Blur von AraniShadon ([Aoi & Kai] [MC] [Singlework] [Contestwork]) ================================================================================ Kapitel 1: Arrival ------------------ Author:Arani Shadon Title: Blurr Chapter: I/IV Band: TheGazettE Pairing: Aoi/Kai Genre: fantasy, parallel world, ooc, action, slash Part I – Arrival Neugier ist der Katzen Tod. Kai hätte gut daran getan, sich an dieses Sprichwort zu halten – höchstwahrscheinlich wäre ihm dann die jetzige Situation erspart geblieben. Jäh wurde er auf seiner wilden Rutschpartie zur Seite gerissen, streifte dann etwas Nasses und Kaltes und nein, er wollte wirklich nicht wissen, was genau es gewesen war, als er zwischen seinen Armen hindurch linste, die er schützend über sein Gesicht gelegt hatte. Wenn er gewusst hätte, dass Aois Wohnung von derartiger Gefahr erfüllt war und ihn ein simples Türöffnen das hier bescherte, dann wäre er eben benannter Tür weit entfernt geblieben. Aber er hatte sich ja von ihr reizen lassen müssen, angelockt wie eine kleine Motte von gleißend hellem Licht. Wieder schoss er um eine Kurve, hob dann ab, weswegen sich ein unterdrückt erschrockener Laut von seinen Lippen löste, dann prallte er mit dem Hintern unsanft auf harten Boden, schlitterte noch ein paar Meter und endlich wurde er langsamer, kam am Ende ganz zum Stillstand. Ein wenig noch blieb er einfach liegen, stellte sich quasi tot, bevor er es wagte, sich zumindest hinzusetzen und dann umzusehen. Das Ende seiner Rutsche – er nahm an, dass es eine Art Holz war, überzogen von Moos und Gräsern – ragte starr aus dem Dickicht hervor, welches er als Dschungel bezeichnen würde, wenn die Farne nicht einen goldenen Ton hätten, der ständig zu changieren schien. Er sah hoch, aber den Himmel konnte er nicht sehen, dafür aber eine silbrig-milchige Substanz, die über seinem Kopf entlang zog und irgendwie war ihm danach, die Finger auszustrecken und zu testen, wie es sich anfühlte – wie war das doch gleich mit seiner Neugierde? „Mach das und du wirst nie wieder einen Drumstick anfassen.“ Die Stimme tauchte urplötzlich hinter ihm auf und Kai wirbelte um seine eigene Achse, starrte den anderen Mann fassungslos an. „Ruki?“ Der kleine Vocal hatte sich ganz offensichtlich aus dem Nichts materialisiert, die neue Frisur nun wesentlich wilder und irgendwie war das Rotbraun gestern doch nicht so leuchtend gewesen wie heute, oder? Daran, wie Ruki überhaupt hier her gekommen war, verschwendete der Drummer keinen Gedanken, studierte lieber mit hochgezogener Braue die Aufmachung des Kleineren. „Warum bist du so seltsam angezogen?“ „Das nennt man eine Robe. Ist das, was man hier als Elf so trägt und in der Regel erntet man dafür keinen Spott.“ „Robe? Elf?“ Kai fühlte sich hier ein wenig verloren und ganz offensichtlich tat ihm Ruki nicht den Gefallen einer Erklärung, sondern packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. „Komm. Wenn Aoi uns hier findet, wird er mir den Arsch aufreißen. Wie kommst du überhaupt hier her? Das hätte gar nicht passieren dürfen und dann auch noch an diesen Ort.“ Dem armen Drummer blieb nicht viel mehr, als zu versuchen, mit Ruki mitzuhalten. Dieser war zwar kleiner, aber schien hier mindestens doppelt so große Schritte zu machen wie er selbst, was aber auch daran liegen konnte, dass sich sein Kopf ständig in jede nur erdenkliche Richtung drehte, damit er alles erhaschen konnte, das um ihn herum so vorging. „Aoi? Er ist auch hier?“ „Ja und er wird sicher einen ganzen Kanten schlechter gelaunt sein, wenn ich nicht dafür sorge, dass du heil an seiner Seite ankommst.“ Ruki strich ein paar der Farne beiseite, tauchte mal rechts und mal links unter ihnen hindurch, derweil Kai sie allesamt ins Gesicht geschleudert bekam – wirklich, sein Freund konnte auch umsichtiger mit ihm sein. Gerade wollte Kai seinen Mund öffnen, um eben dieses anzukreiden, da blieb ihm jedes Wort im Halse stecken... Sie hatten das Dickicht hinter sich gelassen und standen nun auf einem Plateau, von welchem sie über die Welt blicken konnten, in die er durch Aois unscheinbare Tür gelangt war. „Oh mein Gott! Es ist fantastisch!“ Er löste sich von Ruki, trat nahe an den Rand der Klippe, streckte den Hals, um über sie hinwegzusehen – die Felsen stürzten offenbar hunderte von Metern in die Tiefe, der Boden war jedenfalls nicht zu erkennen, nur wieder dieser seltsame Nebel und Vögel die über diesem kreisten. „Du solltest da wegkommen.“ Er warf einen Blick über seine Schulter, Ruki hatte weiß Gott von woher Zigaretten gezaubert, schüttelte nun eine aus der Packung, schob sie sich dann zwischen die Lippen, steckte sie an. „Warum?“ „Weil es dir passieren kann, dass man dir deinen Kopf von den Schultern reißt.“ Dabei stieß Ruki seelenruhig den Rauch aus den Lungen und Kai legte fragend den Kopf schief. „Warum...“ Den Rest seiner Frage verschluckte ein ohrenbetäubend lauter Schrei und dann schoss etwas genau an Kai entlang in die Höhe, sodass der Drummer entsetzt keuchte, dann ein paar Schritte nach hinten taumelte und sich prompt auf seinem Hintern wieder fand. „Sagte doch, du sollst wegkommen.“ Kai konnte nicht antworten – alles, was er überhaupt konnte, war in die Höhe zu starren und zu hoffen, dass er seinen Mund zu gegebener Zeit wieder würde schließen können. Eine Tür in Aois Wohnung, die in einen unterirdischen Dschungel führte. Okay, das war noch irgendwo mit seinem Verstand vereinbar. Ruki, der rauchend in einer eleganten schwarzen Robe neben ihm stand und behauptete ein Elf zu sein. Ungewöhnlich, aber irgendeine halbwegs logische Erklärung würde sich sicher auch dafür finden lassen. Aber das war absolut unmöglich. Ausgeschlossen. Eine Einbildung und Schluss. Wieder ein Schrei, ebenso laut, und der Atem, der dabei genau in sein Gesicht gehaucht wurde, war dann doch ziemlich real – und er stank nach etwas, dass Kai wirklich nicht genauer definieren wollte. Fein... vielleicht doch kein vollkommenes Trugbild. „Benimm dich, Asra. Er ist ein Gast.“ Ruki beugte sich zu ihm hinab, packte einmal mehr seinen Arm und zog ihn dann mit einem Ruck auf die Beine. Zur Hölle, der Vocal war plötzlich erschreckend kräftig. „Es... es hat einen Namen?“ Kai duckte sich hinter dem kleineren Mann, hielt sich an dessen Robe fest, derweil das Untier auf dem Plateau landete, dabei Brocken des Gesteins mit den mächtigen Klauen zerbrach und dann den langen Hals bewegte, sodass der große Kopf zu ihnen herunter schweben konnte, dann wurden sie von einem grün-gelben Auge ausgiebig gemustert. „Natürlich hat es das. Alle Drachen hier haben welche.“ „Gebt ihr sie ihnen?“ Ruki schmunzelte auf die Frage nur, antwortete aber nicht, derweil es in der Brust des Ungetümes dunkel rumpelte und grollte. Es lachte, wurde Kai bewusst. Es lachte ihn aus und irgendwo machte ihn das wirklich böse. Er richtete sich vollständig auf, trat dann hinter Ruki hervor und zeigte mit einem Finger auf das schuppenbewährte Wesen. „Hör auf so hässlich zu lachen! Nicht jeder hier kann das wissen. Überhaupt solltest du dir ein paar Manieren angewöhnen und nicht jedem gleich ins Gesicht brüllen, nur weil du denkst, dass es dir Spaß machen würde! Denn es ist nicht witzig. Ganz und gar nicht!“ Er war zufrieden, dass Asra reichlich verdutzt schaute, derweil der Sänger nun laut und herzlich lachte, an ihm vorbei zu der Seite des Drachens schritt, dann begann, auf dessen Rücken zu klettern. „Nicht schlecht, Kai. Du bist wahrscheinlich der Erste, von dem er in seinem bisherigen Leben mal eine Standpauke bekommen hat. Und nun komm, er wird uns zu Aoi bringen.“ Der Drummer zog eine Braue in die Höhe – er sollte da mit rauf? Was, wenn Asra sich dazu entschied, ihn inmitten eines Fluges abzuwerfen, weil es ihm nicht gepasst hatte, wie Kai mit ihm gesprochen hatte? Hinter ihm aus dem Dschungel erklang ein dunkles, nicht sonderlich wohlwollendes Brüllen und der Braunhaarige beeilte sich, an Rukis Seite, oder besser hinter diesen zu gelangen... Wenn er es recht bedachte, lieber von einem Drachen irgendwo abgeworfen, als allein an diesem Ort bleiben. Kai gab zu, dass ihm ein ganz klein bisschen schlecht war. Vielleicht war er auch ein wenig grün um die Nase, als er von Asras Rücken glitt und erst einmal ein paar Schritte zur Seite strauchelte, ganz anders, als Ruki, der es schaffte elegant und würdevoll von den hellen Schuppen zu rutschen und lautlos neben ihm aufzukommen. Sein Freund sah auch nur halb so gerupft aus, was er schon als reichlich unfair empfand und der Drachen schien amüsiert, als er suchte sein Haar wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen – das Ungetüm hatte gut Lachen, es musste sich mit einem solch Problem ja nicht herum schlagen. Und obwohl es Kai anfunkelte, war er nicht wirklich wütend, denn es war schlicht eine großartige Erfahrung gewesen und er hatte die Hände wie ein kleines Kind in die Luft gerissen, wann immer Asra zu einem Sturzflug angesetzt hatte. Gerade jetzt schob sich eine der Klauen um seine Mitte und er wurde näher an den schuppigen Körper gezogen, wobei der Drachen leise, schon zärtlich gurrte, was Ruki – der schon wieder rauchte – mit einem kleinen Lächeln beobachtete. „Er hat dich gern.“ „Ist mir gar nicht aufgefallen.“ Die Stimme des Langhaarigen war gedämpft, weil er gegen die hellen Schuppen nuschelte, beide Hände dagegen gepresst, um das Wesen irgendwie zu umarmen, aber es lag ein Lächeln in den Worten, also war Kai über diesen Umstand doch recht glücklich und Ruki lächelte weiter, sah sich dabei prüfend um. „Aoi wird dir den Hintern aufreißen, Ru.“ Ob der neuen aber bekannten Stimme löste sich der Drummer von seinem neuen, seltsamen Freund, drehte sich herum, derweil der Rothaarige nur schnaubte, es nicht einmal für nötig hielt, sich zu einer Antwort herabzulassen oder sich zu dem Mann herumzudrehen, der unweit von ihnen auf einem Felsen saß und alles in allem wirkte, als würde er dort ein gemütliches Sonnenbad nehmen. „Reita! Du bist auch hier!“ Irgendwie war Kai wenig verwundert über den Fakt und auch dass sich der Bassist reichlich verändert hatte, stieß ihm schon nicht mehr ganz so auf, wie noch bei Ruki, er war schlicht glücklich, den Anderen hier zu sehen. Die Kleidung des Blonden war eng anliegend, aber, wie auch bei Ruki, wesentlich edler, feinere Stoffe, die er sonst noch nie an Reita gesehen hatte und auch das lange Schwert war ein reichlich ungewohnter Anblick – ein wenig erinnerte er an einen Edelmann. Das war eine Vorstellung, die nun so gar nicht zu Reita passen wollte und Kai gluckste leise und für sich, wollte damit beginnen, die Felsen hinaufzuklettern, um an die Seite des Kurzhaarigen zu gelangen, doch eben dieser wedelte nur mit der Hand. "Lass gut sein,K." Kai verharrte in seiner Position, sah ein bisschen aus wie ein Käfer, derweil Reita sich nicht einmal die Mühe machte, sich in irgendeiner Form aufzusetzen – er verschwand einfach und tauchte keinen Lidschlag später genau vor ihm wieder auf. Der Drummer blinzelte. „Das ist ein krasser Trick.“ Reita lachte leise, strich sich durch das Haar – er trug sein Nasenband hier gar nicht und es war schön so, Kai mochte es mehr, mit dem 'vollständigen' Reita zu sprechen, der ihm nun gerade dabei half, sich wieder aufzurichten und die Felsen runter zu kommen. „Das hat nichts mit einem Trick zu tun, es ist einfach das, was ich kann.“ „Was du kannst? Wie eine Fähigkeit?“ Reita summte, lief gemeinsam mit ihm zu Asra der hoch erfreut schien, den Blonden zu sehen, gurrte und tänzelte, weswegen der Bassist die Schnauze des Drachens tätschelte, als dieser ihn in den Bauch stupste. „Ich bin ein Geisterwesen. Ich kenne keine Grenzen oder Barrieren.“ Kai keuchte, nicht wenig entsetzt. „Soll das heißen, du bist tot?!“ „Generell gesehen, ja.“ Reita blieb stehen, sah Kai dann an – der arme Drummer war wirklich blass geworden und er fasste diesen unterm Arm, brachte ihn dazu sich erst einmal hinzusetzen. Asra kam näher, gurrte beruhigend, legte wieder eine Klaue um den Langhaarigen, währenddessen jener zu begreifen suchte – irgendwo hatte sein Geist das alles hier zwar als real, aber dennoch unwirklich abgetan. Kai war sich sicher gewesen, dass es für alles eine halbwegs rationale Erklärung gab. Aber dass Reita – sein Freund, der Bassist ihrer Band, gar nicht am Leben war, das war dann doch etwas, das er mit nichts in sich vereinbaren oder gar überein bringen konnte. Selbst Asra... Selbst ein Drache war schneller zu begreifen, als der Fakt, dass Reita neben ihm stand und er ihn anfassen konnte, dass er atmete und warm, aber eigentlich tot war. Eine Hand legte sich unter sein Kinn – Ruki, der Elf, wie er nun wusste, sah ihn ruhig an und Kai wurde bewusst, dass sich die braunen Augen des Sängers verändert hatten... Sie waren viel tiefer, viel zeitloser. „Reita ist kein normaler Geist, Kai. Ein Geisterwesen ist die Seele eines Gestorbenen, das ist wahr, aber sie wurde von den Göttern dazu auserwählt, Größeres zu tun. Sie bekommt quasi ein neues, unendliches Leben. Sie sind real, warm und aus Fleisch und Blut, wenn sie es wollen. Aber sie können ebenso leicht in ihre spirituelle Form shiften, sodass sie alles durchdringen können, was ihnen im Wege steht.“ Kai blinzelte nur, er begriff die Worte, auch ihren Sinn und dennoch... Es war so unvorstellbar. So etwas konnte es doch gar nicht geben, oder? „Und wohin schwindet sein realer Körper, wenn er... er ein Geist ist?“ „Er bleibt in der Welt zwischen den Lebenden und den Toten. Reita kann in jeder der Welten leben, ohne dass es ihm schaden würde.“ Kai nickte, aber ihm schwirrte der Kopf. „Ist das hier ein Traum?“ „Nein, Kai. Das ist kein Traum und nun komm, wir bringen dich zu Aoi. Er wird es dir besser erklären können als wir.“ Wieder konnte der Langhaarige nur nicken – wie sein Freund ihm diese verrückte Welt hier begreiflicher machen können sollte als Ruki und Reita, blieb ihm schleierhaft. Aoi war ein intelligenter, anziehender Mann, keine Frage – aber so wie die beiden Anderen von ihm sprachen, schien er wesentlich mehr zu sein, fast als würden Reita und auch Ruki ihn verehren oder zumindest größte Achtung darbringen. Und das passte nicht zu ihnen. Ganz und gar nicht. Seicht schüttelte er für sich den Kopf, als er mit seinen beiden Freunden ging, nein, so klang das in seinen eigenen Gedanken nicht richtig, sie waren schon respektvoll, zueinander und zu jedem Anderem, dem sie begegneten, aber dennoch klang ihr Tonfall – wenn sie von Aoi sprachen – anders. „Reita?“ Das Geisterwesen summte leise, drehte den Kopf über seine Schulter und auch dessen Augen waren verändert... das war kein Blau von Kontaktlinsen, es war die echte Farbe der Iris. „Wo ist Aoi?“ „Er wird in Lagua sein, denke ich. Er hatte einiges zu erledigen.“ Lagua? Vielleicht war das eine Stadt oder so etwas, Kai nickte nur und sie verfielen abermals in ein Schweigen, liefen nur, bis sie einen See erreichten. Hier musste sich der Drummer dann schlicht wieder lösen, ein Stück vorrennen und mit offenem Mund bewundern, wie sehr der Sand glitzerte, wie atemberaubend das Wasser hier war – so verdammt blau als hätte jemand einer Malerei Leben eingehaucht. „Es ist unglaublich!“ „Beim ersten Mal vielleicht, dann wird es langweilig.“ Ruki hatte zu ihm aufgeschlossen, abermals eine Zigarette zwischen den Lippen und Kai schnaubte leise, nahm sie ihm dann weg, warf sie auf den Boden und trat sie dort aus. „Wie kannst du so etwas sagen? Mir würde der Anblick nie langweilig werden!“ Eine der feinen Brauen des Sängers hob sich. „Mal sehen, ob du das auch noch so fest behauptest, wenn du zwei- oder dreihundert geworden bist.“ Kais Kiefer klappte nach unten, aber noch bevor er irgendetwas Sinnvolles erwidern konnte, war Ruki schon weiter gegangen, steuerte nun auf einen Wasserfall zu, Reita und Asra folgten dem Elfen, also beeilte sich auch Kai den Dreien hinterher zu kommen. Und dennoch musste er einen letzten Blick auf den See werfen – er beruhigte ihn schlicht und schien ihm mit stummer Präsenz zuzuflüstern, dass er das hier doch überstehen würde, ohne seinen Verstand zu verlieren. Lagua lag hinter einem Wasserfall und wenn Kai es zugab, dann war ihm das schon beinahe zu normal. Nach allem, was er in den letzten Stunden erlebt hatte, war er auf alles gefasst gewesen, aber nun schritten sie unter dem rauschenden Wasser hindurch und er streckte eine Hand unter der mächtigen Schwinge des Drachen hervor, wollte unbedingt etwas greifen und fühlen... winzige Tropfen Nässe prallten auf seinen Fingerspitzen ab, überraschend warm und als Kai seicht mit dem Daumen darüber rieb, blieb ein Film silbriger Substanz auf seiner Haut zurück. Davon fasziniert bemerkte er gar nicht, wie sie das Innere der Höhle erreichten, erst das Rauschen des Leders über ihm riss ihn aus der Beobachtung seiner Finger, weswegen er aufsah und dann blinzelte. Einmal, zweimal, dreimal. Vor ihnen schien sich ein neues Land zu aufzutun, die Felsen erstreckten sich unglaublich hoch und weit... Kai sah Wälder, sah Seen und Wasserfälle, darüber ein Regenbogen, der ohne jeden Einfluss von Sonnenlicht erstrahlte. „Unfassbar...“ Er murmelte es nur für sich, trat näher an den Rand der Felsen, suchte soweit zu blicken, wie es ging und dann fühlte er die nun schon bekannte Klaue, die ihn wieder ein wenig zurück zog, bevor das große Auge so nahe schwebte, dass es ihn anschauen konnte, dazu klackernde und gurrende Laute von oberhalb, die Kai jedoch nicht verstand. „Er fragt, ob du mit ihm fliegen willst, um dich umzusehen.“ „Würde er das machen?“ Er sah zu Reita, der zuvor gesprochen hatte und das Geisterwesen summte nur, rauchte nun ebenfalls – wirklich, woher hatten sie nur alle ihre Kippen? „Sicher würde er.“ Reita schnippte das Ende seiner Mild Seven davon, trat an Kais Seite, fasste dessen Hand und grinste dann, reichlich frech und irgendwie... beunruhigend. „Vertraust du mir?“ Kais Stirn runzelte sich. „Was soll die Frage, Reita, natürlich vertraue ich dir, aber...“ Weiter kam er nicht, denn der Bassist zog ihn mit einem kräftigen Ruck nach vorn, sprang zusammen mit ihm über die Klippe, an der sie standen – wobei, nur Reita sprang, der Drummer taumelte schlicht hinterher und schrie dann gellend, als er realisierte, dass er keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. Hinter ihnen fauchte und gurrte es begeistert und Kai hörte das Peitschen der ledernen Schwingen, als sich der Drache ihnen nachstürzte und er betete, dass Asra weit schneller war, als die Gravitation, die ihn gerade nach unten riss. Er war kein Geisterwesen und er würde definitiv in einem kleinen Haufen Knochen und Blut enden, wenn er da unten aufschlug. End Part I – Arrival Kapitel 2: Answer ----------------- Part II - Answer »mental talk« Kais Flug stoppte abrupt und nur eine Handbreit vom Boden entfernt. Einen Moment lang blinzelte er die Gräser an, dann wurde er höher gehoben und auf seinen Hintern gesetzt – Asras Brust rumpelte dunkel, er schien zu fragen, ob er okay war, derweil Reita sehr breit grinste, mit den Händen in den Seiten vor ihm stand. „Hat Spaß gemacht oder?“ Kai funkelte lieblich zu dem Geisterwesen hinauf, lockte ihn dann mit einem Finger auf seine Höhe und Reita folgte bereitwillig, hockte sich vor ihn, sah ihn abwartend an, derweil das Lächeln des Drummers wirklich zuckersüß wurde. „Ouch!“ Reita rieb sich den Hinterkopf, auf welchen Kai soeben mit viel Wohlwollen geschlagen hatte, blitzte den Langhaarigen dann an. „Wofür war das denn?“ „Das weißt du sehr genau.“ „Kann ich vielleicht erfahren, was hier vor sich geht?“ Die neue Stimme war ruhig, dunkel und mit etwas behaftet, das gefährlich war, aber Kai hörte es nicht, sprang begeistert auf seine Füße und stürmte dann auf Aoi zu, welcher ein paar Meter von ihnen entfernt stand, fing den Gitarristen um die Mitte und seufzte zufrieden, als sich dessen Arme sofort Besitz ergreifend um ihn legten. Reita schien unter dem Blick des Schwarzhaarigen einen ganzen Kopf zu schrumpfen und auch Ruki sagte nichts, obwohl er inzwischen neben ihnen aufgetaucht war. „Heute noch?“ Der Ton war noch dunkler und Kai blinzelte – Aoi war auch verändert in dieser Welt, er hatte es erwartet, aber es war... so extrem, weswegen er beruhigend über die Brust strich, in welcher es in diesem Moment genauso tief rumpelte wie in der Kehle des Drachen. Ruki wurde ein wenig blass und wieder zwinkerte der Drummer überrascht... Ruki war eine so starke Persönlichkeit, aber er schien sich vor Aoi zu fürchten, nun ja, vielleicht nicht vor diesem selbst, doch vor seinem greifbar in der Luft liegenden Zorn schon. Und noch bevor Ruki die Lippen öffnen konnte, fing Reita an zu reden, wedelte dabei wild mit seinen Händen. „Es ist alles Rus Schuld, Boss-man! Wenn er nicht vergessen hätte, das Tor richtig zu schließen, dann wäre K nie hier gelandet und alles wäre geritzt gewesen!“ Der Blick, den der Elf auf das Geisterwesen schoss, war tödlich und hätte Reita auf der Stelle die Haut von den Knochen ziehen müssen, doch nichts dergleichen geschah, nur ein weiteres dunkles Rumpeln vibrierte durch die Luft. „Und warum hat Ru nicht auf etwas so Essentielles Acht gegeben?“ Die dunklen Augen des Gitarristen – Kai stellte mit einer nicht geringen Portion Entsetzen fest, das sie tatsächlich vollkommen schwarz waren, man konnte weder Pupille noch Augapfel sehen – richteten sich auf den kleinen Elf, welcher nun sein Kinn reckte, wohl um sich selbst zu ermutigen. „Ich habe es nicht mit Absicht gemacht. Ich war mir sicher, dass ich das Tor richtig geschlossen habe.“ „Kai ist dennoch hier.“ „Ich weiß. Und ich kann kein Wunder aus dem Ärmel schütteln, um es ungeschehen zu machen. Warum sich also über einen ohnehin nicht rückgängig zu machenden Fakt streiten?“ Einen langen Moment herrschte Schweigen, dann öffneten sich Aois Lippen erneut und Kai sah Fangzähne unter den Lippen hervorblitzen, starrte den Gitarristen deswegen unverhohlen an. „Bist du sicher, dass das Tor nicht beschädigt wurde? Oder anderweitig Anomalien aufgetreten sind?“ Ruki nickte, zog dann eine weitere Zigarette aus der Schachtel, steckte sie sich an. „Ja. Ich habe sofort alle Banne und Netze getestet, nachdem ich Kai fand. Sie sind alle absolut einwandfrei.“ Aoi nickte, legte seine Hand unter Kais Kinn, zog es zu sich hinauf. „Ich will, dass du es noch einmal prüfst. Und nimm Reita mit.“ Der Gitarrist wartete nicht, ob er vielleicht eine Antwort bekam, sondern fing Kais Lippen in einem flammenden, dominierenden Kuss, der derart heftig war, dass der Drummer fühlte, wie seine verdammten Knie weich wurden und er sich an seinem Geliebten halten musste, als dieser ihn gehen ließ. „Wow!“ Aoi lächelte anziehend, strich ihm über die Wange – eine Geste die Kai schon mehr an 'seinen' Aoi erinnerte, weswegen er lächelte und den Kopf auf die Schulter des Schwarzhaarigen legte. „Wo sind wir hier?“ „Ich erkläre es dir später. Nun sollten wir erst einmal ins Trockene kommen, die Flut setzt gleich ein.“ „Flut?“ Kai fühlte sich wieder ein wenig verloren, sie standen hier doch auf einer ganz normalen Wiese... oder? „Du wirst es sehen. Und nun komm, Asra wird uns nach Lutar bringen.“ Der Braunhaarige wurde behutsam mitgezogen und zu dem Drachen hinüber gebracht, der aufgeregt mit dem Kopf wackelte, wobei der lange, schlanke Hals aussah, als würde er ein eigenständiges Leben führen – der Drache schien außer sich vor Freude und als Aoi eine Hand hob, presste sich die große Schnauze des schuppenbewährten Wesens gegen die Finger, dazu klackte Asra immer wieder. „Ich habe dich auch vermisst, meine Schöne.“ „Er ist ein Mädchen?“ Kai war schockiert, er war felsenfest davon ausgegangen, dass sein neuer Freund männlich war und nun sah ihn sein Geliebter mit einem verschmitzten Grinsen an. „Weibliche Drachen sind viel kleiner als ihre Partner und sie lassen sich auch besser führen und kontrollieren. Versuch einen Feroar[1] zu fangen und du endest als Aperitif auf seinem abendlichen Festbankett.“ Der Drummer schluckte, nicht wirklich angetan von einer solchen Vorstellung und dann kletterte er auf die Pfote des Drachen, welcher diese angewinkelt hatte, somit eine Art Treppe bildete. Der Gitarrist folgte ihm, sah auf Reita und Ruki hinab, sagte aber nichts zu ihnen, als sie in die Luft stiegen, der Elf starrte ihnen nach, derweil der Blonde an seiner Seite wild mit den Armen winkte und sie verabschiedete. Der Flug dauerte nur ein paar Minuten, was der Langhaarige wirklich bedauerte, er mochte es sehr mit dem Drachen durch die Luft zu schießen, es war wundersam, dass stimmte, aber es machte dennoch einen Heidenspaß. Asra zog ihre Flügel an, folgte ihnen in das Schloss hinein – zumindest würde Kai das Gebäude als ein solches bezeichnen, Aoi nannte es eine ganze Stadt und einen Herzschlag später wusste der Drummer auch warum. Wie auch beim Betreten der Höhle schienen die äußeren Abmaße keinerlei Rolle zu spielen, allein die Wände der Halle, in welcher sie nun standen, reichten unglaublich weit hinauf. Hinter ihnen wurde die mächtige Zugbrücke in die Höhe gezogen, die Ketten ächzten unter der Anstrengung, derweil sich die Brücke Stück für Stück hob und am Ende mit einem dumpfen Schlag gegen das Gemäuer aufkam. Fasziniert beobachtete Kai die Männer, welche auf die seitlich stehenden Leitern kletterten und damit begannen, kleine sternähnliche Gegenstände entlang der Naht zu befestigen, die sich sofort um ihr drei- bis vierfaches vergrößerten, aussahen, als würden sie zu Gelee werden. „Sie versiegeln Türen und Fenster der Stadt.“ „Warum tun sie das?“ „Ich werde es dir zeigen. Komm mit mir.“ Aoi schritt davon, die Hände auf dem Rücken ineinander gelegt und auch Arsa folgte, weswegen Kai sich beeilte wieder an die Seite des Schwarzhaarigen zu gelangen. Jeder, der ihnen begegnete, senkte respektvoll das Haupt oder ging sogar ganz in die Knie, doch sein Geliebter reagierte nicht ein einziges Mal darauf, derweil Kai immer wieder versucht war, den diversen Männern und Frauen zurück auf die Füße zu helfen. Was genau war Aoi? Er hatte diese Frage in der Freude seinen Freund wieder zu sehen schlicht verdrängt, aber nun drängte sie sich durch all die anderen Eindrücke, brannte sich glühend heiß in seinen Geist. Seine Lippen öffneten sich, um den Schwarzhaarigen anzusprechen, doch jener drehte sich in diesem Moment zu ihm herum, deutete dabei einladend auf das gigantische Fenster, welches sich einige Schritte von ihnen entfernt erhob und allein mit dem schönen Schliff, den feinen Gravuren etwas war, das man Stunden über Stunden betrachten konnte. Kais schlanke Finger legten sich dagegen, als er näher getreten war, dann auch seine Nasenspitze, weil er zu erkennen versuchte, was da draußen vor sich ging – er zuckte nicht gerade wenig erschrocken zurück, als ein Hai genau an der Scheibe vorbeischwamm und das Glas – war es Glas? – dabei mit der Schwanzflosse berührte. Und nun erkannte er, dass da draußen überall Wasser war – die gesamte Höhle schien geflutet. Verschwommen erkannte er einige Felsen im Wasser und das Gras auf ihnen wiegte sich mit der sanft herrschenden Strömung, Fische tauchten hier und da auf, Kai war sich sicher, er hätte noch viel mehr gefunden, wenn er länger geschaut hätte, aber nun sah er wieder zu Aoi, der sich in eines der großen Sitzkissen hatte sinken lassen, die hier vor dem Fenster lagen. „Wie lange wird es so bleiben?“ „Die nächsten drei Stunden. Lagua wird drei Mal am Tag vollständig von der Flut bedeckt – es ist wirklich nichts Außergewöhnliches für die Wesen, die hier leben. Es ist in etwa so, als würdest du einen Regenschirm mit dir nehmen, wenn du morgens aus dem Fenster schaust und siehst, dass der Himmel bedeckt ist.“ Aoi streckte dem Drummer die Hand hin und dieser ergriff sie, wurde auf den Schoß des Schwarzhaarigen gezogen, suchte Halt an dessen Schultern, sah ihn an, studierte das makellose Gesicht. Die blasse Haut seines Geliebten war noch heller geworden, die ohnehin anziehenden Züge noch schöner, edler. Es war wie bei Ruki, nur das Kais Gedanken bei Aoi viel dunkler wurden, in Lust und Erregung abdrifteten, wenn er zu lange in diese beeindruckenden Augen sah. „Was bist du?“ „Ein Dämon.“ Aois Finger schlüpften unter seinen Pullover, streichelten dort seicht entlang und Kai bebte – er sprang ohnehin schnell auf die Berührungen des Älteren an und nun... schien es schlicht noch intensiver, als würde jede der Fingerspitzen eine Spur des Feuers auf seinem Rücken hinterlassen. „Und was... was machst du hier?“, die Frage drückte es nicht richtig aus und Kai zog die Brauen zusammen, Aoi lehnte sich nach vorn, küsste seinen Hals, „Ich meine... sie behandeln dich alle so respektvoll. Und Ruki... Reita... er sagte Boss zu dir.“ »Das liegt daran, dass ich der 'Boss' bin. Ich führe dieses Land.« Kai keuchte, als Aois Stimme nicht in seinen Ohren, sondern in seinem Kopf war, es war ein ganz seltsames, prickelndes Gefühl und er starrte seinen Geliebten nur an, derweil dieser ihn so bewegte, dass er auf dem Kissen lag, Aoi über sich hatte. „Du kannst in Gedanken reden...“ »Eine praktische Fähigkeit, findest du nicht auch? So habe ich meine Lippen für anderes frei.« Wieder legten sich warme Küsse auf seinen Hals und Kai stöhnte leise – Aoi schien ihn gerade nach Strich und Faden verführen zu wollen. „Ruki und Reita sagten mir, dass du mir... alles erklärst.“ »Das kann ich tun. Frag mich, was du wissen willst.« Der Dämon schob seinen Pullover weit nach oben, legte so seine Brust bloß, über welche er sich nun mit Zunge und Lippen bewegte, an den Erhebungen saugte und Kai dazu brachte, sich zu winden. „Was... was tust du?“ »Dich verwöhnen. Das ist aber nicht die Art Frage, die dein Wissen über diese Welt stillt, oder?« Zähne knabberten an seiner Haut und Kai stöhnte leise, schob die Hände in das dunkle Haar seines Freundes, konnte sich diesem aber nicht wirklich erwehren, wollte es auch gar nicht, denn er genoss das Feuer, die Leidenschaft hinter jedem der Küsse. Aoi schien in dieser Welt so viel hungriger zu sein und es erregte den Drummer, er fühlte sich gerade mehr als nur begehrt. „Was genau ist diese Welt? Und wo liegt sie? Wie bin ich hier hergekommen?“ Ja, das war eine gute Taktik – so viele Fragen auf einmal wie möglich, bevor sein Hirn zu einer derart geleeartigen Masse werden würde, dass er kein Wort mehr über die Lippen brachte... Aoi schaffte das ohnehin immer wieder und nun schien er noch weit schneller damit zu sein, als sonst. »Wir nennen sie Kistara. Sie ist in drei Länder aufgeteilt. Oben im Norden und von wo du gekommen bist liegt Java. Wir befinden uns in Lagua, die Stadt trägt den Name Lutar. Es erstreckt sich über Westen und Süden und ist das größte der drei Länder. Dann gibt es noch Ulka, es liegt im Osten und gehört den Elfen. Es ist unabhängiger von mir, als Java und Lagua. Trotzdem befehlige ich als Obrigkeit von Kistara auch Ulka.« Aois Lippen waren tiefer gewandert erkundeten nun seinen Bauch, derweil die Finger seines Geliebten erkundend über seinen Schritt strichen und Kai erhärtete bereits unter dieser Stimulation – die Küsse des Dämonen waren schlicht berauschend. »Kistara selbst liegt neben deiner Welt, in einem anderen Universum, aber vollkommen parallel. Deine und meine Welt unterscheiden sich in einer anderen Art der Zeit. Eine Stunde in deiner Welt entspricht 24 in der Meinen. Und wir sind auch nicht die einzige Welt die neben der Deinen existiert. Es gibt Dutzende von ihnen, wenn nicht sogar Hunderte. Niemand kann das genau bestimmen. Sie alle sind untereinander verbunden – stell es dir wie das Internet vor. Jeder Haushalt repräsentiert eine Welt und die Kabel, welche sie miteinander verbinden, sind wie Schleier zwischen dieser Welt und einer Anderen.« Der Knopf seiner Hose öffnete sich, dann zog Aoi den Reißverschluss herunter, strich über die sich abzeichnende Härte und Kai stöhnte unterdrückt, hob sich der Hand entgegen, derweil der Dämon in aller Seelenruhe weiter sprach, alles in allem schien es, als würde er einen Tee genießen, irgendwo, stattdessen er seinen Geliebten ohne Scham verführte und auszog. »Wie du hier hergekommen bist, ist ein kleines Rätsel, dass es noch zu lösen gilt. Eigentlich dachte ich nach Reitas Erzählung, Ruki hätte vergessen, das Tor richtig zu schließen, doch er sagte, dass er es getan hat, also gibt es einen anderen Grund, das du passieren konntest.« Die Hand des Gitarristen schob sich unter seine Retro, umschmeichelte die Härte und Kai stöhnte wieder, lauter dieses Mal, verbarg sein Gesicht dann, aber Aoi drehte es so, dass er es sehen konnte, hatte sich über ihn erhoben. „Kein Grund, dein schönes Gesicht zu verstecken. Ich will die Lust darauf sehen und ich will hören, wie du stöhnst.“ „Aber... hier... jeder kann uns sehen.“ „Na und? Sollen sie, haben kann nur ich dich und das wissen sie.“ Kais Wangen erhitzten sich – Aoi war in dieser Welt so viel dunkler, erotischer und er musste zugeben, dass ihn das nicht gerade wenig anmachte und er sich dem Dämon willig hingab – sonst würde er wohl kaum mit offenen Hosen, nackter Brust und einer Hand in seinem Schritt hier liegen. Wieder stöhnte er, Aois Finger strichen tiefer, wanden sich geschickt in der Enge seiner Unterhose. „Wie... verändern sich alle, wenn sie diese Welt betreten? Du sagtest, dass du ein... ein Dämon bist, Ruki ist ein Elf, Reita ein Geisterwesen...“ Die Lippen des Schwarzhaarigen legten sich an seinen Hals, streiften diesen sehr genüsslich und Kai bebte, er war dort empfindlich und sein Geliebter wusste es ganz genau. »Wir verändern uns nicht. Wir sind so geboren, das hier ist unsere wahre Natur... wir verstecken unser Selbst, wenn wir in deine Welt kommen, zum Schutz. Menschen töten, was sie nicht kennen und wir würden damit auch Kistara in Gefahr bringen.« Seine Retro wurde ein Stück herunter gezogen, sodass seine Erregung frei dalag und Aoi rieb über die Spitze, neckte ihn damit weiter erbarmungslos. Kai stöhnte lauter – das musste er nun erst einmal verarbeiten und trotzdem löste sich die nächste Frage beinahe sofort. „Warum... kommt ihr in meine Welt?“ Aoi löste sich von seinem Hals, lächelte ihn sehr sinnlich an, dann küsste er ihn, spielte langsam und ausgiebig mit seinen Lippen. »Neugierde. Entdeckerlust und es ist spannend euch Menschen zu beobachten. Ihr habt so viele niedliche Eigenschaften an euch. Es macht Spaß euch zuzusehen.« „Bist du... deswegen mit mir zusammen?“ Es war eine unbedachte Frage, nachdem der Dämon seine Lippen wieder losgelassen hatte und er wimmerte seicht unter den dunklen Funken in Aois Augen, dann biss dieser ihn, nicht gerade sanft, brach seine Lippe dabei und leckte das Blut weg. „Ich bin mir dir zusammen, weil ich dich liebe. Und nicht, weil ich dich so besser beobachten kann.“ „Verzeih... ich wollte dich nicht verärgern.“ „Dann überlege dir vorher, welch törichte Fragen du stellst.“ Aoi brummte missmutig und Kai legte seine Hand auf die Schulter, küsste beruhigend das Stück Brust, das er unter der schwarzen Kleidung hervorblitzen sehen konnte – er würde ein Memo an sich schreiben, der Dämon Aoi war viel leichter zu erregen als der 'normale' Aoi. Es sind die gleichen... Das wisperte sein Geist, doch Kai entschied sich, es zu ignorieren. Viel wichtiger war ihm nun, dass er seinen Geliebten wieder beruhigte, von diesem verführt zu werden, war wesentlich besser, als dessen Unzufriedenheit auf sich zu wissen, deswegen platzierte er eine Reihe von kleinen Küssen auf die nackte Brust, strich über diese und die Arme, bis der Dämon leise gurrte, sich gegen ihn schmiegte und die Hand zurück in seinen Schritt schob. Der Drummer stöhnte leise, er war noch immer erregt und selbst der Biss war gar nicht so schlimm gewesen, auch wenn seine Lippe noch immer leicht pochte, als Aoi sie einfing und an ihr saugte. Und dieses Mal ließ ihm der Schwarzhaarige auch nicht den Atem eine weitere Frage zu stellen,erst zog er ihm den Pullover aus, dann die Hosen mitsamt der Retro und ehe sich der Langhaarige versah, war er splitterfasernackt und sein Geliebter das Einzige, das ihn vor möglichen, beobachteten Blicken schützte. „Aoi-sama. Es gibt ein Problem, bitte kommt.“ Die dunkle Stimme war tief, klar ergeben und Kai biss sich auf die Lippen, bemühte sich leise zu sein, denn der Dämon massierte ihn so gut, dass er nahe vor einem Höhepunkt war, sein Becken immer wieder in die Hand hob. „Ich werde gleich da sein, Kazu.“ Aoi klang ein wenig desinteressiert, aber Kai konnte sich nicht darauf konzentrieren, alles das er hörte, war ein dumpfer Schlag, als würde eine Hand auf eine Trommel hauen, dann waren sie wieder allein und Aois Lippen über seinem Schritt, weswegen er sich wand, stöhnte und dann Erfüllung fand. „Du wirst hier liegen bleiben und auf meine Rückkehr warten.“ Kai – noch immer in dem Rausch seines Höhepunktes gefangen – nickte gegen die dominierenden Lippen, die ihn abermals küssten, regen konnte er sich gerade ohnehin nicht. Blinzelnd beobachtete er, wie sich Aoi erhob, so perfekt und kühl, als hätten sie gerade eben eine normale Unterhaltung geführt, er sah keine Falte in der Kleidung, keine Spur von Schweiß oder unterdrückter Erregung – und sein Geliebter war steinhart gewesen, dass hatte er nur zu deutlich gegen sein Bein gefühlt. Seufzend zog er eines der Kissen über sich, bedeckte sich so zumindest ein wenig, schmiegte sich tief in das weiche, fremdartige Material, schloss einen Moment die Augen. Nun, wo der Taumel der Lust abflachte und er wieder klarer denken konnte, kamen Aois Worte deutlicher zurück und er gab zu, dass er besser nicht allzu intensiv darüber nachdachte – es verwirrte und überforderte ihn. Er hatte Aoi einmal gefragt, ob dieser Geheimnisse vor ihm hätte... Es war ihm einfach so in den Sinn gekommen und er konnte sich noch genau daran erinnern, wie der Schwarzhaarige aufgeblickt und ihn angesehen hatte. “Das solltest du besser nicht fragen. Niemand sollte um meine Geheimnisse wissen.“ Kai hatte damals seine Zunge im Zaum gehalten, auch wenn er am Liebsten den einen oder anderen Witz darüber fallen gelassen hätte, aber nun – wo er selbst mitten in Aois Geheimnis steckte – war er ganz froh darüber. Mit einem Seufzen strich er sich durch den Pony – wie war er nur hier hinein geraten? Nicht einmal Aoi wusste es. Dieser hatte nur von einem Tor gesprochen, genau wie auch Ruki und Reita... Und von Schleiern, die zwischen den verschiedenen Welten lagen. Wie reiste man von der einen zur anderen? War jeder Wechsel so verrückt wie der seine – und bitte, durch ein glühend helles Licht zu stürzen und sich dann auf einer gigantischen Rutsche wieder zu finden, war in seinen Augen schon etwas recht Abgefahrenes – wie erlebten ihn sein Geliebter und die anderen? Kai streckte seinen Kopf, sah aus dem Fenster, an dem Fische vorbeischwammen, hin und wieder stoppten sie und glotzen ihn an – als wäre er derjenige, der in einem Käfig saß und von den Wesen außerhalb beobachtete wurde. Leise schnaubte er, zog das Kissen weiter über sich, starrte dann geradeaus. Ob Uruha wohl auch hier war? Wenn ja, was für ein Wesen war er wohl? Der Drummer suchte darüber nachzudenken, vielleicht würde ihm ja ein passendes Wesen einfallen, doch nach einigen Minuten angestrengten Grübelns, war sein Geist noch immer genauso leer. Er hatte versucht, sich den Blonden als Vampir vorzustellen aber hatte am Ende nur vor sich hingegluckst. Nein, dass passte für ihn nicht, Ein Dämon, wie Aoi es war? Nein... dazu war Uruha zu sanft. Vielleicht war er eine Art Fee? Aber dazu müsste Uruha weiblich sein... Ob das wohl ging, in dieser Welt? Konnte sich ein Mann hier in eine Frau verwandeln? End Part II - Answer [1] Eine Art der männlichen Feuerdrachen Kapitel 3: Hunt --------------- Part III – Hunt „Und verstehst du unsere Welt nun besser?“ Kai gab zu, dass ihn Reitas unvermittelte Stimme derart erschreckte, dass er nicht nur wie ein Mädchen schrie, sondern auch mindestens einen halben Meter in die Höhe fuhr, was schon sehr peinlich war, denn dadurch verrutschte das Kissen, unter dem er sich begraben hatte und ohne dieses war er – für alle, die sich daran noch einmal erinnern wollten – nackt. Er funkelte zu Reita hinauf... Der andere Mann schwebte über ihm, die Hände in den Taschen seiner Hose, grinste ihn dabei recht frech an und Kai zog das Kissen wieder in die rechte Position – wirklich, wo hatte Aoi nur seine Kleidung hin getan – dann nickte er. „Ein wenig... Mir fielen keine Fragen mehr ein, die ich hätte stellen können.“ Das Lächeln des Bassisten wurde noch weiter. „Aoi ist recht effektiv darin, einem das Denken schwer zu machen, nicht wahr?“ Kai fühlte, dass er allein aufgrund der Erinnerung an Aois Lippen feuerrot wurde, weswegen er Reita anfunkelte. „Hör auf so dumm zu grinsen!“ „K, Baby, du wirst ja ganz rot.“ Reita schwebte ein Stück höher, als Kai ihm für diesen Kommentar einen Klaps geben wollte, neckte den Drummer nun von weiter oben, bis dieser frustriert aufgab, sich aufsetzte, umsah und dabei reichlich brummig zu dem Geisterwesen hinaufblitzte. „Hilf mir wenigstens meine Kleidung zu finden. Aoi muss sie doch hier irgendwo gelassen haben.“ „Das ist sinnlos.“ Wieder ein Funkeln, nun noch hitziger. „Was soll das heißen?“ Reita verschwand und tauchte dann neben ihm auf den Kissen sitzend auf, das Kinn in eine Hand gestützt. „Nur Personen aus Fleisch und Blut können die Schleier passieren, oder aber Tiere, alles was lebendig ist. Dinge, die du nicht an deinem Leib trägst, lösen sich in unserer Welt auf.“ Kai blinzelte. „Und wohin?“ „In die ewigen Sphären des Unendlichen?“, Reita zuckte mit den Schultern. „Niemand weiß das so genau.“ „Großartig... und was nun?“ Kai murmelte nur vor sich hin, rieb sich dabei eine Schläfe, derweil Reita neben ihm seelenruhig eine Zigarette ansteckte – das Geisterwesen hatte ja auch nicht das Problem splitternackt dazusitzen, weswegen er leise schnaubte und dem Blonden die Kippe wieder wegnahm. „Tu irgendwas! Das hier ist deine Welt, nicht meine.“ „Ist ja schon gut... warte hier.“ Kai starrte Reita nur an – als ob er wohl irgendwo hingehen könnte – bis dieser sich abermals auflöste und dann wenig später mit Kleidung über dem Arm wieder auftauchte. „Ich hoffe, du hast sie nun nicht von irgendeiner Wäscheleine gestohlen.“ Der Drummer traute Reita solch eine Aktion durchaus zu und währenddessen er diesen mit hochgezogener Braue beobachtete, rollte das Geisterwesen nur mit den Augen. „Ich hab es nicht nötig, Klamotten zu klauen. Ich gehöre zu den großen Drei, man gibt sie mir auch freiwillig.“ „Große Drei?“ Kais Stimme war gedämpft, weil er gerade den Stoff über seinen Kopf zog, dann die Armlöcher inmitten dieses Berges an Seide zu finden suchte und Reita summte leise, half ihm dann mit einem schiefen Grinsen und einer Zigarette, die an seiner Unterlippe herunter hing, aber noch nicht entzündet war. „Aois Generäle, wenn du es so sehen willst. Wir führen sein Wort aus, jeder von uns hat dabei seinen speziellen Bereich.“ Der Drummer strich sich durch das eh heillos durcheinander geratene Haar, suchte es zu glätten, derweil er Reita neugierig ansah. „Und was ist deiner?“ „Ich bin Aois Hand – sein persönlicher Schwertmeister. Fällt er ein Urteil, vollstrecke ich es.“ Kai bebte seicht bei diesen Worten, denn obwohl der Tonfall seines Freundes leicht gewesen war, sprachen die blauen Augen von einer grausamen Kälte, schneidend und ohne Gnade – der Braunhaarige hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Reita ein Urteil Aois ungesühnt ließ. „Und die anderen?“ „Ruki ist sein Auge, sein persönlicher Magier und der Verantwortliche für alle Tore, Schleier und Risse dieser Welt. Wird ein Wall geschwächt, weiß Ruki als erstes davon. Er sieht nicht so aus, aber er ist alt und sehr, sehr mächtig. Einzig der Hoheelf aus Ulka hat mehr Macht als unser kleiner Hitzkopf.“ „Gibt es denn Unterschiede zwischen den Arten der Elfen?“ Kai blinzelte, er hatte gedacht, ein Elf war eben ein Elf – er hätte nicht damit gerechnet, dass es da noch verschiedene Klassifizierungen gab und der Schwertmeister schmunzelte, steckte sich dann seine Mild Seven an, zog genüsslich an ihr. „Im generellen unterscheiden wir in unserer Welt vier Klassen. Dunkelelfen – Ruki ist einer – Hoheelfen, Blutelfen und Nachtelfen. [1] Jeder der Elfen hat ein gewisses Spektrum an Magie, das ihm von Geburt an in die Wiege gelegt wurde. In Rukis Fall ist das die Kontrolle und das Gespür für Schleier. Er konnte das schon als kleines Kind, deswegen wurde er von Aoi erwählt.“ Kai blinzelte nur, während Reita sprach und dann: „Wie alt ist Aoi eigentlich?“ „Er ist der Älteste von uns allen.“; Reita grinste frech. „Rate doch einfach mal.“ „Das kann ich nicht...“, entgegen seiner Aussage suchte Kai ein Alter, das ihm in irgendeiner Form vorstellbar schien... Ruki hatte ihm angedeutet, dass er bereits ein paar Jahrhunderte lebte, „300 Jahre... vielleicht?“ „Du solltest diese Zahl vervierfachen.“ Die nüchterne, kühle Aussage floh von Rukis Lippen, der ebenso unvermittelt auftauchte, wie es Reita getan hatte und abermals – zu Kais Schande – erschrak der Drummer heftig, aber nun hatte er zumindest etwas an, also war es nicht ganz so peinlich wie zuvor. „Ruki!“ Der Elf nickte, zog an seiner Zigarette, die Finger der anderen Hand um einen langen, schwarzen Stab geschlungen und die Stirn dabei in Falten gelegt, aber offenbar nicht wirklich wütend – nur eben dieser Zustand des Dauermürrisch, an den Kai sich hatte gewöhnen müssen, seit er dem Rothaarigen in dieser Welt begegnet war. „Aoi schickt mich. Wir sollen zum See hinunter kommen.“ Reita nickte, grinste und erhob sich dann fließend, klopfte sich imaginären Staub von den Hosen. „So sei es. Komm Kai, wir sollten deinen Geliebten nicht warten lassen. Er wird recht ungehalten, wenn etwas nicht sofort so gemacht wird, wie er es wünscht.“ Oh, das hatte der Langhaarige bereits gemerkt und deswegen beeilte er sich nun auf die Beine zu kommen, sah sich dann um. „In welche Richtung müssen wir gehen?“ „In gar keine. Die Generäle reisen hier ein wenig anders.“ Arme schlangen sich um ihn – Reita – dann folgte ein kleiner Kuss auf sein Ohr und Kai hielt sich vorsorglich an den Armen des Bassisten fest, packte den Stoff des Hemdes zum Bersten fest in seinen Händen. Das letzte Mal hatte dieser grinsende Idiot ihn eine Klippe hinunter gestoßen, wer wusste schon, was er sich dieses Mal ausdachte? Teleportation. Das war es, was sie mit ihm taten und obwohl Kai irgendwo geahnt hatte, dass das in dieser Welt durchaus möglich war, so war es doch ein sehr befremdliches Gefühl selbst Teil dieser Art der Fortbewegung zu sein. Es kribbelte an seinem ganzen Körper und seine Wahrnehmung schien irgendwie verzerrt, als Ruki den Stab über sie hob, die Wände verbogen sich, als die Farben miteinander verschwammen und dann war es, als würde Kai die Luft zum Atmen genommen – wie als würde man ihn langsam und Stück für Stück unter Wasser drücken. Im ersten Moment empfand er pure Panik und suchte sich zu wehren, aber dann schob sich Rukis Hand unter sein Kinn und allein der ruhige Blick bewirkte, dass er sich wieder entspannte, sogar die Augen schloss. Einen Herzschlag später verschwanden sie. Kai keuchte leise, als sie sich an dem Ufer des Sees – eines anderen Gewässers, als das welches Kai so fasziniert hatte – materialisierten, Reita musste ihn festhalten, weil ihm doch recht schwindlig war. Einige Male presste er die Lider fest aufeinander, dann wurden die Konturen um ihn herum wieder stabiler und er sah sich neugierig um. „Wo sind wir hier?“ „In der Nähe von Java aber immer noch in Lagua, nur außerhalb der Höhlen von Lutar.“ Ruki ließ seinen Stab schwinden... was wirklich äußerst faszinierend aussah, denn die schlanke Waffe löste sich von beiden Seiten in eine dunkle, nebelartige Substanz auf, welche in die Hand des Elfen drang, diese sanft zum Glühen brachte, bevor auch dieses mit einem leisen Wispern schwand. „Und wo ist Aoi?“ „Er wird sicherlich gleich erscheinen, er lässt immer nach uns rufen, bevor er selbst kommt, so kann er sicher stellen, dass wir alle anwesend sind, wenn er uns mit seiner Präsenz beehrt.“ „Lass ihn das hören, Reita und er wird dir dein Schwert bis zum Griff in den Hintern hinauf schieben.“ An Rukis Lippen zupfte ein kleines, höchst amüsiertes Lächeln, derweil er an den Rand des Sees trat, sich dort hinkniete und der Blonde mit einer Hand wedelte, dabei schnaubte. „Wird er nicht, denn er braucht mich, auch wenn Mr. High and Mighty oftmals anderer Ansicht ist.“ „Schön, dass du noch immer davon überzeugt bist.“, der Kurzhaarige drehte sich nicht zu ihnen, als er antwortete, sondern tauchte behutsam eine Hand ins Wasser, bewegte sie dort leicht. „Du wirst ebenfalls von Aoi erwartet, Uruha.“ Kai sah bei dem Namen hoch, suchte den Gitarristen zu finden, indem er in die Richtung des Kleineren sah, doch nichts, nur die ruhige Oberfläche des Sees vor ihnen. „Wo ist er? Ist er durchsichtig? Kann ich ihn deswegen nicht sehen?“ Reita schüttelte den Kopf, förderte eine Schachtel Zigaretten zu Tage und schüttelte sich eine von ihnen heraus, steckte diese an. „Er ist noch nicht hier. Aber er hat Ruki ohne Zweifel gehört. Uru hat ein sehr gutes Gehör. Wahrscheinlich das Beste von uns allen.“ „Apropos... Du hast mir noch nicht gesagt, welche Position Uruha unter euch Generälen hat.“ Kai zog eine abwartende Braue in die Höhe, beobachtete, wie Ruki sich erhob und Reita seine Kippe wegnahm, um sie selbst seelenruhig zu rauchen, weswegen das Geisterwesen leise schnaubte, sich aber eine Neue nahm, dabei antwortete. „Uruha ist Aois Mund. Er ist sein Botschafter, sein Übersetzer und kommunikativer Berater. Außerdem kennt er sich gut mit Pflanzenkunde aus und ist ein exzellenter Giftmischer. Er führt die meisten Gespräche mit den anderen Welten und auch Ulka – Hoheelfen sind ein schwieriges Völkchen und unser lieber Aoi ist schlicht ein wenig zu aufbrausend, als dass er es ein paar Stunden mit den Flatterhemden dort aushalten würde.“ „Aoi ist nicht 'aufbrausend.' Nur temperamentvoll und sehr gradlinig, was man von den hellen Wesen in Ulka nicht immer behaupten kann.“ Uruhas Stimme war ebenso vertraut und warm, wie Kai sie kannte, aber gleichzeitig war sie gänzlich anders, behaftet von etwas furchtbar Weichem und einer Melodik, die in Kai mehr Sehnsüchte lostrat, als er mit einem Mal zählen konnte. Sie schien von überall her zu kommen und umschmeichelte ihn mit diesem wunderbar sanften Gefühl sich fallen zu lassen und dann teilte sich die Wasseroberfläche in einer Explosion aus funkelnden Diamanten und Gischt, die sich auf ihrer aller Gesichter niederlegte. Uruha entstieg diesem Schauspiel nackt – sein makellos schlanker Körper schien mit einer Schicht bräunlichen, sanft glitzernden Puders bedeckt, wie Bronze, doch sehr viel weicher... Es machte ihn beeindruckend schön und Kai fühlte seinen Kiefer ein Stück weit nach unten sinken. Der Gitarrist hatte anderes Haar in dieser Welt, ebenso freundlich, wie er es an ihm kannte, doch so viel länger... Es reichte sicher bis zu seinen Kniekehlen hinab, lag in kleinen Ringen, Kreiseln und Locken... Es wellte sich an jeder nur erdenklichen Stelle, umschmeichelte den schlanken Leib bei jeder Bewegung, die Uruha tat. „Du bist der einzige, der das so sieht, Uru-chan.“ Uruha lächelte nur umwerfend auf diese Aussage, trat zu einigen niedrigen Sträuchern hinüber, lehnte sich über diese und förderte außer der Sichtweite Kais Kleidung zu Tage, Stoff ebenso lang und fließend wie der, den auch der Drummer trug. „Würdest du über Aoi tatsächlich so denken wie du über ihn sprichst, dann wärst du längst nicht mehr an seiner Seite.“ Der Braunhaarige zog sein langes Haar über die Schulter, band es locker mit einem sandfarbenen Band zusammen, dann trat er auf Reita zu, küsste diesen innig, die Hände an dessen Gesicht gelegt. „Hallo Reita.“ Es war gegen die Lippen gewispert, dann löste sich Uruha, ging zu Ruki und begrüßte diesen ebenso, selbst wenn die Berührung zwischen diesen beiden wesentlich leidenschaftlicher schien, der Gitarrist leicht vernebelte Augen hatte, als sie sich trennten und der größere Mann auf Kai selbst zuschritt. Weiche, so weiche Fingerspitzen legten sich auf seine Wange und Kai starrte seinen Freund mit unverhohlener Faszination an. „Was bist du? Eine Fee? Eine Sirene?“ Uruha lächelte sinnlich – Gott, es war schwer einen ordentlichen Gedanken zu bewahren, wenn diese Art von Lächeln auf einen gerichtet war – dann schüttelte der Langhaarige sanft das Haupt, wobei kleine Strähnen und Locken über die Schultern und den Hals des Gitarristen wanderten. „Nein, nichts dergleichen.“ „Das wäre auch noch schöner! Uruha eine Sirene! Ehrenvolle Götter, steht uns bei! K, warum kommst du nur auf solche Gedanken!“ Reitas entsetzter Ausruf und derweil Ruki leise lachte, konnte Kai nur sehr verwirrt in die Gegend schauen, dann zog er die Brauen zusammen und fixierte Reita mit einem Blick. „Was? Er ist immerhin aus dem Wasser gekommen, da lag der Gedanke an eine Sirene ja wohl nahe.“ Reita tat ihm nicht ihm nicht den Gefallen zu antworten und ihn darüber aufzuklären, was dem Geisterwesen nun so aufgestoßen war,stattdessen sprach Uruha weiter, strich sich dabei das Haar über die Schulter. „Eine Sirene verführt die Männer, um sie hinterher aufzufressen. Sie braucht ihre Seelen und empfindet das Fleisch von jungen Burschen als überaus schmackhaft. Vor allem den Hoden.“ Uruha schob sich mit einem sanften Lächeln in seinem Gesicht – verdammt nahe dazu – studierte ihn anschließend. „Ich denke, es schmeckt ihnen noch besser, als das Glied selbst, obwohl auch dieses als kulinarische Delikatesse gewertet wird.“ Kai verzog angewidert das Gesicht... Wirklich, das waren nun genügend Details, er wollte nichts mehr darüber hören. „Und was bist du dann? Du hast doch sicher ein Verbindung zum Wasser,sonst wärst du nicht in diesem See gewesen.“ Abermals ein umwerfendes Lächeln und warmer, süßer Atem, der seine Wange streifte, als Uruha sich näher lehnte. „Ich kann dir wohl nicht weiß machen, dass ich nur schwimmen war, oder?“; eine kurze Pause aber offenbar erwartete der Größere keine Antwort. „Ich bin ein Meerwesen. Ich habe zwar auch einen Fischleib, aber ich sehe bei weitem besser aus als eine Sirene und außerdem mag ich menschliches Fleisch nicht sonderlich, außer vielleicht, wenn es um sinnliche Freuden geht.“ Bei den letzten Worten streiften Lippen die Seinen und Kai stöhnte gegen seinen Willen in den Kuss – Uruhas Mund war warm, schmeckte undefinierbar süß und er bewegte sich so göttlich gegen den seinen, es war schlicht perfekt und von allein hätte sich der Drummer sicher nicht lösen können. „Kai gehört mir, Uruha!“ Aber Aoi rettete ihn – wie immer. Das Meerwesen löste sich nicht allzu weit, schlang beide Arme um ihn – die Haut des Größeren war weich wie Seide, gänzlich anders als jedes Wesen, das Kai in seinem bisherigen Leben berührt hatte. Dann lächelte der Langhaarige Aoi ebenso atemberaubend an, wie jeden ihrer kleinen Gruppe, suchte ihn mit Blich und Wort milde stimmen. „Das weiß ich doch, Aoi-sama. Aber er hat nun einmal zu verführerische Lippen, ich konnte mich nicht zügeln.“ Der Dämon schnaubte nur, kam näher und entwand Kai Uruha, zog ihn an seine Seite, hielt ihn da fest, derweil sich Reita ausgiebig streckte. „Und warum hast du uns hergerufen? Sicher nicht, damit wir hier einen netten Plausch halten können.“ Die schwarzen Augen des Dämonen glitten zu dem Geisterwesen hinüber, ruhig und so wahnsinnig erhaben – Kai ertappte sich dabei ewig in sie blicken zu können, egal wie sehr er sich zuerst vor ihnen gefürchtet hatte. „Wir werden jagen gehen. In den Grenzgebieten zu Ulka ist ein neues Nest an Lindwürmern entstanden. Wir werden sie ausrotten, bevor sie damit beginnen können, die Uralten auszureißen und das Holz für uns nutzlos zu machen.“ Reita grinste breit, strich sich mit beiden Händen durch das blonde Haar. „Spitze! Wie viele sind es?“ „Sieben, die gesehen wurden, aber ich denke es wird ein halbes Dutzend mehr sein.“ „Endlich ein wenig Action! Tagein, tagaus Schreibtischarbeit, meine Knochen sind schon ganz eingerostet. Wann gehen wir, hm?“ Reita schien vor Freude und Aufregung regelrecht zu vibrieren, Ruki und Uruha nahmen es ruhiger, aber auch in ihren Augen erkannte der Drummer einen Funken dunkler Begeisterung – was immer es mit dieser Jagd auf sich hatte, den Generälen Aois schien es einen Heidenspaß zu bereiten. „Sofort. Kai, Asra wird dich an einen sicheren Ort bringen. Bleib dort, bis wir wieder zurück sind.“ Der Blick der anziehenden Tiefen legte sich auf den Braunhaarigen, duldete keine weiteren Worte, doch Kai löste sich aus der Umarmung, schüttelte entschieden den Kopf. „Ich will, dass ihr mich mitnehmt!“ Ein, zwei Sekunden Schweigen, begleitet von einem langen, harten Blick. „Nein.“ „Doch! Ich will nicht in irgendeinem Palast sitzen und warten, bis einer von euch wieder bei mir auftaucht! Ich will nicht unnütz sein! Vielleicht kenne ich diese Welt nicht und vielleicht weiß ich auch nicht alles, aber ich weiß, dass ich stark bin. Ich kann euch eine Unterstützung sein!“ Aois Gesicht verdunkelte sich zunehmend und Reita schluckte, kam zögernd näher, legte eine Hand auf die Schulter des Drummers. „Hey, K-man... du solltest auf Aoi hören.“ Kai schnaubte nur und schüttelte dann seinen Arm frei. „Er mag euer Boss sein, meiner ist er nicht! Er ist mein Geliebter. Und er wird mich mitnehmen!“ Bei den letzten Worten sah er geradewegs in Aois unzufriedenes, mürrisches Gesicht, forderte diesen stumm – und mit einem nicht gerade wenig pochenden Herzen – heraus. Uruhas sanfte Augen legten sich auf den Dämonen, Ruki entzündete sich eine Zigarette, zog daran und dann schnaubte der Schwarzhaarige, wand sich ab. „Steh mir nicht im Weg. Und ich werde dich nicht beschützen.“ Entgegen seiner Worte riss Aoi ihn nun schon zum vierten Mal von den Füßen, bewahrte ihn so davor, von einem der mächtigen Schwänze getroffen zu werden, die wie Peitschen durch die Luft knallten und alles dem Erdboden gleich machten, das sie trafen. Der Einzige, der so richtig Spaß hatte, war Reita – irgendwo war das Kai klar gewesen, der Blonde konnte immerhin nicht sterben – jener ritt die riesigen Ungetüme wie in einem Rodeo, hielt sich jodelnd und jauchzend an den dornenbewährten Köpfen, ließ sich umherschleudern. Wirklich, alles das noch fehlte, um das Bild perfekt zu machen, war ein Cowboyhut. „Reita! Hör auf mit ihnen zu spielen!“ Rukis Stimme war schnarrend, heiser und farbenfroh fluchend machte er einen Satz zurück, wich so einem Angriff aus, landete aber knietief in Schlamm, was für ihn schlimmer schien, als von drei Lindwürmern umgeben zu sein, die ihn zu ihrem Snack auserwählt hatten. „Tu ich gar nicht!“ Reitas fröhliche Antwort betrog seine Taten, denn gerade schlug eine der Pranken nach dem Geisterwesen, doch er wich immer wieder aus, rief dem Monster dann zu, dass es schneller werden müsse, wenn es ihn schnappen wolle. Uruha kniete auf einer Gruppe von Baumwurzeln, die Hände in dem flachen Wasser, welches unter seiner Magie bronzen schimmerte, jeden Schlag abblockte und in einen Gegenschlag verwandelte. Eines der riesigen Ungetüme fiel genau vor Kai zu Boden, sodass dieser in das hässliche grüne Auge blicken konnte, das ihn durchdringend anstarrte und der Drummer war wie festgefroren, konnte nur zurückblicken. „Starr meinen Freund nicht so an, Arschloch!“ Ein Schuss ertönte – laut und mit einem Donner, der durch den gesamten Boden vibrierte. [2] Kais schwindelnder Fokus wanderte zu Rukis Hand, in welcher er eine schwarze Baretta hielt, noch zwei Kugeln in den Schädel feuerte und dann mit voller Wucht zutrat. Wenn die Schüsse den Lindwurm nicht getötet hatten, bewies das hässliche Knacken und Krachen der Knochen, dass der Job nun definitiv erledigt war. Reita schwebte über Ruki, grinste diesen breit an. „Brutalo.“ „Machs dir doch selbst.“ „Zu gerne, aber ich bin beschäftigt.“ Mit diesen Worten wirbelte Reita herum und schoss direkt auf den nächsten der Lindwürmer zu, dessen Maul sich in einem unglaublichen Winkel öffnete und mehrere Reihen spitzer, nicht sonderlich einladender Zähne aufwies, doch bevor sie nach dem Blonden schnappen konnten, stieß sich dieser mit den Füßen an der Schnauze des Ungetümes ab, setzte mit einem Salto über dieses und senkte sein Schwert tief in die weiche, ungeschützte Haut des Nackens. „Gotcha!“ Das Monster krachte mit einem heulenden Laut zu Boden, aber sofort wurde die Leiche von den verbliebenen Wesen überrannt und an seiner Seite knurrte Aoi mürrisch, gab Kai einen Schubs, so dass er ein paar Schritte wegtaumelte und von Uruha gehalten wurde, der ihn unter eine Art Schutzbann zu ziehen schien, denn der Schlag des Lindwurms prallte auf die Luft über ihnen und kam nicht tiefer. „Das reicht nun. Schluss mit den Spielchen.“ Aoi blieb ruhig stehen, die Hände nach oben gerichtet, die Augen dabei geschlossen, als er die Lippen bewegte, lautlos Wörter sprach, die ihre Wirkung zunächst nur dadurch zeigten, dass sich alle Lindwürmer formatierten und als ein gemeinsames Bündel auf den Dämonen zuschossen. Dessen Hände überzogen sich mit schwarzen Zeichen, die sich wie lebendig über die Haut bewegten, dabei zischten und waberten – dann öffnete Aoi seine Augen und Kai erwartete eine riesige Explosion von Licht, einen bebenden Boden oder etwas ähnlich Spektakuläres. Nichts dergleichen geschah. Der Dämon blieb starr stehen, derweil die Ungetüme um ihn herum fielen, als würde er Gras mähen und als der letzte der Körper mit einem dumpfen Schlag aufkam, Staub und Dreck dabei aufwirbelte, wand sich Aoi ab, als wäre nichts weiter geschehen. „Lasst uns gehen.“ „Jawohl, Boss-man!“ Reita salutierte, schwebte dann Ruki hinterher, welcher sich abermals eine Zigarette ansteckte, derweil er lief... Wohin die Baretta verschwunden war, wusste wohl auch nur der Elf selbst. Uruha half dem sichtlich durchgeschüttelten und mitgenommenen Kai zurück auf die Füße, lächelte diesen dann sinnlich an. „Und hast du dich nun dessen vergewissert, weswegen du unbedingt mitkommen wolltest?“ Der Drummer sah das Meerwesen schlicht an. „Ich beantworte dir diese Frage, wenn mein Schädel zu brummen aufhört.“ „Ich könnte dich küssen, dann geht es schneller.“ Kai zog eine zweifelnde Braue in die Höhe. „Warum sollte es dann schneller gehen?“ „Weil meine Lippen magisch sind vielleicht?“ Uruha strahlte ihn weiterhin umwerfend an und weiter vorne ließ sich Aoi von Ruki eine Zigarette anzünden. „Uruha! Zum letzten Mal! Kai gehört mir!“ End Part III - Hunt [1] angelehnt an die diversen Spiele von WarCraft [2] angelehnt an Sanzo's Waffe aus Saiyuki Kapitel 4: Future ----------------- Part IV – Future »Flashback« „Ich habe Hunger.“ Es war normalerweise nicht Kais Art wie ein kleines Kind zu quengeln. Der Drummer war äußerst geduldig und konnte Stunden um Stunden hinnehmen, in denen er weder etwas aß noch eine Tasse Kaffee sah, doch mit Aoi und den Generälen von einer Aufgabe zur Nächsten zu hetzen war schlimmer als ein Tag puren Stresses auf Tour. Jeder, und Kai meinte wirklich jeder, brauchte etwas von Aoi, der Dämon war wie ein Messias für die Bewohner dieser Welt – sie brauchten seinen Segen, sein Stimme oder seine bloße Präsenz. Sie klammerten sich an den Dämon, als wäre er ihr Gott und Kai ertappte sich immer wieder dabei, Aoi in ein ganz ähnlich gerücktes Licht zu sehen. Die Aura des Schwarzhaarigen war hier gewaltig, sie sprach von Ruhe, Weisheit und einer aristokratischen Kraft, der sich jeder schon automatisch zu beugen gewillt war – auch Kais Knie waren ein paar Mal von allein eingeknickt, wenn sich die schwarzen Augen auf seine eigene Person gelegt hatten. Aoi war so anders. Sicher, in Kais eigener Welt bewegte sich der Gitarrist auch mit dieser dunklen, würdevollen Art, die zum Teil so heftig gewesen war, dass der Drummer voller Eifersucht über seine Schulter geblitzt hatte, wenn sie zusammen auf der Straße entlang gegangen waren, weil sich jeder verdammte Kopf nach seinem Geliebten herumgedreht hatte. Doch hier war die Wirkung des Schwarzhaarigen um ein vielfaches intensiviert und flankiert von seinen Generälen war er tatsächlich der Herrscher über diese Welt. Aoi brauchte weder ein großes Gefolge, noch ein Pferd oder einen Palast, um seinen Status mehr als deutlich zu machen... Nein... Sein Geliebter lief einfach in ein Dorf hinein und schon wirbelten alle Bewohner, es ihrem Herrn recht und gemütlich zu machen. Das war auch der Grund, weswegen sie nun in einem riesigen Zelt saßen, Aoi auf einer Liege, die reich mit dunklen Fellen bestückt worden war, Reita und Ruki direkt neben ihm, wobei diese beiden mehr auf den Kissen lagen, gemütlich die Beine übereinander geschlagen und eine Zigarette zwischen den Lippen. Uruha saß mit ihm auf der Stufe darunter, dem großen Feuer am nächsten, gegen welches der Drummer seine Hände hielt, suchte die Wärme zu absorbieren, derweil er sich ein wenig schüchtern umsah. Die Frauen, die ständig herein kamen, Speisen und Getränke brachten, musterten ihn immer wieder flüchtig, schienen äußerst neugierig zu sein, aber wann immer Kai den Blick direkt erwiderte, wurden sie rot und drehten sich schnell herum, eilten davon. Da, nun gerade schon wieder, weswegen der Langhaarige leise seufzte, lieber wieder dazu überging in die Flammen zu blicken. Neben ihm bewegte sich Uruha, dann streiften Fingerspitzen seine Schulter, brachten ihn zum Beben – daran würde er sich auch erst gewöhnen müssen, das Meerwesen berührte extrem gerne, ganz anders als der Uruha, den er bisher gekannt hatte. „Sie interessieren sich so für dich, weil du Aois Geliebter bist. In dieser Welt hier hat das einen weit höheren Status als eine Ehe in der Deinigen.“ Kai blinzelte ein paar Mal, sah dann Uruha an. „Woher wissen sie das? Aoi hat nichts zu ihnen gesagt.“ Das Meerwesen schmunzelte, streckte sich dann sinnlich, griff nach einem Apfel und einem Messer, begann die Frucht andächtig zu teilen. „Das musste er gar nicht. Deine Körper, deine Aura... alles ist von Aoi behaftet. Er hat dir sein Zeichen in die Haut gebrannt – jeder würde erkennen, dass du Aois bist und niemand würde sich wagen, sich dir zu nähern, wenn die Absichten nicht strikt freundlich oder freundschaftlich sind.“ Ein Stück der süßen Frucht verschwand hinter Uruhas sinnlichen Lippen. „Das ist auch der Grund, weswegen du sofort bei uns sitzen darfst. Unter anderen Umständen müssen andere Wesen draußen essen, sogar wenn sie mit uns Generälen oder aber Aoi selbst gekommen sind.“ „Ich fühle mich, als wäre ich ein Prestigeobjekt.“ Kai murmelte es nur, aber der Langhaarige hörte es trotzdem, klackte deswegen leise mit der Zunge. „Du solltest deine Position nicht so schlecht machen. Jeder in diesem Land würde dich ohne mit der Wimper zu zucken vor jeder nur erdenklichen Gefahr retten. Sie verehren dich. Und du würdest sie mehr als glücklich machen, wenn du ihr Dorf segnest, bevor du gehst. Den Zuspruch von dem Herrn und dessen Geliebten zu bekommen, ist für die einfachen Leute das Größte. Allein dass du hier bist und dieselbe Luft wie sie atmest, erfüllt sich mit dem größtmöglichen Glück.“ „Sie kennen mich doch gar nicht.“ „Das ist ihnen egal. Sie kannten auch Aoi nicht und dennoch schworen sie ihm sofort die Treue bis in den Tod, als er von den Weisen offenbart wurde.“ Kai lehnte sich näher zu Uruha, Neugierde in den dunklen Augen und dann wurden seine Ohren wie die eines kleinen Kindes immer größer. „Kannst du mir mehr erzählen?“ Er flüsterte es fast, als würde er das Meerwesen um ein großes Geheimnis bitten und dieses lächelte, nickte dann, aß ein weiteres Stück seines Apfels, wobei es nachdenklich summte, vielleicht weil es einen Anfang suchte, doch noch bevor es überhaupt etwas sagen konnte, erhob sich Reitas Stimme. „Ihr beide braucht nicht miteinander zu tuscheln, wisst ihr? Wir anderen hören die Story auch gerne – vor allem weil wir in den Hauptrollen sind.“ Das selbstzufriedene Grinsen lag in der Stimme, Kai brauchte sich dafür nicht einmal herumzudrehen und er schnaubte leise, überrascht, dass Uruha genau das gleiche tat, anschließend über seine Schulter sah. „Dein Ego ist auch so groß genug, Reita. Da muss ich es sicher nicht noch weiter fördern, indem ich dir Honig um den Mund schmiere.“ „So, warum nicht? Vielleicht will mein Ego ja genau das?“ Das Geisterwesen räkelte sich sehr zufrieden auf seinen Kissen, zog dann breit lächelnd an seiner Zigarette, derweil Ruki neben ihm die seine ausdrückte, dann den Rauch in das Gesicht des Blonden blies. „Dein Ego will eine Kugel im Kopf.“ „Immer diese Brutalität! Wirklich, Ru, für einen Dunkelelfen hast du furchtbar schlechte Manieren.“ „Seit wann bestimmt die Rasse, ob man sich zu benehmen weiß? Wenn du mir auf die Ketten gehst, dann sag ich dir das und basta. Und gerade strapazierst du meine Nerven ganz schön.“ „Ich liege doch nur hier!“ „Das reicht schon.“ Kai gluckste – er konnte nicht anders. Erst war es nur ein leises, unterdrücktes Lachen, doch schnell wurde es unkontrollierbar und ehe er es sich versah, hatte er Tränen in den Augen, während er sich den schmerzenden Bauch hielt. „K-Man? Alles Roger da unten?“ Das Geisterwesen schwebte näher, musterte ihn dann mit einer hochgezogenen Braue und Kai hob die Arme, schlang diese um Reitas Nacken, zog ihn auf diese Art und Weise zu sich herunter. „Bin ich froh!“ „Weswegen? Weil du mich ersticken kannst?“ Die Stimme des Blonden war gedämpft und Kai grinste, fuhr dann mit beiden Händen durch die kurzen Haare seines Freundes, brachte diese in eine herrliche Unordnung. „Du kannst nicht sterben!“, noch immer grinste der Drummer breit, ließ Reita aber los. „Nein, ich bin froh, dass ich euch doch noch kenne. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob ich es jemals überein bringen werde, dass ihr 'hier' und ihr 'dort' die gleiche Person seid, aber ich stelle fest, dass, ja in der Tat, ihr noch immer die gleichen seit. Und das macht mich glücklich.“ Und nun war es zum ersten Mal Reita, der reichlich dümmlich blinzelte – es war eine erfrischende Abwechslung, wirklich. „Okay~~~. Das war jetzt wirklich random, K, my man, aber dennoch, schön, dass du happy bist.“ Kai summte, setzte sich dann wieder ordentlich hin, lächelte zu Aoi hinauf, der dem Ganzen mit stummer Intensität gefolgt war, doch er sah die Zufriedenheit in den schwarzen Tiefen – der Dämon wirkte nun gerade sehr entspannt und Kai stellte fest, dass er das wirklich mochte. Sein Blick glitt wieder zu Uruha, er wollte die Geschichte noch immer hören und das Meerwesen lächelte, zupfte seine Kleidung zurecht, faltete dann die Hände ordentlich in seinem Schoß, derweil Kai sich ein kleineres Kissen heranzog, mit diesem kuschelte. „Wo sollen wir beginnen? Ah... vielleicht in der Nacht in der unser aller Herr geboren wurde.“ »Uruha war noch ein kleines Kind, als er seine Eltern über die Geburt des neuen Herrschers reden hörte. Geburt bedeutete in diesem Fall nicht, dass ein Baby auf die Welt kam, sondern viel mehr, dass ein Kind gefunden wurde, welches den Prophezeiungen der alten Welt entsprach – die Krönungszeremonie glich dem Einhauchen eines neuen, vollkommen anderen Lebens und wurde deswegen 'Schöpfung' oder 'Auferstehung' genannt. Und obwohl Uruhas Mama ihm immer wieder gesagt hatte, wie wichtig ihr neuer Herr sein würde und dass er jeden Tag für ihn beten solle und hoffen, dass er sie lange, lange Jahre im Licht halten möge, so war doch das kleine Meerwesen nur ein Kind, das sich nicht um alles kümmerte, das die Eltern den lieben langen Tag predigten. Er ging viel lieber mit den anderen schwimmen, wo sie sich dann die eiskalten Ströme hinunter stürzten oder als Mutprobe zur Wasseroberfläche hinauf tauchten – je näher sich jemand von ihnen an den Strand wagte, desto größer war der Ruhm, der ihm innerhalb der Gruppe zuteil wurde. Uruha hatte sich bisher nie sehr weit getraut und war aus diesem Grund als Angsthase betitelt worden... Das war etwas, das er nicht auf sich sitzen lassen konnte. Deswegen entschlüpfte er seinem Haus nach dem Mittagessen, hob nur die Hand, als ihm seine Mama zurief, dass er in der Abenddämmerung zurück sein solle und schwamm geradewegs zu der Stelle an welcher sie sonst immer starteten. Darunter verharrte er, sah nach oben... ganz seicht konnte er die Schatten der Spitze des alten Schiffswracks sehen und mit einem mulmigen Gefühl näherte er sich dem alten Holz, berührte es mit den Fingern – und schwamm dann entschlossen weiter, wenn er einen Ast oder einen anderen Beweis vom Ufer mitbrachte, dann würde Jewel ihn nicht mehr auslachen und als Feigling beschimpfen. Ganz vorsichtig tauchte er auf, als er die Wurzeln der Bäume unterhalb ins Wasser ragen sah, wand sich zwischen den mächtigsten von ihnen hindurch... Es war so seltsam über dem Wasser. Sein Haar klebte an seinem Kopf und war viel schwerer, der war Wind kühl und trocken auf seiner Haut und egal was er berührte, es hinterließ Schmutz auf seinen kleinen Händen. Etwas weiter weg sah Uruha ein goldenes Blatt liegen – es war perfekt in seiner Form und der ideale Beweis, dass er tatsächlich hier gewesen war, weswegen sich das Meerwesen leise höher schob, den Arm streckte und sich mühte, das Stück Laub zu fassen zu bekommen. Doch es entzog sich hartnäckig, immer wieder kam der Wind, trieb es ein Stück weiter weg und Uruha zog störrisch die Stirn zusammen, das konnte doch nicht wahr sein! „Du solltest ganz aus dem Wasser kommen, anstatt zu versuchen, es so zu erreichen.“ Die Stimme war so plötzlich, kam von oberhalb und Uruha – welcher bäuchlings auf dem Ufer lag, die Schwanzflosse vor Anstrengung in die Höhe gestreckt – zuckte heftig zusammen, rutschte zurück ins Wasser, versteckte sich unterhalb der Oberfläche. Er lauschte und hörte wenig später einen sanften Aufprall, dann leise Schritte und das Rascheln von Kleidung, bevor sich ein Arm über das Wasser schob, der sein goldenes Blatt festhielt. „Ich weiß, dass du noch da bist, also komm wieder hoch. Ich werde dir nichts tun.“ Nein! Seine Mama hatte ihm verboten, sich mit den Wesen auf dem Land zu unterhalten – ihr Volk war für sich und würde es auch bleiben. Aber... Die Hand, welche sein Blatt hielt, verharrte unverändert... Vielleicht konnte er es sich ganz schnell nehmen und dann wieder verschwinden? Uruha war ein schneller Schwimmer, das Wesen würde ihm auf seinen beiden Beinen nicht folgen können. Ja, das erschien ihm eine wirklich gute Idee und so schloss er kurz die Augen, sammelte sich, schoss dann in die Höhe, wollte sich das Blatt greifen und verschwinden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass das fremde Wesen schlicht seinen Arm packen würde. Schwarze Augen lagen ruhig auf ihm, als er entsetzt in das Gesicht eines anderen Kindes blickte, das ihn gerade wie eine Spielzeugpuppe in der Luft hielt und keinerlei Regung tat, ihn sobald loszulassen. „Es ist nicht rechtens, ohne Dank zu verschwinden, wenn jemand einem geholfen hat.“ Während der andere Junge sprach, konnte Uruha Fangzähne unter dessen Lippen hervorblitzen sehen, dieser war also ein Dämon und obwohl sich das Meerwesen fürchten sollte, überwog die Neugierde auf das fremde Wesen weit mehr. „Warum hast du mir geholfen?“ Er wurde runter gelassen, hielt sich aber an einer Wurzel fest, derweil sich das andere Kind hinhockte, dann mit den Schultern zuckte. „Weiß nicht. Du sahst irgendwie niedlich aus, in deinem Versuch an Land zu robben.“ Uruha schnaubte leise – das klang ja nun nicht gerade nach der Eleganz und Geschmeidigkeit die ihm als Meerwesen in die Wiege gelegt worden war und trotzdem strich er sanft über den Rand des Blattes, lächelte dann. „Danke, dass du es getan hast.“ „Gern geschehen. Warum willst du das überhaupt haben?“ „Eine Mutprobe unter uns Kindern. Jeder von uns versucht etwas vom Strand zu holen, als Beweis, dass wir mutig genug sind, an die Oberfläche zu tauchen. Und je weiter der Gegenstand vom Rand des Sees entfernt ist, desto mehr Ehre wird einem zuteil.“ Der kleine Dämon nickte, summte dann. „Ich habe keine Freunde, mit denen ich spielen könnte. Aber ich hätte etwas, womit du deine Jungs beeindrucken kannst. Hier, ich schenke es dir.“ Damit zog der Schwarzhaarige eine Kette unter dem Hemd hervor, streifte sie über seinen Kopf und hielt sie Uruha hin, der sie ehrfurchtsvoll entgegen nahm. „Warum schenkst du mir das so einfach?“ Sein Gegenüber lächelte. „Weil ich dich mag.“ Stimmen drangen aus den Wäldern hinter ihnen und Uruha versteckte sich sofort etwas mehr, währenddessen das Dämonenkind seufzte, sich dann durch das Haar strich. „Sieht so aus, als hätten sie mich gefunden. Du solltest zusehen, von hier zu verschwinden.“ Das andere Wesen erhob sich, wand sich schon zum gehen herum, da war es dieses Mal Uruha, welcher nach einer der weißen Hände griff. „Warte! Ich bin Uruha. Wie ist dein Name?“ Ein Blick über eine Schulter, begleitet von einem anziehenden Lächeln. „Aoi.“« „Ich hatte damals natürlich keine Ahnung, wer da vor mir gestanden hat. Ich glaubte aus allen Wolken zu fallen, als ich ihn bei der Schöpfungszeremonie wieder sah und mir klar wurde, wer genau er war.“ Uruha lächelte versonnen und Kai sah, wie dieser über den Anhänger der Kette strich, die um seinen Hals hing – ohne Frage war sie das Geschenk von damals. „Wie bist du sein General geworden?“ „Er hat mich ausgesucht. Aois Macht in diesem Land ist absolut. Gleich nach der Zeremonie bekam er alle Rechte, das Land nach seinem Belieben zu führen, Berater und Generäle zu erwählen, die in seinen Augen würdig sind. Als ich ihn einmal fragte, warum er sich so sicher war mit mir, nur ein paar Stunden nachdem er Herr geworden war, da hat er mich angelächelt und gesagt: Du warst mein erster Freund.“ Bei den letzten Worten sah Uruha hinauf zu Aoi, lächelte diesen an und der Dämon erwiderte es, selbst wenn er abermals nichts sagte. „Und die anderen? Wie wurden sie zu Aois Begleitern?“ „Ah, das war dann schon etwas schwieriger....“ Es war dem Meerwesen nicht vergönnt, weiter zu sprechen, denn mit einem Mal öffnete sich der Eingang zu ihrem Zelt und ein Soldat kam herein – dieser schlug sich kräftig gegen die mit einem Lederpanzer geschützte Brust, kniete sich dann hin. „Aoi-sama. Ich bereue zutiefst, Euch nun stören zu müssen, aber in Java gibt es erneute Unruhen. Bitte, kommt mit mir und schlichtet den Streit um das Land. Wir sehen uns außer Stande es mit weiteren, friedlichen Mitteln zu versuchen.“ Während er sprach blickte der Hüne nicht einmal auf, wartete dann ehrfurchtsvoll ab, wie der Dämon sich entscheiden würde, welcher sich gerade in diesem Moment aufrichtete. „Teile deinen Truppen mit, dass ich in Kürze zu ihnen stoßen werde, Raoul.“ Abermals ein kräftiger Schlag und Kai nahm an, dass es eine Art Ehrdarbietung für den Herrn war, dann erhob sich der blonde Soldat, verließ das Zelt wieder und Reita streckte sich gähnend und grinsend. „Scheint, als würde die Arbeit wieder rufen, nicht wahr Boss-man?“ Keine direkte Antwort, nur ein Blick aus dunklen Augen, als sich der Dämon elegant erhob. „Ich werde mit Kai nach Java gehen. Ihr solltet währenddessen herausfinden, wie Kai hier hergekommen ist und ihn vor allem wieder unbeschadet nach Hause bringen.“ Reita salutierte, doch der Drummer an seiner Seite schüttelte entschieden den Kopf. „Ich will nicht zurück!“ Ein ruhiger Blick streifte ihn, doch Kai hatte sich bereits entschieden. „Ich werde bleiben, solange ihr hier seid. Ihr seid meine Freunde und ich will nicht in einem Zimmer hocken und mich fragen, was ihr wohl gerade treibt. Außerdem ist mir Uruha den Rest der Geschichte schuldig.“ Besagter lächelte sanftmütig, schob dann die Arme um Kai und sah ebenfalls zu Aoi, welcher frustrierst schnaubte. „Du machst doch ohnehin, was du willst. Fein, bleib. Aber deine Aufmüpfigkeit wird heute Nacht bestraft werden.“ Der Tonfall war zu den letzten Worten hin sehr dunkel geworden verführerisch streifte er Kais Sinne, der allein ob dieses Versprechens bebte. „Ich kann es kaum erwarten.“ Aoi schritt auf ihn zu, fing sein Kinn und dann seine Lippen, küsste ihn mit einem Feuer, dass die Knie des Drummers weich wurden, dieser am Ende mehr oder minder in den Armen des Dämonen hing und suchte, wieder zu Sinnen zu kommen. „Dann lass uns gehen.“ End Part IV – Future End Blurr Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)