Glaswand von blockhead (Berühren, aber irgendwie auch nicht.) ================================================================================ Kapitel 1: Schlafanzug ---------------------- ❞01: Schlafanzug❞ Es war ein Tag im Januar. Fünfzehn Tage nach Neujahr, um genau zu sein. Ohne viel Federlesen ließ sich wohl zugeben, dass es für Sasuke das schlimmste Neujahr aller Zeiten gewesen war. Shisui, sein Cousin, und irgendein Onkel fünften Grades hatten sich drei Minuten nach Mitternacht geprügelt und alle guten Vorsätze wohl mit dem Gedanken „Scheiß drauf“ hinter sich gelassen. Sein Bruder Itachi und Fugaku, sein Vater, hatten sich – mal wieder – gestritten und dabei war nicht nur ihre Beziehung ein wenig mehr in die Brüche gegangen, sondern auch die strapazierten Nerven seiner Mutter. Aber irgendwie schien ihn das alles gar nicht so sehr zu berühren, wie es vielleicht sollte, auch, wenn ihm das nur recht war. Immerhin konnte es ihm ja nicht schaden, wenn ihm die albernen Streitereien, die sich auf Feiern, an denen alle Mitglieder da waren, in fünfminütigen Abständen verdoppelten, schlichtweg egal waren, oder? Er wusste es nicht genau, aber irgendwie interessierte es ihn auch nicht, ob das, was er tat, richtig oder falsch, moralisch korrekt oder verwerflich war. Es war nämlich nicht mehr zu ändern, denn er wollte es so haben und wenn er es so wollte, dann war es so. Die Bank, auf der Sasuke seit zweieinhalb Stunden saß, war komplett durchnässt und er rechnete fast schon damit, dass sie jeden Moment zusammenbrechen würde, weil das viele Wasser das Holz morsch gemacht hatte. Er selbst blieb allerdings trocken – genau wie sein teurer, schwarzer Mantel. Dank des großen Regenschirms konnte er bequem auf der Bank sitzenbleiben, während alle anderen Menschen an ihm vorbei hasteten und versuchten der klammen Nässe zu entkommen, die von jedem Besitz ergriff, wenn es in New York anfing zu regnen. Er hatte heute schon viel gesehen – meckernde Kleinkinder zum Beispiel, die von ihren überarbeiteten Müttern an der Hand an jeder Pfütze vorbeigezerrt wurden, ohne hineintreten zu dürfen. Oder langsame Rentner, deren Gehhilfen ab und an in matschigen Stellen steckenblieben, denn der Boden war von dem zweistündigen Regen aufgeweicht. Dieser ganze Matsch, die ganzen Pfützen – diese Dinge waren der Grund, warum Schnee Sasuke lieber war, als Regen. Schnee war vielleicht kälter, aber dafür wurde man von ihm nicht durchnässt und musste keinen Regenschirm mit sich herumtragen. Er weichte den Boden nicht auf und machte den Verkehr nicht noch schwieriger, als er eh schon war – Glatteis war natürlich eine andere Sache. Aber trotz seiner Abneigung gegen Regen genoss Sasuke den heutigen Tag. Nun gut.. „Genießen“ war vielleicht das falsche Wort. „Entspannen“ passte besser, denn das Rauschen des Regens war doch wohltuender, als es er sich hatte eingestehen wollen. „Du glaubst gar nicht, was er alles getan hat. Oder sollte ich eher „nicht getan“ sagen?! Ich meine, guck ihn dir doch an! Er macht nichts, ich muss alles alleine machen!“ Eine blonde, exzentrisch wirkende Frau bog um eine nahe gelegene Ecke eines Beetes. Ihr gelber Regenmantel war nur wenig dunkler als ihre hellblonden Haare, die sie in einen hohen Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie ging vorsichtig, den Blick auf den Boden gerichtet, während ihre Freundin den Regenschirm trug, ihr zuhörte und unverkennbar schmunzelte. Sasuke musste daraufhin blinzeln, um sicher zu sein, dass er richtig geguckt hatte. Die Freundin hatte rosafarbene Haare.. Er war zwar kein Anhänger irgendwelcher ominöser Rosa-Fraktionen, aber er konnte die Farbe auch nicht sonderlich gut leiden. Notfalls ging es allerdings. Die Haarfarbe der jungen Frau war aber auch nicht das, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Es war der komische, hellgrüne Regenschirm in ihrer Hand, der, seiner Meinung nach, nicht so wirklich zu ihren Haaren passte. Und zu dem gelb schon gar nicht. Aber da er nur ein Mann war, blieb die einzige Reaktion, die sein Körper auf diese Farbkombination zuließ, ein kurzes Zucken seiner Augenbraue. „Meinst du nicht, du.. hm, reagierst ein wenig über?“, fragte die rosahaarige Freundin zaghaft und sah ihrer Freundin absichtlich nicht in die Augen, sondern blickte in die entgegen gesetzte Richtung. Die beiden Frauen gingen in diesem Moment an ihm vorbei und deswegen sah die rosahaarige Frau ihm genau ins Gesicht. Der erschrockene Gesichtsausdruck auf ihren Zügen wollte sich ihm dabei aber leider nicht erschließen. Sasuke zog die Augenbrauen hoch. So schlecht sah er wirklich nicht aus. Dann fiel es ihm jedoch wortwörtlich wie Schuppen von den Augen – vorgestern, in der Herrenabteilung von Bloomingdale's.. Hellgrüne Augen. Zwei Tage zuvor. Zwischen einem Meeting mit einem Verlagshaus und einem Hotel in Manhattan, hatte Sasuke gerade genug Zeit für einen kurzen Besuch bei Bloomingdale's und einem Stopp bei Subway. In der letzten Nacht war ihm das Bein seiner Schlafanzughose aufgerissen und da er nicht nähen konnte und keine Leute beschäftigte, die nähen konnten, musste er sich wohl oder übel eine neue Hose kaufen, wenn er nicht in Boxershorts oder Jeans schlafen wollte. Sasuke schlief grundsätzlich ohne Oberteil, irgendwie hatte er sich das so angewöhnt.. Mit seiner Aktentasche in der Hand stürmte er also durch die Eingangstür des riesigen Kaufhauses und steuerte im Laufschritt die Rolltreppen an. Er war nicht oft bei Bloomingdale's, aber sein Gedächtnis meinte sich zu entsinnen, dass die Herrenabteilung im dritten Stock lag. Der Uchiha stellte fest, dass sein Gedächtnis richtig gelegen hatte, als er die dritte Etage erreicht hatte und als nächstes brauchte er nur noch einen Verkäufer, denn um sich alleine umzusehen fehlte ihm die Zeit. Zwei plaudernde Verkäuferinnen standen an einem Ständer mit preisreduzierter Ware und sahen ziemlich unbeschäftigt aus, sodass Sasuke sich den beiden Frauen näherte – was er allerdings auch getan hätte, wenn sie beschäftigt ausgesehen hätten. Aus dem Augenwinkel sah Sasuke, dass eine junge Frau in einem schwarzen Mantel und einem hellgrünen Regenschirm unterm Arm ebenfalls auf die Verkäuferinnen zu eilte und in genau demselben Moment blieben sie vor den beiden Frauen stehen, die sich irritiert ansahen und dann mit diesem aufgesetzten Verkäuferinnen-Lächeln die beiden Kunden ansahen. „Entschuldigen Sie, aber ich brauche..“ Die Frau und der Uchiha verstummten, warfen sich einen Blick zu. Er nickte ihr zu, zum Zeichen, dass sie zuerst sprechen sollte – seine gute Erziehung ließ leider nichts anderes zu. Sie lächelte ihn strahlend an, zupfte kurz an ihrer schwarzen Mütze, die sämtliche Haare verdeckte und setzte ihren Satz fort: „Ich brauche das Oberteil eines Herrenschlafanzugs. Am besten in schwarz.“ Die Verkäuferinnen wandten sich zeitgleich ihm zu, als ob sie wissen wollten, ob er das Gleiche wollte und sich nicht eher bewegen könnten, um ihm ein bisschen Privatsphäre vor der anderen Kundin zu gönnen. „Ich brauche ein Unterteil.. Ebenfalls am besten in schwarz“, teilte er ihnen genervt mit, doch sein Ton konnte das Kichern der beiden Verkäuferinnen nicht dämpfen. „Übernimm' du das, Cissy, ich mach hier weiter.“ Die andere Verkäuferin, „Cissy“, nickte und bedeutete ihnen ihr zu folgen. Sasuke verschwendete nur einen kurzen Gedanken an die andere Verkäuferin – wollte die sich alleine weiter unterhalten? „So, hier wären wir.“ Cissy zauberte aus einem Regal, das mit „Boss“ Schlafanzüge bestückt war, einen schwarzen Schlafanzug hervor, der in durchsichtiger Folie eingepackt war und knisterte, wann immer jemand die Verpackung berührte. „Der Preis kann durch zwei geteilt werden, sodass jeder von Ihnen den gewünschten Teil bekommt“, schlug Cissy vor und Sasuke und die Frau – er wusste nicht, wie er sie sonst beschreiben sollte – sahen sich an. Er zuckte mit den Schultern. „Mir wäre das durchaus Recht. Solange Ihnen das nichts ausmacht..“ Vor allem, wenn er einen Blick auf seine Armbanduhr warf, konnte es ihm nicht schnell genug gehen. „Nur schnell sollte es gehen, ich habe einen wichtigen Termin.“ Seine Worte schienen sie an etwas zu erinnern, denn sie sah, fast schon ertappt, auf und meinte hektisch: „Ja, ich auch, ich auch. Regeln Sie das mit dem Preis? Mein Termin rückt nämlich auch immer näher..“ Mit einem nervösen Blick auf ihr Handy, das sie aus ihrer Tasche gezogen hatte, musterte sie die Verkäuferin und wartete offensichtlich auf eine Antwort. „Oh, natürlich, sofort!“ Cissy zog einen schwarzen Filzstift aus der Brusttasche ihrer weißen Bluse und kritzelte etwas auf das Preisschild. „Kommen Sie, kommen Sie. Folgen Sie mir bitte, ja?“ Sie war anscheinend gut gelaunt, denn über das Gesicht der Verkäuferin wanderte ein Grinsen. An der Kasse angekommen, erklärte Cissy der Kassiererin etwas, zwinkerte Sasuke und lächelte der Frau noch einmal zu und war dann verschwunden. Sie bezahlten jeweils ihren Preis, öffneten den Schlafanzug und steckten das gebrauchte Teil in jeweils eine eigene Tüte. „Freut mich, mit Ihnen ein Geschäft geschlossen zu haben“, lächelte die Frau und reichte ihm das Preisschild. „Cissy hat Ihnen offenbar ihre Nummer hinterlassen, das sollten sie zu würdigen wissen.“ Mit einem gespielt ernsten Blick aus ungewöhnlich hellgrünen Augen, nickte sie Sasuke noch einmal zu und ging dann Richtung Aufzüge. Ein undefinierbares Funkeln erschien in Sasukes schwarzen Augen, bevor er das Schild mit der Nummer in den nächstbesten Mülleimer warf und sich auf den Weg zu Subway machte. „Ah. Die Frau von Bloomingdale's.“ Sie errötete ein wenig und nickte dann. „Sie sind doch hoffentlich rechtzeitig bei Ihrem Termin angekommen, oder?“ Obwohl sie ein wenig rot auf den Wangen war, schien sie noch genug Selbstvertrauen zu haben, um ihm freche Fragen zu stellen. „Ja, danke. Und Sie?“ Als die Rosahaarige nickte, war die Rötung auf ihren Wangen schon wieder verschwunden. Der blonde Part des Duos war offenbar zu dem Schluss gekommen, dass ihre Freundin den schwarzhaarigen, jungen Mann auf der Parkbank kannte, denn sie legte ihrer Freundin mit einem ernsten Gesichtsausdruck die Hand auf die Schulter und sah dabei so aus, als würde sie ihr „Viel Glück“ wünschen – bei was auch immer. „Ich bin dann mal weg.. Du bist ja in besten Händen und Shika brauch' ja immerzu meine Aufmerksamkeit! Wir telefonieren später!“ Der letzte Satz klang fast wie eine Drohung und mit einem belustigten Blick auf das besorgte Stirnrunzeln der Rosahaarigen, ging die Blondine los, sprang über zwei Pfützen hinweg, knickte auf ihren hohen Absatzschuhen dabei nicht einmal um und eilte im Laufschritt der Straße entgegen. „Ist Ihre Freundin immer so.. offensichtlich?“, fragte Sasuke und ließ ein halbes Lächeln zu. Er hatte schon verstanden, dass die Blondine geradezu nach Informationen über die Bekanntschaft ihrer Freundin gierte. Die junge Frau bückte sich leicht, um ihm die Hand entgegenzustrecken. „Ich bin Sakura Haruno. Mit wem habe ich die Ehre? Und ja, ist sie immer.“ Langsam schüttelte Sasuke ihre Hand. „Sasuke. Uchiha.“ Sakura verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und sah ihn dann etwas unsicher an. „Darf ich Du sagen?“ Er nickte. „Wie lange sitzt du schon auf der Bank?“ Der Uchiha sah kurz überrascht aus, dann stand er auf und betrachtete die Stelle, an der er gesessen hatte. Sie war nicht nur deutlich heller, als der Rest der dunkelbraunen Bank, sondern auch komplett trocken – im Gegensatz zum Rest. „Seit ungefähr zwei Stunden.“ Sie starrte ihn an, ein wenig entgeistert und als er zurückstarrte - höchstens minimal verwirrt -, sah sie wieder auf die Bank, um die Röte auf ihren Wangen zu verstecken. „Hast du Lust einen Kaffee trinken zu gehen? Dir ist bestimmt kalt.“ Ohne einen weiteren Gedanken an andere Möglichkeiten zu verschwenden, antwortete er mit einem einfachen „Ja“. ❞Fortsetzung folgt.❞ Hallo! Herzlich Willkommen zu „Glaswand“. Bei dieser FF handelt es sich um ein kurzes Projekt mit ganz, ganz besonderer Widmung für . Ich weiß, du sagtest „Romantik, wenn's sein muss Kitsch“ und daraus wurde das.. :)' Vielleicht ist es nicht so romantisch, wie du es dir vorgestellt hat, aber ich weiß – oder hoffe vielmehr –, dass es dir gefallen wird. Wer meine Fanfiction „Dunkel“ kennt, wird vielleicht denken „Schon wieder Sasukes Welt?!“, aber ich habe nicht vor, davon abzuweichen. ;3 Allen viel Spaß und es wird noch spannender.. |3 ... Vielleicht.. :D papetto. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)