Predestined Fate von Nhaundar (vorherbestimmtes Schicksal) ================================================================================ Kapitel 3: Gründe ----------------- Vielleicht hätte er seine Verletzungen, besonders seine Hand nicht so beanspruchen sollen, als er dem Älteren durch die Straßen Jerusalems gefolgt war. Dass die andere Wunde nur dumpf pochte, war schon ein Wunder. Noch eine Weile hatte er der kleinen Runde zugesehen und zugehört, und war nun sehr in Eile um noch vor Malik wieder im Büro zu sein, was sich als schwieriger gestaltete als er zu Beginn angenommen hatte. Schließlich schaffte es Altair dennoch, war aber noch etwas außer Atem, als Malik die Räume betrat, was dem Älteren natürlich auch sofort auffiel. Aber ändern konnte er daran nun auch nichts mehr. Der Jüngere hatte bald gemerkt, dass er durch sein gezwungenes im Bett liegen deutlich an seiner körperlichen Leistungsfähigkeit eingebüßt hatte. Auch das war wohl so etwas wie eine Strafe, aber es war einleuchtend… Normal wäre er schneller wieder im Assassinen-Büro gewesen. „Wo wart Ihr Altaïr?“, fragte dieser auch gleich misstrauisch und ließ sich auf einem Schemel gegenüber dem Bett nieder. Das neue und saubere Assassinengewand, was Malik besorgt hatte war etwas zerknautscht und lag nicht so wie es zuvor gelegen hatte, als er gegangen war. Altaïr seufzte, es machte keinen Sinn seinen kleinen Ausflug zu verheimlichen, da die Anzeichen klar waren. „Ich konnte das ewige herumsitzen nicht ertragen. Ich wollte mich etwas bewegen. Verzeiht!“ Erstaunt sah Malik den Braunhaarigen an. Hatte sich dieser gerade tatsächlich für sein Verhalten entschuldigt!? „Bei Allah, es geschehen noch Zeichen und Wunder!“, kam es über die Lippen des Älteren. Altaïr verzog das Gesicht. „Tretet es noch breiter und es war das letzte Mal.“, erwiderte der Assassine mürrisch und sah weg. „Woran liegt es? Hab eich mit meinen Worten tatsächlich etwas in Euch bewegt?“, hakte Malik nach. Aber es war wohl so, denn vorher war dies nicht der Fall gewesen. Der Braunhaarige blickte wieder zu dem anderen und kniff die Augen etwas zusammen. „Zwei Wochen sind eine lange Zeit in denen man nachdenken kann.“, erwiderte er nicht weniger mürrisch als zuvor. Wohin der Jüngere gegangen war, ließ der Schwarzhaarige wohl außen vor, gut, genau das was er erreichen wollte. Altaïr seufzte und musterte den Al-Sayf eingehend, dann entschloss er sich das zu tun, was er eigentlich schön längst hätte tun sollen. Er hatte sich geschworen sich zu ändern, dass hier war nur der Erste von vielen Schritten die er zu gehen hatte. „Malik… ich denke es ist überfällig. In den letzten beiden Wochen habe ich ausführlich nachgedacht, über mein Verhalten und… dem Ereignis, was das Verhältnis zwischen Euch und mir so zerrüttet hat. Mir war nicht bewusst, was ich tat als ich nicht auf euch hörte. Glaubt mir die Konsequenzen wollte ich nicht, weswegen ich mich hiermit bei Euch aufrichtig entschuldigen möchte. Mehr kann ich nicht tun….“ Man sah dem Ibn La-Ahad deutlich an, dass es ihn einiges an Überwindung gekostet hatte, das zu äußern. Ungläubig und mit leicht geweiteten Augen saß Malik auf dem Schemel und erwiderte den ehrlichen Blick des Jüngeren, der noch immer auf ihn gerichtet war. Nie hatte der Schwarzhaarige mit diesen Worten gerechnet… Nie... dass sie jetzt über die Lippen des Braunhaarigen kamen… er musste träumen. Irgendetwas stimmte hier doch nicht?! Seine Worte, in dem Zustand der Aufgebrachtheit, die er an Altair gerichtet hatte, waren sie der Auslöser dafür? Dass er es endlich klar und deutlich ausgesprochen hatte, war es das, was es gebraucht hatte oder steckte da mehr dahinter? Sicherlich lag es auch an der Verletzung die der andere sich durch seine Unvorsicht zugezogen hatte und auch die ständige Gegenwart Maliks… vielleicht hatte das endlich etwas Bewegung in die Windungen in Altaïrs Kopf gebracht. Er wusste nicht was er noch dazu sagen sollte. Sprachlos starrte er den Anderen an. Altair wurde unruhig unter dem Blick des anderen und rutschte unbehaglich auf dem Bett hin und her. „Sagt etwas…. Oder hört auf mich so anzusehen. Das passt nicht zu Euch.“, murrte er und stand auf um unruhig hin und her zu gehen. Die ganze Situation überforderte ihn. Wieso hatte er so gehandelt? Sollte es ihm nicht doch egal sein, besonders wen Malik so überrascht darauf reagierte. Er war ja bekannt dafür ein gesundes Selbstwertgefühl zu haben…. Aber anscheinend hatte das Malik in keinem Fall erwartet. Vielleicht ein Danke für die Hilfe aber mehr auch nicht. „Ich werde morgen meine Sachen packen und mich auf den Weg nach Masyaf machen. Ich fühle mich nunmehr bereit dazu.“, unterbrach er die andauernde Stille. Immerhin hatte er die Kletterei heute überstanden, auch wenn das seiner noch immer gebrochenen Hand nicht gut getan hatte. „Egal was ihr dazu meint. Ihr habt ja mitbekommen, dass ich nicht da war und nun ich denke ich werde auch den Ritt überleben. Ich werde euch nicht länger zur Last fallen.“ Abwesend nickte Malik, was er am Morgen noch strikt abgelehnt hatte schien ihm jetzt ganz akzeptabel, es war besser für sie Beide. Aber er erfasste die Worte Altaïrs auch gar nicht richtig, zu sehr war er mit denen von zuvor beschäftigt. Der Jüngere wandte den Blick ab und legte sich auf das Bett um eine Weile zu schlafen, aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Mit dem Gesicht zur Wand lauschte er den Bewegungen des anderen, der sich nach einer schieren Ewigkeit auch hinlegte um zu schlafen. Dann herrschte Stille, bis auf ein paar Leute die sich noch in den Straßen herumtrieben. Am nächsten Morgen fand nur ein kurzer Abschied statt: Die Männer reichten sich kurz die Hände. Altair schwang sich auf das Dach des Büros und verschwand durch die Stadttore. Malik war ihm sicherheitshalber gefolgt. Jetzt lag das Wohl des Assassinen nicht mehr in seiner, sondern in der Hand Allahs. Altaïrs Ausfall hatte nach seiner Gesundung, die noch ein paar Wochen in Anspruch genommen hatte, Training zur Folge. Und sein Handeln, seine Unvorsicht, die gegen eines der Gebote des Credos verstieß: „Gefährdet nicht die Bruderschaft.“, forderte auch eine Strafe. Denn genau die Regel hätte gebrochen werden können, wenn er von jemand anderem als von Malik gefunden worden wäre. Und Al Mualim war vorsichtig. Altair musste Strafarbeiten verrichten. Aufgaben die eigentlich nicht einmal einem Novizen zugeteilt wurden, sondern den Kind die Novizen werden wollten oder auch sollten – diese Aufgaben hatten nichts mit einem Auftrag oder eine Mission zu tun, sondern eher das ausmisten der Ställe beinhalteten. Genau das tat er jetzt auch …So fühlte er sich in die Jahre zurückversetzt, als er noch mit staunenden Augen das Können der anderen Assassinen beobachtet hatte. Dass er jetzt einer der Besten war… brachte ihn auch zum Nachdenken. Sein Blick glitt über den leeren Stall, die Pferde waren entweder in Benutzung oder waren in einem umzäunten Bereich, damit sie etwas Bewegung hatten. Was war sein Ansporn gewesen? Was war es was er erreichen wollte… … der braunhaarige Junge war gerade dabei die Treppen zum Aufgang zu Al Mualims „Büro“ zu kehren, seine Kleider waren abgetragen und schmutzig. Aber das lag an der harten Arbeit die er Tag für Tag hier zu verrichten hatte und da würden sich neue Kleider nicht lohnen, da diese innerhalb weniger Tage genauso aussahen wie die Alten. Abgesehen davon mochte er es hier zu kehren, da er so mehr Assassinen sah, die er verstohlen beobachten konnte. Bald würde er auch zu denen gehören deren Fähigkeiten getestet wurden, wenn er das überstand konnte er auch ein Novize werden, ein solcher der gerade die Halle schnellen Schrittes betrat, auf dem Weg zu Al Mualim. Seine Roben waren braun und wehten leicht unter der Bewegung. Die Kapuze hatte der junge Mann, der fünf Sommer älter war als der zehnjährige Junge, tief ins Gesicht gezogen. Altair hatte sich abwesend beobachtend auf den Besen gestützt den er eigentlich benutzen sollte, und ein Krachen brachte den Jungen aus dem Gleichgewicht und er stürzte. Er sah den Boden näher kommen und schämte sich, dass ihm das direkt vor den Augen des Novizen passierte. Der Besenstiel hatte unter dem ungewohnten Gewicht den Geist aufgegeben und war zerbrochen. Das spitze Ende des abgebrochenen Stieles war schmerzhaft über das Kinn und die Lippen des der Schwerkraft zum Opfer gewordenen Jungens geschrammt. Ein weiteres Vordringen über die rechte Gesichtshälfte bis zu dem wertvollen Auge wurde jedoch dank des beherzten Eingriffs des Novizen verhindert. Es schmerzte und Altair traten die Tränen in die Augen, als das Blut warm in seinen geöffneten Mund eindrang und sowohl innen als auch außen seinen Hals hinabrann. Aber er verbot sich vor den Augen, und in den Armen des Novizen auch nur ein Schluchzen verlauten zu lassen. Der angehende Assassine stellte ihn wieder auf die Beine und musterte unter dem Schatten der Kapuze heraus die Verletzung. Dann schob er die Kapuze zurück und lächelte leicht. „Das wird schon wieder.“, meinte der Schwarzhaarige und wuschelte dem Kleineren durch die Haare. „Komm wir gehen dich verarzten.“, meinte er und schob den Jungen vor sich her, in einen abzweigenden Gang. Altair war immer noch zu überrumpelt und zu sehr damit beschäftigt nicht mit weinen anzufangen, sodass er einfach mitstolperte. Schließlich fanden sich die beiden in einem der privaten Quartiere wieder. Es gehörte dem angehenden Assassinen. Der sich nun wieder in eine Augenhöhe mit Altair begab. „Du bist mutig.“, meinte er und lächelte erneut. „Jeder andere hätte sicher geweint.“, fuhr er fort und nahm ein Tuch, was er in Wasser tauchte und wischte das Blut um die Wunde weg. „Zähne zusammenbeißen.“, meinte er und wischte nun auch über die Wunde. Das Zischen aus Altaïrs Mund und die zusammengekniffenen Augen ließen die Augen des Älteren amüsiert funkeln. Dann stoppte er die Blutung indem er den anderen ein Tuch darauf drücken ließ und dann schmierte er eine heilende Salbe auf die Wunde. „Das wird eine Narbe geben.“, meint er und erhob sich wieder. „Das ist mir gleich! Als Assassine werde ich noch viele mehr haben!“, sagte der Braunhaarige entschlossen, sich von solch einem Missgeschick nicht von seiner Berufung, wie er fand, abbringen zu lassen. „Allerdings.“, stimmt der Größere zu und grinste, wobei seine Zähen weiß aufblitzen. „Jetzt mach dich wieder an die Arbeit, bevor Al Mualim die Bitte deiner Eltern, wegen Faulheit doch noch abschlägt.“ Erschrocken huschte der Junge zur Tür und war schon halb den Gang hinab, als er umkehrte. Und gegen den Novizen rannte, der ihm gefolgt war. „Ähm, Danke.“, sagte der Junge und sah aus großen braunen Augen zu dem Dunkelhaarigen auf, der die Kapuze wieder übergezogen hatte. „Ist schon in Ordnung. Pass auf dich auf.“ Altair nickte und rannte weiter. „Wie heißt du eigentlich?“, wollte der Junge dann wissen und drehte sich um, der Andere war jedoch verschwunden. Altair ging schulterzuckend weiter und folgte seine Aufgaben. Als er fertig war die Eingangshalle zu fegen, und gerade den zerbrochenen Besenstil auf dem Abfall hinter der Burg entsorgte, wurde er auf eine Stelle über sich aufmerksam. Holz hatte geknarrt. Auf einem Balken über ihm hockte der Novize. „Meine Name ist Malik.“, meinte dieser und war im nächsten Moment auch wieder verschwunden…. ... gedankenverloren stand Altair der Meisterassassine, dem Rang nach wieder Novize, dank seines Hochmutes, im Stall auf eine Mistgabel gelehnt und hatte sich an die Narbe gefasst, die seinen Mund „zierte“ und die mit dieser Erinnerung verbunden war. Wieso hatte er sich so stark verändert? Es war Al Mualim zuzuschreiben. Der Anführer hatte ihn höchstselbst unterrichtet und so hatte Altair sein volles Potenzial entfalten können. Dadurch, dass er ständig besser war als die anderen hatte er eine ungesunde Einstellung sich und der Bruderschaft gegenüber eingenommen. Was ihm erst jetzt klar wurde. Nach einer schieren Ewigkeit und es hatte nötig sein sollen, dass Malik, Kadar und seinem Arm verlor und dass Altaïr einen beinahe tödlichen „Unfall“ erlitt. Hochmut kam vor dem Fall. „Mach dich wieder an die Arbeit, bevor es sich Al Mualim wegen Faulheit noch anders überlegt.“, erklang es von der Stalltür und Altair zuckte ertappt zusammen. Bis ihm der Wortlaut richtig ins Gehirn vordrang. Er hob den Blick und erkannte Malik. „Wie lang steht Ihr schon dort?“, fragte der Assassine und hörte auf sich auf der Mistgabel abzustützen und fuhr damit fort frisches Stroh zu verteilen, immerhin hatte er damit schon schlechte Erfahrung gemacht. „Lang Genug. Altair.“, meinte der Ältere und seit langem erschien ein Grinsen in dem Gesicht des Schwarzhaarigen. „Zumindest weiß ich woran Ihr gedacht habt.“, fuhr er fort und deutete auf die Narbe an Altaïrs rechten Mundwinkel „Es ist viel zeit vergangen, seit damals.“, Malik seufzte. Und viel ist geschehen, fügte er in Gedanken hinzu. Er trat aus der Sonne die in den Stall schien in den Schatten zu dem Assassinen, der einen völlig ungewohnten Anblick bot. Er trug normale Kleidung, die schmutzig war und er hatte auch keine Kapuze über. Die Situation hatte mehr von damals als Altair wohl annahm. „Weswegen seid Ihr hier, Malik?“ „Ich habe die Zeit genutzt, und nun meinerseits über Eure Worte nachgedacht.“ „Ich nehme Eure Entschuldigung an. Ihr habt euch verändert, auch wenn dafür viel geschehen musste.“, sagte er und trat auf den Anderen zu und streckte den Arm aus. Altair fixierte den anderen und musterte dessen Gestalt, er lieferte bestimmt die Berichte ab. Nicht umsonst nahm er den Weg von Jerusalem bis hier her auf sich. Die folgenden Worte jedoch ließen den Jüngeren etwas verwirrt aufblicken. Dann musterte er den ausgestreckten Arm. Mit einem festen Griff und nach einem kurzen Zögern ergriff er den Arm und ehe er es sich versah hatte der Ältere ihn in eine kurze, feste Umarmung gezogen. Als sie sich wieder lösten sah Altaïr in die warmen, braunen Augen des Anderen, die nicht mehr kalt und abweisend waren. „Ich weiß das zu schätzen, alter Freund.“, meinte er und ein seltenes Lächeln schlich sich in Altaïrs Gesicht. Malik war einiges klar geworden, während Altairs Abwesenheit. Besonders, dass er nicht noch mehr verlieren wollte als bisher und dazu zählte auch die Freundschaft die sie verband. Die aber jetzt ganz anders war als zuvor und sich auch so anfühlte. Er nickte. „Ich auch.“ Plötzlich kam Altair etwas anderes in den Sinn, warum könnte Malik noch hier sein? Vielleicht weil Malik um die Erlaubnis einer Heirat bat? „Malik, weswegen seid Ihr noch hier? Wollt Ihr vielleicht jemanden heiraten?“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn, bis ihm ein Licht aufging, damals als Altair sich entschuldigt hatte, zuvor… er war weg gewesen, hatte er ihn verfolgt gehabt? „Ihr seid mir gefolgt!“, meinte er und verzog das Gesicht, zornig über Altairs Vorgehensweise. „Seid Ihr, oder seid Ihr nicht?“, forderte der Jüngere eindringlich. „Das geht Euch nichts an.“, zischte er, wütend, weil der andere ihn verfolgt hatte. Auch wenn er das Umschlagen der Situation von einer Versöhnung auf das jetzt nicht gewollt hatte. Altair verzog das Gesicht. Dieses komische Gefühl machte sich in ihm breit! Diesmal jedoch übermächtig. „Doch geht es.“, meinte er stur und ohne nachzudenken und ohne auf eine Erwiderung des anderen zu warten, riss er Malik an sich und drückte seinen Lippen gegen die des Anderen. Als ihm klar wurde, was er hier tat, wich er ruckartig zurück und im nächsten Moment war er zur Tür hinaus verschwunden. Verblüfft starrte Malik dem Jüngeren nach, der nicht mehr zu sehen war. Nun war es an ihm sich an den Mund zu fassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)