Beloved Assassin von Saya_Takahashi (Geliebter Mörder) ================================================================================ Kapitel 8: Eine Familiengeschichte ---------------------------------- Sakura konnte sich nicht aus ihrer Starre lösen. Wie gebannt blickte sie in Sasukes amüsiertes Gesicht und wollte nicht glauben, was er eben gesagt hatte. Es konnte nicht stimmen, es konnte nicht wahr sein. Es war nur ein Traum. Nur ein schrecklicher Alptraum! „Da musst du überlegen, was?“, hörte sie Sasuke sagen. Er war belustigt über das Grauen, dass er ihr damit antat. Es machte ihm Spaß, sie zu quälen. Es machte ihm Spaß, sie zweifeln zu lassen! Warum tat er das? Und warum nahm es kein Ende? „Wie kannst du nur?“, flüsterte Sakura zurück und senkte ihren Blick zu Boden. Sie wollte seine kalten Augen nicht mehr sehen, die jede Reaktion beobachteten und sich an ihrem Leid erfreuten, sein Gesicht, dass so makellos schien, und hinter dem jeder Makel versteckt war, den ihn so grausam machte. Sasuke Uchiha gehörte zu den widerlichsten Menschen, die sie je getroffen hatte, und dabei war sie unter den schlimmsten aufgewachsen. „Aber es wäre doch interessant“, sagte er nun. „Sakura Yoshida … vielleicht sagt Naruto dieser Name etwas? Vielleicht …“ „Sasuke!“, donnerte es plötzlich, und Sakura fuhr so schnell herum, dass sie fast den Halt verlor und sich krampfhaft an der Theke festkrallen musste. „Hör damit auf, klar? Du hast deinen Spaß gehabt!“ Naruto kam ohne Eile auf die beiden zu, und als er Sasuke fixierte, sah er so kaltblütig aus wie er. Sakura blickte ihn entsetzt an, und sie fühlte, wie er ihr Angst einjagte. Wie er so ganz anders wirkte, als wäre er nicht mehr der Naruto, den sie kennen gelernt hatte. Sie wollte auch vor ihm zurückweichen, doch dann wandte er sich ihr zu – und lächelte, als wäre nie etwas passiert. „Alles okay?“, fragte er liebenswürdig, trat zwischen sie und Sasuke und zog sie einfach mit sich. „Das stimmt nicht, Naruto!“, weinte sie aber, denn Sasukes Worte hatten mehr ausgelöst, als sie sich selbst eingestehen wollte. „Er ist nicht mein Vater, bitte … Ich heiße Sakura, du weißt das! Ich heiße Haruno und nicht …“ „Es ist gut, Saku. Ich weiß, wie du heißt. Hör nicht auf Sasuke.“ Er führte sie zum Sofa, doch Sakura war zu aufgelöst, als dass sie sich hätte setzen wollen. „Aber er lügt nicht“, sagte Sasuke über sich selbst. „Vielleicht solltet ihr diesen Moment nutzen, um ehrlich zueinander zu sein.“ Er grinste sein falsches Lächeln. „Die Stunde der Wahrheit. Ich könnte sie euch auch erzählen.“ „Sei endlich still!“, sagte Naruto herb. „Wir können alles nacheinander klären. Das gehört nicht zu den wichtigsten Sachen!“ „Aber wenn alles zusammenhängt?“ Sasuke ließ sich auf den schwarzen Ledersessel fallen und verschränkte die Arme. Er sah auf einmal viel ernster aus, denn jede Belustigung war aus seinem Gesicht verschwunden. Zurück war nur seine Kälte und Arroganz geblieben, mit der er nun Sakura betrachtete, die zu den Fenstern gegangen war und abwesend nach draußen starrte. „Sie hat ihren Namen geändert, und eurer Freundschaft willen sollte sie ehrlich sein.“ „Unsere Freundschaft geht dich gar nichts an!“, gab Naruto erzürnt zurück. Natürlich wollte er ebenso die Wahrheit erfahren, doch waren Sakuras Nerven nie die Stärksten gewesen. Es würde niemanden etwas bringen, sollte jetzt zusammenklappen. „Ich heiße nicht Yoshida“, hörte er sie plötzlich sagen, und überrascht schaute Naruto auf und ließ sich angespannt gegen die Lehne des Sofas fallen. „Wir können später reden, Saku. Jetzt …“ „Jetzt ist es besser …“ Sakura schaffte es nicht, ihren Blick vom Garten zu nehmen. Sie beobachtete den Brunnen, der weit hinten stand, und doch nicht mehr zu funktionieren schien. „Haruno ist der Name meiner Mutter. Ich habe ihn angenommen, als ich Kyoto verlassen habe. Ich heiße Haruno, Naruto. Wirklich, ich … lüge nicht.“ „Ich weiß, dass du nicht lügst, Sakura.“ Naruto lächelte aufmunternd. „Setz dich lieber, hmm?“ Sakura schüttelte den Kopf, und noch immer wandte sie sich nicht Naruto zu. „Mein Vater heißt Yoshida, und ich … wusste nie wirklich, was er macht. Zuerst sind wir ständig umgezogen, bis wir in Kyoto blieben. Meine Mutter liebt ihn, und er … er war kein böser Mensch. Er hat viel für seine Familie getan.“ Sakura holte tief Luft. „Ich war immer auf den besten Schulen. Er wollte, dass ich gute Noten bekomme …“ „Das hast du bestimmt“, sagte Naruto lächelnd. Er hatte das dringende Bedürfnis, Sakura irgendwie aufzuheitern. Sie wirkte im Moment zerbrechlich wie Glas, und zu diesem Preis wollte er von ihrer Vergangenheit nicht erfahren. Nicht, wo sie doch scheinbar versucht hatte, damit abzuschließen. „Ja“, lächelte Sakura traurig. „Aber als wir nach Kyoto zogen, da wurde … mein Vater anders. Er wurde … Kyoto hat ihn erst böse gemacht. Früher war er nie so gewesen, wirklich nicht. Er hat schon immer falsche Dinge getan, aber nie … solche, wie in Kyoto. Er gehörte früher zu den Sokaiya – zu den Aktiengängstern. Er hat soviel Aktien gekauft, dass er dadurch Zugang zur Jahresversammlung der Unternehmen hatte, deren Aktien er erstand. Er hat ihnen mit Ärger gedroht, und die Unternehmen haben ihn ausgezahlt, damit er ihrem Ruf nicht ruiniert. Es war lukrativ, und er war gut in dem, was er tat. Aber nie hätte er einem anderen Menschen … auf andere Weise wehgetan! Nie hätte er … Kyoto hat ihn erst böse gemacht, wirklich Naruto! Er wäre nie so geworden, wenn er nicht nach Kyoto gegangen wäre!“ „Ich weiß, Saku. Ich glaube dir.“ „Er wollte das auch nicht“, setzte Sakura fort, als hätte sie Naruto nicht gehört, ja als wäre sie ganz allein mit sich und ihrer Vergangenheit; mit ihren Erinnerungen an die Familie, deren Taten sie verabscheute und dennoch rechtfertigen wollte. Sie blieb ihre Familie, wie auch Katsuro Yoshida ihr Vater blieb, egal wie sehr sie ihn hasste und verleugnete. Und er blieb ihr Vater, weil es eine Zeit gegeben hatte, in der er ihr auch ein Vater gewesen war. „Was hat Kyoto gemacht?“, hörte sie Naruto fragen, so vorsichtig, dass es ihr schon Leid tat. Was musste er von ihr denken? „Mein Vater“, sagte Sakura, wandte sich Naruto zu und lächelte leicht. „Hat sich irgendwann selbst Ärger eingehandelt. Er hatte schulden … viele Schulden. Und in Kyoto gab es Leute, die das ausnutzten. Wir hätten vielleicht … wegziehen müssen, aber … er wollte nicht mehr. Stattdessen verkaufte er sich und begann für sie zu arbeiten.“ „Was machte er?“ „Er ist sehr schlau, weißt du?“ Sakuras Lippen zitterten, doch hielt sie das Lächeln aufrecht. „Er fand Möglichkeiten, illegale Waren ins Ausland zu verschiffen, ohne dass die Polizei sie aufdecken konnten. Die Leute in Kyoto benutzen ihn, aber er … er lässt sich auch benutzen. Und er hat sie … immer ins Haus gelassen. Diese ganzen Verbrecher sind … bei uns ein und ausgegangen.“ „Gehören sie zur japanischen Mafia?“, fragte Naruto. „Meinst du die Yakuza?“ „Nein.“ Sakura schüttelte Sakura den Kopf. „Ich weiß nicht, wie sie sich nennen, oder ob sie überhaupt ähnlich organisiert sind. Es sind alles … Mistschweine, Naruto. Es sind alles Mörder und Verbrecher und …“ Sakura biss sich auf die Lippen und drehte sich abrupt zum Fenster. „Sie arbeiten vielleicht mit den Yakuza zusammen, aber sie agieren selbstständig. Mein Vater ist ein wichtiger Teil von ihnen geworden, und vielleicht ist er auch deshalb dabei geblieben. Aber ich … Sie sind doch alle Verbrecher!“, sagte sie lauter als gewollt und schüttelte sich. „Alles verdammte Verbrecher … Deswegen bin ich weggelaufen. Ich wollte nicht dort sein, wo sie alle waren. Und … mein Vater hat mich nicht aufgehalten. Es interessierte ihn nicht, obwohl ich am Anfang dachte, er würde mir jemanden …“ Sakura sprach es nicht aus, aber sie ballte ihre Hände, dass ihre Knöchel ganz weiß wurden. „Ich habe danach bei einer Verwandten in Yokohama gelebt, ehe ich nach Tokio gezogen bin. Irgendwann werde ich … mein eigenes Geld verdienen, dass habe ich meinen Vater damals geschworen. Ehrliches Geld, habe ich zu ihm gesagt. Und dann werde ich … gehen. Ich werde Japan verlassen, und ich werde nie wieder zurückkommen“, sagte Sakura viel fester, als es Naruto ihr zu diesem Zeitpunkt zugetraut hatte. Der Gedanke tat ihm weh, aber dennoch beeindruckte Sakura ihn. Er hätte nichts davon erwartet, nicht einmal ihre Ehrlichkeit. Und noch weniger ihren Mut. „Ein schöner Vorsatz“, sagte Sasuke auf einmal und stand auf. „Aber du solltest lieber überlegen, wie du die nächsten Tage überlebst, oder?“ Er grinste auf böse Weise. „Aber vielleicht zählt unter der Erde liegen ja auch?“ „Sasuke!“ Auch Naruto erhob sich und sah den Uchiha wütend an. „Verdammt noch mal, kannst du nicht endlich …“ „Schon gut“, unterbrach ihn Sakura und schüttelte den Kopf, ehe sie zu Sasuke sah. „Er hat ja Recht. Erst einmal die nächsten Tage …“ Sie lächelte matt und ging vom Fenster. „Ich leg mich hin, okay?“ „Klar“, sagte Naruto sofort. „Ich bleibe hier, ich geh nicht weg.“ Sakura nickte erleichtert. „Danke“, flüsterte sie und blickte noch einmal zu Sasuke. „Euch beiden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)