Back me up von Phoenix_Michie (Karyu x Zero) ================================================================================ Kapitel 2: Probe ---------------- Am nächsten Morgen, als Karyu aufwachte, fiel sein Blick zuerst auf Zero, der neben ihm lag und sich mit dem Kopf an seine Schulter gekuschelt hatte, noch tief und fest schlief. Leicht lächelnd betrachtete der Gitarrist ihn, schien Zero ja doch noch etwas Ruhe gefunden zu haben. Er hörte ein leises Maunzen und Ryuutarou kam vom Fußende des Bettes auf ihn zugeschlichen, rieb den Kopf an Karyus Kinn und schnurrte leise, als dieser ihm durchs schwarze Fell wuschelte. „Na meine Schönheit“, wisperte der Gitarrist lächelnd und schmuste mit Ryu, setzte sich dann auf. „…Karyu…?“, vernahm er plötzlich Zeros leise Stimme und spürte, wie dessen Hand nach seinem Shirt griff wie um ihn festzuhalten. Karyu sah ihn sodann von der Seite an. Verschlafen wurde der Blick erwidert. „…willst du schon aufstehen? …ist doch erst 8 Uhr…“, murmelte Zero irritiert, was Karyus Lächeln breiter werden ließ. „Du kennst mich doch. Ich bin ein Arbeitstier und darauf getrimmt, frühmorgens aus dem Bett zu fallen“, erwiderte er, während Ryu neugierig zu Zero rüber tapste und Karyu sich näher zu seinem Bassisten beugte. „Aber du kannst ruhig weiterschlafen…“, fügte er leise hinzu und schaute in die verschlafenen Augen Zeros, die den Blick blinzelnd erwiderten. „Hnn…“, murrte der Kleinere nur, während Ryu begann, immer wieder mit der Nase gegen dessen Wange zu stupsen, was Zero aber kommentarlos über sich ergehen ließ. Lächelnd legte Karyu sich wieder hin. „Ich kann ja auch noch hier bleiben…“, meinte er sanft und Zero nickte leicht, sein Griff um Karyus T-Shirt lockerte sich und ein erleichtertes Seufzen, wie Karyu es erschien, verließ seine Lippen. Beleidigt, dass Karyu nicht mehr mit ihm schmusen wollte, verzog sich Ryutarou wieder und verschwand sogar ganz aus dem Zimmer, doch der Gitarrist war eher damit beschäftigt, Zero anzuschauen, der tatsächlich wieder einzuschlafen schien. Leicht schmiegte er sich an Karyu, was diesen zum Lächeln brachte und er strich seinem Bassisten eine Haarsträhne aus dem Gesicht, konnte aber nicht mehr schlafen und wachte deshalb über Zeros Schlaf, würde ihn nicht alleine lassen. Es mochte vielleicht eine Stunde vergangen sein, da hörte er plötzlich Zeros Stimme, ohne dass er gemerkt hatte, dass dieser bereits wieder wach war. „Karyu…?“, wurde zaghaft gefragt und der Angesprochene drehte sich auf die Seite und schaute seinem Bassisten fragend in die müden Augen, doch dieser wandte den Blick schnell wieder ab. „Ich…“ Seufzend setzte Zero sich auf und wandte Karyu den Rücken zu, der irritiert liegen blieb und seinem Bassisten Löcher in den Rücken starrte, jedoch geduldete er sich noch etwas. „Also…könntest du nicht vielleicht..für morgen…Proben ansetzen?“, wollte er leise wissen, woraufhin Karyus Augen groß wurden. „Können immer, Zero“, sagte er schließlich langsam. „Aber es kommt auf dich an, ob du das wirklich willst…?“ Unsicher schüttelte der Kleinere den Kopf. „Was weiß ich denn? Ich will nur einfach nicht, dass…“ Er schluckte. „…dass unsere Band..in die Brüche geht…“ Das Herz des Gitarristen zog sich zusammen und er richtete sich leicht auf. „Das will ich ja auch nicht…aber wenn du nun mal nicht mehr kannst, könnte ich das verstehen…“, sagte er schweren Herzens, war es jedoch die Wahrheit, die er sprach. Zero warf ihm einen kurzen, verzweifelten Blick über die Schulter zu. „Das ist es ja! Ich kann nicht wissen, ob ich…weitermachen kann. Deshalb brauch ich die Proben!“, meinte er mit zitternder Stimme und sah wieder nach vorn, konnte dem Blick seines Leaders nicht standhalten. Ausgerechnet Karyu, dem Gründer der Band, erzählte er von der Möglichkeit, dass sein Bassist sich womöglich bald verabschieden würde? Klasse. Wie doof und unsensibel musste man denn bitte sein? Seufzend starrte Zero auf die Wand, als er Karyu hinter sich das Wort ergreifen hörte. „Wenn du nicht willst, musst du das nicht machen…“ „Doch, es wird schon gehen…“ ‚Es muss’, fügte er in Gedanken noch hinzu. „Auf jeden Fall muss ich es versuchen…“ Karyu nickte nur und stand auf. „Also gut, ich werde sie dann mal anrufen…“, meinte er und sah irgendwie nicht so begeistert aus. Doch Zero war es noch viel weniger als er. Nachdem Karyu verschwunden war, bequemte sich auch sein Bassist langsam aus dem Bett und schlich in die Küche, brauchte er unbedingt einen Kaffee. Während er diesen durchlaufen ließ, drang Karyus Stimme aus dem Wohnzimmer gedämpft zu ihm. „Du hast morgen also Zeit, ja? … Mhmh…ich weiß. Das hoff ich auch. Aber er meinte, dass es gehen wird. … ja, das ist mir klar, aber was soll ich denn machen? Ich hab überhaupt keinen Plan, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Es ist…ich hab doch auch keine Ahnung von so was! Man sollte es nicht tot schweigen, aber…ich bin kein Therapeut…“ Ein Seufzen. „Ich werde schon auf ihn aufpassen. Und wenn’s doch nicht klappt, dann lassen wir es eben. …das steht in den Sternen, Hizumi. Wird werden’s sehen. Aber Hauptsache ist, dass Zero…irgendwann darüber hinwegkommt, falls das geht… …ja. …wie, hast du? Ach so...ja mach mal, das wär nett. Ich hab keinen Nerv mit dem Kerl zu reden. …ja, sag nicht, dass du nicht schlecht auf ihn zu sprechen bist?! …“ Jetzt ging es um Tsukasa. Eindeutig. Mehr wollte Zero eh nicht mehr hören, er wandte sich ab und starrte auf die Kaffeemaschine, versuchte wegzuhören und begann deshalb, vor sich hin zu summen. Karyu…er machte sich echt Sorgen..wie er es auch gesagt hatte. Ein Seufzen verließ die Lippen des Bassisten. Er wollte den Anderen keine Umstände oder Sorgen bereiten… „Hey, lass den Kopf nicht so hängen“, hörte er Karyu plötzlich nah hinter sich und ertappte drehte er sich um, blickte in das lächelnde Gesicht seines Gitarristen. „Hrmm…“, erwiderte er nur und wandte sich wieder dem Kaffee zu. Er durfte das ja wohl. Den Kopf hängen lassen… Karyu stützte sich mit dem Kinn auf dessen Schulter ab. „Krieg ich auch einen Kaffee?“, fragte er lieb und Zero nickte leicht, machte sich von dem Gitarristen los und holte zwei Tassen hervor. Währenddessen setzte sich Karyu an den Küchentisch und beobachtete Zero. „Morgen um 10 geht’s los…“, informierte er seinen Bassisten schließlich, der ihn verwundert ansah. „Erst?“ „Na ja, ich dachte mir, dass wir eh nicht so lange wie sonst spielen werden, von daher können wir auch etwas länger schlafen…“, erklärte Karyu seine Entscheidung, woraufhin Zero den Blick kurz erwiderte, dann seine Aufmerksamkeit wieder der Kaffeemaschine zuwandte. „Hmm…“, machte er nur und dachte nach. Meinte Karyu also, dass sein Bassist nicht mehr so lange in Tsukasas Nähe sein konnte? Ja, vielleicht hatte er da sogar Recht. Zero war dem Leader dankbar dafür. Einen ganzen Tag von früh bis spät den Drummer um sich haben – das ging im Moment gar nicht! Ein kalter Schauer lief ihm bei dem Gedanken den Rücken hinunter, was Karyu nicht entging. „Alles in Ordnung? Soll ich es auf noch später verlegen?“, fragte er nach, doch Zero schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ist schon okay. Danke“, murmelte er und stellte Karyu seine Tasse mit dem heißen Kaffee auf den Tisch und nahm ihm gegenüber Platz. Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem Karyu seinem Bassisten immer wieder unauffällige Blicke zuwarf. Er überlegte, wie er ihn auf dessen Wohnung ansprechen konnte. „Uhm…ich würde dann noch mal für 2 Stunden oder so los. Wegen…deinem Schlafzimmer…“, sagte er schließlich vorsichtig, woraufhin Zero unwillkürlich zusammenzuckte. Das hatte er ganz vergessen…in dem Zimmer sah es ja aus… „…Zero?“ Er schreckte auf und sah zu Karyu, der ihn besorgt musterte. „Ja…okay…“, erwiderte Zero schließlich und sein Gitarrist nickte stumm. Eine knappe halbe Stunde später zog sich Karyu im Flur an. „Uhm…kann ich mich mal an deinen PC schmeißen?“, fragte Zero ihn, woraufhin er seinen Bassisten anlächelte. Schien wieder der Alte zu sein. „Klar kannst du. Der Zettel mit dem Passwort muss irgendwo da auf dem Schreibtisch liegen“, meinte er und Zero sah ihn nüchtern an. „Ehm und warum sagst du es mir nicht einfach?“ Karyus Lächeln wuchs zu einem Grinsen an. „Man weiß nie wer zuhört…“, antwortete er verschwörerisch und zwinkerte Zero zu, der den Blick verständnislos und verwirrt erwiderte. „Aha…“ „Ich kann dir noch deinen Laptop mitbringen, wenn du magst“, bot der Blonde ihm dann an, als Zero nichts weiter zu dem Thema sagte. Nachdenklich schaute der Bassist ihn an. „Wenn es dir keine Umstände macht…“, meinte er leise und Karyu lächelte ihn an. „Ach was. Dann bis nachher“, verabschiedete er sich und Zero winkte dem Gitarristen, bevor dieser sich umdrehte und auf die Straße verschwand. Während Karyu weg war, machte Zero es sich vor dessen Computer gemütlich und als etwas später jedoch Ryu auf den Tisch zu ihm sprang und offensichtlich kuscheln wollte, auch wenn der Mensch da vor ihm nicht Karyu war, schaltete er ihn aus und legte sich mit dem schwarzen Kater im Wohnzimmer auf die Couch und schaute fern, während sich Ryu an ihn schmuste. So hatte Zero keine Zeit, über Tsukasa und den nächsten Tag nachzudenken… Karyu unterdessen machte sich tatsächlich über das Schlafzimmer Zeros her. Die Bettwäsche hatte er gleich mal in einem Plastiksack entsorgt. Das komplette Bett hatte er abgezogen und anschließend neu bezogen, hatte die Klamotten zusammengesammelt und in die Waschmaschine gesteckt. Es waren alles Zeros Sachen gewesen, Tsukasa hatte es anscheinend tatsächlich noch in seinem Zustand geschafft, seine Sieben Sachen mitzunehmen. Nachdem er das komplette Schlafzimmer aufgeräumt hatte, setzte sich Karyu erstmal erschöpft auf das Sofa im Wohnzimmer. Aufräumen war einfach nichts für ihn und seinen alten Körper. Stöhnend lehnte er sich zurück und überlegte kurz, ob er für Zero einen neuen Bettbezug kaufen sollte. Hatte er ja einen in den Müll gehauen…aber das würde wohl zu weit führen, wollte Karyu schnellstmöglich wieder bei seinem Bassisten und seinem Kater sein. Seufzend erhob er sich schwerfällig und schnappte sich noch Zeros Laptop, ohne den er kaum 2 Tage überleben konnte, und verließ dessen Wohnung, schloss noch ab und setzte sich wieder in sein Auto. Karyu kam etwa 2 ½ nachdem er Zero allein gelassen hatte, wieder zu Hause an und das erste, was er tat war ein Foto machen! Konnte sich das einfach nicht entgehen lassen, würden Zeros Fangirls wieder mal was zum Kreischen haben. Denn der Bassist lag auf der Couch, Kopf dem Fernseher zugewandt, jedoch schlief er friedlich, und sah dabei so entspannt aus, hatte die Lippen leicht geöffnet und – wichtiges Detail! – Ryutarou lag zusammengerollt und ebenfalls schlafend auf dessen Brust. Sofort zückte Karyu sein Handy und speicherte das Bild und dem Dateinamen ‚Zuckersüüüß’ ab. Damit würde er noch was anfangen können. Vielleicht konnte er Zero damit erpressen, wenn sich mal was ergab? Fies grinsend legte Karyu erstmal seinen Mantel ab und hob Zero auf seine Arme um ihn ins Schlafzimmer tragen zu können, nachdem er Ryutarou unsanft von dessen Brust gescheucht hatte. Der Bassist war ne alte Schlafmütze. Lächelnd schüttelte Karyu den Kopf, während er ihn zudeckte und ihm seinen Laptop auf den Nachttisch stellte. Dann ging er in sein Arbeitszimmer, wo er sich seine Gitarre schnappte und begann ein bisschen darauf zu spielen. Für die nächsten Stunden würde er Zero wohl nicht zu Gesicht bekommen. Wenn dieser dann mal aufwachte, würde er sich gleich an seinen geliebten Macintosh ranmachen. Tatsächlich war es bereits früher Abend, als der Bassist scheu seinen Kopf durch den Türspalt in Karyus Zimmer steckte. Irgendwie machte er noch immer einen verpennten Eindruck. „Hey“, grinste Karyu ihn sogleich an. „Lebst ja doch noch, altes Gürkchen.“ „Ich zeig dir gleich mal n altes Gürkchen…“, erwiderte Zero murrend, musste dann jedoch ebenso grinsen. Ja, Karyu konnte einen immer wieder aufmuntern. „Wie geht’s dir?“, wollte der Gitarrist wissen und stellte seine Akustik-Gitarre beiseite, sah dann Zero an, der nun ganz ins Zimmer getreten war. „Geht so…“, antwortete er ehrlich und senkte den Blick. „Ach, uhm..danke für meinen Laptop.“ „Kein Problem, Zero“, meinte Karyu nur abwinkend und stand auf. Sein Magen knurrte. Es war dringend nötig nach was Essbarem zu suchen. Zero sah ihn leicht grinsend an, doch er erwiderte den Blick forschend. „Hast du heute überhaupt schon was gegessen?“, fragte er den Kleineren, der darauf aber schwieg. „Aha alles klar. Mitkommen“, sagte Karyu und ging von Zero gefolgt in die Küche. Während sie sich was zu Essen suchten, sprach Zero bewusst nicht seine Wohnung an, und Karyu begann genauso wenig von sich aus mit dem Thema, da er sich schon dachte, dass sein Bassist im Moment nicht darüber reden wollte. Würde er sich schon melden, wenn er was wissen wollte. In dieser Nacht schlief Zero nicht sehr viel. Immer wieder wachte er auf und warf sich unruhig im Bett hin und her, dass ihm Karyu schon leid tat, dachte er nämlich ihn zu stören. Doch immer, wenn er einen entschuldigenden Blick auf den Gitarristen warf, schlief dieser trotzdem seelig weiter, was Zero erleichterte, störte er den Leader also nicht in dessen geruhsamem Schlaf. Entkräftet wachte Zero am nächsten Morgen auf, nachdem er 2 Stunden zuvor endlich mal eingeschlafen war. Alles zum Kotzen. Das würde ein beschissener Tag werden, dass merkte er jetzt schon. Nicht, dass dieser Tag eh eine Chance gehabt hätte in irgendeiner Weise gut zu werden, aber so dermaßen mies musste er echt nicht werden – aber das spürte der Bassist eben sofort, als er die Augen aufschlug. Zudem war Karyu nicht da wo er sein sollte – nämlich im Bett, aber keine Spur von ihm. Weil Zero der Duft frischen Kaffees, den er am Morgen dringend benötigte, in die Nase stieg, kämpfte er sich todmüde, wie er war, aus dem Bett und schlich in die Küche, wo ein grinsender Karyu ihn begrüßte. „Ohayou, Zero-kun. Gut geschlafen?“, wollte er fröhlich wissen und drückte seinem Bassisten eine Tasse Kaffee in die Hand. „Hn“, machte Zero nur zur Antwort und setzte sich. „Du anscheinend schon…“ „Kann mich nicht beklagen“, erwiderte Karyu summend und steckte sich erstmal seine allmorgendliche Zigarette an, während er Zero gegenüber Platz nahm. „Hm…“ Hatte sich der Gitarrist wohl tatsächlich nicht in seinem Schlaf von Zero stören lassen. Na dann hatte wenigstens einer von ihnen gut schlafen können… „… ich kann die Probe immer noch absagen“, sagte Karyu schließlich, doch sein Bassist sah finster zu ihm auf. „Man jetzt hör auf. Das ist schon okay so. Ich schaff das“, meinte er schlecht gelaunt und musste gähnen. „Hm schon gut, ich hab mir nur Sorgen gemacht. Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?“, maulte Karyu beleidigt, während er sich wieder erhob um Ryutarou, der gerade in die Küche geschlichen war, etwas zu fressen zu geben. Seufzend sah Zero ihm dabei zu. „Entschuldige…“, murmelte er, doch Karyu warf ihm nur kurz einen mitfühlenden Blick zu, und er unterdrückte ein erneutes Gähnen. Er musste echt furchterregend aussehen nach dieser Nacht…Zeit für den Spiegel im Bad und eine Dusche. Etwa eine Stunde später verließen sie das Haus und mit jedem Meter, den sie dem Gebäude, in dem die Proben stattfanden, näher kamen, wog Zeros Herz immer schwerer. Als sie endlich Halt machten und ausstiegen, wäre er am liebsten weggelaufen. Klar, Tsukasa konnte ihm nichts mehr tun, aber in den Erinnerungen beider war fest verankert, was zwischen ihnen geschehen war: ein Unrecht, etwas, dass Zero zutiefst verletzt hatte, nicht nur körperlich. Er begann leicht zu zittern, was seinem Gitarristen nicht verborgen blieb, sah Zero auch mit Furcht zu dem Gebäude hoch. Zu dem Raum, wo sich der Drummer bereits befand. Karyu legte seinem Bassisten sanft den Arm um die Schultern und zog ihn so langsam mit sich zur Eingangstür. Auch er war auf dem Weg hierher schweigsam geworden, war auch er noch immer nicht gut auf Tsukasa zu sprechen, und das würde sich auch so schnell nicht ändern. Es gab einfach keine Entschuldigung für das, was er Zero angetan hatte. Kurz darauf holte der Bassist tief Luft, bevor er Karyu zunickte, der sodann die Tür zum Probenraum öffnete und eintrat. Das erste was er sah, war das Drumset von Tsukasa, der an selbigem saß und aufsah, als die Tür aufging. Doch Karyu ignorierte ihn und nickte Hizumi zu, der neben dem Drummer am Fenster stand und seinem Leader winkte, sobald er ihn gesehen hatte. Auch Zeros Blick streifte Tsukasa, doch wandte er ihn gleich wieder ab und lächelte Hizumi leicht zu, bevor er die Tür hinter sich schloss und, wie Karyu zuvor, seinen Mantel aufhing. Zero musste schon aktiv ans Atmen denken um es nicht zu vergessen vor Schreck und mit aller Macht riss er sich zusammen, nicht sofort wegzulaufen. Sein Herz fühlte sich an wie abgeschnürt und er versuchte die aufkommenden Erinnerungen zu verdrängen. „Also, wir werden heute mal nicht so lange machen“, sagte Karyu schließlich leise und warf einen Seitenblick auf Zero, der jedoch den Boden im Moment für viel interessanter befand und angestrengt zu Boden sah. „Ich hab die Setlist mit, nach der wir dann ja voraussichtlich spielen werden demnächst…“ Wollte ihm das verflixte Datum gerade nicht einfallen. „Proben wir die gleich mal durch“, fügte er knapp hinzu, und wendete seinen Blick immer wieder von Tsukasa ab, begann er langsam wieder rot zu sehen, was seinen Drummer anging. Alle nickten stumm und begaben sich an ihre Positionen. Es war wohl ein schlechtes Arbeitsklima, wie es selten geherrscht hatte, vor allem aber war der Grund ein ganz anderer und neuer, doch umso schlimmerer, wegen dem es so war. Als Zero sich seine Tricksy umhing und zu stimmen begann, war er kurz der festen Überzeugung, die Proben jetzt bestimmt durchhalten zu können. Half ihm die Musik doch immer, war ein wichtiger Teil seines Lebens, nicht anders war es bei seinen Bandkollegen. Sie kamen weit, vergaßen die Zeit. Doch immer wieder hingen sie an bestimmten Stellen, nicht zuletzt Zero hatte so seine Probleme. Doch Karyu konnte es nachvollziehen, er merkte, dass sein Bassist immer mehr zu kämpfen hatte. Doch auch der Leader selbst machte Fehler, Tsukasa und dessen vorsichtige Blicke, die immer wieder auf Zero und ihm landeten, machten ihn nervös, gereizt und vor allem unkonzentriert. Und falls Hizumi bei den Songtexten Probleme hatte, so merkte man es ihm nicht an, Tsukasa schien auch trotz seines Starr-Contests größtenteils fehlerfrei zu spielen. Genau bei „Going On!“, dem Song, bei dem Zero gedacht hatte, dass er ihn nun endgültig aufmuntern würde, wurde es schlimmer: die ganze Zeit schon quälte er sich eher durch die Set-List als dass er spielte und so hatte er wenig Lust weiterzumachen. Der aufbauende Song machten ihn nervlich eher fertig und dann geschah das, was er in der letzten Zeit eigentlich Recht gut hatte verdrängen können: die Bilder, die Erinnerungen kamen wieder deutlich zurück und Zero kniff die Augen zusammen um die Bilder zu verscheuchen. Nachdem sie sich bereits durch über die Hälfte der Set-List gekämpft hatten, beschloss Karyu mal eine Pause einzulegen. Erleichtert stellte Zero seinen Bass ab und nuschelte ein paar Worte von wegen ‚Zigarette rauchen’ vor sich hin und verschwand auch schon aus dem Probenraum. Karyu kam das ganz gelegen und er wandte sich sogleich an Tsukasa und Hizumi. „Und, wie soll’s weiter gehen?“, fragte er in den Raum, konnte nicht ahnen, dass Zero noch ganz in der Nähe war: er saß neben der Tür des Probenraums an die Wand gelehnt und dachte nach, konnte aber so gut wie jedes Wort, das nebenan gesprochen wurde, mitanhören. Hizumi seufzte, während Tsukasa betreten zu Boden sah, was Karyu noch gereizter werden ließ. „Ich sprech vor allem dich an, Tsukasa“, knurrte er und sein Drummer sah auf. „Was willst du denn jetzt von mir hören?“ „Du hast das Problem verursacht, also solltest du auch einen Plan haben um alles wieder ins Lot zu bringen“, blaffte er ihn an und Hizumi seufzte, doch Karyu ignorierte das. „Ich denke, wir können uns bald einen neuen Bassisten suchen!“, fügte er hinzu, und Vocal und Drummer starrten ihn entgeistert an. „Bitte?!“, gab Hizumi aufgeschreckt von sich und Karyu seufzte. „Seht ihn euch doch an. Er hat bis jetzt gerade so durchgehalten. Das wird er sich bestimmt nicht ewig antun wollen…“ Ein kurzes Schweigen trat ein, das Zero nutzte um über das eben Gehörte nachzudenken. Das schlimme war wohl, dass sein Gitarrist Recht behalten würde mit seiner düsteren Prognose. Dann würde Zero schuld an der Trennung der Band sein…denn ohne ihn würden sie nicht weitermachen. Das hatten sie sich mal versprochen… Ein unterdrückter Schluchzer entglitt ihm und er stand auf, es wurde ihm gerade zu viel, er konnte jetzt nicht zurück in den Probenraum! Mit schnellen hallenden Schritten rannte er aus dem Gebäude raus. Den Anderen entging nicht, dass da jemand den Gang runterlief und Karyu war sofort klar, was los war. „Zero hat nen Abgang gemacht! Verdammt!“ Er ging in Richtung Tür, richtete sich nochmals an seine Kollegen. „Ihr könnt ruhig schon gehen, ich denke nicht, dass wir heute noch weiterproben werden“, sagte er, blieb an Hizumis Blick hängen. „Soll ich dir helfen?“ „Nein, ich hol ihn schon ein“, erwiderte Karyu hastig und verließ ebenfalls das Gebäude. Draußen auf der Straße angekommen schaute er nach links und rechts. Kein Zero. Doch welche Richtung er genommen haben würde, konnte Karyu erahnen und so rannte er los, in Richtung des Parks, der ganz in der Nähe war. Mittlerweile begann es langsam zu dämmern, herrschte ja gerade tiefster Winter, sodass es immer früher schon dunkel wurde. Bereits in einer Stunde würde es wieder dunkel sein… Doch glücklicherweise fand Karyu seinen Bassisten noch bevor es finster wurde. Zero saß wie erwartet auf einer Parkbank und zitterte am ganzen Körper, und als Karyu sich ihm näherte, sah er auch den Grund: er hatte seinen Mantel nicht an, der hing ja noch im Studio…nun saß Zero hier nur mit einem schwarzen Pullover bekleidet…da wurde einem ja selbst ganz kalt… Schweigend setzte sich der Gitarrist zu ihm, zog langsam seinen Mantel aus und legte ihn um Zeros Schultern, der sich dann endlich regte. „He Karyu…!“, wollte er sich mit zitternder Stimme wehren, doch der Gitarrist legte bestimmt einen Arm um ihn und drückte ihn an sich, rieb ihm über den Arm um ihn etwas aufzuwärmen. „Komm, lass uns nach Hause fahren“, meinte er leise, „du solltest hier nicht in der Kälte sitzen.“ Sanft sah er Zero an, dem Tränen in die Augen gestiegen waren, doch nickte der Bassist stumm und sie erhoben sich, gingen zum Auto, dass direkt vor dem Gebäude, wo sie den Probenraum hatten, geparkt war. Karyu warf ihm seine Autoschlüssel zu. „Setz dich schon mal rein, bin gleich wieder da“, meinte er lächelnd und ließ Zero alleine, lief nochmal hoch in den Probenraum, wo noch immer Hizumi und Tsukasa waren. „Und?“ wollten sie wissen, während Karyu sich den Mantel schnappte. „Ich hab ihn gefunden und fahr mit ihm nach Hause. Ich meld mich bei euch morgen, okay?“, sagte er und wartete nur ein Nicken ab, bevor er auch schon wieder verschwand und sich zu Zero ins Auto setzte, ihm seinen Mantel auch noch andrehte, weil er immer noch fror. „…danke…“, kam ein leises Murmeln aus Zeros Mund, die weitere Fahrt über schwiegen sie. Die Gedanken beider überschlugen sich, machten sie sich Sorgen um die Zukunft und dachten über das nach, was an diesem Tag passiert war... Bei Karyu angekommen, wich Zero seinem Gitarristen aus und verzog sich ins Schlafzimmer, wo er versuchte etwas Ruhe zu finden, und eine Möglichkeit, seine Gedanken zu ordnen. Karyu traute sich nicht, seinem Bassisten hinterherzulaufen und zu fragen, wie es ihm ging. Aber das brauchte man ihn eigentlich eh nicht zu fragen, man konnte es ihm ansehen. Doch wollte Karyu jetzt für ihn da sein… Es war Abend als der Gitarrist fast auf der Couch eingeschlafen wäre, als er irgendeinen Laut aus dem Schlafzimmer dringen hörte. Er schreckte auf und kam auf die Beine, bevor er leise in sein Schlafzimmer ging, wo sich Zero aufs Bett gelegt hatte. Im Halbdunkel konnte Karyu erkennen, wie sein Bassist ihm den Rücken zugewandt sich in die Bettdecke gekuschelt hatte, doch zitterte er am ganzen Körper und der Gitarrist konnte ihn leise schniefen hören. Der Anblick versetzte Karyu einen Stich und er ging vorsichtigen Schrittes zu ihm, berührte ihn leicht an der Schulter. „Ha-hau ab…! Lass mich…a-allein“, schluchzte Zero mit tränenerstickter Stimme und rollte sich zusammen, drückte sein Gesicht tiefer ins Kissen. Wie oft musste er denn noch in Karyus Gegenwart heulen?! Das war einfach nur demütigend…ständig heulte er ihn voll, das musste den Gitarristen ja langsam auch nerven... Seufzend überlegte Karyu nicht lange, sondern legte sich zu Zero ins Bett, schmiegte sich an dessen Rücken und schlang einen Arm um seine Taille um ihn an sich drücken zu können. „M-man...Karyu-…geh..wieder“, brachte er schluchzend hervor, versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen, was aber wenig brachte. Doch der Gitarrist strich nur sachte mit der Hand über Zeros Oberkörper. „Ist schon gut, Zero. Ich versteh’s doch…“, sagte er leise und ein Zucken durchfuhr den Körper des Bassisten, bevor ungehemmt weitere heiße Tränen über seine Wangen rannen, und er begann, haltlos zu schluchzen. „Ver-verdammt…“, schniefte er und schnappte nach Luft. „Ka-Karyu, ich…“ Weiter kam Zero nicht, da er nun endgültig begann heftig zu weinen, Stolz hin oder her. „Sshhh“, machte Karyu leise und richtete sich beunruhigt auf, drehte Zero sanft auf den Rücken, während weitere Schluchzer den Raum erfüllten. „Komm her…“, wisperte er und schloss seinen Bassisten fest in die Arme, der sich sogleich an Karyus Brust schmiegte und dessen Shirt mit Tränen benetzte. Beruhigend strich der Gitarrist ihm über den Rücken, damit er endlich aufhörte zu zittern. „Ich-ich kann…ihm nicht verzeihen…“, brachte Zero hervor und krallte sich in Karyus Oberteil fest. „I-ich weiß nich…was ich jetz’…machen soll“, schniefte er und holte tief Luft, wollte sich endlich beruhigen. „Warte ein bisschen ab…wir müssen sehen, was die Zeit bringt“, sagte Karyu leise, während Zero sich fester an ihn drückte. „Aber…w-wir haben keine…Zeit…“, murmelte er leicht schluchzend, worauf Karyu jedoch nichts erwiderte. Es stimmte schon, sie konnten sich nicht so viel Zeit lassen und in diesem ungewissen Zustand arbeiten. Aber was sollte man da tun? Sie lagen noch eine Weile wach, während Zero langsam aufhörte zu zittern und sich etwas beruhigte. Nichtsdestotrotz weinte er sich schließlich in den Schlaf, auch wenn ihm die geröteten Augen von den vielen Tränen brannten. Karyu strich weiterhin sanft vom Nacken ab über seine Wirbelsäule und schloss schon bald ebenfalls die Augen. Vielleicht würde es ihnen helfen, über das Geschehene eine Nacht zu schlafen…es war eine kleine Hoffnung seinerseits, auch wenn er nicht wirklich daran glaubte. Aber was blieb ihm denn sonst übrig? --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)