Beloved Assassin von Saya_Takahashi (Geliebter Mörder) ================================================================================ Kapitel 1: Es ist seine Angelegenheit ------------------------------------- Naruto hatte eine schlimme Nacht hinter sich. Bis kurz nach 12 hatte er vor dem PC gesessen und sich mit seinem Lieblingsspiel befasst, als ihm einfiel, dass er am nächsten Morgen eine Arbeit in Mathe schreiben musste. Durch diese Erkenntnis war er aufgesprungen, hatte sich sämtliche Bücher herangeholt (die unter dem Berg Wäsche erst einmal gefunden werden mussten) und bis zum Morgengrauen gebüffelt. Nicht ein Auge hatte er zugemacht, und nun waren beide geschwollen und er sah aus, als hätte er seit einer Woche nicht mehr geschlafen. Genau so fühlte sich Naruto auch, als er sich seinen fünften Kaffee aufgoss. Es hatte eben an der Tür geklingelt, und nur schleichend konnte er sich in den Flur schleppen. Durch seine halboffenen Augen blickte er seine beste Freundin an, die ihn zweifelnd musterte. „Naruto“, sagte sie seufzend. „Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht die ganze Nacht vor deinem dummen Spiel sitzen kannst!“ „Hab ich ja nicht“, wehrte sich der Uzumaki. Er ließ sie eintreten und schlich in die Küche zurück. „Ich habe gelernt, Sakura.“ „In der Nacht?“ Naruto nickte, bevor er seinen Oberkörper quer über den Tisch fallen ließ. Nur ab und an hob er seinen Kopf, um irgendwie an seinem Kaffee zu nippen. „Ich werde den Test verhauen“, sagte er wimmernd. Sakura nickte. „Ich glaube auch. Du hättest nicht erst in der Nacht anfangen dürfen. Der Test ist wichtig, und er wurde schon vor zwei Wochen angekündigt.“ „Mach mir nur Mut“, grummelte Naruto und setzte sich halbwegs aufrecht. „Müsstest du mich nicht aufbauen? Wir sind Freunde, Sakura. Freunden streut man kein Salz in die Wunde.“ „Ich dachte, Freunde sollten immer ehrlich sein?“ Sakura grinste, wie sich selbst Kaffee eingoss und zu Naruto an den Tisch setzte. „Das hast du zumindest gesagt.“ „Ja, aber doch nicht so.“ Naruto gähnte erschöpft. Er und Sakura kannten sich nun ein halbes Jahr, und seitdem waren sie eigentlich unzertrennbar geworden. Er hatte viele Freunde, Sakura dagegen nur ihn. Sie war nicht die Leichteste im Ungang, doch dafür konnte er sich bei ihr immer sicher sein, dass sie jedes Wort ehrlich meinte. Nur manchmal war sie einfach zu ehrlich … „Du weißt aber, dass du in Mathe durchfallen wirst, Naruto. Wenn du dich nicht langsam auf den Hosenboden setzt und richtig lernst – und ich meine damit nicht eine Nacht vorher anfangen – dann versaust du dir dein Studium und musst es noch wiederholen.“ „Kannst du nicht mal was Aufbauendes sagen?“ Naruto trank seine Tasse leer und nahm sich gleich eine nächste. „Ich werde bei dem Test einschlafen. Ich werde ihn verhauen, und ich werde das Semester wiederholen müssen“, sagte er jammernd. „Hmm.“ Sakura sah Naruto mitleidig an. „Aber dass du dieses Semester nicht schaffst, steht ja noch nicht fest.“ „Danke“, brummte Naruto. „Für deine erheiternden Worte.“ Sakura grinste und schüttelte den Kopf, wie sie sich erhob und zur Uhr deutete. „Na los, lass uns wenigstens rechtzeitig da sein.“ „Bäh“, machte Naruto nur, doch stand er ebenfalls auf und verließ zusammen mit Sakura die Wohnung. Natürlich schlief Naruto während des Tests ein, und ebenso konnte er nicht einmal die Hälfte der Aufgaben lösen. Allerdings war er durch das unfreiwillige Einschlafen munterer geworden, und damit kehrte auch sein Optimismus zurück. „Weißt du was?“, sagte er, wie er mit Sakura nach Hause lief. „An sich waren die Rechnungen ganz einfach. Wenn ich mir das nächste Mal mehr Zeit zum Lernen nehme, dann wird das ein Klacks.“ „Das ist möglich“, sagte Sakura ernst. „Allerdings stehen die Chancen, dass du dich nächste Mal besser vorbeireitest nicht besonders hoch. Wenn man an die letzten Tests denkt und genauer darüber nachdenkt, wie oft du …“ „Argh, man Saku!“ Naruto verzog die Lippen zu einer schmalen Linie. „Pass auf, jetzt erklär ich dir mal eine neue Regel der Freundschaft!“ Er holte tief Luft und nickte eifrig. „Wenn du deinen besten Freund auf irgendeine Art und Weise aufheitern kannst, und sei es, dass du lügen musst, dann tu das!“ „Aber das steht doch gegen die ganzen anderen Regeln, die du mir erklärt hast.“ Sakura wirkte verwirrt. „Freunde lügen nicht, hast du gesagt.“ „Ich bin ein erfahrener Freund wie du, also stell mich nicht in Frage.“ „Du bist aber auch ein sehr verwirrender Freund“, erwiderte Sakura grinsend. Naruto sah Sakura ausdrücklich an. „Jede Regel hat Ausnahmen, oder? Aber lass uns jetzt das Thema wechseln. Kommst du am Wochenende nun mit zu Inos Party?“ „Am Montag schreiben wir einen Test in Arithmetik, Naruto. Ich muss lernen.“ „Du lernst jeden Tag“, rief Naruto, als könne ihn Sakura sonst nicht verstehen. „Du lernst sogar im Schlafen. Und abgesehen davon, weißt du das eh schon alles. Wozu willst du da unbedingt am Wochenende lernen?“ „Damit ich das Fach bestehe?“ „Du bestehst jedes Fach, Saku. Du bestehst ja sogar die Fächer, die es gar nicht gibt, oder die du überhaupt nicht belegt hast. Wie lautet Regel drei?“ „Sei ehrlich zu deinem besten Freund“, sagte Sakura sogleich. „Nein, ich meinte die Regel, dass du am Wochenende mit mir feiern sollst!“ „Aber“, Sakura runzelte die Stirn. „Das war Regel sieben. Du hast gesagt …“ „Argh!“ Naruto fuhr sich durch seine blonden, unbezwingbaren Haare. „Ich weiß, was ich gesagt habe! Das ist Regel fünf, schon vergessen? Ich weiß, was ich sage!“ „Regel fünf handelte von Vertrauen und dem ausplaudern von Klatsch und Tratsch. Regel zwei war …“ „Mano, Sakuuura!“ Naruto machte ein weinendes Gesicht. „Willst du, dass ich mich von einer Brücke stürze? Oder aus dem Fenster? Oder die Treppe hinunter?“ Er ließ die Schultern hängen, da Sakura ihm scheinbar nicht folgen konnte. „Okay, also noch mal. Kommst du mit zu Ino?“ „Nein“, sagte Sakura. „Ich muss noch immer lernen.“ „Lernen, lernen, lernen. Das wird doch total überbewertet! Hast du in dem halben Jahr, seit wir uns kennen, nicht genug von mir gelernt?“ „Ich habe vieles von dir gelernt, Naruto, aber ich bin mir nicht sicher … ob ich das anwenden sollte.“ Sakura grinste entschuldigend. „Immerhin stehst du kurz davor, durch einige Fächer zu rasseln. Und überleg nur, beinah wärst du auch aus deiner Wohnung geflogen, weil …“ „Schweeeig!“, rief Naruto gedehnt. „Himmel, bitte schweig, bevor du noch jemanden verletzt! Ich meinte, ob du nicht gelernt hast, was Spaß bedeutet? Du warst doch auch mit zu Shikamarus Geburtstag, oder? Hattest du da keinen Spaß?“ „Doch“, gab Sakura zu. „Es war sehr nett. Und du warst so betrunken, dass du deine mündliche Klausur am nächsten Tag absagen musstest.“ Sakura schien es eher nebenbei zu erwähnen, doch Naruto konnte nur die Augen schließen und sich schütteln. Warum fruchtete seine monatelange Arbeit mit Sakura nicht endlich? Sie musste doch ein Anti-Party Gen in sich tragen, oder sie hatte durch ihre ganze Büffelei jede Gehirnsparte abgetötet, die mit Spaß im Zusammenhang stand! Was machte er falsch? Oder war sie einfach nur verloren? Naruto tendierte zu letzterem … „Okay, gut.“ Er seufzte theatralisch. „Dann geh ich eben alleine. Und dabei habe ich mich doch so gefreut, dass du mitkommst.“ Sein Gesicht wurde leidend, doch innerlich grinste er, wie er Sakura erschrocken zusammenzucken sah. „Ich … ach komm schon, Naruto. Diese Feier ist doch nicht so wichtig …“ „So wichtig?“, japste er. „Für mich ist sie so wichtig wie eine Prüfung. Ich habe einen Ruf zu verlieren, wenn ich dort nicht erscheine.“ „Du kannst doch aber hingehen!“ „Nein“, sagte Naruto stur. „Ich werde einfach zu Hause bleiben, weinen und mich in meiner Wohnung einschließen!“ Gesessen, dachte Naruto. Sakura mochte noch so verliebt in ihre Bücher sein, aber niemals würde sie ihn im Stich lassen, wenn er dieses Gesicht aufzog. Es war sein Ass in dem langen Ärmel. „Wenn du nicht dorthin gehst, und in der Wohnung bleiben willst … du könntest ja dann lernen, Naruto. Du hast immerhin auch gesagt …“ „Ahhhhh“, kreischte der Uzumaki nur und am liebsten hätte er seinen Kopf in diesem Moment gegen eine Wand gehauen. Wie konnte man nur so verloren sein? „Ach komm schon, hmm?“ Sakura musste fast rennen, wie Naruto weiter stürmte. „Lernen kann auch spaßig sein.“ „Aus dem Fenster springen ebenso“, maulte Naruto zurück. Er hielt an einer Ampel, und kaum dass sie umschaltete, eilte erschon weiter. „Irgendwann wirst du das noch mal …“ Naruto stoppte mitten in seinem Satz, wie er die quietschenden Reifen hörte. Er blickte zu Sakura zurück, die gleichfalls verwirrt dreinschaute, als er schon den Wagen um die Ecke schießen sah. Direkt auf Sakura zu! Naruto dachte nicht lange nach, sondern machte einen heftigen Satz nach hinten und riss Sakura mit sich. Unsanft fielen die beiden zu Boden, und im gleichen Augenblick schon rauschte das Auto nur wenige Zentimeter an ihnen vorbei. „Dreckskerl!“, brüllte Naruto und half Sakura auf die Beine. „Scheiße, ey! Alles okay?“ Sakura nickte, doch war ihr jede Farbe aus dem Gesicht gewichen. „Wir wären fast …“ Sie biss sich auf die Lippen, doch kamen ihr schon die Tränen. Naruto nahm sie tröstend in die Arme und drückte sie fest. „Alles okay bei euch?“, fragte eine ältere Frau, die voller Entsetzen dem Wagen nachsah, der an der nächsten Kreuzung verschwand. „Soll ich einen Krankenwagen rufen?“ Naruto schüttelte den Kopf. „Was ist mit dir, Sakura?“ „Alles in Ordnung.“ Sie atmete tief durch. „Nichts passiert.“ „Wichser“, entfuhr es Naruto. „Am liebsten würde ich dem jetzt nach.“ „Hast du ihn denn erkannt?“ „Nein“, gab Naruto zu und lächelte aufmunternd. „Aber es ist immer das gleiche. Diese Idioten fahren wie die letzten Säcke überhaupt!“ „Hmm“, machte Sakura nur. Der Schrecken steckte ihr noch immer in den Knochen. Hätte Naruto sie nicht umgeworfen, hätte sie der Wagen frontal erwischt. Hatte der Fahrer sie denn nicht gesehen? Aber Naruto hatte Recht. In Tokio fuhren viele wie die Wahnsinnigen, und auf Rücksicht durfte man nicht vertrauen. „Na los, gehen wir erst mal zu mir und trinken Kaffee“, holte sie Naruto aus ihren Gedanken. „Ich kann jetzt mehr als einen vertragen.“ „Tust du das nicht immer?“, sagte Sakura und grinste wieder. Sie überquerten die Straße, und Sakura war erleichtert, dass sich kein weiterer Wagen auf sie stürzte. Es mochte albern sein, aber sie hatte ein komisches Gefühl bei der Sache. Sie seufzte nur und folgte ihrem besten Freund auf den Fußgängerweg, dann sah sie noch einmal zurück. Die alte Frau war noch immer auf der anderen Straßenseite, drehte um und ging davon. Zwei weitere Frauen waren ebenfalls stehen geblieben, doch setzten auch sie schließlich ihren Weg fort. Nur ein junger Mann blieb übrig, und fast wäre er Sakura gar nicht aufgefallen. Doch wie sie zu ihm sah, erwiderte er flüchtig ihren Blick. Ein bitteres Gefühl von Kummer überkam sie, doch dann hörte sie Naruto rufen und eilte ihm nach. Als Sasuke sich von der Fremden lösen konnte, waren etliche Sekunden vergangen. Er lockerte seinen Griff und nahm seine Hand aus der Jackentasche. Die Pistole hatte er zuvor wieder gesichert. Es war ihr Blick, der ihn aufgehalten hatte. Ihr Blick, der sein Herz erneut in Verwirrung setzte, es schlagen ließ wie das Herz eines Menschen. Nicht wie das Herz eines Killers. Sasuke fuhr sich durch die Haare, ehe er umdrehte und die Straße zurücklief. Den ganzen Vormittag über hatte er diese fremde Frau beobachtet, und als sie das Universitätsgebäude verlassen hatte, war er ihr und dem blonden Vogel gefolgt. Sein Plan war es gewesen, den beiden bis zu den belebteren Straßen zu folgen. Er wäre – genau wie er es immer tat – in die Masse der Fußgänger untergetaucht, ehe er sie erschossen hätte. Doch jemand hatte sich eingemischt, und Sasuke mochte es nicht, wenn sich andere einmischten. Er hatte den Fahrer erkannt, und er fragte sich, welches Interesse Satoshi Yamada an dem Tod der jungen Frau hegte. Er würde ihn besuchen müssen, um Antworten zu erhalten. Was sein Interesse betraf, so bestand es nach wie vor. Die Augen der Fremden erinnerten ihn an die Vergangenheit, und auch das mochte er nicht. Deshalb mussten sie sich schließen. Für immer. Aber zuerst würde er Satoshi Yamada aufsuchen müssen, um seine Neugierde zu befriedigen. Und, damit sich der Auftragsmörder nie mehr in seine Angelegenheit einmischen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)