Wolfsblut von Satnel ================================================================================ Kapitel 55: ------------ Titel: Wolfsblut Teil: 55 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt. Aufmerksam lauschte Raidon den verschiedenen Rednern. Jedem der es wollte, war es gestattet seiner Meinung Luft zu machen, bevor ihr Herrscher seine Entscheidung kundtat. Das war ein intelligenter Schachzug. So konnte der König zuerst noch die Meinungen und Äußerungen seiner Berater hören, bevor er sich festlegte. So konnte er seine Entscheidung noch einmal revidieren ohne sein Gesicht zu verlieren. Nur in diesem Fall war es sinnlos, da es nur eine Entscheidung gab die sein Vater treffen konnte. Im Moment war gerade seine erbittertste Feindin am Wort. „Wir müssen zurückschlagen um unsere Integrität zu wahren. Wenn wir jetzt nur zusehen, werden sie sich bald noch viel mehr herausnehmen.“ Elise warf einen Blick in die Runde und sah zufrieden wie mehrere Mitglieder zustimmend nickten. Das war nicht gut. Raidon sah wie sich Elise gerade setzte, das Zeichen das der Nächste das Wort ergreifen konnte. Eigentlich lag das nicht in seiner Absicht, doch hier war es wohl von Nutzen. Er stand auf und ging zum Rand des Podestes. „Ehrenwerte Mitglieder des Rates, König, Königin.“ Bei diesen Worten deutete Raidon eine Verbeugung zu seinen Eltern an. Wie sie schon festgestellt hatten, das hier war keine Familienversammlung. Hier zählten Familienbande nichts und darauf wollte er auch nicht plädieren. „Wie alle hier Anwesenden wissen, würde ich mich Elises Entschluss nur zu gerne anschließen. Vor einem Monat hätte ich das vielleicht auch ohne zu zögern getan, doch die Dinge haben sich geändert. Auch wenn es mir die meisten der hier Anwesenden nicht zutrauen so bin ich dafür Gerechtigkeit walten zu lassen. Deswegen halte ich derzeit nichts davon so übereilt loszuschlagen wie Elise. Es gibt immerhin zwei mögliche Gegner, wenn ich auch einen davon eher ausschließe so können wir das nicht ganz außer Acht lassen. Denn wenn die Wölfe so erfolgreich in St. Petersburg waren, warum existiert dann das Rudel in Moskau auch nicht mehr?“ Raidon hielt inne, da seine Worte in dem darauf folgenden Gemurmel sowieso untergegangen wären. Sein Blick fiel auf Elise, die ihn zornig ansah. Sieh an, sie hatte also davon gewusst. Es war interessant zu sehen, wie sie immer mehr auf ihre Tarnung vergas. Entweder war es das, oder sie schätzte ihn einfach nicht als Bedrohung ein. „Raidon, bitte erkläre dich.“ Die Stimme seines Vaters riss ihn aus seinen Überlegungen. „Natürlich. Ich habe Informationen erhalten, das auch das Rudel der Werwölfe ausgelöscht wurde. Das Rudel, das uns angegriffen haben soll. Das erscheint mir doch sehr unrealistisch.“ „Dann sind sie sicherlich alle gestorben als sie uns angriffen. Schließlich haben sich unsere Brüder und Schwestern gewehrt.“ Elise war abermals aufgestanden, doch ihr Blick lag nicht auf Raidon sondern auf ihrem Vater. Raidon sah sie skeptisch an. „Alle? Verzeih ich bin zu jung um schon einen Krieg erlebt zu haben, doch selbst wenn eine Rasse ausgelöscht wird, bleibt da nicht immer ein Rest zurück? Ein paar Überlebende, die von einem Sieg oder einer Niederlage berichten können? Doch diese gibt es nicht oder?“ Nun wurde sein Blick streng. „Und ich bitte dich mich nicht zu unterbrechen wenn ich das Wort habe. Soviel Respekt habe sogar ich dir zugestanden.“ Schnaubend setzte sich die Vampirin wieder auf ihren Platz. „Ich bin deswegen für ein Gespräch mit den Wölfen und einem Späher den wir nach Moskau schicken. Danke.“ Raidon lächelte nun und nahm wieder auf seinem Stuhl Platz. Das war gut gewesen, sogar besser als geplant. Sein Vater schwieg und sah nachdenklich auf einen Punkt vor ihm. „Ich werde das Gespräch mit den Wölfen suchen, das hatte ich sowieso vor. Außerdem werden wir einen Kundschafter nach Moskau schicken. Auch ich bin an einer Aufklärung der Sache interessiert.“ „Gut, wenn ich dann einen Vorschlag machen dürfte?“ Elise sah ihren Vater fragend an. Dieser nickte nur auffordernd. „Da er sich so für diese Sache einsetzt, wäre es nur Recht das Raidon diese Gespräche führt.“ Raidon sah sie überrascht an. Was für ein fieser Trick, damit wollte sie ihn doch nur bloßstellen. Natürlich hoffte sie darauf das er versagte, doch dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Er lächelte hinterhältig. „Natürlich wäre es mir eine Ehre, nur glaube ich nicht das dies möglich ist. Zwischen mir und den Wölfen steht da noch diese Sache.“ Bei diesen Worten warf er seinem Vater einen Seitenblick zu. Die Sache war zwar gegessen, doch so wirklich würde das wohl nie verschwinden. „Allerdings bist du in solchen Sachen viel geübter. Warum führst du die Verhandlungen nicht?“ Seine Schwester wollte etwas erwidern, als ihr Vater das Wort ergriff. „Raidon ist noch zu unerfahren für diese Sache, er weiß noch nicht wie man diplomatisch taktiert. Doch ich finde seinen Vorschlag nicht schlecht, warum machst du das nicht Elise?“ „Aber ich bin in der Opposition.“ Elise sah den älteren Vampir beinnahe entsetzt an. „Genau deswegen stelle ich dir …“ Er warf einen Blick in die Runde. „… Samuel zur Seite. Ich bin sicher das er meine Sache vertritt. So herrscht ein Gleichgewicht und keiner kann sich danach beschweren.“ Raidon rang um seine Beherrschung. Es würde ungut auffallen, wenn er nun laut loslachte, wenn auch seine Mutter leicht schmunzelte. Sie wussten beide was das bedeutete. Samuel war ein treuer Anhänger seines Vaters, sie waren immer einer Meinung und er setzte alles daran nach seinen Wünschen zu handeln. Man nannte ihn hinter vorgehaltener Hand sogar des Herrschers Schoßhündchen, nur wagte es niemand ihm das ins Gesicht zu sagen. Man konnte sich danach nicht mehr eines langen Lebens erfreuen. Auf seine Art war er genauso gefährlich wie Elise. Das war ein voller Erfolg gewesen, damit hatte Raidon eigentlich nicht gerechnet. Natürlich war es seinem Vater zu verdanken, doch er hätte ihm nie zugestimmt, wenn ihn seine Worte nicht überzeugt hätten. Auch wenn es ihm gefiel das Elise sichtlich um Beherrschung rang, so gefiel ihm ihr Blick nicht. Sie sah ihn nur kurz an, doch dieser Blick war so hasserfüllt, das er einen Moment Angst bekam. Selbst als sie ihn nicht mehr ansah, blieb ein ungutes Gefühl zurück. Oh ja seine Leibwache musste er auf jeden Fall wieder um sich sammeln. „Was willst du?“ Cai blieb stehen und sah dem Werwolf ins Gesicht. „Nichts.“ Auch Taro blieb stehen und erwiderte Cais Blick unschuldig. „Du wirfst mir die ganze Zeit Seitenblicke zu, also stell deine Frage.“ Der Jüngere stemmte seine Arme in die Hüfte. Ehrlich gesagt machte ihn das nervös und mit der Zeit sogar aggressiv. „Ich wollte mich nur erkundigen ob es irgendwelche Regeln im Umgang mit Vampiren gibt.“ Taro sah ihn unsicher an. Das war doch nicht sein Ernst oder? Cai sah ihn skeptisch an. Wenn es Regeln geben würde, dann hätte man sie ihm sicher schon beigebracht. Ansonsten wäre es nun wohl auch schon zu spät. „Ja dreh ihnen nicht den Rücken zu und vermeide es deinen Kopf auf die rechte Seite zu neigen.“ Mit diesen Worten ging er einfach weiter. Was für eine bescheuerte Frage, als ob sich die Rassen gegenseitig so sehr achten würden gemeinsame Regeln zu befolgen. Das machten nur die Herrscher in ihrer Vorbildwirkung. „Ich meine das ernst.“ Taro folgte ihm. „Es gibt keine Regeln. Warum auch wenn sie sowieso keiner beachten würde? Wir verachten eure Art zu leben, ihr die unsere. Warum sollten wir uns gegenseitig Respekt erweisen indem wir den Anderen so behandeln wie es sich gehört?“ Cai schüttelte den Kopf, so als hätte er gerade eine unnötige Antwort gegeben. „Steht es denn schon fest?“ „So gut wie. Ich muss nur noch fragen.“ Taro zuckte mit den Schultern, als würde ihn das alles nichts angehen. Cai sah ihn von der Seite an. Was machte ihn da nur so selbstsicher? Immerhin konnte sein Vater ja auch nein sagen und wer könnte es ihm verübeln? Nicht einmal Raidon würde er so etwas anvertrauen und dieser hatte sich schon deutlich verbessert. „Glaubst du ich werde auf deinen Bruder treffen?“ Cai lächelte bei dieser vorsichtig gestellten Frage. „Wenn er klug ist nicht. Immerhin ist es deine Aufgabe das Gespräch zu verzögern. Wenn er also diese Aufgabe hätte und kein Gespräch zustande bringt, würde sich das negativ auf sein diplomatisches Geschick auswirken. So etwas hängt einem ewig nach. Außerdem hat er noch zuwenig Erfahrung um so etwas leiten zu dürfen. Du auch, aber jemand Andern haben wir nicht.“ „Hör auf.“ Auch wenn Taros Stimme noch immer gelassen und ruhig klang, so hörte man einen deutlichen Unterton bei diesen Worten. Cai blieb stehen und sah ihn verwirrt an. „Womit? Ich rede doch nur mit dir, das wolltest du doch.“ Damit wand er sich wieder um und wollte weitergehen. Taro überholte ihn mit einigen Schritten, bevor er sich wieder umwand und die Hand ausstreckte. Diese berührte nun die Wand und bildete so ein Hindernis, das Cais Weg behinderte. Cai blieb stehen und sah den Wolf abwartend an. Was sollte denn das nun wieder? Konnte Taro nicht einmal zufrieden sein und ihn in Ruhe lassen? „Du sollst aufhören mich mit jedem Wort schlecht zu machen. Du kennst mich nicht, noch weißt du was ich bis jetzt gemacht habe. Warum also glaubst du mich beurteilen zu können?“ Bei diesen Worten sah Taro Cai in die Augen. Da lag also der Hund begraben. Er wollte von ihm gelobt werden, die Frage war nur wofür? Bis jetzt hatte er sich weder sein Lob noch seinen Respekt verdient. „Das stimmt ich kenne dich nicht. Gerade deswegen muss ich nach dem gehen was ich sehe und höre. Zu deinem Pech ist das bis jetzt nicht sehr beeindruckend. Meiner Meinung nach hast du dir noch nichts verdient. Weder mein Lob, noch meine Annerkennung und auch nicht meinen Respekt oder was du sonst erwartest. In meinen Augen bist du ein Kind das leider keine Ahnung hat, wie es in der Welt überleben soll in die es geboren wurde. Im Moment lebst du noch im Schatten deines Vaters und das ziemlich gut, doch im Gegensatz zu meinem Vater wird deiner nicht ewig leben. Wahrscheinlich wird sich auch erst dann zeigen aus welchem Holz du geschnitzt bist. Zu unserem Unglück haben wir nicht soviel Zeit darauf zu warten.“ „Genau das meine ich. Jedesmal zeigst du mir wie niedrig deine Meinung von mir ist. Glaubst du das motiviert mich?“ Cai sah den Wolf nun ärgerlich an. Hörte er ihm eigentlich zu? Anscheinend nicht, sonst hätten seine Worte eine andere, die erwünschte Wirkung. Doch scheinbar perlten seine Worte an ihm ab wie Wassertropfen. „Du willst meine Anerkennung, mein Vertrauen? Dann verdien es dir. Zeige mir wozu du fähig bist ohne jemanden in Gefahr zu bringen. Erst wenn du positive Ergebnisse vorzuweisen hast bin ich vielleicht bereit meine Meinung über dich zu überdenken.“ Damit stieß er seine Hand zur Seite und setzte seinen Weg fort. Was bildete sich dieser Wolf eigentlich ein? Ganz sicher betete er ihn nicht an nur weil er der Nachfolger des Rudelführers war. Er war kein Mitglied dieses Rudels das sich bei ihm einschleimen musste. Seinen Respekt musste man sich verdienen, den bekam man nicht geschenkt. Egal ob Wesen oder Titel. Wenn der Ältere es wirklich darauf anlegte, dann musste er endlich Taten folgen lassen. Reden war immerhin leicht und das konnte jeder. Schwerer war es immer danach zu handeln und das sollte der Wolf erst einmal schaffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)