Misery Loves Company ♥ von juuzousuzuya (Nobody is perfect) ================================================================================ Kapitel 2: *~Black Cherry~* --------------------------- Sooo~ und weiter gehts ^^ ich schwinge heute mal nicht so große Reden! Also viel Spaß beim Lesen ♥ POV: Hal Rating: PG-15 Beta: Immer noch meine herzallerliebste ♥ Vielen Dank, ich hab dich so unendlich lieb! _________________________________________________________________________________ *~Kapitel 2~* Black Cherry »Ich nehme das Angebot an«, sagte ich nach einer Weile. Kyos Gesicht leuchtete freudig aber auch wissend auf und Atsushi nickte. Mehr Reaktion hatte ich von ihm auch nicht erwartet. Kyo sprang plötzlich auf, lief um seinen Schreibtisch herum und reichte mir seine Hand, wie von selbst ergriff ich sie und er gratulierte mir begeistert zu meinem neuen Beruf. Eigentlich wusste ich ja GAR NICHTS übers Modeln, vielleicht hätte ich mich vorher erkundigen sollen, Zweifel flammten in mir auf und der Chef begann, alles zu erklären. Wie ein Shooting ablief, was meine Aufgaben waren, wie ich mich in der Öffentlichkeit am besten zu verhalten hatte, er betonte immer wieder, dass ich immer Ich bleiben sollte, schließlich basiere ihre ganze Company auf natürlicher Schönheit und wenn mir etwas nicht passte, dann sollte ich es auch zeigen. Am Anfang war diese Menschlichkeit bei der Masse nicht besonders gut angekommen, aber mit der Zeit hatten alle Models der Company genau dadurch von sich Reden gemacht und waren erfolgreich geworden. Sie waren alle so unterschiedlich und keine namenlose Masse, wo der eine aussah wie der andere und sich auch so verhielten. Alle hatten ihre eigenen Charakterzüge, die sie zur Geltung brachten. Atsushi bat ihn, sich kurz zu fassen und mir fürs erste nur dich wichtigsten Informationen zu geben, wenn ich Fragen hatte, dann durfte ich sie natürlich auch stellen. Aus einer kurzen Einweisung in diesen Beruf wurde ein zweieinhalbstündiger Vortrag. Und hinterher hatte ich das Gefühl, mein Kopf würde qualmen und rauchen. Nachdem mir die Fragen ausgegangen waren, was einige Zeit gedauert hatte, drückte er mir auch schon gleich meinen ersten Termin in die Hand. Und zwar in genau DREI STUNDEN! »Keine Sorge, Kiyoharu kommt mit dir und Hyde begleitet euch.« »Kiyoharu?« »Ja, ich hatte gedacht, ich kommt ganz gut aus«, erklärte Kyo und sah mich mit einem doppeldeutigen Grinsen an. »Kommen wir auch.« »Na also. Er müsste grad bei Hyde sein, sieh zu, dass du hier wegkommst!«, er wirkte so erleichtert, woran das wohl lag? Da Kiyoharu gerade geschminkt wurde hatte ich Zeit und eilte in die Cafeteria, von der ich bis vor ein paar Wochen noch gar nichts gewusst hatte, ich kaufte mir etwas zu essen. Seit Maaya, die Krankenschwester, mich nach Hause geschickt hatte, aß ich viel und nahm langsam zu. Es war nicht das erste Mal, dass ich Hydes Studio betrat, aber diesmal achtete ich genauer auf meine Umgebung. Es war wirklich riesig, an den Gedanken hab ich mich schon gewöhnt, alles in und an der Company war RIESIG! Mein Blick wanderte über die ganzen Kameras und Stative, Hyde hatte echt eine große Auswahl, aber benutzen tat er meist nur eine, sein Schätzchen wie er mir mal gesagt hatte. Ich mochte ihn mit der Zeit immer mehr, auch wenn ich kaum Zeit hatte um mit ihm zu reden. Heute sah ich ihn zum ersten Mal richtig bei der Arbeit, wie er Kiyoharu herumkommandierte, der sich aber nichts sagen ließ. »Den Kopf ein bisschen weiter nach hinten und zur Seite«, sagte er. »Nein, nein! Zur anderen Seite…genau…die Hände hinter deinen Rücken«, allmählich hörte Kiyo auch auf ihn. Ich glaube, er wollte Hyde nur ein bisschen ärgern, denn es fiel ihm sichtlich schwer, nicht jede Sekunde loszulachen. »Die Beine noch ein bisschen auseinander und lass deine Augen geschlossen!« So wie Kiyoharu auf dem Bett saß, die Beine gespreizt, den Kopf nach hinten gelegt, die Augen geschlossen und spärlich bekleidet sah er noch anzüglicher aus, als er es ohnehin schon tat. Er bemerkte meinen Blick und lächelte kurz, dann bog er seinen Rücken durch und stöhnte gespielt: »Aaaah Hal!« Ich starrte ihn aus großen Augen an, während mein Gehirn langsam schaltete. »Kiyo, deine versauten Gedanken kannst du dir für später aufheben«, schimpfte Hyde und der Angesprochene lachte und setzte sich wieder richtig hin. Dann blitzte es mehrmals auf und Hyde schien mehr als nur froh, dass die ersten Bilder schon mal im Kasten waren. Danach verlief das Shooting ganz gut, wenn man mal davon absah dass Kiyoharu gerne etwas ZU anzüglich wurde, zum Beispiel als er mit einer Hand in seinen Schritt griff und sich erotisch über die Lippen leckte. Ich konnte Hyde verstehen, warum er DAS nicht fotografieren wollte, Kiyo wusste echt, wie er seinen Körper perfekt in Szene setzte. Sein Anblick fesselte mich. Ich konnte nichts dagegen tun, ich MUSSTE ihn anstarren. Unwillkürlich fielen mir Reikas Worte wieder ein, sie hatte geschrieben, ich solle mir mal Gedanken über meine Orientierung macht. Ich hatte mich noch nie für Männer interessiert, und dann kam einer wie Kiyo daher und raubte mir den Atem in dem er sich etwas erotisch – okay, etwas war untertrieben – auf einem Bett räkelte. Aber Kiyo war Kiyo und somit eine Ausnahme! Er hatte mich geküsst, schön und gut, es hatte mich auch gefallen, geb ich ja zu, aber deshalb war ich noch lange nicht schwul! Warum mache ich mir eigentlich Gedanken darüber? Ich wandte meinen Blick ab, wollte nicht noch länger seinen schlanken, athletischen Körper mit den ganzen Tattoos sehen, wie er sich bewegte und dabei unheimlich scharf aussah. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass er unheimlich viele Tattoos hatte, vorher hatte ich das nie gesehen, weil er immer lange Sachen angehabt hatte, aber jetzt hatte ich freie Sicht. Ich mochte den Schmetterling auf seiner Brust und den Stern an seinem Hals, der mir schon vorher aufgefallen war, sehr gerne. Ich mochte Tattoos und Kiyoharu standen sie ausgezeichnet. Augenblicklich verbot ich mir, auch nur noch einen Gedanken an Kiyo und seinen Körper zu verschwenden. Wenn sich das einer anhört, schlimm! »Erde an Hal«, drang plötzlich seine Stimme in mein Bewusstsein und ich merkte, dass er mit einer Hand vor meinen Augen herumfuchtelte. »Schon fertig?« »Ja, wenn du noch mehr sehen willst, kannst du heute Abend gern mit zu mir kommen«, Kiyoharu grinste dreckig und ich schüttelte nur den Kopf. »Jetzt geh ich mal davon aus, dass du mich nicht attraktiv findest!«, schmollte er. Bitte WAS Kiyoharu und unattraktiv! Er war genau das Gegenteil von unattraktiv! »SO war das nicht gemeint!« »Ach ja? Wie denn dann?« »I-ich…«, begann ich, wusste aber nicht recht, was ich sagen sollte, also ließ ich es lieber und wandte mich von ihm ab, da er angefangen hatte, sich vor meinen Augen AUSZUZIEHEN! Wenig später traf mich etwas am Hinterkopf und ich fuhr herum, er hatte mich doch tatsächlich mit einem Hemd abgeworfen und stand jetzt fast nackt vor mir. Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht, welche durch seinen verführerischen Gesichtsausdruck noch verstärkt wurde. Was hatte ich ihm getan, dass er sich so verhalten musste? »Ich finde es eine Beleidigung, sich von mir abzuwenden wenn ich mich ausziehe, das gibt mir das Gefühl nicht begehrt zu werden.« »Ich begehre dich auch nicht.« »Wirklich nicht?« Warum musste er eigentlich immer nachhaken? Ich wusste es doch selbst nicht! Ich DURFTE ihn nicht begehren, er war immerhin ein Mann. Ich weiß, scheiß Argument, aber das einzige, was mir zurzeit einfiel. »Zieh dich wieder an, bitte«, hauchte ich ihm zu. Zum Glück machte er es dann auch, aber nicht ohne mir noch vorher ein doppeldeutiges Grinsen zu zuwerfen. Bis heute hatte ich angefangen an Shinyas Worten zu zweifeln, aber nun fand ich, dass er Recht hatte: Kiyoharu war versaut! Und ich war allem Anschein nach sein nächstes Opfer. »Hal, ich habe von deinem Aufstieg gehört. Kyo meinte, ich solle dich zusammen mit Kiyoharu zu deinem ersten Shooting begleiten«, sagte Hyde zu mir. »Ja, wo findet das denn statt? Und was für eine Art Shooting ist es?« »Eine noch recht unbekannte Marke hat uns nach einem Model gefragt, keine Sorge es ist NICHT so ein Shooting wie das von Kiyo eben«, Hyde lachte kurz, »Die wollten das Shooting unbedingt auf dem Tokyo Tower veranstalten, warst du schon mal oben?« »Ja, ich war schon mal oben, aber nur auf 150 Meter. Auf die zweite Aussichtsplattform hatte ich mich damals nicht getraut, da war ich auch sechs oder so gewesen.« »Seit dem warst du nicht mehr da?« »Nein.« »Heute geht’s auf die zweite Aussichtsplattform.« »Warum kommst du eigentlich mit?« »Erstens bin ich neugierig wie du dich so machst und zweitens mach ich ein paar Fotos für die erste Ausgabe der ‚Heart of Misery Loves’, Kyo und Atsushi haben sich entschieden einen eigenen Katalog mit allem drum und dran zu kreieren.« »Wurde auch allmählich mal Zeit«, mischte sich Kiyoharu ein, der unser Gespräch aufmerksam mitverfolgt hatte. »Wie ich sehe, bist du fertig.« »Wollt ihr noch etwas essen, bevor wir fahren?«, fragte Kiyo und sah mich und Hyde fragend an. Hyde nickte und ich schüttelte den Kopf. »Doch doch Hal, du isst auch was.« »Ich hab schon.« »Na und, schaden tut’s dir auch nicht.« »Na gut, aber nur wegen dir«, DAS hätte ich vielleicht nicht sagen sollen, denn er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und stolzierte dann aus Hydes Reich, hinunter zum Haupteingang. Schweigend waren wir ihm gefolgt. Er schien gute Laune zu haben und das machte mir schon ein wenig Angst. Nicht das Kiyoharu ständig schlecht drauf wäre, aber das war ein bisschen übertrieben. Planlos folgen wir ihm über die Straße, wo wollte er hin? Mit einem Mal blieb er stehen und ich sah von ihm zum Laden, vor dem wir standen. Das konnte doch jetzt nicht sein erst sein oder. »Rein mit euch, geht alles auf meine Kosten, wir haben noch etwas über zwei Stunden zeit.« Okay, es WAR sein Ernst. Wir standen gerade vor einem der teuersten Restaurants Tokyos und Kiyoharu hielt uns doch tatsächlich die Tür auf. Unsicher folgte ich Hyde, der bereits hinein gegangen war. Ich sah mich um. Hier war alles so…so nobel. Nichts was ich mir je hätte leisten können. Es war leer, wahrscheinlich wurde es erst gegen Abend voller. Aber so konnten wir wenigstens ganz in Ruhe essen. Wir setzten uns an einen Tisch, der am Fenster stand und bestellten. Es dauerte nicht lang und das Essen wurde uns gebracht. In der Zwischenzeit hatte ich mir die Speisekarte noch etwas genauer angeguckt, es gab wirklich fast nichts, was ich mir hätte leisten können. Und ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen, so auf Kiyos Kosten zu ‚leben’. Aber ein tadelnder Blick seinerseits hatte mir gereicht und ich hatte mir etwas bestellt. Wir aßen gemütlich und es machte mir Spaß. Wir redeten über dies und das, nichts Spezielles. Bis dann das Gespräch auf das Thema Kindheit fiel, es war als würde ich mich verschließen, ich hielt mich raus, hörte ihnen auch nicht zu, ignorierte das Lachen. Ich hatte wenig zu lachen gehabt. »Hey, Hal, was ist los?« »Nichts, warum fragst du?«, ich mied es, ihm in die Augen zu sehen, die Sorge in seiner Stimme reichte mir schon. »Du bist plötzlich so schweigsam geworden.« »Ich rede ungern über meine Kindheit.« Er verstand, dass ich dazu nichts sagen wollte, also fragte er nicht weiter nach und wechselte das Thema. Auch wenn er mal seine versauten fünf Minuten hatte, so war er auch sehr rücksichtsvoll. Ich sah aus dem Fenster, Menschen eilten durch die Straßen, Autofahrer hupten ungeduldig. Mir war zum Heulen zu Mute, ich hasste es, wenn man mich an meine Vergangenheit erinnerte, ich dachte nur ungern zurück. Tomo war immer mein einziger Lichtblick gewesen. Aber jetzt hatte mein Leben eine Wendung gemacht, ich hoffte nur, in die richtige Richtung, ich wollte glücklich werden. Und jetzt hatte ich die Chance dazu eine Karriere zu starten, ich hatte neue Freunde gefunden und vielleicht würde ich ja auch noch die große Liebe finden. Für einen Mann war ich schon immer sehr romantisch gewesen, aber die Vergangenheit hat mich zu dem gemacht was ich heute war. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf meine Lippen. »Kommst du? Wir müssen los, damit wir pünktlich da sind«, riss mich Kiyoharu aus den Gedanken und ich hatte das Gefühl, es war nicht sein erster Versuch, mich zu ‚erreichen’. »Klar, auf geht’s!« »So motiviert gefällst du mir.« Zusammen eilten wir zurück zur Misery Loves Company und fuhren dann mit dem Auto zum Tokyo Tower, die Suche nach einem Parkplatz war die Hölle, aber schließlich fanden wir einen, und wir waren pünktlich da. Als wir ankamen, wurden wir bereits sehnsüchtig erwartet. Die Aussichtsplattform war für das Shooting extra gesperrt wurden und überall hingen Absperrbänder auf denen ‚Danger danger!’ stand. Mir wurden ein paar Sachen in die Hand gedrückt, die ich schnell anzog, sie standen mir wirklich ausgezeichnet. Durch das weiße, ärmellose Hemd mit einem schönen schwarzen Muster, das sich elegant den Kragen entlang schlängelte und in einer aufgenähten schwarzen Rose endete, eine schwarze Hose, die an den Seiten von unten bis zur Hälfte der Oberschenkel offen und mit Ketten versehen war wurde meine schlanke Figur betont und schwarze Lackschuhe gaben den ganzen noch das fehlende i-Tüpfelchen. Eine Stylistin schminkte meine Augen dunkel, toupierte und lockte meine langen hellblonden Haare, sodass mein Gesicht gut zur Geltung kam. Ich war echt zufrieden. Ein paar Leute vom Set spannten noch mehr Absperrbänder quer durch die gläserne Aussichtsplattform. Der Fotograph gab mir Anweisungen wo und wie ich mich hinstellen sollte. Schnell hatte ich den Dreh raus und wusste, wie ich ihn zufrieden stellen konnte. Als er fertig war, packte Hyde seine Kamera aus, es war mit der Marke abgesprochen dass er Fotos für die ´Heart of Misery Loves‘-Ausgabe machen durfte. Er kommandierte mich etwas strenger herum, setzte mich mehr in Szene, während bei dem Shooting davor mehr auf die Kleidung geachtet werden sollte, so stand ICH jetzt im Mittelpunkt. Mein Lieblingsfoto war das, wo ich umgeben von Absperrbändern stand, den Blick verführerisch in die Kamera gerichtet, die Hände an den Bändern. An wen sich mein Blick gerichtet hatte, muss ich glaub ich nicht sagen, oder? Kiyoharu hatte sich hinter Hyde gestellt und mir aufmerksam zugesehen, er sah erstaunt aus, warum auch immer. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass ich bei meinem ersten Shooting viel nervöser sein würde, aber seine – und vielleicht auch Hydes – Anwesenheit beruhigten mich ungemein. Bei besagtem Foto hatte er sich verführerisch über die Lippen geleckt, leicht lächelnd, seine Augen hatten geleuchtet, ich hatte einfach nicht anders gekonnt, ich hatte ihn anstarren MÜSSEN. Vielleicht war es gut so gewesen, denn sonst hätte dem Foto wohl das gewisse Etwas gefehlt, auch wenn ich fand, dass mein Blick vielleicht etwas ZU verführerisch war. Was konnte ich denn dafür, dass Kiyoharu solche Auswirkungen auf mich, meinen Körper, meinen Blick und meine Gedanken hatte? »Die meisten Neuen stellen sich nicht so gut an und sie gehen meist auch nicht so aus sich heraus, bei dir hat man das Gefühl, du fühlst dich vor der Kamera wohl«, meinte Hyde zufrieden. »Ja, es war erst ein komisches Gefühl, aber kein schlechtes.« »He, ich glaub ich bekomm Konkurrenz«, murrte Kiyo, klopfte mir auf die Schulter und lachte dann. Ich mochte sein Lachen, es war toll, noch besser als das von Kyo. »Mal nicht immer den Teufel an die Wand«, erwiderte Hyde nur. »DANN müsste ich Atsushi malen.« »Huh? Magst du ihn nicht? Mir kommt er eigentlich ganz nett vor.« »Ganz nett? Ja, das ist er auch. Wenn er will. Und mir gegenüber will er nur sehr selten. Ich glaub er denkt, ich will was von Kyo.« »Von Kyo?« »Ja, weil wir mal zusammen auf einem Konzert waren. Ein Konzert ist ja auch soooo richtig romantisch, das perfekte Date, wo man doch der Band seine ganze Aufmerksamkeit schenkt, eingequetscht zwischen kreischenden Mädels im tosenden Lärm, dass man seine eigenen Worte nicht versteht, genau so stelle ich mit ein Date vor. Nein, jetzt mal ehrlich, ich glaube Atsushi ist eifersüchtig.« »Will er etwa was von Kyo?« »DAS weiß keiner, außer Sakurai-sama selbst.« »Er meinte zu mir, dass sie so etwas wie eine Hassliebe führen.« »Und das aus seinem Munde. Kleiner, bis eben warst du der einzige, der wusste, dass er überhaupt etwas fühlen kann.« »So gefühlskalt kommt er mir gar nicht vor, als Kyo mich in sein Büro gerufen hatte, war er auch da gewesen und Kyo hat ein paar Sachen gesagt, die Atsushi wohl zu ihm gesagt hatte und er machte ganz den Anschein als wolle er sich in Luft auflösen, fast als wäre es ihm peinlich.« »Haaaaaaal, hör auf damit! Du stellst grad mein ganzes Weltbild auf den Kopf!« Ich lachte und sah Kiyoharus verzweifelnden Gesichtsausdruck. Neben mir hörte ich Hyde lachen. Kiyoharu sah gerade…total süß aus! Mit einem Mal packte mich der Wunsch, ihn noch mal zu küssen, weshalb ich mein Blick abwandte, erstens war es mir peinlich und zweitens war Kiyoharu immer noch ein Mann, und ich war mir ziemlich sicher, dass sich DAS in diesem Leben auch nicht ändern würde. Ich hatte mich bereits wieder umgezogen und wir gingen langsam die Treppen des Tokyo Towers hinunter. Der Tag verlief bis jetzt ziemlich gut, für den Rest des Tages hatte ich frei, schließlich war es mein erster Tag und somit war ich noch gänzlich unbekannt, wie sollte ich da Aufträge entgegen nehmen? Kiyoharus Terminkalender hingegen war voll und als wir etwa eine halbe Stunde später zurück bei der Company waren, verschwand er auch schon zu seinem nächsten Fotoshooting, aber nicht ohne mir vorher ein umwerfendes Lächeln zuzuwerfen und mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Hyde kommentierte das ganze mit einem fast schon gelangweilten »Typisch Kiyoharu« und ich folgte ihm dann in die Company. Wo ich auch schon prompt auf Kyo traf. »Gut, dich zu sehen, wie lief dein Shooting?« Ich erzählte es ihm mit fast allen Einzelheiten, das mit Kiyoharu ließ ich jedoch lieber weg, er musste ja nicht alles wissen. Neugierig fragte er immer wieder an den richtigen Stellen nach wenn ich etwas vergessen hatte und das Endresultat war, dass er sehr zufrieden mit mir war. Dann forderte er mich auf, ihm zu folgen, wenig später stand ich vor der Tür, die bis heute kein Namensschild hatte, aber jetzt stand da in großen Lettern »Hal«. Ich blinzelte mehrmals, war das ein Traum oder die Realität? »Das ist ab jetzt dein Büro.« Kyo öffnete dir Tür und ich trat in den riesigen Raum, der in einer Ecke eine rote, flauschige Couch stehen hatte und einen Fernseher. »Ich dachte mir, dass du rot vielleicht magst.« »Ja, rot ist meine Lieblingsfarbe.« »Neben weiß und gold?« »Genau. Woher weißt du das? Das hab ich dir doch gar nicht erzählt.« »Brauchtest du auch nicht, guck dich mal an. Und du magst Leopardenmuster, stimmt’s?« Wie befohlen sah ich an mir runter, ich trug ein weißes T-Shirt mit goldenem Print. Und wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte ich gestern Schuhe und Oberteil mit Leo-Muster getragen. Kyo war ein guter Beobachter. »Das ist nett von dir, danke!«, wann hatte ich eigentlich angefangen, ihn zu duzen? Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber er nahm es mir nicht übel, ich hatte fast den Eindruck, als fände er es sogar besser. Ich war begeistert, zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ein eigenes Büro! Auch wenn ich befürchtete, dass es mich trotzdem eher zu dem flauschigen Teppich in der Lobby ziehen würde, aber na gut, Shinya war da ja auch immer und Kiyoharu hatte ich auch schon häufiger getroffen. Ich strahlte Kyo an, dann verabschiedete er sich von mir, weil er noch etwas erledigen musste und ich machte mich auf den Weg zu besagtem Teppich, vielleicht war das Glück ja auf meiner Seite und ich traf Shinya, oder Yasu, den hatte ich heute auch noch nicht gesehen. Yasu saß allein auf dem Teppich und schien mich nicht bemerkt zu haben, also schlich ich mich an und warf mich dann freudig auf ihn. Er schrie erschrocken auf, ehe er mich erkannte und seine Arme um mich schlang. Unsere Gesichter waren sich nah, verdächtig nah. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren, er lächelte und in seinen Augen lag Freude, irgendwie waren die meisten Emotionen von ihm und Kiyo in den Augen zu sehen, als wären sie ein Spiegel ihrer Seele. »Schön dich zu sehen«, hauchte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte, mal abgesehen davon, dass niemand anderes im Raum war. »Geht mir genauso.« Ja, ich hatte angefangen ihn zu mögen. Ich weiß nicht, wie lange wir einfach da lagen, auf einander, seine Arme um mich geschlungen und uns einfach nur ansahen, tief in die Augen sahen und lächelten, seine Augen schlossen sich langsam, seine Brust hob sich langsam, er atmete tief ein, ich war wie gefesselt von dem Anblick und merkte dabei gar nicht, dass mein Gesicht seinem noch näher kam. Er atmete langsam wieder aus, öffnete die Augen wieder. Meine Lungen schmerzen plötzlich und ich schnappte überrascht nach Luft. »Atmen nicht vergessen«, ein entwaffnendes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und ich musste mich zwingen, nicht schon wieder die Luft anzuhalten. Unsere Nasenspitzen berührten sich ganz sanft, unsere Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter, aber ich traute mich nicht, ihn zu küssen. Seinen Augen blitzten fordernd und ich überwand mein Gewissen, dass immer wieder schrie: »Küss ihn nicht, er ist ein Mann! Wag es ja nicht, ihn zu küssen!« Ich schloss meine Augen und meine Lippen berührten sanft die von Yasu, als plötzlich… »AH! Sorry, lasst euch nicht stören!« Erschreckt richtete ich mich auf, Yasu drehte seinen Kopf lediglich genervt in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »SHINYA!«, kam es von uns beiden gleichzeitig. »Hab ich also doch richtig gesehen«, war dessen Antwort und er zuckte mit den Schultern. »Ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht hättet, wenn ich nicht gekommen wäre«, sinnierte er und grinste uns wissend an. ICH weiß, was passiert wäre, ich hätte ihn geküsst, DAS wäre passiert. Ich wurde rot und erhob mich. Ich mied es, Shinya oder Yasu in die Augen zu sehen. Shinya, weil er uns erwischt hatte und Yasu weil ich ihn geküsst hatte, okay, nicht richtig, aber ich hatte ihn küssen wollen. Ein schlechtes Gewissen überkam mich, wieder einmal war mir zum heulen zu Mute, aber ich riss mich zusammen und erhob mich. Murmelte eine Entschuldigung und machte mich dann auf dem Weg nach Hause, schließlich hatte ich jetzt frei. Meine Freude, Yasu und Shinya zu sehen war verflogen und jetzt hielt mich nichts mehr hier. Als ich um die Ecke ging, kam mir jemand entgegen, ich hatte ihn vorher noch nie gesehen, aber dass er sich hier herumtrieb konnte nur heißen, dass er ein Model war. Sein Blick war finster auf mich gerichtet. Er hatte mittellange, braune, gelockte Haare und war dunkel gekleidet. »Lass deine dreckigen Pfoten von Yasu und Kiyoharu!« »Bitte was? Du kennst mich doch gar nicht«, erwiderte ich überrascht, was sollte das denn jetzt werden? »Nein, und darüber bin ich auch sehr froh. Also lass die Finger von den beiden.« »Du kannst mir gar nichts befehlen.« »Ach nein«, sagte er, griff mich plötzlich am Kragen und drückte mich gegen die Wand. »An deiner Stelle wäre ich mal nicht so vorlaut, Kleiner«, aus seinem Mund klang das wie eine Morddrohung und ich begann ernsthaft um mein Leben zu fürchten. Was war das denn für ein komischer Kauz? Wie auch immer, eins wusste ich jetzt schon, ich konnte ihn DEFINITIV nicht leiden. Und anscheinend beruhte das ja auf Gegenseitigkeit. »Lass mich los!« »DAS hättest du wohl gerne, was?« »Ja.« »Gut, ein Grund, dich weiter festzuhalten, Schlampe.« Ich starrte ihn aus großen Augen an, seit wann war ich denn bitte eine Schlampe? Ich hatte nichts gemacht, okay, ich hab mit Kiyo rumgeknutscht und ich hatte Yasu küssen wollen, deshalb war man aber doch nicht gleich eine Schlampe, oder hatte ich etwas verpasst? Hatte ich mich vielleicht eines nachts auf einen der Beiden gestürzt, wobei ich noch nicht einmal wusste, wo sie WOHNTEN! »Aoi, lass ihn los«, ich kannte diese Stimme mittlerweile sehr gut. »Ach ja, soll ich?« »Ja, er hat dir nichts getan.« »Nicht mir.« »Wem denn dann?« Ich hoffte, dass er jetzt NICHT das sagte, was ich dachte, was er sagen würde. Ich schloss die Augen, wollte sein Gesicht nicht sehen, wenn er es erfuhr. Eigentlich hatte ich nichts zu befürchten, aber mein verdammtes schlechtes Gewissen machte mir zuschaffen. »Er hat Yasu geküsst«, knurrte der Braunhaarige, dessen Namen wohl Aoi sein musste. »Huh? Hat er?« »Nein, habe ich nicht.« »Die kleine Schlampe hier wollte es aber.« »Zwischen wollen und tun liegt ein kleiner aber entscheidender Unterschied und jetzt lass ihn runter!« »Kiyoharu! Erst knutscht er mit dir und dann macht er sich an Yasu ran!« »Oh, Aoi, da hast du aber etwas missverstanden. Ich habe ihn geküsst und außerdem geht es dich nichts an, mit wem er was macht, auch wenn er mich küssen, Yasu küssen und mit Shinya und Ruiza vögeln würde, würde es dich nichts angehen.« »He! Ich würde Shinya und Ruiza nie…«, ich schluckte, konnte es nicht aussprechen, vorstellen konnte ich es mir noch weniger. Sagt mal, DAS passierte doch etwa nicht gerade wirklich, oder? »Ich weiß Süßer. Das würde ich nicht zulassen«, Kiyoharu lachte ehe er dann bedrohlich fortfuhr: »Aoi, LASS IHN SOFORT LOS!« Und diesmal gehorchte er ihm aufs Wort. Unsanft ließ er mich zu Boden fallen und ich stöhnte erleichtert, die Erleichterung verschwand aber sofort wieder, als ich in Aois eiskalte Augen sah und ich wünschte mich an einen anderen Ort, weit weg von Kiyoharu, weit weg von Yasu und vor allem WEIT WEG von Aoi. Raschen Schrittes ging Aoi und Kiyo zog mich wieder auf die Beine, wann hatten sie nachgegeben und wann war ich zu Boden gesunken? Ich hatte es gar nicht gemerkt. »Alles in Ordnung?« »Ja, ich glaube schon«, ich nickte und sah an Kiyoharu vorbei, fixierte irgendeinen Punkt neben seinem Kopf um ihn nicht in die Augen sehen zu müssen, denn er war der Grund für mein schlechtes Gewissen, was immer stärker wurde. »Stimmt das, was er gesagt hat?« »Wenn du wissen willst ob ich Yasu küssen wollte, dann hat er Recht. Ich weiß nicht, WAS er gesehen hat, wir haben lange Zeit einfach nur dagelegen und uns angesehen und gerade als…«, ich stockte, warum erzählte ich ihm das überhaupt? »Gerade als ich ihn…na, du weißt schon, kam Shinya reingeplatzt, also es ist nichts passiert.« »Und dann bist du abgehauen?« »Ja…« Kiyoharu lachte und klopfte mir schon zum zweiten Mal heute auf die Schulter, dann packte er mich am Arm und schleppte mich zurück zu Yasu und Shinya. Die beiden saßen da und unterhielten sich angeregt über etwas, so als wäre nie etwas passiert. Vielleicht nahm ich das ganze auch einfach zu ernst. »Wer ist dir denn über den Weg gelaufen?«, fragte Shinya als er aufsah. Sah ich denn so schlimm aus? »Aoi«, antwortete Kiyoharu an meiner Stelle und ich nickte nur. »Oh, ich denke, eure Begegnung lief nicht…sonderlich gut ab, oder?« »Nein, wäre ich nicht gekommen, hätte er unseren Kleinen in Stücke gerissen.« Allmählich kümmerte es mich nicht mehr, wenn sie mich ‚Kleiner’ nannten, so wusste ich doch, dass sie es eh nicht sein lassen würden. Also akzeptierte ich es und schwieg vor mich hin, ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte. Kiyoharu erzählte ihnen kurz, was vorgefallen war, ließ – Gott sei Dank – die Beleidigungen, die Aoi über mich losgelassen hatte, aber aus und auch dass er mich ‚angegriffen’ hatte weil ich mich – seiner Meinung nach – an Yasu UND an Kiyo ranmachte, erzählte er ihnen nicht. Es machte beinahe den Eindruck als sage er nur das, was die anderen zu wissen brauchten. »Mach dir nichts draus, Aoi ist ein selbstverliebtes, arrogantes Arschloch«, richtete Shinya sich nun an mich. »Ich glaube außer Asagi, Gara und Daisuke kommt niemand so wirklich mit ihm aus. Was aber mehr an ihm liegt, die schwulen Models kann er schon mal gar nicht ab, außer Dai-chan«, fügte Yasu erklärend hinzu. Und wieder drängte sich mir die Frage auf, wer von den Models schwul war. »Sind viele schwul?« »Es ginge schneller, diejenigen aufzuzählen, die es NICHT sind.« »Also viele«, schlussfolgerte ich und dann platzte eine Frage aus mir heraus, die ich NIE stellen wollte: »Woran merkt man eigentlich, dass man schwul ist? Ich meine abgesehen davon, dass man nur Männer liebt…« Die drei sahen mich an und lachten, endlich ließ Kiyoharu meinen Arm los, setzte sich auf den flauschigen Teppich und klopfte dann neben sich um mir zu sagen, ich solle mich ebenfalls setzten, also tat ich das auch. »Lass mich raten, du fragst dich, ob du vielleicht schwul bist, oder?«, brachte Yasu es auf den Punkt, ich nickte nur, warum auch immer, aber ich traute mich nicht, es auszusprechen, es war mir peinlich. Mein Gott, was mache ich hier eigentlich gerade?? »Wie kommst du denn darauf?«, es klang nicht abfällig und auch nicht so, als würde er sich über mich lustig machen, es klang interessiert, er wollte wirklich den Grund wissen, warum ich auf einmal so dachte. »Na ja, meine Beziehungen zu Frauen haben nie sonderlich lange gehalten, mit Tomo zum Beispiel konnte ich immer stundenlang kuscheln, bei Frauen konnte ich das nie, ich fühlte mich immer unwohl und dann als Kiyo mich…geküsst hatte…«, ich brach ab. Sollte ich wirklich sagen, was ich gedacht hatte, sollte ich sagen, dass es der beste Kuss meines Lebens war? »Hat’s dir so gut gefallen«, fragte Kiyoharu und sah mich strahlend an, stumm nickte ich. »Ist er nicht süß«, schwärmte Shinya und knuffte mir in die Seite, ich wurde rot und sah auf den Teppich. Mittlerweile wünschte ich mir, dieses Gespräch nie begonnen zu haben, warum konnte ich mich nicht einfach in Luft auflösen? »Mach dir darüber nicht so viele Gedanken. Die Erkenntnis kommt von allein.« »Denkst du?« »Nein, ich weiß es.« Na, das war mir klar gewesen, typisch Kiyoharu, viel geholfen hatte mir das ja immer noch nicht. Vielleicht sollte ich einfach noch mal mit Tomo darüber reden, ihm konnte ich die ganze Wahrheit erzählen, alles was mir auf der Seele brannte und ich wusste, er würde einen guten Rat für mich haben, er kannte mich einfach schon lang genug. Er würde bestimmt etwas überrascht sein, aber ich glaube, er käme damit zu Recht. Schließlich konnte man Gefühle nicht einfach abstellen, wenn sie einem nicht passten. *~♥~* »…sag mal, was ist eigentlich los? Du wirkst schon den ganzen Tag so bedrückt! Ich dachte du hättest heute frei, da freut man sich doch eigentlich, oder?«, Tomo riss mich unsanft aus meinen Gedanken. Es hatte tatsächlich ganze DREI Wochen gedauert, bis wir beide einen Tag gefunden hatten, an dem wir frei hatten, sonntags sah es bei mir nämlich nicht mehr so rosig aus, ich hatte etliche Shootings gehabt, die alle im Großen und Ganzen sehr erfolgreich verlaufen waren. Kiyoharu war die meiste Zeit an meiner Seite, oder Yasu, wenn Kiyo mal keine Zeit hatte. Sie ließen mich nie allein zu einem Shooting gehen, als hätten sie Angst, ich würde dann etwas falsch machen, oder sie waren einfach nur neugierig. Ich hatte von vielen Fotografen Komplimente bekommen, dass ich sehr talentiert sei und natürlich wirkte, aber ich machte mir nichts daraus. Die Arbeit machte mir Spaß. Natürlich war ich innerhalb dieser drei Wochen nicht zum Supertopmodel aufgestiegen, schließlich war das Modeln kein Zuckerschlecken sondern harte Arbeit. »Tomo? Es gibt etwas, was mich schon seit einiger Zeit beschäftigt.« »Und das wäre?« »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, murmelte ich und sah aus dem Fenster, immer wenn ich darüber sprechen wollte, fühlte ich mich unwohl in meiner Haut und sah irgendwo hin, nur nicht zu meinem Gesprächspartner, eine Angewohnheit, die ich schon immer gehabt hatte wenn ich über etwas reden wollte, mich aber nicht traute. »Sieh mich mal an«, befahl Tomo und ich tat wie mir geheißen, mein bester Freund blickte mich ernst an und sagte: »Und jetzt raus mit der Sprache.« Ich zögerte. Setzte mich gerade hin und starrte dann auf meine Hände, die ich vor mir verschränkt hatte. Es beruhigte mich, dass wir hier in meinen eigenen vier Wänden saßen, in meinem Wohnzimmer bei einer Tasse Tee. »Ich habe schon mit Shinya, Yasu und Kiyoharu darüber geredet, das ist allerdings schon drei Wochen her und sie konnten mir nicht wirklich helfen…« »Seit wann bin ich nicht mehr dein erster Ansprechpartner?« »Doch, das bist du noch, aber mit diesem Thema haben sie einfach mehr Erfahrung.« »Shinya ist doch schwul oder?« »Ja, genauso wie Yasu und Kiyoharu.« »Und du fragst dich jetzt, ob du es vielleicht auch bist.« »Ja, am Anfang hab ich den Gedanken immer wieder verdrängt, selbst nachdem Kiyo mich geküsst hat, ich habe die Tatsache, dass es mir gefallen hatte und dass ich nach ‚mehr’ verlangt hatte, ignoriert. Aber als ich dann Yasu fast geküsst hätte, drängte sich der Gedanke immer weiter in den Vordergrund.« »Auf den Tag habe ich gewartet.« »Was?« Tomo seufzte und begann dann zu erklären: »Du warst nie besonders lang mit einer Frau zusammen, du hast nie geschwärmt, dass sie gut küssen konnte, mit den meisten hast du noch nicht mal geschlafen, ich habe nie gesehen, dass du von einer auch nur die HAND gehalten hast, zum Kuscheln bist du immer zu mir gekommen, was mich nicht stört, du bist mein bester Freund, und als du mir dann von der Sache mit Kiyoharu erzählt hast und du ziemlich lange geschwärmt hast, wie schön der Kuss gewesen war und mir alles in EINZELHEITEN erzählt hast, da wusste ich, woher der Wind weht.« »Anscheinend wissen alle besser über meine Gefühle bescheid als ich selbst.« »Tut mir ja Leid, aber einer musste dir ja mal die Augen öffnen und ich glaube das mit Yasu… ich glaube, du hättest in dem Moment jeden geküsst.« »He! Was denkst du eigentlich von mir?« »Du solltest mal unter vier Augen mit Kiyo reden.« »Warum mit Kiyo?« »Darum.« »Das ist keine Antwort!« »Du musst es schon selbst begreifen.« Na toll! Jetzt wusste ich immer noch NICHT ob ich schwul war oder nicht. Aber wenigstens hatte mir das Gespräch mit Tomo etwas geholfen. Und wenn ich ihn recht verstanden hatte, dann dachte er wahrscheinlich, dass ich schwul war. So hatte er sich zu mindest angehört, oder? Ich seufzte und wechselte dann das Thema, ich wollte wissen, wie es zur Zeit um ihn stand, wir hatten uns lange nicht gesehen, drei Wochen war eine lange Zeit für mich, sonst hatten wir uns nahezu jeden Tag gesehen oder wenigstens telefonierte, aber wenn ich jetzt nach Hause kam, war ich meist so müde und fertig mit der Welt, dass ich höchstens noch etwas aß und mich dann ins Bett legte. Meine Nächte waren kurz, oft musste ich schon früh morgens beim nächsten Shooting erscheinen. Meistens hatte ich dann aber nachmittags etwas Zeit und es kam nicht selten vor, dass ich entweder auf der Couch in meinem Büro oder auf dem flauschigen Teppich einschlief. An einem Tag hatte sich Kiyoharu neben mich gelegt, ich hatte die Wärmequelle gespürt und mich im Halbschlaf an ihn gekuschelt. Vielleicht hatte er es absichtlich getan, vielleicht aber auch nicht, sein Arm hatte sich um mich gelegt, was dazu geführt hatte, dass ich noch näher an ihn heran gerutscht war, schließlich war ich eingeschlafen. Erst ein lautes Lachen und ein Blitz hatten mich geweckt. Total verschlafen hatte ich aufgesehen und da stand Shinya mit einer leuchtendroten Kamera in der Hand und breit grinsend. »Du löschst das sofort!«, befahl ich und gähnte herzhaft. »Nein, ihr beiden seit so~ süß!« Ich hatte mich gerade aufrichten wollen um lautstark protestieren, aber Kiyoharu hatte mich zurückgehalten, hatte mich wieder an sich gezogen und »Lass ihn«, geflüstert. Seine Stimme war so warm und weich gewesen, dass ich gar nicht erst auf den Gedanken gekommen war, ihm zu widersprechen. Mein Herz hatte heftig gegen meinen Brustkorb gehämmert, sein Atmen hatte ein angenehmes Kitzeln auf meiner Haut hinterlassen und seine Hand hatte ein schönes Kribbeln verursacht. Tomos Worte rissen mich erneut aus meinen Tagträumen: »Ich habe letzte Woche ein Mädchen kennen gelernt.« »Und?« »Wir wollen morgen ausgehen, mal sehen, was darauf wird.« »Viel Glück!«, ich freute mich für ihn. »Ich glaube, das braucht du viel eher als ich«, Tomo lachte. Wir unterhielten uns noch über seine Arbeit, er lästerte ein wenig über seinen Chef, der allen Anzeichen nach mehr als nur eine Schraube locker hatte. Ein paar Stunden später, in den wir ausgiebig gelacht hatten, bestellten wir uns eine Pizza und warteten. Endlich klingelte es an der Tür und ich sprang auf. Ich hatte verdammt Hunger und der Lieferservice war – um es freundlich auszudrücken – sehr lahm. Und so riss ich dir Tür auf und bekam fast einen Herzinfarkt, als ich Kiyoharu erblickte, mir blieb keine Zeit den ersten Schock zu überwinden, als ich auch schon den zweiten bekam. Ohne jegliche Vorwarnung presste er seine Lippen auf meine. Überrascht schnappte ich nach Luft ehe ich den Kuss erwiderte. Er erhöhte den Druck, den er mit seinen Lippen ausübte, ich öffnete meine Lippen und stupste seine mit meiner Zunge an. Keine Sekunde später spürte ich seine Zunge, wie sie meine sanft zurückdrängte, einen kleinen Kampf ausfocht, den ich haushoch verlor, dann tänzelte seine liebevoll um meine Zunge herum. Ich liebte die Art, wie er küsste! Ich seufzte wohlig in den Kuss hinein und schlang meine Arme um seinen Nacken, vergrub meine Hände in seinen blondbraunen Haaren. Seine Hände ruhten auf meiner Hüfte und er zog mich näher an sich. Ich hatte meine Augen geschlossen und genoss den Kuss, dachte an nichts, es zählte in diesem Moment auch nichts anderes mehr außer uns beiden. Seine Hände wanderten über meinen Rücken und lösten ein angenehmes Kribbeln aus während unsere Zungen leidenschaftlich miteinander spielten. Alles schien so perfekt, bis sich jemand hinter mir laut räusperte. Nur ungern ließ ich von Kiyoharu ab, er schien sich ebenfalls dagegen zu streben, aber ein zweites, deutlich lauteres Räuspern brachte uns dazu, uns von einander zu lösen. Schwer atmend sah ich Kiyoharu an, seine Augen strahlten eine beruhigende Wärme aus. Warum war er hierher gekommen und warum hatte er mich geküsst? Einfach so! Und warum hatte ich ihm SCHON WIEDER nicht widerstehen können! Er brachte mich eines Tages noch um den Verstand und ich war mir sicher, dass dieser Tag nicht mehr weit entfernt lag. Nach einem Augenblick drehte ich mich zu Tomo um, sein Blick war schon längst nicht mehr auf mich oder Kiyo gerichtet und ich folgte ihm. Und bekam fast schon den nächsten Schock. Der Pizzalieferant stand da und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. »Hal, dein T-Shirt«, flüsterte Kiyo mir zu. Verwirrt sah ich an mir herunter und wurde rot. Warum schämte ich mich eigentlich immer so schnell? Mein T-Shirt war bei unserem Kuss ein ganzes Stückchen nach oben gerutscht und man hatte freie Sicht auf meine Beckenknochen. Hastig zog ich es wieder herunter ehe ich mich dem Lieferanten zuwandte. Ich nahm unsere Bestellung entgegen und bezahlte, dann verschwand er eilig. »Der Arme hat den Schock seines Lebens erlitten«, sagte Tomo und grinste mich viel sagend an. Und wieder ertappte ich mich dabei, wie mein Gesicht die Farbe einer reifen Tomate annahm. »M-magst du noch reinkommen?«, fragte ich unsicher an Kiyoharu gewandt. »Nein, ich glaube, das ist keine so gute Idee.« »Was machst du überhaupt hier? Und woher hast du meine Adresse?«, platzte es neugierig aus mir heraus. »Außer dich küssen? Ich wollte dich sehen. Kyo war so nett und hat mir deine Anschrift gegeben. Also, ich geh dann mal wieder«, kaum hatte er fertig gesprochen, drehte er sich um und ging. »Kiyo!«, rief ich ihm hinterher aber er ignorierte mich einfach. Als er dann um Treppenhaus verschwunden war, schloss ich die Tür hinter mir und folgte Tomo zurück ins Wohnzimmer. »Was war DAS denn?«, fragte er und sah mich wissbegierig an. »Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen.« »Kommt hier her und knutscht dich einfach ab!« »Du tust so, als wäre es ein Verbrechen.« »Hast du seinen Blick gesehen? Oh man!« »Was war denn daran so schlimm?« »Er hat ausgesehen, als würde er dich mit seinem Blick AUSZIEHEN! Und seine Hand hat es ja fast getan!« »Jetzt hörst du dich an, als hätte er mich fast flachgelegt.« »Ich wette mit dir, das hätte er auch GETAN.« »Tomo, wirst du etwa eifersüchtig?« »Nein, ich bin GESCHOCKT.« »Ich habe dir vor ein paar Stunden gesagt, dass ich glaube, dass ich schwul bin und JETZT bist du geschockt?!« »Ich rechne nicht jeden Tag damit, dass mein bester Freund SO von einem Mann geknutscht wird.« »Wir haben uns geküsst, mehr nicht.« »Küssen nennst du das? Du heilige Scheiße, du hättest euch mal sehen sollen! Kein Wunder wenn der Lieferant einen Schaden davon trägt.« Ich seufzte und entschloss mich, nichts mehr zu sagen, stattdessen packte ich die Pizza aus und reichte Tomo ein Stück, dann schnappte ich mir selbst eins und begann es zu essen, mit den Gedanken immer noch bei Kiyoharu und dem Kuss. Jeder Kuss mit ihm war ein Erlebnis gewesen, wie ein kurzer Trip und wenn er vorbei war, dann wollte man mehr davon kosten. Aber immer war es anders gewesen. Der erste war sanft, der zweite leidenschaftlich und eben der war eine Mischung aus beidem gewesen. *~♥~* Heute hatte ich zum ersten Mal ein Shooting mit einem anderen Model zusammen und da das Glück wirklich auf meiner Seite war, wurde Yasu als mein Partner ausgesucht. Eigentlich wollte Kyo erst mich und Kiyoharu nehmen, aber Hyde hatte sich strickt geweigert, mich und Kiyo zu fotografieren, also wurde Kiyo durch Yasu ersetzt und um ehrlich zu sein, war ich darüber auch froh. Ich hatte kein Wort mehr mit ihm gesprochen, seit er vor zwei Tagen plötzlich bei mir aufgekreuzt war. Ich hatte fast den Eindruck, als würde er mir aus dem Weg gehen, aber vielleicht ging ich ihm ja auch aus dem Weg. Heute hatte ich seine Stimme gehört, er hatte sich mit irgendeinem anderen Model unterhalten, kaum hatte ich ihn wahrgenommen, hatte ich auf den Absatz kehrt gemacht und war in mein Büro gegangen, wo Kyo mich dann eine halbe Stunde später angerufen und mich wegen dem Shooting gefragt hatte. Einige der Fotos sollten in die zweite Ausgabe der »Hearts of Misery Loves« erscheinen. Der Katalog erschien jeden Monat. Ich stand nun vor Hydes Fotostudio, was übrigens ein halbes Stockwerk in Anspruch nahm, und wartete auf Yasu. Etwas gehetzt kam er schlitternd vor mir zum Stehen. »Tut mir Leid, ich bin spät dran.« »Nicht schlimm, lass uns rein gehen, Hyde wartet bestimmt schon.« Yasu und ich redeten wieder normal miteinander, ich hatte diesen kleinen Vorfall einfach aus meinem Gedächtnis gestrichen und er hatte es mir wohl gleich getan. Eine Stylistin drückte uns erst mal ein paar Anziehsachen in die Hand, nach kurzem betrachten wurde mir klar, WAS für ein Shooting das werden würde. Meine Sachen bestanden aus einer sehr, sehr kurzen weißen, fast durchsichtigen Hose, die im Licht golden glitzerte, einer dünnen, bauchfreien, durchsichtigen Jacke, etlichen goldenen Armbändern und…ich starrte die Frau an, bitte! Ich sollte doch nicht ehrlich die weißen, kniehohen Lackplateaustiefel anziehen. Sie lächelte mich verschmitzt an und ich verdrehte die Augen. Dann drehte ich mich zu Yasu, den es auch nicht besser erwischt hatte. Er hatte eigentlich dieselben Sachen nur in schwarz und silbern. Er seufzte und wir gingen zu den Umkleiden, da wir beide keine Lust hatten, uns vor kichernden Stylistinnen umzuziehen. Als ich fertig war und wieder hinaustrat, war Yasu bereits fertig und es verschlug mir den Atem, er sah verdammt geil aus. Ich starrte ihn an, seine dünnen, schönen, makellosen Beine kamen perfekt zur Geltung und sein flacher Bauch, man konnte seine Muskeln sehen und dazu sein engelsgleiches Gesicht. »Wow Hal, du siehst…WOW aus«, brachte Yasu nach einigen Momenten des Schweigens, in dem wir beschäftigt waren, den jeweils anderen anzustarren, hervor. »Guck dich erst mal an!«, erwiderte ich und lächelte. Gemeinsam gingen wir zurück und wurden sofort von zwei Stylistinnen abgefangen und auf die Stühle vor ihren riesigen Spiegeln gedrückt. Sie schminkte meine Augen dunkel, wodurch sie zu leuchten schienen und größer wurden, dann machte sie sich an meinen Haaren zuschaffen, als sie dann lange genug daran herumgezupft hatte, warf ich einen kritischen Blick in den Spiegel, es sah wirklich richtig gut aus, auch wenn es ein bisschen so wirkte, als wäre ich nach einer wilden Nacht aufgestanden. Ein Blick zu Yasu verriet mir, dass es auch GENAU so aussehen sollte, denn bei ihm war es genau dasselbe. Die Stiyistin, die sich um ihn kümmerte, hatte seine Haare mit kleinen schwarzen Klammern erst zurück und dann nach oben gestylt, sie waren absichtlich durcheinander und an einigen Stellen leicht verknotet, aber es sah nicht unordentlich sondern einfach heiß aus. Die weißen Strähnchen, die er seit wenigen Tagen in seinen langen schwarzen Haaren hatte, brachten das noch besser zur Geltung, auch seine Augen waren dunkel geschminkt. »Kommt ihr?«, fragte Hyde und winkte uns zu sich. Er führte uns zu einer schönen, sehr chaotischen und unordentlichen Schlafzimmerkulisse und befahl mir, dass ich mich auf das Bett legen sollte. Als ich nach etlichen Verbesserungen von Hydes Seite richtig lag, befahl er Yasu, er solle sich auf mich setzen. JETZT verstand ich, warum er nicht Kiyoharu dabei haben wollte. Yasu nahm breitbeinig auf mir Platz, seine Hände auf meine Brust, den Kopf in den Nacken, die Augen geschlossen, den Mund geöffnet, als würde er stöhnen. Ich verstand und bog meinen Rücken durch, krallte meine Hände in Yasus Schultern, schloss ebenfalls meine Augen und leckte mir über die Lippen. Es blitze mehrmals und dann befahl Hyde uns, ein wenig Kreativität walten zu lassen. Und so kam es, dass ich meine Beine spreizte, Yasus Knie drückte sich leicht gegen meinen Schritt, unsanft – so sah es zu mindest aus, war es aber nicht – hielt er meine Handgelenke fest und drückte sie rechts und links neben mir auf das Bett, unsere Gesichter waren sich sehr nah, wir hatten unsere Münder leicht geöffnet und unsere Lippen berührten sich fast, es machte den Anschein, als würden wir uns küssen wollen, was ich in diesem Moment nur zu gern getan hätte. Es blitzte erneut und Yasu tat nun so, als würde er meinen Oberkörper mit Küssen versehen, ich schloss die Augen und ließ ihn machen. Sein Atmen kitzelte warm auf meiner nackten Haut und wären wir hier nicht in einem Shooting gewesen, hätte ich ihn angefleht, mich endlich richtig zu berühren. Plötzlich spürte ich seine Lippen an meinem Hals und ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Ups, tut mir leid«, flüsterte er, wobei er nicht so klang, als würde er es ernst meinen. »Schon okay«, hauchte ich. »Konzentriert euch bitte mal wieder!«, meldete sich Hyde zu Wort, den ich fast vergessen hatte. »Ihr müsst nicht so zurückhaltend sein, so lange ihr nicht auf die Idee kommt, vor MEINER Kamera zu vögeln.« Yasu ließ es sich nicht zwei Mal sagen, seine Hand wanderte zwischen meine Beine, seine Zunge leckte über meinen Oberkörper und ich musste mich ernsthaft zurück halten, nicht aufzukeuchen. Ich überkreuzte meine Beine hinter ihm und drückte ihn so noch näher an mich heran. »Yasu«, keuchte ich irgendwann und er sah mich fragend an. »Deine HAND«, murmelte ich und betonte das letzte Wort besonders stark. Der Schwarzhaarige sah mich erst irritiert an, seine eine Hand lag auf meiner Brust, dann bewegte er seine andere, und als ich schwer atmete verstand er endlich, was ich ihm zu sagen versuchte. Schnell entfernte er sie von der Stelle zwischen meinen Beinen und murmelte eine Entschuldigung. Zu erst hatte seine Hand mich nicht gestört, aber so wie er sich auf mir räkelte und meinen Körper reizte, wollte ich nicht, dass es zu kleinen ‚Problemchen’ kam. Ich war noch nie beim Anblick eines Mannes geil geworden, aber Yasu war kurz davor, diese Tatsache zu ändern. Hyde räusperte sich und holte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Ich griff nach Yasus Handgelenken und drückte ihn auf die andere Betthälfte ehe ich mich auf ihn setzte und einen verführerischen Blick in die Kamera warf, die Lippen zu einem angedeuteten dreckigen Grinsen verzogen. So ging es noch einige Zeit weiter, in unterschiedlichen Positionen, mal lag er oben, mal ich. Dann befahl Hyde mir, ich solle mich auf die Bettkante setzen, Yasu auf Knien mit aufgerichtetem Körper hinter mir, seine Hände wanderten langsam über meinen Oberkörper bis sie kurz vor dem Hosenbund stoppten, ein Kribbeln schoss durch meinen Körper und Hyde sprach aus was ich gedacht hatte aber nicht wollte: »Noch ein Stück.« Und Yasu tat wie befohlen. Ich legte den Kopf in den Nacken und wartete, dass ich seine Hand an meinem Schritt spürte, was ich einen Moment später auch tat. Ich schloss die Augen und atmete tief aus, das Shooting war mir mit einem Mal peinlich, nicht weil Hyde uns fotografierte, sondern weil Yasu mich hemmungslos anfasste und ich es auch noch genoss. »Ich glaube, das reicht für heute«, sprach der kleine Fotograf endlich die erlösenden Worte und Yasus warmer Körper entfernte sich. Plötzlich fiel mir auf, wie kalt es hier eigentlich war und ich begann zu frösteln, schnell eilte ich dem Schwarzhaarigen zu den Umkleiden hinterher und zog mich wieder um. »Lief doch ganz gut«, sagte Yasu und lachte. »Ja, aber PEINLICH!« »Nein, peinlich wird’s erst dann, wenn ganz Japan die Bilder in der Hearts of Misery Loves betrachtet, die erste Ausgabe ist eingeschlagen wie eine Bombe, die Erwartungen werden hoch sein.« »Das nächste mal warnt mich aber bitte einer vor, wenn wir schon so ein Shooting machen müssen.« »Hätte ich oder ein anderer das gemacht, hättest du dich geweigert. Und dann hätte ich nicht so viel Spaß gehabt.« »Spaß?« »Ja, interessant, wie dein Körper DARAUF reagiert.« »Ich bin doch kein Versuchskaninchen.« »Dann machst du es einem aber schwer, zu widerstehen.« Zusammen gingen wir zurück zu Hyde, der nun vor seinem Computer saß und die Bilder auf den PC lud. Neugierig stellten wir uns hinter ihn und mich traf fast der Schlag. Die Bilder waren der absolute Hammer! Und es sah wirklich so aus, als wollten Yasu und ich… miteinander schlafen. »Oh man sind die sexy!«, hörte ich Yasu neben mir begeistert. Sexy war wirklich untertrieben. »Hal, dein Blick da«, er zeigte auf ein Foto, wo ich verführerisch in die Kamera blickte, »ist absolut geil!« »Yasu guck dich mal an«, sagte ich nun und zeigte auf eines der ersten Bilder, wo er den Kopf weit zurückgelegt hatte, den ganzen Körper angespannt, in seinem Gesicht spiegelte sich pure Lust wieder. Und wäre ich nicht die Person, die unter ihm lag und die Finger in seine Haut grub, dass würde ich mir wünschen, diese Person zu sein. »Das Bild kommt aber NICHT in die Ausgabe«, protestierte er und klang auf der einen Seite so, als würde er einen Scherz machen aber auf der anderen Seite klang er todernst. »Warum nicht?« »Weil man da sehen kann, was ich gedacht habe.« »Und das wäre?« »Das wonach es aussieht mit dir zu machen«, erwiderte er und schlug sich dann die Hand vor den Mund. Hatte ich richtig gehört? Anscheinend schon. Augenblicklich schoss mir die Röte mal wieder ins Gesicht, aber nicht, wegen Yasus Kommentar, okay, schon, aber nur, weil ich genau dasselbe gedacht hatte und das war mir peinlich. Ich hatte schließlich noch NIE etwas mit einem Mann gehabt. »So-so war das nicht gemeint…«, stammelte Yasu und sah auf den Boden. »Warum nicht, ging mir genau-«, jetzt war ich schlug ich meine Hand vor den Mund. DAS hatte ich nicht sagen wollen. Und prompt wurde meine Gesichtsfarbe noch dunkler. Zum Glück rettete Hyde die Situation in dem er eine Kommentar abließ: »Ich glaub ich werde doch schwul.« Yasu lachte, er hatte die Szene eben schnell verkraftet und klopfte dem Fotografen dann auf die Schulter. »Nein, jetzt mal ehrlich, wäre ich nicht verheiratet, ihr seht HEISS aus!« »Danke. Ich bin auch sehr zufrieden. Und du Hal?« »Die Fotos sind wirklich gut. Aber sind sie nicht etwas zu…erotisch?« »Nein sind sie nicht, schließlich sollten sie genau das ja werden! Sucht euch bitte jeweils drei Fotos aus.« »Drei?« »Ja, das macht dann sechs Fotos und noch mal drei – oder vielleicht auch nur zwei – aus Kyos Wahl.« »Dann sollen neun Bilder in die Ausgabe?« »Ja, so war es geplant, obwohl ich an Kyos Stelle fast alle nehmen würde.« »Dann bräuchte er aber einen Special-Teil.« »Ja und? Specials kommen bei Lesern IMMER gut an.« Also suchten wir uns gemeinsam sechs Fotos aus, wobei uns die Wahl nicht leicht fiel, da uns alle gefielen und so entschieden wir und für die provokantesten, dann verabschiedeten wir uns von Hyde und machten uns auf dem Weg in den dritten Stock. »Hast du das ernst gemeint?«, fragte Yasu mich, ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen. »Was?« »Das was du auf meinen Kommentar gesagt hast, eigentlich wollte ich es nicht sagen, es war mir rausgerutscht.« »Ich-«, setzte ich an, wurde dann aber vom Klingeln meines Handys unterbrochen. Neugierig zog ich es aus meiner Tasche. »Tomo«, stand auf dem Display, na nu? Was wollte er denn jetzt, eigentlich müsste er doch gerade auf dem Weg zur Arbeit sein und außerdem wusste er doch, dass ich zurzeit arbeitete. Neugierig hob ich ab und erschrak als sich NICHT Tomos Stimme meldete. Es war eine freundliche Frauenstimme, die sofort drauflosredete, ich verstand nur einen Teil von dem was sie sagte, aber das reichte. Vor Schreck ließ ich das Handy fallen, die Augen weit aufgerissen und unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu rühren. »Nein«, kam es atemlos über meine Lippen. Wie in Zeitlupe schien mein Mobiltelefon zu fallen, ehe es mit einem Scheppern auf den Boden traf. Alles um mich herum schien sich zu drehen und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. »Hal? Alles in Ordnung?«, hörte ich Yasu besorgt fragen, seine Stimme klang weit, als stünde er am anderen Ende eines langen Flures. »Tomo…Unfall…Krankenhaus«, mehr brachte ich nicht zu Stande. Ich drehte mich um und rannte zum Treppenhaus, ich hatte keine Lust auf den Aufzug zu warten, ich stürmte die Treppen hinunter und bekam nur am Rande mit, dass Yasu mir hinterherlief. Endlich erreichte ich den Ausgang, riss die Tür auf und wurde prompt am Arm festgehalten. »Beruhig dich«, Yasus Stimme klang warm, aber Sorge schwang mit. »Lass mich los!«, fauchte ich ihn an, ich wusste, dass er es nur gut meinte, aber ich WOLLTE mich nicht beruhigen. »Komm mit«, genervt zog er mich hinter sich her zu seinem Auto. »Welches Krankenhaus?«, fragte er und startete den Motor. Ich sagte ihm alles was er wissen wollte und er fuhr los. Eine Ewigkeit später – so war es mir zu mindest vorgekommen – kamen wir endlich an und ich erkundigte mich, auf welchem Zimmer mein bester Freund lag. Ich rannte den ganzen Weg und riss ungeduldig die Tür auf, woraufhin ich von neugierigen und verärgerten Blicken der anderen Patienten durchlöchert wurde. Schlitternd kam ich vor Tomos Bett zum Stehen. Er sah aus, als würde er schlafen. Behutsam strich ich eine verirrte Strähne seiner braunen Haare aus dem Gesicht. »Was macht du nur für Sachen?«, fragte ich und in meinen Augen brannten Tränen. »Hal, ist schon gut«, hörte ich Yasus Stimme nah an meinem Ohr leise. Seine warme Stimme jagte mir einen wohligen Schauder über den Rücken, dann konnte ich den Tränen nicht mehr standhalten und sank neben dem Bett auf die Knie. Ich schluchzte und grub meine Finger tief in den weichen Stoff der Bettdecke. Yasu strich mir tröstend über den Rücken, nach einer Weile zog er mich hoch und schloss mich sanft in seine Arme. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Ich drückte ihn Halt suchend an mich, würde er mich loslassen würde ich in ein unendlich tiefes schwarzes Loch fallen. Aber er ließ mich nicht los. »Gibt’s was zu glotzen«, fauchte Yasu unfreundlich die anderen Patienten an, die uns anscheinend anstarrten als hätten sie noch nie jemanden weinen sehen. »Er-er darf ni-hicht sterben«, schluchzte ich gegen Yasus Schulter. »Ssscht, das wird er schon nicht«, seine Worte wirkten beruhigend. »Ihr Freund hat Recht«, erklang eine starke, tiefe männliche Stimme, wohl der Arzt. Widerstrebend löste ich mich aus der Umarmung, hielt Yasu aber weiterhin fest und auch der Schwarzhaarige wirkte nicht so, als wolle er mich in den nächsten Minuten loslassen. »Er hatte einen schweren Autounfall, ein anderer Wagen ist in ihn hineingerast, er trägt keinerlei Schuld an dem Unfall, als er eingeliefert wurde, war er noch bei Bewusstsein und nannte uns einen Namen: »Hal«, wir mussten ihn operieren, dann ist er ins Koma gefallen, aber es sieht gut für ihn aus, dass er wieder auf die Beine kommt.« »Seine«, ich schluckte, »seine Eltern? Wissen die davon?« »Wir haben sie schon angerufen, sie wollten kommen.« »Okay.« Der Arzt verließ das Zimmer wieder und Yasu fragte mich leise, wie lange ich Tomo denn schon kennen würde. »Zwanzig Jahre«, sagte ich. Immer noch hatte Yasu seine Arme um mich geschlungen, seine Wärme tat mir gut, er wirkte so beruhigend auf mich. Wieder wurde die Tür geöffnet. Diesmal waren es Tomos Eltern, ich erkannte sie sofort wieder, auch wenn es lange her war, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe. »Hal!«, kam es verwundert von Tomos Mutter, eine kleine Frau mittleren Alters mit einer freundlichen Stimme und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Na eigentlich, denn jetzt war das Lächeln erstorben, was ich verstehen konnte. »Wie«, sie schluckte hart, »wie geht es deinen Eltern?« Ich starrte sie aus großen Augen an, ihr SOHN lag im Koma und sie fragte mich, wie es MEINEN ELTERN ging? »Ich habe sie seit sechs Jahren nicht mehr gesehen, ich hoffe das Gericht hat sie in alle Einzelteile zerlegt«, meine Stimme klang kalt und abweisend, wie immer wenn ich von meinem Eltern sprach. »Und wie geht es dir?« »Besser als wir uns das letzte Mal gesehen haben.« »Ja, das hatte ich auch gehofft. Ich war gestern an ihrem Grab.« »Ich war noch nie da und das weißt du.« »Ich hatte gehofft, du würdest dich ändern«, ein leichter Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit. »Ich kann nicht. Sie ist meinetwegen gestorben, ICH hätte sterben sollen. Ich verdanke ihr mein Leben, und sie verdankt mir im Gegenzug ihren Tod.« »Hal, sie war deine SCHWESTER!« »Yasu, lass uns gehen«, immer noch hörte sich meine Stimme an, wie ein kalter Eisblock und der Schwarzhaarige wagte es gar nicht erst, mir zu widersprechen. Er warf einen vorwurfsvollen Blick auf die kleine Frau, dann verließen wir das Zimmer. »Hal! Weglaufen konntest du schon immer gut!«, rief sie uns hinterher, aber ich ignorierte sie. Mühsam unterdrückte ich die Tränen, die immer wieder in meine Augen stiegen. Verzweifelt krallte ich meine Hände in Yasus T-Shirt, versucht, nicht zu weinen und diesmal nicht wegen Tomo sondern wegen meiner Schwester. Ich wollte nicht an sie denken. Ich war total fertig mit den Nerven und wollte nach Hause, aber da war ich allein und allein wollte ich auch nicht sein. Yasu schwieg, entweder er wusste nicht, was er sagen sollte, oder er verstand, dass mich keine Worte der Welt trösten konnten. Ich merkte, wie ich den Boden unter den Füßen verlor und in ein schwarzes Loch zu stürzen schien. Ich fiel und fiel und fiel, es nahm einfach kein Ende und ich verlor allen Halt. *~♥~* Als ich die Augen öffnete schien die Sonne hell in das große Schlafzimmer. Stopp! In das GROSSE Schlafzimmer? Das konnte nicht sein, mein Schlafzimmer war klein! Ein Blick verriet mir, dass ich mich auch gar nicht bei mir in der Wohnung befand. Ich richtete mich auf. Mein Kopf tat höllisch weh, als würde jemand mit einem Presslufthammer darauf herum tanzen. Ich stöhnte genervt und wollte aufstehen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Yasu mit einem Tablett voller Leckerein eintrat. »Na, gut geschlafen Dornröschen?«, fragte er und ich nickte. »Du bist einfach zusammengebrochen und ich wusste nicht, wo du wohnst, also habe ich dich mit zu mir genommen, im Krankenhaus wollte ich dich nämlich auch nicht lassen.« »Danke, tut mir Leid, dass dir soviel Umstände gemacht habe«, ich senkte den Blick. Yasu kletterte zu mir ins Bett und hob mein Gesicht langsam mit seinen Händen. »Mach dir darüber mal keine Gedanken, Kyo hat den Schock recht schnell verkraftet.« »Ach du…! An Kyo hab ich gar nicht gedacht! Ich war einfach abgehauen…« »Auch schon gemerkt? Na ja, er hat’s locker gesehen, na gut, er war schon ein bisschen genervt, aber als ich ihn dann die Umstände erklärt habe, hat er mir heute auch frei gegeben.« »Du hast dir MEINETWEGEN frei genommen?« »Ja, einer muss ja auf die aufpassen«, lächelte er und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, dann befahl er mir gespielt streng, dass ich schleunigst etwas essen sollte. Ich hatte einen Mordshunger, deshalb ließ ich es mir nicht noch ein Mal sagen und schnappte mir eines der belegten Brötchen. Wir verbrachten nahezu den ganzen Tag im Bett, aber ohne etwas anzustellen, er versuchte mich aufzumuntern, den gestrigen Tag erwähnte er gar nicht, wofür ich ihm sehr dankbar war, ich fragte mich, was er alles Kyo erzählt hatte, aber darum sollte ich mich jetzt nicht kümmern. Ich hatte mich an ihn gekuschelt und dachte an Aois Worte zurück. »Yasu?« »Ja?« »Bin ich in deinen Augen eine Schlampe?« »Wie kommst du denn DARAUF? In meinen Augen bist du vieles, aber KEINE Schlampe, ich hab überhaupt keinen Grund das von dir zu denken.« »Aber Aoi denkt so über mich.« »Lass ihn reden, er ist nur neidisch.« »Auf mich?« »Ja, ich habe ihn abblitzen lassen und dann kommt einer wie du daher und der darf mich dann küssen, so sieht er es wahrscheinlich. Immer nur Fakten ohne Hintergrund.« »Er wollte was von dir?« »Was ist gut! Ficken, mehr hatte er nicht im Kopf und so einer bin ich nicht.« Ich zuckte zusammen. Ich konnte mir Yasu nicht mit Aoi vorstellen. Zu mal ich mir noch nie Gedanken über Sex zwischen Männern gemacht hatte. Ich verstand mich selbst nicht mehr! Erst ließ ich mich von Kiyoharu küssen, dann machte ich ein verdammt erotisches Shooting mit Yasu und jetzt dachte ich über SEX nach! Das Leben konnte echt Scheiße sein. »Denk nicht weiter über Aoi nach, okay?«, er klang so liebevoll. Am nächsten Tag gingen wir zusammen zur Company, vielleicht würde mich die Arbeit ablenken. Mit meinen Gedanken hing ich ständig bei Tomo, wie es ihm wohl ging? Ich hoffte, er war auf dem Weg der Besserung, ich wollte ihn nicht verlieren. Der erste, dem wir begegneten war Kyo. Er musterte mich von oben bis unten, dann fragte er nach, wie es mir ginge. »Es geht wieder.« »Okay, heute steht nur ein Shooting an, Hyde wartet schon.« »Bin schon weg«, entgegnete ich und ging. Kyo hatte Recht, Hyde wartete bereits. Das Shooting verging schnell, es war auch bei weitem nicht so anspruchsvoll wie das letzte. Und zum Glück waren die Anziehsachen nicht so freizügig, denn das war das Letzte, was ich in Moment tragen wollte. Meine Stimmung passte zu den düsteren Bildern, die wir machten, es war das erste Mal, dass ich in die Rolle eines Gothic-Models schlüpfte und vorher hatte ich starke Zweifel daran gehabt, dass es mir stehen würde, aber die Stylistin hatte gute Arbeit geleistet, Hyde war sehr zufrieden mit den Aufnahmen, wenn auch nicht SO zufrieden wie bei dem Shooting mit Yasu, die Bilder schienen es ihm echt angetan zu haben. »Du hast letztes Mal gesagt, du seiest verheiratet.« »Seit zwei Jahren.« »Was hält sie von deiner Arbeit?«, fragte ich interessiert. »Sie mag meine Aufnahmen sehr. Aber sie ist auch ein bisschen neidisch, weil ich mit erfolgreichen Models zu tun habe«, sagte er und grinste dann, »Aber nicht weitersagen.« Ich lachte, ich konnte mir Hyde irgendwie nicht verheiratet vorstellen, für mich war bis vor zwei Tagen immer nur der Fotograf gewesen, aber natürlich hatte er ein Privatleben, wie jeder hier. »Morgen erscheint die neue Hearts of Misery Loves, lass dich überraschen«, sagte er verschwörerisch und schmiss mich dann mit einem Lachen aus seinem Studio. Es war Samstag und ich hatte heute den halben Tag frei, morgen hatte ich auch frei, vielleicht konnte ich Yasu, Shinya und Kiyoharu überreden mit mir auszugehen. Ich musste einfach mal wieder raus. Ich war schon lange nicht mehr auf einer Party gewesen. Ich weiß, es war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, da mein bester Freund im Koma lag, ich wollte ihn heute auch noch besuchen, aber ich konnte mich auch nicht zu Hause einschließen, mein Leben ging weiter. Meine Füße trugen mich wie von allein zum Fahrstuhl und hinunter in den dritten Stock, ich vermutete die drei wie so oft auf dem flauschigen Teppich, also ging ich auch dahin. Jedoch traf ich dort nur Ruiza und sein Anhängsel. »Setz dich doch zu uns«, sagte Hide-zou und ich folgte seiner Anweisung. Ich hatte noch nie sonderlich viel mit den beiden geredet, vielleicht konnte ich das jetzt mal ändern. »Yasu und Kiyoharu sind zur Zeit außer Haus«, erklärte Ruiza und Hide-zou ergänzte ihn: »Und Shinya hat heute frei, der Arme muss morgen arbeiten.« »Du doch auch«, kam es wieder von Ruiza und er stupste mit seinem Zeigefinger gegen Hide-zous Nase. »Leider, ich wäre ja lieber bei dir.« »Einen Tag wirst du es schon überleben.« »Nein.« »Ach jetzt tu doch nicht so! Du kannst mich die ganze Nacht haben.« »Ich habe auch nichts anderes erwartet.« »Na na na, woran denkst du denn jetzt wieder?« »DAS sage ich bestimmt nicht vor ihm«, erklärte Hide-zou und warf mir ein unschuldiges Lächeln zu. Jetzt schenkte mir auch Ruiza wieder seine Aufmerksamkeit und er begann, mich über alles Mögliche auszuquetschen. Es war lustig mit den beiden und ich hatte stark das Gefühl, dass zwischen ihnen etwas lief. Aber gut, störte mich nicht. Die beiden waren echt süß zusammen, das niedlichste Pärchen was ich je gesehen hatte. »Was wollte Kiyoharu eigentlich vor ein paar Tagen von dir?« »Was meinst du?« »Ich war gerade in einer Besprechung mit Kyo, weil ich nächsten Monat eine Woche nach Frankreich fliege, die veranstalten da eine riesige Modenschau und ich soll daran teilnehmen, und auf einmal kam Kiyo hereingeplatzt und forderte deine Adresse. Kyo hat sie ihm nach einer viertelstundenlangen Diskussion endlich gegeben und dann er ist auch wieder aus seinem Büro gestürmt.« »Ach, das war an meinem freien Tag«, ich seufzte, »keine Ahnung was er wollte.« »Dann ist er nicht bei dir aufgetaucht?«, mischte sich Hide-zou verwundert ein. »Doch. Er hat mich geküsst und ist dann wieder verschwunden.« »Das sieht ihm gar nicht ähnlich…na ja, wie auch immer, er hatte wohl seine Gründe. Morgen erscheint endlich die neue Hearts of Kyo and Atsushi.« »Die WAS?«, fragte ich ehe ich verstand, dass sie die Hearts of Misery Loves meinten. »Ist dir schon mal aufgefallen, dass ALLES was Kyo-sama und Sakurai-sama zusammen machen den Namen ‚Misery Loves’ trägt? Und bei Hide-chan und mir ist dann einfach ‚Kyo and Atsushi’ draus geworden, das trifft den Nagel nämlich auf den Kopf.« »Warum?« »Sie führen eine Hassliebe.« »Ich weiß, das hat Atsushi mir mal gesagt.« »Wow, er hat es endlich mal zu gegeben.« »Wer hat WAS zugegeben?«, ertönte eine hohe, freundliche Stimme und ich sprang auf. »YASU!«, rief ich und umarmte ihn stürmisch. Ich war froh ihn zu sehen. Hatte ich nur das Gefühl oder litt ich ernsthaft an Stimmungsschwankungen? »Ist ja gut, Kleiner, ich lebe noch.« »Magst du heute Abend mit mir ausgehen?« »Klar, ich hab jetzt frei und morgen auch.« »Ich auch!« »Willst du vorher noch mal ins Krankenhaus?« »Ja.« »Gut, dann lass uns gehen.« Und wieder fuhr er mich ins Krankenhaus, diesmal ging ich langsamer zu Tomos Zimmer, Yasu folgte mir. Vorsichtig öffnete ich die Tür, ich hatte Glück, seine Eltern waren nicht da. Erleichtert trat ich hinein, ignorierte die Blicke der anderen Patienten, die wie vor zwei Tagen dumm aus der Wäsche starrten. Yasu nahm auf dem Stuhl Platz, der neben Tomos Bett stand und zog mich auf seinen Schoß. Ich griff nach der Hand meines besten Freundes, sie war kalt, und ich streichelte sanft darüber. »Du tust mir echt Leid, dass du so einen Freund wie mich hast«, murmelte ich und lachte leise, vielleicht konnte er mich ja verstehen. »Erst taucht Kiyo an meiner Tür auf und knutscht mich einfach ab und jetzt schlepp ich als Yasu hinter mir her«, ich grinste und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du jetzt sagen würdest…Hal, also echt, so kann das aber nicht weitergehen, das sagst du immer wenn du etwas nicht verstehst und es trotzdem amüsant findest, aber diesmal kann ich dich nicht beruhigen, ich verstehe es selbst nicht.« Ich lehnte mich nach hinten an Yasu, der seine Arme um meinen Bauch geschlungen hatte. »Deine Eltern waren hier, das hast du wahrscheinlich mitbekommen, ich wollte nicht so unfreundlich zu deiner Mutter sein. Aber sie versteht mich einfach immer noch nicht. Nimm es mir nicht ganz so übel, okay? Ich werde mich bei ihr entschuldigen, wenn ich die Zeit dafür habe. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen…Du musst nächste Woche unbedingt wieder wach werden, versprich es mir, ich muss dir nämlich dann was zeigen. Lass dich überraschen, Großer«, beendete ich meinen Monolog und wuschelte ihm durch die braunen Haare und sah ihn noch eine Weile schweigend an. Yasu war so nett gewesen und hatte mich sogar nach Hause gefahren, ich wollte mich noch umziehen, wir verabredeten uns für acht Uhr, also hatte ich noch Zeit und die wollte ich nutzen, indem ich noch Duschen ging, mir war nach einer langen, heißen Dusche und lang hieß bei mir auch lang. Es war gerade mal drei Uhr und ich entschied mich, erst mal bei Shinya anzurufen. Wir telefonierten zweieinhalb Stunden. Ich erzählte ihm von dem Unfall, schließlich hatten wir uns danach nicht mehr gesehen und ich erzählte ihm auch von Kiyos Auftritt zwei Tage davor, Kiyoharu hatte ich danach auch nicht mehr gesehen. Aber er konnte mir doch nicht ewig aus dem Weg gehen! Shinya erzählte auch viel über sich, was ich vorher nicht gewusst hatte. Nachdem ich aufgelegt hatte, eilte ich ins Bad. Pünktlich stand ich dann vorm Tokyo Nights und wartete geduldig auf Yasu, der wenig später vor mir stand. Er trug eine dunkle Jeans, die an den Knien zerrissen war und eine ärmelloses schwarze Jacke, darunter ein schwarzes Top mit einem weiten Ausschnitt, obwohl seine Sachen recht schlicht waren, sah er wirklich umwerfend aus. Ich war sozusagen genau das Gegenteil. Ich trug eine helle Jeans mit einem Nietengürtel und ein weißes T-Shirt und eine Weste aus Jeansstoff. Nach einer kurzen Begrüßung gingen wir rein und setzten uns an einen Tisch, etwas abseits der Tanzfläche. Es war noch früh, weshalb die meisten Leute noch an der Bar standen oder an ihren Tischen saßen, die Tanzfläche war noch recht leer, aber ich kannte diesen Laden gut genug um sagen zu können, dass sich das innerhalb der nächsten halben Stunde ändern würde und ich behielt Recht. Ich bestellte mir nun schon den achten hochprozentigen Cocktail und war dem entsprechend ziemlich angetrunken, auch Yasu war alles andere als nüchtern. Zwei Cocktails später zog er mich auf die Tanzfläche, seine Hände ruhten auf meiner Hüfte, meine hatte ich in seinem Nacken verschränkt. Wir tanzten langsam zu dem Lied, wäre ich nüchtern gewesen, hätte ich das wohl nicht gemacht, da ich ohnehin ungern zu solchen Balladen tanzte, aber jetzt störte es mich nicht und ich zog Yasu näher an mich heran. Es fühlte sich gut an, wie sich sein athletischer, schlanker Körper im Rhythmus des Liedes bewegte. Es war schon Sonntagmorgen als wir das Tokyo Nights verließen, die Sonne ging bereits hinter den Hochhäusern Tokyos auf und total betrunken stolperten Yasu und ich, mehr schlecht als recht die Treppen zu seiner Wohnung hoch. Wir hatten die ganze Nacht durchgefeiert und dementsprechend ausgelaugt und müde war ich jetzt. Es dauerte eine Weile bis Yasu den Schlüssel ins Schlüsselloch bekam und ihn dann in die richtige Richtung drehte. Seine Wohnung war riesig und er führte mich in sein Schlafzimmer, dort zog er lachend die Vorhänge zu und warf sich dann zu mir aufs Bett. Seine Hände wanderten über meine Brust und ich kicherte als er meinen Hals mit Küssen versah, dann sanft an meiner Haut herumknabberte. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Als ich meine Augen öffnete war es bereits nachmittags und die Sonne schien schwach durch die Vorhänge. Ich fühlte mich immer noch müde und irgendwas drückte schwer auf meine Brust, vielleicht hätte ich doch nicht so viel trinken sollen. Als mich etwas an meinem Kinn kitzelte sah ich an mir herunter und erschrak als ich Yasu auf mir liegen sah. Sein Top war verrutscht und seine Haare waren ein heilloses Durcheinander. Was war in der Nacht, na ja, eher am Morgen, passiert? Ich konnte mich noch daran erinnern dass wir irgendwie zu seiner Wohnung gelangt waren, dann hatten wir den Weg zu seinem Bett gefunden, aber danach war alles schwarz, ich konnte mich nicht mehr erinnern. Plötzlich regte Yasu sich und sah mich aus verschlafenen Augen an. »Hab ich dich geweckt?«, fragte ich ihn leise und er schüttelte nur den Kopf. »Wie spät haben wir?« Ich warf einen Blick auf die Uhr: »Kurz nach drei.« »Wir sollten wohl langsam mal aufstehen.« »Noch zehn Minuten, okay?«, brummte ich und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren, sie dufteten angenehm fruchtig. Eine halbe Stunde später quälten wir uns dann aus dem Bett und es war wirklich eine Qual. Als ich mich aufrichtete hatte ich das Gefühl, mein Schädel würde zerbersten, ich hatte höllische Kopfschmerzen und Yasus Gesichtsausdruck nach ging es ihm auch nicht unbedingt besser. Und so bestand unser Frühstück aus Brötchen, einer Tasse Kaffee und einer Kopfschmerztablette. »Letzte Nacht…«, begann ich und suchte nach den richtigen Worten, die ich aber nicht fand. »Ist nichts gelaufen, das einzige, was du davon trägst, ist der Knutschfleck an deinem Hals. Tut mir Leid«, er lachte kurz als er meinen Gesichtsausdruck sah und ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf und suchte den nächsten Spiegel, der zum Glück schnell gefunden war. Yasu hatte Recht, an meinem Hals befand sich ein schön großer Knutschfleck. Na toll. Nicht dass es mich störte, dass der von Yasu war, mich störte nur die Tatsache, dass er total im Sichtfeld lag. »Wir waren beide viel zu müde und viel zu betrunken als das hätte mehr laufen können«, versicherte er mir. Ich glaubte ihm, zu mal er ohnehin nichts getan hätte, was ich nicht auch wollte und er würde mich nicht in so einem Zustand flachlegen wollen, so was traute ich eher Kiyoharu zu. Aber nicht Yasu. »Ich hätte dich auch wenn du es gewollt hättest nicht angerührt, erstens warst du betrunken und zweitens hast du ES noch nie mit einem Mann gemacht. Wenn dann hätte ich auch gewollt, dass du dich am nächsten Morgen noch daran erinnerst, das erste Mal ist immer etwas besonderes.« Genau das hatte ich erwartet, Yasu war so lieb und rücksichtsvoll, ich verstand gar nicht mehr, warum ich ihn erst nicht leiden konnte. Na gut, unsere erste Begegnung war nicht sonderlich glimpflich abgelaufen, aber das war längst vergessen. Ich verbrachte den ganzen Tag bei ihm, hatte keine Lust, nach Hause zu gehen, auch über die Nacht blieb ich, er hatte keine Probleme damit, sein Bett mit mir zu teilen und mich störte es auch nicht. Am Montagmorgen machten wir uns also mal wieder gemeinsam auf zur Company. Wir waren spät dran, Yasu hatte vergessen, seinen Wecker wieder einzustellen und dann hatte er sich zehn Minuten damit herumgequält, mich zu wecken. Mich zu wecken war schwierig, wenn ich einmal schlief, dann wie ein Stein. Irgendwann hatte er einfach seine Lippen auf meine gedrückt und mich wach geküsst. Ich war so erschrocken darüber, dass ich hellwach war und Yasu hatte sich lachend den Bauch gehalten. Jetzt fuhren wir gerade mit dem Aufzug in den zweiten Stock. An der Rezeption standen sie alle. Ich staunte nicht schlecht, es war das erste Mal, dass ich Hakuei sah, er hatte ein amüsiertes Grinsen im Gesicht, ich kannte ihn nur von Fotos, da sah er ja schon umwerfend aus, aber real übertraf er alles um einiges. Neben ihm stand ein hübscher Mann mit hellblonden Haaren, Rose müsste es sein, auch ihn sah ich zum ersten Mal genauso wie Asagi, Gara, Kazi, der mich freudig anstrahlte und dabei aussah wie ein kleiner Junge, irgendwie niedlich, Juka und Seth, die sich bis eben noch angeregt unterhalten hatten, Toshiya, Satsuki, Daisuke, der mir Angst machte, genauso wie Mako und Karyu, die drei waren sehr dunkel gekleidet und sahen echt böse aus, aber sie lächelten. Und Kiyoharu, er stand natürlich auch dabei, genauso wie Hide-zou, der mich wissend betrachtete und Ruiza neben ihm. Und dann fielen mir die ganzen Blitzlichter auf, die immer wieder aufleuchteten und die ganzen Journalisten. Ich fragte mich was hier los war und vor allem, warum alle MICH ansahen. »Die Fotos«, flüsterte Yasu mir zu und ich verstand. Am Samstag war die Hearts of Misery Loves erschienen. Aber warum…? Ich verstand nur Bahnhof. Schließlich kam Kiyoharu auf mich zu und umarmte mich, leise murmelte er in mein Ohr: »Kleiner, jetzt bist du berühmt. Die Bilder sind echt der Hammer!« Es folgte eine Reihe fröhlicher Glückwünsche, allmählich fiel der Groschen und Freude machte sich in mir breit, die Journalisten hatten nach einer halben Stunde Glückwünsche und Geknuddel genug und verzogen sich wieder, als auch Atsushi und Kyo, zusammen, auftauchten und mir gratulieren. Ich redete mit allen Models, Rose schien sehr schüchtern, während Hakuei offen und freundlich war, er freute sich fast mehr über meinen Erfolg als ich mich. Karyu, Mako und Daisuke stellten sich als ganz nett heraus, man konnte sich gut mit ihnen unterhalten, auch wenn Mako mir noch immer ein bisschen Angst machte, so schien er doch eine ausgeprägte, versaute Ader zu haben. Plötzlich teilte sich die Menge vor mir in zwei, verwundert starrte ich auf die Ursache. Jetzt erst fiel mir auf, wer die ganze Zeit gefehlt hatte. Yasu stand immer noch neben mir und er machte einen beunruhigten Eindruck. Aoi kam mit einem bedrohlichen Gesichtsausdruck auf mich zu. Klatschte mehrmals freudlos in die Hände und knallte dann eine Ausgabe der Hearts of Misery Loves auf die Rezeptionstheke. Sie schlug sich genau in der Mitte auf, wo ein Special-Heft drin war und natürlich erkannte ich die Fotos sofort. »Bist du jetzt zufrieden?«, fragte er mich und holte aus. Keine Sekunde später traf seine Hand mit voller Wucht auf meine Wange und hinterließ dort einen roten Abdruck. Okay, JETZT war ich mir wirklich sicher, dass er mich nicht leiden konnte. »Ich will gar nicht wissen, was ihr DANACH noch gemacht habt«, fauchte er mich hasserfüllt an und zeigte auf meinen Knutschfleck. »DAS kann ich dir sagen«, mischte sich Yasu ein, seine Stimme klang bedrohlich ruhig als er fortfuhr: »Hal hat einen Anruf bekommen und ich habe ihn ins Krankenhaus gefahren weil sein bester Freund einen schweren Autounfall hatte! Aoi, es gibt auch Leute, die ein Leben außerhalb der Company haben und nicht immer nur ans Ficken denken.« Das schien ihm die Sprache zu verschlagen, denn er wandte sich nach einem weiteren finsteren vor Hass sprühenden Blick ab und stolzierte davon. Ich sah ihm perplex hinter her. Ich fragte mich gar nicht erst, was dieser Auftritt sollte. Um uns war es still geworden, so als würden alle Anwesenden die Luft anhalten. »Oh oh, ich glaub ich schenk dir nen Bodyguard zu Weihnachten«, Hakuei war der erste, der sich daran erinnern konnte, wie sprechen funktionierte und danach brach ein heilloses Durcheinander an besorgten Stimmen aus, aber ich achtete nicht sonderlich auf sie. Mit meinen Gedanken hing ich immer noch bei Aoi und dem, was eben passiert war. »Sag mal, von wem ist der Knutschfleck eigentlich?«, fragte Kiyoharu mich plötzlich neugierig. »Yasu.« »BITTE? Hab ich richtig gehört? Von YASU?«, er sah mich mit großen Augen an und ich nickte, dann wandte er sich an den Schwarzhaarigen. »Yasu?« »Ja?« »Ich glaub dir ist etwas entgangen.« »Und was sollte das sein?« »Nur ICH darf Hal anfassen und vor allem nur ICH darf ihm KNUTSCHFLECKEN verpassen, verstanden?« Yasu lachte und boxte Kiyo in den Arm. »Schon klar, wovon träumst du eigentlich nachts?« »Davon…«, begann er und grinste dreckig. »Lass gut sein, ich will es gar nicht so genau wissen.« »Schade…« Nachdem auch Hyde vorbei kam und ein »Ich wusste es« zu mir gesagt hatte, woraufhin er mich umarmte, machten sich die Models allmählich wieder an die Arbeit, so auch ich. Ich wurde von einem Chauffeur zu meinem nächsten Shooting gebracht. *~♥~* Tomos Unfall lag nun schon drei Wochen zurück und er lag noch immer im Koma, ich kam so oft wie es ging vorbei, manchmal kam Yasu mit, warum auch immer. Wir verbrachten viel Zeit miteinander. Aber es war anders als wenn ich Zeit mit Shinya verbrachte, Shinya war für mich zu einem sehr wichtigen Freund geworden, Kiyoharu war Kiyoharu und ich wusste nicht so ganz, was ich über ihn denken sollte und zwischen Yasu und mir herrschte etwas, was ich nicht benennen konnte, aber es war schön, unglaublich schön. Es störte ihn gar nicht, wenn ich zwei Stunden an Tomos Bett saß, irgendetwas vor mich hin brabbelte und zwischendurch in Tränen ausbrach, er war für mich da und gab mir Halt. Seit den Fotos aus der zweiten Ausgabe der Hearts of Misery Loves war mein Bekanntheitsgrad um einiges gestiegen und es kam vor, dass ich auf der Straße angesprochen und nach einem Autogramm gefragt wurde. Ich hatte mir angewöhnt, einen Kuli und einen Edding bei mir zu tragen. Ich habe den Medien zeigen müssen, dass ich stark war und mich nicht von Gerüchten unterbuttern ließ. So hatte es doch ein paar Tage nach dem Erscheinen der Ausgabe geheißen: »Yasu und Hal wirklich ein Paar?« oder so ähnlich. Die Fotos auf den Deckblättern zeigten ihn und mich bei der Ankunft an jenem Morgen bei der Company, da ich ja bei Yasu übernachtet hatte und oft wurde der Knutschfleck als ‚Beweis’ aufgeführt, natürlich hatte ich die Gerüchte dementiert, genauso wie Yasu und es war wieder stiller geworden. »Hast du heute Zeit?«, fragte Shinya als wir zusammen die Company verließen. Die Sonne schien hoch am Himmel und die Straßen Tokyos waren wie immer überrannt. Seit ich als Model angefangen hatte, hatte ich eine gewisse Liebe für diese riesige Metropole entwickelt, vorher hatte ich Tokyo nie richtig leiden können, obwohl ich hier geboren und aufgewachsen war, aber vielleicht lag es ja auch genau daran. Ich war immer ein namenloser Mensch in dieser Masse gewesen, aber jetzt hatte ich einen Namen. »Klar, warum nicht. Wir haben schon lange nichts mehr zusammen gemacht.« »Soll ich zu dir kommen?« »DAS ist keine so gute Idee«, lachte ich, ich hatte kaum noch Zeit zum Aufräumen und deshalb sah es etwas chaotisch aus. »Gut, dann kommst du halt zu mir.« »Mach ich. Um sieben? Ich würde vorher noch etwas erledigen.« »Und das wäre?« »Weißt du, dass du ganz schön neugierig bist?« »Ja.« »Ich fahre mit Yasu noch mal ins Krankenhaus, ich habe das Gefühl, ich sollte das heute unbedingt tun.« »Also dann bis später.« Ich winkte ihm kurz hinterher, dann schlenderte ich zum Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Yasu parkte hier seit einigen Wochen immer. Schnell hatte ich sein Auto gefunden. Natürlich ließ der Schwarzhaarige nicht lange auf sich warten und wir fuhren los. »Warum machst du das eigentlich?« »Was?« »Mich ins Krankenhaus fahren.« »Erstens du hast ja kein Auto und zweitens mach ich es gern. Ich mag dich.« »Ich mag dich auch. Obwohl das am Anfang ein wenig anders aussah.« »Ich glaube, ich weiß was du meinst. Ich war echt unausstehlich, aber dann der Schock im Krankenzimmer, der hat mich zurück auf den Boden der Tatsachen geholt.« »Warum das denn?« »Ich habe gemerkt, dass ich dich eigentlich mag, Aoi hatte mir aber lang genug weisgemacht, dass man Personen, die unter einem stehen, nicht mögen KANN. Aber als ich dich gesehen hatte, hatte ich Angst, dich zu verlieren.« »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr tiefgründig und romantisch bist?« »Jetzt ja.« Wir lachten und ich sah aus dem Fenster. Wenig später kamen wir an und schlenderten gemeinsam zu Tomos Zimmer. Wir öffneten die Tür leise und grüßten einen älteren Mann, der schon seit Tomos Einlieferung mit auf dem Zimmer lag, er war nett und er schien einen Narren an Yasu und mir gefressen zu haben. Wie gewöhnt setzte Yasu sich auf den Stuhl und zog mich auf seinen Schoß. Irgendwas war heute aber so anders, ich konnte nur noch nicht sagen was. Ich nahm Tomos Hand, sie kam mir gar nicht so kalt vor wie sonst die ganzen Wochen, oder ich hatte mich einfach daran gewöhnt. Als ich dann aber einen leichten Druck an meiner Hand fühlte, fiel ich aus allen Wolken und das im positiven Sinne. »Tomo«, flüsterte ich und er regte sich wirklich, nur ein wenig, aber er bewegte sich. Freude flammte in mir auf und ich fühlte mich unendlich froh. Ich wandte mich zu Yasu um, auch er hatte es mitbekommen. »Yasu, er…er ist wach«, stammelte ich voller Freude und drückte dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen ehe ich mich wieder meinem besten Freund zuwandte, der seine Augen geöffnet hatte, sie sahen müde aber auch ziemlich amüsiert aus. »Hab ich was verpasst?«, fragte er und deutete ein Grinsen an, auch wenn er sich total entkräftet anhörte, so schwang auch Belustigung in seiner Stimme mit. »Einiges. Man Tomo! Was machst du eigentlich immer für Sachen?« »Keine Ahnung, ich glaub, ein Auto ist in mich gekracht.« »Ja, das war vor drei WOCHEN! Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!« »Vor DREI WOCHEN? Ach du Heilige!« »Beruhig dich. Die Welt ist noch nicht untergegangen.« »Hat aber einen neuen Stern hervorgebracht«, erinnerte mich Yasu und Tomo wandte sich ihm zu. »Es ist mir, als hätte ich deine Stimme schon mal gehört…aber mir will nicht einfallen wo… aber kann auch sein, dass meine Fantasie mit mir durchgeht, ich könnte schwören, ich hätte die Stimmen meiner Eltern gehört…« »Oh, dann kann es sein. Ich war nahezu jeden zweiten Tag mit dem Kleinen hier«, er zeigte auf mich und grinste, »an deinem Bett. Ich bin übrigens Yasu.« »Haaaal? Willst du mir vielleicht etwas sagen, wenn ja, wäre JETZT der richtige Moment.« »Ich wüsste nicht, was das sein sollte.« »Ach nein? Was ist denn aus Kiyoharu geworden.« Ich wurde rot. Ich hasste es vor Yasu über die Angelegenheit mit Kiyo zu reden, ich fühlte mich dann immer ziemlich beschissen. »Was soll mit ihm sein?« »Das habe ich dich gefragt. Wen hat er denn abgeknutscht als würde die Apokalypse vor der Tür stehen, mich oder dich?« »Haha, dein Humor hat ja nicht darunter gelitten. Wir haben einige Zeit nicht mehr mit einander geredet, was aber von ihm ausging und seit drei Wochen geht’s wieder. Aber irgendwas ist komisch an ihm. Aber das soll dich jetzt nicht kümmern, wie geht’s dir denn?« »Ich bin hundemüde, aber gleichzeitig habe ich auch das Gefühl viel zu viel geschlafen zu haben. Und mein Date mit Natsumi ist wohl ins Wasser gefallen«, er seufzte theatralisch, dann schloss er seine Augen. »Ach, und was läuft zwischen dir und Yasu?« »Was? Zwischen uns läuft nichts.« »Ehrlich?« »Ja.« »Ich frag dich in ein paar Monaten noch mal, okay?«, dann schlief er wieder ein und ich wandte mich an Yasu: »Lass uns gehen, ich bin noch mit Shinya verabredet.« Das Treffen mit Shinya endete in einer Sauforgie + Filmabend. Es war wirklich lustig gewesen und wir hatten uns geschworen, das noch mal zu machen, dann aber mit Kiyo und Yasu, vielleicht auch noch mit Ruiza, Hide-zou (die bekam man eh nur um Doppelpack) und vielleicht auch mit Satsuki. Satsuki war mir gegenüber offener geworden, man konnte echt Spaß mit ihm haben, aber er war immer noch sehr schweigsam, was ihn aber auch interessant machte. Ich hätte auch nichts dagegen, den Filmabend in einer größeren Runde zu wiederholen, aber der Kater am nächsten Morgen konnte mir echt gestohlen bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)