Der Begierde hilflos verfallen von -Harlekin- (TheGazettE x MUCC) ================================================================================ Prolog: Den Stein ins Rollen bringen ------------------------------------ Wenn du herausfinden würdest…dass die Welt in der du lebst nur eine Fassade ist…wie würdest du reagieren? Würdest du dir wünschen, in deine Welt zurückzukehren? Würdest du dich nach deinem Unwissen sehnen? Doch was wäre…wenn die reale Welt…so um Vielfaches aufregender wäre? Wenn es so viel Neues zu entdecken gäbe…? Würdest du dir dann immer noch wünschen, in deine alte scheinbar langweilige Welt zurückzufinden? Besonders…wenn in dieser neuen Welt…das existiert, was du am meisten begehrst. Tss… Vorher…habe ich mir nie Gedanken um Derartiges gemacht. Doch der Zeitpunkt…der alles allmählich ins Rollen brachte…ist wohl der Entscheidenste in meinem ganzen Leben gewesen…und zugleich wohl das Beste…was mir jemals passiert ist. Wir hatten an diesem Tag frei. Ich wollte mich etwas entspannen und mich von der Arbeit erholen. Also schlenderte ich in Gedanken alleine durch die belebten Straßen Tokios. Seltsamerweise…konnte ich in Menschenmassen immer am besten nachdenken. Ich wusste nicht wieso das so war. Es…war einfach schon immer so gewesen. Natürlich hatte ich kein auffälliges „Visual kei“-Outfit an, sondern war in Zivil. Das heißt: Sonnenbrille, lässige Jeans und ein weißes Hemd. Und wie immer hatte ich bei mir nur mein Handy und meine Zigaretten. Zwei lebensnotwendige Dinge eben. Wie schon gesagt, war ich nur auf einen normalen Spaziergang durch die Straßen aus gewesen. Ich lugte ab und zu in die bunten Schaufenster und dachte dabei nichts Böses, als ich plötzlich an einem großen Gebäude…einem Hochhaus inne hielt. Ich blieb davor stehen und sah hinauf. Das Gebäude machte einen sauberen Schnitt durch meine Gedankengänge und zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich… Ich suchte nach einem Schild und fand schließlich eines. Darauf stand: Universal Music Japan Das Label…unserer Konkurrenz. Wir hatten nichts gegen die Bands in diesem Label…aber sie waren nun mal trotzdem Konkurrenten, ob sie nun nett waren oder nicht. Ich schaute erst nach links und dann nach rechts, so als würde ich etwas Verbotenes tun…um sofort gezielt auf den Haupteingang zu eilen. Neugierde…war schon immer mein Schwachpunkt gewesen. Vielleicht war es ein…fataler Fehler. Als ich im Gebäude war…war nicht gerade viel los. Es war ziemlich ruhig. Man konnte nur gedämpfte Stimmen und Telefongeklingel durch die geschlossenen Türen vernehmen. Nicht sehr interessant. Ich wusste nicht, was ich mir von meinem kleinen Abstecher erhofft hatte. Womöglich eine kleine Änderung…der Routine…irgendwas Neues. Irgendwas Aufregendes. Irgendwas…was mein fades Leben verändern würde? Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich genau das finden würde, wonach ich so sehnsüchtig gesucht hatte… Ich wusste ja nicht mal, was es war…was ich so sehnsüchtig suchte…oder ob ich überhaupt etwas suchte. Mir fiel die Treppe im nächsten Gang auf. Ich ging auf sie zu, als ich plötzlich von einem beleibten Mann aufgehalten wurde. Er war groß und starrte mich skeptisch an. „Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht.“ „Sie müssen mich auch nicht kennen.“ Ich versuchte an ihm vorbeizukommen, doch er hob eine Hand und drückte mich zurück. „Sie sind nicht befugt, hier im Gebäude zu sein.“ Ich stemmte meine Hände beleidigt an die Seiten. „Natürlich bin ich das.“ Ich wusste natürlich…das Lügen nicht immer die beste Lösung war. Aber…was sollte ich denn tun? Ich ließ mich eben nicht so schnell von meinem Weg abbringen. Außerdem hat meine freche Art mir schon oft dabei helfen können, das zu bekommen, was ich haben wollte. „Aber natürlich. Und jetzt raus hier!“ Mal mehr…mal weniger. Beinahe mühelos schob mich der Aufpasser zurück. „Halt! Das hier ist mein Label!! Ich bin Musiker!! Ich bin befugt!!“ Doch er lachte mich nur aus. Naja…ein Versuch war es wert gewesen. „Sie wissen gar nicht, wie viel Ausreden ich in meinem Leben schon hören musste. Reporters und Groupies haben hier nichts verloren!“ Groupie? GROUPIE?? Sah ich etwa wie ein Groupie aus??! „Ich bin kein Groupie! Und von der Presse erst recht nicht!“ „Jaja.“ Und da ertönte ein lauter Ruf. „HEY!“ Der Typ ließ mich abrupt los und blickte zur Treppe, wo der Ruf herkam. Verwundert über diese Wendung folgte ich seinem Blick. Ahnungslos… „Takashi! Der gehört zu mir!“ Die tiefe ruhige Stimme hallte durch den großen Raum. Verwundert kratzte sich der Aufpasser an den Kopf. „Ach…wirklich?“ Der junge Mann an der Treppe nickte ihm zu. Dann schweiften seine Augen zu mir…doch unser Blick verweilte länger als nötig. Er kam mir bekannt vor…aber ich wusste nicht vorher. In diesem Moment wollte es mir einfach nicht einfallen. „Ja, er ist ein Kumpel von mir.“ Takashi schaute mich entschuldigend an. „Gomen…Ich wusste das nicht.“ Ich lächelte ihn siegessicher an und hob arrogant den Kopf. Mal wieder ein Punkt für mich…auch wenn mit ein klein bisschen Hilfe. „Ich sagte doch, ich bin befugt!“ Lässig stolzierte ich zur Treppe und zwinkerte meinem Retter dankend zu. Dieser jedoch ging schon die Treppenstufen wieder hoch. Ich folgte ihm. Im nächsten Stockwerk blieben wir im Gang stehen. Er zog seine Schachtel heraus und zündete sich eine Zigarette an. Raucher waren mir schon immer sehr sympathisch. Er bot mir eine an und ich nahm an, obwohl ich selber Zigaretten dabei hatte. „Ich habe gerade Pause.“ Soso… Dann brach erstmal eine kurze Stille ein, in der er sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte und an seiner Zigarette zog, während er mich mit seinen dunklen Augen stumm anblickte. Ohne groß nachzudenken stützte ich mich ebenfalls an der gegenüberliegenden Wand und betrachtete ihn, aber etwas unauffälliger. Er kam mir vor wie ein Riese…und ich musste mir eingestehen, dass es mich doch etwas beeindruckte. Auch ziemlich auffällig war seine blasse jedoch schöne Haut, wobei das schwarze T-Shirt dies ungemein unterstrich. Ein belustigtes Lächeln konnte ich aber nicht vermeiden, als ich sah, dass er Sandalen zu der dunkelblauen Hose trug… Hm… Bisher…hatte er noch nicht viel gesagt, also musste er wohl eher ein schweigender Typ sein…auch seine beruhigende Stimme war ein Hinweis darauf…doch das störte mich nicht. Im Gegenteil. Es war irgendwie sehr angenehm. Im…Gegensatz zu meinen hyperaktiven Bandkollegen manchmal. Dann musste ich endlich die Stille unterbrechen und die brennende Frage stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag… „Wieso…hast du mir geholfen?“ Ein Schimmer durchzieht kurz seine Augen. Dann spiegelt sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht, was mich kurz stutzen lässt. „Du siehst nicht wie ein Journalist aus.“ „Und…auch nicht wie ein Groupie?“ Ich musste sein Lächeln frech erwidern, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. „Nein.“ Grinsend zog ich an meiner Zigarette. „Und…als was sehe ich dann für dich aus?“ Er ließ kurz seinen Blick über mich schweifen. „Wie ein Musiker. Genau wie ich.“ Ich musste schmunzeln. Ohne mich zu kennen…erkannte er trotzdem was ich war. „Sag mal…du kommst mir irgendwie bekannt vor…“ „Tatsuro.“ „Tatsuro…“ „Ja, von Mucc.“ Erst da ging mir ein Lichtlein auf. Endlich. „Ah!! Natürlich! Du bist der Sänger von Mucc!“ Der Sänger nickte. „Genau. Und du…spielst auch in einer Rockband, nehme ich an?“ „TheGazettE. Ich bin Uruha.“ „Ah klar, Gazetto. Ihr seid auch nicht gerade unbekannt.“ „Ach, man tut was man kann.“ Protzend schwang ich meine Haare aus dem Gesicht, was Tatsuros Mundwinkel leicht zum Zucken brachte, jedoch nicht zu einem weiteren Lächeln zwang. Als wir dann jeweils wussten, wer der Andere war, rauchten wir stumm unsere Zigaretten weiter…Wir waren zwar Konkurrenten…doch andererseits auch so was wie Kollegen. Und ich musste zugeben, dass ich mich bei ihm wohl fühlte…obgleich er eine eher zurückhaltende Art hatte. Ich sagte zwar nichts, aber ich bemerkte immer noch seinen prüfenden Blick. Und als dann schließlich der Satz kam…der kommen musste, konnte ich nur verlegen den Blick senken. „Du bist hübsch.“ Das sagten mir viele Leute…so viele…aber bei ihm…klang es nicht so wie ein Kompliment…sondern wie eine Tatsache. Gerne hätte ich diese Tatsache zurückgegeben…doch…es kam mir etwas zu plump vor. Dann tritt wieder eine längere Pause ein, wo wir unsere Zigaretten zu Ende rauchten. Wir waren nicht sehr gesprächig…aber…seltsamerweise waren auch so was wie Worte gar nicht notwendig. Beinahe gleichzeitig waren wir fertig. Ich war mir etwas unsicher…was ich zum Abschied sagen sollte…Normalerweise…fiel mir so was verdammt einfach… Ein kecker Spruch und fertig. „Ok…dann…geh ich jetzt mal wieder.“ Ungewohnt platt. Aber eigentlich wollte ich auch auf etwas Anderes hinaus…doch einfach so nach einem weiteren Wiedersehen oder einer Handynummer zu fragen, kam mir unpassend vor. Es war nicht meine Art über so was lange nachzugrübeln. Und ich gab mich schnell damit zufrieden, dass es wohl einfach an der Zeit war wieder die Straßen unsicher zu machen…und zu gehen. „Sehen wir uns wieder?“ Seine plötzliche aufjauchzende Frage erschrak mich etwas…war er mir doch vorher leicht abwesend vorgekommen…doch ich freute mich innerlich darüber. Er hat sich das getraut…was ich mir nicht getraut hatte, was ich mir aber normalerweise schon traute. Es…war eigentlich nur ein belangloses wortkarges Aufeinandertreffen gewesen…doch…auch das konnte eine gute Grundlage für eine Freundschaft sein. Aber…war es eine gute Idee, sich mit der Konkurrenz anzufreunden…? Doch…ich konnte nicht anders. „Ja…würde mich freuen.“ So war das gewesen. Tja…alles…was dann noch kam…hätte ich nicht mal zu träumen gewagt…aber meine fatale Neugier siegt immer. Immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)