Viva Las Vegas von serena-chan (usaxmamo) ================================================================================ Kapitel 30: I'm sorry --------------------- Und hier ist schon das 30. Kap für euch. Dann fehlen nur noch 2 kleine kaps und wir sind dann endgültig fertig. Irgendwie schon komisch der Gedanken, diese ff hat mich so lange begleitet (2 Jahre mindestens!) und nun soll dann alles vorbei sein? Tja, aber so ist das ja nun mal, man muss auch loslassen können, gell? Und es gibt ja immer ein nächstes mal. Aber nun erstmal hierbei viel Spaß. serena-chan 30.Kapitel ~ I'm sorry ~ Fünf Tage. Ganze fünf Tage hatte man sie im Krankenhaus fest gehalten. Und sie hatte das Krankenhaus auch nur heute schon verlassen dürfen, weil Naru ihre weitreichenden Beziehungen hatte spielen lassen und ihr zuständiger Frauenarzt seinen Kollegen versichert hatte, dass keine Gefahr mehr für sie und das Baby bestand. Usagi mochte keine Krankenhäuser. Schon allein der Geruch und die gedrückte Atmosphäre missfielen ihr zutiefst. Aber was noch schlimmer als das war, waren die Erinnerungen; Erinnerungen als sie mit Himeko im Krankenhaus gewesen war und man sie ihr dort aus ihrem Leben entrissen hatte. Qualvolle, peinigende Erinnerungen ihres Lebens, die auf ewig schmerzen würden, trotz dass sie nun wusste, dass es ihrer Tochter gut ging in ihrer neuen Familie. Und an noch jemanden erinnerte sie das Krankenhaus nur zu deutlich: Mamoru. Es war unwiderruflich mit ihm verbunden, Symbol seines Traumes, seiner Bestimmung, dass sie gar nicht anders konnte, als ständig an ihn zu denken. Sie dankte ihrem Schutzgeist zutiefst, dass dieses Krankenhaus, zu dem Neflite sie gebracht hatte, nicht seines war, aber trotzdem war er hier allgegenwärtig, überall präsent, wo sie war, als gäbe es kein Entrinnen mehr für sie. Und dies machte sie wahnsinnig, jeden weiteren Tag mehr und mehr, bis sie sich mehr als alles andere danach sehnte, diesem Ort entfliehen zu können. Natürlich wollte sie ihr Baby nicht noch mehr in Gefahr bringen als ohnehin schon, aber sie hielt es keinen weiteren Tag in diesem Krankenhaus aus und flehte Naru schon beinah an, sie hier rauszuholen. Verständlicherweise hatte Naru sich strickt dagegen geweigert, zu groß wäre das Risiko von erneuten verfrühten Wehen, wie sie sie vor dem Tokyo Dome bekommen hatte, aber alles argumentieren und gut zu reden brachte Usagi nicht von ihrer Bitte ab. Und nachdem ihr Arzt ihnen versichert hatte, dass die Gefahr für Mutter und Kind vorüber wäre, falls Usagi wieder strengste Bettruhe einhielt, konnte Naru sie nicht mehr halten. Zwar war Usagi nicht gerade begeistert von der Aussicht, wieder wochenlang ans Bett gefesselt zu sein, aber lieber das als noch länger hier in diesem Krankenhaus zu bleiben. Sie wollte nicht länger an Mamoru erinnert werden, nicht mehr ständig an ihn denken. Er und die Erinnerungen an ihn sollten wieder fest in die dunkle Kiste in ihrem Herzen eingeschlossen sein, und das für den Rest ihres Lebens. Sorgsam sah sich Usagi in ihrem Krankenzimmer ein letztes Mal um, um nichts von ihren Sachen zu vergessen. Ihre kleine Tasche, die Naru ihr am ersten Tag vorbei gebracht hatte, samt den Geschenken und Blumen hatte Neflite schon nach unten ins Auto gebracht, während Naru die letzten Formalitäten für sie klärte. Usagi hatte nichts weiter zu tun, als auf Naru zu warten, die sie dann in den für sie bereit gestellten Rollstuhl hinaus fahren würde. Widerwillig warf sie einen entnervten Blick auf das besagte Monstrum. Wenn es nach ihr ginge, würde sie einfach wie alle anderen auch aus dem Krankenhaus gehen statt die Halbinvalidin mimen zu müssen, aber leider hatte sie da diesmal nichts zu sagen. Es war Narus und die des Arztes Bedingung für ihre Entlassung gewesen, dass sie sich äußerst schonte und lange Wegstrecken mied und dies bedeutete nunmal für sie, kein Herumgehen auch nur IRGENDwohin, bis die Geburt bevorstand. Und damit könnte sie leben, waren es doch nur noch wenige Monate, bis ihr Baby das Licht der Welt erblicken würde. Die quälenden Erinnerungen an Mamoru jedoch, die jeder weitere Tag Krankenaufenthalt für sie bereit hielt, würden ewig bleiben. Eine Grimasse schneidend sah sie noch einmal auf den Rollstuhl, bevor sie ihn demonstrativ wieder aus ihren Gedanken verbannte, bis er dann gebraucht wurde. Stattdessen senkte sie ihre Augen auf das plüschige Etwas, das Narus Kinder für sie gebastelt hatten und (wie Naru ihr augenzwinkernd erklärt hatte) ein Hase darstellen sollte. Alarmiert hatte sie nachgefragt gehabt, warum gerade einen Hasen, aber Naru konnte darauf nur mit den Schultern zucken. Nach dem ersten Schock (und der inneren Versicherung, dass niemand ihrer neuen Freunde wissen KONNTE, wer sie wirklich war) hatte sie den Plüschhasen gerührt an sich gedrückt und ihm einen Ehrenplatz neben ihrem Bett gegeben. Jeder hatte in den vier Tagen ihres Krankenhausaufenthalts an sie gedacht, hatte Geschenke vorbei gebracht und sie besucht. Alle, bis auf einen; Seiya. Und doch war es gerade Seiya, den sie sich in dieser Zeit am meisten herbei sehnte, ihn am meisten vermisste, seine Fürsorglichkeit, seine Wärme, sein anregendes Lachen. Doch Seiya war der einzige, der sie seit dem Konzert nicht zu sehen bekommen hatte. Wirklich verübeln konnte sie es ihm nicht, aber trotzdem wollte sie ihn wieder bei sich haben, sie brauchte ihn; braucht ihn, um wieder Zuversicht und Lebensfreude zu spüren, um von ihren Erinnerungen und ihrer Vergangenheit abgelenkt zu werden; einfach um wieder sie sein zu können. Sie musste mit ihm reden über... die Ereignisse während des Konzerts, musste sich entschuldigen, musste ihm erklären, warum sie hatte so handeln müssen, wie sie es getan hatte. Und doch hatte sie keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie ihn nicht heiraten konnte, ohne von Mamoru zu erzählen, ohne zu erzählen, dass sie ihn monatelang angelogen hatte, dass sie nicht die war, für die sie sich ausgegeben hatte. Sie wusste es nicht, aber sie wusste, dass sie es tun musste, um Seiyas Willen. Die Frage nach dem Wie würde sie auf später verschieben, wenn es dann soweit wäre. Usagi seufzte tief auf und strich sanft über ihren Bauch. „Deine Mama hat wirklich Mist gebaut, mein Kleines. Aber ich werde es wieder gerade richten, das verspreche ich dir. Und was danach kommt, sehen wir dann.“ Sie würde sich eine neue Wohnung suchen müssen; irgendetwas kleines, billiges, auch wenn sie noch keine Ahnung hatte, wie sie sie bezahlen sollte. Aber sie ging nicht davon aus, dass sie noch in dem Haus wohnen bleiben dürfte, wenn Seiya erst einmal die Wahrheit über sie erfuhr. Danach hatte sie nicht mehr das Recht dazu, geschweige denn irgendetwas von ihm zu bitten und anzunehmen. Beklommen fragte sie sich, wie sie es hatte überhaupt so weit kommen lassen? Wieso hatte sie all diese netten Leute, die immer nur freundlich und hilfsbereit ihr gegenüber gewesen waren, sie bei sich aufgenommen hatten, hatte anlügen müssen? Aber nun gab es kein Zurück mehr. „Makoto, bist du fertig?“ „Hm? Oh, ja. Ja, das bin ich. Alles gepackt und im Auto verstaut, fehlte nur noch das größte, umfangreichste Paket, also ich.“ Mit einem Lächeln, das ihre trüben Gedanken verbergen sollte, sah sie zu Naru hinüber, die gerade ins Zimmer hinein kam und dann den Rollstuhl demonstrativ zu der Blondine auf dem Bett schob. „Schon gut, schon gut, ich setz mich ja schon in dieses Ding.“ „Ist auch besser so, ansonsten bleibst du nämlich ohne Wenn und Aber hier. Du weißt, was der Arzt gesagt hat, keine Anstrengung, keinen Stress, nichts.“ drohte Naru mit erhobenem Finger, während Usagi sich in den Rollstuhl verfrachtete und sich reichlich dämlich vorkam. Sie hatte ein Baby in ihrem Bauch, keine amputierten Beine! „Ich weiß, ich weiß, ich bin ja auch ganz lieb und artig, siehst du?“ Naru bückte sich hinab und klappte für sie die Fußstützen hinunter, dann sah sie sie ernst an. „Weißt du, du solltest wirklich noch etwas hier im Krankenhaus bleiben, es ist nur das Beste für dich. Ein, zwei Tage, mehr nicht.“ „Nein, danke. Mir und dem Baby geht es wieder blendend und keine zehn Pferde halten mich länger hier fest, Naru!“ Die Brünette sah in das unnachgiebige Gesicht der anderen und seufzte. „Ein Versuch war es zumindest wert. Also gut, bringen wir dich heil und sicher nach Hause.“ „Na endlich!“ Der zufriedene Ausruf von Usagi kam aus tiefstem Herzen. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~. „ARGHH!! Geh an dein verdammtes Handy ran!“ Ihren Frust hinausschreiend warf Usagi ihr Handy auf die Bettdecke. Zum wie ihr schien 100. Mal heute hatte sie versucht, Seiya anzurufen und zum 100 Mal hatte sie lediglich seine Mailbox dran gehabt. Seit drei Tagen war sie nun wieder zu Hause und versuchte jede einzelne Minute davon, Seiya an sein Telefon zu bekommen. Doch es war, als hätte er sein Handy in die dunkelste Ecke verfrachtet ohne jemals auch nur einmal darauf zu gucken oder gar die vielen eingehenden Anrufe zu beantworten. Oder antwortete er nur ihre Anrufe und Nachrichten nicht? Steckte er sein Handy einfach wieder ein mit einem gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er ihre Nummer auf dem Display sah? Vorstellen konnte Usagi es sich jedenfalls bei ihm, aber seine Weigerung führte langsam nur dazu, dass sie drastischere Maßnahmen aufziehen musste, um endlich mit ihm reden zu können; und das würde bedeuten Regel Nr. 1 zu brechen: Keine lang andauernden Bewegungen. Dabei hatte seine anhaltende Weigerung doch schon zu Regelbruch Nr. 2 geführt: keine Aufregung! Und gerade jetzt regte sie sich extrem auf. „Du sturer, verbohrter... Mann!“ Nicht einmal richtig beschimpfen konnte sie ihn. Bei Mamoru hatte sie nie ein Problem damit gehabt, aber bei Seiya... Wie oft hatte sie Mamoru einen Idioten, Hornochsen und schlimmeres genannt und es richtig genossen, ihn so zu beschimpfen in ihren hitzigen Diskussionen damals. Er hatte sie vor seiner Amerikareise zur Weißglut gebracht... und sie danach zum glühen gebracht vor Leidenschaft. Zwei Extreme, die er in ihr vereint hatte. Er hatte von Anfang an tief etwas in ihr berührt gehabt, das diese Extreme erst möglich machte und das war etwas, was Seiya nie bei ihr können würde. Sie mochte ihn, ja liebte ihn auf eine gewisse Weise sogar, aber nicht so wie Mamoru. „Nicht schon wieder!“ Wieder ertappte Usagi sich zu spät bei dem Thema Mamoru. Sie hatte sich doch geschworen, nicht mehr an ihn zu denken, aber immer wieder ertappte sie sich dabei, ohne dass sie es anfangs bemerkte. Was war nur los mit ihr? Sie wollte nicht an ihn denken! Sie hatte dringendere Probleme zu lösen und die beinhalteten einen verletzten, gedemütigten Popsänger namens Seiya Kou und kein Mamoru Chiba! Tief aufseufzend griff sie erneut zu ihrem Handy und drückte auf die Wahlwiederholung. Ein Tuten erklang, dann ein zweites. „Dies ist die Mailbox von...“ „Argh, Feigling!“ Das Handy flog diesmal in hohem Bogen auf die gegenüberliegende Couch in ihrem Schlafzimmer und verschwand zwischen den großen Kissen. „Ich krieg dich noch, Seiya Kou!“ Plötzlich drang das bekannte Geräusch eines Schlüssels im Türschloss von unten zu ihr hinauf und sie verdrängte das Seiya- und (ganz entschieden) das Mamoruproblem. Zwar fand sie es etwas merkwürdig, dass Naru jetzt schon da war (normalerweise kam sie erst nachmittags, wenn Neflite auf die Kinder aufpassen konnte), freute sich aber über die Abwechslung in ihrem tristen, langweiligen Bett-Dasein, die ihr die täglichen Besuche ihrer Freundin brachten. „Ich bin hier oben, Naru!“ rief sie ihr freudig nach unten zu und wartete auf die bevorstehenden Trittgeräusche auf der Treppe, und fügte noch leise mit leicht säuerlichem Ton hinzu. „Wo sollte ich auch anders sein?“ Und schon einen Augenblick später wurde die angelehnte Tür zu ihrem Schlafzimmer aufgehoben. „Seiya! Was... machst du denn hier?“ Total überrascht sah sie zu dem Neuankömmling an der Tür und war im nächsten Moment etwas verunsichert. Etwas an seiner Art, seinem Blick, seiner Mimik bereitete ihr Unbehagen. „Ich denke, wir zwei haben Redebedarf, nicht wahr Schätzchen?“ Irritiert sah sie ihn an. Er wirkte anders als sonst, als würde er etwas vor ihr zurück halten, was zuvor immer da gewesen war. Und dies beunruhigte sie noch mehr. Stumm wies sie auf den Stuhl neben ihrem Bett, auf dem sonst immer Naru saß und haderte mit dem, was nun kommen musste. Endlich hatte sie ihre Chance mit ihm zu reden und nun... fürchtete sie sich davor. Ja, dieses beklemmende, unwohle Gefühl in ihrem Bauch konnte man nicht anders als Furcht nennen. Beschützend legte ihre Hände um ihren Bauch. Seiya, der ihre Geste mitbekam, sah sie an. „Wie geht es dir, Schätzchen? Und dem Baby? Es ist doch nichts, dass ich den Arzt holen muss?“ Die offene Sorge in seiner Stimme ließ plötzlich Tränen in ihre Augen treten, auch wenn sie überhaupt nicht wusste wieso. Mit diesen Worten hatte er so sehr nach seinem alten Selbst, nach dem überfürsorglichen, warmherzigen, fröhlichen Seiya von vor dem Konzert sich angehört. Doch nachdem sie ihm versichert hatte, dass alles ok wäre, spürte sie, wie dieser Seiya wieder verschwand und die Zurückhaltung in ihm zurück kehrte. Und nun wusste sie auch, was er ihr zurück hielt; seine Gefühle für sie, seine Fürsorglichkeit, seine Zuneigung, alles hatte er nun vor ihr abgeschirmt, als wären sie nie da gewesen. Innerlich weinte sie, doch sie hatte schließlich nichts anderes verdient nach dem Desaster im Tokyo Dome und so wappnete sie sich mit schmerzendem Herzen für das kommende Gespräch. „Seiya, es... es tut mir leid. Ich wollte nicht...“ „Ich weiß nun, warum du mich abgewiesen hast, Usagi.“ Ihr Kopf fuhr ruckartig hoch. Mit weit geöffneten Augen starrte sie ihn an. Sekunden der Stille vergingen, in denen Usagi nichts anderes konnte, als ihn geschockt anzustarren, während tausende Gedanken durch ihren Kopf jagten. „Ich... wie... woher...?“ „Woher ich deinen richtigen Namen weiß, Usagi Tsukino, oder wohl eher Usagi Chiba?“ Usagi erbleichte noch mehr und ihre Hände krampften sich in die Decke, die um ihren zittrigen Körper lag. „Ich hatte nicht vor... ich wollte nie... es... tut mir leid, Seiya!“ Erste Tränen zeichneten ihre blassen Wagen ab und es folgten schnell weitere. „Shhh, nicht weinen, Schätzchen. Du weißt doch, keine Aufregung und keinen Stress.“ Doch diese warmen, fürsorglichen Worte von ihm führten nur zu noch größeren Weinattacken bei ihr, dem sie einfach nicht länger Einhalt gebieten konnte. „Oh man, Minako hat wirklich nicht übertrieben, als sie sagte, dass du eine ganz schöne Heulsuse sein kannst.“ „Minako?“ Kam es schniefend von Usagi, nachdem sie sich etwas wieder beruhigt hatte. „Ja. Sie war wohl auch bei unserem Konzert und hat das... Debakel dabei hautnah mit verfolgen können.“ Das Debakel, das sie angerichtet hatte, dachte Usagi reumütig und neue Tränen schossen in ihre Augen. Minako hatte sie gesehen, wie sie ihrem heiß geliebten Pop-Idol einen Korb gegeben hatte! Würde sie ihr das jemals verzeihen? Aber was dachte sie da eigentlich? Würde Minako ihr jemals verzeihen, dass sie einfach davon gelaufen war? Das war doch die viel wichtigere Frage! „Hat Minako etwas... was hat sie dir erzählt?“ Seiya lächelte sie aufmunternd an, doch es reichte nicht bis zu seinen Augen, die eine Traurigkeit beinhalteten, die ihr schmerzhaft ins Herz stach. Sie war für diese Traurigkeit verantwortlich, sie allein. „So ziemlich alles. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sie fertig war, wie du dir sicher vorstellen kannst.“ Wieder blitzte dieses traurige Lächeln auf, doch Usagi konnte einfach nicht in diesen kleinen Scherz mit einsteigen; zu aufgewühlt waren ihre Gedanken, zu konfus ihre Gefühle. Doch eines war sie sich sicher: sie hatte ihre gemeinsame Freundschaft zerstört. Nie wieder würde Seiya ihr so begegnen, sie so behandeln wie er es zuvor getan hatte. Die glückliche, ruhige Zeit mit ihm und seinen Brüdern und Freunden war vorbei, für immer. Ihre Seifenblase war zerplatzt, die Realität zurück gekehrt. Denn nichts anderes waren die letzten 5 Monate hier gewesen. Sie war einer Illusion verfallen gewesen, die sie sich selbst geschaffen hatte, aber nun war es vorbei, für immer. Plötzlich spürte sie eine sanfte Berührung an ihrem Kinn und Seiya hob ihren Kopf zu sich an. Seine blauen Augen hatten einen ernsten und zugleich bittenden Blick in sich, seine Stimme war eindringlich. „Ich möchte nur eines von dir wissen, Schätzchen und ich möchte die Wahrheit von dir hören.“ Ein kurzes angedeutetes Nicken von ihr, dann fuhr er fort. „Liebst du ihn?“ Verwirrt sah Usagi ihn an. Hatte sie seinen Themenwechsel verpasst? Was hatte diese Frage zu bedeuten? „Wen... meinst du?“ Zaghaft fuhr seine Hand zu ihrem rundlichen Bauch und blieb dort liegen. „Den Vater.“ Usagis Augen weiteten sich. Er meinte Mamoru, Seiya wusste von Mamoru! Natürlich wusste er von Mamoru, Minako hatte ihm schließlich alles erzählt und dennoch fühlte sie sich von dieser Frage wie ein in die Enge getriebenes Tier. Ihr Puls beschleunigte sich, ihr Herz ging unregelmäßig und wieder zitterten ihre Hände. Wieso wollte er das wissen? Sie und Mamoru, das war vorbei! Nein, es hatte es nie gegeben! Es war nur ein weiterer Beweis für ihre Leichtgläubigkeit, für ihre Naivität. Sie hatte nichts mehr mit ihm zu tun und würde es auch nie wieder. Ihre gemeinsame Zeit war nur eine weitere Seifenblase, die jäh zerplatzt war, eine weitere Illusion, der sie hinterher gerannt war. Tränen stachen in ihre Augen und etwas in ihrer Kehle drängte sich gewaltsam an die Oberfläche, dem sie immer weniger standhalten konnte. „Sieh mich an, Schätzchen. Liebst du ihn?“ Ihre tränennassen Augen sahen in seine. Selbst wenn er ihre Antwort nicht gehört hätte, er bräuchte sie nur anzusehen, um sie zu wissen, als ein kaum hörbares Wort durch ihre bebenden Lippen drang. „Ja.“ Dann wurde sie von dem drängenden Etwas in ihrer Kehle überwältigt; ein Schluchzen, so herzzerreißend, dass es Seiya beinah selbst das Herz zerriss. Tränen, die im Vergleich zu den vorherigen eine Sturmflut glichen, strömten nun ihre Wangen hinunter. Sie so zu sehen war mehr, als er ertragen konnte, und doch gab es nichts, was er tun konnte, um ihr dieses Leid zu nehmen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als der Richtige für sie zu sein, derjenige, der sie wieder zum Strahlen bringen könnte, dem ihr reines, wunderschönes, verletzliches Herz gehörte. Aber er war es nicht. Und würde es nie sein in diesem Leben. Er betete zu allen ihm bekannten Göttern, dass er in seinem nächsten Leben würdig für sie sein würde, dass sie im nächsten Leben ihm gehören würde, mit Herz und Seele die Liebe in ihren Augen sehen würde für ihn, wie er sie jetzt in ihren Augen sehen konnte. Vorsichtig nahm er ihren bebenden Körper in die Arme und wiegte sie beruhigend hin und her. „Nicht wieder weinen, Schätzchen. Du weißt, es ist nicht gut für das Baby.“ Und für dich auch nicht, fügte er in Gedanken traurig hinzu. Er verstand nicht, wie man jemanden so lieben konnte, wie sie IHN, nachdem er ihr so sehr zugesetzt hatte, ihr immer wieder und wieder weh getan hatte und ihr Herz gebrochen hatte. Vielleicht war er dann wirklich nicht ihrer Liebe würdig, wenn er das nicht verstand, aber er wollte es auch dann nicht verstehen. Wie konnte Gott es zulassen, dass dieser gutmütige, reine Engel so jemanden liebte, der ihrer nicht wert war, wie er unzählige Male bewiesen hatte? Wenn die Liebe zu so etwas grausamen fähig war, wollte er ihr am liebsten auf ewig abschwören. „Komm, Usagi, beruhige dich wieder, ja? Dr. Kasagi wird sonst noch sehr böse auf mich, wenn du dich weiter so aufregst wegen mir.“ Schniefend entfuhr Usagi ein Kichern, schaffte es aber langsam, sich halbwegs wieder zu beruhigen. „Es tut mir leid, Seiya.“ Ein Satz, den sie heute wie ein Mantra immer wieder zu wiederholen schien. „Bitte verzeih mir.“ Sanft presste er seine Lippen auf ihre Stirn, bevor er sie wieder los ließ. „Es gibt nichts zu verzeihen, Schätzchen. Du hast so entschieden, und das muss ich akzeptieren. Man kann sich nicht verbiegen und die Liebe erzwingen. Diese Lektion ist hart, aber wahr.“ Dann stand er von seinem Stuhl auf und ging zur Tür. „Warte! Du... du willst schon wieder gehen?!“ Langsam drehte Seiya sich noch einmal zu ihr um. Wieder war dieses traurige Lächeln zu sehen. „Leb wohl, Schätzchen.“ „Aber... aber wieso?“ Er seufzte. „Du hast dich entschieden.“ Verständnislos starrte Usagi ihn an. Was meinte er damit, sie hätte sich entschieden? Entschieden wofür? „Aber können wir nicht...?“ Sein Kopfschütteln mit diesem unglaublich traurigen Blick in seinen Augen ließ sie verstummen. Er hatte gesagt, man könne keine Liebe erzwingen, aber anscheinend konnte man genauso wenig Freundschaft erzwingen. Sie hatte kein Recht, ihn dazu zu zwingen, wenn er nicht länger bei ihr sein wollte. Nun hatte sie wahrhaftig ihren Freund, ihren Halt für die letzten Monate verloren. „Leb wohl, Seiya.“ Ihre geflüsterten Worte waren kaum hörbar und auch Seiya drehte sich nicht noch einmal zu ihr um. Seine Schritte auf der Treppe bohrten sich tief in ihr Herz hinein und hinterließen eine Wunde, die vielleicht nie ganz heilen würde. Nur mühsam riss sie ihren Blick von der Schlafzimmertür fort, durch die ihr wichtigster Freund der letzten Monate und mit ihm das Licht in ihrem Dasein verschwunden war. Statt dessen hievte sie sich schwerfällig aus dem Bett und ging in das angrenzende Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel genügte, um ihr zu zeigen, dass sie mehr wie ein Häufchen Elend aussah als eine vor Glück strahlende, schwangere Frau. Hieß es nicht immer, eine Schwangerschaft machte einen noch schöner und strahlender? Sie fühlte sich jedenfalls gerade überhaupt nicht so. Sie fühlte sich so dermaßen ausgelaugt, als hätte sie keinen einzigen Funken Energie mehr in sich und sie spürte die ersten Ausläufer ihrer Migräne aufkommen. All die vergangenen Monate war sie nahezu kopfschmerzfrei gewesen, seit dem Konzert jedoch hatten sie wieder angefangen gehabt, als wären sie nie weg gewesen. Stöhnend rieb Usagi sich ihre Schläfen, was wie immer jedoch nur wenig Linderung brachte und kramte in ihren Medizinschrank nach einer Schmerztablette, die sie vertragen konnte. Doch leider wurde sie diesmal enttäuscht. Missmutig aufstöhnend schüttelte sie die leere Packung, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch eine einzelne Tablette in den Seitenschlitzen verirrt hatte, aber die Packung war und blieb leer. Wieso hatte sie nicht schon längst neue besorgt gehabt? Sie wusste doch nur zu gut, dass diese Kopfschmerzattacken ganz plötzlich und extrem stark auftraten. Wieso hatte sie sich keinen Vorrat zugelegt so wie früher, bevor dies alles geschehen war mit Mamoru, mit Anne und mit Seiya. Seufzend setzte sie sich auf den Rand der Badewanne, um ihre Beine zu entlasten. „Weil ich nicht an diese Zeit, an früher, nachdenken wollte.“ Antwortete sie flüsternd ihrem traurig dreinblickenden Spiegelbild und fragte sich, wann sie das Strahlen in ihren Augen verloren hatte. Früher als Kind und auch in ihrer Teenagerzeit war es noch da gewesen. Ihre Mutter hatte ihre Augen immer lächelnd als blau leuchtende Sterne bezeichnet, die allein für sie vom Himmel gefallen waren. Aber nun sahen ihr nur noch zwei leere blaue Teiche entgegen, in denen, würde sie es nur zulassen, so viel Schmerz stehen würde, dass sie es nicht aushalten würde. Wann war die Lebendigkeit in ihnen verschwunden? Hatte sie sie nach Himeko noch besessen? Nach Mamoru? Oder war Seiya das letzte Tröpfchen gewesen, das dies alles weg geschwemmt hatte? Als sie spürte, wie sich langsam ein Kloß in ihrer Kehle bildete und ihre Augen zu brennen begannen und wischte dann diese Gedanken entschlossen weg. Sie würden ihre Kopfschmerzen auch nicht vertreiben, eher im Gegenteil, sie noch verstärken. Also stand Usagi wieder auf und schloss das Medizinschränkchen wieder zu, als ihr plötzlich in einer der hinteren Ecken eine kleine Flasche in die Augen fiel. Neugierig öffnete sie die Tür wieder etwas weiter und holte die Flasche hervor, was aber eher ein kleines Fläschchen war, ein Flakon mit einer rötlichen Flüssigkeit darin. Annes Flakon. Annes Wunderheilmittel gegen Kopfschmerzen, das sie ihr damals gegeben hatte. Warum hatte sie es noch aufbewahrt? Warum hatte sie es nicht längst weg geschmissen, wie sie es in diesem Restaurant in Yokosuka vorgehabt hatte. Unschlüssig drehte Usagi die Flasche in ihrer Hand hin und her. Sie wollte nichts aus ihrer Vergangenheit hier haben, das sie ständig an Dinge erinnerte, die sie eisern zu vergessen versuchte. Und ganz besonders wollte sie nichts von Anne hier haben, die ihr eine Freundschaft vorgegaukelt hatte, nur um an Mamoru ran zu kommen; sie, die sich kein Stück von Shion gekümmert hatte und ihn in ihrem verqualmten Zimmer hatte liegen lassen; sie, die mit IHREM Mann, mit Mamoru geschlafen hatte. Nein, von ihr wollte Usagi ganz bestimmt nichts haben oder es behalten. Andererseits: es war ein Kopfschmerzmittel und sie, Usagi, hatte keines mehr. Außerdem konnte Usagi sich noch daran erinnern, wie Anne ihr erzählt hatte, sie hätte es bei Yuka gekauft gehabt und Yuka war immer sehr bedachtsam mit ihren Mitteln umgegangen und garantierte außerdem eine effektive Wirkung ihrer Heilmittel. Sie hatte nun also die Wahl: entweder nahm sie das Mittel von ihrer größten Widersacherin ein und hatte einen kopfschmerzfreien Tag vor sich oder sie warf es endgültig weg, um auch diesen Teil aus ihrer Vergangenheit los zuwerden, müsste sich dann aber mit ihrer Migräne weiter herumplagen. Kurz zögerte Usagi, dann jedoch entstöpselte sie die Flasche und führte sie entschlossen zu ihren Lippen. Es schmeckte nicht so wie das Mittel, das sie damals von Yuka bekommen hatte sondern war eher bitter im Geschmack und erinnerte sie ein wenig an den grässlichen Hustensaft, den ihre Mutter ihr einmal verabreicht hatte als kleines Kind. Aber wie sagte man so schön: Es sollte ja schließlich wirken und nicht schmecken! Doch eben jene erhoffte Wirkung blieb diesmal bisher jedoch aus. War es etwa doch nicht so weit her mit Yukas versprochene Wirkungsgarantie auf ihre Heilmittel? Oder dauerte es nur erst eine gewisse Zeit? Usagi warf das Fläschchen seufzend weg und spülte sich den Mund, um diesen bitteren Geschmack loszuwerden, als sie plötzlich Geräusche von unten her hörte. War Seiya doch noch einmal zurück gekommen? Konnte er doch ihre Freundschaft akzeptieren, auch wenn es nie mehr für sie sein würde? Die Hoffnung ließ ihr Herz schneller schlagen. Mit Erleichterung in der Stimme rief sie ihn zu sich herauf. „Komm hoch, ich bin nur kurz im Badezimmer!“ Hastig griff sie nach ihrer Bürste und ging schnell durch ihr Haar, bevor sie sich kurz kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, das ihre warme Stirn etwas wieder abkühlte und lächelte dann ihrem Spiegelbild zuversichtlich noch einmal zu. Vielleicht würde ja doch nicht alles von ihrem neuen Leben den Bach runter gehen. Vielleicht hatte sie doch noch eine Chance. Immer noch freudig lächelnd ging Usagi aus dem Badezimmer in ihr Schlafzimmer zurück, wobei ihr Blick augenblicklich erwartungsfroh zu der anderen Tür fuhr. Seine Fußstapfen auf der Treppe kamen immer näher und dann waren sie an der angelehnten Tür angekommen, die dann vorsichtig aufgeschoben wurde. „Du?!“ Mit kalkweißem Gesicht starrte sie auf die Person, die nun in ihrer Tür stand. „Hallo, Usako.“ Ist wahrscheinlich nicht schwer, zu erraten, wer nun in der Tür steht, oder? ^^ Viele von euch hatten ja angenommen, dass Usa in Mamorus Krankenhaus gebracht wird und sie dort auf ihn wiedertrifft, aber das wär ja zu offensichtlich, oder? Naja, gut, ich hab (als ich das kap geschrieben hab) darüber auch nachgedacht, aber mich dann dagegen entschieden, obwohl ich nicht mehr genau weiß, warum eigentlich. Hm, schlechtes GEdächtnis lässt grüßen! Bis nächste Woche dann *wink* serena-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)