Matching Pieces von abranka (BZxPW) ================================================================================ Kapitel 4: IV. -------------- Es war ein ruhiger Tag, sodass sich die Zeit hinzog. Noch eine halbe Stunde, dann würde er herausfinden, ob der Stab etwas geworden war. Doch bis dahin musste er noch irgendwie die Zeit totschlagen. Blaise seufzte leise und kontrollierte zum dritten Mal, ob die Zauberstäbe im Verkaufsraum auch wirklich richtig sortiert waren und nicht doch irgendeiner der vielen Kartons an die falsche Stelle gerutscht war. Zielsichere Griffe des Zauberstabmachers waren es unter anderem, die den Besuch in diesem Laden zu etwas einzigartigem und besonderem machen sollten. Ein vertrottelt herumkramender Verkäufer kam dafür kam in Frage. Nein, die Magie musste bereits hier beginnen und nicht erst, wenn der Stab das erste Mal in die Hand genommen wurde. Eigentlich war es hier aufgeräumt. Dafür sorgte schon der Hauself Dennie, den Blaise angestellt hatte und der an dritten Dienstag seinen freien Tag hatte. Er gehörte zu den freien Hauselfen, die es immer noch recht schwer hatten, eine feste Anstellung zu finden, auch wenn ihre Lohnvorstellungen bis dato sehr gering waren und sie nur hin und wieder einen freien Tag haben wollten. Nichtsdestotrotz waren diese Vorstellungen in der Zaubererwelt noch etwas Neues und bisher noch nicht besonders verankert. Die Türglocke riss ihn aus seinen Gedanken und machte ihn darauf aufmerksam, dass Kundschaft hereingekommen war. „Guten Tag!“, sagte er freundlich und mit einem gewinnenden Lächeln. „Was kann ich für Sie tun?“ Erst dann nahm er zur Kenntnis, dass er sein Gegenüber kannte. Percy Weasley war ihm natürlich aus seiner Hogwarts-Zeit bekannt. Als Vertrauensschüler war er eine absolute Pest gewesen und hatte jeden – aber auch wirklichen jeden! – noch so winzigen Spaß zu verderben gewusst. Und als Mitarbeiter beim Ministerium verstand er sich darauf noch besser. (Es war erstaunlich, wie sehr man erst internationale Zauberfeiern und dann innerbritische Empfänge und Gesellschaften zu den langweiligsten Veranstaltungen aller Zeiten machen konnte. Bekanntlich hatte Percy Weasley ja vom Ministerium für Internationale Zusammenarbeit in das Büro des Zaubereiministers gewechselt und unterstützte diesen jetzt als einer seiner vielen Assistenten.) Wenn es jemanden gab, der mit seinem Job wirklich einen Volltreffer gelandet hatte, dann er. „Mr. Zabini.“ Percy lächelte knapp, was seinem eher hageren Gesicht nicht unbedingt einen freundlichen Ausdruck verlieh, wenn da nicht die warmen braunen Augen gewesen wären. Und die, das musste Blaise feststellen, gefielen ihm. „Ich benötige einen neuen Zauberstab, da meiner bei einem afrikanischen Wiedergeburtsritual bei dem Besuch der Delegation beim Minister zerbrochen wurde. Momentan benutze ich einen Ersatzstab des Ministeriums.“ Percy zog die Nase kraus, was ihm einen unglaublich hochnäsigen Gesichtsausdruck verlieh. Für einen ehemaligen Slytherin wie Blaise war dieser Gesichtsausdruck allerdings eher normal, sodass er diesen gar nicht so richtig wahrnahm. „Was war Ihr alter Stab?“ „Moment. Ich habe die Bruchstücke behalten.“ Percy zog vier exakt gleich lange Holzstücke aus seiner Tasche. Blaise hob eine Augenbraue. „Ungewöhnlich. Normalerweise sind Stäbe eher unregelmäßig zerbrochen.“ „Ich sagte doch, dass es die Folge eines Rituals war.“ Ungeduldig tippte der rothaarige Mann mit seiner Fußspitze auf den Boden. „Erzählen Sie mir mehr darüber?“, erkundigte sich Blaise, während er die Stücke fachmännisch vor sich auf der Verkaufstheke ausbreitete und einen Diagnosezauber sprach. Dass es sich um Eiche mit Drachenherzfaserkern, 13 1/3 Zoll, hart, handelte, hatte er bereits erkannt. Aber Zauberstäbe verrieten einem weitaus mehr über ihre Besitzer, als diese ahnten. Und wenn man einen neuen passenden Zauberstab für jemanden finden wollte, dann war es hilfreich, ein wenig über die Zaubergewohnheiten Bescheid zu wissen. „Müssen Sie das wissen?“ Dem rothaarigen Zauberer war sichtlich unbehaglich zumute. Blaise zuckte die Schultern. „Sie können es lassen. Es hat nur den Nebeneffekt, dass ich zumindest verstehen kann, was passiert ist.“ „Dann lasse ich es.“ Mit einem irritierten Gesichtsausdruck hob der Zauberstabmacher den Kopf und blickte seinen Kunden an. Dann lächelte er. „Wie Sie wünschen.“ Percy sah derart unbehaglich aus und ein roter Schimmer legte sich über seine leicht abstehenden Ohren, dass Blaise doch neugierig war. Zugleich wusste er aber auch, dass es natürlich keine gute Idee war, einen Kunden in Verlegenheit zu bringen. „Haben Sie besondere magische Gewohnheiten?“ Die Bruchstücke des Zauberstabs hatten ihm zwar bereits verraten, dass gerade Sprachzauber häufig angewandt worden waren jedoch war deren Häufigkeit in der letzten Zeit deutlich zurückgegangen. Zwar ließen sich keine einzelnen Flüche ausmachen, jedoch konnte der geübte Zauberstabmacher gewisse Tendenzen und Linien erkennen. Ein Achselzucken war die Antwort des Weasley-Sprösslings. „Wenig Angriffsflüche, mehr praktische Anwendungen wie Sprachen. In Ihrem Metier vermutlich auch unerlässlich.“ Blaise lächelte erneut und nickte. „Versuchen wir diesen hier. 12 1/3 Zoll, Kiefer, federnd mit einem Kern aus Hippogreifenhaar. Bewährt und ein guter Arbeiter.“ Er reichte Percy den Stab und beobachtete dessen Schwung. „Nein.“ Und damit reichte er ihm den nächsten Stab. Das war der Augenblick, wo er Dennie immer brauchte, um das schnell entstehende Chaos aus nicht passenden Stäben zu beseitigen, doch heute musste er dieses Chaos eben in Kauf nehmen. Außerdem versprach dieser Kunde erstaunlich interessant zu werden. Eigentlich hatte Blaise erwartet, dass einer der Standards für die eher spießige Kundschaft passen würde, doch offenkundig steckte doch etwas mehr in Percy Weasley, als sich auf den ersten Blick erkennen ließ. Mit großem Elan reichte er Stab um Stab an seine Kunden. Zwar passte der eine oder andere Stab einigermaßen, aber es war nicht das, was man als optimale Paarung betrachtete. Zauberstab und Zauberer passten nicht einhundertprozentig zusammen. „12 3/4 Zoll, Boojum mit Diricawlfeder, handlich.“ Das war eines der ungewöhnlichsten Hölzer, das Blaise in seinem Laden führte, aber vielleicht passte es ja. Neugierig nahm Percy den Stab an, schwang ihn und das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Aber es reichte noch nicht. Es war noch nicht optimal genug. „Einen Augenblick. Ich habe noch etwas hinten im Lager, das passen könnte.“ Damit machte er abrupt auf dem Absatz kehrt. Natürlich war es ein Risiko, Percy einen noch nicht getesteten Stab zu geben. Zugleich hatte er aber einfach ein gutes Gefühl dabei. Eines, das ihm sagte, dass dieser Stab exakt passen würde und genau der Zauberstab war, den Percy Weasley brauchte. Keine zwei Minuten später war er wieder zurück und reichte Percy den Stab. Der goldene Funkenregen, der aus der Spitze des Zauberstabs hervorbrach, als dieser nur einen kleinen Wink durchführte, sagte alles. Das war der Stab für Percy Weasley. Blaise strahlte. Genau für diese Augenblicke war er doch Zauberstabmacher geworden. Für das Finden der perfekten Paare. „Was ist das für ein Stab?“, erkundigte sich Percy neugierig, während er das Holz in der Hand wog. „11 1/3 Zoll, Zeder, elastisch, Mantikorzahn.“ Percys Gesichtszüge entgleisten. „Mantikorzahn?“ „Das ist korrekt.“ Blaise verschränkte die Arme vor der Brust. „Diese Stäbe sind lizenziert.“ „Haben Sie ihn selbst hergestellt?“ „Selbstverständlich.“ „Das ist…“ Percy war sprachlos. Mit großen Augen starrte er zuerst Blaise an, dann den Zauberstab. „Ich werde Sie melden. Sie arbeiten mit illegalen Zauberstoffen.“ „Ich sagte bereits, dass diese Stäbe zugelassen sind!“, fuhr Blaise auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Vielleicht. Aber der Besitz und die Lagerung der Zauberstoffe ist verboten!“ Percys Stimme überschlug sich. „Und vielleicht machen Sie damit ja etwas ganz anderes, als Zauberstäbe herzustellen!“ „Klar, deswegen sage ich Ihnen das ja auch.“ Blaise verzog spöttisch das Gesicht. „Ich zerre Sie vor den Zaubergamot!“ „Machen Sie ruhig.“ Er seufzte leise. Irgendwie hatte er ja geahnt, dass so etwas auf ihn zukommen würde. „Und dennoch passt genau dieser Stab am besten zu Ihnen.“ „Und ich werde diesen Stab nicht benutzen!“ Blaise verdrehte die Augen. „Wie Sie wollen, Sie Regelpuper.“ „WAS???“ Percy fielen die Augen fast aus dem Kopf. „Regelpuper. Genau wie in der Schule, Percy. Du wirst immer ein Regelpuper bleiben und nie auch nur mal einen Augenblick lang über den Tellerrand hinausblicken.“ Schade. Da hatte er doch etwas mehr von diesem Kerl erwartet und versucht in ihm zu sehen, und was war? Noch immer der gleiche penetrante Verfechter strikter Regeln wie zur Schulzeit. Wirklich schade, hatte er doch gerade noch geglaubt, dass die Zauberstäbe etwas anderes gesagt hatten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)