Das Requiem von Aneurysm (Es wird ein Kapitel mehr geben als geplant) ================================================================================ Kapitel 6: [Böses Erwachen] --------------------------- Story Title: Das Requiem Chapter: 6/6 +Epi/Prolog Author: Aneurysm Fandom: The GazettE / ガゼット & Nightmare/ナイトメア Genre: Drama Rating: PG16 Warning: Iam crazy. I lost my head and my heart -years ago Devotement: She knows Idea: I don’t remember anymore Erected: Saturday, ‎14. November ‎2009, ‏‎04:28:26 Completed: ? Disclaimer: No slavery. Music: Rammstein Within Temptation Comment: Willkommen zum Endspurt! Hope ya‘ll enjoy. […] [Böses Erwachen] Nachdenklich glitt Rukis Blick über das Schuldach und über den bewölkten Himmel darüber. Yomi neben ihm war vertieft in Final Fantasy Crisis Core und nur dann und wann hörte Ruki ihn leise fluchen oder jubeln. Es war bereits irgendwo in der Zeit ihrer zweiten Freistunde und sie hatten noch eine vor sich. Zeit totzuschlagen war manchmal mehr als nur anstrengend. Sie waren bereits im Café gewesen und hatten nun Beide kein Geld mehr um noch etwas zu unternehmen oder nach Akibahara rein zu fahren. Deshalb saßen sie hier, Yomi mit seiner PSP und er mit seinem Zeichenblock. Das Rauschen der Bäume um sie herum hatte etwas beruhigendes, während Ruki zeichnete was er sah. Ruka am Fenster in dem dunklen Klassenraum über ihnen, auf sie hinunter starrend. Seine Anwesenheit hatte etwas bedrohliches, aber solange er da oben stand, weit entfernt von ihnen, war es Ruki egal. Trotzdem machte er sich so seine Gedanken und schließlich, als er einsah, dass auch weitere Bleistiftstriche die Kritzelei nicht besser machen würden, seufzte er und drehte sich Yomi zu. „Sag mal“, nuschelte er undeutlich und es hätte ihn nicht gewundert, wenn Yomi ihn gar nicht gehört hätte. „Hm?“, machte Yomi allerdings, also war er aufmerksamer als Ruki gedacht hatte. „Mag Ruka mich nicht?“ Es schien Yomi so zu irritieren dass Ruki danach fragte, dass er seinen Blick sogar von seiner PSP abwendete, auf Pause drückte und aufmerksam zu ihm hinüber blickte. „Wie kommst du darauf?“ Einen Moment lang zögerte Ruki, dann zuckte er unsicher mit den Schultern. „Na ja“, murmelte er dann und zupfte nervös an seinen Haarsträhnen herum. Yomi war geduldig. „Er schaut mich so merkwürdig an. Ich weiß auch nicht, aber sein Blick…“ Er suchte nach Worten, während er Yomis stechenden Blick auf sich spürte. „Er guckt mich an als wenn er damit rechnet, dass ich ihn jeden Moment anfallen könnte.“ Er spürte, wie sein Kopf heiß wurde. „Na, so böse eben.“ Erst jetzt sah er wieder zu Yomi hin und biss sich unsicher lächelnd auf die Unterlippe. Yomi allerdings hatte die Lippen gespitzt und zur Seite gezogen. „Ich weiß nicht“, meinte er dann. „Vielleicht ist er ja scharf auf dich. Er steht auf kleine Jungen.“ Nun blickte er weg, aber Ruki hatte den bitteren Ausdruck in seinen Augen sehr wohl noch gesehen. „Was?“, stotterte er und schüttelte heftig den Kopf. „N-Nein! So nicht, er guckt eher, als wolle er mich umbringen!“ Er schluckte und bohrte seine Finger in den kleinen Riss der Hose an seinem Knie. „Kann es sein“, murmelte er dann weiter, versuchte seine Vermutung los zu werden. „Kann es sein, dass Ruka eifersüchtig auf mich ist?“ Yomis Kopf schoss wieder herum und er starrte Ruki aus großen Augen an. „Eifersüchtig? Ruka?“ Langsam nickte Ruki. „Ich habe das Gefühl, als würde er es nicht mögen dass wir zusammen sind.“ Wieder schlich sich ein merkwürdiger Ausdruck auf Yomis Gesicht, doch diesmal konnte Ruki nichts damit anfangen. War das Genugtuung? „Ich meine“, fing Ruki wieder an. „Er steht da seit über einer halben Stunde und beobachtet uns. Das ist doch…komisch.“ Wieder blickte Yomi ihn verblüfft an. „Wo steht Ruka?“ Unauffällig deutete Ruki mit dem Finger nach oben und lief wieder knallrot an, als Yomi, so auffällig wie es nur ging, den Kopf nach oben riss und zu Ruka hinauf starrte. Dieser stolperte sichtlich einen Schritt zurück und ging in Deckung- doch es nützte nichts, Yomi hatte ihn gesehen. „EY!“, schrie er und sprang auf die Bank auf der er bis eben gesessen hatte, schwang drohend die Faust in der Luft. „VERPISS DICH! WIR HATTEN EINE ABMACHUNG!“ Die Hitze in Rukis Gesicht schien nicht abnehmen zu wollen. Warum musste Yomi sich auch so ordinär ausdrücken? Fast Augenblicklich verschwand Ruka vom Fenster und Yomi nahm schnaubend wieder neben ihm Platz. „Das hättest du mir früher sagen sollen. Dieser Lutscher. Steht der am Fenster, ich glaubs ja wohl nicht!“ Sich an die erhitzten Wangen fassend schnappte Ruki nach Luft. „Was- was meinst du denn mit Abmachung?“, beeilte er sich zu fragen, um das Gespräch am laufen zu halten. „Ach so“, brummte Yomi dann und Ruki fiel auf, dass er offenbar nicht allzu große Lust verspürte, ihn aufzuklären. „Sagen wir, Ruka klammert ein bisschen. Aber wir hatten die Abmachung dass er seine Spionageaktionen lässt und mir mehr Freiraum gibt. Ich verstehe ja, er macht sich Sorgen. Trotzdem. Das ist nicht okay.“ Er schob die Unterlippe vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Das verblüffte nun ausnahmsweise mal Ruki und er ging die Worte sorgfältig durch, bis er sich sicher war, nichts falsch verstanden zu haben. „Yomi?“, fragte er wieder vorsichtig und wartete, bis dieser ihn anguckte. „Bist du mit Ruka zusammen?“ Diesmal dauerte es bis Yomi reagierte und Ruki versuchte aus dem Mienenspiel welches es nun beiwohnen durfte schlau zu werden. Erst schien Yomi irritiert, dann verstehend, dann lächelte er, bevor dies für ein verbittertes Grinsen Platz machte. „Nein, Ruki. Ruka und ich, da ist nichts.“ Er log ihn so offensichtlich an, dass Ruki sich nicht traute ihn darauf aufmerksam zu machen. Es verschlug ihm die Sprache und gab ihm zu verstehen, dass er nicht weiter bohren sollte. Seine Alarmglocken läuteten und er wendete den Blick ab, um mit hastendem Herzschlag die Gebäudewand vor sich anzustarren. Es wurde still zwischen ihnen, bedrückend, und Ruki traute sich nicht etwas dagegen zu tun, denn die Stimmung die gerade aufgekommen war, hatte er verursacht. Aber warum? Es war so vieles noch vollkommen ungeklärt! Aber er wusste instinktiv, dass es etwas mit ihm zu tun hatte. Zusammenzuckend fasste er an seine Jackentasche, als sein Keitai ein Signalton ausstieß. Nervös fischte er es heraus und öffnete die Mail. Sie war von Reita. Er würde ihn nach der Schule abholen. Diese Nachricht ließ ihn wieder lächeln. „Ist das von Reita?“, wollte Yomi neben ihm wissen und plötzlich war nichts mehr von der Stimmung von eben zu spüren. Lächelnd nickte Ruki und steckte sein Keitai wieder ein. „Er holt mich ab nachher. Meine Mama ist nicht da und er kocht für mich.“ „Bist du oft bei ihm?“ Ruki nickte bestätigend, bevor ihm etwas einfiel und er sich mit großen Augen wieder zu Yomi drehte. Dieser lutschte auf einem seiner Lollis herum und blinzelte ihn verwundert an. „Ich habe gestern mit, also, Reita und ich haben…“ Wieder stieg die Temperatur in Ruki und er fühlte sich wie eine überreife Tomate. Er konnte es nicht aussprechen. „Oh“, machte Yomi überrascht und mit einem leisen ‚Plopp‘ zog er den Lolli aus seinem Mund. „Dann seid ihr jetzt wieder zusammen?“ Ein Baseballschläger auf den Hinterkopf wäre wohl kaum wirksamer gewesen. Nur langsam bröckelte das Lächeln auf Rukis Lippen und die rote Farbe verblasste, wich vollkommen. „Was- was meinst du? Wieso wieder?“, stammelte er heiser und beobachtete, wie Yomi zufrieden lächelnd die Beine übereinanderschlug und an seinem Lolli leckte. „Ach, Reita hat es dir noch gar nicht gesagt? Wie doof, jetzt habe ich es ausgeplaudert.“ Aber so aussehen, als würde er es wirklich doof finden, tat er nicht. Im Gegenteil. Erneut fiel ihm auf, wie Genugtuend Yomi wirkte, aber das bemerkte er nur am Rande. Stattdessen ratterte es in seinem Kopf, bis sich ein Schalter löste und alles an Erinnerungen auf ihn einprasselte, wie Regenmassen auf die Erde. Stimmengewirr, wie ein Gewitter aus Bass und Geschrei, dagegen dann die warmen Gefühle und aus dem dröhnenden Bass wurde Reitas sanfter Bass, der sein Herz erneut in Schwingungen setzte und die ersten wirklichen Gefühle durch seinen Körper jagte. Als er wieder zu sich kam, spürte er Tränen auf seinen Wangen und Yomis selbstfälligen Blick auf sich. „Willkommen in der Realität, Kleiner“, hörte er Yomi sagen und hob den Kopf, um zu sehen wie er aufstand und seine Sachen nahm. „Ich würde mal sagen, das ist alles ziemlich scheiße für dich gelaufen. Nimm es als kleines Dankeschön dafür, dass du mir etwas Wichtiges weggenommen hast.“ Er tätschelte Rukis Kopf und musterte ihn aufmerksam. „Zwischen uns war nie was, okay? Aber es war süß wie du es mir abgekauft hast. Mir tut Reita schon ein wenig Leid, immerhin hat es ihn wirklich fertig gemacht, aber das ist ja nicht mein Problem.“ Er zuckte mit den Schultern. Ruki verstand immer noch nicht was genau gerade passierte. Er hatte Yomi etwas Wichtiges weggenommen? Yomi und er waren gar nicht ineinander verliebt? Doch, das war er, sonst wäre er Yomi doch nie nachgelaufen! „Aber-“ „Nein“, schüttelte Yomi den Kopf und legte sich den Zeigefinger auf die Lippen. „Das mit deinem Unfall tut mir wirklich leid. Das wollte ich alles nicht. Aber wenn wir ehrlich sind, hast du es verdient. Außerdem-“ Er blickte auf als er Schritte hinter sich hörte, doch es war nur Ruka, der auf sie zu kam. „Außerdem habe ich uns allen eigentlich einen Gefallen getan. Du warst echt unerträglich eklig vor dem Unfall. Ich habe dich wirklich gehasst.“ Fassungslos beobachtete Ruki, wie Yomi nach Rukas Nacken fasste und seinen Kopf zu sich zog, um den selbst überraschten Größeren einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Aber jetzt bist du sogar ganz niedlich. Reita mag dich so bestimmt viel mehr als vorher. Also tu ihm doch den Gefallen und hör ab jetzt auf ihm weh zu tun. Hört sich doch nach einem guten Vorschlag an, oder?“ Vergnügt zwinkerte Yomi ihm zu, während Ruki kaum noch Luft bekam. Das war doch völliger Unsinn, das Alles ergab überhaupt keinen Sinn! „Warum das alles?“, hauchte er völlig am Ende mit den Nerven und fasste sich an die Brust an sein schmerzlich pochendes Herz. Es dauerte diesmal bis Yomi antwortete und schon der Gleiche verbitterte Ausdruck von vorhin wusch über sein Gesicht. „Du hast doch gefragt, ob Ruka und ich was haben.“ Ruka neben ihm wollte etwas sagen, aber Yomi boxte ihm kräftig in die Seite und der Ältere blieb still. „Wir hatten was“, lächelte Yomi nun und beugte sich zu Ruki hinunter, der noch immer seine Hand an seine Brust presste und mit der Anderen die Bankecke umklammert hielt. Es kam ihm vertraut vor, was Yomi sagte, Nichts von alldem fühlte sich wie eine Lüge an. „Aber dann bist du gekommen und hast Rukas Schwäche für kleine Jungen ausgenutzt und mir auch diese Beziehung zerstört.“ Atemnot, doch auch das kam Ruki bekannt vor. Erinnerungsfetzen kamen in ihm auf und er schluckte hart, doch die Tränen ließen sich nicht weiter zurück halten, es brach aus ihm heraus. „Yomi“, hörte er Ruka flüstern, aber der Kleine drehte sich nur um und schlug Ruka erneut in den Magen. „Hör auf mit diesem wehleidigen Ton! Du bist doch auf ihn reingefallen! Du hast ihn gefickt! Du wusstest wie gebrandmarkt ich war und dennoch! Ihr seid Beide einfach nur ekelhaft! Ich kann mich gar nicht entscheiden wer mehr!“ Tatsächlich erinnerte sich Ruki wieder, an das Zimmer und den Geruch und an sein Lachen, an Yomis schmerzverzerrtes Gesicht. Es ließ ihn noch lauter weinen. So wollte er Yomi niemals wieder sehen müssen. Es war furchtbar. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe dir das zu sagen, Ruki!“ Er blickte wieder auf, als er Yomi, dicht bei sich wieder sprechen hörte. „Aber Reita hat mich immer wieder zur Seite genommen und mir gedroht. Ihm hat es gar nicht gefallen dass ich dich im Krankenhaus so oft besucht habe. Und meine Geschichten mochte er auch nicht.“ Er lächelte, als würde er sich an etwas Schönes zurück erinnern. „Aber weißt du, das war mir wirklich egal. Nur einmal wollte ich es sein der lenkt und die Bombe platzen lässt. Du hast Reita so sehr verletzt, dass es mich wundert, wie er es noch mit dir aushält. Aber er ist ziemlich geduldig mit dir.“ Er zuckte mit den Schultern. „Selbst wenn das mit euch noch was wird. Mir ist das egal.“ Er hob die Hände und zeigte neun Finger hoch. „Neun Monate hatte ich dich. Und mit dem Ergebnis bin ich wirklich zufrieden.“ Für Ruki erschien das Alles wie ein schlechter Aprilscherz. Gleich würde ein Kamerateam aus der Ecke springen und auflösen- ihn erlösen. „Das Problem ist nur“, erklärte Yomi weiter und strich sich durch die brünetten Haare. „Ich habe wirklich angefangen dich zu mögen. Und im Spielcenter hast du mich wirklich erschreckt. Ich meine…“ Er blickte zu Ruka hoch, der ihn etwas gequält beobachtete. „Wenn du dich von allein an alles erinnert hättest, wäre all meine Mühe umsonst gewesen. Also musste ich es so plötzlich auflösen. Und jetzt, wo du ankommst und mir erzählst, dass du mit Reita im Bett warst…“ Yomi lachte als Ruki sich die Hände auf die Ohren presste und die Beine anzog. „Für dich läuft immer alles super, nicht? Reita verzeiht dir alles.“ Er warf seinen Lolli erbost zu Boden. „Er hat rausgefunden, dass du ihm über mich Lügen erzählt hast.“ Ein lautes Zischen drang zwischen seine Zähne. „Du bist ihm fremd gegangen.“ Ein Schlag gegen Rukas Brust folgte. „Du hast dich nicht an ihn erinnert.“ Er deutete mit seinem Finger an seine Schläfe. „Du hast dich in MICH verliebt.“ Er lachte und fasste sich an die Brust. „Bemerkenswert. Während bei dir immer wieder alles gut wird, machst du bei mir alles kaputt. Und es bleibt kaputt.“ Nun lachte Yomi nicht mehr und wischte ärgerlich Rukas Hände von seinen Schultern, als diese ihn zurück halten wollten, als er weiter auf Ruki zuging. Ruki zuckte zurück, als er Yomis Hand an seinem Knie spürte. „Eines allerdings finde ich schade.“ Er starrte ihm in die Augen und Ruki hielt ängstlich die Luft an. „Ich hätte gern gewusst, warum du mich so gehasst hast, dass du mir alles nehmen musstest. Irgendetwas muss ich getan haben.“ Einen Augenblick schien er darauf zu warten, dass Ruki noch etwas sagte, dann allerdings seufzte er Kopf schüttelnd und trat zurück. „Irgendwie tut es mir Leid. Ich mochte dein jetziges Ich wirklich. Bleib so.“ Damit marschierte er an Ruka vorbei und lief ins Schulgebäude. Das Zittern, welches sich nun einstellte, ließ Ruki förmlich auf seinem Platz erbeben. Seine Zähne klapperten und seine Muskeln waren vollkommen verspannt. „S-Stimmt es?“, hauchte er schließlich und hob seinen Kopf, um aus seinem verschwommen Blick Ruka zu erfassen. Dieser musterte ihn lange, bevor er etwas sagte. „Tut mir leid.“ Und damit verschwamm alles in Rukis Kopf. Das Nächste was er wahr nahm, war das leichte Rütteln und die Stimme die nach ihm rief. „Ruki? Ruki!“ Eine warme Hand strich über seine getrockneten Tränen und Ruki öffnete die Augen um Reita anzusehen, der besorgt vor ihm hockte und über die Wange strich. „Kleiner, es ist nach Fünf, du warst nicht da, zu Hause auch nicht und du bist nicht an dein Keitai gegangen. Ich habe über eine Stunde gebraucht um dich hier letztendlich zu finden. Was ist passiert?“ Lange blickte Ruki Reita einfach nur an, dann hob er bitter lächelnd die Hände und fasste nach Reitas Kopf, strich über die blondierten Haare und verkrallte seine Finger in den Haaren. „Liebst du mich?“, wollte er schließlich wissen und hielt die Luft an, während Reita ihn aus großen verwirrten Augen betrachtete. „Ruki“, rief er dann leise seinen Namen und nahm seinerseits Rukis Kopf zwischen seine Finger und zog ihn näher, mit den Daumen weiter über seine Wangen streichend. „Natürlich tu ich das. Du Pappnase. Hör auf mich so zu erschrecken und sag mir, was passiert ist.“ Wieder ließ es Ruki in Tränen ausbrechen, aber diesmal war Reita da, der ihn wortlos in seine Arme zog und festhielt. Und dieses Mal hatte Ruki nicht den Drang zu flüchten, sondern wollte wirklich kompromisslos gehalten werden. „Es tut mir so leid“, brachte er schließlich wimmernd hervor und krallte seine Finger in Reitas Rücken. „Das Alles! Was ich dir und Yomi angetan habe…es tut mir so leid!“ Eine Weile lang sagte Reita nichts, dann seufzte er und legte seinen Arm um Rukis Kopf um ihn zusätzlich an sich zu drücken. „Ist es das? Hat Yomi dir also endlich gesagt, was er für ein erbärmliches Arschloch ist?“ „Ich kann mich gerade nur an die Hälfte von dem erinnern was ich getan habe und finde, dass ich verdient habe was er getan hat“, befand Ruki recht nüchtern, zuckte zusammen, als Reita ihn bestimmend von sich wegzog und seinen Kopf wieder in seine Hände nahm um ihn ernst anzublicken. „Ruki, jetzt hör mir mal genau zu. Ich weiß nicht, was dir Yomi erzählt hat. Aber das, was er getan hat, war falsch.“ „Er ist verletzt“, murmelte Ruki und schielte zur Seite, um Reitas Blick zu entgehen. „Ich habe ihm schlimme Sachen angetan.“ Erneut seufzte Reita. „Das stimmt. Das hast du. Zumindest von dem Blickwinkel aus. Aber du warst verliebt, das ist normal. Und dass du Ruka verführt hast, nachdem ich mit Yomi im Club rumgemacht habe, war zwar übertrieben, aber trotzdem noch nachvollziehbar.“ „Was?“ Überrascht hob Ruki den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Was hast du gemacht?“ Es schien Reita schwer zu fallen, aber letztendlich sprach er es so aus, dass Ruki ihm sofort glaubte. „Im Club. Vor knapp zehn Monaten. Da hatte ich sehr viel intus und Yomi auch. Du hast uns erwischt und dich an Yomi gerächt, indem du zu Ruka gegangen bist. Und du kannst sehr gut verführen, wenn du nur willst, weißt du?“ Er wischte ihm die Wangen trocken und küsste ihn sanft. Ruki drehte sich weg. „Das fühlt sich nicht richtig an“, wisperte er dann erklärend und Reita zuckte kaum merklich zurück. Dennoch bemerkte Ruki es und zuckte ebenfalls zusammen, hielt den Älteren eilig fest. „Bitte, ich will dich nicht mehr verletzen“, sagte er dann atemlos und erneut kamen Tränen auf. „Aber ich bin vollkommen verwirrt, bitte gib mir Zeit! Du bist so geduldig mit mir und ich bin jetzt schon so weit, bitte gib mir nur noch etwas mehr Zeit, bis ich alles sortiert habe und dich küssen kann, ohne mich komisch zu fühlen!“ „Schon gut“, nickte Reita sofort, wirkte allerdings überrascht und lächelte auch kurz darauf schon wieder. „Bitte nimm es mir nicht übel, dass ich dir nichts gesagt habe. Aber ich wollte so dringend, dass du dich alleine entwickelst, dass du dich von alleine erinnerst. Deshalb habe ich Yomi ziehen lassen. Ich wusste, dass deine Kopfverletzung dich zwar kurzfristig alles vergessen lässt, aber sobald du dein Gedächtnis wieder hättest, hätte sein Spiel sowieso nicht länger funktioniert.“ Es klang entschuldigend, aber Ruki dachte nicht einmal darüber nach, bevor er ihm sofort verzieh. Aber eines war da noch. „Reita?“ Sie gingen bereits über den Schulhof, Reita wollte Ruki endlich zu sich nach Hause bringen. „Was genau war denn nun bei meinem Unfall?“ Es dauerte bis Reita antwortete. Sie gingen die Straße entlang bis zur Bahnstation, lösten das Ticket und standen bereits am Gleis, bis Reita etwas sagte. Ruki hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet. „Ich weiß nicht, was genau zwischen dir und Yomi alles vorgefallen sein muss. Du kanntest ihn ja schon viel länger als ich“, erklärte er, nun wirkte er vorsichtig. „Ihr habt euch gestritten, oder wohl eher geprügelt. Es ist völlig ausgeartet. Du wolltest vor ihm flüchten, er hat dich erwischt, du bist gefallen und da war auch schon das Auto. Es war ein Unfall, hinterher hat er behauptet, er sei dir auf die Straße nach um dich festzuhalten, aber weil du so hysterisch warst und weg wolltest, bist du erst recht vor das Auto gerollt.“ Reita zuckte mit den Schultern. „Ich glaube ihm, dass er dich nicht umbringen wollte. Aber wer weiß das schon.“ Ruki nickte verstehend und in seinem Kopf bewegten sich die Bilder wie ein Film, eine Erinnerung kam wieder in ihm hoch. Reita griff nach seiner Hand und fast automatisch verschränkte Ruki ihre Finger ineinander. Als sie in die Bahn einstiegen starrte er auf sie hinab, bevor sich ungesehen ein Lächeln über seine Lippen zog. Es würde nie anders sein. Nie würde es anders sein. Anders würde es nie sein. Würde es jemals anders sein? tbc: Prolog Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)