während mein Gehirn langsam schaltete. »Kiyo, deine versauten Gedanken kannst du dir für später aufheben«, schimpfte Hyde und der Angesprochene lachte und setzte sich wieder richtig hin. Dann blitzte es mehrmals auf und Hyde schien mehr als nur froh, dass die ersten Bilder schon mal im Kasten waren. Danach verlief das Shooting ganz gut, wenn man mal davon absah dass Kiyoharu gerne etwas ZU anzüglich wurde, zum Beispiel als er mit einer Hand in seinen Schritt griff und sich erotisch über die Lippen leckte. Ich konnte Hyde verstehen, warum er DAS nicht fotografieren wollte, Kiyo wusste echt, wie er seinen Körper perfekt in Szene setzte. Sein Anblick fesselte mich. Ich konnte nichts dagegen tun, ich MUSSTE ihn anstarren. Unwillkürlich fielen mir Reikas Worte wieder ein, sie hatte geschrieben, ich solle mir mal Gedanken über meine Orientierung macht. Ich hatte mich noch nie für Männer interessiert, und dann kam einer wie Kiyo daher und raubte mir den Atem in dem er sich etwas erotisch – okay, etwas war untertrieben – auf einem Bett räkelte. Aber Kiyo war Kiyo und somit eine Ausnahme! Er hatte mich geküsst, schön und gut, es hatte mich auch gefallen, geb ich ja zu, aber deshalb war ich noch lange nicht schwul! Warum mache ich mir eigentlich Gedanken darüber? Ich wandte meinen Blick ab, wollte nicht noch länger seinen schlanken, athletischen Körper mit den ganzen Tattoos sehen, wie er sich bewegte und dabei unheimlich scharf aussah. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass er unheimlich viele Tattoos hatte, vorher hatte ich das nie gesehen, weil er immer lange Sachen angehabt hatte, aber jetzt hatte ich freie Sicht. Ich mochte den Schmetterling auf seiner Brust und den Stern an seinem Hals, der mir schon vorher aufgefallen war, sehr gerne. Ich mochte Tattoos und Kiyoharu standen sie ausgezeichnet. Augenblicklich verbot ich mir, auch nur noch einen Gedanken an Kiyo und seinen Körper zu verschwenden. Wenn sich das einer anhört, schlimm! »Erde an Hal«, drang plötzlich seine Stimme in mein Bewusstsein und ich merkte, dass er mit einer Hand vor meinen Augen herumfuchtelte. »Schon fertig?« »Ja, wenn du noch mehr sehen willst, kannst du heute Abend gern mit zu mir kommen«, Kiyoharu grinste dreckig und ich schüttelte nur den Kopf. »Jetzt geh ich mal davon aus, dass du mich nicht attraktiv findest!«, schmollte er. Bitte WAS Kiyoharu und unattraktiv! Er war genau das Gegenteil von unattraktiv! »SO war das nicht gemeint!« »Ach ja? Wie denn dann?« »I-ich…«, begann ich, wusste aber nicht recht, was ich sagen sollte, also ließ ich es lieber und wandte mich von ihm ab, da er angefangen hatte, sich vor meinen Augen AUSZUZIEHEN! Wenig später traf mich etwas am Hinterkopf und ich fuhr herum, er hatte mich doch tatsächlich mit einem Hemd abgeworfen und stand jetzt fast nackt vor mir. Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht, welche durch seinen verführerischen Gesichtsausdruck noch verstärkt wurde. Was hatte ich ihm getan, dass er sich so verhalten musste? »Ich finde es eine Beleidigung, sich von mir abzuwenden wenn ich mich ausziehe, das gibt mir das Gefühl nicht begehrt zu werden.« »Ich begehre dich auch nicht.« »Wirklich nicht?« Warum musste er eigentlich immer nachhaken? Ich wusste es doch selbst nicht! Ich DURFTE ihn nicht begehren, er war immerhin ein Mann. Ich weiß, scheiß Argument, aber das einzige, was mir zurzeit einfiel. »Zieh dich wieder an, bitte«, hauchte ich ihm zu. Zum Glück machte er es dann auch, aber nicht ohne mir noch vorher ein doppeldeutiges Grinsen zu zuwerfen. Bis heute hatte ich angefangen an Shinyas Worten zu zweifeln, aber nun fand ich, dass er Recht hatte: Kiyoharu war versaut! Und ich war allem Anschein nach sein nächstes Opfer. »Hal, ich habe von deinem Aufstieg gehört. Kyo meinte, ich solle dich zusammen mit Kiyoharu zu deinem ersten Shooting begleiten«, sagte Hyde zu mir. »Ja, wo findet das denn statt? Und was für eine Art Shooting ist es?« »Eine noch recht unbekannte Marke hat uns nach einem Model gefragt, keine Sorge es ist NICHT so ein Shooting wie das von Kiyo eben«, Hyde lachte kurz, »Die wollten das Shooting unbedingt auf dem Tokyo Tower veranstalten, warst du schon mal oben?« »Ja, ich war schon mal oben, aber nur auf 150 Meter. Auf die zweite Aussichtsplattform hatte ich mich damals nicht getraut, da war ich auch sechs oder so gewesen.« »Seit dem warst du nicht mehr da?« »Nein.« »Heute geht’s auf die zweite Aussichtsplattform.« »Warum kommst du eigentlich mit?« »Erstens bin ich neugierig wie du dich so machst und zweitens mach ich ein paar Fotos für die erste Ausgabe der ‚Heart of Misery Loves’, Kyo und Atsushi haben sich entschieden einen eigenen Katalog mit allem drum und dran zu kreieren.« »Wurde auch allmählich mal Zeit«, mischte sich Kiyoharu ein, der unser Gespräch aufmerksam mitverfolgt hatte. »Wie ich sehe, bist du fertig.« »Wollt ihr noch etwas essen, bevor wir fahren?«, fragte Kiyo und sah mich und Hyde fragend an. Hyde nickte und ich schüttelte den Kopf. »Doch doch Hal, du isst auch was.« »Ich hab schon.« »Na und, schaden tut’s dir auch nicht.« »Na gut, aber nur wegen dir«, DAS hätte ich vielleicht nicht sagen sollen, denn er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und stolzierte dann aus Hydes Reich, hinunter zum Haupteingang. Schweigend waren wir ihm gefolgt. Er schien gute Laune zu haben und das machte mir schon ein wenig Angst. Nicht das Kiyoharu ständig schlecht drauf wäre, aber das war ein bisschen übertrieben. Planlos folgen wir ihm über die Straße, wo wollte er hin? Mit einem Mal blieb er stehen und ich sah von ihm zum Laden, vor dem wir standen. Das konnte doch jetzt nicht sein erst sein oder. »Rein mit euch, geht alles auf meine Kosten, wir haben noch etwas über zwei Stunden zeit.« Okay, es WAR sein Ernst. Wir standen gerade vor einem der teuersten Restaurants Tokyos und Kiyoharu hielt uns doch tatsächlich die Tür auf. Unsicher folgte ich Hyde, der bereits hinein gegangen war. Ich sah mich um. Hier war alles so…so nobel. Nichts was ich mir je hätte leisten können. Es war leer, wahrscheinlich wurde es erst gegen Abend voller. Aber so konnten wir wenigstens ganz in Ruhe essen. Wir setzten uns an einen Tisch, der am Fenster stand und bestellten. Es dauerte nicht lang und das Essen wurde uns gebracht. In der Zwischenzeit hatte ich mir die Speisekarte noch etwas genauer angeguckt, es gab wirklich fast nichts, was ich mir hätte leisten können. Und ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen, so auf Kiyos Kosten zu ‚leben’. Aber ein tadelnder Blick seinerseits hatte mir gereicht und ich hatte mir etwas bestellt. Wir aßen gemütlich und es machte mir Spaß. Wir redeten über dies und das, nichts Spezielles. Bis dann das Gespräch auf das Thema Kindheit fiel, es war als würde ich mich verschließen, ich hielt mich raus, hörte ihnen auch nicht zu, ignorierte das Lachen. Ich hatte wenig zu lachen gehabt. »Hey, Hal, was ist los?« »Nichts, warum fragst du?«, ich mied es, ihm in die Augen zu sehen, die Sorge in seiner Stimme reichte mir schon. »Du bist plötzlich so schweigsam geworden.« »Ich rede ungern über meine Kindheit.« Er verstand, dass ich dazu nichts sagen wollte, also fragte er nicht weiter nach und wechselte das Thema. Auch wenn er mal seine versauten fünf Minuten hatte, so war er auch sehr rücksichtsvoll. Ich sah aus dem Fenster, Menschen eilten durch die Straßen, Autofahrer hupten ungeduldig. Mir war zum Heulen zu Mute, ich hasste es, wenn man mich an meine Vergangenheit erinnerte, ich dachte nur ungern zurück. Tomo war immer mein einziger Lichtblick gewesen. Aber jetzt hatte mein Leben eine Wendung gemacht, ich hoffte nur, in die richtige Richtung, ich wollte glücklich werden. Und jetzt hatte ich die Chance dazu eine Karriere zu starten, ich hatte neue Freunde gefunden und vielleicht würde ich ja auch noch die große Liebe finden. Für einen Mann war ich schon immer sehr romantisch gewesen, aber die Vergangenheit hat mich zu dem gemacht was ich heute war. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf meine Lippen. »Kommst du? Wir müssen los, damit wir pünktlich da sind«, riss mich Kiyoharu aus den Gedanken und ich hatte das Gefühl, es war nicht sein erster Versuch, mich zu ‚erreichen’. »Klar, auf geht’s!« »So motiviert gefällst du mir.« Zusammen eilten wir zurück zur Misery Loves Company und fuhren dann mit dem Auto zum Tokyo Tower, die Suche nach einem Parkplatz war die Hölle, aber schließlich fanden wir einen, und wir waren pünktlich da. Als wir ankamen, wurden wir bereits sehnsüchtig erwartet. Die Aussichtsplattform war für das Shooting extra gesperrt wurden und überall hingen Absperrbänder auf denen ‚Danger danger!’ stand. Mir wurden ein paar Sachen in die Hand gedrückt, die ich schnell anzog, sie standen mir wirklich ausgezeichnet. Durch das weiße, ärmellose Hemd mit einem schönen schwarzen Muster, das sich elegant den Kragen entlang schlängelte und in einer aufgenähten schwarzen Rose endete, eine schwarze Hose, die an den Seiten von unten bis zur Hälfte der Oberschenkel offen und mit Ketten versehen war wurde meine schlanke Figur betont und schwarze Lackschuhe gaben den ganzen noch das fehlende i-Tüpfelchen. Eine Stylistin schminkte meine Augen dunkel, toupierte und lockte meine langen hellblonden Haare, sodass mein Gesicht gut zur Geltung kam. Ich war echt zufrieden. Ein paar Leute vom Set spannten noch mehr Absperrbänder quer durch die gläserne Aussichtsplattform. Der Fotograph gab mir Anweisungen wo und wie ich mich hinstellen sollte. Schnell hatte ich den Dreh raus und wusste, wie ich ihn zufrieden stellen konnte. Als er fertig war, packte Hyde seine Kamera aus, es war mit der Marke abgesprochen dass er Fotos für die ´Heart of Misery Loves‘-Ausgabe machen durfte. Er kommandierte mich etwas strenger herum, setzte mich mehr in Szene, während bei dem Shooting davor mehr auf die Kleidung geachtet werden sollte, so stand ICH jetzt im Mittelpunkt. Mein Lieblingsfoto war das, wo ich umgeben von Absperrbändern stand, den Blick verführerisch in die Kamera gerichtet, die Hände an den Bändern. An wen sich mein Blick gerichtet hatte, muss ich glaub ich nicht sagen, oder? Kiyoharu hatte sich hinter Hyde gestellt und mir aufmerksam zugesehen, er sah erstaunt aus, warum auch immer. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass ich bei meinem ersten Shooting viel nervöser sein würde, aber seine – und vielleicht auch Hydes – Anwesenheit beruhigten mich ungemein. Bei besagtem Foto hatte er sich verführerisch über die Lippen geleckt, leicht lächelnd, seine Augen hatten geleuchtet, ich hatte einfach nicht anders gekonnt, ich hatte ihn anstarren MÜSSEN. Vielleicht war es gut so gewesen, denn sonst hätte dem Foto wohl das gewisse Etwas gefehlt, auch wenn ich fand, dass mein Blick vielleicht etwas ZU verführerisch war. Was konnte ich denn dafür, dass Kiyoharu solche Auswirkungen auf mich, meinen Körper, meinen Blick und meine Gedanken hatte? »Die meisten Neuen stellen sich nicht so gut an und sie gehen meist auch nicht so aus sich heraus, bei dir hat man das Gefühl, du fühlst dich vor der Kamera wohl«, meinte Hyde zufrieden. »Ja, es war erst ein komisches Gefühl, aber kein schlechtes.« »He, ich glaub ich bekomm Konkurrenz«, murrte Kiyo, klopfte mir auf die Schulter und lachte dann. Ich mochte sein Lachen, es war toll, noch besser als das von Kyo. »Mal nicht immer den Teufel an die Wand«, erwiderte Hyde nur. »DANN müsste ich Atsushi malen.« »Huh? Magst du ihn nicht? Mir kommt er eigentlich ganz nett vor.« »Ganz nett? Ja, das ist er auch. Wenn er will. Und mir gegenüber will er nur sehr selten. Ich glaub er denkt, ich will was von Kyo.« »Von Kyo?« »Ja, weil wir mal zusammen auf einem Konzert waren. Ein Konzert ist ja auch soooo richtig romantisch, das perfekte Date, wo man doch der Band seine ganze Aufmerksamkeit schenkt, eingequetscht zwischen kreischenden Mädels im tosenden Lärm, dass man seine eigenen Worte nicht versteht, genau so stelle ich mit ein Date vor. Nein, jetzt mal ehrlich, ich glaube Atsushi ist eifersüchtig.« »Will er etwa was von Kyo?« »DAS weiß keiner, außer Sakurai-sama selbst.« »Er meinte zu mir, dass sie so etwas wie eine Hassliebe führen.« »Und das aus seinem Munde. Kleiner, bis eben warst du der einzige, der wusste, dass er überhaupt etwas fühlen kann.« »So gefühlskalt kommt er mir gar nicht vor, als Kyo mich in sein Büro gerufen hatte, war er auch da gewesen und Kyo hat ein paar Sachen gesagt, die Atsushi wohl zu ihm gesagt hatte und er machte ganz den Anschein als wolle er sich in Luft auflösen, fast als wäre es ihm peinlich.« »Haaaaaaal, hör auf damit! Du stellst grad mein ganzes Weltbild auf den Kopf!« Ich lachte und sah Kiyoharus verzweifelnden Gesichtsausdruck. Neben mir hörte ich Hyde lachen. Kiyoharu sah gerade…total süß aus! Mit einem Mal packte mich der Wunsch, ihn noch mal zu küssen, weshalb ich mein Blick abwandte, erstens war es mir peinlich und zweitens war Kiyoharu immer noch ein Mann, und ich war mir ziemlich sicher, dass sich DAS in diesem Leben auch nicht ändern würde. Ich hatte mich bereits wieder umgezogen und wir gingen langsam die Treppen des Tokyo Towers hinunter. Der Tag verlief bis jetzt ziemlich gut, für den Rest des Tages hatte ich frei, schließlich war es mein erster Tag und somit war ich noch gänzlich unbekannt, wie sollte ich da Aufträge entgegen nehmen? Kiyoharus Terminkalender hingegen war voll und als wir etwa eine halbe Stunde später zurück bei der Company waren, verschwand er auch schon zu seinem nächsten Fotoshooting, aber nicht ohne mir vorher ein umwerfendes Lächeln zuzuwerfen und mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Hyde kommentierte das ganze mit einem fast schon gelangweilten »Typisch Kiyoharu« und ich folgte ihm dann in die Company. Wo ich auch schon prompt auf Kyo traf. »Gut, dich zu sehen, wie lief dein Shooting?« Ich erzählte es ihm mit fast allen Einzelheiten, das mit Kiyoharu ließ ich jedoch lieber weg, er musste ja nicht alles wissen. Neugierig fragte er immer wieder an den richtigen Stellen nach wenn ich etwas vergessen hatte und das Endresultat war, dass er sehr zufrieden mit mir war. Dann forderte er mich auf, ihm zu folgen, wenig später stand ich vor der Tür, die bis heute kein Namensschild hatte, aber jetzt stand da in großen Lettern »Hal«. Ich blinzelte mehrmals, war das ein Traum oder die Realität? »Das ist ab jetzt dein Büro.« Kyo öffnete dir Tür und ich trat in den riesigen Raum, der in einer Ecke eine rote, flauschige Couch stehen hatte und einen Fernseher. »Ich dachte mir, dass du rot vielleicht magst.« »Ja, rot ist meine Lieblingsfarbe.« »Neben weiß und gold?« »Genau. Woher weißt du das? Das hab ich dir doch gar nicht erzählt.« »Brauchtest du auch nicht, guck dich mal an. Und du magst Leopardenmuster, stimmt’s?« Wie befohlen sah ich an mir runter, ich trug ein weißes T-Shirt mit goldenem Print. Und wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte ich gestern Schuhe und Oberteil mit Leo-Muster getragen. Kyo war ein guter Beobachter. »Das ist nett von dir, danke!«, wann hatte ich eigentlich angefangen, ihn zu duzen? Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber er nahm es mir nicht übel, ich hatte fast den Eindruck, als fände er es sogar besser. Ich war begeistert, zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ein eigenes Büro! Auch wenn ich befürchtete, dass es mich trotzdem eher zu dem flauschigen Teppich in der Lobby ziehen würde, aber na gut, Shinya war da ja auch immer und Kiyoharu hatte ich auch schon häufiger getroffen. Ich strahlte Kyo an, dann verabschiedete er sich von mir, weil er noch etwas erledigen musste und ich machte mich auf den Weg zu besagtem Teppich, vielleicht war das Glück ja auf meiner Seite und ich traf Shinya, oder Yasu, den hatte ich heute auch noch nicht gesehen. Yasu saß allein auf dem Teppich und schien mich nicht bemerkt zu haben, also schlich ich mich an und warf mich dann freudig auf ihn. Er schrie erschrocken auf, ehe er mich erkannte und seine Arme um mich schlang. Unsere Gesichter waren sich nah, verdächtig nah. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren, er lächelte und in seinen Augen lag Freude, irgendwie waren die meisten Emotionen von ihm und Kiyo in den Augen zu sehen, als wären sie ein Spiegel ihrer Seele. »Schön dich zu sehen«, hauchte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte, mal abgesehen davon, dass niemand anderes im Raum war. »Geht mir genauso.« Ja, ich hatte angefangen ihn zu mögen. Ich weiß nicht, wie lange wir einfach da lagen, auf einander, seine Arme um mich geschlungen und uns einfach nur ansahen, tief in die Augen sahen und lächelten, seine Augen schlossen sich langsam, seine Brust hob sich langsam, er atmete tief ein, ich war wie gefesselt von dem Anblick und merkte dabei gar nicht, dass mein Gesicht seinem noch näher kam. Er atmete langsam wieder aus, öffnete die Augen wieder. Meine Lungen schmerzen plötzlich und ich schnappte überrascht nach Luft. »Atmen nicht vergessen«, ein entwaffnendes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und ich musste mich zwingen, nicht schon wieder die Luft anzuhalten. Unsere Nasenspitzen berührten sich ganz sanft, unsere Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter, aber ich traute mich nicht, ihn zu küssen. Seinen Augen blitzten fordernd und ich überwand mein Gewissen, dass immer wieder schrie: »Küss ihn nicht, er ist ein Mann! Wag es ja nicht, ihn zu küssen!« Ich schloss meine Augen und meine Lippen berührten sanft die von Yasu, als plötzlich… »AH! Sorry, lasst euch nicht stören!« Erschreckt richtete ich mich auf, Yasu drehte seinen Kopf lediglich genervt in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »SHINYA!«, kam es von uns beiden gleichzeitig. »Hab ich also doch richtig gesehen«, war dessen Antwort und er zuckte mit den Schultern. »Ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht hättet, wenn ich nicht gekommen wäre«, sinnierte er und grinste uns wissend an. ICH weiß, was passiert wäre, ich hätte ihn geküsst, DAS wäre passiert. Ich wurde rot und erhob mich. Ich mied es, Shinya oder Yasu in die Augen zu sehen. Shinya, weil er uns erwischt hatte und Yasu weil ich ihn geküsst hatte, okay, nicht richtig, aber ich hatte ihn küssen wollen. Ein schlechtes Gewissen überkam mich, wieder einmal war mir zum heulen zu Mute, aber ich riss mich zusammen und erhob mich. Murmelte eine Entschuldigung und machte mich dann auf dem Weg nach Hause, schließlich hatte ich jetzt frei. Meine Freude, Yasu und Shinya zu sehen war verflogen und jetzt hielt mich nichts mehr hier. Als ich um die Ecke ging, kam mir jemand entgegen, ich hatte ihn vorher noch nie gesehen, aber dass er sich hier herumtrieb konnte nur heißen, dass er ein Model war. Sein Blick war finster auf mich gerichtet. Er hatte mittellange, braune, gelockte Haare und war dunkel gekleidet. »Lass deine dreckigen Pfoten von Yasu und Kiyoharu!« »Bitte was? Du kennst mich doch gar nicht«, erwiderte ich überrascht, was sollte das denn jetzt werden? »Nein, und darüber bin ich auch sehr froh. Also lass die Finger von den beiden.« »Du kannst mir gar nichts befehlen.« »Ach nein«, sagte er, griff mich plötzlich am Kragen und drückte mich gegen die Wand. »An deiner Stelle wäre ich mal nicht so vorlaut, Kleiner«, aus seinem Mund klang das wie eine Morddrohung und ich begann ernsthaft um mein Leben zu fürchten. Was war das denn für ein komischer Kauz? Wie auch immer, eins wusste ich jetzt schon, ich konnte ihn DEFINITIV nicht leiden. Und anscheinend beruhte das ja auf Gegenseitigkeit. »Lass mich los!« »DAS hättest du wohl gerne, was?« »Ja.« »Gut, ein Grund, dich weiter festzuhalten, Schlampe.« Ich starrte ihn aus großen Augen an, seit wann war ich denn bitte eine Schlampe? Ich hatte nichts gemacht, okay, ich hab mit Kiyo rumgeknutscht und ich hatte Yasu küssen wollen, deshalb war man aber doch nicht gleich eine Schlampe, oder hatte ich etwas verpasst? Hatte ich mich vielleicht eines nachts auf einen der Beiden gestürzt, wobei ich noch nicht einmal wusste, wo sie WOHNTEN! »Aoi, lass ihn los«, ich kannte diese Stimme mittlerweile sehr gut. »Ach ja, soll ich?« »Ja, er hat dir nichts getan.« »Nicht mir.« »Wem denn dann?« Ich hoffte, dass er jetzt NICHT das sagte, was ich dachte, was er sagen würde. Ich schloss die Augen, wollte sein Gesicht nicht sehen, wenn er es erfuhr. Eigentlich hatte ich nichts zu befürchten, aber mein verdammtes schlechtes Gewissen machte mir zuschaffen. »Er hat Yasu geküsst«, knurrte der Braunhaarige, dessen Namen wohl Aoi sein musste. »Huh? Hat er?« »Nein, habe ich nicht.« »Die kleine Schlampe hier wollte es aber.« »Zwischen wollen und tun liegt ein kleiner aber entscheidender Unterschied und jetzt lass ihn runter!« »Kiyoharu! Erst knutscht er mit dir und dann macht er sich an Yasu ran!« »Oh, Aoi, da hast du aber etwas missverstanden. Ich habe ihn geküsst und außerdem geht es dich nichts an, mit wem er was macht, auch wenn er mich küssen, Yasu küssen und mit Shinya und Ruiza vögeln würde, würde es dich nichts angehen.« »He! Ich würde Shinya und Ruiza nie…«, ich schluckte, konnte es nicht aussprechen, vorstellen konnte ich es mir noch weniger. Sagt mal, DAS passierte doch etwa nicht gerade wirklich, oder? »Ich weiß Süßer. Das würde ich nicht zulassen«, Kiyoharu lachte ehe er dann bedrohlich fortfuhr: »Aoi, LASS IHN SOFORT LOS!« Und diesmal gehorchte er ihm aufs Wort. Unsanft ließ er mich zu Boden fallen und ich stöhnte erleichtert, die Erleichterung verschwand aber sofort wieder, als ich in Aois eiskalte Augen sah und ich wünschte mich an einen anderen Ort, weit weg von Kiyoharu, weit weg von Yasu und vor allem WEIT WEG von Aoi. Raschen Schrittes ging Aoi und Kiyo zog mich wieder auf die Beine, wann hatten sie nachgegeben und wann war ich zu Boden gesunken? Ich hatte es gar nicht gemerkt. »Alles in Ordnung?« »Ja, ich glaube schon«, ich nickte und sah an Kiyoharu vorbei, fixierte irgendeinen Punkt neben seinem Kopf um ihn nicht in die Augen sehen zu müssen, denn er war der Grund für mein schlechtes Gewissen, was immer stärker wurde. »Stimmt das, was er gesagt hat?« »Wenn du wissen willst ob ich Yasu küssen wollte, dann hat er Recht. Ich weiß nicht, WAS er gesehen hat, wir haben lange Zeit einfach nur dagelegen und uns angesehen und gerade als…«, ich stockte, warum erzählte ich ihm das überhaupt? »Gerade als ich ihn…na, du weißt schon, kam Shinya reingeplatzt, also es ist nichts passiert.« »Und dann bist du abgehauen?« »Ja…« Kiyoharu lachte und klopfte mir schon zum zweiten Mal heute auf die Schulter, dann packte er mich am Arm und schleppte mich zurück zu Yasu und Shinya. Die beiden saßen da und unterhielten sich angeregt über etwas, so als wäre nie etwas passiert. Vielleicht nahm ich das ganze auch einfach zu ernst. »Wer ist dir denn über den Weg gelaufen?«, fragte Shinya als er aufsah. Sah ich denn so schlimm aus? »Aoi«, antwortete Kiyoharu an meiner Stelle und ich nickte nur. »Oh, ich denke, eure Begegnung lief nicht…sonderlich gut ab, oder?« »Nein, wäre ich nicht gekommen, hätte er unseren Kleinen in Stücke gerissen.« Allmählich kümmerte es mich nicht mehr, wenn sie mich ‚Kleiner’ nannten, so wusste ich doch, dass sie es eh nicht sein lassen würden. Also akzeptierte ich es und schwieg vor mich hin, ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte. Kiyoharu erzählte ihnen kurz, was vorgefallen war, ließ – Gott sei Dank – die Beleidigungen, die Aoi über mich losgelassen hatte, aber aus und auch dass er mich ‚angegriffen’ hatte weil ich mich – seiner Meinung nach – an Yasu UND an Kiyo ranmachte, erzählte er ihnen nicht. Es machte beinahe den Eindruck als sage er nur das, was die anderen zu wissen brauchten. »Mach dir nichts draus, Aoi ist ein selbstverliebtes, arrogantes Arschloch«, richtete Shinya sich nun an mich. »Ich glaube außer Asagi, Gara und Daisuke kommt niemand so wirklich mit ihm aus. Was aber mehr an ihm liegt, die schwulen Models kann er schon mal gar nicht ab, außer Dai-chan«, fügte Yasu erklärend hinzu. Und wieder drängte sich mir die Frage auf, wer von den Models schwul war. »Sind viele schwul?« »Es ginge schneller, diejenigen aufzuzählen, die es NICHT sind.« »Also viele«, schlussfolgerte ich und dann platzte eine Frage aus mir heraus, die ich NIE stellen wollte: »Woran merkt man eigentlich, dass man schwul ist? Ich meine abgesehen davon, dass man nur Männer liebt…« Die drei sahen mich an und lachten, endlich ließ Kiyoharu meinen Arm los, setzte sich auf den flauschigen Teppich und klopfte dann neben sich um mir zu sagen, ich solle mich ebenfalls setzten, also tat ich das auch. »Lass mich raten, du fragst dich, ob du vielleicht schwul bist, oder?«, brachte Yasu es auf den Punkt, ich nickte nur, warum auch immer, aber ich traute mich nicht, es auszusprechen, es war mir peinlich. Mein Gott, was mache ich hier eigentlich gerade?? »Wie kommst du denn darauf?«, es klang nicht abfällig und auch nicht so, als würde er sich über mich lustig machen, es klang interessiert, er wollte wirklich den Grund wissen, warum ich auf einmal so dachte. »Na ja, meine Beziehungen zu Frauen haben nie sonderlich lange gehalten, mit Tomo zum Beispiel konnte ich immer stundenlang kuscheln, bei Frauen konnte ich das nie, ich fühlte mich immer unwohl und dann als Kiyo mich…geküsst hatte…«, ich brach ab. Sollte ich wirklich sagen, was ich gedacht hatte, sollte ich sagen, dass es der beste Kuss meines Lebens war? »Hat’s dir so gut gefallen«, fragte Kiyoharu und sah mich strahlend an, stumm nickte ich. »Ist er nicht süß«, schwärmte Shinya und knuffte mir in die Seite, ich wurde rot und sah auf den Teppich. Mittlerweile wünschte ich mir, dieses Gespräch nie begonnen zu haben, warum konnte ich mich nicht einfach in Luft auflösen? »Mach dir darüber nicht so viele Gedanken. Die Erkenntnis kommt von allein.« »Denkst du?« »Nein, ich weiß es.« Na, das war mir klar gewesen, typisch Kiyoharu, viel geholfen hatte mir das ja immer noch nicht. Vielleicht sollte ich einfach noch mal mit Tomo darüber reden, ihm konnte ich die ganze Wahrheit erzählen, alles was mir auf der Seele brannte und ich wusste, er würde einen guten Rat für mich haben, er kannte mich einfach schon lang genug. Er würde bestimmt etwas überrascht sein, aber ich glaube, er käme damit zu Recht. Schließlich konnte man Gefühle nicht einfach abstellen, wenn sie einem nicht passten. *~♥~* »…sag mal, was ist eigentlich los? Du wirkst schon den ganzen Tag so bedrückt! Ich dachte du hättest heute frei, da freut man sich doch eigentlich, oder?«, Tomo riss mich unsanft aus meinen Gedanken. Es hatte tatsächlich ganze DREI Wochen gedauert, bis wir beide einen Tag gefunden hatten, an dem wir frei hatten, sonntags sah es bei mir nämlich nicht mehr so rosig aus, ich hatte etliche Shootings gehabt, die alle im Großen und Ganzen sehr erfolgreich verlaufen waren. Kiyoharu war die meiste Zeit an meiner Seite, oder Yasu, wenn Kiyo mal keine Zeit hatte. Sie ließen mich nie allein zu einem Shooting gehen, als hätten sie Angst, ich würde dann etwas falsch machen, oder sie waren einfach nur neugierig. Ich hatte von vielen Fotografen Komplimente bekommen, dass ich sehr talentiert sei und natürlich wirkte, aber ich machte mir nichts daraus. Die Arbeit machte mir Spaß. Natürlich war ich innerhalb dieser drei Wochen nicht zum Supertopmodel aufgestiegen, schließlich war das Modeln kein Zuckerschlecken sondern harte Arbeit. »Tomo? Es gibt etwas, was mich schon seit einiger Zeit beschäftigt.« »Und das wäre?« »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, murmelte ich und sah aus dem Fenster, immer wenn ich darüber sprechen wollte, fühlte ich mich unwohl in meiner Haut und sah irgendwo hin, nur nicht zu meinem Gesprächspartner, eine Angewohnheit, die ich schon immer gehabt hatte wenn ich über etwas reden wollte, mich aber nicht traute. »Sieh mich mal an«, befahl Tomo und ich tat wie mir geheißen, mein bester Freund blickte mich ernst an und sagte: »Und jetzt raus mit der Sprache.« Ich zögerte. Setzte mich gerade hin und starrte dann auf meine Hände, die ich vor mir verschränkt hatte. Es beruhigte mich, dass wir hier in meinen eigenen vier Wänden saßen, in meinem Wohnzimmer bei einer Tasse Tee. »Ich habe schon mit Shinya, Yasu und Kiyoharu darüber geredet, das ist allerdings schon drei Wochen her und sie konnten mir nicht wirklich helfen…« »Seit wann bin ich nicht mehr dein erster Ansprechpartner?« »Doch, das bist du noch, aber mit diesem Thema haben sie einfach mehr Erfahrung.« »Shinya ist doch schwul oder?« »Ja, genauso wie Yasu und Kiyoharu.« »Und du fragst dich jetzt, ob du es vielleicht auch bist.« »Ja, am Anfang hab ich den Gedanken immer wieder verdrängt, selbst nachdem Kiyo mich geküsst hat, ich habe die Tatsache, dass es mir gefallen hatte und dass ich nach ‚mehr’ verlangt hatte, ignoriert. Aber als ich dann Yasu fast geküsst hätte, drängte sich der Gedanke immer weiter in den Vordergrund.« »Auf den Tag habe ich gewartet.« »Was?« Tomo seufzte und begann dann zu erklären: »Du warst nie besonders lang mit einer Frau zusammen, du hast nie geschwärmt, dass sie gut küssen konnte, mit den meisten hast du noch nicht mal geschlafen, ich habe nie gesehen, dass du von einer auch nur die HAND gehalten hast, zum Kuscheln bist du immer zu mir gekommen, was mich nicht stört, du bist mein bester Freund, und als du mir dann von der Sache mit Kiyoharu erzählt hast und du ziemlich lange geschwärmt hast, wie schön der Kuss gewesen war und mir alles in EINZELHEITEN erzählt hast, da wusste ich, woher der Wind weht.« »Anscheinend wissen alle besser über meine Gefühle bescheid als ich selbst.« »Tut mir ja Leid, aber einer musste dir ja mal die Augen öffnen und ich glaube das mit Yasu… ich glaube, du hättest in dem Moment jeden geküsst.« »He! Was denkst du eigentlich von mir?« »Du solltest mal unter vier Augen mit Kiyo reden.« »Warum mit Kiyo?« »Darum.« »Das ist keine Antwort!« »Du musst es schon selbst begreifen.« Na toll! Jetzt wusste ich immer noch NICHT ob ich schwul war oder nicht. Aber wenigstens hatte mir das Gespräch mit Tomo etwas geholfen. Und wenn ich ihn recht verstanden hatte, dann dachte er wahrscheinlich, dass ich schwul war. So hatte er sich zu mindest angehört, oder? Ich seufzte und wechselte dann das Thema, ich wollte wissen, wie es zur Zeit um ihn stand, wir hatten uns lange nicht gesehen, drei Wochen war eine lange Zeit für mich, sonst hatten wir uns nahezu jeden Tag gesehen oder wenigstens telefonierte, aber wenn ich jetzt nach Hause kam, war ich meist so müde und fertig mit der Welt, dass ich höchstens noch etwas aß und mich dann ins Bett legte. Meine Nächte waren kurz, oft musste ich schon früh morgens beim nächsten Shooting erscheinen. Meistens hatte ich dann aber nachmittags etwas Zeit und es kam nicht selten vor, dass ich entweder auf der Couch in meinem Büro oder auf dem flauschigen Teppich einschlief. An einem Tag hatte sich Kiyoharu neben mich gelegt, ich hatte die Wärmequelle gespürt und mich im Halbschlaf an ihn gekuschelt. Vielleicht hatte er es absichtlich getan, vielleicht aber auch nicht, sein Arm hatte sich um mich gelegt, was dazu geführt hatte, dass ich noch näher an ihn heran gerutscht war, schließlich war ich eingeschlafen. Erst ein lautes Lachen und ein Blitz hatten mich geweckt. Total verschlafen hatte ich aufgesehen und da stand Shinya mit einer leuchtendroten Kamera in der Hand und breit grinsend. »Du löschst das sofort!«, befahl ich und gähnte herzhaft. »Nein, ihr beiden seit so~ süß!« Ich hatte mich gerade aufrichten wollen um lautstark protestieren, aber Kiyoharu hatte mich zurückgehalten, hatte mich wieder an sich gezogen und »Lass ihn«, geflüstert. Seine Stimme war so warm und weich gewesen, dass ich gar nicht erst auf den Gedanken gekommen war, ihm zu widersprechen. Mein Herz hatte heftig gegen meinen Brustkorb gehämmert, sein Atmen hatte ein angenehmes Kitzeln auf meiner Haut hinterlassen und seine Hand hatte ein schönes Kribbeln verursacht. Tomos Worte rissen mich erneut aus meinen Tagträumen: »Ich habe letzte Woche ein Mädchen kennen gelernt.« »Und?« »Wir wollen morgen ausgehen, mal sehen, was darauf wird.« »Viel Glück!«, ich freute mich für ihn. »Ich glaube, das braucht du viel eher als ich«, Tomo lachte. Wir unterhielten uns noch über seine Arbeit, er lästerte ein wenig über seinen Chef, der allen Anzeichen nach mehr als nur eine Schraube locker hatte. Ein paar Stunden später, in den wir ausgiebig gelacht hatten, bestellten wir uns eine Pizza und warteten. Endlich klingelte es an der Tür und ich sprang auf. Ich hatte verdammt Hunger und der Lieferservice war – um es freundlich auszudrücken – sehr lahm. Und so riss ich dir Tür auf und bekam fast einen Herzinfarkt, als ich Kiyoharu erblickte, mir blieb keine Zeit den ersten Schock zu überwinden, als ich auch schon den zweiten bekam. Ohne jegliche Vorwarnung presste er seine Lippen auf meine. Überrascht schnappte ich nach Luft ehe ich den Kuss erwiderte. Er erhöhte den Druck, den er mit seinen Lippen ausübte, ich öffnete meine Lippen und stupste seine mit meiner Zunge an. Keine Sekunde später spürte ich seine Zunge, wie sie meine sanft zurückdrängte, einen kleinen Kampf ausfocht, den ich haushoch verlor, dann tänzelte seine liebevoll um meine Zunge herum. Ich liebte die Art, wie er küsste! Ich seufzte wohlig in den Kuss hinein und schlang meine Arme um seinen Nacken, vergrub meine Hände in seinen blondbraunen Haaren. Seine Hände ruhten auf meiner Hüfte und er zog mich näher an sich. Ich hatte meine Augen geschlossen und genoss den Kuss, dachte an nichts, es zählte in diesem Moment auch nichts anderes mehr außer uns beiden. Seine Hände wanderten über meinen Rücken und lösten ein angenehmes Kribbeln aus während unsere Zungen leidenschaftlich miteinander spielten. Alles schien so perfekt, bis sich jemand hinter mir laut räusperte. Nur ungern ließ ich von Kiyoharu ab, er schien sich ebenfalls dagegen zu streben, aber ein zweites, deutlich lauteres Räuspern brachte uns dazu, uns von einander zu lösen. Schwer atmend sah ich Kiyoharu an, seine Augen strahlten eine beruhigende Wärme aus. Warum war er hierher gekommen und warum hatte er mich geküsst? Einfach so! Und warum hatte ich ihm SCHON WIEDER nicht widerstehen können! Er brachte mich eines Tages noch um den Verstand und ich war mir sicher, dass dieser Tag nicht mehr weit entfernt lag. Nach einem Augenblick drehte ich mich zu Tomo um, sein Blick war schon längst nicht mehr auf mich oder Kiyo gerichtet und ich folgte ihm. Und bekam fast schon den nächsten Schock. Der Pizzalieferant stand da und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. »Hal, dein T-Shirt«, flüsterte Kiyo mir zu. Verwirrt sah ich an mir herunter und wurde rot. Warum schämte ich mich eigentlich immer so schnell? Mein T-Shirt war bei unserem Kuss ein ganzes Stückchen nach oben gerutscht und man hatte freie Sicht auf meine Beckenknochen. Hastig zog ich es wieder herunter ehe ich mich dem Lieferanten zuwandte. Ich nahm unsere Bestellung entgegen und bezahlte, dann verschwand er eilig. »Der Arme hat den Schock seines Lebens erlitten«, sagte Tomo und grinste mich viel sagend an. Und wieder ertappte ich mich dabei, wie mein Gesicht die Farbe einer reifen Tomate annahm. »M-magst du noch reinkommen?«, fragte ich unsicher an Kiyoharu gewandt. »Nein, ich glaube, das ist keine so gute Idee.« »Was machst du überhaupt hier? Und woher hast du meine Adresse?«, platzte es neugierig aus mir heraus. »Außer dich küssen? Ich wollte dich sehen. Kyo war so nett und hat mir deine Anschrift gegeben. Also, ich geh dann mal wieder«, kaum hatte er fertig gesprochen, drehte er sich um und ging. »Kiyo!«, rief ich ihm hinterher aber er ignorierte mich einfach. Als er dann um Treppenhaus verschwunden war, schloss ich die Tür hinter mir und folgte Tomo zurück ins Wohnzimmer. »Was war DAS denn?«, fragte er und sah mich wissbegierig an. »Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen.« »Kommt hier her und knutscht dich einfach ab!« »Du tust so, als wäre es ein Verbrechen.« »Hast du seinen Blick gesehen? Oh man!« »Was war denn daran so schlimm?« »Er hat ausgesehen, als würde er dich mit seinem Blick AUSZIEHEN! Und seine Hand hat es ja fast getan!« »Jetzt hörst du dich an, als hätte er mich fast flachgelegt.« »Ich wette mit dir, das hätte er auch GETAN.« »Tomo, wirst du etwa eifersüchtig?« »Nein, ich bin GESCHOCKT.« »Ich habe dir vor ein paar Stunden gesagt, dass ich glaube, dass ich schwul bin und JETZT bist du geschockt?!« »Ich rechne nicht jeden Tag damit, dass mein bester Freund SO von einem Mann geknutscht wird.« »Wir haben uns geküsst, mehr nicht.« »Küssen nennst du das? Du heilige Scheiße, du hättest euch mal sehen sollen! Kein Wunder wenn der Lieferant einen Schaden davon trägt.« Ich seufzte und entschloss mich, nichts mehr zu sagen, stattdessen packte ich die Pizza aus und reichte Tomo ein Stück, dann schnappte ich mir selbst eins und begann es zu essen, mit den Gedanken immer noch bei Kiyoharu und dem Kuss. Jeder Kuss mit ihm war ein Erlebnis gewesen, wie ein kurzer Trip und wenn er vorbei war, dann wollte man mehr davon kosten. Aber immer war es anders gewesen. Der erste war sanft, der zweite leidenschaftlich und eben der war eine Mischung aus beidem gewesen. *~♥~* Heute hatte ich zum ersten Mal ein Shooting mit einem anderen Model zusammen und da das Glück wirklich auf meiner Seite war, wurde Yasu als mein Partner ausgesucht. Eigentlich wollte Kyo erst mich und Kiyoharu nehmen, aber Hyde hatte sich strickt geweigert, mich und Kiyo zu fotografieren, also wurde Kiyo durch Yasu ersetzt und um ehrlich zu sein, war ich darüber auch froh. Ich hatte kein Wort mehr mit ihm gesprochen, seit er vor zwei Tagen plötzlich bei mir aufgekreuzt war. Ich hatte fast den Eindruck, als würde er mir aus dem Weg gehen, aber vielleicht ging ich ihm ja auch aus dem Weg. Heute hatte ich seine Stimme gehört, er hatte sich mit irgendeinem anderen Model unterhalten, kaum hatte ich ihn wahrgenommen, hatte ich auf den Absatz kehrt gemacht und war in mein Büro gegangen, wo Kyo mich dann eine halbe Stunde später angerufen und mich wegen dem Shooting gefragt hatte. Einige der Fotos sollten in die zweite Ausgabe der »Hearts of Misery Loves« erscheinen. Der Katalog erschien jeden Monat. Ich stand nun vor Hydes Fotostudio, was übrigens ein halbes Stockwerk in Anspruch nahm, und wartete auf Yasu. Etwas gehetzt kam er schlitternd vor mir zum Stehen. »Tut mir Leid, ich bin spät dran.« »Nicht schlimm, lass uns rein gehen, Hyde wartet bestimmt schon.« Yasu und ich redeten wieder normal miteinander, ich hatte diesen kleinen Vorfall einfach aus meinem Gedächtnis gestrichen und er hatte es mir wohl gleich getan. Eine Stylistin drückte uns erst mal ein paar Anziehsachen in die Hand, nach kurzem betrachten wurde mir klar, WAS für ein Shooting das werden würde. Meine Sachen bestanden aus einer sehr, sehr kurzen weißen, fast durchsichtigen Hose, die im Licht golden glitzerte, einer dünnen, bauchfreien, durchsichtigen Jacke, etlichen goldenen Armbändern und…ich starrte die Frau an, bitte! Ich sollte doch nicht ehrlich die weißen, kniehohen Lackplateaustiefel anziehen. Sie lächelte mich verschmitzt an und ich verdrehte die Augen. Dann drehte ich mich zu Yasu, den es auch nicht besser erwischt hatte. Er hatte eigentlich dieselben Sachen nur in schwarz und silbern. Er seufzte und wir gingen zu den Umkleiden, da wir beide keine Lust hatten, uns vor kichernden Stylistinnen umzuziehen. Als ich fertig war und wieder hinaustrat, war Yasu bereits fertig und es verschlug mir den Atem, er sah verdammt geil aus. Ich starrte ihn an, seine dünnen, schönen, makellosen Beine kamen perfekt zur Geltung und sein flacher Bauch, man konnte seine Muskeln sehen und dazu sein engelsgleiches Gesicht. »Wow Hal, du siehst…WOW aus«, brachte Yasu nach einigen Momenten des Schweigens, in dem wir beschäftigt waren, den jeweils anderen anzustarren, hervor. »Guck dich erst mal an!«, erwiderte ich und lächelte. Gemeinsam gingen wir zurück und wurden sofort von zwei Stylistinnen abgefangen und auf die Stühle vor ihren riesigen Spiegeln gedrückt. Sie schminkte meine Augen dunkel, wodurch sie zu leuchten schienen und größer wurden, dann machte sie sich an meinen Haaren zuschaffen, als sie dann lange genug daran herumgezupft hatte, warf ich einen kritischen Blick in den Spiegel, es sah wirklich richtig gut aus, auch wenn es ein bisschen so wirkte, als wäre ich nach einer wilden Nacht aufgestanden. Ein Blick zu Yasu verriet mir, dass es auch GENAU so aussehen sollte, denn bei ihm war es genau dasselbe. Die Stiyistin, die sich um ihn kümmerte, hatte seine Haare mit kleinen schwarzen Klammern erst zurück und dann nach oben gestylt, sie waren absichtlich durcheinander und an einigen Stellen leicht verknotet, aber es sah nicht unordentlich sondern einfach heiß aus. Die weißen Strähnchen, die er seit wenigen Tagen in seinen langen schwarzen Haaren hatte, brachten das noch besser zur Geltung, auch seine Augen waren dunkel geschminkt. »Kommt ihr?«, fragte Hyde und winkte uns zu sich. Er führte uns zu einer schönen, sehr chaotischen und unordentlichen Schlafzimmerkulisse und befahl mir, dass ich mich auf das Bett legen sollte. Als ich nach etlichen Verbesserungen von Hydes Seite richtig lag, befahl er Yasu, er solle sich auf mich setzen. JETZT verstand ich, warum er nicht Kiyoharu dabei haben wollte. Yasu nahm breitbeinig auf mir Platz, seine Hände auf meine Brust, den Kopf in den Nacken, die Augen geschlossen, den Mund geöffnet, als würde er stöhnen. Ich verstand und bog meinen Rücken durch, krallte meine Hände in Yasus Schultern, schloss ebenfalls meine Augen und leckte mir über die Lippen. Es blitze mehrmals und dann befahl Hyde uns, ein wenig Kreativität walten zu lassen. Und so kam es, dass ich meine Beine spreizte, Yasus Knie drückte sich leicht gegen meinen Schritt, unsanft – so sah es zu mindest aus, war es aber nicht – hielt er meine Handgelenke fest und drückte sie rechts und links neben mir auf das Bett, unsere Gesichter waren sich sehr nah, wir hatten unsere Münder leicht geöffnet und unsere Lippen berührten sich fast, es machte den Anschein, als würden wir uns küssen wollen, was ich in diesem Moment nur zu gern getan hätte. Es blitzte erneut und Yasu tat nun so, als würde er meinen Oberkörper mit Küssen versehen, ich schloss die Augen und ließ ihn machen. Sein Atmen kitzelte warm auf meiner nackten Haut und wären wir hier nicht in einem Shooting gewesen, hätte ich ihn angefleht, mich endlich richtig zu berühren. Plötzlich spürte ich seine Lippen an meinem Hals und ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Ups, tut mir leid«, flüsterte er, wobei er nicht so klang, als würde er es ernst meinen. »Schon okay«, hauchte ich. »Konzentriert euch bitte mal wieder!«, meldete sich Hyde zu Wort, den ich fast vergessen hatte. »Ihr müsst nicht so zurückhaltend sein, so lange ihr nicht auf die Idee kommt, vor MEINER Kamera zu vögeln.« Yasu ließ es sich nicht zwei Mal sagen, seine Hand wanderte zwischen meine Beine, seine Zunge leckte über meinen Oberkörper und ich musste mich ernsthaft zurück halten, nicht aufzukeuchen. Ich überkreuzte meine Beine hinter ihm und drückte ihn so noch näher an mich heran. »Yasu«, keuchte ich irgendwann und er sah mich fragend an. »Deine HAND«, murmelte ich und betonte das letzte Wort besonders stark. Der Schwarzhaarige sah mich erst irritiert an, seine eine Hand lag auf meiner Brust, dann bewegte er seine andere, und als ich schwer atmete verstand er endlich, was ich ihm zu sagen versuchte. Schnell entfernte er sie von der Stelle zwischen meinen Beinen und murmelte eine Entschuldigung. Zu erst hatte seine Hand mich nicht gestört, aber so wie er sich auf mir räkelte und meinen Körper reizte, wollte ich nicht, dass es zu kleinen ‚Problemchen’ kam. Ich war noch nie beim Anblick eines Mannes geil geworden, aber Yasu war kurz davor, diese Tatsache zu ändern. Hyde räusperte sich und holte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Ich griff nach Yasus Handgelenken und drückte ihn auf die andere Betthälfte ehe ich mich auf ihn setzte und einen verführerischen Blick in die Kamera warf, die Lippen zu einem angedeuteten dreckigen Grinsen verzogen. So ging es noch einige Zeit weiter, in unterschiedlichen Positionen, mal lag er oben, mal ich. Dann befahl Hyde mir, ich solle mich auf die Bettkante setzen, Yasu auf Knien mit aufgerichtetem Körper hinter mir, seine Hände wanderten langsam über meinen Oberkörper bis sie kurz vor dem Hosenbund stoppten, ein Kribbeln schoss durch meinen Körper und Hyde sprach aus was ich gedacht hatte aber nicht wollte: »Noch ein Stück.« Und Yasu tat wie befohlen. Ich legte den Kopf in den Nacken und wartete, dass ich seine Hand an meinem Schritt spürte, was ich einen Moment später auch tat. Ich schloss die Augen und atmete tief aus, das Shooting war mir mit einem Mal peinlich, nicht weil Hyde uns fotografierte, sondern weil Yasu mich hemmungslos anfasste und ich es auch noch genoss. »Ich glaube, das reicht für heute«, sprach der kleine Fotograf endlich die erlösenden Worte und Yasus warmer Körper entfernte sich. Plötzlich fiel mir auf, wie kalt es hier eigentlich war und ich begann zu frösteln, schnell eilte ich dem Schwarzhaarigen zu den Umkleiden hinterher und zog mich wieder um. »Lief doch ganz gut«, sagte Yasu und lachte. »Ja, aber PEINLICH!« »Nein, peinlich wird’s erst dann, wenn ganz Japan die Bilder in der Hearts of Misery Loves betrachtet, die erste Ausgabe ist eingeschlagen wie eine Bombe, die Erwartungen werden hoch sein.« »Das nächste mal warnt mich aber bitte einer vor, wenn wir schon so ein Shooting machen müssen.« »Hätte ich oder ein anderer das gemacht, hättest du dich geweigert. Und dann hätte ich nicht so viel Spaß gehabt.« »Spaß?« »Ja, interessant, wie dein Körper DARAUF reagiert.« »Ich bin doch kein Versuchskaninchen.« »Dann machst du es einem aber schwer, zu widerstehen.« Zusammen gingen wir zurück zu Hyde, der nun vor seinem Computer saß und die Bilder auf den PC lud. Neugierig stellten wir uns hinter ihn und mich traf fast der Schlag. Die Bilder waren der absolute Hammer! Und es sah wirklich so aus, als wollten Yasu und ich… miteinander schlafen. »Oh man sind die sexy!«, hörte ich Yasu neben mir begeistert. Sexy war wirklich untertrieben. »Hal, dein Blick da«, er zeigte auf ein Foto, wo ich verführerisch in die Kamera blickte, »ist absolut geil!« »Yasu guck dich mal an«, sagte ich nun und zeigte auf eines der ersten Bilder, wo er den Kopf weit zurückgelegt hatte, den ganzen Körper angespannt, in seinem Gesicht spiegelte sich pure Lust wieder. Und wäre ich nicht die Person, die unter ihm lag und die Finger in seine Haut grub, dass würde ich mir wünschen, diese Person zu sein. »Das Bild kommt aber NICHT in die Ausgabe«, protestierte er und klang auf der einen Seite so, als würde er einen Scherz machen aber auf der anderen Seite klang er todernst. »Warum nicht?« »Weil man da sehen kann, was ich gedacht habe.« »Und das wäre?« »Das wonach es aussieht mit dir zu machen«, erwiderte er und schlug sich dann die Hand vor den Mund. Hatte ich richtig gehört? Anscheinend schon. Augenblicklich schoss mir die Röte mal wieder ins Gesicht, aber nicht, wegen Yasus Kommentar, okay, schon, aber nur, weil ich genau dasselbe gedacht hatte und das war mir peinlich. Ich hatte schließlich noch NIE etwas mit einem Mann gehabt. »So-so war das nicht gemeint…«, stammelte Yasu und sah auf den Boden. »Warum nicht, ging mir genau-«, jetzt war ich schlug ich meine Hand vor den Mund. DAS hatte ich nicht sagen wollen. Und prompt wurde meine Gesichtsfarbe noch dunkler. Zum Glück rettete Hyde die Situation in dem er eine Kommentar abließ: »Ich glaub ich werde doch schwul.« Yasu lachte, er hatte die Szene eben schnell verkraftet und klopfte dem Fotografen dann auf die Schulter. »Nein, jetzt mal ehrlich, wäre ich nicht verheiratet, ihr seht HEISS aus!« »Danke. Ich bin auch sehr zufrieden. Und du Hal?« »Die Fotos sind wirklich gut. Aber sind sie nicht etwas zu…erotisch?« »Nein sind sie nicht, schließlich sollten sie genau das ja werden! Sucht euch bitte jeweils drei Fotos aus.« »Drei?« »Ja, das macht dann sechs Fotos und noch mal drei – oder vielleicht auch nur zwei – aus Kyos Wahl.« »Dann sollen neun Bilder in die Ausgabe?« »Ja, so war es geplant, obwohl ich an Kyos Stelle fast alle nehmen würde.« »Dann bräuchte er aber einen Special-Teil.« »Ja und? Specials kommen bei Lesern IMMER gut an.« Also suchten wir uns gemeinsam sechs Fotos aus, wobei uns die Wahl nicht leicht fiel, da uns alle gefielen und so entschieden wir und für die provokantesten, dann verabschiedeten wir uns von Hyde und machten uns auf dem Weg in den dritten Stock. »Hast du das ernst gemeint?«, fragte Yasu mich, ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen. »Was?« »Das was du auf meinen Kommentar gesagt hast, eigentlich wollte ich es nicht sagen, es war mir rausgerutscht.« »Ich-«, setzte ich an, wurde dann aber vom Klingeln meines Handys unterbrochen. Neugierig zog ich es aus meiner Tasche. »Tomo«, stand auf dem Display, na nu? Was wollte er denn jetzt, eigentlich müsste er doch gerade auf dem Weg zur Arbeit sein und außerdem wusste er doch, dass ich zurzeit arbeitete. Neugierig hob ich ab und erschrak als sich NICHT Tomos Stimme meldete. Es war eine freundliche Frauenstimme, die sofort drauflosredete, ich verstand nur einen Teil von dem was sie sagte, aber das reichte. Vor Schreck ließ ich das Handy fallen, die Augen weit aufgerissen und unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu rühren. »Nein«, kam es atemlos über meine Lippen. Wie in Zeitlupe schien mein Mobiltelefon zu fallen, ehe es mit einem Scheppern auf den Boden traf. Alles um mich herum schien sich zu drehen und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. »Hal? Alles in Ordnung?«, hörte ich Yasu besorgt fragen, seine Stimme klang weit, als stünde er am anderen Ende eines langen Flures. »Tomo…Unfall…Krankenhaus«, mehr brachte ich nicht zu Stande. Ich drehte mich um und rannte zum Treppenhaus, ich hatte keine Lust auf den Aufzug zu warten, ich stürmte die Treppen hinunter und bekam nur am Rande mit, dass Yasu mir hinterherlief. Endlich erreichte ich den Ausgang, riss die Tür auf und wurde prompt am Arm festgehalten. »Beruhig dich«, Yasus Stimme klang warm, aber Sorge schwang mit. »Lass mich los!«, fauchte ich ihn an, ich wusste, dass er es nur gut meinte, aber ich WOLLTE mich nicht beruhigen. »Komm mit«, genervt zog er mich hinter sich her zu seinem Auto. »Welches Krankenhaus?«, fragte er und startete den Motor. Ich sagte ihm alles was er wissen wollte und er fuhr los. Eine Ewigkeit später – so war es mir zu mindest vorgekommen – kamen wir endlich an und ich erkundigte mich, auf welchem Zimmer mein bester Freund lag. Ich rannte den ganzen Weg und riss ungeduldig die Tür auf, woraufhin ich von neugierigen und verärgerten Blicken der anderen Patienten durchlöchert wurde. Schlitternd kam ich vor Tomos Bett zum Stehen. Er sah aus, als würde er schlafen. Behutsam strich ich eine verirrte Strähne seiner braunen Haare aus dem Gesicht. »Was macht du nur für Sachen?«, fragte ich und in meinen Augen brannten Tränen. »Hal, ist schon gut«, hörte ich Yasus Stimme nah an meinem Ohr leise. Seine warme Stimme jagte mir einen wohligen Schauder über den Rücken, dann konnte ich den Tränen nicht mehr standhalten und sank neben dem Bett auf die Knie. Ich schluchzte und grub meine Finger tief in den weichen Stoff der Bettdecke. Yasu strich mir tröstend über den Rücken, nach einer Weile zog er mich hoch und schloss mich sanft in seine Arme. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Ich drückte ihn Halt suchend an mich, würde er mich loslassen würde ich in ein unendlich tiefes schwarzes Loch fallen. Aber er ließ mich nicht los. »Gibt’s was zu glotzen«, fauchte Yasu unfreundlich die anderen Patienten an, die uns anscheinend anstarrten als hätten sie noch nie jemanden weinen sehen. »Er-er darf ni-hicht sterben«, schluchzte ich gegen Yasus Schulter. »Ssscht, das wird er schon nicht«, seine Worte wirkten beruhigend. »Ihr Freund hat Recht«, erklang eine starke, tiefe männliche Stimme, wohl der Arzt. Widerstrebend löste ich mich aus der Umarmung, hielt Yasu aber weiterhin fest und auch der Schwarzhaarige wirkte nicht so, als wolle er mich in den nächsten Minuten loslassen. »Er hatte einen schweren Autounfall, ein anderer Wagen ist in ihn hineingerast, er trägt keinerlei Schuld an dem Unfall, als er eingeliefert wurde, war er noch bei Bewusstsein und nannte uns einen Namen: »Hal«, wir mussten ihn operieren, dann ist er ins Koma gefallen, aber es sieht gut für ihn aus, dass er wieder auf die Beine kommt.« »Seine«, ich schluckte, »seine Eltern? Wissen die davon?« »Wir haben sie schon angerufen, sie wollten kommen.« »Okay.« Der Arzt verließ das Zimmer wieder und Yasu fragte mich leise, wie lange ich Tomo denn schon kennen würde. »Zwanzig Jahre«, sagte ich. Immer noch hatte Yasu seine Arme um mich geschlungen, seine Wärme tat mir gut, er wirkte so beruhigend auf mich. Wieder wurde die Tür geöffnet. Diesmal waren es Tomos Eltern, ich erkannte sie sofort wieder, auch wenn es lange her war, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe. »Hal!«, kam es verwundert von Tomos Mutter, eine kleine Frau mittleren Alters mit einer freundlichen Stimme und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Na eigentlich, denn jetzt war das Lächeln erstorben, was ich verstehen konnte. »Wie«, sie schluckte hart, »wie geht es deinen Eltern?« Ich starrte sie aus großen Augen an, ihr SOHN lag im Koma und sie fragte mich, wie es MEINEN ELTERN ging? »Ich habe sie seit sechs Jahren nicht mehr gesehen, ich hoffe das Gericht hat sie in alle Einzelteile zerlegt«, meine Stimme klang kalt und abweisend, wie immer wenn ich von meinem Eltern sprach. »Und wie geht es dir?« »Besser als wir uns das letzte Mal gesehen haben.« »Ja, das hatte ich auch gehofft. Ich war gestern an ihrem Grab.« »Ich war noch nie da und das weißt du.« »Ich hatte gehofft, du würdest dich ändern«, ein leichter Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit. »Ich kann nicht. Sie ist meinetwegen gestorben, ICH hätte sterben sollen. Ich verdanke ihr mein Leben, und sie verdankt mir im Gegenzug ihren Tod.« »Hal, sie war deine SCHWESTER!« »Yasu, lass uns gehen«, immer noch hörte sich meine Stimme an, wie ein kalter Eisblock und der Schwarzhaarige wagte es gar nicht erst, mir zu widersprechen. Er warf einen vorwurfsvollen Blick auf die kleine Frau, dann verließen wir das Zimmer. »Hal! Weglaufen konntest du schon immer gut!«, rief sie uns hinterher, aber ich ignorierte sie. Mühsam unterdrückte ich die Tränen, die immer wieder in meine Augen stiegen. Verzweifelt krallte ich meine Hände in Yasus T-Shirt, versucht, nicht zu weinen und diesmal nicht wegen Tomo sondern wegen meiner Schwester. Ich wollte nicht an sie denken. Ich war total fertig mit den Nerven und wollte nach Hause, aber da war ich allein und allein wollte ich auch nicht sein. Yasu schwieg, entweder er wusste nicht, was er sagen sollte, oder er verstand, dass mich keine Worte der Welt trösten konnten. Ich merkte, wie ich den Boden unter den Füßen verlor und in ein schwarzes Loch zu stürzen schien. Ich fiel und fiel und fiel, es nahm einfach kein Ende und ich verlor allen Halt. *~♥~* Als ich die Augen öffnete schien die Sonne hell in das große Schlafzimmer. Stopp! In das GROSSE Schlafzimmer? Das konnte nicht sein, mein Schlafzimmer war klein! Ein Blick verriet mir, dass ich mich auch gar nicht bei mir in der Wohnung befand. Ich richtete mich auf. Mein Kopf tat höllisch weh, als würde jemand mit einem Presslufthammer darauf herum tanzen. Ich stöhnte genervt und wollte aufstehen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Yasu mit einem Tablett voller Leckerein eintrat. »Na, gut geschlafen Dornröschen?«, fragte er und ich nickte. »Du bist einfach zusammengebrochen und ich wusste nicht, wo du wohnst, also habe ich dich mit zu mir genommen, im Krankenhaus wollte ich dich nämlich auch nicht lassen.« »Danke, tut mir Leid, dass dir soviel Umstände gemacht habe«, ich senkte den Blick. Yasu kletterte zu mir ins Bett und hob mein Gesicht langsam mit seinen Händen. »Mach dir darüber mal keine Gedanken, Kyo hat den Schock recht schnell verkraftet.« »Ach du…! An Kyo hab ich gar nicht gedacht! Ich war einfach abgehauen…« »Auch schon gemerkt? Na ja, er hat’s locker gesehen, na gut, er war schon ein bisschen genervt, aber als ich ihn dann die Umstände erklärt habe, hat er mir heute auch frei gegeben.« »Du hast dir MEINETWEGEN frei genommen?« »Ja, einer muss ja auf die aufpassen«, lächelte er und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, dann befahl er mir gespielt streng, dass ich schleunigst etwas essen sollte. Ich hatte einen Mordshunger, deshalb ließ ich es mir nicht noch ein Mal sagen und schnappte mir eines der belegten Brötchen. Wir verbrachten nahezu den ganzen Tag im Bett, aber ohne etwas anzustellen, er versuchte mich aufzumuntern, den gestrigen Tag erwähnte er gar nicht, wofür ich ihm sehr dankbar war, ich fragte mich, was er alles Kyo erzählt hatte, aber darum sollte ich mich jetzt nicht kümmern. Ich hatte mich an ihn gekuschelt und dachte an Aois Worte zurück. »Yasu?« »Ja?« »Bin ich in deinen Augen eine Schlampe?« »Wie kommst du denn DARAUF? In meinen Augen bist du vieles, aber KEINE Schlampe, ich hab überhaupt keinen Grund das von dir zu denken.« »Aber Aoi denkt so über mich.« »Lass ihn reden, er ist nur neidisch.« »Auf mich?« »Ja, ich habe ihn abblitzen lassen und dann kommt einer wie du daher und der darf mich dann küssen, so sieht er es wahrscheinlich. Immer nur Fakten ohne Hintergrund.« »Er wollte was von dir?« »Was ist gut! Ficken, mehr hatte er nicht im Kopf und so einer bin ich nicht.« Ich zuckte zusammen. Ich konnte mir Yasu nicht mit Aoi vorstellen. Zu mal ich mir noch nie Gedanken über Sex zwischen Männern gemacht hatte. Ich verstand mich selbst nicht mehr! Erst ließ ich mich von Kiyoharu küssen, dann machte ich ein verdammt erotisches Shooting mit Yasu und jetzt dachte ich über SEX nach! Das Leben konnte echt Scheiße sein. »Denk nicht weiter über Aoi nach, okay?«, er klang so liebevoll. Am nächsten Tag gingen wir zusammen zur Company, vielleicht würde mich die Arbeit ablenken. Mit meinen Gedanken hing ich ständig bei Tomo, wie es ihm wohl ging? Ich hoffte, er war auf dem Weg der Besserung, ich wollte ihn nicht verlieren. Der erste, dem wir begegneten war Kyo. Er musterte mich von oben bis unten, dann fragte er nach, wie es mir ginge. »Es geht wieder.« »Okay, heute steht nur ein Shooting an, Hyde wartet schon.« »Bin schon weg«, entgegnete ich und ging. Kyo hatte Recht, Hyde wartete bereits. Das Shooting verging schnell, es war auch bei weitem nicht so anspruchsvoll wie das letzte. Und zum Glück waren die Anziehsachen nicht so freizügig, denn das war das Letzte, was ich in Moment tragen wollte. Meine Stimmung passte zu den düsteren Bildern, die wir machten, es war das erste Mal, dass ich in die Rolle eines Gothic-Models schlüpfte und vorher hatte ich starke Zweifel daran gehabt, dass es mir stehen würde, aber die Stylistin hatte gute Arbeit geleistet, Hyde war sehr zufrieden mit den Aufnahmen, wenn auch nicht SO zufrieden wie bei dem Shooting mit Yasu, die Bilder schienen es ihm echt angetan zu haben. »Du hast letztes Mal gesagt, du seiest verheiratet.« »Seit zwei Jahren.« »Was hält sie von deiner Arbeit?«, fragte ich interessiert. »Sie mag meine Aufnahmen sehr. Aber sie ist auch ein bisschen neidisch, weil ich mit erfolgreichen Models zu tun habe«, sagte er und grinste dann, »Aber nicht weitersagen.« Ich lachte, ich konnte mir Hyde irgendwie nicht verheiratet vorstellen, für mich war bis vor zwei Tagen immer nur der Fotograf gewesen, aber natürlich hatte er ein Privatleben, wie jeder hier. »Morgen erscheint die neue Hearts of Misery Loves, lass dich überraschen«, sagte er verschwörerisch und schmiss mich dann mit einem Lachen aus seinem Studio. Es war Samstag und ich hatte heute den halben Tag frei, morgen hatte ich auch frei, vielleicht konnte ich Yasu, Shinya und Kiyoharu überreden mit mir auszugehen. Ich musste einfach mal wieder raus. Ich war schon lange nicht mehr auf einer Party gewesen. Ich weiß, es war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, da mein bester Freund im Koma lag, ich wollte ihn heute auch noch besuchen, aber ich konnte mich auch nicht zu Hause einschließen, mein Leben ging weiter. Meine Füße trugen mich wie von allein zum Fahrstuhl und hinunter in den dritten Stock, ich vermutete die drei wie so oft auf dem flauschigen Teppich, also ging ich auch dahin. Jedoch traf ich dort nur Ruiza und sein Anhängsel. »Setz dich doch zu uns«, sagte Hide-zou und ich folgte seiner Anweisung. Ich hatte noch nie sonderlich viel mit den beiden geredet, vielleicht konnte ich das jetzt mal ändern. »Yasu und Kiyoharu sind zur Zeit außer Haus«, erklärte Ruiza und Hide-zou ergänzte ihn: »Und Shinya hat heute frei, der Arme muss morgen arbeiten.« »Du doch auch«, kam es wieder von Ruiza und er stupste mit seinem Zeigefinger gegen Hide-zous Nase. »Leider, ich wäre ja lieber bei dir.« »Einen Tag wirst du es schon überleben.« »Nein.« »Ach jetzt tu doch nicht so! Du kannst mich die ganze Nacht haben.« »Ich habe auch nichts anderes erwartet.« »Na na na, woran denkst du denn jetzt wieder?« »DAS sage ich bestimmt nicht vor ihm«, erklärte Hide-zou und warf mir ein unschuldiges Lächeln zu. Jetzt schenkte mir auch Ruiza wieder seine Aufmerksamkeit und er begann, mich über alles Mögliche auszuquetschen. Es war lustig mit den beiden und ich hatte stark das Gefühl, dass zwischen ihnen etwas lief. Aber gut, störte mich nicht. Die beiden waren echt süß zusammen, das niedlichste Pärchen was ich je gesehen hatte. »Was wollte Kiyoharu eigentlich vor ein paar Tagen von dir?« »Was meinst du?« »Ich war gerade in einer Besprechung mit Kyo, weil ich nächsten Monat eine Woche nach Frankreich fliege, die veranstalten da eine riesige Modenschau und ich soll daran teilnehmen, und auf einmal kam Kiyo hereingeplatzt und forderte deine Adresse. Kyo hat sie ihm nach einer viertelstundenlangen Diskussion endlich gegeben und dann er ist auch wieder aus seinem Büro gestürmt.« »Ach, das war an meinem freien Tag«, ich seufzte, »keine Ahnung was er wollte.« »Dann ist er nicht bei dir aufgetaucht?«, mischte sich Hide-zou verwundert ein. »Doch. Er hat mich geküsst und ist dann wieder verschwunden.« »Das sieht ihm gar nicht ähnlich…na ja, wie auch immer, er hatte wohl seine Gründe. Morgen erscheint endlich die neue Hearts of Kyo and Atsushi.« »Die WAS?«, fragte ich ehe ich verstand, dass sie die Hearts of Misery Loves meinten. »Ist dir schon mal aufgefallen, dass ALLES was Kyo-sama und Sakurai-sama zusammen machen den Namen ‚Misery Loves’ trägt? Und bei Hide-chan und mir ist dann einfach ‚Kyo and Atsushi’ draus geworden, das trifft den Nagel nämlich auf den Kopf.« »Warum?« »Sie führen eine Hassliebe.« »Ich weiß, das hat Atsushi mir mal gesagt.« »Wow, er hat es endlich mal zu gegeben.« »Wer hat WAS zugegeben?«, ertönte eine hohe, freundliche Stimme und ich sprang auf. »YASU!«, rief ich und umarmte ihn stürmisch. Ich war froh ihn zu sehen. Hatte ich nur das Gefühl oder litt ich ernsthaft an Stimmungsschwankungen? »Ist ja gut, Kleiner, ich lebe noch.« »Magst du heute Abend mit mir ausgehen?« »Klar, ich hab jetzt frei und morgen auch.« »Ich auch!« »Willst du vorher noch mal ins Krankenhaus?« »Ja.« »Gut, dann lass uns gehen.« Und wieder fuhr er mich ins Krankenhaus, diesmal ging ich langsamer zu Tomos Zimmer, Yasu folgte mir. Vorsichtig öffnete ich die Tür, ich hatte Glück, seine Eltern waren nicht da. Erleichtert trat ich hinein, ignorierte die Blicke der anderen Patienten, die wie vor zwei Tagen dumm aus der Wäsche starrten. Yasu nahm auf dem Stuhl Platz, der neben Tomos Bett stand und zog mich auf seinen Schoß. Ich griff nach der Hand meines besten Freundes, sie war kalt, und ich streichelte sanft darüber. »Du tust mir echt Leid, dass du so einen Freund wie mich hast«, murmelte ich und lachte leise, vielleicht konnte er mich ja verstehen. »Erst taucht Kiyo an meiner Tür auf und knutscht mich einfach ab und jetzt schlepp ich als Yasu hinter mir her«, ich grinste und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du jetzt sagen würdest…Hal, also echt, so kann das aber nicht weitergehen, das sagst du immer wenn du etwas nicht verstehst und es trotzdem amüsant findest, aber diesmal kann ich dich nicht beruhigen, ich verstehe es selbst nicht.« Ich lehnte mich nach hinten an Yasu, der seine Arme um meinen Bauch geschlungen hatte. »Deine Eltern waren hier, das hast du wahrscheinlich mitbekommen, ich wollte nicht so unfreundlich zu deiner Mutter sein. Aber sie versteht mich einfach immer noch nicht. Nimm es mir nicht ganz so übel, okay? Ich werde mich bei ihr entschuldigen, wenn ich die Zeit dafür habe. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen…Du musst nächste Woche unbedingt wieder wach werden, versprich es mir, ich muss dir nämlich dann was zeigen. Lass dich überraschen, Großer«, beendete ich meinen Monolog und wuschelte ihm durch die braunen Haare und sah ihn noch eine Weile schweigend an. Yasu war so nett gewesen und hatte mich sogar nach Hause gefahren, ich wollte mich noch umziehen, wir verabredeten uns für acht Uhr, also hatte ich noch Zeit und die wollte ich nutzen, indem ich noch Duschen ging, mir war nach einer langen, heißen Dusche und lang hieß bei mir auch lang. Es war gerade mal drei Uhr und ich entschied mich, erst mal bei Shinya anzurufen. Wir telefonierten zweieinhalb Stunden. Ich erzählte ihm von dem Unfall, schließlich hatten wir uns danach nicht mehr gesehen und ich erzählte ihm auch von Kiyos Auftritt zwei Tage davor, Kiyoharu hatte ich danach auch nicht mehr gesehen. Aber er konnte mir doch nicht ewig aus dem Weg gehen! Shinya erzählte auch viel über sich, was ich vorher nicht gewusst hatte. Nachdem ich aufgelegt hatte, eilte ich ins Bad. Pünktlich stand ich dann vorm Tokyo Nights und wartete geduldig auf Yasu, der wenig später vor mir stand. Er trug eine dunkle Jeans, die an den Knien zerrissen war und eine ärmelloses schwarze Jacke, darunter ein schwarzes Top mit einem weiten Ausschnitt, obwohl seine Sachen recht schlicht waren, sah er wirklich umwerfend aus. Ich war sozusagen genau das Gegenteil. Ich trug eine helle Jeans mit einem Nietengürtel und ein weißes T-Shirt und eine Weste aus Jeansstoff. Nach einer kurzen Begrüßung gingen wir rein und setzten uns an einen Tisch, etwas abseits der Tanzfläche. Es war noch früh, weshalb die meisten Leute noch an der Bar standen oder an ihren Tischen saßen, die Tanzfläche war noch recht leer, aber ich kannte diesen Laden gut genug um sagen zu können, dass sich das innerhalb der nächsten halben Stunde ändern würde und ich behielt Recht. Ich bestellte mir nun schon den achten hochprozentigen Cocktail und war dem entsprechend ziemlich angetrunken, auch Yasu war alles andere als nüchtern. Zwei Cocktails später zog er mich auf die Tanzfläche, seine Hände ruhten auf meiner Hüfte, meine hatte ich in seinem Nacken verschränkt. Wir tanzten langsam zu dem Lied, wäre ich nüchtern gewesen, hätte ich das wohl nicht gemacht, da ich ohnehin ungern zu solchen Balladen tanzte, aber jetzt störte es mich nicht und ich zog Yasu näher an mich heran. Es fühlte sich gut an, wie sich sein athletischer, schlanker Körper im Rhythmus des Liedes bewegte. Es war schon Sonntagmorgen als wir das Tokyo Nights verließen, die Sonne ging bereits hinter den Hochhäusern Tokyos auf und total betrunken stolperten Yasu und ich, mehr schlecht als recht die Treppen zu seiner Wohnung hoch. Wir hatten die ganze Nacht durchgefeiert und dementsprechend ausgelaugt und müde war ich jetzt. Es dauerte eine Weile bis Yasu den Schlüssel ins Schlüsselloch bekam und ihn dann in die richtige Richtung drehte. Seine Wohnung war riesig und er führte mich in sein Schlafzimmer, dort zog er lachend die Vorhänge zu und warf sich dann zu mir aufs Bett. Seine Hände wanderten über meine Brust und ich kicherte als er meinen Hals mit Küssen versah, dann sanft an meiner Haut herumknabberte. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Als ich meine Augen öffnete war es bereits nachmittags und die Sonne schien schwach durch die Vorhänge. Ich fühlte mich immer noch müde und irgendwas drückte schwer auf meine Brust, vielleicht hätte ich doch nicht so viel trinken sollen. Als mich etwas an meinem Kinn kitzelte sah ich an mir herunter und erschrak als ich Yasu auf mir liegen sah. Sein Top war verrutscht und seine Haare waren ein heilloses Durcheinander. Was war in der Nacht, na ja, eher am Morgen, passiert? Ich konnte mich noch daran erinnern dass wir irgendwie zu seiner Wohnung gelangt waren, dann hatten wir den Weg zu seinem Bett gefunden, aber danach war alles schwarz, ich konnte mich nicht mehr erinnern. Plötzlich regte Yasu sich und sah mich aus verschlafenen Augen an. »Hab ich dich geweckt?«, fragte ich ihn leise und er schüttelte nur den Kopf. »Wie spät haben wir?« Ich warf einen Blick auf die Uhr: »Kurz nach drei.« »Wir sollten wohl langsam mal aufstehen.« »Noch zehn Minuten, okay?«, brummte ich und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren, sie dufteten angenehm fruchtig. Eine halbe Stunde später quälten wir uns dann aus dem Bett und es war wirklich eine Qual. Als ich mich aufrichtete hatte ich das Gefühl, mein Schädel würde zerbersten, ich hatte höllische Kopfschmerzen und Yasus Gesichtsausdruck nach ging es ihm auch nicht unbedingt besser. Und so bestand unser Frühstück aus Brötchen, einer Tasse Kaffee und einer Kopfschmerztablette. »Letzte Nacht…«, begann ich und suchte nach den richtigen Worten, die ich aber nicht fand. »Ist nichts gelaufen, das einzige, was du davon trägst, ist der Knutschfleck an deinem Hals. Tut mir Leid«, er lachte kurz als er meinen Gesichtsausdruck sah und ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf und suchte den nächsten Spiegel, der zum Glück schnell gefunden war. Yasu hatte Recht, an meinem Hals befand sich ein schön großer Knutschfleck. Na toll. Nicht dass es mich störte, dass der von Yasu war, mich störte nur die Tatsache, dass er total im Sichtfeld lag. »Wir waren beide viel zu müde und viel zu betrunken als das hätte mehr laufen können«, versicherte er mir. Ich glaubte ihm, zu mal er ohnehin nichts getan hätte, was ich nicht auch wollte und er würde mich nicht in so einem Zustand flachlegen wollen, so was traute ich eher Kiyoharu zu. Aber nicht Yasu. »Ich hätte dich auch wenn du es gewollt hättest nicht angerührt, erstens warst du betrunken und zweitens hast du ES noch nie mit einem Mann gemacht. Wenn dann hätte ich auch gewollt, dass du dich am nächsten Morgen noch daran erinnerst, das erste Mal ist immer etwas besonderes.« Genau das hatte ich erwartet, Yasu war so lieb und rücksichtsvoll, ich verstand gar nicht mehr, warum ich ihn erst nicht leiden konnte. Na gut, unsere erste Begegnung war nicht sonderlich glimpflich abgelaufen, aber das war längst vergessen. Ich verbrachte den ganzen Tag bei ihm, hatte keine Lust, nach Hause zu gehen, auch über die Nacht blieb ich, er hatte keine Probleme damit, sein Bett mit mir zu teilen und mich störte es auch nicht. Am Montagmorgen machten wir uns also mal wieder gemeinsam auf zur Company. Wir waren spät dran, Yasu hatte vergessen, seinen Wecker wieder einzustellen und dann hatte er sich zehn Minuten damit herumgequält, mich zu wecken. Mich zu wecken war schwierig, wenn ich einmal schlief, dann wie ein Stein. Irgendwann hatte er einfach seine Lippen auf meine gedrückt und mich wach geküsst. Ich war so erschrocken darüber, dass ich hellwach war und Yasu hatte sich lachend den Bauch gehalten. Jetzt fuhren wir gerade mit dem Aufzug in den zweiten Stock. An der Rezeption standen sie alle. Ich staunte nicht schlecht, es war das erste Mal, dass ich Hakuei sah, er hatte ein amüsiertes Grinsen im Gesicht, ich kannte ihn nur von Fotos, da sah er ja schon umwerfend aus, aber real übertraf er alles um einiges. Neben ihm stand ein hübscher Mann mit hellblonden Haaren, Rose müsste es sein, auch ihn sah ich zum ersten Mal genauso wie Asagi, Gara, Kazi, der mich freudig anstrahlte und dabei aussah wie ein kleiner Junge, irgendwie niedlich, Juka und Seth, die sich bis eben noch angeregt unterhalten hatten, Toshiya, Satsuki, Daisuke, der mir Angst machte, genauso wie Mako und Karyu, die drei waren sehr dunkel gekleidet und sahen echt böse aus, aber sie lächelten. Und Kiyoharu, er stand natürlich auch dabei, genauso wie Hide-zou, der mich wissend betrachtete und Ruiza neben ihm. Und dann fielen mir die ganzen Blitzlichter auf, die immer wieder aufleuchteten und die ganzen Journalisten. Ich fragte mich was hier los war und vor allem, warum alle MICH ansahen. »Die Fotos«, flüsterte Yasu mir zu und ich verstand. Am Samstag war die Hearts of Misery Loves erschienen. Aber warum…? Ich verstand nur Bahnhof. Schließlich kam Kiyoharu auf mich zu und umarmte mich, leise murmelte er in mein Ohr: »Kleiner, jetzt bist du berühmt. Die Bilder sind echt der Hammer!« Es folgte eine Reihe fröhlicher Glückwünsche, allmählich fiel der Groschen und Freude machte sich in mir breit, die Journalisten hatten nach einer halben Stunde Glückwünsche und Geknuddel genug und verzogen sich wieder, als auch Atsushi und Kyo, zusammen, auftauchten und mir gratulieren. Ich redete mit allen Models, Rose schien sehr schüchtern, während Hakuei offen und freundlich war, er freute sich fast mehr über meinen Erfolg als ich mich. Karyu, Mako und Daisuke stellten sich als ganz nett heraus, man konnte sich gut mit ihnen unterhalten, auch wenn Mako mir noch immer ein bisschen Angst machte, so schien er doch eine ausgeprägte, versaute Ader zu haben. Plötzlich teilte sich die Menge vor mir in zwei, verwundert starrte ich auf die Ursache. Jetzt erst fiel mir auf, wer die ganze Zeit gefehlt hatte. Yasu stand immer noch neben mir und er machte einen beunruhigten Eindruck. Aoi kam mit einem bedrohlichen Gesichtsausdruck auf mich zu. Klatschte mehrmals freudlos in die Hände und knallte dann eine Ausgabe der Hearts of Misery Loves auf die Rezeptionstheke. Sie schlug sich genau in der Mitte auf, wo ein Special-Heft drin war und natürlich erkannte ich die Fotos sofort. »Bist du jetzt zufrieden?«, fragte er mich und holte aus. Keine Sekunde später traf seine Hand mit voller Wucht auf meine Wange und hinterließ dort einen roten Abdruck. Okay, JETZT war ich mir wirklich sicher, dass er mich nicht leiden konnte. »Ich will gar nicht wissen, was ihr DANACH noch gemacht habt«, fauchte er mich hasserfüllt an und zeigte auf meinen Knutschfleck. »DAS kann ich dir sagen«, mischte sich Yasu ein, seine Stimme klang bedrohlich ruhig als er fortfuhr: »Hal hat einen Anruf bekommen und ich habe ihn ins Krankenhaus gefahren weil sein bester Freund einen schweren Autounfall hatte! Aoi, es gibt auch Leute, die ein Leben außerhalb der Company haben und nicht immer nur ans Ficken denken.« Das schien ihm die Sprache zu verschlagen, denn er wandte sich nach einem weiteren finsteren vor Hass sprühenden Blick ab und stolzierte davon. Ich sah ihm perplex hinter her. Ich fragte mich gar nicht erst, was dieser Auftritt sollte. Um uns war es still geworden, so als würden alle Anwesenden die Luft anhalten. »Oh oh, ich glaub ich schenk dir nen Bodyguard zu Weihnachten«, Hakuei war der erste, der sich daran erinnern konnte, wie sprechen funktionierte und danach brach ein heilloses Durcheinander an besorgten Stimmen aus, aber ich achtete nicht sonderlich auf sie. Mit meinen Gedanken hing ich immer noch bei Aoi und dem, was eben passiert war. »Sag mal, von wem ist der Knutschfleck eigentlich?«, fragte Kiyoharu mich plötzlich neugierig. »Yasu.« »BITTE? Hab ich richtig gehört? Von YASU?«, er sah mich mit großen Augen an und ich nickte, dann wandte er sich an den Schwarzhaarigen. »Yasu?« »Ja?« »Ich glaub dir ist etwas entgangen.« »Und was sollte das sein?« »Nur ICH darf Hal anfassen und vor allem nur ICH darf ihm KNUTSCHFLECKEN verpassen, verstanden?« Yasu lachte und boxte Kiyo in den Arm. »Schon klar, wovon träumst du eigentlich nachts?« »Davon…«, begann er und grinste dreckig. »Lass gut sein, ich will es gar nicht so genau wissen.« »Schade…« Nachdem auch Hyde vorbei kam und ein »Ich wusste es« zu mir gesagt hatte, woraufhin er mich umarmte, machten sich die Models allmählich wieder an die Arbeit, so auch ich. Ich wurde von einem Chauffeur zu meinem nächsten Shooting gebracht. *~♥~* Tomos Unfall lag nun schon drei Wochen zurück und er lag noch immer im Koma, ich kam so oft wie es ging vorbei, manchmal kam Yasu mit, warum auch immer. Wir verbrachten viel Zeit miteinander. Aber es war anders als wenn ich Zeit mit Shinya verbrachte, Shinya war für mich zu einem sehr wichtigen Freund geworden, Kiyoharu war Kiyoharu und ich wusste nicht so ganz, was ich über ihn denken sollte und zwischen Yasu und mir herrschte etwas, was ich nicht benennen konnte, aber es war schön, unglaublich schön. Es störte ihn gar nicht, wenn ich zwei Stunden an Tomos Bett saß, irgendetwas vor mich hin brabbelte und zwischendurch in Tränen ausbrach, er war für mich da und gab mir Halt. Seit den Fotos aus der zweiten Ausgabe der Hearts of Misery Loves war mein Bekanntheitsgrad um einiges gestiegen und es kam vor, dass ich auf der Straße angesprochen und nach einem Autogramm gefragt wurde. Ich hatte mir angewöhnt, einen Kuli und einen Edding bei mir zu tragen. Ich habe den Medien zeigen müssen, dass ich stark war und mich nicht von Gerüchten unterbuttern ließ. So hatte es doch ein paar Tage nach dem Erscheinen der Ausgabe geheißen: »Yasu und Hal wirklich ein Paar?« oder so ähnlich. Die Fotos auf den Deckblättern zeigten ihn und mich bei der Ankunft an jenem Morgen bei der Company, da ich ja bei Yasu übernachtet hatte und oft wurde der Knutschfleck als ‚Beweis’ aufgeführt, natürlich hatte ich die Gerüchte dementiert, genauso wie Yasu und es war wieder stiller geworden. »Hast du heute Zeit?«, fragte Shinya als wir zusammen die Company verließen. Die Sonne schien hoch am Himmel und die Straßen Tokyos waren wie immer überrannt. Seit ich als Model angefangen hatte, hatte ich eine gewisse Liebe für diese riesige Metropole entwickelt, vorher hatte ich Tokyo nie richtig leiden können, obwohl ich hier geboren und aufgewachsen war, aber vielleicht lag es ja auch genau daran. Ich war immer ein namenloser Mensch in dieser Masse gewesen, aber jetzt hatte ich einen Namen. »Klar, warum nicht. Wir haben schon lange nichts mehr zusammen gemacht.« »Soll ich zu dir kommen?« »DAS ist keine so gute Idee«, lachte ich, ich hatte kaum noch Zeit zum Aufräumen und deshalb sah es etwas chaotisch aus. »Gut, dann kommst du halt zu mir.« »Mach ich. Um sieben? Ich würde vorher noch etwas erledigen.« »Und das wäre?« »Weißt du, dass du ganz schön neugierig bist?« »Ja.« »Ich fahre mit Yasu noch mal ins Krankenhaus, ich habe das Gefühl, ich sollte das heute unbedingt tun.« »Also dann bis später.« Ich winkte ihm kurz hinterher, dann schlenderte ich zum Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Yasu parkte hier seit einigen Wochen immer. Schnell hatte ich sein Auto gefunden. Natürlich ließ der Schwarzhaarige nicht lange auf sich warten und wir fuhren los. »Warum machst du das eigentlich?« »Was?« »Mich ins Krankenhaus fahren.« »Erstens du hast ja kein Auto und zweitens mach ich es gern. Ich mag dich.« »Ich mag dich auch. Obwohl das am Anfang ein wenig anders aussah.« »Ich glaube, ich weiß was du meinst. Ich war echt unausstehlich, aber dann der Schock im Krankenzimmer, der hat mich zurück auf den Boden der Tatsachen geholt.« »Warum das denn?« »Ich habe gemerkt, dass ich dich eigentlich mag, Aoi hatte mir aber lang genug weisgemacht, dass man Personen, die unter einem stehen, nicht mögen KANN. Aber als ich dich gesehen hatte, hatte ich Angst, dich zu verlieren.« »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr tiefgründig und romantisch bist?« »Jetzt ja.« Wir lachten und ich sah aus dem Fenster. Wenig später kamen wir an und schlenderten gemeinsam zu Tomos Zimmer. Wir öffneten die Tür leise und grüßten einen älteren Mann, der schon seit Tomos Einlieferung mit auf dem Zimmer lag, er war nett und er schien einen Narren an Yasu und mir gefressen zu haben. Wie gewöhnt setzte Yasu sich auf den Stuhl und zog mich auf seinen Schoß. Irgendwas war heute aber so anders, ich konnte nur noch nicht sagen was. Ich nahm Tomos Hand, sie kam mir gar nicht so kalt vor wie sonst die ganzen Wochen, oder ich hatte mich einfach daran gewöhnt. Als ich dann aber einen leichten Druck an meiner Hand fühlte, fiel ich aus allen Wolken und das im positiven Sinne. »Tomo«, flüsterte ich und er regte sich wirklich, nur ein wenig, aber er bewegte sich. Freude flammte in mir auf und ich fühlte mich unendlich froh. Ich wandte mich zu Yasu um, auch er hatte es mitbekommen. »Yasu, er…er ist wach«, stammelte ich voller Freude und drückte dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen ehe ich mich wieder meinem besten Freund zuwandte, der seine Augen geöffnet hatte, sie sahen müde aber auch ziemlich amüsiert aus. »Hab ich was verpasst?«, fragte er und deutete ein Grinsen an, auch wenn er sich total entkräftet anhörte, so schwang auch Belustigung in seiner Stimme mit. »Einiges. Man Tomo! Was machst du eigentlich immer für Sachen?« »Keine Ahnung, ich glaub, ein Auto ist in mich gekracht.« »Ja, das war vor drei WOCHEN! Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!« »Vor DREI WOCHEN? Ach du Heilige!« »Beruhig dich. Die Welt ist noch nicht untergegangen.« »Hat aber einen neuen Stern hervorgebracht«, erinnerte mich Yasu und Tomo wandte sich ihm zu. »Es ist mir, als hätte ich deine Stimme schon mal gehört…aber mir will nicht einfallen wo… aber kann auch sein, dass meine Fantasie mit mir durchgeht, ich könnte schwören, ich hätte die Stimmen meiner Eltern gehört…« »Oh, dann kann es sein. Ich war nahezu jeden zweiten Tag mit dem Kleinen hier«, er zeigte auf mich und grinste, »an deinem Bett. Ich bin übrigens Yasu.« »Haaaal? Willst du mir vielleicht etwas sagen, wenn ja, wäre JETZT der richtige Moment.« »Ich wüsste nicht, was das sein sollte.« »Ach nein? Was ist denn aus Kiyoharu geworden.« Ich wurde rot. Ich hasste es vor Yasu über die Angelegenheit mit Kiyo zu reden, ich fühlte mich dann immer ziemlich beschissen. »Was soll mit ihm sein?« »Das habe ich dich gefragt. Wen hat er denn abgeknutscht als würde die Apokalypse vor der Tür stehen, mich oder dich?« »Haha, dein Humor hat ja nicht darunter gelitten. Wir haben einige Zeit nicht mehr mit einander geredet, was aber von ihm ausging und seit drei Wochen geht’s wieder. Aber irgendwas ist komisch an ihm. Aber das soll dich jetzt nicht kümmern, wie geht’s dir denn?« »Ich bin hundemüde, aber gleichzeitig habe ich auch das Gefühl viel zu viel geschlafen zu haben. Und mein Date mit Natsumi ist wohl ins Wasser gefallen«, er seufzte theatralisch, dann schloss er seine Augen. »Ach, und was läuft zwischen dir und Yasu?« »Was? Zwischen uns läuft nichts.« »Ehrlich?« »Ja.« »Ich frag dich in ein paar Monaten noch mal, okay?«, dann schlief er wieder ein und ich wandte mich an Yasu: »Lass uns gehen, ich bin noch mit Shinya verabredet.« Das Treffen mit Shinya endete in einer Sauforgie + Filmabend. Es war wirklich lustig gewesen und wir hatten uns geschworen, das noch mal zu machen, dann aber mit Kiyo und Yasu, vielleicht auch noch mit Ruiza, Hide-zou (die bekam man eh nur um Doppelpack) und vielleicht auch mit Satsuki. Satsuki war mir gegenüber offener geworden, man konnte echt Spaß mit ihm haben, aber er war immer noch sehr schweigsam, was ihn aber auch interessant machte. Ich hätte auch nichts dagegen, den Filmabend in einer größeren Runde zu wiederholen, aber der Kater am nächsten Morgen konnte mir echt gestohlen bleiben. Kapitel 3: *~Sins~* ------------------- Soo~ Hallo erstmal ^^ Ich war mal wieder fleißig und durchaus auch sehr schnell! Ich mag das Kapitel irgendwie recht gern xD aber lest selbst =D Rating: PG-16 Beta: Natürlich von der unverbesserlichen ♥ vielen Dank, dass du dir jedes mal die Gedult nimmst! POV: Hal (wer sonst? XD) _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 3~* Sins Es war November und draußen wurde es immer kälter, meine T-Shirts ließ ich schon aus Prinzip im Schrank hängen und griff lieber nach langärmligen Pullovern. Mir fiel auf, dass ich lange nichts mehr mit Kiyoharu unternommen hatte, aber seit dem Vorfall an meiner Haustür war er…abweisend gewesen, ich kam nicht mehr an ihn heran, so wie davor. Er zeigte in meiner Gegenwart eigentlich überhaupt keine Gefühle mehr und so war es gekommen, dass ich mich von ihm distanziert hatte. Mit den anderen war es einfach lustiger gewesen. Aber ich machte mir Sorgen um ihn und ich fragte mich, was ihn so sehr bedrückte. Ich hatte mir vorgenommen der Sache endlich mal auf den Grund zu gehen, ich ertrug es nicht mehr und er fehlte mir sehr. Ich dachte gerne an seine Küsse zurück, sie hatten mir gefallen, nein, ich hatte sie geliebt und in letzter Zeit fehlte mir das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Ja, ich vermisste ihn und ich vermisste auch seine Küsse, alles in mir schrie nach ihm. Ich hatte mit Tomo darüber geredet und er meinte, ich solle mal mit ihm sprechen, unter vier Augen, genau das hatte er auch gesagt, als ich ihm erzählt hatte, dass ich dachte, dass ich schwul wäre. Ich glaube er hatte es geahnt, er hatte geahnt, dass ich Kiyoharu verfallen würde. Von lieben konnte man nicht sprechen, aber ich wollte ihn. Ich fühlte mich schlecht deswegen, aber es brachte nichts, sich dagegen zu wehren, denn je mehr ich mich wehrte, desto schlimmer wurde es. Ich lag auf dem flauschigen, weißen, weichen Teppich und starrte an die Decke während ich so vor mich hingrübelte. Ich bekam gar nicht mit, dass sich jemand zu mir gesellt hatte, erst als dieser jemand anfing an meinen Haaren herumzuspielen registrierte ich seine Anwesenheit und drehte meinen Kopf zur Seite um nachzusehen, wer gekommen war. Ich erschrak als ich Kiyoharus Gesicht dicht vor mir sah. Er atmete etwas unregelmäßig. Seine Augen leuchten, das Leuchten machte mir Angst, denn ich konnte es nicht genau deuten. Ich sah ihn einen Moment an, mein Herz schlug schnell und in mir kribbelte es, mein Körper schrie nach ihm. Ohne es richtig zu merken schloss ich meine Augen und legte meine Lippen auf seine, seine waren immer noch so himmlisch weich. Kiyoharu schien etwas überrascht, aber er fing sich schnell und schob mir gierig seine Zunge in den Hals. Ich seufzte genießerisch und zog ihn auf mich, vergrub dann meine Hände in seinen Haaren, während seine hemmungslos unter meinen Pullover wanderten und dort jeden erreichbaren Millimeter meiner Haut erkundeten, seine warmen, geschickten Hände hinterließen ein elektrisierendes Kribbeln, was einen sofort nach mehr verlangen ließ. Unsere Zungen kämpften gierig miteinander, ich strich mit einem Finger seine Wirbelsäule entlang, dann fanden meine Hände das Bund seines Pullovers, stahlen sich schnell darunter und erforschten nun seine nackte Haut. Eine von Kiyoharus Händen machte sich auf den Weg nach unten, schnell schob sie sich IN meine Hose und ich stöhnte leise in den Kuss, augenblicklich gruben sich meine Fingernägel in seine weiche Haut und ich war mir sicher, dass sie dort rote Spuren hinterlassen würden. Ich löste den Kuss. »Kiyo«, keuchte ich und schnappte nach Luft, »Nicht hier«, mehr brachte ich nicht zustande, denn er küsste mich erneut, noch lustvoller, noch gieriger, noch leidenschaftlicher, ich hatte das Gefühl ich würde den Verstand verlieren, als seine Hand dann auch noch in meinen Schritt drückte musste ich erneut stöhnen. »Nicht hier«, wiederholte ich atemlos und er zog mich auf die Beine. Wild küssend und fummelnd stolperten wir in Richtung Herrentoiletten. Dort angekommen drückte er mich, kaum hatte er die Tür geschlossen, gegen die Wand. Hastig zog er mir mein Pullover aus und ich ließ seinen folgen. Ich betrachtete seinen schlanken, tätowierten Körper, küsste mich entlang seines Schmetterlings, hinüber bis zu seinem Stern. Ich liebte diesen Stern. Ich küsste diese Stelle, saugte an ihr und biss zärtlich hinein, während meine Hände nun über seinen Oberkörper wanderten. Morgen würde er mit Sicherheit einen fetten Knutschfleck an seinem Hals haben. Ich ließ kurz von ihm ab und sah ihm in die Augen und JETZT konnte ich dieses Leuchten benennen. Lust. Pure Lust leuchtete in seinen Augen und wenn meine Augen so aussahen, wie ich mich fühlte, dann sahen sie genau so aus. Sein Blick wanderte an mir hinunter, dann sah ich ihn dreckig grinsen, ich folgte seinem Blick und lief prompt rot an. In meiner Hose war eine deutliche Beule sichtbar. Kiyoharu knabberte über meinen Hals, hinunter zu meiner Brust, seine Lippen beschäftigten sich kurz mit einer meiner Brustwarzen, er biss sanft hinein und leckte dann darüber, ich stöhnte auf und krallte meine Hände in seine Haare. Den Vorgang wiederholte er an der anderen Seite, dann küsste er über meinen flachen Bauch, knabberte gierig an meinen Beckenknochen, dann – endlich – öffnete er meine Hose und zog sie samt Shorts mit einem kräftigen Ruck runter. Dann wanderten seine Lippen quälend langsam über meine Erregung, er ließ mich seine Zunge spüren und ich stöhnte lustvoll. »Na na na, nicht so eilig«, hauchte er, als ich ihn mit meiner Hand näher an mich heran zog. Und wie als wolle er mich bestrafen, küsste er sich meiner Männlichkeit entlang, ein nachhaltiges Stöhnen meinerseits und die Tatsache, dass sich mein Becken ihm entgegendrängte, ließen ihn Gnade walten und er nahm meine Erektion der Länge nah in dem Mund. Umspielte sie gierig mit seiner Zunge und saugte daran. »Aaah Kiyo«, stöhnte ich, vergrub meine Hände noch tiefer in seinen Haaren. Den Kopf hatte ich in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen. Als er erneut lustvoll an mir saugte, bog ich meinen Rücken durch, ich hörte mich selbst immer wieder immer lauter stöhnen. Ich wollte aber noch nicht, dass es endete, es fühlte sich gut an. Ich wollte mehr von seinen Zungenfertigkeiten spüren. Und als hätte er meine Gedanken gelesen, gab er mir mehr. Irgendwann konnte ich der Lust dann doch nicht standhalten und ich ergoss mir mit einem lauten Stöhnen in seinen Mund. Mein Atem ging stoßweise und ich genoss dass wunderbare Gefühl, dass durch meinen Körper rauschte. Ich kam kurz zu Luft, dann zog ich mich wieder an und küsste Kiyoharu, ließ meine Hand nun in seine Hose wandern, denn natürlich war auch er nicht unverschont geblieben. Er keuchte in den Kuss hinein und es fühlte sich gut an, ihn so in der Hand zu haben, damit meinte ich jetzt nicht sein Glied, was ich natürlich AUCH in der Hand hatte, sondern ihn, jetzt lag es an mir. »Hal bitte«, keuchte er und ich ließ mich langsam vor ihm auf die Knie sinken. Ich hätte nie gedacht, dass ich je vor einem Mann in die Knie gehen würde um DAS zu machen, aber na gut, im Leben kam nun mal nicht alles, wie man es plante, weil wenn dem so wäre, wäre ich jetzt nicht Model und ich hätte mich auch nicht von Kiyoharu überhaupt anfassen lassen. Ich öffnete seine Hose und zog sie mit den Shorts runter, nur war ich nicht ganz so stürmisch wie er bei mir. Ich knabberte an seiner Haut und hörte ihn sichtlich schwer atmen. Ich leckte ihm über seine Erregung und er stöhnte. Er hörte sich gut an. Ich wollte mehr von ihm hören, mehr von diesen lustvollen Geräuschen wahrnehmen. Ich küsste die Spitze seiner Erektion und saugte daran und diesmal stöhnte er lauter. Es machte mir Spaß, ihn zu quälen, ihn warten zu lassen, ich wusste, dass es unfair war, er hatte mich auch nicht warten lassen, zu mindest nicht so lange, aber das war nicht mein Problem. Ich sah zu ihm auf, er hatte die Augen geschlossen, den Mund geöffnet, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und unregelmäßig, seine Hände hatte er in meinen Haaren vergruben, ich nahm seine Erregung nun der Länge nach in den Mund und saugte daran, umspielte sie immer wieder mit meiner Zunge, den Blick immer noch auf ihn gerichtet. Er bog den Rücken durch, was mir freie Sicht auf seinen flachen Bauch schenkte, und stöhnte laut, es hatte schon fast etwas Verzweifeltes an sich und ich erbarmte mich. Ich saugte stärker an ihm, mit einem letzten lauten und erleichterten Stöhnen kam er. Ich verzog augenblicklich das Gesicht, also geschmacklich war es nicht zu empfehlen, schluckte aber alles brav runter und ließ dann von ihm ab. Ich zog mich hoch und küsste ihn sanft, er erwiderte den Kuss sofort und es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder von einander lösten. Sein Atem beruhigte sich langsam wieder und seine Augen leuchteten zufrieden. »Danke«, hauchte er und drückte seine Lippen zärtlich auf meine. »Ich habe zu danken.« »Hal, war das wirklich das erste Mal, dass du das gemacht hast?« »Ja.« »Du warst aber verdammt gut, die meisten trauen sich bei ersten Mal gar nicht, überhaupt irgendetwas zu machen.« Ich wurde rot. Ich hatte einfach ohne nachzudenken gehandelt, hatte mir keine Gedanken gemacht, etwas falsch zu machen, was mir bei Kiyoharu leichter gefallen war als bei meiner ersten Freundin, oh Gott war ich damals nervös gewesen. Aber eben war von Nervosität nichts zu spüren gewesen, nur Lust. Auf einmal wanderte mein Blick zu den Spiegeln über den schwarzen Keramikwaschbecken, wo ich uns sah, dann zu den Toilettenkabinen, die wohl Gott sei Dank leer waren. Was wäre wenn jemand da gewesen wäre, prompt wurde meine Gesichtsfarbe noch dunkler und ich sah wieder zu Kiyoharu, der breit grinste. »Keine Sorge, wir wären nicht die ersten gewesen.« Toll, das war SEHR beruhigend. Manchmal hatte der Brünette ein ausgeprägtes Taktgefühl! Okay, genug des Sarkasmus’, ich wandte mich ihm zu, er hatte sich wieder vollständig angezogen, ich schnappte mir meinen Pulli, der etwas abseits von Kiyoharu lag und er nickte in Richtung Tür, ich stimmte ihm zu und wir gingen. Kaum hatten wir die Tür geöffnet, kam uns eine Gestallt mir weißblonden Haaren und dunklen Klamotten entgegen. »Wurde auch mal Zeit«, murrte er und grinste uns dann dreckig an. Ich erkannte ihn sofort. Mako. Aber als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er noch schwarze Haare gehabt. »Dir hat keiner gesagt, dass du unbedingt auf die Toilette müssen musst.« »Haha, sehr witzig Kiyo!« »Und du hättest auch einfach einen Stock höher oder tiefer fahren können, es gibt hier genügend Toiletten.« »Ich wollte aber wissen, wer dich SO zum stöhnen bringen kann«, sein Blick wanderte zu mir und jetzt sah ich wohl aus wie ein Feuermelder. Ich fühlte mich ertappt und sah zu Boden. »Das war ein Lob Kleiner, und jetzt macht, dass ich aus dem Weg geht, ich muss mal. Aber Hal, wenn du willst, kannst du dich bei mir auch noch mal an die Arbeit machen.« »Das macht er aber nicht, komm«, Kiyo zerrte mich zurück in die Lobby, ich war unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Verdammte Scheiße, ich hatte doch nicht wirklich Kiyo…ach du-! Das konnte einfach nicht wahr sein. War es aber. Nicht das ich es bereute, aber es war so plötzlich gekommen, ohne Vorwarnung. Hätte er es mir gesagt, was passieren würde, wäre ich wohl gar nicht erst hier erschienen, aber dann hätte ich Kiyo nicht meinetwegen stöhnen hören und das war es Wert gewesen, da es sich ja wirklich verdammt gut angefühlt hatte. Aber die Tatsache wollte noch nicht so ganz in meinen Kopf rein. Ich ließ mich wieder auf den Teppich sinken und schloss die Augen, erstens konnte ich so besser nachdenken und zweitens musste ich dann Kiyoharu nicht ansehen. Er hatte mich zum Stöhnen gebracht, er hatte mich anfassen dürfen, überall wo er wollte und so schön es gewesen war, es war mir peinlich. Mir war es peinlich, dass ich mir eine Blöße vor ihm gegeben hatte, dass ich mich ihm hingegeben hatte. »Ich muss gehen«, sagte Kiyoharu, er klang wie immer. Ich sah ihn nicht an, nickte nur, dann verschwand er. Ich seufzte und fuhr mit meinen Händen durch meine Haare. Ich hatte erst in einer Stunde ein Shooting, in einer halben Stunde würde ich dann runter gehen, der Chauffeur würde dann bereits warten, ich kannte ihm mittlerweile gut genug. Ich hatte mich ausgiebig informiert, was das für ein Shooting sein würde, Rose, Ruiza und Hide-zou sollten auch dabei sein, klang sehr interessant. Ruiza würde nächste Woche nach Paris fliegen, das hatte er mir erzählt, er war momentan das erfolgreichste Model, abgesehen von Hakuei und Kiyoharu, die ihren Erfolg schon seit langer Zeit hielten. Hakuei war oft außer Haus, aber seit meinem Durchbruch hatte ich ihn häufiger gesehen und es kam auch vor, dass wir mal mit einander redeten, auch mit Rose wechselte ich ab und an ein paar Worte, wobei es bei ihm etwas schwierig war, denn er erzählte kaum von sich und ich hatte Angst, ihn persönliche Fragen zu stellen. Ja schüchtern war ich immer noch, daran hatte sich nichts geändert und auch wenn ich jetzt mehr Geld verdiente, so wohnte ich immer noch in meiner kleinen Wohnung und verzichtete auf unnötigen Luxus. Ich lebte mein Leben weiterhin normal weiter. »Ist alles in Ordnung?«, hörte ich eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Aber ich konnte sie nicht zuordnen. Also sah ich auf und entdeckte Rose. »Ja, warum nicht?« »Ich stehe seit zehn Minuten hier und du seufzt die ganze Zeit. Meiner Meinung nach ein Zeichen, dass einen etwas beschäftigt.« »Ich war mit meinen Gedanken nur wo anders.« »Sicher?« »Ja.« »Kommst du, die haben den Ort des Shootings gewechselt. Tetsu-san wartet bereits.« Tetsuya war der Chauffeur, wir nannten ihn immer Tetsu, er war nett und lustig und er ließ einiges durchgehen. Zum Beispiel wenn wir uns nicht anschnallten oder Satsuki hatte mir erzählt, sie hatte sich mal auf der Rückbank besoffen und er hat das nur mir ein paar Kommentaren und Witzen abgetan und Beweisfotos gemacht. Ich stand auf und folgte Rose hinunter, Ruiza und Hide-zou waren bereits da, ich hatte auch nichts anderes erwartet. Ich fragte mich, wie sie es schafften, dass sie immer zur gleichen Zeit frei oder dieselben Shootings hatten oder genau dann Freizeit hatten, wenn der andere ein Shooting hatte, so dass er dann mitkommen und zusehen konnte. Ich glaube, Kyo hatte da seine Finger im Spiel, anders war es nicht zu erklären. Die Fahrt verlief recht lustig und sie brachten mich auf andere Gedanken, weit weg von Kiyoharu. Das Shooting war anstrengend und amüsant zu gleich und es dauerte geschlagene vier Stunden und es war bereits dunkel, als wir fertig waren. Ich fühlte mich müde, aber mit Ausruhen war noch nichts. Tetsu hielt auf dem Wunsch von Ruiza an einer Tankstelle und er eilte mit Hide-zou raus, ich konnte gar nicht gucken, so schnell waren sie auch schon wieder zurück, voll gepackt mit Bierflaschen. Ich begutachtete die Flaschen und sofort fiel mir auf, dass ich die Aufschrift nicht lesen konnte, nicht weil ich Analphabet war, sondern weil das definitiv NICHT japanisch war. Skeptisch sah ich zu Ruiza, der seine Flasche bereits geöffnet hatte und gerade an seine Lippen setzte. »Deutsches Bier«, erklärte er und fügte dann hinzu: »Probier das mal, zwischen dem und unserem liegen Welten! Übrigens ist diese Tankstelle die einzige Möglichkeit in Tokyo an deutsches Bier heranzukommen.« Ich öffnete die Flasche und setzte sie an meine Lippen, dann trank ich einen Schluck. Es schmeckte gut, sehr gut, aber mir fiel sofort auf, dass da deutlich mehr Alkohol drin war als in dem Bier was ich sonst kannte. Tetsu fuhr uns durch die Stadt, ohne ein gewisses Ziel vor Augen zu haben und drei Flaschen später war die Stimmung bereits sehr gelöst. Rose redete ohne Punkt und Komma, so viel hatte ich ihn noch nie reden hören. Einige Zeit später drehte Tetsu dann die Musik auf und nachdem Ruiza seine sechste Flasche gekillt hatte, legte er einen schönen Striptee hin. Und natürlich hatte Tetsu seine Kamera dabei, was uns aber nicht wirklich störte, wahrscheinlich sah die Sache morgen anders aus. Als Ruiza und Hide-zou anfingen heftig rumzuknutschen wandte ich mich Rose zu. Er lachte. »Wenn Kyo das erfährt«, sagte er und lallte dabei ein wenig, aber nicht so schlimm wie die beiden Turteltauben neben mir, die bekamen ja überhaupt KEINEN vernünftigen Satz zustande. »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß«, entgegnete ich und kicherte. »Dasch macht eh nur Aaaaatsushiiiiii«, der Name des Designers ging in einem Lachen unter. Rose legte seine Arme um mich und ich rückte näher an ihm, strich mit einem Finger über seine Brust und er schnurrte leise, wobei er sich anhörte wie eine Katze. Meine Lippen fanden den Weg zu seinem Hals. Berührten ihn sanft. Ich hörte Tetsu lachen, dann schaltete er auf ein ruhiges, romantisches Lied und schoss ein schönes Erinnerungsfoto von Ruiza und Hide-zou und wahrscheinlich auch von mir und Rose, da ich mich immer noch an seinem Hals zu schaffen machte. Am nächsten Morgen brummte mein Kopf als würde ein Bulldozer darin herumfahren und es kostete mir einige Überwindungskräfte um mich aus dem Bett zu quälen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich spät dran war, das Shooting würde in einer halben Stunde anfangen, so schnell es ging eilte ich unter die Dusche, föhnte dann meine Haare, zog mich an und eilte nach unten. Gerade als ich zur Bahnstation rennen wollte, hörte ich ein Hupen, was mich aufsehen ließ. Ich entdeckte Yasu, der auf mich zu warten schien. Ich rannte zu ihm und stieg ein. »Du bist spät dran.« »Ich hab verschlafen, oh man mein Schädel explodiert gleich!« Yasu lachte. Es war nicht das erste mal, dass er sich überlegte, mich abzuholen, deshalb wunderte es mich auch nicht besonders. »Wer feiern kann, der kann auch arbeiten gehen!« »Ich trinke NIE wieder, wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss.« »Mit wem warst du denn aus?« Ich überlegte und schlussfolgerte dann: »Mit Rose, Ruiza und Hide-zou.« »Ja. Ruiza und Hide-zou können feiern! Die trinken einen echt unter den Tisch.« »Hm«, machte ich nur, da mir jegliche Erinnerungen abhanden gekommen waren. Irgendwie hatte ich oft einen Filmriss. Erst bei Yasu und jetzt! Ich sollte wirklich nicht mehr so viel trinken. Ich hatte wirklich keinen Plan mehr, was nach dem Shooting gelaufen war, ich wusste noch, dass Tetsu durch die Stadt gekurvt war und wir hatten angefangen zu trinken. »Oje, sag nicht, du kannst dich an NICHTS erinnern.« »Doch, daran, dass Tetsuya durch Tokyo gefahren ist während wir gesoffen haben wir vier schwarze Löcher.« Yasu lachte erneut, dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr. »Dann gibt es bestimmt wieder schöne Fotos, ich muss ihn mal darauf ansprechen.« Als wir ankamen, schickte Yasu mich sofort zu meinem Shooting, was ich mehr schlecht als recht überlebte, aber es gelang mir, die Kopfschmerzen zu ignorieren und mich perfekt vor der Kamera zu geben. Mittlerweile liebte ich das Gefühl fotografiert zu werden. Als würde ich dann erst richtig zum Leben erwachen. Hyde brauchte mich eigentlich nie großartig herum zu kommandieren, da ich wusste, wie ich zu stehen oder zu gucken hatte. Obwohl mir die Abläufe vertraut und bekannt waren, nahezu einstudiert, so waren sie doch jedes Mal spontan und immer anders. Vielleicht war es das, was ein gutes Model von einem durchschnittlichen Hampelmann vor der Kamera unterschied. Die Hearts of Misery Loves erschien immer noch jeden Monat und sie verkaufte sich gut. Inzwischen war sie zwar etwas teurer geworden, aber dafür nahezu so dick wie ein Buch, die letzte Ausgabe hatte siebenhundert Seiten umfasst. Es gab unheimlich viele Fotos, Interviews, Klatsch und Tratsch, Mode- und Stylingtipps und und und. Alles was das Herz begehrte, sowohl für Frauen als auch für Männer. Aber natürlich waren die meisten Leser weiblich. Seit es die Hearts of Misery Loves gab, waren Mako, Karyu und Daisuke viel berühmter geworden, da sie ein fester Teil des Kataloges waren und den düsteren, bösen Teil von Demonic Obssession verkörperten. Rose und Satsuki waren so etwas wie die Mauerblümchen, genau das Gegenteil der ‚Bösen’ wie die anderen drei gerne genannt wurden. *~♥~* Tomo war vor etwa einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen wurden und es ging ihm bestens. Er machte nicht den Anschein, als habe er einen schweren Autounfall überlebt, er sprühte nur so vor Lebensenergie, so als wäre nie etwas passiert. Nur ein paar Schrammen waren noch Beweis für den Zusammenprall. Gemeinsam liefen wir durch die Innenstadt. Es war kalt geworden und ich zog meine Winterjacke bis zu meinem Kinn zu. Tomo hingegen schien nicht zu frieren, aber das war schon immer so gewesen, er hatte IMMER Hitze. Manchmal beneidete ich ihn darum. Ich erzählte ihm gerade von der Sache, die zwischen mir und Kiyo auf der Herrentoilette vorgefallen war. »Du hast WAS? Hal, das ist jetzt nicht dein Ernst oder?« »Du wolltest es doch hören, also beschwer dich nicht.« »Ja ja, schon gut…Mein Gott das nächste Mal warnst du mich aber vor, dass es DARUM geht.« »Was hattest du denn gedacht?« »Alles, aber nicht das. Die Frauen hast du auch erst lange nach Beginn einer Beziehung ran gelassen und mit Kiyoharu bist du noch nicht mal ZUSAMMEN.« »Was hätte ich denn tun sollen? Ich war verdammt scharf auf ihn, ich geb’s ja zu.« »Wer weiß davon?« »Außer dir, Mako und Kiyoharu nur ich.« »Haha. Wäre auch komisch wenn du es nicht wissen würdest. Also hast du es Yasu nicht erzählt?« »Nein und ich habe auch nicht vor, das zu machen. Ich habe das Gefühl, dass wäre nicht so schlau und bei Shinya weiß ich nicht, wer es dann noch wissen würde.« »Vertraust du ihm nicht?« »Doch, aber ihm rutschen auch schon mal Sachen raus, die er besser für sich behalten sollte.« »Yasu mag dich, ich hoffe das weißt du.« »Natürlich weiß ich das! Ich mag ihn ja auch.« »So war das nicht gemeint.« Ich verstand nicht, was er meinte, also fragte ich: »Und wie läuft’s mit Natsumi?« »Ganz gut. Wir waren gestern aus, sie hatte sich richtig gefreut. Sie meinte, ich hätte ihr einen riesigen Schock eingejagt als sie von dem Unfall gehört hatte. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie mich besucht hatte. Ich mache ihr keinen Vorwurf, sie schiebt ja fast jeden Tag Überstunden, wenn sie nicht sogar in ihrem Büro übernachtet.« »Liebst du sie?« »Uhm, ich glaub schon.« »Dann würde ich mich an deiner Stelle ranhalten, ehe ein anderer kommt und sie dir vor der Nase wegschnappt.« Wir gingen weiter, als Tomo plötzlich beinahe über etwas gestolpert wäre. Er bückte sich und hob den Übeltäter auf. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er hob es hoch, natürlich erkannte ich sie sofort, die zweite Ausgabe der Hearts of Misery Loves, jemand musste sie in dem Chaos verloren haben. Sie war noch recht trocken, obwohl die Straßen nass waren, also konnte sie noch nicht lange da gelegen haben. Ich fragte mich, wer jetzt noch eine Ausgabe davon mit sich herumschleppte, schließlich war die schon einen Monate alt und die neue war längst erschienen. Neugierig blätterte Tomo sie durch und fand dann genau die Seiten, von denen ich ihm nicht erzählt hatte. Ich hatte es glattweg vergessen. Ich hatte es ihm ja erzählen wollen, aber durch den Stress der letzten Wochen hatte ich es einfach vergessen. Er pfiff laut durch die Zähne und zeigte mir dann die altbekannten Fotos. Und wieder einmal merkte ich, wie gut sie geworden waren, sie wirkten so lebendig, als habe man den Moment mit all seiner Sinnlichkeit festgehalten und als würden wir gleich zum Leben erwachen und weiter machen. Ich wurde rot und dachte nicht weiter darüber nach. »Warum hast du mir nichts DAVON erzählt?« »Hab’s vergessen«, räumte ich ein. »Ja, das sehe ich. Wie konntest du DAS DA vergessen??« »Weiß nicht.« »Die sind der Hammer! Ich glaub ich werd schwul.« »Das hat Hyde auch gesagt.« »Kann ich verstehen. Ihr passt PERFEKT zusammen! Sexy! Was red ich, absolut heiß!« »Könntest du bitte damit aufhören?« »Womit?« »Wenn du wüsstest was beim Shooting los gewesen war.« Tomo blätterte weiter, dann fand er ein Bild, wo sich Yasus Hand an meinem Schritt befand. »Sag nicht das ist das, wonach es aussieht.« »Er hat mich wirklich angefasst«, ich dachte unwillkürlich daran zurück, ich hatte es genossen. Er war zärtlich gewesen, ob es am Shooting lag oder daran, dass es einfach seine Art war? »Ehrlich, das sieht sehr echt aus.« »Es war echt! Nicht dieses ‚tun wir mal so, als würden wir uns anfassen’, er hat mich hemmungslos berührt.« »Eure Körperhaltung spricht Bände. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal über zwei Männer sagen muss, dass sie richtig scharf zusammen aussehen.« »Der eine Mann ist dein bester Freund.« »Danke, das hätte ich fast vergessen.« Ich lachte und er ließ die Ausgabe in seine Tasche gleiten, dann gingen wir weiter. Es war schön mal wieder Zeit mit Tomo zu verbringen, er gab mir das Gefühl immer noch Ich zu sein. Von vielen hörte man ja, dass sie sich total veränderten und dass der Erfolg sie zu etwas Besserem machte, aber ich glaube, ich konnte das ganz gut wegstecken. Aber man merkte Veränderungen an sich selbst entweder gar nicht oder wenn es bereites zu spät war. »Tomo?« »Hm?« »Hab ich mich eigentlich verändert?« »Außer dass du plötzlich eine Schwäche für Männer hast und nicht mehr bei jeder Kleinigkeit rot wirst? Nein, eigentlich nicht.« »Dann bin ich beruhigt. Ich hab dich lieb.« »Ich dich doch auch Kleiner«, er wuschelte mir lachend durch die Haare und umarmte mich dann. *~♥~* Die Wochen strichen dahin ohne dass ich es richtig bemerkte. Es war bereits spät abends und ich war hundemüde. Ich eilte zu meinem Büro um meine Tasche zu holen, da war mein Schlüssel drin und ohne den wäre ich echt aufgeschmissen, zudem brauchte ich ja auch meine Fahrkarte für die Bahn, Schwarzfahren wollte ich nicht, ich war ein Mal erwischt worden und dass hatte mich einiges gekostet, seitdem führte ich immer einen Fahrschein mit mir. Ich gähnte, schnappte meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Aufzug. Ich hörte eilige Schritte hinter mir und drehte mich neugierig um. Hakuei rannte den Flur entlang und kam dann kurz vor mir zum Stehen. »Endlich hab ich dich gefunden«, presste er zwischen zwei Atemstößen hervor und er holte tief Luft. Die Aufzugtür öffnete sich nach einem ‚Bing’ und er zeigte mit der Hand in den Aufzug, ich trat hinein und er folgte mir. »Warum hast du mich gesucht?« »Ich wollte dich zu meiner Geburtstagsparty nächste Woche einladen.« »Mich?« »Wenn es hier nicht noch jemanden gibt, der Hal heißt, dann ja«, er lächelte und drückte mir dann einen Umschlag in die Hand. »Absagen zählt nicht. Anwesenheitspflicht«, jetzt lachte er und ich war mir nicht ganz sicher, ob er es ernst meinte oder nicht. Neugierig öffnete ich den Umschlag und betrachtete die Karte darin. »Herzlichen Glückwunsch! Du hast die Ehre, auf meiner Geburtstagsparty eingeladen zu sein. Die Party findet am Samstag den XX.12.XXXX an einem bis dato unbekannten Ort statt, ich erwarte Dich um 18:30 Uhr am Tokyo Tower, von dort aus geht’s dann weiter. Also bis dann! Und nicht zu dick anziehen, du könntest es sonst noch bereuen! ☺ dein Hakuei«, hieß es auf der Karte und ich starrte ihn ungläubig an. Nicht zu dick anziehen, was sollte das denn jetzt heißen? »Alles was du wissen musst, steht darin und nimm dir den Rat zu Herzen«, grinste Hakuei, als auch der Fahrstuhl auch schon zum Stehen kam und sich die Türen öffneten, er grinste und hob die Hand, dann war er auch schon wieder verschwunden. Das konnte ja was werden. Ich sollte Yasu mal fragen, ob er auch eingeladen war. Langsam machte ich mich auf den Weg zur U-Bahnstation, wo ich auf Mako traf. Er grinste mich an, auch wenn er grinste, so sahen seine Augen doch sehr müde aus. »Lange nicht gesehen«, grüßte ich ihn und ich umarmte ihn kurz freundschaftlich. »Na ja, wenn du es lang nennst. Wie geht’s dir?« »Außer das ich auf der Stelle einschlafen könnte geht’s mir gut und selbst?« »Genau dasselbe. Ich hatte heute einige Shootings und ein Interview und die ganzen Leute machen mich müde.« Ich lachte kurz und wir stiegen in die Bahn, sie war recht leer und wir setzten uns neben einander. »Wohnst du weit von ihr?« »Es geht und du?« »Eine halbe Stunde ungefähr mit der Bahn.« »Du kommst aber nicht immer mit der Bahn oder?« »Manchmal holt Yasu mich ab. Und du?« »Die meiste Zeit verbring ich bei Karyu, daher kommen wir auch oft zusammen.« »Seid ihr zusammen?« Mako lachte, dann verneinte er und erklärte: »Dafür ist es uns beiden nicht ernst genug.« »Wie läuft’s eigentlich mit dir und Kiyoharu?« »Nichts läuft da.« »Warum das denn? Erst treibt ihr’s auf der Toilette und jetzt läuft da NICHTS? Sorry Süßer, aber das glaub ich dir nicht.« »Musst du aber und wir haben’s ja auch nicht richtig miteinander getrieben.« »Ja ja, ist ja gut, ich mein ja nur. Willst du nichts von ihm?« »Ich liebe ihn nicht.« »Dann hast du ihn nur begehrt?« »Ja«, ich wurde rot und sah auf meine Knie und als Mako antwortete hörte ich das Grinsen in seiner Stimme: »So sieht’s mit Karyu und mir aus.« Wir redeten noch eine Zeit über belanglose Sachen, dann musste er aussteigen, ich begleitete ihn noch zur Tür, da wir gerade so schön in einem Gespräch vertieft waren. »So Süßer, wir sehen uns morgen«, sagte Mako und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, dann stieg er aus. Warum mussten mich eigentlich alle küssen? Ich drehte mich um, eine ältere Frau und ein junger Mann starrten mich angewidert an, ich ignorierte sie und setzte mich wieder auf meinen Platz. Ich nahm wahr, dass mir gegenüber ein Pärchen saß, auch sie sahen mich angewidert an, was hatte ich ihnen denn getan? »Gibt’s was zu glotzen?«, fragte ich sie schließlich unfreundlich. »Das ist ekelhaft«, entgegnete der Mann und klang dabei, als würde er über eine Kakerlake reden. »Was?«, ich verstand ehrlich nicht, was für Probleme die auf einmal mit mir hatten. »Sie und dieser andere Mann«, half er meinem Gedächtnis auf die Sprünge und hörte sich an, als wolle er sich übergeben. Ich verdrehte genervt die Augen, wie konnte man nur so intolerant sein? Ich hatte ja noch nicht mal was mit Mako, nur weil er mir einen kurzen Küss auf die Lippen gedrückt hatte? Was war denn daran so schlimm? Ich schloss meine Augen, ich war so erschöpft, dass es mir total egal war, dass die Bahn über die Schienen fuhr und immer wieder ruckelte. Ich wehrte mich gegen die Müdigkeit. Aber irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein, mein Handy klingelte schrill und ich hob ab ohne vorher auf das Display zu gucken. »Ja?« »Hab ich dich geweckt?« »Ach Yasu, du bist es. Schon okay, sonst hätte ich meine Station verpennt.« »Du bist noch nicht zu Hause?« »Nein, ich hab mal wieder Überstunden gemacht«, ich lachte kurz, »Abgesehen davon, dass wir keine festen Arbeitszeiten außer unsere Termine haben.« »Hyde hat dich aufgehalten oder?« »Ja, ich hab das Gefühl, das macht er gerne. Aber ich war nicht der einzige, der unter ihm zu leiden hatte.« »Wer denn noch?« »Kazi.« »Hattet ihr ein Shooting zusammen?« »Ja, aber keine Sorge, er hat sich nicht mal getraut mich auch nur annähernd so anzufassen wie du es getan hast.« Ich hörte Yasu lachen: »Mir hat’s aber Spaß gemacht.« »Mir auch.« »Hast du morgen frei?« »Nein, ich muss morgen um fünf Uhr bei Hyde sein. Aber wenn du mich einlädst, dann hab ich natürlich Zeit.« »Einladen, damit ich mein Auto wieder bei irgendeinem Club stehen lassen muss weil ich zu betrunken bin um zu fahren, nein danke«, ich wusste, worauf er anspielte. »Dann wäre ich aber am nächsten Morgen nicht bei dir aufgewacht, mit nem fetten Knutschfleck am Hals.« Yasu lachte erneut, ich liebte sein Lachen, es klang so hell und fröhlich. »Stimmt, wann soll ich dich abholen?« »In zehn Minuten, kannst du mich an der XXX-Station abholen?« »Klar, dann bis gleich!« Ich lächelte und legte auf, ich freute mich, Yasu wieder zusehen. Mein Blick huschte zu dem Pärchen, das mir noch immer gegenüber saß. In ihren Blicken lag so viel Abscheu und Ekel dass ich es fast gar nicht ertrug sie anzusehen, ich meine an diesem Telefonat war doch gar nichts so schlimm gewesen oder? Im Kopf ging ich das Gespräch noch mal durch, ließ aber mal Yasus Teil weg: »Keine festen Arbeitszeiten außer unsere Termine…Ich hab das Gefühl, dass macht er gerne…nicht der einzige, der unter ihm zu leiden hatte…Kazi… nicht annähernd so angefasst wie du es getan hast…am nächsten Morgen bei dir aufgewacht… Knutschfleck am Hals…abholen…« Okay klang ein wenig doppeldeutig aber was konnte ich den dafür, ich machte nur meine Arbeit. »Was haben Sie diesmal für ein Problem mit mir?«, fragte ich die beiden genervt. »Sie sind ein Stricher!« Mir fielen fast die Augen aus, okay, so konnte man unser Gespräch auch deuten, als ich den Schock überwunden hatte, lachte ich: »Das ist nicht Ihr ernst oder? Ich bin Model.« Jetzt war es an den beiden dumm aus der Wäsche zu gucken, sie hatten wohl nicht damit gerechnet. »Oh, tut mir Leid«, wagte der Mann irgendwann zu sagen. »Schon okay, Sie haben ja nur einen Teil des Gespräches mitbekommen.« »Und der andere Mann vorhin…?« »Ist auch Model.« »Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte die Frau, das erste Mal, dass sie sich zu Wort meldete. »Hearts of Misery Loves, schon mal davon gehört?« »Ja, einige Freundinnen von mir lesen die.« »Werfen sie einen Blick hinein«, empfahl ich ihr und stand auf, da meine Station durchgesagt wurde, auch das Paar stand auf. »Alles Gute weiterhin«, sagte sie dann lächelnd. »Ihnen auch.« Als ich ausstieg kam Yasu gerade auf mich zugelaufen. Stürmisch umarmte er mich und ich lachte, hielt ihn fest, hob ihn ein Stück hoch und drehte mich mit ihm einmal um die eigene Achse ehe ich ihn wieder losließ. Ich erzählte ihm von dem Pärchen in der Bahn und er bekam einen Lachanfall als ich erwähnte, was sie über unser Gespräch gedacht haben. »Du hast noch nicht mal mit einem Mann geschlafen«, er lachte, »und dann sollst du ein Stricher sein«, er lachte wieder, »der beste Witz den ich je gehört habe.« Es dauere eine Weile, bis er sich wieder eingekriegt hatte, währenddessen hatte ich meinen Blick auf den Boden gerichtet, er wusste ja nichts von der Sache mit Kiyoharu. »Was ist los? Du verschweigst mir doch schon länger etwas.« »Was?« »Denkst du ich merk es nicht. Also raus mit der Sprache.« Ich wollte es ihm nicht sagen, also schüttelte ich nur den Kopf und wir gingen zu Yasus Auto, schweigend fuhren wir zu ihm. Er hatte einen Filmabend mit Filmen wie die „Ocean’s“-Reihe vorbereitet, ich kannte davon nur „Ocean’s 11“ und es war lustig sich die Filme mit ihm zusehen. Natürlich durfte der Alkohol auch nicht fehlen, aber ich betrank mich nicht. »Yasu, bist du auch auf Hakueis Geburtstagsparty eingeladen?« »Ja, aber eigentlich spricht man darüber nicht, es ist immer eine Überraschung, wer eingeladen ist. Also niemandem sagen!« »Okay…er hat gesagt, dass ich mich nicht zu warm anziehen soll…was meint er damit?« »Genau das, was er gesagt hat. Also hör auf ihn, ich mach’s auch.« »Und dann stand da noch, ein bis dato unbekannter Ort…?« »Heißt bei ihm immer ein Hotel, mal sehen, welches er dieses Jahr nimmt und was er sich diesmal hat einfallen lassen. Seine Geburtstagspartys sind immer sehr unterhaltsam…und sie können pervers werden, kommt immer auf die Gäste an.« Jetzt war ich neugierig und so etwas wie Vorfreude erwachte in mir. Ich verbrachte die Nacht mal wieder bei Yasu, er schmiss mich aber sehr früh aus dem Bett, warum auch immer. Wir fuhren in die Stadt und klapperten ein paar Läden ab, dann brachte er mich zur Company. Dem ersten, den ich dort begegnete war Kiyoharu, zum Glück hatte ich es eilig. Ja, ich ging ihm aus dem Weg, aber nur weil ich mich schämte, für das was wir getan haben. Ich verschwand möglichst unauffällig hinter der nächsten Ecke und wartete, dass er vorbeiging. Plötzlich hörte ich sein Lachen und ich fuhr herum. Und da stand er, direkt vor mir! »Sag nicht, du versteckst dich vor MIR?!«, er klang entrüstet, lachte dabei aber. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich wandte mich von ihm ab. Warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen? Ich mochte ihn ja nach wie vor noch, aber ich traute mich ihm einfach nicht mehr unter die Augen, sein Anblick erinnerte mich an das, was passiert war. »Okay, du versteckst dich wirklich vor mir. Was ist los?« »Nichts, ich hab jetzt ein wichtiges Shooting«, murmelte ich und ging an ihm vorbei, er hielt mich am Arm fest, zog mich zu sich heran, er schien tief Luft zu holen. »Du riechst nach Yasu«, stellte er dann fest. »Kein Wunder, ich war die ganze Nacht bei ihm.« »Ach, sag nicht, er ist der Grund, warum ES dir peinlich ist.« »Yasu hat damit gar nichts zu tun! Und jetzt lass mich los, bitte.« Mein ‚bitte’ schien zu wirken, denn er ließ mich los und ich eilte davon. In meinem Kopf rasten die Gedanken und ich versuchte angestrengt ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bekommen, was leichter gesagt als getan war. Zum Glück schaffte Hyde es, mich mit dem Shooting abzulenken und als ich fertig war, hatte ich meine Begegnung mit Kiyoharu auch schon wieder vergessen oder verdrängt, wie auch immer. Zu Hause stellte ich überrascht fest, dass ich fünf Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hatte. Neugierig hörte ich sie ab, eine war von Shinya, er fragte mich, ob er gegen Abend vorbei kommen könne, sofort rief ich ihn zurück und versichte ihm, dass er kommen konnte, er wusste mittlerweile, wo ich wohnte. Die anderen vier Nachrichten waren von Tomo und ich musste mir einen Lachanfall nach dem anderen verkneifen, er hatte vier mal das Band voll geredet, bis die Aufnahmezeit zu ende gelaufen war und immer hatte er dasselbe gesagt, na gut, fast dasselbe. Das war typisch Tomo, als wolle er sicher gehen, dass ich es auch wirklich abhörte. Die erste Nachricht war vom vergangen Nachmittag, dann eine vom Abend, eine von heute Morgen und eine von heute Nachmittag. Er hatte erzählt, wie sein Date mit Natsumi gelaufen war und dass sie jetzt so etwas wie ein richtiges Paar waren. Ich freute mich für ihn und vergaß dabei sogar meine eigene angeknackste Laune, eine Nebenwirkung von dem Gespräch mit Kiyo, es hatte mir doch mehr zu schaffen gemacht. Ich wollte mich unbedingt bei ihm entschuldigen. Manchmal wusste ich selbst nicht, was ich wollte. Aber bei einer Sache war ich mir hundertprozentig sicher! Ich wollte Kiyoharu nicht verlieren, egal was vorgefallen war, er war immer nach Kiyoharu und er war immer noch mein Freund. Als erstes wählte ich Tomos Nummer, ich freute mich für ihn und das sagte ich ihm auch, wir unterhielten uns noch eine Zeit lang, wo ich ihn noch mal aufforderte, mir in Ruhe von seinem Date zu erzählen, es war schön mal wieder was von einer Liebe mit Zukunft zu hören, kam das doch in meinem Leben recht selten vor. Die einzigen, die für mich auch eine Zukunft hatten, waren wohl Ruiza und Hide-zou, jeder Blinde mit Krückstock sah, dass die beiden wie für einander geschaffen waren und dass sie sich aufrichtig liebten. Nachdem wir wieder aufgelegt hatten, suchte ich Kiyoharus Nummer heraus und rief ihn an. Er war überrascht, meine Stimme zu hören, aber er freute sich auch. »Was gibt’s?«, fragte er schließlich. »Na ja, ich wollte mich entschuldigen…mein Verhalten vorhin…tut mir Leid, das war voll daneben.« »Mach dir darüber mal nicht so viele Gedanken Kleiner, es hätte mich ernsthaft gewundert, wenn du dich danach anders verhalten hättest. Ich kenne dich. Vor allem nach Makos Kommentar war mir klar, dass es dir peinlich ist. Ich find das so~ süß!« Ich lachte leise, irgendwie hatte ich mit keiner anderen Reaktion gerechnet und natürlich machte er sich einen Spaß daraus. »Es ist mir nicht richtig peinlich…na gut, ich find es nur schlimm, dass ich es genossen hatte…ich hatte vorher noch nie etwas mit einem Mann.« »Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal. Wenn du willst können wir es gerne wiederholen«, ich konnte sein breites Grinsen vor mir sehen und ich schüttelte den Kopf, erinnerte mich dann aber daran, dass er mich gar nicht sehen konnte und antwortete dann noch mal: »N-nein, lieber nicht…« »Hätte mich auch gewundert…schade eigentlich, du warst echt gut…«, der Rest von Kiyos Satz ging in einem lauten Klingeln unter. Schnell verabschiedete ich mich und eilte zu Tür und riss sie auf. Vor mir stand ein total fertig aussehender Shinya und ich zog ihn prompt in meine Arme. Seine Finger gruben sich in den Stoff meines Pullovers und ich strich ihm sanft über den Rücken. Sein Körper erbebte immer wieder durch stumme Schluchzer und ich fragte mich, was passiert war. Nach einiger Zeit hatte er sich wieder beruhigt und ich führte ihn ins Wohnzimmer. Er setzte sich auf die Couch und ich eilte in die Küche um Tee zu kochen. Als der fertig war, ging ich zu ihm zurück und setzte mich neben ihn. »Was ist passiert?«, fragte ich ihn besorgt. »Ich hab den größten Fehler meines Lebens begannen!« »So schlimm kann’s doch nicht sein.« »Oh doch!«, Tränen liefen über seine Wangen, er machte sich gar nicht erste die Mühe, sie zu verstecken. Mit zittriger Stimme fuhr er nach einer Weile fort: »Ich hab mit Toshiya geschlafen und…und ich ha-hab mich in ihn…verliebt.« Ich hatte mir vielem gerechnet, aber nicht damit! Ich war überrascht, nicht geschockt oder so, nur überrascht. Ich ignorierte erst mal meine Überraschung und legte einen Arm um ihn, Trost suchend hielt er sich an mir fest und schluchzte gegen meine Schulter. Ich hatte ihn noch nie so fertig gesehen. Ich wusste zwar, dass er auch mal seine Stimmungsschwankungen hatte, aber das war was ganz anderes, er war RICHTIG fertig. »Und er, will er nichts von dir?«, wagte ich es irgendwann zu fragen. »Weiß nicht, ich hab ihn vorher rausgeschmissen und mich in meiner Wohnung versteckt, hab versucht mich zu beruhigen, dann habe ich dich angerufen.« »Tut mir Leid, dass ich mich erst so spät gemeldet habe. Ich war bei Yasu«, erklärte ich ihm, bevor ich mich dann wieder dem eigentlich Thema zuwandte: »Besonders schlau war deine Reaktion aber nicht, ich hoffe, das weißt du.« »Ich weiß, du kennst Toshiya ja nicht! Du weißt nicht, wie er ist!« »Dann erklär es mir.« »Er ist die Schlampe der Company, es gibt keinen mit dem er’s noch nicht hatte, jetzt mal von den lieben Heteros abgesehen. Er KANN nicht lieben.« »Woher willst du das wissen? Vielleicht mag er wirklich recht offen damit umgehen und hat gerne Spaß mit den anderen, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht lieben kann! Du darfst nur nicht aufgeben bevor du überhaupt ANGEFANGEN hast zu hoffen! Jeder Mensch hat auch seine guten Seiten, sie zeigen sie nur nicht oft, das heißt aber noch nicht, dass sie kein Herz haben.« »Denkst du, es gibt Hoffnung?« »Es gibt IMMER Hoffnung, solange man selbst daran glaubt und manchmal hat selbst die auswegloseste Situation ein Happy End, Voraussetzung ist nur, dass du mit ihm REDEST.« »Das sagt der Richtige«, ich konnte ein Lachen in seiner Stimme erkennen, ein Zeichen, dass es ihm besser ging. »Da gibt es nichts zu reden, es war eine einmalige Sache«, rutschte es mir raus und ich wünschte mir auf der Stelle, es nicht gesagt zu haben. »Was war eine einmalige Sache?« »N-nichts.« »Hal, lüg mich doch nicht an.« »Mein Gott! Ich hab’s mir Kiyoharu getrieben!«, rief ich genervt. »Ach du heilige-! Das ist nicht dein Ernst oder?!« »Wie gesagt es war eine einmalige Sache.« »Wie lange ist das schon her?« »Ein paar Wochen.« »Ein paar WOCHEN? Und ich erfahre das erst jetzt?« »Du solltest es gar nicht erfahren. Und wehe Yasu erfährt das von dir, ich schwöre dir, dann bist du einen Kopf kürzer.« »Ist ja gut, ich sag schon nichts. Ich find es enttäuschend, dass du es mir nicht gesagt hast«, entweder versuchte er jetzt von seinen eigenen Problemen abzulenken oder es ärgerte ihn wirklich. Ich ließ ihn die Nacht bei mir verbringen, ich merkte, dass er nicht allein sein wollte und ich konnte es ihm nicht verübeln, außerdem hatte ich wenigstens lustige Gesellschaft, er hatte seinen Kummer schnell überwunden und wir hatten ein paar Games gezockt, es ging unentschieden aus, er war ein guter Spieler und ich hatte wochenlang nicht mehr zum Controller gegriffen. Ich hatte weit in den nächsten Tag hinein geschlafen und als ich irgendwann aufgestanden war, war Shinya bereits verschwunden, er hatte eine Nachricht an den Kühlschrank geklebt. »Guten Morgen Kleiner, ich muss noch mal in die Company. Danke fürs Zuhören und für den tollen Abend. Ich wollte dich nicht wecken, ich hab mich an deinem Kühlschrank bedient, ich hatte Hunger =D wir sehen uns! Shinya« Ich lächelte und machte mir dann selbst etwas zu essen, ich hatte heute frei, mal sehen wie ich den Tag nutzen würde. Ich sollte Tomo anrufen, dann konnten wir was zusammen unternehmen! *~♥~* Ich stand nun schon seit zwei STUNDEN vor meinem Kleiderschrank und hatte keinen blassen Schimmer was ich anziehen sollte. Nur gut, dass ich mir dafür extra zeit genommen hatte, sonst würde ich zu spät kommen. Ich hatte schon am Vormittag geduscht, dann hatte ich was gegessen, ein bisschen Ferngesehen und seit zwei Stunden probierte ich meinen halben Kleiderschrank durch. Heute fand Hakueis Party statt und ich war mich sicher, dass es unangebracht war, nur in Pulli und Jeans dort zu erscheinen. Mein Schlafzimmer glich einem Schlachtfeld, störte mich aber weniger, schließlich hieß es immer, das Genie beherrsche das Chaos. Schließlich angelte ich ein dünnes T-Shirt, dessen Stoff so weich war wie Seide, es war dunkelgrausilbern mit Leopardenmuster, ich liebte dieses T-Shirt, es hatte kurze Ärmel, einen recht weiten Ausschnitt und saß hauteng und knapp über der Hüfte. Ich entschied mich für eine schwarze Jeans mit etlichen Ketten, die locker auf meiner Hüfte saß und man ein wenig Haut zwischen Hose und T-Shirt sehen konnte. Ich schnappte mir noch einen breiten Gürtel, dessen Schnalle die Form von zwei überkreuzenden Pistolen hatte und legte ein paar Ketten und Armreife um. Ich Flur suchte ich noch ein paar passende schwarze Schuhe, ich war zufrieden mit mir, aber irgendwas fehlte noch, ich überlegte einen Moment, dann lief ich ins Bad, irgendwo musste noch eine Tasche mit Schminkutensilien einer Ex-Freundin stehen, die hatte sie mal bei mir vergessen und danach hatte ich Schluss gemacht, sie war nie gekommen um sie zu holen, also hatte ich sie noch irgendwo. Nach ein paar Minuten suchen hatte ich die Tasche gefunden, wühlte darin herum und fand schließlich was ich gesucht hatte. Ich wusste inzwischen wie man mit Eyeliner umging und wie man Wimperntusche auftrug, die Stylistinnen hatten es oft genug bei mir gemacht. Ich umrandete meine Augen schwarz, wodurch sie größer wirkten und noch mehr leuchteten, die Wimperntusche verlieh meinem Blick noch das gewisse etwas und ich war bereit für die Party. Bevor ich meine Wohnung verließ, nahm ich mir noch eine Jacke, draußen war es kalt und ich wollte nicht als Eisblock beim Tokyo Tower erscheinen. Die Bahn war wie immer recht voll, trotz einigen Verzögerungen war ich zu früh da. Ich war nicht der einzige, ich entdeckte Kiyoharu, der sich mit Satsuki unterhielt, Rose kam auch gerade und Yasu war auch bereits da, ich erkannte ihn, obwohl er mit dem Rücken zu mir stand. Er rauchte, das sah ich. Ich trat zu ihm heran und schlang meine Arme um ihn. Er war warm, ganz anders als die Luft um ihn herum. »Du siehst klasse aus!«, sagte er begeistert als er sich umdrehte und mich von oben bis unten begutachtete, ich konnte das Kompliment nur zurückgeben, Yasu sah IMMER klasse aus. »Oh oh, ich glaub Hakuei war stockbesoffen als er die Einladungen geschrieben hat«, meinte er plötzlich, sein Blick war auf irgendetwas hinter mir fixiert und ich fuhr herum. Mich traf fast der Schlag. Da stand doch tatsächlich Aoi. Ich hatte mit vielen gerechnet, aber nicht mit ihm, ich dachte eigentlich, er sei recht unbeliebt. »Hakuei ändert gerne mal seine Einstellungen zu seinen Mitmenschen. Aber ich weiß nicht, ob das diesmal so gut war«, murmelte Yasu. Ich ließ meinen Blick nun über die anderen anwesenden schweifen und ich war heilfroh, mich für diese Sachen entschieden zu haben. Alle waren aufgestylt und manche, zum Beispiel Satsuki, Shinya, Mako und Hide-zou hatten genauso wie ich ihre Augen geschminkt. Ich war froh, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört hatte. Auch Kiyoharu hatte zu schwarzem Lidschatten gegriffen, wie ich merkte als er plötzlich neben mir stand. Ich umarmte ihn kurz und er lächelte. »Schön dich zu sehen«, sagte er und hörte sich an, als würde er es todernst meinen, ich konnte dem nur zustimmen. Für mein kindisches Verhalten vor ein paar Wochen hatte ich mich ja schon entschuldigt. Er griff nach meiner Hand und zog mich mit zu Rose und Satsuki. Yasu folgte uns kopfschüttelnd. »Hal! Lange nicht gesehen«, grüße Rose mich, da hatte er recht, wir hatten uns seit dem einen Shooting nicht mehr gesehen und an das was nach dem Shooting gewesen war, daran konnte ich mich ja nicht mehr erinnern. »Ich habe übrigens mit Tetsu gesprochen und mir die Fotos zeigen lassen«, sagte er. »Fotos?« »Ja, nach dem Shooting, wir haben uns in seinem Auto besoffen, Ruiza war der absolute Knaller!« »Tut mir Leid, Rose die Erinnerungen sind…nicht mehr da.« »Ui~ schade eigentlich. Also kurze Zusammenfassung?« »Gerne.« »Ruiza hat nach seiner sechsten Flasche oder so gestrippt, danach haben er und Hide-zou pausenlos geknutscht und du hast dich an meinem Hals zu schaffen gemacht, den Knutschfleck hat man tagelang gesehen, die Stylistinnen hatte echte Probleme den überzuschminken.« »Oh, das tut mir Leid.« »Muss es dir aber nicht, war lustig.« Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis irgendwann eine schwarze, auf Hochglanz polierte Limousine vorfuhr und der Chauffeur forderte uns auf, einzusteigen. Falls euch aufgefallen ist, dass keiner von uns ein Geschenk dabei hatte, die haben wir ihm bereits am 16. beschenkt und zwar alle, sogar Kyo und Atsushi hatten Geschenke für ihn. Wir stiegen ein und ich bekam einen guten Überblick, wer alles da war. Daisuke, Karyu, Mako, Aoi, Satsuki, Toshiya, Shinya, der übrigens sehr weiblich aussah, die Haare elegant hochgesteckt, Kiyoharu, Rose und Yasu, also hatte er fast alle Models eingeladen, außer Kazi, wie ich später erfuhr, war er krank und musste absagen und die nicht schwulen Models. Also war er der festen Überzeugung, dass ich schwul war, dabei hatte ich so etwas nie gesagt. Als alle Platz genommen hatten ging die Fahrt los, es herrschte eine ausgelassene Stimmung von der ich mich binnen Sekunden anstecken ließ und nicht wenige griffen bereits jetzt schon zu ihren ersten Drinks. Yasu nahm sich eine Wodkaflasche und trank einen Schluck, dann reichte er sie mir, ich tat es ihm gleich, nahm einen Schluck und reichte sie dann weiter, als sie die Runde einmal hinter sich hatte, war die Flasche bereits leer. Wenig später kamen wir auch schon an einem Hotel an. Da nicht alle in den Aufzug passten, mussten wir in zwei Gruppen nach oben fahren. Hakuei erwartete uns in einer geräumigen Suite, sie hatte ein riesiges Wohnzimmer, es war ungefähr so groß, wie Yasus und mein Wohnzimmer ZUSAMMEN und das musste etwas heißen, denn Yasus war schon sehr groß und meins war auch nicht so klein. Vier lange Couchen standen im Viereck um einen Tisch herum. Mein Blick schweifte weiter, an dem einen Ende führte eine Tür in eine große Küche mit Minibar, eine andere führte wohl ins Bad und wieder eine andere in ein Schlafzimmer, auch die Tür war geschlossen. Wir ließen und auf den Couchen nieder. Rechts von mir saß Yasu, links von mir Kiyoharu, Daisuke und Aoi. »So, da jetzt alle da sind! Ich hoffe, ihr habt gute Laune mitgebracht, wenn nicht, ich kann nachhelfen. Getränke findet ihr in der Küche, Kühlschrank und Minibar sind voll mit Alkohol, ich hoffe, es ist für jeden etwas dabei«, begann Hakuei begeistert und ließ seinen Blick über uns schweifen. Dann klatschte er in die Hände und verschwand in irgendeiner Ecke, die ich von hier nicht sehen konnte, auf einmal ertönte Musik und mir wurde klar, dass er die Anlage angemachte hatte. Einige Models standen auf und fragten, wer was trinken möchte, dann machten sie sich auf den Weg in die Küche. Als sie zurückkamen überreichten sie jedem, was er sich bestellt hatte. Yasu blieb seinem Wodka treu, ich griff lieber zu Whisky. Alle redeten durcheinander und ich unterhielt mich mit allen möglichen Leuten, schnell waren die ersten Flaschen geleert und es wurde Nachschub geholt. Wir alberten herum und die Stimmung wurde immer ausgelassener und fröhlicher, schließlich trommelte Hakuei uns wieder zusammen und forderte uns auf, sich an genau den Platz zu setzten, wo wir auch vorher gesessen hatten. Ich konnte damit leben. »Halt die mal«, sagte Yasu an mich gewandt und drückte mir seine Wodkaflasche in die Hand, da sein Schuh aufgegangen war, nachdem er ihn wieder gebunden hatte, schenkte er nun seine Aufmerksamkeit dem Gastgeber, ich tat es ihm gleich. »Ich dachte mir, eine Runde Karten ist bestimmt nicht verkehrt«, erklärte Hakuei und hielt dann besagte Karten hoch. Die Rückseite war mit einem lustigen Clownsgesicht in verschiedenen Farben bedruckt. Ich fragte mich, was das für ein Spiel sein sollte. »Ich erkläre es euch jetzt kurz. Also derjenige, der an der Reihe ist, was ich als erstes wäre, sagt den Namen einer hier anwesenden Person, ich nehme mal Satsuki, dann wird eine Karte gezogen und vorgelesen. Hier steht: 1. Frage: Welche Person unter den anwesenden kannst du am wenigsten leiden? Die Fragen werden ehrlich beantwortet, wird einer beim Lügen erwischt, lass ich mir ne schöne Strafe einfallen, 2. Aufgabe: Zieh dich bis auf die Unterwäsche aus. Also wer die Frage nicht beantworten möchte, der muss die Aufgabe machen, ihr habt also freie Wahl. Ach und bevor ich es vergessen, kommt eine Aufgabe mit küssen und entscheidet ihr euch dafür, dann aber mit Zunge, das ist doch selbstverständlich. Noch fragen? Ihr könnt auch noch laufend des Spiels fragen stellen. Okay, nicht? Dann lasst uns anfangen.« Hakuei mischte die Karten neu. »Daisuke. Uh~ Welche Person hier begehrst du am meisten? Oder sing den Titanic-Song ‚My Heart will go on’.« Alle Augen richteten sich nun auf Daisuke, der schien fieberhaft zu überlegen, was er tun soll. »Karyu«, er sprach zu seinen Knien als er antwortete. »Lauter, ich kann dich nicht verstehen«, grinste Hakuei fies. »Karyu«, wiederholte der Angesprochene so laut, dass alle ihn problemlos verstehen konnten. Karyu zwinkerte und warf ihm einen Luftkuss zu. Dann sagte Daisuke: »Hide-zou.« Der Angesprochene wandte sich ihm zu und wartete bis er eine Karte gezogen hatte: »Mit wem bist du zur Zeit zusammen? Oder küss den ersten Hotelangestellten, den du triffst.« »Ich bin mit niemandem zusammen.« »Dann musst du wohl die Aufgabe erledigen«, mischte sich Hakuei ein und Hide-zou seufzte, griff nach dem Telefon und ließ den Zimmerservice kommen. Das Glück war auf seiner Seite, der Angestellte war ein junger, hübscher Mann. Hide-zou rief ihn zu sich und küsste ihn einfach. Von manchen ertönte ein »Uuuuh« oder »ooh«, der Mann war viel zu überrascht als dass er sich gegen ihn hätte wehren können und so kam es, dass Hide-zou ihm seine Zunge in den Hals schob. Irgendwann schien er dann zu verstehen, was hier vor sich ging und stieß das Model von sich. Hide-zou sah ihn beleidigt an und schickte ihn dann mit einem Lächeln wieder weg. Bei diesem Anblick musste ich lachen und da war ich auch nicht der einzige. Ich prostete Hide-zou zu und trank einen Schluck aus meiner Flasche, das Spiel ging weiter und es folgen einige peinliche oder lustige Aktionen, Daisuke legte einen Tabeldance hin, wobei er sich auszog. Yasu musste im Büro des Chefs anrufen und so tun, als würde er gerade einen Orgasmus haben. Je betrunkener alle wurden, desto versauter wurde das Spiel. Kiyoharu ließ es sich nicht nehmen Ruiza auszuziehen und ihm mehrere Knutschflecke zu verpassen. Merkwürdigerweise wählten die meisten die Aufgaben anstatt die Fragen zu beantworten, lag es daran, dass sie die Wahrheit nicht sagen wollten oder lag es eher daran, dass sie Spaß an der ganzen Sache hatten? Also ich hatte Spaß, es war wirklich lustig. Hide-zou und Ruiza spielten irgendwann nicht mehr mit, oder besser, keine wählte sie aus, da sie zu sehr mit sich beschäftigt waren und sich wild küssten und wir waren uns sicher, dass sie auch nichts dagegen hätten, wenn sie hier vögeln durften, aber Hakuei hatte es ihnen verboten. »Kiyoharu«, lallte Karyu, »Mit wem hattest du zu letzt Sex? Oder renn nackt durch das Hotelrestaurant.« »Mit Hal.« Alle Blicke richteten sich auf mich, ich war Gott sei Dank viel zu betrunken, als das es mir hätte peinlich sein können. »Alscho escht«, lallte Daisuke, lehnte sich zurück, neigte sich dann zu mir und klopfte mir auf die Schulter. »Das ist aber schon Wochen her…«, sagte ich und kicherte. »Danach hatte ich halt keinen Sex mehr. Rooooooose«, lallte Kiyo und sah den Blonden an, dann zog er eine Karte, wobei er fast von der Couch gefallen wäre und wir lachten alle. »Wie lang ist dein bestes Stück?« »Oder?« »Och man, ich will es wissen!«, meckerte Kiyo, las dann aber noch die Aufgabe vor: »Führ einen Striptee auf.« Rose entschied sich für die Aufgabe und damit auch alle etwas davon hatten, stellte er sich auf den Tisch in der Mitte. Hakuei schaltete auf passende, erotische Musik, er hatte echt alles vorbereitet. Roses Körper bewegte sich im Rhythmus des Liedes, als erstes zog er sich sein ärmelloses Shirt aus, dann ließ er sich auf die Knie sinken, die Zehenspitzen fest auf dem Tisch, und bog sich langsam nach hinten, bis sein Kopf das Holz des Tisches berührte. Langsam strich er mit einer Hand von oben nach unten über seinen nackten Oberkörper bis zu seinem Hosenbund, er hatte die Augen geschlossen. Mit gekonnten Handgriffen hatte er die Knöpfe seiner Hose geöffnet, dann richte der sich wie in Zeitlupe wieder auf, räkelte sich erotisch vor den anderen herum, ließ seine Hose kaum merklich immer tiefer wandern, bis er sie sich dann ganz auszog. Er tanzte noch eine Weile weiter, wobei er sexy die Hüften kreisen ließ, den Kopf nach hinten in den Nackten gelegt und mir den Händen über seinen Körper stich und immer wieder andeutete seine Shorts ebenfalls fallen zu lassen, was er aber nicht tat. Einige Model klatschten begeistert, andere pfiffen durch ihre Zähne. Ich sah plötzlich Tränen in Roses Augen, hektisch griff er seine Sachen und sprang vom Tisch, zog sich hastig wieder an und setzte sich wieder hin. »Schade«, murmelten manche, ich gehörte nicht dazu, denn ich sah, wie der Blonde mit seiner Selbstbeherrschung kämpfte und ich fragte mich, was los war, aber mein Hirn wollte dank dem Alkohol nicht mehr so wie ich wollte und ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber. »Hal«, sagte Rose und seine Stimme klang wie immer, na ja, er klang ziemlich betrunken. Ich sah ihn an und wartete. »Was war das schlimmste Erlebnis deines Lebens? Oder küss die dritte Person links von dir mindestens eine Minute lang.« Ich neigte mich nach vorne um zu sehen, wer die dritte Person war. Mein Herz drohte stehen zu bleiben. Nein, DEN würde ich bestimmt NICHT küssen. Andernfalls wollte ich auch nicht die Wahrheit sagen. Ich konnte nicht. Ich wollte mich nicht daran erinnern, sonst wäre der Abend für mich wohl gelaufen, an meine Vergangenheit dachte ich nie und jetzt wo ich total betrunken war, würde ich es auch nicht machen. »Was ist, wenn man beides nicht will?«, fragte ich und sah Hakuei hoffnungsvoll an. »Musst du dir eins aussuchen.« »Hast du einen Leichenwagen vorbestellet?« »Ein Kuss hat noch niemanden getötet!« »Da weiß man nie…«, murmelte ich und Kiyoharu stieß mir unsanft in den Rücken, so dass ich aufsprang, er grinste mich nur an. Mein Blick wanderte wieder zu IHM, also musste ich jetzt wohl oder übel AOI küssen?! Ich seufzte innerlich, er sah mich an, als wäre ich eine eklige Kakerlake. Langsam ging ich auf ihn zu, die anderen rutschten zur Seite, so konnte ich problemlos breitbeinig auf seinem Schoß Platz nehmen. Ich rutschte noch kurz hin und her, dann saß ich bequem auf seinen Beinen, ich muss sagen, er war schön warm und zudem roch er gut. Ich sah ihm in die Augen. »Glaub mir, ich würde das nicht machen, wenn ich nicht müsste«, versicherte ich ihm, dann schloss ich meine Augen, vielleicht wurde es dann ja erträglicher und legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Sie waren viel weicher, als ich gedacht hatte. Ich übte einen leichten Druck auf seine Lippen aus, plötzlich hob er eine Hand und ich dachte schon, er würde mich von sich stoßen, aber das tat er nicht, stattdessen legte er sie an mein Gesicht und zog es näher zu sich heran, ehe er den Kuss erwiderte, indem er mit seiner Zunge über meine Lippen strich und sanft um Einlass bat, den ich ihm sogar gewährte. Ich begrüßte seine Zunge mit meiner, erst stupsten sie sich sanft an, dann umspielten sie sich, neugierig erforschte Aoi meine Mundhöhle, als er damit fertig war, drängte ich seine Zunge zurück in seinen Mund und erkundete nun seine Mundhöhle. Aoi schlang seine Arme um meinen Nacken und fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare bis sie sich irgendwann darin festkrallten. Meine Hände legte ich um Aois Taille, ich zog mich näher an ihn und ließ dann den Kuss intensiver werden. Ich hörte ihn in den Kuss seufzen, es fühlte sich gut an, sehr gut. Ganz anders als ich erwartet hatte, ich hatte nicht gedacht, dass er ein schlechter Küsser wäre und das war er auch nicht, aber ich hätte damit gerechnet, dass er sich mir nicht so hingibt, dass es unangenehm werden würde und dass er mich wohl von sich stoßen würde, aber meine Erwartungen waren nicht eingetroffen. Es war ein sanfter, intensiver und leidenschaftlicher Kuss, den ich in vollen Zügen genoss, ich dachte in diesem Moment nicht daran, dass ich ihn nicht leiden konnte. Wir küssten uns lange, wie lange wusste ich nicht, ein mal lösten wir uns kurz von einander um Luft zu holen, dann küssten wir uns erneut, aber irgendwann erinnerten mich meine Lungen schmerzlich daran, dass Menschen Sauerstoff zum überleben brauchten und ich löste mich widerstrebend von ihm, ich hatte das Gefühl, dass es ihm auch nicht gefiel, sich jetzt von mir zu lösen. Schwer atmend sah ich ihn an, in seinen Augen lag nicht mehr der Hass, etwas Freundliches blitzte kurz auf, war dann aber sofort wieder verschwunden und er sah mich neutral an. Auf der Stelle wünschte ich mir seinen Hass zurück, lieber wurde ich von ihm gehasst, als dass er GAR NICHTS empfand. Hass zeigte immer noch, dass man etwas für eine Person übrig hatte, dass man sie wahrnahm, aber Neutralität war NICHTS, da gab es keine Gefühle und Empfindungen und das fand ich bei weitem schlimmer als Hass. »Wir dachten schon, ihr erstickt uns irgendwann. Das nächste Mal rufe ich ein Leichenwagen, Küssen kann also doch töten«, hörte ich Hakuei sagen und ich wurde augenblicklich in die Realität zurück katapultiert. Sofort erhob ich mich und setzte mich auf meinen Platz zurück. »Die Rede war von einer Minute und nicht von einer STUNDE«, kam es vorwurfsvoll von Kiyoharu. »So lange war’s nun auch wieder nicht.« »Das stimmt, es waren zwei Minuten, mindestens. Küsst er so gut?« »Besser als ich gedacht hatte«, räumte ich ein und ließ meinen Blick über die Anwesenden schweifen – Ruiza und Hide-zou immer noch ausgeschlossen, ich glaubte auch nicht, dass die heute noch mal die Finger von einander lassen würden – und wählte dann Hakuei, da dieser bis jetzt am wenigsten unter dem Spiel zu leiden hatte. Ich zog eine Karte und hörte mich selbst vorlesen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass er sich für die Aufgabe entschieden hatte. Aber ich achtete nicht sonderlich auf ihn. Mein Blick war auf Rose gerichtet, der ziemlich fertig aussah, er erwiderte meinen Blick und ich nickte in Richtung Tür, er stimmte mir zu. »Ich gehe kurz mit Rose raus, ihm scheint es nicht gut zu gehen«, sagte ich und stand auf. Ich ging auf den Blonden zu und zog ihn hoch, dann verließen wie zusammen die Suite, hinter uns ertönte das laute Lachen der Models. Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie hatten wir es nach unten geschafft und wir ließen uns auf einer Bank im Hotelgarten nieder. Zum Glück hatten wir unsere Jacken mitgenommen, es war arschkalt! »Was ist los? Seit deinem Auftritt wirkst du so…niedergeschlagen.« »Ich hatte gehofft, dass ich das nie wieder machen müsste.« »Was?«, ich sah ihn besorgt an. Roses Blick war auf einen Punkt in der dunklen Nacht gerichtet. Na ja, zu mindest dunkel für Tokyo. »Strippen. Bevor ich Model geworden bin, das ist zwei Jahre her, habe ich drei Jahre lang in einem Schwulenclub gestrippt, am Anfang war alles auch noch ganz harmlos und ich hatte Spaß daran und außerdem musste ich ja irgendwie über die Runden kommen. Aber ein Jahr nach dem ich dort angefangen hatte, wurden die Typen immer aufdringlicher und es ging übers Glotzen hinaus, als erstes wollten sie mich anfassen, wofür sie mir sogar Geld gaben, ich ließ mich aber nicht gerne berühren, nicht von fremden besoffenen Typen. Aber gut, so konnte ich mein Gehalt ein wenig aufbessern, ich ließ mich ja auch nicht von jedem einfach so betatschen nur weil er mir Geld bot. Aber es wurde immer schlimmer und irgendwann kam es so weit, dass ein Mann mehr wollte, mehr als gucken und anfassen. Ich wollte nicht, für kein Geld der Welt, sonst hätte ich ja auch Stricher werden können. Ich meldete das meinem Chef, der sagte nur, ich solle ihn abweisen oder ihm geben was er wolle. Er kam immer wieder und irgendwann brachte er einen Freund mit, sie fingen mich nach meiner Schicht ab. Sie fielen einfach über mich her, ich habe mich gewehrt, aber sie haben einfach nicht von mir abgelassen, bis dann plötzlich ein junger Mann erschien, der hat die beiden angebrüllt und niedergeschlagen. Dann hat er mich gepackt und zur Hauptstraße gezerrt, glaub mir, ich hatte Angst vor ihm, ich wusste nicht, was er im Schilde führte. Irgendwann hatte er mich wieder losgelassen, er entschuldigte sich für seine Unfreundlichkeit, er hatte nur nicht gewollt, dass die beiden uns folgten, dann stellte er sich vor: Atsushi Sakurai. Er drückte mir seine Visitenkarte in die Hand und meinte, wenn ich einen Job suchen würde, solle ich möglichst schnell vorbeikommen. Und das tat ich auch, seit dem bin ich Model. Ich bin Atsushi-san sehr dankbar dafür, er hat sich die erste Zeit um mich gekümmert und mir sehr geholfen, nicht nur um von den Drogen wegzukommen, die ich mit der Zeit genommen hatte, er hatte mir einen Neustart ermöglicht, noch heute kommt er vorbei, fragt mich, wie es mir geht und so, für mich ist er mehr ein Freund als ein Chef«, beendete Rose seine Geschichte und ich versuchte alle Informationen zu verkraften, kein Wunder dass es ihn so mitgenommen hatte, als die anderen gepfiffen und geklatscht hatten, es hatte ihn an die ganzen notgeilen Typen erinnert. Der Arme tat mir Leid, ich zog ihn zu mir und schloss ihn in meine Arme, jetzt verstand ich auch, warum er ungern über seine Vergangenheit erzählte. »Warum ausgerechnet ich?«, ich konnte nicht verstehen, warum er mir alles erzählte. »Du hast so etwas an dir, ich habe dir von Anfang an vertraut, also enttäusch mich nicht«, er lachte leise und ich schüttelte den Kopf. Geheimnisse waren bei mir gut aufgehoben. Ich mochte Rose sehr. Wir saßen noch einige Minuten schweigend da und hingen unseren Gedanken nach, dann wurde es uns jedoch zu kalt und wir machten uns auf den Rückweg. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits drei Uhr war, wie schnell die Zeit vergangen war! Als wir zurückkamen löste Hakuei gerade die Runde mit einem Glas Sake auf, ich schnappte mir auch ein und trank es wie die anderen mit einem Zug leer. »Damit ich das am Morgen nicht vergessen, schön dass ihr gekommen seid! So, einer muss sich wohl oder übel ein Zimmer mit mir teilen, Rose wenn du nichts dagegen hast?«, er sah den Blonden an, Rose nickte und Hakuei schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln. »Also, auf dem Gang befinden sich sechs Doppelzimmer, hier liegen die Schlüssel und bitte schlagt euch nicht die Köpfe ein.« Hakuei legte besagte Schlüssel auf den Tisch. Ich wandte mich Yasu zu: »Nehmen wir eins?« »Klar doch!«, er schnappte sich einen Schlüssel. Ich drehte mich zu Kiyoharu, der redete gerade mit Satsuki, dessen Blick nach schienen die beiden heftig mit einander zu flirten. Na gut, sollten sie. Die beiden waren irgendwie süß und Satsuki machte einen total verliebten Eindruck. Dann sah ich zu Shinya der sehr verloren wirkte, bis dann Toshiya auf ihn zukam und mit einem Schlüssel vor seiner Nase herumwedelte, Shinya wurde rot und nickte. Ich zeigte ihm einen Thumbs-up und formte mit meinen Lippen die Worte »Viel Glück«. Hide-zou und Ruiza waren längst verschwunden. Mako und Karyu taten sich ebenfalls zusammen und Aoi teilte sich ein Zimmer mit Daisuke. Hakuei und Rose teilten sich die Suite in der die Party statt gefunden hatte. »Ich wünsche euch eine gute Nacht! Um elf gibt’s Frühstück unten, danach müssen wir die Zimmer räumen«, mit diesen Worten schickte Hakuei und auf unsere Zimmer. Vor mir und Yasu gingen Kiyoharu und Satsuki, insofern man diesen Zustand noch GEHEN nennen konnte. Kiyoharu drückte den anderen gegen die Zimmertür und küsste ihn stürmisch während er versuchte den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und ich war mir sicher, dass da heute noch mehr laufen würde. Yasu und ich erreichten unser Zimmer, müde ließ ich mich auf das Bett fallen und sah an die Decke. Ich schloss meine Augen und ließ den ganzen Abend noch mal Revue passieren, es war schön gewesen und hatte unheimlich Spaß gemacht. »War es das gewesen, was du mir nicht hattest sagen wollen?«, riss mich Yasu aus meinen Gedanken und ich sah ihn an. Er lag mittlerweile neben mir. »Was meinst du?« »Dass du Sex mit Kiyoharu gehabt hattest.« »Ach das«, ich seufzte und erzählte ihm dann die ganze Gesichte. Jetzt war es eh zu spät, er wusste, dass es passiert war, also konnte ich ihm auch den Rest erzählen. »Warum wolltest du es mir nicht erzählen?« »Weil ich ein schlechtes Gewissen hatte und es mir peinlich war.« Ich gähnte herzhaft, mit einem Mal war ich hundemüde. Ich setzte mich auf, zog mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich dann unter die Decke, keine fünf Minuten später war ich eingeschlafen. Ich träumte wirres Zeug, ein paar Augenblicke der Party spielten sich noch mal vor meinem inneren Auge ab und immer wieder sah ich Yasu vor mir, wie er lächelte, er war so unendlich schön. Mein Herz schlug schnell und ich wünschte, ich könnte ihn berühren. Ein Mal richtig berühren. Ich hörte sein helles, warmes Lachen, erinnerte mich an das eine Shooting und hoffte inständig, dass es weiter ging, dann hörte ich mich von der Sache mit Kiyo erzählen, sah seinen traurigen Gesichtausdruck und so viel Kummer lag in seiner Stimme und ich seinem Blick, dass es mir das Herz brach, heiße Tränen rannen über meine Gesicht und ich fühlte mich schlecht. Mein Körper wurde geschüttelt und ich öffnete die Augen. »Hal, wach auf!«, das war Yasus besorgte Stimme. Ich sah ihn total übermüdet an und verstand gar nichts mehr, dann war das eben nicht echt gewesen? Nur ein Traum? Es hatte sich so echt angefühlt. »Was ist?«, murrte ich verschlafen. »Du hast du herumgewälzt und…du weinst ja!« »Ich tue WAS?«, völlig perplex tastete ich mein Gesicht ab und stellte fest, dass Yasu Recht hatte, heiße Tränen brannten auf meiner Haut und ich wischte sie fort, erst jetzt merkte ich wie unregelmäßig mein Atem ging. »Ist alles in Ordnung?« »Ich glaub schon, hab nur schlecht geträumt.« »Hatte es mit deiner Vergangenheit zu tun?« »Nein, mit dir«, ich gähnte und begriff dann was ich gerade GESAGT hatte. Nein, das konnte nicht sein, ich befand mich noch in dem Traum! Es durfte nicht wahr sein! »Mit…mit mir?«, ich konnte Yasus Stimme nicht recht deuten. Sie klang besorgt, verwundert, ängstlich, traurig und überrascht. Es war dunkel im Zimmer und sein Gesicht war durch die Schatten verborgen, auch wenn er sich über mich gebeugt hatte. Ich sah ihm in die Augen, die konnte ich halbwegs erkennen. Ich war zu müde um jetzt großartig mit ihm zu diskutieren und es war doch nur ein Traum gewesen, nichts weiter, ohne Bedeutung, nur ein Traum. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, was mir in seiner Gegenwart schwer fiel. Mein Herz hatte sich gegen mich verschworen und raste wie verrückt, ich nahm ein Kribbeln im Bauch wahr, konnte es aber nicht recht deuten, vielleicht hatte ich zu viel getrunken und zu wenig gegessen, ja, das musste es sein. »Yasu, es ist mitten in der Nacht, ich bin müde«, murmelte ich und drehte mich auf die andere Seite, weg von ihm. Ich hörte ihn seufzen, dann legte er sich auch wieder hin, aber ich war mich sicher, dass ihm nicht nach Schlafen zu mute war, mir auch nicht, dafür rasten meine Gedanken viel zu schnell durch meinen Kopf und hinterließen dort das reinste Chaos, irgendwann musste die Müdigkeit dann doch über mich gesiegt haben, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, schien die Sonne fröhlich in das Zimmer. Ich wollte aber nicht aufstehen, dafür genoss ich viel zu sehr die Wärme unter mir. Ich kuschelte mich instinktiv mehr an die Wärmequelle und fiel fast aus allen Wolken als diese sich plötzlich unter mir regte. Ich sah auf und mein Herz drohte stehen zu bleiben. UNTER mir lag Yasu, eine Hand von mir lag auf seiner NACKTEN Brust, seine Haut war so schön weich. Ich seufzte und schmiegte mich enger an ihn. Ich bemerkte seine Hände, die sich um meinen Körper geschlungen hatten. Er schien langsam aufzuwachen. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen und küsste ihn sanft am Hals, er kicherte leise, so leise, dass ich es kaum hörte und doch machte mein Herz einen Rückwertssalto und begann mein Blut zweimal so schnell wie normal durch meine Adern zu pumpen. Ich wollte ihn noch mal kichern hören, also knabberte ich vorsichtig an seiner weichen Haut, Yasus Hand wanderte von meinem Rücken in meine Haare und hielt sich dann dort fest. In meinem Bauch fing es an noch heftiger zu kribbeln, als es ohnehin schon tat. »Hal«, kicherte der Schwarzhaarige schließlich und ich ließ von ihm ab. »Morgen«, antwortete ich nur. »An so einen Weckdienst könnte ich mich gewöhnen«, Yasu lächelte mich müde aber glücklich an. Und – ich hatte schon darauf gewartet – schon schoss mir die Röte ins Gesicht. Der Schwarzhaarige lachte leise, wobei sich sein Körper leicht hob und senkte, was das Kribbeln in mir verstärkte. »Hab ich dir schon mal gesagt, dass du total süß aussiehst, wenn du rot wirst?« »Ja, jetzt«, ich kam nicht drum herum und lächelte ihn an. Wir blieben noch eine Zeit lang liegen, bis ich es wagte einen Blick auf die Uhr zu werfen und fast einen Schock bekam. Es war zehn vor elf, in zehn Minuten gab es Frühstück. Ich setzte mich auf, streckte mich kurz, was Yasu einen ausgiebigen Blick auf meinen Körper schenkte und ich spürte seinen Blick auf mir. »Was ist?«, fragte ich ihn neugierig und sah ihm in die Augen. Sie hatten die Farbe von flüssiger Schokolade und genauso unwiderstehlich waren sie auch. Sein Blick fesselte mich. »Du bist wunderschön«, hauchte er schließlich, kletterte zu mir und ließ seine Lippen sanft über meinen Körper wandern. Es kribbelte überall in meinem Körper und ich hatte das Gefühl, ich würde unter Strom stehen, aber auf eine schöne Art und Weise. Viel zu schnell für meinen Geschmack löste er sich von mir und murmelte eine Entschuldigung, stand auf und verschwand im Bad. Ich sah ihm eine Weile hinterher. Es war so sexy wie er sich bewegte und seine schlanken, makellosen Beine raubte mir den Atem, mein Blick war von unten nach oben über seinen Körper gewandert, verweilte einen Augenblick bei seinem Hintern, der echt lecker aussah, weiter zu seinem muskulösen Rücken. Die Erkenntnis wie gut Yasu aussah und wie heiß er war traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht, ich hatte vorher viel zu wenig auf seine Schönheit geachtet. Für mich war er immer Yasu gewesen, ein guter Freund, den man lieb haben musste, aber jetzt auf einmal war er für mich der vollkommenste Mensch auf Erden und mein Herz machte einen Satz. Ich hing kurz meinen Gedanken nach, dann entschloss ich mich, mich erst mal wieder anzuziehen, da ich mir keine anderen Sachen mitgenommen hatte, zog ich die Klamotten von gestern noch mal an. Ich wunderte mich, dass mein Kopf nicht ganz so dröhnte wie ich es erwartet hatte, aber vielleicht lag es daran, dass ich mir darüber auch nicht sonderlich viele Gedanken machte. Als Yasu aus dem Bad zurückkam, warf ich ihm noch einen kurzen Blick zu und verschwand dann selbst in besagtem Zimmer. Das Bad war größer als ich gedacht hatte. Und die Dusche wirkte sehr verlockend, aber uns blieb nicht viel Zeit bis zum Frühstück, also wusch ich mir mein Gesicht, entfernte noch den restlichen Eyeliner, da ich in der Nacht keine Lust gehabt hatte, mich abzuschminken, dann bürstete ich das Durcheinander, was sich Haare nennt und war auch schon fertig. Als ich zurückkam, wartete Yasu bereits auf mich und zusammen machten wir uns auf den Weg zum Aufzug. Wir begegneten Mako und Karyu, die beide total fertig aussahen und dicke Ringe unter den Augen hatten, Mako machte den Eindruck als wolle er auf der Stelle einschlafen und ich war mir sicher, dass er in der Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen war, Karyus müdes Grinsen sprach Bände. »Morgen«, grüßte ich die beiden und lächelte. »Morgen«, erwiderte Karyu freundlich und Mako murrte nur etwas Unverständliches vor sich hin was eher wie ein »Gute Nacht« klang. Ich verkniff mir zu fragen, ob er gut geschlafen habe, ich wollte ihn nicht unnötig ärgern, auch wenn es bestimmt lustig gewesen wäre. Wir stiegen in den Fahrstuhl und fuhren schweigend hinunter ins Restaurant, wo die anderen bereits saßen, wir waren also die letzten. »Allen einen wunderschönen guten Morgen, ich hoffe ihr seid ausgeschlafen«, Hakueis Blick fiel auf Mako und Karyu, dann auf Kiyoharu und Satsuki, die nur minimal besser aussahen als die anderen beiden, dann auf Hide-zou und Ruiza, die beide eingeschlafen waren und auf Shinya und Toshiya, die aber doch noch recht fit wirkten. »Okay, also drück ich es mal anders aus, ich hoffe ihr habt die Nacht gut überstanden und ausreichend genutzt«, jetzt grinste er dreckig und eröffnete mit ein paar weiteren, eher unspektakulären Worten das Frühstück. Übrigens hatten Yasu und ich uns neben Shinya gesetzt, genau gegenüber von den zwei schlafenden Turteltäubchen, bei denen sich keiner die Mühe machte, sie zu wecken. »Und wie lief’s?«, fragte ich Shinya flüsternd, so konnte ich mich noch recht gut an seine Gefühle für Toshiya erinnern und jetzt hatten sie eine ganze Nacht zusammen auf einem Zimmer verbringen müssen. »Ich weiß nicht, was du meinst«, bekam ich eine Antwort, aber nicht von Shinya, sondern von Toshiya, der mich breit angrinste und ich verstand nur Bahnhof. Ich wollte wissen, ob Shin es ihm gesagt hatte! »Shinya? Jetzt sag schon«, flüsterte ich dem Rothaarigen zu. »Was willst du wissen? Davor oder danach?« »Ich will wissen ob du ES ihm GESAGT hast!« »Also davor. Ja habe ich«, er lächelte und nickte stolz. »Und DANACH?« »Das wüsstest du wohl gerne, hm?« »Shin, ich fühl mich verarscht und kannst du dir auch vielleicht VORSTELLEN an wem das liegt?« »Sehr gut sogar. Glaub mir Kleiner, so genau willst du es gar nicht wissen.« »Ach ja?« »Shin, jetzt sag es ihm schon, der Arme platzt ja fast vor Neugier«, mischte sich Toshiya ein und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann zwinkerte er mir zu. »Wir sind zusammen.« »Endlich man!« Die beiden lachten und ich wandte mich meinem Frühstück zu, wovon allerdings die Hälfte fehlte, ich hatte aber noch NICHTS gegessen und mit einem gespielt beleidigten Blick sah ich meinen Nachbarn, aka Yasu, an, der grinste nur und erklärte: »Deins sah einfach so lecker aus, ich konnte nicht widerstehen. Immer noch besser als dass ich anfangen würde an DIR rumzuknabbern, nur weil ich halb am verhungern bin, nich?« Ich lachte und schüttelte nur den Kopf, ich hatte eh nicht so einen großen Hunger, also war es egal. Ich begann zu essen, als mich plötzlich etwas am Kopf traf und verwundert sah ich auf die zusammen geknüllte Serviette die vor mir lag, dann sah ich auf und entdeckte Kiyoharus Grinsen schräg gegenüber. »Was gibt’s?« »Shinya fragst du nach seiner Nacht, aber von meiner willst du nichts hören, DAS nenne ich ungerecht!«, rief er quer über den Tisch und die Aufmerksamkeit ALLER lag nun ganz bei ihm. »Bei dir kann ich mir gut vorstellen, wie die Nacht verlaufen ist.« »Ach ja? Wie denn?« »Tut mir Leid, das kann ich nicht sagen, hier sind Kinder anwesend und wir wollen doch nicht, dass die einen Schaden davon tragen, oder?«, ich zeigte auf den Tisch neben uns wo eine Familie mit drei Kindern saß, alle im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren, die uns interessiert anstarrten. »Aufklärung hat noch nie jemandem geschadet.« »Aber nur, wenn der Lehrer NICHT Kiyoharu heißt«, entgegnete ich und die Models lachten. Dann richtete ich mich an Satsuki: »Ich hoffe nur, er hat dich nicht allzu hart rangenommen.« Satsuki wurde augenblicklich rot und die anderen grinsten wissend, und damit war das Thema auch schon gegessen, denn jetzt wusste JEDER wie Kiyoharu seine vergangene Nacht verbracht hatte. Mir gegenüber regten sich plötzlich zwei Personen von denen ich bis eben noch gedacht hatte, dass sie vielleicht scheintot waren. »Was macht ihr hier für einen Krach, ich will schlafen«, maulte Ruiza und sein Anhängsel stimmte ihm mürrisch zu. »DAS hättet ihr auch in der Nacht tun können, wenn ihr nicht so beschäftigt gewesen wäret, ihr habt ja schon die halbe Party verpasst«, mischte sich Hakuei ein und nickte besserwisserisch. »Das beste haben wir aber mitbekommen«, entgegnete Hide-zou und gähnte. »Und das wäre?« »Aoi und Hal. Denkt nicht, wir hätten es nicht auf Band.« »Bitte ihr habt WAS?«, platzte es wütend aus Aoi heraus, bis eben hatte ich ihn – ehrlich gesagt – total vergessen. »Digitalkameras sind SEHR praktisch, mein Lieber.« »Ihr löscht das, ihr Perversen!« »Wir sind pervers? Aber nicht doch. Dir hat es ja sichtlich gefallen.« »Es war eine Aufgabe und dazu noch nicht mal meine! Hal hätte ja auch über sein schlimmstes Erlebnis reden können, aber das ist ihm wohl zu peinlich!«, Aoi war richtig außer sich vor Wut, aber ich konnte mich nicht zurückhalten: »Nein konnte ich nicht! Ich rede nicht darüber und das hat auch seine Gründe, wie kannst du urteilen wenn du NICHTS weißt du verwöhnter Schnösel!« »Ach ja, was kann denn bitte so schlimm sein?« »Ich will dich mal erleben wenn das Arschloch, was sich deinen Vater nennt, deine Schwester UMBRINGT!«, ich war wirklich außer mir, er konnte mich nicht verstehen, er wusste rein gar nichts und wagte es dann, sich über mich lustig zu machen. Ich stand auf, wollte nicht ihre Gesichter sehen und rannte aus dem Restaurant. »Ach du Scheiße«, hörte ich Aoi fluchen, aber es war mir egal. Total fertig ließ ich mich auf eine Bank vor dem Hotel sinken und kämpfte gegen die Erinnerungen und die damit verbundenen Tränen, die in meinen Augen brannten. »He he, ist schon gut«, und wieder war es Yasu der zu mir kam, er setzte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter, ich lehnte mich gegen ihn und konnte den Tränen nicht mehr standhalten. Alles kam wieder hoch und ich konnte nichts dagegen tun. »Sie hat dich vor ihm beschützt oder?«, fragte Yasu, seine Stimme klang geschockt und besorgt, aber wie immer schwang ein warmer, liebevoller Unterton mit. »Ja, das war vor sieben Jahren«, schluchzte ich und bat ihn, nicht weiter nachzufragen, ich wollte nicht darüber reden, ich konnte immer noch nicht. Der einzige, dem ich mich je ganz anvertraut hatte, war Tomo und das war kurz danach gewesen, irgendwann hatte ich angefangen alles zu verdrängen und es war mir auch jahrelang gelungen, Aoi würde das nicht kaputt machen. Ich klammerte mich an Yasu und versuchte mich zu beruhigen, seine Hand, die immer wieder über meinen Rücken strich, half mir dabei. Irgendwie schaffte ich es auch, wieder ruhig zu werden und wir gingen zurück zu den anderen. Sie mieden es, mich anzusehen, vor allem Aoi sah in alle Richtungen nur nicht zu mir, worüber ich auch sehr froh war. Erst war die Stimmung angespannt, lockerte sich aber wieder. Und es wurde ausgiebig gelacht, auch ich ließ mich von der Laune, die immer besser wurde, anstecken und vergaß den kleinen Zwischenfall fast. Hakuei schien recht zufrieden mit der Tatsache zu sein, dass seine ‚kleine’ Party zwei Pärchen hervorgebracht hatte, denn Kiyoharu und Satsuki machten uns schnell klar, dass sie es ernst meinten und es miteinander probieren wollten. Shinya war mit Toshiya zusammen und wirkte überglücklich, er hatte es auch verdient und ich hoffte, dass Totchi, wie wir ihn gerne nannten, sich bewusst war, was für ein Glück er hatte und dass er gut mit Shin umging. Hakuei warf einen doppeldeutigen Blick zu mir und Yasu, den ich nicht verstand, während sich ein leichter Rotschimmer auf Yasus Wangen legte. Nach dem Essen durften wir wenn nötig noch mal auf die Zimmer, dann wurden wir mit der Limousine, mit der wir auch gekommen waren, nach Hause gefahren, der erste der abgesetzt wurde, war Aoi, danach Daisuke, Mako und Karyu stiegen zusammen aus, da Karyu unbedingt darauf bestanden hatte, mit zu Mako zu gehen und ich fragte mich ernsthaft, warum die beiden keine Beziehung anfingen. Genau dasselbe war es bei Ruiza und Hide-zou, die nach wie vor unzertrennlich waren, sie liebten sich, dass sah doch jeder Blinde, warum bekamen sie es einfach nicht auf die Reihe? Als nächster war Yasu an der Reihe und ich fragte ihn, ob ich mit zu ihm durfte und er nickte lächelnd, also stiegen wir zusammen aus. Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt, die Geschäfte waren bereits weihnachtlich geschmückt und alles leuchtete noch mehr! Wir schlenderten gemütlich durch die Stadt, machten an einem Café Halt und unterhielten uns bei einer dampfenden Tasse Kaffee über die Party. Ich konnte mich sogar noch ausnahmslos an alles erinnern, dabei hatte ich einiges getrunken, entweder ich hatte es gut wegstecken können oder ich war mittlerweile abgehärtet. Als wir uns dann auf den Heimweg machten, schneite es und ich dachte an Weihnachten, Weihnachten war das Fest der Liebe und ein Fest, was man mit der Familie verbrachte… Kapitel 4: Special Chapter: Cage (Shinya x Toshiya) --------------------------------------------------- Hey ^^ Atsushi is back! Sorry, dass es so lange gedauert hat ^^' ich dachte mir, ich schreibe mal ein 'kleines' Special Chapter zu Shinya und Toshiya ♥ die beiden hatten es mir so angetan, dass ich ihnen ein ganzes Kapitel gewidmet habe. Rating: PG-17 Beta: Natürlich meine hinreißende ♥ POV: Shinya viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________ *~Special Chapter~* Cage (Shinya x Toshiya) Die Sonne stand hoch am Himmel und ich atmete tief ein, die kalte Luft strömte in meine Lungenflügel, was für ein herrliches Gefühl, wäre da nicht plötzlich der furchtbare Geruch von Zigarettenqualm. Ich öffnete die Augen, ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich sie geschlossen hatte, und sah die Person neben mir an. »Ach du bist’s«, grüßte ich ihn und sah wieder nach vorne auf die Straße. »Na toll, sehr erfreut mich zu sehen, was?«, ich konnte das dreckige Grinsen in Toshiyas Gesicht zwar nur erahnen, aber ein flüchtiger Blick zu Seite bestätigte meine Vermutung. Er lächelte mich verschmitzt an und zog an seiner Zigarette, ich hasste Rauchen und ich fand auch nicht, dass es irgendwie cool aussah, nur bei Toshiya. Totchi war wohl eine kleine Ausnahme, bei ihm sah ALLES cool aus. Und mit alles meinte ich auch alles. »Red dir ein, was du möchtest. Aber was verschafft mir die Ehre?« »Ich rede mir nichts ein, ich interpretiere.« »Seit wann INTERPRETIERST du? Bis eben habe ich noch nicht mal gewusst, dass du das Wort überhaupt kennst.« »Denkst du ich hätte überhaupt keinen Grips?« »Uhm…wenn du so fragst, dann ja. Ich dachte immer das Denken übernimmt dein bestes Stück.« »Jetzt wo du es sagst, darf ich heute Abend vorbeikommen?« Ich lachte, hatte ich es doch geahnt, ich weiß nicht warum, aber ehe ich überhaupt NACHDENKEN konnte, hörte ich mich selbst zusagen. »Ha! Dacht ich’s mir doch, Süßer«, dann kniff er mir in den Hintern und verschwand. DAS war ein typischer Toshiya-Auftritt gewesen all inclusive einer typischen Shinya-Reaktion. Ich seufzte und könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich nachgeben hatte. Aber vielleicht wird der Abend ja ganz lustig, mit Totchi konnte man wirklich Spaß haben, auch außerhalb des Schlafzimmers, obwohl er dafür noch nicht mal ein Schlafzimmer brauchte. Leider zeigte er seine nicht versaute Seite viel zu selten und ich konnte echt froh sein, dass er nicht gleich »Na, Lust auf ficken?«, gefragt hatte, hätte er das gemacht, dann hätte ich abgelehnt, er wusste immer, wie er einen herumbekam und das war das gefährliche an ihm. Ich schüttelte den Kopf und machte mir keine weiteren Gedanken darüber, sich jetzt noch aufzuregen war sinnlos und würde höchstens die Laune verderben. Ich machte mich auf den Weg nach Hause, ich wollte noch ein bisschen aufräumen, vielleicht noch mit Hal telefonieren, oder lieber Kiyoharu? Warum auch immer, aber schlussendlich wählte ich Ruizas Nummer. »Hey Shin, wie geht’s?«, ertönte Hide-zous Stimme und ich musste lachen, das war so was von klar gewesen. »Willst du nur mit mir sprechen?«, mischte sich Ruiza ein, wie so oft hatten sie das Telefon wohl auf Lautsprecher gestellt. »Schon okay. Ich hoffe ich störe nicht.« »Was denkst du eigentlich von uns? Nein, du störst nicht.« »Bei euch Turteltauben weiß man nie.« »Ruiza hast du das gehööööört«, Hide-zou klang weinerlich aber ich wusste dass es nicht lange dauern würde, bis er loslachte. »Ja, habe ich. Shinya ist nur neidisch.« »Der hatte auch schon lange kein Date mehr, ist er ja selbst Schuld!« »Vielleicht sollten wir mal nachhelfen, was denkst du, Hide-chan?« »Ganz Recht…« »Hey, ich kann euch hören! Und wer sagt, dass ich lange kein Date mehr hatte?« »Sag nicht, du hast eins?« »Und wenn doch?« »MIT WEM?«, kam es synchron vom anderen Ende der Leitung und ich fiel fast von der Couch als ich lachen musste. Ich schwieg, wollte die Spannung noch ein wenig aufbauen, ich wusste dass das Hide-zou mächtig gegen den Strich ging, er hasst es, wenn er etwas wissen wollte und die Information nicht bekam. »Nein!«, platzte es plötzlich aus ihm heraus und ich ließ fast den Hörer fallen, so sehr hatte ich mich erschreckt, als er plötzlich ins Telefon schrie. »Was ist?«, fragte ich und hörte, wie Ruiza dieselbe Frage stellte. »Du…du hast doch nicht etwa ein Date mit TOSHIYA oder?«, er klang sehr unerfreut. »Ja«, seufzte ich und hörte wir etwas auf den Boden fiel, ich vermutete, dass es etwas Schweres oder Großes gewesen sein musste, so laut wie es gescheppert hatte. »Verdammt!«, hörte ich einen der beiden, wahrscheinlich Ruiza, etwas entfernt fluchen. »Sein Glas ist zu Bruch gegangen. Ich hoffe, du hast es dir gut überlegt.« »Nein, eigentlich hab ich mir dabei GAR NICHTS gedacht, ich habe einfach zu gesagt und Date kann man es auch nicht nennen, er möchte vorbei kommen.« »Noch besser, du kennst ihn doch. Shinya, was machst du eigentlich immer für Sachen?« »Ich mag ihn. Er hat auch seine guten Seiten.« »Ach ja? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen.« »Was habt ihr eigentlich alle gegen ihn?« »Was wir GEGEN ihn haben? Vielleicht die Tatsache, dass er jeden vögelt, der bei drei nicht auf’m Baum ist? Er ist eine Schlampe, niemand, mit dem man sich abgeben sollte.« Ja, das hatte ich geahnt. Sie konnten ihn nicht leiden, na ja, zutreffender wäre es, zu sagen, dass sie ihn leiden konnten, aber seine Einstellung nicht, er war nett und lustig, aber seine Art gefiel halt nicht jedem und da man nicht nur einen Teil von Toshiya haben konnte, musste man ihn als Ganzes nehmen und somit auch mit seinen negativen Eigenschaften, die stark ausgeprägt waren und genau deshalb waren sie nicht so gut auf ihn zu sprechen, versteht man das? Ich seufzte und wandte mich wieder den beiden zu: »Ich treffe mich ja nur mit ihm, ich lass mich dich nicht gleich von ihm ficken nur weil er ein hübsches Lächeln aussetzt.« »Ich hoffe, dass du recht behältst.« »Ja, das hoffe ich auch. Ich muss leider Schluss machen.« »Okay, pass auf dich auf«, das war eindeutig wieder Ruizas Stimme. Hide-zou verabschiedete sich ebenfalls, dann legte ich auf. Ich eilte ins Bad um noch schnell zu duschen, mein Telefonat mit den beiden hatte doch länger gedauert als ich gedacht hatte und ich musste mich beeilen, damit fertig war BEVOR Toshiya hier aufkreuzte. Rasch föhnte ich meine Haare und steckte sie hoch, dann ging ich ins Schlafzimmer und suchte mir was zum Anziehen. Ich entschied mich für eine schwarze Hotpants und ein weißes Top, nichts atemberaubendes. Mir war warm. Ich hatte oft Hitze und so lief ich barfuss durch die Wohnung. Stellte schon mal zwei Bierflaschen raus und suchte nach Knabberzeugs was ich dann auf dem Wohnzimmertisch anrichtete, keine Minute später klingelte es auch schon. Ich war mit einem Mal nervös und ich ignorierte das Kribbeln in meinem Bauch, als ich die Tür öffnete hämmerte mein Herz laut und schnell gegen meinen Brustkorb und ich hatte das Gefühl, als wolle es hinausspringen. Toshiya sah verdammt sexy aus mit der dünnen, engen Lederjacke und den Halbfingerhandschuhen aus Leder, die er immer trug, wenn er mit seinem Motorrad fuhr, dazu trug er eine einfache helle, ausgeblichene Jeans, die an den Knien zerrissen war. Seine Augen wirkten so geheimnisvoll und dunkel, passend dazu waren seine schwarzen Haare verwuschelt und das Lächeln auf seinen Lippen rundete sein Erscheinungsbild ab. Er sah einfach PERFEKT aus. Ich musste mich zusammen reißen um ihn nicht anzustarren. Schnell trat ich einen Schritt zur Seite und ließ ihn eintreten. »Hey«, grüßte ich ihn schließlich etwas unsicher. Er schenkte mir ein umwerfendes Lächeln und ich verstand, warum keiner ihm widerstehen konnte. Hat er einen Waffenschein für sein Aussehen? Ehrlich, das ist genauso gefährlich wie eine Waffe, es IST seine Waffe! »Ist dir warm?«, fragte er mich plötzlich, nachdem er mich von oben bis unten begutachtet hatte. Ich nickte. Jetzt war mir noch wärmer. Ob es an ihm lag? »Du kannst dich wie zu Hause fühlen. Willst du was trinken? Bier?« »Gerne.« Toshiya ging ins Wohnzimmer, während ich schnell das Bier aus der Küche holte und mich dann zu ihm gesellte. »Stört es dich, wenn ich rauche?«, fragte er. »Nein, schon okay.« »Warum rauchst du nicht?« »Warum rauchst du?« »Okay, so kann man es auch sehen. Wenigstens teerst du deine Lunge nicht.« Ich schwieg eine Weile, es lag nicht daran, dass ich nicht wusste, was ich sagen könnte, sondern daran, dass ich nichts sagen WOLLTE. Ich war nun mal ein sehr schweigsamer Mensch. Toshiya wusste das. »Du bist immer noch so, wie ich dich kennen gelernt habe.« »Du doch auch.« »Ich hatte immer gedacht, du würdest dich vielleicht verändern.« »Du solltest wirklich aufhören zu denken.« Toshiya lachte. »Ich glaube, das würde dir nicht gefallen.« »Hör auf zu glauben.« Ich lächelte ihn an, aber als ich sein Gesicht sah, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das hätte sagen sollen. Wer weiß, was er jetzt dachte. Ich war mir sicher, dass es bei seinem Gesichtsausdruck nichts guten heißen konnte, denn er grinste mich dreckig an. Mein Herz blieb für einen Moment stehen und im nächsten hatte Toshiya sich zu mir geneigt und seine Lippen auf meine gedrückt. Ich konnte gar nicht anders, ich erwiderte den Kuss sofort, fordernd drang seine Zunge in meinen Mund. Ich glaube, das war der wildeste Kuss meines Lebens. Seine Hände wanderten rastlos über meinen Körper, unter mein Top und erkundeten jeden Zentimeter, den sie erreichen konnten. Auch meine Hände begaben sich auf Wanderschaft. Seine Haut war weich und verführerisch. Er schob mein Oberteil hoch und ich löste den Kuss, damit er es mir ausziehen konnte, natürlich ergriff ich sofort die Chance und befreite ihn auch gleich von seinem Oberteil. Dann fanden unsere Lippen wieder zu einander und wir küssten uns gierig. Als ich seine Hand zwischen meinen Beinen spürte, stöhnte ich leise in den Kuss hinein und ich merkte, dass sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. Seine Lippen ließen von meinen ab und beschäftigten sich nun mit meinem Hals, während er mit seinen Händen meinen Schritt reizte. Ich drückte ihn näher an mich, wollte ihn spüren. Toshiya knabberte an meinem Hals herum und überall in meinem Körper begann es zu kribbeln, während mein gesamtes Blut auf seine Hände zu zufließen schien und ich merkte, dass ich verdammt geil auf ihn war. Eigentlich geschah gerade genau das, was nicht passieren sollte, ich war kurz davor mit ihm zu schlafen. Ich konnte nur den Kopf schütteln, seit wann war ich so unkonsequent geworden? Egal, jetzt wo wir schon mal dabei waren, konnten wir auch weiter machen. »Toshiya«, keuchte ich, ich hielt es nicht mehr aus, ich wollte ihn endlich spüren, aber er quälte mich lieber. »Ja?«, säuselte er mir verführerisch ins Ohr. »Bitte…«, presste ich hervor und stöhnte als seine Hand fest in meinen Schritt drückte und meine wachsende Erregung massierte. Er küsste nun meinen Oberkörper, schließlich erreichte er meinen Beckenknochen, er biss sanft in meine Haut und öffnete gleichzeitig meine Hose, er zog sie mir sofort samt Shorts aus und ich machte mich an seiner Hose zu schaffen, die dann auch schnell Geschichte war. Natürlich war er von dem ganzen Gefummel und Geknutsche auch ziemlich geil geworden und er drückte meine gespreizten Beine noch ein Stück auseinander. Wenig später drang er in mich ein, als erstes spürte ich die altbekannten Schmerzen, aber sie waren schnell verflogen und dann stieß er in mich hinein. Ich stöhnte und drängte mich ihm entgegen. Er zog sich jedoch wieder ein Stück zurück, biss in meinen Hals und stieß dann wieder zu. Oh Gott! Er wusste was er machte und er wusste, wie er mich zum Stöhnen brachte. Sofort traf er die empfindliche Stelle in mir und eine Welle der Lust schwappte durch meinen Körper und ich sah lauter bunte Sternchen vor meinen Augen. Ich bewegte mich ihm entgegen, irgendwann erreichten wir ein schnelles, hartes Tempo, aber es war verdammt geil. Am Anfang hatte ich noch versucht gegen das Stöhnen anzukämpfen, das tief aus meiner Brust kam, aber bei jedem Stoß war es mir schwerer gefallen. Ich überkreuzte die Beine hinter ihn, zwang ihn so noch tiefer in mich. Er legte eine Hand um meine Erregung und begann an ihr zu reiben, was mich noch lauter stöhnen ließ. Und mit jedem Stoß kam ich meinem Höhepunkt näher. Auch Toshiya stöhnte laut, es hörte sie verdammt heiß an, wie er stöhnte. Er sah mir tief in die Augen und leckte sich über die Lippen, dann stieß er fest zu, mein Rücken bog sich durch, ich krallte meine Finger tief in seinen Rücken und stöhnte fast schon verzweifelt. Aber ich wollte mich der Lust noch nicht ganz hingehen, wollte es noch länger genießen. Als er sich das nächste man mit voller Wucht in mich rammte, konnte ich dem Gefühl nicht mehr standhalten, mein ganzer Körper spannte sich an, ich legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und kam mit einem letzten, lauten Stöhnen. Toshiya folgte mir schnell und ich schmolz beim Anblick seines weggetretenen, glücklichen Gesichtsausdrucks förmlich dahin. Mein Atem ging stoßweise, aber ich fühlte mich gut. Es war so unglaublich schön gewesen. Wir lagen eine Weile noch aufeinander und küssten uns innig, irgendwann erhob ich mich und ging in die Küche um etwas zu trinken zu holen, da unsere Bierflaschen bereits geleert waren. Ich machte mir nicht die Mühe, mir etwas anzuziehen. Toshiya hatte mich bereits nackt gesehen und wir hatten Sex gehabt, also war es mir egal. Ich schnappte mir noch zwei Bierflaschen und stellte sie kurz auf die Arbeitsfläche, dann nahm ich mir ein Glas und füllte es mit kaltem Wasser, mir war verdammt heiß und ich konnte einen kühlen Schluck Wasser gut gebrauchen. Ich atmete tief durch und schloss die Augen. Als sich plötzlich zwei starke Arme um meinen Körper schlangen. In meinem Bauch fing es an, heftig zu kribbeln und Toshiya leckte mir über den Hals während er seinen Unterkörper gegen meinen Hintern drückte. Ich wusste, was er wollte. Langsam drehte ich mich zu ihm um, sah ihm einen Augenblick in die Augen, dann fasste er mich an den Armen, wirbelte mich herum und drückte mich gegen den Küchentisch. Jetzt war ich mir sicher, was er wollte. »Nicht«, hauchte ich, aber der verschloss meinen Mund mit seinen Lippen und schob mir seine Zunge in den Hals und rieb seinen Unterkörper gierig gegen meinen. Ich konnte nichts dagegen tun, mein Körper hörte nicht mehr auf mich und ehe ich’s mir versah, war ich total erregt und wollte ihn schon wieder. »Fick mich«, keuchte ich ihm ins Ohr. »Aber gerne«, grinste er und drang diesmal um einiges härter in mich ein. Augenblicklich gruben sich meine Fingernägel tief in seine Schultern, die ohnehin schon von Kratzern und Schrammen übersäht waren, die alle von mir kamen, ich hatte nun mal das Bedürfnis, wenn man mich schon vögelte, mich irgendwo festzuhalten und dafür eignete sich sein Rücken nun mal am Besten. Er nahm mich hemmungslos und ich schrie als er schnell und brutal in mich stieß. Es war das erste Mal, dass ich beim Sex schrie, aber was konnte ich denn dafür, er wusste einfach was er machte und er wusste, was ich WOLLTE. Toshiya war wie eine Droge, man wusste, dass er einem nicht gut tat, aber man konnte seinen Verlockungen doch nicht widerstehen und wenn man ihn dann ein Mal gespürt hatte, dann wollte man ihn wieder. Und so lange er bereit war, mich zu nehmen, war ich bereit die Beine für ihn breit zu machen. Mein Herz schlug wie verrückt und mit jedem Stoß kam ich meinem Orgasmus näher, aber ich wollte noch nicht. Es war gerade so geil und ich wollte noch mehr davon kosten. »Komm«, hauchte Toshiya mir ins Ohr und bei seinem nächsten Stoß, der die empfindliche Stelle in mir traf, konnte ich nicht anders. Mein Körper verkrampfte sich und ich bog den Rücken durch, stöhnte heftig und kam. Ich hörte ihn, wie er sich in mir ergoss. Ich könnte mich selbst ohrfeigen, einmal mit ihm war ja noch okay, ein Ausrutscher, ein Versehen, aber zweimal! Und bei zweimal sollte es an diesem Abend und in der Nacht nicht bleiben. Eigentlich hatten wir die ganze Nacht nichts anderes gemacht. Und mit jedem Orgasmus schlug mein Herz schneller und das Kribbeln in meinem Bauch wurde schlimmer. Am nächsten Morgen schmiss ich ihn ohne Frühstück raus. Nicht dass er noch auf falsche Gedanken kam. Zum Abschied hauchte er mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann war er verschwunden, ich sah ihm eine Weile nach und mein Herz wurde schwer. Mir war zum Heulen zu Mute. Ich verkroch mich den ganzen Tag in meiner Wohnung, gegen Mittag rief ich Hal an, aber es meldete sich nur der Anrufbeantworter also fragte ich, ob ich denn am Abend vorbeikommen könnte und ob er mich zurückrufen würde, sobald er zu Hause sei. Ich konnte die Tränen recht gut zurückhalten, selbst als ich erkannte, dass ich mich doch tatsächlich in Toshiya verliebt hatte, ausgerechnet in diese Sexbestie! Das mir alles wehtat, ignorierte ich und irgendwann hatte ich so viele Schmerztabletten geschluckt, dass ich fast gar nichts mehr spürte, vor allem keine Schmerzen, außer Herzschmerz, der ließ sich leider damit noch nicht bekämpfen. Ich weiß nicht, wie ich den Nachmittag überlebte, aber irgendwann rief Hal zurück und versicherte mir, dass ich vorbei kommen konnte und das machte ich dann gegen Abend auch. Als ich dann irgendwann vor seiner Tür stand, öffnete er sie nach einem Moment. Seinem Gesichtausdruck zu folge musste ich wohl wirklich fertig aussehen, was mich nicht wunderte. Sofort zog er mich in seine Arme und meine Finger gruben sich in den weichen Stoff seines Pullovers. Immer wieder strich er mir beruhigend über den Rücken und ich schluchzte stumm gegen seine Schulter, ich hatte den Tränen nicht länger standhalten können und ich war froh, dass er da war. Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte und ich war mir sicher, dass das nicht lange halten würde, der Damm war gebrochen und irgendwann würde die nächste Flut kommen. Hal führte mich in sein Wohnzimmer und entschuldigte sich kurz, ehe er in die Küche eilte um Tee zu kochen. Dann setzte er sich neben mich und sah mich besorgt an. »Was ist passiert?«, fragte er schließlich und Sorge schwang stark in seiner Stimme mit. »Ich hab den größten Fehler meines Lebens begannen!«, schluchzte ich und wollte gar nicht an das Geschehene zurück denken. »So schlimm kann’s doch nicht sein.« »Oh doch!«, Tränen liefen nun ungehalten über meine Wagen und ich machte nicht die geringste Anstallt, sie fortzuwischen oder sie zu verstecken. Er konnte mich ruhig so sehen, ich stand dazu, dass ich total fertig war. Es dauerte, bis ich meine Stimme wieder fand und dann zittrig fortfuhr: »Ich hab mit Toshiya geschlafen und…und ich ha-hab mich in ihn…verliebt.« So, jetzt war es raus und ich konnte nicht länger vor der Wahrheit davon laufen, auf einer Seite ein gutes Gefühl, auf der anderen Seite hatte es etwas Endgültiges an sich. Ich sah ihm an, dass er das nicht erwartet hatte, innerlich musste ich schmunzeln, er legte einen Arm um mich und ich hielt mich an ihm fest, er gab mir Halt und Trost, allein schon seine Anwesenheit und seine Art war eine große Hilfe für mich. Ich schluchzte gegen seine Schulter und klammerte mich an ihn. »Und er, will er nichts von dir?«, fragte er dann irgendwann. »Weiß nicht, ich hab ihn vorher rausgeschmissen und mich in meiner Wohnung versteckt, hab versucht mich zu beruhigen, dann habe ich dich angerufen.« »Tut mir Leid, dass ich mich erst so spät gemeldet habe. Ich war bei Yasu«, erklärte er mir und irgendwie hatte ich damit schon gerechnet, die beiden waren in letzter Zeit unzertrennlich. Dann wandte er sich wieder dem eigentlichen Thema zu: »Besonders schlau war deine Reaktion aber nicht, ich hoffe, das weißt du.« »Ich weiß, du kennst Toshiya ja nicht! Du weißt nicht, wie er ist!« »Dann erklär es mir.« »Er ist die Schlampe der Company, es gibt keinen mit dem er’s noch nicht hatte, jetzt mal von den lieben Heteros abgesehen. Er KANN nicht lieben«, ich war total verzweifelt und brachte es kaum übers Herz ihm diese Tatsachen zu erzählen, ich wollte nicht, dass er genauso über Toshiya dachte wie Hide-zou und Ruiza. »Woher willst du das wissen? Vielleicht mag er wirklich recht offen damit umgehen und hat gerne Spaß mit den anderen, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht lieben kann! Du darfst nur nicht aufgeben bevor du überhaupt ANGEFANGEN hast zu HOFFEN! Jeder Mensch hat auch seine guten Seiten, sie zeigen sie nur nicht oft, das heißt aber noch nicht, dass sie kein Herz haben.« »Denkst du, es gibt Hoffnung?« »Es gibt IMMER Hoffnung, solange man selbst daran glaubt und manchmal hat selbst die auswegloseste Situation ein Happy End, Voraussetzung ist nur, dass du mit ihm REDEST.« »Das sagt der Richtige«, entgegnete ich und konnte den Anflug eines Lachens in meiner Stimme nicht verbergen. Vielleicht sagte ich das, weil ich an Yasu denken musste, ich weiß es nicht mehr genau, aber es schien auf jeden Fall zu wirken. »Da gibt es nichts zu reden, es war eine einmalige Sache«, rutschte es ihm heraus, ich war mir sicher, dass er das nicht hatte sagen wollen, denn er wandte sein Gesicht ab und das machte mich neugierig und ich vergaß Toshiya für einen Moment. »Was war eine einmalige Sache?«, fragte ich neugierig. »N-nichts.« »Hal, lüg mich doch nicht an.« »Mein Gott! Ich hab’s mir Kiyoharu getrieben!«, rief er genervt und er schien sich sichtlich unwohl in seiner Haut zu fühlen. Das verschlug mir die Sprache, ich hatte doch richtig gehört oder? »Ach du heilige-! Das ist nicht dein Ernst oder?!« »Wie gesagt es war eine einmalige Sache.« »Wie lange ist das schon her?« »Ein paar Wochen.« »Ein paar WOCHEN? Und ich erfahre das erst jetzt?« »Du solltest es gar nicht erfahren. Und wehe Yasu erfährt das von dir, ich schwöre dir, dann bist du einen Kopf kürzer.« »Ist ja gut, ich sag schon nichts. Ich find es enttäuschend, dass du es mir nicht gesagt hast«, es ärgerte mich wirklich, dass er es mir nicht erzählt hatte, aber nun gut, ich konnte auch verstehen, warum er nichts hatte sagen wollen. Aber jetzt wollte ich natürlich wissen, was vorgefallen war. Wir redeten noch eine Zeit über alles Mögliche, mieden dabei aber recht erfolgreich das Thema Toshiya und Kiyoharu. Ich wollte nicht nach Hause, dort war ich allein und das war das LETZTE was ich jetzt gebrauchen konnte. Hal schien das zu bemerken, denn er ließ mich die Nacht bei ihm verbringen, wofür ich ihm sehr dankbar war. Und es machte mir wirklich Spaß, Zeit mit ihm zu verbringen. Hal konnte mich überreden eine Runde mit ihm zu zocken, aus einer Runde wurden dann jedoch ein paar Runden mehr, ich hatte schon lang nicht mehr gespielt und dem Blonden ging es wohl genauso und so ging es am Ende unentschieden aus. Wir lachten viel und ich vergaß wirklich meine Probleme für den Augenblick, es war die richtige Entscheidung gewesen, hier her zu kommen, er hatte mir neuen Mut geschenkt und mich wieder zum Lachen gebracht. Am nächsten Morgen war ich vor Hal wach, mein innerer Wecker funktionierte wie immer auf die Minute genau, denn ich musste noch mal zur Company, also stand ich auf und da mein Magen knurrte, bediente ich mich an seinem Kühlschrank und schieb noch eine kurze Nachricht für ihn: »Guten Morgen Kleiner, ich muss noch mal in die Company. Danke fürs Zuhören und für den tollen Abend. Ich wollte dich nicht wecken, ich hab mich an deinem Kühlschrank bedient, ich hatte Hunger =D wir sehen uns! Shinya« Dann machte ich mich auf den Weg. Von hier aus dauerte es eine gute halbe Stunde bis zur Company, aber ich war pünktlich bei Kyo. Er wollte irgendwas mit mir besprechen, vielleicht durfte ich ja mal wieder an einer Modeschau teilnehmen, meine Letzte war schließlich schon länger her. Und genau darum ging es dann auch. Ich hörte, dass die Reise nach Paris verschoben wurde und dass ich zusammen mit Ruiza und Hide-zou im neuen Jahr nach Frankreich fliegen sollte. Hide-zou würde nur dabei sein, denn er hatte sich einfach nicht abschütteln lassen, was mich nicht sonderlich wunderte, Ruiza allein zu treffen war ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Man sah richtig, wie sehr sie sich liebten, aber zusammen waren sie nicht, irgendwie warteten beide darauf, dass der andere den ersten Schritt machte, na, da konnten sie aber noch lange warten. Ich lächelte, die beiden waren wirklich zu süß. »Shinya?« »Ja?«, neugierig sah ich Kyo an und wartete gespannt, was er mir noch zu sagen hatte. »Toshiya ist unten.« Ich hätte es ahnen müssen, irgendwie entging ihm nichts, ich wusste nicht, was er wusste, das war auch egal, aber Fakt war, dass er etwas wusste. Ich nickte und verabschiedete mich von Kyo. Ich hatte nicht vor nach unten zu gehen, ich wollte ihm jetzt nicht über den Weg laufen. Also stieg ich in den Aufzug und fuhr direkt nach unten und ging durch den Laden nach draußen, hier war die Gefahr am geringsten überhaupt IRGENDEINEM Model zu begegnen. Außer vielleicht Hal, aber der hatte heute frei. Er besuchte Miko manchmal in seiner freien Zeit. Ich hatte noch nie besonders viel mit ihr geredet, vielleicht sollte ich das ja ändern? »Hallo Miko«, grüßte ich sie, als sie gerade durch den Laden eilte. »Ah hallo Shinya! Hast du vielleicht die neue Aushilfe gesehen?« »Nein, es gibt eine neue Aushilfe?«, war wohl voll an mir vorbei gegangen. »Ja, seit Hal weg ist, kann man sich auf niemanden mehr verlassen, der Neue ist die absolute Katastrophe, keine Ahnung wo der sich ständig herumtreibt.« »Wahrscheinlich überall nur nicht da, wo es Arbeit gibt.« »Ja, wahrscheinlich. Ich vermisse Hal.« »Kann ich verstehen. Ich werde es ihm ausrichten.« »Shinya, halt das mal bitte«, sagte sie freundlich und drückte mir eine Kiste mit neuen Klamotten in die Hand, die war schwer. Ich ging hinter Miko her ins Lager, dann durfte ich die Kiste abstellen. »Danke«, sie lächelte und wühlte in irgendwelchen Sachen herum. Und ehe ich irgendwas dagegen tun konnte, verbrachte ich den Rest des Tages bei ihr und half. Es machte Spaß und was mal was anderes, ich konnte verstehen, warum Hal seine Arbeit geliebt hatte, aber als Model war er auch einsame Spitze! Am Abend gingen wir noch aus und redeten über dies und das, nichts spezielles, Miko war wirklich eine angenehme Zeitgenossin und ich nahm mir vor, ab jetzt häufiger bei ihr vorbei zuschauen. Ein bisschen Abwechslung konnte ja auch nicht schaden. Ich fiel total müde ins Bett und schließ außerordentlich gut. *~♥~* Hakuei hatte mir am nächsten Tag eine Einladung zu seiner Geburtstagsparty in die Hand gedrückt. Mit den Worten: »Du kennst mich ja« war er auch schon wieder verschwunden, er hatte es irgendwie immer eilig. Ich hatte mir die Einladung durchgelesen und es war wie jedes Jahr, eine Uhrzeit und ein Datum und ein kleiner Tipp, den ich wie immer befolgen würde, konnte bestimmt nicht schaden, so wie ich Haku kannte. Ich fragte mich, wen er dieses Jahr noch eingeladen hatte, wahrscheinlich Kiyoharu und Yasu, die waren bis jetzt immer dabei gewesen, Daisuke, Mako und Karyu durften auch nicht fehlen, vielleicht Toshiya, letztes Jahr war er auch eingeladen gewesen. Mein Herz machte einen kleinen Satz. Ich seufzte. Ja Toshiya war so eine Sache für sich. Ich stand nun vor meinem ordentlichen, sortierten Kleiderschrank und suchte nach den passenden Sachen. Ich griff nach einem kurzen Rock aus schwarzem Lackleder und einem passenden Oberteil, schlüpfte in schwarze Overkneestiefel, ebenfalls aus Lackleder, ich zog den Reißverschluss zu und überprüfte die Schürung an der Vorderseite, damit sie auch ja richtig saßen. Danach ging ich ins Bad, steckte meine Haare hoch, mittlerweile war ich geschickter als manche Frauen und griff dann nach meinem Make-up. Nach einer halben Stunde war ich fertig und betrachtete mich im Flur im Spiegel, einer der einzigen Spiegel in meiner Wohnung, wo man den ganzen Körper betrachten konnte. Ich nickte zufrieden, ich sah gut aus. Schnell zog ich mir noch einen Mantel über, dann machte ich mich auf den Weg zum Tokyo Tower. Als ich ankam, waren die meisten bereits da, so auch Toshiya. Er sah gut aus, ach was, ich untertreibe, er sah absolut GEIL aus. Sein schlanker, trainierter Körper kam in seiner sehr weit offen stehenden und bauchfreien Bluse sehr gut zur Geltung, dazu trug er eine sehr kurz abgeschnittene Jeans, darunter eine Strumpfhose oder eine sehr, sehr durchsichtige Leggins mit Leopardenmuster, schwarzweiß geringelte, locker sitzende Stümpfe und schwarze Halbstiefel. Über der Hose trug er noch zwei sich überkreuzende Nietengürtel. Mir fiel sofort auf, dass er seine Haare verlängern lassen hatte. Nicht extrem viel. Im Pony hatte er jetzt weiße Strähnchen, es fiel mir unglaublich schwer, den Blick wieder von ihm anzuwenden. Mein Herz schlug wie verrückt und ich spürte die Schmetterlinge im Bauch mehr als je zuvor, es war das erste Mal, dass ich ihn seit dem einen Abend sah. Mit seinen Sachen machte er seinem Ruf als Schlampe zwar alle Ehre, aber sah einfach nur umwerfend aus. Ich entdeckte Satsuki und Kiyoharu, Hal war auch schon da, zusammen mit Yasu. Und Rose, mit ihm hatte ich nicht wirklich gerechnet und noch weniger mit Aoi, den ich kurz darauf entdeckte. Ruiza und Hide-zou durften natürlich auch nicht fehlen, wie immer hingen sie bei einander. Mako, Karyu und Daisuke kamen gerade an. Ich gesellte mich zu ihnen. »Hey Shinya«, grüßte mich Daisuke und ich umarmte ihn. Er war netter, als er manchmal vorgab zu sein. »Hey. Wie geht’s euch?« »Gut«, kam es von allen dreien im Chor und ich musste lachen. Es war nicht selten, dass sie dieselben Gedankengänge hatten. Im Allgemeinen kamen sie privat ihrem Ruf als die ‚Bösen’ nicht ganz so nach. Mako war lustig und versaut, aber man konnte sich auch ernsthaft mit ihm unterhalten. Karyu war Karyu, zu ihm konnte ich nicht so viel sagen, ich kannte ihn nicht so gut wie die anderen. In meinen Augen war er so etwas wie ein Vampir, aber ein lieber Vampir, dennoch hatte er etwas Unheimliches an sich, dem Mako wohl nicht widerstehen konnte. Daisuke war lieb und fast schon niedlich. Also er war alles andere als böse und ich kannte ihn von den dreien am besten. Ich wusste, dass er eine kleine Schwäche für Karyu hatte, aber er behielt es für sich, ich bewunderte ihn für seine Stärke. »Und dir?«, fragte Daisuke mich schließlich. »Kann mich nicht beklagen.« »Hört sich nicht überzeugend an.« »Ach doch«, ich knuffte ihm in die Seite und lachte. Es tat gut mal wieder etwas andere Gesellschaft zu haben. Ich wusste, dass sich Hal Sorgen machen würde und Ruiza und Hide-zou war ich immer noch eine Antwort schuldig, ich hatte ihnen nicht gesagt, wie das Treffen gelaufen war und es war auch besser, wenn sie es nicht erfuhren, noch nicht. »Ich frage mich, was Haku sich dieses Jahr ausgedacht hat«, sinnierte Mako und ich stimmte ihm zu. Ich vermochte es nicht zu sagen, jedes Jahr plante er etwas vollkommen anderes, ein Grund, warum ich seine Partys auch mochte. Letztes Jahr hatte er einen großen Karaoke-Wettbewerb veranstaltet, im Finale hatten Yasu und Hakuei versucht, sich gegenseitig in Grund und Boden zu singen, Yasu hatte nach dem fünften Lied gewonnen, er hatte einfach die weiblichere Stimme und konnte Mari Hamadas Lieder besser singen. Am Anfang war alles nur ein Spaß gewesen und die meisten waren stockbesoffen gewesen, als sie gesungen hatten, aber die beiden haben am Ende richtig gegeneinander gekämpft. Hakuei war ein guter Verlierer gewesen und Yasu ein zufriedener Gewinner. Danach hatten wir noch bis tief in die Nacht gefeiert und ich war mir sicher, dass wir das heute auch wieder tun würden, Hakus Party endeten nie vor zwei oder drei Uhr morgens. Eine schwarze, lange Limousine hielt plötzlich vor uns und der Chauffeur bat uns freundlich, einzusteigen. Irgendwann saßen dann auch alle und einige bedienten sich sofort an der kleinen Bar. Yasu gab eine Wodkaflasche rum, jeder trank einen Schluck und reichte sie dann weiter. Ich mochte Wodka nicht so gerne, aber ich ließ es über mich ergehen und gab die Flasche dann weiter. Es herrschte eine ausgelassene und gute Stimmung, die mich sogar voll und ganz mitriss. Ich freute mich schon richtig auf die Party. Und ich vergaß Toshiya. Obwohl der zwei Plätze von mir entfernt saß. Irgendwann kamen wir an einem sehr teuren Hotel an und stiegen aus. Ich unterhielt mich immer noch mit Karyu, Mako und Daisuke. Hakuei wartete bereits in einer riesigen Suite auf uns. Ich registrierte seine Worte gar nicht richtig, stattdessen starrte ich lieber Toshiya an, ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Er unterhielt sich mit Hide-zou und Ruiza und lachte, sein Lachen faszinierte mich. Innerlich seufzte ich, er tat so, als wäre nichts passiert. Ich wünschte ich könnte das auch, aber Liebe ließ sich nicht einfach so wieder abstellen wenn es einem nicht passte, und mir passte es im Moment gar nicht, denn ich spürte Eifersucht in mir hochkommen. »Hier, ich glaub, das kannst du gebrauchen«, sagte Daisuke und drückte mir eine Flasche mit irgendeinem hochprozentigen Getränk in die Hand, ich öffnete sie und trank die halbe Flasche sofort aus. Der Alkohol kribbelte in meiner Kehle und ich leerte nun auch den Rest. Kaum hatte ich fertig getrunken drückte er mir auch schon die nächste Flasche in die Hand, diesmal nahm ich nur einen Schluck, ich wollte nicht stockbesoffen sein, bevor die Party überhaupt angefangen hatte. Irgendwann tauchte Hakuei wieder auf, ich hatte gar nicht gemerkt, dass er kurz verschwunden war, und erklärte das Kartenspiel, was er unbedingt mit uns spielen wollte. Ich wusste, dass er es extra für die Party angefertigt hatte und spätestens nach der ersten Aufgabe war es allen klar, dass man das Spiel nirgends kaufen konnte. »Shinya«, sagte Ruiza irgendwann und ich sah ihn neugierig an. »In wen bist du zurzeit verliebt? Oder trink eine Flasche Baileys auf ex.« Ich hörte mich selbst seufzen, dann stand ich auf, ging in die Küche, schnappte mir eine eisgekühlte Flasche mit diesem abscheulichen Getränk, ich mochte es fast noch weniger als Wodka, und kehrte wieder zu den anderen zurück. Ich wollte ihnen nicht sagen, in wen ich verliebt war, das ging sie nichts an und außerdem war der Herzensbrecher anwesend und DER musste es nun wirklich nicht wissen. Ich meine hallo! Wer verliebt sich denn bitte schön in so einen wie Toshiya? Außer mir… Ich schraubte den Deckel auf und setzte die Flasche an die Lippen, Augen zu und durch. Ich trank und trank und trank, davon würde das Zeug auch nicht besser schmecken, ich verstand nicht. Zum Glück war die Flasche irgendwann auch leer und ich stellte sie auf den Boden neben eine andere leere Flasche. »Das Zeug ist scheußlich«, kommentierte ich das Ganze noch und einige Lachten. Mein Gehirn war schon etwas benebelt und ich grinste ebenfalls. Dann wandte ich mich den Spiel zu und suchte mir Hakuei aus, dann zog ich eine Karte und las vor: »Mit wem würdest du niemals schlafen?« Hakuei ließ mich gar nicht erst die Aufgabe vorlesen, er antwortete sofort: »Mit Atsushi.« »Warum?«, kam es neugierig von Daisuke. »Ich weiß nicht, ich habe Respekt vor ihm, er wirkt so unnahbar«, erklärte der Gastgeber und zuckte mit den Schultern. »Und er ist dein Chef«, warf Kiyoharu ein und grinste. »Dann hätte ich vor ein paar Jahren auch nicht mit Kyo vögeln dürfen.« »Sag nicht, dass das dein Ernst ist!« Einige sahen ihn total überrascht an, nur Kiyoharu nicht, ich war mir sicher, dass er es gewusste hatte. Besonders überraschen tat mich das nicht. Kiyoharu wusste meist wer was mit wem getan hatte und Hakuei hatte früher auch so ziemlich jeden genommen, aber er hatte sich gebessert, jetzt war er einfach nur noch versaut. Aber man kam nicht drum herum ihn zu mögen, obwohl er so seine Eigenarten hatte, schloss man ihn schnell ins Herz. »Daiiii-chaaaaaan«, kicherte Hakuei und zog eine Karte, er las sie sich im Stillen durch und lachte dann. »Würdest du mit mir schlafen? Führ einen Tabeldance auf und zieh dich dabei aus.« Daisuke würde rot, trank einen großen Schluck von seinem Getränk, dann stellte er sich auf den Tisch, er stellte sich als recht begnadeter Tänzer heraus, auch wenn seine Motorik etwas in Mitleidenschaft geraten war. Es war interessant und lustig zu gleich ihm dabei zuzusehen. Als er sich wieder hinsetzte, sah ich, wie Kiyoharu sich zu ihm beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, Daisuke wurde rot und nickte dann. Ich vermutete, dass Kiyoharu ihn gefragte hatte, ob er es mit Haku tun würde, aber mit Sicherheit konnte ich es nicht sagen. Als nächster war Toshiya dran. Ich achtete nicht sonderlich auf seine Aufgabe, sein Körper, seine Augen alles an ihm hatte mich einfach in seinen Bann gezogen und alles andere um mich herum schien zu verschwimmen und mit einem Mal war nichts mehr wichtig, außer Toshiya. Mein Herz machte einen Sprung, die Schmetterlinge in meinem Bauch schienen sich stark vermehrt zu haben und flatterten jetzt noch aufgeregter umher. Geistesabwesend griff ich nach meinem Getränk. Mal wieder trank ich alles aus und ich war nah dran, mich ins Koma zu saufen. Hinterher war ich so sturzbesoffen, dass ich die Hälfte der Party gar nicht mehr richtig mitbekam. Rose strippte, was er verdammt gut konnte, Hal musste Aoi küssen, der Kuss zog sich unglaublich in die Länge, dafür dass sie sich eigentlich hassten, war der Kuss unglaublich sanft und zärtlich, aber man konnte erahnen, wie leidenschaftlich ihre Zungen miteinander spielten. Was würde ich nicht alles dafür geben, wenn Toshiya, mich so küssen würde, wenn sich nicht alles bei ihm um Sex drehen würde. Aber davon konnte ich wohl lange träumen. Am Rande registrierte ich noch, wie Hal und Rose irgendwann die Party verließen und erst eine ganze Zeit später zurückkamen, was sie wohl gemacht hatten? Hakuei löste gerade die Runde auf und ein Blick auf die Uhr verriet, dass es schon nach drei Uhr war. Er erklärte, dass es sechs Doppelbettzimmer gab und sich jeder einen Partner suchen solle, die Schlüssel legte er auf den Tisch. Ich sah mich um. Hal nahm natürlich ein Zimmer mit Yasu, über alles andere hätte ich mich auch gewundert und Kiyoharu nahm eines mit Satsuki und wenn man sich die beiden ansah, dann wusste man auch, dass da heute Nacht noch mehr laufen würde. Die waren ja richtig scharf auf einander. Plötzlich kam Toshiya auf mich und winkte mit einem Schlüssel vor meiner Nase herum, ich verstand erst gar nicht, was er wollte, dann mit einem Mal wurde es mir klar. Hal nickte mir zu und formte mit den Lippen die Worte »Viel Glück«, also nickte ich und kurz darauf waren wir auch schon auf unser Zimmer verschwunden. Ich war total betrunken, müde und durfte mir jetzt ein Zimmer mit der Person teilen, die ich liebte. Unter anderen Umständen wäre ich wohl überglücklich. Aber jetzt, ich weiß auch nicht. Es war ein komisches Gefühl, irgendwas zwischen glücklich und niedergeschlagen. »Du hast den ganzen Abend kein Wort mit mir gewechselt«, stellte Toshiya fest und setzte sich auf das Bett. »Du doch auch nicht mit mir.« »War das jetzt ein Vorwurf?« »Dasselbe könnte ich dich auch fragen.« »Was ist auf einmal mit dir los?« »Nichts.« »Du bist so abweisend zu mir.« »Gib mir einen Grund, das nicht zu sein.« »Was habe ich dir denn getan?« »Denk mal scharf nach.« »Wir haben mit einander geschlafen.« »Ja genau, Bingo, der Kandidat hat hundert Punkte«, meine Stimme trotzte nur so vor Sarkasmus. »Und? Was war denn schon dabei?« »Was dabei war du Arschloch? Wie kann man eigentlich nur so egoistisch sein?« »Ich verstehe dein Problem nicht.« »Meine Scheißprobleme gehen dich nichts an, solange du nicht mehr auf die Scheißidee kommst, deinen Scheißschwanz noch mal zwischen meine Beine zu stecken!« Toshiya starrte mich aus großen Augen an und ich wartete auf eine Reaktion. Die dann irgendwann auch kam: »Shinya…« »Dein scheiß Shinya kannst du dir auch sonst wo hin stecken, hast du verstanden? Und ich will deine verdammte Scheißfresse nicht mehr sehen.« »Was hab ich dir denn getan?«, täuschte ich mich, oder klang er verzweifelt? Na ja, war mir auch egal, ich war so wütend, eher wütend auf mich, aber ich ließ es jetzt an ihm aus und ich konnte mich nicht dazu durchringen, mich zu beruhigen oder die Stimme zu senken, stattdessen schrie ich ihn weiter an: »Macht es dir Spaß auf meinen Scheißgefühlen rumzutrampeln? Verdammte Scheiße Toshiya, ich liebe dich!« Toshiyas Augen weiteten sich noch ein Stück, diesmal vor Überraschung und ich begriff, was ich gerade gesagt hatte. Nur gut, dass ich betrunken war, sonst würde ich jetzt wohl wegrennen, anderseits hätte ich es ihm dann wohl gar nicht gesagt, allgemein hätte ich dann ÜBERHAUPT nichts zu ihm gesagt. Aber ich war froh, dass ich es getan hatte. Auch wenn ich mehr als nur unfreundlich gewesen war, ich hatte ihn ja richtig zusammen geschrieen. »Shinya…ich…« »Ich will nicht hören, was du zu sagen hast und wage es gar nicht erst, dich zu entschuldigen!« »Ich will mich auch gar nicht entschuldigen. Ich liebe dich…auch…« »Du…«, langsam, sehr langsam verarbeitete mein Gehirn die Information und ich konnte es förmlich rattern hören. Toshiya stand auf und blieb dicht vor mir stehen. Er schloss die Augen und ich tat es ihm gleich, denn keine Sekunde später berührten seine Lippen meine, ganz sanft, nicht so wie vor einer Woche. Ich knabberte liebevoll an seiner Unterlippe, dann kam mir seine Zunge entgegen und ich begrüßte sie mit meiner. Der Kuss hatte gar nichts mit den heftigen Knutschereien bei mir zu Hause zu tun. So sanft, so zärtlich, so voller Liebe das ich glaubte, fliegen zu können. Er schlang seine Arme um mich und ich legte meine Hände in seinen Nacken, dann ging er rückwärts bis zum Bett, wo er sich mit mir fallen ließ. Es war wie ein Traum, wir fielen langsam und landeten weich, das Bett hatte eine himmlisch weiche Federung. Sanft küssend lagen wir nun auf dem Bett. Vorsichtig wanderten Toshiyas Hände unter mein Oberteil und er schon es langsam hoch, ich hatte fast das Gefühl, er habe Angst, etwas falsch zu machen. Aber nun gut, ich löste den Kuss kurz, ließ ihn mir mein Oberteil ausziehen und befreite ihn dann schnell von seinem, indem ich die Knöpfe der Bluse öffnete und sie über seine Schultern schob, ich betrachtete seinen schlanken, muskulösen Körper und versah ihn mit Küssen, die ihn kichern ließen, dann zog er mich wieder hoch und unsere Lippen fanden erneut zu einander. Seine Hände berührten meinen Hintern und ich setzte mich breitbeinig auf ihn. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, was ich nur erwidern konnte. Sein Atem ging schwer, genauso wie meiner und ich rang nach Luft. Ich öffnete Toshiyas Hose und zog sie ihm samt Strumpfhose und Shorts aus, dann küsste ich seinen Oberkörper, ließ meine Zunge immer wieder über seine Muskel wandern, verweilte kurz bei seinen Brustwarzen, ich küsste die eine, biss hinein und leckte dann darüber, er keuchte und ich wiederholte den Vorgang auch bei seiner anderen Brustwarze, diesmal keuchte er um einiges lauter und als ich dann mit meiner Hand seinen Schritt umfasste und daran rieb, stöhnte er erregt auf. Ich ließ kurz von ihm ab um mir den Rock auszuziehen, dann machte ich weiter. Küsste ihn überall wo meine Lippen hinkamen und verwöhnte ihn mit meiner Hand. Ich ließ ihn immer wieder stöhnen und als er sich etwas verzweifelt anhörte, bewegte ich meine Hand schneller, verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Er stöhnte in den Kuss hinein, ich erhöhnte den Druck und das Tempo, ich wusste dass er endlich zu seinem Höhepunkt kommen wollte. Wenig später kam er mit einem lauten Stöhnen in meine Hand. Ich genoss den Anblick seines weggetreten aussehenden Gesichtes, mit den geschlossenen Augen und dem leicht geöffneten Mund. Ich küsste ihn sanft, dann packte er mich vorsichtig an den Armen und drückte mich auf das Bett, schwang sich auf mich und erwiderte den Kuss. Unsere Zungen lieferten einen kurzen Kampf, dann schienen sie miteinander zu tanzen. Ich überkreuzte meine Beine hinter ihm und drückte seinen Unterkörper gegen meinen, er begann, sich gegen mich zu bewegen und ich spürte wie die Erregung zwischen meinen Beinen wuchs, auch zwischen seinen Beinen regte es sich wieder. Als er sich dann liebevoll an meinem Hals zuschaffen machte und mit seinen Händen über meinen Körper stich, stöhnte ich. Er verstand, dass ich nicht mehr warten wollte und drückte meine Beine ein Stück auseinander. Drang kurz mit zwei Fingern in mich. Er spreizte sie und es schmerzte einen Moment, dann zog er sie wieder heraus und ersetzte sie durch seine Erektion. Ich stöhnte als er anfing, sich zu bewegen. Er war zärtlich und vorsichtig. Es fühlte sich unglaublich gut an. Ich hatte wirklich das Gefühl im Himmel zu sein. Ich hörte mich immer wieder lustvoll stöhnen und mit jedem Stoß, mit dem er die empfindliche Stelle in mir traf, stöhnte ich lauter. Es fühlte sich an, als wären wir eins und als würden wir schweben, auf Wolke sieben und als ich meinen Orgasmus bekam, schien jede einzelne Zelle in meinem Körper darin aufblühen und eine angenehme Gefühlswelle schwappte durch meinen Körper. Toshiya kam fast gleichzeitig mit einem lauten Stöhnen, dann küsste er mich. Wir verbrachten die nächsten Stunden mit nichts anderem, er brachte mich echt noch um den Verstand. Irgendwann, vielleicht gegen fünf oder sechs Uhr war ich so fertig, dass ich mich nicht länger wach halten konnte. Der Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf und ich kuschelte mich an Toshiya, der neben mir lag. Seine Wärme führte dazu, dass ich fast wieder einschlief. Er küsste mich zärtlich. »Ich liebe dich«, hauchte er und ich erwiderte ein »Ich liebe dich auch«, dann stand er auf und ging ins Bad. Es war noch eine Stunde bis zum Frühstück und ich hörte die Dusche rauschen. Ich schnaubte kurz, stand auf und eilte ihm hinterher. Er sah mich an und lächelte, dann stieg ich zu ihm unter die Dusche. Ich ließ mir von ihm meinen Rücken einseifen, danach tat ich dasselbe bei ihm. Das warme Wasser und Toshiya sorgten dafür, dass ich erstens wach wurde und zweitens mich wie der glücklichste Mensch auf Erden fühlte. Ein Blick in den Spiegel verriet aber, dass ich ziemlich fertig aussah. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Frühstück. Hakuei und Rose waren bereits da und unterhielten sich angeregt über irgendetwas, beide wirkten ausgeschlafen. Was ich mir gar nicht vorstellen konnte. Hakuei hätte doch eigentlich die Chance ergreifen müssen, wenn er sich ein Zimmer mit so einem hübschen und netten Mann wie Rose teilte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass da nichts gelaufen war. »Ah guten Morgen ihr beiden«, grüßte uns Hakuei und lächelte. Ich konnte nur müde zurücklächeln. »Also, wie ich dir erzählt habe…«, führte er sein Gespräch mit Rose fort. Okay, war Hakuei gerade dabei, sich zu ÄNDERN oder hatte er einfach nur einen guten Tag? Irgendwie war das schon komisch. Ich runzelte die Stirn und wandte mich an Toshiya, ich wollte gerade etwas sagen, als zwei Zombies ins Restaurant gestolpert kamen, die beiden Zombies entpuppten sich als Ruiza und Hide-zou und kaum hatten sie sich gegenüber von uns niedergelassen, waren sie eingeschlafen. Ich lachte, die beiden waren echt süß. Als nächstes kamen Kiyoharu und Satsuki, beide strahlten übers ganze Gesicht, sahen aber todmüde aus. Ich konnte mir auch vorstellen, woran das lag. Sie setzten sich zwei Plätze von den beiden Schlafenden entfernt und küssten sich kurz. Daisuke und Aoi folgten sichtlich ausgeschlafen und bestens gelaunt, na ja, Dai war bestens gelaunt, Aoi war drauf wie immer und ich konnte nicht sagen ob das gut oder schlecht war. Ich wusste, dass zwischen ihnen nichts gelaufen war, sie würden sich nicht anfassen, sie waren so etwas wie Freunde, insofern man das sagen konnte. Als letztes kamen Mako, Karyu, Hal und Yasu zusammen. Es wunderte mich nicht, dass Mako und Karyu sehr müde aussahen und Hal und Yasu ausgeruht wirkten, wenn auch die Stimmung zwischen den Beiden etwas…anders war. Was anders war, konnte ich nicht sagen, nur das etwas anders war. Sie setzten sich neben mich und Hakuei erhob sich, da nun alle anwesend waren. »Allen einen wunderschönen guten Morgen, ich hoffe ihr seid ausgeschlafen«, Hakueis Blick wanderte über Mako und Karyu, zu Kiyoharu und Satsuki, dann zu Hide-zou und Ruiza, die fest zu schlafen schienen und schließlich zu mir und Toshiya, ich grinste ihn an und er korrigierte seine Rede: »Okay, also drück ich es mal anders aus, ich hoffe ihr habt die Nacht gut überstanden und ausreichend genutzt.« Er grinste wissend und sprach dann noch weiter, aber ich hörte ihm gar nicht richtig zu. Ich schnappte mir eines der Brötchen, die in einem Korb auf dem Tisch lagen und schnitt es auf, als sich Hal zu mir beugte und mich fragte: »Und wie lief’s?« Ich wusste, auf was er anspielte und gerade als ich zu einer Antwort ansetzte, neigte sich Toshiya zu ihm und antwortete an meiner Stelle mit einem breiten Grinsen: »Ich weiß nicht, was du meinst« »Shinya? Jetzt sag schon«, flüsterte Hal mir zu und ich grinste ihn an. Es machte Spaß, ihn auf die Folter zu spannen. »Was willst du wissen? Davor oder danach?« »Ich will wissen ob du ES ihm GESAGT hast!« »Also davor. Ja habe ich«, ich lächelte und nickte stolz. »Und DANACH?« »Das wüsstest du wohl gerne, hm?« »Shin, ich fühl mich verarscht und kannst du dir auch vielleicht VORSTELLEN an wem das liegt?« »Sehr gut sogar. Glaub mir Kleiner, so genau willst du es gar nicht wissen.« »Ach ja?« »Shin, jetzt sag es ihm schon, der Arme platzt ja fast vor Neugier«, meldete sich Toshiya zu Wort und küsste mich kurz. »Wir sind zusammen.« »Endlich man!«, Hal klang wirklich erleichtert und ich musste lachen. Er war schon süß. Ich wandte mich zu Toshiya und wir unterhielten uns, während wir aßen und achteten nicht sonderlich darauf, was um uns herum geschah. Meine Aufmerksamkeit richtete sich ganz allein auf die Person, die ich über alles liebte. Bis ich einen lautstarken Streit wahrnahm. Der eine, der richtig außer sich war, war Hal und der andere – oh Wunder – war Aoi. Ich wusste nicht, worum es ging aber es hörte sich absolut nicht gut an und ich hoffte nur, dass Aoi nichts Falsches sagen würde, aber das wohl ein bisschen zu viel der guten Hoffnung. »Ach ja, was kann denn bitte so schlimm sein?« »Ich will dich mal erleben wenn das Arschloch, was sich deinen Vater nennt, deine Schwester UMBRINGT!«, das schockte mich total und ich sah Hal hinterher, der Hals über Kopf aus dem Restaurant stürmte, Yasu eilte ihm sofort hinterher. »Ach du Scheiße«, hörte ich Aoi fluchen, womit er genau das aussprach, was wohl alle dachten. Ich konnte Aoi zwar keinen richtigen Vorwurf machen, er hatte ja nicht ahnen können, was in Hal’s Vergangenheit passiert war, aber trotzdem machte mich sein dämliches Verhalten stinksauer. Es herrschte ein betretenes Schweigen unter uns, keiner wusste so Recht, was er sagen sollte und ich sah zu Kiyoharu, auch er schien total geschockt. »Oh mein Gott«, stieß ich irgendwann hervor. Dann hatte Hal also mal eine Schwester gehabt, warum hatte er nie etwas gesagt? Na gut, ich konnte ihn verstehen, ich hätte darüber auch nicht reden wollen, ich wusste ja nicht, was wirklich vorgefallen war. Yasu hatte nicht ganz so einen erschrockenen Eindruck gemacht, hatte er etwas gewusst? Und wenn ja was und wie viel? Nach einer Weile kamen sie zurück und irgendwann lockerte sich auch die Stimmung wieder. Schnell hörte man wieder das Lachen der anderen, Ruiza quälte sich, wach zu bleiben und aß etwas während Hide-zou aussah, als wisse er noch nicht recht, was er tun sollte. Als Ruiza ihm dann einfach eine Brötchenhälfte in den Mund stopfte, schien die Entscheidung gefallen zu sein und er kaute. Es war schon ein lustiger Anblick. Nach dem Frühstück wurden wir mit der Limousine des vergangenen Abends wieder nach Hause gebracht, sofern wir das wollten. Ich fuhr stieg mit Toshiya aus, lieh mir ein paar neue Sachen von ihm und wir machten uns auf den Weg in die Stadt. Wir hatten alle heute frei, was verständlich war, nach Hakueis Partys brauchte man IMMER einen Tag frei, entweder um den Abend zu verkraften oder den Kater auszuschlafen, oder beides. Ich war aber nicht in der Stimmung, mich hinzulegen, also hatte ich Totchi überredet, mit mir zu kommen. Was er wahrscheinlich hinterher bereute, denn er durfte all meine Einkaufstüten tragen. Und das waren ein paar mehr. Tja, daran durfte er sich wohl gewöhnen. Ich gab mein Geld gern für neue Anziehsachen aus und seit ich ein erfolgreiches Model war, kaufte ich mir wirklich ALLES was mir gefiel. Dafür kaufte Toshiya sich eine neue Zigarettenschachtel von MEINEM Geld. Zum Rauchen würde er mich aber dennoch nicht bringen können! Am nächsten Tag erschienen wir dann zusammen in der Company, aber unsere Wege trennten sich schnell und er eilte zu Hyde, der schon auf ihn wartete. Ich hingegen hatte noch ein bisschen Zeit und die nutzte ich in dem ich es mir auf dem heiß geliebten Teppich bequem machte. Ich hatte seit einem Tag einen festen Freund, seit langem mal wieder und dann auch noch Toshiya, es hatte mich schon überrascht, dass er mir seine Liebe gestanden hatte, da konnte man sehen, dass Hal Recht behalten hatte. Er hatte ja gesagt, es gäbe immer Hoffnung und dass ich mir nicht einreden solle, dass Totchi nicht lieben könnte. Wie konnte ich nur so dumm sein das zu glauben? Ich könnte mich selbst auslachen, ließ es aber lieber, da gerade jemand zu mir trat. Und ich erkannt ihn schon an seinen Schritten. »Machst du diesmal wirklich ernst?«, fragte ich und sah Kiyoharu ins Gesicht. »Ja, Satsuki hat mir einfach mein Herz gestohlen.« Ich kicherte, er konnte echt romantisch sein. »Und was war das mit Hal?« »Sex. Ich weiß auch nicht, er hat so eine gewisse Art an sich, ich konnte ihm einfach nicht widerstehen, eigentlich wollte ich ihn ja richtig flachlegen…du weißt was ich meine…aber er wirkte so unschuldig, ich konnte einfach nicht. Ich denke, er ist ein Mensch, der Liebe braucht.« »Die bekommt er ohne es zu merken.« »Das stimmt, ich schwöre dir, wenn die nicht zusammen kommen, dann…« »Dann was?« »Weiß ich auch noch nicht…« »Das sieht dir ähnlich, erst reden, dann denken.« »Ich frage mich, wer von ihnen den ersten Schritt macht.« »Ich denke, der ist bereits getan, ohne dass sie es gemerkt haben.« »Shinya du bist so unglaublich romantisch!« »Mit romantisch hat das nichts zu tun, guck sie dir doch nur mal an. Gestern Morgen, die Stimmung zwischen den beiden war so anders, nicht negativ anders, sonst hätte Yasu ihn nicht beruhigen können, aber irgendwas muss gewesen sein.« »Ich wollte gestern mal ein bisschen im Internet die Archive durchsuchen, wegen seinem Vater, aber ich kenne seinen Nachnamen gar nicht und deshalb konnte ich nichts finden, ich weiß auch nicht recht, wonach ich suchen sollte.« »Es ist besser, wenn du gar nicht suchst. Wenn er darüber sprechen will, dann wird er kommen, es wäre ihm gegenüber nicht fair, im Internet nach Informationen zu suchen, die er uns absichtlich nicht geben will.« »Vielleicht hast du Recht«, Kiyoharu ließ sich neben mich sinken und überlegte. »Eigentlich tut mir Aoi leid«, sagte er dann schließlich und ich sah ihn verwirrt an, wie um alles in der Welt kam er denn jetzt auf AOI? »Er hat es wohl nicht so gemeint und jedes Mal wenn die Situationen zwischen ihnen eskalieren hat es mit einem Missverständnis und purer Dickköpfigkeit zu tun.« »Ich glaube, er ist eigentlich gar nicht so übel, wie er immer tut.« »Na ja, ich weiß ja nicht«, er lachte und wir redeten noch eine Weile weiter. Am Abend entführte mich Toshiya ins Kino. »Wir hatten gar kein richtiges Date«, hatte er gesagt und war losgefahren. Er hatte seine romantische Ader entdeckt. Wir gingen in einen Film, der mir sehr gefiel, es war eine Mischung aus Komik, Romantik und Dramatik. Die Kussszene verpassten wir jedoch weil wir uns küssten. Ganz zärtlich hatten sich unsere Lippen berührt und unsere Zungen hatten sich gegenseitig sanft angestupst. Ich weiß, dass es in Japan ungern gesehen wurde, wenn sich ein Pärchen in der Öffentlichkeit küsste, aber das war mir in diesem Moment egal. Sie mussten ja nicht hingucken. Danach lud er mich zum Essen ein, es war richtig schön mit ihm bei Kerzenschein zu essen. Wir unterhielten uns und ich fühlte mich richtig gut, das Kribbeln in mir war noch stärker geworden, aber jetzt genoss ich es nur noch, ich wusste, Toshiya liebte mich und ich brauchte keine Angst mehr zu haben, dass er sich vielleicht gar nicht für mich interessierte und dieses Wissen stimmte mich glücklich. Seit wir zusammen waren ging er viel zärtlicher mit mir um und wenn wir uns küssten endete es nicht immer im Bett. Natürlich schliefen wir miteinander, das gehörte dazu, aber es stand nicht im Vordergrund. Am Nachmittag hatte es geschneit und jetzt machten wir uns auf den Weg zu seinem Auto, draußen war es bereits dunkel, kein Wunder, es war nach zehn Uhr. Er legte einen Arm um mich und ich einen um ihn. Wir standen an einer Ampel und warteten, dass diese endlich das Signal gab. Aber wie das nun mal so war, dauerte es und Toshiya hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, den ich sofort erwiderte. »Die jungen Leute von heute«, murrte eine ältere Dame. »Wir sind nun mal nicht mehr im Mittelalter«, erwiderte ich und grinste sie an. »Wenn es Sie stört, gucken Sie doch einfach wo anders hin«, riet Toshiya ihr. Völlig perplex huschte ihr Blick von mir zu Toshiya und wieder zurück, ich kümmerte mich nicht um sie, stattdessen küssten wir uns erneut, diesmal etwas leidenschaftlicher und ich seufzte in den Kuss hinein. Wenig später meldete sich die Ampel mit einem Piepsen und wir lösten uns von einander und machten uns weiter auf den Weg zu seinem Auto, das nicht weit von hier entfernt stand. Er fuhr mich nach Hause und fragte, ob er noch mit nach oben kommen könne, also gingen wir nun zusammen zu meiner Wohnung. Ich schloss auf und das erste was mir in der Dunkelheit auffiel, war das Blinken des Lämpchens an meinem Anrufbeantworter und ich war neugierig, wer mir aufs Band gesprochen hatte. Ich drückte das Licht an, zog Jacke und Schuhe aus, dann wandte ich mich dem AB zu. Es piepte und dann ertönte Kyos Stimme: »Hey Shinya, ich brauche dich Morgen schon um acht in der…«, man hörte ein Klopfen und ein kaum zu verstehendes »Herein« und »Ach du bist’s«, dann meldete er sich zurück: »Uhm, wo war ich stehen geblieben, ach ja also um acht in der Company, ein Shooting wurde verschoben…« Wieder raschelte es und Kyo murrte etwas von wegen: »Siehst du nicht, ich telefoniere gerade…lass das doch mal!« »Leg auf«, ich stockte, ich kannte diese Stimme und sie hörte sich…irgendwie anders an als sonst. Ich fragte mich, was Atsushi bei Kyo zu suchen hatte, die redeten doch nie miteinander. »Warte doch kurz.« Ein Lachen. »He! Was soll Shinya denn denken?« »DAS interessiert mich herzlich wenig«, er klang sehr amüsiert. »Du bist so ein Arsch, weißt du das eigentlich?« »Du hast es mir mit Sicherheit schon hundertmal gesagt und wie immer kann ich das Kompliment nur zurückgeben.« »Das war kein Kompliment.« »Ich weiß.« »Lässt du mich jetzt weiter telefonieren?« »Ich mach doch gar nichts, du redest hier ja die ganze Zeit«, Atsushi lachte leise. »Du machst NICHTS, ach nein? Und was soll DAS denn dann?«, Kyo hatte die Stimme gesenkt und ich war mir sicher, dass er den Hörer gegen seine Schulter drückte, aber dennoch verstand ich, was sie sagten. »Ähm also Shinya, dein Termin wurde verschoben. Hab ich dir schon gesagt, wann du da sein sollst? Ja, oder? Ich weiß es nicht mehr…also um acht.« Wieder hörte ich Atsushis Lachen und ich fragte mich, was bei denen abging, das hörte sich doch sehr komisch an, zu mal sie sich gar nicht leiden konnten. »Du bist ja sternhagelvoll! Ich hoffe du kannst dich noch erinnern, was das letzte mal passiert ist, als du total besoffen warst mein Lieber.« »Ach Kyo, warum schwelgst du immer noch in Erinnerungen.« »Weil du seitdem kein vernünftiges Wort mehr mit mir gewechselt hast.« »Und jetzt leg auf.« Einen Moment war es still, bis auf das Kichern des Designers. »Ähm…uups… Dann bis morgen, gute Nacht Shinya.« Dann piepte es und es herrschte Stille. Was zur Hölle war das denn grad gewesen? »Hilfe, was ging denn da ab?«, riss mich Toshiya aus meinen Gedanken. »Atsushi war…betrunken.« »Ja, das hab ich gehört. Man hatte fast den Eindruck, er würde sich an Kyo ranmachen.« »Ach was, der doch nicht. Außerdem sind sie doch gar nicht schwul.« »Nicht? Warum hat Kyo dann mit Hakuei geschlafen?« »Oh daran hatte ich gar nicht gedacht.« »Gut, dann machen wir das jetzt auch nicht länger«, hauchte Toshiya und verwickelte mich in einen leidenschaftlichen Kuss. Sobald ich seine Lippen und seine Zunge spürte, hörte ich ohnehin auf zu denken und so führte uns unser Weg ins Schlafzimmer. Nachdem ich ihm nicht hatte widerstehen können und wir mit einander geschlafen hatten, war er natürlich über die Nacht geblieben und weckte mich am nächsten Morgen pünktlich. Oh man, wie konnte man um halb sieben schon so FIT sein? Ich brauchte erstmal eine Tasse starken Kaffee um überhaupt ANSPRECHBAR zu werden. Toshiya war so nett gewesen und fuhr mich zur Company, ich hoffte, Kyo dort zu treffen, ich wollte wissen, was das gestern in seinem Büro war. Aber ich traf ihn nicht, stattdessen warteten Tetsuya und Hyde auf mich. Und wir fuhren zu dem Ort, wo das Shooting stattfinden sollte. »Bist du mit Toshiya zusammen?«, fragte Hyde mich interessiert, da er natürlich gesehen hatte, dass ich ihn kurz zum Abschied geküsst hatte. »Ja, seit zwei Tagen.« »Lass mich raten, Hakueis Geburtstagsparty?« »Genau.« »Na dann, herzlichen Glückwunsch!« »Danke.« »Wie war die Party denn?« »Da solltest du vielleicht die anderen fragen, ich war so besoffen, dass ich die Hälfte nicht mitbekommen habe. Ruiza und Hide-zou sind auch die falschen Ansprechpartner. Die beiden sind doch tatsächlich beim Frühstück eingepennt.« Hyde lachte und meinte dann: »Die hatten wohl besseres zu tun als zu schlafen.« »Genauso wie Mako und Karyu, Kiyoharu und Satsuki sind zusammen.« »Huh? Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.« »Ich auch nicht. Aber er meint es wirklich ernst.« »Und Toshiya auch?« »Ja, er ist richtig zärtlich und liebevoll.« »Die Liebe ist was tolles.« »Du weißt ja, wovon du sprichst.« »Sie ist in letzter Zeit etwas…launisch.« »Warum das denn?« »Wenn ich das wüsste, würde ich alles dafür tun, es zu ändern.« »Sie hat so ein Glück, dich zu haben.« Bevor die Fahrt zu Ende war, kamen wir zu dem Schluss, dass die Liebe etwas Grausames war, weil sie einen Schmerzen zufügte, gegen die man sich nicht wehren konnte aber die Liebe war auch etwas Wunderbares, sie schenkt einen Glück und Zufriedenheit und die Zukunft mit einem Menschen, der einen alles bedeutet und sie kann Wunden heilen… Kapitel 5: *~Bit Stupid~* ------------------------- Guten Abend, guten Morgen, guten Tag (kommt ja drauf an, wann ihr es lest xD) also jetzt ist es gerade 20:13 Uhr, also Abend ^^ ... Nach einem kleinen Special also hier das neue Kapitel! Hab mich beeilt xD und es ist etwas länger geworden... aber das stört euch nich, oder? dann wünsch ich euch mal viel Spaß beim Lesen eure Rating: PG-16 Beta: natürlich meine hinreißende ♥ vielen, lieben Dank! Ich wüsste echt nicht, was ich ohne dich machen würde! POV: na, der Hal mal wieder ^^ ♥~ _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 5~* Bit Stupid Ich saß auf meiner Couch und sah fern als es klingelte. Ich erwartete eigentlich keinen Besuch. Neugierig sprang ich auf und eilte zur Tür. Als ich sie öffnete grinste mich ein völlig durchnässter Tomo an. Ich riss die Tür ganz auf, umarmte ihn stürmisch und ließ ihn dann eintreten. Draußen regnete es schon den ganzen Tag und dabei war in wenigen Tagen Weihnachten! Ich wusste gar nicht, wo ich die Feiertage verbringen sollte. Familie hatte ich nicht, Kiyoharu würde zu seinen Eltern fahren und ihnen Satsuki vorstellen, am Tag darauf waren sie bei Satsukis Eltern, Yasu war auch bei seiner Familie und Shinya auch. Tomo zog seine Schuhe und Jacke aus, aber selbst darunter war er total durchnässt und ich befahl ihm, er solle gefälligst eine Dusche nehmen. Ich suchte ihm ein paar frische Sachen heraus und fand dabei noch sein Hemd und seine Jeans, die er mir damals für mein Bewerbungsgespräch geliehen hatte, sie lagen gewaschen und zusammengelegt in meinem Kleiderschrank und ich legte sie auf mein Bett, damit er sie mitnehmen konnte, wenn er gehen würde. Dann suchte ich nach einem dicken Pulli und einer bequemen Jeans. Boxershorts hatte ich ihm schon gegeben. Als ich alles zusammen hatte, ging ich ins Bad, wo bereits die Dusche rauschte. Es hatte ihn noch nie gestört, wenn ich rein kam und er gerade duschte. Erstens hatte ich einen Vorhang und zweitens kannten wir uns einfach schon zu lange, als das es ihm hätte peinlich sein können. »Danke Kleiner.« »Immer wieder gerne Großer.« Ich verließ das Bad und ging in die Küche, wo ich Wasser für den Tee aufsetzte und wartete, bis es endlich kochte, dann bereitete ich den Tee vor und ließ ihn ziehen. Als er fertig war, kam auch Tomo mit nassen Haaren aus dem Bad. Ich wuschelte ihm liebevoll durch die Haare, sie waren lang geworden. »Hast du heute frei?« »Sonst wäre ich wohl nicht hier, oder?« »Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.« »Leider. Du fehlst mir.« »Du mir erst. Ich hatte mich so an deine Kuschelbedürftigkeit gewöhnt.« »Setz dich«, ich zeigte auf das Sofa und er nahm Platz, dann setzte ich mich neben ihn und kuschelte mich an ihn. Ja, ich hatte es auch vermisst. Wie sehr er mir wirklich gefehlt hatte, wurde mir erst jetzt klar. Tomo legte einen Arm um mich holte tief Luft. »Hast du ein neues Parfum?«, fragte er plötzlich. »Ich? Nein, warum?« »Du riechst so anders.« »Liegt wohl an Yasu ich bin oft bei ihm.« »Ich war mir sicher, dass ich es schon mal gerochen hatte. Jetzt weiß ich es. Aber mal was anderes, was machst du an Weihnachten? Hast du frei?« »Natürlich, alle haben frei. Ich weiß nicht, ich werde wohl hier sein und mich besaufen damit ich nicht daran denken muss, dass ich keine Familie habe.« »Du hast Familie.« Ich schnaubte. »Also, willst du mitkommen?« »Mit WOHIN?« »Na zu meinen Eltern, sie sind auch so was wie deine Familie und sie würden sich freuen, dich zu sehen.« »Klar, warum nicht«, stimmte ich zu und freute mich darauf. Ich mochte Tomos Eltern sehr gerne, auch wenn man das bei meiner letzten Begegnung mit ihnen im Krankenhaus nicht sonderlich gemerkt hatte. Sie waren für mich wie Tante und Onkel und sie waren immer mehr meine Eltern gewesen, als meine es waren. Wenn ich Probleme oder Liebeskummer gehabt hatte, war ich immer zu ihnen gekommen und sie hatten mich immer behandelt wie ihren eigenen Sohn. »Freust dich was?« »Ja. Ich hab ihnen viel zu erzählen.« »Aber bitte nicht so genau wie mir, erstens würde es stunden dauern und zweitens müssen sie ja nicht so genau wissen, was du mit Kiyoharu getrieben hast.« »Daran hab ich gar nicht gedacht! Na ja, er hat jetzt einen Freund, die beiden sind echt süß. Im neuen Jahr wollen sie es endlich offiziell machen. Aber sag mal, was ist mit Natsumi?« »Es läuft ganz gut. Sie ist nicht so eifersüchtig auf dich.« »Dazu hat sie ja auch keinen Grund.« »Stimmt. Ich hab letztens ihre Eltern kennen gelernt, sie sind super nett und ich glaube, sie mochten mich.« »Dich muss man mögen!« »Ich hab dich auch lieb. Und wie läuft’s bei dir?« »Nichts. Was soll da sein?« Tomo seufzte, dann sah er mich durchdringend an und sagte: »Ich wusste ja, dass Liebe blind macht, aber so BLIND dass man nicht mal sieht, dass man liebt? Das ist mir neu.« »Was meinst du damit?« »Mach einfach mal deine Augen auf.« »Musst du eigentlich immer, wenn es um Liebe geht in Rätseln sprechen?« »Sonst wäre es doch langweilig und DU müsstest nicht mehr DENKEN.« Er lachte, sein Lachen war ansteckend. »Sag mal, was guckt du da eigentlich für einen Film?«, fragte er auf einmal und mein Blick richtete sich auf den Bildschirm meines Fernsehers. »Weiß nicht, irgendein Liebesfilm. Keine Ahnung, mir war mal danach.« Ich rutschte noch näher an Tomo heran und schenkte den Film meine ganze Aufmerksamkeit, ich ignorierte Tomos Kommentare, bei denen mir früher immer das Fernsehen vergangen war und konzentrierte mich auf die Story. Die Frau glaubte gerade, dass der Mann, den sie liebt, eine andere habe und diese auch heiraten wolle, da der Bruder des Mannes das gesagt hatte. »Oh man du dumme Tussi, der lügt dich doch nur an«, meckerte ich und Tomo lachte. »Seit wann redest du mit deinem Fernseher?« »Seit ich nicht mehr jeden Abend bei dir hocke und mir Actionfilme reinziehen muss.« »Aber die haben dir bei weitem besser getan - wehe du fängst an zu heulen!« »Ich bin nun mal sehr mitfühlend«, verteidigte ich mich und wandte mich wieder dem Geschehen im Flimmerkasten zu. Die Frau rannte gerade in ihrer Verzweiflung über eine Hauptstraße um den Mann zu fragen, ob es wahr sei, was sein Bruder gesagt habe und dabei wurde sie von einem Auto erfasst und in die Luft geschleudert. Der Krankenwagen war wenig später an Ort und Stelle und als sie dann im Krankenhaus ihre Augen öffnete, saß der Mann, ihre große Liebe, vor ihr und lächelte sie an. »Wie konntest du nur so einen Schwachsinn glauben, ich liebe doch nur dich!«, schwor er ihr, nachdem sie ihm die Geschichte erzählt hatte und sie küssten sich. »Hal! Hör auf zu heulen«, schimpfte Tomo und lachte. Ich hatte mein Gesicht an seiner Schulter vergraben und schluchzte leise vor mich hin. Seit wann war ich denn so nah am Wasser gebaut? Ich glaub, ich mutierte mehr und mehr zu einer Frau! »Sorry, das ist so~ romantisch«, säuselte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. »Du bist schwul.« »Ja na und? Darf ich das deshalb nicht mehr romantisch finden?« »Doch…ich find es nur sehr unterhaltsam. Wie wäre es, wenn wir uns Titanic angucken?« »Nein.« »Warum nicht?« »Weil ich mich dann gar nicht mehr einkriege.« Wir lachten und bestellten uns dann eine Pizza. Ausnahmsweise war der Lieferservice pünktlich und wir mampften zufrieden unsere Pizza, sahen uns noch einen Actionfilm an und verkrümelten uns ins Bett. Ich liebte es mit Tomo zu chillen, einfach mal nichts zu machen, einfach gammeln und Zeit miteinander verbringen. Tomo hatte ein ruhiges Gemüt, aber er konnte sehr temperamentvoll sein, wenn er wollte. Ich war total müde von den letzten Tagen und schlief schnell ein, nicht zu guter Letzt half mir die Wärme, die Tomos Körper ausstrahlte. Eigentlich hatte sich zwischen uns nichts geändert. Obwohl er wusste, dass ich schwul war, teilten wir uns ein Bett, schliefen nur mit Boxershorts bekleidet nebeneinander, kuschelten und schmusten, alles wie früher, wo ich noch was mit Frauen gehabt hatte. Mittlerweile war ich der festen Überzeugung, dass ich schon immer schwul gewesen war, aber nie einen Mann getroffen hatte, der mich begeisterte. Eigentlich war ich noch nie RICHTIG verliebt gewesen. Natürlich war ich mal verknallt gewesen, aber es war nie etwas richtig ernstes, sonst wären all meine Beziehungen nicht nach vier bis acht Wochen in die Brüche gegangen. Am nächsten Morgen stand ich mit Tomo zusammen auf, wir frühstückten in Ruhe, ich hüpfte kurz unter die Dusche, und diesmal wirklich KURZ! Ja...eine halbe Stunde ist für mich kurz! Dann verabschiedete ich mich von meinem besten Freund, da ich zur Arbeit musste. Er versprach mir, auf mich zu warten und zwischendurch einkaufen zu gehen. Ich war ihm sehr dankbar dafür. Ich eilte die Treppen hinunter, da der Aufzug in letzter Zeit ständig kaputt war und wenn er mal wieder für einen Tag funktionierte, benutze ich ihn nicht aus Angst, er könne stecken bleiben. Hier war echt alles möglich. Als ich die Haupteingangstür öffnete fiel mir zu erst auf, dass es ARSCHKALT war und dass es geschneit hatte. Des Regen des vergangenen Tages war gefroren und so war der Schnee liegen geblieben, als zweites sah ich ein sehr bekanntes Auto und Yasu ließ die Scheibe herunter. »Wurde auch mal Zeit, es ist kalt!« »Dir auch erst mal einen wunderschönen guten Morgen«, entgegnete ich grinsend und stieg ein. »Es ist früh am Morgen, arschkalt und du strahlst wie die Sonne im Hochsommer, sollte ich irgendwas wissen?« »Nein, ich freu mich einfach, dich zu sehen.« Yasu zog eine Augenbraue hoch und schenkte mir dann ein schiefes Lächeln. Ich glaubte fast schon, mein Herz würde den Geist aufgeben. Aber zum Glück ließ es mich nicht im Stich, stattdessen schlug es gleich doppelt so schnell wie gewöhnlich. »Ich mich auch«, entgegnete Yasu schließlich, ich setzte mich ins Auto, zog die Tür zu und er fuhr los. »Man ihr verdammten Arschlöcher, bewegt eure Scheißkarren, es gibt auch noch Leute, die arbeiten«, fluchte er und hupte, als ein Auto plötzlich stehen blieb. Ehrlich gesagt, Yasu machte mir gerade echt ANGST. Hatte er schlechte Laune? Oder was war los? »Yasu? Alles in Ordnung?«, fragte ich ihn besorgt. »Alles bestens«, er schenkte mir ein Lächeln, dann fluchte er weiter: »Fickt euch doch!« Na gut, ich würde ihn später noch mal fragen. Jetzt hatte es ja wohl keinen Sinn. Ich hatte Yasu noch nie fluchen hören und bis eben hatte ich auch gedacht, dass er es gar nicht konnte. Aber gut, jeder Mensch konnte fluchen, oder? Ich meine RICHTIG fluchen, nicht das übliche ‚Scheiße!’ oder so. Irgendwie und irgendwann kamen wir dann bei der Misery Loves Company an. Ich wollte zu Kyo und ihn fragen, ob ich mir den 23. frei nehmen durfte, dann konnte ich schon einen Tag früher mit Tomo zu seinen Eltern fahren. Wir wollten die Feiertage in ihrem Ferienhaus verbringen und das lag nun mal ein paar Stunden von Tokyo entfernt am Meer. Als ich durch den Flur auf Kyos Büro zueilte, kam mir ein GRINSENDER Atsushi entgegen, das machte mir noch mehr Angst, als ein fluchender Yasu. Ich grüßte ihn kurz und eilte dann weiter. Schlitternd kam ich vor der Bürotür zum stehen, sie stand einen Spalt offen und ich klopfte. »Hm«, brummte Kyo und ich trat ein. Hastig knöpfte er sein Hemd zu und sah mich dann an. Ich fragte mich, was hier vorgefallen war und ob das mit Atsushis guter Laune zu tun hatte. »Hat es.« Ich zog beide Augenbrauen hoch. Er konnte meine Gedanken immer noch lesen. »Man sieht dir an, was du denkst.« »Bin ich wie ein offenes Buch?« »Nur viel spannender.« Ich grinste. Aber das was mich im Moment eigentlich interessierte, wusste ich immer noch nicht. »Darf ich fragen, warum Atsushi…ähm Sakurai-sama meine ich, so gute Laune hatte?« »Er hat mal wieder bekommen was er wollte.« »Und das wäre?«, die Frage platzte einfach aus mir heraus und ich wusste instinktiv, dass es mich eigentlich nichts angeht. »Ganz schön neugierig, was?« »Tut mir Leid. Ich wollte nicht…« »Ich kann dich verstehen und an deiner Stelle würde ich es auch wissen wollen. Schließlich begegnet man ihm nicht oft gut gelaunt und vor allem nicht, wenn er aus MEINEM Büro kommt. Bis vor ein paar Tagen haben wir auch kaum ein anständiges Wort miteinander geredet.« »Und jetzt?« »Hat er was er will.« »Und das ist der Grund warum er wieder mit dir redet und warum er gut drauf ist?« »Ich habe nie etwas von ‚wieder’ gesagt«, Kyo lächelte. »Na ja, ich dachte mir, dass ihr mal gute Freunde oder so gewesen sein müsst, sonst würdet ihr doch nicht ZUSAMMEN die Company leiten…oder?«, fragte ich unsicher und wartete gespannt auf eine Antwort, es war komisch, Kyo über sein Privatleben zu befragen. »Da hast du Recht. Wir waren mal sehr gute Freunde, die Besten ums genau zu sagen, aber dann…wurde aus Freundschaft mehr, was aber nicht sonderlich lange gehalten hat und seitdem kommen wir nicht mehr so gut miteinander aus und Atsushi redet nur dann mit mir, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden lässt, sonst lebt er sein Leben und ich meins.« »Aber?« »Liebe kann man nicht einfach abschalten, wenn es einem passt und man muss einsehen Fehler gemacht zu haben.« »Das heißt…« »Das wir es noch mal versuchen? Ja, das heißt es.« Die Tatsache, dass Kyo und Atsushi mal zusammen gewesen waren und es jetzt wieder sind haute mich schon ganz schön vom Hocker, ich war der festen Überzeugung gewesen, dass die beiden nicht schwul waren. Na ja, seit Hakueis Party, wusste ich ja, dass Kyo und Haku mal…aber jetzt war es so endgültig. Ich meine, ich freute mich für die beiden und ich fand das irgendwie auch süß, aber sie waren meine CHEFS und erwachsene Männer und…. Tief durchatmen Hal! Ich konnte es immer noch nicht glauben! Kyo und Atsushi. Kyos Lachen riss mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn an. Hatte er den Nasenring schon immer gehabt? War mir gar nicht aufgefallen… »Warum bist du eigentlich hier? Bestimmt nicht um mich wegen Atsushi zu fragen oder?« »Nein, eigentlich nicht, ich wollte fragen, ob ich mir den 23. frei nehmen darf.« »Da hast du eigentlich ein Shooting.« »Ich weiß. Aber mein bester Freund, Tomo, und ich, wir wollen die Feiertage mit seinen Eltern verbringen, in einem Ferienhaus am Meer…und wir würden gerne schon am dreiundzwanzigsten los.« »Und deine Familie?« »Darüber möchte ich nicht reden.« »Okay, nimm dir den Tag frei. Ich wünsche dir schöne Festtage.« »Danke Kyo, ich dir auch.« Ich kehrte ihm den Rücken zu und ging. Ich würde das mit Kyo und Atsushi erstmal für mich behalten. Wenn sie wollen würden, dass alle es wissen, dann würden sie es schon selbst sagen. Ich fand den Gedanken, dass sie zusammen waren, echt süß, auch wenn es mir schwer fiel, sie mir zusammen vorzustellen, aber vor ein paar Wochen hätte ich mir auch nicht vorstellen können, Sex mit Kiyoharu zu haben. Und bis zur Party hätte ich mich auch lieber erschossen als Aoi zu küssen. Ich lächelte vor mich hin und fuhr mit dem Aufzug in Hydes Stockwerk. Ich wollte ihm für den 23. absagen. Er war gerade damit beschäftigt, Yasu zu fotografieren, der anmutig poste. Ich beobachtete sie. Erstens wollte ich sie nicht stören und zweitens faszinierte mich Yasus Anblick so sehr, dass ich ohnehin keinen Ton herausbekam. Trotz seiner langen Haare wirkte er männlich und cool. Ein Kribbeln breitete sich in mir aus und ich wandte mit hochrotem Gesicht den Blick von ihm ab. Allerdings konnte ich dem Drang, ihn wieder ansehen zu müssen, nicht lange widerstehen. Er raubte mir echt den Atem. Yasu war so wunderschön, das war mir am Morgen nach Hakueis Geburtstagsparty erst richtig bewusst geworden und seit dem verschlug es mir immer wieder den Atem. Ich bewunderte seinen schlanken, durchtrainierten Körper, sein schönes Gesicht, einfach alles an ihm. Viel zu schnell für meinen Geschmack waren sie fertig mit den Shooting. »Hal? Hallo, jemand zu Hause?«, fragte Yasu und wedelte mit einer Hand vor meinen Augen herum. Ich zuckte zusammen. »Äh…war in Gedanken…« »Ich hab’s gemerkt.« »Ich…ich wollte eigentlich zu Hyde.« »Dann schieß mal los, was gibt’s?«, fragte der Fotograf und trat vor mich. »Ich habe mir den 23. frei genommen, deshalb wollte ich das Shooting absagen.« »Klar, kein Problem, wir müssen das aber nach Weihnachten nachholen, okay?« »Ja. Ich verbringe die Feiertage mit meinem besten Freund und seiner Familie.« »Warum nicht mit deiner eigenen?« Yasu sah mich an, ich glaube, er erwartete keine Antwort und damit hatte er auch vollkommen Recht. »Das hat seine Gründe.« Ich wandte mich ab und ging, mir war nicht nach weiteren Fragen zu Mute. Deshalb hasste ich Weihnachten, immer wollten alle wissen, was mit meiner Familie war. Ich konnte Hyde und Kyo keinen Vorwurf machen, es war eine normale Frage, aber ich hasste es darauf angesprochen zu werden. Ich hörte, wie Yasu etwas zu Hyde sagte, dann kam er hinter mir her. »Hast du heute Zeit?«, fragte er mich. »Tomo ist bei mir.« »Oh, dann…okay.« »Tut mir Leid Yasu, ich kann ihn fragen, ob du mitkommen kannst, wenn du möchtest.« Er nickte und ich tippte schnell eine SMS. Ich benutzte mein Handy eigentlich total selten und deshalb wunderte ich mich über mich selbst, dass ich es immer dabei hatte. Aber gut, dass ich es mir angewöhnt hatte. Ich schickte die Nachricht ab und ich konnte gar nicht so schnell gucken, da bekam ich auch schon eine Antwort. Sie bestand lediglich aus einem »Ja« und ich verkündete Yasu du gute Nachricht. Er schenkte mir ein glückliches Lächeln und wir machten uns auf den Weg in den dritten Stock. Ich hatte gleich noch ein Meeting mit der Presse, ein Interview oder so, deshalb konnte ich nicht lange bleiben. Ich war den Umgang mit der Presse mittlerweile gewöhnt und ich wusste, was ich sagen durfte und was nicht. Ich antwortete auf die Fragen, wenn ich bei einer nicht die Wahrheit sagen wollte, umging ich sie geschickt ohne zu lügen. Einfach ein bisschen vom Thema abkommen und das ganze war gegessen, zum Beispiel auf die Frage, ob ich etwas mit Yasu oder Kiyoharu hatte, entgegnete ich mit einem hinreißenden Lächeln, dass wir Freunde waren und viel Zeit miteinander verbrachten, ich sagte kein ja und kein nein. Und die Öffentlichkeit nahm es so hin. Das Interview dauerte lange und hinterher fühlte ich mich ausgequetscht wie eine Zitrone. Als ich zurück in der Company war, eilte ich zu Yasu und wir fuhren zu mir. Tomo wartete bereits und…es duftete nach leckerem Essen! Er hatte sich doch tatsächlich die Mühe gemacht, etwas zu kochen. Tomo war ein sehr guter Koch und seit er in einem Restaurant arbeitete hatte er ein paar tolle Rezepte mitgebracht. Mein Magen knurrte und ich hatte einen Mordshunger, Yasu ging es wohl ähnlich. Zusammen setzten wir und an den Tisch, aßen, redeten und lachten. Natürlich fand das Gespräch zum größten Teil zwischen Yasu und Tomo statt, da sie sich ja kaum kannten. Es machte ganz den Anschein, als würden sie sich mögen. Irgendwann kamen sie dann bei dem Thema »Hal« an und ich durfte mir anhören, wie sie über mich redeten, als wäre ich gar nicht da. »Als ich ihn das erste Mal gesehen hab, bin ich voll in ihn reingerannt und hab ihn dafür verantwortlich gemacht. Ich war richtig UNAUSSTEHLICH und ich glaube, er konnte mich auch lange nicht leiden.« »Das hat er mir gar nicht erzählt!« »Und als er dann herausgefunden hatte, dass ich Kiyoharu gesagt hatte, dass Hal ihm hinterher geguckt habe, dachte ich wirklich, ich hätte es mir endgültig mit ihm verdorben.« Tomo lachte und meinte dann: »Bestimmt hat er es ganz gut wegstecken können, oder?« »So ähnlich, aber dann ist er fast zusammen gebrochen.« »Ah ich kann mich noch erinnern, ja ja das Dummerchen hat dann endlich begriffen, dass es so nicht weitergehen kann.« »He! Ich bin kein Dummerchen und redet nicht über mich, als wäre ich nicht da!«, ich grinste die beiden an. »Du BIST ein Dummerchen«, entgegneten sie dann synchron und wir lachten. Ich räumte das Geschirr weg und wir gingen ins Wohnzimmer. Wir redeten den ganzen Abend und wir lachten viel. Irgendwann gegen Abend erhob Tomo sich und meinte: »Ich glaub ich geh dann mal.« Ehe ich ihm widersprechen konnte, hatte er schon seine Schuhe und Jacke angezogen und war verschwunden, vorher zwinkerte er Yasu zu. Was das sollte, wusste ich auch nicht so Recht. »Du hast es echt gut, so einen Freund zu haben.« »Ohne ihn wäre ich wohl spätestens mit siebzehn draufgegangen.« »Ich hatte nie einen besten Freund, der immer zu mir gehalten hatte.« »Das verstehe ich nicht.« »Den einen war ich zu weich und zu schwul, den anderen war ich zu hübsch und zu schlau.« »Die waren alle nur neidisch!« »Vielleicht. Ich habe dann halt gelernt immer alles in mich hinein zu fressen und mein eigenes Wohlergehen zu ignorieren, ich habe nur noch funktioniert, bis ich Ruiza in einer Bar kennen gelernt habe.« »Ruiza?« »Ja, wir waren mal richtig befreundet, er war der erste, der sich wirklich für mich interessiert hat. Er hat mich damals auch zu Kyo geschleift.« »Und jetzt?« »Hat er Hide-zou. Die beiden sind wirklich süß, daran sieht man, was wahre Liebe ist. Wir sind immer noch Freunde, nur wir unternehmen nicht mehr so viel miteinander, er hat mir sozusagen Starthilfe für ein neues Leben gegeben.« »Bist du glücklich?« »Seit ich dich kenne, ja.« »Mich?« »Genau, dich.« Ich umarmte Yasu, ich hatte zwar gemerkt, dass er mich mochte, aber so sehr? Ich war den Freudentränen echt nahe und ich schluchzte leise und drückte ihn an mich. Es fühlte sich so gut an und das Kribbeln in meinem Bauch schwoll an und ich hatte das Gefühl ein Schwarm wild gewordener Schmetterlinge würde darin rumtoben. Schmetterlinge? Wie kam ich denn jetzt auf Schmetterlinge? Na ja, egal. Yasu erwiderte die Umarmung und hielt mich fest. Ich sog seinen Duft ein, er roch so gut. Mein Herz schlug schnell und ich wollte ihn nicht loslassen, ich wollte seine Gegenwart noch ein bisschen genießen, ich fühlte mich richtig wohl bei ihm. Es machte den Anschein als wolle auch Yasu mich nicht loslassen, denn er zog mich noch ein bisschen zu sich. »Bleibst du heute Nacht hier?«, murmelte ich in seine Halsbeuge und vergrub mein Gesicht noch weiter darin. Ich hörte und spürte ihn leise lachen. Mein Herz machte einen kleinen Salto und raste wie irre. »Wenn du willst.« »Ja, ich will.« »Dann kann ich dir ja schlecht widersprechen, oder? Dürfte ich aber einen Anruf erledigen?« »So viele wie du willst.« »Danke Kleiner.« Ich spürte seine weichen Lippen einen kurzen Moment an meiner Stirn, dann löste er sich von mir. Ich stand auf und eilte ins Schlafzimmer um das Telefon zu holen, ich drückte es ihm in die Hand und er wählte eine Nummer. Ich wollte schon das Wohnzimmer verlassen, damit er in Ruhe mit der anderen Person sprechen konnte, aber er hielt meine Hand fest und zog mich wieder neben sich auf das Sofa. »Ich bin’s Yasu«, meldete er sich, als am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde. »Nein ich habe keine neue Nummer…ich rufe von einem Freund aus an…nein er ist wirklich nur ein Freund…das wäre dann immerhin meine Sache…ja…ich wollte nur wissen, wann ich kommen soll…um fünf Uhr? Ja, geht klar…nein ich habe frei…Mutter…was denkst du eigentlich von mir?...Du liest DIE…genau bei dem sitze ich gerade…nein wie oft denn noch, wir sind Freunde…jetzt tu nicht so…willst du mir ein schlechtes Gewissen einreden? Nein ganz Recht, das würde nicht funktionieren…ich muss leider Schluss machen…du denkst eh was du willst…grüß Vater von mir…bis dann…Tschüss«, dann legte er auf. »Deine Eltern?« »Ja, wegen Weihnachten, sie wollen, dass ich sie mal wieder besuche. Ich kann es ihnen nicht verübeln, ich war schon lange nicht mehr da.« »Du hast von mir geredet…« »Meine Mutter ließt doch tatsächlich die Hearts of Misery Loves.« Ich lächelte. »Wenigstens interessiert sie sich für dich.« »Aber ein bisschen zu viel.« »Besser als gar nicht. Und was hat sie gesagt?« »Ob was zwischen uns läuft.« »Was?« »Wegen den Bildern, sie fand die toll und so.« »Tomo fand die auch richtig klasse.« »Er kennt sie?« »Eigentlich hatte ich sie ihm zeigen wollen, aber er lag ja im Koma und danach hab ich es total vergessen und dann waren wir in der Stadt unterwegs und da muss jemand diese Ausgabe verloren haben. Er hat mir vorgehalten, wie ich ihm das hatte verschweigen können.« »Sieht ihm ähnlich, er ist sehr nett«, Yasu lachte und ich stimmte ihm zu. Dann griff ich nach der Fernbedienung und zappte durch die Programme, allerdings schien das Glück nicht auf meiner Seite zu sein und ich wollte keinen schnulzigen Film mit ihm gucken, deshalb schaltete ich das Gerät genervt wieder ab, holte etwas zu trinken und wir unterhielten uns, nebenbei ließ ich ein wenig Musik laufen. Unser kleines Gespräch entwickelte sich zu einer stundenlangen Diskussion und die endete dann damit, dass Yasu mich lachend ins Schlafzimmer schleppte. Es war weit nach Mitternacht und wir waren müde, aber bei seiner Anwesenheit konnte ich einfach kein Auge zu machen, zu sehr wollte ich ihn sehen. Er trug ein weißes Hemd und bevor er auf die Idee kam, es sich auszuziehen, richtete ich mich auf. Hielt ihn zurück und machte mich dann an den Knöpfen zu schaffen, langsam zog ich es ihm aus und sog jede Sekunde, in der ich seinen Körper betrachtete, in mir auf wie ein Schwamm voller Wasser. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und zog mich dann selbst bis auf die Shorts aus. Meine Lippen fühlten sich an, als würden sie seine immer noch berühren und ich wünschte mir, ihn noch mal zu küssen, aber das wäre wohl nicht so angebracht, wer weiß, was der dann von mir denken würde? Ich merkte, wie er neben mir ins Bett kletterte und ich schmuste mich augenblicklich an ihn. Hab ich schon erwähnt, wie warm er war und wie weich seine Haut sich anfühlte? »Hal«, kicherte er und ich erschrak, ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich meine Lippen sanft über seinen Körper wandern ließ und tief durch die Nase atmete und seinen angenehmen Geruch in mir aufnahm. Mein warmer Atem musste auf seiner Haut kitzeln, denn er hinterließ eine leichte Gänsehaut bei ihm. »Entschuldigung«, murmelte ich und wandte mich von ihm ab. Wenig später schlang er seine Arme von hinten um mich und kuschelte sich an mich. Ich genoss es und wenig später war ich eingeschlafen. Ich schlief so gut wie schon lange nicht mehr. Nur träumte ich sehr verwirrendes Zeug. Ich träumte davon, Yasu zu küssen, ihn zu berühren und mehr zu verlangen, mein Traum machte mir Angst, denn es fühlte sich so verdammt echt an. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Yasu noch tief und fest und ich brachte es nicht übers Herz, ihn jetzt schon zu wecken, er sah einfach so unschuldig und lieb aus. Ich seufzte in mich hinein, dann strich ich mit einem Finger über seine nackte, warme Haut. Es war so verlockend, ihn zu küssen, aber ich tat es nicht, was wenn er aufwachen würde? Wie hätte ich es ihm dann erklären sollen? Ich konnte es mir ja noch nicht mal SELBST erklären. Warum reagierte ich so auf ihn? Bei Shinya hatte ich doch auch nie dieses Verlangen gehabt und bei Kiyoharu hatte ich es auch nicht…mehr…Ach du meine Güte! Okay, bei Yasu war das anders, mein Herz schlug wie verrückt und dann diese Schmetterlinge im Bauch, aber dieser Drang ihn zu berühren, ihn zu küssen, das war ähnlich wie dem bei Kiyoharu. Bei ihm war das Verlangen nach dem Körperlichen, nach SEINEM Körper größer gewesen, bei Yasu waren es nur Liebkosungen, denen ich kaum widerstehen konnte, sanfte Berührungen, Nähe, Zuneigung…Liebe. Konnte es sein, dass ich mich verliebt hatte? Ich meine, so RICHTIG VERLIEBT. Mit Herzflattern und Schmetterlingen im Bauch? Konnte es sein, dass ich Yasu liebte? Anders konnte ich diese Gefühle nicht deuten. Es war das erste mal, dass ich es so stark fühlte, immer wenn ich seine Stimme hörte, seine Hände fühlte, wenn er mich berührte, einfach IMMER. Die Erkenntnis, das Wissen über meine Gefühle, traf mich wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht, nur nicht so schmerzhaft. Aber mit einem Mal fühlte ich mich unsicher und ängstlich, wie sollte ich ihm jetzt noch gegenüber treten können? Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Sollte ich es ihm sagen? Oder erst mal für mich behalten? Verdammt warum war Tomo nicht da, wenn man ihn brauchte? Ich betrachtete Yasu, ja ich hatte mich wohl wirklich in ihn verliebt ohne es zu merken. Hatte Tomo das gemeint, als er behauptete, Liebe mache blind und ich wäre so blind, dass ich nicht mal sah, dass ich mich verliebt hatte? Und hatte er das gemeint, als er sagte, ich solle mal die Augen aufmachen? Hatte er es etwa geahnt? Gedankenverloren zeichnete ich Linien auf Yasus Brust, hielt dann abrupt inne und seufzte, ich wollte gerade meine Hand zurückziehen, als er leise schnurrte: »Mach weiter.« Also lief ich meinen Finger verspielt über seinen Oberkörper wandern, zeichnete seine Muskel nach und lauschte seinem wohligen Schnurren. Er hörte sich fast an wie eine Katze, nur noch viel besser. »Darf ich dich als meinen persönlichen Weckdienst einstellen?«, fragte er und öffnete zum ersten Mal heute morgen die Augen, er hatte sie die ganze Zeit geschlossen gelassen. Sie leuchteten liebevoll und ich brachte nur ein schwaches Nicken zu Stande. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, dann sagte er: »Guten Morgen erstmal.« »Morgen, hab ich dich geweckt?« »Nein, ich war schon eine Zeit lang wach und hab vor mich hin geträumt.« Mein Herz machte einen Sprung und versetzte mir dann einen schmerzvollen Stich, er hatte bestimmt NICHT von mir geträumt. Jetzt verstand ich, warum Shinya an jenem Abend so fertig gewesen war. Aber er hatte es gut, er und Toshiya waren jetzt zusammen und ich lag hier in meinem Bett, neben dem Mann, den ich liebte und wusste nicht, was er fühlte. Bestimmt war ich für ihn nur ein Freund, ein guter Freund. Er hatte doch gestern Abend gesagt, er wäre glücklich, so wie es war, also brauchte ich mir doch eigentlich keine große Hoffnung machen, oder? So was sagte man doch nur, wenn man nicht wollte, dass sich etwas änderte. »Alles in Ordnung? Du wirkst so in Gedanken verloren.« »Ich habe nur nachgedacht.« »Worüber?« »Über alles.« Ich sah ihm nicht in die Augen. Ich traute es mich nicht. Warum konnte ich nicht einfach so weiter machen wie vorher? Warum musste ich jetzt über alles nachdenken? Ich war bestimmt nicht erst seit eben in ihn verliebt, genau genommen hatte es nämlich spätestens auf der Party angefangen, am nächsten Morgen. Ich konnte mich noch gut an mein Herzrasen und das Kribbeln erinnern, nur hatte ich es da noch nicht deuten können. Also liebte ich ihn schon länger. Ich verbot es mir, auch noch einen Gedanken daran zu verschwenden. Irgendwann quälten wir uns dann aus dem Bett und machten uns ein kleines Frühstück, dann sprang ich noch schnell unter die Dusche. Ich war gerade fertig, als es an der Badtür klopfte. »Ja?« »Darf ich deine Dusche benutzen?« »Klar. Warte ich bin gleich fertig.« »Kann ich reinkommen?« »Ja«, ich antwortete bevor ich NACHDACHTE. Und schon wurde die Tür geöffnet und ich stand fast nackt vor Yasu. Zum Glück hatte ich bereits meine Shorts an, sonst wäre es richtig peinlich geworden, meine Haare waren noch nass und tropften. Ich hatte mich gerade abgetrocknet. Yasu lächelte und begann, sich vor meinen Augen AUSZUZIEHEN. Ich meine, er hatte ja kaum was angehabt, da wir uns beide nichts übergezogen hatten, als wir aufgestanden waren, in meiner Wohnung war es warm genug um nur in Shorts herumzurennen und jetzt stand er einfach NACKT vor mir. Mein Herz blieb stehen und ich dachte, es würde mich endgültig im Stich lassen, aber das tat es nicht Lieber raste es wie verrückt und schlug so heftig gegen meinen Brustkorb, dass ich das Gefühl hatte, es wolle herausspringen, hinaus zu Yasu. Langsam stahl sich die Röte in mein Gesicht und ich wandte den Blick von seinem nackten Körper. Verlegen sah ich zur Seite, es war mir verdammt peinlich, Yasu nackt zu sehen. Ich hörte ihn lachen, dann schnappte ich mir schnell meine Sachen und verließ das Bad. Den Schock musste ich erst mal verkraften. Er hatte so einen GEILEN Körper! Ich atmete tief durch und versuchte, mein Herzschlag zu beruhigen. Mein Körper fühlte sich an, als würde er unter Strom stehen und ich wusste mich wohin mit meinen Gefühlen und Gedanken. Alles schien sich vor meinen Augen zu drehen, nicht weil mein Kreislauf in den Keller gegangen war, sondern…warum eigentlich? Ich fühlte mich wie auf Wolke sieben, okay vielleicht war ich das auch, aber da waren noch diese Schmerzen, als hätte man lauter Nadeln in mein Herz gebohrt. Dieses Stechen kam daher, dass ich Yasu liebte, dabei wusste ich, dass es hoffnungslos war. Er war glücklich, dass wir Freunde waren, mehr könnte und würde da nie sein. Ich zog den Gürtel an meiner Hose zu und griff dann nach meinem Pullover. Ich überlegte, ob ich nachher Tomo anrufen sollte, ich musste mit ihm sprechen, dringend! Am besten wäre sofort! Aber das ging nicht, was wäre wenn Yasu plötzlich aus dem Bad käme und etwas von dem Gespräch mitbekommen würde? Das wäre nicht gut. Also entschied ich mich, mich erst mal fertig anzuziehen und dann auf Yasu zu warten, mit Tomo konnte ich später immer noch sprechen. Yasu war recht schnell fertig und er rannte mit einem Handtuch um die Hüften quer durch meine Wohnung, suchte seine Sachen zusammen und verschwand dann wieder im Bad. Es fiel mir sehr schwer, ihm nicht hinterher zu starren. Als die Badtür wieder ins Schloss fiel, sah ich das Holz einen Moment lang an. Warum konnte sie nicht durchsichtig sein? Was denke ich hier gerade? Hilfe! Irgendwann rief er meinen Namen und ich fragte ihn, was los sei. »Hast du einen Föhn?« »Ja. Warte«, ich ging auf die Tür zu, funkelte sie kurz böse an, dann öffnete ich sie. Yasu grinste mich entschuldigend an und ich kramte in einer Schublade nach dem Föhn. »Hier. Ich bräuchte den dann auch noch mal«, mit diesen Worten wollte ich das Bad verlassen, aber Yasu hielt mich fest. »Gehst du mir aus dem Weg?«, in seiner Stimme schwang etwas trauriges mit und ich wollte ihn umarmen, konnte mich aber gerade so noch zusammenreißen. »Nein«, log ich und fixierte irgendeinen Punkt hinter Yasu. »Nein?« »Vielleicht ein bisschen.« »Warum?« »Weil es auf Weihnachten zu geht und ich dann immer allen aus dem Weg gehe, ich bin zu der Zeit nämlich echt UNAUSSTEHLICH«, es war die halbe Wahrheit, aber hatte nichts mit Yasu zu tun. Aber das musste er ja nicht wissen. Meine Worte zeigten Wirkung, nach einen »Oh« seinerseits ließ er mich los und ich ging zurück ins Wohnzimmer, im Bad war die Luft warm und feucht, hier war sie angenehm, ich öffnete ein Fenster um mal neuen Sauerstoff herein zu lassen, dann suchte ich mein Handy, ich hatte es am vergangenen Tag irgendwohin gelegt, die Frage war nur, wohin? Ich hörte den Föhn und wartete, wir hatten nicht mehr viel Zeit. Das Geräusch verstummte und Yasu rief nach mir. Ich eilte ins Bad und er überreichte mir den Föhn. Ich hatte das Gefühl, meine Haare wollten einfach nicht trocken werden, aber nach einem schier endlosen Kampf gaben sie auf und die Technik gewann. Endlich fertig stapfte ich mit sehr stark gesunkener Laune in den Flur und zog meine Schuhe und meine Jacke an, Yasu war bereits fertig und wir gingen hinunter zu seinem Auto. *~♥~* Meine schlechte Laune hielt sich wirklich den ganzen Tag und am Abend war ich sehr froh, zu Hause zu sein. Ich fühlte mich mies. Ich hatte ohne Grund Kiyoharu angezickt, mich mit Shinya gestritten und ihm üble Sachen an den Kopf geschmissen und zu guter Letzt hatte ich Hyde als einen talentlosen Trottel beschimpft, damit war mein Tag gelaufen und ich saß zu Hause und qualmte eine Zigarette nach der andere. Ja, ich hatte mir Yasus letzte Schachtel geklaut und ich wusste, dass er morgen sticksauer auf mich sein würde, aber das war mir jetzt egal, es half mir beim Nachdenken und beim Entspannen. Schließlich raffte ich mich auf und angelte mein Telefon vom Tisch. Auswendig wählte ich Tomos Nummer und erschrak, als sich eine Frauenstimme meldete. »Ist Tomo da?«, fragte ich sie etwas unfreundlich und sie reichte das Telefon rasch weiter. »Was gibt’s?« »Hey Großer, ich bin’s. Könntest du vielleicht vorbeikommen? Ich brauch deine Hilfe.« »Jetzt?« »Wenn es geht, wenn nicht, ist auch nicht so schlimm. Weißt du, ich hab mich heute benommen wie das letzte Arschloch.« »Du?« »Ja, ich. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.« »Tut mir Leid, Kleiner, aber ich kann heute nicht mehr.« »Schon okay.« »Wirklich?« »Ja und sag deiner Kleinen, dass es mir leid tut, dass ich sie so angefahren habe.« »Ach deshalb sah sie so verängstigt aus. Okay, mach ich.« »Mach dir noch einen schönen Tag, ja?« »Du dir auch. Sprich doch mal mit Shinya oder Kiyoharu oder Yasu.« »Shinya hab ich beleidigt, mit Kiyoharu habe ich mich gestritten und Yasu habe ich seine letzte Zigarettenschachtel geklaut, zudem hat er sich heute Morgen vor meinen Augen ausgezogen und ich war unfreundlich zu ihm.« »Meine Güte! Hal, ich weiß, es geht auf Weihnachten zu, aber du musst es dir nicht mit allen verderben.« »Es tut mir auch Leid!« »Dann ruf sie jetzt alle nacheinander an und SAG es ihnen und wehe, du machst es nicht, mein Lieber, dann sorge ich dafür, dass du in der Hölle schmorst!« DAS nahm ich beim Wort und nach einer kurzen Verabschiedung rief ich zu erst bei Shinya an, ich wusste, dass er es sich von allen am meisten zu Herzen nehmen würde. Nach einer Minute nahm er endlich ab. »Hey Shin, ich bin’s…«, begann ich und suchte nach den richtigen Worten. »Was willst du? Vielleicht noch eine arrogante, selbstverliebte, egoistische, sexbesessene Schlampe hinzufügen? Haben dir deine Schimpforgien und wüsten Beleidigungen von heute Nachmittag nicht gereicht?«, oje, was hatte ich da nur angestellt? Er klang verletzt und verdammt wütend. »Nein, ich…wollte mich entschuldigen. Ich hatte das nicht sagen wollen…ich weiß auch nicht, was mit mir los war.« Ich steckte mir eine neue Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie mit einem Feuerzeug an. Ich zog an der Zigarette und spürte augenblicklich wie meine Lungen sich füllten. Langsam atmete ich den Rauch wieder aus und hing meinen Gedanken nach, bis mich Shinyas Stimme wieder in die Realität zurückholte. »Rauchst du? Mir war, als hätte ich ein Feuerzeug schnappen gehört.« »Hab ich Yasu geklaut.« »Das hört sich nicht gut an.« »Nachdem ich mich mit Kiyoharu gestritten habe. Verdammte Scheiße!« »Soll ich vorbeikommen?« »Bist du mir nicht böse?« »Dir geht’s ernsthaft scheiße und du fragt mich, ob ich dir BÖSE bin?«, Shinya lachte. »Wäre echt nett, wenn du kommen würdest. Wenn es dir nichts ausmacht.« »Hätte ich sonst gefragt? Wo bist du nur mit deinen Gedanken?« »Bei Yasu…«, murmelte ich vor mich hin und hoffte, dass Shinya es nicht gehört hatte. Hatte er auch nicht, denn er sagte: »Bin gleich da.« Dann hatte er auch schon aufgelegt. Ich stand auf und öffnete ein Fenster, mein Wohnzimmer war völlig zugequalmt. Ich sorgte kurz für Ordnung, dann klingelte es auch schon und ich eilte zur Tür. »Du bist ganz schön fr- KIYOHARU?!«, stieß ich hervor als sich die Person vor mir nicht als Shinya sonder Kiyoharu entpuppte und ich starrte ihn überrascht an. Er grinste und meinte: »Wartest du auf jemanden?« Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sich seine Miene schlagartig verdunkelte, seine Augen funkelten mich böse an und ich wich instinktiv einen Schritt zurück, während Kiyo auf mich zu kam, dann packte er mich und presste seine Lippen fest auf meine, so fest, dass es fast schon weh tat. Ich versuchte ihn, von mir zu stoßen, aber er war einfach zu stark, irgendwie kamen wir im Wohnzimmer an und er drückte mich unsanft auf die Couch, ich schnappte nach Luft, er nutzte den Moment dafür, um seine Zunge in meinen Mund zu schieben. Ich bekämpfte den Eindringling mit meiner Zunge und versuchte noch immer, ihn von mir weg zu stoßen. Ehrlich gesagt, ich hatte gerade verdammt große ANGST vor ihm. Er war so anders…so rau und brutal. Tränen brannten in meinen Augen, ich wollte, dass er aufhörte, er tat mir weh und außerdem hatte er doch Satsuki und ich…ich liebte Yasu. Heiße Tränen liefen über meine Wangen. »KIYOHARU HÖR AUF!«, schrie Shinya. Die Tür musste offen gestanden haben, denn anders wäre er nicht hereingekommen. Kiyoharu löste sich schlagartig von mir und sah zu Boden. »SPINNST DU? WAS MACHST DU HIER EIGENTLICH? WOLLTEST DU IHN VERGEWALTIGEN?« »Ich- nein…natürlich nicht!« »Dann erklär mir mal bitte, was das war.« Ich hörte ihnen kaum zu. Ich setzte mich auf, zog meine Knie an meinen Körper und schlang meine Arme darum. Tränen liefen mir ungehalten über die Wangen und ich verbot mir daran zu denken. Ich wollte nicht an den Tod meiner Schwester denken, daran, WIE sie gestorben war. Aber es kam wieder hoch und nur mühselig konnte ich verhindern, dass noch mehr Bilder vor meinem inneren Auge auftauchten und sich wieder in mein Gedächtnis brannten. »Hal«, sagte Kiyoharu und ich spürte seinen Blick auf mir, er streckte seinen Arm aus. »FASS mich NICHT an«, zischte ich bedrohlich und er schrak zurück, auch Shinya schien sich über meine heftige Reaktion zu erschrecken. »Ich…ich wollte das nicht, tut mir Leid…« »Hal? Was ist los?«, fragte Shinya und kam langsam auf mich zu. Er legte langsam einen Arm um mich und zog mich zu sich heran. »Hat es mit Yasu zu tun?« Bei seinem Namen zuckte ich zusammen. Ja auch, aber nein, eigentlich nicht. Nun gut, da wir schon mal beim Thema wären. »Wenn er dir irgendwas angetan hat, dann…«, drohte Kiyoharu. »Kiyo, halt den Mund«, bat ich ihn verzweifelt. »Was?«, entgegnete er perplex und verstummte. »Du hast dich in ihn verliebt oder?«, Shinyas Stimme klang warm und verständnisvoll. Ich löste mich von ihm und lächelte matt, dann nickte ich. Shinya schenkte mir ein breites Grinsen während Kiyoharu die Augen heraus zu fallen drohten. Jetzt musste ich wirklich lachen. Man hatte ich Gefühlsschwankungen, war das eigentlich noch normal? Erst könnte ich heulen wie ein Schlosshund und jetzt LACHTE ich?! »Aber…Kiyo…was suchst du hier?«, fragte ich schließlich und wandte mich dem Blonden zu. »Na ja, nach unserem Streit war ich so richtig mies zu Satsuki, dann wollte ich mit dir sprechen und dich zur Schnecke machen, als ich dich dann so…überrascht gesehen habe, musste ich grinsen, dann fiel mir der Grund warum ich hier war wieder ein und keine Ahnung, ich hab die Beherrschung verloren, tut mir Leid…ich wollte dir nicht…« »Weh tun?« »Ja.« »Ach Kiyo, du bist und bleibst ein Dummkopf«, ich umarmte ihn und drückte ihn an mich. Erst jetzt merkte ich, wie viel er mir bedeutete. Ich dachte gar nicht daran, ihn wieder loszulassen. Kiyoharu schlang seine Arme um mich und hielt mich fest. »Warum hast du nicht gesagt, dass du in Yasu verliebt bist?« »Weil ich es erst heute Morgen gemerkt hab.« »Heute Morgen?« »Als ich aufgewacht bin und ihn neben mir betrachtet habe…keine Ahnung, ich hab ganz schön lange gebraucht oder?« »Das kannst du laut sagen. Ist das auch der Grund für deine schlechte Laune gewesen?« »Nein, das war sein Auftritt im Bad…« »Im BAD?«, mischte sich Shinya ein. »Er hat gefragt, ob er meine Dusche benutzen dürfte und ich war gerade fertig und dann fragte er noch, ob er reinkommen könne und ich Idiot hab auch noch ja gesagt…na ja, dann hat er sich einfach vor mir…ausgezogen…«, ich lief scharlachrot an und vergrub mein Gesicht in Kiyoharus Halsbeuge, ja, ich hielt ihn immer noch fest, ich brauchte das gerade. Sonst fühlte ich mich so…allein und verloren. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war, aber mir war das alles zu viel und ich musste das gerade verkraften. Die immer wiederkehrenden Erinnerungen, die ich noch im Zaun halten konnte und die ganze Verwirrung in meiner Gefühlswelt, die Einsicht, dass ich in Yasu verliebt war, meine alljährliche Weihnachts-Depression und das schlechte Gewissen was ich durch mein Benehmen hatte, machten mir stark zu schaffen und ich wusste nicht so recht, ob ich darüber lachen oder weinen sollte. Ich spürte, wie Kiyoharu versuchte ein Lachen zu unterdrücken und ich biss ihm leicht in den Hals, woraufhin er wirklich lachte. Shinya war ruhig, aber ich war mir sehr sicher, dass er grinste. Ich glaube, die beiden fanden das sehr, sehr unterhaltsam. Ich ließ endlich von Kiyo ab und wandte mich den anderen zu und ich hatte Recht, er schenkte mir ein amüsiertes Lächeln. »Und lass mich raten: Das war dir so peinlich, dass du die Flucht ergriffen hast?« »Shinya, du kennst mich zu gut.« »Weißt du was ich nicht verstehe?« »Was denn?« »Zu mir hast du gesagt, selbst die auswegsloseste Situation kann ein Happy End haben und du gibst einfach so auf?« »Er sagte, er sei glücklich und er freue sich, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Was soll ich denn machen? Ich will ihn als Freund nicht verlieren, aber ich will auch nicht NUR sein Freund sein.« »Rede doch einfach mal mit ihm, ich hab das Gefühl, er mag dich.« Ja, als Freund, aber nicht als FESTEN Freund. Was sollte ich jetzt tun? Es ihm sagen? Nein, das traute ich mich gar nicht. Aber was dann? Vielleicht den Kontakt soweit wie möglich reduzieren? Nein, das konnte ich auch nicht, dann würde er mir zu sehr fehlen. War das nicht zum verrückt werden? »Kiyoharu?« »Hm…« Mir war plötzlich wieder eingefallen, was er vorhin gesagt hatte und ich meinte: »Geh. Geh zu Satsuki. Er wartet bestimmt. Und bitte, sei nett zu ihm, er liebt dich.« »Ach du- das hab ich total vergessen! Ich bin schon weg, ich hoffe, er verzeiht mir!« Und schon war er wortwörtlich aus meiner Wohnung gerannt, ich hörte die Tür zuknallen und dann war es still, bis Shinya sich räusperte. »Keine Sorge Shin, ich hab dich nicht vergessen, ich will nur, dass er glücklich wird.« »Wer?« »Kannst du dir aussuchen, Kiyo, Satsuki, Yasu.« »Dann nehme ich mal Yasu. Ich denke nicht, dass er glücklich wird, wenn du deine Gefühle vor ihm verheimlichst, irgendwann wird er es herausfinden und die Frage ist, ob es dann nicht schon zu spät ist. Hal, ich weiß, dass du schüchtern bist und dass er der erste Mann ist, den du liebst, aber das ist noch lange kein Grund, den Schwanz einzuziehen und in Selbstmitleid zu versinken.« »Ich versinke nicht in Selbstmitleid!« »Wie nennst du es dann?« »Nachdenken.« »Und worüber, wenn ich fragen darf?« »Das weiß ich auch noch nicht so recht. Was soll ich denn jetzt tun?!« »Mit ihm reden?« »Aber nicht vor Weihnachten…danach…«, murrte ich und starrte auf meine Knie. »Warum nicht davor?« »Darum.« Shinya nickte, dann verschwand er in der Küche und kam kurz darauf mit zwei Gläsern Wasser zurück. Dankbar nahm ich ihm eins ab und trank es sofort aus. Er blieb noch den ganzen Abend. *~♥~* Ich war froh, endlich frei zu haben. Yasu hat mir verziehen, dass ich seine Zigarettenschachtel geklaut hatte, Kiyoharu und Satsuki waren wieder glücklich miteinander und ich…ja ich liebte Yasu und traute mich nicht, es ihm zu sagen. Aber nach Weihnachten würde ich es mit Sicherheit machen! Dann musste ich es machen! Jetzt wartete ich auf Tomo und seine Eltern, sie wollten mich abholen, damit wir zusammen ans Meer fahren konnten. Ich freute mich schon richtig und ich hatte für alle ein kleines Geschenk gekauft, mit meinem jetzigen Gehalt war das auch kein Problem gewesen. Für Tomo hatte ich eine Jacke aus der neusten Kollektion ausgesucht, sie hatte mich ein Vermögen gekostet, aber ich wette, er wird sie lieben! Und für seine Eltern hab ich Wein, teuren Wein, Pralinen und Flugtickets nach Amerika, nach Florida um es genau zu sagen, da wollten sie schon immer hin, hatten aber nie genug Geld gehabt, ich hatte auch ein teures, schickes Hotel gebucht. Es klingelte und ich eilte zur Tür. Verwundert starrte ich Yasu an. Was suchte er denn hier? Unsicher trat ich einen Schritt zur Seite. Er schenkte mir ein engelsgleiches Lächeln und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung sofort und drückte ihn sanft an mich. Mein Herz raste als wäre ich einen Marathon gelaufen und ich spürte die Schmetterlinge in meinem Bauch. »Schöne Festtage«, hauchte er zart und weich. »Dir auch«, murmelte ich gegen seine Halsbeuge und sog seinen Duft in mir auf. Hach, er roch so himmlisch gut! Ich hörte ihn kichern und küsste seinen Hals, knabberte vorsichtig dran und leckte mit meiner Zunge über seine zarte Haut. »Hal? Was wird das, wenn’s fertig ist?«, riss mich eine sehr vertraute Stimme aus den Gedanken und erschreckt ließ ich von Yasu ab, der auch nicht sonderlich begeistert aussah. »Tomo, du störst«, murrte ich mit hochrotem Gesicht und sah an ihm vorbei in den Flur. Die Tür stand sperrangelweit offen, kein Wunder, ich hatte Yasu hereingelassen und er hatte mich gleich umarmt. Ich hatte so sehr gewünscht, dass dieser Moment nie enden würde, aber leider hatte ich meine Rechnung ohne Tomo gemacht… »Soll ich wieder gehen?« »Nein! Yasu wollte nur…was wolltest du eigentlich?« »Mich von dir verabschieden und die frohe Weihnachten wünschen.« Ich umarmte ihn freudig, dann verabschiedete ich mich von ihm. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, eilte ich ins Schlafzimmer, schnappte mir meinen Koffer und ging zurück zu Tomo, der geduldig wartete. »Meine Eltern warten im Auto«, erklärte er. Ich griff nach meiner Jacke und meinem Schlüssel, überprüfte, ob ich alles hatte, dann verließen wir meine Wohnung und ich schloss die Tür hinter mir ab. Schweigend warteten wir auf den Fahrstuhl, er funktionierte mal wieder und ich hatte keine Lust, meinen Koffer, auch wenn er nicht so schwer war, die Treppen hinunter zu tragen. Schließlich kamen wir unten an. Tomos Eltern schlossen mich freundlich in ihre Arme, luden mein Gepäck in den Kofferraum, dann konnte die Reise losgehen. »Sag mal, läuft was zwischen euch?«, fragte Tomo und sah mich interessiert an. »Nein, wie oft soll ich dir das denn noch sagen?« »So oft, bis ich höre, was ich hören will. Du kannst nicht ewig Single bleiben!« »Schön, dass du mich daran erinnerst.« »Immer wieder gerne.« »Was soll ich denn deiner Meinung nach machen?«, mich störte es nicht, dass seine Eltern zuhörten, sie würden es ohnehin erfahren, ich hatte noch nie etwas vor ihnen verheimlichen können, in diesem Punkt waren sie wie Eltern aus dem Bilderbuch. Deshalb hatte ich sie vielleicht auch so gern, sie hatten sich immer um mich gekümmert und egal was war, ich hatte immer zu ihnen kommen können. »Sag es Yasu.« »Bitte? Wie kommst du denn darauf, ich hab dir doch gar nicht gesagt, dass ich in-«, ich brach ab und sah meinen besten Freund an. »Ja, gesagt hast du es mir auch nicht! Aber ich bin doch nicht blind! Spätestens eben hatte ich keine Zweifel mehr.« »Das hatte gar nichts zu bedeuten!« »Und weil es ja NICHTS zu bedeuten hat, wirst du schon wieder rot.« »Ich werde nicht rot!«, protestierte ich, musste aber zugeben, dass er Recht hatte. Seine Eltern lachten leise und auch Tomo musste grinsen. Ich richtete meinen Blick auf meine Umgebung und starrte stur aus dem Fenster, in der Hoffnung, dem Gespräch entkommen zu können. »Hal, du weißt, dass es nichts bringt, es zu leugnen.« »Ich leugne gar nichts! Ich hab nie bestritten, dass ich ihn liebe.« »Dann sag es ihm!« »Der Meinung sind Kiyoharu und Shinya auch.« »Warum hörst du dann nicht auf die beiden?« »Weil sie viel erfahrener sind als ich und außerdem sind Yasu und ich Freunde, das ist was ganz anderes! Shinya musste ja unbedingt mit Toshiya vögeln und sich dann in ihn verlieben, jetzt sind sie zusammen und Kiyoharu und Satsuki…ja, die haben wohl in der Nacht von Hakueis Party auch nichts anderes gemacht, wenigstens waren sie sich einig, dass sie es miteinander probieren wollen! Aber Yasu ist verdammt noch mal mein FREUND! Und Freunde verlieben sich nun mal nicht ineinander.« »Genauso wenig schlafen Freunde miteinander.« »Das mit Kiyoharu hat damit nichts zu tun!« »Ihr seid auch Freunde und das wart ihr zu dem Zeitpunkt auch schon und trotzdem hast du es mit ihm getrieben, also jetzt tu mal nicht so!« »Hal?«, mischte sich nun Tomos Mutter ein und drehte sich zu mir nach hinten um. »Was ist?« »Tomo hat vollkommen Recht. Yasu, ist das nicht der, der auch im Krankenhaus bei dir war, oder?« »Ja.« »Und als ich aufgewacht bin, haben sie sich geküsst!« »Tomo«, ermahnte ich ihn. »Hal übernachtet auch ständig bei ihm und als ich ihn eben abholen wollte, war Yasu da und Hal hat sich an seinem Hals zu schaffen gemacht. Außerdem waren sie mal aus und am nächsten Morgen hatte er einen fetten Knutschfleck am Hals und…« »Tomo, es reicht.« »Aber ich wollte ihnen gerade von den Fotos erzählen.« »Welche Fotos?«, fragte seine Mutter, ihr Name war übrigens Junko, neugierig. »Das ist eine lange Geschichte«, winkte ich ab und Tomo fügte noch hinzu: »Erzählt er, wenn wir da sind.« Der Rest der Fahrt verlief zum Glück ohne weitere Fragen zu Yasu und mir und ich begann, mich auf den kurzen Urlaub zu freuen, ich hatte Tomos Eltern viel zu erzählen, sie wussten immer noch nicht, als was ich jetzt arbeitete und wie ich Junko kannte, wollte sie auch wissen, was es mit den Fotos auf sich hat. Es erleichterte mich, dass sie die Tatsache, dass ich schwul war, einfach so hinnahmen, meine Eltern hätten mich dafür erst gesteinigt, dann gerädert, ans Kreuz genagelt, mich gevierteilt und dann verbrannt! Aber bei ihnen hatte ich das Gefühl, als wäre es das Normalste der Welt. »Shinya, Kiyoharu, Satsuki und Toshiya, richtig so? Sind das Freunde von dir?« »Shinya und Kiyoharu schon, die anderen beiden sind mehr Arbeitskollegen.« Wir erreichten das Ferienhaus und stiegen aus. Ich atmete die frische Seeluft ein und mich juckte es in den Fingern, eine zu rauchen, Pech nur, dass ich keine Zigaretten dabei hatte und dass aus Tomos Familie keiner rauchte. Ich hatte mich daran gewöhnt und mir öfters eine von Yasu genommen, es ärgerte ihn zwar, dass ich meine Gesundheit ‚riskierte’, aber sonst sagte er nichts, wie denn auch, er rauchte schließlich selbst und viel mehr als ich. Ich könnte ja nachher mal schnell in den kleinen Laden um die Ecke gehen und mir eine Schachtel kaufen… Ich nahm meinen Koffer und brachte ihn auf mein Zimmer, ich konnte es ruhig mein Zimmer nennen, denn seit ich denken konnte hatte ich hier übernachtet, wenn ich mit ihnen in den Urlaub gefahren war, als Kind war das zwei bis drei Mal im Jahr gewesen, aber je älter ich geworden war, desto seltener durfte ich mit. Als ich alles eingeräumt hatte und die Treppe hinunter ging, roch es köstlich nach Essen und mein Magen knurrte. »Dauert aber noch fünf Minuten.« »Okay, ich geh mal kurz in den Laden hier«, erwiderte ich, schnappte meine Jacke und machte mich auf den Weg. In dem kleinen Lädchen hatte sich eigentlich nichts geändert seit ich das letzte Mal da gewesen war, was wohl schon zwei oder drei Jahre her sein musste, ich griff nach Yasus Marke, ich hatte keine Lust, eine andere zu probieren, die hier war gut, da ich kein Feuerzeug mitgenommen hatte, nahm ich mir eins und bezahlte. Keine fünf Minuten später war ich wieder zurück. Das Essen war gerade fertig und ich setzte mich sofort zu den anderen an den Tisch. Wir redeten und lachten viel. »Was machst du jetzt eigentlich für einen Beruf?« »Ich arbeite als Model.« »Als MODEL? Wie denn das, wie bist du daran gekommen?«, Junko musterte mich überrascht und ich erzählte ihr, wie ich als Aushilfe in der Misery Loves Company angefangen hatte und wie ich in Atsushi reingerannt war, ich erzählte ihnen alles, mein erstes Shooting, mein erstes Interview und dann erinnerte Tomo mich an die Fotos, durch die ich ja eigentlich erst richtig berühmt geworden war und seitdem hielt ich mich ganz gut und stieg langsam weiter auf. Tomo wäre nicht Tomo, wenn er nicht die Ausgabe der Hearts of Misery Loves mitgenommen hätte und so zeigte er seinen Eltern nach dem Essen die Fotos und betonte dabei immer wieder, dass jede Berührung echt war. »Die sind wirklich toll! War dir das nicht unangenehm, dass er dich so…angefasst hat?« »Nein, eigentlich nicht…« »Wäre Hyde nicht gewesen hättet ihr weiter gemacht, oder?«, grinste Tomo und ich sah verlegen auf meine Hände. »Vielleicht«, antwortete ich schließlich ehrlich und meinte noch: »Dann hätte Aoi mich aber geköpft, das schwör ich dir! Ich hatte ja schon bei unserer ersten Begegnung eine Heidenangst vor ihm.« »Aoi? Ist er auch ein Model?« »Ja und offensichtlich ist er sehr an Yasu interessiert. Er hätte mich fast UMGEBRACHT nur weil ich Yasu küssen wollte, was ich wohl auch gemacht hätte, wenn Shin nicht dazwischen geplatzt wäre…« »Sind bei euch irgendwie alle schwul?« »Außer Asagi, Gara, Juka und Seth ja. Also von den Models. Hyde, unsere Fotograf, ist auch nicht schwul und er ist sogar verheiratet.« »Und deine Chefs?« »Darüber dürfte ich wahrscheinlich nicht reden, aber ja, sie sind zusammen.« »WAS? Kyo und Atsushi ist ZUSAMMEN?«, fragte Tomo ungläubig und ich nickte. »Aber nicht weitersagen, ich glaub außer mir weiß es sonst keiner.« »Und warum weißt DU es?« »Weil ich mir für heute frei genommen hatte und das musste ich mit Kyo absprechen, auf dem Weg zu ihm bin ich einem sehr gut gelaunten Atsushi begegnet, der aus Kyos Büro kam und Kyos Hemd war offen, ich hab ihn dann…ausgequetscht…« »Du hast deinen Chef ausgequetscht?« »Ja.« »Hal, du traust dich Sachen!« »Ich geh kurz raus, okay?«, fragte ich und erhob mich. Ich zog mir meine Jacke über und ging dann auf den Balkon, steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. Der erste Zug tat richtig gut! Es half mir immer wieder beim Nachdenken. »Seit wann rauchst du?«, fragte Tomo und trat neben mich. »Seit ich kapiert habe, dass ich in Yasu verliebt bin. Das war der Tag, an dem ich Shinya und Hyde beschimpft habe und mich dann auch noch mit Kiyo gestritten hatte, ich hatte Yasus Schachtel damals mitgehen lassen.« »Dir ist echt nicht mehr zu helfen.« »Schön, dass du es auch schon gemerkt hast«, ich lachte und zog erneut an meiner Zigarette. In der Nacht schlief ich schlecht. Wie immer vor Heilig Abend. Die Erinnerungen ließen sich nicht mehr verdrängen und ich kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an. Sieben Jahre war es nun her. Um es genau zu sagen, an Heilig Abend war es sieben Jahre her. Sieben Jahre in denen ich viel durchgemacht habe. Sechs Jahre Flucht. Flucht vor meiner Vergangenheit. Flucht vor Gefühlen. Flucht vor Trauer. Aber jetzt, ich konnte einfach nicht mehr. Sieben Jahre verdrängen, aber jetzt, ich war am Ende mit meiner Kraft, ich konnte nicht mehr verdrängen. Ich konnte nicht mehr kämpfen. Sieben Jahre war sie nun tot und alles nur meinetwegen. Weil ich dumm gewesen war. Sechzehn Jahre alt, dumm und naiv! Jetzt war ich dreiundzwanzig und immer noch nicht viel besser. Ob sie es wieder tun würde? Sich für mich opfern? Ich würde gern wissen, warum meine Schwester das überhaupt getan hat, warum sie mein Leben mit ihrem beschützt hatte. Unser Vater hätte mich danach immer noch umbringen können, wenn er gewollt hätte, er hatte mich nie sonderlich gemocht. Ich weiß nicht, was er gegen mich hatte, aber nachdem ich ein reges Interesse für den Visual Kei entwickelt hatte, war es noch schlimmer gewesen. Das Interesse war mit der Zeit wieder abgeflaut, aber das hatte er nicht mitbekommen, weil ich da schon sehr lange nicht mehr ‚Zuhause’ gewohnt hatte. Nachdem Hinako gestorben war und meine Eltern in den Knast gewandert sind, wo sie meiner Meinung nach schon seit vielen Jahren hingehörten, war ich zu Tomo gezogen. Mit achtzehn, also zwei Jahre später, hatte ich mich aber auch von dort aus dem Staub gemacht und hatte mir eine eigene Wohnung gesucht. Ich hatte mich bei ihnen wohl gefühlt, sie als meine Familie bezeichnet, aber dennoch war ich immer noch ‚nur’ Tomos bester Freund, auch wenn seine Eltern sich um mich gekümmert hatten, schon seit vielen Jahren davor, für sie war ich immer wie ein eigener Sohn gewesen, aber ich wollte Tomo nicht seine Eltern wegnehmen, also war ich gegangen. Total müde stand ich auf und schleppte mich die Treppe hinunter um etwas zu essen. Wie erwartet war Junko bereits auf, auch Tomo saß bereits im Wohnzimmer um mampfte Müsli während er fernsah. »Morgen Hal!«, rief er, ohne sich zu mir umzudrehen. Ich nahm mir ebenfalls eine Schüssel und füllte sie mit Müsli, dann goss ich Milch drüber und gesellte mich zu ihm. »Wo ist Kenji?« Kenji war Tomos Vater. »Er wollte noch etwas erledigen, ich weiß nicht so genau.« »Aso okay«, schweigend schaufelte ich das Frühstück in mich hinein, ging kurz zurück auf mein Zimmer, zog mir etwas an und verschwand dann auf den Balkon um eine zu rauchen. Jetzt tat ich es um den Stress zu vergessen und im wach zu werden. »Sieben Jahre und du verlierst immer noch kein Wort über sie. Sitzt der Schmerz so tief?«, fragte Junko, die hinter mir stand. »Ja.« »Hast du überhaupt mit jemandem darüber geredet?« »Mit Tomo.« »Ich meine danach, jemand, der nicht alles miterlebt hat.« »Du denkst an Yasu, oder? Nein, er hat auch nicht nachgefragt, ich glaube er hat gemerkt, dass ich nicht darüber reden will. Ich bin auch froh, dass er nichts gesagt hatte.« »Er hatte GAR NICHTS gewusst, oder?« »Nein. Ich hab ihm nicht gesagt, dass ich mal eine Schwester hatte. Wir reden auch nicht über die Vergangenheit. Na gut, ich weiß einiges über ihn, aber ich rede nicht von mir.« »Denkst du, das macht ihn glücklich?« »Ich denke nicht, aber ich kann es ihm nicht zumuten.« »Wenn du nicht irgendwann redest, wirst du daran kaputt gehen!« »Ich bin schon kaputt.« Ich zog an meiner Zigarette und trat dann den Stummel mit dem Fuß aus. Dann drehte ich mich zu Junko um und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. »Mach dir nicht immer so viele Sorgen«, sagte ich und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. »Tomo? Wollen wir nachher an den Strand?« »Der ist gesperrt.« »Ja na und? Das hat uns früher auch nicht gestört.« »Stimmt, ich geh mich nur kurz umziehen!« »Ich warte.« Keine zehn Minuten später war er fertig und gemeinsam machten wir uns auf den Weg hinunter zum Strand, kletterten über die Absperrung und stapften durch den schneebedeckten Sand. Vergangene Nacht hatte es geschneit. Das Meer tobte laut und wild, so frei und ungebändigt. Ich seufzte und zündete mir schon wieder eine Zigarette an. »Du solltest nicht so viel rauchen.« »Das ist erst meine zweite und keine Sorge, ich rauche nicht viel.« »Ist ohnehin deine Gesundheit.« »Warum hast du mich eingeladen und nicht Natsumi?« »Weil du zur Familie gehörst und sie bei ihren Verwandten sein wollte.« »Wie läuft es denn so zwischen euch?« »Gut, sie ist zwar ein bisschen schüchtern, aber es läuft sehr gut. Ich liebe sie wirklich.« »Ich beneide dich wirklich.« »Du beneidest mich?« »Ja, du hast eine Familie, die dich liebt und eine Freundin, die für dich die Welt anhalten würde, wenn sie müsste.« »Du übertreibst!« »Nein, du unterschätzt die Liebe.« Wir gingen eine Zeit schweigend nebeneinander her, schließlich sagte Tomo: »Versprichst du mir etwas?« »Was denn?« »Sagst du es Yasu.« »Ja. Wenn wir wieder zurück sind.« Tomo grinste und klopfte mir auf die Schulter. »Wehe wenn nicht«, mahnte er und ich knuffte ihm in die Seite. Die Kälte schnitt mir in die Haut und ich fror, ein Blick zu meinem besten Freund und ich wusste, dass es ihm genauso ging. Wir machten uns also auf den Rückweg, dafür, dass es arschkalt war, hatten wir es doch recht lange draußen ausgehalten und es war bereits Mittag als wir zurück waren. Junko und Kenji hatten in der Zwischenzeit das Haus weihnachtlich dekoriert und es sah schön und romantisch aus. Selbst einen Weihnachtsbaum hatten sie noch organisieren können, sie waren gerade dabei, ihn zu schmücken. Sofort zogen wir unsere nassen Schuhe aus und eilten zu ihnen um zu helfen. Auch Erwachsene konnten manchmal Kleinkinder sein. Gemeinsam hatten wir uns für rote Kugeln und silbernes Lametta entschieden. Danach huschte ich unter die Dusche und am frühen Abend versammelten wir uns alle zum Essen. Es duftete herrlich und mein Magen knurrte leise. Junko richtete gerade alles an und ich half ihr dabei. Als mein Handy klingelte und ich zog es aus meiner Hosentasche. »Kiyoharu«, stand auf dem Display und schmunzelnd hob ich ab. »Ja?« »Frohe Weihnachten wünsch ich dir!«, meldete er sich und ich hörte sein fröhliches Lachen. »Danke, dir auch!« »Warte mal kurz, ich gebe dir mal jemanden«, sagte Kiyoharu und ich hörte, wie das Telefon weitergereicht wurde und keine zwei Sekunden später meldete sich Satsuki zu Wort: »Schöne Festtage Kleiner.« »Dir auch, du verbringst sie mit Kiyo?« »Ja.« »Dann wünsch ich euch noch viel Spaß!« »Werden wir haben, ich hoffe du auch.« »Klar doch…« »Obwohl du Yasu gern bei dir hättest, was?« »Was- ja…irgendwie schon, er ist bei seiner Familie.« »Und du?« »Bei Tomo.« »Deinem besten Freund?« »Genau! Wir sind mit seinen Eltern in den Urlaub gefahren. Du, es gibt gleich Essen, ich wünsch euch wunderschöne Festtage.« »Guten Appetit. Und genieß deine freien Tage.« »Werde ich, tschüss.« Ich legte auf, nachdem Satsuki sich freundlich von mir verabschiedet hatte. Ich mochte ihn sehr gerne, seit er mit Kiyoharu zusammen war, mochte ich ihn sogar noch mehr. Er war irgendwie…niedlich. »Wer war das?«, fragte Tomo und musterte mich neugierig. »Kiyoharu und Satsuki.« Ich kam gar nicht dazu, noch etwas zu sagen, als mein Handy erneut klingelte und ich verwundert abhob, mir wurde zwar eine Nummer angezeigt, ich konnte aber nichts damit anfangen. »Hey Hal, ich hoffe, wir stören nicht!«, ich erkannte die fröhliche Stimme sofort wieder und musste grinsen. »Hide-zou!« »Richtig, genau der bin ich. Ruiza sitzt neben mir, warte mal…«, ich hörte ein Rascheln und dann meldete sich Ruiza zu Wort, im Hintergrund konnte ich den anderen kichern hören. »Selbst an Weihnachten will er immer nur das eine«, lachte Ruiza. Ich grinste breit und erwiderte ein: »Was hast du anderes erwartet?« »Gute Frage, nächste Frage!« »Woher habt ihr meine Nummer?« »Shinya-« »Toller Freund, was?«, warf der kleinere der beiden dazwischen. »Ja, ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden…aber am besten wenn wir zurück in der MLC sind, will ihn ja nicht stören«, ich lachte leise. »Ja, so ist das nun mal, wenn man verliebt ist. So oder man ist ständig schlecht gelaunt, oder man überspielt seine Gefühle.« »Du weißt wohl, wovon du redest.« »Ja, ein guter Freund von mir hat sich für die dritte Variante entschieden. So ein Holzkopf!« »Kenn ich ihn?« »Doofe Frage…« »Ruiza! Red nicht so viel!« »Ich hab doch nichts gesagt, Darling. Zieh dir bitte was an…« »…warum denn? Magst du meinen Körper nicht?« »Doch, schon…du weißt genau, dass du mich total anmachst!« Ich lauschte ihrer Diskussion grinsend, irgendwie war es so voll typisch für die beiden. Ich wünschte ich könnte wenigstens annähernd so mit Yasu umgehen, aber ich konnte nicht. Wenn ich ihn nackt sah, war es mir peinlich und Ruiza, er stand einfach dazu, dass Hide-zou ihn anmachte. Okay, die beiden hatten schon seit langem so etwas wie eine Beziehung ohne dabei richtig zusammen zu sein, aber immer hin etwas, Yasu war mein FREUND, nicht mein GELIEBTER oder wie auch immer. Ich seufzte in mich hinein, es war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt um darüber nachzudenken. »Wir wollten dir eigentlich nur schöne Weihnachten wünschen, genieß die Tage!« »Ihr genießt sie ja bereits, aber euch auch frohe Weihnachten.« »Danke, bye bye, wir sehen uns!« »Bestimmt«, und damit war das Gespräch auch beendet, kopfschüttelnd legte ich auf. »Tut mir Leid, ich mach’s aus…«, schnell schaltete ich das Gerät aus, dann setzte ich mir zu den anderen. Junko hatte mal wieder all ihren Kochkünsten freien Lauf gelassen und ein herrliches Essen gezaubert, ich liebte es, wenn sie kochte. Der Abend war lustig und ich schaffte es, Yasu wenigstens ein bisschen zu vergessen. Tomo freute sich riesig über sein Geschenk und stempelte mich als ‚von allen guten Geistern verlassen’ ab, dann umarmte er mich so, dass ich befürchtete, zu ersticken. Süß oder? Wie emotional er werden konnte. Er schenkte mir ein total peinliches Foto aus unserer Kindheit, ich frage mich, wo er es ausgegraben hatte, dann schenkte er mir noch ein Buch, das hatte ich schon immer mal lesen wollen, und meinen Lieblingsfilm auf DVD. Seine Eltern schenkten mir Geld und – was mich sehr überraschte – ein neues Handy. Meins war wirklich schon etwas älter und auch kurz davor den Geist aufzugeben, aber damit hatte ich nicht gerechnet! Ich umarmte die beiden und sagte immer wieder, wie dankbar ich ihnen war. Ein Handy mit Touchscreen und allem drum und dran! Die waren doch echt verrückt geworden, das musste sie ein Vermögen gekostet haben! Ich war ihnen wirklich unendlich dankbar, ich konnte es gut gebrauchen, erstens konnte ich dort meine Termine einspeichern und ich hatte gemerkt, wie wichtig es war, ein Handy zu besitzen. Tomo schenkten sie einen Laptop, so ein richtig teueren Laptop. Es war schön mit anzusehen, wie sehr sie sich über die Tickets nach Florida freuten, ich hatte ihnen wirklich einen großen Traum erfüllt, aber das war auch das mindeste gewesen, was ich für sie hatte tun können. Die Festtage gingen meiner Meinung nach viel zu schnell vorbei und ich war wirklich traurig, als wir wieder abreisten. Ich rauchte noch schnell eine Zigarette, dann stieg ich ins Auto ein und die Fahrt konnte losgehen. »Wann musst du wieder arbeiten?« »Morgen. Und du?« »Nächste Woche. Siehst du Yasu dann auch wieder?« »Ja, vielleicht holt er mich auch wieder ab, das macht er in letzter Zeit eigentlich jeden Tag.« »Wie süß von ihm.« »He! Nur ich darf Yasu als süß bezeichnen!«, protestierte ich und wurde prompt rot als ich merkte, was ich gerade gesagt hatte. Tomo lachte und meinte dann Schulter zuckend: »Ich habe nicht IHN als süß bezeichnet sondern nur, dass er dich abholt.« »Ist ja gut, war nicht so gemeint.« »Oh doch! Das war es.« »Meinetwegen, dann war es halt so.« »Ich hab dich längst durchschaut Hal.« »Danke für die Erinnerung, das weiß ich nämlich auch. Und es würde mich sehr freuen, wenn du mich das nächste Mal einfach fragst.« »Dann hätte ich aber nicht die Antwort bekommen, die ich wollte.« »Was kann ich denn dafür, dass du meine Gefühle schneller durchschaut hast als ich selbst?« »Ich hab dir ja gesagt, dass du vor Liebe so blind bist, dass du nicht mal siehst, dass du verliebt bist.« Darauf sagte ich nichts mehr, mit Tomo zu diskutieren machte eh keinen Sinn, er wollte IMMER das letzte Wort haben. Und außerdem hieß es ja immer, der Klügere gibt nach, also gab ich jetzt einfach mal nach. Ich wollte eh nicht weiter über meine Gefühle reden, das einzige, was ich wollte, war Yasu sehen. Ich wollte ihn sehen, ihn umarmen, seinen Duft einatmen, sein Parfum riechen, seine Lippen spüren, überall, egal wo. Unschlüssig betrachtete ich mein neues Handy und überlegte fieberhaft, ob ich ihm nicht einfach eine SMS schreiben sollte. Schade konnte es auch nicht, oder? Oh man! Warum war ich eigentlich so feige? »Hey Yasu, vermiss dich, holst du mich morgenfrüh ab? Hal«, tippte ich schnell und schickte die Nachricht ab. Keine Minute später kam auch schon eine Antwort: »Hey Kleiner, vermiss dich auch! Klar hole ich dich ab, wenn du schon so lieb fragst, kannst wohl nicht genug von mir bekommen, was? Yasu.« »Da hast du wohl recht«, murmelte ich und überlegte, was ich antworten könnte, ohne dass es gleich in eine Liebeserklärung ausartete. »Womit hat wer recht?«, wollte Tomo neugierig wissen und ich zeigte ihm die SMS. Wie erwartet grinste er vor sich hin, ich überlegte immer noch, Tomo riss mir das Handy aus der Hand und fing an, zu schreiben und ich hatte echt Angst, WAS er schrieb. »Kennst mich doch. Natürlich kann ich nicht genug von dir bekommen. Wir müssen mal wieder was zusammen unternehmen.« Ich warf einen Blick auf die Nachricht und wollte ihm das Handy wegnehmen, aber er hatte bereits auf ‚senden’ gedrückt und jetzt war es zu spät. Ich schluckte und wartete. Was würde Yasu jetzt denken? Und was würde er antworten? Zufrieden grinsend gab mein bester Freund mir das Handy zurück und erklärte dann mit gespielt strenger Stimme: »Sonst würdet ihr nie voran kommen!« »Danke auch, hättest auch gleich ‚Ich liebe dich’ schreiben können…«, murrte ich. »Hätte ich? Nur zu gern, aber ich dachte, dann köpfst du mich.« »Falsch gedacht, ich hätte dich erst erschlagen und dann geköpft.« »Aber ich bin noch viel zu jung um zu sterben.« Ich seufzte nur, mehr blieb mir auch nicht übrig und ich erschrak, als das Technikwunder in meiner Hand anfing zu klingeln. Es war keine SMS, es war ein ANRUF von YASU. Na toll, scheiße, was sollte ich jetzt tun? Unsicher hob ich ab. »Hey Kleiner.« »Hm.« »Sehr begeistert heute, was?« Mein Herz raste wie verrückt als ich Yasus Lachen hörte und ich wurde rot. »Immer doch«, ich lächelte. »Du bist hübscher, wenn du lachst.« »Das sagt der richtige.« Yasu lachte leise, ich liebte es, wenn er so lachte, es war so süß! »Danke. Was ich dir eigentlich sagen wollte. Du hast voll und ganz recht, wir sollten mal wieder etwas unternehmen! Kann ich heut Abend vorbeikommen?« »Heute Abend?« »Geht nicht?«, er hörte sich irgendwie traurig an, oder bildete ich mir das nur ein? »Doch, doch, natürlich geht das! Ich war nur etwas…überrascht«, entgegnete ich wahrheitsgemäß und meine Gesichtsfarbe wurde noch eine Spur dunkler. »Dann bis nachher, du brauchst nichts zu essen zu machen, ich bringe was mit, okay?« »Klar, also bis dann.« »Ich freu mich schon.« »Ich mich auch.« Er kicherte und mein Herz drohte stehen zu bleiben. Mit zittrigen Händen legte ich auf. »Uuuuuund?«, Tomo sah mich wissbegierig an, auch Junko hatte sich zu mir umgedreht und Kenji musterte mich durch den Rückspiegel. »Was und?«, war ich so dumm oder tat ich nur so? Es war doch offensichtlich, was er wissen wollte! Oh man, ich könnt mich echt ohrfeigen. Automatisch wechselte meine Gesichtsfarbe von dunkelrot zu neonrot und betreten sah ich auf meine Knie. »Was wollte er?« »Heute Abend vorbeikommen. Ich hab zu gesagt.« »Na also, verführ ihn aber nicht gleich!« »Ich doch nicht! Er ist nicht Kiyo und außerdem hatte Kiyo mich verführt.« »Ach? Ihr wart doch beide total geil aufeinander gewesen.« »Hm. Ja, mein Gott, ich geb’s ja zu! Aber ich bin nicht geil auf Yasu, ich LIEBE ihn.« »Liebe und Sex gehören zusammen.« »Wie schön das aus deinem Munde zu hören, wo du doch keine Woche ohne Sex überlebst.« »So schlimm bin ich nun auch wieder nicht und ich hatte immer eine Beziehung, DAS kannst du von dir und Kiyo nicht behaupten.« »Jetzt hör auf darauf herumzuhaken, ich bereue es nicht, okay?! Und Yasu weiß davon.« »Dann war er bestimmt nicht sonderlich begeistert.« »Nein, das war er nicht. Wäre ich nicht auf dieser Party gewesen und hätte Kiyo diese Frage nicht beantwortet, würde er es auch immer noch nicht wissen.« Wir schwiegen eine Zeit, es machte keinen Sinn, sich zu streiten, das wussten wir beide. Die Fahrt zog sich dahin und ich dachte ein bisschen nach. Sollte ich es Yasu vielleicht schon heute sagen, nein, keine gute Idee…oder vielleicht doch…ich wusste es nicht. Ich ließ mich einfach mal überraschen, mal sehen, was das Schicksal so brachte. Mein ganzer Körper kribbelte als ich an Yasus Lachen dachte, ich liebte es so sehr, es hörte sich so engelsgleich an und wie sich seine Brust hob und senkte. Ich liebte es, wie er seinen Körper bewegte, wenn er vor der Kamera stand, aber noch mehr hatte ich es geliebt, wie er sich auf MIR bewegt hatte, es war das schönste, das intimste und bei weitem das beste Shooting meines bisherigen Lebens gewesen und ich bezweifelte, dass es irgendwann eines geben würde, was besser wäre. Zwar war es mir immer noch peinlich, wie scharf ich da auf ihn gewesen war, aber es war praktisch UNMÖGLICH ihn nicht zu wollen, wenn er sich auf einem rekelte und einem seine Hand zwischen die Beine drückte. Ich liebte seine Lippen. Ich konnte gar nicht genug von ihnen bekommen, am Morgen nach der Party hätte ich ihn am liebsten angefleht weiter zu machen, es hatte sich so verdammt gut angefühlt. Ich liebte seine Augen, wie sie leuchteten, so liebevoll und hell. Für mich gab es nichts Schöneres auf dieser Welt als in diese Augen zusehen. Er schenkte mir das Gefühl der Geborgenheit, wir verstanden uns ohne Worte. »Hal? Hallo? Jemand zu Hause?«, Tomo fuchtelte mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum und ich schreckte aus meinen Tagträumen. »Was ist?« »Wir sind gleich da«, erklärte Kenji und lächelte. Ich nickte stumm, mein Gesicht glühte und ich fühlte mich auf frischer Tat ertappt. Yasu würde mich noch um das letzte Bisschen Verstand bringen. »Danke für alles, für die schönen Festtage, den Urlaub, das leckere Essen, die Geschenke und vor allem danke, dass ihr mich eingeladen habt«, sagte ich schließlich und die drei anderen lächelten glücklich. »War doch selbstverständlich. Du gehörst doch sozusagen zur Familie dazu«, winkte Junko ab. Das war wirklich typisch für sie, immer so zurückhaltend. Als Kenji den Wagen vor dem Hochhaus parkte, in dem ich wohnte, steig ich aus und nahm mein Gepäck aus dem Kofferraum. Ich verabschiedete mich von den dreien und machte mich auf den Weg zum Aufzug und – oh Wunder! – er funktionierte immer noch, so kam ich ohne Zwischenfälle und Probleme heil oben an. Ich räumte meinen Koffer schnell aus, räumte noch ein paar Sachen weg, duschte und wartete nun auf Yasu. Yasu ließ nicht lange auf sich warten und kaum hatte ich mich hingesetzt und den Fernseher angeschaltet, klingelte es. Mit einem Lächeln auf den Lippen stand ich auf und öffnete die Tür. Sofort schloss ich Yasu in meine Arme, ich hatte ihn in den drei Tagen, in denen wir uns nicht gesehen haben, unheimlich vermisst. Ich hielt ja kaum ein Wochenende ohne ihn aus und diese drei Tage waren echt schlimm gewesen! Also nicht dass sie mir keinen Spaß gemacht hatten, denn das hatten sie, es war toll gewesen und ich hatte viel gelacht, aber Yasu hatte mir trotzdem gefehlt. Er zog mich näher an sich und eine Welle angenehmes Parfum schlug mir entgegen. Genießerisch atmete ich es ein und genoss seinen Geruch. »Hast du mich so sehr vermisst?«, fragte er mich leise und ich nickte stumm, ich war mir sicher, dass er es spürte. Nach einer gefühlten – aber schönen – Ewigkeit ließ ich von ihm ab, auch wenn ich mich nicht von ihm lösen wollte, aber er sollte auch nicht halb im Flur stehen, sodass jeder uns sehen konnte. Ich bat ihn herein und er zog schnell seine Schuhe aus, dann nahm ich ihm noch die Jacke ab und hängte sie auf, zusammen gingen wir dann ins Wohnzimmer, erst jetzt fiel mir auf, dass er eine Tüte dabei hatte, aus der es köstlich duftete. Ich war so sehr auf ihn fixiert gewesen, dass ich das Essen gar nicht bemerkt hatte. Ich schüttelte innerlich den Kopf und eilte dann in die Küche, wo ich Gläser und Teller holte. Wir aßen schweigend, seine Anwesenheit reichte mir schon völlig und mein Herz schlug schnell, die Schmetterlinge in meinem Bauch tobten. Es wäre vielleicht unter anderen Umständen ein schönes Gefühl gewesen, aber jetzt verfluchte ich es nur. Ich wollte ihm nahe sein, aber es ging nicht! War das nicht zum verrückt werden? »Wie war dein Weihnachten?«, versuchte ich schließlich ein Gespräch anzufangen, da mir das ewige Schweigen langsam tierisch auf den Wecker ging. »Ganz gut. Ich durfte mir die übliche Leier meiner Eltern anhören, ich solle mir allmählich mal eine Freundin suchen und diese heiraten bevor mein ganzes Leben vorbei sei…« »Eine Freundin? Deine Eltern wissen nicht, dass du…« »Dass ich schwul bin? Doch, ich hab es ihnen gesagt, aber sie wollen es mir nicht glauben oder es nicht wahrhaben oder vielleicht auch beides.« »Oh!«, machte ich. Mehr fiel mir dazu nicht ein. Yasu schenkte mir ein schiefes Lächeln und ich drohte in Ohnmacht zu fallen. Er sah dabei süß, cool und verführerisch zugleich aus! »Und dein Weihnachten? Erzähl, wie war es?« »Gut, ich habe Junko und Kenji lange nicht gesehen, deshalb war die Freude auch groß! Irgendwie ist es auch schade, dass die Festtage schon wieder vorbei sind…aber irgendwie ist es auch gut…du hast mir gefehlt«, den letzten Teil nuschelte ich nur noch so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob Yasu mich überhaupt verstanden hatte. Er grinste, okay, er hatte es also verstanden. »Hängst du so sehr an mir?« »Ja…«, jetzt hatte ich sogar selbst Probleme mich zu verstehen, so sehr nuschelte ich und ich lief purpurrot an. »Weißt du, dass du echt süß bist?« »Ich? Nein, guck in den Spiegel, dann weißt du wer süß ist-«, ich stockte und würde jetzt am liebsten GANZ WEIT WEG sein, ganz, ganz, ganz weit weg von Yasu. In mir wuchs das Bedürfnis, meinen Kopf gegen irgendwas Hartes zu dämmern, aber ich entschied mich dagegen, wie würde das denn aussehen? Dann würde alles nur noch peinlicher werden. »Ehrlich? Findest du?« »Hm«, ich nickte und sah dabei auf meine Knie, Lügen brachten jetzt eh nichts mehr. Solange er nicht weiter nachfragen würde… »Hal, gibt es etwas, was du mir sagen möchtest?« Was ich Yasu sagen möchte? Ja. Was ich ihm sagen kann? Nein. Ich seufzte innerlich und wusste nicht so recht, ob ich es ihm jetzt sagen sollte, die Gelegenheit wäre da, aber der Mut? Traute ich es mich überhaupt? Traute ich mich, es ihm zu sagen? Ich musste! »Sie mich an«, befahl Yasu mit sanfter Stimme. Ich rührte mich nicht. Er streckte seine Hand aus, legte sie vorsichtig an mein Gesicht, strich darüber und hob es schließlich an, womit er mich zwang, ihn anzusehen. Unsere Blicke trafen sich, jetzt war ich eh nicht mehr in der Lage gewesen, mich von ihm abzuwenden. Überall in meinem Körper spielten die Gefühle verrückt und es kribbelte, meine Haut schien unter Strom zu stehen, vor allem da, wo Yasu mich berührte. Seine Augen funkelten warm und neugierig. Ich war nicht in der Lage auch nur EIN Wort zu sagen, ohne es zu merken neigte ich mich nach vorn und schloss langsam meine Augen, dann trafen meine Lippen ganz sanft und vorsichtig auf seine. Yasu zuckte kurz und ich löste mich sofort von ihm. Ich rutschte ein ganzes Stück von ihm weg. Verlegen sah ich weg und murmelte ein »Entschuldigung«. »Nicht schlimm, ich war nur etwas…überrascht…«, stammelte Yasu unsicher. Hallo? Warum war er UNSICHER? Ich hatte ihn geküsst! Ich war in ihn verliebt und wusste nicht, was er fühlte, wusste nicht, was er jetzt dachte oder als nächstes tat, der einzige, der hier unsicher sein müsste – und es auch war – war ich! Und nicht Yasu. Plötzlich rutschte er zu mir, legte seine Hand wieder an meine Wange, dann küsste er mich. Überrascht schnappte ich nach Luft und erwiderte den Druck, den er sanft mit seinen Lippen ausübte. Ich hatte meine Augen geschlossen und genoss dieses Gefühl, mein Körper stand nun wirklich unter Strom. Zögerlich kam mir seine Zunge entgegen und strich über meine Lippen, dann stupste er sie an und ich öffnete sie, begrüßte seine Zunge mit meiner. Sie umspielten sich kurz, dann drängte er meine zurück und erkundete meine Mundhohle. Verspielt stieß er gegen meinen Gaumen, fuhr dann meine Zähne nach und tanzte dann um meine herum. Ich erwiderte erst etwas schüchtern, aber ich verlor meine Unsicherheit und intensivierte den Kuss. Yasu ging darauf ein und er wurde immer leidenschaftlicher und inniger. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vergrub meine Hände in seinen weichen Haaren. Seine Hände ruhten auf meinem Rücken und ich seufzte wohlig in den Kuss hinein. Wir küssten uns lange, machten nur für Sekundenbruchteile Pause um kurz Luft zu holen, lösten uns aber nicht voneinander. Ich wollte wissen, warum er das tat, warum er mich küsste. Ich wollte wissen, was er fühlte, wo er doch gesagt hatte, es sei gut so, wie es war, er sei glücklich, dass wir uns angefreundet hätten. Ich wollte – verdammt noch mal – die Wahrheit und ich wollte ihm meine Gefühle gestehen, wenn nicht jetzt, wann denn dann? Widerstrebend löste ich mich von ihm, küsste sanft seine Lippen, ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich nahm seine Unterlippe zwischen meine Lippen, küsste sie und knabberte sanft daran. Er hatte so unglaublich weiche Lippen, noch weicher als die von Kiyoharu! Schließlich löste ich mich von ihm und betrachtete seine rot geküssten Lippen, unwillkürlich lächelte ich. »Yasu…«, begann ich und suchte nach den richtigen Worten. »Ich liebe dich«, ich entschied mich schließlich für die direkte Variante, ich wollte nicht lange um den heißen Brei herum reden. Yasu sah mich einen Moment an, seine Augen strahlten hell, aber sein Gesicht zeigte erst mal keine Regung und mein Herz wurde schwer. Ich fühlte mich plötzlich wie eingedrückt. Ich wandte den Blick ab, ich wollte ihn nicht länger ansehen, ich hatte damit gerechnet, ich hatte geahnt, dass er meine Gefühle nicht erwiderte und ich könnte mich selbst ohrfeigen dafür, dass ich mir Hoffnung gemacht hatte. Er griff nach meiner Hand und zog mich dann zu sich heran. »Meinst du das ernst?« »Ja.« »Hal, ich…«, setzte Yasu unsicher an. »Schon gut, ich kann’s verstehen…«, murmelte ich niedergeschlagen, ich wollte es nicht aus seinem Mund hören, wollte nicht hören, dass ich für ihn nicht mehr als ein Freund war. »Hör mir einfach zu.« »Na gut.« »Ich habe lange überlegt, ich wusste nicht wie und ob ich es dir sagen sollte, ob ich damit nicht alles kaputt mache, aber jetzt…Ich liebe dich auch. Ich war nur viel zu feige es dir zu sagen und ich bin mir sicher, hätte ich es dir schon auf der Party oder davor gesagt, du hättest nicht mehr mit mir zu tun haben wollen. Als es dann rauskam, dass du Sex mir Kiyoharu hattest, dachte ich, ich wäre zu spät gewesen und irgendwie hab ich mich mit unserer Freundschaft abgefunden, aber es war mir immer zu wenig…ich hatte Angst, du würdest mich nicht mehr mögen…«, erklärte er und ich unterbrach ihn: »Yasu, halt den Mund«, ich wollte keine weiteren Erklärungen, ich wollte ihn küssen und genau das tat ich auch. Ich spürte, wie er seine Lippen zu einem Lächeln verzog und ich kam ihm mit meiner Zunge entgegen, gierig erwiderte er den Kuss und drückte mich an sich. Alle Hemmungen waren wie weggeblasen und ich vergrub meine Finger tief in seinen Haaren. Seine Hände wanderten unter meinen Pullover und erkundeten meine Haut, überall wo sie sie berührten kribbelte es und ich seufzte genießerisch. Kaum merklich drückte er mich nach unten, ich merkte es erst, als ich auf der Couch lag, ich spreizte meine Beine und winkelte sie an, Yasu rutschte ein Stück hoch ohne den Kuss zu lösen und sein Knie drückte – mehr oder weniger – versehentlich in meinen Schritt. Während wir da lagen und uns küssten verlor ich mein ganzes Zeitgefühl und ich konnte nicht sagen, ob Sekunden, Minuten oder Stunden vergingen. Er liebte mich, das war das einzige was zählte, alles um mich herum schien mit einem Mal egal zu sein. Unschuldig stahlen sich meine Hände nun unter seinen Pullover und strichen sanft über seine warme Haut. Es war ein schönes Gefühl. Yasu löste den Kuss um sich nun an meinem Hals zu schaffen zu machen. Als er zärtlich an meiner Haut knabberte, musste ich leise kichern und eine Welle an schönen Gefühlen schwappt durch meinen Körper, ich legte den Kopf nach hinten und schoss die Augen, erstens kam er so besser an meinen Hals und zweitens wollte ich es einfach genießen. Ohne dass ich es merkte, gruben sich meine Finger in seinen Rücken und ich drückte ihn näher an mich heran. Seine Hände schoben mein Oberteil langsam nach oben und er löste sich kurz von mir, ich richtete mich auf damit er es mir ausziehen konnte, schnell machte sein Pullover ebenfalls Bekanntschaft mit dem Boden. Ich begutachtete seinen schlanken, trainierten Körper, nicht dass ich ihn zum ersten Mal sah, aber jetzt betrachtete ich ihn ausführlich, es musste mir nicht mehr peinlich sein, ihn so anzusehen. Mit meinen Fingern fuhr ich seine Muskeln nach, dann wiederholte ich das ganze mit meinen Lippen und meiner Zunge. Ich verteilte sanfte Küsse überall auf seinem Oberkörper. Meine Lippen blieben bei der Stelle stehen, wo sein Herz war, ich konnte es schnell und unregelmäßig schlagen fühlen. Ich genoss dieses Gefühl kurz, dann überhäufte ich seinen Körper weiter mit Zärtlichkeiten. Irgendwann fand ich den Weg zu seinem Hals, dann entlang über seinen Kieferknochen, hoch zu seiner Wange und schließlich fand ich mein Ziel, seine Lippen. Wir küssten uns erneut lange und innig, aber nicht so hektisch wie davor. Nun war er an der Reihe meinen Körper zu liebkosen. Überall wo seine Lippen und seine Zunge mich berührten, kribbelte es. So ein intensives Gefühl hatte ich noch nie gespürt, bei keiner meiner Ex-Freundinnen, erst jetzt fiel mir auf, was mir all die Jahre gefehlt hatte und ich kam mir mit einem Mal so vor, wie ein junger Teenager, der noch völlig unerfahren war. Was das Thema Sex mit Männern betraf, war ich auch noch völlig unerfahren. Aber ich wusste, dass Yasu mich heute nicht flachlegen würde, diese Erkenntnis erleichterte mich ungemein, ich geb’s zu, ich hatte wirklich Angst davor, mit ihm zu schlafen. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich warten wollte, ich wollte wissen, wie ernst er es mit mir meinte. »Ich mache nichts, was du nicht möchtest«, versicherte Yasu mir, als habe er meine Gedanken gelesen, »Wir müssen nicht heute miteinander schlafen, auch morgen nicht oder übermorgen. Ich lass dir so viel Zeit, wie du möchtest.« »Danke«, murmelte ich und vergrub meine Finger in seinen Haaren, dann küsste ich ihn kurz und sanft. »Es ist spät«, stellte er dann auf einmal fest und ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Es war mehr Zeit vergangen als ich gedacht hatte, viel mehr Zeit. Wir mussten beide früh raus, aber ich wollte mich noch nicht von ihm lösen, ich seufzte kurz und suchte seine Lippen mit meinen. Seine bogen sich zu einem kurzen Lächeln, ehe er sie öffnete und auf meine Zunge wartete, was mich wunderte. Die ganzen Küsse davor hatte er dominiert, aber na gut, mir sollte es Recht sein. Meine Zunge drang in seinen Mund und erkundeten diesen erst mal, ich stupste gegen seinen Gaumen, focht einen kleinen Kampf mit seiner Zunge aus, der sich langsam in einen leidenschaftlichen Tanz verwandelte, wobei ich ihn immer noch dominierte und Yasu machte nicht den Anschein, als würde er es ändern wollen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns schwer atmend von einander und ich lächelte ihn glücklich an. Yasu lächelte ebenfalls und mein Herz schlug gleich noch schneller. »Bleibst du heute Nacht hier…bitte«, hauchte ich und sah ihn erwartungsvoll an. »Wie könnte ich da nein sagen? Wenn du mich schon so fragst, dann will ich dir mal den Gefallen tun, Süßer«, er hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, dann erhob er sich. Ich sah ihm hinterher, wie er ins Bad eilte, schließlich stand ich auch auf, sammelte unsere Oberteile ein und nahm sie mit ins Schlafzimmer, wo ich sie auf den Stuhl warf, der in der Ecke stand, dann entledigte ich mich noch meiner Hose und Socken und ging ebenfalls ins Bad. Yasu hatte so oft bei mir übernachtet, dass er mittlerweile seine eigene Zahnbürste und alles hier hatte. Genauso wie ich bei ihm. Lächelnd schnappte ich mir meine Zahnbürste, tat mir Pasta drauf und begann, meine Zähne zu putzen. Als ich fertig war, wusch ich mir mein Gesicht, bürstete schnell meine Haare und folgte dann Yasu ins Schlafzimmer. Er trug nur noch seine Shorts, genauso wie ich, und war gerade dabei, die Vorhänge zu zuziehen. Ich kroch schon mal unter die Decke und wartete darauf, dass Yasu sich neben mich legte, was er natürlich auch tat. Ich kuschelte mich dicht an ihn, eine Hand von mir ruhte auf seiner Brust, es fühlte sich gut an, sein Herz unter meiner Hand schlagen zu spüren. »Yasu…« »Hm«, ich hörte ein zufriedenes Lächeln. »Ich liebe dich.« »Ich liebe dich noch viel mehr.« Ich küsste ihn kurz und schloss dann die Augen, es dauerte nicht lange, dann war ich auch schon ins Traumland gedriftet, wo ich den ganzen Abend noch mal verarbeitete, nur war er im Traum nicht so schön, wie in der Realität. Waren wir jetzt eigentlich richtig zusammen? Eigentlich schon, oder? Wir hatten uns unsere Liebe gestanden, uns geküsst… *~♥~* Die anderen Models hatten schnell geschaltet, dass zwischen uns was lief. Die geröteten Lippen am nächsten Morgen und das zufriedene Lächeln auf unseren Gesichtern waren Beweis genug gewesen und als wir uns dann auch noch mitten in der Lobby geküsst hatten, waren Hide-zou und Ruiza fast ausgerastet vor Freude. Yasu hatte mir erzählt, dass er Ruiza erzählt hatte, dass er mich liebte, in meiner Gegenwart hatte er seine Gefühle immer überspielt, jetzt wusste ich auch, welchen ‚Freund’ er am Telefon gemeint hatten. Die beiden verbrachten wieder etwas mehr Zeit miteinander, na ja, Hide-zou war natürlich auch IMMER dabei, weil Ruiza traf man NIE allein. Jeder normale Außenstehende würde es als lästig bezeichnen, aber für uns war es normal, man bekam sie halt nur im Doppelpack und alles was Ruiza wusste, wusste Hide-zou auch und andersrum. Eins hatten sie gemeinsam, beide konnten schweigen wie ein Grab und sie waren sehr vertrauenswürdig, das ging immer wieder aus Yasus Erzählungen hervor. Wir waren nun schon einen Monat zusammen. Ich machte mich gerade fertig, denn wir hatten uns bei ihm verabredet. Ich war nervös, um es genau zu sagen, ich war verdammt nervös! Warum? Ich weiß es auch nicht so genau, aber ich war mir sicher, dass es heute nicht bei ein paar Küssen bleiben würde. Ich hatte eigentlich auch nichts dagegen, aber ich hatte ANGST! Und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich Yasu schon in den letzten Tagen immer wieder zurückgewiesen hatte. Ich verstand ja, dass er wollte, ich wollte ja auch, aber ich hatte mich halt noch nicht überwinden können. Ich hatte Tomo heute Nachmittag angerufen und ihm davon erzählt und er meinte, ich würde mich wie ein Mädchen vor ihrer Entjungferung benehmen und so gesehen war es ja auch eine Art Entjungferung, war es da nicht verständlich, dass ich Angst hatte? Scheißegal ob ich nun dreiundzwanzig war oder nicht! Das Alter spielte jetzt echt mal keine Rolle. Tomo hatte sich riesig gefreut, als ich ihm erzählt hatte, dass wir zusammen waren, Natsumi war an diesem Tag bei ihm gewesen und ich hatte sie kennen lernen dürfen, sie war wirklich total süß und sehr nett, er hatte mit ihr echt einen Glückstreffer gelandet und für die beiden sah es wirklich gut aus. Sie war aber doch etwas…überrascht gewesen, als ich Tomo dann von mir und Yasu erzählt hatte, aber sie fand es dann irgendwie süß als ich ihr ein Foto von Yasu gezeigt hatte. Sie war der Meinung, wir wären so was wie Tag und Nacht, aber auf eine wundervolle Weise, wir passten ihrer Meinung nach perfekt zu einander. Der fröhliche Tag und die schöne Nacht, die Dämmerung war das, was uns zusammenhielt und uns verband, unsere Herzen. Süß, oder? Mit zitternden Knien stand ich nun vor Yasus Tür und klingelte. Ich atmete tief durch, was allerdings nichts brachte, denn im nächsten Moment hatte er die Tür bereits geöffnet und sein Anblick raubte mir den Atme. Schmerzlich presste sich die Luft irgendwann aus meinen Lungen und ich konnte nicht anders, ich zog ihn zu mir und küsste ihn leidenschaftlich. Langsam gingen wir dabei ein paar Schritte in seine Wohnung und ich trat die Tür vorsichtig zu, dann drückte er mich gegen das Holz. Ich keuchte überrascht in den Kuss und ließ ihn leidenschaftlicher und gieriger werden. Yasus Hände wanderten haltlos über meinen Körper, stahlen sich unter mein Oberteil und strichen über meine Haut, seine Hände waren heiß und glühten auf meiner nackten Haut. Ich erwiderte seine Berührungen nicht minder harsch und so machte ich mich an die Arbeit, sein Hemd aufzuknöpfen. Bitte? Warum musste er ausgerechnet HEUTE ein Hemd anziehen? So würde ich ja nie fertig werden. Irgendwann hatte ich es dann aber geschafft, ich fragte mich echt, wie, schließlich war ich nicht besonders Multitasking fähig und küssen, fummeln, genießen UND ein Hemd aufknöpfen überstieg bei weitem das, was mir eigentlich möglich war. Ich schob das störende Kleidungsstück über seine Schultern und zeichnete seine Muskeln mit meinen Lippen nach. Schließlich hielten sie bei einer seiner Brustwarzen, ich küsste sie, dann biss ich sanft hinein und leckte darüber, ich hörte ihn keuchen, ich wusste, dass es ihn anmachte, also wiederholte ich das ganze auch auf der anderen Seite und diesmal war sein Keuchen etwas lauter, meine Hand war gleichzeitig zwischen seine Beine gewandert. Ein komisches Gefühl, in fremdes Territorium einzudringen, aber ihm schien es zu gefallen. »Hal…«, keuchte er und ich sah auf, meine Lippen ruhten dabei aber weiter auf seinem Körper. »Willst du es wirklich?«, fragte er dann erst, ich konnte verstehen, warum er es wissen wollte, schließlich war ich grad dabei, ihn total geil zu machen. Also löste ich mich von ihm und sah ihm tief in die Augen. »Ja.« Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und ich zog ihn in einen langen Kuss. Yasu löste ihn irgendwann, schnappte sich meine Hand und zog mich ins Schlafzimmer, dann drückte er mich sanft auf das Bett und setzte sich auf mich, schnell befreite er mich noch von meinem Oberteil, dann küsste er meinen Oberkörper. Ich schlang die Arme um ihn, drückte ihn näher an mich, eine seiner Hände wanderte über die Innenseite meines Oberschenkels und strich immer wieder darüber, machte aber kurz vor meinem Schritt halt. Er biss mir sanft in eine Brustwarze und ich stöhnte leise, dann wiederholte er es, wie ich es bei ihm auch getan hatte, an der anderen Seite, seine andere Hand war mittlerweile auch nach unten gewandert und er kämpfte mit meinen Hosenknöpfen. Schließlich hatte er sie geöffnet und zog meine Jeans ein Stück runter, seine Lippen wanderten über meinen flachen Bauch und hinterließen eine angenehme Gänsehaut, seine Zunge streifte immer wieder über meine Haut. Dann kam er am Hosenbund an und ich keuchte als er sanft in meine weiche Haut biss. Ich hob meinen Unterkörper und mit einem Ruck zog er mir meine Jeans samt Shorts von der Hüfte, küsste weiter über meine Haut und jetzt konnte ich ein Stöhnen nicht unterdrücken. Er befreite mich schließlich ganz von den restlichen Sachen, ich rutschte zu ihm, zog ihm schnell seine Hose aus, natürlich hatte ihn das ganze Gefummel und die heißen, leidenschaftlichen Küsse nicht kalt gelassen und er war – wie ich – verdammt erregt. Jetzt kam die Angst wieder. »Hey, keine Angst«, hauchte er und drückte mich wieder auf das Bett, dann küsste er mich zärtlich. »Ich«, noch ein Kuss, »werde«, noch ein Kuss, »dir«, und wieder, »nicht«, und noch einer, »wehtun.« Er wird mir also nicht wehtun… Ich hatte trotzdem Angst. Ich spreizte die Beine und winkelte sie dann an, Yasu drückte sie noch ein bisschen auseinander. Seine Hand strich über meinen Schritt, fuhr auf und ab und reizte mich. Es war ein ungewohntes Gefühl…irgendwie…aber es war auch schön und ich keuchte als er den Druck erhöhte, gleichzeitig küsste er mich immer wieder leidenschaftlich und mein Herz pochte so unheimlich schnell in meinem Brustkorb und ich glaubte, mein ganzer Körper würde pulsieren. Die Angst war zwar immer noch da, aber sie wurde langsam von Erregung überdeckt. »Keine Angst…ich bin vorsichtig«, Yasu küsste meine Lippen, meine Wangen, meinen Hals, dann wieder meine Lippen, er verschränkte seine freie Hand mit meiner. »Es wird wehtun«, hauchte er. Wie war das dann eben noch gewesen, er würde mir nicht wehtun? Und jetzt sagte er, es würde wehtun? Was würde es nun, wehtun oder nicht? Mit einem Mal, ohne Vorwarnung, drang er mit einem Finger in mich ein. Ich zuckte zusammen, es folge ein zweiter. Okay, das war wirklich ein sehr komisches Gefühl und es tat ein bisschen weh. Hoffentlich würde es so bleiben…Als er seine Finger dann bewegte, wurde es schlimmer und ich sog scharf Luft ein. »Wird gleich besser«, murmelte Yasu und küsste mich erneut. Aber so recht Glauben wollte ich ihm auch nicht schenken…ich war mir sicher, dass war noch nicht alles. Als er dann seine Finger SPREIZTE durchfuhr mich ein heftiger Schmerz und es fühlte sich an, als würde ich in zwei gerissen werden. Unwillkürlich drückte ich seine Hand und biss mir gleichzeitig auf die Lippe bis sie blutete. Yasu sah mich besorgt an. »Soll ich aufhören?« Ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht, dass er jetzt aufhörte, ich konnte ja nicht jedes Mal wegrennen. Ich liebe Yasu und ich wollte ihn, das war für mich schon Grund genug die Schmerzen durchzustehen. »Entspann dich«, riet Yasu mir und küsste mich, ich konzentrierte mich auf den Kuss, ließ ihn intensiver und inniger werden, nur am Rande spürte ich, wie er seine Finger zurückzog. Ich achtete nicht darauf, hatte Angst vor dem, was jetzt folgen würde. Ich drückte seine Hand um mich zu vergewissern, dass er da war, dass er mich hielt. Er erwiderte den Kuss, dann drang er in mich und es tat WEH, es tat HÖLLISCH weh. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich versuchte, sie wegzublinzeln »Geht’s?«, fragte er besorgt, ich wusste auch nicht warum, aber ich nickte. Die Erregung war nahezu von den Schmerzen verdrängt und als er sich dann langsam bewegte, zischte ich schmerzerfüllt, jetzt tat es noch mehr WEH. Ich hatte das Gefühl, er würde mich in der Mitte zerteilen, in zwei Hälften und ich spürte nur noch Schmerzen, selbst seine Lippen, die mich sanft küssten, spürte ich nicht wirklich. Ich löste meiner Hand von seiner und schlang meine Arme um ihn, Halt suchend drückte ich ihn an mich, wobei er noch ein gutes Stück tiefer in mich drang. Viel änderte das an den höllischen Schmerzen auch nicht, aber dennoch schnappte ich nach Luft und versuchte die Tränen zu unterdrücken, die in meine Augen schossen. Yasus Lippen strichen über meine Wangen, suchten meine Lippen, die sie dann auch fanden und er zog mich in einen zärtlichen Kuss, gleichzeitig fing er an, sich in mir zu bewegen, er zog sich zurück und stieß dann vorsichtig in mich. Ich keuchte, beim dritten Stoß traf er dann eine Stelle in mir, die mich Sternchen vor den Augen sehen ließ und eine Welle schöner Gefühle rauschte durch meinen Körper, ich war so überrascht, dass ich laut stöhnte. Leider war das Gefühl viel zu schnell wieder verflogen. »Jackpott!«, grinste Yasu und stieß nun gezielter in mich, wobei er diese Stelle immer wieder traf. Jetzt wurde mein Körper wieder von der Erregung in Beschlag genommen und ich hatte es längst aufgegeben ihn küssen zu wollen, mein Mund war nur noch zum Stöhnen da und das tat ich verdammt laut. Ich bewegte mein Becken Yasu entgegen, wodurch mich seine Stoße noch genauer und härter trafen. Ich hörte ihn erregt stöhnen, es hörte sich verdammt geil an wie er stöhnte und ich konnte jetzt schon nicht genug von seinen lustvollen Geräuschen bekommen. Wir bewegten uns immer schneller, aber nicht hart, er war vorsichtig und leidenschaftlich zu gleich. Ich merkte, wie ich meinem Höhepunkt immer näher kam, aber ich wollte noch nicht, dass es aufhörte, es war gerade so schön. Sein nächster Stoß genau auf die Sternenkarte, wie ich die Stelle in mir taufte, ließ mich erneut laut aufstöhnen, mein ganzer Körper spannte sich an, ich bog den Rücken durch, legte den Kopf weit in den Nacken, die Augen hatte ich schon längst geschlossen, dann stieß er noch mal in mich und ich konnte der Lust nicht widerstehen. Wie eine gigantische Welle schwappte sie durch meinen Körper, ich stöhnte laut und kam. Mein Herz raste und mein Atem ging unregelmäßig. Ich hörte, wie Yasu kam und ich öffnete die Augen, ich wollte ihn dabei sehen. Sein weggetretener Gesichtsausdruck verschlug mir die Sprache. Seine Lippen waren leicht geöffnet und luden perfekt zum küssen sein. Ich richtete mich einen Stück auf und legte meine Lippen auf seine, dann löste ich mich auch wieder von ihm. Seine Brust hob und senkte sich genauso unregelmäßig wie meine und ich holte mehrmals tief Luft. Ich fühlte mich gut und unendlich glücklich. Jetzt konnte ich wenigstens ein bisschen verstehen, warum Mako Karyu immer wieder unterlag oder warum Ruiza und Hide-zou einander nicht widerstehen konnten… Yasu zog sich aus mir zurück, erhob sich und verschwand im Bad, wahrscheinlich entsorgte er das Kondom, ein paar Sekunden später war er zurück und legte sich neben mich. Er verschränkte meine Hand mit seiner und ich kuschelte mich glücklich an ihn. »Machen wir das noch mal?«, fragte ich und grinste. »Ein anderes Mal«, er lachte leise und stupste dann mit einem Finger gegen meine Nase, ich erwiderte das Lachen und schmiegte mich noch weiter an ihn. Am nächsten Morgen wusste ich, warum er nicht noch ein Mal gewollt hatte, mir tat alles weh, aber am schlimmsten war es unten. Ich konnte vor Schmerzen kaum gehen oder sitzen. Yasu kommentierte das bloß mit einem entschuldigenden Lächeln, den nächsten Tag verbrachten wir bei ihm. So wollte ich auch nicht rausgehen, ich wusste, dass es sehr albern aussehen würde, aber was konnte ich denn dafür? Das war allein Yasus Schuld! Die Hälfte des Tages verbrachten wir mit küssen, seine Lippen waren bereits rot und leicht angeschwollen, meine sahen bestimmt auch nicht besser aus. Ich hatte kaum noch Gefühl in ihnen, aber mir war es egal, solange ich seine Zunge spüren durfte, würde ich alles in Kauf nehmen. Am darauf folgenden Tag mussten wir beide wieder zur Arbeit, auch wenn ich nicht wollte, erstens war es so toll bei Yasu und zweitens hatte ich immer noch Schmerzen, auch wenn es besser geworden war, aber ein gewisses Ziehen war da immer noch. Meine Lippen waren rot und brannten von unserer gestrigen Knutscherei wie Feuer. Kiyoharu grinste mich wissend an, als wir uns sahen. »Was ist denn bei euch abgegangen?«, wollte Ruiza wissen und Hide-zou sah mich neugierig an. Warum war ich noch mal in den dritten Stock gefahren? Ach richtig, ich wollte meine Sachen in meinem Büro ablegen…Scheißidee, wirklich Hal, das war echt eine Scheißidee gewesen! »Ich wüsste nicht, was euch das anginge«, murrte ich und grinste dann. »Yasu würde es uns ohnehin sagen.« »Würde er nicht.« »Würde er wohl.« »Nein.« »Was ist denn hier los?«, mischte sich besagte Person ein, ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Ich war allein nach oben gefahren, da er noch etwas erledigen wollte, anscheinend war er damit aber fertig, sonst würde er jetzt nicht neben mir stehen… »Was habt ihr ohne unser Wissen getan?«, wollte Hide-zou noch mal, nun nachdrücklicher, wissen. »Sieht man es ihm nicht an?«, Yasu grinste breit und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. »Doch, aber wir wollen es noch mal von euch hören.« »Ganz schön neugierig, was?« »Du kennst mich.« »Hm…leider…«, Yasu lachte und Hide-zou boxte ihm schelmisch in den Arm, ich hatte gar nicht gemerkt, dass er aufgestanden war. »Wir haben miteinander geschlafen, so, jetzt beruhigt?« »Hehe, wusste ich es doch«, er grinste dreckig, dann ließ er sich auf Ruizas Schoß ziehen, dieser küsste ihn dann auch gleich leidenschaftlich und ich wandte mich kopfschüttelnd von den beiden ab, irgendwie bekamen sie IMMER was sie wollten… »Sie hätten es eh irgendwann aus mir herausgequetscht…«, entschuldigend sah Yasu mich an, ich konnte gar nicht anders, ich lächelte, dann schlang ich die Arme um ihn und küsste ihn. »Bin ich eigentlich nur umgeben von Turteltauben?«, ich kannte diese Stimme. Widerwillig löste ich mich von Yasu und sah Hakuei an, dann nickte ich und er lachte. Ein Blick zu den anderen Ruiza und Hide-zou und ich musste ebenfalls lachen, natürlich ließen sie sich nicht von uns stören. »Ich glaub die wollen einen neuen Weltrekord aufstellen.« »Was für einen Weltrekord?« »Der längste Kuss oder so…« Wir lachten und endlich lösten sie sich von einander. »Pff, du bist nur eifersüchtig«, schnaubte Hide-zou und wandte sich wieder seiner besseren Hälfte zu… na ja…besser? Die beiden waren gleich schlimm. Aber total süß. Ich verabschiedete mich schweren Herzens von Yasu und Hakuei, bei den anderen beiden fiel es mir jetzt nicht so schwer, da sie ihre Umwelt eh völlig ignorierten und ich machte mich auf den Weg zu Hyde, ich sah jetzt schon sein grinsendes Gesicht vor mir… Kapitel 6: *~Calling me~* ------------------------- Heyho! Nach fast einem Monat gibt's mal ein neues Kapitel von mir ^^ Ich wollte es eigentlich schon gestern hochladen -.-' aber na gut, dafür ist's jetzt da ^^ Ich finde, es ist etwas kurz geraten, aber länger hätte ich es auch nicht machen können... also viel Spaß beim Lesen eure Atsu-chan POV: Hal (natürlich ^^) Rating: PG-16/17 Beta: wie immer, meine Anm. d. A.: Der arme Pizzalieferant o__O XDDD *~♦~* =Flashback _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 6~* Calling me Shinya war nun schon seit drei Tagen in Paris und ich hatte bis jetzt nichts von ihm gehört. Ich war neugierig, ich wollte wissen, wie es da war! Ich war noch nie in Europa gewesen. Ruiza und Hide-zou hatten sich auch noch nicht gemeldet, dabei hatten sie es mir versprochen!… Na ja, dafür hatte ich ja Yasu. Seit wir zusammen waren, liebte ich ihn mit jedem Tag mehr. Aber seit einer Woche hatten wir nicht mehr miteinander geschlafen, es war ja nicht so, dass ich notgeil oder so war, aber ich wollte halt. Vielleicht würde ich ihn heute rumbekommen, er wollte in einer halben Stunde bei mir sein. Wir hatten beide die nächsten Tage frei, also hatten wir VIEL Zeit. Und diese Zeit wollte ich selbstverständlich auch nutzen, hoffentlich sah mein Schatz das genauso. Ich durchquerte meine Wohnung, auf der Suche nach meinem Telefon, wobei ich ein ganz schönes Chaos hinterließ, warum musste ich dieses Scheißteil auch immer verlegen? Endlich fand ich, was ich suchte und wählte Shinyas Nummer, wenn er nicht auf die Idee kam, sich bei mir zu melden, dann musste ich halt bei ihm anrufen. Es tutete mehrmals, wie viel Uhr war es da eigentlich…bei uns war es jetzt halb sechs abends, lag Paris acht Stunden hinter uns? Ich glaubte, aber sicher war ich mir nicht, wenn dann müssten sie jetzt halb elf morgens haben. Da war er sicherlich schon auf. »Morgen«, brummte er plötzlich ins Telefon. »Morgen Schlafmütze! Wie geht’s?« »Bis eben noch gut. Ich hab grad so schön geschlafen…« »Dafür ist doch eigentlich die Nacht gedacht oder?« »Nicht wenn die Wände in diesem Scheißhotel so dünn sind und genau an mein Schlafzimmer das von Hide-zou und Ruiza grenzt - da kann man NICHT SCHLAFEN!« »So schlimm?« »Die haben die ganze Nacht durchgevögelt.« Ich verkniff mir ein Lachen, schließlich war es nicht sonderlich angebracht. Irgendwie tat Shin mir ja auch leid…. Aber die beiden waren so süß, denen konnte man dafür gar nicht böse sein. Shinya schien meine Gedanken erraten zu haben: »Ich wünschte, ich könnte ihnen böse sein. Na ja, jetzt ist Ruhe. Paris ist übrigens wunderschön. Ich war gestern auf dem Eifelturm, ich hab jede Menge Fotos gemacht, die kann ich dir ja dann zeigen, wenn wir zurück sind, okay? Grüß Yasu mal von mir.« »Klar mache ich und du musst mir dann alles erzählen!« »Alles?« Ich hörte sein Grinsen und wusste woran er dachte. »Na ja, nicht ganz alles…was die beiden die ganze Zeit machen, kannst du weglassen, ich will es gar nicht so genau wissen.« »Das glaub ich dir. Okay, ich penn jetzt noch mal ne Runde, für heute Nacht such ich mir ein anderes Zimmer, noch mal halt ich das nicht aus«, murrte er am anderen Ende der Leitung und legte dann auf. Ich lachte, ich fand es wirklich amüsant, auch wenn Shinya es nicht so sah. Okay, ich musste mir ihr Stöhnen auch nicht anhören… Die Klingel riss mich aus den Gedanken, wie immer war Yasu früh dran und ich rannte schon fast zur Tür. Kaum hatte ich sie geöffnet warf ich mich ihm um den Hals. Er lachte leise und murmelte dicht neben meinem Ohr verführerisch: »Ich freu mich auch, dich zu sehen.« Ich ging ein paar Schritte rückwärts, küsste ihn dabei, gierig schob ich ihm meine Zunge in den Hals, widerstandslos ließ er mich dominieren. Schließlich löste er sich von mir und schloss die Tür, da diese immer noch offen stand. Dann drückte er mich gegen die nächstbeste Wand. Ich schnappte überrascht nach Luft, dann spürte ich auch schon seine Lippen auf meinen. Seine Hände machten keine großen Umwege und fanden sich schnell zwischen meinen Beinen wieder. Mir war es ganz Recht so. Gierig drückte ich ihn näher an mich, unsere Zungen kämpften unkoordiniert miteinander und ich versuchte, ihm mehr schlecht als recht das Oberteil auszuziehen. Wenn es nach mir ging, dann konnte er mich ruhig hier an Ort und Stelle nehmen. Kurz trennten sich unsere Lippen von einander, ich zog ihm schnell den Pulli über den Kopf und ließ meinen folgen, dann leckte ich gierig über seinen Oberkörper, küsste ihn immer wieder. Ich sank langsam vor ihm auf die Knie, bearbeitete seine Haut weiterhin mit meinen Lippen und meiner Zunge, dann kam ich an seinem Hosenbund an, welches mich tierisch störte. Hastig knöpfte ich seine Hose auf und zerrte sie ihm dann etwas grob von der Hüfte. Ich küsste über seinen Schritt und strich mit einer Hand über die Innenseite seines Oberschenkels. Ich hörte, wie er scharf Luft holte. Er zog mich wieder hoch – schade eigentlich – befreite sich von seinen restlichen Klamotten; meine machten auch Sekunden später Bekanntschaft mit dem Boden. Er rieb seinen Unterkörper gegen meinen, ich spürte, dass er geil war, mir ging es ja auch nicht besser. Irgendwie stolperten wir ins Wohnzimmer, wobei wir heftig knutschten und fummelten. Seine Hand umfasste meine Erregung und er bewegte sie auf und ab. Ich stöhnte, wollte mehr. »Nicht so hektisch«, brummte er mir ins Ohr und ein angenehmer Schauer lief über meinen Rücken, hab ich schon mal erwähnt, wie sehr mich seine Stimme anmachte? Erregung schoss durch meinen ganzen Körper, ich konnte und wollte mich gar nicht dagegen wehren, lange würde ich es nicht mehr aushalten. Verdammt! Ich wollte ihn endlich spüren! Merkte er eigentlich, wie sehr er mir den Verstand raubte? Grob, aber nicht brutal, drückte er mich auf die Couch, ich spreizte die Beine, spürte seine Finger kurz in mir, aber sie waren schnell wieder verschwunden und wurden durch seine Männlichkeit ersetzt. Endlich! Er hatte mich schließlich lang genug warten lassen. Yasu bewegte sich schnell und ich erwiderte, indem ich ihm mein Becken entgegen drängte, wobei er tiefer in mich stieß. Meine Fingernägel kratzten über seinen Rücken und krallten sich unsanft in seine weiche Haut und ich stöhnte laut, als er diesen Punkt in mir traf. Ich spürte die Hitze, die Yasus Körper ausstrahl, mit einem Mal wurde es mir richtig bewusst, sein Körper glühte richtig. Ich nahm seine Lippen, seine Zähne und seine Zunge wahr, die sich eingehend mit meinem Hals beschäftigten und dann war da noch die pure Lust, die bei jedem Stoß stärker wurde. Plötzlich löste sich Yasus Mund von meiner Haut, wobei mich sein heißer Atem kitzelte, ich genoss dieses Kribbeln und dann hörte ich ihn stöhnen. Oh Gott! Wie konnte man(n) nur so geil stöhnen? Ich liebte es! Er sah mir tief in die Augen, seine Augen strahlten und ich konnte Lust darin glitzern sehen und wenn meine Augen so aussahen, wie ich mich fühlte, dann mussten sie genauso aussehen. Yasu hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und stieß dann heftig in mich, vor mir tauchten lauter bunte Sternchen auf, ein totales Wirrwarr, als wäre ich auf einem Trip. Mein Körper spannte sich an und dann kam ich mit einem letzten, lauten, erleichterten Stöhnen. Ich kostete den Orgasmus in vollen Zügen aus, Yasu folgte mir und ich spürte, wie er sich in mir ergoss. Okay, wir hatten in unserer Lust die Verhütung vergessen, egal, ich konnte ja nicht schwanger werden. Und Aids hatte Yasu auch nicht. Er zog sich aus mir zurück und küsste mich dann leidenschaftlich und sanft. »Hast du Hunger?«, hauchte er irgendwann und sah mich durchdringend an, ich nickte stumm. Yasu angelte sich das Telefon von Tisch. »Pizza?«, fragte er dann, ich nickte erneut und richtete mich auf um irgendwo in dem Chaos auf den Couchtisch die Nummer des Lieferservice zu suchen, wobei einiges nach unten fiel, mir war es egal. Irgendwann fand ich die Karte und Yasu wählte die angegebene Nummer und bestellte eine große Salamipizza, als er das Telefon wieder bei Seite gelegt hatte, wandte er sich wieder an mich. »Vierzig Minuten sind eine Menge Zeit«, stellte er schließlich grinsend fest und ich nickte zustimmend. Konnte es sein, dass ich meine Sprache verloren hatte? Yasu griff wortlos nach meiner Hand und zog mich hinter sich her in mein Schlafzimmer, wo er sich auf das Bett fallen ließ und mich auf sich zog. Zwar küsste er mich, blieb aber zurückhaltend, was mich überraschte. Klar wechselten wir uns beim küssen mit dem dominierenden Part regelmäßig ab, aber trotzdem kam es unerwartet. Zärtlich wanderten meine Hände über seinen Körper, erkundeten jeden Zentimeter, den sie erreichen konnten, dabei drückte ich meinen Unterkörper immer wieder gegen seinen. Er keuchte in den Kuss hinein und ich ließ meine Hände zwischen seine Beine wandern. Ich rieb seine wachsende Erregung während sich mein Mund mit seinem Hals beschäftigt. »Aaah~ Hal, bitte~«, stöhnte Yasu und hörte sich dabei etwas gequält an. Ich wusste, was er wollte. Und ich hatte Angst, Angst etwas falsch zu machen. Ich hatte beim Sex mit ihm noch nicht oben gelegen, dass hatte Yasu immer gemacht, somit war ich mit meiner dominanten Position etwas überfordert. Aber na gut, wer nichts wagt, kann auch nichts gewinnen, oder? Ich löste meine Hand kurz von seinem besten Stück und sah ihn an. Seine Augen leuchteten warm und liebevoll, ich küsste ihn, schloss die Augen und genoss unsere Zungenspiel, wo er mich führen ließ, dass sich Yasu mir so unterwarf, das machte mir noch mehr Angst. Vorsichtig drang ich dann mit einem Finger in ihn, nahm dann noch einen zweiten hinzu und bewegte sie kreisend. Yasu stöhnte leise und ich zog meine Finger aus ihm und drang dann mit meiner Erektion in seine enge Öffnung, ich hörte ihn nach Luft schnappen. Ich gewöhnte mich kurz an das Gefühl, dann fing ich an, mich zu bewegen, erst langsam, dann immer schneller. Yasus Becken drängte sich mir entgegen, wodurch ich immer wieder seine empfindliche Stelle traf und ihn laut stöhnen hörte. Eben, im Wohnzimmer, war es uns nur darum gegangen die Lust zu stillen, jetzt ging es um Liebe und ich genoss das wunderbare Gefühl eins mit Yasu zu werden, etwas ganz intimes mit ihm zu teilen und ihm damit zu verdeutlichen, wie sehr ich ihn wirklich liebte. Meine Liebe zu ihm war gar nicht in Worte zu fassen. Als Yasu seinen Höhepunkt erreichte, bewegte er sein Becken so heftig, dass ich ebenfalls zu meinem Orgasmus kam. Dieser unschuldige Gesichtsausdruck, den er immer aufsetzte, nachdem er seinen Orgasmus hatte, machte mich total an. Ich wusste auch nicht warum, aber er sah dann einfach so niedlich und so verführerisch zu gleich aus, so unschuldig, dass es schon wieder total versaut war. Ich entzog mich ihm und legte mich dann neben ihn. Einen Moment lagen wir einfach nur da, versuchten unsere Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und mein Herz drohte, sich zu verselbstständigen. Es raste wie irre und überall in meinem Körper kribbelte es, als stünde ich richtig unter Strom. Ein Blick zu Yasu verriet mir, dass es ihm genauso ging. Er richtete sich auf, strich mit seinen Lippen über meine Brust, zu meinem Hals, über meine Gesichtskonturen bis hin zu meinen Lippen. Wir küssten uns verdammt lange und innig. Erst die Klingel zwang uns, uns voneinander zu lösen. Ich murrte irgendwas vor mich hin, während Yasu nach den Taschentüchern griff und alle Spuren unserer Beschäftigung von meinem und seinem Körper entfernte, schnell schnappte ich mir eine frische Boxershorts aus meinem Schrank und eilte dann zur Tür. Ich zupfte noch kurz ein paar Haarsträhnen zu Recht, dann öffnete ich. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf meine Wangen, ich erkannte den Lieferanten wieder, er hatte mich damals mit Kiyoharu erwischt…Mein Portmonee lag in der Küche und eigentlich würde ich den Lieferanten auch freundlich herein bitten, aber…hier lagen überall meine Yasus Klamotten verstreut und das wollte ich ihm nicht antun. »HAL?«, rief Yasu aus dem Schlafzimmer, »Hast du meine Boxershorts gesehen?« Mein Gesichtsfarbe wechselte innerhalb weniger Sekunden von rot zu dunkelrot. »J-ja, die liegen…hier…nimm eine von meinen!« mit hochrotem Gesicht wandte ich mich wieder dem Mann vor mir zu und murmelte: »Entschuldigung…ich hole nur kurz mein Geld.« Er sah mich einfach nur stumm an, wahrscheinlich dachte er sich seinen Teil, wenn er überhaupt denken konnte. Ich kam wieder aus der Küche zurück und fragte nach, wie viel es denn koste, dann zählte ich mein Geld ab, während Yasu den Weg durch das Chaos zu mir fand. Er stellte sich hinter mich, legte seine Arme um meinen Körper und ich könnte wetten, dass er grinste. Der Lieferant sah sehr…aus der Bahn geworfen aus und starrte uns eine Zeit lang an, registrierte dabei nicht mal, dass ich ihm das Geld hinhielt. »Keine Sorge, wir waren gerade fertig«, meinte Yasu und zuckte dabei mit den Schulter, meine Gesichtsfarbe glich nun ganz dem Rot eines Feuermelders, aber dennoch musste ich grinsen. Der Mann machte ganz den Eindruck als hatte er DAS nicht wissen wollen und als wäre ihm das ganze noch viel peinlicher als mir, also drückte er mir schnell den Pizzakarton in die Hand, nahm mir dabei das Geld ab und verschwand dann wortlos. »Also, das nenne ich unfreundlich, verabschiedet sich noch nicht mal«, meckerte Yasu und lachte, ich stimmte augenblicklich in sein Lachen ein und schloss die Tür hinter mir. Wir machten es uns im Wohnzimmer bequem und aßen in Ruhe unsere Pizza. Gleichzeitig griffen wir nach dem letzten Stück. Ich zog meine Hand wieder zurück und schüttelte lachend den Kopf. Yasu nahm sich das Stück und hielt es mir dann hin, ich biss hinein, dann aß er selbst davon. Danach brachte ich den leeren Karton in die Küche und räumte unsere Sachen ins Schlafzimmer. Ich hörte den Fernseher und ging zurück ins Wohnzimmer, ich warf mich neben meinem Freund auf das Sofa und kuschelte mich an ihm. Am nächsten Morgen hatte ich gar keine Lust aufzustehen, lieber würde ich den ganzen Tag hier neben Yasu liegen, aber mein Kühlschrank wartete mal wieder darauf, gefüllt zu werden. Also quälten wir uns irgendwann aus dem Bett, duschten und machten uns Frühstück. Wir fuhren mit Yasus Auto zu den Läden, unser Einkauf zog sich mächtig in die Länge, aber auf eine positive Weise, wir stöberten in den Läden und alberten herum, man könnte echt denken, wir wären kleine Kinder, aber erwachsen war man schließlich lang genug, also warum alles so ernst nehmen? Egal ob uns die Leute dumm anstarrten. Yasu versuchte ernsthaft eine Müslipackung auf seinem Kopf zu balancieren, als ich dann aber einen Lachkrampf bekam, gab er ebenfalls lachend auf und warf sie in den Einkaufswagen. Zu Hause angekommen guckte ich noch in meinen Briefkasten und steckte die Briefe erstmal provisorisch zwischen meine Lippen und stapfte dann beladen mit Einkaufstüten die Treppen hoch, denn der Fahrstuhl hatte mal wieder den Geist aufgegeben. Nachdem dann der ganze Einkauf verstaut war, wandte ich mich der Post zu. Ein paar Rechnungen, nichts besonderes und dann war da noch ein Brief. Verwundert starrte ich den Umschlag in meinen Händen an und konnte erstmal gar nichts damit anfangen, na ja, ich wollte nicht. Schließlich riss ich ihn dann doch auf, die Neugier war stärker als die Angst vor dem, was kommen würde. Kaum hatte ich die ersten Sätze durchgelesen, wünschte ich mir, den Brief nie geöffnet zu haben. Das konnte echt nicht wahr sein! Es DURFTE NICHT wahr sein! Nein nein nein! Nein! Nein! NEIN! Ich weiß nicht, wie lange ich da stand, das Papier in meinen Händen anstarrte und immer wieder dieses eine Wort in Gedanken wiederholte. Nein! Nein war das einzige was mir dazu einfiel. »Hal? Was ist das?«, fragte Yasu besorgt und trat neben mich. »Eine Vorladung…vor Gericht…als Zeuge«, brachte ich abgehackt hervor, in mir war alles tot. Ich fühlte gar nichts und mein Kopf war wie leer gefegt, ich spürte nichts und ich dachte nichts, da war einfach NICHTS! Und dieses Nichts war noch schlimmer als alle anderen Gefühle, die ich kannte. Selbst als Yasu einen Arm um mich legte, merkte ich es nicht. »Worum geht es denn?« »Meine Schwester…« »Was? Aber…«, begann er und ich unterbrach ihn mit tonloser Stimme: »Der Anwalt meines Vaters plädiert jetzt auf Notwehr, so einen Schwachsinn hab ich noch nie gehört! Notwehr! Es war MORD!« »Aber das ist doch schon Jahre her.« »Er hat irgendwas herausgefunden oder behauptet zumindest, Beweise zu haben, dass es Notwehr war, aber da es nicht eindeutig ist, brauchen sie einen Augenzeugen. Meine Mutter steckt mit dem Decksack unter einer Decke, sie sagt dasselbe wie er…« »Hast denn damals nicht ausgesagt?« »Ich war dazu gar nicht in der Lage, mir hätte eh niemand geglaubt. Außerdem sprach alles gegen ihn und natürlich auch gegen die Hure, sie sich meine Mutter nennt. Sie hatten mich nicht gebraucht«, erklärte ich immer noch tonlos. Das Nichts in mir wurde immer größer und drohte, mein Herz zu verschlingen. Ich löste meine Augen von dem Brief und klammerte mich hilflos an Yasu. »Scheiße man! Ich kann da nicht hin!«, da war sie, die Verzweiflung. Das Nichts explodierte und an seine Stelle traten Verzweiflung und Trauer und Erinnerungen, sie waren ALLE wieder da. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und versuchte nicht zu weinen, versuchte stark zu sein. Ich wollte immer noch nicht darüber reden. Ich würde es mir aufsparen bis ich vor Gericht aussagte. Ich musste dort erscheinen, auch wenn ich nicht wollte und wenn man mich schon zwang, dann konnte ich dort auch ALLES erzählen, warum mich jetzt schon damit herumschlagen? »Wann soll die Verhandlung sein?« »Nächste Woche. Ich werde mir wohl für den Tag frei nehmen müssen…« »Ich komme mit dir!«, es war eine beschlossene Tatsache und insgeheim war ich froh darüber, so hatte ich wenigstens einen, der hinter mir stand und egal war passierte, er würde zu mir halten. *~♥~* Am Montag sprach ich mit Kyo. Natürlich wollte er wissen, warum ich beim Gericht vorgeladen war, ich hatte ihm gesagt, dass es um meine Vergangenheit ging, er hatte es hingenommen und mir den Tag freigegeben, was anderes wäre ihm wohl bei einer Vorladung auch nicht übrig geblieben. Obwohl Yasu geschwiegen hatte wie ein Grab, wussten auch die anderen schnell von der Verhandlung, schließlich hatte der Fall damals schon ein gewisses Medieninteresse gehabt und jetzt, durch die neue Verhandlung, stand es natürlich auch wieder in sämtlichen Zeitungen und so kam es, dass sich neben Yasu auch Kiyoharu, Shinya und zu meiner Verwunderung auch Ruiza und Hide-zou frei nahmen. Ich kaufte mir extra für die Verhandlung eine neue, sehr teure Anzugshose und ein neues Hemd, ich wollte ihnen zeigen, dass ich auch meinen Stolz hatte und dass ich etwas aus meinem Leben gemacht hatte. In den Zeitungen und im TV hieß es immer ‚der Bruder des Opfers’ würde aussagen, Kyo hatte also Wort gehalten und der Öffentlichkeit nichts davon erzählt, wer der Bruder war. Ich war ihm sehr dankbar dafür. Die Verhandlung fand unter Ausschluss der Medien statt und nur wenige Besucher durften in den Saal. Ich war früh dran und rauchte noch schnell eine Zigarette, ehe ich mit Yasu das Gerichtsgebäude betrat. Ich war nervös, aber wer wäre das an meiner Stelle nicht? Wir wurden auf Waffen und ähnliches durchsucht, dann durften wir weiter. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Waffe mitzunehmen, zwar war der Hass gegen meine Erzeuger mit den Jahren immer größer geworden, aber ich fand, dass das Gefängnis eine bessere Strafe als der Tod war. Denn Tote konnten nicht büßen. Obwohl ich bezweifelte, dass auch nur einer der beiden BÜßEN würde. Als ich vor dem Saal ankam, indem die Verhandlung stattfinden sollte, blieb mir fast das Herz stehen. Ich gebe es zu, ich hatte mit vielen gerechnet, aber nicht mit IHM. Bitte? Was suchte er denn hier? Fassungslos starrte ich den hübschen Mann vor mir an, seine Miene war wie immer, ich fragte mich, ob das jetzt gut oder schlecht war. Egal, wie auch immer, aber es störte mich gewaltig, ihn hier zu sehen, er hasste mich und ich hasste ihn. Ja, es machte mich wirklich wütend, dass er hier war, DAS ging ihn nämlich NICHTS an! »Bist du hier um dich über mich lustig zu machen«, blaffte ich ihn an und Yasu hielt mich sicherheitshalber zurück. »Nein, ich weiß auch nicht warum ich hier bin, vielleicht hab ich meine Meinung über dich ja ein bisschen geändert…«, antwortete er vollkommen neutral, was mich noch rasender machte. Er hatte also seine Meinung über mich geändert. »Vielleicht ist es auch eine Entschuldigung für das, was ich gesagt habe. Ich hatte es ja nicht wissen können. Willst du das ich gehe?«, er sah mich an und zum ersten Mal konnte ich eine Emotion in seinem Gesicht, in seinen Augen erkennen, es tat ihm wirklich Leid und er war wirklich hier, um mich zu unterstützen. »Aoi…«, mehr bekam ich nicht heraus, ich befreite mich von Yasu und umarmte den anderen. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass jemand hinter mir stand, der mich nicht besonders gut kannte und mich schon gar nicht leiden konnte. Er wirkte etwas überrascht über meine plötzliche Gefühlsschwankungen, legte seine Arme dann aber doch um mich, nicht fest, aber dennoch war es so was wie Halt für mich, ich hatte nicht dieses Gefühl, gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er hielt mich auf eine andere Art als Yasu, Yasu hielt mich mit seiner Liebe, die mir alles bedeutete und Aoi, er hielt mich wie durch ein Band, ein Band, dass man nie bemerkt hatte, was man somit auch nicht schätzte, was aber dann da war, wenn man es am meisten brauchte, wie ein Krückstock den man nur im Ernstfall brauchte. Yasus Liebe hingegen war immer da, sie stützte mich, machte mich stark, hielt mich, befreite mich, machte aus mir die Person, die ich war. Man konnte es nicht vergleichen. Yasu räusperte sich und ich ließ von Aoi ab. »Bild dir bloß nichts drauf ein«, murrte ich ihm noch zu und lächelte dann, ein kurzes unscheinbares Lächeln, aber er sah es und erwiderte es genauso kurz und unscheinbar. »Ich liebe dich, das weißt du doch«, hauchte ich Yasu ins Ohr und küsste ihn auf die Wange. »Natürlich weiß ich das Süßer. Ich liebe dich auch.« Kaum hatte er fertig geredet, hörte ich jemanden meinen Namen quietschte und kaum hatte ich mich umgedreht, fand sich Hide-zou in meinen Armen wieder. Hatte er irgendwas genommen oder seit wann war er so? Ich lachte leise, erwiderte die Umarmung kurz und schob ihn dann von mir um mich an Kiyoharu und Ruiza zu wenden. »Hey Kleiner«, grüßten sie mich synchron. »Satsuki ist leider krank, er hatte ja auch kommen wollen, aber er kommt nicht mal aus dem Bett«, erklärte Kiyoharu und ich winkte ab, seine Gesundheit war schließlich viel wichtiger. Kurz vor dem Eintreffen des Richters kam Shinya, er wirkte etwas gehetzt und erklärte, er habe sich verfahren. Tomo kam als letzter, natürlich durfte er nicht fehlen. Der Richter bat alle, einzutreten, genau in dem Moment erschien meine Eltern, sie würdigten mich keines Blickes, sie hatten sich fast gar nicht verändert, sie waren alt geworden und man sah ihnen die Gefängnisjahre deutlich an, aber mir war es egal, sie hatten es nicht anders verdient. Der Richter, dessen Name Minamata war, sagte etwas, aber ich hörte ihm nicht zu und dann wurden die Paragraphen und so weiter vorgelesen und ich wurde vorerst wieder nach draußen geschickt, denn meine Mutter sollte als erste Zeugin aussagen, warum auch immer sie ihre Aussage wiederholen sollte… Die Zeit vor der Tür zog sich fürchterlich in die Länge und ich wurde mit jeder Minute nervöser und unsicherer. Ich fühlte mich allein, alle waren jetzt im Gerichtssaal und hörten meiner Erzeugerin zu, wie sie irgendeinen Scheiß laberte. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, wurde mein Name aufgerufen und ich stand mit wackligen Knien auf und betrat den Saal, ein Blick zu meinen Freunden und zu Yasu beruhigte mich ein bisschen und ich fasste neuen Mut. Es war still, fast so, als würden alle die Luft anhalten. Ich setzte mich auf den Stuhl, verschränkte meine Hände vor mir auf dem Tisch und holte kurz tief Luft. Der Richter klapperte alle Daten und Fakten ab und erklärte, dass ich nichts sagen brauchte, was mich selbst belasten könnte und dass ich gar nichts sagen brauchte, da der Angeklagte mein Vater war. »Doch, ich möchte aussagen«, erwiderte ich mit fester Stimme. »Das tragische Ereignis fand am vierundzwanzigsten Dezember vor sieben Jahren statt?« »Ja, weil ich mich geweigert hatte, am Familienessen teilzunehmen.« »Wie war denn das Verhältnis zu Ihnen und Ihren Eltern zu dem Zeitpunkt?« »Nicht sonderlich gut. Ich hatte Angst.« »Angst?« »Jahrelang habe ich seine Schläge über mich ergehen lassen, ist es da nicht verständlich, dass man Angst bekommt?« »Ich stelle hier die Fragen. Erzählen Sie die ganze Geschichte«, forderte er mich auf, ich atmete noch einmal tief durch, dann begann ich zu erzählen. *~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~* Ich saß auf meinem Bett, blätterte in einer Zeitschrift und wippte mit dem Fuß im Takt der Musik. Ich hatte die Tür meines Zimmers abgeschlossen, damit niemand hereinkam, mit niemand war eigentlich mein Vater gemeint. Leise sang ich den Text mit, ich hatte mir Texte schon immer gut merken können. Ich strich mir eine verirrte Strähne meiner langen, schwarzen Haare aus dem Gesicht. Mein Vater hasste meine langen Haare und genauso wie mein Pony, dass mein rechtes Auge verdeckte. Er hasste eigentlich alles war mit mir und dem Visual Kei zu tun hatte. Das Telefon lag neben mir und ich legte die Zeitschrift bei Seite, schnappte mir das Telefon, streckte mich auf dem Bett aus und wählte die Nummer meines besten Freundes. »Guten Abend Junko, frohe Weihnachten«, grüßte ich seine Mutter. »Danke Hal, dir auch. Willst du Tomo sprechen?« »Ja.« Ich hörte, wie sie die Treppen in ihrem Haus hinaufstieg, ein paar leise, für mich unverständliche Worte und dann meldete sich Tomo am anderen Ende der Leitung. »Hey Hal! Wie geht’s?« »Wie immer und selbst?« »Gut. Was ist los?« »Ich wollte mich einfach nur ein bisschen mit dir unterhalten, meine Eltern streiten gerade.« »Wie immer…«, brummte er. »Genau. Den ganzen Tag streiten sie und abends ficken sie. Verstehst du das?« »Nein, aber ich versteh allgemein NICHT was in deren Hirnen abgeht.« »Du kannst dich trösten, ich auch nicht.« »Und sonst? Alles wieder heil?«, er klang besorgt, nach dem mein Vater mich das letzte Mal vermöbelt hatte, war ich zu Tomo geflohen und zwei Tage dort geblieben, erst gestern war ich wieder 'nach Hause’ gegangen, aus Angst, denn sonst wäre es wohl schlimmer gekommen. »Solltest du nicht lieber fragen, ob noch alles dran ist?«, ich seufzte, »Einen Monat Hausarrest, ich bin echt glimpflich davon gekommen.« Normal waren drei Monate nach so einer Aktion, aber mein Vater war so besoffen gewesen, dass es ihn ausnahmsweise mal nicht sonderlich gekümmert hatte. »Warum geht ihr nicht endlich zum Jugendamt?« »Und wenn er uns dann findet, sind wir beide tot.« »Früher oder später holt ihr euch bei euch zu Hause den sicheren Tod, merkst du eigentlich was du für ein Wrack bist?« »Ja, ich kann es mir vorstellen, schließlich ist es ja MEIN Leben.« »Dann rette es endlich!« »Hinako ist genau derselben Meinung, sie will, dass ich gehe.« »Und sie?« »Zieht nächstes Jahr eh aus, sie ist ja schon achtzehn.« »Zwei Jahre ohne sie würdest du nicht aushalten«, stellte Tomo nüchtern fest. Natürlich würde ich das nicht! Es würde nur noch schlimmer werden, dann hatte er nur noch eine Person, an der er seinen Aggressionen auslassen konnte und das war ICH. Ich bekam ohnehin das meiste ab. Klar kassierte Hinako mal eine Ohrfeige, aber mich schlug er richtig zusammen, vor zwei Jahren hatte er mir den Arm gebrochen. »Ich möchte dir deinen Tag nicht verderben Großer. Sehen wir uns nach den Festtagen. Länger als drei Tage ohne dich halt ich es hier nicht aus.« »Klar doch, kommst du dann zu mir?« »Ja, so früh ich kann, okay?« »Bis dann!« »Ja, bis dann.« »Ich hab dich lieb, das weißt du, ne?« »Ich dich doch auch.« Dann ertönte das monotone Tuten und ich legte auf. »MIT WEM HAST DU JETZT SCHON WIEDER TELEFONIERT?«, schrie mein Vater, er stand direkt vor der Tür und ich zuckte erschreckt zusammen. »Mit Tomo«, entgegnete ich so laut, dass er mich verstehen konnte, dann drückte er die Klinke herunter. »MACH AUF! SOFORT.« »NEIN!«, ich werhte mich! Das hatte ich eigentlich noch nie getan. »DU MACHST DIESE TÜR JETZT SOFORT AUF!« »FICK DICH DU ALTER DRECKSACK«, ich beschimpfte ihn, noch etwas, was ich noch nie getan hatte. Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm, aber er war plötzlich da und ich wollte mir nichts mehr von ihm sagen lassen! »DU WAGST ES!?!«, er trat gegen die Tür und sie flog aus den Angeln. Scheiße! Jetzt hatte ich wirklich richtig Angst. Ängstlich rutschte ich auf dem Bett zurück, bis ich gegen die Wand stieß. Jetzt saß ich echt in der Klemme. Ein gefährliches Grinsen schlich sich auf das Gesicht meines Vaters. »Du kommst jetzt sofort runter, die Familie wartet schon.« »Du wagst es, das Wort Familie überhaupt AUSZUSPRECHEN?« »Du wagst es, so mit mir zu reden?«, stellte er die bedrohliche Gegenfrage und kam langsam auf mich zu, dabei glich er eher einem Raubtier auf Futtersuche als einem Menschen. »Ich werde nicht runter kommen«, stellte ich ihn vor vollendete Tatsachen. »Oh doch, das wirst du!« »Nein. Weihnachten ist ein Familienfest und ich habe keine Familie, also werde ich mich auch nicht mit euch herumschlagen«, ich provozierte ihn damit, das wusste ich, aber ich musste der angestauten Wut einfach mal freien Lauf lassen, auch wenn es das Letzte sein würde, was ich tat. »Noch so ein Satz und…«, er holte ein Butterflymesser aus seiner Hosentasche und öffnete es mit einer geschickten Handbewegung, »du wirst für immer schweigen.« Plötzlich schloss er es wieder und holte dann mit seiner Hand aus, sie traf mich mitten im Gesicht, sein Schlag kam viel zu unerwartet als dass ich etwas hätte tun können. Sofort fing meine Nase an zu bluten und mich traf ein zweiter Schlag, ich schrie vor Schmerz und trat blind um mich. Seine schmerzhaften, brutalen Schläge regneten auf meinen Körper ein, ich kam nicht gegen ihn an. Überall spürte ich Schmerzen und Tränen liefen ungehalten über mein Gesicht, ich konnte einfach nicht mehr. »Hör auf zu flennen du Memme! Aus dir wird doch nie ein richtiger MANN!«, schrie er wütend und klang, als wäre ich der schlimmste Abschaum, den die Welt je gesehen hatte. Die silberne Klinge blitzte kurz vor meinen Augen auf, dann spürte ich sie an meinem Hals. »NEIN«, das war Hinako. Sie stand in der Tür und starrte unseren Vater an, dann rannte sie los und warf sich auf ihn, zog ihn von mir. Er war zu überraschte um sich zu wehren, jedoch gewann er seine Fassung schnell zurück und schlug ihr mit der anderen Hand ins Gesicht, sodass sie nach hinten flog, dann stand er auf, trat ihr in den Magen und ich hörte sie schreien und wimmern. Ich war viel zu geschockt, ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Ich saß da und starrte sie und unseren Vater ängstlich an. »Ich habe gesagt, du sollst unten warten du dumme Göre!«, schrie er sie wütend an und trat sie erneut, was dann geschah, würde ich nie wieder vergessen! Er rammte ihr das Messer hemmungslos in den Körper, zog es wieder heraus und stach noch drei Mal zu. »AAAAAH«, ihr Schrei endete in einem grauenvollen Gurgeln, Blut quoll aus ihrem Mund, ihre Augen weiteten sich, dann erlosch der letzte Funken darin und sie starrten kalt und leer an die Decke. Unsere Mutter hatte die ganze Zeit in der Tür gestanden und zugesehen, sie hatte einfach zugelassen, dass er Hinako ermordete! »NEIN! HINA!«, schrie ich entsetzt und stürzte auf ihren leblosen Körper zu, rüttelte ihn immer wieder. »Nein nein nein, du darfst nicht sterben, nein, hörst du mich, du darfst nicht sterben«, murmelte ich in einem immer wiederkehrenden, monotonen Singsang, bis die Worte keinen Sinn mehr zu ergeben schienen. Alles in meinem Leben hatte keinen Sinn mehr, selbst mein Leben hatte keinen Sinn mehr. Noch am selben Abend wurde mein Vater verhaftet, meine Mutter kam ungeschoren davon. Meine Großeltern organisierten Hinakos Beerdigung, selbst dort ließ sich unsere Mutter nicht blicken, ich hoffte, dass Hina jetzt an einem besseren Ort war, frei von den Qualen und der psychischen Folter, die wir jeden Tag durchgemacht hatten. Ich war ein paar Tage bei Tomo untergekommen, dann hatte mich meine Mutter jedoch abgeholt und mit zu sich genommen. Ich hatte wenigstens ein klein bisschen Hoffnung, dass es jetzt besser werden würde. Aber das war es nicht, sie machte genauso weiter wie mein Vater, nur blieben die Schläge aus. Sie schlug mit Wörtern um sich, es machte ganz den Anschein, als habe sie sich richtig einen Vernichtungsplan für mich ausgedacht, immer wieder schob sie mir die Schuld für Hinas Tod in die Schuhe, predigte mir Tag ein Tag aus, was ich für ein schlechter Mensch sei und irgendwann verlor ich das Vertrauen in mich und in den Rest der Welt. Nur Tomo, der blieb bei mir, auch wenn ich immer wieder sagte, dass er gehen solle, dass ich ein schlechter Freund war, dass es sich nicht lohne, mich zu mögen und dass ich alle in ihr Verderben stoßen würde. Es ging soweit, dass ich aufhörte zu essen. Ich überwand den Tod meiner Schwester nie und die psychische Vernichtung hatten mich total fertig gemacht, ich war nicht mal mehr ein Schatten meiner selbst und den Tod mehr als nur nahe. Es gab eigentlich keinen anderen Weg mehr. In mir war alles leer, da gab es überhaupt keine Gefühle mehr. Mit jeder Woche wurde ich dünner und dünner, bis irgendwann gar nichts mehr von mir übrig war. Ein halbes Jahr hatte es gedauert, dann war auch meine Mutter in den Bau gewandert und ich war zu Tomo gezogen, der mich jeden Tag dazu zwang, etwas zu essen, oft stopfte er mich mit Pizza voll, bis ich zu platzen drohte, aber es hatte geholfen und ich begann, das Geschehene zu verdrängen und mein Leben irgendwie zu leben. Mit der Zeit ging es mir immer besser und ich hatte sogar wieder Spaß am Leben gehabt. *~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~* Ich endete meine Erzählung mit dem Mord an meiner Schwester, die Zeit danach ließ ich erst mal aus. Tränen liefen mir über das Gesicht, ich machte nicht die geringsten Anstallten, sie wegzuwischen, ich stand dazu, dass es mich mitnahm. »Sie wollen dem doch nicht glauben!«, schimpfte der Mann, der rein biologisch gesehen mein Vater war. »Warum sollte ich nicht, Ihr Sohn klingt sehr glaubwürdig.« »DAS ist gewiss NICHT mein Sohn. Wissen Sie, warum er beim ersten Prozess nicht aussagen durfte?« »Damals wurde keine Aussage seinerseits benötigt.« »Er ist verrückt! Ein Wrack! Ein Irrer, der sich hier etwas zusammen spinnt! Völlig unglaubwürdig! Er ist doch noch lange nicht über den tragischen Unfall hinweg!« »Der einzige, der sich hier etwas zusammen spinnt, das bist DU!«, richtete ich das Wort an meinen Vater. »Sehen Sie wie er überreagiert?« Er konnte es immer noch, er wusste immer noch wie er mich am besten provozierte. Das war das, was er schon immer am besten gekonnt hatte und ich konnte mich immer noch nicht in seiner Gegenwart beherrschen. »Ich sehe, dass Sie ihn provozieren und ich halte ihn für weitaus glaubwürdiger als Ihre Frau.« Ein kurzes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. »Wie ging es denn danach für Sie weiter?«, fragte der Richter mich nun. »Ich war ein paar Tage bei meinem besten Freund, er ist heute auch anwesend, dann hat meine Mutter mich abgeholt und mich ein halbes Jahr psychisch total fertig gemacht, ich hab Hina-chans Tod nicht richtig überwunden, wie auch, wenn man nie jemanden hatte, der einem Trost schenkt. Diese Aufgabe hatten zum größten Teil Tomo und seine Familie übernommen, aber irgendwann hatte meine Mutter mir verboten, sie zu besuchen. Ein halbes Jahr und hinterher war ich so gut wie tot. Ich hatte wochenlang nichts gegessen, oder wenn, dann nur wenig, ich war mit meinen Kräften total am Ende. Ich bin nach der Verhaftung meiner Mutter zu Tomo gezogen, sie haben mich dann wieder hingekriegt, jetzt lebe ich mein eigenes Leben, fern ab von der Vergangenheit.« »Was machen Sie denn jetzt als Beruf? Das hatte ich ganz vergessen, am Anfang nachzufragen.« »Ich arbeite als Model.« »Wo sind Sie angestellt?« »Bei der Misery Loves Company.« »Ah, ich verstehe. Die ist in den letzten Monaten sehr erfolgreich geworden, meine Tochter steht total auf die Sachen.« »Ich bin nicht hier um über meine Arbeit zu reden, sondern über den Mord an meiner Schwester.« »Natürlich. Gibt es denn noch Fragen an den Zeugen?«, der Richter wandte sich an den Verteidiger meines Vaters, dieser Verneinte und die Verhandlung wurde für eine Beratung unterbrochen. Ich war froh. Ich musste unbedingt raus, fünf Minuten den Saal verlassen! Auf der einen Seite fühlte ich mich befreit weil ich alles hatte erzählen können und auf der anderen Seite fühle ich mich eingeengt, die Anwesenheit meiner Eltern machte mir doch zu schaffen, dieser Hass, den ich ihnen gegenüber entwickelt hatte, ich hatte ihn noch nie so deutlich gespürt! Ich drehte mich kurz zu Yasu um, nickte mit dem Kopf zur Tür und wir verließen den Gerichtssaal. Kaum standen wir auf dem Flur, schloss er mich in seine Arme und ich erwiderte die Umarmung. »Ist gut«, hauchte er und hob mit seinem Daumen und Zeigefinger mein Kinn an, unsere Blicke trafen sich und ich drohte in seinen warmen, schokoladenbraunen Augen zu versinken, meine Lider fielen langsam zu und wenig später berührten sich unsere Lippen. Ich saugte kurz an seiner Unterlippe, ehe ich seiner Zunge entgegenkam. Diesmal ließ ich ihn dominieren. Der Kuss war so unendlich sanft und voller Liebe, dass ich glaubte, ich könnte fliegen und alles um mich herum für einen Moment vergaß, nichts schien mehr von extremer Wichtigkeit zu sein, es gab nur uns beide. Ich zog Yasu näher an mich heran und konnte sein Herz heftig schlagen hören, meins pumpte das Blut auch mehr als doppelt so schnell wie normal durch meine Adern, fast als würden sie im gleichen Takt schlagen, als würden sie ein Lied spielen, was nur sie kannten und verstehen konnten. Gab es so was wie die Chemie zwischen zwei Menschen? Wenn ja, dann traf es wohl auf Yasu und mich zu. Ich seufzte genießerisch in den Kuss hinein und ließ meine Hände über seinen Rücken hinauf zu seinen Haaren wandern, wo sie sich festhielten, Yasus Hände ruhten mittlerweile auf meiner Hüfte. Ich ließ mich einfach fallen, versank richtig in dem Kuss, wobei ich mich versehentlich auch mehr GEGEN ihn fallen ließ, was bedeutete, dann er einen Schritt zurück ging und sich nun gegen die Wand lehnte, ein Bein zwischen meinen. Ich war nicht in der Lage zu sagen, wie lange wir da standen und uns innig und sanft küssten. »Und da sagt einer, wir wären schlimm«, murrte Hide-zou lachend, anscheinend an Ruiza gewandt, an wen denn auch sonst?! »Ihr seid schlimm!«, kommentierte Shinya das ganze und klang dabei so, als würde er es todernst meinen. »Gönnt ihnen doch ihr Glück«, es wunderte mich, dass ausgerechnet Aoi das sagte. »Ja, sie sind so süß«, stimmte Kiyoharu zu und fügte noch hinzu: »Shinya, von den beiden könntet ihr euch noch eine Scheibe abschneiden.« »Was soll das denn jetzt heißen?« »Dass die beiden einfach süßer sind als du und Toshiya«, ich hörte das Grinsen in seiner Stimme, ignorierte ihre Diskussion aber, zu sehr war ich mit Yasu, besser gesagt mit dessen Zunge, beschäftigt. »Liebe hat nichts mit Aussehen zu tun. Und wenn du es genau wissen willst, du und Satsuki seid bei weitem auch nicht so süß.« »Ja, aber das wollen wir auch gar nicht.« »Das kann jeder sagen.« »Aber ich bin nicht jeder!« »Keiner von euch kommt an Ruiza und mich heran!«, warf Hide-zou dazwischen. Meine Lungen sehnten sich mittlerweile schmerzlich nach Luft und ich löste mich von Yasu. Ich sah, wie Ruiza sein Anhängsel packte, gegen die Wand drückte und ihm doch recht gierig die Zunge in den Hals schob. »Ihr zählt nicht, ihr seid gar nicht zusammen!«, protestierte Yasu lachend. Die beiden küssten sich einen Moment, sie waren wirklich wie für einander geschaffen! Dann lösten sie sich wieder voneinander und Ruiza meinte: »Woher willst DU das wissen? Du bekommst ja gar nichts mehr von deiner Umwelt mir, es sei denn, es hat mit Hal zu tun«, er klang kein bisschen böse, sondern belustigt. »Seit wann?«, fragte Yasu und sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her, schließlich antwortet Shinya: »Paris…« Ich lachte, Shinya hörte sie bei dieser Erinnerung keines Wegs begeistert an und ich wusste auch, warum dem so war. Hide-zou wurde rot und sah zu Boden, woraufhin er noch einen Kuss von Ruiza erntete, was ihn sichtlich zufrieden stellte. Yasu wandte sich mir zu, zog mich in seine Arme und sagte so leise, dass nur ich ihn hören konnte: »Ich liebe dich.« »Ich liebe dich auch«, erwiderte ich und sah ihm dabei tief in die Augen. »Versprich mir, dass du das nächste mal mit mir redest, ja?«, fragte er nachdrücklich. »Das war das erste Mal seit sieben Jahren, dass ich darüber gesprochen habe…« »Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte.« »Ich weiß. Das nächste Mal rede ich mit dir. Ich wollte einfach nie darüber reden, weil es meine Schuld war.« »Es war nicht deine Schuld, du könntest nichts dafür, dein Vater trägt die Schuld.« »Aber wenn ich mich nicht gewehrt hätte…«, begann ich. »Dann würdest du jetzt nicht hier stehen und dafür sorgen, dass dieses Schwein bekommt, was er verdient hat und dann könnte ich dich nicht küssen«, den letzten Teil der Antwort hauchte Yasu so leise, dass ich es fast gar nicht verstand und er hatte noch gar nicht richtig fertig gesprochen, als er seine Lippen auch schon auf meine legte und ich den Druck, denn er ausübte, sanft erwiderte. Ich öffnete meine Lippen und kam ihm mit meiner Zunge entgegen, die in seinen Mund drang und zärtlich von seiner begrüßt wurde. »Ich habe dir gesagt, dass aus dir nie ein richtiger Mann wird und ich hatte Recht behalten, das ist echt EKELHAFT!«, die eiskalte, dunkle, hasserfüllte Stimme sorgte dafür, dass ich mich fast panisch von Yasu losriss und mich umdrehte, um dann keine Sekunde später meinem Vater direkt ins Gesicht sah. »Ich habe keine Angst mehr vor dir, Vater«, ich sprach es aus wie ein abscheuliches Schimpfwort und sah ihn abweisend an. »Nenn mich nicht so, ich habe keine Schwuchtel großgezogen. Ich hatte es von Anfang an gewusst! Aus so einem wie dir kann kein Mann werden, nimm dir ein Beispiel an dem«, er zeigte mit seiner Hand auf Kiyoharu, »außer die langen Haare ist er wenigstens äußerlich ein MANN, das kann ich von dir ja nicht behaupten.« Ich grinste und verzog das Gesicht zu einer gehässigen Grimasse, dann antwortete ich: »Nur dass wir bei der Arbeit gevögelt haben.« »Mein Gott! Bin ich denn hier nur von so abartigen, widerlichen, unmenschlichen Schwuchteln umgeben?« »Ja«, entgegnete ich und nahm Yasus Hand, »aber wenigstens haben wir abartigen, widerlichen, unmenschlichen Schwuchteln etwas aus unserem Leben gemacht und müssen nicht hinter Gittern sitzen.« »Und lieber bin ich schwul als so ein Monster«, mischte sich Kiyoharu ein. Mein Vater schnaubte und ich war mir sicher, dass ihm nichts einfiel, was er erwidern könnte, also drehte er sich um und stolzierte mit Begleitung eines Polizisten davon. Kaum waren sie außer Sichtweite musste ich unwillkürlich loslachen. Ich lachte und lachte. Warum? Erstens fand ich das wirklich lustig und zweitens war ich so erleichtert, ich brauchte nie wieder Angst zu haben, ich konnte mit meiner Vergangenheit abschließen und mit Yasu und meinen Freunden ein ‚neues Leben’ beginnen. Das Gericht beriet sich eine gute Stunde, dann setzten sich alle wieder auf ihre Plätze und warteten darauf, dass der Richter endlich das Urteil verkündete. Wie erwartet wurde mein Vater des Mordes verurteilt, ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen und ich seufzte glücklich. »Jemand wie Sie gehört hinter Gittern, ich hoffe, Sie hatten nicht ernsthaft Hoffnungen, herauszukommen. Mord an der eigenen Tochter, das ist unvorstellbar und für mich und wahrscheinlich auch für alle anderen Anwesenden unverständlich. Und ich bin mir sehr sicher, dass Sie wohl auch ihren Sohn noch umgebracht hätten, wenn Sie wieder auf freiem Fuße gewesen wären. Sie haben ja jetzt einige Jahre Zeit um über alles nachzudenken. Sie haben sich Ihr Leben selbst verbaut, ich habe kein bisschen Mitleid, nur Unverständnis«, beendete der Richter seine Rede und gab das letzte Wort an meinen Vater: »Mein Unverständnis gilt nur der abartigen und scheußlichen Neigung meines ‚Sohnes’. Ich bereue meine Tat nur, weil sie nicht sein Leben sonder das seiner Schwester beendet hat, aus ihr wäre vielleicht etwas geworden. Aber sie hatte es ja nicht anders gewollt. Ich hoffe, mein Sohn, du bekommst deine Strafe noch! Ich schwöre dir, ich werde in der Hölle auf dich warten!« Wäre meine Angst nicht wie verflogen, dann würde ich ihn jetzt beim Wort nehmen. Aber das brauchte ich nicht, jetzt konnte ich mich gegen ihn wehren und das war gut. Ich war stärker geworden. Als wir das Gerichtsgebäude verließen, stand die Sonne hoch am Himmel und schien freundlich und warm auf Tokyo. »Und, was machen wir jetzt?«, ich sah erst Yasu und dann die anderen neugierig an. »Ich kann leider nicht, Toshiya wartet«, entschuldigend sah Shinya mich an. »Dann sieh zu, dass du verschwindest! Und grüß ihn von mir«, ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, dann war er auch schon zu seinem Auto verschwunden. »Kiyo?« »Ja?« »Satsuki wartet auf dich?« »Und auf Neuigkeiten«, er winkte, dann war auch er verschwunden, jetzt waren noch Tomo, Ruiza, Hide-zou, Aoi, Yasu und ich übrig. Wir hatten alle frei und nichts zu tun, also lud ich sie erst mal als kleines Dankeschön in eines der berühmtesten Cafés der Stadt ein, wo wir durch Zufall auf Gara stießen. Als er uns sah, winkte ich ihn zu uns. Ich hatte noch nie sonderlich viel mit Gara zu tun gehabt, was daran lag, dass er viel zu tun hatte. In den letzten Wochen war er sehr weit auf der Karriereleiter nach oben geklettert und ich hatte mich auch nicht sonderlich viel um eine Freundschaft mit ihm gekümmert. »Wie lief es?«, fragte er und setzte sich neben mich. »Gut.« »Heißt, dass er wieder im Gefängnis ist?« »Und da nicht mehr so schnell heraus kommt.« »Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Wisst ihr, was ich herausgefunden habe?«, er sah uns grinsend an, ich mochte sein Grinsen, dabei sah er aus wie ein sechzehnjähriger Teenager, der seiner Lehrerin hinterher guckte. »Hat es mit Kyo zu tun?«, flüsterte ich ihm ins Ohr und er nickte und fragte dann ebenso leise zurück: »Du weißt es schon?« »Wenn wir von derselben Sache reden, dann ja.« »Hey! Ich will auch wissen, worüber ihr redet!«, meckerte Yasu und sah mich eifersüchtig an, ich grinste Er war nicht eifersüchtig, er tat nur so, zumal er bei Gara ja nichts zu befürchten hatte. Gara war nicht schwul, also konnte ich ja nicht von heute auf morgen mit ihm durchbrennen und außerdem liebte ich Yasu und ich bezweifelte, dass sich das so schnell ändern würde. »Jetzt ratet doch mal, es ist sehr nahe liegend.« »Na ja, wenn man die Umstände betrachtet, dann ist es nahe liegend«, verbesserte ich. »Gibt es nichts, was euch in letzter Zeit aufgefallen ist oder euch komisch vorkommt?« »Doch…«, begann Hide-zou nachdenklich und Ruiza sprach weiter: »Atsushi ist in letzter Zeit immer so gut drauf…« »Und das hat einen Grund«, erklärte Gara und hörte sich dabei an, als müsste man doch eigentlich wissen, woran das lag. Ich grinste nur wissend und schwieg vor mich hin, auch wenn Yasu neben mir eindringlich auf mich einredete und damit drohte, wochenlang nicht mit mir zu schlafen. Würde er eh nicht, eine Woche hatte ihm ja schon fast den Verstand geraubt, genauso wie mir, er würde es nicht aushalten. »Moment, du willst uns doch nicht ernsthaft weis machen, dass Atsushi VERLIEBT ist!« »Genau Aoi und weißt du auch in WEN?« »Keine Ahnung, steht er eigentlich auf Männer oder auf Frauen?« »Auf Männer«, antworte ich und alle wandten sich mir zu. Ich zuckte nur mit den Schultern. »Maaan Jungs, es liegt doch wirklich auf der Hand!«, maulte Gara und grinste weiterhin wie ein Honigkuchenpferd. »Entweder ich bin pervers oder ihr wollt uns verarschen«, gab Ruiza zu bedenken. »Wohl das erste«, antwortete ich darauf und er warf mir einen Luftkuss zu. »Könnte uns einer vielleicht mal in eure Gedankengänge einweihen, der arme hier neben mir kann sich gar nicht am Gespräch beteiligen«, der ‚arme’ neben Hide-zou war Tomo und ich wusste ganz genau, warum er sich heraushielt. »Ich weiß mehr, als ihr denkt«, kam von ihm die Antwort und die anderen sahen ihn mit großen Augen an. »Meine Schuld«, verteidigte ich ihn. »Also…um mal eines klar zustellen, ihr verarscht uns wirklich nicht? Ihr denkt echt, dass Kyo und Atsushi…« »Nein, wir denken nicht, wir WISSEN es.« »Und WOHER wisst ihr es?«, hakte Ruiza weiter nach, während die anderen ganz so aussahen, als ob sie den Schock ihres Lebens erlitten hatten. Ich erzählte kurz die Story, wie ich es erfahren hatte und dann wandte ich mich an Gara, ich war genauso neugierig wie die anderen und wollte unbedingt wissen, wie er es herausgekriegt hatte. *~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~* POV: Gara Ich schlenderte gemütlich durch die Company, heute war echt nicht viel los. Shinya, Kiyoharu, Satsuki, Ruiza, Hide-zou, Aoi, Yasu und Hal hatten sich frei genommen, also waren dementsprechend wenige noch hier. Daisuke, Mako und Karyu waren zurzeit bei einem Shooting und ich hatte echt keinen Plan, zu wem ich jetzt gehen sollte. Verdammt noch mal, ich wollte AUFMERKSAMKEIT! Egal wie und von wem! Und ich wollte UNTERHALTUNG, mir war nämlich sehr, sehr langweilig. Mein nächstes Shooting begann erst in zwei Stunden. Planlos lief ich durch unsere Etage und klapperte die Büros ab, ob irgendein Model da war. Und nach einiger Zeit war das Glück auf meiner Seite und ich traf Hakuei. Ich verstand mich ganz gut mit ihm, er war lustig, aber ich hatte auch ein bisschen Bammel. Keine Ahnung warum, aber seit er wusste, dass ich nicht schwul war, wollte er mich unbedingt rumkriegen. Zum Glück war ich sehr konsequent, ganz abgeneigt war ich ihm ja auch nicht, aber er war ein Mann und außerdem hatte ich meine Ex erst vor einer Woche in den Wind geschossen. Sie hatte mich nur noch genervt und mir ständig hinterher telefoniert, mein Handy hatte ich seit dem meistens ausgeschaltet, was Kyo nicht sonderlich gefiel. Aber was konnte ich denn dafür? Obwohl ich Schluss gemacht hatte, rief sie immer noch alle zehn Minuten an. »Erde an Gara«, Hakuei fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum und ich zuckte zusammen. »Was ist?« »Welches Schätzchen hat dir denn diesmal den Kopf verdreht?« »Keine.« »Ein Mann?« »Haku, gib’s endlich auf, ich bin NICHT schwul und werde es auch nie sein.« »Ich bin mir sicher, das hat Hal auch gedacht.« »Bei ihm war’s aber offensichtlich.« »Und bei dir nicht?« »Nein.« »Darf ich wenigstens ein Mal?« »Nein.« »Och Gara~ warum denn nicht?«, jammerte mein Gegenüber. »Darum«, mir fiel kein Grund ein, abgesehen, davon, dass ich nicht schwul war und so auch NIE etwas mit Hakuei anfangen würde. »Darum ist keine Antwort.« »Was ist an einem ‚nein’ so schwer zu verstehen?« »Nichts.« »Und warum akzeptierst du es nicht?« »Weil ich es nicht akzeptieren WILL. Und kannst du dir auch vorstellen, warum?« »Ja, gut genug sogar.« »Darf ich dich wenigstens küssen?« »Vielleicht, aber heute nicht.« »Ich merk’s mir.« »Dagegen könnt ich eh nichts tun. Du merkst dir nur Sachen, die du dir merken willst.« »Natürlich, hast du etwas anderes erwartet?« »Von dir? Nein, nicht wirklich.« »Gara~«, schnurrte er und sah mich durchdringend an, ich wusste was er wollte. »Nein.« »Du bist so gemein, weißt du das eigentlich?« »Ja, aber nur zu dir«, ich lächelte ihn schelmisch an und zwinkerte ihm zu. »Willst du mich eigentlich irgendwann mal in dein Büro bitten, oder soll ich weiterhin auf dem Flur stehen?« »Komm ruhig rein, aber unter einer Bedingung, lass deine Anziehsachen draußen.« Ich ignorierte seinen Kommentar und trat ein nachdem er einen Schritt zur Seite machte. Im Gegensatz zu seiner Wohnung war Hakueis Büro sehr ordentlich, dabei hatte er es nicht so mit der Ordnung. Ich war schon oft bei ihm gewesen. Jetzt drängt sich bestimmt die Frage auf, warum ich nicht auf seine Geburtstagsparty eingeladen war. Ganz einfach: Er wollte mir das nicht antun, einen ganzen Abend und eine Nacht umgeben von stockbesoffenen Schwulen, da wusste man nie, was passierte und bei Hakuei wäre ich dann auch nicht mehr so sicher gewesen. Der wurde nämlich verdammt pervers, wenn er zu viel Promille intus hatte. Davon konnte ich echt ein Lied singen… Als ich an ihm vorbei ging, kniff er mir in den Hintern. »He!«, protestierte ich. »Scheiße man! Du hast echt einen geilen Arsch!« »Freut mich, dass er dir gefällt«, murmelte ich und drehte mich zu ihm um, wer weiß, was er sonst noch mit mir anstellen würde. Eigentlich müsste ich seine Sprüche und so gewöhnt sein und normalerweise machte es mir auch nichts aus, aber heute war es schlimmer als sonst. Sonst begrapschte er mich auch nicht und bis eben hatte ich auch immer gedacht, es wäre ein Scherz von ihm, dass er mich unbedingt flachlegen möchte, aber ich begann daran zu zweifeln. Bei Hakuei wusste man(n) nie. »Hast du was zu trinken?«, fragte ich und sah ihn neugierig an. Der Schwarz-Blonde nickte und griff nach seiner Tasche, dann reichte er mir eine Wasserflasche. Ich schraubte den Deckel auf und trank einen Schluck, dann gab ich sie ihm zurück. »Danke.« Hakuei tat das ganze mit einem Lächeln ab und trank dann selbst die halbe Flasche aus, fasziniert betrachtete ich seinen Hals und man konnte sehen, wann er schluckte. Als er die Wasserflasche wieder absetzte, wandte ich meinen Blick von ihm ab und warf mich auf seine schwarze Couch. Sie war weich und kuschelig, ich liebte sie. Natürlich war meine Couch AUCH weich und kuschelig, aber nicht so sehr, wie die von Haku. Vielleicht lag es daran, dass ich auf meiner schon zu viele Nächte verbracht hatte - in den letzten Wochen hatte ich nahezu jede Nacht in meinem Büro geschlafen, weil ich wusste, dass in meiner Wohnung eine nervige Frau wartete, die sich bin letzter Woche noch meine Freundin hatte nennen dürfen. Selbst jetzt, wo ich sie nicht mehr an der Backe hatte, ging ich selten nach Hause, fernsehen konnte ich auch hier in der Company. »Schlaf aber nicht ein.« »Keine Sorge, ich hab gleich noch ein Shooting.« »Bei Hyde?« »Ja.« »Sei brav und tu das, was er von dir verlangt, der kleine Zwerg hat verdammt schlechte Laune«, brummte Hakuei und ich sah ihn verständnislos an. »Keine Ahnung warum, ich glaub es hat mit seiner Frau zu tun.« »Hm«, machte ich. Frauen waren so ein Thema für sich, ein Thema was ich nicht verstand, war mir einfach viel zu kompliziert. »Ich frage mich, wie die Verhandlung heute ausgeht…«, sinnierte Hakuei und setzte sich neben mich. Ich lehnte mich gegen ihn und er legte seinen Arm um mich, ich seufzte leise in mich hinein, dann antwortete ich: »Ich hoffe, es geht alles gut. Es ist bestimmt heftig, seine Schwester zu verlieren, ich weiß zwar nichts genaues, aber soll nicht sogar der Vater der beiden dahinter stecken?« »Ja, liest du denn gar keine Zeitung?« »Selten.« »Angeblich war es Notwehr, sie habe ihn angegriffen oder so, genau hab ich es nicht verstanden und das soll an Heilig Abend vor sieben Jahren passiert sein.« »Das nenne ich frohe Weihnachten. Ich würde gern wissen, was damals passiert ist.« »Dann musst du Hal fragen, wenn er wieder zurück ist.« »Oder ich frage einen der anderen, die heute dabei sind.« »Das ist Hal gegenüber aber nicht fair, wenn dann sollte er es dir selbst sagen.« »Ich weiß, aber du kennst mich, ich hab Angst, ihn zu fragen.« »Gara, schüchtern wie eh und je, er wird dich schon nicht beißen.« »Ich weiß, das machst nur du.« Hakuei lachte und ich schloss meine müden Augen, letzte Nacht hatte ich echt beschissen geschlafen, etwas Ruhe konnte mir nicht schaden. Ich spürte, wie der andere mich gleichmäßig im Nacken graulte und ich entspannte mich, schnurrte leise vor mich hin, bis ich dann wohl eindöste. »He…Gara, aufwachen«, seine Stimme drang nur leise in mein Bewusstsein und ich grummelte vor mich hin: »Noch fünf Minuten.« »Nichts da, Hyde hat schon schlechte Laune.« Hyde! Ich hatte ihn total vergessen! Mit einem Mal war ich hell wach und sprang auf, verabschiedete mich hastig von Hakuei und rannte dann aus seinem Büro, den Flur entlang zum Aufzug, eilig drückte ich immer wieder auf dem Knopf herum bis die Türen sich endlich mit einem leisen ‚Bing’ öffneten. Ich stieg ein, drückte den Knopf für Hydes Reich und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Kaum hatte ich einen Fuß aus dem Fahrstuhl gesetzt, hörte ich Hydes wütende Stimme. »…ACH GLAUB DOCH, WAS DU WILLST! DAS TUST DU DOCH EH, DIR IST ES DOCH SCHEISSEGAL, WAS ICH SAGE!...JA, GENAU DER MEINUNG BIN ICH!... … …«, es war eine Zeit ruhig, dann schrie er: »HALT DOCH DEINE FRESSE UND RED DIR WEITER IRGENDEINEN SCHEISS EIN, DU KANNST MICH MAL!...DU BIST AUCH NICHT DIE FRAU, DIE ICH GEHEIRATET HABE, WENIGSTENS SIND WIR UNS DA EINIG…« Oh oh, das klang gar nicht gut. Ich hatte Hyde noch nie so außer sich gesehen, ich hatte ihn auch noch nie schreien hören, er war eigentlich immer ruhig, selbst wenn er einen schlechten Tag hatte, er bewahrte stets die Ruhe und versuchte alles mit Worten und einem kühlen Kopf zu klären, deshalb erschreckte mich sein Verhalten gerade sehr und ich machte mir Sorgen. Er hatte sich, seit ich ihn kannte, was sehr, sehr lange war, bereits bevor ich Model geworden bin, noch NIE mit seiner Frau gestritten. Um ehrlich zu sein, er machte mir Angst. »LASS DICH DOCH VON MIR SCHEIDEN, WENN DU SO EIFERSÜCHTIG AUF DIE MODELS BIST! WAS DENKST DU EIGENTLICH WER ICH BIN? HÄTTE ICH DICH GEHEIRATET, WENN ICH SCHWUL WÄRE ODER MIT DEN MODELS IN DIE KISTE SPRINGEN WÜRDE? ICH WÜRDE ECHT GERN WISSEN, WAS IN DEINEM VERKORKSTEN HIRN VOR SICH GEHT!« Seine Frau war EIFERSÜCHTIG auf die Models? Ich konnte das nicht verstehen. Hyde war genauso wenig schwul wie ich. Als seine Stimme erneut ertönte, entschied ich mich, auf dem Absatz kehrt zu machen, ich war mir sicher, mit dem Shooting würde es heute nichts mehr werden. War aber nicht schlimm, morgen war auch noch ein Tag und die nächste Hearts of Misery Loves sollte eh erst in drei Wochen erscheinen, also hatten wir genug Zeit. Ich entschied mich, Kyo bescheid zu sagen, dass ich jetzt gehen würde. Also fuhr ich mit dem Fahrstuhl in die letzte Etage und schlenderte den Gang entlang. Seine Bürotür stand offen, was sie eigentlich nie tat, aber wenigstens war er da und ich musste nicht die ganze Company auf den Kopf stellen um ihn irgendwo zu finden. Ich trat langsam auf sein Büro zu und blieb dann abrupt stehen, ich hörte Stimmen, ganz leise, ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, dann hörte ich ein Keuchen und JETZT war ich neugierig. Warum sollte jemand in seinem Büro keuchen? Leise ging ich weiter, so dass ich in das Zimmer sehen konnte und das was ich sah, verschlug mir die Sprache. Kyo saß auf seinem Schreibtisch, Atsushi stand zwischen seinen Beinen und sie küssten sich leidenschaftlich. Kyos Hände lagen dem Anschein nach auf Atsushis Hintern und drückten ihn noch näher an ihn. Die Finger des Designers strichen über den Rücken des Blonden, dann nach vorn und schoben ihm das Hemd über die Schultern. Kyo stöhnte leise und ich wusste, dass ich besser gehen sollte, aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr, stattdessen stand ich einfach da und starrte sie an. Als dann auch Atsushis Oberteil auf den Boden flog, hätte ich mich wirklich von der Stelle bewegen sollen. Aber ich betrachtete lieber fasziniert, was gerade vor meinen Augen geschah. Kyo lehnte sich weiter zurück und keuchte erregt als die Hand des anderen in seinen Schritt drückte und ihn durch die Hose massierte, während sich seine Lippen an Kyos Hals festsaugten. »Atsushi«, keuchte Kyo und versuchte, den Schwarzhaarigen von sich zu schieben. »Hm«, brummte dieser nur. »Wir haben heute einen Zuschauer.« »Was?«, Atsushi sah auf und unsere Blicke kreuzten sich. »Komm rein, Gara«, Kyo nahm es wohl gelassen, mir war es dafür verdammt peinlich. »I-ich wollte eigentlich nur…sagen, dass ich jetzt…gehe«, stammelte ich vor mich hin und wurde rot. »Solltest du nicht eigentlich bei einem Shooting sein?«, Kyos Atme ging schwer und unregelmäßig. »Na ja…Hyde…seine Frau…sie haben sich gerade gestritten…« »Oh, okay, dann sieh zu, dass du verschwindest«, er drehte den Kopf zu mir und lächelte etwas doppeldeutig und ich nahm sprichwörtlich die Beine in die Hand und eilte zurück zum Fahrstuhl. Natürlich hatte ich kapiert, warum er wollte, dass ich ging! Ich war ja nicht blind, die beiden waren total geil gewesen und mir war auch klar, was sie gleich machen würden und DAS wollte ich nun wirklich nicht sehen. Ich war etwas durch den Wind und stieg erstmal im dritten Stock aus. Kyo und Atsushi hatten also was miteinander. Mir war zwar aufgefallen dass Mr. Ich-bin-immer-schlecht-drauf-und-lasst-mich-doch-alle-in-Ruhe merkwürdig gut drauf war, wenn ich ihn gesehen hatte, jetzt war mir auch klar, warum. Damit gerechnet hatte ich aber trotzdem nicht. Ich fragte mich, wie lange das schon zwischen ihnen lief und ob es überhaupt jemand wusste. Meine Füße trugen mich von ganz allein zu Hakuei, keine Ahnung warum, eigentlich hatte ich ja nach Hause gehen wollen… »Na, hast du Sehnsucht nach mir?« »Ja…NEIN! Was red ich hier!« Hakuei lachte laut und sah mich dann neugierig an: »Was ist los?« »Hyde streitet sich grad mit seiner Frau und frag nicht WIE, er brüllt die halbe Company zusammen und Kyo treibt es grad mit Atsushi«, sprudelte es aus mir heraus, ich konnte noch nie sonderlich gut meine Klappe halten, vor allem dann nicht, wenn die Information neu war und unbedingt aus mir heraus wollte, ich war sozusagen eine männliche Tratschtante. »Ach du Heilige! Was geht denn hier ab! Der arme Hyde…hoffentlich kriegt sich seine Alte wieder ein. Und zu Kyo und Atsushi sag ich jetzt mal nichts, war eh nur noch eine Frage der Zeit gewesen.« »Du wusstest davon?« »Nö, aber kurz nachdem es damals den Riesenstreit zwischen ihnen gegeben hatte, hat unser lieber Chef mich flachgelegt, was ganz in meinem Sinne stand…aber das tut jetzt nichts zu Sache…ich glaube, sie waren vorher auch mal zusammen gewesen und Sakurai-sama hat man es angemerkt, dass er Kyo immer noch liebt, auch wenn er es nie gesagt hat.« »Hm«, machte ich nur und setzte mich neben Hakuei auf die Couch. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag bei ihm, bis er dann zu einem Shooting außerhalb musste und ich machte mich auf den Weg in mein Lieblingscafé. *~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~*~♦~* POV: Hal »Du armer«, Aoi lachte leise in sich hinein und ich glaubte, nicht richtig zu sehen und nicht richtig zu hören. Aoi, der AOI, konnte LACHEN? Bis eben hatte ich ja meine Zweifel daran, aber na gut, jeder Mensch konnte lachen… Ich wandte mich den anderen zu, Ruiza grinste dreckig, Tomo konnte sich ein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen, Hide-zou machte den Eindruck, als wäre es das Normalste der Welt und Yasu…der beschäftigte sich lieber mit meinem Hals, hatte ich gar nicht gemerkt. Ich kicherte als ich seine Zähne spürte. »He!« »Hm?« »Was sollen denn die Leute denken?«, murmelte ich mit hochrotem Gesicht. »Vielleicht, dass wir uns lieben?«, entgegnete Yasu und schenkte mir ein liebevolles Lächeln, ich konnte gar nicht anders, ich drückte meine Lippen sanft auf seine, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn kurz. »Ich glaub, ich mach irgendwas verkehrt«, murrte Tomo und Hide-zou sah ihn neugierig an, ehe er fragte: »Warum?« »Er hat eine Freundin«, antwortete ich. »Du hast WAS?« »He, Schatz, es ist nun mal nicht jeder Schwul«, Ruiza legte seine Hand auf das Bein seines Freundes und strich darüber. »Wenigstens bin ich heut mal nicht so allein«, merkte Gara an. »Du zählst nicht.« »Warum das denn?« »Weil du ständig an Hakuei klebst und du ihn immer schief von der Seite ansiehst.« »Yasu! Erstens KLEBE ich nicht an ihm und zweitens sieht er MICH schief von der Seite an, hast du vergessen, dass er mich flachlegen möchte und nicht ich IHN!« »Immer mit der Ruhe Gara, du brauchst dich gar nicht rauszureden.« »Ich rede mich nicht raus, ich sage die Wahrheit.« »Du nennst es Wahrheit, ich nenne es Ausrede.« »Na danke auch.« »Immer wieder gerne.« Ich lauschte ihnen einige Zeit und lächelte stumm in mich hinein, als dann aber eine angeregte Diskussion darüber entstand, dass Yasu gemein und Gara nicht so hetero war, wie er behauptete, entbrannte, wandte ich mich ab und suchte den Blickkontakt zu meinem besten Freund. »Musst du morgen arbeiten?«, fragte ich ihn quer über den Tisch. »Nein, die Hohlköpfe haben mich rausgeschmissen, Kosten sparen nennen sie das«, er seufzte. »Kopf hoch Großer, ich komm morgen vorbei, okay?« »Hast du frei?« »Würde ich sonst kommen können? Kyo hat mir zur Sicherheit zwei Tage frei gegeben.« »Okay, aber wehe du kommst vorm Aufstehen.« »Hallo! Du kennst mich.« »Vor Mittag brauch ich gar nicht mit dir zu rechnen, ich weiß«, er grinste mich wissend an und ich nickte. »Wie geht es Natsumi?« »Keine Ahnung, ihr Ex ist vor ein paar Tagen aufgekreuzt, seit dem hat sie sich nicht mehr gemeldet.« »Gott das hört sich an, als würde bei dir grad alles schief laufen!«, meldete sich Hide-zou zu Wort. »Wenn man es genau nimmt, lief es noch nie besser. Wenigstens hat sie nicht Schluss gemacht, weil sie auf Hal eifersüchtig ist.« »Du tust so, als würde ich dir alle Freundinnen vergraulen und außerdem hat sie doch gar nicht Schluss gemacht.« »Die letzten haben wegen DIR Schluss gemacht, mein Lieber.« »Meine waren auch immer wegen dir abgehauen. Weißt du noch was Reika geschrieben hatte? Ich solle mir mal Gedanken über meine Orientierung machen«, ich lachte und hauchte Yasu einen Kuss auf die Wange, ehe ich weiter sprach: »Ganz unrecht hatte sie ja nicht, aber ich glaube, sie hatte gedacht, ich hätte was mit dir…« »Jetzt weiß ich, warum ich auf Männer stehe, die sind nicht so kompliziert.« »Hide-zou hat Recht«, schloss ich mich seiner Meinung an. »Genau, lacht mich ruhig aus!« »Nee, wir lachen dich nicht aus, wir reden über die Realität. Gara hat auch nur Probleme mit den Weibern.« »Gara zählt nicht.« »Du verzichtest gerade auf deine letzte Ausrede…Großer, hab ich dir schon mal gesagt, dass du dumm bist.« »Bestimmt schon hundertmal Kleiner.« »Ihr seid voll süß, ich will auch so einen besten Freund!«, murrte Hide-zou grinsend. »Wenn man es zwanzig Jahre mit Hal aushält, hat man(n) einen Schaden.« »Yasu hat jetzt schon einen…«, gab er zu bedenken und sein Blick wanderte amüsiert zwischen Yasu und mir hin und her. »Was soll das denn jetzt heißen?« »Bevor er dich kennen gelernt hat, war er die meiste Zeit unausstehlich, außer zu Shinya und Ruiza, mich hatte er immer total ignoriert, aber an dem Tag, wo du bei uns angefangen hast, hat sich was geändert und plötzlich war er der liebste Mensch der Welt und nur noch am strahlen, er ist richtig offen und freundlich geworden und er ruft mich regelmäßig an, es sei denn, er ist bei dir oder du bei ihm.« »Uhm…also war mein erster Eindruck von ihm gar nicht so falsch gewesen…aber egal, ich liebe ihn so, wie er ist.« »Das sieht man.« »Dafür, dass du ihn so sehr liebst, hast du ganz schön lange gebraucht es zu merken…«, meinte Tomo und fügte noch hinzu: »Und dann hast du dich benommen wie das letzte Arschloch.« »Ich weiß, tut mir auch immer noch leid, aber ich hab den Schock nicht verkraftet, dass er sich einfach vor meinen Augen ausgezogen hat!« »Du musst dich nicht rechtfertigen.« »Ich rechtfertige mich nicht!« »Doch, tust du!«, kam es von Tomo und Hide-zou im Chor und jetzt hatten wir die Aufmerksamkeit aller auf uns. Außer die von Yasu und Gara, die diskutierten immer noch wie verrückt und ich war mir sehr sicher, dass sie heute zu keinem Ergebnis mehr kommen würden. Augenblicklich schwiegen wir und die anderen sahen uns durchdringend an. Die anderen waren in diesem Fall Aoi und Ruiza… »Warum rechtfertigst du dich? Weil du mich geküsst hast?«, meldete sich Aoi zu Wort und ich glaubte ein kurzes Lächeln über seine Lippen huschen zu sehen. »Hal! Was verschweigst du mir noch alles?«, meckerte Tomo und warf mir einen beleidigten Blick zu, den ich ihm allerdings nicht abkaufte. »Ich MUSSTE! Das war auf Hakueis Party…mir blieb nichts anderes übrig.« »Du rechtfertigst dich schon wieder.« »Ihr seid gemein.« »Tomo, falls du es mal sehen willst, WIE sie sich geküsst haben, ich hab es auf Video«, flüsterte Ruiza meinem besten Freund zu, aber ich konnte ihn trotz der Lautsstärke um uns herum hören, er hatte sich aber auch nicht die Mühe gemacht so leise zu sprechen, dass ich und Aoi nicht hören konnten. »Gerne…« »Hab ich nicht gesagt, ihr sollt es löschen!« »Immer mit der Ruhe Aoi und außerdem warst du danach so gemein zu Hal, dass wir uns dafür entschieden haben, es ins Netz zu stellen.« »Ihr seid so pervers.« »Wir sind pervers? Hatten wir das nicht schon am Morgen von Hakus Party?« »Aoi, lass dich von Rui-chan nicht verarschen, natürlich haben wir es NICHT ins Netz gestellt, sonst hätte es doch schon längst Schlagzeilen gegeben, apropos Schlagzeilen, Ruiza wann wollen wir es offiziell machen?«, Hide-zou sah seinen Freund verführerisch an. »Du hast es immer so eilig, wie wäre es mit ein bisschen Geduld?« »Ich hasse warten, ich hab schon viel zu lang gewartet!« »He! Gib mir nicht die Schuld, ich hab nur darauf gewartet, dass du den ersten Schritt machst.« »Toll und ich hab darauf gewartet, dass DU den ersten Schritt machst. Hätte ich, nach dem du mich durchgevögelt hast, nicht versehentlich gesagt, dass ich dich liebe, würde ich wohl immer noch warten!« Ich lachte, das sah den beiden ähnlich und ehrlich gesagt hätte ich auch nie damit gerechnet, dass sie irgendwann zusammen kommen würden, obwohl es mir so besser gefiel, war zwar kein besonderer Unterschied zu davor, aber dennoch, der Gedanke, dass sie wirklich ein Paar waren, war süß. Ich freute mich wirklich für die beiden, aber noch mehr freute ich mich natürlich, dass ich Yasu hatte! Wir verließen erst spät das Café und eigentlich gingen wir auch nur, weil die Besitzerin für heute schließen würde, da ich es aber lustig fand und Spaß mit den anderen hatte, ja auch mit Aoi, ich glaube, er war gar nicht so übel, wie er tat, also fragte ich sie, ob wir uns nicht eine Kneipe suchen wollten und alle stimmten zu. »Ich geb einen aus«, sagte Yasu und bestellte für jeden ein Glas Sake, wie es sich nun mal gehörte, stießen wir an und kippten ihn dann auf ex, als nächstes war Aoi dran, eine Runde auszugeben und da wir alle ziemlich angeheitert waren, ging es immer so weiter, Ruiza gab einen aus, danach Hide-zou, Tomo, Gara und ich, danach begann das ganze von vorne und irgendwann kam es, wie es kommen mussten und wir waren ziemlich angetrunken. Gara kam dann auch noch auf die Idee, sein Handy anzuschalten und Hakuei anzurufen. Das Gespräch zwischen ihnen bestand aus einigem, zusammenhangslosem Gebrabbel und einer Zusage seitens Hakuei und er kreuzte dann keine Viertelstunde später auch noch auf. Jetzt konnte die Party ja beginnen. Ruiza und Hide-zou tranken die anderen, mich natürlich auch, unter den Tisch, gegen die beiden kam echt niemand an. Tomo und ich schon gar nicht, es war ja nicht so, dass wir gar nichts vertrugen, aber SO VIEL auch wieder nicht. Hakuei war sehr damit beschäftigt Gara zu befummeln, den es nicht wirklich zu stören schien, auch wenn er sich anfänglich gewehrt hatte, aber sein Widerstand wurde mit jedem Glas geringer. Tomo laberte die ganze Zeit über mit Hide-zou, während ich mir Aoi und Ruiza als Gesprächspartner aussuchte. Yasu hatte mich irgendwann auf seinen Schoß gezogen und angefangen mich an allen erdenklichen Stellen zu küssen, außer auf den Mund, denn den brauchte ich zum reden. Ab und an gab er seinen Kommentar dazu, hielt sich aber die meiste Zeit raus. Man konnte wirklich gut mit Aoi reden, zu mindest wenn dieser betrunken war, denn dann wurde er richtig gesprächig und zeigte mehr als nur eine Emotion. Ich weiß nicht mehr, worüber wir so lange redeten, aber das war im Nachhinein auch egal, oder? Hauptsache wir hatten Spaß und den hatten wir! Kapitel 7: *~Queer Passion~* ---------------------------- Hallou~ An alle: Ich lebe noch! Und hier ist auch das neue und letzte Kapitel. Letzte Kapitel in der Hinsicht, dass damit die Hauptstory abgeschlossen ist ABER es wird noch ein 'kleines' Special Chapter folgen... ja, nur über wen? Das verrate ich natürlich an dieser Stelle noch nicht ^^ Leider ist das Kapitel etwas kurz geraten, aber länger hätte ich es auch nicht machen können. Aber ich kann über das Kapi sagen, ich bin eine fiese Autorin xD aber ihr werd schon sehen ^^ Es ist noch soo~ viel Platz für eine Fortsetzung und eigentlich wollte ich eine schreiben... na ja, wenn ihr noch eine haben wollt, dass schreibt mir! Und nun viel Spaß beim Lesen eure Atsu POV: Hal Rating: PR-12 oder so XD Beta: Like always my sweet Chirosanji love you so much~ ♥ _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 7~* Queer Passion Es kam wie es kommen musste! Zwei Tage nach der Gerichtsverhandlung hatte Natsumi doch tatsächlich mit Tomo Schluss gemacht um wieder zu ihrem Ex zurück zukehren, was ich nicht verstehen konnte. Aber nun gut, dann hatte sie ihn halt nicht verdient. Tomo war einige Zeit ziemlich niedergeschlagen, was ich nachvollziehen konnte. Natsumi war wirklich süß gewesen und er hatte sie wirklich über alles geliebt! Aber Hide-zou und ich schafften es, ihn wieder auf andere Gedanken zu bringen, seit jenem Abend hatten sich die beiden wirklich angefreundet. Sie unternahmen viel zusammen, na ja, meist war Ruiza natürlich dabei, aber sie waren auch schon allein unterwegs gewesen, wobei ich immer gedacht hatte, das ginge nicht. Hide-zou ohne Ruiza und Ruiza ohne Hide-zou, das war wie…Sommer ohne Sonne und ein Schwimmbad ohne Wasser, oder so, mir fiel nichts Passendes ein.... Nachdem mein bester Freund seinen letzten Job verloren hatte, beschloss er zu studieren, etwas, was er schon längst hätte machen sollen! Jetzt da er studierte hatte er mehr Freizeit, eigentlich war das gut, aber dafür hatte ich immer weniger Zeit und es gab Wochen da rannte ich von einem Shooting zum nächsten, das Modeldasein war nicht immer leicht. Yasu und ich hielten unsere Beziehung noch vor der Öffentlichkeit geheim, dabei waren wir jetzt schon drei Monate zusammen. Ruiza und Hide-zou hingegen hatten es öffentlich gemacht und im Großen und Ganzen kam ihre Beziehung auch gut an. Natürlich waren sie von drittklassigen Klatschzeitschriften auseinander genommen wurden, aber damit hatten sie gerechnet und es war ihnen auch total egal, sie liebten sich und basta! Ich seufzte und fiel hundemüde ins Bett. Sofort kuschelte ich mich an Yasu, er hatte extra auf mich gewartet, dabei hatte er bereits am Nachmittag frei gehabt, während ich wegen einer Pressekonferenz bis weit nach Mitternacht hatte aufbleiben müssen. Morgen musste ich auch schon wieder früh beim nächsten Shooting erscheinen, klar würde Hyde mir nicht den Kopf abreißen, wenn ich ein paar Minuten später kommen würde, aber in letzter Zeit legte ich es nicht darauf an. Der liebe Fotograf war zu einem kleinen Giftzwerg mutiert. Ich vermutete stark, dass es mit seiner Frau zu tun hatte, denn ich war ihr mal begegnet, als sie ihn abholen wollte. Wir waren noch mitten im Shooting gewesen und ich hatte halbnackt vor der Kamera posen müssen. Wir hatten ein paar Späße gemacht, ich mochte ihn sehr und er hatte mich dann einfach gepackt und auf die Couch in seinem Studio geworfen und mich durchgekitzelt. Wir hatten viel gelacht und es hatte wirklich Spaß gemacht. Er ging selten so sehr aus sich heraus und ich hatte mich sehr darüber gefreut, also war ich auch darauf eingegangen. Natürlich muss es für seine Frau sehr doppeldeutig ausgesehen haben, wie er zwischen meinen Beinen gelegen hatte, schwer atmend, lachend und total zerzaust mit verrutschtem Hemd und ich halbnackt unter ihm. Sie hatte richtig los geschrieen und mich rausgeschmissen, auf einen flehenden Blick von Hyde hin hatte ich dann meine Sachen gepackt, mich in den Umkleiden umgezogen und war dann sofort aus seinem Reich gestürmt. Wie sie sich angebrüllt hatten, hatte mir Angst gemacht. Ich hatte nicht viel verstanden, aber das was ich gehört hatte, hatte mir gerecht. »…WENN DU IHN SCHON FICKEN WILLST, SUCH DIR WENIGSTENS EINEN BESSEREN ORT, WO EUCH NICHT GLEICH JEDER SIEHT!«, hatte sie lautstark von sich gegeben. Sie glaubte doch nicht etwa...okay, sie glaubte es. Eigentlich hatte ich mich einmischen wollen, hatte mich dann aber dagegen entschieden, ich glaube, sonst hätte Hyde noch mehr Ärger mit ihr. »Und…wie war's?«, brummte Yasu neben mir und richtete sich müde auf. »Wie immer. Die stellen immer dieselben oberflächlichen Fragen, das macht allmählich keinen Spaß mehr.« »Das wird sich nie ändern. Die meisten wollen doch nur so oberflächliche Informationen haben, ich verstehe nicht, was die Leser daran so toll finden.« »Jetzt weiß ich, warum ich so was nie gelesen habe.« »Ich schon, früher hatte ich es auch immer ganz toll gefunden. Mich hat es immer interessiert, was sie über Kiyoharu und Hakuei schreiben.« »Sind die beiden schon viel länger als du im Geschäft?« »Ein paar Jahre. Kiyoharu war der erste der Company, der seinen Durchbruch geschafft hatte, Hakuei kam kurz danach, damals hatte er noch nicht so viele Tattoos gehabt, obwohl er mir jetzt besser gefällt, genauso wie Kiyo.« »Ohne Tattoos kann ich mir die beiden gar nicht vorstellen…«, meinte ich und streckte mich kurz. Kiyoharu oder Hakuei ohne Tattoos…gruselige Vorstellung… »Haku hatte damals auch noch kurze Haare gehabt.« »Ehrlich?« »Ja«, Yasus Lachen klang müde und erschöpft. »Ich hätte ihn bestimmt nicht erkannt«, sinnierte ich und gähnte, dann drehte ich mich zu Yasu, der sich auf seinen Ellenbogen gestützt hatte und mich beobachtete. Ich konnte sein Gesicht in der Dunkelheit kaum erkennen, ich hob den Kopf, küsste seine Wange, strich sanft über sein Gesicht und fand dann seine weichen Lippen. Ich liebkoste sie kurz, ehe ich ihm dann mit meiner Zunge entgegen kam, er ging auf das zärtliche Spiel ein, ließ mich aber dominieren. »Ich liebe dich«, hauchte ich nachdem sich unsere Lippen wieder voneinander getrennt hatten. Mit seinem Zeigefinger tippte Yasu gegen meine Nasenspitze und erwiderte: »Ich liebe dich auch, das weißt du doch.« Ich lächelte zufrieden und ließ mich dann endgültig in die weichen Kissen sinken, zog Yasu zu mir und schloss dann die Augen. Der Streit zwischen Hyde und seiner Frau artete in den folgenden Wochen in einen richtig heftigen Rosenkrieg aus. Ich möchte ja nicht sagen, dass sie die Böse war und er der Gute, wahrscheinlich hatten beide Fehler gemacht, aber dass sie ihm nicht glaubte, dass er nichts mit den Models hatte, fand ich wirklich übertrieben von ihr. Trotz seiner privaten Probleme hatte er immer seine Arbeit gemacht, doch heute erschien er nicht in der Company, es war das erste mal, dass er nicht kam. Selbst im Winter, als er erkältet war und sich nicht fühlte, war er her gekommen. Es gab viel Arbeit, sehr viel. Die Misery Loves Company war zu einer der führenden Modefirmen aufgestiegen und Kyo und Atsushi waren auf der Suche nach neuen Models, wir hatten so viele Aufträge, da reichen wir nicht mehr. Vor allem war der ‚böse’ Teil der Company sehr gefragt und Mako, Karyu und Daisuke konnten gar nicht zu so vielen Shootings gehen, wie es von ihnen verlangt wurde. Demonic Obsession hatte sich sozusagen in zwei Teile getrennt, einmal die freundliche, leicht feminine Seite und die düstere, die fast schon an Gothic erinnerte. Der erste, der sich von der Company trennte, war Kazi, ich verstand nicht warum, aber er hörte einfach auf, schmiss alles hin! Er meinte, er wolle einiges nachholen, was er versäumt hatte, was er genau meinte, wusste ich nicht. Dabei hatte ich mich in den letzten Wochen mit ihm angefreundet, ich mochte ihn sehr, aber ich hatte ihm angemerkt, dass er sich hier einfach nicht mehr wohl fühlte. Der nächste Schock kam, als Toshiya verkündete, sich ebenfalls aus dem Modelgeschäft zurückzuziehen, ihm folgte – wie zu erwarten – Shinya, allerdings erklärte dieser, dass er weiterhin hier arbeiten würde. Er würde die neuen Models einweisen, sie eine Zeit lang begleiten und ihnen die wichtigsten Tipps mit auf den Weg geben. Es fiel mir schwer, mich von ihnen zu trennen und als sie es mir erzählt hatten, hatte ich wirklich angefangen zu heulen, nicht zu weinen, sondern richtig zu heulen. Es würde leer werden ohne sie, das wusste ich jetzt schon. Und ich sollte zumindest die ersten Wochen Recht behalten. In der Woche als Toshiya ging, kam ein neues Model, sein Name war Kei. Er sah gut aus, wirklich und wenn er lachte, wirkte er sehr sympathisch, nur lachte er selten. Wenn ich ihn in eine Schublade stopfen müsste, – etwas was ich nie und wenn nur ungern tat, – dann würde ich ihn wohl bei Daisuke, Karyu und Mako einordnen. Er modelte ausschließlich für die düsteren Kollektionen. Tsunehito war der nächste. Ich kannte ihn nur vom Sehen und genauer wollte ich ihn irgendwie auch gar nicht kennen lernen. Er hatte immer denselben, emotionslosen Gesichtsausdruck und ich traute mich gar nicht in seine Nähe. Ruiza und Hide-zou kamen gut mit ihm aus und sie betonten immer wieder, dass er gar nicht so sei, wie er wirkte, aber Glauben wollte ich ihnen nicht wirklich schenken. Yasu und ich machten unsere Beziehung schließlich öffentlich bekannt, was für mich der größte Beweis für seine Liebe war. Wir zeigten uns in der Öffentlichkeit immer zusammen, auch in TV-Shows und es wurde gut aufgenommen, abgesehen von der Schlagzeile die ich eher versehentlich machte. Na ja, jeder machte mal einen Fehler oder? Natürlich hatte die Klatschpresse schon über das Aus unserer Beziehung geschrieben, nachdem ein Foto von mir und Hide-zou, wo wir uns küssten, an die Öffentlichkeit drang. Es war auf einer Party gewesen: Yasu, Ruiza, Hide-zou und ich waren zusammen dort gewesen und nach einer Menge Alkohol und sehr guter Stimmung kam es dann irgendwie, dass wir uns küssten und so ein Paperazzi hatte es natürlich fotografiert. Yasu war dabei gewesen, genauso wie Ruiza und es war nur ein Scherz gewesen, aus einer Laune heraus. Natürlich hatten die ganzen Zeitschriften auch über das Ende von Ruizas und Hide-zous Beziehung geschrieben, was auch nie eingetroffen war. So war das nun mal mit der Presse. Und was Gutes hatte es ja auch gehabt, spätestens jetzt war ich in aller Munde. Und bevor Tomo mir wieder Vorwürfe machen konnte, hatte ich es ihm erzählt, was ich gar nicht hätte machen müssen, da Hide-zou es übernommen hatte. Die beiden hatten sich wirklich richtig angefreundet, am Anfang hatte ich ja gedacht, es würde nicht lange gut gehen, aber da hatte ich mich getäuscht. Ich fand es lustig, es störte mich nicht im Geringsten, er würde ihn mir ja nicht wegnehmen. Dafür verbrachte ich halt viel Zeit mit Ruiza, warum auch immer. Der Blonde hatte mich eines Tages gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm shoppen zu gehen. Ich hatte zugesagt und wir waren erst SEHR spät zurück gewesen. »Hide-zou geht schon lange nicht mehr mit mir einkaufen«, hatte er gesagt. Eigentlich hatte ich immer gedacht, wenn einer Shopping lieben würde, dann wäre das Hide-zou aber wie mir seine besser Hälfte gesagt hatte, war er genau das Gegenteil, während Ruiza gerne den ganzen Tag in Klamottenläden verbrachte und mit zigtausend Tüten zurückkam. Ich war mittlerweile fast genauso schlimm und wir gingen oft zusammen los und machten Tokyo unsicher. Ich stand gerade vorm Spiegel, ich wohnte tatsächlich immer noch in meiner kleinen Wohnung, was Größeres brauchte ich auch nicht, und zupfte meine Haare zurecht. Mein Blick wanderte ungeduldig zur Uhr, Yasu war spät dran. Als die Klingel dann ertönte, zuckte ich erschreckt zusammen, rannte zur Tür und riss sie auf. »KIYOHARU!«, okay was suchte er hier? »Yasu ist schon vorgefahren.« »Warum?« »Du bist immer so neugierig«, der Brünette, – mittlerweile hatte er seine Haare braun gefärbt, – lächelte mich an und seine Augen sagten »Du änderst dich wohl nie«, ich nickte und griff meine Jacke vom Haken, dann schloss ich die Tür hinter mir und machte mich mit Kiyoharu auf den Weg nach unten. »Was willst du?« »Ich brauche deinen Rat«, es klang ernst und ich wurde hellhörig. »Zwischen Satsuki und mir läuft es nicht mehr so gut, ich weiß nicht, was ich machen soll.« Mit großen Augen starrte ich ihn an. Ich hatte mich verhört! Ich musste mich verhört haben! Das konnte nicht sein! Ich weigerte mich strickt, das eben gehörte zu verarbeiten und in mir aufzunehmen. »Was?«, brachte ich dann schließlich geschockt hervor. »Ich habe das Gefühl, er fühlt sich nicht mehr wohl bei mir, du weißt wann er das letzte mal mit mir geschlafen hat?« »Nein.« »Als er sternhagelvoll war! Er trinkt viel, lässt nicht mehr mit sich reden und er distanziert sich immer mehr von mir, Hal! Ich weiß nicht, was ich noch machen soll!«, er hörte sich verzweifelt an und ich glaubte ihm jedes einzelne Wort. Mein Gehirn arbeitete nur langsam und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich fand es sehr unpassend, ihm jetzt aufmunternde Worte zu sagen, wo ich doch merkte, dass es eigentlich keine Hoffnung mehr gab. Schweigend blieb ich stehen und zog ihn in meine Arme. »Willst du Schluss machen?«, fragte ich ihn irgendwann leise. »Ich weiß nicht, ob es das richtige ist. Ich glaube er verträgt den ganzen Stress nicht mehr und fühlt sich auch von mir unter Druck gesetzt, aber wenn ich jetzt gehe, wird es dann nicht noch schlimmer für ihn?« »Ich weiß, dass du ihn liebst und ich weiß auch, dass du dir Sorgen um ihn machst, aber denk mal an dich, kannst du so noch weitermachen?«, ich sah ihm durchdringend und tief in die Augen, der Glanz war aus ihnen verschwunden und seine Augen wirkten stumpf und leblos, es tat mir richtig weh, ihn so zu sehen. »Nein, ich kann nicht mehr…«, seine Antwort war so leise geflüstert, dass ich,– obwohl ich neben ihm stand,– Probleme hatte, ihn zu verstehen, aber es war genau die Antwort, die sein Körper und seine Augen ausstrahlten und es wunderte mich nicht. Mein Blick wanderte kurz über ihn, er war dünn geworden, sehr dünn, was wohl am ganzen Stress lag, er brauchte dringend eine Pause, von allem! »Ich würde dir gern etwas anderes sagen, aber ich sehe auch keine andere Wahl«, es brach mir das Herz, ihm zu raten, sich von Satsuki zu trennen, ich mochte Satsuki sehr und ich wusste, dass Kiyoharu ihn liebte, aber Kiyo war bereits über seine Grenzen hinaus und lange würde er es nicht mehr mitmachen können. Die Frage war, wen man wohl schneller einweisen musste, Satsuki weil er sich halbtot gesoffen hatte oder Kiyoharu weil er mit seinen Kräften am Ende war. Ich hatte es mitbekommen, dass sein Freund immer häufiger zur Flasche gegriffen hatte und oft über die Stränge geschlagen hatte. Einmal nach einer Party hatten wir einen Krankenwagen rufen müssen, danach war es eigentlich wieder bergauf gegangen, zumindest hatte es den Anschein gemacht, aber jetzt bezweifelte ich, dass es je besser geworden war. Mein Herz lag mir schwer in der Brust und ich traute mich gar nicht den Mann neben mir anzusehen, aber ich zwang mich dazu. Tränen glitzerten in seinen Augen, ich hatte Kiyoharu noch nie weinen sehen! »Danke, dass du ehrlich bist.« »Ich halte nichts von Lügen und außerdem hätten sie es nur noch schlimmer gemacht.« »Wahrscheinlich hast du Recht, ich hatte auch gar nichts anderes hören wollen. Hättest du gesagt, es wäre nur eine Phase, die vorbeigehen würde, hätte ich dir wohl eine geknallt«, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, aber es erreichte seine Augen nicht. Ich konnte ihm nicht in die Augen gucken ohne dass mir das Herz schwer in der Brust lag, es tat unglaublich weh ihn so unglücklich zu sehen und ich konnte ihm nicht richtig helfen! Diese Hilflosigkeit war fast noch schlimmer als damals, als ich meine Schwester sterben gesehen hatte, damals war ich so geschockt gewesen, dass ich nichts tun konnte aber jetzt war ich einfach HILFLOS, ich konnte NICHTS machen! »Kiyoharu…«, setzte ich an, schloss dann aber meinen Mund und schloss ihn erneut in meine Arme, seine Finger gruben sich in meine dünne Jacke und drückten mich noch näher an ihn. Wir standen bestimmt einige Minuten lang einfach da, mitten auf der Straße, Arm in Arm, aber das war mir egal. Er löste sich von mir, kramte seinen Autoschlüssel aus der Tasche und schloss seinen schicken Wagen auf, ließ mich einsteigen, dann fuhr er los. Wie immer dauerte die Fahrt bis zur Company einige Zeit, Minuten, die wir schweigend verbrachten, na ja, fast schweigend, wenn man mal davon absah, dass ich die blöde Angewohnheit hatte, die Lieder im Radio leise mitzusingen. Ich weiß nicht, ob Kiyoharu seinen Gedanken nachhing oder mir zuhörte, normalerweise konnte man es in seinem Gesicht sehen, oder in seinen Augen, aber er starrte einfach emotionslos auf die Straße und ich konnte nicht mal sagen, ob er überhaupt IRGENDWAS wahrnahm! Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.… Als wir endlich ankamen, war ich schon viel zu spät dran, aber das störte mich jetzt auch nicht, ich machte mir Sorgen um Kiyo, da war alles andere egal. Yasu fing mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck vor dem Fotostudio ab und ich erzählte ihm kurz von Satsukis Problem. Wie erwartet wirkte er auch sehr überrascht, fing sich aber schnell und er sah mich ernst an. »Was willst du tun?«, fragte er mich. »Ich weiß nicht, soll ich es Kyo sagen? Verdacht auf Burnout-Syndrom«, erklärte ich. »So hab ich das gar nicht gesehen, wie kommst du ausgerechnet auf das Burnout-Syndrom?« »Ich kenne jemanden, der das mal hatte und ich hab mich eine Zeit lang mit diesem Thema beschäftigt, die Symptome passen.« »Du solltest wirklich mit Kyo reden.« »Mach ich, wenn ich hier fertig bin.« »Nein, mach es jetzt, ich kümmere mich um Hyde«, widersprach mir Yasu und sein Ton ließ keine Widerreden zu, also machte ich auf dem Absatz kehr und eilte zurück zum Aufzug, um mich auf den Weg zu Kyo zu machen. Hoffentlich war er in seinem Büro, ich hatte nämlich keine Lust, die ganze Company abzusuchen. Als der Aufzug endlich hielt, rannte ich zu seinem Büro, aber Fehlanzeige! Er war nicht da. Ich seufzte und drehte wieder um, gerade als sich die Türen des Aufzuges mit einem ‚Bing’ erneut öffneten, kam mir eine Idee. Vielleicht war er bei Atsushi? Die beiden waren schließlich zusammen und deshalb würde es mich nicht wundern. Ich machte mich somit auf den Weg zum Büro des Designers. Ich platze ohne anzuklopfen hinein und die beiden sahen mich überrascht an. Wenigstens hatte ich Glück gehabt! Die beiden Chefs hockten gerade über den Entwürfen für die kommende Kollektion. »Hal?«, Kyo sah mich neugierig an. »Kyo, kann ich dich kurz sprechen?« »Worum geht es?« »Satsuki.« »Was ist mit ihm?« »Ich bin kein Arzt, aber ich vermute, dass er am Burnout-Syndrom leidet.« »Das ist eine ernstzunehmende Krankheit, wie kommst du denn darauf?« »Ich kenne mich damit recht gut aus, die Anzeichen passen alle zusammen, seine psychische und physische Leistungs- und Antriebsschwäche, sein zynisches und abweisendes Verhalten gegenüber der Arbeit, den Kollegen, sogar Kiyoharu gegenüber! Zudem neigt er zur Alkoholsucht, er distanziert sich von allen!« »Ich werde mich darum kümmern«, in Kyos Stimme schwang etwas mit, was ich nicht ganz deuten konnte, etwas zwischen Verwunderung, Besorgnis und…einem schlechten Gewissen? Nein, das war unmöglich, da musste ich mich getäuscht haben. »Danke Kyo.« »Das nächste mal klopf aber an, bevor du ein Büro betrittst«, er lächelte und ich nickte stumm, dann kehrte ich den beiden den Rücken. Es wurde Zeit, dass ich zu Hyde ging, ich hatte ihn schon lang genug warten lassen! Etwas besser gelaunt und durchaus in der Stimmung für ein Shooting betrat ich sein Reich, wie wir Models das Studio immer nannten. Von Yasu war weit und breit nichts zusehen, dafür erblickte ich jemanden, den ich nicht kannte. Kurze schwarze Haare mit blonden Strähnchen, die von der einen Seite hochgestylt waren. Sein Gesicht wirkte sehr neutral und da ich seine Augen dank seiner Sonnenbrille nicht sehen konnte.– Sonnebrille im Studio?! – wusste ich nicht, ob es positiv oder negativ war. Er trug ein schwarzes Ed Hardy-T-Shirt und eine Lederweste, mit dem Schlangentattoo auf dem Arm wirkte er nicht wie jemand, dem ich nachts im Park begegnen wollte. Ich fragte mich, was er hier zu suchen hatte, ich hatte ihn vorher noch nie gesehen. »Ist…Hyde nicht da?«, fragte ich, der Mann hatte mich anscheinend nicht bemerkt, denn er zuckte zusammen und wandte sein Gesicht nun zu mir, vorher hatte er konzentriert am PC gearbeitet. »Na ja, eigentlich schon. Er kommt heute später«, seine Stimme klang freundlich und ich entspannte mich ein wenig. »Er kommt später?« »Ja.« »Und wer sind Sie?«, fragte ich neugierig. »Oh, entschuldige, wie unhöflich von mir! Ich bin Kaz, der neue Fotograf«, er stand auf, kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen, ich ergriff sie nach einen kurzen zögern. Er hatte,– wie erwartet, einen festen Händedruck. »Ich bin Hal«, stellte ich mich ebenfalls vor. »Ja, das weiß ich. Man hört viel von dir.« »Und Sie sind der neue Fotograf, heißt das…« »Nein, Hyde geht nicht, aber allein schafft er seine Arbeit auch nicht mehr. Könntest du mich bitte duzen, ich mag es nicht, wenn man mich siezt.« Ich nickte, dann fuhr er fort: »Ich würde gern schon anfangen, aber Hyde hat mir ausdrücklich VERBOTEN hier auch nur IRGENDWAS anzufassen, es hat mich eine halbe Stunde gekostet, ihn zu überreden, dass ich seine Computer benutzen darf.« »Sieht ihm ähnlich, das hier ist ihm heilig.« »Denkst du mir nicht? Wenn ein Fotograf seine Kameras und so nicht ehrt, ist er den Beruf nicht wert.« Ich lächelte, also hatte ich es nun mit zweien zu tun, die Fotograf mit Leib und Seele waren, wird bestimmt lustig, zumal Kaz sehr nett war. Zumindest im Moment, konnte sich ja auch noch ändern. »Wo ist Hyde eigentlich?« »Er wollte etwas erledigen, ‚Privatangelegenheit’.« »Oje, DAS hört sich nicht gut an…« »Was hört sich nicht gut an?«, wenn man vom Teufel spricht! Hyde trat uns gegenüber, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und er wirkte sehr müde. »Satsuki wird vielleicht nicht mehr lange hier sein«, erklärte ich. Erstens entsprach es der Wahrheit und zweitens musste er ja nicht wissen, dass wir gerade über ihn gesprochen hatten. »Noch einer weniger. Warum denn?« »Es ist noch nicht bekannt, aber vermutlich Burnout-Syndrom.« »Ich hab schon auf den Tag gewartet, der Arme, aber es ist besser, wenn er aufhört.« »War er zu dir auch unfreundlich?« »Erst war er zum richtigen Workaholic mutiert und nichts war ihm wichtiger, er hat gern die anderen Models runtergeredet, auch Kiyoharu, mit einem Mal war es ins totale Gegenteil gekehrt und er hat die Arbeit gehasst, kam unpünktlich, war unfreundlich, nach Auswärtsterminen hat er sich meist die Kante gegeben…Ich dachte mir schon, dass da etwas nicht stimmt…«, Hyde seufzte und stellte mehrere Taschen auf dem Boden ab. »Sag nicht, sie hat dich RAUSGESCHMISSEN?!«, brachte ich hervor. Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht bin ich ja auch selbst schuld?« »So einen Quatsch! Wo willst du jetzt hin?« »Ich wird ein paar Tage hier bleiben und mich nach was neuem umsehen.« »Du kannst auch zu mir kommen, wenn du willst.« »Danke Hal, ich weiß es sehr zu schätzen, aber Yasu...?« »Nichts aber Yasu, er wird das schon verstehen und außerdem sind wir ja nicht zusammengewachsen!« »Aber so ähnlich«, er lachte kurz, aber immerhin hatte seinen Sinn für Humor noch nicht verloren. »Was soll das denn heißen?« »Das ihr euch benehmt wie frisch Verliebte.« »Wir sind frisch verliebt!«, protestierte ich. »Dann will ich nicht wissen, wie lange bei euch frisch verliebt noch anhält«, er schenkte mir ein Lächeln, was soviel wie: 'hoffentlich sehr lange'’ sagte. Ich nickte und wiederholte meine Frage, ob er ein paar Tage zu mir kommen wolle. »Das macht dir wirklich nichts aus?«, hakte er nach. »Würde ich sonst fragen? Die Frage ist nur, macht es DIR nichts aus?« »Ich hab tagtäglich mit euch Schwulen zu tun, da macht mir das schon lange nichts mehr aus.« »Dann hätten wir das ja geklärt.« Also konnte das Shooting beginnen und Hyde ließ sich sogar ein bisschen aufmuntern. Danach sprach ich noch kurz mit Kaz, ich wollte wissen, wie ich ihn einschätzen sollte, mir kam er ja recht sympathisch vor.…Danach machte ich mich auf die Suche nach meinem geliebten Yasu und ich fand ihn – natürlich – auf dem flauschigen Teppich, ich legte mich neben ihn und griff nach seiner Hand. »Hey Schatz, ich hab auf dich gewartet«, sagte er und setzte sich mit einem Mal auf mich. Ich lächelte ihn zufrieden an. »Das will ich auch mal hoffen!« »Was hat Kyo gesagt?«, flüsterte er, wobei sein Gesicht meinem immer näher kam. »Er kümmert sich drum«, gab ich genauso leise zurück. »Gut«, endlich küsste er mich! Seine Lippen berührten meine zärtlich, seine Zunge fuhr sanft über meine Unterlippe, dann öffnete ich meine Lippen und ließ ihn in meinen Mund eindringen. Liebevoll begrüßte ich den Eindringling und unsere Zungen führten einen verliebten Tanz auf. Ich seufzte genießerisch auf, schlang meine Arme gierig um Yasu und grub meine Finger in seinen Rücken, wobei ich den Kuss immer intensiver und leidenschaftlicher werden ließ. Ich könnte ihn wirklich stundenlang küssen! Und wären wir beide keine sauerstoffsüchtigen Lebewesen, würde ich es auch mit Gewissheit tun! »Guck mal Rui-chaaan~ die beiden wollen uns Konkurrenz machen«, lachte Hide-zou, seine Stimme erkannte ich problemlos auch unter hunderttausend Leuten wieder! Wir ließen uns von den beiden nicht stören, warum auch, sie hatten sich auch noch nie von uns stören lassen. Irgendwann lösten wir uns aber doch von einander und ich sah Hide-zou mit einem vernichtenden Blick an. »He, kein Grund, mich gleich UMBRINGEN zu wollen!«, grinste er und ich schüttelte nur den Kopf, dann wandte ich mich wieder meinem Freund zu, nahm sein Gesicht in beide Hände und saugte liebevoll an seiner Unterlippe, was ihn zum kichern brachte. Mein Herz machte einen heftigen Satz und raste noch schneller, als es ohnehin schon tat, wenn Yasu in meiner Nähe war. »FICK DICH DOCH!«, schrie Satsuki aufgebracht und rauschte an uns vorbei, sofort ließ ich von Yasu ab um das Geschehen zu verfolgen. »Ich meine es doch nur gut!«, das war Kiyoharu. »JA, SEHR GUT MEINST DU ES! MIR IST ES SCHEISSEGAL OB DU ES GUT MEINST! DAS IST MEINE ANGELEGENHEIT.« »DEINE SCHEISSANGELEGENHEIT WÜRDE MICH AUCH NICHT INTERESSIEREN WENN DU DAMIT ANDERE NICHT AUCH NOCH VERLETZT, SCHEISS DRAUF, DASS DU MEINE GEFÜHLE VERLETZT UND DASS ICH AM ENDE BIN, ABER DIE ANDEREN SIND MIR NICHT SCHEISSEGAL!«, brüllte Kiyoharu ihn an. »ICH WILL WEDER EURE SCHEISSHILFE ODER SONST WAS! WENN ICH DEN WICHSER FINDE, DER DIESEM HURENSOHN SO EINEN SCHEISS ERZÄHLT, DANN REISS ICH IHM MIT EIGENEN HÄNDEN DEN KOPF AB« Ich war mir ziemlich sicher, dass er mit Hurensohn Kyo meinte und der Wichser war dann wohl ich. Also hatte das Reden nichts gebracht. »WEISST DU, DASS ICH DICH MAL GELIEBT HABE? DU EGOSISTISCHES ARSCHLOCH!« »DICH HAT NIEMAND GEZWUNGEN MICH ZU LIEBEN!« »NEIN, ABER ICH DACHTE, WIR KÖNNTEN GLÜCKLICH WERDEN!« »STECK DIR DEIN GLÜCKLICH SONST WOHIN UND LASS MICH IN RUHE, ICH WILL DEINE ELENDE FRESSE NICHT MEHR SEHEN!« Ich sah Kiyoharu an, dass ihn seine Worte verdammt hart trafen, denn er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder, ehe er dann gerade so ein geflüstertes »Satsuki« zu Stande brachte, Tränen liefen ihm stumm über die Wangen. »HÖR AUF ZU BETTELN DU SCHLAMPE!«, mit diesen Worten war er dann im Aufzug verschwunden, Kiyoharu machte sich gar nicht erst die Mühe ihm hinterher zu eilen oder den Fahrstuhl zu stoppen. »Und ihr glotzt nicht so!«, herrschte er uns an und stampfte dann davon. Ich sprang auf, wobei ich Yasu unsanft bei Seite stieß und rannte ihm hinter her. Er knallte seine Bürotür lautstark hinter sich zu und ich klopfte, ich wollte jetzt nicht einfach herein platzen. »Verschwinde!« »Nein, Kiyoharu, das mache ich bestimmt nicht.« »Damit hätte ich auch nicht gerechnet…« »Mach auf!«, forderte ich harsch und zu meiner Verwunderung wurde die Tür geöffnet. »Was willst du?«, fuhr er mich an, wobei er eher verzweifelt als wirklich wütend klang. »Kann ich reinkommen?« »Selbst wenn ich nein sagen, würdest du bleiben«, er seufzte und wischte sich die Tränen vom Gesicht, dann trat er bei Seite und ich ging an ihm vorbei. »Du warst es, der mit Kyo gesprochen hat, oder?«, fragte er mich. Kiyoharu klang nicht vorwurfsvoll, eher verwundert. Hatte er denn etwa geglaubt, ich würde NICHTS tun und einfach nur zu sehen. »Ja.« »Bist du auf das Burnout-Syndrom gekommen?« »Ein Bekannter von mir hatte es mal, nur war es nicht so schlimm, wie bei Satsuki, ich musste doch irgendwas tun!« »Hast du gut gemacht, Kleiner«, er wuschelte mir durch die Haare und zog mich zu sich, schweigend schlang ich meine Arme um ihn und hielt ihn einfach fest. Wir brauchten nichts sagen, wir verstanden uns auch so. »Ich hätte mich das nie getraut«, gab er zu. »Du liebst ihn immer noch, oder?« »Irgendwo« »Hattest du es ernst gemeint, von wegen, du hättest gedacht, ich könntet glücklich werden?« »Eigentlich schon, jetzt bin ich mir da auch nicht mehr so sicher.« »Ach Kiyo, was machst du eigentlich für Sachen?«, meine Stimme hörte sich liebevoll und warm an, ich spürte, wie sich seine Fingernägel in meinen Pulli gruben und sein Körper immer wieder von stummen Schluchzern erbebte. Ich würde ihm so gern helfen können, aber ich konnte ihn nicht trösten, ich konnte nur da sein und ihn halten, damit er nicht den Boden unter den Füßen verlor… Trotz anfänglicher Streits und unendlich vielen Diskussionen hatte Kyo Satsuki in eine Klinik geschleppt und ihn dort untersuchen lassen und meine Befürchtungen bestätigten sich. Somit gab Kyo öffentlich bekannt, dass Satsuki das Modelgeschäft aus gesundheitlichen Gründen verlassen würde und dass keine Chancen für seine Rückkehr bestünden, das war das Beste für ihn. Kiyoharu trennte sich endgültig von ihm und allmählich ging es ihm wieder besser. Leben kehrte zurück in seine Augen, was mich insgeheim sehr froh stimmte. Hyde war bei mir eingezogen und irgendwann hatten wir uns geeinigt, dass er in meiner Wohnung bleiben durfte und ich zog zu Yasu. Seit wir zusammen wohnten, waren wir uns noch näher gekommen, falls dies überhaupt möglich war. Ich war wirklich glücklich. Was wollte ich mehr? Es war das erste Mal, dass ich mit einer Person, die ich liebte, zusammenzog, aber vieles war bei mir das erste Mal gewesen seit ich Yasu kannte und ich war froh darüber, dass alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Die Vorstellung, ich würde immer noch in meiner Wohnung hocken, alle paar Wochen einen neuen Job suchen, wochenlang arbeitslos sein, keine richtige Beziehung führen, mit Frauen zu schlafen und einfach so vor mich hin vegetieren, war gruselig und gefiel mir gar nicht, aber wenn man so darüber nachdachte, genau so hatte mein Leben bis vor knapp einem Jahr noch ausgesehen! Kapitel 8: Special Chapte r2: Day Dream (Hide-Zou x Ruiza) ---------------------------------------------------------- Hey ^^ Erst mal: Es tut mir wirklich sehr Leid, dass ich das Kapitel erst jetzt hochlade o.o Ich weiß nicht warum, aber es ist irgendwie in Vergessenheit geraten und immer wenn ich es hochladen wollte, hatte ich Schulstress und musste lernen oder ich war nicht da. Aber nun ja, hier ist es! Das letzte Kapitel, es ist ein Special Chapter für meine Beta , als 'kleines' Dankeschön, dass sie sich die Mühe gemacht hat und all die ganzen Seiten durchgelesen und korrigiert hat! Ich hab dich lieb! Aber natürlich ist das Kapitel auch für meine treuen Leser, danke, dass ihr es bis hier hin durchgehalten habt! So, jetzt aber genug geredet ^^ Viel Spaß beim Lesen Eure __________________________________________________________________________________________ *~Special Chapter 2~* Day Dream (Ruiza x Hide-zou) POV: Hide-zou Ruiza war genau in diesem Moment in Kyos Büro und ich musste DRAUSSEN warten! Ich wollte auch wissen, worüber sie sprachen! Man, das war so gemein von ihm. Ich hatte ihn ja versucht zu überreden, dass ich mit rein kommen durfte, aber Kyo hatte sich stur gestellt und mir keine Chance gegeben, das war so fies! Und jetzt sprachen sie auch noch absichtlich so leise, dass ich kein Wort verstehen konnte! Okay, ich könnte mich jetzt noch weiter wie ein kleines Kind aufregen, oder ich konnte es wie ein Mann nehmen und warten. Ich entschied mich lieber für das zweite. Was sollte Ruiza bloß über mich denken? Beim Gedanken an ihn, machte mein Herz einen Sprung und schlug heftig gegen meinen Brustkorb, das passierte immer, wenn ich an ihn dachte, wenn ich ihn sah, ihn berührte oder ihn küsste, war es noch viel schlimmer und wenn wir Sex hatten war es so schlimm, dass ich glaubte, mein Herz würde noch wegen extremer Überbelastung schlapp machen. Dazu kam auch noch das endlose, angenehme Kribbeln im Bauch, als würde eine wild gewordene Bande haltloser Schmetterlinge darin toben. Ich seufzte leise in mich hinein, Liebe konnte so grausam und so schön zugleich sein und meistens beides gleichzeitig in denselben Bereichen. Ich fragte mich, wie ich das überhaupt noch aushielt. Ich war glücklich, wenn er bei mir war und ich genoss jede Sekunde mit ihm, zweifellos, dann war ich wirklich ich, aber ohne ihn kamen auch die Zweifel wieder. Ich liebte ihn. Aber liebte er mich? Was genau bedeutete ich ihm eigentlich wirklich? War ich nur sein Sexobjekt, ein Spielzeug oder war da mehr? Ich wusste es nicht, ich traute mich auch nicht, ihn zu fragen oder ihm gar von meinen Gefühlen zu erzählen, was wenn er mich dann nicht mehr haben will? Manchmal fragte ich mich echt, wie alles nur so kommen konnte, aber die Antwort war leicht. Ich war durch Zufall mal auf ein Bild im Internet von ihm gestoßen, da war er noch nicht so bekannt gewesen, weil er gerade erst mit seiner Modelkarriere angefangen hatte, ich hatte mich sofort in seinen Anblick verliebt, er hatte mich richtig fasziniert! Also war ich ohne nachzudenken nach Tokyo zur Misery Loves Company gefahren, als ich dann vor dem Gebäude gestanden hatte, wollte ich schon wieder umkehren, weil mich der Mut verlassen hatte. Allerdings hatte ich nicht die geringste Chance, denn Kyo war auf mich zugekommen, damals hatte ich natürlich NICHT gewusst, dass das Kyo war, also war ich auch etwas unfreundlich gewesen, aber dann hatte er mir trotz allem ein Angebot gemacht und ich, ja ich, hatte einfach zugesagt. Dann hatte ich Ruiza auch schnell kennen gelernt und um ehrlich zu sein, er war mir mit jeder Sekunde immer unsympathischer geworden. Er war eingebildet, hatte mich immer von oben herab angesehen, mich kaum eines Blickes gewürdigt und dann noch seine eingebildete Stimme! Ich hatte ja nicht ahnen können, dass das alles nur Show war um seine Unsicherheit zu überspielen. Also war ich nach drei Monaten drum und dran das Modeldasein schon wieder aufzugeben und ausgerechnet Ruiza hatte versucht, mich davon abzuhalten und seinetwegen war ich dann auch geblieben. Nach etlichen Monaten des ständigen hin und her, hatte er mich dann irgendwann flachgelegt und ich hatte mich unsterblich in ihn verliebt, nicht sehr romantisch, oder? Die Tür neben mir öffnete sich und Ruiza trat hinaus. Auf seinen Lippen lag ein zufriedenes Lächeln. »Was gibt’s?«, fragte ich ihn. »Im neuen Jahr fliege ich nach Paris zu einer Modeschau.« »WAS? Ohne mich?« »Ich hab ja versucht, ihn zu überreden…«, verteidigte er sich. Aufgebracht stampfte ich an ihm vorbei und trat Kyo gegenüber. »Ah, Hide-zou was gibt’s?« »Ich.will.auch.nach.Paris.« »Hab ich mir gedacht…«, gab mein Chef nur von sich und zuckte mit den Schultern. »Och Kyo~ bitte!« »Nein.« »Du bist so gemein!« »Das ist mein Beruf.« »Aber Kyo~!« »Kein Aber.« »Warum denn nicht!« »Du bist nicht mit Ruiza verheiratet, also jetzt stell dich mal nicht so an.« »Ich stelle mich aber so an!« »Ich merk’s.« »Kyo~ ich weiß, du bist der liebste, netteste, freundlichste, verständnisvollste, menschlichste, sanftmütigste, liebevollste, schlauste und vor allem der beste Chef, den man sich vorstellen kann! Och biiiii~tte«, flehte ich und sah ihn aus herzerweichenden Augen an. »Danke für die Komplimente, du bist das nervigste, egoistischste, kindlichste, niedlichste, schwulste und vor allem penetranteste Model, das ich mir vorstellen kann.« »Ich fühle mich geschmeichelt…aber Kyoooooo~«, bettelte ich weiter. »Mein Gott, euch kann man wirklich nicht trennen, was?«, er lächelte mich an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist aber das erste und das letzte Mal, dass ich dir das erlaube!« »JUHUU KYO DU BIST DER BESTE!«, rief ich und sprang vor Freude in die Luft, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und stellte mich meinem Lover gegenüber. »Hast du das gehört Rui~?« »Ja habe ich«, er lachte und drückte seine Lippen gierig auf meine, so zeigte er mir immer, dass er sich freute und all meine Zweifel, dass ich doch nur sein Sexobjekt war, verschwanden. Wie so ziemlich alle meine Gedanken. Ich hörte auf zu denken, sobald ich seine Hände oder seine Lippen spürte und beides gleichzeitig und dann noch seine Zunge, dann ging bei mir gar nichts mehr. Ruiza schlang seine Arme um mich, ich erwiderte den Kuss.Ich öffnete meine Lippen und wartete ungeduldig auf seine Zunge, die sofort in meinen Mund drang und etwas unkoordiniert meine Mundhöhle erforschte ehe sie sich ihrem Gegenstück zuwandte und mich in einen leidenschaftlichen Zungenkampf verwickelte, während seine Hände unter mein Hemd wanderten und über meine glühende Haut wanderten. Seine Hände waren warm und sie wussten, was sie machten. Nach einiger Zeit blieben sie auf meiner Hüfte liegen, drückten meinen Unterkörper gegen seinen und ich keuchte in den Kuss während sich meine Finger in seinen Haaren festkrallten. Seine Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln, dann löste er sich schwer atmend von mir und sah mir tief in die Augen. Ich konnte die Lust darin sehen, wie sie aufflammte und immer stärker leuchtete. Meine Augen sahen bestimmt nicht anders aus und ich leckte mir über die Lippen um ihm zu symbolisieren, was ich wollte. »Du verdammte Sexbestie«, hauchte er mir ins Ohr und knabberte dann daran. Mit seiner Zunge leckte er mir über die Ohrmuschel, dann biss er mir sanft ins Ohrläppchen. »Ich hab ja echt nichts dagegen, wenn ihr unbedingt miteinander schlafen müsst, aber bitte tut es nicht vor meinem Büro«, mischte sich Kyo ein und ich zuckte zusammen, ich hatte ihn total vergessen, wie alles andere um mich herum. So sehr hatte ich mich auf Ruiza konzentriert. »Kein Problem«, erwiderte Ruiza mit einem dreckigen Grinsen in der Stimme, schnappte dann nach meiner Hand und zog mich hinter sich her und ich wusste auch, wohin uns sein Weg führte - auf die Toilette! Gut dass es hier auf jedem Stockwerk welche gab. Auch wenn ich mich fragte, warum es auch Frauentoiletten gab, zu mindest hier und bei uns…aber nun gut… Ruiza stieß die Tür auf. Wie erwartet waren wir allein, die Kabinen waren alle leer – schließlich gehörte das Stockwerk nur Kyo und Atsushi und Atsushi hatte ich vorhin noch irgendwo unten gesehen – und auch im vorderen Teil – in dem wir uns gerade befanden – war niemand. Die schwarzen Waschbecken waren wie immer auf Hochglanz poliert und die Wassertropfen glitzerten im grellen Licht. Auch die Spiegel waren frisch geputzt…Als ich Ruizas Hand in meinem Schritt fühlte, waren mir die Spiegel und die Waschbecken und die Wassertropfen scheißegal. Ich keuchte überrascht, dann trafen seine Lippen auf meine. Ich liebte seine Küsse! Er begann, meine wachsende Erregung durch die Hose zu massieren und ich merkte, wie meine Knie weich wurden, was mir fast immer passierte, wenn ich total geil auf Ruiza war. Ich legte meine Hände auf seinen Hintern, presste ihn näher an mich und stöhnte leise in den Kuss. Seine Hand entfernte sich von der Stelle zwischen meinen Beinen und er machte sich an die Arbeit, mein Hemd aufzuknöpfen, was er mittlerweile konnte, ohne den Kuss zu lösen. Ich rieb meinen Unterkörper gegen Ruizas und musste unwillkürlich grinsen, als ich ihn keuchen hörte. Als er mein Hemd endlich ganz aufgeknöpft hatte, schob er es mir von den Schultern, löste dabei den Kuss, ließ seine Lippen über meinen Hals wandern, zu meinem Schlüsselbein bis hin zu meiner Brust. Gierig küsste und leckte er über meine Haut, ich warf mein Hemd schließlich zu Boden und schob ihm seinen Pullover hoch, er ließ kurz von mir ab, damit ich ihm das störende Kleidungsstück ausziehen konnte, dann presste er seine Lippen auf meine, drang fast schon brutal mit seiner Zunge in meinen Mund und ich erwiderte sofort. Ich wusste, dass ich ihn damit verrückt machte, er hatte es gern eilig… Seine geschickten Finger beschäftigten sich gerade mir meiner Hose, ich ließ ihn machen, lange würde ich es auch nicht mehr aushalten. Er zog sie mir ein wenig grob aus, wobei er alle anderen störenden Kleidungsstücke gleich mit entfernte. Ich schlüpfte schnell aus meinen Schuhen und er zog mir die Hose, die Shorts und die Socken aus, dann zog er seine Schuhe aus, wie so oft hatte er sie barfuss angezogen, und ich kümmerte mich um seine Hose. Nachdem alle Kleidungsstücke endlich entfernt waren, umfasste ich mit einer Hand seine Erregung und rieb daran, während unsere Zungen erneut miteinander kämpften. Er stöhnte und ich ließ von ihm ab. Ich hielt mich an ihm fest, er hob mich ein Stück hoch, dann überkreuzte ich meine Beine hinter ihm, ich spürte, wie er vorsichtig und langsam in mich eindrang und mich dabei gegen die kalten Fließen der Wand drückte. Ich schnappte kurz nach Luft, dann begann er sich zu bewegen. Sofort drängte ich ihm mein Becken entgegen und stöhnte laut als er die Sternenkarte traf, bunte Sternchen hüpften vor meinen Augen, ich grub meine Fingernägel in seine Haut und verlangte nach mehr. Und mehr bekam ich. Er rammte sich hemmungslos in mich, wobei mir die Tränen in die Augen schossen und das Stöhnen kam tief aus meinem Brustkorb. Auch Ruizas lustvolle und verlangende Geräusche wurden lauter. Wieder und wieder stieß er gegen die empfindliche Stelle in mir, er wollte, dass ich kam, aber den Gefallen wollte ich ihm noch nicht tun. Ich hatte eine gute Ausdauer, seit ich es regelmäßig – was heißt regelmäßig? Tagtäglich! – mit ihm trieb, hatte sich meine Kondition deutlich verbessert, was Ruiza immer wieder bis an den Rand der Verzweiflung brachte. Ich bewegte mich ihm heftig entgegen, ich liebte es, ihn in mir zu spüren, mit niemand anderem war Sex so toll, so schön, so ein atemberaubendes Abenteuer. Ein Trip, den ich immer wieder brauchte. Nicht, dass ich sexsüchtig war, ich hielt es auch ohne aus, aber seit ich zum ersten Mal mit Ruiza geschlafen habe, verlange ich immer wieder danach und er war bereit, es mir zu geben. Er saugte sich an meinem Hals fest, stieß noch einmal hart in mich, dann schienen die Sternchen vor meinen Augen zu explodieren, eine heftige Welle an Lust, Verlangen und Befriedigung rauschte durch meinen Körper, ich stöhnte und kostete meinen Orgasmus in vollen Zügen aus, Ruiza rammte sich ein letztes Mal in mich, dann kam er auch. Mein Atem ging unregelmäßig, mein Herz raste wie verrückt und ich sank erschöpft an der Wand hinunter, sobald er sich aus mir zurückgezogen hatte. Er ließ sich neben mich sinken und legte seinen Arm um mich, zögerlich lehnte ich mich gegen ihn, genoss die Hitze seines Körpers und lauschte seinem ebenfalls unregelmäßigen Atem. Ich legte eine Hand auf seine Brust, spürte sein Herz hektisch schlagen, spürte wie sein Brustkopf sich hob und senkte und er allmählich wieder zur Ruhe kam. In meinem Bauch kribbelte es, als hätten sich die Schmetterlinge auf einmal um das tausendfache vermehrt. Und dann hörte ich ein Rascheln vor der Tür. »…das ist keine gute Idee, Atsu«, ertönte dann Kyos Stimme. »Was?« »Da rein zu gehen.« »Warum?« »Ruiza und Hide-zou…« »Ähm…okay…«, kam es von Atsushi Sakurai und seine Schritte entfernten sich wieder. Ich prustete los und Ruiza stimmte in mein Lachen ein. Wir saßen lange einfach da, mit verschränkten Fingern, uns sanft küssend, ich hatte es nicht eilig und er auch nicht, also konnten wir unsere Zeit zu zweit auch genießen, oder sah ich das falsch? Okay, eigentlich hatte ich nicht so viel Zeit, weil ich noch mehrere Shootings hatte, aber die waren mir grad ziemlich egal. Hyde war es doch ohnehin gewöhnt, auf mich zu warten, also konnte er heute auch mal fünf Minuten länger warten. Aus fünf Minuten war dann eine halbe Stunde geworden, aber Hyde hatte es ausnahmsweise gelassen gesehen, zu mindest nachdem er Ruizas und mein Gesichtsausdruck gesehen hatte. Ich weiß nicht, was er gedacht hatte, aber wahrscheinlich das richtige. Es war das erste Mal gewesen, dass wir es in der Company getan hatten, aber das hatte einfach sein müssen! »Ihr seid so schlimm«, hatte Hyde gesagt und lächelnd den Kopf geschüttelt, danach hatte er mich aber etwas strenger aufgefordert, mich umzuziehen und zu den Stylistinnen zu gehen und ich hatte ausnahmsweise brav auf ihn gehört. Das Shooting verging schnell, vielleicht sogar ein bisschen zu schnell, denn es hatte mir gerade Spaß gemacht. »Ruiza? Du fliegst zusammen mit Shinya nach Paris?«, fragte Hyde während er die Fotos auf einen Computer lud um zu gucken, ob sie so geworden sind, wie er sie haben wollte. »Und mit Hide-zou«, verbesserte ihn der Blonde und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Habt ihr Kyo überreden können?« »Nicht wir, Hide-zou allein. Er ist so süß, wenn er seinen Willen durchsetzen will.« »Was soll das denn heißen? Bin ich sonst nicht süß?«, meldete ich mich empört zu Wort und blies schmollend die Backen auf. Ruiza lachte und warf mir einen Luftkuss zu, dann sagte er: »Natürlich bist du sonst auch süß, aber nicht so ambitioniert.« Ich grinste ihn zufrieden an, immerhin fand er mich süß…aber liebte er mich auch? Hyde schüttelte nur den Kopf, was sollte er auch großartig sagen? *~♥~* Ich freute mich wie ein kleines Kind auf Paris, aber vorher kam erstmal der Flug. Und ich hatte verdammt große Flugangst. Was wenn das Flugzeug abstürzte? Oder entführt wurde? Was wenn es ins Meer stürzte? Ein Blitz einschlug? Ein Getriebe ausfiel? Noch saß ich ja nicht im Flieger, bis dahin war es noch ein Tag. Jetzt stand ich vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich alles mitnehmen sollte, so eine Woche konnte lang werden…Das wichtigste wie Zahnbürste, Waschzeug und so hatte ich bereits im Koffer verstaut. Ich brauchte einen Koffer, Ruiza würde bestimmt zwei oder vielleicht auch drei mitnehmen, so wie ich ihn kannte. In dieser Hinsicht war er wirklich wie eine Frau, er konnte nie genug Gepäck und Anziehsachen haben, auch wenn er die Hälfte davon nicht anziehen würde. Hauptsache, er hatte sie dabei FALLS er sie braucht. Wahllos suchte ich mir ein paar Hosen und T-Shirts aus, griff nach zwei Hemden und suchte mir noch zwei Outfits zusammen, falls wir ausgehen wollten, somit hatte ich doch eigentlich alles. Nur noch die Unterwäsche und mein Koffer war fertig für die Reise. In der Nacht schlief ich schlecht und ich könnte mich selbst ohrfeigen, dass ich nicht zu Ruiza gefahren war. Sonst wäre ich jetzt nämlich nicht alleine mit meinen Albträumen von abstürzenden Flugzeugen und Terrororganisationen die es auf mich abgesehen hatten! Dementsprechend unausgeschlafen und mit dunklen Ringen unter den Augen wachte ich am nächsten Morgen auf. Ich eilte noch mal unter die Dusche um mich etwas zu entspannen, dann frühstückte ich schnell, kaum hatte ich überprüft ob alle elektronischen Geräte aus waren und die Fenster geschlossen, klingelte es auch schon. Ich schnappte mir meinen Koffer, eine Jacke und selbstverständlich meine Schlüssel, nachdem ich abgeschlossen hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten, wo Tetsuya wartete. Es war schön, wenn man in solchen Situationen einen Chauffeur hatte, denn hätte ich keinen, wäre ich nie in meinen Wagen gestiegen und wäre auch nie zum Flughafen gefahren und nochweniger wäre ich dann auch noch in den Flieger gestiegen. Ich seufzte innerlich und Tetsuya öffnete die Tür, nahm mir meinen Koffer ab und verstaute ihn ihm Kofferraum, während ich einstieg. Jetzt ging es aber erst mal zu Ruiza. »Du hast immer noch Flugangst, was?«, fragte Tetsu mich. »Ja und wie! Stell dir mal vor, eine Terrorgruppe entführt das Flugzeug und rast damit in den Eifelturm!« »Das wird schon nicht passieren.« »Das haben die Leute am elften September bestimmt auch gedacht!« »Jetzt mach dich nicht verrückt, Ruiza ist ja bei dir.« »Ich will aber nicht, dass er mit draufgeht.« »Und Shinya ist auch noch da.« »Das ändert nichts an der Tatsache, dass es sein könnte, dass das Flugzeug entführt wird!« »Wie du sagst, es KÖNNTE sein, muss aber nicht.« »Aber die Chance bestünde.« »Genau und sie entführen das Flugzeug, weil du darin sitzt und allen prophezeit hast, dass es passiert.« »Ja, die wollen Rui und mich dann als Druckmittel für die Regierungen verwenden«, ich beharrte weiterhin auf mein Recht. »Und Shinya?« »Hab ich vergessen. Den auch.« Tetsu blieb plötzlich stehen und ich fragte, was los sei. »Ruiza«, antwortete er nur und ich verstand. Natürlich! Ich hatte ihn während unserer Diskussion fast schon vergessen, aber wie gesagt, nur fast. Ruiza stieg ein und setzte sich neben mich, als Begrüßung legte er seine Lippen auf meine und ich erwiderte den Druck, den er mir seinen Lippen ausübte. Zögerlich öffnete er sie und glitt mit seiner Zunge über meine Lippen, die ich sofort öffnete und ihn mit meiner begrüßte. Dann setzte sich der Wagen in Bewegung. »Falls es euch interessiert, ich hole jetzt noch Shinya ab«, erklärte Tetsu belustigt und als Antwort seufzte ich genießerisch in den Kuss hinein. »Ach Ruiza, pass auf deinen Freund auf, er hat Angst, dass eine Terrorzelle das Flugzeug entführt, euch als Druckmittel benutzt um dann in den Eifelturm zu rasen.« Ruiza löste sich von mir und lachte. Es war kein fieses Lachen, sondern ein liebevolles, fröhliches. »Hide-zou, hast du Flugangst?«, fragte er mich lächelnd und ich nickte, woraufhin er mir einen Kuss auf die Wange drückte. »Wie süß«, gab er von sich und ich wurde rot. Na ja, also süß fand ich meine Flugangst jetzt nicht, aber na gut, wenn Ruiza es so sah, war es mir auch Recht. Nachdem Shinya auch noch zu uns stieß, verging die Fahrt wie im Flug, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich vergaß für einen Augenblick meine ungeheuergroße Angst vorm Fliegen und entspannte mich ein wenig, die Entspannung hielt allerdings nur bis zum Flughafen an. Kaum hatte Tetsu meinen Koffer ausgeladen, war ich drum und dran, ihn anzuflehen, mich wieder nach Hause zu fahren, aber ohne Ruiza wollte ich eine Woche auch nicht sein… War ich kompliziert? Oder war ich einfach nur so sehr verliebt? Oder sogar beides? Ich schüttelte innerlich den Kopf und schnappte mir mein Gepäck, bis zum Schalter lief alles gut, danach musste Ruiza mich vor sich herschieben, weil ich mich strikt weigerte, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Und mit jedem Meter leistete ich mehr Widerstand. Shinya kommentierte das nur mit einem heiteren Lachen und schlenderte in aller Seelenruhe neben uns her. »Da-da-daaas-das-das…«, stammelte ich vor mich hin, »nein, ich will nicht!« »Jetzt stell dich mal nicht so an«, herrschte Ruiza mich irgendwann wütend an und ich zuckte zusammen und gab all meinen Widerstand auf, aus Angst, er würde noch wütender werden. Tränen brannten in meinen Augen und ich sah beschämt zu Boden. Am liebsten würde ich jetzt im Boden versinken, aber das ging nicht und wäre auch keine angemessene Lösung. Schweigend gingen wir weiter, ich mied es immer noch, aufzusehen, bis jemand nach meinem Arm griff, ich wusste sofort, dass es Ruiza war. Er drehte mich zu sich um und sagte dann: »Entschuldigung, ich wollte dich nicht so anfahren.« Ich sah ihn an und nickte kurz, lächelte aber nicht, zeigte ihm eigentlich überhaupt keine Emotion, auch nicht, dass ich sein Entschuldigung annahm, denn das tat ich nicht. Ohne Vorwarnung hauchte er mir einen zarten Kuss auf die Lippen und mein Groll war vergessen, warum war ich eigentlich so unkonsequent? Irgendwann saßen wir dann im Flugzeug und ich war nahe am Rand der Verzweiflung, jetzt wollte ich DEFINITIV hier raus! Mein ganzer Körper war angespannt und ich wartete ängstlich auf den Start, jede Sekunde fühlte sich an, wie eine Stunde. »Hey, beruhig dich«, hauchte mir Ruiza ins Ohr und strich mir mit seiner Hand sanft über die Wange. Ja, leichter gesagt, als getan! Ich versuchte es ja schon die ganze Zeit, schaffte es aber nicht. Nervös krallten sich meine Finger in das Polster des Sitzes und mein Atem ging etwas unregelmäßig, ich musste mich immer wieder zwingen, nicht die Luft anzuhalten. »Guck mich mal an«, bat mich Ruiza und legte seine Hand an mein Gesicht, ich drehte mich zu ihm um und sah ihn einen Moment schweigend an. »Was?«, fragte ich dann schließlich, da mir das Schweigen zu albern wurde. »Wenn wir landen, dann…«, setzte er an. »WENN wir landen, brauche ich erst mal Sex! Richtig guten Sex!«, unterbrach ich ihn und meinte jedes Wort ernst, denn ich hatte so meine Zweifel, hier wieder lebend herauszukommen. »Gerne, so viel du willst«, erwiderte der Blonde und grinste mich wissend an. »Versprich es mir.« »Versprochen.« »Indianerehrenwort?« »Indianerehrenwort.« »Gut, denn das kann ich dann wirklich gebrauchen.« »Was? Das Indianerehrenwort?« »Nein, den Sex!« »Hab ich’s mir doch gedacht.« »Du kennst mich, Rui.« »Ja, leider.« »He! So schlimm bin ich gar nicht!« »Stimmt, du bist noch viel schlimmer.« »Danke für die Blumen.« »Immer wieder gerne.« »Leute, seht mal!«, unterbrach uns Shinya und zeigte nach draußen. Ich folgte seinem Blick und bekam fast einen Herzinfarkt! Wir flogen gerade durch eine WOLKE! Ich hatte gar nicht gemerkt, dass das Flugzeug gestartet war. Ich genoss kurz den Anblick der Stadt unter uns, dann meldete sich eine Stimme in mir, die sagte: »Oh mein Gott, gleich stürzt du ab!« Mühsam versuchte ich diese Stimme zu unterdrücken und mir gelang es, sie eine Zeit lang geflissentlich zu ignorieren, bis es plötzlich donnerte. Oh nein! Ein Gewitter! »Jaaa, das hast du jetzt davon, gleich trifft euch ein Blitz und das war’s dann!«, meldete sich mein Unterbewusstsein wieder zu Wort und ich klammerte mich ängstlich an Ruiza, gut dass er neben mir saß. »Schon gut, ist gleich vorbei«, murmelte er mir ruhig zu. Jaah, genau, wenn wir abgestürzt sind! Aber Ruiza sollte Recht behalten, es dauerte keine fünf Minuten, dann lächelte uns auch schon wieder die Sonne an und ich atmete erleichtert tief durch. Jetzt, wo wir uns schon einige Zeit in der Luft befanden, begann ich mich tatsächlich etwas zu entspannen und irgendwann war ich dann sogar eingeschlafen. Shinya pennte schon die ganze Zeit, selbst vom Gewitter hatte er nichts mitbekommen. So eine Ruhe hätte ich auch gern, aber nein ich war alles andere als RUHIG! Eine halbe Stunde vor der Landung weckte Ruiza mich mit einem zarten Kuss, den ich prompt etwas verschlafen erwiderte. Ich spürte, wie das Flugzeug zur Landung ansetzte und ich drückte mich unwillkürlich weiter in den Sitz. Ich hatte kein gutes Gefühl, gar kein gutes Gefühl! Vor meinem inneren Auge erschienen schon die Bilder, wie die Maschine zu steil ansetzte, auf den Boden traf und dann in Flammen aufging. Na ja, war immer noch besser als in die Hand von Terroristen zu gelangen, die es auf den Eifelturm abgesehen hatten! Mein ganzer Körper verkrampfte sich und die Angst nahm immer mehr zu, bis sie in Panik umschwappte. Dennoch versuchte ich mich zu beruhigen, aber je mehr ich mir versuchte einzureden, dass alles gut ging, desto schlimmer wurde die Panik und sie breitete sich in jeder Zelle meines Körpers aus. Ich schloss die Augen, hielt die Luft an und wartete auf den harten Aufprall, der aber gar nicht kam, stattdessen landete das Flugzeug weich und rollte noch mehrere Meter, bis es schließlich stehen blieb. Die Luft, die ich angehalten hatte, presste sich schmerzhaft aus meinen Lungen und ich atmete tief durch. Es wurde erst auf englisch, dann auf französisch etwas verkündet, nur gut, dass ich beiden Sprachen nicht sonderlich mächtig war und mit fragendem Gesicht wandte ich mich Ruiza zu, der bereits aufgestanden war. »Sie haben gesagt, dass alle Passagiere jetzt das Flugzeug verlassen sollen«, erklärte er mir und ich stand ebenfalls auf, nahm mein Handgepäck und zusammen mit Shinya verließen wir die Maschine. Draußen sog ich die frische Luft erst mal tief in meine Lungen, ehe ich mit wackligen Knien weiter ging. Ich war unendlich erleichtert, lebend wieder Fuß auf die Erde zu setzen! Anscheinend sah man mir meine Erleichterung an, denn Ruiza knuffte mir in die Seite und lachte, auch Shinya grinste mich an. Schmollend blies ich meine Backen auf und versuchte die beiden mit vernichtenden Blicken zu durchlöchern, dieser Versuch scheiterte jedoch kläglich und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Ihr seid fies!«, murrte ich ergeben und die beiden hakten sich bei mir ein, Ruiza links und Shinya rechts. »Dafür sind war ja da.« »Ohne uns wäre es doch langweilig«, der Blonde zwinkerte mir doppeldeutig zu und ich nickte. Ja, da hatte er Recht, ohne sie wäre es langweilig. Wir holten unsere Koffer ab, auch sie waren unbeschadet in Paris angekommen und meine Befürchtungen bestätigten sich. Ruiza hatte zwei große, voll gepackte Koffer mitgenommen und wieder einmal fragte ich mich, wozu er das alles brauchte. Ich stellte meine Frage aber nicht laut, Ruiza würde es mir wahrscheinlich wieder SO erklären, dass ich kein Wort verstehen würde. Das hatte er letztes Mal auch getan. Manchmal hatte er schon komische Eigenschaften, aber das liebte ich auch sehr an ihm. Die Fahrt ins Hotel verlief für unsere Verhältnisse sehr schweigsam und ich war kurz davor, wieder einzuschlafen. Warum fühlte ich mich auf einmal so müde? Vielleicht sollte ich mich beim nächsten Flug mehr entspannen, schließlich war wirklich nichts passiert, aber es HÄTTE etwas passieren KÖNNEN! Ich freute mich jetzt schon auf nächste Woche. Ich seufzte in mich hinein, warum konnte Paris nicht einfach eine Stunde oder so mit dem Auto von Tokyo entfernt sein? Das wäre doch viel besser… Das Einchecken im Hotel erwies sich als etwas schwieriger, zumindest für mich, da ich kaum ein Wort verstand, von dem, was die Frau vor mir vor sich hin brabbelte. Ihr Englisch war auch nicht grad das Beste, französisch-englisch eben. Shinya versuchte alles halbwegs zu managen, anscheinend gab es irgendein Problem, denn er regte sich immer mehr auf. Die arme Frau tat mir irgendwie ein bisschen Leid, so wie der Rotschopf sie anfuhr, aber er hatte wahrscheinlich seine Gründe. Sie sah ihn etwas hilflos an, rief dann ihren Chef, der alles regelte und Shinya grinste uns zufrieden an. »Was war das denn jetzt?«, fragte ich ihn total verwirrt und ich hasste mich im Stillen dafür, dass mein Englisch unter aller Sau war. »Die haben beim Buchen der Zimmer einen Fehler gemacht und fälschlicher Weise ein dreier Zimmer reserviert, aber ich konnte es zum Glück umbuchen, sodass wir jetzt ein Einzel- und ein Doppelzimmer haben. Das hab ich extra für euch gemacht!«, erklärte Shinya und lächelte stolz. »Du hörst dich an, als würden wir ständig aneinander kleben und den ganzen Tag mit ficken verbringen«, protestierte ich. »Darf ich dich daran erinnern, dass ihr ständig aneinander klebt und die meiste Zeit mit ficken verbringt«, schlug er mich mit meinen eigenen Waffen. Ich seufzte ergeben, etwas anderes blieb mir auch nicht übrig, er hatte Recht. Und außerdem war ich froh, ein Zimmer mit Ruiza zu haben! Shinya schien meine Gedanken gelesen zu haben: »Wer sagt denn, dass ich das Einzelzimmer nehme? Ich dachte eigentlich, ich könnte mir eins mit Ruiza teilen!« Ich hörte die Ironie in seiner Stimme trotzdem erwiderte ich: »He! Ruiza gehört mir!« »Wo seht das?« »Was?« »Wo steht, dass Rui-chan dir gehört?« »Nirgends…« »Also habe ich genauso ein Recht darauf, das Zimmer mit ihm zu teilen.« »Er will sich aber kein Zimmer mit DIR teilen!« »Ach ja?«, mischte sich das Objekt unseres Gespräches ein, herausfordernd zog er eine Augenbraue hoch und ließ seinen Blick immer wieder von mir zu Shinya wandern und zurück. »Ja«, bestimmte ich und fügte hinzu: »Außerdem hast du mir Sex versprochen, schließlich sind wir lebend gelandet!« »Da hast du recht, aber rein theoretisch könnte ich dich auch gegen irgendeine Wand ficken.« »Könntest du, würdest du auch machen, will ich aber nicht.« »Na, wenn das so ist. Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mir ein Zimmer mit dir zu teilen.« »Ha! Gewonnen!« Glücklich umarmte ich ihn, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und ließ mir dann von einem lachenden Shinya die Schlüssel geben. Wir hatten erste Klasse gebucht und unsere Zimmer lagen direkt nebeneinander. Da wir den restlichen Abend frei hatten, packten Ruiza und ich in Ruhe unsere Koffer aus, verbrachten einige Zeit mit rumknutschen, danach trafen wir uns mit Shinya und machten uns auf den Weg ins Restaurant, den mein Magen knurrte und ich hatte verdammt großen Hunger, da ich im Flugzeug nichts gegessen hatte. Und die Reise von Tokyo nach Paris war nicht gerade kurz gewesen. Hier gab es kaum etwas, was ich kannte und etwas skeptisch probierte ich ein paar Gerichte, um festzustellen, dass es gar nicht so schlecht schmeckte. »Oh man, ich bin so voll«, stöhnte ich und ließ mich aufs Bett fallen, ich hatte echt das Gefühl, ich würde gleich platzen. »Ich hab dir gesagt, du sollst nicht so viel essen«, ermahnte mich Ruiza. »Ja Mama.« »Nenn mich nicht so.« »Warum nicht?« »Sonst dürfte ich dich nicht flachlegen.« »Dann würde ich platzen!« »Die Sauerei würde ich aber nicht wegmachen.« »DAS war mir klar.« »Hast du etwas anderes erwartet?« »Nein, dafür kenne ich dich gut genug.« Ich richtete mich auf, nur um keine Sekunde später festzustellen, das Ruiza mit dem Rücken zu mir stand und sich gerade in aller Seelenruhe auszog. Mein Blick wanderte über seinen schlanken Rücken, zu seinem knackigen Hintern und dann über seine Beine, die ich mehr als nur sexy fand, alles an Ruiza war VIEL mehr als nur sexy! In meinen Augen war er purer Sex. Besser, wenn ich ihm das aber nicht sagte… »Ich geh duschen, kommst du mit?«, fragte er und drehte sich zu mir um. »Klar, das kann ich mir doch nicht entgehen lassen.« Vergessen war mein voller Bauch, ich sprang auf, zog mich so schnell ich konnte aus und eilte ihm dann ins Bad hinterher. Ruiza stand bereits unter der Dusche und ich betrachtete den Anblick wie die Wasserstrahlen seinen Körper trafen einen Moment, dann öffnete ich die Schiebetür der Duschkabine, die übrigens aus Glas war, und gesellte mich zu ihm. Ich zog die Tür wieder zu und der Blonde zog mich zu sich, verwickelte mich in einen innigen, leidenschaftlichen Kuss und ich drückte meinen Unterkörper dicht an seinen. Meine Hände legten sich auf seinen Hintern und er keuchte in den Kuss hinein, was ich aber dank der prasselnden Wasserstrahlen leider kaum hören konnte. Das warme Wasser lief über unsere Körper und sorgte bei mir dafür, dass ich nur noch geiler auf den Mann würde, der mir ohnehin schon den Verstand raubte. Ein Welle purem Verlangen rauschte durch meinen Körper und die Schmetterlinge in meinem Bauch spielten verrückt, mein Herz pochte fast schon schmerzhaft gegen meinen Brustkorb und ich glaubte, auch Ruizas Herz heftig schlagen zu spüren. Aber das konnte natürlich auch Einbildung oder Wunschdenken sein. Mit meiner Hand umfasste ich seine Erregung und massierte sie gekonnt, während wir uns immer noch küssten. Ich wusste, dass er sicherlich nichts dagegen haben würde, mich hier zu nehmen und ich sollte Recht behalten. Er presste mich gegen die Wand und ich keuchte etwas überrascht. Ich zog mich an ihm hoch, er griff in meine Kniekehlen, drückte meine Beine auseinander, während ich sie hinter ihm verschränkte und während ich ihn näher an mich drückte, drang er in mich hinein. »Aaah Ruiza~«, stöhnte ich, ignorierte das Stechen und kam ihm mit meinem Becken entgegen. Er hatte den Kuss gelöst und knabberte nun am meinem Hals, bis er die Stelle fand, die mich dazu veranlasste, aufzuseufzen und den Kopf genießerisch in den Nacken zu legen. Er begann, sich zu bewegen und immer wieder in mich zu stoßen. »Aaah mehr~«, presste ich hervor und er erhöhte das Tempo seiner Stöße, bis er mich fast schon grob nahm und jedes Mal gegen den empfindlichen Punkt in mir stieß. Mein leicht verzweifeltes, genussvolles Stöhnen glich von der Lautstärke schon fast einem Schreien, aber das war mir egal, ich liebte Sex nun mal laut und ich zeigte es Ruiza nur zu gern, was er mit mir anstellte. Ich bewegte mich ihm entgegen, zwang ihn mit meinen Beinen tiefer in mich und es dauerte nicht lange, bis ich der Lust nachgab. Ruizas Orgasmus folgte meinem schnell und schwer atmend zog er sich wieder aus mir. Als ich wieder auf meinen eigenen Füßen stand, war ich kurz davor, mich an der Wand hinunter sinken zu lassen, entschied mich dann aber lieber dafür, mich gegen Ruiza zu lehnen. Ich konnte sein Herz ganz deutlich rasen spüren und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, ich war kurz davor, ihm zu sagen, was ich für ihn empfand, aber ich hielt es für keine so gute Idee, also schweig ich und genoss einfach den Augenblick. Tränen liefen mir über das Gesicht, aber sie blieben unbemerkt, dank den Wasserstrahlen, die angenehm warm auf unsere Körper prasselten. Warum weinte ich eigentlich? Na ja, wahrscheinlich spielten einfach meine Hormone verrückt. Irgendwann lösten wir uns voneinander und begannen, uns einzuseifen. »Was ist los? Deine Augen sind so rot«, stellte Ruiza fest und Sorge schwang kaum merklich in seiner Stimme mit. »Nichts, ich hab nur Wasser und Seife in die Augen bekommen«, meine Stimme hörte sich etwas belegt an, aber Ruiza gab sich zumindest für diesen Augenblick mit meiner Antwort zufrieden. Nach dem Duschen verließen wir beide das Bad, wir hatten uns nicht die Mühe gemacht, uns etwas anzuziehen. Der Blonde zog mich hinter sich her, warf sich auf das weiche Bett und ich setzte mich auf ihn. Langsam neigte ich mich zu ihm und unsere Lippen trafen vorsichtig auf einander. In Zeitlupe öffnete ich meine Lippen und kam ihm mit meiner Zunge entgegen. Seine Hände fuhren über meine Wirbelsäule und ein angenehmer Schauer lief über meinen Rücken, während er den Kuss erwiderte. Ich stutzte kurz, er ließ MICH dominieren, das hatte er bis jetzt noch nie getan…ach doch, einmal, aber da war er sturzbesoffen gewesen und DAS war er im Moment definitiv nicht! Aber na gut, dann ließ ich mich jetzt einfach mal auf das Spiel ein, fühlte sich auch gar nicht so schlecht an, mal die Fäden in der Hand zu haben. Obwohl ich die meistens in der Hand hatte und Ruiza immer machte, was ICH wollte, aber trotzdem ließ ich ihn dominieren – und ich ließ den Kuss inniger werden. Meine Hand wanderte zwischen seine Beine, erst strich ich ganz sanft über die Innenseite seines Oberschenkels und er seufzte wohlig. Ich löste den Kuss, sah ihm kurz in die Augen und leckte mir gierig über die Lippen, dann beschäftigte ich mich einen Moment lang mit seinem Hals. Ich ließ meine Lippen neugierig über seinen Körper wandern, zeichnete seine Muskeln liebevoll nach, ich hielt kurz bei seinen Brustwarzen, erst küsste ich die eine, saugte mich daran fest und biss zärtlich hinein, den Vorgang wiederholte ich auch bei der anderen, dann setzte ich meine Erkundungstour fort, während ich Ruiza immer wieder wohlig seufzen hören. Ich sah kurz zu ihm auf, er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer durch den Mund, seine Lippen verlockten zum Küssen! Ich leckte über seinen Bauchnabelpiercing – wie ich den liebte – und küsste ihn dann. Ich saugte vorsichtig an dem Metall und ich hörte Ruiza meinen Namen flüstern. An seiner Stimme konnte ich hören, wie erregt er war, aber ich ließ mich von ihm nicht hetzen. Ich setzte meine Reise nach unten fort und kam an seinem Beckenknochen an, wo er auch sofort meine Zähne zu spüren bekam. Ein leises, nachdrückliches Stöhnen seitens des Blonden unter mir ließ mich gnädig stimmen und ich wandte mich endlich der Hauptsache zu. Ich küsste über seine Erregung und leckte darüber. Ruizas Stöhnen wurde lauter und ich nahm die Spitze seiner Erektion in dem Mund, saugte daran und lauschte seinem lustvollen, erregten Stöhnen. »Hnng…Hide-zou…aah…mehr!«, das letzte Wort presste er mühsam hervor und ich wollte ihm den Wunsch natürlich erfüllen. War ich nicht lieb? Ich drang mit einem Finger in ihn, nahm dann noch eine zweiten hinzu und bewegte sie vorsichtig in ihm. Schnell hatte ich davon genug und ich zog sie wieder aus ihm heraus, löste dabei auch meinen Mund von seinem Glied und zog mich wieder an ihm hoch. Langsam drückte ich seine gespreizten Beine noch weiter auseinander, bis er irgendwann scharf Luft holte und ich drang vorsichtig in ihn ein, mein Gott war er eng! Irgendwann kam ich nicht weiter und ich hauchte: »Entspann dich.« Ich wusste, dass es schon länger her war, dass jemand ihn flachgelegt hatte und dass er die Beine für einen anderen breit gemacht hatte. Er entspannte sich wirklich und ich drang so weit in ihn ein, wie es ging. Ich gab ihm kurz Zeit, sich an mich zu gewöhnen und mit einem kurzen, willigen Seufzen gab er mir bescheid, dass er bereit war. Langsam fing ich an, mich zu bewegen und es machte mich schier verrückt, es war das erste mal, dass ich oben lag und Ruiza war verdammt eng. Ich war mir sicher, dass er bestimmt auch Schmerzen fühlte, aber er drängte sich mir entgegen und ich stieß gegen seine empfindliche Stelle. Er stöhne lustvoll und ich bewegte mich schneller. Ich hörte mich selbst stöhnen und die Lust schien von meinem Körper Besitz zu ergreifen. Ruizas Fingernägel kratzten über meinen Rücken und gruben sich dann in meine Haare, ich erhöhte das Tempo, bleib aber immer noch vorsichtig, ich wollte ihm nicht weh tun und außerdem ging es mir gerade um mehr als nur Sex, vielleicht war es für ihn nichts weiter, aber für mich hatte dieses eine Mal eine ganz besondere Bedeutung. Dieses unbeschreibliche Gefühl, eins mit einem Menschen zu werden, körperlich hatte ich es vor allem bei Ruiza schon oft gespürt, aber auch das Gefühl, dass sich unsere Herzen verbanden und einander festhielten, das erste Mal, dass er sich mir hingab. Ich musste mich ernsthaft zusammen reißen um nicht vor ihm zum Orgasmus zu kommen. Sein Körper spannte sich unter mir an und er zog sich um mich zusammen als er mit einem lauten Stöhnen, das tief aus seinem Brustkorb kam, seinen Höhepunkt erreichte und ich konnte ihm nicht standhalten. Ich ergoss mich in ihn und sank dann total erschöpft aber glücklich auf ihm zusammen. »Ich liebe dich Ruiza«, hörte ich mich ganz leise selbst flüstern und er legte seine Arme um mich. »Was hast du gesagt?«, fragte er nach, ich war mir sicher, dass er mich genau verstanden hatte und es kostete mich alle Überwindungskräfte, es zu wiederholen, da es mir eher versehentlich herausgerutscht war. »Ich.liebe.dich«, sagte ich und betonte jedes Wort einzeln. »Meinst du es ernst?« »Würde ich es sonst sagen du Holzkopf!«, Tränen brannten in meinen Augen aber ich hielt sie zurück, ich wollte nicht JETZT schwach werden, ich wollte vor Ruiza nicht in diesem Augenblick Schwäche zeigen. Denn die Liebe war ohnehin schon meine größte Schwäche. »Seit wann?« »Seit…ich dich kenne.« »Warum hast du denn nie etwas gesagt?« »Weil ich nicht den Mut hatte und ich hab immer gewartet, dass du den ersten Schritt machst.« »Und ich hab darauf gewartet, dass du den ersten Schritt machst…«, entgegnete Ruiza und hob mein Gesicht mit seinen Fingern, womit er mich zwang, ihn anzusehen. »Du…«, mehr brachte ich nicht zu Stande. Ruiza drückte mir einen Kuss auf die Lippen, womit er mich zum Schweigen brachte, dann hauchte er mir ins Ohr: »Ich liebe dich Hide-zou, seit ich dich das erste mal gesehen habe.« Okay, DAS war definitiv ein TRAUM, nicht die Wirklichkeit! Ich wartete darauf, dass ich jeden Moment aufwachen würde und wahrscheinlich würde ich dann noch in Tokyo sitzen, oder im Flugzeug, aber NICHT auf Ruiza liegen und mir sein Liebesgeständnis anhören, so etwas konnte doch nur ein Traum sein, nicht wahr? Ich musste völlig übergeschnappt sein. Ich war nicht in der Lage etwas zu sagen, mein Gehirn wollte seine Worte nicht verarbeiten, aus Angst, es könnte sich doch nur um einen Traum handeln. Also schwieg ich eine Zeit. Die Stille war mit Spannung gefüllt und machte ganz den Eindruck, als könnte man sie zerreißen. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut, vielleicht lag das an meinem schlechten Gewissen, schließlich hatte mir der Mann meiner Träume seine Liebe gestanden und trotzdem war ich nicht dazu fähig, IRGENWAS zu tun oder zu sagen. Mein Gehirn war wie leer gefegt und mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. »Hide-zou?« »Hm.« »Worüber denkst du nach?« Eigentlich über gar nichts. »Willst du weitermachen wie zuvor?«, fragte ich ihn schließlich. »Nein.« Die Bestimmtheit mit der er das Wort aussprach, ließ mich unwillkürlich zusammenzucken und ich sah ihn unsicher an. »Ich habe dir nicht gesagt, dass ich dich liebe um dann SO weiterzumachen. Bist du bereit, dich auf eine Beziehung mit mir einzulassen?« »Ja.« »Ehrlich? Ich will dich nicht zwingen…« »Ruiza«, schnitt ich ihm freundlich aber bestimmt das Wort ab, »ich liebe dich.« »Ich liebe dich auch.« Ich neigte mich über ihn und meine Lippen verschmolzen mit seinen zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss, der immer fordernder wurde und JETZT hatte ich noch weniger Probleme damit, ES ihm zu geben. Ich hatte ihm mein Herz geschenkt, mein Körper gehörte ihm schon lange, aber jetzt konnte er alles haben. Während wir uns küssten, richtete ich mich auf und setzte mich breitbeinig auf ihn, rieb meinen Unterkörper immer wieder gegen seinen. Ich was so vertieft in den Kuss, dass ich kaum merkte, wie er mit seinen Fingern in mich drang und sie bewegte, erst als er sie wieder herauszog und durch seine Erektion ersetzte, schnappte ich überrascht nach Luft, wobei ich mein Becken senkte und ihn so noch weiter in mich zwang. Ich keuchte. Und dann bewegten wir uns. Ich genoss es diesmal vielleicht sogar noch mehr, als ich es ohnehin schon tat, insofern das überhaupt noch möglich war und lustvoll stöhnte ich. Ich hatte das Gefühl, dass Ruiza die empfindliche Stelle in mir durch diese Stellung noch genauer und härter traf. Ich bog den Rücken durch, kratzte mit meinen Fingernägeln eher versehentlich über seine Brust und spannte den ganzen Körper an, wehrte mich aber noch gegen den Orgasmus. »Aaah Hide-zou«, presste Ruiza hervor und ich war mir sehr sicher, dass ich ihn ziemlich eingeengt hatte. »Mach das nicht noch mal«, keuchte er als ich mich wieder entspannt hatte. Ich grinste ihn dreckig an und säuselte erotisch: »Dann fick mich.« Augenblicklich wurden seine Stöße schneller und härter und die Sternchen blinkten nur so vor meinen Augen. Plötzlich umfasste er mit seiner Hand mein bestes Stück und fing an, schnell daran zu reiben. Ich wollte etwas sagen, aber das einzige, was noch über meine Lippen kam, war ein lautes, erregtes Stöhnen. Und zu mehr bedarf es im Moment auch nicht, schließlich redete man(n) nicht beim Sex! Schließlich war es mir doch zu viel des Guten, spannte meinen Körper an, bog meinen Rücken erneut durch und ergoss mich dann mit seinem Namen auf den Lippen in seine Hand, er folgte mir sofort und fasziniert betrachtete ich seinen Brustkorb, der sich unregelmäßig und hektisch hob und senkte. Und mein Bauchgefühl verriet mir, dass wir es heute nicht dabei belassen würden. Am nächsten Morgen war ich total fertig und hätte am liebsten den ganzen Tag geschlafen! Aber Ruiza war so lieb und schmiss mich wortwörtlich aus dem Bett, wobei ich die Decke mit mir zog und ich war nahe davor, einfach auf dem Boden weiterzuschlafen. Ich hörte ihn an irgendwas herumkramen, dann flogen mir frische Boxershorts entgegen und ich seufzte ergeben. Ich richtete mich auf und zog mich an, dann machten wir uns auf den Weg zum Frühstück, wo wir einen sehr müden Shinya trafen und wenn Shinya müde war, hieß das auch meistens, dass er schlechte Laune hatte und DIE hatte er wirklich! »Guten Morgen Shin«, trällerte ich dennoch drauf los. »Scher dich zum Teufel!«, fauchte er. »Huh? Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?« »Welche LAUS? Wenn ihr es noch ein Mal der Meinung seid, mehr als zwei Mal in einer Nacht ficken zu müssen, dann bitte, wenn ich euch nicht dabei ZUHÖREN MUSS!« Ich sah ihn überrascht an. »Die Suiten sind ja schön und gut, aber mein Schlafzimmer grenzt an eures und die Wände sind sehr dünn!«, erklärte der Rothaarige und ich wurde rot, sehr rot. Ruiza bemerkte das natürlich und kniff mir grinsend in den Hintern. »Schatz, das muss dir nicht peinlich sein. Er könnte sich auch ein anderes Zimmer nehmen.« »SCHATZ? Seid wann redest du Hide-zou mit SCHATZ an?«, kam es total erstaunt und sehr verwundert von Shinya und sein Ärger schien vergessen. »Ich darf meinen Freund nennen, wie ich will.« »Deinen Freund…? Hab ich was verpasst? Seit wann seid ihr zusammen?« »Seit gestern Abend.« »Okay, vergesst was ich gesagt hab, herzlichen Glückwunsch, ich dachte schon, ihr kriegt das nie auf die Reihe. Setzt euch!« Ähm ja… Shinya litt eindeutig unter Stimmungsschwankungen, aber so gefiel er mir wesentlich besser und ich nahm neben ihm Platz. »Was meinst du mit „ich dachte schon, ihr kriegt das nie auf die Reihe“?«, hakte ich nach. »Ein blinder Opa mit Krückstock sieht, dass ihr euch liebt, nur ihr beiden hab’s nicht gemerkt.« »Ich hab darauf gewartet, dass Rui-chan den ersten Schritt macht.« »Und ich hab darauf gewartet, dass Hide-zou den ersten Schritt macht, denn er dann auch eher unfreiwillig getan hat.« »Ihr seid kompliziert!« »Es ist nun mal nicht jeder so wie du«, entgegnete Ruiza lächelnd. »DAS würde die Welt auch nicht verkraften«, meldete ich mich lachend zu Wort und stand auf um mit etwas vom Buffet zu holen. Das Frühstück verlief recht gut gelaunt und Shinya schien seinen Groll auf uns wirklich vergessen zu haben. Am Abend sollte die Modeschau stattfinden, obwohl nicht ich sondern Ruiza daran teilnehmen würde, wurde ich mit jedem Blick auf die Uhr nervöser. Ruiza machte sich schon Stunden vor mir auf den Weg, schließlich musste er noch zur Maske und die Leiter der Modenschau wollten noch irgendwas besprechen. Da auch Shinya bereits gegangen war, verbrachte ich die Zeit auf dem Zimmer, fernsehen brachte mir nicht viel, weil ich weder englisch noch französisch konnte und so kam ich auf die Idee, Yasu anzurufen. Allerdings konnte ich ihn nicht erreichen und ich wählte Kiyoharus Nummer. Ich wollte einfach mit irgendjemandem sprechen und die Zeit totschlagen. Aber auch er hob nicht ab, ich vermutete mittlerweile, dass es in Tokyo bereits mitten in der Nacht war. Aber egal, ich hatte noch ein paar Nummern in meinem Telefonbuch, einer musste ja noch auf sein und der durfte dann unter mir leiden. Bei Hakuei war die Chance groß, dass er noch wach war, aber eigentlich war ich nicht sonderlich scharf drauf, mit ihm zu sprechen, vielleicht Rose oder Gara? »Hm?«, grummelte es am Ende der Leitung und mir fiel es schwer KEINEN Lachanfall zu bekommen. »Guten Morgen Rose«, gluckste ich sichtlich amüsiert. »Was willst du Hide-zou?«, er hörte sich müde an, wodurch ich seinen koreanisches Akzent noch süßer fand. »Mir ist langweilig.« »Und deshalb rufst du mich mitten in der Nacht an?« »In Paris geht die Sonne auch gerade unter. Okay, nein, eigentlich ist sie schon vor zwei Stunden untergegangen, das ist nun mal der Nachteil des Winters.« »Ach stimmt«, er gähnte, »du bist ja in Paris. Jetzt weiß ich auch, warum es heut so ruhig war.« »Positiv oder negativ?« »Kannst du dir aussuchen, ich will ja nicht so gemein sein«, allmählich kehrte Leben in seine Stimme zurück. »Wie viele hast du eigentlich schon aus dem Schlaf geklingelt?« »Ich glaub niemanden, Yasu ist nicht dran gegangen, dann wird Hal auch nicht abnehmen und Kiyoharu auch nicht, aber bei ihm bin ich mir sehr sicher, dass er sein Handy einfach ignoriert hat.« »Das hätte ich auch tun sollen…« »Was soll das denn heißen? Magst du mich nicht mehr?«, schmollte ich. »Ach was, natürlich mag ich dich noch. Aber du raubst mir meinen Schönheitsschlaf.« »Für wen willst du denn schön aussehen?« »Ich wüsste nicht, was dich das anginge«, ich hörte sein Lachen und wurde SEHR neugierig. »Jetzt rück mal mit der Sprache raus!« »Ach was, im Moment hab ich gar nicht die Zeit für eine Beziehung.« »Warum muss es denn gleich eine Beziehung sein?« »Weil nicht jeder so ist wie du!« »Soll das ein Vorwurf oder eine Beleidigung sein?« »Weder noch, es war eine Feststellung, eine Tatsache«, erklärte er und ich hörte etwas rascheln, wahrscheinlich hatte er sich aufgesetzt oder war aufgestanden. »…Rose? Mit wem redest du?«, ertönte eine Stimme im Hintergrund. »Sag nicht, du warst bis eben noch wach«, erstaunen schwang in Roses Stimme mit, auch wenn ich sie kaum hören konnte, wahrscheinlich hielt er den Lautsprecher zu, weshalb die Antwort auch merkwürdig verzehrt klang, aber ich war mir sicher, dass ich diese Stimme kannte: »…doch, nein, eigentlich doch nicht…ich wollte ja nachkommen, bin dann aber im Sessel eingeschlafen.« »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so viel arbeiten, die Handwerker schaffen das auch ohne deine Hilfe.« »Ich hab die aber nicht gerne unbeaufsichtigt in meiner Wohnung!« »Mensch Haku! Jetzt sieh zu, dass du ins Bett kommst, wir müssen morgen früh raus«, jetzt machte es klick bei mir. Hakuei. Aber was um alles in der Welt suchte HAKUEI bei ROSE? Und was hatte das mit Handwerkern zu tun? »Rose?«, meldete ich mich wieder zu Wort, war mir aber nicht sicher, ob er es gehört hatte, also wiederholte ich seinen Namen noch mal laut. »Oh sorry Hide-zou hab dich ganz vergessen!« »Wie lieb von dir«, entgegnete ich lachend und versuchte mir vorzustellen, wie Rose in seinem Bett saß, mit total verwuschelten Haaren und todmüde, Hakuei im Türrahmen, natürlich oben ohne wie ich ihn kannte, dreckig grinsend. Auf der einen Seite hatte ich Mitleid mit dem Blonden, auf der anderen Seite würde ich auch gerne mit ihm tauschen, hätte ich nicht Ruiza. »Sag mal Rose, was zum Teufel sucht HAKUEI bei dir?« »Die Wasserleitung in seiner Küche ist kaputt gegangen und da herrscht das reinste Chaos, auf der Baustelle kann ja keiner übernachten, also ist er für die Zeit zu mir gezogen. Mit ihm lässt’s sich gut leben.« »Heißt mir anderen Worten, dass du geilen Sex hattest, während ich im Flugzeug saß und fast vor Angst gestorben bin?« »Du hast Flugangst? Nein, wir hatten keinen Sex. Was, wenn es nach Hakuei gehen würde, anders aussehen würde…« »Stell mich nicht als sexbesessene Bestie dar!«, mischte Hakuei sich lachend ein. »So war das nicht gemeint, aber denkst du, ich merke nicht, dass du es willst?« »Wer von uns beiden will wirklich? Ich oder du? Hast du schon mal auf deine Hände geachtet, wo die durch Zufall immer mal hinwandern?« Ich lauschte ihnen lachend, mischte mich dann aber doch ein: »Das könnt ihr gerne ausdiskutieren, wenn ich euch nicht zuhören muss.« »Und außerdem, der einzige, der hier wohl geilen Sex hat, bist du«, wandte sich Rose wieder an mich. »Ich darf ja wohl mit meinem Freund schlafen!« »Natürlich darfst du mit deinem Freund-…mit deinem FREUND?« »FREUND? Wer hat einen Freund?«, meldete sich sogleich auch die Stimme aus dem Hintergrund. »Ja, mit meinem Freund.« »Du bist mit Ruiza zusammen?«, fragte Rose sichtlich überrascht und sofort gab auch Hakuei seinen Teil zum Besten: »Hide-zou ist mit RUIZA ZUSAMMEN?« Ich lachte, ich fand es wirklich lustig und es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder beruhigt hatte. »Ja, mit wem denn sonst? Mit Shinya vielleicht? Oder mit Hal?« »Nee, Shinya hat Toshiya und Hal hat Yasu.« »Genau und du hast ja momentan Hakuei.« »Red dir ein, was du willst. Hast du etwas dagegen, wenn ich jetzt auflege?« »Ja.« »Gut, ein Grund mehr, es zu tun«, er lachte und hörte sich dabei wirklich müde an, natürlich würde ich es ihm nicht böse nehmen, würde er auflegen! »Gute Nacht, Rose«, antwortete ich. »Dir auch…genieß die Modeschau«, mit den Worten legte er dann auf und ich hörte ein monotones Tuten in der Leitung. Ich drückte das Gespräch weg und ließ mein Handy in meine Hosentasche gleiten, dann warf ich einen prüfenden Blick in den Spiegel und entschied mich dazu, ein anderes Hemd anzuziehen. Also ging ich zu meinem Koffer und kramte darin herum, bis ich fand, was ich gesucht hatte. Ich knöpfte das Hemd, was ich zurzeit trug, auf, zog es aus und schlüpfte schnell in das andere. Ich zupfte noch kurz an meinen Haaren herum, dann war ich zufrieden und verließ das Hotelzimmer. Wo musste ich doch gleich hin? Ich wusste es nicht mehr so genau, also blieb mir nichts anderes übrig, als Shinya eine SMS zu schreiben, mir war es peinlich, deshalb wollte ich Ruiza nicht fragen. Schnell kam die Antwort mit besagter Adresse und jetzt stellte sich die Frage, wie ich dahin kommen sollte. Mit meinem absolut schlechten englisch schaffte ich es irgendwie, der Frau an der Rezeption klar zu machen, dass sie mir bitte ein Taxi bestellen sollte was mich zu besagter Adresse fahren sollte und – oh Wunder – es klappte sogar und ich kam pünktlich. Mir fiel es nicht schwer, einen guten Platz zu ergattern, denn einer war extra für mich reserviert! Und ich hatte freie Sicht auf den Laufsteg. Der Platz neben mir und der daneben waren noch frei, sonst waren soweit ich das erkennen konnte, alle Plätze belegt. Ich vermutete, dass das Wort, was auf den Karten auf den Sitzen stand, ‚Reserviert’ heißen sollte, denn keiner wagte es, sich dorthin zu setzten. »Hide-zou, freut mich, dich zu sehen«, ertönte plötzlich Kyos freundliche Stimme neben mir und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Ich hatte nicht mit ihm gerechnet und ich sah auf. Neben ihm stand Atsushi, mit dem ich noch WENIGER gerechnet hatte! »Kyo, Atsushi-san«, begrüßte ich die beiden kurz und sie nahmen auf den Plätzen neben mir Platz. »Ich wusste gar nicht, dass ihr kommen wolltet«, meinte ich. »Wusste ich bis gestern auch nicht, war Atsushis Idee.« Ich zog eine Augenbraue hoch. »Und wann seid ihr angereist?« »Heute Morgen. Wie war denn euer Flug?« Ich seufzte. Und Kyo fragte: »Deine Flugangst?« »Ja, ich glaub ich setz keinen Fuß mehr in ein Flugzeug!« »Auch nicht, wenn Ruiza darin auf dich wartet?« »Okay, dann schon!«, rief ich und meine Chefs lachten. Man hörte Atsushi selten lachen und jetzt, wo er es tat, hörte man es wegen dem Lärm der anderen kaum! Plötzlich wurde Musik eingespielt und die Leute verstummten allmählich. Dann trat der Veranstalter der Modeschau auf die Bühne, ein mittevierzigjähriger Mann mit grau meliertem Haar und herzlichen Gesichtsausdruck. Er eröffnete den Abend mit ein paar Worten auf Englisch, ich hatte mal wieder keine Ahnung was er sagte. »Grob ausgedrückt wünscht er uns einen schönen Abend«, übersetzte Kyo mir und ich nickte. Nebel bildete sich auf dem Laufsteg und helle Funken sprühten aus ihren ‚Kanonen’, dann erschien plötzlich Shinya. Er lief elegant und anmutig, mit hocherhobenem Kopf über den Laufsteg. Die engen Sachen betonten seine Figur und er sah einfach nur umwerfend aus. Am Ende des Laufsteges blieb er stehen, drehte sich kurz nach recht und nach links, damit man ihn gut betrachten konnte, dann drehte er um und gleichzeitig lief ein anderes Model los. Ich hatte ihn vorher noch nie gesehen. Ein Europäer, ich gebe es zu, er sah gut aus, sehr gut, aber mein Typ war er absolut nicht. Er wirkte zudem eingebildet und arrogant und kein bisschen schwul. Außerdem war ich ja in festen Händen. Es dauerte einige Zeit, bis Ruiza endlich an der Reihe war, aber das Warten hatte sich gelohnt. Es fiel mir schwer, vor Begeisterung und Faszination nicht vom Stuhl zu fallen. Ein angedeutetes Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen. Die Sachen waren ihm wortwörtlich auf den Leib geschneidert. Ruiza trug ein Oberteil aus schwarzem Lackleder, die Trägerärmel sahen aus wie dünne Gürtel mit Lochnieten, das Oberteil wurde auf seiner Brust nur durch viele Bänder zusammengehalten und war bauchfrei, wodurch sein Bauchnabelpiering gut zur Geltung kam. Dazu trug er Stulpen an den Armen, eine kurze, schwarze Hose, ebenfalls aus Lackleder und Overkneestiefel. Umwerfend sexy war die einzige, halbwegs passende Beschreibung, die mir im Moment für ihn einfiel. Ich genoss den Anblick und für wenige Sekunden trafen sich unsere Blicke, seine Augen leuchteten freudig auf, dann drehte er sich zur anderen Seite und machte sich einige Sekunden später auf den Rückweg. Ihm folgen ein paar Models, dann lief Shinya zum zweiten Mal über den Catwalk, diesmal in anderen Sachen, die ebenfalls wunderschön aussahen. Die Modeschau ging meiner Meinung viel zu schnell vorbei und Ruizas Auftritte waren jedes Mal viel zu kurz! Ich glaube, ich sollte ihn mal überreden, sich mehr sexy Kleidung zu kaufen, Sachen, in denen nur ich ihn sehen durfte! Das sollte nicht heißen, dass er nur weite, schlabberige Sachen trug, denn das tat er nicht, aber er zeigte nicht jeden Tag SO viel Haut! Und ich genoss den Anblick, wäre ich mit ihm allein gewesen, hätte ich ihn wohl auf der Stelle verführt… Zum Schluss kamen noch mal alle Models auf den Laufsteg und verbeugten sich vor der wild klatschenden Menge. Als die Modenschau dann offiziell beendet war und die Aftershowparty begann, machte ich mich erst Mal mit Kyo und Atsushi auf den Weg zum Backstagebereich. Die Security ließ uns sogar durch. Die Models waren gerade dabei, sich umzuziehen und Ruiza unterhielt sich angeregt mit Shinya. Ich durchquerte den großen Raum mit schnellen Schritten, packte Ruiza und drückte erstmal sehnsüchtig meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss nicht minder harsch. »He! Das könnt ihr nachher machen«, mischte sich Shinya ein und ich hörte das Lachen dreier Personen und wir lösten uns schwer atmend von einander. »Sorry, das MUSSTE sein!«, verteidigte ich mich grinsend. »Schon okay, brauchst dich doch nicht entschuldigen«, Kyo lächelte mich mit seinem ‚Jeder kennt das’-Lächeln an und ich wurde rot. »Ruiza, du warst UMWERFEND!«, richtete ich das Wort schließlich an meinen Freund. »Im wahrsten Sinne des Wortes«, bestätigte Atsushi und sein Blick richtete sich auf mich. »Danke. Es war ein gutes Gefühl, mal wieder auf dem Laufsteg zu sein, stimmt’s Shin?« »Ja! Beim Probelauf hab ich mich gefühlt wie ein alter Sack, der das schon jahrelang nicht mehr gemacht hat!«, Shinya stöhnte gespielt genervt und wir lachten. »Du bist doch kein alter Sack!«, meinte ich. »Nein stimmt, die einzige, die hier alte Säcke sind, sind Kyo und Atsushi«, lachte der Rothaarige. Ich stimmte in sein Lachen ein und auch Ruiza konnte sich nicht halten. Kyo und Atsushi hingegen sahen uns empört an, dann grinste der Blonde und meinte: »Atsu, findest du nicht auch, dass es allmählich Zeit wird, dass wir in Rente gehen?« »Aber voll und ganz! Dann müssen wir nur noch zwei Nachfolger suchen, am besten ein Designer für Leute ab vierzig.« »Und einen Chef, dem es nur ums Geld geht.« »Der nicht so großzügig den Models einfach mal frei gibt.« »Und der kein offenes Ohr für alle hat.« »Und vergiss nicht, er muss so verklemmt sein, dass er alle Beziehungen innerhalb der Company verbietet und es nicht duldet, wenn die Models auf den Toiletten vögeln, weil sie kein Zuhause haben.« Den beiden schien es sichtlich Spaß zu machen, sich solche Horrorvisionen auszudenken! Würde DAS wahr werden, würde ich sofort die Company verlassen! »Aber er darf kein Model entlassen und keins darf selbst kündigen, sie gehören nämlich ihm!«, sagte Kyo und ich musste mir eine andere Methode überlegen, um aus dieser Hölle zu entkommen, wie wäre es mit Selbstmord? Ich schüttelte grinsend den Kopf. »Das würdet ihr uns eh nicht antun«, meinte Ruiza, klang dabei aber nicht sonderlich überzeugend. »Natürlich würden wir euch das antun! Ihr bezeichnet uns ja auch als alte Säcke!«, lachte Kyo und Atsushi nickte. Was ich mich gerade fragte, seit wann verstanden sich die beiden eigentlich so gut? Und seit wann REDETEN sie miteinander? Irgendwas war mir schon den ganzen Abend lang komisch vorgekommen, jetzt wusste ich auch was. Sie gingen sich nicht aus dem Weg und Atsushi hatte auch noch GUTE Laune! »Na gut, das war nicht so gemeint, ihr seid die besten Chefs, die man haben kann!«, gab Shinya von sich und grinste. »Dann sind wir aber beruhigt«, warum sprach Kyo eigentlich die ganze Zeit für beide? »Kommt, lasst uns auch auf die Aftershowparty gehen! Ich will noch ein bisschen Spaß haben«, ich zog Ruiza hinter mir her und die anderen folgten uns. Die Musik dröhnte uns schon entgegen und mein Weg führte uns erstmal direkt zur Bar, wo ich für alle was hochprozentiges bestellte. Ich nahm mir vor, mich heute mal richtig voll laufen zu lassen! Irgendwann waren unsere lieben Chefs verschwunden, keine Ahnung wohin, interessierte mich in meinem Dämmerzustand nicht wirklich. Ruiza und ich tranken um die Wette, Shinya hatte anfänglich auch mitgemacht, aber er hatte schnell aufgegeben, mit der Erklärung, er wolle nicht die nächsten Tage im Koma verbringen und seine Gehirnzellen wären ihm zu schade… Na ja, okay, egal, zu zweit war es auch lustig. Nach etlichen Gläsern Hochprozentigem entschieden wir uns dafür, eine kleine Pause zu machen und ich zog ihn auf die Tanzfläche. Ich liebte es mit Ruiza zu tanzen, nur leider machten wir das viel zu selten. Als ein langsames Lied angespielt wurde, legte er seine Arme um mich und meine Hände ruhten auf seiner Hüfte, die er sexy im Takt des Liedes kreisen ließ. Irgendwie fanden unsere Lippen zueinander und unsere Zungen tanzten ebenfalls liebevoll miteinander. Ich hatte meine Augen geschlossen, gab mich ganz Ruiza und der Musik hin. Wie immer dominierte er und ich genoss es einfach. Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, brummte mein Kopf, als würde darin ein Formel 1-Rennen stattfinden. Ich stöhnte und richtete mich mehr schlecht als Recht auf. Mit tat alles weh! Und ich wusste nicht warum. Ich kramte in meinen Erinnerungen nach dem vergangenen Abend, fand aber nicht viel. Nach der Modenschau waren wir zu Shinya und Ruiza gegangen, hatten herumgealbert und uns über irgendwas unterhalten, danach war die Aftershowparty, aber selbst an die konnte ich mich nicht mehr richtig erinnern. Da war ein tiefes schwarzes Loch. Aber immerhin war es schön warm auf mir. Ich sah an mir herunter und entdeckte Ruiza, der halb auf mir lag und noch zu schlafen schien. Verträumt strich ich ihm ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. Ruiza kicherte leise und regte sich. »Morgen Schatz«, sagte ich. »Guten Mittag wohl eher«, entgegnete Ruiza nachdem er auf die Uhr sah. »Schon so spät?« »War ja auch eine lange Nacht gestern.« Ich schwieg, schließlich konnte ich darauf nichts erwidern, denn ich hatte es vergessen. Es kam nicht oft vor, dass ich ein Blackout hatte, war vielleicht das zweite Mal und es ärgerte mich. Ich seufzte frustriert, Ruiza zu fragen, was in der vergangenen Nacht alles passiert war, war mir zu peinlich. Also würde ich es wohl nie erfahren… »Oje, du hast es vergessen?«, fragte er mich und ich nickte stumm. Das brachte ihn zum Lachen. »Schade eigentlich, war nämlich ne verdammt geile Nacht!« »Lass mich raten, wir haben miteinander geschlafen?« »Ja, so könnte man es nennen. Du solltest öfter angetrunken sein, du wolltest gar nicht mehr aufhören. Wir haben sämtliche Stellungen durchprobiert und es hat ziemlich lang gedauert, bis wir den Weg ins Schlafzimmer und dann auch noch zum Bett gefunden haben«, er lachte bei der Erinnerung an gestern und ich wurde unwillkürlich rot. Klar hatte ich schon oft Sex mit Ruiza gehabt und wir haben einige versaute Dinge probiert, aber dass ich mich jetzt nicht mehr daran erinnern konnte, war mir sehr, sehr peinlich. »Jetzt weiß ich wenigstens, warum mir alles wehtut.« »Denkst du mir geht es besser? Du warst ganz schön brutal, ich glaub, ich lass dich nie wieder oben liegen!« Ich lief rot an und mied seinen Blick, er hatte mich also schon wieder oben liegen lassen?! Es war ungewöhnt für mich, aber es gefiel mir auch. Ich war wirklich glücklich Ruiza zu haben, er gab mir das Gefühl, etwas Wert zu sein. In meiner Vergangenheit hatte es da nicht so rosig ausgesehen, die meisten hatten mich als Sexobjekt angesehen und hatten neben mir noch was mit zwei, drei oder vier anderen Typen! Eigentlich war es mir völlig fremd, dass sich jemand um meine Gefühle kümmerte und mir treu war, oder dass jemand einfach mal den Kürzeren zog und mich dominieren ließ. Erst Ruiza hatte mir gezeigt, was mir die ganzen Jahre über gefehlt hatte. Er hatte mir nie das Gefühl gegeben, nur ein Objekt seiner Begierde zu sein, etwas total Unwichtiges oder so. Obwohl wir sehr lange nicht zusammen waren, hatte er mir immer gezeigt, dass man einander vertrauen muss. Er hatte mir klar gemacht, dass ich ihm etwas bedeutete, deshalb hatte ich immer die Beine für ihn breit gemacht, bei Ruiza hatte ich damit keine Probleme gehabt. »Du brauchst dich doch nicht schämen«, lachte er, »wenn es mir nicht gefallen hätte, hätte ich ja nicht mitgespielt, oder?« »Stimmt…« »Na siehst du. Ich liebe dich Hide-zou. Für dich würde ich die Welt anhalten, wenn es sein müsste.« Ich glaubte ihm sofort. Wie konnte ich auch anders? Ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und strahlte ihn glücklich an. »Ich liebe dich auch.« »Ich glaub, es wird allmählich Zeit, dass wir aufstehen.« »Warum? Hier ist es gerade so gemütlich!« »Ist ne Überraschung.« Eine Überraschung? Als ich das hörte, nickte ich zustimmend und Ruiza gab mich frei. Sofort sprang ich auf, schnappte mir frische Unterwäsche und verschwand im Bad um zu duschen, natürlich folgte mir der Blonde lachend. Als erstes fuhren wir zum Eifelturm und begeistert lief ich die Treppen hoch. Vielleicht hätte ich doch lieber den Aufzug nehmen sollen? Na ja, jetzt war ich auch oben! Ruiza war mir gefolgt und grinste mich an. Ich hasste es, dass er eine bessere Kondition hatte! Fasziniert sah ich mich um und Ruiza legte seine Arme um mich. Als wir wieder unten waren, wollte Ruiza natürlich unbedingt ein Foto von uns beiden vor dem Eifelturm und er fragte eine junge Frau höflich, ob sie denn so nett wäre und ein Foto von uns machen könnte. Sie tat es sogar und wir bedankten uns freundlich. »No problem«, entgegnete sie lächelnd, dann war sie auch wieder verschwunden. Und da wir schon mal in Paris waren, konnte selbst ich es mir nicht nehmen lassen, ein paar Boutiquen abzuklappern, was Ruiza sehr erstaunte, schließlich war ich ein totaler Shopping-Muffel! Wir ließen jede Menge Geld in den Kassen und Ruiza strahlte über das ganze Gesicht, ich liebte es, ihn so glücklich zu sehen. »Paris ist schön!«, schwärmte ich und plötzlich gab mein Magen auch noch seinen Kommentar zum Besten. »Na, hungrig?«, fragte Ruiza kichernd. »Du kennst mich, ich könnt den ganzen Tag essen!« Diese Eigenschaft war wohl ansteckend, denn mittlerweile aß Hal alles, was man ihm vorsetzte. Ich fand es lustig, denn als wir ihn kennen gelernt haben, hatte er so gut wie nie etwas gegessen. Zum Glück hatte es sich geändert. »Dann komm mal mit«, mein Freund griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, schnell holte ich auf und wir liefen nun nebeneinander her. Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont und ich betrachtete das, was ich vom Sonnenuntergang sehen konnte. Ich liebte Sonnenuntergänge! Abrupt blieb Ruiza stehen und ich sah ihn verwirrt an, dann verstand ich! Wir standen vor einem edlen, schönen und vor allem sehr romantisch aussehenden Restaurant und mein Herz machte einen kleinen Rückwertssalto. Er wollte mich doch nicht etwa einladen?! »Los, rein mit dir«, sagte er und hielt mir die Tür auf. Okay, er wollte mich einladen! Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann trat ich hinein und er folgte mir. Ein Kellner lief auf uns zu und Ruiza fragte ihn wahrscheinlich nach einem Platz, denn der Mann nickte und führte uns durch das ganze Restaurant zu seinem Zweiertisch an einer Glasfront. Von hier konnte man den Sonnenuntergang gut beobachten und das Licht glitzerte auf dem Teich im Garten. Das alles verschlug mir echt die Sprache. Der Kellner brachte uns die Speisekarten und zündete eine Kerze an. Vor mir stand eine aufwendig gefaltete Serviette und ich stellte sie vorsichtig bei Seite, wollte sie nicht kaputt machen. Wir bestellten gleich unsere Getränke, dann wandte ich mich neugierig der Speisekarte zu. Ich suchte nach etwas, was ich kannte, konnte aber nichts finden. Also wählte ich nach dem Prinzip ‚Der beste Name macht’s’ und da ich kein Französisch konnte, entschied ich mich für das, was sich in meinen Ohren am besten anhörte. Ruiza schien mehr Ahnung zu haben. Ganz gezielt überflog er die Speisekarte und schien zu finden, was er suchte. Als der junge Mann wieder kam, um uns unsere Getränke zu bringen, gaben wir gleich unsere Bestellung auf. »Warst du schon mal hier?«, fragte ich ihn neugierig. »Ja. Als ich das letzte Mal in Paris gewesen bin.« »Mit deinem damaligen Freund?«, ich weiß nicht warum ich das fragte, aber ich wollte es unbedingt wissen, auch wenn mir ein ‚ja’ nicht gefallen würde. »Ich hatte damals keinen. Ich war auf einer Modenschau und danach hat mich Hakuei hier her eingeladen.« »Hakuei?« »Ja, wir waren zusammen hier, aber keine Sorge, wir hatten nie etwas miteinander, damals hatte er was mit Kyo.« »Waren…waren die beiden richtig zusammen gewesen?« »Ich glaube nicht. Hakuei spricht nicht darüber.« »Ruiza?« »Ja?« »Ich liebe dich.« Ich hatte gerade das Bedürfnis gehabt, es ihm zu sagen. Er lächelte mich schief an und griff nach meiner Hand, verschränkte unsere Finger miteinander. »Ich liebe dich auch«, hauchte er und in meinem Bauch flatterten die Schmetterlinge aufgeregt durcheinander. »Hier ist es wunderschön.« »Deshalb habe ich es für dich ausgesucht.« Ruiza war süß, oder? Also ich fand ihn wirklich süß. Es dauerte knapp eine halbe Stunde, dann kam unsere Essen, wurde auch allmählich Zeit! Ich hatte verdammt großen Hunger. Es roch köstlich und ich glaube, ich hatte mir meiner Wahl einen Glückstreffer gelandet, denn es schmeckte noch besser als es duftete. Mit dem Bordeaux-Wein dazu, wirklich klasse! Ruiza ließ mich von seinem Essen probieren und ich ihn von meinem. Lange nachdem wir fertig gegessen hatten, saßen wir noch im Restaurant, tranken genüsslich den Wein und unterhielten uns. Es war so schön und gemütlich, dass ich eigentlich gar nicht gehen wollte. Aber irgendwann bezahlte Ruiza und wir machten uns glücklich auf den Rückweg zum Hotel. Da wir beide keine Lust hatte, zu laufen, riefen wir ein Taxi. Die Fahrt verbrachten wir eigentlich damit, uns sanft zu küssen und unsere Umwelt zu ignorieren, etwas war wir SEHR GUT konnten. »Morgen ist unser Rückflug.« »Ich weiß, ich glaub, ich kauf mir Schlaftabletten, dann bekomm ich wenigstens nichts mit.« »Hide-zou! Und was soll ich dann machen?« »Shinya, Kyo und Atsushi sind auch noch da.« »Na danke, die sind aber bei weitem nicht so interessant wie du.« »Na gut, überredet, ich lass mich gleich narkotisieren.« »Noch besser«, Ruiza schüttelte lachend den Kopf und ich stimmte in sein Lachen ein. Der Taxifahrer hielt vor dem Hotel, wir bedankten uns, zahlten ihm ziemlich viel Trinkgeld, dann stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zur Rezeption um uns unseren Schlüssel zu holen. Als wir ankamen, war Shinya gerade an der Reihe und er redete energisch auf die Frau ein. Ich hatte das Gefühl, dass er ziemlich betrunken war. »Was ist los?«, fragte Ruiza an Kyo gewand, der in der Nähe stand, ich hatte ihn gar nicht bemerkt. »Er will ein anderes Zimmer.« »Eine Nacht wird er schon noch überleben, so schlimm kann seine Suite auch nicht sein«, meldete ich mich zu Wort. »Hide-zou, es liegt nicht an der Suite, sondern an EUCH«, mischte sich Atsushi ein, der plötzlich neben Kyo stand. »An uns…oh!« Die beiden lachten und ich ging zu dem Rotschopf, der immer noch auf die arme Frau einredete. »Du Shinya…du brauchst das Zimmer nicht zu wechseln«, murmelte ich mit hochrotem Gesicht. »Ach und warum nicht?«, ich hatte Recht, er war angetrunken. »Wir sind heute…leise okay?« »Kein Sex?« »Kein Sex.« »Und wehe ihr macht es doch!« »Versprochen!« Ich hatte ohnehin keine Lust. Also nicht, dass ich keine Lust auf Ruiza hatte, ich war einfach nur erschöpft und wollte eine Nacht mal durchschlafen! Shinya erklärte der Frau, dass sich alles geklärt hätte und er entschuldigte sich mehrmals, dann verschwand er auch schon in Richtung Aufzug. »Was ist den mit dem los?«, fragte ich, als ich wieder zu Kyo, Atsushi und Ruiza trat. »Toshiya hat ihn nicht zurückgerufen.« »Oh«, machte ich, mehr fiel mir dazu nichts ein. Und wenn, würde jetzt ja auch nichts bringen, wo Shinya bereits auf seinem Zimmer verschwunden war. Langsam setzten wir uns in Bewegung und machten uns ebenfalls auf den Weg zum Aufzug. Wir redeten noch über dies und das, dann stiegen wir aus und die anderen beiden verschwanden in meiner Suite. »Sag mal, die haben doch nicht etwa ein DOPPELZIMMER genommen, oder?«, fragte ich Ruiza total entgeistert. »Sieht ganz so aus…egal, komm«, er zog mich hinter sich her, denn ich war wie angewurzelt stehen geblieben. Ich schüttelte nur den Kopf und folgte dann meinem Schatz. Wir packten unsere Koffer schon mal grob, den Rest konnten wir auch morgen früh noch verstauen, der Flug ging erst gegen Mittag. In der Nacht schlief ich deutlich besser als in der, vor dem Hinflug, vielleicht lag es an Ruizas Gegenwart, die beruhigte mich nämlich ungemein. Trotzdem fühlte ich mich nicht ganz ausgeschlafen, als der Wecker am nächsten Morgen meinte, mich aus dem Bett zu schmeißen. Als wir unten im Restaurant ankamen um zu frühstücken, waren Kyo und Atsushi bereits da, Kyo wirkte sehr gut gelaunt und Atsushi griesgrämig wie immer. Ich zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. »Dürfen wir uns zu euch setzen?«, fragte ich und Kyo nickte lächelnd, Atsushi zeigte keine Reaktion. War ihm wohl egal. Schnell eilten Ruiza und ich zum Buffet, suchten uns was zu essen zusammen, dann setzten wir uns zu ihnen und kaum hatten wir Platz genommen, erschien ein sichtlich gutgelaunter und ausgeschlafener Shinya neben uns. »Ich setz mich zu euch«, beschloss er einfach mal und verschwand zum Buffet. Ich grinse. »Hat sich Toshiya gemeldet?«, hakte ich nach, mir fiel kein besserer Grund für seine gute Laune ein. »Ja.« »Und du hast gut geschlafen?« »Zum ersten Mal, seit wir hier sind und kannst du dir auch denken, woran das liegt?«, er sah mich erwartungsvoll an und zog seine Augenbrauen hoch. »Ja, kann ich«, antwortete ich grinsend und biss genüsslich in das Brötchen meines Freundes. »He! Du hast dein eigenes!«, beschwerte Ruiza sich lachend und nahm es mir weg. Ich schmollte, so schnell konnten Brötchen also ihre Besitzer wechseln. »Willkommen im Kindergarten«, gab Kyo von sich. »Darf ich dich daran erinnern, dass das DEIN Kindergarten ist?«, warf Shinya ein. »Stell dir vor, damit kann man auch noch Geld machen.« »War ja klar, dir geht’s wohl nur ums Geld!« »Aber immer doch. Das ist die Krankheit aller Chefs, stimmt’s Atsushi?« »Hm«, machte dieser nur. »Okay, wohl eher nicht…«, Kyo schüttelte den Kopf und wir wandten uns alle unserem Essen zu. Gemeinsam machten wir uns dann am Vormittag auf den Weg zum Flughafen, meine Knie wurden wieder weich und in meinem Kopf entstanden die schlimmsten Horrorvisionen, die ich nicht unter Kontrolle bekam! »Was werden sie diesmal tun?«, fragte Shinya mich. »Keine Ahnung, vielleicht fallen die Treibwerke aus, oder wir haben ein Selbstmordkomitee an Bord.« »Ich korrigiere, der Selbstmordattentäterstammtisch hält eine sehr wichtige Sitzung an Bord«, meldete sich Ruiza zu Wort. »Woher weißt du das denn?«, der Rothaarige sah ihn aus großen Augen an. »Ich bin da Mitglied, weißt du, herein schwebte die Terrortunte.« Kyo lachte und selbst Atsushi konnte seine mürrische Miene nicht aufrechterhalten, er stimmte in das Lachen des Blonden ein. »Hab ich mir schon gedacht. Warum ausgerechnet Hide-zou?« »Er ist so süß, dass es schon wieder verboten sein sollte.« Die letzten Meter zerrte Ruiza mich hinter sich her, ich streikte schon wieder. Irgendwann hatte er es dann geschafft, mich in meinen Sitz zu drücken und ich kam sicherheitshalber mal nicht auf die Idee, aufzustehen und kreischend rauszurennen. Ich meine, Ruiza konnte doch Recht haben, vielleicht war der Selbstmordattentäterstammtisch wirklich an Bord! Man wusste schließlich nie. Und selbst die First Class konnte einem da nicht helfen. »Ruiza, wenn wir lebend landen…« »Dann mach ich dir einen Heiratsantrag, schon klar.« »Ehrlich?« »Nein.« DAS war ja klar gewesen. Warum eigentlich? Ich schüttelte den Kopf, dann ruckelte es plötzlich unter mir und das Flugzeug setzte sich in Bewegung. Panisch krallten sich meine Hände in den Sitz. »Wir stürzen ab!« »Nein Hide-zou, wir STARTEN gerade«, erklärte Kyo wie ein Vater, der seinem Kind versuchte klar zu machen, dass Nudeln keine Gefühle hatten. »Nenn es den Beginn des Endes«, meldete sich Sakurai-sama zu Wort und der Blonde warf ihm einen bösen Blick zu. Er zuckte nur mit den Schultern und kramte dann ein Buch aus seinem Handgepäck. Bitte, wie konnte er denn jetzt in aller Seelenruhe LESEN? Ich seufzte theatralisch. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und plötzlich spürte ich, wie sich jemand, wahrscheinlich Ruiza, auf meinen Schoß setzt. Verwundert öffnete ich meine Augen wieder und sah ihm direkt in die leuchtenden Augen. Ich neigte mich nach vorne und küsste ihn, scheiß drauf, wer das jetzt alles sah! Genüsslich seufzte er und schlang seine Arme um meinen Nacken, während er den Kuss liebevoll erwiderte. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er von mir ab. »Nicht«, hauchte ich und suchte mit meinen Lippen erneut nach seinen. Mein Herz raste wie verrückt und mein Atem ging unregelmäßig, aber das war mir egal. »Ist jemand schon mal auf die Idee zu kommen, die Zeit zu stoppen? Vielleicht könnten die beiden einen neuen Weltrekord aufstellen«, witzelte Kyo. »Wenn das den ganzen Flug so weiter gehen soll, dann sperr ich sie in irgendeine Abstellkammer«, gab Shinya seinen Kommentar zum Besten. »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee wäre…hier reißen sie sich wenigstens noch zusammen.« Warum tun eigentlich alle so, als wären wir SO schlimm und könnten NIE die Finger bei uns behalten? So ist das nun mal, wenn man verliebt und überglücklich ist…würde man nicht gerade in einem Flugzeug sitzen… Irgendwann schafften wir es aber dann doch, uns von einander zu lösen. Ich warf einen Blick zu den anderen, Shinya schlief, genauso wie Kyo und Atsushi war immer noch vertieft in sein Buch. Kyos Kopf ruhte auf Atsushis Schulter, aber den schien es herzlich wenig zu interessieren, vielleicht hatten sie ihren Streit ja begraben? Ich war heilfroh, wieder in Japan zu sein. Erstens hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und zweitens verstand ich, was die Leute sagten. Endlich wieder Zuhause! Wie erwartet holte Tetsu uns ab. Zu meiner Verwunderung stiegen auch unsere Chefs ein. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass sie ein eigenes Auto für sich hatten… »Wo kann ich euch absetzen?«, fragte Testsuya höflich. »Bei Toshiya«, kam es von Shinya. »Bei Ruiza«, meldete ich mich zu Wort. »Ich hatte eigentlich gedacht, wir fahren zu dir?«, Ruiza sah mich an und ich nickte. »Also dich Hide-zou setz ich bei Ruiza ab und Ruiza, dich bei Hide-zou?« »Nein«, kam es von uns im Chor. »Beide bei Hide-zou?« »Genau.« »Und euch?«, richtete Testu sich nun an die übrigen beiden, »Wie immer?« »Wie immer.« Wie immer? Die wollten doch jetzt nicht noch in die Company oder? Shinya war der erste, der ausstieg, danach folgten Ruiza und ich. Ich würde wohl nie erfahren, was ‚wie immer’ hieß. Aber ich konnte es mir denken, schließlich waren sie die Chefs der Misery Loves Company. Wieder einmal drängte sich mir die Frage auf, WARUM sie es ‚Misery Loves’ nannten… Steckte dahinter überhaupt ein tieferer Sinn? Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden, was kümmerte es mich? Zu meiner Verwunderung vergaß ich es wirklich und ich eilte Ruiza hinter her, der bereits die Tür aufgeschlossen hatte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)