Fuck! von abgemeldet (Mello&Matt) ================================================================================ Kapitel 23: Der Kampf kann beginnen! ------------------------------------ Hey Leute, das hier ist mein persönliches Hass- Kapitel. Deswegen hat es auch viel länger als geplant gedauert, bis ich es gepostet habe. Ich habe mir wirklich die Zähne daran ausgebissen, geholfen hat's nicht wirklich^^. Ich hoffe, ihr habt trotzdem euren Spaß. Tschüßi ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ „Matt?“, frage ich innerlich überglücklich, während meine Stimme dieses Gefühl nicht zu vermitteln vermag. „Hallo Mello, geht’s dir gut?“ Entgeistert schaue ich L an und sage dann in den Hörer: „Karl!“ „Mello, wir haben dich wirklich vermisst. Deswegen würden wir uns alle freuen, wenn du uns einen Besuch abstatten würdest. Solltest du dich dagegen entscheiden, dann sehe ich mich leider gezwungen, deinem Kumpel mit meiner Waffe bekannt zu machen. Und du wärst dann als nächstes dran. Lass deine Freunde also nicht zu lange warten, was nebenbei bemerkt, auch unhöflich wäre. Bis später dann, Pornoqueen!“ Mein Mund steht noch immer offen und das obwohl er schon aufgelegt hat. Wortlos blicke ich in die wenig überraschten Augen von L. Mit einem Seufzer verstaue ich mein Handy in meiner Hosentasche. Da haben wir uns wieder was eingebrockt! Wie soll ich Matt da raus holen, ohne das wir beide bei der Sache draufgehen? Grübelnd laufe ich im Zimmer auf und ab und gehe alles nochmal im Kopf durch. Mir darf jetzt auf keinen Fall ein Fehler unterlaufen, denn diesmal würde ich den Kleinsten mit meinem Leben bezahlen. „L, ich werde zum Unterschlupf der Mafia gehen. Was anderes bleibt mir gar nicht übrig.“ Er nickt und nimmt anschließend auf einen der Sessel platz. Aber weder normal, noch in seiner gewohnten Hocke. Sondern vielmehr kopfüber. Skeptisch beobachte ich dieses Schauspiel einige Sekunden lang. Scheint, als habe er ein Faible für abstruse Sitzvarianten, obwohl ich diese nicht mal als solches betiteln würde. Es sind seine Worte, die mich monoton wie immer, aus den Gedanken reißen. „Du solltest da aber nicht ohne Weiteres hingehen, denn damit hätten wir nicht nur einen Toten, sondern gleich zwei.“ „Da hast du recht.“, verlässt es mich zögerlich. Doch dann finde ich schnell zu meiner alten Selbstsicherheit zurück. „Das Problem ist aber, dass ich keine Zeit habe, einen ausgeklügelten Plan zu schmieden. Sollte ich mir zu viel Zeit lassen, werden diese Arschlöcher ihn killen.“ „Nein, da siehst du falsch.“, erwidert er und bewegt den kleinen Teelöffel in seiner Hand demonstrativ hin und her. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ „Ganz einfach: Sie brauchen euch beide und wer würde schon eine so wichtige Geisel töten? Der Tod von Matt würde ihnen viel mehr Schaden zufügen, als dass er ihnen was bringt. Sie haben keine andere Wahl, als abzuwarten, bis du dich dazu entschließt, ihn zu retten.“, beantwortet er meine Frage und beginnt, seine nackten Füße aneinander zu reiben. „Das ist mir auch schon durch den Sinn gegangen, allerdings hast du diese Mafiosi noch nicht erlebt. Die sind kaltblütiger, als du es dir im Entferntesten vorstellen kannst. Ich habe sie hautnah erlebt. Ein Menschenleben löschen sie mit einem müden Lächeln auf dem Gesicht aus. Ich verlasse mich also nicht darauf, dass sie Matt solange am Leben lassen, bis ich da endlich auftauche.“ „Du irrst dich, Mello!“ Wieder schaut er mich mit einem starren Blick an, der so verdreht noch viel beunruhigender wirkt.“Ich versichere dir, dass sie Matt am Leben lassen werden.“ Erstaunt und fragend drücke ich meine Augenbrauen etwas nach unten. Woher nimmt er nur diese Selbstsicherheit, wo es doch wirklich nicht vorhersehbar ist, wie sich die Mafiosi in diesem Fall verhalten werden? Liegt seine Sicherheit an seiner jahrelangen Erfahrung? „Hast du denn einen Vorschlag, wie ich jetzt vorgehen könnte?“ Inzwischen genießt L kopfüber ein großes Stück von der Erdbeertorte auf dem Tisch. Er kann echt was verdrücken. „Möglich!“, antwortet er mir trocken. „Was heißt ‚möglich‘?“, kommt es eine Spur zu gereizt aus mir, was ich auch sofort bereue. Andererseits steckt mein bester Freund zehn Meter tief in der Scheiße und wenn ich nicht bald einen Plan habe, wer weiß, was die mit ihm anstellen. Zum Glück nimmt sich L meine forsche Ausdrucksweise von eben nicht weiter zu Herzen. Stattdessen wohnt ihm noch immer die nötige Gelassenheit inne. „Ich will erst wissen, welche Vorgehensweise du dir ausgedacht hast.“ Unfreundlich kehre ich ihm den Rücken zu und werfe einen Blick auf die Uhr, die mir 15:13 anzeigt. Im Anschluss daran drehe ich mich abermals zu L um, der plötzlich wieder normal hockend auf den Monitor seines Laptops starrt, während er nebenbei weiter von seiner Erdbeertorte nascht. Und das in einer Selbstgefälligkeit, als hätte er nie etwas anderes getan. Wie konnte er so schnell die Position wechseln? Und dann auch noch völlig geräuschlos? Ein weiteres Mal bin ich zutiefst beeindruckt von seinen Fähigkeiten. Dann komme ich zu meinem eigentlich Problem zurück. Geschmeidig fahre ich mir durch meine blonden Haare, bevor ich schließlich beinahe so kalt wie Near „Ich habe noch keinen Plan.“ von mir gebe. „Nun, ich auch nicht.“, gibt er gelangweilt von sich. Ob er die Wahrheit sagt? Einerseits kann ich mir nicht vorstellen, dass er lügt, andererseits ist es noch unglaubwürdiger, dass er keinen Plan hat. Welchen Grund er auch immer hat, mir bleibt nichts anderes übrig, als mir selbst was zu überlegen. L widmet sich wieder seinen Süßigkeiten und stapelt nebenbei abwechselnd weiße und braune Zuckerwürfel aufeinander. Derweil laufe ich im Zimmer auf und ab, was mir das Denken erheblich erleichtert, da ich keine Schokolade zur Hand habe. L hat sicher schon einen Plan parat, aber so wie ich ihn einschätze, möchte er, dass ich mir selbst was überlege. In seiner Gegenwart fällt mir das nicht gerade leicht. Mein Ansporn ist dafür sehr groß, denn ich will nicht versagen, nicht heute, nicht jetzt, nicht hier. Aber wie kann ich da reingehen, Matt retten und dann ohne jegliche Löcher im Körper wieder herausgehen? Was tun? Was tun? Nach allem was ich über die Mafia weiß, muss ich damit rechnen, dass ich da niemals heil herauskomme, sollte ich tatsächlich einfach in die Menge spazieren, um ihn da rauszuholen. Als ich glaube, eine Lösung gefunden zu haben, bleibe ich schlagartig vor L stehen, dem ich meine gesamte Aufmerksamkeit schenke. Dieser dreht sich ebenfalls zu mir herum, dabei hätte ich, entgegen meines sonstigen Verhaltens, fast angefangen zu lachen. Er hat sich sämtliche Zuckerwürfel, die vorhin noch Teil eines Turms waren, in den Mund geschoben, weswegen seine Wangen stark nach außen gedehnt wurden. Sein planloser Blick dabei ist wohl die Krönung des Ganzen. „Ich glaube, dass meine einzige Chance darin besteht, mir die vielen Eingänge des Unterschlupfes zu Nutzen zu machen.“ „Das sehe ich ähnlich.“, antwortet er mir daraufhin. „Wie genau stellst du dir das vor?“ „Insgesamt Vier Ein – beziehungsweise Ausgänge sind mir bekannt: Der erste ist der Haupteingang, der durchgehend und üblicherweise von allen gebraucht wird. Im Hauptaufenthaltsraum existiert ein Weiterer, wobei ich nicht weiß, ob er als Ausgang fungiert. Am Wahrscheinlichsten ist natürlich, dass er nach draußen führt, aber sie könnte auch als Falle dienen. Abgesehen von diesen kann ich mich an zwei Weitere erinnern, die sich am anderen Ende des Gebäudes befinden. Beide sind als „Notausgänge“ gekennzeichnet und werden lediglich von einer dicken, breiten Betonwand voneinander getrennt. Wenn man nun durch den Gang geht, der einen beim Öffnen der Notausgänge von außen erwartet, dann gelangt man nach etwa 15 Metern in einen Raum von ungefähr 70 Quadratmetern. Dieser ist im Gegensatz zu den Notausgängen, die in der Regel nur von zwei Mafiosi bewacht werden, mit Kameras ausgestattet. Das Schwierigste wird sein, unbemerkt und ungehindert ins Innere einzudringen. Dafür könnte ich Chloroform benutzen, um die sogenannten Wachen außer Gefecht zu setzen. Außerdem weiß ich von einem Geheimgang, der mir behilflich sein wird. Eine wichtige Sache wäre noch, dass draußen ein Fluchtwagen oder ähnliches auf uns wartet. Vorausgesetzt natürlich, dass wir da lebend rauskommen.“ Ruhend liegen seine Hände auf seinen Knien, sein Blick ist streng auf den Tisch gerichtet. Für eine ganze Weile regt er sich nicht und nur die Tatsache, dass sein Brustkorb sich regelmäßig hebt und senkt, zeigt mir, dass er lebt. Was würde ich dafür geben, einen Blick auf seinen Denkprozess zu erhaschen!? Wie viele Gedanken er wohl in einer Sekunde erfassen kann? Anstatt mir selbst zu überlegen, was wir noch tun könnten, beobachte ich ihn lieber dabei. Konzentriert führt er seinen Daumen zum Mund, auf dessen Nagel er herumzukauen beginnt. Wenn ich mir seinen anderen Daumennagel ansehe, dann muss ich davon ausgehen, dass er das des Öfteren tut. Habe von vielen Leuten gehört, dass das die Konzentrationsfähigkeit enorm steigern soll. Das ist wohl aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei L jedenfalls, scheint dies der Fall zu sein. Er zieht seinen Daumen wieder aus dem Mund und hebt seine Hand bis zu seinem rechten Ohr, die er anschließend nach außen beugt, so dass sie im rechten Winkel zu seinem Unterarm steht. „Könnte ich bitte mal dein Handy haben?“ Auch diesmal verzichtet er auf Blickkontakt. Ich lege ihm den gewünschten Gegenstand in die Hand und warte gespannt darauf, zu sehen, was nun folgt … Eine halbe Stunde später ist alles soweit geritzt. „Hier, nimm das!“, ruft er mir hinterher und hält mir dann ein winziges Kommunikationsgerät, wie es die Agenten für gewöhnlich tragen, entgegen. „Steck dir das ins Ohr. Ich werde versuchen, dir von hier aus zu helfen. Ich habe den gesamten Unterschlupf im Überblick. Ich werde dich, wenn nötig, warnen.“ Skeptisch beobachte ich den kleinen Ohrstöpsel in seiner Hand und nehme ihn dann, ohne ein Wort des Dankes, entgegen. „Alles Weitere wirst du von Watari erhalten, der draußen auf dem Taxistand auf dich wartet. Drittes Auto von rechts. Vor den Eingängen warten einige Mitglieder der Mafia auf dich. Du wirst dir einen Weg suchen müssen, mit dem du unbemerkt das Hotel verlassen kannst.“ Anschließend reicht er mir einen Lutscher. „Pass gut auf dich auf!“ „Danke, das werde ich.“, gebe ich zur Antwort und entnehme ihm den Lolli etwas perplex aus der Hand. Als er wieder in sich gekehrt auf den Bildschirm seines Laptops guckt, verlasse ich die Räumlichkeiten. Eilig renne ich die Treppe hinunter, ohne eine Idee zu haben, wie ich weitervorgehen soll. Kurz vorm Ein –beziehungsweise Ausgang bleibe ich stehen und schaue mich um, um sicherzugehen, dass sie nicht bereits im Gebäude sind. Als ich niemanden entdecken kann, werfe ich einen Blick aus dem Fenster neben der Eingangstür und sichte augenblicklich einen schwarzen Cadillac. Das Auto kenne ich nur zu gut. Das Lieblingsauto von Karl. Ob er höchstpersönlich gekommen ist, um mich zwischen die Finger zu kriegen? Auch egal. Ich entschließe mich dazu, auch den Hinterausgang des Hotels zu checken, auch wenn dieser nur im Notfall benutzt werden darf. Dabei schleiche ich regelrecht wie ein Dieb und schaue mich wie ein Paranoider um. Beim Ausgang angelangt, luge ich durch das Glas der Tür. Zwei Männer stehen separat voneinander auf dem Hinterhof des Hotels. Sie sind mir zwar fremd, aber ihr Verhalten verrät sie. Mit einem „Verdammt!“ mache ich kehrt und laufe ziellos die Treppen wieder hoch. Im Flur des ersten Stocks lehne ich mich an die Wand und schließe für einen kurzen Augenblick die Augen. Wie komme ich aus diesem verdammten Hotel nur raus? Ich kann die nicht ewig warten lassen. Verzweifelt schlage ich meinen Kopf immer wieder leicht gegen die Wand, als wenn mir damit geholfen wäre. Versehentlich streife ich etwas, das ich dann genauer unter die Lupe nehme. Die Verzweiflung weicht aus meinem Gesicht und enthusiastisch hole ich mein Handy aus der Tasche. Diesen umschließe ich mit meiner rechten Hand, schlage ihn im Anschluss daran mit Wucht gegen das zarte Glas, das sofort zerspringt. Mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht drücke ich mehrmals auf dem Knopf mit der Aufschrift Alarm. Als Reaktion darauf werden sämtliche Türen aufgerissen und die ersten Leute rennen aus ihren Zimmern. Schnell hat sich eine panische Menschenmasse gebildet. Bevor ich mich zwischen ihnen nach unten drängle, höre ich von L ein „Gut gemacht!“, was nur dazu führt, dass ich noch breiter grinse. Den Menschenanlauf mache ich mir zu nutzen, indem ich mich zwischen ihn drängle und dieserart unbemerkt ins Freie gelange. Die umherschweifenden Blicke der überraschten Mafiosi entgehen mir nicht, als sie mich verzweifelt in der Menge suchen. Währenddessen schleiche ich unter der Deckung der Leute unbemerkt zum Taxistand. Erleichtert lasse ich mich auf den Rücksitz des Mercedes‘ fallen und nehme für ein Weilchen die Käppi ab. Der Motor heult auf und Watari mischt sich in den Verkehr. „Ist alles gut gegangen?“, fragt mich der alte Herr mit seiner warmen und herzlichen Stimme. „Ja, aber das Schwierigste steht uns ja noch bevor!“, antworte ich ihm und blicke mich im Taxi nach einer Waffe um. „L sagte mir, Sie würden mir die nötigen Dinge geben.“ „Ja. Schauen Sie bitte unter die Rückbank. Dort werden Sie fündig.“ „Unter die Rückbank …?“, murmele ich vor mich hin und mache mich gleichzeitig auf die Suche. „Sie können sie hochschieben.“, erklärt er mir. Dafür schnalle ich mich und drücke sie dann mit viel Mühe nach oben. Alles was ich benötige, finde ich darin. Ich schnappe mir eine Beretta 9mm und eine SIG 210, die vermutlich präziseste Waffe der Welt, und verstaue beide in jeweils einem Stiefel. Das Chloroform, ein Tuch und einige andere Gegenstände wie Klebeband und Messer, bewahre ich in einer schmalen schlangenartigen Tasche auf, die man sich wie ein Gürtel um die Hüfte binden kann. Ich drücke die Rückbank zurück und setze mich wieder hin. Die Fahrt nutze ich dazu, um Matt eine SMS zu schreiben, auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass er sie nicht selbst öffnen wird. Trotzdem wird er mit Sicherheit vom Inhalt erfahren. Mit flinken Fingern gebe ich ein: „Hey Matty, lange nichts mehr von dir gehört. Ich hoffe, du hast noch Freude an deiner neuen PSP. Wollte dir meine neue Nummer mitteilen. Ab sofort erreichst du mich unter 22354. Melde dich, so schnell wie möglich. Auf bald, Linda.PS: Dein Schauspieltalent ist grandios. Du bist der mexikanische Leonardo DiCaprio!“ Den Zeitpunkt des Absendens lege ich auf 16:30 fest. Das dürfte in etwa hinhauen. „Sie sollten das letzte Stück zu Fuß gehen, sonst besteht die Gefahr, dass die Reifspuren und das Heulen des Motors Sie vorzeitig verraten. Sein Sie äußerst vorsichtig und kommen Sie gesund wieder zurück.“, richtet sich Watari an mich und hält rechts an. „Das werde ich.“, entgegne ich und steige, mit allem bewaffnet, aus. Watari wendet das Taxi und schnell ist von ihm nichts mehr zu sehen. Die restliche Strecke bringe ich rennend hinter mich, sodass ich mein Ziel nach zehn Minuten erreicht habe. Zu meinem und Matts ganz besonderen Glück liegt der Unterschlupfort in der Nähe eines Waldes und auch das Gebäude selbst, befindet sich zwischen reichlichem Grün. Büsche und auch einige Bäume machen das Versteck perfekt. Ich schleiche mich an und nutze die Deckung der Natur, da selbst die Außenbereiche mit Hilfe von Kameras beschattet werden. Von hier aus die Notausgänge unbeobachtet zu erreichen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Dieses Problem jedoch löst sich in Luft auf, als ich L sagen höre: „Ich werde in genau 30 Sekunden, die Kameras für 7 Sekunden lahm legen. In dieser Zeit hast du Gelegenheit, zum Notausgang zu gelangen. Da dort ein Mafioso Schmiere steht, ist da keine Kamera, von meiner eigenen abgesehen.“ Er verstummt kurz und sagt dann: “Noch 24 Sekunden.“ Ich zähle in Gedanken mit. 23, 22, 21, 20, 19, 18, 17, 16, 15, 14, 13, 12, 11, „10“, spricht L meinen Gedanken aus. Ich lege meine Hände auf den Boden und strecke mein rechtes Bein aus, so wie man das bei einem Wettlauf macht. „5“, ertönt wieder Ls Stimme und mein Herzschlag legt an Geschwindigkeit zu. „3, 2, 1, Jetzt“, sagt er und ich sprinte blitzschnell los. Im Kopf zähle ich die 7 Sekunden, die mir bleiben. Ich renne wie ein Wilder auf den verdeckten Notausgang zu. Da alles praktisch unter der Erde ist, muss ich erst einmal die unscheinbaren Treppen finden, die von allem Möglichen verdeckt sind. Gerade noch rechtzeitig lande ich auf ihr. „Die Kameras sind wieder eingeschaltet.“, lässt er mich wissen. Der kurze Sprint hat mir mehr zugesetzt, als ich erwartet habe. Aufgrund dessen benötige ich eine kurze Zeit, bis ich mich dazu im Stande sehe, weiterzumachen. Mucksmäuschen still laufe ich die zehn Stufen der Treppe hinab, die an beiden Seiten von einer Betonwand umgeben ist. Auf der letzten Stufe angekommen, luge ich nach links, als auch nach rechts. Wegen der Dunkelheit erkenne ich lediglich die Silhouette einer Person. Das rhythmische Pfeifen, das aus seinem Mund dringt, klärt mich darüber auf, um wen es sich handelt. Roy, ein weiterer unwichtiger Handlanger des sogenannten Bosses. Dieser dunkle Korridor, der von ihm bewacht wird, hat eine bemerkenswerte Länge. Die Treppe stellt die Mitte des Ganges dar, dessen Länge schätzungsweise 40 Meter misst. Roy, der von mir ausgesehen rechts steht, scheint seine Arbeit nicht gewissenhaft zu erledigen. Anstatt die Augen aufzuhalten, pflanzt er sich entspannt hin. Von der Dunkelheit und Roys Unachtsamkeit werde ich Gebrauch machen. Bedacht bediene ich mich des Chloroforms, mit dem ich das mitgenommene Tuch benässe. Nachdem alles wieder an Ort und Stelle ist, hole ich meine 9 mm hervor. Das Tuch halte ich in meiner linken Hand bereit, als ich mit der Knarre zweimal schwach gegen die Wand klopfe. Einen Moment später verstummt Roys Gepfeife und kurze, vorsichtige Schritte werden immer deutlicher wahrnehmbar. Mein Rücken ist an die Wand gelehnt, meine Hand steht mit dem Tuch einsatzbereit ein Stückchen von meinem Hals entfernt. Aus heiterem Himmel bleibt er stehen und gibt keinen Mucks von sich. Verdammt! Sollte Roy der Überzeugung sein, sich dieses Geräusch wohlmöglich nur eingebildet zu haben, dann wäre ich gezwungen, diesen erneut zu erzeugen. Dadurch verringern sich jedoch die Chancen auf Erfolg, denn damit wären seine Zweifel ausgebügelt und er wäre vorsichtiger, als momentan. Weitere Gedanken erübrigen sich allerdings, da er sich wieder auf mich zubewegt, weswegen ich erleichtert meine Hand senke. Er kommt immer näher. Erschrocken zucke ich zusammen, als ich Ls leise Stimme vernehme. „Noch 10 Meter.“ Geduldig warte ich ab, bis er nah genug bei mir ist. L teilt mir mit, dass uns nur noch ein einziger Meter trennt, deswegen trete ich aus dem Schutz der Wände hervor und schlage ihm meine Knarre mit voller Kraft gegen die Schläfe. Bevor er überhaupt realisiert, wie ihm geschieht, packe ich ihn an seinen Schultern, drehe ihn um und drücke ihm das Tuch gegen den Mund und die Nase. Der Widerstand, der von ihm ausgeht, wird immer weniger, bis er schließlich völlig nachlässt. Auf seinen Stuhl binde ich ihn fest und benutze großzügig Klebeband, um ihn davon abzubringen, zu schreien, wenn er wieder zu Bewusstsein kommt. Als das geschafft ist, wische ich mir den Schweiß von der Stirn und gehe zum Notausgang mit der Aufschrift „2“. Dieser Gang ist ebenfalls in Dunkelheit gehüllt. Hatten die Kerle kein Geld für Glühlampen oder was? Achselzuckend betrete ich das Gebäude. Der schmale Flur hat eine beträchtliche Höhe, was mir die Sache mit dem Geheimgang erheblich erschwert. Außerdem kann ich kaum was sehen. Deswegen dauert es mehrere Minuten, bis ich die gesuchten Linien an der Decke entdecke. Scheiße, wie komme ich da jetzt hoch? Die Nutzung eines Stuhls wäre in diesem Fall viel zu offensichtlich und damit kontraproduktiv. Wenn ihn jemand findet, wird er sofort wissen, dass ich da hoch gegangen bin. Was könnte ich aber stattdessen tun? Fragend tippe ich mir auf die Stirn, bis mir schließlich eine Idee kommt. Oftmals habe ich Kinder gesehen, die sich zwischen Türen gestellt, ihre Füße dann links und rechts an den Pfosten gelegt haben und auf diese Weise hochgeklettert sind. Damit versuche ich mein Glück auch. Bei der Breite des Flures, bin ich gezwungen, meine Beine stark zu spreizen. Natürlich muss ich ausgerechnet jetzt an Matt denken. So‘ ne verfluchte Scheiße! Wenigstens hat’s was gebracht, auch wenn ich mir versehentlich den Kopf gestoßen habe. Den Schmerz ignorierend, versuche ich die abnehmbare Quadratplatte an der Decke hochzudrücken, ohne dabei herunterzufallen. Ich stöhne vor Erschöpfung, weil sie einfach nicht locker lassen will. Für eine Sekunde kann ich meinen Zorn darüber, dass das Scheißding nicht nachlassen will, nicht kontrollieren und schlage kraftvoll mit meiner Faust dagegen. Tatsächlich springt sie in die Höhe. Ich strecke meine Hände nach oben und ziehe mich dann hoch. Als ich oben angelangt bin, drücke ich die Quadratplatte wieder zurück an ihren Platz. Das erinnert mich alles an einen stinknormalen Dachboden, der nur endlos scheint und viel niedriger ist, wodurch ich gezwungen bin, gebeugt zu laufen. Stickige Luft, verstaubter Boden und Spinnenweben, wo man nur hinsieht. Jeder, der schon mal im Haus war, als jemand auf dem Dachboden herumgelaufen ist, weiß nur zu gut, wie deutlich man Schritte hören kann. Daher muss ich sehr langsam laufen und darauf achten, dass ich keinen unnötigen Lärm mache. Auf meinem Weg „begegne“ ich immer wieder solchen Platten, die man abnehmen kann. Jedes Mal laufe ich dann langsamer und lausche, ob ich jemanden hören kann. Meine Wanderschaft über den Räumlichkeiten des Mafiaclans dauert eine ganze Weile. Letztendlich entdecke ich die gesuchte Quadratplatte, die ich zögerlich hochhebe. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es 16:29 Uhr ist. Ich liege gut in der Zeit. Vorsichtig lass ich meinen Kopf nach unten gleiten, bis ich einen guten Blick auf den Raum habe. Sofort springt mir die einzige Kamera in dem kleinen Zimmer ins Auge. Wie komme ich da jetzt rein, ohne dass dieser Penner von Überwachungsmann, der im Raum nebenan ist, mich sieht? Ein winziger Moment der Unachtsamkeit seinerseits würde mir genügend Zeit verschaffen, mich in den Totenwinkel zu stellen. „Der Mann ist eben auf die Toilette gegangen.“, erklingt Ls Stimme in meinem Ohr. Schon im nächsten Augenblick befinde ich mich in der Ecke, wo mich die Kamera nicht erfassen kann. Schweiß tropft mir ununterbrochen von der Stirn und ich glühe regelrecht innerlich. Während des Toilettenganges des Mafiosos verharre ich geduldig an Ort und Stelle, bis sich seine nahende Rückkehr durch die Betätigung der Spülung ankündigt. „Warte noch kurz!“, ordnet L an und ich tue wie geheißen. Zwei weitere Minuten, in der ich das Tuch wieder mit Chloroform benässe, bis L das Okay zum Angriff gibt. Von meiner Ecke aus mache ich zwei kleine Schritte nach rechts -wobei mein Rücken dabei angespannt an der Wand angelehnt ist -, nehme entschlossen meine 9mm heraus und springe dann mit einem Satz in den Raum. „Keine Bewegung!“, befehle ich dem etwa 45 jährigen Mann, der ängstlich die Arme hebt. Man sollte meinen, ein Mafioso seines Alters hätte keine Angst vor einer Waffe, auch wenn sie den Tod symbolisiert. „Umdrehen!“, sage ich in einem harschen Ton und er zögert nicht, um dieser Anforderung nachzukommen. Ich drücke ihm meine Knarre vorsichtshalber in den Rücken, bevor ich ihm das Tuch auf Mund und Nase presse. Das erweist sich als nicht sonderlich schwer, weil er nicht viel größer ist als ich. Wie Roy wehrt sich auch er mit allem, was er hat, doch wieder ist der Kampf sinnlos. Nach einigen Sekunden verliert er das Bewusstsein. Auch ihn fessele und knebele ich an einen Stuhl. Die Monitore vor mir verschaffen mir einen guten Überblick über den gesamten Unterschlupf. Dabei stelle ich fest, dass so gut wie alle im Hauptaufenthaltsraum sind, sowie L gesagt hat. Nur im Nebenraum ist ein Mann, der allerdings mit dem Rücken zur Kamera steht. Matt entdecke ich unter ihnen auch nicht, weswegen ich erleichtert aufatme. Zielsicher verlasse ich den Überwachungsraum und betrete damit einen Raum, der aufgrund seiner nicht zu verachtenden Größe an eine Empfangshalle erinnert. Das Merkwürdige ist -von der Dunkelheit abgesehen-, dass er vollkommen leer ist. Das dunkle Bodenlaminat ist verdreckt und sieht schon ziemlich schäbig aus. Mehrere Kameras sind hier angebracht, die sehr gut sichtbar sind. Ich kann mir vorstellen, warum sie sich für solche entschieden haben, die einem sofort ins Auge springen. Meiner Fähigkeiten sei Dank, können mich die Kameras nicht mehr verraten. Diabolisch grinse ich in eine von ihnen. „Ihr werdet mich nie kriegen, ihr arschgefickten Bastarde!“ Am Ende des Raumes stehe ich einer breiten Tür entgegen. Behutsam lege ich meine Hand auf die Klinke, die ich runter drücke. Beim Eintreten spricht mir L ins Ohr. „Da kommt jemand. Mach dich aus dem Staub!“ Blitzschnell mache ich kehrt und visiere den Überwachungsraum an, in welchem ich geschwind verschwinde. Mit lautem Herzklopfen spioniere ich die sich nähernde Person durch das Schlüsselloch aus. Die Stimme des Mafiosos wird immer lauter, seine Schritte kommen immer näher. Nur eine Stimme ist vernehmbar. Ich nehme daher an, er wird telefonieren. Aus meinem Versteck sehe ich ihm dabei zu, wie er die breite Tür öffnet und sich dann allmählich auf mich zubewegt. Das dieser Scheißkerl ausgerechnet auf die glorreiche Idee kommen muss, in den Überwachungsraum zu gehen, ist mehr als nur Pech. Verdammte Scheiße, was mache ich jetzt? Immer deutlicher nehme ich das Geräusch wahr, dass durch das Landen seiner Springerstiefel auf den Laminat erzeugt wird. Er ist gleich hier. Automatisch laufe ich einige Schritte rückwärts. Schnell gehe ich dann wieder zurück in den kleinen Raum, durch den ich erst in diesen Überwachungsraum gekommen bin. Meine Hand drücke ich mir gegen den Mund, um keine verhängnisvollen Laute von mir zu geben. Dicht neben der Tür warte ich, mit meiner Pistole in der Hand, ab. Ich muss mich darauf einstellen, dass dieser Scheißkerl hier reinplatzt. Er ist gleich da. Ich kann ihn deutlich hören. Die Tür zum Überwachungsraum wird von ihm geöffnet. „Scheiße, was ist denn hier los?“, höre ich ihn schockiert sagen. Dieser Feigling hört sich verdammt ängstlich an. Und so ein Schlappschwanz will ein Mafioso sein! Ob ich ihn angreifen soll? Oder doch lieber abwarten, was er als nächstes tut? Fuck! Ich gehe verdammt nochmal daraus und blase ihm das Licht aus. Langsam drücke ich die Klinke nach unten und ziehe sie dann leicht auf mich zu. Doch bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzen kann, zieht er sich zurück. Vermutlich um den anderen von seiner Entdeckung zu berichten. Jetzt wird’s spannend. Hochkonzentriert liegt mein Blick auf der Tür vor mir. Die Zeit läuft mir davon! Wertvolle Sekunden schwinden dahin, in denen ich angespannt über mein weiteres Vorgehen grübele. Da mir nichts einfallen will, schlage ich meine Faust mit einem „Verflucht!“ gegen die rechte Wand. Dabei wird ein Geräusch erzeugt, dass mich sofort aufhorchen lässt. Sorgfältig schaue ich mir den eben geschlagenen Teil an. Wenn man ganz genau hinsieht, so erkennt man, dass diese Stelle ein kleines bisschen aus der weinroten Wand ragt. Zur Sicherheit klopfe ich nochmal mit meinem rechten Zeigefinger dagegen und sehe mich in meiner Annahme, dahinter befände sich ein Hohlraum, bestätigt. Die Frage ist nur noch, wie ich da reinkomme. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Jeden Moment werden irgendwelche Wichser hier reinspazieren und mich abknallen. Unter Zeitdruck renne ich wie ein Besessener durch den kleinen Raum und halte Ausschau nach einem Schalter oder ähnlichem, mit dem ich den Hohlraum komme. Dabei entdecke ich etwas Seltsames, dass sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Siegsicher grinse ich, als ich mich diesem Etwas nähere, das wie ein Hemdknopf aussieht, welchen man mit weinroter Farbe übermalt hat. Hoffnungsvoll drücke ich darauf…. Sofort klappt das Stück Wand um und ich blicke nur noch in einen kleinen quadratförmigen Geheimgang. Na, wer sagt’s denn!? Schnell bin ich darin verschwunden, als mir etwas durch den Kopf schießt. Genervt springe ich raus und renne schnell nochmal in den Überwachungsraum. Dort nehme ich mein Messer in die Hand und schneide alle Kabel, die mir in die Quere kommen, durch. Augenblicklich erlöschen alle Monitore und zufrieden renne ich wieder zurück zu dem Geheimgang. Noch bevor ich mich vollständig darein befördert habe, höre ich mehrere Personen, die sich mir schnell nähern. Hektisch rutsche ich weiter rein und finde im Inneren auch prompt einen Knopf, der das Ding wieder zuklappt. Kaum, dass das erledigt ist, krieche ich auf allen Vieren so schnell mich meine Knie voran tragen, durch den dunklen Gang. Die Stimmen, die vorhin noch wütend durch die Gegend gebrüllt haben, verblassen immer mehr. Das beruhigt mich etwas und ich bleibe kurz stehen, um durchzuatmen. Ich kann nicht glauben, dass ich hier tatsächlich eingebrochen bin, nur um Matt zu retten. Sollte ich diese Aktion lebend überstehen, dann kille ich ihn höchstpersönlich … soviel steht fest! Von der Ferne glaube ich Stimmen zu hören, die sich wie das leise Summen von Bienen anhören. Neugierig spitze ich die Ohren und versuche angestrengt, ein paar Wörter zu verstehen. Die Lautstärke ist jedoch so leise, dass ich nichts, aber auch gar nichts, verstehe. Aus diesem Grund krabbele ich weiter gerade aus. Je weiter ich gehe, desto deutlicher dringen die Stimmen an meine Ohren. Aufgrund dessen, lege ich mich flach auf den Boden und krieche mehr oder minder wie eine Schlange. Das ist zwar unter meiner Würde, aber solange mich niemand dabei beobachtet, ist das noch im Bereich der Akzeptanz. Ein paar Meter weiter und ich habe endgültig das Gefühl, direkt über den Leuten zu sein. Ich kann jedes Wort klar und deutlich verstehen. Karls Gebrüll ist das erste, was ich wahrnehme. Er befiehlt seinen Leuten, mich sofort zu ihm zu bringen, damit er mir eigenhändig das dürre Genick brechen kann. Das zaubert mir nur ein schadenfrohes Lächeln auf die Lippen. Wenn diese Witzfigur glaubt, er könne gegen mich ankommen, dann kann er mir schon fast wieder leidtun. Fast. Ab diesem Punkt weiß ich nicht weiter. Wie ich aus diesem Geheimgang wieder rauskommen soll, ist mir schleierhaft. Wirklich toll! Dieser Gang muss doch irgendwo hinführen. Ich versuche ganz ruhig zu bleiben, da hier nicht sehr viel Platz ist und die Gefahr besteht, dass ich Platzangst kriege und wie verrückt gegen die Wände haue. Daher atme ich ganz ruhig ein und aus, während ich vorsichtig den Boden, die Wände, als auch die Decke des quadratförmigen Geheimganges betaste. Ich übe leichten Druck auf diese aus, um zu checken, ob sie nachgeben. Fehlanzeige! Mir bleibt keine andere Wahl, als weiter den Gang entlang zu kriechen. Mich fortzubewegen wird immer anstrengender für mich. Zu allem Übel schwitze ich auch noch wie ein Schwein, weil die Temperatur hier drinnen schätzungsweise bei 3000 Grad liegt. Keuchend krieche ich durch den Gang, als ich plötzlich unter mir ein leises Knacken höre. Alles unter mir gibt langsam, aber sicher nach und ich fühle, wie ich immer mehr durchsacke. Mein Herz beginnt zu rasen. Ich kann mich nicht mehr halten. Und dann geschieht's; ich stürze ... „ahhhhhhhhhhhhh“ Schreiend pralle ich schmerzhaft auf den Boden auf. Verdammte Scheiße! Mit weit aufgerissenen Augen erhebe ich mich und sehe direkt in das Gesicht von Karl. „Hallo Mello, wie schön, dass du endlich zu uns gefunden hast. Wir haben dich schon sehnsüchtig erwartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)