Matching Pieces von abranka (BZxPW) ================================================================================ Kapitel 8: VIII. ---------------- „Ach, Johnny…“ Blaise saß vor seinem Cocktail – einem Wizzard’s Dawn – und seufzte tief auf. „Was denn? Die Anhörung vorgestern ist gut gelaufen, es gibt keine Anklage, du darfst mit dem Zeug arbeiten, das du verwenden willst – was willst du noch mehr?“, gab der Barkeeper zurück. „Ach… Ich weiß auch nicht.“ Missmutig rührte Blaise mit dem Trinkhalm in seinem Glas herum. Kleine Funken stoben auf und verschwanden in der blaugrünen Flüssigkeit. „Ich sage dir was.“ Johnny beugte sich direkt vor Blaise über die Theke. „Der Kerl interessiert dich mehr, als dir lieb. Und außerdem sind es nur noch drei Wochen bis Weihnachten. Was deinen Plan für die Kleine langsam eng werden lässt.“ Blaise blickte auf und zog einen Schmollmund. „Weißt du was? Ich hasse es, wenn du ins Schwarze triffst.“ Die Antwort des Barkeepers bestand in einem breiten Grinsen. „Ich stehe hinter der Theke. Die Leute erwarten von mir, dass ich sie verstehe, auch wenn sie nichts sagen. Und außerdem kannst du wenigstens eins von deinen Problemen angehen. Dein Rotschopf kommt nämlich gerade zur Tür herein.“ Unwillkürlich flog Blaises Kopf herum und er fixierte den jungen Zauberer, der den „Hai“ gerade betreten hatte. Johnny hatte Recht. Und das nicht nur in dieser Hinsicht. Blaise biss auf seiner Unterlippe herum und wartete, bis Percy sich einen Platz gesucht hatte, dann nahm er sein Glas, ignorierte den wissenden Blick des Herrn hinter der Theke und ging zu Percy hinüber. „Hi.“ Nicht gerade die intelligenteste Begrüßung, aber immerhin. Er ließ sich Percy gegenüber nieder. Der Blick des Älteren flackerte zu ihm hinüber, dann auf seine Hände und dann richtete er den Blick fest auf ihn. „Hallo.“ Sie schwiegen einen Augenblick lang, bis Percy sich ein Herz fasste. „Du… kommst häufiger hierher, oder?“ „Mhm… Fast jeden Abend. Allerdings ziehe ich die Theke vor.“ Blaise nickte hinüber zu Johnny, der gerade von Old Trag zugetextet wurde. „Weniger blöde Anmachen und der Geruch von Old Trag hält die ganz Waghalsigen immer schnell auf Distanz.“ „Oh.“ „Du kannst ja mal an ihm schnuppern.“ „Eher… nicht.“ Percy blickte ihn an, als wenn er vollkommen verrückt geworden wäre und Blaise seufzte auf. „Okay, entspann dich. A) brauchst du dir keine Gedanken zu machen, weil du hier bist. Hier kommen viele Leute her und das ist vollkommen okay. Und b) brauchst du dir auch wegen mir keine Gedanken zu machen. Wenn du kein Interesse an mir…“ Er stockte. „An einem Gespräch mit mir hast, dann sag das und ich bin sofort wieder weg.“ „Nein… Ist in Ordnung… Nur… Warum willst du dich überhaupt mit mir unterhalten?“ Percy sah konsterniert drein. „Ich bin immerhin dafür verantwortlich, dass du vor dem Zauberergericht gestanden hast.“ „Und?“ Blaise hob die Schultern. „Draco hat mir mal vor versammelter Mannschaft im Gemeinschaftsraum die Hosen runtergezogen, um allen zu zeigen, dass ich Unterhosen mit Drachenmuster anhatte. Freunde sind wir dennoch. Glaub mir, das, was du gemacht hast, war nur dein Job und ich weiß das. Außerdem hat mir das nichts ausgemacht. Das einzige, was mich genervt hat, ist, dass es mich einen halben Arbeitstag gekostet hat. Zeit, die ich… brauche.“ Percy entschied sich, sich auf den letzten Teil von Blaises Worten zu konzentrieren, auch weil ihn sein geistiges Bild von diesem jungen Mann mit heruntergelassenen Hosen doch irgendwie mehr beschäftigte, als ihm lieb war. „Wofür brauchst du Zeit?“ „Ach, ich versuche einen Zauberstab hinzubekommen. Für jemanden, der mir ziemlich wichtig ist. Klar, der Zauberstab sucht sich seinen Besitzer aus und so weiter. Aber zu diesem Mädchen passt einfach keiner richtig. Also habe ich gedacht, ich versuche einen zu finden, der zu ihr passt. Wirklich perfekt passt.“ Er verzog das Gesicht. „Aber bisher…“ „Deswegen hast du die Mantikorbestandteile genommen?“ „Exakt.“ Blaise nickte. „Aber gebracht hat es bisher nichts.“ Er hatte noch einen Mantikorstab hergestellt und Ellie ausprobieren lassen, doch dieser Zauberstoff passte einfach nicht zu ihr. Er brauchte etwas anderes. So langsam bekam er ein gewisses Gespür dafür, was es vielleicht sein konnte. Das war etwas, was Zauberstabmacher auszeichnete. Irgendwann erkannten sie ein System in dem, was eigentlich keinerlei Logik oder System besaß. Es musste ein schwächerer Zauberstoff sein als Drachenherzfasern oder Mantikorenkrallen. Aber gleichzeitig musste er mehr Lebendigkeit besitzen als die Feder eine Phönix. Und das war etwas, was ihm nahezu unmöglich erschien. Was konnte lebendiger sein als ein Phönix? Ohne es zu merken, hatte er seine Gedanken laut ausgesprochen. „Aber ein Phönix stirbt in seinem Lebenszyklus immer wieder. Andere Lebewesen können durchaus lebendiger sein, wenn sie am Beginn ihres Lebens stehen“, warf Percy ein. Blaise starrte ihn an. „Das ist es!“ Er sprang vor lauter Begeisterung auf. Und seine Gedanken begannen sofort zu arbeiten. Schuppen von jungen Nixen, Federn von frischgeschlüpften Diricawls, Acromantula-Eier, Schraken-Rogen, Sphinx-Jungen-Haar… Es ergaben sich doch noch einige neue Möglichkeiten, die er nutzen musste! „Bei Merlin, ich muss einkaufen!“ „Das dürfte um diese Uhrzeit eher schwierig sein.“ Percy lächelte nachsichtig. „Ich fürchte, das wirst du erst morgen früh machen können.“ Blaise seufzte tief und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. „Aber bis du einkaufen kannst, könntest du mir ja weiter Gesellschaft leisten. – Falls du magst.“ Jetzt wurde Percys Gesichtsausdruck wieder unsicher. „Gerne.“ Blaise rang sich ein Lächeln ab, obwohl er am liebsten sofort losgestürmt wäre. „Am liebsten würde ich nur gleich loslegen…“ „Dir bedeutet dieses Mädchen wirklich viel, was?“ Percy beugte sich angespannt vor. „Oh, ja. Ellie ist… einfach unglaublich. Einzigartig. Und ein eigener, perfekter Zauberstab für sie scheint alles zu sein, was ich für sie tun kann…“ Blaise schaute einen Augenblick lang ins Leere, dann sah er Percy wieder direkt an und das, was er dort in dessen Gesicht sah, ließ ihn schlagartig seine Zauberstäbe gedanklich beiseite schieben. „Du glaubst, dass ich in sie verliebt bin“, stellte er überrascht fest. „Na ja…“ Percy druckste herum. „Es klingt so…“ „Oh, bei Merlin. Nein. Ich bin so etwas von schwul, das gibt’s gar nicht.“ Blaise schüttelte den Kopf. „Ellie ist für mich die kleine Schwester, die ich nie hatte.“ „Oh.“ Percy wurde rot. „Das… ist jetzt peinlich.“ Blaise musste unwillkürlich grinsen. „Je nachdem. Es zeigt jedenfalls, dass ich dir offenkundig nicht vollkommen gleichgültig bin und du ein gewisses Interesse an mir besitzt. Und das gefällt mir.“ Seine Worte sorgten nur dafür, dass Percys Gesichtsfarbe noch intensiver und dunkler wurde. „Ist es bei dir noch frisch?“ Auch wenn er nicht weiter präzisierte, was er meinte, wusste Percy doch sofort, worauf sein Gesprächspartner hinaus wollte. „Na ja… Nicht ganz. Aber irgendwie…“ Ein unsicheres Lächeln glitt über Percys Gesicht. „Habe ich mich bisher noch nicht so richtig getraut… Wenigstens nicht so in der… Öffentlichkeit. Ich hatte schon Freunde. Das ist es nicht. Aber… das hier…“ Er umfasste mit einer Handbewegung das gesamte Lokal. „…ist etwas anderes.“ Blaise nickte nachsichtig. Das konnte er gut verstehen, auch wenn er diese Phase nie selbst durchgemacht hatte. Er war es gewohnt, so zu sein, wie er war, an sich zu denken und sich recht wenig Gedanken darüber zu machen, was andere von ihm hielten. Er hatte einen festen, engen Freundeskreis, der ihn auffing, was auch geschah – und solange er seinen Nutzen beitrug – und das reichte ihm völlig. „Erzähl mir mehr über dich“, bat er, winkte Johnny zu, dass er noch einen Drink haben wollte, und widmete dann Percy seine gesamte Aufmerksamkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)